HEYDENREICH

HANDBUCH DER PRAKTISCHEN GENEALOGIE

I. BAND

Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig

SEINER MAJESTÄT

FRIEDRICH AUGUST III.

KÖNIG VON SACHSEN

ALS BEITRAG ZUR FÖRDERUNG DES FAMILIENSINNES BEI ADEL UND BÜRGERTUM IN EHRERBIETUNG VOM

HERAUSGEBER UND VERLEGER GEWIDMET

ZWEITE, SEHR VERMEHRTE UND UMGEARBEITETE AUFLAGE

DER

FAMILIENGESCHICHTLICHEN QUELLENKUNDE

HERAUSGEGEBEN AUF VERANLASSUNG DER ZENTRALSTELLE FÜR DEUTSCHE PERSONEN- UND FAMILIENGESCHICHTE, SITZ LEIPZIG

L BAND

MIT XI TAFELN

Motto: Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt, Der froh von ihren Taten, ihrer Größe Den Hörer unterhält und still sich freuend Ans Ende dieser schönen Kette sich Geschlossen sieht. Goethe.

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HANDBUCH

DER PRAKTISCHEN

GENEALOGIE

VON

OBERREGIERUNGSRAT PROFESSOR

DR. phil. EDUARD HEYDENREICH

KGL. SACHS. KOMMISSAR FÜR ADELSANGELEGENHEITEN A. D.

IN VERBINDUNG MIT

DR. JUR. OTTO FREIHERRN VON DUNGERN

PROF. AN DER UNIVERSITÄT CZERNOWITZ

ARCHIVRAT DR. KARGE

KOL. PREUSS. STAATSARCHIVAR IN KÖNIGSBERG

GEH. MEDIZINALRAT DR. MED. ET PHIL. K. ROBERT SOMMER

PROF. DER PSYCHIATRIE AN DER UNIVERSITÄT GIESSEN

OTTO FORST-BATTAGLIA

IN WIEN

PROF. DR. PHIL. MUCKE

KONREKTOR AM OYMNASIUMALBERTINUM FREIBERG I. SA.

DR. PHIL. ARMIN TILLE

LANDTAOSBIBLIOTHEKAR IN DRESDEN

UND ZAHLREICHEN ANDEREN GELEHRTEN DES IN- U. AUSLANDES

MIT EINER EINLEITUNG VON

dr. phil. et ll. d. KARL LAMPRECHT

OEH. HOFRAT ORD. PROFESSOR DER GESCHICHTE AN DER UNIVERSITÄT,

I. BAND

MIT XI TAFELN

LEIPZIG

H. A. LUDWIG DEGENER

1913

Heil dem Manne, der die Blicke Gern zu seinen Ahnen kehrt, Seiner Väter soll sich freuen, Wer sich fühlt der Väter wert

H e s e k i e 1.

Am Baum der Menschheit drängt sich Blut' an Blüte,

Nach ew'gen Regeln wiegen sie sich drauf;

Wenn hier die eine matt und welk verglühte,

Springt dort die andre voll und prächtig auf;

Ein ewig Kommen und ein ewig Gehen

Und nun und nimmer träger Stillestand,

Wir sehn sie auf , wir sehn sie niedergehen;

Und ihre Lose ruhn in Gottes Hand.

Freiligrat h.

Copyright 1913 by H. A. Ludwig Degener.

Alle Rechte vorbehalten, auch das der Übersetzung und einschließlich der Länder, welche der Berner Konvention nicht angehören.

THE LIBRARY

BRIGHAM YOUNG UNIVERSITY

PROVO, UTAH

Einleitung.

Von Autor und Verlag bin ich gebeten worden, diesem Buche eine kurze Einführung vorzusetzen.

Ich tue dies gern aus dem Gesichtspunkte her, die Wichtigkeit der ge- nealogischen Studien einmal stärker hervorheben zu können. Alle soge- nannten Hilfswissenschaften unterliegen ja in der kulturgeschichtlichen Auf- fassung einer bestimmten Umbildung dahin, daß sie statt bloßer Disziplinen philologischen Charakters im eigentlich hergebrachten hilfswissenschaftlichen Sinne, vielmehr zu Teildisziplinen der historischen Forschung selbst erwachsen. Die früheste der historischen Hilfsdisziplinen, die diese Wandlung durch- gemacht hat, ist die Urkundenlehre gewesen. Man weiß, wie sie jetzt ein wichtiger Teil der verfassungsgeschichtlichen Studien ist, und es ist das Ver- dienst vor allen Dingen der österreichischen Schule der deutschen Geschichts- wissenschaft gewesen, diese Entwicklung glänzend durchgeführt zu haben.

Die zweite Disziplin, die diesen Weg gehen wird, wird die Genealogie sein. Mit ihr verknüpfen sich die wichtigsten historischen Probleme, welche unter dem Niveau der Verfassungsgeschichte in den tiefen und mehr elemen- taren Stockwerken gleichsam des historischen Geschehens verborgen sind; jene Probleme, welche die künftige geschichtliche Forschung, je mehr sie in elementare Gebiete vordringt, um so stärker in Anspruch nehmen werden: die Probleme der Blutsvererbung, überhaupt des physiologischen Zusammen- hangs der Menschheit, und damit die Probleme der natürlichsten mensch- lichen Gemeinschaften, insbesondere des Geschlechtes. Von den Entwick- lungsformen des Geschlechtes wird für ein Lehrbuch der deutschen Genea- logie besonders Sippe und Familie von Bedeutung sein. Die allgemeinen Übergangsformen, welche von der Sippe der Urzeit zu der strenggebundenen Familie des Mittelalters und von dieser herüber zu der Familie der Neuzeit führen, sind allerdings im allgemeinen bekannt. Aber sehr viel fehlt, daß sie schon im Detail erörtert worden wären, und noch mehr ist zu bedauern, daß die Kenntnis der Vorgänge auf diesem Gebiete eine verhältnismäßig ge- ring verbreitete ist, wie sie denn auch in dem Vortrag wie in der schriftlichen Darstellung der Verfassungsgeschichte regelmäßig zu kurz kommt.

Noch viel stärker in den allgemeinen historischen Zusammenhang tritt der Betrieb der Genealogie und der verwandten Fragen mit jener Zeit, in der sich aus dem engen Kreis der Familie das Individuum immer mehr zu emanzipieren beginnt; auf dem wirtschaftlichen Gebiete durch Teilungen und

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Abschichtungen des Familienvermögens, auf dem geistigen durch Emanzi- pation von Sitte und Auffassungsweise der Eltern und Ahnen. Die feinen Prozesse, welche sich auf diesem Gebiete in der deutschen Geschichte etwa vom vierzehnten Jahrhundert ab vollziehen, sind in ihren gröbsten Zügen allerdings auch noch durch die Untersuchung des Fortschritts auf dem Rechts- gebiete zum Verständnis zu bringen. Alle feineren Zusammenhänge dagegen fallen der nunmehr zur Familiengeschichte erweiterten Genealogie anheim. Über die Umwandlungen, welche bei diesen Vorgängen schon seit dem fünf- zehnten Jahrhundert, dann aber wiederum vornehmlich und in viel verstärk- terer Weise seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts die Familie erlebt hat, ist so wenig bekannt und vor allen Dingen so wenig in den Bestand der allgemeinen historischen Kenntnisse übergeführt, daß hier eine energische Vertiefung dringend geboten erscheint.

Übersieht man die soeben gemachten Beobachtungen, denen sich bei einer über Deutschland hinweg erstreckten Betrachtung noch eine Reihe an- derer gleich wichtiger hinzufügen ließe, so versteht man, wie ein Lehrbuch der Genealogie heute in aller Breite unterrichten muß. Soweit das Indivi- duum in Betracht kommt, sind es namentlich bei den kulturgeschichtlichen Problemen die physiologischen, die Vererbungsfragen, welche einer Erwei- terung bedürfen. Soweit die natürlichen menschlichen Gemeinschaften in Frage stehen, handelt es sich um Probleme der Soziologie vom entwicklungs- geschichtlichen Standpunkte. Es ist dringend zu wünschen, daß auf allen diesen Gebieten und in all diesen Richtungen eingehend im Sinne von Bei- trägen zur Kulturgeschichte des deutschen Volkes gearbeitet werde, und es besteht dem Schreiber dieser Worte kein Zweifel darüber, daß das vorliegende Handbuch zur Einführung in die genannten Probleme von außerordentlicher Wichtigkeit sein kann.

K. Lamprecht.

Aus dem Vorwort der ersten Auflage.

In gotis namen amen. Wenn alle ding, so gesehen in der zeit, sich verrücken und verlaufen, dieweil das menschliche gedechtnus mit manch geschieht und sorgnis gehindert ist: dorumb hat des menschen synn erdacht, was do geschiet von den vorderen, daß man daz beveste mit der schrift oder mit warem gezygnisse den nachkomelingen zu irkennen. So bleibet es bey der warheit und ewiglichen ungeletztheit.

Anfang einer alten Urkunde nach Bernhard Koerner

im Vorwort zum 7. Bande (1900) des Genealogischen

Handbuches bürgerlicher Familien.

Wie man familiengeschichtliche Forschungen unternehmen soll und schließlich zu einer das gesammelte Material zusammenfassenden, lesbaren Darstellung gelangen kann, ist in neuerer Zeit wiederholt in Kürze aus- einandergesetzt worden. In besonders glücklicher Weise geschah dies in der kleinen, sehr populär gehaltenen Schrift von W. L. Freiherrn von Lütgen- dorff-Leinburg, „Familiengeschichte, Stammbaum und Ahnenprobe. Kurz- gefaßte Anleitung für Familiengeschichtsforscher", Frankfurt a. M., Verlag von Heinrich Keller.

Eine einigermaßen erschöpfende, die einschlagenden Fragen kritisch er- örternde familiengeschichtliche Quellenkunde gab es bis jetzt nicht. Die Zahl der Familienforscher ist in den letzten Jahren sehr gestiegen, das Be- dürfnis nach umfassenden Quellennachweisen und brauchbaren bibliographi- schen Zusammenstellungen sowie nach kritischen Orientierungen immer dringender geworden; wenn nicht alle Zeichen trügen, wird sich in Zukunft die Zahl der Familienforscher namentlich aus bürgerlichen Kreisen noch stark vermehren. Der Unterzeichnete hat daher einen Versuch gewagt, diese Lücke auszufüllen. Er hat sich bestrebt, keine für den Familienforscher irgendwie wichtige Quellenart zu übergehen; denn es ist völlig richtig, was von Schlechta-Wssehrd im Monatsblatt der K. K. Heraldischen Gesellschaft „Adler" III, 1891, Seite 49, bemerkt: „Für den genealogischen Forscher ist die Benutzung möglichst vieler Hilfsquellen die wesentlichste Bedingung einer gediegenen Facharbeit." Dem Unterzeichneten lag es ganz fern, bloß für einen einzelnen Stand, z. B. etwa nur für den Adel, zu schreiben, dessen Bedürfnissen er allerdings ausführlich Rechnung getragen hat. Vielmehr will

er die Quellen der Familiengeschichte für alle Stände angeben; er bietet daher auch für bürgerliche und bäuerliche Geschlechter alle nötige die Quellen betreffende Auskunft, wie er andererseits über die regierenden Herrscherhäuser die genealogische Literatur in größerem Umfang nachweist, als dies bisher irgendwo geschehen ist. Im Mittelpunkte der Darstellung stehen Deutschland und Österreich-Ungarn. Aber auch die übrigen euro- päischen Staaten sind ausführlich behandelt, und selbst über außereuropäische Verhältnisse, die für den Familienforscher in Betracht kommen, finden sich Nachweise.

Speziell habe ich alle Quellen und Hilfsmittel berücksichtigt, welche der im Königreich Sachsen Staatsangehörige Adel, einschließlich des aus Polen stammenden, in die Lage kommen kann zu dem Zwecke zu gebrauchen, daß er gemäß dem Gesetze vom 19. September 1902 seinen Adel zur Eintragung in das sächsische „Adelsbuch" (Adelsmatrikel) nachweist.

Die folgenden Erörterungen und bibliographischen Nachweise sind in erster Linie für diejenigen bestimmt, welche eingehendere historische Studien nicht getrieben haben. Doch wird auch der Historiker von Fach gar manches bequem zusammengestellt finden, was er sich erst mit großem Zeitaufwand suchen müßte. Denn sowohl meine gegenwärtige öffentliche Stellung, als auch mein früheres archivalisches Amt gaben mir Gelegenheit, aus dem Vollen zu schöpfen und auch zu dem geistreichen, noch immer klassischen Werke von Ottokar Lorenz, Lehrbuch der gesamten wissenschaftlichen Genealogie (Berlin 1898) Ergänzungen zu bieten. Insbesondere enthalten die bibliographischen Angaben Nachträge zu Dahlmann-Waitz-Branden- burgs Quellenkunde zur Deutschen Geschichte, die bei vielen Vorzügen doch gerade über Familiengeschichte, wie ich in meiner Anzeige der neuesten Auflage in der Berliner Zeitschrift für das Gymnasialwesen, herausgegeben von H. J. Müller, Jahrgang 1905, Seite 440—446 und Jahrgang 1906, Seite 736—738 näher begründet habe, äußerst lückenhaft ist. Es war mein Bemühen, durch Rücksicht auf kulturgeschichtliche Momente und dadurch, daß ich die Quellen gelegentlich selber sprechen ließ, den an sich etwas trockenen Gegenstand möglichst zu beleben. Die eingelegten Proben des Wortlautes einzelner interessanter Quellenstücke sollen dem Neuling auf diesem Gebiet die Orientierung erleichtern. Die Auswahl des Stoffes, ins- besondere der bibliographischen Nachweise ist in der Weise getroffen, daß auch diejenigen Familienforscher, welche fern von Bibliotheken und Archiven wohnen, durch die vorliegenden Zusammenstellungen in ihren Studien ge- fördert werden. Man wird aus meiner Arbeit entnehmen können, welche Bücher man sich von einer Bibliothek oder einem Buchhändler bestellen bzw. welche archivalischen Quellen man einsehen muß, um in den familien- geschichtlichen Studien vorwärts zu kommen. Aus der Geschichte einzelner Familien habe ich zur Charakterisierung des quellenkundlichen Materials und der familiengeschichtlichen Methode eine Anzahl Spezialitäten aufgenommen; diese waren zum Teil bisher nicht gedruckt.

Zum Schlüsse dieser Vorbemerkungen möchte ich die Worte wieder-

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holen, die einer unserer bedeutendsten Historiker, der selbst um Familien- geschichte rühmlichst verdiente Geheime Archivrat Dr. H. Grotefend in Schwerin, in seiner Arbeit über Stammtafeln (Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, 70. Jhrg., Schwerin 1905, Seite 1 ff.) hinsichtlich des Wertes der Geschlechtserforschung gesprochen hat:

„Es ist ein erfreuliches Bild, daß in einer Zeit, die voll ist von zer- setzenden gesellschaftsfeindlichen Bestrebungen, sich überall der Familien- sinn geltend macht, und daß in adligen wie in bürgerlichen Familien der Wunsch hervortritt, sich fester aneinander zu schließen, um in der Familie den festen Halt zu gewinnen, den bei der größeren Zerstreuung über das, gottlob!, geeinte Deutsche Reich das einzelne Familienmitglied leicht zu ver- lieren Gefahr läuft."

„Gerade in unserer Zeit, wo durch einseitiges und übermäßiges Hervor- heben des Einzelwesens und seiner vermeintlichen Rechte das Gesamtleben in seinen Wurzeln mehr und mehr verletzt wird, in einer Zeit, wo mehr als jemals die Selbstsucht über den Gemeinsinn zu siegen sucht, ist die Flucht in die Familie und die Einkehr in ihre Geschichte gewiß die reinste und ergiebigste Quelle des Mutes für den, der noch selbstlos genug ist, die Interessen einer Gemeinschaft über die Interessen der sie bildenden Einzel- wesen zu stellen."

„Die Familie ist die erste und ursprüngliche Gemeinschaft im Leben, sie ist die Grundlage und das Vorbild aller gesellschaftlichen und staat- lichen Gemeinsamkeitsgebilde. Sie ist daher auch am ersten geeignet, wenn nur der gute Wille nicht fehlt, dem Menschengeiste auf dem Fluge zum Idealen die Schwingen zu stählen, ihn stark zu machen für den Kampf mit dem einzelnen Ich, das sich groß zu machen sucht gegenüber dem doch zumeist, wenn nicht allein berechtigten Wir der Gemeinschaft, in die es gestellt ist."

„Man sehe daher nicht mit spöttischem Lächeln, wie es so oft in den Kreisen der sogenannten Gebildeten geschieht, auf das Treiben derer hin, die sich bestreben, das Dunkel zu klären, das etwa über der Herkunft ihrer Familie ruht, die Glied um Glied ihre Vorväter und deren Abkömmlinge aneinander reihen, um zu wissen, mit wem zum gemeinsamen Kampf des Lebens das Schicksal sie am meisten verbunden hat."

„Alle die sich so bestreben, wollen ja teil haben an dem Segen, den Goethe durch den Mund der Iphigenie über sie ausspricht":

„Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt, Der froh von ihren Taten, ihrer Größe Den Hörer unterhält und still sich freuend Ans Ende dieser schönen Reihe sich Geschlossen sieht."

Vorwort zur zweiten Auflage.

Rühmlich, christlich, auch tröstlich ist, Daß man zu keiner Zeit vergißt Der alten, lieben Vorfahren, Die vor uns in dem Leben waren.

Die erste Auflage des vorliegenden Buches war nach zwei Jahren ver- griffen. Dieser Erfolg mußte mich antreiben, es immer mehr zu vervoll- kommnen.

Vor allem suchte ich einem von den Familiengeschichtsforschern seit langer Zeit lebhaft empfundenen Bedürfnis abzuhelfen, indem ich eine Zu- sammenstellung der familiengeschichtlichen, genealogischen, sphragistischen und heraldischen Sammlungen in Bibliotheken, Museen und Archiven be- schaffte. Die sehr zahlreichen Zirkulare und Briefe, welche ich an die einschlagenden Sammelstellen versandte, wurden von deutschen und aus- ländischen Gelehrten in mehr oder weniger ausführlicher Weise durch Nach- richten über meist unbekanntes Material beantwortet. So habe ich besondere Abschnitte über die familiengeschichtlichen Materialien in Bibliotheken, Museen und Archiven aufgenommen. Das auf solche Weise dargebotene Archivlexikon, welches die familiengeschichtlichen Materialien in den Archiven nachweist, kann als eine Neubearbeitung, soweit im weitesten Sinne Familien- geschichte irgendwie in Betracht kommt, von Burkhardts Hand- und Adreß- buch der deutschen Archive (Leipzig 1887) angesehen werden; es berück- sichtigt aber über den Bereich des Burkhardtschen Buches hinaus auch die übrigen Länder Europas.

Durch das liebenswürdige Entgegenkommen hervorragender Gelehrter wurde ich ferner in die Lage versetzt, einige neue größere Abschnitte auf- zunehmen. Herr Freiherr Dr. von Dungern, Professor an der Universität Czernowitz, steuerte einen solchen über Genealogie und Rechtswissenschaft, Herr Otto Forst in Wien, der während der Drucklegung dieses Buches den Namen Forst-Battaglia annahm, einen über genealogische Tabellen bei. Herr Archivrat Dr. Karge, Kgl. Preußischer Staatsarchivar in Königsberg, behandelte die Literatur über die Geschichte des Adels in Rußland; Herr Konrektor Prof. Dr. Mucke in Freiberg, slawische Wörterbücher, Glossare und Genealogien. Herr Geheimer Medizinalrat, Universitätsprofessor Dr. Sommer in Gießen stellte eine Arbeit „Familiengeschichtliche Quellenkunde in der Psychiatrie und

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Anthropologie" und Herr Landtagsbibliothekar Dr. Tille eine solche über Genealogie und Sozialwissenschaft zur Verfügung. Ich selbst fügte das neue Kapitel „Familiengeschichte und Topographie" hinzu. Ganz besonders wertvoll ist es, daß Herr Geheimer Hofrat Dr. Lamprecht, Ord. Prof. der Geschichte an der Universität Leipzig, die Güte hatte, eine Einleitung zu dem vorliegenden Werke zu schreiben. Allen diesen hervorragenden Gelehrten sage ich für ihre wertvolle Unterstützung auch an dieser Stelle meinen besten Dank.

Außerdem habe ich diese zweite Auflage vermehrt durch Abschnitte über Königs- und Echte-Briefe, Partezettel, Patenzettel, Totenzettel, Konzil- und Synodalakten, Vasallentabellen, Subskribentenlisten, Eidbücher, Lehnsakten, Deduktionsschriften, ferner durch einen Abschnitt über Familienfideikommiß- akten, dem die Literatur über Familienfideikommisse vollständiger, als irgend- wo sonst geschehen ist, beigegeben wurde, durch eine parallel zu den die Universitäten betreffenden Nachweisen gearbeitete Zusammenstellung der Verzeichnisse von Schülern und Lehrern an deutschen Mittelschulen, durch eine Liste von Alten-Herren-Verzeichnissen, durch einen Abschnitt über Standesbücher der deutschen Fürstenhäuser. Wesentlich erweitert ist ferner der Abschnitt über die Kirchenbücher, insbesondere durch Nachweise über die Buchungen der Juden sowie überhaupt aller Personen in nicht christlichen Gebieten und die Abschnitte über die Kalender und über das Porträt. Stark vermehrt sind ferner in dem Kapitel über Heroldsämter und verwandte Be- hörden die Abschnitte über Württemberg, Italien und Ungarn. Gänzlich umgearbeitet wurde der Abschnitt über Polen, wobei der in Sprache und Literatur Polens wohlbewanderte Herr Otto Forst in Wien mich gütigst unterstützte. Die Übersicht über die Dialektwörterbücher wurde auf die außerdeutschen Staaten germanischer Zunge und auf die romanischen und slawischen Länder ausgedehnt. Die Sammlung familiengeschichtlichen Materials habe ich durch einen neu hinzugekommenen Anhang an der Hand eines konkreten Beispieles: „Familie Heydenreich, von Heydenreich" erläutert.

Bei den zahlreichen Beziehungen der Familiengeschichte zur Orts- und Landesgeschichte bieten die im Text und in den Anmerkungen zusammen- gestellten zahlreichen bibliographischen Nachweise auch für Orts- und Landes- geschichte vielfache Fingerzeige. Dies wird namentlich dem Lokalhistoriker erwünscht sein. Denn während für die deutsche Landesgeschichte in der soeben von Herre neu herausgegebenen Quellenkunde von Dahlmann- Waitz ein ausgezeichnetes bibliographisches Hilfsmittel vorliegt, fehlt ein für die deutsche Ortsgeschichte umfassendes bibliographisches Werk; nur für eine geringe Anzahl von Orten sind einzelne brauchbare Bibliographien erschienen. Das alphabetische Register des vorliegenden Werkes verweist auf die Stellen, wo für ortsgeschichtliche Studien einschlagende Literatur verzeichnet ist.

Die Anordnung des massenhaften Stoffes ist verbessert. Es empfiehlt sich für den Familienforscher, ehe er an die handschriftlichen Quellen heran- tritt, sich aus der gedruckten Literatur zu überzeugen, was über sein Ge- schlecht bereits durch den Druck veröffentlicht ist. Auf solche Weise ver-

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meidet er es, eine schon von einem anderen geleistete Arbeit unnötigerweise abermals vorzunehmen. Mit Rücksicht hierauf ist das Kapitel über die bibliothekarischen Hilfsmittel an den Beginn des Buches gestellt. Dagegen ist das Kapitel über Kirchenbücher und Standesamtsregister, sowie der Ab- schnitt über Gebetsverbrüderungen, Nekrologien und verwandte Quellen des Mittelalters den Erörterungen über die archivalischen Hilfsmittel eingereiht. Außerdem wurde eine Anzahl Umstellungen vorgenommen, so ist z. B. der Abschnitt über Mittelnamen jetzt nicht mehr als Anhang zu der Besprechung der Kirchenbücher, sondern als Teil des Kapitels über die Eigennamen ge- geben. Bei einer Reihe von Werken boten sich mehrere Kapitel dar, in denen sie erwähnt werden konnten; doppelte Zitierung war aber mit Rück- sicht auf den verfügbaren Raum tunlichst zu vermeiden. So werden z. B. archivalische Hilfsmittel, wenn sie durch den Druck bekannt gegeben sind, zu bibliothekarischen und können an beiden Stellen gesucht werden. Im Zweifelsfalle sorgt das ausführliche Register, welches für beide Bände dem zweiten beigegeben ist, für das rasche Auffinden von Einzelheiten.

Das Buch ist aus der Praxis hervorgegangen und für die Praxis be- stimmt. Ein Handbuch der theoretischen Genealogie, das wir in dem „Lehrbuch der gesamten wissenschaftlichen Genealogie" von Ottokar Lorenz (Berlin 1898) bereits besitzen, will mein „Handbuch der prak- tischen Genealogie" nicht sein. Zu einer streng theoretisch-systematischen Anordnung konnte ich mich nicht entschließen, weil die gute Aufnahme der ersten Auflage bewiesen hat, daß ich im allgemeinen für den Zweck meiner Arbeit den richtigen Weg eingeschlagen habe, und weil ich fürchtete, daß eine rein theoretisch-systematische Anordnung des vielgestaltigen Stoffes die praktische Brauchbarkeit meines Buches beeinträchtigen würde.

Die Übersichtlichkeit ist durch Inhaltsangaben auf dem oberen Rande jeder Seite und auf dem Seitenrande bei Beginn eines neuen Abschnittes erhöht worden. Der Übersichtlichkeit dient auch der Wechsel von größerer und kleinerer Schrift, durch den ein Werturteil nicht ausgesprochen sein soll.

Die gesamte erste Auflage der Familiengeschichtlichen Quellenkunde ist einer gründlichen, allen Bemerkungen der Kritik gewissenhaft nachgehenden Umarbeitung unterzogen worden. Im Zweifelsfalle, z. B. wenn der eine Kritiker das volle Gegenteil von dem wünschte, wie ein anderer, habe ich mich nach dem Urteile genealogischer Fachleute von anerkanntem Ruf und langjähriger praktischer Erfahrung gerichtet. Die inzwischen erschienene Literatur habe ich in den Text hineingearbeitet und an den zuständigen Stellen nachgetragen.

Durch alle diese Änderungen, Umarbeitungen und Erweiterungen ist ein ganz neues Buch entstanden, dem daher auch ein neuer Haupttitel ge- geben wurde.

Die Erfahrungen, die ich als Archivar der Stadt Mühlhausen in Thüringen, als Kommissar für Adelsangelegenheiten im Kgl. Sächsischen Ministerium des Innern, als Generalsekretär der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte in Leipzig und als Dozent für Genealogie an dem von

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Herrn Geheimen Hofrat Prof. Dr. Lamprecht geleiteten, der Universität Leipzig angegliederten Kgl. Sächsischen Institut für Kultur- und Universal- geschichte gesammelt habe, sind dem vorliegenden Werke nützlich gewesen. Folgende Herren hatten die Güte, zur 2. Auflage meines Buches mir Material zur Verfügung zu stellen: Archivrat Prof. Dr. Albert in Freiburg i. Br. Das Amt der evangelischen Gemeinde in Aachen. Oberpfarrer Dr. Arndt in Halberstadt. Archivar v. Arnswaldt in Leipzig. Stadt- archivar Prof. Dr. Ar ras in Bautzen. Zweiter Direktor der kgl. preußischen Staatsarchive Geheimer Archivrat Dr. Bailleu in Charlottenburg. Direktor des Landesarchivs der grod- und landesgeschichtlichen Akten Dr. Balzer in Lemberg. Archivrat Prof. Dr. Bangert in Rudolstadt. Bibliothekar Dr. Barth in Zürich. Archivdirektor Geheimer Archivrat Dr. Bär in Coblenz. Staatsarchivar Prof. Dr. Bärwinkel in Sondershausen. Ver- lagsbuchhändler Freiherr von Berchem in München. Bibliothekar Dr. Bemmann in Dresden. Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier in Berlin. Archivrat Dr. Berkemeier in Bückeburg. Stadtarchivar Dr. Berns in Leeuwarden. Archivrat Staatsarchivar Dr. Beschorner in Dresden. Prof. Dr. Bess an der Universitätsbibliothek in Halle a. S. Stadtbiblio- thekar und Stadtarchivar Prof. Dr. Binz in Mainz. Staatsarchivar Dr. Bippen in Bremen. Pfarrer Dr. Blanckmeister in Dresden. Ober- bibliothekar Geheimrat Dr. von Bojanowski in Weimar. Amtsgerichts- rat Bötti eher in Frankfurt a. O. Geheimer Hof rat Direktor der Uni- versitätsbibliothek in Leipzig Dr. Boysen. Archivrat Staatsarchivar Dr. Brabant in Dresden. Archivdirektor Dr. Breitenbach in Amberg. Geheimer Archivrat Landesarchivdirektor Prof. Dr. Bretholz in Brunn. Direktor des Ritterschaftsarchivs Baron Bruiningk in Riga. Archivdirektor Dr. von Buchwald in Neustrelitz. Prof. Dr. Cascorbi in Hann.-Münden. Amtsgerichtsrat Conrad in Berlin. Prof. Dr. Crallis in Hermannstadt in Siebenbürgen. Augenarzt Dr. Crzellitzer in Berlin. Bibliotheksdirektor Prof. Dr. Curtius in Lübeck. Verlagsbuchhändler Herrn. A. L. Degener in Leipzig. Archivrat Dr. Destouches, Direktor des Stadtarchives in München. Archivar Dr. De vrient in Leipzig. Archivdirektor Dr.Dieterich in Darmstadt. Stadtarchivar Dr. D irr in Augsburg. Stadtarchivar Gymnasial- Oberlehrer Dreher in Friedberg. Landesbibliothekar Dr. Dunckelmann in Rostock. Bruno Emmert in Arco. Direktor D. G. v. Epen des Centraal Bureau vor Genealogie en Heraldiek in s'Gravenhage. Geheimer Regierungsrat Bibliotheksdirektor Dr. Ermisch in Dresden. Bibliothekar Dr. Fabricius in Marburg a.L. Reichsarchivar Dr. Feith in Groningen. Bibliothekar Fey in Kassel. C. H. A. Finster in Düsseldorf-Oberkassel. Bibliothekar Dr. Finster-Benzon in Kiel f. Rechtsanwalt Dr. Fischer in Berlin. Dr. Flodmark vom Stockholmer Staatsarchiv.— Otto Forst-Battaglia in Wien. Stadtgemeinde Frankenthal (Rheinpfalz). Dr. Friberg in Lin- köping.— Geheimer Archivrat Archivdirektor Prof. Dr. Friedensburg in Magde- burg.— Reichsarchivar Archivdirektor Dr. Fruin in Middelburg. Ritter- schaftliches Mitglied der Ersten Kammer und des Denkmalrates für Württemberg

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Friedrich Freiherr von Gaisberg-Schöckingen auf Schöckingen. A. Frei- herr von Gemmingen in Bingen a. Rh. Baron A. von Ger net in St. Peters- burg. — Staatsarchivar Dr. Glück in Würzburg. Fritz Ginsberg in Berlin.— Fabrikant Maximilian Graff in Iserlohn. Geheimer Regierungsrat Grimm in Kassel.— Regierungsrat Dr.Gritzner, Kommissar für Adelsangelegenheiten in Dresden. Stadtarchivar Dr. Gundlach in Kiel.— Stadtarchivar Gutbier, Ehrenbürger der Stadt Langensalza. Oberst a. D. Freiherr von Gutten- berg in Steinenhausen. Pfarrer Lic. theol. Hackmann in London. Staatsarchivdirektor Dr. Hagedorn in Hamburg. Schriftsteller und Re- dakteur Hager in Basel. Generalmajor d. R.-St. Handel-Mazetti, Kon- servator der K. K. Zentralkommission in Linz. Dr. Handwerker von der Universitätsbibliothek in Würzburg. Direktor des Dansk Genealogisk Institut Th. Hauch-Fausboll in Kopenhagen. Abt Willibald Hau thaler in Salz- burg. — Archivdirektor Dr. Hauviller vom Staatsarchiv in Metz. II. Staats- archivar Dr. Hegi vom Staatsarchiv in Zürich. Stadtarchivar Heineck in Nordhausen. Archivrat Staatsarchivar Dr. Heinemann in Magdeburg. Ritterschaftssekretär Baron von Heller in Mitau. Redakteur Dr. Helmolt in Bremen. Staatsarchivar Dr. Henne am Rhyn in St. Gallen. Arzt Dr. Her dt mann in Senftenberg. Kantonsbibliothekar und Staatsarchivar Dr. Herzog in Aarau. Carl von Hesse in St. Petersburg. Rechtsanwalt Dr. Ernst Hey den reich in Leipzig. Oberstleutnant Heye in Straßburg i.E. Vorstandsmitglied des Vereins „Herold" Prof. Hildebrandt in Berlin. Schriftführer der K. K. Gesellschaft „Adler" Dr. Höfflinger in Wien. Prof. Dr. Hölscher in Goßlar. Archivrat Staatsarchivar Dr. Hoogeweg in Hannover. Bibliothekar Dr. Hoppe in Berlin. Dr. Aug. Hub er vom Staatsarchiv in Basel. Archivrat Dr. Jacobs in Wernigerode. Prof. Dr. Jecht in Görlitz. Geheimer Archivrat Archivdirektor Dr. Joachim in Königsberg. Archivdirektor Prof. Dr. Jung in Frankfurt a. M. Archiv- direktor Dr. Kaiser in Straßburg. Baron von Kapherr-Lockwitz auf Lockwitz. Wirklicher Hofrat Archivdirektor Dr. Kärolyi in Wien. Städtischer Bibliothek- und Archivdirektor Dr. Kunz von Kauffungen in Metz. Kammerherr Dr. jur. et phil. Kekule von Stradonitz in Berlin-Lichterfelde. Dr. Anton Kern in Graz. Direktor Prof. Dr. W. von Ketrzynski in Lemberg. Bibliothekdirektor Prof. Dr. Keysser in Köln. Prof. Dr. Khull-Kholwald in Graz. Postsekretär Kieskalt in Nürnberg. Geheimer Archivrat Archivdirektor Dr. Kiewning in Det- mold. — Major a. D. Kirchenpauer von Kirchdorff in Meißen. K. K. Staatsarchivdirektor Dr. Klaar in Innsbruck. J. G. Klamroth in Halberstadt. Prof. Dr. Knauth in Freiberg i. S. Museumsdirektor Dr. Koetschau in Berlin. Dr. Kohfert an der Rostocker Universitäts- bibliothek. — Geheimer Archivrat Archivdirektor a. D. Dr. Könnecke in Mar- burg a. L. Prof. Dr. Koppel in Dresden. Staatsarchivar Dr. Kretzsch- mar in Lübeck. Amtsgerichtsrat Krieg in Sangerhausen. Oberbiblio- thekar Prof. Dr. Kroker in Leipzig. Archivdirektor Dr. Kruse h in Osna- brück. — Archivdirektor Dr. Krzyganowski in Krakau. Stadtarchivar

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Prof. Dr. Kubo in Frankfurt a. O. Stadtarchivar Prof. Dr. Langer in Zwickau. Dr. Längin von der Großherzoglichen Hof- und Landesbibliothek in Karlsruhe. Bibliothekar Dr. Sigrid Leijonlmfoul in Stockholm. J. F. Lentz-Spitta in Iserlohn. Stadtbibliothekar und Stadtarchivar Dr. A. Löckle in Ulm. Prof. Dr. Loebe in Putbus. Staatsarchivar Dr. Loewe in Breslau. Bibliothekar Dr. Lüdtke an der Universitätsbibliothek in Kiel. Hofrat Universitätsprofessor Dr. Luschin von Ebengreuth in Qraz. Konsistorialsekretär Machholz in Magdeburg. Stadtarchivar Dr. Mack in Braunschweig. Staatsarchivdirektor Dr. Malagola f in Venedig. Geheimer Archivrat Archivdirektor Dr. Meinardus in Breslau. Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Menadier in Berlin. Archivdirektor Dr. Mentz in Colmar. Prof. Dr. Meyer von Knonau in Zürich. Dr. Mönch in Basel. Archivdirektor Dr. Muller in Utrecht. Oberstaatsarchivar Dr. Nagy vonTasnädin Budapest. Oberarchivar Nanav in Wien. Bibliothekar und Archivar Dr. Neubauer in Magdeburg. Geheimer Regierungsrat Nitzsche in Altenburg. Das Nürnberger Nationalmuseum. Studienrat Ob er mai er in Regensburg. Major a. D. von Obernitz in Potsdam. Kreisarchivar Dr. Oberseider in Speier. Dr. Obner von der K. K. Studienbibliothek in Klagenfurt. Geheimrat Archivdirektor Dr. Obs er in Karlsruhe. Bibliothekdirektor Dr. Freiherr von Orgies-Rutenberg in Berlin. Freiherr von Pack in Wesel. Prof. Dr. Pfaff von der Universitäts- bibliothek zu Freiburg i. Br. Geheimer Archivrat Archivdirektor Prof. Dr. Philippi in Münster. Direktor des Münzkabinetts Universitätsprofessor Dr. Pick in Gotha. Stadtarchivar Dr. Pick in Aachen. Die Museums- verwaltung in Pilsen. Geheimer Archivrat Archivdirektor Prof. Dr. Prümers in Posen. Der Magistrat der Kreishauptstadt Regensburg. Haalschreiber Reichert in Schwäbisch-Hall. Staatsarchivar Dr. Richter in Koblenz. Das K. K. Gymnasium in Ried. Archivrat Staats- archivar Dr. Rieder in München. Konservator Rooses am Museum Plantin-Moretus in Antwerpen. Museums- und Archivdirektor van Rooyen in s' Gravenhage. Archivdirektor Prof. Dr. Rubel in Dortmund. Archivrat Dr. Rübsam in Regensburg. Stadtarchivar und Biblio- thekar Dr. Schiess in St. Gallen. Oberlandesgerichtsrat Schilling- Trygophorus in Darmstadt. Dr. Schindler vom Zentralarchiv des deutschen Ritterordens in Wien. Prof. Dr. Schlecht in Dillingen. K. K. Bezirkshauptmann a. D. von Schlechter in Lomnitz (Popelka). Prof. Dr. Schmertosch von Riesenthal in Leipzig. Pastor em. Dr. Schmidt in Halle. Pfarrer Schmidt in Kailehne (Altmark). Archiv- direktor Archivrat Dr. Schmidt in Schleiz. Archivdirektor Geheimrat Dr. Schneider in Stuttgart. Vorsitzender des Vereins für Hamburger Geschichte Dr. Schrader in Hamburg. Archivrat Dr. Schreiber in Amorbach. Praktischer Arzt Dr. med. E. Schrempf in Gumbinnen. Prof. Dr. von Schubert-Soldern in Dresden. Dr. von der Schulen- burg in Hamburg. Archivdirektor Schulz in Prag. Direktor der Universitätsbibliothek Dr. Schulze in Königsberg i. Pr. Archivdirektor

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. jj

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Dr. Schuster in Charlottenburg. Pastor Lic. theol. Seh wen in Freiberg i. Sa.

Kreisarchivar Dr. Sebert in Bamberg. Prof. Dr. Seedorf von der Stadtbibliothek in Bremen. Geheimer Archivrat Archivdirektor Dr. Sello in Oldenburg. Vorsitzender des Mannheimer Altertumsvereins vonSeubert. _ Oberbibliothekar Prof. Dr. St ei ff in Stuttgart, Rabbiner Dr. Stein in Dresden. Georg Thi er er in Ulm. Der Magistrat der Stadt Thor n,

Ernst Tode in München. Staatsarchivar Prof. Dr. Tür ler in Bern, _ Stadtarchivar Prof. Dr. Uhle in Chemnitz. Niederösterreichischer Landesarchivar Dr. Vancsa in Wien. Dr. Adolf von den Velden in Weimar. Kgl. Staatsarchivar Geheimer Archivrat Dr. Veltman in Wetzlar,

Das Staatsarchiv in Venedig. Prof. Dr. Julius Vogel, Direktor des Museums der bildenden Künste in Leipzig. Archivdirektor Dr. Wächter in Aurich. Stadtarchivar Dr. Wagner in Göttingen. Geheimer Archiv- rat Archivdirektor Dr. Wagner in Wiesbaden. Archivar Dr. Hans Walter in Berlin. Geheimer Archivrat Archivdirektor Prof. Dr. Wäschke in Zerbst. K. Wilh. Weber in Hannover. Archivar Dr. Wecken in Leipzig. Stadtarchivar Prof. Dr. Weckerling in Worms. Prof. Dr, Weerth in Detmold. Rechtsanwalt Dr. Weiß in Baden-Baden. Direktor des Stadtarchivs Prof. Dr. Wen dt in Breslau. Prof. Dr. Weyhe in Dessau. Der Stadtrat von Wiener-Neustadt. Archivar Dr. Wiersum in Rotterdam. Rabbiner Dr. Winter in Dresden. Stadtarchivar Dr. Wintruff in Mühlhausen in Thüringen. Geheimer Regierungsrat Direktor der Universitätsbibliothek Dr. Wolfram in Straßburg i. E. Landesarchivar Dr. Zibermayr in Linz.

Die Anregungen der Kritik wurden gewissenhaft verwertet. Bekannt

geworden sind mir die Rezensionen von: Arndt in der Zeitschrift des

Vereins für Kirchengeschichte in der Provinz Sachsen, Jahrgang 6, Heft 2

und in der Halberstädter Zeitung, 95. Jahrgang, Nr. 141, 19. Juni 1909.

Prof. Dr. Bauer im Monatsblatt der K. K. Gesellschaft „Adler" in Wien

1911 S. 39, 40. G. von Below in der Zeitschrift für Sozialwissenschaft

1909 S. 771. Bemmann, Mühlhäuser Geschichtsblätter, Jahrgang 11,

1910, S. 142. Blanckmeister, Das Pfarrhaus 1910, Nr. 1, S. 12 und

Sächsischer Gustav-Adolf-Bote, September 1909, S. 23; Devrient, Mit-

teilungen der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte,

Heft 4, S. 98, 99; Leipziger Zeitung, Wissenschaftliche Beilage 1909,

7. Juli und Zeitschrift für das Gymnasialwesen, Berlin 1909, S. 690 ff.

Ermisch im Neuen Archiv für Sächsische Geschichte 1911, S. 158ff.

Eschebach in den Altonaer Nachrichten vom 13. Nov. 1909. Fieker,

Familiengeschichtliche Blätter 1909, 7 und Burschenschaftliche Blätter vom 15. Okt. 1909. Forst in den Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsf. 1910, S. 466 bis 469. G., Deutsches Lehrer-Blatt, 3. Jahrgang, Nr. 287. Gritzner, Historische Zeitschrift, herausg. v. Meinecke 1910, Heft 4, S. 181 ff. Hashagen in der Westdeutschen Zeitschrift für Ge. schichte und Kunst XXVIII, 1909, S. 542ff. Th. Hauch-Fausb0ll, Genealogisk Tidsskrift 1911, S. 126. H(elmol)t, Dresdner Anzeiger

XIX

179. Jahrg., Nr. 202, 23. Juli 1909, S. 12. Heinemann im Korrespondenz- blatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 1910. Heldmann, Thüringisch-Sächs. Zeitschr. f. Gesch. und Kunst, Bd. 1, Heft 2, S. 277 ff. Alois John, Unser Egerland XIV, 1909. B. K., Sauerländisches Familienarchiv, Paderborn 1909, Nr. 9. F. K., Tagespost Graz 1909 vom 30. Nov. Kunz von Kauffungen in der 1. Beilage zu Nr. 3 der neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung, Berlin, 4. Jan. 1910 und in den von Prof. Dr. Hirsch herausgegebenen Mitteilungen aus der historischen Literatur, 38. Jahrg. (1910), Nr. 184, S. 371 ff. Kekule von Stradonitz im Deutschen Herold 1909 und im Berliner Lokal-Anzeiger vom 12. Dez.

1909. Khull-Kholwald, Grazer Tagespost vom 30. Nov. 1909. Kiefer, Familiengeschichtl. Blätter, 7. Jahrg. 1909, Juli, S. 227. Klaar im 3. Heft der Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs 1909, S. 146. Klotz im Neuen Sächsischen Kirchen- und Schulblatt 1909, Nr. 50. Laue, Jahresbericht der Geschichtswissenschaft, Jahrg. 33 1910. Loewe, Forschungen zur brandenburgischen und preußi- schen Geschichte 1909. Nentwig, Jahresbericht der Geschichtswissen- schaft, 32. Jahrg., 1909, II 416. Obser, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 1909, S. 531. Prümers, Historische Monatsblätter März/April

1910. (Baron) A. von R(ahden) im Jahrbuch für Genealogie, Heraldik und Sphragistik 1907/8, herausg. von der Genealogischen Gesellschaft der Ostseeprovinzen zu Mietau. RenevanRhyn (Ph. Freiherr von Blittersdorf) in der Linzer Tagespost 1 909, 1 5. Aug., S. 1 9. E. S., Jahrb. d. Gesch.-Ver. f. Göttingen 1910, S. 142, 143. H. S. in der Neuen freien Presse, Wien 25. Dezember 1910. J. S., Hamburger Nachrichten vom 13. Febr. 1910.

Sommer, Deutsche Literaturzeitung, 18. Sept. 1909. Tb., Deutsches Adelsblatt, 27. Jahrg., 1909, 15. August, Nr. 33. Th. in Reclams Universum, 25. Jhrg. 1909, 29. Juli, Heft 44. Tille in den Leipziger Neuesten Nachrichten 1909 und in seinen Deutschen Geschichtsblättern, Bd. 10, Heft 2, S. 53 ff. Uhl, Daheim, 46. Jahrg., Nr. 6, 6. Nov. 1909.

C. von Zepelin, Militär-Literatur-Zeitung 1910, Nr. 1, S. 30. Dazu un- genannte Referenten im Jahrbuch der Zeit- und Kulturgeschichte, Freiburg 1909. Quellen und Forschungen zur deutschen Geschichte V 2. Bullet, histor. archeol. et herald. Paris 1911, 3. 4. Rivista Araldica, Juni 1909.

Arkiv for genealogi og Heraldik, Aarhus 1909, S. 122, 123. Heraldisch- genealogische Blätter 1909, Juni. Volckmars Weihnachtskatalog 1909. Chemnitzer Allgemeine Zeitung 16. Sept. 1909. Hamburger Fremdenblatt 1909, Nr. 167. Literarischer Ratgeber f. d. kathol. Deutschi. 1909. Deutsches Armeeblatt V 1909, Nr. 26.

Für alle Mitteilungen und Anregungen sagt der Unterzeichnete hierdurch den besten Dank.

Eine Druckkorrektur beider Bände las Herr Archivrat Staatsarchivar Dr. Heinemann in Magdeburg, eine Korrektur einzelner Abschnitte aber die Herren Archivrat Prof. Dr. Albert in Freiburg i. Br., Archivar Dr. Devrient in Leipzig, Prof. Dr. Freiherr von Dungern in Czernowitz, Bruno Emmert

b'

XX

in Arco, Direktor van Epen in s'Gravenhage, Otto Forst-Battaglia in Wien, Regierungsrat Dr. Gritzner in Dresden, Direktor Hauch-Fausbell In Kopenhagen, Staatsarchivar Dr. Hegi in Zürich, Archivrat Dr. Karge in Königsberg, Sekretär Kiesskalt in Nürnberg, Geheimer Hofrat Prof. Dr. phil. et L. L. D. Lamprecht in Leipzig, Konrektor Prof. Dr. Mucke in Freiberg i. S., Pastor Lic. theol. Seh wen in Freiberg i. S., Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Sommer in Gießen, Landtagsbibliothekar Dr. Tille in Dresden. Allen diesen Herrn sage ich für ihre liebenswürdige Unterstützung den besten Dank.

Möge von dieser zweiten Auflage in erhöhtem Maße gelten, was Dr. Helmolt von der ersten sagt, sie sei „eine wahre Fundgrube für die über- aus zahlreichen, geschulten wie dilettantenhaften Freunde familiengeschicht- licher Forschungen, eine rasche Bereitschaft für die mit der Methode Ver- trauten, ein kräftiger Stecken und Stab für die auf diesem manchmal recht schlüpfrigen Feld noch strauchelnden ,Liebhaber', eine nur selten versagende Rüstkammer für alle Genealogen vom Fach, jedenfalls die erste wirklich familiengeschichtliche Quellenkunde schlechthin und überhaupt". Durch die neu hinzugekommenen Abschnitte, insbesonders das Archivlexikon mit einer Fülle bisher ungedruckten Stoffes wird diese zweite Auflage auch dem Historiker vom Fach mehr bieten als die erste, von welcher Erich Gritzner in der Historischen Zeitschrift, herausg. von Fr. Meinecke, 1910, Heft 4, S. 182 rühmt, sie enthalte „viel Neues oder doch bisher nur durch umständliches Nachfragen Erreichbares" und welche von Nentwig im Jahresbericht der Geschichtswissenschaft, 32. Jahrgang, 1909, II 416 „eine ausgezeichnete Ein- führung in familiengeschichtliche Studien, ein sicherer Wegweiser und eine gute Quellenkunde" genannt wird.

Leipzig, Sommer 1913.

Eduard Heydenreich.

Inhaltsverzeichnis.

Band I.

Seite

Die bibliothekarischen Hilfsmittel des Familienforschers . . 1

Allgemeines: Die für den Familienforscher wichtigsten Bibliotheken und die Lite- ratur über dieselben. Historische Bibliotheken: Deutschland 1

Historische Bibliotheken: Österreich-Ungarn 3

Bibliotheken über polnische Familien 5

Enzyklopädien und Bücherlexika 5

Allgemeine Quellenwerke zur deutschen Geschichte 7

Bibliographien über einzelne deutsche Länder 8

Bibliographien über nichtdeutsche Staaten 8

Allgemeine familiengeschichtliche Nachschlagewerke 8

Geschichts- und Altertumsvereine 9

Praktische Winke zur Arbeit in Bibliotheken 10

Fälschungen von Büchertiteln. Erfindungen von Genealogien 11

Die ältere familiengeschichtliche Literatur bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts.

Das „alte Buch" 12

Turnierbücher 13

16. Jahrhundert 15

17. 17

18. 18

Österreich 23

Neuere Arbeiten über deutsche Herrscherhäuser 24

Haus Habsburg 34

Genealogien außerdeutscher Herrscherhäuser 35

Zusammenfassende, gedruckte Arbeiten über die Familien einzelner Städte ... 36

Genealogische Tafeln. Von Otto Forst 42

Die beiden Grundtypen genealogischen Denkens 42

Die Deszendenztafel 43

Die Stammtafel 43

Regententafel 44

Ahnentafel 44

Der Deszent 45

Deszentorium 45

Ahnenbezifferung 45

Implex (Ahnenverlust) 46

Konsanguinitätstafel 48

Sippschaftstafel 49

Konsanguinitätstafelauszüge 51

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XXII

Seite

Beispiele genealogischer Tafeln 52

Tafel I: Deszendenztafel des Kaisers Wilhelm I., in Textform. II: Ahnentafel des deutschen Kronprinzen, in Textform. III: Deszendenztafel des Kaisers Wilhelm I., in tabellarischer Form. IV: Ahnentafel des deutschen Kronprinzen, in tabellarischer Form von links nach rechts. V: Ahnentafel des Kronprinzen von Spanien (von Kammerherrn Dr. Kekule von Stradonitz), halb in tabellarischer Form von unten nach oben, halb in Textform. VI a, b, c : Deszendenztafeln der Urgroßeltern des deutschen Kronprinzen, im Verein mit Tafel I und Tafel II eine Konsanguinitätstafel bildend. VII: Ahnentafel der Kaiserin Maria Theresia.

VIII : Sippschaftstafeln nach Dr. Crzellitzer: Schematische Sippschafts- tafel. Sippschaftstafel mit Sippschaftsbezifferung. Sippschafts- tafel des Kaisers Wilhelm II. Sippschaftstafel, auf musikalische Veranlagung verarbeitet. IX: Deszent des Erzherzogs Franz Ferdinand von Österreich. X: Konsanguinitätstafelauszug für Kaiser Franz Joseph I. und Kaiser

Wilhelm II. XI: Stammtafel der Hohenstaufen.

Leichenpredigten 53

Trauergedichte 57

Ordnungen bei Trauungen, Einholungen, Begräbnissen und anderen Feierlichkeiten 58

Hochzeitseinladungen 59

Urkundenbücher und Regestensammlungen 59

Stammbäume 61

Kalender und Almanache 63

Kaiendarien der Domstifter 64

Berufskalender 65

Münchener Kalender 65

Hof- und Staatskalender 66

Adreßbücher 66

Adreßkalender 67

Periodische Behördenverzeichnisse 67

Staatshandbücher ... 67

Schlesische Instanzien-Notizen 69

Staatskalender 71

Jubiläumsschriften 72

Verzeichnisse der Berufsangehörigen 72

Konzilien- und Synodalbücher 75

Arbeiten über Visitationen 76

Schüler- und Lehrerverzeichnisse 77

Universitätsmatrikeln 84

Korpstafeln gg

Burschenschaftslisten jqI

Landtagsmatrikeln ' jq2

Bürger- und Ratslisten 103

Bürgerbücher '..'..'. 104

Steuerlisten ,Qe

Innungsverzeichnisse *q*

Ranglisten 107

Regimentsgeschichten '..'.■', ....

Offizierstammlisten 108

Literatur über Orden und Stifter ' 10g

XXIII

Seite

Exulantenliteratur 113

Auswanderungen nach fremden Erdteilen 117

Biographische Literatur 118

Memoiren und Selbstbiographien . 129

Deduktionsschriften 131

Gelegenheitsgedichte 133

Schmähgedichte und Pasquille 134

Theaterzettel 135

Zeitungen 136

Familiengeschichtliche Materialien in Bibliotheken 136

Aarau 136. Bamberg 136. Berlin 136. Bologna 137. Braun- schweig 137. Bremen 137. Breslau 138. Dresden 138. Frank« fürt 139. Freiburg 139. Genf 139. Gießen 139. Görlitz 139. Göttingen 140. Groningen 140. Halle 140. Hamburg 140. Hannover 141. Jena 142. Karlsruhe 142. Kassel 142. Kiel 142. Klagenfurt 143. Köln 143. Königsberg 143. Leipzig 144. Linköping 144. Lübeck 144. Mainz 145. Metz 145. München 145. Paris 146. Prag 147. Regensburg 147. Reims 147. Rom 147. - Rostock 147.— Salzburg 148. Sankt Gallen 148. Stralsund 148. Straßburg 148. Stuttgart 148. Turin 149. Ulm 149. Weimar 149. Wien 149. Wolfenbüttel 150. Würzburg 150. Zürich 150.

Anhang 150

1. Literatur über Siegelkunde 150

2. Siebmachers Wappenbuch 157

3. Die genealogischen Taschenbücher 161

4. Familiengeschichtliche Zeitschriften 162

5. Genealogische Antiquarrate 164

Die monumentalen Quellen der Familiengeschichte 165

Burgen und Schlösser 165

Allgemeines 165

Burgen als Ort für Geschlechtstage 166

Wappen an Burgen 166

Literatur über Burgen und Schlösser 166

Kirchen und Klöster 174

Häuser 175

Häusernamen . . . 176

Hausinschriften 176

Haus und Volksstamm 178

Steinmetz- und Künstlerzeichen 179

Glasmalerei 179

Hausgerät 181

Grabdenkmäler 182

Das Grabdenkmal bei Griechen und Römern 182

Das christliche Grabdenkmal 183

Inschriften auf Grabdenkmälern 185

Fälschungen von Grabinschriften 186

Wappen auf Grabdenkmälern 187

Ahnenproben auf Grabdenkmälern 188

Literatur über Grabdenkmäler 189

Ahnenproben auf Werken der bildenden Kunst 198

Kirchenglocken 200

XXIV

Seite

Familiengeschichte und Heraldik 201

Quellen der Heraldik 201

Nationale Kennzeichen *[JJ

Kennzeichen des Standes jjj*

Das Lehenverhältnis und die Wappengruppen ^U»

Wappengleichheit und Genealogie 210

Heraldische Andeutungen unehelicher Geburt 216

Wappen und Besitzverhältnisse 218

Symbolik der Wappenfiguren 220

Namenwappen 222

Hausmarken 223

Wappen-Comptoirs 224

Verzeichnis von Wappenmalern und Graveuren 227

Familiengeschichte und Numismatik 228

Familienmünzen 229

Selbstporträts auf Münzen der Römer und Griechen 229

Münzfälschungen 229

Numismatische Sammelwerke 230

Legende 234

Porträt 236

Wappen 239

Die Museen als familiengeschichtliche Hilfsmittel 242

öffentliche Museen 242

Familienmuseen 243

Vereinsmuseen . . . 245

Das Germanische Museum in Nürnberg 246

Das Hohenzollern-Museum in Berlin 246

Das Bayerische Nationalmuseum in München 247

Das Grüne Gewölbe in Dresden 248

Familiengeschichtliche Materialien in Museen 248

Antwerpen 249. Bautzen 249. Berlin 249. Breslau 249. Budapest 249. Celle 250. Detmold 250. Dresden 250. Frankfurt 251. s'Gravenhage 251. Halberstadt 251. Hermannstadt 251. Kloster- neuburg 252. Köln 252. Leipzig 252. Lemberg 252. London

253. Lüneburg 254. München 254. Münster 254. Nordhausen

254. Nürnberg 254. Prag 256. Stockholm 256. Stuttgart 256. Wien 257. Wiener Neustadt 257. Worms 257. Zürich 258.

Das Porträt 258

Wichtigkeit des Porträts für Staat und Familie 258

Anfänge bildnisartiger Schöpfungen in der deutschen Malerei 259

Plastische Menschenbildungen 260

Totenmasken 262

Streben nach Wirklichkeit 262

Stifterfiguren 263

Rosenkranzbilder 263

Schutzmantelbilder 263

Franzosen 264

Holländer 264

Anton Graff 264

Miniaturen 265

Silhouetten 265

Engländer 266

Reaktion gegen die englische Malerei in Deutschland ] 267

Das Porträt und die Vererbungslehre ,.,,'.'. 268

XXV

Seite

Der habsburgische Familientypus 268

Porträtausstellungen 274

Porträtsammlungen 275

Porträtliteratur 280

Physiognomische Deutung des Porträts 281

Die mündliche Tradition 282

Die Personennamen und der Gebrauch des Wortes „von".

Mit einer Übersicht über die Dialektwörterbücher .... 285

Alter und Geschichte der Namen 285

Das Wort „genannt" bei Familienbezeichnungen 288

Beinamen 288

Doppelte Vornamen 289

Berufsbezeichnungen und Personennamen 290

Hausnamen und Familiennamen 290

Hofnamen und Familiennamen 291

Alte Verwandtschaftsbezeichnungen 292

Personenbenennung in Skandinavien 293

Mittelnamen 293

Rückbildung von Familiennamen zu Vornamen 294

Das Wort „von" 295

Familiennamen des Briefadels 297

Die Adelsmatrikel im südlichen Europa 297

Literatur über deutsche Namenkunde 298

Sprachliche Schwierigkeiten 300

Dialektwörterbücher 304

I. Deutschland 304

Hochdeutsches Gebiet 304

Niederdeutsches Gebiet 308

II. Außerdeutsche Länder 311

A. Deutsches Sprachgebiet 311

Dänemark 311

Schweden 311

Finnland 312

Norwegen 312

England 312

B. Romanisches Gebiet 312

Frankreich 312

Italien 313

Die Schweiz 313

C. Slawische Wörterbücher, Glossare, Genealogien von Konrektor Prof. Dr.

Mucke in Freiberg i. Sa 313

1. Altslawisch, bezw. allgemeinslawisch 313

2. Westslawische Sprachen 314

a. Sorbenwendisch (oberwendisch niederwendisch) 314

b. Polabisch pomeranisch kaschubisch 314

c. Polnisch 314

d. Tschechisch 315

e. Slowakisch 316

3. Ost- und südslawische Sprachen 317

a. Russisch 317

b. Slowenisch 317

c. Serbisch-kroatisch 318

d. Bulgarisch 318

*xvl

Familiengeschichte und Topographie 318

318

Ortsnamen als Familiennamen .

In einer bestimmten Gegend besonders beliebte Familiennamen 320

Historisch-geographische Wörterbücher *"

Nach Wüstungen genannte Familien

Flurnamen und Familiennamen £**

Familiennamen und Kirchenbücher . ■•••■■ ' "

Wahrscheinlichkeitsschlüsse über die Herkunft einer Familie aus der Art der Formen-

bildung des Familiennamens 326

Kartographische Illustrierung von Familiengeschichten J3U

Identitätsnachweise bei Auswanderungen 332

Genealogie und Rechtswissenschaft.

Von Otto Freiherrn Dr. von Dungern, Professor an der Universität Czernowitz 335

Einleitung ^

Die Genealogie im germanischen Recht 33°

Genealogie und deutsche Rechtsgeschichte 342

1. Die karolingische Periode 342

2. Die Aristokratie der Kaiserzeit bis zur staufischen Periode 344

3. Die Genealogie in der staufischen Periode 349

4. Die Genealogie und das Ständerecht des späteren Mittelalters 354

5. Die adelsrechtliche Entwicklung seit Ausgang des Mittelalters 358

Die rechtliche Lage des heutigen hohen Adels 361

Die rechtlichen Verhältnisse des heutigen deutschen niederen Adels 364

Adelsmatrikeln Adelsämter 3&5

Adelsrechte 366

Der Adelsbeweis 3&8

Schlußbetrachtung 370

Genealogie und Sozialwissenschaft. Von Landtagsbibliothekar Dr. Armin

Tille in Dresden 371

Sozialwissenschaften und Soziologie 371

Genealogie und Soziologie 373

Stände und Klassen unter genealogischen Gesichtspunkten 378

Das Bürgertum 382

Die Mittelschichten 383

Die Handarbeiterschaft i 384

Sozialwissenschaftliche Aufgaben der Genealogie 386

Familiengeschichtliche Quellenkunde im Gebiete der Psychiatrie und Anthropologie. Von Geheimen Medizinalrat Dr. med. et phil. K. Robert

Sommer, Professor der Psychiatrie an der Universität Gießen . . . 388

Bedeutung derfamiliengeschichtlichen Quellenkunde für Psychiatrie und Anthropologie 388

Persönliche Vorgeschichte von Krankheitserscheinungen 389

Familiäre Vorgeschichte von Krankheitserscheinungen 389

Psychologische Kritik von Krankheitsberichten 390

Biologisch-familiengeschichtliche Betrachtungsweise 391

Psychiatrische Familienforschung 393

Vorschlag einer psychiatrischen Abteilung des Reichsgesundheitsamtes 394

Anthropologische Auffassung der menschlichen Gesellschaft 396

Anthropologisches und sozialpsychisches Familienstudium 397

Biogenetisches Grundgesetz 397

Inhaltsverzeichnis.

Band IL

Seite

Die archivalischen Quellen des Familienforschers .... 1

Archive und familiengeschichtliche Forschungen 1

Archivbenutzungsordnungen . . . . 6

Preußen 6. Bayern 7. Königreich Sachsen 7. Württemberg 7. Baden 8. Hessen 8. Mecklenburg 8. Sachsen-Weimar 8. Olden- burg 9. Herzogtümer und Fürstentümer 9. Hansestädte 9. Elsaß- Lothringen 9. Städtische Archive 9. Adelsarchive 9. Wien 9. Schweiz 9. Luxemburg 9. Rußland 10. Dänemark 10. Schweden 10. England 10. Niederlande 10. Ungarn 10. Frankreich 10. Italien 11. Vatikanisches Archiv 12.

Archivalische Inventarisationsarbeiten 13

Preußen 13. Bayern 15. Württemberg 15. Baden 16. Anhalt 16. Elsaß-Lothringen 16. Nichtstaatliche Archive 16. Schweiz 18. Öster- reich 18. Dänemark 20. Die Niederlande 20. Belgien 20.

Praktische Winke für Forschungsarbeiten in Archiven. Provenienzprinzip .... 21

Deponierung von Familiennachrichten in Staatsarchiven 23

Die wichtigsten Handbücher der historischen Hilfswissenschaften 24

Paläographie 24

Chronologie 24

Historische Geographie 27

Urkundenlehre 27

Geschichte der Kirchenbücher 28

Duplikate der Kirchenbücher 35

Kirchenbuchnotizen auf Zetteln und in Handbüchern 35

Praktische Ratschläge für Forschungen in Kirchenbüchern 36

Genealogische Abkürzungen und Zeichen insbesondere zur Verwendung bei

Kirchenbuchauszügen 37

Literatur über Kirchenbücher 37

Kirchenlagerbücher 46

Verkündbücher 46

Totengeläutbücher 46

Königs- und Echte-Briefe 48

Geburts- oder Herkunftszeugnisse 49

Partezettel (Partes) ... 50

Patenzettel 50

Hochzeitseinladungen 50

Totenzettel 51

Kirchenzettelsammlung in Leiden 51

Kirchliche Buchungen über uneheliche Kinder 52

Zentralisation der Kirchenbücher 55

Registrierung der Kirchenbücher 59

Familienbücher 60

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XXVIII

Seite

Familienregister in Württemberg 60

Die Ministerialbücher in Schweden 62

Die Personalbuchungen in der russisch-orthodoxen Kirche, in Armenien, in den

Ländern des Islam und des Buddhismus 63

Die jüdischen Personalbuchungen 64

Die jüdischen Memorbücher 65

Staatliche Buchungen über die Personenstandsverhältnisse 67

in Frankreich 68

Belgien 69

den Niederlanden 69

der Schweiz 69

Italien 70

Spanien 71

England 71

Österreich 73

Deutschland 76

Standesbücher der deutschen Fürstenhöfe 80

Falsche Angaben in Standesregistern 80

Familienstammbücher 81

Gebetsverbrüderungen, Nekrologien und verwandte Quellen des Mittelalters . . 83

Mittelalterliche Totenbücher 83

Seelbücher 85

Gebetsverbrüderungen 85

Bruderschaften 87

Breve 88

Rotuli 88

Nekrologien 89

Anniversarien 90

Toten-Annalen 90

Schlußbetrachtung 92

Register 95

Lehnbücher 96

Lehn- oder Mutscheine, Lehn- oder Mutzettel, Vigilanzscheine 98

Lehnbriefe 99

Lehnkopiale 100

Lehnsakten 101

Gerichtsakten 103

Testamente 104

Ehestiftungen 106

Grundakten 106

Schöffenbücher 108

Grodbücher 109

Kölner Schreinsakten HO

Metzer Bannrollen , H3

Stadtbücher H5

Grundbücher jjg

Landtafeln 123

Achtbücher 125

öffentliche Protokolle t 127

Ordinationsprotokolle , 128

Eigentumsübertragungen auf dem Lande .............[., 129

Steuerübersichten 129

Rechnungen ,qq

Bewerbungsschreiben 131

Stipendienakten 131

XXIX

Seite

Schuldbücher der Landschaft 133

Schuldbücher der Städte 133

Listen 135

Subskribentenverzeichnisse 147

Volkszählungszettel 147

Melderegister 149

Schiffahrtsregister 149

Eidbücher 149

Huldigungs- und Vasallentabellen 150

Wappen-, Adels-, Freiherrn- und Grafen-Diplome 152

Adel ohne und mit Adelsdiplom 152

Wappenfähigkeit 153

Wappenverleihungen 154

Vikariats- und Palatinatsdiplome 155

Große und kleine Komitive 156

Universitäten 157

Übertragenes Nobilitationsrecht 157

Freiherrn- und Grafendiplome 158

Reichstaxamts-Rechnungen und -Vermerke 158

Familiengeschichtliche Angaben in Diplomen 158

Beurkundung von etwas Falschem 160

Unrichtige Wappenmalereien in Diplomen 161

Wiedereinführung von Wappenbriefen im Königreich Sachsen 163

Ahnentafeln und Stammtafeln 163

Ahnenproben 167

Aufschwörbücher 168

Protokolle von Ritterbänken 169

Adelsmatrikeln 169

Stadtchroniken 170

Klosterchroniken 174

Familien- und Hauschroniken 175

Memoiren und Tagebücher 178

Reisebeschreibungen 178

Kürzere genealogische Zusammenstellungen 178

Fälschungen von Chroniken 179

Familienfideikommißakten 182

Literatur über Fideikommisse 182

Briefe. Briefbücher 184

Formularbücher 186

Titularbücher 187

Furierzettel 187

Reisepässe 187

Stammbuchblätter und Stammbücher 188

Willkommen- und Gästebücher 193

Siedensbücher 193

Gefängnisjournale 194

Autogramme. „Handschriftendeutungskunde" (Graphologie) 194

Traditionsbücher 196

Urbarien und urbariale Aufzeichnungen 201

Fürbitten in mittelalterlichen Urkunden 205

Fälschung von Urkunden 209

Familiengeschichtliche Materialien in Archiven 212

Aachen 212. Aarau 213. Adelsheim 213. Ahaus 213. Alfeld 213. Allenstein 214. Altenburg 214. - Altlublau 214. Altstätten 214. Am-

XXX

Seite

berg 214. - Amorbach 215. - Andernach 215. - Anklam 215. - Augsburg 214 216. Aurich 216. Bacharach 216. Baden (im Großh. Baden) 216. Baden (bei Wien) 216. Bamberg 217. Bartfeld 217. Barth 217. Basel 217. - Bautzen 218. Bela 219. Berlin 219. Bern 221. Biel 222. Billerbeck 222. Bingen 222. Birnbaum 222. Bludenz 222. Bnin 222. Bocholt 222. Bonn 222. Borek 223. Borna 223 Bräunungen 223. Braunsberg 223. Braunschweig 223. Bregenz 223. Bremen 224. Breslau 224. Bretten 225. Brixen 225. Bromberg 225. Brügge 225. Bruneck 225. Brunn 225. Brüssel 226. Bückeburg 227. Budapest 227. Buk 232. Burgstein- furt 233. Charlottenburg 233. Chemnitz 233. Coblenz 233. Coes- feld 233. Colmar 234. Cottbus 234. Crempe 235. Danzig 235. Darmstadt 235. Detmold 235. Donaueschingen 236. Dortmund 236.

Dresden 236. Duisburg 237. Dülmen 237. Düren 237. Durlach 237. Düsseldorf 237. Eberbach 239. Eger 240. Eggenburg 240. Elberfeld 240. Elbing 241. Endingen 241. Eperies 241. Erfurt 241.— Falkenau 242.— Felka 242. Felsö-Szud 242. Flensburg 242. Florenz 242. Fogaras 242. Fordon 242. Frankenthal 242. Frank- furt a. M. 243. Frankfurt a. O. 244. Frauenburg 244. Fraustadt 244.

Freckenhorst 245. Freiberg i. S. 245. Freiburg i. Br. 245. Frei- burg i. Schw. 245. Freistadt 246. Friedberg 246. Fritzlar 247. Fulnek 247. Gelnhausen 247. Genf 247. Gent 247. Georgen- berg 247. Gladbach 248. Gnesen 248. Goch 248. Görlitz 248. Goslar 248. Gotha 249. Göttingen 249. Graz 250. Greifswald 250. Greiz 252. Grimmen 252. Gronau 252. Gro- ningen 252. Gutzkow 252. Haag 253. Hagenau 253. Halber- stadt 253. Hall 253. Halle 253. Haltern 253. Hamburg 254. Hannover 254. Heidelberg 256. Heilbronn 256. Hermannstadt

256. Herrnhut 256. Hildesheim 256. Hoetmar 257. Hofgeismar

257. Hohenmauth 257. Homburg 257. Innsbruck 257. Jarostaw

259. Jena 259. Jülich 260. Kaikar 260. Karlsruhe 260. Kesmärk

260. Kassel 260. Kempen (Posen) 261. Kempen (Rhein) 261. Kiel 261. Kitzbühel 261.— Kitzingen 261. Klagenfurt 262. Klausen

262. Klausenburg 262. Köln 262. Königsberg 262. Konstanz

263. Kopenhagen 263. Krakau 263. Kremnitz 263. Krems 264. Kreuznach 264. Kriewen 264. Kristiania 264. Kronstadt 264. Krummau 264. Kufstein 264. Kunewald 265. Lahr 265. Laibach 265. Langensalza 265. La-Valetta 265. Leipzig 265. Leeuwarden 266. Leitomischl 266 Lemberg 266. Leoben 267. Leutschau 267. Lienz 267. Limburg 267. Linz a. D. 267. Linz a. R. 270. Lissa 270. Lobsens 270. London 271. Lübben 271. Lübeck 271. Lucca 272. Ludwigsburg 272. Lüneburg 272. Luxemburg 272. Luzern 272. Madrid 272. Magdeburg 272. Mai- land 274. Mainz 274. Malchin 274. Mantua 274. Marburg a. L.

274. Marosväsächely 275. Marseille 275. Mautern 275. Mecheln

275. Meersburg 275. Meiningen 275. Memmingen 276. Meseritz

276. Meßkirch 276. Metz 276. Middelburg 277. Mitau 278. Modena 278. Montjoie 278. Moskau 278. Mühlhausen i. Thür. 279. Mülhausen i. E. 280.— München 280. Münster 281. Münstereifel 281. - Murau 281. Namur 282. Nancy 282. - Nantes 282. Naumburg

282. Neapel 282. Neuburg 283. Neuchätel 283. Neusohl 283. Neuß 283. Neustrelitz 283. Nimes 283. Nizza 283. Nordhausen

283. Nürnberg 283. Nymegen 284. Oberwesel 284. Ochsen- furth 284. Oedenburg 284. Oldenburg 284. Olmütz 285. Osnabrück 285. Palermo 286. Pardubitz 286. Paris 287. 287

XXXI

Seite

Parma 287. Pau 287. Pavia 288. Petersburg 288. Pforzheim 287 288. Philippsburg 288. Pilsen 288. Pisa 289. Pleschen 289. Polieka 289. Posen 289. Prag 292. Preßburg 293. Przemyiä 293. Pudlein 294. Punitz 294. Rapperswil 294. Rastatt 294. Rattenberg 294. Ravensburg 295. Rawitsch 295. Rees 295. Regensburg 295. Reims 296. Reisen 296. Rennes 296. Reval 296. Rheinberg 297. Rheinegg 297. Ried 297. Riga 297. Roermond 299. Rom 299. Rosenau 299. Rostock 299. Rothenburg 300. Rotterdam 300. Rudolstadt 300. Saalfeld 301. Salzburg 301. Sankt Gallen 301. Sankt Paul 303. Scharf enort 303. Schäßburg 303. Schemnitz 303. Schleiz 303. Schleswig 303. Schroda 304. Schweidnitz 304. Schwerin i. M. 304. Schwerin a. W. 305. Senftenberg 305. Siegburg 305. Sigmaringen 305. Sobern- heim 305. Sondershausen 305. Speyer 305. Stadthagen 306. Stadtlohn 306. Stans 306. Staufen 306. Sterzing 307. Stettin

307. Steyr 307. Stockholm 307. Stralsund 308. Straßburg

308. Stuttgart 309. Sulmierzyce 309. Tarnöw 310. Thorn 310. Tirnau 310. Tournai 310. Trier 310. Triest 310. Troppau 310. Turin 311. Überlingen 311. Ulm 312. Utrecht 312. Venedig 312. Viersen 313. Villingen 313. Waibstadt 313. Warendorf 314. Warschau 314. Weimar 314. Weinheim 316. Wemding 317. - Wernigerode 317. Wertheim 317. Wesel 317. Wesen 317. Wetter 317. Wetzlar 317. Wien 319. Wiener-Neu- stadt 325. Wiesbaden 326. Wildungen 326. Will 326. Windsheim

326. Wolfenbüttel 327. Wolgast 327. Worms 327. - Würzburg

327. Zabern 329. Zerbst 329. Zistersdorf 330. Zürich 330. Zwickau 332.

Heroldsämter und verwandte Behörden nebst Nachweisen

adelsgeschichtlicher Literatur 332

Allgemeines nebst Literatur über die Ebenbürtigkeit 332

A. Deutschland. Allgemeine adelsgeschichtliche Literatur 334

Das Königreich Preußen 336

Das Kgl. Preußische Heroldsamt 336

Gedruckte Literatur über den Adel des Kgr. Preußen 340

Das Königreich Bayern 342

Das Kgl. Bayrische Reichsheroldsamt 342

Gedruckte Literatur über den Adel des Kgr. Bayern 343

Das Königreich Sachsen 344

Das Adelsgesetz vom 19. September 1902 344

Gedruckte Literatur über den Adel des Kgr. Sachsen . 346

Das Königreich Württemberg 348

Die Adelsmatrikulierung 348

Gedruckte Literatur über den Adel des Kgr. Württemberg 351

Adelsgeschichtliche Literatur der übrigen deutschen Länder: 351

Baden 351

Mecklenburg 352

Hessen 352

Thüringen 352

Braunschweig-Lüneburg 353

Lippe 354

Elsaß 354

Lothringen 354

XXXII Seite

355

B. Die außerdeutschen Staaten 355

Die Schweiz 358

England ] ! ! 363

Frankreich ^

Italien yjo

Spanien und Portugal 371

Niederlande ' ' ' 373

Belgien o7t

Dänemark, Schweden und Norwegen . . . . . . •. J'3

Rußland und Polen (zum Teil von Herrn Archivrat Dr. Karge m

Königsberg bearbeitet) *''

Österreich-Ungarn

Anhang.

Sammlung familiengeschichtlichen Materials, angedeutet durch ein Beispiel: Familien

Heydenreich, von Heydenreich '" ' " 22

Personen-, Orts- und Sachregister zu beiden Banden *"

Abkürzungen.*)

I. Allgemeine Abkürzungen.

a. a. O.

= am angeführten Orte.

Beil.

= Beilage.

Abb.

= Abbildung.

Beitr.

= Beitrag.

Abdr.

== Abdruck.

Bern.

= Bemerkung.

Abg.

= Abguß.

Ber.

= Bericht.

abgedr.

== abgedruckt.

Beschr.

= Beschreibung.

Abh.

= Abhandlung.

betr.

= betreffend, betreffs.

Abt.

= Abteilung.

Bez.

= Bezirk.

AH.

sa Auflage.

BGB.

= Bürgerliches Gesetzbuch.

Ak., ak.

= Akademie, akademisch.

Bibl.

= Bibliothek.

alph.

= alphabetisch.

bibliogr.

= bibliographisch.

Alt.

= Altertum.

Biogr.

= Biographie, biographisch

Anh.

= Anhang.

Bl.

= Blatt.

Anm.

= Anmerkung.

bm.

= Baum.

Anz.

= Anzeiger.

Br.

= Brief.

Arch.

= Archiv.

bs.

= besonders.

Aufschw

= Aufschwörung.

c.

= circa.

Auftr.

= Auftrag.

d.

= der, die, das.

Aufz.

= Aufzeichnung.

Darst.

= Darstellung.

Ausg.

= Ausgabe.

Denkm.

= Denkmal.

Ausk.

= Auskunft.

Dipl.

= Diplom.

Ausz.

ei Auszug.

drs.

= derselbe.

B.

= Buch.

dsgl.

= desgleichen.

Bd.

= Band.

E.

= ein, eine, eins.

Bde.

= Bände.

ebd.

= ebenda.

Bdl.

b=i Bündel.

f.

= für.

Bdn.

= Bänden.

Fasz.

= Faszikel.

bearb.

= bearbeitet.

%.

= folgend.

•) Die Abkürzungen mit großen Buchstaben gelten auch für dieselben Abkürzungen mit kleinen Buch- staben und umgekehrt. Auch gelten die gewählten Abkürzungen nicht nur für das betreffende Wort im nom. sing., sondern für alle Flexionsformen, also z. B. „Beitr." nicht nur für „Beitrag", sondern auch für „Beitrags", „Beitrage", „Beiträge", „Beiträgen".

XXXIII

Forsch.

= Forschung.

Nr.

= Nummer.

Forts.

= Fortsetzung.

od.

= oder.

Fst.

= Fürst

o. J.

= ohne Jahresangabe

geg.

= gegeben.

o. O.

= ohne Ortsangabe.

Geneal.

= Genealogie.

Or.

= Original.

genealog

. = genealogisch.

österr.

= österreichisch.

Ger.

= Gericht.

Prn.

= Prinzessin.

Gesch.

= Geschichte.

Progr.

= Programm.

Geschl.

= Geschlecht.

Prot.

== Protokoll.

Gfn.

= Gräfin, Grafen.

Protb.

= Protokollbuch.

Gsft.

= Gesellschaft.

Prov.

= Provinz.

Gymn.

= Gymnasium.

Proz.

= Prozeß.

H.

= Heft.

Prz.

= Prinz.

Handschr. = Handschrift.

Q.

= Quelle.

Heimatsch. = Heimatschein.

Qtt.

= Quittung.

herald.

== heraldisch.

Rechn.

= Rechnung.

Herz., Hzg., Hrz. = Herzog.

Reg.

= Register.

histor.

= historisch.

Rev.

=3 Revers.

hrsg.

= herausgegeben.

S.

= Seite.

Hrzn.

= Herzogin.

Sa.

= Separatabdruck.

Inv.

= Inventar.

Sehr.

= Schrift.

J.

= Jahr.

Schrb.

= Schreiber.

Jb.

= Jahrbuch.

SI.

= Siegel.

Jg.

== Jahrgang.

Slabdr.

= Siegelabdruck.

Jge.

= Jahrgänge.

Slabg.

= Siegelabguß.

Jht.

= Jahrhundert.

Slg.

Sammlung.

K.

= Kirche.

Sign.

= Sammlungen.

Kai.

= Kalender.

Slslg.

= Siegelsammlung.

Kap.

= Kapitel.

snm.

= seinem.

Kart.

= Kartular.

snr.

seiner.

Kat.

= Katalog.

soc.

=3 societe.

Kg.

= König.

Sp.

= Spalte.

Kgl.

= Königlich.

sphrag.

= sphragistisch.

Kgr.

= Königreich.

Spl.

Supplement.

Kl.

= Klasse.

Spie.

= Supplemente.

Kom.

= Kommission.

St.

=3 Stück.

Kontr.

= Kontrakt.

Stb.

== Stammbuch.

Korresp.

= Korrespondenz.

Stbm.

= Stammbaum.

Kr.

= Kreis.

Stbme.

= Stammbäume.

ku;

= künde.

Stbmn.

= Stammbäumen.

Kurf.

= Kurfürst.

Stbr.

= Stammbücher.

L.

= Liste.

Stftg.

= Stiftung.

Leichenr.

= Leichenrodt.

Stip.

= Stipendium.

Lex.

= Lexikon.

Sttfl.

= Stammtafel.

Ma.

= Mittelalter.

Sttfln.

==s Stammtafeln.

Mat.

= Material, Materialien.

Test.

= Testament.

Mise.

= Miscellaneen.

Tfl.

= Tafel.

Mskr.

= Manuskript.

Tl.

= Teil.

Mtlg.

= Mitteilung.

u.

= und.

Mtr.

== Matrikel.

ü.

= über.

Mus.

= Museum, Museen.

ÜB.

=s Urkundenbuch.

Nachr.

= Nachricht.

Univ.

= Universität.

Nachtr.

= Nachtrag.

Urb.

= Urbar.

Nekr.

= Nekrologien.

Urf.

= Urfehde.

NF.

= Neue Folge.

Urk.

= Urkunde.

Heydenreicl

i, Handbuch der praktischen Genealog

ie I.

c

XXXIV

u. zw.

v.

vaterl.

Ver.

Verf.

Veröff.

Vers.

Verz.

vgl.

Vrh.

A

AF

AO

AHS

AKDV

ANR

AÖG

AÖR

ARG

ASG

ASGA

ASL

ASW

AU

AVN

AZ

B

BAW

BD

BJ

BM BS

BW

DGB

DH

DR

DZG

FB

FBF

FBP

FDG

FG

FGN

FMT

FuB

und zwar.

von, vom.

vaterländisch.

Verein.

Verfasser.

Veröffentlichung.

Versammlung.

Verzeichnis.

vergleiche, zu vergleichen.

Verhandlung.

Vrl. == Verlag.

Wb. = Wappenbuch.

Wbr. = Wappenbücher.

Wft. ss Wissenschaft.

Wtfln. s= Wappentafeln.

z. s= zu, zur, zum.

z. T. = zum Teil.

Zeugn. = Zeugnis.

Ztschr. = Zeitschrift.

II. Abkürzungen von Zeitschriften.

Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde.

Archiv für Frankfurter Geschichte und Kunst.

Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins.

Archives heraldiques Suisses = Schweizer Archiv für Heraldik.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit (Organ des Germanischen

Museums in Nürnberg).

Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein.

Archiv für Österreichische Geschichte.

Archiv für öffentliches Recht.

Archiv für Kassen- und Gesellschafts-Biologie.

Archiv für Sächsische Geschichte. : Anzeiger für schweizerische Geschichte und Altertumskunde.

Anzeiger des Vereins für siebenbürgische Landeskunde.

Archiv für Stamm- und Wappenkunde.

Archiv für Urkundenforschung. : Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde. : Archivalische Zeitschrift.

: Der Bär. Berlinische Blätter für vaterländische Geschichte und Alter- tumskunde.

Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereins zu Wien. : Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark.

Bremisches Jahrbuch, herausgegeben von der Historischen Gesellschaft

des Künstlervereins. : Braunschweigisches Magazin. = Baltische Studien, herausgegeben von der Gesellschaft für Pommersche

Geschichte und Altertumskunde = Burgwart, Organ der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen. = Deutsche Geschichfsblätter, herausgegeben von Tille. = Der deutsche Herold, Zeitschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde. = Dresdner Geschichtsblätter. = Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. = Familiengeschichtliche Blätter. b Frankfurter Blätter für Familiengeschichte.

= Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte. = Forschungen zur Deutschen Geschichte. = Friedberger Geschichtsblätter. = Forschungen zur Geschichte Niedersachsens, herausgegeben von dem

Historischen Verein für Niedersachsen. = Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Voral herausgegeben durch die Direktion des K. K. Statthalterei-Archivs in Innsbruck. = Fuldaer Geschichtsblätter.

XXXV

GGA = Qöttinger Gelehrte Anzeigen.

GWP == Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont.

HGB = Hansische Geschichtsblätter.

HGBAB = Heraldisch-genealogische Blätter für adlige und bürgerliche Geschlechter.

HMK = Heraldische Mitteilungen, herausgegeben vom Verein Kleeblatt in

Hannover.

HMP = Historische Monatsblätter für die Provinz Posen.

HT = Historisches Taschenbuch (Leipzig).

HV = Historische Vierteljahrsschrift (Leipzig).

HZ = Historische Zeitschrift (München).

HZJ = Hohenzollern-Jahrbuch, Forschungen und Abbildungen zur Geschichte

der Hohenzollern in Brandenburg-Preußen.

JAW = Jahrbuch der k. k. Heraldischen Gesellschaft „Adler" in Wien.

JBL = Jahrbuch der Gesellschaft für Lothringische Geschichte und Altertums-

kunde.

JD = Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen.

JG = Jahresberichte der Geschichtswissenschaft.

JGE = Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Alter-

tümer zu Emden.

JGM = Jahrbuch für Genealogie, Heraldik und Sphragistik (Mitau).

jSs = Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur.

JT = Jahresbericht des Thüringisch-Sächsischen Vereins für Erforschung des

vaterländischen Altertums (Thüringisch-Sächsischen Geschichtsvereins).

JVH = Jahresberichte des Vogtländischen altertumsforschenden Vereins zu

Hohenleuben.

JVM = Jahresbericht des Vorarlberger Museums-Vereins.

KGV =±= Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und

Altertumsvereine.

MaG = Mannheimer Geschichtsblätter.

MAGZ = Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich.

MAW = Monatsblätter der k. k. Gesellschaft „Adler" in Wien.

MBK = Mitteilungen der badischen historischen Kommission.

NCh = Mitteilungen des Vereins für Chemnitzer Geschichte.

MDGL = Mitteilungen der deutschen Gesellschaft für Erforschung vaterländischer Sprache und Altertümer in Leipzig.

ME = Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altert, von Erfurt.

MF = Märkische Forschungen.

MFA = Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins.

MG = Magdeburger Geschichtsblätter.

MGDB Mitteilungen des Vereins für die Geschichte der Deutschen und Böhmen.

MGB = Mühlhäuser Geschichtsblätter.

MGBn = Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins.

MGH = Monumenta Germaniae historica.

MGN = Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum.

MGSL = Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.

MGSS === Monumenta Germaniae, Abteilung Scriptores.

MJÖG = Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung.

MNE = Mitteilungen des Nordböhmischen Exkursions-Klubs.

Mon. Boic. = Monumenta Boica.

MPA = Mitteilungen der Kgl. Preuß. Archivverwaltung.

MRK = Monatshefte für rheinische Kirchengeschichte.

MRWG = Monatsschrift für Rheinisch -Westfälische Geschichtsforschung und Alter- tumskunde.

MSK = Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Köln.

MSV = Mitteilungen des Vereins für sächsische Volkskunde.

XXXVI

MZK

NA

NASG

NBV

NL

NLM

NM

OBA

OR

PfQ

PPA

SGV

SHL

TA

TVQ

TZGK

UTA

VAG

VGG

VGL

VJH

VKR

VLG VMG

VMSA

VNS

WJb oder

WZ

ZB

ZBG

ZF

ZGAW

ZHbG

ZHG

ZHGP

ZHV

ZHW

ZKu

ZLG

ZOG

ZOR

ZPF

ZR ZTG ZVGS ZWG

Also heißt

Die üb

= Mitteilungen der dritten (Archiv-) Sektion der k. k. Zentralkommission in Wien.

= Neues Archiv für ältere deutsche Geschichtskunde.

= Neues Archiv für Sächsische Geschichte.

= Verhandlungen des historischen Vereins für Niederbayern.

= Nederlandsch Leeuw.

= Neues Lausitzer Magazin.

es Niederlausitzer Mitteilungen.

= Oberbayrisches Archiv für vaterländische Geschichte.

= Verhandlungen des historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg.

= Pfälzische Geschichtsblätter.

= Publikationen aus den Kgl. Preuß. Staatsarchiven.

= Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur.

= Zeitschrift der Gesellschaft für die Geschichte der Herzogtümer Schles- wig, Holstein und Lauenburg.

= Das Triersche Archiv.

= Taschenbuch für vaterländische Geschichte, herausgegeben von Hormayr.

= Thüringisch-Sächsische Zeitschrift für Geschichte und Kunst.

== Archiv des historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg.

= Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Geschichte und Altertumskunde.

es Aus der Heimat. Blätter des Verins für Gothaische Geschichte.

= Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs.

b= Vierteljahrsschrift „Herold" für Heraldik, Sphragistik und Genealogie, (später) für Wappen-, Siegel- und Familienkunde.

BS Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde zu Kahla und Roda.

s= Mitteilungen des Vereins für Lübecker Geschichte.

bs Jahresberichte des Vereins für Mecklenburgische Geschichte.

bs Verein für das Museum schlesischer Altertümer.

ss Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen.

WVL = Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde.

bs Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst.

=B Zentralblatt für Bibliothekswesen.

bs Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins.

sb Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg.

= Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde, herausge- geben von dem Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens.

Zeitschrift des Vereins für Hamburger Geschichte.

= Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte.

sb Zeitschrift der historischen Gesellschaft für die Provinz Posen.

= Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde.

bs Zeitschrift für Historische Waffenkunde.

= Zeitschrift für Kulturgeschichte.

= Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte.

= Zeitschrift für osteuropäische Geschichte.

= Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins.

= Mitteilungen der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familien- geschichte.

sb Zeitschrift für Rechtsgeschichte.

=s Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte und Altertumskunde.

= Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Schlesiens.

s= Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins.

z. B. AZ NF 8, 10: Archivalische Zeitschrift, Neue Folge, Band 8, Seite 10. rigen Zeitschriften sind ohne derartige Abkürzungen zitiert.

Die bibliothekarischen Hilfsmittel des Familien- forschers.

Allgemeines: Die für den Familienforscher wichtigsten Bibliotheken

und die Literatur über sie.

UR Anstellung familiengeschichtlicher Forschungen empfiehlt es Historische sich, solche Bibliotheken1) um Übersendung von einschlagenden Deutschend 2SJ|$$I Hilfsmitteln anzugehen, welche sich zahlreicher Anschaffungen vsf gg historischer Publikationen befleißigen. Aus den Jahresberichten der Geschichtswissenschaft (Berlin, früher Gärtners, jetzt Weidmanns Verlag) ist zu entnehmen, daß für ein einzelnes Gebiet, wie Sachsen-Thüringen, jährlich etwa 1000 Veröffentlichungen historischen Inhalts kommen.1) Auch nur die wichtigsten derselben wird in einem Land oder einer Provinz im allgemeinen nur je eine Bibliothek anzuschaffen in der finanziellen Lage sein. Im Königreich Sachsen z. B. ist die Anschaffung des neuerschienenen philologisch-historischen Materials so geordnet, daß in der Hauptsache die historischen Werke von der Königlichen Öffentlichen Bibliothek in Dresden- Neustadt (im Japanischen Palais), die philologischen von der Universitäts- bibliothek in Leipzig angeschafft werden. Soweit die Namensforschung und das Gebiet der deutschen Altertümer für familiengeschichtliche Forschung in Betracht kommt, ist auf germanistische Bibliotheken zu verweisen. Seit Frühjahr 1905 ist in Berlin ein Auskunftsbureau der deutschen Bibliotheken ins Leben getreten; über die Benutzungsbedingungen vgl. ZB XXII (1905),

x) Qräsel, A., Grundzüge der Bibliothekslehre, Leipzig 1890; drs., Handb. d. Bibliothekslehre, 1902. Kleemeier, F. J., Handb. d. Bibliographie, Wien, Pest, Leipzig 1903. Hortzschansky, Adalbert, Bibliographie des Bibliotheks- u. Buch- wesens. Erscheint als Beiheft z. ZB, Leipzig 1905 und wird fortgesetzt. Serapeum, Zeitschrift f. Bibliothekswissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur, hrsg. v. R. Naumann, Jg. 1—31, Leipzig 1870—71. (Reg. z. Bd. 1—12, 13—26. Vgl. R. Proc- to r, A classified Index to the Serapeum, London 1897). Zentralblatt f. Bibliotheks- wesen, Jg. 1—2, hrsg. v. O. Hartwig und K. Schulz, Jg. 3 20 von O. Hartwig, Jg. 21—27 v. P. Schwenke, Leipzig 1884 ff., dazu „Beihefte", ebd. 1885 ff.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. \

2 Historische Bibliotheken: Deutschland.

S. 196. Über den Inhalt unserer größeren deutschen Bücherbestände gibt Paul Schwenke, Adreßbuch der deutschen Bibliotheken (10. Beiheft z. ZB 1893) eine übersichtliche kurze Auskunft.1) Außerdem kommt in Betracht: G. Hedeler, Verz. d. Privatbibliotheken. III. Deutschland. Leipzig 1895.

Als besonders umfangreiche Bibliotheken seien hier auf historischem Gebiete beispielsweise genannt: Die königliche Bibliothek in Berlin2), die Bibliothek des deutschen Reichstags3), die Kgl. Hof- und Staatsbibliothek in München4), die Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums in Nürn- berg5), die Kaiserl. Universitäts- und Landesbibliothek in Straßburg ß), die Kgl. öffentlichen Bibliotheken in Hannover7), Dresden8) und Stuttgart9), die Stadtbibliotheken in Leipzig10) und Trier11), die Fürstl. Stolberg-Wernige- rodische Bibliothek1-), die Herzoglich Braunschweig-Lüneburgische Bibliothek in Wolfenbüttel13), die Ratsschulbibliothek in Zwickau14), die Stadtbibliothek in Breslau1'1), die Fürstl. Fürstenbergische Hofbibliothek in Donaueschingen16), die Stadtbibliothek in Frankfurt a. M.17), die Universitätsbibliotheken in Er-

x) Vgl. auch Minerva, Jahrb. der gelehrten Welt, seit 1882 jährlich herausgeg., K. Trübner u. Fr. Mentz in Straßburg.

2) Frdr. Wilkens, Gesch. d. Kgl. Bibl. zu Berlin, B. 1828. Seit Anfang 1892 wird der Druck der Akzessionen aus der neu erscheinenden Literatur bogenweise ausgegeben.

3) Kat. der Bibl. d. deutschen Reichstags, hrsg. v. Aug. Potthast, Berlin 1882. Kat. der Bibl. d. Reichstags, hrsg. v. Ed. Blömeke, Berlin 1890. Der 3. Bd. d. Kat. d. Reichstagsbibl. enthält reiche Angaben ü. d. Literatur der deutschen Territorial- u. Ortsgesch. Berlin 1896.

*) Keinz, Fr., Der Journalsaal u. d. neuere Periodische Literatur an d. Hof- u. Staatsbibl. zu München, München 1879. Catalogus codicum manuscriptorum biblio- thecae regiae Monacensis, München 1868 ff. Hier liegt massenhaft aufgestapelt, was die Säkularisation den geistlichen Stiftern u. Klöstern 1803 abnahm.

5) Druckschriften des Germanischen Nationalmus. Bd. 1, Abt. 1. Nürnberg u. Leipzig 1856, S. 171—484 (auch unter d. Titel: Bibl. d. German. Nationalmus. 1855. Zuwachsverzeichnisse im AKDV und seit 1884 im Anz. des German. Nat.-Mus.).

«) Hottinger, Chr. G., D. Kaiserl. U. u. L. Bibl. in Straßburg. 2. Afl. Straß- burg 1875.

7) Ed. Bodemann, D. Handschr. d. Kgl. öff. Bibl. zu Hannover, Hannover 1867; drs., D. Briefwechsel des G. W. Leibniz u. d. Kgl. öff. Bibl. zu Hannover, ebd. 1889.

8) F. A. Ebert, Gesch. u. Beschr. d. Kgl. öff. Bibl. zu Dresden, Leipzig 1822. Karl Falkenstein, Beschr. d. Kgl. öff. Bibl. zu Dresden, Dresden 1839.

9) Stalin, C. F., Z. Gesch. u. Beschr. alter u. neuer Büchersammlungen im Kgr. Württemberg. Württemberg. Jb. f. vaterländ. Gesch 1837.

10) Hier die Slg. z. sächs. Gesch. v. G. Ch. Kreyssig (f 1758) u. des Prof. Pölitz, vgl. Wagner, Kat. d. Pölitzschen Bibl. Leipzig 1839.

") M. Keuffer, Verz. d. Handschr. d. Stadtbibl. zu Trier. Trier 1888 ff.

12) Förstemann, E., Die Gräfl. Stollberg. Bibl. zu Wernigerode, Nordhausen 1866.

") Schoenemann, C. P. O., Umrisse z. Gesch. u. Beschr. d. Wolfenbüttler Bibliothek, Serapeum IV, 1843, V, 1844, XVIII, 1857.

") Buchwald, G., Die Bedeutung d. Zwickauer Ratsschulbibl. f. d. Studium d. Reformationszeit, Ztschr. f. kirchl. Wissensch. IV, 1883, S. 658—662.

») Neigebaur, Die Stadtbibl. in Breslau, N. Anz. f. Bibl. 1865, S. 246 ff, 293 ff.

") Barack, K. A., Die Handschriften der Fürstl. Fürstenbergischen Hofbibl. zu Donaueschingen, Tübingen 1865.

17) Gercken, Ph. W., Reisen durch Schwaben, Tl. 4, 1788, S. 174 ff.

Historische Bibliotheken: Deutschland. 3

langen1), Gießen2), Greifswald3), Halle4), Heidelberg5), Jena6), Kiel7), Leipzig8), Würzburg9), die Ständische Landesbibliothek in Kassel.10) Als wichtige Büchersammlungen seien noch erwähnt die Stadtbibliothek in Hannover (hierin das „Wäteken-Buch" des Herrn von Bergkhusen, eine Art Stammbuch der hannoverschen Stadtfamilien, wovon 2 Abschriften in der „Königl. Biblio- thek" sind), die Landschaftsbibliothek in Aurich, die Oberbergamtsbibliothek in Clausthal (Hackesche Chronik) und die großen Kirchenbibliotheken in Celle, Emden (Große Kirche) und Zellerfeld (Calvörsche Bibliothek); dazu die Raczynskische Bibliothek (Bücher und Handschriften aus Klosterbiblio- theken der Provinz Posen)11), die Bibliothek der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen im Kgl. Staatsarchiv (Posensche Provinzialgeschichte). Auf germanistischem Gebiete sind außer den bereits genannten hervor- ragend: die Stadtbibliotheken in Braunschweig und Bremen12), die Freiherr- lich Karl von Rothschildsche öffentliche Bibliothek in Frankfurt a. M.13) und

x) Irmischer, J. K., Diplomat. Beschr. der Mss., welche sich in der Kgl. Univ.- Bibl. zu Erlangen befinden. Nebst d. Gesch. dsr. Bibl. Erlangen 1829. Drs., Hand- schriftenkatalog der Kgl. Univ.-Bibl. zu Erlangen. Frankfurt a. M. u. Erlangen 1852.

2) Heuser, E., Beitr. zur Gesch. der Universitätsbibl. Gießen, 6. Beiheft des ZB Leipzig 1891.

•3) Dähnert, J. C., Academiae Grypiswaldensis bibliotheca. Greifswald 1757f. Zuwachsverzeichnisse seit 1836.

*) Boehmer, Ber. über d. v. Ponickausche Bibl. d. Universität Halle-Wittenberg. Halle 1867.

6) Katalog der Handschriften der Univ.-Bibl. Heidelberg, bearbeitet v. J. Wille, Bd. 1, 2, 1887, 1903.

6) Mylius, John Chrph., Memorabilia bibl. acad. Jenensis, Jenae 1736. A III. u. VIII. In dieser Bibliothek ist viel Material zur thüringischen Geschichte vorhanden.

7) Ratjen, H., Verz. d. Handschriften d. Kieler Univ.-Bibl., welche die Herzog- tümer Schleswig u. Holstein betreffen. Bd. 1 3. 1858 66.

8) Schulze, Joh. Dan., Abriß d. Gesch. d. Leipziger Univers. Leipzig 1802. S. 128 ff.

9) Reuss, Kurzer Abriß einer Gesch. d. Bücher- u. insbes. Hdss.-Sammlungen im vorm. Hochstifte Würzburg. Serapeum VI, 1845, S. 161—174, 177—186. Zugangsver- zeichnisse seit 1850. Reuss, Kurze Beschr. d. merkwürdigsten altdeutschen Hdss. d. K. Univ.-Bibl. zu Würzburg. Arch. d. hist. Ver. v. Unterfranken. Bd. IV, H. 3, 1838, S. 152—160. Vgl. dess. Beitr. z. dtsch. Hdss.-Ku., Ztschr. f. dtsch. Altert. III, 1843, S. 432 446; V, 1845, S. 453-463 u. Serapeum XIII, 1852, S. 11-16. Arch. VII, 1839, S. 108—111. Manuskriptenkat. d. vorm. Dombibl. zu Würzburg. Mitget. v. Reuss. Arch. d. hist. Ver. v. Unterfranken. Bd. VII, H. 2, 1842, S. 166 176. Ab- gedr. Serapeum III, 1842, S. 376-382. Die Pergam.-Hdss. der K. Univ.-Bibl. Würz- burg in alphabetischer Reihenfolge verzeichnet. Würzburg 1886. Handwerker, O., Gesch. d. Würzburger Univ.-Bibl. bis zur Säkularisation. Diss. Würzburg 1904.

10) Hirsching, F. K. G., Versuch e. Beschr. sehensw. Bibl. II, 1787, S. 231—272; Spl. S. 222-224.

u) Sosnowski, M. E., u. Kurt z mann, L., Kat. d. Raczyfiskischen Bibl. in Posen. Bd. 1—4. Posen 1885.

12) Rump, H., Alphabet. Verz. sämtl. Bücher d. Bremischen öffentl. Bibl., Bremen 1833—34. Forts. 1859.

13) Berghöffer, Ch., Die Einrichtung u. Verwaltung d. Frhrl. Karl v. Rothschild- schen öffentl. Bibliothek während d. Jahre 1867—1890. Frankfurt a. M. 1891. Zugangs- verz. seit 1891.

r

4 Historische Bibliotheken: Österreich-Ungarn.

die Göttinger Universitätsbibliothek.1) Da die Familienforschung häufig juristische Werke, besonders solche über Privatrecht, herbeiziehen muß, so sei auf die juristischen Büchersammlungen aufmerksam gemacht, die sich in der Bibliothek des deutschen Reichsgerichts2), und in der Gehestiftung in Dresden, Kleine Brüderstraße3), befinden, sowie auf die Stadtbibliothek in Köln.4) Österreich- Über die Bücherbestände Österreich-Ungarns orientiert das in den Ungarn. scnrjften des „österreichischen Vereins für Bibliothekswesen" erschienene „Adreßbuch der Bibliotheken der Österreich-ungarischen Monarchie" von Johann Bohatta und Michael Holzmann (Wien 1900). Hier seien als historisch hervorragende Bibliotheken erwähnt: Die Bibliothek des Mährischen Landesarchivs in Brunn5). Daselbst sind vertreten größtenteils historische Quellenwerke, Geschichtswerke und geschichtliche Hilfswissenschaften, soweit sie Mähren, Böhmen, Schlesien, die österreichischen Länder und Deutschland betreffen. Die Mährische Landesbibliothek in Brunn, Museumsgasse, im Gebäude des Landesmuseums (Franzensmuseum)8) pflegt in erster Linie die auf die mährische Landeskunde bezügliche Literatur. Die Steiermärkische Landesbibliothek am Joanneum in Graz, Kalchberggasse7) bevorzugt steier- märkische Landeskunde, Geschichte und Hilfswissenschaften. Die Uni- versitätsbibliothek in Lemberg8) bevorzugt besonders die Landesliteratur von Galizien. Das Museum des Königreiches Böhmen in Prag9), bevorzugt

*) Mein er s, C, Beiträge z. Qesch. uns. Univ.-Bibl., in dess. Qött. akad. Annalen. Bdchen. 1, 1804, S. 1—95. Akzessionen 1844—47 s. in Nachrichten v. d. Ges. d.W. 1845—54. Die Akzessionen d. Kgl. Univ.-Bibl. in Gott. währ. d. J. 1854—68. Göt- tingen (seit "1857 Braunschweig) 1856— 69 (13 Hefte).

2) Schulz, K., Katalog der Bibliothek des Reichsgerichts, Leipzig 1882. 1890.

*) Katalog der Gehestiftung in Dresden, seit 1888.

*) Veröffentlichungen der Stadtbibl. in Köln. H. 1 : die Stadtbibl. in Köln, ihre Organisation u. Verwaltung v. A. Keysser. Köln 1886, H. 3, I. Der Büchererwerb d. Kölner Stadtbibl., v. A. Keysser. 2. Bestimmungen ü. d. Verwaltung u. Benutzung. 1890, H. 4. Zur geschichtl. u. landeskundl. Bibliographie d. Rheinprovinz. Von A. Keysser, 1891. Zugangsverz. d. Stadtbibl. in Köln seit 1890.

6) Dudik, Beda, Mährens Geschichtsquellen. Brunn 1850. Wattenbach, W., Handschr. d. ständischen Sg. in Brunn aus Corwei's Nachlaß, in: Arch. f. alt. deutsche Gesch. 10, 1851, S. 685. - Chlumetzky, Peter v., u. Chytil, J., Ber. ü. d mäh- rische Landesarchiv. 1857.

8) Kat. d. Bibl. d. Franzensmuseums mit 8 Nachträgen, verfaßt v. Custos Mo- ritz Trapp, Brunn 1868—79, u. v. Bibliothekar W. Schräm, Brunn 1835 96. Katalog d. Handschr. des Franzensmuseums, verfaßt v. W. Schräm, Brunn 1890

f^^™; QeSCh- der BibL des Franzensmuseums (Annales musei Franciscei MDCCCXCVI, p. 41—77).

7) Göth, D. Joanneum in Graz, geschichtl. dargestellt. Graz 1861. - Zwie-

?flo-f iUu uhor!t' ?' V" °- Steierm- La"desbibl. am Joanneum zu Graz, Graz 189J. Jahresber. des Joanneums Graz, seit 1812

•) Catalogus bibliothecae Leopold. 1795. - Dudik, Beda, Archive im Kgch. Galizien u. Lodomenen, AÖG 33, 113. K

•) Pertz Aus d. Handschriftenverz. d. Böhmischen Mus. zu Prag, AG 477. - aI 'u' b ^UutS?e Handschr- in Pra2. AKD 2, 30. 141. 165. _ Kelle J Alt- deutsche Handschriften aus Prager Bibl. im- Serapeum 1868; Zeitschi *f deutsches

Bibliotheken über polnische Familien. Zeitschriftenliteratur. Enzyklopädien. 5

hauptsächlich böhmische Literatur, Bohemica und Geschichte. Die Biblio- thek und das historische Museum der Stadt Wien in Wien, Rathaus1) bevorzugt Geschichte und Topographie von Wien, österreichische Geschichte, Theatergeschichte und Literatur, Städtegeschichte und Städteverwaltung. Bibliothek der K. K. heraldischen Gesellschaft ,Adler'2), Wien I, Rosen- gasse 4. K. K. Hofbibliothek. Wien I, Josefsplatz, K. K. Hofburg.3) Besonders gepflegt: Bibliographie, Geschichte. Wiener Universitäts- bibliothek.4) — Die Bibliothek des Ungarischen Nationalmuseums in Buda- pest.5) — Die K. ungarische Universitätsbibliothek6); vertreten besonders Geschichte und Rechtswissenschaft. Die Bibliothek des Baron Bruken- thal'schen Museums in Hermannstadt in Siebenbürgen, Baron Brukenthal'sches Palais, Großer Ring 10. Bibliothek des Siebenbürgischen Museumsvereins in Klausenburg.

Bibliotheken über polnische Familien sind: in Warschau die Universitäts- Bibliotheken Bibliothek und die Krasinskische Bibliothek; in Lemberg: Ossolinskisches u Gammen* C Nationalinsitut. Universitätsbibliothek Krakau, Jagellonische Bibliothek, Czartoryskische Bibliothek, Bibliothek der Akademie der Wissenschaften. Die an polnischen Drucken reichste nichtpolnische Bibliothek ist die Wiener Hofbibliothek.

Zur allgemeinen Orientierung in der fast erdrückenden Fülle gedruckter Bücher dienen:

Bibliographie der deutschen Zeitschriften-Literatur mit Einschluß von Bibliographie Sammelwerken und Zeitungsbeilagen. Alphabetisches, nach Schlagworten Zeitschriften- sachlich geordnetes Verzeichnis von Aufsätzen, die in etwa 2000 zumeist Mteratur. wissenschaftlichen Zeitschriften, Zeitungsbeilagen und Sammelwerken deutscher Zunge erschienen sind, mit Autoren-Register, herausgegeben von F. Dietrich. Leipzig, F. Dietrich.

Großes, vollständiges Universal-Lex. aller Wissenschaften u. Künste. Enzyklopädien. Bd. 1—64. Halle u. Leipzig, hrsg. v. J. H. Zedier, 1732—50 u. S. Bd. 1—4.

Altertum XVIII. Vokrosenskij, G., Die slavischen Handschr. d. Bibl. in: Abh. d. Petersburger Ak. XXXI, 1883, S. 16.

!) [Weiß, K.,] Kat. der Bibl. der Reichshaupt- und ResidenzstadtjWien. Wien 1865.

2) Bibliothekskat., erschien Wien 1890. Die früheren Jg. d. Jahrb. d. Ver. „Adler" enthalten wertvolle Ber. ü. Erscheinungen familiengeschichtl. Inhaltes, bes. auch aus d. Auslande.

8) Chmel, J., Die Handschr. der K. K. Hofbibl. in Wien im Interesse d. Gesch., bes. der österreichischen, verzeichnet u. exzerpiert. Wien 1840 41. Hoffmann von Fallersleben, Verz. d. altdeutschen Handschr. d. K. K. Hofbibl. in Wien. Leipzig 1841. Wattenbach, W., Handschriften d. K. K. Hofbibl. in: A. X, 1851, S.447. Beer, Rudolf, Die K. K. Hofbibl.|1848— 1898. In: Schnitzer, Ign., Franz Joseph I. u. seine Zeit. Wien 1898, Bd. I.

*) Leithe, Fr., Die K. K. Universitätsbibl. in Wien. Wien 1877. |Grassauer, Ferd., Generalkat. d. laufenden Druckschr. an d. österr. Universitäts- u. Studienbiblio- theken, hrsg. im Auftrage des K. K. Ministeriums f. Kultus u. Unterricht v. d. K. K. Universitätsbibl. in Wien. Wien 1898.

6) Kataloge in lat. Sprache erschienen 1799 1815.

6) Lateinische Kataloge der Handschriften 1889. 1894.

ß Bücherlexika.

Leipzig 1751—1754. Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften u. Künste. Hrsg. von J. S. Ersch u. J. G. Gruber. Leipzig 1818—1889. P. Larousse, Grand Dictionnaire universel du XIX siecle. Paris 1866ff. La grande Encyclopedie. Inventaire raisonne des sciences, des lettres et des arts. Paris 1884ff. Nuova Enciclopedia italiana, 6 Afl. v. Boccardo. Torino 1875 ff. The Encyclopaedia Britannica, 9. ed. Vol. 1—24. Edinburgh 1875—89. The Encyclopaedia Americana. New York, Philadelphia, London 1883 ff. Enciclopedia universalis (Barcelona, seit 1908, auf 25 Bde. berechnet, hauptsächlich auch Spanisch-Amerika behandelnd). The Catholic Encyclopedia (seit 1907, bis jetzt 4 Bde., auf 15 berechnet). New York.1) Bücherlexika Brunet, Manuel du libraire et de Tamateur de livres, 1810. 5. Afl.

1860—65 (hierüber vgl. Wolf, Einführung in d. Studium der neueren Gesch. 1910, S. 83). Nachahmungen u. Ergänzungen zu Brunet boten Friedrich Adolf Ebert in snm. Allgemeinen bibliographischen Lex., 2 Bde., Leipzig 1821 30, u. Grässe in snm. Tresor de livres rares et precieux ou nouveau dictionnaire bibliographique. Dresden 1859 69.

Kaiser, Ch. H., Vollständiges Bücherlex. I. 1750. Leipzig 1834. Mit Sach- u. Schlagwörter-Reg. 1893/94 ff.

Carl Georgs Schlagwort-Katalog. Verz. der im deutschen Buchhandel erschienenen Bücher u. Landkarten. Hannover 1889 ff.

Georgi, Th., Allgem. Europäisches Bücherlex. 5 Bde. u. 3 Siegel-Bde. Leipzig 1842—58.

Heinsius, Wilh., Allg. deutsch. Bücher-Lexikon usw. Leipzig 1812. Hinrichs' Fünfjahrs-Kat. der im deutschen Buchhandel erschienenen Bücher, Zeitschr., Landkarten usw. Herausgeg. u. verlegt v. d. J. C. Hinrichs- schen Buchhandlung in Leipzig. Als Ergänzung dazu dient Hinrichs Wöchentliches Verz. d. erschienenen u. d. vorbereiteten Neuigkeiten d. deutschen Buchhandels.

Der zuverlässigste Ratgeber f. d. literarischen Neuigkeiten in Frankreich ist die Bibliographie de la France, welche Bestandteil des Journal general de rimprimerie et de librairie ist u. seit 1811 herauskommt. Ferner vgl. Querard, La France litteraire ou dictionnaire bibliographique. Paris 1837—39, 9 Bde.; umfaßt die verstorbenen Gelehrten und Schriftsteller des 18. u. 19. Jhdt. und greift vielfach über die französischen Grenzen hinaus. Ders., La litterature francaise contemporaine, Paris 1842 57, ist als Fort- setzung des erstgenannten Unternehmens gedacht, aber weit ausführlicher, die Jahre 1827—49 umfassend; ders., Supercheries litteraires devoilees, 1845—53, 5 Bde.

Das vollständigste englische Bücherlex. ist Low, The English Catalogue of Books. London 1864 ff.

Die Literatur auf bibliographischem Gebiete ist allmählich so groß ge- worden, daß sich Bibliographien über die Bibliographien als nötig erwiesen

») Über Enzyklopädien vgl. Wolf, Einführung in d. Studium der neueren Gesch. S. 406 ff.

Allgemeine Quellenwerke zur deutschen Geschichte. 7

haben. Vgl. Grundtvig, Gedanken üb. Bibliographie, im ZB XX, S. 405 ff., u.Wolf, Einführung in d. Studium d. neueren Gesch. 1910, S. 75 ff. Hier sei genannt:

Stein, Henri, Manuel de Bibliographie generale. Paris 1897. Dies ist eine von kritischen Bemerkungen begleitete Bibliographie der Bibliographien

1 alle Gebiete der Wft. u. alle Länder. S. 401 466: Gesch. u. Hilfswissen- schaften. Der Anhang enthält u. a. ein Verz. d. Reg. zu den wissenschaftlichen Zeitschriften der Welt und ein Verzeichnis der gedruckten Kataloge der wichtigsten Bibliotheken. Noch immer mit Nutzen zu gebrauchen ist: J. Petzholdt, Bibliotheca Bibliographica, Leipzig 1866. Mangelhaft gearbeitet ist: L. Vallee, Bibliographie des Bibliographies. Paris 1884. Ein gutes Verzeichnis neuerer Bibliographien enthält: A. Gräsel, Bibliothekslehre. 2. Aufl. Leipzig 1902 (Anhang). Montarolo, Battista, Biblioteca bibliogra- fica italiana. Parte I (unica). Modena 1885. Ottino, Giuseppe, e Fu- magalli, Giuseppe, Bibliotheca bibliographica italica. Roma 1889 1895.

2 Bde. Supplement hierzu für das Jahr 1895 und 1896. Torino 1896 u. 1897. Pohler, Joh., Bibliotheca historico-militaris (bis 1880). Cassel 1887 Leipzig 1899. 4 Bde., der 4. Bd. enthält nur Lebensbeschreibungen, Denkwürdigkeiten und Briefwechsel.

Die besten zusammenfassenden, darstellenden Werke über die Quellen Allgemeine zur deutschen Geschichte sind: Quellenwerke

zur deutschen

Wattenbach, W., Deutschlands Geschichtsquellen im MA bis z. Mitte Geschichte, des 13. Jhrh. Stuttgart u. Berlin. I6 1893. II6 1894. I7 umgearbeitet v. Ernst Dümmler 1904.

Lorenz, O., Deutschlands Geschichtsquellen seit der Mitte des 13. Jahr- hunderts. 3. Afl. Berlin 1886/7. 2 Bde.

Potthast, A., Bibliotheca historica medii aevi. Wegweiser durch die Geschichtswerke des europäischen MA bis 1500. 2. Aufl. 2 Bde. Berlin 1896.

Oesterley, G., Wegweiser durch die Literatur der Urkundensammlungen Berlin 1886. Brauchbar trotz mancher Mängel. Zeitgrenze 1500.

Wegele, v. Franz X., Gesch. der deutschen Historiographie, seit d. Auftreten des Humanismus. Auf Veranlassung Sr. Maj. des Königs von Bayern hrsg. durch d. histor. Komm, bei der Kgl. Ak. der Wftn. München und Leipzig, 1885 (= Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit. 20. Bd.). Sehr angenehm zu lesen, aber unvollständig, f. d. neueste Zeit nicht genügend.

Dahlmann-Waitz, Quellenkunde der deutschen Geschichte. 7. Afl. Erich Brandenburg. Leipzig 1906. 8. Afl. v. Paul Herre. Leipzig 1912.

Wichtigstes Hauptwerk. Wer weitere bibliographische Belehrung u.auch d. kleineren Beitr. in d. immer unübersichtlicher werdenden Zeitschriftenliteratur kennen zu lernen wünscht, der sei hingewiesen auf die von Oscar Maßlow bearbeitete Bibliographie z. deutschen Gesch. in der Historischen Vierteljahrsschrift, herausgegeben von Ger- hard Seeliger in Leipzig u. auf d. „Jahresberichte der Geschichtswissenschaft im Auf- trage der Historischen Gesellschaft zu Berlin herausgegeben".

Loewe, Victor, Bücherkunde d. deutschen Gesch. Kritischer Wegweiser durch die neuere deutsche hist. Literatur. Berlin 1903.

8 Bibliographien usw. Allgemeine familiengeschichtliche Nachschlagewerke.

Das kritische Urteil, das über die einzelnen Bücher rasch orientiert, ist maßvoll. Ausführlich behandelt ist außer der allgemeinen deutschen Geschichte die preußische.

Bibiioffr.Phien Richter, P. E., Literatur der Landes- u. Volksku. des Kgr. Sachsen.

^deuuche"6 Dresden 1889 (Nachträge 1892ff.). W. Schul tze, Die Geschichtsqu. der Prov. Länder? Sachsen im MA u. in der Reformationszeit. Im Auftrag der histor. Com. der Prov. Sachsen. Halle 1893.— Bibliographie d. Württemberg. Gesch. Bd. 1 unbearbeitet v.W.Heyd,Bd.3u. 4,1 v.Th. Schön, Stuttg. 1895— 1909.— Loewe,V., Biblio- graphie d. Hannoverschen u. Braunschweig. Gesch. Posen 1908. J. Marx, Tre- virensia. Lit.-Ku. z. Gesch. d. Trierer Lande, Trier 1909. Kletke, Quellenku. d. Gesch. d. preußischen Staates. Berlin 1858 61. Grünhagen, Wegweiser durch d. schlesischen Geschichtsq., 2. Afl. 1889. Partsch, J., Literatur der Landes- u. Volksku. der Prov. Schlesien. Breslau 1 893 (auch als Ergänzungsh. z. Jb. d. Gesellsch. f. vaterl. Kultur 70). Keys er, A., Z. geschichtl. u. landes- kundlichen Bibliographie der Rheinprovinz, 1891 ff. Bingner, Literatur ü. d. Großherzogtum Baden in allen seinen staatlichen Beziehungen v. 1750 bis 1854. Karlsruhe 1854. Badische Bibl. Systematische Zusammenstellung selbständiger Druckschriften ü. d. Markgrafschaft, d. Kurfürstentum u. Groß- herzogtum Baden. 1. Abt. Staats- u. Rechtsku. Bd. 1. Karlsruhe 1897. 2. Abt. Lands u. Volksku., bearb. v. O. Kienitz u. K. Wagner. Ebd. 1901. Bach- mann, F., Die landskundliche Literatur ü. d. Großherzogtümer Mecklenburg. Güstrow 1889. Marckwald-Mentz, Kat. d. elsaß-lothringischen Ab- teilung der kaiserlichen Universitäts- und Landesbibl. Straßburg 1908. Quellen u. Erörterungen z. bayr. u. deutschen Gesch. 9 B., München 1856 64. N. F. C. 1 2, 2, eb. 1903 09. Württembergische Geschichtsquellen. Hrsg. v. D. Schäfer. B. 1—8. Stuttg. 1894—1905. Quellenslg. d. badischen Landesgesch. Hrsg. v. F. J. Mone. 4. B. Karlsr. 1848 67. Quellen z. Lothr. Gesch. Hrsg. v. d. Gesellsch. f. lothr. Gesch. u. Altert. B. 1 5. Metz (u. Leipz.) 1901 10. Ackermann, Bibliotheca hassiaca, Kassel 1884 bis 1899 Nachträge. Weerth u. Anemüller, Bibliotheca Lippiaca, Det- mold 1886.

ScbÄtechhe" Für die nichtdeutschen Staaten, einschließlich der auße. europäischen gibt

Staaten. eine gute Orientierung der wichtigsten Werke: „Quellenkunde zur Welt- geschichte". Ein Handbuch unter Mitwirkung von Adolf Hofmeister u. Rudolf Stube, hrsg. v. Paul Herre. Leipzig 1910. Vgl. auch die Literatur- nachweise weiter unten unter „Heroldsämter und verwandte Behörden". Für deutsche Familien in den russischen Ostseeprov. ist bes. wichtig Winkel- mann, E., Bibliotheca Livoniae historica. Systematisches Verz. d. Hilfsmittel z. Gesch. Esthlands, Livlands u. Curlands. 2. H. St.-Petersburg 1869—70. 2. Afl. Berlin 1878.

Allgemeine Gundlach, O., Bibliotheca familiarum nobilium. Repertorium ge-

Kes'chkhuLe druckter Familiengeschichten u. Familiennachrichten. Ein Handb. f. genealog. Nachschlage- Forscher u. Bibliothekare. Erster Bd. A bis L. Zweiter Bd. M bis Z. Nachtrag. werUe- Neustrelitz 1897.

Dieses Werk enthält ein alphabetisches Verz. nach Familiennamen mit Hinweisen auf das Vorkommen in der Literatur. Für Deutschland u. Österreich ist es d. voll-

Geschichts- und Altertumsvereine. 9

ständigste Nachschlagegelegenheit, die es gibt. Das nichtdeutsche Ausland ist nur sehr mangelhaft vertreten. Doch finden sich auch f. deutsche Familien empfindliche Lücken. Es ist vor dem Irrtum zu warnen, daß, wenn in diesem Buch über eine Familie nichts enthalten ist, es über sie überhaupt nichts Gedrucktes gäbe.

Prittwitz u. Gaffron, Hans v., Verz. gedruckter Familiengeschichten Deutschlands u. d. angrenzenden Länder u. Landesteile. Zuerst VJH X, 1882, auch als selbständige Schrift erschienen.

Auch noch heute neben Gundlach nicht entbehrlich, vortrefflich angelegt u. mit großer Sachkenntnis gearbeitet. Außer d. selbständigen gedruckten Familiengeschichten ist auch die Zeitschriftenliteratur, allerdings recht unvollständig,/herangezogen.

Eberstein, Hand- u. Adreßb. der Genealogen u. Heraldiker unter be- sonderer Berücksichtigung der Familiengeschichtsforscher. Erste Abt. d. Handb. f. d. deutschen Adel. Berlin 1889. 1900.

Die erste Hälfte dieses Werkes, bearbeitet von Alfred vonEberstein, 180 Seiten, weist Berufsgenealogen nach f. d. Deutsche Reich u. f. Deutsch-Österreich. Die zweite Hälfte, bearbeitet von Botho Freiherrn von Eberstein, 394 Seiten, behandelt die Berufsgenealogen des Auslandes, nämlich: 1. Russische Ostseeprovinzen, 2. Böhmen u. Mähren, 3. Ungarn u. Siebenbürgen, 4. Polen, 5. Die Niederlande, 6. Belgien, 7. Frank- reich, 8. Die Schweiz, 9. Italien, 10. Finnland, 11. Schweden, 12. Norwegen, 13. Däne- mark, 14. England, 15. Amerika, 16. Griechenland, 17. Spanien, 18. Rußland. E. Namen- reg, f. beide Teile ist der zweiten Hälfte beigefügt. Wenn die angeg. Adressen zufolge Todes nicht mehr stimmen, wende man sich an einen unserer familiengeschichtlichen Vereine, am besten an die großen, über das meiste Material verfügenden, d. i. für Deutschland an den Deutschen Herold (Schriftführer desselben ist Gerichtsassessor Lignitz, Berlin W50, Prager Straße 35) oder an die Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte (Vorsitzender derselben ist Rechtsanwalt Dr. Breymann, Leipzig, Thomasring 6, Kanzlei Universitätsstraße 2 III), für Österreich an die K. K. Heraldische Gesellschaft „Adler" in Wien (Schriftführer ist Dr. Heinrich W. Höflinger, Wien 18/1, Colloredogasse 22).

Index to American Genealogies and to genealogical Material con- tained in all Works such as Town Histories, County Histories, Local Histories, Historical Society Publications, Biographies, Historical Periodicals, and Kindsed Works, alphabetically arranged enabling the reader to assertain wether the Genealogy of any Family, or any past of it, is printed, either by itself or embodied in other works. Fifth Edition, revised, improved and enlarged, containing nearly 50000 References (First and second Editions were Edited by Daniel S. Durrie). Copyrighted 1900. Albany, N. Y., Joel Munsell's Sons, Publishers 1900.

Dieses Werk ist das wichtigste und umfangreichste der in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika vorhandenen genealog. Nachschlagewerke u. zufolge der Einwanderungen auch f. europäische Genealogie v. Bedeutung. Vgl. Kekule von Stradonitz, Der Handapparat des Ahnenforschers JAW NF 16 u. wieder abgedruck in seinen Ausgewählten Aufsätzen N. F. Berlin 1907. S. 61 ff.

Eine außerordentlich große, kaum übersehbare Fülle familiengeschichtlichen oeschichts- und Materials ist in den Sammlungen und Veröffentlichungen unserer Geschichts- Av'*ert.ums- und Altertumsvereine niederlegt. Über diese orientieren folgende Werke:

Stoehr,HansAdam, Allgemeines Deutsches Vereins-Handb. Statistisches Repertorium der gelehrten Gesellschaften u. wissenschaftlich-gemeinnützigen Vereine der Staaten des Deutschen Reichs. Frankfurt a. M. 1 872 (hrsg. vom freien deutschen Hochstifte zu Frankfurt a. M.). Müller, ohannes

jq Praktische Winke zur Arbeit in Bibliotheken.

Die wissenschaftl. Ver. U.Gesellschaften Deutschlands im 19. Jht. Bibliographie ihrer Veröffentlichungen seit ihrer Begründung bis auf die Gegenwart. Berlin 1883—87. Walther, Th. A. F., Systematisches Repertorium über die Schriften sämtlicher historischen Gesellschaften Deutschlands. Darmstadt 1845. Koner, W., Repertorium ü. d. v. J. 1800 bis z. J. 1850 in akademischen Ab- handlungen, und Gesellschaftsschriften u. wissenschaftl. Journalen auf d. Gebiete d. Gesch. u. ihrer Hilfswissenschaften erschienenen Aufsätze. 2 Bde. Berlin 1852 56. Hettler, August, Jahrb. der deutschen historischen Kom- missionen, Institute u. Vereine des Deutschen Reichs u. des deutschen Sprach- gebiets d. Auslands. I. J. 1903. Halle a. S. 1904. Diese Veröffentlichung ist zwar unvollständig und ungleich gearbeitet, aber trotzdem nützlich durch Personalangaben über die Vorstände einzelner Vereine.

Nicht selten sind die Vereinshefte im Buchhandel vergriffen und schwer zu haben. Dann empfiehlt es sich, die Vermittelung des jeweiligen Vereins- vorstandes behufs Entleihung oder Kopierung zu erbitten.1)

Das Zentralorgan der einschlagenden Vereine ist das „Korrespondenz- blatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine". Es wird herausgegeben von dem Verwaltungsausschusse des Gesamtvereins in Berlin und redigiert von Geh. Archivrat Dr. P. Bailleu, zweitem Direktor der preußischen Staatsarchive in Berlin, und ist im Vertrieb bei E. S. Mittler & Sohn, Kgl. Hofbuchhandlung in Berlin SW 68, Kochstraße 68—71.

Die Vermittlung zwischen den historischen Vereinen und der Geschichts- wissenschaft suchen als ihr Programm durchzuführen die „Deutschen Ge- schichtsblätter, Monatsschrift zur Förderung der landesgeschichtlichen For- schung", hrsg. von Dr. A.Tille (Gotha, F.A.Perthes).

Die MIÖG wenden der Genealogie besondere Aufmerksamkeit zu. Otto Forst wird hier alljährlich im Dezember eine Übersicht über die genealogi- schen Neuheiten veröffentlichen.

Im übrigen sei verwiesen auf: Jahresberichte der Geschichtswissenschaft (seit 1878). Berlin 1880«. Jg. 1—3, hrsg. v. F. Abraham, J. Hermann, E. Meyer. Jg. 4 u. 5 v. J. Hermann, J. Jastrow, E. Meyer. Jg. 6 v. J. Hermann und J. Jastrow. Jg. 7—17 v. J. Jastrow. Jg. 18 ff. v. E. Berner; gegenwärtig hrsg. von G. Schuster und auf die Jahresberichte von Ernst Devrient in den „Mitteilungen der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte" (Verlag von H. A. Ludwig Degener in Leipzig). mSütÜ '" Rücksicht auf vielfache Erfahrungen, wie sie z. B. in den Grenzboten

Arbeit in Bibiio- 1878, Jg. 37, Bd. I, 1 S. 251 ff. mitgeteilt werden, erscheint es nicht über- flüssig, darauf aufmerksam zu machen, daß jeder, der Bücher auf Biblio- theken verlangt, die Titel so angeben möge, daß sie ohne Schwierigkeit zu finden sind. Man gebe, wenn es irgend möglich ist, die Jahreszahl des

») Familiengeschichtlich wertvoll sind auch die Vereinsgeschichten, die teils in den Vereinsheften, teils separat erschienen sind: Die „Geschichte der Hamburgischen Uesellscnaft zur Beförderung der Kunst und nützlichen Gewerbe (historische Gesell- schaft , gestiftet im Jahre 1765. Im Auftrage der Gesellschaft verfaßt von Gustav Cowalewski« (Hamburg 1867) enthält z. B. zahlreiche Personennachrichten und Porträts.

Fälschungen von Büchertiteln. 11

Erscheinens und auch die Vornamen des Verfassers an. Nicht selten sind auch unter anscheinend seltenen Familiennamen mehr Schriftsteller vertreten als man annimmt. Also notiere man wenigstens die Anfangsbuchstaben der Vornamen, z. B. H., wenn man nicht weiß, ob der Verfasser Heinrich oder Hermann heißt. Der Titel des Buches ist dem genauen Wortlaut nach an- zugeben. Wenn man diesen nicht weiß, so empfiehlt es sich, die Unwissen- heit besonders anzugeben; eine gefällige Bibliotheksverwaltung wird einer höflichen Bitte, die Ungenauigkeit richtig zu stellen, zu entsprechen suchen. Wesentlich für die Genauigkeit des Titels ist namentlich, daß das Schlag- wort, das für die alphabetischen Zettelkataloge der Bibliotheken maßgebend ist, nicht etwa fehlt.1)

Bei umfangreicheren familiengeschichtlichen Arbeiten ist es, wenn man nicht eine große Bibliothek am Wohnort benutzen kann, sehr zu empfehlen, eine Zeitlang die Reise nach einem solchen aufzuwenden. Durch persön- lichen Verkehr kann man alsdann am Bibliotheksort in kurzer Zeit viel mehr erreichen, als durch weit längeres Hin- und Herschreiben von Ort zu Ort. Auch versuche man gegebenenfalls die Erlaubnis zur Benutzung der Repertorien und Zettelkataloge zu erlangen. Man kann dann leicht in die Lage kommen, die gedruckten Literaturnachweise zu ergänzen und familiengeschichtliche Seltenheiten zu finden. Man versäume auch nicht, sich um die handschriftlichen Schätze zu kümmern, die neben den gedruckten Büchern auf einer Bibliothek verwahrt werden.2)

Büchertitel wurden erfunden, um familiengeschichtliche Fälschungen Fälschungen von zu unterstützen. Demetrius Rhodocanakis hat in seinen Veröffentlichungen Bucnertite,n- nicht weniger als 24 angeblich seltene Werke aus älterer und neuerer Zeit angeführt, die es in Wahrheit nie gegeben hat und deren Titel von ihm frei erfunden sind. Die Zwecke, zu denen Rhodocanakis diese Titel erfand und sie in seinen eigenen Schriften anführte, sind aus ihnen selbst ziemlich überall ersichtlich. Kurz läßt sich sagen, daß entweder der Titel selbst die Führung der „Kaiserlichen Hoheit" oder des Titels „Prinz" durch einen Träger des Namens Rhodocanakis beweisen sollte, oder daß der ebenso fingierte Inhalt des betreffenden Werkes für einen genealogischen oder geschichtlichen Nachweis gebraucht wurde. Daß alle diese Büchertitel freie Erfindungen des Adelsabenteurers sind, hat Legrand auf das ein-

x) Vgl. Instruktion für die aiphabet. Kataloge der preuß. Bibliotheken usw. Berlin 1899.

2) Verz. d. Handschriftenkataloge d. deutschen Bibl. v. A. Blau im ZB 1886. Bd. III, H. 1 u. 2; der schweizer Bibl. v. G. Meyer, ebd. 1887, Bd. IV; der öster- reichischen v. A. Qoldmann, ebd. 1888, Bd. V; betreffs Frankreichs vgl. Catalogue general des manuscripts des bibliotheques publiques de France 1885 ff., auch Deutsche Zeitschr. f. Geschichtswft. 1892, Bd. VII, S. 342, G. Hu et, Catalogue des manuscripts Allemands de la Bibliotheque Nationale. Paris 1895; betr. Spaniens vgl. R. Beer, Handschriftenschätze Spaniens, in: Sitzungsber. der K. Ak. d. Wftn. zu Wien, phil.- histor. Kl. 1891 ff., Bd. 124ff.; betr. Italiens vgl. Mazzatinti, G., Inventari dei mano- scritti delle biblioteche d'Italia 1885ff.; betr. Englands vgl. R. Priebsch, Deutsche Handschr. in England, Bd. 1. 2. Erlangen 1896, 1901.

12 Die ältere familiengeschichtliche Literatur. Das „alte Buch".

gehendste nachgewiesen.1) Auch macht Kekule von Stradonitz in der Zeit- schrift für Bücherfreunde darauf aufmerksam2), daß in der Büchersammlung des Rhodocanakis, die bei Rossi in Rom versteigert wurde, kein einziges jener von dem Abenteurer zitierten Bücher sich vorfand. Rhodocanakis hat außerdem drei alte anonyme Werke eingebildeten oder erfundenen Mitgliedern seines Geschlechts zugeschrieben. Er beruft sich auf zwei alte Hand- schriften freier Erfindung. Seine eigenen Arbeiten, die er in Druck gab, sind voller Fälschungen: Es werden geschichtliche Personen anderer Ge- schlechter mit erfundenen Personen des Namens Rhodocanakis verheiratet; es werden geschichtliche Träger des Namens Rhodocanakis mit erfundenen Personen anderer Geschlechter verheiratet; es werden Nachweise erfunden oder gefälscht, die einer wirklichen oder erfundenen Person des Namens Rhodocanakis die Titel König, Fürst, Kaiserliche Hoheit, Hoheit usw. bei- legen; es werden Stücke tatsächlich erwiesener Genealogien durch erfundene Zwischenglieder oder durch Fälschungen genealogisch miteinander verbunden (VJH 1910).

Die ältere familiengeschichtliche Literatur bis gegen Ende

des 18. Jahrhunderts.3)

Die ältere In genealogischen Dingen ist das sogenannte „alte Buch" gewöhnlich

esdiichttk-he ^'e unDraucribarste Sache von der Welt.4) Als ein abschreckendes Beispiel Literatur. Das jener Lügenhistoriographen, die sich dem Adel gegenüber in Schmeichelei "a e uc ' und Unterwürfigkeit überboten, sei der aus Lauban gebürtige Abraham Hosemann erwähnt (gräzisiert Knemiander 1561 1617); hungrige Literaten seines Schlages fertigten teils auf Bestellung, teils um ein literarisches Trink- geld zu erhaschen, jeder beliebigen adeligen Familie einen bis in die ent- fernteste Vorzeit reichenden Stammbaum an und erhoben dabei die einzelnen Familienglieder, nicht nur solche, die einst wirklich gelebt, sondern auch rein erdichtete, bis in den Himmel.

Da sich die der genealogischen Nachweisungen bedürftige Stiftsmäßig- keit bis zu einem gewissen Grade mit der Hoffähigkeit und selbst mit der Landstandschaft kombinierte, so gewannen im ganzen Deutschen Reiche völlig kritiklose Kompilationen von der Geltung eines Bürgermeisters hohes Ansehen. Heute noch kann der auf dem Gebiete der Adelsgeschichte tätige Forscher dazu verurteilt sein, die künstlich angelegten Irrgänge, mit denen

*) Emilie Legrand, Dossier Rhodocanakis, Etüde critique de Bibliographie et d'histoire litteraire, Paris 1895.

2) Kekule von Stradonitz, Ein „bibliophiler" Adelsabenteurer der Neuzeit, Zeitschr. f. Bücherfreunde, 12. Jg. 1908/1909.

3) Ü. d. außerdeutsche familiengeschichtl. Literatur älterer Zeit orientiert man sich am raschesten aus Wachler, Gesch. d. histor. Wftn., Göttingen 1812— 1820, dem ich auch im folgenden teilweise mich angeschlossen habe. Vgl. auch Mayer, M., Versuch einer geschichtl. Entwickl. der Genealogie HGBAB. 1909.

*) Lorenz, Lehrbuch der Genealogie S. 150.

Turnierbücher. 13

ihn tendenziöse Skribenten des 17. und 18. Jahrhunderts beglückt haben, durchwandern zu müssen; und es mag die Klage Roths von Schreckenstein nicht unbegründet sein, daß viele Leute eitle Sagengeschichte der Wahrheit vorziehen und es übelnehmen, wenn man sie darauf aufmerksam macht, daß ihre mit Vor- und Zunamen, zuweilen auch mit Wappen ausgerüsteten Vor- fahren, die in Werken der genannten Art dem 12., 11., wohl gar dem 10. Jahrhundert zugewiesen werden, völlig aus der Luft gegriffen sind.1) Es muß nachdrücklich betont werden, daß in allen auf genealogische Buch- literatur bezüglichen Angelegenheiten der neuere und neueste Darsteller fast stets eine größere Glaubwürdigkeit in Anspruch nehmen kann als der alte, wenn man von demselben eine gewissenhafte Arbeitsweise voraussetzen darf, weil das heute zur Verfügung stehende urkundliche Material in genea- logischen Dingen erheblich größer ist als dasjenige, welches selbst den besten Schriftstellern älterer Zeit vorgelegen hat.

Gerade die Genealogien sind von jeher ein wahrer Tummelplatz teils sagenhafter, teils ganz bewußt erfundener Fälschung gewesen. Familien- und Nationaleitelkeit haben in der Zurückführung der Stammbäume auf Heroen und Helden das Unglaublichste geleistet. Der Wunsch, lückenlose Ahnen- reihen zu besitzen, das Bestreben der Gelehrten, unbestimmte Verwandt- schaftsbeziehungen sicherzustellen und recht vollständige genealogische Linien zu gewinnen, sind kaum minder verhängnisvoll geworden. Als ein Beispiel großer Entstellung der tatsächlichen Überlieferung können die fränkischen Königslisten angeführt werden, welche Joh. Hübner in seinen „Genealogischen Tabellen" (1708, später öfter neu aufgelegt) veröffentlicht hat. Nicht selten suchte man genealogische Fälschungen durch gefälschte oder erfundene Quellennachweise zu unterstützen. Als ein Beispiel hierfür diene das genea- logische Werk von Jeröme Vignier, La veritable origine des tres-illustres maisons d'Alsace, de Lorraine, d'Autriche etc. 1649, worin der Vater der heiligen Odilia als Stammherr hingestellt und zum Nachweise angeblich vom Verfasser entdeckte Fragmente einer Biographie der Heiligen erfunden sind, vgl. Julien Havet, Questions merovingiennes, in Bibliotheque de Pecole des chartes 1885, Bd. XXXXVI, 261 ff.2)

Besonders bedürftig einer kritischen Nachprüfung sind die Angaben der Turnierbücher. Turnierbücher.3) Daß in diesen namentlich in heraldischer Beziehung, wenn

x) v. Wegele, Geschichte der deutschen Historiographie 1885, S. 558 ff.

8) Bernheim, Lehrb. d. histor. Methode. 5. u. 6. Afl., S. 365.

3) Hefner-Alteneck, J. H. v., Hans Burgkmaiers Turnierbuch (28 kolorierte T. mit Text). Hans Burgmair des Jüngeren Turnierbuch von 1529 mit erklärendem Text, hrsg. von Heinrich Pallmann, Leipzig 1911. Freydal, Des Kaisers Maximilian I. Turniere u. Mummereien, hrsg. v. Quir in von Leitner. Wien 1880—82 (vgl. MAW 1881 Nr. 3, S. 10). Clamorinus, Barthol., Thurnierbüchlein, darinnen 36 Thurnier sind gehalten worden u. sampt Register vber 360 Deutsche vom Adel, wie sie in alten Thurnieren vor 700 Jahren gefunden werden. Dresden 1591. Der sächsischen Kurfürsten Turnierbücher, hrsg. v. Erich Haenel, Frankfurt a. M. 1910 (Festschr. d. V. f. historische Waffenku. in seiner Hauptvers, in Coburg), vgl. auch Erich Haenel, Das Turnier am sächsischen Hofe im 16. Jht. Vortrag auf der

14

Turnierbücher.

die kritische Sondierung das Echte vom Falschen geschieden hat, manch interessante Überlieferung verborgen ist, soll nicht geleugnet werden. Daß aber die Literatur unseres deutschen Turnierwesens noch manchen Wunsch unerfüllt läßt, wird hauptsächlich durch die dem einst hochberühmt ge- wesenen, nun aber mit Fug und Recht verrufenen Turnierbuche des pfälzischen Herolds Georg Rüxner beschiedenen Erfolge verschuldet. Durch dieses opulent ausgestattete und sich schon hierdurch empfehlende Werk ist den Ritterspielen und den Familien, die sie besucht haben, im Gegensatze zu anderen Geschlechtern eine viel zu große Bedeutung beigemessen worden. Die Ritterschaft nahm leider die der Eitelkeit Tür und Tor öffnenden, dreisten Erfindungen eines Schwindlers so begierig auf und berief sich so selbst- gefällig auf dieselben, daß sie lange Zeit als historische Wahrheit galten und der Verbreitung richtiger Ansichten hemmend entgegenwirkten. Was Rüxners Schrift in gewissen Kreisen besonders empfahl, ist absolut un- stichhaltig: die Vorstellung nämlich, daß der kleine Reichsadel im 10. und 11. Jahrhundert mit Fürsten und Herren auf der Stechbahn und auch außer- halb derselben beinahe wie mit seinesgleichen verkehrt hätte. Turniere hat es bekanntlich im 10. und 11. Jahrhundert nicht gegeben. Erwägen wir, daß die Erteilung des Druckprivilegiums (1527) für das Turnierbuch nur wenige Jahre nach dem 1522 von Franz v. Sickingen zu Landau abgehaltenen Rittertage erfolgte, so ist es gewiß sehr begreiflich, daß die politisch er- regten, sich bis zum Untergänge Wilhelms v. Grumbach mit großen Dingen tragenden Reichsritter, die es dem hohen Adel gleichtun wollten, sehr dazu geneigt waren, alles zu glauben, was ihrem Größenwahn den Schein historischer Berechtigung verlieh. Zwar wurden schon im 16. Jahrhundert wohlbegründete Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit des Turnierbuches mehrfach aus- gesprochen. Aber diesen Bedenken fehlte die erforderliche Verbreitung haupt- sächlich in jenen Schichten, die sich hätten belehren lassen sollen, während

Hauptvers. d. V. f. historische Waffenku. in Nürnberg 1906, Sonntagsbeil. d. Dresdner Anz. 1906, 31,32,33. Vgl. auch: Nachrichten ü. d. Turniere zu Würzburg u. Bamberg in d. J. 1479 u. 1486. Würzburg 1867. Über Rüxner, dessen Turnierbuch; Sim- mern 1527, 1530, 1532 f. u. oft erschien, vgl. Roth v. Schreckenstein, Ritterwürde u. Ritterstand, S. 619; Wachler, Gesch. d. histor. Wftn. I, 304f. Appendix Joannis Hollandi et Jacobi Pütrichii rythmi saec. XV de familiis Bojoariae quae ludis equestribus (vulgo Torneamentis) interfuerunt ex MSS editi praemissis illarum ex iisdem MSS scutis gentilieiis in: Raymundi Duellii, Excerptorum General. Histor., Leipzig 1725, S. 249 ff. Johann Hollandt v. Eykhenfelden war „bayrischer Ehrenhold zu Zeiten Herzog Ludwigs v. Bayern, Grafen zu Martani". Bellica progymnasmata duce Joachimo, S. R. d. Marchione Brandenb., et Heinrico Magnopolitano duce No- virupini celebrata et a P. Vigilantio latinitati donata Frankf. a. O. (Hochtrabende Be- schr. e. zu Neuruppin v. obigen Fürsten 1512 gehaltenen Turniers. Mit Benennung aller Teilnehmer). Turnierbuch Herzog Wilhelms IV. v. Bayern (1510—45) nach d. Originale der Kgl. Staatsbibl, hrsg. v. Schlichtegroll u. Sennefelder, München 1817. Turnier bei Hochzeit des Churprinzen 1722. Von solchen im Turnierhaus zu München gehaltenen Hoffesten, sog. Turnieren, gibt es e. große Anzahl von Sepa- ratbroschuren v. 1717-63. Vgl. auch v. Gumpenberg, Die Gumpenberger auf Turnieren, 1862.

16. Jahrhundert. 15

das Turnierbuch von 1530 1750 eine Reihe von Auflagen erlebte und zu weiterem Überflusse durch eine Übersetzung ins Lateinische sowie auch durch gedruckte und handschriftliche Auszüge fortwährend im Kurs blieb und heute noch in manchen Werken gespensterhaft erscheint, die sich ein ge- lehrtes Ansehen geben möchten. Nur wenige Edelleute der sogenannten guten alten Zeit besaßen die erforderlichen Kenntnisse und die nötige Un- befangenheit, um das Turnierbuch nach seinem wahren Werte, will sagen Unwerte, beurteilen zu können. Was sie in Pagenhäusern, auf Ritter- und Jesuitenschulen gelernt hatten, diente gewiß nicht zur Weckung kritischer Bedürfnisse. Auch auf den Universitäten herrschte die Methode des sich besonders im theologischen und juristischen Gebiete breitmachenden Pro- babilismus, bei dem es bekanntlich mehr auf die Häufung von Aussprüchen anerkannter Autoritäten als auf Gründe ankommt. Wer sollte aber, wenn es sich um das wie ein Palladium der Ritterschaft angestaunte Turnier- wesen handelte, ein Autor probabilis sein, wenn es der durch kaiserliche Druckprivilegien geschirmte Vater Rüxner nicht war?

Man würde den genealogischen Schriftstellern des 16. Jahrhunderts un- 16. jahrhundert- recht tun, wenn man sie alle für so minderwertig wie Rüxner halten wollte. Schon bei Franz Irenicus aus Ettlingen (Exegesis Germaniae Hagenau 1518 fol.)1), offenbart sich eine richtige Ansicht und Methode der genealo- gischen Untersuchung und eine angemessene Benutzung ihrer Resultate; aber im ganzen ist doch die mühsame, oft geräuschvolle, mit beträchtlichem Kosten- aufwande verbundene Kraftanstrengung der damaligen deutschen Genealogen von einem unverhältnismäßig geringen Erfolg begleitet gewesen. Kein deutsches Fürstenhaus kam dem österreichischen in Begünstigung und tätiger Unterstützung der genealogischen Studien gleich; schon unter K. Friedrich III. fingen sie an zu gedeihen, aber weit angelegener läßt sich Maximilian I. ihre Förderung sein. Johann Stabius (f 1510) und Ladislaus Suntheim mußten Deutschland und andere Teile Europas bereisen, um für die Ge- schichte des Habsburgischen Geschlechtes Materialien und Urkunden zu sammeln, wovon vieles in dem unruhigen Zeitalter gegen das Ende des 16. und im Anfange des 1 7. Jahrhunderts untergegangen, zerstreut und verfälscht worden ist; Suntheims Schriften bleiben als Denkmäler gelehrter Emsigkeit

!) Was die Gesch. des MA betrifft, so läßt sich die Überlieferung, der Mönch Alberich im 13. Jht. sei der erste gewesen, der e. Versuch mit Qeschlechtsregesten machte, vgl. Rose, Artikel Genealogie, bei Ersch und Gruber, Allgem. Encyklopädie. I. Sektion, 57. T. speziell S. 366, nicht aufrecht erhalten. Ein genealogisches Interesse knüpfte sich im MA zuerst an das eigene Geschlecht, weiterhin an bedeutende, außer- halb des Geschlechtes stehende Personen. Der daraus entstehenden genealogischen Überlieferung liegen zwei seelische Anlagen oder Grundstimmungen zugrunde, die idealistische und die naturalistische. Eine Hauptart der idealistisch gerichteten Genea- logie findet sich in der Edda, eine solche der naturalistisch bestimmten bei Jordanes. Vgl. Alfred Hönger, Die Entwickelung der literarischen Darstellungsform der Genea- logie bei den germanischen Stämmen bis in die Karolingerzeit. Leipziger Dissertation 1912 u. ZPF, 11. H. 1912.

Ig 16. Jahrhundert.

achtungswert1), und die Aufklärungen, welche Cuspinian unter Anschluß an Suntheim über mehrere Probleme des Mittelalters verbreitete, verdienen dankbare Erwähnung; ohne vielfache mühsame Vorarbeiten hätte Hans Jakob Fugger sein ungedrucktes prachtvolles Werk3) nicht zustande bringen können.

O. Spalatins genealogische Forschungen, die er im Dienste und auf Begehren des Kurfürsten Friedrichs des Weisen von Sachsen 1514 begann und bis zu seinem Tod mit Unterbrechungen fortführte, sind noch sehr unreif. Über den Ursprung der alten Landgrafen von Thüringen und der Markgrafen von Meißen verbreitete er am kursächsischen Hofe falsche An- sichten, die als Haustraditionen bis tief in das 19. Jahrhundert hinein nicht zu tilgen waren. Vorsichtiger ging er beim Studium der adeligen Geschlechter zu Werke, wobei er Urkunden zur Hand nahm. Ebenso ermangelt des Straßburgers Hieronymus Gebwiler Epitome regii ac vetustissimi ortus Caroli V. et Ferdinandi omniumque Archiducum Austriae et comitum Habs- burgensium (Straßburg 1527, mit Holzschnitten, vollständiger 1530, in und Löwen 1650 in 8°, ohne Holzschnitte), sowie des Flamländers Jacob Meyer Flandricarum rerum tomi X de origine antiquitate nobilitate ac genealogia comitum Flandriae (Brügge 1531, in und Antwerpen 1531 in 8°) der Sicherheit und Glaubwürdigkeit. Sie enthalten alle noch Märchen und Legenden der Geschlechter. Unsicherheiten und Fabeleien behielten auch in Ph. Melanchthons Theatrum genealogicum (Magdeburg 1598), in den genealogischen Versuchen Kasp. Peucers und Lazius (Latzens) Schrift: De aliquot gentium migrationibus (1555 und Frankfurt 1600) und in Chyträus Chronicum Saxoniae die Oberhand. Der Pfälzer Kurfürst Ludwig VI. spielte mit den Geschlechtsregistern seiner Familie derart, daß er Reime mit Prosa vermengte.3)

Erst Reiner Reineccius (Reineck) aus Helmstedt brachte mehr wissen- schaftliche Methode in die Genealogie, die er in ihrem ganzen Umfange zu bearbeiten unternahm. Er erregte unter seinen Zeitgenossen Aufsehen durch sein Syntagma de familiis quae in monarchiis tribus prioribus rerum potitae sunt (Basel 1574— 1580, 4 Bde.) und durch seine Historia Julia seu syntagma heroicum (Helmstedt 1594—1597, 3 Bde.). Wie Reineccius erwarben sich auch Hermann Hammelmann und Andreas Engel unleugbares Ver- dienst um die Geschlechterkunde. Die Genealogie der bayrischen Fürsten fand an Aventin und Hund treffliche Bearbeiter.

l) Bauer, Josef Ritter v., Ladislaus von Suntheim u. d. Anfänge genealog.

uCcg'ol« erreich| JAW NF 14' 60ff- - ASYd Kopriva, Die Suntheimer T. ebd S. 84 ff. Hier auch ü. d. Ausg. dieser T. bei Hieron. Pez, Scriptores rerum Austnacarum, T. i. 1721.

*) Wahrhaftige Beschreibung zweier in einem der alleredelsten uralten und hoch- tobhchsten Geschlechter der Christenheit des Habsburgischen und Österreichischen Okt S 49 f mit Wen'gStens 1000° WaPPen! s. v. Aretin, Beyträge. Leipzig 1803,

8) Herausgegeben v. Fischer in derNovissima scriptorum ac monumentorum rerum germanicarum collectio zu Halle 1781. 4<>. 2 Bde.

17. Jahrhundert. 17

Unter denen, welche mehrere Teile der deutschen Spezialgeschichte be- handelt haben, ist seines seltenen patriotischen Fleißes wegen, und weil er anderen den Weg bahnte, beachtenswert: Cyriacus Spangenberg1) aus Nordhausen (geb. 1528, gest. 1604); dieser war unermüdet tätig, um sich über einzelne Gegenden, Orte und Geschlechter urkundliche Nachrichten zu verschaffen und dieselben in Chroniken zusammenzustellen; besonders ließ er sich die Aufklärung der Genealogie angelegen sein. Sein Erzählungston ist treuherzig und kräftig, die Sprache rein und wohlklingend. Auch Johann Letzner2), Prediger zu Iber im Grubenhagischen, aus Hardegsen (geb. 1531, gest. 1613), sah viele Handschriften, Diplome und Familienpapiere ein und klärte manches auf. Beider Männer Sammlungen sind aber zu unkritisch, sodaß man ihren Angaben nicht ohne strengste Nachprüfung folgen kann.

Alles in allem war noch immer im einzelnen viel zu wenig vorge- n. Jahrhundert, arbeitet, um allgemeine genealogische Werke, wie solche von Hieronymus Henninges8) aus Lüneburg (starb 1598) und von dem Jenaischen Professor Elias Reusner4) unternommen wurden, gelingen zu lassen. Bei beiden ist die Anlage fehlerhaft und die Ableitung der neueren Familien voll willkür- licher Voraussetzungen und unerweisbarer Kombinationen; die Observanz hatte Behauptungen geheiligt, deren Beibehaltung alles Streben nach genea- logischer Wahrheit vereiteln mußte. In Reusners Bahnen arbeitete auch Andreas Hiltebrand (starb 1638)'. Seine Tabulae genealogicae continentes Pomeranorum ducum modernorum progenitores (Sedini 1618) besitzen die Königl. Bibliothek zu Berlin und die Königl. und Universitätsbibliothek zu Breslau, das Stamm- und Geburtsregister der Könige von Schweden (Stettin 1632) die Universitätsbibliothek zu Greifswald. Sehr selten scheinen seine Genealogia illustrissimorum Pomeraniae ducum (Sedini 1622), über die Otto Heinemann in den Monatsblättern, herausgegeb. von der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde, 1905, S. 11 Off., berichtet, und seine Genealogia comitum ab Eberstein (Stettini 1623) zu sein. In Deutschland wurde die Genealogie zuerst von Nikolaus Rittershausen5),

*) Leukfeld, S. J. Q., Hist. Spangenbergensis etc. Quedlinburg, 1712. 4°. Adel- spiegel. Schmalkalden das. 1591.

2) Stammb. der von Berlepsch. Erfurt 1593. 4°. Plessisches Stammb. in Joach. Meier Origg. Pless.

*) Qenealogicarum Tabularum T. 1. 2. Uelzen 1584 1587; umgearbeitet: The- atrum genealogicum, ostentans omnes omnium aetatum familias etc. Magdeburg 1598. 4 Folianten. Qenealogiae aliquot familiarum nobilium in Saxonia etc. Uelzen 1587. verm. Hamburg 1590f.

*) Genealogicum Romanum de familiis praecipuis Regum, Principum Caesarum Rom., Frankfurt 1589 f. Opus genealogicum catholicum das. 1592 f. Stemma Wittichin- deum. Jena 1592. 1597f.

5) Genealogiae imperatorum, regum, ducum, comitum praecipuorumque aliorum procerum orbis christiani. Altdorf 1653, Tübingen 1658; 1664; 1674, 1683f. Brevis exegesis hist. genealogiarum imp. etc. Tübingen 1674 f. XIV. Tabulae chronologicae, quibus exhibentur praecipuae familiae hodiernorum Principum Imperii. Tübingen 1661; 1668; 1670; 1684 f. Imhof, I. W. v., ergänzte u. erweiterte diese Schriften u. legte sie bei seinen Arbeiten zugrunde.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie. I. 2

lg 17. Jahrhundert.

Professor der Rechtsgelehrsamkeit zu Altorf (geb. 1597, gest. 1670), nach den Regeln der historischen Kritik wissenschaftlich bearbeitet und von aben- teuerlichen Sagen und Grillen gereinigt; er ging bei der Ableitung der Ge- schlechter vom 15. christlichen Jahrhundert aus und ließ ein höheres Alter- tum der Familien nur als seltene Ausnahme zu; sein Verfahren ist vorsichtig und auf Zeugnisse gestützt. Positive Aufstellungen für die dunkleren Jahr- hunderte lagen außerhalb seines Gesichtskreises.

Der ehrwürdige Theolog Philipp Jacob Spener1) aus Rappoltsweiler im Elsaß (geb. 1635, gest. 1705) brachte wissenschaftliche Methode in die von ihm aus historischem Gesichtspunkte betrachtete und mit der Gene- alogie in engere Verbindung gestellte Heraldik; seine Schriften, besonders das System der Heraldik, haben durch Vollständigkeit, Klarheit in der An- ordnung und technische Präzision Epoche gemacht und genossen lange klassisches Ansehen. Spener gab dem heraldischen Mystizismus den Todes- stoß, er erläuterte die einzelnen Teile des Wappens historisch, indem er sie selbst als geschichtliche Gebilde betrachtete. Die erste Frucht seiner heral- dischen Studien war der Kommentar zum sächsischen Wappen (1660). Eine vollständige theoretische Übersicht über die Wappenwissenschaft und Wappen- kunst ist die Historia insignium, deren pars specialis 1680, deren pars gene- ralis 1690 erschien. Auch sein Theatrum nobilitatis Europeae ist ein monu- mentales Werk, das für sich allein genügen würde, den Verfasser zum be- rühmten Manne zu machen. Speners Werke werden auch noch heute mit Nutzen zu Rate gezogen und dürfen in keiner Fachbibliothek fehlen2). i8. Jahrhundert. Äußerst unkritisch und pflichtgemäßer Treue und Sicherstellung der oft willkürlich hingeworfenen Angaben ermangelnd sind die bändereichen Kom- pilationen des Benediktiners Gabriel Bucelin3) zu Weingarten (geb. 1599, gest. 1681). Wie ungereimt man noch zu Anfang des 18. Jahrhunderts in genealogischen Dingen nicht selten verfuhr, beweist eine sauber gearbeitete Stammtafel der Landgrafen von Hessen, die deren Ursprung bis auf Adam zurückführt und die angibt, daß der erste Landgraf Heinrich das Kind, welcher 1306 starb, im 91. Gliede von Adam abstammt. Nachdem dann Joh. Ehrenfr. Zschackwitz aus Kosen mit seinem historisch-genealogischen Schauplatze usw. (Lemgo 1724, 4) einen unglücklichen Versuch gemacht hatte, trat Joh. Hübner zu Hamburg mit seinem Lexicon genealogicum

*) Insignia serenissimae familiae Saxonicae, 1660.— Historia insignium Illustrium s. Operis Heraldici. Pars specialis. Frankfurt 1680. Pars generalis, das. 1690; 1717. De insignibus familiae Saxoniae, das. 1668. 4. Theatrum nobilitatis Europeae, das. 1668 f. Sylloge genealogico-historica, das. 1675. 8. Sanctitas, Majestas po- tentia et Nobilitas, Frankf. 1680. - Illustriores Halliae stirpes tab. geneal. compre- hensae das. 1689 f. - Henry Schwieger, Philipp Jacob Speners Familie. Ham- burg 1911.

2) Kekule von Stradonitz, Die Qrenzboten, 60. Jg., Nr. 13 v. 28. März 1901, wieder abgedr. in seinen Ausgewählten Aufsätzen aus d. Gebiete d. Staaatsrechts u. der Genealogie. I. 1905, S. 181 ff.

s) Zu seinen wichtigsten Schriften gehört die Germania topo- chrono -stemmato- graphica sacra et profana. 3 Teile. 1662-65. Dazu ein Index JAW 1878.

18. Jahrhundert. 19

portatile (Hamburg 1729) und den genealogischen Tabellen auf, die zwar allgemein verbreitet und bekannt wurden, die Wissenschaft aber an Gründ- lichkeit und Zuverlässigkeit der Forschung wie an Vollständigkeit des Stoffes um keinen Schritt weiter brachten und außerordentlich vieles noch zu wün- schen übrig ließen. Die Tabellen erschienen in Leipzig 1708 1730, Quer- fol., 4 Bände, nebst den kurzen Fragen aus der Genealogie, ebendaselbst 1719 1737, 12°, 4 Bände, neue Auflage beider Werke durch Krebel eben- daselbst 1737—1766.

Hieran schließen sich Sam. Lenz's (aus Stendal) historisch-genealo- gische Untersuchungen und Erläuterungen dieser Hübnerschen Tabellen (Köthen 1756,4°) und der Königin Sophie von Dänemark mit Fleiß und Zuverlässigkeit ausgearbeitete Supplemente zu jenen sechs Lieferungen (Kopenhagen 1822 1825, Querfol.). Hierzu kommen noch Cp. Saxii Ta- bulae genealogicae (Utrecht [Leipzig] 1783 fol.), die wieder in Faseleien zurückfielen, mit mehr Verdienst aber Gatterers Stammtafeln zur Welt- geschichte, wie auch zur europäischen Staaten- und Reichshistorie (Göttingen 1790, gr.4).

Im emsigen und vorsichtigen Sammeln und historischen Anordnen und Benutzen der Materialien zur allgemeinen neueuropäischen Geschlechterkunde versuchte sich Jacob Wilhelm von Imhof1). Sein Hauptwerk beschränkt sich verständigerweise auf Deutschland und behandelt mit Sachkunde und Einsicht die Genealogie der großen und vornehmen Fürsten und Herren vom Kaiser bis zu den reichsfreien Grafengeschlechtern; auch die geistlichen Fürsten sind berücksichtigt. Die übrigen genealogischen Schriften Imhofs, die sich mit den Stammbäumen der großen und kleinen Geschlechter in England, Frankreich, Italien, Spanien usw. beschäftigen, beruhen auf unzu- länglichen Hilfsmitteln.

Von entschiedenem Gewinn war die schriftstellerische Tätigkeit des be- rühmten Johann David Köhler aus Colditz. Auf eine dankbare Nachwelt hat Köhler um deswillen gerechte Ansprüche, weil er der erste war, der alle wissenschaftlichen Bedingungen, unter welchen die historische Forschung ge- lingen kann, zum Gegenstand des Unterrichts erhob, in Lehrbüchern und Vorträgen bearbeitete und durch einzelne Erörterungen und Untersuchungen oder Folgerungen auf gelungene Weise veranschaulichte. So bearbeitete er die Genealogie kritisch, führte sie auf Urkunden und authentische Zeugnisse

*) Spicilegium Rittershusianum. Tübingen 1683—85. fol. Notitia Procerum S. R. G.Imperii, das. 1684. 2. Bd. 8°; 1687, 4°; 1693; 1699f.; verm. herausgeg. v. I. D. Köhler 1732. Genealogiae familiarum Bellomaneriae, Claromontanae, de Galle- rande et Memmiae. Nürnberg 1688. Histor. Regum Pariumque M. Brittanniae, Nürnberg 1690; c. Append, das. 1691. Genealogiae XX illustr. Italiae familiarum. Amsterdam 1700; 1710f. Hist. Ital. est Hisp. geneal. Nürnberg 1701. Genea- logiae hist. caesarearum, regiarum et principalium familiarum, quae in terris Europaeis post romanae extinctionem monarchiae hucusque imperarunt. Frankfurt und Leipzig 1701. 8. Stemma regum Lusit. Amsterdam 1708 f. Recherches Hist. et geneal. des Grands d'Espagne. Amsterdam 1707. 12. Genealogiae XX. illustr. in Hisp. famil. Leipzig 171 2f. u.a.m.

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9Q 18. Jahrhundert.

zurück und setzte die Heraldik damit in angemessene Verbindung. Von seinen Werken seien genannt: Der durchlauchtigsten Weltgeschichts-, Ge- schlechts- und Wappen -Kalender (Nürnberg 1722—55), Historische Münz- belustigungen usw. (Nürnberg 1727—65, 22 Teile), eine Reihe von Disser- tationen über die Genealogien römisch-deutscher Kaiser (Altdorf 1721—31). Er gab Weberi Examen artis heraldicae (Göttingen 1753, 8) mit vielen Ver- mehrungen heraus.

Die ersten genealogischen Veränderungen verzeichnete der rüstige Sammler Michael Ranft1), Prediger zu Gr.-Stechau im Altenburgischen (geb. 1700, gest. 1774), im Genealogisch-Historischen Archivarius, „welcher alles", wie es auf dem Titelblatt heißt, „was sich unter den jetzt lebenden in der Welt an Geburten, Vermählungen, Avancements und Todes -Fällen veränderliches zuträgt. Mit Einrückung vieler Lebens-Beschreibungen sorg- fältig anmerket" (Leipzig 1731 38, 8 Bände, 8°; Geneal.-histor. Nachr. L. 1739 ff., 126, 8, und Neue Geneal.-histor. Nachr., 1752 ff., 12 Bände, 8°); von anderen fortgesetzt bis 1772. Ein Generalregister zu allen Bänden des vorgenannten „Genealogischen Archivarius" steht am Schluß des 8. Bandes. Aus dem mannigfachen genealogischen und biographischen Inhalt dieses Werkes seien hier noch eine Reihe von Listen hervorgehoben, die man hier nicht sucht: Band VI: „Vollständiges Verzeichnis aller heutigen Ritter des Heiligen Geistes, samt einigen neu ernannten", „Die heutigen Österreichi- schen Ritter des güldenen Vließes", „Verzeichnis aller Marschalle von Frank- reich", „Die Herren-Meister des Johanniter-Ordens in der Marck, Sachsen, in Wendenland, samt denen unter den jetzigen Herrenmeistern zu Sonnen- burg geschlagenen Ordensrittern". Band VII: „Die jetzigen Kayserl. würckl. Geheimbden Räthe nach dem Alphabet"; „Die jetzigen Mitglieder des neuen königlich dähnischen Ritter-Ordens de la Fidelite wie auch die jüngst er- nannten sowohl als jüngst verstorbenen Stern-Creutz-Ordens-Damen".

Die Wappenkunde fand zwar mehrere Bearbeiter2), welche Lehrbücher verfaßten und sich zum Teil in unsicheren Überlieferungen und in dreisten Voraussetzungen und Vermutungen gefielen, aber an den wackeren Spener schlössen sich nur Eucharius Gottlieb Rink, Professor zu Altdorf (gest. 1745), und Joh. D. Köhler in der historischen Behandlung und Benutzung des heraldischen Studiums an; der letztere3) besorgte auch die erste größere Wappensammlung.

Gatterer, Johann Christoph (1727—1799), entrollte in seiner „Ge-

*) Mich. Alb. Ranft, Magister Michael Ranft, FB 1910; drs., Geschichte der Familie Ranft. Leipzig 1911.

*) Am bekanntesten: Trier, J. W., Einl. z. Wappenkunst. Leipzig 1714; vermehrt v. C. J. Feustel, Leipzig 1744. 8. Schmelzl, M., Einleit. z. Wappenlehre. 2. Afl. Jena 1734. 8. Zschackwitz, J. E., Heraldica. Leipzig 1735. 8; voll unhaltbarer Behauptungen.

8) Das große und vollständige, anfangs Siebmachersche, dann Weigelsche Wappenbuch in 17 Teilen, nebst einer Vorrede J. D. Köhlers, Nürnberg 1734. Q.-F.; Supplemente 1755-56; neue Afl. das. 1776—91. 6 Bd. u. 8 Spl.

18. Jahrhundert. 21

nealogischen Geschichte der Herren von Holzschuher"1), eines Nürnberger Patriziergeschlechtes, die Vergangenheit einer bedeutenden Familie wohl zum erstenmal auf urkundlicher Grundlage und in erschöpfender Weise; er er- örtert dabei die Entstehung des städtischen Adels mit spezieller Beziehung auf das Nürnberger Patriziat, allerdings inbetreff der Turnierfähigkeit des- selben in der früheren Zeit eine zu nachsichtige Kritik übend. Besondere Verdienste erwarb er sich um die Diplomatik2). Für den Familienforscher kommen namentlich seine genealogischen und heraldischen Arbeiten8) in Betracht. Er hatte bereits 1767 eine Sammlung von etwa 18000 Wappen zusammengebracht.

Die Theorie Gatterers wird durch eine unglückliche Art von mathe- matischer Betrachtung wesentlich beeinträchtigt. Nach Gatterer besteht der Kern der Heraldik in der Austüftelung der geometrisch-mathematischen Grundlagen der Heroldsbilder. Gatterer selbst schreibt: „Die ganze Theorie der Wappen und insbesondere des Wappenschildes gründet sich vermöge der Erfahrung fürnämlich auf die Veränderungen, welche der Gebrauch der geraden und krummen Linien verursacht." Diese „Theorie" wird mit einer Feinheit, Gründlichkeit und mit einer Geduld durchgeführt, die einer für solche Theorie weit besser geeigneten Sache würdig wäre.

Zu den Zeitgenossen Gatterers gehörten Damian Hachard von Hattstein, Die Hoheit des teutschen Reichs-Adels etc. Das ist: Voll- ständige Probe der Ahnen unverfälschter Adlicher Familien, ohne welche keiner auf Ertz-, Dhomb-, hoher Orden- und Ritter-Stiffter gelangen kann oder angenommen wird. 3 Bände (Fulda 1729 40, Großfol.), Johann Ludwig Levin Gebhardi4) aus Braunschweig (geb. 1699, gest. 1764), Professor in Lüneburg, ein behutsamer und vielbelesener Forscher, dem die Geschichte der deutschen Fürstenhäuser mannigfaltige Aufklärung verdankt, und sein Sohn Ludwig Albrecht Gebhardi (geb. 1735, gest. 1802), welcher mit noch schärferem Blicke, nach des Vaters Grundsätzen, in demselben Fache fortarbeitete.

Die Braunschweigischen Annalen besaßen mehrere treffliche Forscher von anerkannter wissenschaftlicher, fruchtbarer Gründlichkeit. Christian

J) Historia genealogica dominorum Holzschuherorum etc. Patriciae gentis etc. (Nürnberg 1755; Text neben einem umfassenden Codex diplomaticus).

8) Wegele, Franz X. v., Gesch. der deutschen Historiographie, 1885, S. 760.

8) Handb. d. neuesten Genealogie u. Heraldik. Nürnberg 1759 1760. Abriß der Genealogie 1788. Von d. Evidenz d. Genealogie (1769) in d. allgemeinen histor. Bibl., 12, 3 17. Dazu in unmittelbarem Anschluß ein Beispiel (S. 46) z. Erläuterung Gattererscher Methode in d. Genealogie. Abriß der Heraldik 1773. Praktische Heraldik. Nürnberg 1791.

*) Meusel, Lex., Bd. 4, S. 52. Der europäischen Kaiser- u. Königl. Häuser historisch-genealog. Erläuterung (nach Gg. Lohmeier, Lüneburg 1731, 3 fol. Reges Francorum Merovingici documentorum auctoritate asserti, das. 1736. 4. Historisch- genealogische Abhandlungen, das. 1747 f., 4. Th. 8; den 3. u. 4. hat sein S. heraus- gegeben. Dieser ließ auch mit Benutzung des väterlichen Nachlasses erscheinen: Ge- nealogische Gesch. der erblichen Reichsstände in Deutschland. Halle 1776—1785, 3 Bd., 4.

22 Über famil Jengeschichtliche Literatur. 18. Jahrhundert.

Ludwig Scheidt1) aus Waidenburg im Hohenlohischen (geb. 1709, gest. 1761), Bibliothekar in Hannover, begründete mit kritisch -gelehrter Benutzung der Leibnitz-Eccardschen Vorarbeiten die Geschichte des uralten Guelfen- Geschlechts urkundlich und legte in diesem Werke einen für das ganze Mittelalter, besonders Deutschlands, reichen Schatz tiefer Forschungen nieder. Mehrere andere genealogische und staatsrechtlich -historische Arbeiten ver- folgte er mit deutscher Beharrlichkeit, umfassender Belesenheit, reifem Scharf- blicke und folgerechter Prüfung.

Auf bayrischem und vogtländischem Gebiete arbeitete mit emsigem Fleiße Joh. Gottfr. Biedermann, dessen Bücher zwar nur mit steter Kritik, aber doch auch noch jetzt mit Nutzen benutzt werden können.2)

In Kursachsen gab seit 1727 der königlich polnische und kurfürstlich sächsische Akziseinspektor zu Kohren, Valentin König, eine dreibändige genealogische Adelshistorie heraus „derer im Chursächsischen und angrenzen- den Ländern zum Theil ehemals, allermeist aber noch jetzt in gutem Flor stehenden adelichen Geschlechter". Es sind in diesem großen Werke gegen 200 Familien abgehandelt, also nur ein ziemlich kleiner Teil der im Kurfürsten- tum und in den Herzogtümern Sachsen, sowie im Fürstentum Anhalt, das auch hineingezogen ist, damals noch vorhandenen Adelsgeschlechter. Die Un- zuverlässigkeit der Königschen Arbeiten, insbesondere ihrer die ältesten Zeiten behandelnden Abschnitte, ist durch Vergleichung mit urkundlichen Daten leicht zu erweisen; vornehmlich sind die Ahnentafeln, die er in über-

*) Meusel, Lex., Bd. 12, S. 120 f. Origines Guelficae, quibus potentissimae gentis primordia, magnitudo variaque fortuna usque ad Ottonem . . deducuntur etc. Hannover 1750 flg., 5 fol.; den 5. gab J. H. Jung 1780 heraus. Später ist der ge- waltige, mit Exkursen und Vermutungen durchflochtene Apparat zu festeren u. an- schaulicheren Ergebnissen verarbeitet worden in: Eichhorn, J. G., Urgesch. d. erl. Hauses der Weifen etc. Hannover 1817, gr. 4. Histor. u. diplomat. Nachricht v. d. hohen u. niederen Adel in Deutschland, das. 1754; dazu Mantissa documentorum etc. 1755. 4.

*) Biedermann, Joh. Gottfr., Genealogie der hohen Grafen-Häuser im frän- kischen Creyse. Erlangen 1745; drs., Genealogie d. hohen Fürsten -Häuser im frän- kischen Creyse. I. Tl. Bayreuth 1746; drs., Geschlechts-Reg. d. Reichsfrey unmittel- baren Ritterschaft, Landes zu Franken Löblichen Orts an d. Altmühl. Bayreuth 1748; drs., Geschlechts-Reg. d. Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft, Landes zu Franken Löb- lichen Ortes Braunach. Bayreuth 1747; drs., Geschlechtsreg. d. Reichs-Frey unmittel- baren Ritterschaft, Landes zu Francken Löblichen Orts Gebürg. Bamberg 1747; drs., Geschlechts-Reg. d. Reichs-Frey unmittelbaren Ritterschaft, Landes zu Franken Löblichen Ortes Steigerwald. Nürnberg 1748; drs., Geschlechtsreg. d. Hochadelichen Patriciats zu Nürnberg. Bayreuth 1748; drs., Geschlechtsreg. d. Reichs-Frey unmittelbaren Ritter- schaft Landes zu Franken Löblichen Ortes Rhön u. Werra. Bayreuth 1749; drs., Ge- schlechts-Reg. d. Reichs-Frey unmittelbaren Ritterschaft, Landes zu Franken Löblichen Ortes Ottenwald. Culmbach 1751; drs., Geschlechts-Reg. der löblichen Ritterschaft im Vo.gtlande^ Culmbach 1752. - Volckamer, Christof Friedrich Wilh. v., Johann Cjottfried Biedermanns Geschlechts-Reg. d. Patriciates d. vormaligen Reichsstadt Nürn- m ulS „' J'J!?4 fortgesetzt- Nürnberg 1854. - (Will, Georg Andreas) Ge- schlechts-Reg. d. Nürnbergischen adlichen Familien der Herrn v. Pruan, v. Wölckern u. d. ausgestorbenen Herrn Schiandersbach. Beytr. zu d. Biedermannschen Tabellen des Hoch- adelichen Patriciats zu Nürnberg. Altdorf 1772.

Ältere familiengeschichtliche Literatur in Österreich. 23

aus großer Zahl aufgestellt, geradezu als Produkte krasser Unwahrheiten und heilloser Erdichtungen konstatiert worden. Wir nehmen, was die Stemmatographien anlangt, wahr, daß nicht etwa die Urkunden der Archive ihm bei dem Entwürfe seiner Stammtafeln gedient haben, sondern bei einzelnen Familien selbst befindlich gewesene handschriftliche genealogische Nach- richten und meistens Leichenpredigten. König beginnt die meisten seiner Genealogien mit dem 15. Jahrhundert und hat hierbei nicht selten früher gedruckte Vorgänge nur reproduziert; und die hier und da in völlig in- korrektem Abdrucke eingestreuten Urkunden des 13. bis 16. Jahrhunderts dürfen nicht den Schein erwecken, daß er sie sämtlich den Privatarchiven selbst entlehnt habe; vielmehr sind sie Publikationen aus den nur mit großer Vorsicht zu benutzenden handschriftlichen „Familienchroniken" und aus den bei den betreffenden Familien selbst entstandenen schriftlichen Aufzeichnungen, als deren Urheber sich nicht selten ein Candidatus ministerii oder Pastor loci zu erkennen gibt. Ganz besonders sieht der nach archi- valischen Quellen Arbeitende, daß jede der Ahnentafeln, von denen Königs Werk strotzt, zum größeren oder geringeren Teile auf willkürlicher Erfindung und Erdichtung beruht. König wollte jedem der von ihm behandelten Ge- schlechter eine großartige Ahnenprobe zuteil werden lassen; und wo für die in die letzten Fächer der Ahnentafeln hineinragende Generation die Quellen versiegten, da nahm er zu Erfindungen, um nicht zu sagen Lügen, seine Zuflucht.1)

Für Österreich sei, der Fabeleien Heinrichs von Gundelfingen (1476), Ältere geneaio- Schönlebens D. Lequile's und anderer zu geschweigen, aus der älteren Literatur ^österreichT die unreife Leistung von Wolfgang Latz in seinen Commentationum in genealogiam Austriacam libri II (Basel 1564 Fol.) genannt. Bereits Gerhard von Roo (Annales rerum belli domique ab Austriacis Habsburgicae gentis principibus a Rudolpho I. usque ad Carolum V. gestarum, Innsbruck 1592) verwarf die genealogischen Fabeleien seiner Vorgänger. Ferner sind zu er- wähnen Abrah. Hosmann in seiner Genealogia Austriaca (Leipzig 1612, 4), Sigm. v. Birkens Ehrenspiegel des Erzhauses Österreich (Nürnberg 1668 Fol.); ferner des Pater Marq. Herrgott, seine Vorgänger übertreffende Genealogia diplomatica aug. gentis Habspurgica (Wien 1737, 3 Bde. Fol.) mit Fried. Kopp's Vindiciis actorum Mur. (Münser 1 750, 4), und außer dem Werke des Fürsten Lichnowsky (1836) noch Jac. A. F. Hyrtl's Fürstliche, gräfliche und freiherrliche Familien des österreichischen Kaiserstaates (Wien 1851). An Leupolds Allgemeines Adelsarchiv in Österreich (zu Wien in 3 Bänden 1789 erschienen) schloß sich Megerle's v. Mühlfeld Österreichisches Adels- lexikon des 18. und 19. Jahrhunderts (Wien 1822—1824, 2 Bde.).2)

Die Öffnung zahlreicher, früher dem Forscher unzugänglicher Archive, die Rankesche Schule, sowie zahlreiche andere Gelehrte, unter ihnen vor

x) Mülverstedt, NASQ 26, 48 ff .

8) Über die weitere ältere genealogische Literatur in Deutschland u. Osterreich unterrichtet gut Rose in Ersch u. Gruber, Allgem. Encyklopädie der Wissenschaften u. Künste, 1. Sektion, 57. Tl. Leipzig 1853, Artikel „Genealogie", speziell S. 366 ff.

24 Neuere Arbeiten über deutsche Herrscherhäuser.

allem O. Lorenz, die Herausgabe der Monumenta Germaniae Historica und vieler anderer Werke brachten der Genealogie mannigfache Anregungen.1)

Insbesondere war es Ottokar Lorenz, der in einer Reihe von Schriften die Genealogie wieder zu Ehren gebracht hat.2) Man wird zwar nicht ver- kennen können, daß gegen manche von Lorenz' Aufstellungen sich gewichtige Einwendungen machen lassen.3) Aber soviel steht fest: In den Jahren, seit seine Aschenurne auf dem Jenaer Friedhofe steht, ist die Bedeutung seiner vielseitig anregenden Arbeit in größerem Umfange gewürdigt worden, als er wohl selbst erwartet hat; und die Forschung ist auf den von ihm an- gedeuteten Bahnen ein gutes Stück fortgeschritten.4) Neuere Arbeiten Die neueren Arbeiten über die deutschen5) Fürstenhäuser. "Herrscher^ Adlersfeld-Ballestrem,Eufemiav., Ahnentfln. z. Gesch. europäischer

häuser. Dynastien, Großenhain 1901 (enthält viele Druckfehler, Versehen u. Un- genauigkeiten, vgl. Fr. Wecken, HV 1902, S. 561).

Behr, K. v., Genealogie der in Europa regierenden Fürstenhäuser. Leipzig 1854. 2. Afl. 1870. Dazu: Wappenb. 1871. Spl. z. 2. Afl. 1890.

Broemmel, Genealogische Tabellen z. Gesch. des MA bis z. J. 1273

J) Otto Forst, Die Renaissance der Genealogie, in: Die Kultur, 1909.

2) Ottokar Lorenz, Lehrbuch der gesamten wissenschaftl. Genealogie. Stamm- baum und Ahnentafel in ihrer geschichtlichen, sociologischen und naturwissenschaft- lichen Bedeutung. Berlin 1898. Drs., Die Geschichtswissenschaft in Hauptrichtungen u. Aufgaben, zweiter Teil: Leopold von Ranke, Die Generationenlehre und der Ge- schichtsunterricht, Berlin 1891. Drs., Genealogischer Hand- und Schulatlas. Berlin 1892. 2. Afl. u. d. Titel : Genealogisches Handb. der Europäischen Staatengeschichte. Ebd. 1895. 3. Afl. v. Ernst Devrient. 1908.

3) Vgl. z. B. Wilhelm Weinberg, Vererbungsforschung und Genealogie. Eine nachträgliche Kritik des Lorenzschen Lehrbuchs. ARG VIII, 1911, S. 753 ff; Ht. in der Wissenschaftl. Beilage der Münchener Neuesten Nachrichten v. 24. Juli 1908, Roller HV 1910, S. 378 ff; Kunz von Kauffungen ASW 1908.

*) Heydenreich, Eduard, Genealogie als Wissenschaft, Allgemeine Zeitung, München 27. Juli 1912; Kekule von Stradonitz, Stephan, Ziele U.Aufgaben der wissenschaftl. Genealogie, VJH 1900, H. 1/2, besondere Beilage, wiederabgedruckt in d. Ausgewählten Aufsätzen aus d. Gebiet d. Staatsrechts u. d. Genealogie 1, 1905, S. 101 ff.; Keutgen, Frdr., D. Aufgaben der Genealogie, ZKu VI, 1899.

6) Für Frankreich sei erwähnt: Le Sage (Graf Las Casas), Atlas historique genealogique, chronolog., geograph. Paris 1803, 1804, 1826. Dieses Werk ist ins Deutsche übersetzt und vermehrt von A. v. Dusch u. J. Ey sei ein. Karlsruhe 1831. Vgl. auch Koch, Chr. G. de et Schoell, F., Tables genealogiques des maisons souveraines de l'Europe 2 vols. Straßb. et Paris 1780—1815 (deutsch Berlin 1808). Hiort- Lorenzen, Livre d'or des souverains. Paris 1895. 2. Ausg. 1908 (p. 719—868 mariages morganatiques, enfants legitimes et naturels). Tableaux genealogiques de la Dynastie Capetienne . . par le Comte Jules Boselli. Paris, Klincksieck. Das Buch kann denjenigen, welche französische Geschichte studieren, bestens empfohlen werden, weil es sie der Mühe überhebt, in den unhandlichen Folianten von Sainte-Marthe, Anselme, Moren nachzuschlagen. Außerdem enthält es die unehelichen Seitenlinien, die in den sonst vorzüglichen, jedoch schon selten gewordenen Tableaux genealogiques des souverains de France et de ses grands feudataires (1863) von Garnier fehlen. Nur die portugiesische Linie ist nicht enthalten; sie ist allerdings für das Studium der Geschichte Frankreichs ohne Belang.

Neuere Arbeiten über deutsche Herrscherhäuser. 25

mit sorgfältiger Angabe d. Zeit u. d. Besitzes. Basel 1846; drs., Fürstenb. d. europäischen Staaten. Regensburg 1846.

Co hn, L. A., Stammtafeln z. Gesch. der deutschen Staaten u. der Nieder- lande. Braunschweig 1871 (neue Bearbeitung des Deutschland betreffenden Teils von Tr. G. Voigtel unter dem Titel: „Genealogische Tabellen zur Erläuterung der Europäischen Staatengeschichte". Halle 1811. Spl. 1829).

Crailsheim, Max Freiherr v., Unmittelbare Abstammung im Mannes- stamm der Dynastien von Baden, Bayern, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Griechenland, Großbritannien, Hessen, Hohenzollern, Norwegen, Österreich, Rußland, Königreich Sachsen, Sachsen-Altenburg, -Coburg und Gotha, -Meiningen, -Weimar und Württemberg. Mit Wappen und Erläuterungen dargestellt und gezeichnet. Görlitz, Verlag von C. A. Starke 1908.

Damberger, J. F., Sechzig genealogische, auch chronologische u. sta- tistische Tabellen zu Fürstentafel u. Fürstenb. d. europäischen Staatengesch. Regensburg 1831 (jetzt veraltet).

Dungern, Otto Freiherr v., Thronfolgerecht u. Blutsverwandtschaft der deutschen Kaiser seit Karl dem Großen, Papiermühle S.-A.; drs., Der Herrenstand im Mittelalter. 1. Bd. Papiermühle, S.-A., 1908. Hier S. 28 ff. Verschwägerungen dynastischer Familien in d. Zeit v. 1150 1450. a) Heute regierende Familien, b) Heute standesherrliche Familien. S. 57 ff. Die Stellung der einzelnen verschwägerten Familien ehemals unfreien Standes. S. 107 ff. Andere gleichgestellte ehemals dienstmännische Familien. Ver- schiedene Grade der Annäherung dienstmännischer Familien an den hohen Adel. S. 151 ff. Übergang v. hohen z. niederen Adel. S. 251 ff. Die Neubildung d. Herrenstandes während d. staufischen Periode. Verwandten Inhalts ist: Borch, Frhr. L. v., Ritter u. Dienstmannen fürstl. u. gräfl. Her- kunft. Lindau 1877, vgl. auch unten unter: Genealog. Tafeln.

Einen Beitrag zu den von Freiherrn v. Dungern in seinem Buch über den Herrenstand behandelten Gegenständen bietet Kurd v. Strantz, Die dynastische Frage, DH 1909 Nr. 12.

Friedrich, F. A. Freiherr v., Die jetzt herrschenden christl. europ. Regenten-Stämme, Darmstadt 1857.

He 11 mann, Die Heiraten d. Karolinger. Festgabe f. v. Heigel. München 1903. S. 1— 99.

Hopf, K., Historisch-genealogischer Atlas. Bd. 1, 2, 1 4. Gotha 1858.

Lorenz, O., s. o. Seite 24.

Oertel, Fr. Max, Genealog. Tafeln z. Staatengesch. des 19. Jht. 2. Afl. 1857. 3. Afl. m. genealog. Einl. v. Fr. Th. Richter. Leipzig 1877.

Kekule von Stradonitz, Stephan, Ahnentafel-Atlas. Ahnent. d. Re- genten Europas u. ihrer Gemahlinnen. Berlin 1898 1904 (grundlegendes Hauptwerk).

Richter, F., Geschlechtstafeln z. Erläuterung der allgemeinen Gesch. Leipzig 1853— 56.1)

*) Scheftlein, H., Genealogischer Schulatlas 1899. Hölscher, F., Genealogi- sche Tafeln f. d. Geschichtsunterricht. Leipzig 1894.

25 Neuere Arbeiten über deutsche Herrscherhäuser.

Herb. Koch, Regententafeln. Halle a. S. 1910.

Schenk zu Schweinsberg, G.Freiherr, Genealog. Studien z. Reichs- Gesch., Arch. f. hessische Gesch. N. F. 3, separat, Darmstadt 1905.

Hiort-Lorenzen, Hans Rudolf, 1. Genealogie des maisons princieres regnantes dans l'Europe depuis le congres de Vienne en 1815. Leipzig, Alb. Fritsch, 1871. 2. Annuaire genealogique des maisons souveraines en Europe depuis le commencement du XIX. siede I V. Kopenhagen 1882 86.

Max Kemmerich, D. Lebensdauer u. d. Todesursachen innerhalb d. deutschen Kaiser- und Königsfamilien. Erweiterter Sonderdruck aus Alfred v. Lindheim, „Saluti senectutis". Leipzig u. Wien 1909, vgl. dazu B. Schmeidler, HVJ 1910, S. 133 ff.

Berner, F., Die Abstammung u. älteste Genealogie d. Hohenzollern, FBK 6.

Bertouch, Ernst v., Ahnent. Ihrer Maj. Auguste Viktoria, Kaiserin u. Königin d. Deutschen Reiches u. v. Preußen. Mit historisch-genealog. Er- läuterungen. Wiesbaden, Verlag von Bechthold & Co.

Dungern, Otto Freiherr v., Ahnen deutscher Fürsten, I. Haus Zollern, Ahnen d. Deutschen Kaiser, Könige u. Herzoge v. Preußen, Kur- fürsten v. Brandenburg aus d. Hause Zollern u. ihre Gemahlinnen. Papier- mühle S.A. 1906.1)

Ahnentafel Kaiser Wilhelms IL, Extrabeil, des Jg. 16, H. 2 der Zeitschr. „Vom Fels zum Meer".2)

Grossmann, J., Berner, E., Schuster, G., Ziegeler, K. Th., Genea- logie d. Gesamthauses Hohenzollern. Berlin 1905.

Kekule von Stradonitz, Stephan, Die Ebenbürtigkeit d. preußischen Königshauses, Grenzboten, 59. Jg. Nr. 6 v. 8. Febr. 1900; abgedruckt in des- selben Ausgew. Aufs, aus d. Gebiete d. Staatsrechts u. d. Genealogie, I, 1905, 33 ff. Die Ebenbürtigkeit der Kaiserin, Die Zukunft, 8. Jg., Nr. 50 v. 15. Sept. 1900, abgedruckt in dess. Ausgew. Aufs, aus d. G. d. Staatsrechts u. Geneal. I, 1905, 43 ff. Die Abstammung d. Kaisers v. Admiral Coligny, Berliner Tagebl., Nr. 528 v. 17. Okt. 1902, abgedruckt in dess. Ausgew. Aufs, aus d. G. d. Staatsrechts u. d. Geneal. I, 1905, 137ff. Kaiser Wilhelms Ab- stammung v. Cid, Berl. Tagebl. Nr. 616 v. 31. Dez. 1903, abgedruckt in dess. Ausgew. Aufs, aus d. Geb. d. Staatsr. u. d. Geneal. I, 1905, 149 ff. Die Ahnen des Prinzen Georg v. Preußen, Jahrbücher d. Königl. Ak. gemeinnütziger Wftn.

!) Dungerns Werk ist e. Slg. v. Ahnentafeln aller Kurfürsten, Herzöge, Könige u. Kaiser aus d. Hause Hohenzollern u. ihrer Gemahlinnen u. zw. zu je 32 Ahnen. Das ganze ist mit größter Genauigkeit unter sorgfältiger Benutzung aller Sonderliteratur u. unter Anwendung peinlichster Kritik zusammengestellt u. infolgedessen ein erfreuliches Zeichen des hohen Standes der genealog. Forschung in Deutschland im letzten Jahr- zehnt. DH 1912, S. 165.

2) Streng genommen nur d. Ahnentafel zu 128 Ahnen. DH 1912. S. 165. Über die Autorschaft vgl. J. O. Hager ebd. S. 203. Den ersten Versuch, e. weit hinaufgehende Ahnentafel des brandenburgisch-preußischen Königshauses aufzustellen, machte e. Un- genannter mit seinen „Tables genealogiques des 1024 quartiers de Leurs Altesses Royales es Pnnces de Prusse, petits-fils du Roi Frederic Guillaume II". Berlin 1796 (eigent- lich nur e. „Ahnentafel zu 256 Ahnen").

Neuere Arbeiten über deutsche Herrscherhäuser. 27

zu Erfurt, N. F. H. XXIX, Erfurt 1903, abgedruckt in dess. Ausgew. Aufs, aus "d. Geb. d. Staatsr. u. d. Genealogie, II, 1907, S. 153 ff.

Kekule von Stradonitz, Ahnentafeln zu 32 Ahnen d. Königs Friedrich I. in Preußen u. seiner drei Gemahlinnen. DH 1901, S. 2. Drs., Ü. diejenigen Ahnen, welche d. Kronprinz Wilhelm d. Deutschen Reiches u. v. Preußen mit seiner hohen Braut, d. Herzogin Cecilie v. Mecklenburg, gemeinsam hat. DH 1904, S. 174. Drs., Bedeutende Ahnfrauen Friedrichs d. Gr. DH 42, S. 27. Drs., Hohenzollern als Ritter des Ordens v. Goldnen Vlies in alter Zeit. HZJ 1907.

Maercker, Die Stammütter der deutschen Herrschergeschlechter vom Blute der Hohenzollern. Berlin 1856.

Maltzahn, Axel Albrecht Freiherr v., Die 4096 Ahnen Sr. Maj. des deutschen Kaisers, Königs v. Preußen Wilhelm II. Berlin 191 1.1)

W. C. v. Arnswaldt, Von den Ahnen des Kaisers, Leipziger Neueste Nachrichten, 24. Aug. 1912, Feuilleton.

Riedel, Die Ahnherren d. Preußischen Königshauses, Berlin 1854 (Stzungsber. der Ak. der Wissenschaften).

Rottenhoff, A. v., Stammfolge d. glorreichen Hohenzollernschen Hauses v. Friedrich I., Markgraf zu Brandenburg, bis auf d. heut. Tag. 3. Afl. Berlin 1839.

Schuster, Georg, Stammtfl. d. Kurfürsten v. Brandenburg, d. Markgrafen v. Ansbach u. Bayreuth u. d. Herzöge in Preußen, HZJ 5. Konsanguinitätstfl. d. Häuser Hohenzollern u. Mecklenburg, HZJ 8. D. Urstamm Zollern u. d. Burggrafen v. Nürnberg-Zollern, ebd. Konsanguinitätstfl. der Häuser Hohen- zollern u. Braunschweig, HZJ 9. Konsanguinitätstfl. d. Häuser Hohenzollern u. Schleswig-Holstein, HZJ 10. Die Verwandtschaft d. Häuser Hohenzollern u. Wettin, hierzu 3 Konsang.-Tafeln, HZJ 1907. Drs., Verwandtschaft d. Häuser Hohenzollern u. Hessen, HZJ 1909. D. Verwandtschaft d. Häuser Hohenzollern u. Askanien, HZJ 15, 245—286.

Schwartz, E., Stamm-Tafel des preußischen Königshauses. Breslau 1898.

Ütterodt zu Scharffenberg, Vom Hohenstaufen zum Hohenzollern, deutsche Kaiserstammtfl. v. Kaiser Friedrich Barbarossa bis auf S. M. Kaiser Wilhelm II. 41 Bl. heraldische Tafeln mit begleitendem genealogischen Texte. Dresden, v. Qrumbkow, 1888.

Nordenskjöld, O. v., Genealogie d. deutschen Kaiserpaares Wilhelm I. u. Augusta, zurückgeführt auf d. Kaiser Sigismund. Hrsg. v. Wiese. Berlin 1871.

Stillfried, R.Graf, Stammtfl. d. Gesamthauses Hohenzollern. Berlin 18691

Vgl. Schmid, L., Der Urstamm der Hohenzollern u. seine Verzweigungen. Tübingen 1884. Drs., Die Könige von Preußen sind Hohenzollern, nicht Aben- berger. Berl. 1892 (richtet sich gegen Ch. Meyer, Die Herkunft d. Burggrafen v. Nürnberg, der Ahnherren d. Deutschen Kaiserhauses. Ansb. 1889). Märcker, Albrecht d. Schöne. Mit Stammbaum u. Biographie. Dazu Anhang: Genealogische Über- sicht derOranien-Stuart-Welfisch-Hohenzollerischen Alliancen. Berlin 1858. Schmid, L.,

*) Dieses mangelhafte Werk reicht lediglich bis zur Reihe der „128 Ahnen", die Bezeichnung „4096 Ahnen" ist irreführend. „Vom hohen Stand der genealog. Wissen- schaft, namentlich in Deutschland, erhält man durch Maltzahns Werk bedauerlicher- weise ein ganz falsches Bild." „Die Anerkennung der Fachgenossen muß ihm versagt bleiben." DH 1912, 166. Vgl. auch die vernichtende Kritik von D in MAW 1912.

28 Neuere Arbeiten über deutsche Herrscherhäuser.

D. Stammutter d. deutschen Herrscher-Geschlechter v. Geblüt d. Hohenzollern. Berlin 1856. Borges, O., D.Ursprung d. Hohenzollerngeschlechts. Leipzig 1911. Die älteste Gesch. d. erlauchten Gesamthaus d. Königl. u. Fürstl. Hohenzollern. 3 TL Tüb.

1834 SS.

Soltau, W., Ist unser Kaiserhaus aus Zollernstamm entsprungen? ZOR XLV

= N. F. VI.

Reiner, J., Genealogie d. hochfürstl. Hauses Hohenzollern. Stuttgart 1893. Der oberrheinische Adel unter d. Ahnen d. Kaisers. HGBAB 1908, Nr. 9. Scheuff ler, Aus d. Ahnentafel Wilhelms II., Jubiläumsschrift des Ver. Roland, 1912.

Zingeler, Th., Carl Anton v. Hohenzollern u. d. Beziehungen d. Fürstl. Hauses Hohenzollern zu d. Hause Zähringen-Baden. Sigmaringen 1884.

Haeutle, Genealogie des erlauchten Hauses Witteisbach, München 1870.1)

Leidinger, Georg, Chronik u. Stamm d. Pfalzgrafen bei Rhein u. Herzöge in Bayern 1501. Straßburg, J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel) 1902.2) Vgl. auch Ar et in, CM. Freiherr v., Altertümer u. Kunst-Denkm. d. bayerischen Herrscherhauses. München 1853 ff.

Hofmeister, E., Das Haus Wettin von seinem Ursprung bis zur neuesten Zeit in allen seinen Haupt- und Nebenlinien. Leipzig 1889.

Posse, O., Die Wettiner. Leipzig 1897.

Witzleben, M. E. J. v., Stamm-Baum des erlauchten Hauses Wettin. Meißen 1855.

Weiland, L., Handschriftliches zur Genealogie der Wettiner, NASG 8.

Lippert, W., Zur Genealogie d. Wettiner im 15. Jahrh., NASG 15, 317 321.

Ermisch, H., Noch einige Berichtigungen z. Stammbaum d. Hauses Wettin, ebd. Seite 322.

von Stieglitz, Über den ältesten Ursprung des durchlauchtigsten Hauses zu Sachsen, Mitteilungen d. Kgl. Sachs. Altertumsvereins IV, 28 85.

Burkhardt, C. A. H., Stammtafeln der Ernestinischen Linien des Hauses Sachsen -Weimar 1885.

Devrient, Ernst, Die älteren Ernestiner. Eine genealogische Charakte- ristik. VJH 25, 1. Vgl. dazu meine Besprechung, NASG 18.

Velden, A. v. d., Die sechzehn Ahnen der Durchl. Braut Sr. K. H. d. Großh. v. Sachsen -W.-E., Ihrer Hoheit der Prinzessin Karola Feodora v. Sachsen-Meiningen. DH 1909.

Kekule von Stradonitz, Stephan, Die Thronfolge in Sachsen-Coburg

l) Vgl. über dieses Werk JAW 1871, S. 11. Vgl. Böhmer, Wittelsbachsche Regesten bis 1340 (Stuttgart 1854). Wittmann, Monumenta Wittelsbacensia (Ur- kundenb., München 1857—61, 2 Teile). Denkm. u. Erinnerungen d. Hauses Wirtels- bach im bayerischen Nationalmuseum (= Kataloge des bayerischen Nationalmus., XI. Bd. Wittelsbacensia, mit 42 Tfln. u. 79 Textabb.). München 1909.

») Das von den Münchener Jesuiten zu Ehren d. Kurf. Maximilian II. Emanuel ge- schriebene u. ebd. 1680 herausg. „Theatrum Virtutis et Glorie Boicae" ist mit 61 Bild- nissen bayerischer Herrscher ausgestattet; die Stammreihe wird v. Herzog Theodor abgeleitet. Gottfr. Fcrd. Buckisch schrieb Historia genealogica Palatino - Neo- burgica-Bavanca, welche zu Glatz 1687 in deutscher Sprache erschien; hier wird der Ursprung d. Hauses Scheyern-Wittelsbach von Karl d. Großen abgeleitet der erste Tl. behandelt d. bayerischen Fürsten, d. zweite d. Pfalzgrafen bei Rhein. Von letzteren handelt ferner „Linea Electoralis Palatina Simmerensis extineta. Schaffhausen 1693, be- arbeitet v. Karl Ludw. Nik. Reiger. In d. Buche Formula Successionis Domus Pala- t.nae (Jena 1726) des Burkhard Gotthelf Struve sind d. Kurlinie u. d. Linien zu Sim- mern-veldenz u. Zweibrücken behandelt.

Neuere Arbeiten über deutsche Herrscherhäuser. 29

und -Gotha. Die Grenzboten, 58. Jahrg., Nr. 40 vom 5. Okt. 1899, abgedruckt in dess. Ausgew. Aufsätzen a. d. Gebiet d. Staatsrechtes u. d. Genealogie. I, 4 ff.

Pick, B., Stammbaum der älteren Ernestiner in Münzen und Medaillen (mit einer Tafel). Heimatblätter. Aus dem coburg-gothaischen Lande. Hrsg. v. R. Ehwald, H. 4. Gotha 1906.*)

Apfelstedt, F., D. Haus Kevernburg-Schwarzburg v. dessen Ursprünge bis auf unsere Zeit. Dargestellt in d. Stammtfl. der Haupt- u. Nebenlinien u. mit biograph. Notizen über d. wichtigsten Glieder derselben. Sonders- hausen 1890.

Erichsen,J., Die Anfänge d. Hauses Schwarzburg. Sondershausen 1909. Vgl. Devrient, HV 1913, S. 131 f.

Hellbach, Joh. Christian, Grundriß der zuverlässigeren Genealogie des Fürstl. Hauses Schwarzburg. Rudolstadt 1820.

König, Hnr. Oskar, Genealogie des hochfürstl. Hauses Schwarzburg. Rudolstadt 1865.

Vater, Oskar, Das Haus Schwarzburg. Rudolstadt 1894.

Werneburg, A., Beitr. z. Genealogie u. Gesch. d. fürstlich. Hauses Schwarzburg. Nebst e. Anhange: Ü. d. Kevernburg-Schwarzburgische Wappen. Erfurt 1877.2)

Werneburg, A., Beitr. z. Genealogie d. Grafen v. Henneberg bis z. Aus- gang d. 13. Jht. ZTG 9 Nf. 1.

Rein, W., Berichtigte Stammtfl. d. Grafen v. Weimar-Orlamünde. Mit historischen, genealogischen, monumentalen u. heraldischen Zusätzen, ZTG 6.

Haeutle, Christian, Landgraf Hermann I. v. Thüringen u. seine Fa- milie, ZTG 5.

Die mar, H., Stammreihe d. thüring. Landgrafenhauses u. d. hessischen Landgrafenhauses bis auf Philipp d. Großmütigen, JHG NF 27.

Knetsch, Carl, Beiträge z. Genealogie d. hess. Fürstenhauses bis auf Philipp d. Großmütigen, JHG NF 30.

!) Gottfr. Siegfr. Megan der gab zu Altenburg 1655 das „Geschlechtsregister Christians II. Hertzogs zu Sachsen in 68 Tabellen" heraus. Das Wittenberg 1672 er- schienene Buch „Witekindus Magnus publicae luci expositus" des Konrad Samuel Schurzfleisch enthält e. Stammtafel der Nachkommen Wittekinds. Kleine genealog. Tabellen v. Hause Sachsen finden sich in Joh. Geo.Wilcken's „Der Sächsische Nepos" (Leipzig 1682). „Des Chur- und Fürstlichen Hauses Sachsen Stammbaum" von Israel Claude n enthält keine Tabellen, sondern nur e. Verz. d. Namen, Geburts-, Vermäh- lungs- u. Sterbetage d. Herzöge u. Kurfürsten. Mit Verwertung selbstgesammelter Q. schrieb Andreas Reyher seine Monumenta Landgraviorum Thuringiae et Marchionum Misniae Historico - Genealogica descriptione illustrata (Kiel 1692). Den Inhalt d. selten gewordenen Buches hat Mencke in seine Scriptores rerum Saxonicarum II 807 ff. aufgenommen. E. Reihe v. Fehlern sächs. Genealogen verbesserte Georg Paul Hönn, „Chur- u. d. Fürstl. Hauses Sachsen Wappens- u. Geschlechts-Untersuchung" (Leipzig 1708). Das bedeutendste Werk ü. sächs. Genealogie aus jener Zeit ist Joh. Geo. von Eckard, Historia Genealogica Principum Saxoniae superioris (Leipzig 1722).

2) Von älteren Werken ist noch immer wegen d. zahlreichen Abdrücke v. Ur- kunden gut zu gebrauchen: Heydenreich, Lebrecht Wilh. Hnr., Historia des ehe- mals gräflichen nunmehr Fürstlichen Hauses Schwartzburg. Erfurt 1743.

30

Neuere Arbeiten über deutsche Herrscherhäuser.

Giefel, J., Schön, Th., und Kolb, H., Stammbaum des württem- bergischen Fürstenhauses. Nebst Textheft. Stuttgart 1895.

Gaisberg-Schöckingen, Friedrich Freiherr von, Das Königshaus u. d. Adel v. Württemberg, unter Mitwirkung v. Theodor Schön u. G. A. Cloß, seit 1909. Vgl. auch Spittler, Z. Gesch. d. Mißheiraten im würt- tembergischen Fürstenhause 1837.1)

Bertouch, E. v., D. badische Fürstengeschi. d. Zähringer. Wiesbaden

1885.

Seh all er, Das fürstl. Haus Zähringen-Baden. Stammtafeln. Karlsruhe

1906.

Chrismar, E. v., Genealogie d. Gesamthauses Baden v. 16. Jht. bis heute. Gotha 1892.

Heyck, Ed., Geschichte der Herzöge von Zähringen. 1891.

Gisi, W., D. Ursprung d. Häuser Zähringen u. Habsburg, 'ASGA. V. Bd., Jg. 1886—89, Bern, S. 265.

Leichtlen, E. J., Die Zähringer. Freiburg 1831.

Krüger, Zur Herkunft der Zähringer, ZOR NF 6, 7.

Roller, O. K., Ahnentafeln der letzten regierenden Markgrafen von Baden-Baden und Baden-Durlach. Heidelberg 1902.

Vgl. Dungern, Otto Frhr. v., DH 1908, 141 ff. Roller, O. K., DH 39, 60, DH 1908, Nr. 3, u. Witte im Register zu Festers Regesten der Markgrafen v. Baden u. Hochberg (Innsbruck 1892 ff.).

Hoffmeister, J., Histor.-genealog. Handbuch über alle Linien d. hes- sischen Regentenhauses. 1861, 3. Aufl. 1874.2)

Knetsch, Beitr. z. Genealogie d. hessischen Fürstenhauses. 1907. Drs., Wilde Triebe am Stammbaum d. hessischen Landgrafen. Hessenland, 25. Jhrg., 1911. 1912.

Schenk zu Schweinsberg, Gustav Frhr., Angebliche Seitenzweige d. Hauses Brabant in d. Niederlanden. DH 1909.3)

x) Württembergische Stamm- u. Namensquelle. Stuttgart 1675. Von Joh. Georg Waltz. Anonym erschien Kurtze Historische Ephemerides des Hochfürstl. Hauses Würtemberg. Ulm 1706. Pregitzer, U., Wirttembergischer Cedern-Baum oder vollständige Genealogie des Hauses Wirttemberg. Stuttgart 1734. Esbach, Fr. L, Das herzogl. Haus Württemberg zu Carlsruhe u. Schlesien. Stuttgart, W. Kohlhammer.

8i Die Landgrafen von Hessen haben in Maximilian Precellus „Grünende Cedern" oder Landgraf Karls zu Hessen und der Landgräfin Maria Anna geb. Herzogin von Curland Herstammung u. Verwandtschaft mit allen hohen Häusern in Europa (Mar- burg 1684) und in Joh. Just Winckelmann, „Hessen und Herßfeld" (Bremen 1697), ihre Genealogen. In dem zuletzt genannten Buche findet man noch fünf weitere Ta- bellen der Grafen von Cazenelnbogen, Ohstein, Münzenberg, Ziegenheim und Schoen- burg. Herget, Das landgräfliche Haus Hessen-Homburg, 1903.

») Diese Abhandlung kommt zu d. Ergebnis: „Weder die Grafen v. Looz, noch die familien v. Corswarem und de Block gehen die Genealogie des Hauses Brabant, dessen Mannesstamm im hessischen Fürstenhause blüht, etwas an." Vgl. auch Prince p Uiadi de J?lock' Armorial des Princes du sang roval de Hainaut et de Brabant. Fnr io "I r C"He£el' Die Grafen von Rieneck und Looz als Burggrafen von Mainz, T vanderkindere in: La Formation territoriale des prineipautes Beiges au moyen age, tome II, Bruxelles 1902.

Neuere Arbeiten über deutsche Herrscherhäuser. 31

von Bippen, Genealogie der älteren Grafen von Oldenburg, BJ 9.

Kekule von Stradonitz, St., Das Haus Oldenburg. Neue Preußische (Kreuz-) Zeitung, Nr. 133 v. 19. März 1904, abgedruckt in dess. Ausgew. Auf- sätzen a. d. Gebiet d. Staatsrechts u. d. Geneal. II, 1907, 11 ff.

Tezner, Friedrich, Die Successions- u. Verwandtenrechte d. Prinzen Alexander v. Oldenburg, genannt Graf v. Welsburg, auf Grund d. derzeitigen Oldenburgischen Staats- u. Hausrechtes. Berlin W. 8, Carl Heymanns Verlag.

Lisch, G. C. F., Stammtafeln d. Herzöge v. Mecklenburg-Schwerin, 1857.

Wigger, F., Stammtafeln d. großherzogl. Hauses von Mecklenburg, VMG 50. Ü. d. Stammtfl. d. alten Grafen v. Schwerin, VMG 34. Ü. d. Verwandtschaft d. Mecklenburgischen Fürstenhauses mit d. Königen v. Schott- land, VMG 41.

Tee he n, F., Die Geburtstage der Herzöge Ulrich u. Georg, VMG 76.

Beyer, W. G., König Kruto u. sein Geschlecht. Eine histor. Unter- suchung ü. d. Abstammung d. großherzogl.-mecklenburgischen Fürstenhauses, VMG 13.

Lisch, Ü. d. Verbindungen d. fürstl. Hauses Werle mit d. herzogl. Hause Braunschweig-Lüneburg, VMG 18. Genealogische u. chronologische Forschungen z. Gesch. d. mecklenburgischen Fürstenhäuser, VMG 23. Ü. d. Töchter u. Schwiegertöchter des Fürsten Johann II. v. Werle-Güstrow, VMG 26.

Lisch, Mooyer u. Masch, Zur Genealogie d. Grafen v. Schwerin, VMG 15. Witte, Hans, VMG 72.

Feske, C, D. Wappen d. Großherzogl. Hauses Mecklenburg in geschichtl. Ent- wicklung. Mit 23 Tfl. u. vielen Textabb. Dazu e. Anlage: Stammtfl. d. Großherzogl. Hauses Mecklenburg. Schwerin 1893.

Von älteren Arbeiten seien genannt: Courcelles, Chev. de, Genealogie de la maison de Mecklenbourg. Paris 1823. Steiner, D., Verwandtschaften d. großherzogl. Häuser Hessen u. Meckl.-Schwerin. Darmstadt 1864.

Behne, C. A. J., Genealog. Tabelle d. Hauses d. Guelphen. Hannover 1850.

Böttger, H., Die Brunonen, Vorfahren u. Nachkommen d. Herzogs Lu- dolf in Sachsen (775 1117) nebst Voreltern überhaupt von ca. 450 an. Han- nover 1865.

Zimmermann, Paul, Stammtafel d. Hauses Braunschweig mit einigen kognatischen Beziehungen. Braunschweig 1909. Drs., D. Haus Braun- schweig-Grubenhagen, e. genealogisch-biographischer Versuch. Wolfenbüttel 1911.

Krüger, Emil, D. Ursprung d. Weifenhauses u. seine Verzweigung in Süddeutschland. Wolfenbüttel 1899 (vgl. Devrient, DH 1900, S. 173 f.).

Schmidt, Friedrich, D. Anfänge d. weifischen Geschl. T. I. D. wei- fischen Grafen d. westl. u. d. östl. Bar. T. II. Vier Exkurse. Hannover 1900 (vgl. Roller, HV 1901, 440 ff.).

A. Mn., Beitr. z. Genealogie d. weifischen Fürsten v. Beginn d. Karo- lingischen bis z. Salischen Zeit. Leipzig 1901.

32 Neuere Arbeiten über deutsche Herrscherhäuser.

Eichhorn, J. G., Urgeschichte d. erlauchten Hauses d. Weifen v. 449—1055 Mit Anhang: regierende Häuser weif. Abstammung vor 1055 in sieben Geschlechts- tafeln. Hannover 18161).

Wäschke,H., DieAskanier inAnhalt2). Dessau 1904 (vgl. Suhle, L.414ff.).

Hagelgans, Nassauische Qeschlechtstfl. 1753.

v. Witzleben, Genealogie u. Geschichte des Fürstenhauses Nassau. Stutt- gart 1855.

Schliephake, Von d. Ursprung d. Hauses Nassau. Stuttgart 1857.

Vorsterman van Oyen, Het Vorstenhuis Orange-Nassau, 1882.

Schmidt, B., Die Reußen. Schleiz 1903. Drs., Arnold v. Quedlin- burg u. d. ältesten Nachrichten z. Gesch. d. Reußischen Hauses, ZTG NF 3, 401 498, u. in: Vogtländische Forschungen, Dresden 1904. S. 1 ff. (mit e. Stammtfl.); Berichtigungen u. Zusätze z. Genealogie d. Reußischen Hauses, JVH 56. 57. Drs., D. Blutsverwandtschaft d. Fürstenhauses Reuß mit d. Kaiserhause d. Hohenstaufen, ASW 1912.

Cohn, A., Beitr. z. älteren deutschen Geschlechtsku.: Die Vorfahren d. fürstl. Häuser Reuß z. d. staufisch. Zeit, FDG 9, 529.

Voß, v., D. Ahnen d. Reußischen Hauses mit bes. Rücksicht auf Weida u. d. Voigtswürde. Lobenstein 1882, vgl. dazu Ernst Wülcker, ZTG NF 3, S. 397 f.

Hoffmeister, Histor.-geneal. Handb. ü. alle Grafen u. Fürsten v. Wal- deck u. Pyrmont. Kassel 1883.

Vorsterman van Oyen, Het Vorstenhuis van Waldeck en Pyrmont, benevens de uitsgestorven en grafelijke takken van dit stamhuis. Utrecht 1876.

Glogau, Hnr., Stammtafeln d. Schleswig -Holsteinschen Fürstenhauses v. 1460 bis auf d. Gegenwart. Kassel 1864.

Lisch, Ü. d. letzten Herzöge v. Holstein-Sonderburg v. d. Linie Franz- hagen, VMG 31.

Buchwald, G. v., Beiträge zur Geschichte der letzten Schauenburger, SHL 10.

*) Joh. JustusWinckelmann, Preißwürdiger Stamm- u. Regentenbaum d. Her- tzoge zu Braunschweig-Lüneburg. Bremen 1688. Heinrich Meibom, Commen- tatio Historica de Serenissimae Domus Brunsvicensis et Lüneburgensis. Helmstädt 1699. Siegmund von Bircken, Quelfiß oder Nieder- Sächsischer Lorbeerhayn, dem Hochfürstlichen Uhralten Hause Braunschweig u. Lüneburg gewidmet, auch mit dessen alten u. neuen Stammtfl. bepflanzet. Nürnberg 1669. Joh. Feller, Genea- logische Historie d. Hauses Braunschweig-Lüneburg. Leipzig 1717.

2) Von älteren Werken zur Genealogie des Hauses Anhalt sei das Buch „Staat von Anhalt" von Hnr. Ldwg. Gude (Halle 1706) genannt, dessen genealog. Tabellen der alten u. neuen Linien d. anhaltischen Hauses zu Bernburg, Köthen, Zerbst u. Dessau gerühmt werden. Joh. Christoph Beck man hat zu seiner, im Auftrage des Fürst- lichen Hauses geschriebenen „Historie des Fürstentums Anhalt", Zerbst 1710, 3 Teile, die fürstlichen Archive fleißig benutzt. Der erste Band enthält Beschreibungen und Por- trats der fürstlichen Personen, der zweite behandelt den Adel des Landes, im dritten sind die genealogischen Tabellen vereinigt. Beckman's Accessiones historiae Anhaltinae, von unterschiedenen das Hoch-Fürstl. Hauß und Fürstenth. Anhalt belangenden Ma- terien (Zerbst 1716) enthält außer Stammtafeln des Hoch-Fürstl. Hauses Anhalt von ö. 583 ff. „Beschreibung etlicher Adelicher zu dem Fürstenthum Anhalt gehörigen Ge- schlechter".

Neuere Arbeiten über deutsche Herrscherhäuser. 33

Schmidt, Q., Stammbaum d. fürstlichen Häuser Lippe u. Schaumburg- Lippe, sowie d. gräfl. Häuser Lippe -Biesterfeld u. Lippe -Biesterfeld -Weißen- feld. 1900. Dazu Ergänzungen u. Verbesserungen, DH 1901, S. 49.

Weerth, O., Z. Genealogie d. lippischen Fürstenhauses. Mtlg. aus d. lippischen Gesch. u. Landesk. VI, 1908.

KekulevonStradonitz, Stephan, Untersuchungen z. Lippischen Thron- folge. Angestellt im Auftrage d. Fürstlich Schaumburg-Lippischen Staatsregierung. Berlin, Carl Heymanns Verlag 1897. I. H.: Der Fall Fontanier. II. H.: D.Ahnen d. Modeste v. Unruh. III. H.: Der Status d. Modeste v. Unruh. Drs., D. staatsrechtliche Stellung d. Graten zu Dohna am Ende d. 17. u. Anfang d. 18. Jhts. Rechtsgutachten, der Fürstl. Schaumburg -Lippischen Staats- regierung erstattet. Berlin, Carl Heymanns Verlag 1896. Drs., D. Reichs- verfassung u. d. Lippesche Thronfolgestreit. Drei Entgegnungen gegen Prof. Max von Seydel. Berlin, Carl Heymanns Verlag.

Reuling, W. G., Das Ebenburtsrecht d. Lippeschen Hauses nach Haus- gesetzen u. Hausobservanz. Rechtsgutachten Sr. Durchl. d. Fürsten zu Schaumburg-Lippe erstattet. Mit e. Anlagehefte. Vgl. Triepel, Der Streit um d. Thronfolge im Fürstentum Lippe. Leipzig 1903.

Klempin, R., Stammtafeln d. Pommersch-Rügenschen Fürstenhauses u. snr. Nebenlinien, herausgeg. v. G. v. Bülow. Stettin 18761). (Vgl. O. Heine- mann, Zur Geschichte Herzog Barnims III. Ein Beitrag z. Genealogie d. Pomm. Herzoghauses. Balt. Stud. NF. VI, 1902, S. 133— 148.)

Grotefend, H., Stammtafeln d. Schlesischen Fürsten bis 1740. Breslau 1875. 2. Aufl. Ebd. 18892). Über polnische Genealogien vgl. weiter unten.

Doerr, August v., Die legimitierten Nachkommen der letzten Her- zöge v. Teschen aus Piastischem Geblüt, JAW NF Bd. 18, 1908, S. 242ff.

Wutke, Konrad, Stamm- u. Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten. Breslau 1912.

Suhle, Beitr. z. Genealogie d. Grafen v. Stolberg. Mit 1 Tabelle zu d. verwandtschaftlichen Beziehungen d. Grafen v. Stolberg, Hohnstein u. Beichlingen, ZHV XLI, 1908, S. 27— 68.

Heinemann, O. v., Z. Genealogie u. Gesch. d. Billungischen Herzogs- hauses. Ztschr. d. hist. Ver. f. Niedersachsen. 1865, 138 ff..

Chestret de Haneffe, Hist.de la maison de la Marck. Lüttich 1898 (hier genaue Genealogien der Grafen v. d. Mark u. Herz. v. Cleve).

II gen, Th., D. ältesten Grafen v. Berg u. deren Abkömmlinge, d. Grafen v. Altena, ZBG 36.

*) Eine Seitenlinie d. alten Rügenschen Fürsten ist d. Geschl. d. Herren zu Put- bus. Vgl. Viktor Loebe, Mitlg. z. Genealogie u. Gesch. d. Hauses Putbus. Beil. z. Jahresber. d. Kgl. Pädagogiums zu Putbus. 1895. Drs., Z. Erinnerung an S. Durchl. Wilhelm, Fürsten u. Herrn zu Putbus, Putbus. Druck von Rieh. Decker 1907.

2) Selten ist: Zepke, D., Gynaeceum Silesiacum Ligio-Bregense. Kurze histo- rische Beschreibung u. Ausführung der Stamlinien von den hochlöbl. Ahnen etlicher fürstlicher Frewlin in Schlesien. Mit 2 Stammbäumen, 60 Ahnentafeln auf 8 Ahnen. Breslau 1626.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. 3

34 Neuere Arbeiten über deutsche Herrscherhäuser. Haus Habsburg.

Oidtman, E. v., Die letzten lebenden direkten Nachkommen d. Her- zogs Wilhelm v. Jülich u. Berg, DH 1909, 235.

Forst, Otto, Die Ahnentafel d. letzten Herzogs v. Cleve, Jülich ik

Berg, ZBG 1911.

Dachenhausen, Alex. Freiherr v., Stammtfl. d. Grafen v. d. Mark iu Herz. v. Cleve. Brüssel 1908 (nach Chestret de Haneffe gearbeitet).

Wertner, Moritz, Glossen z. fränkischen Kaisergenealogie, VJH 1886.

Z. Genealogie d. Karolinger, JAW 1884.

Haus Habsburg Schulte, A., Studien zur ältesten und älteren Geschichte der Habsburger

und ihrer Besitzungen, vor allem im Elsaß (MJÖG 7. 8). Erweit. Abdr. u. d. T.:

Geschichte der Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten. Innsbruck 1887.1}

H. v. Liebenau, D. Anfänge d. Hauses Habsburg. Wien 1883. E. Krüger,. Zur Herkunft d. Habsburger (Jb. f. Schweizer Gesch. 13). W. Gisi, D. Ursprung d. Häuser Zähringen u. Habsburg (Anzeiger f. Schweiz, 9. Jg. 1888). Dagegen: A. Schulte,. Zur Herkunft der Habsburger (MJÖG 10). H.Witte, Zur Abstammung des Österr. Kaiserhauses (ebd. 17). H. Bloch, Ü. d. Herkunft d. Bischofs Werner I. v. Straß- burg u. d. Quellen z. ältesten Gesch. d. Habsburger (ZOR NF 23).

Steinacker, H, Z. Herkunft u. ältesten Gesch. d. Hauses Habsburg (ZOR 58, NF 19).

Dinzenhofer, W., XXVIII genealogische Tafeln d. böhmischen Fürsten, Herzöge u. Könige, nebst e. chronolog. Tfl. d. böhm.-mähr. Fürsten u. Mark- grafen. Prag 1806.

Hacker, V., Der Familientypus der Habsburger (Zeitschr. f. indukt. Ab- stammungs- u. Vererbungslehre 6, 1911). Drs., Die Habsburger Unterlippe (Verhandl. der D. zool. Ges. 1911).

Strohmayer, Die Vererbung des Habsburger Familientypus, ARG 191 1„ H. 6 u. 1912, H. 2.

Forst, Otto, Ahnentafel Sr. Kaiserl. u. Königl. Hoheit d. durchlauch- tigsten Herrn Erzherzogs Franz Ferdinand von Österreich -Este. Wien u. Leipzig 1910. Drs., Die Abstammung d. heute regierenden Dynastien v. Kaiser Ferdinand I., FB 1910. Drs., Ahnenverlust u. nationale Gruppen auf d. Ahnentafel d. Erzherzogs Franz Ferdinand. Wien 1912.

l) Eckard, Joh. G. v., Origines Familiae Habspurgo-Austriacae ex monumentis veteribus demonstratae. Leipzig 1721. Herrgott, Genealogia diplomatica s. o. S. 23. Röpell, Die Grafen von Habsburg. Halle 1832. Fürst Lichnowsky, Gesch. des Hauses Habsburg. 8 Bde. Wien 1836—44. Ferner Regesta Habsburgica. Regesten der Grafen v. Habsburg u. der Herzöge v. Österreich aus d. Hause Habs- burg. Hrsg. v. Institut f. österreichische Geschichtsforschung unter Leitung v. Os- wald Redlich. I.Abt.: D. Regesten d. Grafen v. Habsburg bis 1281, bearbeitet v. Harold Steinacker, Innsbruck 1905. Vgl. auch Belrupt, Carl Graf, D.Regenten- Familien in Österreich. Bregenz 1899 (XXXVII. Jb. d. Vorarlberger Museum -Vereins f. d. J. 1898, S. 1—36). Unbedeutend sind Gen sau, Geschlechtsfolge d. Beherrscher Österreichs, 1796; Gluckselig, Studien ü. d. Ursprung d. österr. Kaiserhauses, Prag 1860; Wöber, Franz-Xaver, Genealogie d. Hauses Habsburg v. d. ältesten Zeiten bis z. Aussterben d. Mannesstammes 1740, Wien 1883 (nicht im Handel); Hoernes, Österreich-Ungarn u. d. Haus Habsburg. Geographisch u. statistisch, geschichtlich u. genealogisch in Umrissen dargestellt, Teschen 1892; Weihrich, Franz, Stammtafel z. Gesch. d. Hauses Habsburg, Prag 1893; Köhler, C., Stammtafeln d. Hauses Habs- burg u. Habsburg-Lothringen, Wien 1900.

Genealogien außerdeutscher Herrscherhäuser.

35

Genealogien außerdeutscher Herrscherhäuser.1)

Berlien, Stammtfl. d. Oldenburgischen Königshauses. Kopenhagen 1849. Oeneaiogien

Koch, M. de, Tables genealogiques des maisons souveraines du Nord et de l'Est de l'Europe, publ. par F. Schoell, Paris 1815/18.

Königsfeld, Geneal. hist. Tab. over de Nord. Rigers Konigerslaegter. Kopenhagen 1856.

Rosenhane, S., Freih., Svea rikes Konunga-laugd. Stockholm 1789.

Wertner, A Kozepkori delizlöv uralkodök genealogiai törtenete (Genea- logische Gesch. d. südslavischen herrschenden Familien im MA), Temesvar 1891; Drs., Familiengesch. d. Arpaden (ungarisch), Nagy Becskerek 1892 Drs., Die Allianzen d. Arpaden. Politisch-genealogische Studien, JAW 1886 Drs., Glossen z. Genealogie d. Arpaden, VJH 1887 (teilweise im Turul) Drs., Die letzten Arpaden, JAW 1888 (zugleich mit e. Abschrift ü. d. Grafen de Champagne, aus JAW 1888 separat erschienen, mit zahlreichen Stamm- tafeln älterer französischer Dynastenhäuser); Drs., Schlesisch-ungarische Allianzen, JAW NF III, 1893.

Dussieux, Genealogie de la maison de Bourbon. 2. Afl. Paris 1872.

V(idal), L(udwig), Genealogya domu krölewskiego de Bourbon oraz domöw krölewsk hiszpansk, Obojga-Sycylit i xiazecego Parmenskiego. War- szawa 1857.

Anselme, Genealogie de la maison de France. (Zahlreiche Ausgaben.)

Grenser, A., Die Ahnen d. Bonaparte, JAW 1.

Seh allern, H. v., Bemerkungen ü. d. Ursprung d. Hauses Bonaparte. MAW1911.

Nagel, Die Napoleoniden. Leipzig 1860.

Angel i, Storia de la casa Savoia. Mailand 1906.

Carutti, Regesta comitum Sabaudiae, Turin 1889.

Guichenon, Histoire de la maison de Savoye. Lyon 1660, 2 Bde.

Esteban, Arbol genealögico de los sobranos de Espafia 1898.

Sousa, G. C. de, Hist. geneal. da Casa Real Portugueza. Lissabon, 20 Bde., 1735—1749.

Thornston, The Stuart dynasty. 1906.

Searle, Anglosaxon bishops, Kings and nobles. Cambridge 1899 (grund- legend).

Schenti, Rodoslobnija zarej i knasej Russkich i litowskich i mongolskich chanow, Tiflis 1888 (grundlegend: Stammtafeln des Zaren2), der russischen und litauischen Fürsten und der Mongolenkhane).

außerdeutscher Herrscher- häuser.

*) Zumeist nach Mitteilungen des Herrn Otto Forst in Wien.

2) AlmanachdeSt. Petersbourg. Cour, Monde et Ville 1912, hrsg. v. Frederik vonderHoeven; Verlag v. M. O.Wolff in St. Petersburg; Generalvertrieb f. d. Länder außerhalb Rußlands : H. A. Ludwig Degener, Leipzig. Enthält u. a. eine Genealogie des Kaiserhauses v. Rußland, der e. Genealogie d. Hauses Romanowsky-Leuchtenberg un- mittelbar angeschlossen ist.

3*

35 Qenealogien außerdeutscher Herrscherhäuser.

Wlasjew, G. A., Potomstwo Riuryka (Die Nachkommenschaft Ruriks). 6 Bde. St. Petersburg 1906—1907.

Eksempljarskij, Die Groß- u. Teilfürsten des nördlichen Rußlands in der tartarischen Periode 1238—1505. Hrsg. v. Graf Tolstoi. Petersburg 1889 u. 1891 (russisch).

Wolff, Josef, Kniaziowie litewsko-ruscy (Die russisch-litauischen Fürsten), Warschau 1895 (behandelt die in Litauen-Polen zwischen 1400 und 1600 lebenden Nachkommen Ruriks u. Gedymins, dann die litauischen Teilfürsten vorgedyminisch -dynastischer Abkunft (Holszanski etc.) u. Tartarenfürsten (Glihski etc.); Drs., Röd Gedymina (Das Haus Gedymin). Krakau 1886 (d. i. eine Monographie ü. d. Gedyminiden, ausführlicher als die Kniazowie und bietet eine gute Genealogie des litauischen Fürstentums bis etwa 1500; die Jagelionen sind nicht mit behandelt).

Balzer, o Genealogia Piastöw. Lemberg 1895.1)

Du Cange, Illyricum vetus et novum. Preßburg 1789; Drs., Familiae Byzantinae. Paris 1860; Drs., Les familles d'Outre-Mer, hrsg. v. Rey. Paris 1869 (enthält die Kreuzzugsdynastien des Orients).

Lecca, Octave-George, Familie le boere^ti romäne (Rumänische Bojaren-Geschlechter). Bukarest 1899; 2. Aufl. Bukarest 1911.

R[angabe], E. R., Livre d'or de la noblesse Phanariote et des familles princieres de Valachie et de Moldavie. Athenes 1904 (2. Aufl.).

Stanley, Lane-Pole, The Mohammadan Dynasties, Westminster 1894.

Lethbridge, The golden book of India. London 1893.

Justi, Iranisches Wörterbuch 1895 (enthält Stammtafeln der Dynasten von Armenien, Syrien, Persien, Kaukasus, Transozeanien aus Altertum, MA u. Neuzeit).

Eine Stammtafel des chinesischen Herrscherhauses ist DH 1904 ver- öffentlicht.

Bahnson, Wilh., Stamm- u. Regententafeln zur politischen Geschichte. I. Bd.: Asien, Afrika, Amerika, Ozeanien, Europa, Balkan-Halbinsel. Berlin 1912. (3 weitere Bände sollen folgen. Ohne Quellenangaben. Nur mit Vor- sicht zu benutzen).

zusammen- Zusammenfassende, gedruckte Arbeiten über die Familien

lassende, ge- °

druckte Arbeiten einzelner Städte.2)

über die Familien _

einzelner stidte. v- Daumgarten, Genealogische u. heraldische Notizen über Regensburger Bürgergeschlechter, Regensburger Tageblatt 1888.

Beck, Aus der Qeschlechtergeschichte Ravensburgs. FB 1912.

*) Die beste genealogische Orientierung über Polen ist die „Kritische Bibliographie der polnischen Literatur über Genealogie" von Otto Forst, MJÖG 1911, S. 697—724. Vgl. außerdem den zweiten Band des vorliegenden Werkes unter: Heroldsämter und verwandte Behörden. Über die Arbeiten von v. Doerr, Grotefend, Wutke u. Zepke vgl. oben Seite 33. Hier sei noch verzeichnet Forst, Wywöd przodköw Maryi Leszczynskiej, erweiterte Ausgabe 1913.

2) Wer zu wissen wünscht, was über die Familien einer bestimmten Stadt im Druck erschienen ist, sei auf das Gesamtregister zu dem vorliegenden Werke hingewiesen. Daselbst sind unter den Namen der einzelnen Städte diejenigen Seiten des vorliegenden

Zusammenfassende, gedruckte Arbeiten über die Familien einzelner Städte. 37

Berger, Otto, Bürger-Rolle der Stadt Staßfurt v. J. 1576 bis z. J. 1854. Staßfurt 1884. Blavignac, J. D., Armorial Genevois. Essai hist. sur les armoiries, sceaux, bannieres et monnaies de Geneve. Orne de 290 fig. sur 46 planches. Gen. 1840.

Bosizio-Thurnberg, Alexander von, Goritiensia (Landesfürstliche Verwalter in Görz; die Verwalter der gefürsteten Grafschaft Gradisca; d. autonome Landesver- waltung; die Bürgermeister der Landeshauptstadt Görz; die Kirchen- u. Justizverwalter; Görzer Adelsgeschl. u. Patrizierfamilien etc.) JAW NF XIX 1909.

Braakenburg, Lambertus Johannes Apollonius, Aanteeckeningen omtrent de Wapens van eenige Amsterdamer Familien, Nederlandsche Leeuw, 1886, Nr. 7.

Buek, F. G., Genealog, u. biogr. Notizen ü. die seit d. Reformation verstorbenen Hamburg. Bürgermeister. Hamb. 1840.

Bursian, Gustav, Die Freiberger Geschlechter. MFA 2 (die sonstige Lite- ratur ü. d. Familien der Bergstadt Freiberg in Sachsen habe ich zusammengestellt in meinem Bibliographischen Repertorium ü. Gesch. der Stadt Freiberg, ebd. 1885, Nr. 813—1280).

Büttner, Genealogie oder Stamm- u. Geschlechtsregister der vornehmsten Ad- lichen Lüneburgischen Patriziergeschlechter. Lüneburg 1704.

Calvi, F., 1. II Patriziato Milanese, secondo nuovi documenti depositi negli archivi publici e privati. Milano 1865. 2. Familie notabili Milanesi. 4 voll. Milano 1875—85.

Du Chastel de la Howarderies-Neuvireuil, Paul Armant comte du, Notices genealogiques Tournaisiennes (drei Bände mit Porträts, Siegel- u. Wappenbildungen). Tournai 1881—87.

Choisy, Albert, Livres de famille genevois [alph. Verz. v. Genfer Familien- geschichten] AHS 25 (1911) S. 119.

Chatelin, Victor, Etat de la Noblesse de Metz et de la Lorraine Allemande aux elections pour les Etats generaux (1789) vgl. JBL 8.

Christomanos, Genealog. Studien ü. d. Archontengeschl. Athens im späteren MA. Athen 1887.

Covelle, A. L., Le Li vre des Bourgeois de l'ancienne Republique de Geneve, publie d'apres les registres officiels 1339—1792. Geneve 1897.

Deeke, Historische Nachrichten von dem Lübeckischen Patriziat, VMG 10.

Dellion et de Mandrot, Armorial historique du canton de Fribourg. Neuf- chätel 1865.

Deneke, Günther, Beitr. z. Gesch. einiger alter Ratsgeschl. in Magdeburg. MG 46, 103—113.

Dieth-Locher, F., Bürgerbuch der Stadt St. Gallen bis 1886. St. Gallen. 1887.

Dietz, A., Frankfurter Bürgerbuch. Gesch. Mitteil, über 600 bekannte Frank- furter Familien aus der Zeit vor 1906. Frankfurt a. M. 1897.

Dittmar, Genealogische und biographische Nachrichten über Lübeckische Familien aus älterer Zeit. Lübeck 1859. Dazu Wehrmann, ZLG 5.

Dony, Pierre, Les sceaux de Verdun. Verdun, Laurent 1888.

Dreher und Kiefer, Wappen der ältesten Friedberger Familien. FG IV.

(Dreh mann), Die ältesten Giengener Familien, in: Der Brenztalbote, Giengen an der Brenz (Württemberg) 1902 ff.

Eggers, H. K., Der Stadt Hamburg Bürgermeister, Ratsherren, Oberalte, Syndici, sowie Secretaire des Raths u. der Oberalten, v. d. ältesten Zeiten bis z. J. 1820.

Egli, J., Der ausgestorbene Adel von Stadt u. Landschaft Zürich. Zürich 1865.

Werkes zusammengestellt, wo einschlagende Literatur verzeichnet ist. Aus diesen ver- streuten Stellen, namentlich aber aus den Zusammenstellungen über die in den einzelnen Stadtarchiven hinterlegten Archivalien, denen häufig Verweise über die gedruckte Literatur beigefügt sind, ergeben sich Ergänzungen zu der in obigem Text abgedruckten Liste.

38 Zusammenfassende, gedruckte Arbeiten über die Familien einzelner Städte.

Ehrsam, N., Der Stadt Mülhausen privilegiertes Bürgerbuch bis zur Vereini- gung dieser Republik mit Frankreich i. J. 1798. Mülhausen 1850.

Engelhard, J. Fr. L, Der Stadt Murten Chronik u. Bürgerbuch. Bern 1828.

Feith H. O., Kort verhaal van de afkomst der prinsipaalste Edelen van de stad Groningen en Ommelanden tot op deze tegenwoordige eeuwe, insonderheid hare dappere dooden, wapens, namen en toenamen, bij een vergadert uit onderscheidene auteuren, geschreven boeken en brieven door Wilhelm Conders van Heipen. Anno 1660. 's-Qravenhage, 1886.

Ferry, Edouard, et Save, Gustav, Sigillographie de Saint-Die, Bulletin de la Societe philomatique Vosgienne 1889.

Feyerabend,Sigism., Augspurg, Der löblichen Kais. Reichsstadt Geschlechter- buch. Frankfurt a. M., 1580.

Fricke, Chronik Bielefelder Familien. Bielefeld 1887.

Frise, W., Einbecker Familien im 15. u. 16. Jht., FB VI, 1908.

Fritsch, Alte Görlitzer Geschlechter u. die Wappen derselben, nebst einem Verz. aller bisherigen Bürgermeister von Görlitz. Görlitz 1891 (auch NLM 68, 1892).

Fürth, Hermann Ariovist, Freiherr v., Beiträge und Material zur Geschichte der Aachener Patrizier-Familien. 2 Bände. 1882.

Galiffe, J. B. G. et A. deMandrot, Armorial historique Genevois. Genf 1859.

Galiffe, J. A., Notices genealogiques sur les familles genevoises depuis les Premiers temps jusqu' ä nos jours. 2m* edition. Geneve 1892.

Galiffe, J. A., et J. B. G. Dufour, L. Ritter, Eug. etc., Notices genealogiques sur les familles genevoises. Geneve 1892ff.

Gallandi, Königsberger Stadtgeschl. 1883 (in der Altpreuß. Monatssch. Bd. XIX u. XX).

Gautier, A., Familles genevoises d'origine italienne. Giornale araldico di Pisa t. 21, Nr. 7. 1893 und Bari 1893.

Gradl, Hnrch., Die Chroniken der Stadt Eger (= Deutsche Chroniken aus Böhmen, hsg. v. Schlesinger II) Prag 1884, S. 61 flg. Verz. der Egerer Geschl., hierzu S. 390 ff. Daten zum Verz. d. Egerer Geschl.

Hahn, G., Ueberlinger Geschlechter Buch 1225 bis 1595. Nach d. Hs. in d. Hausbibl. S. M. d. Königs v. Württemb., hsg. von H. Levin. Mit 120 Wappentfln. Ueberlingen 1889.

Haller, Berchtold, Bern in seinen Ratsmanualen 1465 1565. 3 Bde. Bern 1900 1902. Der Herausgeber hat nicht die vollständigen Ratsmanuale gegeben, son- dern das, was er nach eigener Auswahl für kulturhistorisch interessant erachtete. Bd. I behandelt u. a. Wappen u. Siegel. In Bd. II sind Stellen ü. e. Reihe v. Adelsgeschl. zusammengestellt. In Bd. III findet sich e. Personenverz. aller drei Teile.

Hartmann-Franzenshuld, Ernst E. v., Geschlechterbuch der Wiener Erb- bürger. Wien, Verlag von Georg Paul Faesy (vorzüglich, leider unvollendet geblieben).

Heer, Gottf., Zur Gesch. der glarnerischen Geschlechter. Jb. d. hist. Ver. d. Kts. Glarus. 23 Hefte. Glarus 1878 ff,

v. Hefner, O.T., Die Siegel u. Wappen der Münchener Geschlechter; historisch, heraldisch erörtert, OBA 11.

Höfflinger, Heinr. W., Ein offizielles Verz. d. Stadtadels von St. Polten aus d. J. 1643. JAW NP XIX, 1909, S. 98.

Jäcklin, D., Wappen d. anno 1887 leb. Bürg. d. Stadt Chur. Chur o. J.

Jenni, Fr., Wappen der anno 1857 lebenden Geschlechter der Stadt Solothurn. Zürich (selten, o. J.).

Just de la Paisieres, Jonkheer H. A., Les citoyens nobles de Perpignan et de Barcelone et leur noblesse transmissible. NL 1912.

Kaindl, Weißenburger Familien in Galizien, 6. Jahresber. d. Ver. z. Erhaltung der Altertümer in Weißenburg in B.

Zusammenfassende, gedruckte Arbeiten über die Familien einzelner Städte. 39

Kauffungen, Kunz v., Das Engelhart'sche Mühlhäuser Wappenbuch (hier u. a. Wappen und Hausmarken von Familien der Stadt Mühlhausen i. Th.) MQB, V, 79—91.

Kiefer, Karl, Herborner Familienwappen. Frankfurt a. M. 1910.

Kindler von Knobloch, Das goldene Buch v. Straßburg. 2 Teile, Wien 1885/86.

Kleemann, S., Familiennamen Quedlinburgs. Quedlinburg 1891.

Klose, Sam. Benj., Darstellung d. innern Verhltn. d. Stadt Breslau, hsg. v. Gust. Ad. Stengel (— Scriptores rerum Silesiacarum Band 3, 1847) bietet S. 399 ff. eine Zusammenstellung um Breslau verdienter Männer. Vgl. Bruch und Neefe, Bres- lauer Bürgerbuch, 1878—1896.

Knüfli, C, Wappen der Ortschaften u. Rhoden des Kantons Appenzell, 1881.

Koch, Ernst, Saalfelder Familiennamen und Familien aus d. 16. u. 17. Jht. Saalfeld. Progr. A— K 1877, L— Q 1878. Drs., Pößnecker Familiennamen.

Koerner, Bhd., Hamburger Geschlechterbuch, I. Bd. zugleich 18. Bd. des Genealogischen Handbuches bürgerlicher Familien. Mit Zeichnungen von Ed. L. Lorenz- Meyer. Görlitz 1910.

Kolar, Martin, Die Siegel der Patrizier-Geschlechter der Stadt Tabor, Progr. der Taborer K. K. Staatsmittelschule 1867.

Krenner, J. N. G. von, Siegel Münchener Geschlechter, Historische Abhand- lungen der k. bayer. Akad. d. Wftn. München 1813. S. 1—202.

Lambert, E. M., Das Hallische Patriziat. Halle 1866.

Lehmann, H., Namenbüchlein der bürgerlichen Geschlechter der Stadt Zof ingen seit d. J. 1200. Zofingen 1884.

Lisch, Ü. d. Rostocker Patriziat, VMG 11. 13. Drs., Patrizier u. Rittergeschi. d. Stadt Plau, VMG 17.

Lozinski, Ladislaus Ritter, Das Lemberger Patriziertum im 16. u. 17. Jht., nach ausschließlich unbek. handschriftl. Quellen bearb. Lemberg 1890.

(Lutz, M.), Baslerisches Bürgerbuch, enth. alle gegenwärtig in der Stadt Basel eingebürgerten Geschlechter nebst der Anzeige ihres Ursprungs. Basel 1819.

Macco, Herrn. Frdr., Aachener Wappen u. Genealogien. Ein Beitrag zur Wappenkunde u. Genealogie Aachener, Limburgischer und Jülicher Familien. 1. Bd. Aachen 1907. 2. Bd. Aachen 1908.

Mandrot, A. de, et G. du Bois-de Pury, Armorial historique de Neu f chatel. Neuchatel 1864.

Meier, H., Z. Genealogie d. Braunschweigischen Stadtgeschl. BM XI, 1905.

Meininger, E., Les anciennes armoiries bourgeoises de Mulhouse. Mulhouse 1911.

Meyer, Dietrich, Waapenbuch der wolgebornen Edlen u. Bürgerlicher Ge- schlächter so Anno 1605 entweder mit einer loblichen Statt u. Herrschaft Zürich durch Burgrecht verwandt oder daselbst geregiert u. gewonet haben. Zürich 1605.

Mey e r,Ed.Lor.,u.Tesdorpff, Hamburgische Wappen u.Geneal. Hamburgl890.

Meyer-Kraus, B., Wappenbuch der Stadt Basel. Basel 1880.

Montgrand, Godefroy comte de, Armorial de la ville de Marseille, recueil officiel dresse pas les ordres de Louis XIV., publie pour la premiere fois d'apres les manuscrits de la Bibliotheque imperiale. Marseille, Gueidon 1864.

Müller, E., Le Magistrat de la ville de Strasbourg, les stattmeistres et am- meistres de 1674 1790, les preteurs royaux de 1785 1790 et notices geneal. des fa- milles. Straßburg 1862.

Mushard, Luneberg, Monumenta nobilitatis antiquae familiarum illustrium im- primis ordinis equestris in ducat. Bremen & Verden. Bremen 1708. Von diesem noch heute lehrreichen Buch erschien Bremen 1720 e. 2. Afl. unter d. Titel: Brehmisch- Verdischer Ritter-Saal, oder Denkmahle d. uhralten Hochadl. Geschlechter in denen Hertzogthümern Bremen u. Verden, und Anfang des 20. Jahrhunderts ein Neudruck.

40 Zusammenfassende, gedruckte Arbeiten über die Familien einzelner Städte.

Neupert, Plauische Familiennamen. Das Geschlecht der Canise— Canse Kanze durch sechs Jahrhunderte u. andere Beitr. z. Gesch. Plauischer Familien. Druckerei Neubert, Plauen i.V.

Nottbeck, Eugen v., Die älteren Ratsfamilien Revals. Reval 1875. Siegel aus d. Revaler 'Ratsarchive nebst Sammlung von Wappen d. Revaler Ratsfamilien.

Ondrusch, Die Familiennamen in Neustadt (O.-S.). 1894.

Pratje, H. J., Altes und Neues aus den Herzogtümern Bremen u. Verden. Stade 1769 1781. Bd. II, 120: „Allgemeine Nachrichten von dem Bremischen Adel".

Praun, M., Ausführliche Beschreibung d. Herrlichkeit, Ehr, Stand, Würden, auch Alterthum der Adelichen und erbaren Geschlechtern in den vornehmsten Freyen Reichs Städten. Ulm 1667.

v. Prittwitz und Gaffron, Breslauer Ratsfamilien. „Schlesiens Vorzeit", 42. Bericht.

Pyl, Theod., Stralsunder u. Greifswalder Patrizierfamilien in: Pommersche Geschichtsdenkmäler. 3. Bd. hrsg. v. Th. Pyl, Greifswald 1870, S. 122ff.

Rei chert,Laubaner Bürgermeister u.Ratsherrenl222— 1845, ASWXII,Nr.6,S.82 ff.

Reinwald, G., u. J. Rieber, Beitr. zur Gesch. d. Geschl. u. d. Bürgertums in Lindau (mit Wappentafel), in: Gesch. d. Stadt Lindau am Bodensee. Im Auftrag der Stadtgemeinde hrsg. von Wolfart, Bd. II 1909, S. 103ff (wieder abgedruckt aus den Schriften d. Ver. f. Gesch. des Bodensees, Bd. XIII, 1884).

Roller, vgl. Register.

Schalch, Fr., Wappen der löblichen Bürgerschaft in Schaffhausen, o. J. (ca. 1840). Sehr viele genealog. Angaben u. Stammbäume ü. Familien v. Schaffhausen gibt Rueger, J. J., Chronik der Stadt u. Landschaft Schaff hausen, hrsg. v. d. historisch- antiquarischen Gesellschaft. 2 Bde. Schaffhausen 1884 92.

Schenk zu Schweinsberg, Beiträge zur Kenntnis der in Frankfurt begütert gewesenen Adelsfamilien. Frankfurt a. M. 1878.

Schmidt, G., Hallische Geschlechter. Hallischer Kalender, 1912. 1913.

Schön, Th., Nachr. ü. adlige Geschlechter ... der Reichsstadt Reutlingen seit 1500, VJH 1910.

Schoenhaupt, Louis, Livre d'or de la bourgeoisie de Mulhouse, 1883.

Schott, Sgm., Alte Mannheimer Familien. Ein Beitr. zur Familienstatistik des XIX. Jht. Mannheim, Bensheimer.

Schumacher, K., Verz. der in Baar verpf rundeten Geistlichen, sowie aller aus Baar stammenden Kapuziner und Aebtissinnen. Zug 1885.

Seelig, G., Geschichtliche Entwickelung der Hamburger Bürgerschaft u. der Hamburger Notabein. Hamburg 1900.

Sprecher v. Bernegg, Wappen d. anno 1854 leb. Geschlechter d. Stadt Chur. Zürich.

v. Steiger-Münsingen, Über die erblichen Gesellschaften im alten Freistaat Bern und Über Adelsverhältnisse im alten Freistaat Bern, JAW 1882. 1888.

Stetten, P. v., Geschichte der adelichen Geschlechter der freyen Reichsstadt Augsburg. Mit 228 in Kupfer gestochenen Wappen und Siglen. Augsburg 1762.

Stocker, F. A., Basler Stadtbilder. Alte Häuser u. Geschlechter. Basel 1890.

Strombeck, Hilmar v., Alter Braunschweigischer Stadtgeschlechter Er- löschen, VNS Jhr. 1867, S. 216 ff. Hannover 1868.

Stromer v. Reichenbach, Genealogisches Handbuch d. z. Z. lebenden Raths- und gerichtsfähigen Familien d. vormaligen Reichsstadt Nürnberg. Nürnberg 1878. Für Nürnberg sind die sogenannten Nürnberger Diptychen eine besonders wertvolle Quelle. Der volle Titel dieses umfangreichen u. ziemlich seltenen, in Nürn- berg selbst vorhandenen Werkes lautet: Diptychorum ecclesiarum Norimbergensium succincta enucleatio d. i. Ausführl. Beschr. aller u. jeder Kirchen, Klöster, Kapellen u. der annoch in denenselben befindl. merkwürdigen Monumenten usw. in Nürnberg, als ein kurzer Ausz. aus d. großen Werke des Herrn Karl Christian Hirsch, Diac. Laur.,

Zusammenfassende, gedruckte Arbeiten über die Familien einzelner Städte. 41

fortgesetzt u. vollendet v. Andreas Würfel, Pfarrer in Offenhausen. Nebst beygefügten benöthigten Kupfertafeln. Nürnberg 1756. 57. 59. mit Kupfern. Es enthält der I. Bd. die Beschr. d. Sebalder u. Lorenzer Hauptkirchen mit den Lebensläufen u. Bildnissen ihrer Prediger u. Diakonen; der II. Bd. beschreibt die übrigen Kirchen, Klöster u. Ka- pellen in Nürnberg; der III. Bd. enthält die eingepfarrten Vorstädte u. Dörfer. Als IV. Bd. ist die v. d. Nürnberger Juden- oder Hospitalprediger G. E. Waldau in zwei Teilen herausgeg. Fortsetzung dieses Werkes: Diptycha ecclesiarum Norimbergensium continuata u. Dipl. eccl. in oppidis et pagis Norimbergensibus zu betrachten, die mit d. J. 1778 bzw. 1779 abschließen u. in d. J. 1779/80 gleichfalls in Nürnberg im Druck er- schienen. Hierzu kommt: Nürnbergisches Zion oder Nachr. v. allen Nürnbergischen Kirchen, Kapellen, Klöstern u. lateinischen Schulen in und außer d. Stadt u. d. daran bedienten Personen, verbessert und bis auf unsere Zeiten fortgesetzt v. G. E. Waldau. Nürnberg 1787. Genealog. Handb. d. lebenden Raths-, Gerichts- u. Aemterfähigen Adels zu Nürnberg, 1795. Ferner vgl. oben S. 22 unter: Biedermann.

Tobler-Meyer, W., Gesch. d. 65 Schilde d. Schildnerschaft z. Schneggen seit 1559 nach den von G. v. Wyss bearb. Übersichten ergänzt u. hrsg. v. Tobler-Meyer u. eingel. d. e. kurze Nachricht über die Anfänge d. Schildnerschaft von H. Zeller- Werdmüller. Zürich 1900.

Tournon, Comte de, Le livre d'or du Capitole. Catalogue officiel de la noblesse r omaine. Paris 1864.

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Ferner mögen noch folgende anonyme Schriften verzeichnet werden: Wappen d. löbl. Bürgerschaft Baden. Zürich 1855. Wappenb. sämtl. in der Stadt Bern ver- bürgerten Geschl., 1829. Wappenb. gesamter Bürgerschaft der Stadt Bern aus d. J. 1836. Livre d'or du Canton de Fribourg. Nomenclature des bourgeois de la ville de Fribourg, des anciennes familles patriciennes et des notabilites et celebrites du canton. Fribourg 1898. Alph. Verz. d. lebenden u. ausgestorb. Bürgergeschi. c'.

42

Die beiden Grundtypen genealogischen Denkens.

Stadt Solothurn. Solothurn. 4°. (Sprecher, A. v.), Slg. rhätischer Geschl.

Chur 1847. Triesener Adels- u. Bürgergeschi, werden behandelt im Jb. d. histor.

Ver. f. d. Fürstent. Liechtenstein. 2. Bd. 1Q02. Wappen der löbl. Bürgerschaft von Winterthur. Zürich 1855. Neues histor. Wappenb. d. Stadt Zürich. Nach den besten Quellen bearbeitet. Zürich 1860. Hierzu Spl.: Die seit 1859 in d. Stadt Zürich eingebürgerten Geschl. 4°. Neues histor. Wappenb. d. Stadt Zürich, 2. Afl. Zürich 1869. Ferner sei erwähnt, daß v. Arx u. Tatarinoff, D. histor. Ver. d. Kantons Solothurn, Festschr. zur Erinnerung an sein 50 jähriges Jubiläum, 1853 1903, Solo- thurn 1903, auf e. Reihe v. Vorträgen über Solothurner Geschl. verweisen, die nicht im Drucke erschienen sind u. z. Tl. im Archiv des genannten Ver. liegen od. im Prot, d. Ver. teilweise Aufnahme gefunden haben. Armorial Neufchatelois, Galerie historique du chäteau de Neuchatel cont. les armoiries des comtes et princes de Neuf- chatel, des gouverneurs qui ont administre le pays en leur nom, ainsi que les quatre Bourgeoisies acc. de notes histor. et heraldiques. Berne et Neufch. 1857.

Genealogische Tafeln

von Otto Forst.

Die beiden

Orundtypen

genealogischen

Denkens.

ede genealogische Betrachtung der Menschheit muß von der natür- lichen genealogischen Qrundtatsache ausgehen, daß zwischen zwei Personen das Verhältnis von Erzeuger, resp. Gebärerin einerseits, Erzeugtem resp. Geborenem andererseits besteht. Von diesem Ur- phänomen der Genealogie, wonach aus einem Individuum der Species Mensch im Wege der geschlechtlichen Fortpflanzung ein neues Individuum hervor- geht, muß jeder Versuch, Systematik in die Fülle von Erscheinungen zu bringen, welche das Leben als Folge der zwischen den Menschen bestehen- den, auf ihrer gegenseitigen Abstammung voneinander oder von einem gemein- samen Dritten beruhenden Beziehungen hervorruft, seinen Anfang nehmen. Zwei Personen sind also im wechselseitigen Verhältnis Erzeuger und Erzeugter. Betrachten wir die aktive Seite dieser Beziehung, nehmen wir vom Erzeuger den Anfang und suchen wir alle Personen zu ermitteln, die er unmittelbar oder, als Nachkommen seiner eigenen Deszendenz, mittelbar erzeugt hat, so erhalten wir die eine Form der Darstellung genealogischen Denkens: die Deszendenztafel.

Die Deszendenztafel umfaßt alle Personen, die von einer anderen Person, dem Stammvater oder der Stammutter, abstammen, in gerader Linie, wie der treffende juristische Ausdruck lautet. Es macht dabei keinen Unterschied, ob diese Abstammung eine rein agnatische ist, nur durch Zeugungen ver- mittelt wird, ob die Bindeglieder zwischen dem Deszendenten und seinem Stammvater nur Männer bilden; oder ob die Abstammung auch durch Ge- burten vermittelt wird, ob also auch Frauen als Bindeglieder zwischen Stammvater und Nachkommen erscheinen.

Der zweite Grundtypus genealogischen Denkens ergibt sich, wenn wir die passive Seite, das Erzeugtwerden, in den Vordergrund stellen. Suchen

Die Deszendenztafel. Stammtafel. 43

wir zu ermitteln, von wem ein Mensch abstammt, wobei es wiederum keinen Unterschied macht, ob die betreffenden Vorfahren Frauen oder Männer sind, so haben wir die Azendenztafel, die Darstellung aller Personen, von denen jemand in gerader Linie abstammt.

Um das bekannte Bild vom Blut zu gebrauchen, die Deszendenztafel umfaßt alle Personen, in denen das gemeinsame Blut einer anderen Person, des Stammvaters, fließt; die Aszendenztafel umfaßt alle Personen, deren Blut in einer anderen Person, dem Probanten, fließt.

Wenden wir uns der näheren Charakterisierung der beiden Grundtypen und dann ihrer zahlreichen Abarten zu, um dann die beiden Arten ge- meinsame Erscheinung des Implexes zu besprechen.

Die Deszendenztafel in ihrer theoretischen Reinheit wird praktisch fast Die Deszendenz- nie vorkommen. Eine Darstellung aller Nachkommen einer Person hat für die historische Seite der Genealogie keinen besonderen Wert und ist mit großen Schwierigkeiten verbunden. Anders steht es vom naturwissenschaft- lichen Standpunkt aus. Hier ist die Darstellung der gesamten Nach- kommenschaft von größter Wichtigkeit, weil es sich darum handelt, die Spuren einer vererbten Anlage auch über den Kreis der Familie im engeren Sinn, der agnatischen, zu ermitteln. Ebenso ist in jenem Zweig der Genea- logie, wo uns diese Wissenschaft praktisch am häufigsten, wenn auch un- bewußt, vor Augen tritt, im Rechtsleben, die Deszendenztafel von großer Bedeutung. Unser Erbrecht fordert im Gegensatz zur altrömischen und altgermanischen Agnatensukzession, die also auf der Stammtafel basiert (wie gleich später zu zeigen sein wird), die Erbberechtigung aller Deszendenten, auch derjenigen der weiblichen Linie. Die Gesamtheit der im Sinne des geltenden Rechts berufenen (gesetzlichen) Erbfolgeberechtigten findet sich also in der Deszendenztafel. Weit häufiger aber als die reine Deszendenz- tafel ist bis vor kurzem die Stammtafel gewesen. Bis in die jüngste Zeit Stammtafel, hat man diesen Ausdruck in völlig unklarer Terminologie für sämtliche Arten genealogischer Darstellung verwendet, ohne sich des Gegensatzes bewußt zu werden, der zwischen den einzelnen Typen besteht.

Da bisher die Genealogie meist nur als Hilfswissenschaft der Geschichte fungierte oder als „Part pour Part" Selbstzweck der Genealogie eines Ge- schlechts, eben die Genealogie dieses Geschlechts war, so ist es natürlich, daß die Stammtafel in der Literatur dominiert. Was ist die Stammtafel theoretisch? Es ist ein Auszug aus der Deszendenztafel, der nur jene Personen umfaßt, die von einem gemeinsamen Stammvater durch Zeugung in gerader Linie abstammen, wo also nur Männer als Bindeglieder zwischen Stammvater und Nachkommen fungieren. Für den Juristen ist die Ab- grenzung klar gegeben, die Stammtafel ist die tabellarische Darstellung der Agnaten. Für Nichtjuristen bildet sich ein Anhaltspunkt im äußerlichen Charakteristikum, daß heutzutage die Glieder einer Stammtafel den gleichen Familiennamen führen müssen. Die Stammtafel ist daher die ta- bellarische Darstellung der Nachkommen einer Person, von welcher dieselben

44 Regententafel. Ahnentafel.

durch Zeugung in gerader Linie abstammen. Die Stammtafel ist für das Rechtsleben nur bei Familienfideikommissen und beim Lehensrecht von Be- lang, da heute das Agnationsprinzip sonst nirgends mehr praktische Geltung im Privatrecht hat. Die größte Rolle kommt der Stammtafel in der Ge- schichte und im Thronfolgerecht zu, da ja die Erbfolgeordnung in unseren modernen Monarchien auf der Stammtafel beruht, den Thron stets, bis zum Aussterben des Mannesstammes, bei einer agnatischen Familie beläßt.

Nicht zu leugnen ist ferner das Überwiegen der sozialen Bedeutung der Stammtafel. Im gesellschaftlichen Leben der unteren und mittleren Schichten spielt die Herkunft des Vaters, also die Stammtafel, die ausschlaggebende Rolle, weil man ja die verschiedenen weiblichen Ahnen nur in den selten- sten Fällen kennt. Anders steht es freilich auch heute noch im Kreise des Hoch- und Hofadels. Regententafel. Spielarten der Stammtafel sind die Regententafel, welche nur die zum

Thron gelangten Glieder eines Herrscherhauses verzeichnet, ferner ein noch des Namens entbehrender Typus, der nur die männlichen Glieder einer Familie berücksichtigt.

Ein wesentliches Charakteristikum der Deszendenztafel und all ihrer Unterarten, natürlich auch der Stammtafel, ist ihre vollständige Unregel- mäßigkeit. Keine Deszendenztafel gleicht der andern, die fortwährend wechselnde Zahl der Glieder einer Generation läßt dem Aufbau der De- szendenztafel sein individuelles Gepräge, während die Ahnentafel in ein festes Schema gepreßt ist.

Äußeres Kennzeichen der Deszendenztafel ist ferner die Tatsache, daß hier von der ersten Generation, vom Stammvater an, zeitlich vorwärts- geschritten wird, ganz natürlich, da ja die Nachkommen immer späteren Zeiten angehören als ihre Vorfahren. Ahnentafel. Das Gegenstück zur Deszendenztafel bildet die Aszendenztafel. Für sie

ist der deutsche Ausdruck Ahnentafel üblich. Die Ahnentafel nimmt ihren Ausgangspunkt von einer Person, dem sogenannten Probanten, zählt dann dessen Eltern auf, dann die (4) Großeltern, die (8) Urgroßeltern usw. Das erste Charakteristikum der Ahnentafel ist ihr streng gesetzmäßiger Aufbau. Da jeder Mensch zwei Eltern, vier Großeltern usw. hat, gleicht im äußeren Habitus eine Ahnentafel vollständig der anderen. Mit jeder Generation ver- doppelt sich die Zahl der Ahnen. Wir erhalten als erste Regel für die Ahnen- tafel: die Ahnenzahl in jeder Generation ist gleich 2 zur Potenz der betreffen- den Generation erhoben (wobei also der Koeffizient der Potenz gleich der Zahl der jeweiligen Generation ist). Z. B. jedermann hat acht Urgroßeltern, nach unserer Regel (die Urgroßeltern bilden die 3. Generation) 23 = 8.

Die Ahnentafel beruht auf der Betrachtung der passiven Seite des Ahnenverhältnisses. Wir wollen wissen, von wem eine Person abstammt. Die Ahnentafel läßt das Zusammenfließen der einzelnen Vererbungsmassen erkennen, als deren Resultat der Probant erscheint, die Deszendenztafel, sie löst die Gesamtheit der von einer Person vererbten Masse in ihre einzelnen Bestandteile und in ihrer Verteilung auf die Deszendenz auf.

Deszent. Deszentorium. Ahnenbezifferung. 45

Ein äußeres Merkmal der Ahnentafel bildet der Umstand, daß wir, vom Probanten ausgehend, natürlich zeitlich rückwärtsschreiten müssen, da wir vom Nachkommen zu den Vorfahren uns wenden.

Die Ahnentafel spielt in allen Teilen der Genealogie eine gleich wich- tige Rolle. Sie hat, gleich der Stammtafel, praktische genealogische Be- deutung und eine literarische Tradition.

Naturwissenschaftlich überragt die Ahnentafel an Bedeutung auch die Deszendenztafel, da, beim streng gleichmäßigen Schema der Ahnentafeln, hier viel leichter aus dem an vielen Einzelfällen gewonnenen Tatsachen- material allgemeine Schlüsse gezogen werden können. Juristische Bedeutung hat die Ahnentafel im Erbrecht, da bekanntlich unser gesetzliches Erbrecht zur Grundlage seiner Erbfolgeordnung nach Stämmen die Ahnentafel macht. Weit größer war die Rolle der Ahnentafel im deutschen Recht des Mittel- alters. Da war für die Zugehörigkeit zu einem Geburtsstand direkt die Ahnentafel entscheidend. Die Ritterbürtigkeit ist ja nichts anderes als der Nachweis einer qualifizierten Ahnentafel. Die Spiegier fordern für die Zu- gehörigkeit zu den Geburtsständen Ahnentafeln von gewissen Qualitäten, und es ist bekannt, wie von der großen Rolle, welche die Stammtafel im deutschen Recht als Kriterium der Standeszugehörigkeit bildete, in späteren Zeiten die Institution der Ahnenprobe, d. h. des Vorweisens einer Ahnentafel, bei der alle erscheinenden Glieder gewisse Voraussetzungen erfüllen mußten (adlige, eheliche Geburt usw.), übrig blieb. Heute noch eröffnet nur die Ahnenprobe den Zutritt zum österreichischen Hof, zu den adeligen Stiftern, zur Kämmererwürde, zu den Ritterorden; nicht geringer ist die Bedeutung der Ahnenprobe im volkswirtschaftlichen und sozialen Sinn, die ihr die Be- stimmungen vieler Fideikommißstiftungsurkunden und hochadligen Haus- gesetze sichern, welche für die volle Rechtsfähigkeit Ahnenprobe verlangen.

Auch von der Ahnenprobe gibt es Unterarten. Die wichtigste ist das Deszent. Deszentorium. Darunter verstehen wir einen Auszug aus der Ahnentafel, welcher uns die ein- oder mehrmalige Abstammung des Probanten von einer der in der Ahnentafel erscheinenden Personen dartut. Die einzelnen Ab- stammungsreihen nennen wir Deszente. So ist im Beispiel IX die Abstam- Deszentorium. mung des Erzherzogs Franz Ferdinand von Ostyk, dem Stammvater des Fürstenhauses Radziwill, dargestellt, das Ganze bildet ein Deszentorium, die einzelnen Abstammungsreihen, die Ostyk und den Erzherzog verbinden, sind die Deszente.

Bei der Ahnentafel ergibt sich noch ein Problem, das durch ihre streng Ahnen- gesetzmäßige Konstruktion bedingt ist. Es liegt nahe, der Einfachheit halber bezifferune- die einzelnen Ahnen mit Ziffern zu belegen, zwischen denen dann, bedingt durch den merkwürdigen Aufbau der Ahnentafel, gewisse mathematische Beziehungen bestehen. Es gibt da verschiedene Systeme. Die wichtigsten sind die Systeme Kekule und Hager, deren Unterarten durch die Systeme Roller, Sommer und Seyler gebildet werden. Dem System Lorenz kommt heute keine praktische Bedeutung mehr zu.

Kekule gibt dem Probanten Nr. 1, seinem Vater Nr. 2, der Mutter Nr. 3,

46 Ahnenbezifferung. Implex (Ahnenverlust).

dem Großvater väterlicherseits Nr. 4 usw. Dieses System hat den gewaltigen Vorzug der Einfachheit und Klarheit. Man vermeidet das Schreiben von zwei Ziffern, das den anderen Systemen charakteristisch ist, was bei größeren Arbeiten viel Raum und Zeit erspart. Auch fehlen dem System Kekule nicht die Vorzüge anderer Systeme. Zunächst läßt die Ahnenziffer sofort erkennen, welchem Geschlecht der betreffende Vorfahre angehört. Die Männer führen gerade, die Frauen ungerade Nummern. Auch die Generation ist leicht zu erkennen, denn man erhält sie sofort, wenn man die der betreffenden Nummer nächstniedere Potenz von 2 nimmt und aus ihr die Wurzel zieht. Praktisch wird man ja nach kurzer Übung sofort wissen, welcher Generation eine Nummer angehört, da ja die Potenzen von 2 jedem Ahnenforscher in Fleisch und Blut übergehen. Ferner besteht im System Kekule die Beziehung, daß der Vater immer die doppelte, die Mutter die um eins vermehrte doppelte Nummer ihrer Kinder führt. Auf unserem Beispiel Tafel II führt Kaiser Friedrich Nr. 4, sein Vater Wilhelm I. 2x4 = 8, seine Mutter, Kaiserin Auguste 2 x 4 -(- 1 = Nr. 9.

Das System Hager operiert mit römischen und arabischen Ziffern. Jeder Ahne erhält zwei Ziffern. Die römische bezeichnet die Generation, der er angehört, die arabische Nummer gibt, in jeder Generation neu be- ginnend und dann fortlaufend, die Stelle an, die der betreffende Ahne in dieser Reihe einnimmt. Obwohl das System Hager für eine rein wissen- schaftliche Behandlung viele Vorteile bietet, ist es doch bei nicht streng wissenschaftlichen kleinen Ahnentafeln lieber nicht zu verwenden. Für die darstellende praktische Genealogie empfiehlt sich unbedingt das System Kekule. Der Verein „Herold" und die Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte haben es auch angenommen und es wurde seither in allen größeren Publikationen, vor allem von Dungern und Forst, angewendet. Interessant ist, daß schon 230 Jahre vor Kekule der große spanische Genea- loge Sosa in seiner vortrefflichen Riesenahnentafel „Noticia de la gran casa de Villafranca" dieses System angewandt und verteidigt hat, daß also hier wieder ein bedeutender Forscher, wie so oft, alte Wahrheit neu entdeckt hat.

Die anderen Systeme hier einzeln zu schildern, würde zu weit führen. Über die Systeme Roller und Seyler findet sich eine zusammenfassende Übersicht im „Deutschen Herold" 1905 Nr. 10, über das System Lorenz vergleiche man dessen Lehrbuch, über das System Sommer, dem für medizinische Zwecke große Vorzüge innewohnen, das aber für rein genealogische Zwecke weder in Betracht kommt, noch in Betracht kommen will, siehe das ausgezeichnete Werk des Gießener Psychiaters: „Familienforschung und Vererbungslehre" (1907).

(AhnmvM ES iSt nUn einef Erscheinung zu gedenken, welche bei allen Arten der

>• genealogischen Tafeln gleichmäßig vorkommt, speziell aber bei der Ahnen- tafel bedeutsam ist: der sogenannte Implex.

Jede praktische Beschäftigung mit genealogischen Dingen zeigt, wie rasch der Kreis der miteinander in verwandtschaftlichen Beziehungen stehen- den Menschen wächst, wenn wir vom bloßen Mannesstamjn abgehen und auch alle weiblichen Verwandten ins Auge fassen.

Implex (Ahnenverlust). 47

Betrachten wir die Nachkommenschaft einer Person, und nehmen wir an, daß jeder Mensch im Durchschnitt, die Menschen ohne Nachkommen- schaft sind da schon eingerechnet, je zwei lebensfähige, fortpflanzungsfähige Nachkommen hinterläßt, die ihrerseits natürlich wieder je zwei Nachkommen am Leben lassen in Wirklichkeit ist natürlich diese Zahl, besonders bei günstigen hygienischen, sittlichen und sozialen Verhältnissen viel größer so werden wir nach dem Gesetze der geometrischen Progression bald zu ungeheuren Zahlen kommen.

Rechnen wir die Generation zu 30 Jahren, so wird der supponierte Stammvater, wenn wir einen Menschen aus der Zeit Christi als Beispiel annehmen, im Jahre 30 zwei Kinder haben, im Jahre 60 vier Enkel, im Jahre 90 acht Urenkel usf. Im Jahre 990, also 33 Generationen später, müßte er schon 233 Nachkommen haben, im Jahre 1880 also 266, das wären ungefähr 300 Billionen x 1 Million x 1 Million Deszendenten. Nun ist es ganz klar, daß es nie so viele Menschen gab, auch nie so viele geben kann, andererseits lehrt die vielfältige Erfahrung, daß eine Zahl von zwei Kindern weit unter dem Durchschnitt bleibt. Es taucht hier das Problem auf, das einem russischen Gelehrten so viel Kopfzerbrechen machte: Er sagte, jeder Stör legt unleugbar jedes Jahr Millionen Eier; wenn nur ein geringer Bruchteil davon zu ausgewachsenen Tieren wird, und diese in der Progression fortschreitend weiter laichen, müßte schon längst das ganze Schwarze Meer in einen Berg von Kaviar verwandelt sein. Warum geschah dies nicht?

Ebenso stellt sich das Problem beim Menschen. Der scheinbare Wider- spruch zwischen der ungeheuren theoretischen Nachkommenzahl und der beim heutigen Bevölkerungsstand der Erde höchstmöglichen erklärt sich durch folgende Erscheinung. Es muß einmal der Fall eintreten, daß Personen die von dem gemeinsamen Stammvater abstammen, einander ehelichen. Je mehr wir uns vom Stammvater entfernen, je größer die Zahl seiner Nachkommen wird, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, daß zwei Personen, die miteinander in geschlechtliche Verbindung treten, schon durch ihre gemein- same Abstammung von dem Ahnherrn miteinander verwandt sind. Die Nachkommen dieser Verbindung erscheinen dann zweimal in der Deszendenz- tafel des Stammvaters, da sie von ihm doppelt abstammen. Je weiter wir uns vom Ahnherrn entfernten, um so häufiger werden dann die Verwandten- ehen, so daß dann einzelne Personen immer öfter, zum Schluß hunderte und tausende Male als Nachkommen des betreffenden Ahnherrn erscheinen. So erklärt sich dann die theoretisch große Zahl. Der Zeitgenosse Christi hat heute eine unfaßbar große Zahl Nachkommen, aber das sind nicht lauter von einander verschiedene Personen, sondern einzelne Personen erscheinen tausende Male auf dieser Deszendenztafel.

Ähnlich wirkt dieses Phänomen, das wir Implex nennen wollen, bei der Ahnentafel. Auch hier finden wir umgekehrt, daß bald die sich stets ver- doppelnde theoretische Ahnenzahl nicht mehr lauter verschiedene Personen als Ahnen zuläßt. Auch hier stoßen wir auf die Wirkung der Heiraten von

48 Konsan guinitätstafel.

Personen, die schon von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen, der dann 2 mal in der Ahnentafel der Kinder dieses Paares erscheint. In der beigegebenen Tafel Via findet sich als Beispiel für den Deszendentenimplex die Prinzessin Elisabeth von Hessen, die von der Königin Viktoria 2 mal abstammt. Beispiel für Ahnenimplex zeigt die Tafel VII, wo in der Reihe der 32( Ahnen Erzherzog Karl und Gattin, Wilhelm V. von Bayern und Gattin, Rudolph von Anhalt und Gattin je 2 mal vorkommen. Man hat diese Tatsache des Implexes lange nicht beachtet. Lorenz hat zuerst auf der Ahnentafel diese Erscheinung besprochen und ihr den nicht glücklichen Namen Ahnenverlust gegeben. Hager brachte den richtigen Ausdruck Ahnen- implex. Die Allgemeingültigkeit dieser Erscheinung auch für die Deszendenz- tafel wird zum ersten Male hier nachgewiesen. Ein Beispiel für die Größe des Ahnenimplexes bietet die untenstehende Anmerkung.1)

Der Implex bei der Ahnentafel ist von besonderer Wichtigkeit, weil man früher, ohne natürlich das Kind beim richtigen Namen zu nennen, der Größe des Implexes schädlichen Einfluß für die Nachkommenschaft zuschrieb und damit die angebliche Abneigung der Naturvölker vor der Blutschande und die Berechtigung der Verwandteneheverbote in der Manier des Natur- rechts dartat. Heute wissen wir, daß das bloße Vorhandensein eines größeren Ahnenimplexes gar nichts schadet, ebensowenig wir das Nichtvorhandensein nützt2), daß sogar die Ehe von Verwandten von Vorteil sein kann, wenn der gemeinsame Ahne günstige Vererbungsmassen mitbringt (Rassenreinzucht). Es erübrigt noch, jener Arten tabellarischer Darstellung zu gedenken, welche die genealogische Grundtatsache der Verwandtschaft, das heißt gegen- seitige Abstammung oder gemeinsame Abkunft von einem Dritten, in keiner der beiden Grundformen zum Ausdruck bringen. Konsanguinitäts- Da ist vor allem die Konsanguinitätstafel. Sie umfaßt Ahnentafel und Deszendenztafel zugleich. Sie ist die tabellarische Darstellung aller Ver- wandten einer Person (diese Begriffe im Sinne des § 1589 des deutschen,

x) Ahnenimplex (Ahnenverlust) des Erzherzogs Franz Ferdinand aus Forst, Ahnen- verlust und nationale Gruppen auf der Ahnentafel des Erzh. Franz Ferdinand. Wien 1912.

Generation Theoretische Ahnenzahl Wirkliche Ahnenzahl

2

4

8

12

18

30

58

101

174

234

341

526

867

1514

2) Vgl. meinen Aufsatz ZBG 1911.

I

2

II

4

III

8

IV

16

V

32

VI

64

VII

128

VIII

256

IX

512

X

1024

XI

2048

XII

4096

XIII

8192

XIV

16348

Sippschaftstafel. 49

des § 40 des österr. bürgerlichen Gesetzbuches). Man nimmt eine Person zum Ausgang, stellt alle deren Nachkommen dar, entwirft dann die Ahnen- tafel dieser Person, und verzeichnet schließlich alle Nachkommen der in der Ahnentafel erscheinenden Vorfahren. Die Konsanguinitätstafel ist die genealogische Grundlage unseres gesetzlichen Erbfolgerechts (siehe oben). Sie umfaßt alle Personen, die zur gesetzlichen Erbfolge aus dem Titel der Verwandtschaft berufen sind.

Für die praktische Genealogie hat diese Darstellungsform, schon aus äußeren Gründen, dann wegen der ungeheueren Schwierigkeiten einer er- schöpfenden Bearbeitung geringe Bedeutung. Das einzige Beispiel einer un- geheueren Konsanguinitätstafel ist das Monstrewerk der „Tabulae Jablonovianae", (1747) Konsanguinitätstafeln der Kinder des berühmten Mäzens der Genealogie und Ideals aller genealogischen Schwindler, des Fürsten Joseph Jablonowski. Ein kleineres Paradigma bildet die hier beigegebene Konsanguinitätstafel des Kronprinzen Wilhelm von Preußen. Sie besteht aus der 8-Ahnen-Tafel, die zugleich diese Gattung darstellen soll, und aus den Deszendenztafeln jedes der 4 Urgroßelternpaare, schließlich umfaßt sie noch die Nachkommen des Kronprinzen selbst.

Die zweite Art besonderer genealogischer Tabellen bilden die von sippschaftsufei. Crzellitzer erfundenen Sippschaftstafeln. Sie stellen ein wichtiges Hilfsmittel für die Forschungen auf dem Gebiete der Vererbungslehre dar, für die reine Genealogie kommen sie nicht in Betracht.

Die Sippschaftstafeln stellen eine Konsanguinitätstafel dar, bei der von jeder einheiratenden Person noch deren Konsanguinitätstafel aufgestellt wird.1)

Zur Sippschaft eines Neugebornen im Sinne der Crzellitzerschen Sipp- schaftstafeln gehören: seine Eltern, deren Geschwister (also Onkel und Tanten) samt Kindern (also Vettern und Basen), die Großeltern und deren Geschwister (also Großonkel = Onkel der Eltern und Großtanten = Tanten der Eltern) samt Kindern (Großeltern); schließlich die Urgroßeltern. Außer- dem die Geschwister des Neugeborenen, die aber, da für sie dieselbe Sipp- schaftstafel gilt wie für jenen, logischerweise nicht auf die Tafel placiert werden, sondern unter dieselbe, wo auf einer horizontalen Liste alle Besitzer derselben Sippschaftstafel oder, um mit Crzellitzer zu reden, „die im Sipp- schaftszentrum stehenden Personen" dargestellt sind.

Zur Erläuterung2) dieser Art tabellarischer Darstellung sei auf die bei- gegebene Tafel Nr. VIII verwiesen : Figur 1 stellt eine schematische Sippschafts- tafel dar, welche sich als die zeichnerische Vereinigung von vier Deszendenz-

J) Vgl. Devrient, Familienforschung, S. 102ff. Die dort gegebene Definition wird richtig, wenn man statt „Stammtafel" den allgemeinen Begriff „Deszendenztafel-' einfügt.

2) Das Folgende nach Crzellitzer, Methodik der graphischen Darstellung der Verwandtschaft mit besonderer Berücksichtigung von Familien -Karten und Familien- Stammbüchern, im Bericht über den II. Kurs mit Kongreß für Familienforschung, Ver- erbungs- und Regenerationslehre, in Gießen vom 9. bis 13. April 1912, hrsg. von R. Pommer, Halle a. S. 1912.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. 4

50 Sippschaftstafel.

tafeln darstellt. An den vier Enden stehen die vier Urgroßelternpaare, in der Mitte das „Sippschaftszentrum" oder die „Zentralperson", für welche die Tafel gelten soll. Links über der Zentralperson steht deren Vater, rechts darunter die Mutter, über dem Vater und unter der Mutter die vier Groß- eltern so, daß diese vier Personen ein Quadrat bilden. Nur diese Form der Zeichnung gibt die Möglichkeit, neben jedes Sippschaftsglied seine Ge- schwister zu stellen, und zwar in der Geburtenfolge von links beginnend.

Die von Crzellitzer vorgeschlagene Sippschaftsbezifferung der Sippschafts- tafel schließt sich eng an die von Kekule von Stradonitz an; nur beginnt Crzellitzer, da niemand sein eigener Verwandter sein kann, mit 1 nicht bei der Ausgangsperson, sondern bei deren Vater. Die Mutter ist 2, Vaters- vater 3, Vatersmutter 4, Muttersvater 5 und sofort. Zur Bezeichnung der Geschwister fügt Crzellitzer zu jeder Zahl einen Buchstaben (a, b, c), und zwar vor die Zahl gesetzt, wenn es sich um ältere Geschwister handelt, dahinter, bei jüngeren. Die ganze Chiffre steht in Klammern, und zwar in eckigen, wenn sie einen Mann, in runden, wenn sie ein weibliches Wesen bedeutet. So gibt [a 2] = ältester Bruder von 2, d. h. der Mutter, ist also = Onkel der Ausgangsperson. Entsprechend bedeutet (4 c) eine jüngere Schwester von 4, d. h. d. Vatersmutter, also = Großtante. Zugleich kann man aus der Chiffre ersehen, daß diese Großtante das vierte Kind ihrer Eltern war, da ihr „4" selbst, sowie a und b vorausgehen müssen. Die Kinder dieser Personen werden durch Anfügen eines griechischen Buch- stabens gekennzeichnet; so ist z.B. [[a2]a] der älteste Sohn von [a2]. Meine ([3 b]y) ist das dritte, und zwar weibliche Kind von [3 b]; sie ist also die Tochter des jüngeren Bruders meines Großvaters, mit anderen Worten: eine Kusine meines Vaters väterlicherseits.

Figur 3 stellt die Sippschaftstafel des Kaisers Wilhelm II. dar, die 75 Personen umfaßt. Da bei dieser tabellarischen Darstellungsform die Ge- schwister mit dargestellt sind, läßt sich bereits in wenigen Generationen ein Bild der „Reinrassigkeit" geben. Trägt z. B. die ganze linke und obere Hälfte der Tafel ein und dieselbe Kolorierung, so können wir sagen: in diesem Punkte, d. h. in bezug auf die Eigenschaft, die durch die Kolorierung angedeutet ist, sei der Vater reinrassig. Ist nur das linke Viertel einfarbig, so ist nur der Vatersvater von reiner Rasse und so fort.

Figur 4 zeigt die tabellarische Darstellung für die Vererbung von Eigen- schaften. Auf dieser Crzellitzer'schen Sippschaftstafel bedeutet | J unmusi- kalisch, ^ sehr musikalisch, ^ etwas musikalisch, [J unbekannt.1)

Den von Dr. Crzellitzer veröffentlichten Sippschaftstafeln macht Dr. De- vrient2) den Vorwurf der Unvollständigkeit: es genüge nicht, Eltern, Groß- eltern, Geschwister und Geschwisterkinder des Probanten zu kennen; man

x) Zur Kategorie der „Unbekannten", resp. Unbestimmbaren gehören vor allem, und zwar für alle Eigenschaften, diejenigen Sippschaftsglieder, die als Säuglinge ge- storben sind; aus praktischen Gründen hat daher Crzellitzer für diese Individuen ein besonderes Zeichen, ein Kreuz mit zwei Querbalken, vorgeschlagen.

*) Vgl. Devrient, Famüienforschung, S. 102.

Konsanguinitätstafelauszüge.

51

müsse auch die Sippen der Gatten berücksichtigen, um diejenigen Be- lastungen ausscheiden zu können, welche Eltern von Ahnen erstehen, die mit dem Probanten nicht blutsverwandt sind. Aufzunehmen seien „die Ahnen etwas bis zu 8, die sämtlichen Nachkommen der 8 Ahnen, die Gatten dieser Nachkommen, deren Ahnen bis zur gleichen Generation und wieder von diesen Ahnen sämtliche Nachkommen mit Gatten usw." Eine solche vollständige Sippschaftstafel nennt Devrient das Ideal für die Darstellung der ganzen genealogischen Stellung einer Person. Von der auf solche Art erweiterten Sippschaftstafel bringen wir ein Beispiel: die Sippschaftstafel Ottos von Bismarck und verweisen zur Erläuterung auf die ausführliche Be- gründung bei Devrient, Familienforschung, Seite 103 ff.

Sippschaftstafel Ottos von Bismarck, nach Devrient.

Aus Devrient, Familienforschung (Aus Natur und Geisteswelt, Nr. 350), Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1911.

Der Begriff der Sippschaftstafel ist also bei Devrient und Crzellitzer1) ver- schieden. Tatsächlich haben ja beide Typen ihre Berechtigung. Der Deutlich- keit halber wird man jeweils die einzelnen Typen als restringierte Sippschafts- tafel (Crzellitzer) und komplette Sippschaftstafel (Devrient) sondern.

Einer kleinen Gruppe von genealogischen Tabellen wäre noch zu ge- Konsanguini- denken, der Konsanguinitätstafelauszüge, welche die Verwandtschaft zweier tätstafeiauszüge.

*) Vgl. „Jahresbericht üb. soziale Hygiene, Demographie u.Medizinalstatistik"l 1,1 45 f.

4*

52 Beispiele genealogischer Tafeln.

Personen darstellen sollen und aus zwei oder mehreren Deszenten der betreffenden Personen auf den gemeinsamen Ahnen gebildet sind. Diese Art von Tabellen hat ihre wichtigste Bedeutung bei der Berechnung der Ver- wandtschaftsgrade, die in mittelalterlichen Ehedispensen angegeben sind.

Für alle Arten der hier besprochenen genealogischen Darstellungsweise sind nunmehr Beispiele zu geben. Beispiele Es geschieht dies in einfacher Weise. Zunächst werden zwei Arten in

eene^^cher Textform vorgeführt, ein Vorgehen, das sich bei großen Tafeln empfiehlt und hei sehr großen unbedingt nötig ist; dann wird die hergebrachte und un- leugbar für kleinere Tafeln weit bessere tabellarische Form gezeigt. Tafel VII bildet ein Paradigma für eine größere Ahnentafel. An ihr kann man auch den Ahnenverlust studieren (s. oben). Als Ahnenbezifferungssystem ist hier das System Kekule gewählt, die Zahlen des Systems Hager stehen bei den ersten drei Generationen in Klammern unter denen des Systems Kekule. Tafel XI bringt eine typische Stammtafel in der hergebrachten Form, aller- dings ohne ausführliche Daten.

Am Ende dieses Abschnittes wäre noch zu erwähnen, was eigentlich an Angaben und Daten von jeder Person in den genealogischen Tafeln zu er- wähnen ist. Bei all den Tafeln, die mehr naturwissenschaftlichen Zwecken dienen, sind jene Momente hervorzuheben, die eine Person genealogisch be- sonders zu Untersuchungen über Vererbungslehre charakterisieren. Das sind also Titel (abgekürzt), Vor- und Zuname, Ort und Tag der Geburt, des Todes und der geschlechtlichen Verbindung. Vermählungsdaten per pro- curationem sind hier ebensowenig von Belang, wie die Legitimität oder Illegiti- mität der Verbindung; es ist vielmehr nach Möglichkeit Ort und Tag des ersten geschlechtlichen Verkehrs zu ermitteln. Die eben geforderten Daten gehören also in die Ahnen- und Deszendenztafel, eventuell in die Sippschafts- und Konsanguinitätstafel. Bei der Stammtafel, als dem Typus staatsrechtlich historischer Hilfstabellen, gehören zu den oben erwähnten Daten noch der volle Titel, alle Vornamen, Ort und Tag der Taufe und des Begräbnisses, Name und Stand der beiden Eltern der Ehegattinnen; illegitime Deszendenten sind in der Regel bei Stammtafeln nur unter Hervorhebung ihrer Unehe- lichkeit selbst anzuführen, ihre Deszendenz ist beiseite zu lassen.

Bei «Deszenten endlich und anderen kleinen Spielarten ist die Angabe von Daten nur zur Identifizierung der Personen nötig.

Der vorstehenden Abhandlung von Otto Forst über genealogische Tafeln füge ich noch einige diesbezügliche Literaturangaben hinzu:

Lorenz, Lehrbuch der Genealogie. Berlin 1808. Drs., Die Geschichtswissenschaft In Hauptrichtungen u. Aufgaben. Berlin II 1891, S. 272 ff. Kekule von Stradonitz, U. e. zweckmäßige Bezifferung der Ahnen, VJH 1898, S. 64; ff.; drs., Genealogische Abkürzungen u. Zeichen. Görlitz 1912; drs., Literarische Hilfsmittel f. d. Aufstellung von Ahnentafeln, VJH 1910. v. Schoenermarck, Familienverbindungen innerhalb einer Ahnentafel, VJH 1910. Schulz, Hans, Kulturgeschichtliche Streifzüge auf einer Ahnentafel, FB 1913. Otto Frhr. v. Dungern, Über Ahnenforschung, ASW 1910 Dehms zerlegt in der Schrift „Stammbuch, Stammbild u. anderes. Mit e. Tafel" (Potsdam 1910) die Stammtafel in einzelne Gruppen oder engere Familien, be-

Tafel I.

Deszendenztafel Kaiser Wilhelms I. in Textform.

Wilhelm I., Kg. von Preußen, Deutscher Kaiser oo Prn. Auguste von Sachsen- Weimar, Tochter des Großherzogs Karl Friedrich.

Kinder I, II.

I. Friedrich III., Kg. von Preußen, Deut- scher Kaiser oo Prn. Viktoria von Groß- britannien und Irland, Tochter der Königin Viktoria.

Kinder 1—8.

1 . Wilhelm II., Deutscher Kaiser oo Auguste Viktoria von Holstein, Tochter des Herzogs Friedrich.

Kinder a g.

a) Wilhelm, deutscher Kronprinz oo Herzogin Cäcilie von Mecklenburg, Tochter des Großherzogs Friedrich Franz III.

Kinder o 8. a) Wilhelm. ß) Louis Ferdinand. y) Hubert. 6) Friedrich.

b) Eitel Friedrich oo Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg, Tochter des Großherzogs August.

c) Adalbert.

d) August Wilhelm oo Prn. Alexandra zu Schleswig-Holstein-Sonderburg- Glücksburg, Tochter des Herzogs Friedrich Ferdinand.

Kind ct. a) N.

e) Oskar.

f) Joachim.

g) Viktoria Luise.

2. Charlotte oo Erbprinz Bernhard von Sachsen-Meiningen.

Kind a. a) Feodora oo Prz. Heinrich XXX., Reuß j. L.

3. Heinrich oo Irene von Hessen, Tochter des Großherzogs Ludwig IV.

Kinder a c.

a) Waldemar.

b) Sigismund.

c) Heinrich.

4. Sigismund.

5. Viktoria oo Prz. Adolf zu Schaum- burg-Lippe.

6. Waldemar.

7. Sophie oo König Konstantin von Grie- chenland.

Kinder a e.

a) Georg.

b) Alexander.

c) Helene.

d) Paul.

e) Irene.

8. Margarete oo Frz. Friedrich Karl von Hessen.

Kinder a f.

a) Friedrich Wilhelm.

b) Maximilian.

c) Philipp.

d) Wolfgang.

e) Richard.

f) Christoph.

II. Luise oo Großherzog Friedrich von Baden.

Kinder 1—3.

1. Friedrich Wilhelm oo Prn. Hilda von Nassau, Tochter des Großherzogs Adolf von Luxemburg.

2. Viktoria oo Kg. Gustav V. von Schweden.

Kinder a c.

a) Kronprinz Gustav Adolf oo Prn. Margarete von Großbritannien, Toch- ter des Herzogs Arthur von Con- naught.

Kinder a y. a) Gustav Adolf. ß) Sigvard. y) Ingrid.

b) Karl Wilhelm oo Großfürstin Marie von Rußland, Tochter des Groß- fürsten Paul von Rußland.

Kind a. a) Lennart.

c) Erich.

3. Ludwig Wilhelm.

Tafel II.

Ahnentafel des deutschen Kronprinzen in Textform.

1. Kronprinz Wilhelm, * 1882.

2. Kaiser Wilhelm, * 1859, oo 1881.

3. Prn. Auguste Viktoria von Holstein-Augustenburg, * 1857.

4. Kaiser Friedrich, * 1831, f 1888, oo 1858.

5. Prn. Viktoria von Großbritannien, * 1840, f 1901.

6. Herzog Friedrich von Holstein-Augustenburg, * 1829, f 1880, oo 1856.

7. Prn. Adelheid zu Hohenlohe-Langenburg, * 1835, f 1900.

8. Kaiser Wilhelm I., * 1797, f 1888, oo 1829.

9. Prn. Auguste von Sachsen -Weimar, * 1811, f 1890.

10. Prz. Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, * 1819, f 1861, oo 1840.

11. Kgn. Viktoria von Großbritannien und Irland, * 1819, f 1901.

12. Herzog Christian von Holstein-Augustenburg, * 1798, f 1869, oo 1820.

13. Prn. Luise von Danneskjöld-Samsöe, * 1796, f 1867.

14. Fst. Ernst zu Hohenlohe-Langenburg, * 1794, f 1860, oo 1828.

15. Prn. Fedora zu Leiningen, * 1807, f 1872.

Deszendenztafel des Deutschen Kaisers Wilhelm I. in tabellarischer Form.

Wilhelm l„ Kg. von Preußen, Deutscher Kaiser,

Berlin 22.111. 1797, t Berlin 9.111. 1888,

Prn. Auguste von Sachsen-Weimar, T. des Großherzogs Karl Friedrich und der Großlstn. Maria von Rußland,

Weimar 30. IX. 1811, t Berlin 7. I. 1890

Friedrich III., Kg. von Preußen, Deutscher Kaiser,

Potsdam 18. X. 1831, f Potsdam 15. VI. 188S,

Prn. Viktoria von Großbritannien und Irland, T. des Prinzgemahls Albert, Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha, und der Königin Viktoria von Großbritannien und Irland

London 21. XI. 1840, t Friednchshof 5. VIII. 1901

Luise

Berlin 3. XII. 1838 eo Berlin 20. IX. 1856 Großherzog Friedrich von Baden

Karlsruhe 9. IX. 1826, t Mainau 28. IX. 1907

Wilhelm 11., Kg. von Preußen, Deutscher Kaiser, Berlin 27. I. 1859, oo Berlin 27.11. 1881 Prn. Auguste Viktoria v. Schleswig-Holstein- Sonderburg -Augusten- burg, T. des rferzogs Friedrich und der Prn. Adelheid zu Hohen- lohe-Langenburg, Dolzig 22. X. 1858

Charlotte Heinrich Slrismund

" Potsdam 24. VII. 1860, ' Potsdam 14.VIII. 1862, Potsdam co Berlin 18. II. 1878 ocChar1ottenburg24.V. 15. IX. 1864, Erbprz. Bernhard von 1888 Prn. Irene von t Potsdam Sachsen-Meiningenund Hessen und bei Rhein, 18. VI. 1866

Hildburghausen, T. d. Großherzogs Lud-

Meiningen l. IV. 1851 wie IV. und der Prn. Alice von Großbritan- nien und Irland, * Darmstadt 11.VH. 1866

Viktoria

" Potsdam

12.1V. 1866,

oo Berlin

19. IX. 1890 Prz. Adolf zu Schaumburg- Lippe,

Bückeburg

20. VII. 1859

Waldemar

Berlin

10. 11. 1868,

t Berlin 27.111. 1S79

Sophie Potsdam 14. VI. 1870,

oo Athen 27.X. 1S89

König Konstantin v. Griechenland,

Athen 2. VIII. I86S

Maritareihe

* Potsdam

22. IV. 1872,

co Berlin 25. 1.

1893 Prz Friedr.

Karl von Hessen

und bei Rhein,

* Panker

1. V. 1868.

I

Friedrich Wilhelm

Karlsruhe 7. VII. 1657,

OO Hohenburg 20. IX. I8S5 Prn. Hilda von Nassau, T. des Groß- herzogs Adolf von Luxemburg, und der Prn. Adelheid von An- halt.

Biebrich 5. XI. 1864

Viktoria

Karlsruhe 7. VIII. 1862, oo Karlsruhe 20. IX. 1881

Kg. Gustav V. von Schweden,

Drottning- holmlö.VI. 1858

Lndwlg Wilhelm * Baden 12. Vi. 1865. f Freiburg 23. IL 1888

1

Feodora

Potsdam 12. V. 1879,

co Breslau 24. IX. 1898

Prz. Heinrich XXX.

Reuß ]. I .

' Neuhoff 25. XL 1864

Waldemar

Kiel 20. IM. 1889

Sigismund

' Kiel 27.IX.1896

Heinrich

Kiel

9. 1. 1900

f Kiel 26. II. 1904

Georg Alexander Helene Paul Irene

* Tatoi Tatoi Athen Athen Athen

19. VII. 1. VIII. 1893 ZV. 14. XII. 13.11.

1890 1896 1901 1904

Friedrich Maximilian Wilhelm Rumpen- Frank- heim

fürt a.M. 20.X. 1894 23. XL 1893

Philipp u Wolfraog Zwillinge Rumpen- heim

Richard u. Christoph Zwillinge Frank- furt a. M.

6. XL 1896 14. V. 1901

Kronprinz

Gustav Adolf.

Herzog v. Schonen,

Stockholm 13. XI.

1882, co Windsor

15 VI. 1005

Karl Wilhelm.

Herzog von Söder- manland, Tullgarn

17. VI. 1884,

co St. Petersburg

3. V. 1908 Großfstn.

Wilhelm, Kronprinz,

Potsdam 6. V. 1882, oo Berlin 6. VI 1905 Hzn. Cecilie zu Meck- lenburg,

T. des Großherzogs

Friedrich Franz IM. und

der Großfstn. Anastasia

von Rußland,

Schwerin 20.11. 1886

I

Eitel Friedrich

•Potsdam 7. VII. 1883, Co Berlin 27. II. 1906 H*n Sophie Charlotte

von Oldenburg, T. des Großherzogs August und der l'rn. Elisabeth von Preußen, Oldenburg 2. IL 1879

Adalbert Potsdam 14. VII. 1884

August Wilhelm Potsdam 29.1.1887, oo Berlin 22. X. 1908 Prn. Alexandra zu Schteswig-Holstcin- Sonderburg-Glücks- burg, T. des Herzogs Friedrich Ferdinand und der Prn Mathilde zu Schleswig-Holstein, Grünholz 21. IV. 1887

Oskar

Potsdam 27. VII. 1888

Joachim

Berlin

12. XII. 1890

Viktoria Luise Potsdam 13. IX. 1892

. ihevon Maria von Rußland Großbritannien und T. des Großfstn.

Erich, Herzog von Westman- land, Stockholm 20.IV. 1SS"

Irland. T. des Her- zogs Arthur von Connaught und der Pm. Luise Marga- rethe von Preußen

Gustav Adolf» Herzog von Vestcrbotten, Stockholm 22. IV. 1906

Sigvard.

Herzog von

l'ppland,

' Drotlningholm

7. VI. 1907

Ingrid

Stockholm

2S. III. 1910

Paul und der Prn. Alexandra von Grie- chenland, St. Petersburg 18. IV. 1890

Lcouart,

Herzog v.Snuland, Stockholm 8. V. 1909

Wilhelm Louis Ferdinand Potsdam Potsdam

4. Vit. 1906 9. XL 1907

Hubertus Potsdam 30. IX. 1909

Friedrich Potsdam 19. XII. 1911

Potsdam 26. XU. 1912

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Ahnentafel des Kronprinzen von Spanien,

halb in tabellarischer Form von unten nach oben, halb in Textform.

Von Kammerherrn Dr. Kekule von Stradonitz in QroBlichterfelde bei Berlin.

Tafel V.

16.

17

8. Franz.

Titularkönig

von Spanien,

t 1002.

ia

IQ.

9. Isabella II.,

Königin

von Spanien,

t 1004.

4. Alpboos XII., König von Spanien, t 1885.

20.

21.

22.

23.

10. Karl Ferdi- nand, Erzherzog von Österreich, t 1874.

11. Elitabeth von

Österreich, t 1003.

5. Maria Christine usw. von Österreich.

2. Alfons XIII., König von Spanien, Madrid, 17. Mai 1886.

21.

25.

26.

27.

28.

20.

30

31.

12. Alexinder, 13. Julie Therese, 14. Albrecht 15 Viktoria I.,

PrinzvonHessen Gräfin von Hauke, (Albert), Prz. von Königin von

und bei Rhein, Prn. von Battenberg, Sachsen- Coburg England usw.,

t 1888. t 1805. u. Gotha, t 1861. t 1901.

6. Heinrieb, Prinz von Battenberg, t 1806.

7 Beatrice von Großbritannien und Irland.

) Viktoria Eugene Christine von Battenberg. Baimoral, 20. Oktober 1887.

1 Alfons, Prinz von Asturien, Madrid 10. Mai 1007.

16. Franz Anton Maria von Spa- nien, t 1865.

17. Luise Cbarlotte Maria Isa- bella von Sizilien, t 1844.

18. Ferdinand VII., König von Spanien, t 1833.

10. Maria Christine Ferdinande von Sizilien, f 1878.

20. Karl Ludwig Jobann usw. von Österreich, t 1847.

21. Henriette Alexandrine usw. von Nassau-Weilburg, 1 1820.

22. Joseph Johann Anton usw. von Osterreich, t 1847.

23. Maria Dorotbee Wllhelmlne usw. von Württemberg, 1 1855.

Ludwig IL, Großherzog von

Hessen und bei Rhein, t 1848.

Wilhelmine Luise von Baden,

t 1836.

Hans Moritz. Gral von Hauke,

t 1830.

Sophie Lafontaine, f 1831.

28. Ernst I., Herzog von Sach- sen-Coburg-Gotna, t 1844.

20. Luise von Sachsen-Gotha- Altenburg, f 1831.

30. Eduard, Herzog von Kent, t 1820.

31. Viktoria usw. von Sachsen- Coburg-Saalfcld, t 1861.

32. Karl IV., König von Spanien, t 1810.

33. Maria Luise Theresia von Parma, f 1819.

34. Franz I., König beider Sizi- lien, t 1830.

35. Maria Isabella von Spanien, t 1848.')

36. Siehe Nr. 32.

37. Siehe Nr. 33.

38. Siehe Nr. 34. 30. Siehe Nr. 35.

40. Leopold II., Römischer Kai- ser, t 1702.

41. Maria Ludovika von Spanien, t 1792.«)

42. Friedrich Wilhelm, Fürst von Nassau-Weilburg, f 1816.

43. Luise usw. von Sayn-Hachen- burg-Kirchberg, t 1827.

44. Siehe Nr. 40.

45. Siehe Nr. 41.

46. Ludwig usw., Herzog von Württemberg, t 1817.

47. Henriette von Nassau-Weil- burg, t 1857.')

48. Ludwig X-, Landgraf von Hessen-Darmstadt, t 1830.

■) Nr. 35 ist Tochter von Nr. 32 und Nr. 33. ») Nr. 41 ist Schwester von Nr. 32. •) Nr. 47 ist Schwester von Nr. 42. ») Nr. 51 ist Schwester von Nr. 48.

40. Luise Karoline Henriette von Hcsscn-Darmstadt, t 1820.

50. Karl Ludwig, Erbprinz von Baden, t 1801.

51. Amalle Friederike von Hes- sen-Darmstadt, t 1832.*)

52. Johann Friedrieb Michael Hauke, t ?

53. Maria Salome Schweppen- bluser, ! 1833.

54. Leopold Lafontaine, t 1812.

55. Maria Tbereiia Cornely. t '•' 5b. Franz Friedrieb Anton, Her- zog von Sachsen-Coburg- Saalfeld, t 1806.

57. Auguste Karoline Sophie ReuB zu Ebersdorf, f 1831.

| 58. Emil Leopold August, Her- zog von Sachsen- Altenburg, t 1822.

59. Luise Charlotte von Mecklen- burg-Schwerin, t 1801.

60. Qeorg III., König von Groß- britannien, f 1820.

61. Sophie Charlotte von Meck- lenburg-Strelitz, t 1818.

62. Siehe Nr. 56. i 63. Siehe Nr. 57.

Aus: Deutscher Herold 1907, Seite 117.

FOLDOUT BLANK

Deszendenztafeln der Urgroßeltern des deutschen Kronprinzen, im Verein mit Tafel 1 und Tafe! II eine Konsanguinitätstafel bildend.

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Ahnentafel der Kaiserin Maria Theresia.

Tafel VII.

Mit Genehmigung des Verfassers und des Verlegers aus dem Werke: Ollo Forst: „Ahnentafel des Erzherzog» Franz Ferdinand von Osterreich Este". Wien und Leipzig, Halm & Ooldmann, 1910. Band 1 Tafel Nr. 3 entnommen.

Einige Ergänzungen wurden von Otto Forst für dieses Werk eingefügt.

2. Kaiser Karl VI., " Wien 1. X. 1685, t Wien 20. X. 1740, Uli

I. Königin Maria Theresia von Ungarn und Böhmen, Ehn. von Osterreich, Wien 13. V. 1717, t Wien 29. XI. 1780, 30 Wien 12. II. 1736

oo Matcro 1. VIII. 1708

3. Hn Elisabeth Christine von Braunschweig- Wolfenbüttel, Braunschweig

7. IX. 1691, t Wien 21. XII. 1750 (II)

1. Kaiser Leopold I., Wien 9. VI. 1640, t Wien 5. V. 1705, (HD

oo Passau 14. XII 1676

5. Pfgn. Eleonore Magda- Jene von Neuburg, Düsseldorf 6. 1. 1655, t Wien 19. I. 1720 (IUI

6. H. Ludwig Rudolf von Braunschweig- Wolfen-

büttel, Wolfenbultcl

I. VIII. 1671, t Braunschweig (II)) 1. III. 1735,

oo Aurich 22. IV. 1690

7. Prn. Christine Luise zu öttingen, Ottingen 30. III. 1671, t Blankenburg

h.

(II «

. X. 1747

8. Kaiser Ferdinand III.,

Graz 13. VII. 1608, t Wien 2. IV. 1657, (III l)

oo Wien 20. IL 1631

9. Prn. Maria Anna von

Spanien,

Escurial 18. VIII. 1606, t Linz 13. V. 1646

(NU)

Hipp W von der Pfalz,

Neuburg 4. X. 1615, t Wien 12. IX. 1690, (III 3)

oo Langenschwalbach 3. IX. 1653

11. Ldgfn. Elisabeth Amalie von Hessen Darmstadt,

QieBcn 30. III. 1635,

t Neuburg 4. VIII. 1709 (IIUI

12 H. Anton Ulrich von Braunschweig- Wolfen- büttel,

Hitzacker 14. X. 1633, tSalzdahlum 27.111. 1714, (III 51

oo Wolfenbüttel

27. VIII. 1656 13. Hn. Elisabeth Juliane von Holstein-Norburg.

Norburg 3. VI. 1634, t Wolfenbultcl

(IM « 4. IL 1704

14. Fst. Albrecht Ernst

zu Ottingen, Ottingen 14. V. 1642, t Schrattenhofen (III 7) 8. II. 1683,

oo Stuttgart 7. VI. 1665

15. Hn. Christine von

Württemberg, " Stuttgart 9. III. 1644, t Stuttgart 9. XI. 1674

(1118)

(32. Eh. Karl von Österreich, Wien 3. VI. 1540, f Graz 10. VII. 1590 i Wien 26. VIII. 1571

Maria von Bayern, München 21. IM. 1551, f Graz 29. IV. 1608.

(32. Eh.

7i °° V '• 1. 33. Hn.

i l 35.

16. Kaiser Ferdinand IL.

Graz 9. VII. 1578, t Wien 15. IL 1637, oo Oraz 23. IV. 1600

17. Hn. Maria Anna von Bayern, ( 34. H. Wilhelm V. von Bayern, Landshut 29. IX. 1548, t Schlei6heim 7. IL 1626,

München 8. XII. 1574, t Graz 8. III .1 oo München 21. II. 1568 1616 l 35. Prn. Renale von Lothringen, Nancy 20. IV. 1544, t München 22. V. 1602.

18. König Philipp IM. von Spanien,

Madrid 14.1V. 1578, f Madrid

oo Valencia 18. IV. 1599

19. Ehn. Margarethe von Osterreich,

Graz 25. XII. 1584, t Escurial 3.X. 161

I III 1621,1

!

36. König Philipp IL von Spanien, Valladolid 21. V. 1527, t Escurial 13. IX. 1598, oo Segovia 12. XL 1570

37. Ehn. Anna von Osterreich, Cigales 2. XL 1549, f Madrid 26. X. 1580.

38. Eh. Karl von Osterreich, Wien 3. VI. 1540, t Graz 10. VII. 1590, oo Wien 26. VIII. 1571

39. Hn. Maria von Bayern, München 21. III. 1551, t Graz 29. IV. 1608.

Neuburg 4. XL 1578,

1632. Landshut 29. IX. 1548, t SchleiBheim 7. IL 1626,

(20. Pfgf. Wolfgang Wilhelm zu Neuburg, (40. Pfgf. Philipp Ludwig von Neuburg, Zweibrücken 2. X. 1547, t Neuburg 22. VIII. 1614, XL 1578, t Düsseldorf ( oo Neuburg 27. IX. 1574

20. IM. 1653, (41. Hn. Anna von Jülich, deve 1. IM. 1552, t Höchst!« 16. X. oo München 11. XL 1613

21. Hn. Magdalene von Bayern, (42. H. Wilhelm V. von Bayern,

München 4. VII. 1587, t Neuburg i oo München 21. IL 1568

25. IX. 1628 (43. Prn. Renale von Lothringen, Nancy 20. IV. 1544, f München 22. V. 1602.

22. Ldgf. Oeorg II. von Hcssen-D.irmstadt, (44. Ldgl. Ludwig V. von Hesscn-Darmstadt, Darmstadt 24. IX. 1577, f Darmstadt 6. VIII. 1626,

Darmstadt 17. III. 1605, t Oarmstadt^ oo Berlin 15. VI. 1598

21. VI. 1661, ( 45. Mkgfn. Magdalene von Brandenburg, Berlin 7. I. 1582, t Darmstadt 14. V. 1616. oo Torgau 11. IV. 1627

23. Hn Sophie Eleonore von Sachsen, (46. Kurfst. Johann Oeorg I. von Sachsen, Dresden 15. IM. 1585, f Dresden 18. X. 1656,

Dresden 3. XII. 1609, t Darmstadt I oo Torgau 29. VII. 1607

12. VI. 1671 ( 47. Hn. Magdalene Sibylle von PreuBen, Königsberg 9. I. 1587, t Dresden 22. II. 1659.

24 Augost v. Braunschwcig-Wolfenbüttel, (48. H. Heinrich von Braunschweig-Dannenbcrg, Celle 4. VI. 1533, f Dannenberg 29. I. 1598,

Dannenberg 10. IV. 1579, t Wolfen- j oo Artlcnburg 30. Ml. 1569

' Lauenburg ? 1545, t Scharnebeck 22. X. 1620.

büttel 17. IX. 1666, ( 49. Hn. Ursula von Sachsen-Lauenburg, oo Zcrbst 5. XI. 1623

25. Prn. Dorothea von Anhalt-Zerbst, ( 50. Fst. Rudolf von Anhalt-Zerbst, Harzgerode 28. X. 1576, t Zerbst 30. VIII. 1621,

Zerbst 5. X. 1607, t Hitzacker 26. IX. I oo Wolfcnbüttel 9. I. 1606

1634 (51. Hn. Dorothea Hedwig von Braunschwcig-Wolfenbüttel, Wolfcnbüttel 3. IL 1587, t Zerbst 26. X. 1609.

26. H. Friedrich von Holstein-Norburg, ( 52. H. Johann von Holstein-Sonderburg, Koldinghus 25. IM. 1545, f Glücksburg 8. X. 1622,

Sonderburg 26. XL 1581, t Norburg l oo Kolding 19. IX. 1568

1. VIII. 1658, [ 53. Hn. Elisabeth von Braunschweig-Grubenhagen, Salzderhelden 20. IM. 1550, f Osterholm 12. II. 1586. oo Norburg 15. IL 1632

27. Prn. Eleonore von Anhalt-Zerbst, (54. Fst. Rudolf von Anhalt-Zerbst, Harzgerode 28. X. 1576, t Zerbst 30. VII. 1621,

Zerbst 10. XL 1608, t Osterholm l oo Wolfenbüttel 9. I. 1606

12. XL 1680 l 55. Hn. Dorothea Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel, Wolfenbüttel 3. II. 1587, t Zerbst 26. X. 1609.

28. GL Joachim Ernst zu Ottingen, (56. GL Ludwig Eberhard zu Ottingen, Schillingsfürst 9. VII. 1577, t Heidenheim 4. VII. 1634,

Ottingen 10. IV. 1612, t Harburg > oo Oltingcn 17. V. 1598

18. VIII. 1659, l 57. Gfn. Margarethe zu Erbach, Erbach 17. V. 1576, f Ulm 5. VI. 1635. 00 Neuenstein 15. XII. 1638

29. Gfn. Anna Dorothea zu Hohenlohe- ( 58. Gf Kraft zu Hohenlohe-Neuenslein, Langenburg 14. XL 1582, t Regensburg 11. IX. 1641, Neucnstein, Neuenstein 5.11. 1621,1 oo Neuenstein 17. V. 1615

t Ottingen 26. IX. 1643 (59. Pfgfn. Sophie von Birkenleld, Ansbach 29. IM. 1593, f Neuenstein 16. XI. 1676.)

51

13 1

erg, ( jllgart l . 1674, |

60. H. Johann Friedrich von Württemberg, Mömpelgard 5. V. 1582, t Stuttgart 28. VII. 1628, oo Stuttgart 15. XL 1609

61. Mkgfn. Barbara Sophie von Brandenburg, Halle 26. XI. 1584, f StraBburg 23. II. 1636.

30. H. Eberhard III. von Württemberg, Stuttgart 26. XII. 1614, t Stuttg

12. VII. •*'

31. Anna Dorothea Wild- und Rheingräfin ( 62 Johann Kasimir Wild- und Rheingraf zu Salm-Kyrburg, Kyrburg ? 1577, t Finstmgen ? 1651, zuSalm-Kyrburg.'Finstingenö.ll. 1614,1 oo ? 1607

t Stuttgart 7. VII. 1655 (63. Gfn. Dorothea zu Solms-Laubach, Laubach 31. I. 1579, t ? 1631.

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Tafel IX.

Deszentorium des Erzherzogs Franz Ferdinand von Österreich auf Ostyk, den Ahnherrn der Radziwitt.

Ostylt, t 1444 RadivH. t 1477

Nikolaus I. Kadziwittowkz, t 1510

Anna, t 1522,

oo Herzog Konrad von Masovjen, f 1503

Anna von Masovien, t 1557, 00 Stanislaus Odrowqz, | 1545

Sophie Odrowii*. + 1580, oo Johann Kostka, t 1581

Anna Koslka, t 1635,

oo Fst. Alexander Ostrogski, f 1603

PrnTsophieOstroeska, t 1622,

oo Fst. Stanislaus Lubomirski, f 1649

Gfn. Konstanze Lubomirska, t 1646, oo Franz Kasimir Czarnkowski, f 1662

Adam Uryel Czarnkowski, f 1675

Sophie Anna Czarnkowska, t ,7nl. oc Johann Karl Opalinski, f 1695

Katharina Opaliiiska, t 1747,

oo Kg. Stanislaus Leszczynski von Polen, t 1766

Prn. Maria Leszczyüska von Polen, t 1768, oo Ludwig XV. von Frankreich, | 1774

Prä Luise Elisabeth von Frankreich, t 1759, oo Herzog Philipp von Parma, t 1765 Prn. Luise von Parma, t 1819, oo Kg. Karl IV. von Spanien, t 1819

Prn. Maria Isabella von Spanien, f 1848, Kg. Frani I. beider Sizilien, t 1830

Kg. Ferdinand II. beider Sizilien, t 1859

Prn. Maria Aanunziata beider Sizilien, t 1871

Fst. Nikolaus IL Radziwitt, t 1522

Fst. Johann Radziwitt. t 1542

Prn. Anna Radziwitt, t 1600, oo Stanislaus Kiszka, t 1554

Stanislaus Kiszka, t 1613

Qeorf Radziwitt, t 1541

Fst. Nikolaus Kadziwltt, t 1534

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Fst. Christoph Radziwitt, 1603

Anna Kiszka, t nach IM» Fsi. Christoph Radiiwitt, + 1640 Fst. Janusz Kadziwilt. t 1620 Fst. Janusz Radziwitt, t 1655

Prn. Anna Maria Radziwitt, 1 1667

Fst Bogislaw Radziwitt, t 1669

Prn. Luise Charlotte Radziwitt, t 1695,

oo Kurist. Karl Philipp von der Pfalz, t 1742

Pfgfn. Elisabeth Sophie von Neuburg, t 1728,

00 Pfgf. Joseph Karl Emanuel von Sulzbach, f 1729

Pfgfn. Fraoziska von Sulzbach, t 1794, _

oo Pfgf. Friedrich Michael von Zweibrücken-BirkenfeldTT"'7"

Kg. Max Joaeph von Bayern, t 1825

Prn. Sophie von Bayern, t 1872,

oo Erzherzog Franz von Österreich, t 1878

Erzherzog Karl Ludwig von Österreich, t 1896

Erzherzog Franz Ferdinand von Osterreich.

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Tafel X.

Konsanguinitätstafelauszug für Kaiser Franz Joseph I. und Kaiser Wilhelm II.

Amalie Friederike von Hessen, oo Karl Ludwig von Baden

Ldgf. Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt

I

Karoline von Baden, oo Kg. Max Joseph von Bayern

II

-v III

Sophie von Bayern, oo Erzhzg. Franz Karl von Österreich

Kaiser Franz Joseph I.

IV

IL

Friederike von Hessen, oo Kg. Friedrich Wilhelm IL v. Preußen

111 IV

V

Kg. Friedrich Wilhelm III. v. Preußen

Kaiser Wilhelm I.

Kaiser Friedrich

Kaiser Wilhelm II.

Stammtafel der Hohenstaufen.

Die Tafel dient nur zu Illustrationszwecken und macht keinen Anspruch auf selbständige Verwertung der Originalquellen. Sie ist lediglich Kompilation aus der neueren Literatur und den Regesta Imperii

N

lafel XI.

Friedrieb von Büren

Berti,

oo Of. Berchtold im Breisgau, t 1005/6

Friedrich von Büren, oo Hildegard, T. des Gf. Gerhard von Egisheim, t 1094,

Otto, t 1100, Bischof von Straßburg

Friedrich, t 1105, Herz, von Schwaben,

oo Agnes, T. des Kaisers Heinrich IV.,

t 1143

Ludwig. Pfalzgraf, t ca. 1102 Walther Konrad. t 1094 Adelheid

Friedrich, t 1147, Herz, von Schwaben, oo 1. Judith, T. des Herz. Heinrich des Schwarzen von Bayern, t 1126, 2. Agnes, T. des Gfn. Friedrich von Saarbrücken

Konrad III.. t 1152, Rom. König.

oo Gertrud, T. des Gfn. Beringer von Sulzbach,

t 1146

(1) Friedrich I. Barbarossa, Rom. Kaiser, t 1190, oo I. Adelheid, T. Diepolds, Mkgfn. v. Vohburg, 2. Beatrix, T. Rainalds, Gfn. v. Burgund, t "84

(I) Judith, t "95, oo Herz. Mathias von Lothringen, f 1176

(2) Konrad, t"95, Pfalzgral, (2) Jutta, t 1191, oo Imgard, T. des GL oo Ldgf. Ludwig IL

Berthold von Henneberg v. Thüringen, 1 1172

Heinrich, t 1150, Rom. König

Friedrich, t "91, Herz, von Schwaben

sämtliche Kinder 2. Ehe Heinrich VI., t "97, Otto, t 1200,

Rom. Kaiser, Gf. von Burgund,

oo 'Konstanze, T. Kg. oo Margarethe,

Rogers IL von Sizilien, Gfn. von Blois

t "97

Konrad, t "96.

Herz. v. Rotenburg

und Schwaben

Philipp, t 1208,

Rom. König,

x Irene von Byzanz,

T. des Kaisers Isaak,

t 1208

i Töchter. t jung

Sohn, t "86

Agnes, t 1204, oo Heinrich, Pfalz- graf, t 1227

Friedrich, t "67, Herz, v- Rotenburg und Schwaben, oo Gertrud, T. des Herz. Heinrich des Löwen von Bayern, f "96

Friedrich IL, Rom. Kaiser, t 1250, 00 1. Konstanze, T. des Kg. Alfons IL von Arragonien, f 1222

2. Isabella, T. des Kg. Johann I. von Jeru-

salem, t 1228

3. Elisabeth, T. des Kg. Johann von Eng-

land, t 1241

4. Bianca, T. des Mkgfn. Bonifaz von Lancia

Beatrix, t 1231,

oo Gf. Otto von

Meran, Pfalzgf. von

Burgund

Beatrix, t 1212,

oo Kaiser Otto IV.,

t 1218

Kunlgunde. 1 1248,

oo Kg. Wenzel von

Böhmen

Maria, t 1239,

oo Herz. Heinrich

von Brabant

Beatrix, t 1235, oo Kg. Ferdinand

von Sizilien-Kastilien

(1) Heinrich VII.,

t 1242, Rom. König,

oo Margarethe,

T. Leopolds VI.,

Herz. v. Österreich,

t 1267

Heinrich, t 1247

(2) Tochter, (2) Konrad IV.. (3) Jordan, (3) Margarethe,

t 1227 f 1254, Rom. König, f 1237 f 1270,

oo Elisabeth, oo Mkgf. Albrecht T. des Herz. Otto von Meißen, von Bayern, t 1273 f 1314 |

Friedrich, Konradln, t 1268,

t 1251 oo Sophie, T. des Mkgf. Dietrich von o

Meißen, t

(3) Heinrich, (4) Manfred, t 1266, (4) Katharina, (4) Konstanze Friedrich (nat.)

t 1253 Kg. von Sizilien, ooMkgf.Jakob (nat.),

oo 1. Beatrix, T. d. Gfn. von Caretto oo Kais. Johann

Amadcus von Savoyen, Vatatzes von

2. Helene, T. des Dcspo- Nikäa

ten Michael von Epirus Deszendenz

Enzlo (nat.), Frledrlchfnat.), Gerhard, i nat. t 1272, t 1258, Töchter

Kg. v. Torre,

(I) Konstanze, 1 1302, (2) Beatrix > Kg.

. Peter von Aragonien- Siziüen

(2) Heinrich (nat) Heinrich (nat.) Friedrich (nat.) Anselm

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Leichenpredigten. 53

ruhend auf einer Art von Zettelkatalog mit zweckmäßigen Verweisungen. Das Ganze nennt Verf. ein Stammbuch. Dieses Verfahren ermöglicht das Auffinden aller mög- lichen genealogischen Beziehungen für jede im Stammbuch enthaltene Person, ist aber unübersichtlich, so daß man auch neben dem Stammbuch eine schnell zu übersehende Tafel nicht wird entbehren wollen. W. Graebner, Ü. Ursprung u. Art bildlicher Darstellungen von Stammtafel u. Ahnentafel mit besonderer Berücksichtigung d. deut- schen genealogischen Kunst des 16. bis 19. Jhts., VJH 1902. J. O. Hager, Über Ahnenbezifferung, DH 1905, 184ff.; drs., Ein Kapitel aus der Deszentorik, ASW 1907, 65ff. Hager rühmt besonders DH 1905, S. 188 das System Felsmeer; dasselbe ist in einer zehnstufigen Ahnentafel (Kaiser Wilhelm II.) angewandt, welche als Extrabeilage zum 2. Heft des XVI. Jgs. der Zeitschrift „Vom Fels zum Meer" hrsg. worden ist. A. von den Velden, Wert u. Pflege der Ahnentafel, ZPF 1; drs., Ahnentafeln einst u. jetzt, ZPF 3. J. Gröber, Die Bedeutung d. Ahnentafel für biologische Erblichkeits- forschung, Archiv f. Gesellschafts-Biologie, 1. Jg., 5. Heft. Berlin 1904. W. Graebner, Genealogie u. Politik. Danzig 1910. Hierin: Der Baum als genealogisches Bild, profane Stamm- u. Ahnentafeln. Außer den im vorliegenden Buche anderwärts genannten Werken üb. spez. Geschlechter oder Länder seien hier noch vermerkt: Forst, Otto, Die Ahnen- proben der Mainzer Domherren (^Quellen u. Studien z. Genealogie I). Wien u.Leipzigl913. Hierüber Frh. v. Dungern. FB 1913. Wegele, Ahnentafeln der Trierer Domherren i.d.Beitr. z. Spezialgesch. d. Rheinl. 2. Bd. Nedopil, Deutsche Adelsproben aus d. deutschen Ordens-Zentral-Archiv. 4 Bde. Wien '1868 81. Feh rentheil u.Gruppen - berg, Ahnentafeln d. gesamten jetzt lebenden stiftsfähigen Adels Deutschlands. Regens- burg 1864. Estor, J. G., Praktische Anleitung zur Ahnenprobe, so bei den teutschen Erz- u. Hochstiften, Ritterorden u. Ganerbschaften gewöhnlich. Marburg 1750. v. Stoj entin, Ahnentfln. d. Domherren d. Stifts Naumburg, DH 17, 485 ff. A. von den Velden, Die Ahnentafeln v. Schiller, Moltke, Werner Siemens als dekorative Wand- teppiche, FB 1910. W. C. von Arnswaldt, Die Ahnentafel des Philosophen G. W. Leibniz, ZPF 8. E. Devrient, Das Problem der Ahnentafel. Pol. anthr. Rev. 1903. Das Werk von Le Laboureur „Tableaux Genealogiques ou les Seize Quartiers de nos roys. Paris 1673" enthält Ahnentafeln zu 16 Ahnen der Könige von Frankreich, u. zwar von Ludwig dem Heiligen bis auf Ludwig XIV. u. von einer Anzahl hoher geistlicher u. weltlicher Würdenträger, alle mit Wappen, und ist wichtig wegen des grundlegenden traite preliminaire von Menestrier. Weitere Literatur über die Ahnen- tafeln findet sich in Forsts Arbeit über Genealogie in Meisters Grundriß der Geschichts- wissenschaft (unter der Presse).

Für praktische Arbeiten, die die Herstellung von Ahnentafeln bezwecken, empfiehlt sich die Benutzung gedruckter Formulare. Ahnentafel-Formulare gibt es im buchhänd- lerischen Verkehr mehrere: solche nach dem Entwurf Graebner, in 8 verschiedenen Ausführungen (zu 8, 16, 32 und 64 Ahnen), Görlitz, Verlag von C. A. Starke; Ahnen- tafeln zu 16 Ahnen mit Wappenschildern, gezeichnet von L'Estocq, Görlitz, ebd.; Ahnentafel-Formular Kiefer, entworfen v. K. Kiefer, d. i. eine 256 stellige Ahnentafel in Heftform, mit einer Haupttafel, 16 Nebentafeln u. Register, jede Tafel mit Schablonen- wappen bedruckt, einzelne Blätter zu 16 Ahnen, Verlag von Gebr. Vogt in Papier- mühle (S.-A.); E. Weißenborn, Ahnentafel- u. Stammtafelvordrucke ebd.; kreisrunde Formulare (ein Beispiel bei Devrient, Familienforschung, S. 72) sind bei Rieh. Leon- hardt in Elberfeld (Humboldtstr. 25) erschienen. Erläuterungen zum Gebrauch von Ahnentafel- Formularen sind verfaßt von W. Graebner, Wegweiser zur Benutzung der Ahnentafeln, Görlitz 1900, und von Weißenborn, Anleitung zur Aufstellung von Stamm- und Ahnentafeln, Verlag von Gebr. Vogt in Papiermühle (S.-A.).

Leichenpredigten. Schon im 16. Jahrhundert entstand bei den Prote- Lejchen-

r ö J r> j predigten.

stanten1) der Gebrauch, von verstorbenen Personen von einiger Bedeutung

*) Leichenpredigten werden von der katholischen Kirche nur geduldet. Doch finden sich auch in katholischen Ländern dank dieser Duldung zahlreiche Leichenpredigten,

54 Leichenpredigten.

nicht nur eine weitläufige Trauer- (Lob-) Rede oder Parentation zu halten, sondern solche auch dem Drucke zu übergeben. Dieser Gebrauch erreichte während des 17. Jahrhunderts seine größte und allgemeinste Ausdehnung, verlor sich aber alsdann nach und nach. Solchen Leichenpredigten wurden regelmäßig sogenannte Personalien angehängt, die den Lebenslauf des Ver- storbenen, seine Familienverhältnisse, insbesondere auch seine Abkunft, seine Vorfahren, seine Ahnen beibrachten; ja oft dehnten sich diese Predigten zu einer völligen Genealogie der betreffenden Familie aus. In der sächsischen Oberlausitz war es noch vor einigen Jahrzehnten allgemein üblich, daß der Geistliche am Grabe den Lebenslauf des Verstorbenen vorlas. Solche Lebens- läufe finden sich handschriftlich an einzelnen Orten, z. B. in den Pfarrarchiven von Frankenthal und Mülsen-St. Michael. Daß die Sitte, bei Beerdigungen Lebens- läufe vorzulesen, eine ziemlich allgemeine war, beweist das Erscheinen eines Schriftchens mit dem Titel: „Noth- und Hülfs-Büchlein für Schuldiener auf dem Lande, welche in Abfassung der gewöhnlichen Lebensläufe, so nach gehaltenen Leichenpredigten pflegen abgelesen zu werden, nicht allzu geübt sind, auf Verlangen herausgegeben von Friedrich Wilhelm Baumelburg, Pastore zu Reurieth und Beinerstadt. Hildburghausen, bey Johann Gottfried Hanisch, 1796." Die größte und bekannteste Sammlung von Leichenpredigten ist die sogenannte „Funeralien-Sammlung" auf dem Schlosse Stolberg a. H. Sophie Eleonore von Stolberg -Stolberg (1669 1745) brachte aus Interesse für die Behandlung der Predigttexte gegen 40000 Leichenpredigten zusammen. Nach 1870 hat Heinrich Beyer die Sammlung neu und zweckmäßig katalogisiert. Doppelstücke sind den Bibliotheken zu Roßla dort sind jetzt 9000 Stück , zu Wernigerode dort befinden sich 6635 sowie elf an- deren öffentlichen Bibliotheken der Provinz Sachsen überwiesen worden; vgl. die näheren Angaben in ZHV, 10. Jg. 1877, S. 343 bis 352. Die drei Samm- lungen sind vollständig katalogisiert, und die Kataloge gestatten eine bequeme Benutzung der Bestände. Ein „Register zu den adeligen Leichenpredigten auf der gräflichen Bibliothek zu Stolberg a.H."ist gedruckt, VJH, 12. Jg. 1884, S. 159 bis 214; es werden darin die Predigten für 3810 Personen und 2346 Fa- milien behandelt. Eine andere beträchtliche Sammlung befindet sich in der Stadtbibliothek zu Braunschweig: katalogisiert sind 8279 Stück; doch sind dies noch nicht alle vorhandenen. Sie stammen zum größten Teile aus Mittel- und Norddeutschland und umfassen die Jahre 1560 1747. Einen Katalog dieser Sammlung hat Freiherr von Eschwege, VJH, 7. Jg. 1879, S. 21 ff., 99ff., und 15. Jg. 1887, S. 97 ff., bearbeitet. Auf die Sammlung in der Bibl. des Gymnasiums z. grauen Kloster in Berlin hat zuerst Schwebel 1889 aufmerksam gemacht; vgl. MGBn 6, 86. Hermann Nohl hat dann

z. B. in d. Stadtbibl. zu Augsburg, vgl. Zapf, „Augsburger Bibliothek" 1795, I. Bd., S. 202 539 (in demselben Werke finden sich S. 539—553 Beschr. d. Augsburger Epi- taphien, ferner Geschlechtergesch. u. Stammbäume). In Polen gab es im 17. u. 18. Jht. eine riesige Leichenpredigtliteratur. Diese ist in Estreichers Bibliografia polska ver- zeichnet. Den größten Bestand an Leichenpredigten über polnische Familien haben das Ossolineum in Lemberg und die Jagellonische Bibliothek in Krakau.

Leichenpredigten. 55

in der Beil. z. Jahresber. d. Berlinischen Gymnasiums z. grauen Kloster, Ostern 1902, den ersten Teil eines alphabetischen Katalogs veröffentlicht. Dieser Druck ist antiquiert, nachdem Nohl das um 100 neu aufgefundene Nummern vermehrte Register vollständig VJH., 31. Jg. 1903, S. 191 ff., mit- geteilt hat. Die älteste der aufgeführten rund 2600 Predigten ist von 1546. Die Bibliothek der Marienkirche zu Frankfurt a. O. besitzt eine Sammlung, die Amtsgerichtsrat Arno Bötticher VJH, 35. Jg. 1905, S. 21 ff., bezüglich aller vorkommenden Namen beschrieben hat. Von den rund 1000 Leichen- predigten ist die älteste aus dem Jahre 1585; wenige gehen über 1740 herab. Über eine Anzahl Leichenpredigten dieser Sammlung handelt Böt- ticher, ZHGP, 19. Bd., 1904, S. 61—74. Eine kurze Übersicht über die in der Bibliothek des Gymnasium Albertinum zu Freiberg im Königreich Sachsen enthaltene Sammlung von Leichenpredigten habe ich veröffent- licht in meinem Bibliographischen Repertorium über die Geschichte der Stadt Freiberg und ihres Berg- und Hüttenwesens (Freiberg in Sachsen 1885) Nr. 935 1199; ebenso veröffentlichte Rantzau ein „Register der in der ehemaligen Universitäts - Bibliothek zu Wittenberg befindlichen Leichen- predigten" VI, 1875, S. 110 ff. Über „Leichenpredigten an der Frankfurter Stadtbibliothek" handelt Karl Kiefer, FBF 1908, Nr. 7. In der Kgl. und Provinzialbibliothek, dem Staats- und Stadtarchiv in Hannover befinden sich etwa 20000 hannoverscher Leichenpredigten, über die ein Gesamtkatalog von Wilhelm Linke bearbeitet ist unter dem Titel: „Niedersächsische Familienkunde. Ein biographisches Verzeichnis. Auf Grund der Leichen- predigten und sonstigen Personalschriften der Kgl. Bibliothek zu Hannover und anderer hannoverscher Sammlungen herausgegeben" (Hannover 1912). Über einen Band Leichenpredigten in der Freiherrlich von Bredow'schen Bibliothek zu Schloß Wagenitz in d. Mark vgl. DH 1909, 239. O. Frhr. v. Rodde, Verzeichnis von Leichenpredigten aus dem 16. 18. Jahrhundert, betreffend adelige und bürgerliche Personen mit umfangreichen Personalien, welche den Abonnenten auf Wunsch zugänglich gemacht werden. FB, III. Bd. Die Bibliothek der Gesellschaft für Pommerische Geschichte u. Altertums- kunde in Stettin (deponiert im Kgl. Staatsarchiv) besitzt eine ansehnliche Sammlung von Leichenpredigten und Hochzeitsgedichten. Im Staatsarchiv zu Magdeburg ist die v.Gustedtsche Sammlung zu erwähnen. Über die Leichen- predigten in der Bibliothek des Domkapitels zu Merseburg handelt Rob. Win ekler FG 10. Ein „Verzeichnis der in dem a. d. Winckel'schen Fa- milienarchiv befindlichen Leichenreden" wird von A. aus dem Winckel, DH 1912 vorgelegt. Zu nennen ist in diesem Zusammenhange auch das Buch von Edmund Lange: Die Greif swalder Sammlung Vitae Pomeranorum, alphabetisch nach Geschlechtern verzeichnet (Greifswald, Julius Abel, 1898, 406 S.). Eine „Ergänzung" dazu ist erschienen in den „Baltischen Studien", Neue Folge, 9. Bd. Stettin 1905), S. 55 ff. Auf der Leipziger1) Stadtbibliothek

x) Unter d. Titel: „Weinrich, O., Bethanisch Wunderwerck oder historia v. d. seligen Absterben vnnd fröhlicher Aufferweckung d. Lazari zu Bethania, Leipzig 1601 (ca. 700 Seiten 4°)" sind Leichenreden auf 28 Leipziger Bürger vereinigt.

56 Leichenpredigten.

sind die sämtlichen Leichenpredigten, deren Zahl sich auch nicht annähernd bestimmen läßt, katalogisiert und der Katalogabteilung „Biographien" ein- geordnet. In der Ratsbibliothek zu Zwickau ist der Katalog zu den über die ganze Bibliothek zerstreuten Leichenpredigten noch in der Entstehung be- griffen. In der Landesbibliothek zu Kassel ist die Zahl sehr beträchtlich, aber nicht genau festgestellt. Hier finden sich bemerkenswerterweise auch nicht wenige Stücke aus dem 19. Jahrhundert; und die Bestände der dortigen Stadtbibliothek besitzen ebenfalls eine größere Anzahl solcher jüngeren Leichenpredigten. In der Stadtbibliothek zu Nürnberg befindet sich eine 697 Stück umfassende Sammlung, die der Altdorfer Professor Will angelegt hat, aber außerdem sind in anderen Abteilungen eine Menge einzelner Pre- digten, im ganzen wenigstens noch einmal soviel zu finden, die nicht sämt- lich nürnbergischen Ursprungs sind. 1614 gab Jo. Eichhorn eine Samm- lung der von M. Christophorus Neander gehaltenen Leichenreden heraus unter dem Titel: Orationum funebrium in illustri Marchiae Brandenburgicae Academia a M. Christophoro Neandro philosophiae moralis professore habi- tarum decades quinque ed. Jo. Eichhorn. Schließlich sei noch auf eine Samm- lung von etwa 700 Stück in der Gymnasialbibliothek zu Zerbst hingewiesen, die von Professor Sickel inventarisiert ist.

Was die Beurteilung der in den Leichenpredigten enthaltenen Personal- angaben betrifft, so ist zu unterscheiden zwischen denjenigen Personen, die der Prediger persönlich kannte oder über die er doch wenigstens von Zeitgenossen Mitteilung empfing, und zwischen den Personen der vorher- gehenden Generationen.

Bisweilen läßt sich der Todestag nicht erkennen, sondern nur der Be- gräbnistag. Nicht ohne Interesse ist, daß nicht eben selten neben dem Trauungstage auch der Verlobungstag1), und zwar als der wesentliche, ge- nannt wird. Bei Auszügen ist da Sorgfalt anzuwenden, damit nicht ein falscher Tag exzerpiert wird. Was die chronologischen Angaben betrifft, so ist zu beachten, daß die Menschen der früheren Jahrhunderte die uns heute geläufige Genauigkeit bei derartigen Angaben überhaupt nicht kannten. In einer von Tille besprochenen2) Leichenpredigt des Jahres 1650 wird als Todestag der Elisabeth Lindner „am vergangenen Dienstag früh um 8 Uhr" angegeben; der Begräbnistag, der 15. September, fiel 1650 auf einen Sonntag, mithin war der vorhergehende Dienstag der 10. September. Trotzdem lesen wir in dem lateinischen Nachruf des Rektors der Universität, der Todestag sei „Montag, der neunte laufenden Monats", gewesen, und dieselbe Angabe findet sich auf dem Titel der beigefügten Trostgedichte. An einer Stelle muß

x) Über das Verhältnis zwischen Verlobung und Trauung nach älterem deutschen Rechte vgl. Geffcken, „Die Zivilehe im Mittelalter", in d. Halbmonatsschr. „Deutsche Stimmen" (Köln 1900), S. 472ff., u. ebenso die lehrreichen Mtl. ü. d. in d. Reichsgraf- schaft Wartenberg in dieser Hinsicht im 18. Jht. geltenden Bestimmungen in d. Aufsatz „Verlobt, Ausgerufen, Verheiratet" v. Klein berger in PfG 2 (Kaiserslautern 1906), S. 21 ff.

») Tille, ZPF 2, 77.

Trauergedichte. 57

ein Irrtum vorliegen; denn an eine Unsicherheit in den Tagesangaben, wie sie verständlich ist, wenn der Ted um Mitternacht erfolgt, ist hier nicht zu denken. Auch die Schreibung der Eigennamen war in den früheren Jahr- hunderten von der heutigen Genauigkeit weit entfernt. Schwankungen in der Schreibweise der Namen kamen früher fortwährend vor. So ist z. B. in einer von Tille an der zuletzt angeführten Stelle behandelten Leichenpredigt des 17. Jahrhunderts von Frau Barbara geborenen Leidnerin die Rede, aber ihr Vater wird 13 Zeilen weiter als Adam Leutner bezeichnet. Daß es sich in diesen beiden Fällen um denselben Namen handelt, ist in diesem Zu- sammenhang ohne weiteres klar. Ebenso schwankt die Schreibung der Vor- namen von Matthias, Matthäus, Matthes etc.

Während es sich bei den Angaben der Leichenpredigten über den Ver- storbenen, seine Ehefrauen und Kinder im allgemeinen für den Prediger um Zeitgenossen handelte, war er über die Vorfahren des Verstorbenen auf Nach- richten angewiesen, die ihm zum Ruhme der betreffenden Familie zugetragen wurden und über deren Glaubwürdigkeit der Prediger ein Urteil häufig gar nicht haben konnte und bei seiner nicht seltenen Abhängigkeit von dem Verstorbenen oder seiner Familie gelegentlich auch nicht zu haben wünschen konnte. Was in den Leichenpredigten über die womöglich bis in das graueste Altertum zurückreichende Ahnenreihe gesagt wird, ist entweder naive Familiensage oder auch bewußte lobhudelnde Fälschung, im günstigsten Falle kritiklose Kompilation von mündlichen Mitteilungen und etwa vorge- fundenen schriftlichen Aufzeichnungen. Durch die gläubige Benutzung solcher Leichenpredigten ist mancher Irrtum in die Genealogie vieler Familien ge- bracht worden.

Die Trauergedichte (Epicedien)1), die bei dem Begräbnis hervor- Trauergedkh ragender Persönlichkeiten teils separat, teils als Beigabe zu den Leichen- predigten erschienen, wurden auch gesammelt. Und wenn natürlich viele dieser poetischen oder poetisch sein wollenden Ergüsse sich nur in Allgemein- heiten ergehen, so finden sich doch gelegentlich auch speziell familien- geschichtliche oder biographische Beziehungen verwendet. Deshalb soll man auch dieses, allerdings recht kritisch zu prüfende Hilfsmittel nicht unbesehen beiseite werfen, wenn man solcher Trauergedichte habhaft werden kann. Als ein Beispiel von Sammlungen derselben nenne ich: Taurellus, Nie, Carmina funebria, quae magnorum aliquot clarorumque virorum felici me- moriae dieavit (Nürnberg 1602). Diese Sammlung enthält unter anderen Gedichte auf Phil. Geuder f 1581, Wolfg. Haller f 1591, Barth. Poemer f 1590, Andr. Duditius f 1589, Seb. Welser f 1589, Geo. Palm f 1591, Karl Chr. v. Ortenberg f 1591 usw. Eine gute Sammlung von Trauer- und Hochzeitsgedichten befindet sich in der „Koninklijke Bibliotheek" im Haag.

x) In Polen „carmina na wesele". Alle bedeutenden Autoren des 16. Jht. ver- faßten drgl.

58 Ordnungen bei Trauungen, Einholungen, Begräbnissen usw.

Ordnungen Ordnungen bei Trauungen, Einholungen, Begräbnissen und

Einhoiungln"' anderen Feierlichkeiten1). Bei wichtigen familiengeschichtlichen Vor- Begräbnissen kornmnissen fürstlicher Häuser oder vornehmer Familien pflegte seit alter

und anderen , _.

Feierlichkeiten. Zeit ein großer Prunk entfaltet zu werden. Bei Trauungen, Einholungen, Begräbnissen und sonstigen feierlichen Gelegenheiten wurde ein genaues Programm aufgestellt, welches allen Teilnehmern des Festes eine bestimmte Stellung, ein spezielles Geschäft zuwies. Es wurden nach Namen und Stand die Personen verzeichnet, welche z. B. den Sarg oder die Fahne oder die Fackeln tragen sollten. Hierbei wurde eine große Anzahl von Personen, häufig unter Angabe auch der Vornamen, als adelig bezeichnet, wodurch für solche Familien, deren Adelsstand zweifelhaft ist, eine Zeitbestimmung gewonnen wird, wann sie von der betreffenden Behörde und dem betreffen- den Landesherrn für adelig angesehen worden sind. Aber auch bürgerliche Familien werden in dergleichen „Prozessionen", wie sich solche Programme gelegentlich nennen, aufgezählt, z. B. bei der Dienerschaft, besonders häufig aber wurden viele Geistliche aufgeführt, die dem Sarge folgten. Eine wie reichhaltige Quelle für familiengeschichtliche Forschungen solche „Ordnungen" oder „Prozessionen" sind, zeigt folgendes Werk: „Die Personalien und Leichen-Prozessionen der Herzoge von Pommern und ihrer Angehörigen aus den Jahren 1560 bis 1663. Gesammelt von Ulrich Grafen Behr-Negen- dank-Semlow und Julius Freiherrn von Bohlen-Bohlendorf. Halle, Druck der Buchdruckerei des Waisenhauses, 1869." Während die hier ab- gedruckten Leichenpredigten Material über die Pommerschen Herzöge und ihre Angehörigen bieten, haben die Herausgeber durch zahlreiche Anmer- kungen wertvolle Beiträge zur Geschichte der bei den Prozessionen be- teiligten Familien geliefert, leider aber ein Register zu diesem lehrreichen Quartanten nicht beigefügt.

Eine nützliche Sammlung solcher „Ordnungen" veranstaltete Hans von Schwein ichen, geboren 1552, der sich als Fürstlich Liegnitzscher Rat, Marschall und Hofmeister, als Autobiograph und Sittenschilderer einen wohl- bekannten Namen erworben hat. Wie die Tagebücher2) dieses Mannes für die schlesische Genealogie von großer Bedeutung sind, so nicht minder seine Sammlung von Ordnungen und Prozessionen. Auf seinen Wanderfahrten mit Herzog Heinrich XI. durch das deutsche Reich, Polen usw. sah er vieles Merkwürdige an fremden Höfen. Er interessierte sich dabei besonders

1) Diese Quellenart kommt häufig in den Archiven und Bibliotheken vor, so z. B. in besonders reicher Anzahl in den Archiven zu Bamberg und Nürnberg. Im erst- genannten Archiv lagert auch eine beträchtliche Bändezahl sogenannter „Hofdiarien", in denen alle das Hofleben berührende Vorkommnisse, wie Reisen, Empfänge, Feste, ganz eingehend geschildert werden und sehr viele Personen genannt sind.

2) Hans von Schweinichens Tagebücher wurden zuerst von Büsching heraus- gegeben unter d. Titel: Lieben, Lust und Leben der Deutschen des 16. Jahrh., 3 Bde., Breslau 1821 23, jedoch in unvollständiger und mangelhafter Weise; dann von Her- mann Oesterley: Denkwürdigkeiten des Hans von Schweinichen, Breslau 1878; eine populär gehaltene Überarbeitung, bis zur Gefangennahme Herzogs Heinrichs XI. rei- chend, gab Ernst von Wolzogen, Leipzig 1885, heraus.

Hochzeitseinladungen. Urkundenbücher und Regestensammlungen. 59

für Festlichkeiten. Als fürstlicher Marschall und Hofmeister konnte er ja selbst in die Lage kommen, eine solche Festlichkeit arrangieren zu müssen. Um solche Solennitäten recht geschmackvoll und glänzend zu veranstalten, legte er sich ein Verzeichnis von solchen Prozessionen, die ihm vorkommen- den Falles zur Richtschnur dienen könnten, an. Wenn er auch nicht alle Prozessionen aufnahm, bei denen er beteiligt war, so brachte er doch ein stattliches Material zusammen. Dasselbe ist zum ersten Male von Konrad Wutke unter dem Titel „Merkbuch des Hans von Schweinichen" (Berlin, Stargardt 1895) herausgegeben. Gleich die erste Ordnung1) dieser Samm- lung aus dem Jahre 1582 bietet eine Fülle von Namen sowohl aus dem Adel, der die Trinkmarschälle, Vorschneider, die „Trucksassen von der Fr. Tafel" stellte, die Stühle bei der Fr. Tafel anwies und bei den Tischen auf- wartete, als auch aus dem Bürgerstand, den wir im Bier- und Weinkeller bedienstet finden und „auf der Fürsten und Herren Zimmer zu Aufwärtern bestellt worden". Als eine besondere Art der Quellen, die Hans von Schwei-

nichen benutzte und gelegentlich abdruckte, seien die „Futterzettel" erwähnt, die nicht nur Wagen und Rosse der höchsten Herrschaften verzeichneten, sondern auch angaben, wieviel Pferde für die einzelnen, mit ihren Vornamen verzeichneten „Landjunker" zu füttern waren.2) Das „Personen-, Orts- und Sachregister" der Wutke sehen Ausgabe, Seite 240 273, gibt eine für den Familienforscher sehr nützliche Übersicht über die in diesen Ordnungen vor- kommenden Personen.

Eine beachtliche Quelle sind Hochzeitseinladungen. Diesen pflegen Hochzeits- genaue Personalangaben über die Brautleute und den Hochzeitstag zu eina unger" verzeichnen. Der Reichtum dieser Quellenart ist ersichtlich aus Emerich v. Zen egg, Hochzeitseinladungen der steirischen Landstände, JAW 1910 u. 1912.

Für die ältesten Zeiten, in die eine rationelle Familienforschung, von urkunden- der Gegenwart ausgehend, vordringen kann, sind von den bibliothekarischen bücI»er und Hilfsmitteln die Urkundenbücher und Regestensammlungen die wichtigsten. lungen. Sie pflegen, von den Staatsverträgen abgesehen, zumeist höchstens bis etwa 1600 zu gehen; der größte Teil endigt wenn nicht früher, etwa mit dem Jahre 1500. Eine gute Zusammenstellung solcher Werke findet sich bei Dahlmann-Waitz, Quellenku. d. deutschen Geschichte. 8. Afl., hrsg. v. P. Herre. Leipzig 1912, S. 68 ff. Hier seien von dieser Quellenart beispielshalber die folgenden verzeichnet:

J. Ch. Lünig, Deutsches Reichsarchiv, 24 Bde., Leipzig 1710—22 (hiervon Bd. 24 Register). (E. Birk), Verzeichnis der Urkunden zur Geschichte des Hauses Habs-

!) „Ordnung wie es auf des Durchlauchten Hochgebornen Fürsten und Herrn Herrn Johann Georgen Herzog in Schlesien, zur Liegnitz und Brieg etc. hochzeitlichen Ehrenfest so mit Durchlauchten Hochgebornen Fürstin und Fräulin Anna gebornen Herzogin zu Wirttenberg etc. den löten Septemb. Ao. 1582 zum Brieg gehalten wor- den." — Knetsch, Von d. Hochzeit des hessischen Landgrafen Wilhelm d. Mittleren zu Kassel am 20. Okt. 1500, VJH 1901.

a) Auf des Herzog Friedrichs Hochzeit 1594 waren 1157 Roß zu füttern „ohne d. F. G. eigene Roß" (Ausgabe von Wutke S. 145).

60 Urkundenbücher und Regestensammlungen.

bürg (bis 1493); als Beilage zu v. Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg. Monumenta Boica, ed. academia scientiarum Maximil.-Boica. München 1763 ff. Monu- menta Zollerana. ÜB. z. Gesch. d. Hauses Hohenzollern, 7 Bde. u. Reg., hrsg. v. R. v. Still- fried u. T. Märker. Berlin 1852 66. Dazu Ergänzungsbd. v. J. Großmann u. M. Scheins, ebd. 1890. Wirtembergisches ÜB., hrsg. v. Kgl. Staatsarchiv in Stutt- gart. Stuttgart, seit 1849. Regesten der Markgrafen von Baden u. Hachberg, hrsg. v. d. Badischen hist. Korn., bearbeitet v. R. Fester u. H.Witte. Bd. lff. Innsbruck 1892ff. Urkunden und Akten der Stadt Straßburg. 1. Abt. ÜB. Bd. 1—7. 2. Abt. Politische Korrespondenz Straßburgs aus der Reformationszeit. Bd. lff. Straßburg 1897 ff. Hessisches Urkundenbuch. Leipzig 1879ff. Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, hrsg. v. O. Dobenecker. Jena, seit 1896. Westfälisches ÜB. Münster 1847 ff. ÜB. zur Gesch. d. Herzöge v. Braunschweig u. Lüneburg u. ihrer Lande, hrsg. v. H. Sudendorf. 10 Bde. Dazu Registerbd. v. C. Sattler. Hannover 1859 83. Codex diplomaticus Saxoniae regiae, hrsg. v. E. G. Gersdorf, K. F. v. Po- sern-Klett, O. Posse u. H. Ermisch. Leipzig, seit 1864. Mecklenburg. ÜB. Bd. 1 23. Schwerin 18631t. Geschichtsquellen d. Prov. Sachsen u. angrenz. Gebiete. Hrsg. v. d. hist. Komm. d. Prov. Sachsen. Bd. 1—36, 38—43. Halle 1870 ff. Codex diplomaticus Lusatiae superioris, hrsg. v. G. Köhler. Görlitz 1851 ff. Fortsetzung unter d. Titel: Codex diplomaticus Lusatiae superioris II, hrsg. v. R. Je cht, ebd. 1896 ff. Codex diplomaticus Brandenburgensis, hrsg. v. A. F. Riedel. 1. Haupttl. 25 Bde. 2. Haupttl. 6 Bde. 3. Haupttl. 3 Bde. 4. Haupttl. (Chroniken). 1 Bd. 1 Splbd. Berlin 1838 65. Chronolog. Register, 2 Bde. Namensverzeichnis, bearbeitet v. A. W. Heffter. 3 Bde. Ebd. 1867—69. Codex Pomeraniae diplomaticus. Ed. K.F.W. Hasselbach u. J. G. L. Kosegarten. Bd. 1. Greifsw. 1862. Pommersches ÜB., hrsg. v. K. Staatsarchiv zu Stettin. Bd. I,1: R. Klempin, Regesten, Berichtigungen u. Er- gänzungen zum Codex Pomeraniae. Bd. I,2. 2. 3. hrsg. v. R. Prümers; Bd. 4 hrsg. v. G.Winter. Bd. 5. 6. hrsg. v. O. Heinemann. Stettin 1868— 1907. Codex diplo- maticus Silesiae, hrsg. v. Ver. f. Gesch. u. Altert. Schlesiens. Bd. 1 24, Breslau 1857 ff. C. Grünhagen u. H. Markgraf Lehns- u. Besitzurkunden Schlesiens u. snr. ein- zelnen Fürstentümer im MA. Leipzig 1881, 83. Regesta diplomatica necnon episto- laria Bohemiae et Moraviae (ed. C. J. Erben et J. Em ler). 4 Bde. Prag 1855 ff. P. Georgisch, Regesta chronologico-diplomatica, in quibus recensentur omnis generis monumenta et documenta publica. 4 Bde. Leipzig 1740 44. Codex diplomaticus anecdotorum res Moguntinas illustrantium, hrsg. v. V. F. de Gudenus. 5 Bde. (5. Bd. hrsg. v. F. C. v. Buri u. J. D. v. Olenschlager). Göttingen 1743. Frankfurt u. Leipzig 1747 58. Hansisches Urkundenbuch (hrsg. v. Höhlbaum, Kunze, Stein). Halle 1 876 ff. ÜB. d. Stadt Lübeck. Lübeck 1843—1905. 11 Bde.— Hamburger ÜB. Hamburg 1842-1911. 11 Bde. ÜB. der Stadt Hildesheim, hrsg. v.R. Doebner. 8 Bde. Hildes- heim 1887—1901. Liv-, Esth- u. Curländisches ÜB. nebst Regesten, Bd. 1—6, hrsg. v. F. G.v.Bunge; Bd. 7— 9 fortgesetzt v. H. Hildebrand; Bd.10u.ll v. Ph. Schwartz (bis 1499). Bd. 12 v. Ph. Schwartz u. A. v. Bulmerincq. Reval 1852—73; Riga 1881 bis 1909. 2. Abt. von dens. u. L. Arbusow, Bd. 1—2 (1494—1500). Ebd. 1900—5.— ÜB. z. Gesch. d. Deutschen in Siebenbürgen, hrsg. v. F. Zimmermann, C.Werner u. G. E. Müller. Hermannstadt 1892ff. Niederösterreich. ÜB. Wien 1851 ff. Oberösterreich ÜB. Linz 1852 ff. Salzburger ÜB. v. W. Hauthaler, seit 1898. Schweiz: Monuments de l'hist. de Bäle, Porrentruy 1852 1867. 5 Bde. Recueil dipl. du cant. de Fribourg. 7 Bde. Freib.i.S. 1839— 1863. ÜB. d. Landsch. Basel. Bas. 1881, 1883. 2 Bde.— ÜB. d. Stadt Basel. Bas. 1890—1910. 11 Bde. ÜB. d. Abtei St. Gallen. St. Gallen. 5 Bde. 1863—1911. ÜB. d. Stadt u. Landsch. Zürich. Zur. 1888—1912. 9 Bde. Die großen Urkundenwerke über die allgemeinen Angelegenheiten von Staat und Kirche (z. B. die Acta imperii, die Regesta regum atque imperatorum, Stumpfs Reichskanzler, die Regesta pontificum Romanorum u. a. vgl. Dahlmann-Waitz-Herre 1912. S. 68, 324) bieten für die spezielle Geschichte einzelner Familien verhältnismäßig wenig. Ertragreicher sind in dieser Beziehung diejenigen vatikanischen Urkunden, welche die Dispense enthalten, und die aus vatikanischen Urkunden geschöpften Urkundenbücher

Stammbäume. 61

einzelner Provinzen oder Länder, vgl. z. B. Sauerland, Urkunden und Regesten z. Gesch. der Rheinlande aus dem vatikanischen Archive. Bonn 1902 1912.

Von den Stammbäumen1) aus alter und neuer Zeit sind sehr viele Stammbäume. mehr oder weniger unzuverlässig.2) Urkundliche Belege für die Richtigkeit der einzelnen Angaben eines Stammbaumes sind durchaus notwendig; denn da erfahrungsgemäß bei Stammbäumen sehr leicht Irrtümer unterlaufen, so hat der Benutzer eines Stammbaumes das volle Recht, zu verlangen, daß ihm auch von Autoritäten auf genealogischem Gebiet für jede Angabe die Quelle angegeben wird. Stammbäume ohne Quellenangabe sind für eine exakte Familienforschung so gut wie wertlos und können höchstens durch die wissenschaftliche Autorität ihres Verfassers relativen Wert erhalten. Was im allgemeinen über den Wert der meisten Stammbäume zu halten ist, mögen die der freiherrlichen Familie von Friesen dartun. Unter den zahl- reichen Stammbäumen dieser Familie ist der im Jahre 1853 gelegentlich der Feier des 200jährigen Freiherrnjubiläums derer von Friesen von Dr. Leo Bergmann verfaßte im Druck erschienen. Er war seinerzeit der reich- haltigste und ausführlichste Stammbaum, den es in der genannten Familie gab, deckte sich auch mit den Angaben in Valentin Königs Adelschronik und reichte bis zum Jahre 1488 zurück. Aber bei der Mehrzahl der darin angeführten Mitglieder waren Angaben über ihren Geburts-, Verheiratungs- und Todestag nicht vorhanden. Eine urkundliche Kontrolle der Stammbaum- arigaben fehlte. Als nun Ernst Frhr. von Friesen, der Verfasser der be- rühmten „Geschichte der reichsfreiherrlichen Familie von Friesen" (Dresden, Verlag von Heinrich, 2 Bde.), von mehr als 100 Geistlichen und Kirchenbuch- führern des In- und Auslandes das einschlagende urkundliche Material herbei-

*) Hildebrand, T. H., De probatione per stemmata genealogica sive vom Be- weiss durch Stamm-Bäume u. Geschlechts-Reg. Nürnberg 1719. Über Stammbäume handelt näher Rose in d. Allgemeinen Encyklopädie d. Wftn. u. Künste v. Ersch u. Gruber, 1. Sektion, 57. Tl. 1853, S. 336ff. Max Conrat (Cohn), Arbor juris des früheren Mittelalters mit eigenartiger Kompilation. Abhdl. d. Kgl. Preuß. Ak. d. Wftn. 1909. Phil. hist. Kl. Anhang, Abh. II; drs. im Archivio storico italiano 1911. Vgl. auch Hölscher, Franz, Genealogische Tafeln f. d. Geschichtsunterricht. Progr. Gymn. Attendorn 1894. Scheftlein, H., Genealogischer Schulatlas. 1899. Nützlich zu lesen, weil auf jahrzehntelanger Archivpraxis beruhend, ist Grotefend, [H., Über Stammtafeln, mit e. Beispiel: Familie Wachenhusen, VMG. - Beringuier, Die Stamm- bäume d. Mitglieder d. französischen Kolonie. Berlin 1887.

2) Hörschelmann, Slg. zuverlässiger Stamm- u. Ahnentafeln verschiedener jetzt florierenden adligen u. freiherrl. Familien. Coburg 1774. Humb rächt, Joh. Maxin., D. höchste Zierde Deutschlands u. Vortrefflichkeit d. Teutschen Adels, vor- gestellt in d. Reichs -Freyen Rheinischen Ritterschaft, Auch auss derselben entspros- senen u. angränzenden Geschlechtern, so auff hohen Stifftenn aufgeschworen od. vor 150 Jahren Löblicher Ritterschafft einverleibt gewesen, Stammtafeln u. Wapen. Frankfurt a. M. 1707L Seifert, Joh., Hochadlige Stammtafeln. 4 Bde. Regensburg 1721. Weltrich, Rieh., Schillers Ahnen. E. familiengeschichtl. Untersuchung. Mit 6 Stammtfln. u. 4 in den Text gedruckten Wappen. Weimar 1907. (Dazu „Schillers Ahnen". Wiss. Beil. d. Leipziger Zeitung 1907, Nr. 52.) Wie man Stammbaum- bestrebungen verspottet hat, berichtet Rieb er, Wachstum u. Altersentwicklung unserer Familien, HGBAB V 1908, S. 157.

62 Stammbäume.

zog, ergab sich, daß Bergmanns Stammbaum so viel Fehler enthielt, daß er eigentlich unbrauchbar war. Einer war zum Sohne seines Bruders gemacht, wodurch dessen Sohn wieder zu seinem Enkel verwandelt wurde; ein jüngerer Bruder zum älteren verwandelt, wodurch dessen Nachkommenschaft die ältere Linie wurde, und dergleichen mehr; Geburts- und Todesdaten waren aber nur selten richtig. Infolgedessen war Ernst Freiherr von Friesen genötigt, auf Grund von Kirchenbuchnachrichten einen vollständig neuen Stammbaum aufzustellen.1)

Als ein Muster, wie Stammtafeln zu bearbeiten sind, sei empfohlen das klassische Werk: Die Wettiner. Genealogie des Gesamthauses Wettin Er- nestinischer und Albertinischer Linie2), im Auftrage des Gesamthauses heraus- gegeben von Otto Posse. Leipzig und Berlin 1897. Posse begnügt sich hier nicht, auf Grund eines mit unendlichem Fleiße zusammengebrachten, weitverstreuten und oft schwer zugänglichen Materials die Zeit der Geburt, der Heirat und des Todes der verschiedenen Glieder des Hauses genau, so- weit irgend möglich war, festzustellen, sondern er gibt auch in einem An- hange die Quellen für sämtliche, auf der Stammtafel enthaltenen Daten an. „Diese Neuerung, welche in dieser Weise meines Wissens noch nie vorher bei Herstellung der Stammtafeln eines souveränen Hauses eingeführt worden ist, sollte," wie Theodor Schön (DH XXIX, 1898, Nr. 12, S. 168) sehr richtig bemerkt, „fortan bei ähnlichen Publikationen zur Regel werden. Mit dem gleichen Rechte, wie der Leser eines historischen Werkes vom Verfasser den Nachweis der Quellen verlangt, kann der Leser einer Stammtafel von dem Verfasser eine genaue Angabe verlangen, woher derselbe etwaige neue, von den bisher bekannten abweichende Daten geschöpft hat. Erst wenn der Autor diesem nachgekommen ist, kann der Leser entscheiden, was auf Rech- nung der Kombinationsgabe des Autors und was auf wirklich neue For- schungen bei diesen neuen Daten zu setzen ist."3)

*) Familiennachrichten und Stammbaummaterialien in d. Zittauer Ratsbibl., NLM XXXI, 80. Vgl. auch: Magnus' genealogische Collectaneen, Inhaltsangabe zweier Bände, v. Fr. Schneider ebd. XVII, 294. Unbescheid, H., Chronik u. Stamm- baum in Originalbeitr. deutscher Dichter, 1908 (vgl. auch die nette Gesangssammlung: Heroldslieder zum 40jährigen Stiftungsfest [des Vereins „Herold" in Berlin] gesammelt. Berlin 1909. Druck v. C. A. Starke, Görlitz); drs., Chronik u. Stammbaum in hundert Sprüchen (beide Arbeiten im Vrl. Gebr. Vogt in Papiermühle [S.-A.]; drs., Chronik u. Stammbaum im Bürgerhause in: „Aus d. Akten einer deutschen Familie. Ein Mahn- wort an Haus und Herd", I, 1900, S. lf. Kahla, A. Wellers Verlag.

8) Ältere Darstellungen von Bircken (s. Register) u. Hönn, S. R, Des chur- u. Fürstl. Hauses Sachsen Wappen- u. Geschlechts -Untersuchung. Mit T.-Kupf., 48 Abb. (Siegel) u. Stammtfl. Leipzig u. Coburg 1704.

3) Sehr gute Muster von Stammtafeln sind neben Posse die in Balzers Genealogia Piastöw und die Arbeiten von Wertner (vgl. Register). Eine beachtenswerte Art, Stammbäume drucken zu lassen u. zu erläutern, ist die, jeder Person eine Ziffer bei- zugeben, unter der dann im erläuternden Text die biographischen Einzelheiten dar- gelegt werden, sowie die, die Träger des Familiennamens, rot, die übrigen (ange- heirateten, verschwägerten) aber schwarz zu drucken. So ist der Stammbaum behan- delt z. B. in dem als Manuskript gedruckten Heft: „Erläuterungen zum Stammbaum der im 18. Jahrhundert aus Johanngeorgenstadt (Chur-Sachsen) ins Siegerland (Hanau

Kalender und Almanache. 63

Kalender und Almanache. Eine für den Familienforscher sehr be- Kalender und achtenswerte Quelle sind die Kalender und Almanache.1) Der älteste ge- Almanache druckte deutsche Kalender wurde 1439 von Johannes de Gamundia heraus- gegeben (Holztafeldruckwerk, vgl. Gottfr. Zedier in Nr. I der Veröffent- lichgn. der Gutenberg -Gesellschaft). Ihm folgten bald eine Menge anderer. In diese Kalenderausgaben trug man hier und da Aufzeichnungen über Dinge ein, die dem Besitzer des Kalenders wichtig erschienen. Durch leer gelassene Blätter wurde von vornherein dafür gesorgt, daß für solche Nieder- schriften Raum vorhanden war. So trug z. B. in das Exemplar des „Calen- darium historicum" vom Jahre 1559 (Wittenberg in officina haeredum Ge- orgii Rhann), das auf der Hofbibliothek in Wien aufbewahrt wird und die Signatur 49, M. 13 trägt, der steierische Landschaftssekretär Caspar Hirsch verschiedene Aufzeichnungen ein.2) Seinem Beispiele folgte sein Sohn Sieg- fried. Diese Eintragungen betreffen teils die Familie Hirsch, teils allgemeine Angelegenheiten. Hier eine Probe: „22. Jänner. Anno 1579 nata est mihi prima filia Dorothea ex Susanna uxore. Compatres dominus pastor D. Horn- berger, dominus de Sarau Erasmus, Ordinarius et d. Joh. Leib, uxor domini Wagneri, uxor domini Wilhelmi Ratmanst(orffer) archigrammatici Graecensis, Pangriessers uxor ... 16. Februar. Hohenberterin Pragam profecta est. Anno 1578 duxi secundam meam uxorem Susannam Pragensem. 17. Februar. Ven- didi meas aedes, quas in urbe Vienna habui, Stephano Wolf pro 1500 Fl. Anno 1567. 19. Februar. Imp. Ferdinandus accepit coronam et gladium dono datum a papa in templo Augustini. 1600 Pastor Eferdicensis me accusavit apud dominum Erasmum de Starhemberg propter sanam doctrinam univer- salis electionis et excommunicavit."

Die ältesten Kalender3) enthalten die sogenannten Kalenderpraktiken, d. h. Angaben, an welchen Tagen man zu purgieren, Ader zu lassen, Medizin

a. d. Sieg) eingewanderten, jetzt meist im Bergischen (Rheinland) verbreiteten Familie Heinrich. Hrsg. 1908 von Christian Qottlieb Heinrich, Bürgermeister in Wald (Rheinl.)." Eine beachtliche Weise, Stammbäume für Druckwerke herzustellen, findet sich, wie Kekule von Stradonitz: „Die Geschichte des Geschlechts von Berg", Neue Preußische Zeitung, 13. Spt. 1904, richtig bemerkt, in dem Werke: „Geschichte des uradligen Hauses Berg 1223 1903" (von Ebrard u. v. Nathusius-Neinstedt, Frank- furt a. M. 1904). Die sehr ausgedehnten 5 Stammtafeln des Geschlechtes teilweise von ganz außergewöhnlichem Umfang, da sich die Berg in der Neuzeit ungewöhnlich stark verbreitet u. verzweigt haben, sind in technischer Beziehung musterhaft. Auf gutes Papier gedruckt, in der Weise von Landkarten aufgezogen, sind sie in das Buch ein- gebunden, und zwar derart, daß man die herausgeklappte Stammtafel neben dem auf- geschlagenen Buche hat, also beides gleichzeitig benutzen kann. Durch starke Papier- falze wird der Raum im Einband für die zusammengeklappten Stammtafeln gewonnen. Ein großes Material (ca. 1500 Stück) von Stammbäumen erliegt bei dem Centraal Bureau voor Genealogie en Heraldiek in s' Gravenhage sowie bei allen Heroldsämtern.

!) Menöik, Ferd., Sitzungsber. d. K. böhm. Gsft. d. Wftn. Prag 1885, S. 67.

2) Meneik, Ferd., Caspar Hirsch u. seine Familienaufzeichnungen, Jb. d. Gsft. f. d. Gesch. d. Protestantismus in Österreich, 22. Jg. 1901, S. 18ff.

») Die Braunschweigischen Anzeigen v. Jahre 1743 u. 1744 enthalten Nachrichten v. d. ältesten Kalendern. Bayrische Ordens-Almanache u. Ordens-Kalender sind zu- sammengestellt OBA 29, S. 256 f. Der Wappen- Almanach d. K. B. Haus-Ritter-Ordens

54 Kalender und Almanache.

zu nehmen, zu baden usw. habe. Eine wesentliche Erweiterung ihres In- haltes weisen die Kalender seit dem Ende des 1 8. Jahrhunderts auf. Man erkannte im Kalender das geeignete Mittel, gemeinnützige Kenntnisse und Aufklärung unter den niederen Volksschichten zu verbreiten. Es bildete sich mit der Zeit eine förmliche Kalenderliteratur aus, welche allgemeine Belehrung und Unterhaltung als Hauptzweck verfolgte. Diese Belehrung erstreckte sich auch auf gewisse Beamtengruppen, z. B. auf die Geistlichen, Stadtväter und Stadtverordneten eines bestimmten Ortes oder einer be- stimmten Gegend. Es können solche Angaben dem Familienforscher ge- legentlich recht gute Dienste leisten.

Almanache nannte man kalenderartige Tafeln mit astrologischen und sonstigen Notizen. Der erste gedruckte war der von Regiomontan 1474 für die Jahre 1475 1506 herausgegebene und später bis 1551 fortgesetzte Al- manach, der in Nürnberg in lateinischer Sprache erschien. Jährliche Alma- nache scheinen erst im 16. Jahrhundert aufgekommen zu sein. Im 17. Jahr- hundert fing man an, den astrologischen und meteorologischen Kalender- notizen anderweitige Nachrichten hinzuzufügen. So gab der A. royal, der seit 1679 in Paris erschien, Notizen über den Postenlauf, die Hoffeste, die Messen und Märkte usf., seit 1679 wurden auch die Genealogie des König- lichen Hauses, ein Verzeichnis der höheren Geistlichkeit u. dgl. hinzugefügt. Hiermit ist familiengeschichtliches Material gegeben. In Deutschland fand dies bald Nachahmung und seit 1730 auch in England.1) Kaiendarien Einer besonderen Hervorhebung wert sind die Kaiendarien aer Dom-

der Domsüfter stifter .^ In früheren Zeiten pflegten mehrere deutsche und ausländische Stifter, bei denen die Präbendare adeliger Abkunft3) sein mußten, alljährlich Kalender oder Almanache herauszugeben, die zu den interessantesten und zugleich auch authentischsten heraldischen Dokumenten gehören. Diese Almanache, in der Form von mehr oder minder großen Tafeln gedruckt, geben nämlich stets außer dem Kalendarium und einigen damit zusammen-

v. heil. Michael enthält nicht nur Wappen u. Porträts, sondern auch Ahnenproben der Ritter u. genealogische Notizen; 1769 93 war der Titel: Nouveau Calendrier du tres illustre ordre equestre de Baviere sous le titre . . de Saint Michael-Archange. Von 1794 an fiel das Nouveau weg. Frhr. v. Bruselle-Schaubeck, Wappenkalender der freien Reichs-Ritterschaft in Schwaben, HQBAB 1910.

x) Champier, Victor, Les anciens almanachs illustres, histoire du calen- drier depuis les temps anciens jusqu'ä nos jours, ouvrage accompagne de 50 planches hors texte en noir et en couleur, reproduisant les principaux almanachs illustres ou graves par Leonard Qaultier, Crispin de Passe, Abraham Bosse, de Larmessin, Lepautre, Cl. Audran, Qravelot, Corhin Queverdo, Dorgez, Debucourt, Deveria etc. etc. Paris, bibliotheque des deux mondes. E. Frinzine et Cie., editeurs. Rue Bonaparte 1, 1886. Welschinger, Les almanachs de la Revolution. Paris 1834. Orand-Carteret, Les almanachs francais, edits ä Paris 1600 1895, Paris 1896.

2) Bormanns, Stanislaus, Über die Kaiendarien der Domstifter, JAW 4, 8.

s) In einigen Domstiftern finden sich neben adligen auch nichtadelige Domherren; diese mußten aber Doktoren sein und galten als personaladelig dem Stiftsadel gleich, sie legten sich ein (oft sehr unheraldisch zusammengestelltes) Wappen bei, falls ihre Familie nicht schon früher ein solches geführt hatte.

Kalender und Almanache. 65

hängenden Beisätzen die Wappen, Namen und Titel sämtlicher zur Zeit in dem betreffenden Stifte lebender Glieder an, und zwar in der Regel mit großer Genauigkeit.1) Als ein Beispiel solcher Stiftskalender sei der für Osnabrück vom Jahre 1758 erwähnt. Der Antiquariatskatalog von Ferdi- nand Schöningh Nr. 97, 1908, der diesen Kalender für 50 Mark anbietet, beschreibt ihn wie folgt:

„Calendarium Cathedralis Ecclesiae Osnabrugensis. Stifts-Calender a. d. J. 1758. Kupferstich J. W. Baumgartner del., Klauber sc. mit reich, figürlichen und ornamentalen Darstellungen. Oben in Wolken die hl. Dreifaltigkeit, darunter der hl. Joseph, Petrus, Paulus, Bischof Wiho, Crispinus, Crispinianus, Karl d. Gr. u. d. Wappen d. Bischofs Clemens August. In der Mitte befindet sich das Kalendarium, umgeben von den Wappen der derzeit. Domherren. Unten in reicher Cartouche eine hübsche Ansicht von Osnabrück. Höhe 123 cm. Breite 64 cm. Die Wappen sind die derer v. d. Asseburg, zur Hindenburg, v. Spies, v. u. z. Weichs, Stael zu Sutthausen (3 mal), v. Wachtendonk, v. Oer, v. d. Eggelborg, v. Meschede z. Alme, Wolfr. Metternich z. Werden u. Gracht, v. Roll, v. Beververde-Stockum, v. d. Bussche-Hunnefeld, v. Hacke, v. u. z. Weicht z. Wenne (3 mal), v. Korffgen, Schmising-Patenhausen, v. Ketteier z. Harcotten, v. Landsberg, v. Galen zu Dincklage, v. u. z. Weichs z. Roesberg, Droste z. Hülshoff, v. Kerckerinck z. Stapel."

Es gibt jetzt für alle möglichen Berufsarten Kalender, von denen einige, Berufskalender. wie z. B. der Universitätskalender und der Kalender für Eisenbahntechniker, zum Teil mit Beiheften versehen, durch die Bearbeitung des Materiales und die Gediegenheit ihrer Beiträge wissenschaftliche Bedeutung gewonnen haben. Die hier dargebotenen Personenstandvermerke sind dem Familienforscher ge- legentlich nützlich.2) Wegen der zahlreichen, scharf und gut ausgeführten Photographien, die in Verbindung mit Biographien alljährlich von Mitgliedern der sächsischen Geistlichkeit in ihm veröffentlicht werden, verdient eine be- sondere Erwähnung der „Amtskalender für evangelisch-lutherische Geistliche im Königreich Sachsen" (40. Jhrg. 1910). Herausgeg. v. d. Niedererzgebirgi- schen Predigerkonferenz.

Eine Besonderheit in der Kalenderliteratur ist der seit 1885 unter dem Münchener Einfluß der Wiederbelebung der deutschen Renaissance erscheinende „Mün- chener Kalender" von O. Hupp, der sich in seinem farbigen Bildschmuck, in der Form der Typen und in der Anordnung des Satzes an die deutschen Druckwerke des 16. Jahrhunderts anschließt. Seit 1895 bringt er regelmäßig Wappen, nachdem er schon (nicht in der heutigen Größe und Ausstattung) 1890 die Wappen der deutschen Staaten und 1894 die des Papstes und des bayerischen Episkopates gebracht hatte.

x) Interessantes Material ist in den Kapitular-Protokollen enthalten. Den Inhalt solcher Protokolle (conclusions capitulaires) aus Lüttich hat Stan. Bormanns teilweise veröffentlicht in den Analectes pour servir ä l'histoire ecclesiastique de la Belgique Tom. VI— XII (1869—1875). Es existiert davon auch ein Separatabdruck unter dem Titel : Repertoire chronologique des conclusions capitulaires du chapitre de St. Lambert ä Liege, Tom. I, 1427—1650, Liege 1875. Die Wappen der dortigen Domherren be- finden sich in dem Werke von F. X. de Theux, Le chapitre de St. Lambert ä Liege. 4 vols. 4. Brüssel 1871.

2) Knobloch, Die wichtigsten Kalender der Gegenwart. Wien 1885. von Reinsberg-Düringsfeld, Katechismus der Kalenderkunde. Leipzig 1876.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. 5

56 Kalender und Almanache. Adreßbücher.

Hof- und Staats- Eine besondere Gattung bilden die Hof- und Staatskalen der, deren kaiender. erster der „Status particularis regiminis Ferdinandi II" (Wien 1637) war. Sie enthalten auch Angabe der Personen, die bei Hoffesten Dienst getan haben, und fügen nicht selten auch Stand und Vornamen derselben hinzu. Viele Geschlechter finden daher in diesen Hof- und Staatskalendern eine Reihe ihrer Mitglieder vertreten.1) Beispielshalber sei der Königlich Preu- ßische Genealogische Kalender genannt, der durch C. v. Bardeleben eine vor- zügliche Wertschätzung erfahren hat.2)

Adreßbücher. Von den sächsischen Adreßbüchern bringt das Leipziger die Behörden

seit 1701, die Haushaltungen seit 1730. Der „Dresdener Residenz-Kalender" hat kürzlich3) sein 100 jähriges Jubiläum gefeiert. Schon 1797 gab G.W. Ferber „Dresden, zur zweckmäßigen Kenntnis seiner Häuser und deren Bewohner" heraus, ein nach den Stadtteilen und Straßen geordnetes Verzeichnis der Einwohnerschaft mit besonderer Aufzählung der Ratsbeamten, Geistlichen, Innungen, Fabrikanten und Boten. Beigegeben war ein alphabetisches Ver- zeichnis der Einwohner. 1799 folgte eine zweite Ausgabe, deren Inhalt ge- rade umgekehrt angeordnet war: dem Verzeichnis der Ratsbeamten u. dgl. folgte ein alphabetisches Verzeichnis der Einwohner mit Wohnungsangaben ; eine Zusammenstellung der Hof-, Staats- und Militärbeamten fehlte. Nun gab es zwar schon seit 1728 den regelmäßig erscheinenden Kgl. Polnischen und Churf. Sächsischen, seit 1765 den Churf. Sächsischen Hof- und Staats- Kalender, aus dem 1807 der Kgl. Sächsische wurde; doch waren diese Quart- bände zu teuer. Für das Dresdner höhere Publikum war ein Verzeichnis der in Dresden lebenden Hofbeamten erwünscht. Daher ließ der Buch- händler Arnold 1809, trotz der schlimmsten Kriegsjahre seinen Dresdner Adreß-Kalender nach Ständen geordnet erscheinen, ein Staatshandbuch für Dresden. Eigentliche Hofnachrichten fügte Josef Friedrich Dorn hinzu, der von 1804 bis mit 1808 den „Dresdner Residenz-Kalender" erscheinen ließ und ihm 1809 bis mit 1822 den Titel „Kalender zum Gebrauche der Resi- denz" gab. Der Kalender enthielt außer unterhaltenden Aufsätzen eine Genealogie des gesamten Chur- und Sächsischen Hauses und seit 1808 die Genealogie der Kaiser und Könige. Das Erscheinen des Kalenders war nicht regelmäßig: es finden sich Lücken und falsche Zählungen. Seit 1876

i) Als bes. reichhaltig verdient der Württemberger Hof- u. Staatskai. 1879 in WJB hervorgehoben zu werden, da er sich über eine lange Reihe von Jahren erstreckt (LXX Seiten Großquart). Man findet hier ein Verz. der Präsidenten d. Geheimen Rates u. d. Staatsministeriums, der Minister- u. Departementchefs seit d. 8. Nov. 1816; Verzeichnis der Mitglieder der konstituierenden Versammlungen von 1815 1819; ein Verz. d. Mitglieder der Kammer der Standesherren seit 1820 nach Aufzeichnungen von Bullinger u. Widmann; ein Verz. d. Mitglieder d. Kammern d. Abgeordneten seit 1820 nach Aufzeichnungen v. Bullinger u. Hartmann.

2) Vgl. C. v. Bardeleben, Die Kgl. preußischen Genealogischen Kai. von 1724 bis 1850, VJH 1908 (auch separat Berlin 1909).

•) Dresdner Residenz-Kalender auf d. J. 1911. 100. Jg. Hierin P. E. Richter, E. Rückblick auf d. Gesch. d. Dresdner Residenz-Kalenders, dem der obige Text ge- folgt ist.

Adreßkalender und Staatshandbücher. 67

hat den Residenz-Kalender die Kgl. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach (Warnatz & Lehmann) in eigenen Verlag übernommen und bis jetzt fort- geführt. Der Jahrgang 1827 enthält auf Seite 131 199 ein „Genealogisches Verzeichnis des im Königreich Sachsen bediensteten und ansässigen Adels. Mit Angabe der resp. Rittersitze desselben". Seit 1886 hat Frhr. v. Zedt- witz die Wappen der Adelsfamilien des Königreichs veröffentlicht mit kurzen Erläuterungen, die 1899 zu einem Sächsischen Wappenbuch zusammen- gestellt wurden. Die Jahrgänge seit 1900 brachten hierzu Ergänzungen.

Die preußischen Adreßkalender1) sind durch ihre authentischen Behörden- Die preußischen und Beamten Verzeichnisse für die Familienforschung von hohem Wert, be_Adreßkalender sonders dann, wenn der gegenwärtige Bestand der Personalakten lücken- haft ist. Dann aber leisten sie uns zuweilen auch mit ihren Wohnungsan- gaben willkommene Hilfe; für alle diejenigen jüngeren Beamten, die bei ihren Eltern wohnten, gibt uns die Adresse unverzüglich erwünschten Auf- schluß über ihre Herkunft; so manches interessante Verwandtschaftsverhältnis ist uns lediglich aus einer derartigen Notiz bekannt.

Das erste periodische Behördenverzeichnis ist der „L'Etat de la France", Periodische der seit 1650 bis in den Anfang des 1 8. Jahrhunderts erschien. Wichtig ist zeichmsse. das päpstliche Handbuch „La gerarchia cattolica".

Mehr Qlück als das bald sehr voluminöse Jahrbuch L'Etat de la France staa„ts- hatte der „Almanagh", den der Buchhändler Laurent d'Honay seit 1684 jährlich neu herausgab. Er stellte das älteste wirkliche Staatshandbuch dar. Dem Büchlein widerfuhr 1699 das Glück, daß der König nach ihm verlangte; seitdem führte es den Titel „Almanach Royal". Mit jeder Verfassungsände- rung wechselte es seinen Titel: aus dem „Almanach Royal" wurde in der großen Revolution ein „Almanach National", aus diesem nach der Krönung Napoleons ein „Almanach Imperial" und nach der Februarrevolution von 1848 wiederholten sich diese Umnennungen in derselben Weise. Auch das noch heute bestehende österreichische Hof- und Staatshandbuch reicht ins 17. Jahr- hundert zurück ; es ist hervorgegangen aus dem Wiener „Staats- und Standes- Calender" und führte seit 1776 den Titel „Hof- und Staatsschematismus der röm. Kais, auch Kais. Königlich und ertzherzoglichen Haupt- und Residenz- stadt Wien etc. etc." Hier findet man eine Übersicht über alle Hof-, Zivil- und Militärbehörden nicht nur in Wien, sondern überhaupt im ganzen Bereich der Monarchie.

Wie es die Gleichartigkeit ihres Zweckes mit sich brachte, zeigten alle diese Staatskalender, die deutschen2) sowohl wie die außerdeutschen, unter- einander eine mehr oder weniger weitgehende Übereinstimmung in der äußeren Einrichtung und der Anordnung des Inhalts. Teilweise entsprechen sie schon ganz unseren modernen Staatshandbüchern; vielfach war aber dieser Begriff noch nicht so scharf ausgebildet wie heute: wo die Residenz schon

J) Das Folgende aus Martin Haß, Die preußischen Adreßkal. u. Staatshandb. als historisch-statistisches Lexikon. FBP 20. Drs., Der älteste Berliner Adreßkal. FBP 22 (1909).

2) Das Staatshandb. f. d. Kgr. Sachsen erscheint im Verl. v. C. Heinrich.

5*

58 Adreßkalender und Staatshandbücher.

damals eine ansehnliche und weitläufige Stadt war, pflegte man mit dem eigentlichen Behördenverzeichnis zugleich ein Adreßbuch für die Residenz zu verbinden, indem man auch einige Privat- und Geschäftsleute aufnahm und durchgängig die Wohnungen angab. Dies Moment tritt nirgends stärker hervor als bei den preußischen Adreßkalendern. Bei ihnen kommt außerdem hinzu und darin stehen sie vollkommen allein , daß sie sich niemals und in keiner ihrer Arten auf das ganze Staatsgebiet erstreckten. Sie können aus diesen Gründen nicht den Anspruch machen, als eigentliche Staatshand- bücher zu gelten; wenn sie auch für diese ein brauchbares Surrogat bilden, so tragen sie ihrer Entstehung und ihrem Inhalt nach doch mehr den Cha- rakter eines systematisch angelegten städtischen Adreßbuches. Sie gehören in diesem Sinne einer seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts in Deutschland weit verbreiteten Literaturgattung an. Für eine ganze Reihe größerer Städte besitzen wir solche Bücher, die gewöhnlich den Titel „Das itztlebende . . ." oder das jetztflorierende . . ." führten. Obwohl vorzugsweise die öffentlichen Ämter und Kollegien berücksichtigend, waren sie doch weniger für den Ge- brauch der Behörden als vielmehr für die „polite Welt", insbesondere die durchreisenden Fremden bestimmt, die nicht nur über „die Verfassung des Regiments und Kirchenstaats", sondern auch über den genauen Namen und Titel der berühmtesten Persönlichkeiten einer Stadt unterrichtet sein wollten. Das Beispiel, das diese oder jene besonders bedeutende Stadt in dieser Hinsicht gab, fand in anderen Städten bald Nachfolge. Der schon erwähnte Wiener Kalender wurde nicht nur für den Berliner Adreßkalender, sondern auch für verschiedene andere ähnliche Bücher, wie namentlich das „itztlebende Breslau", vorbildlich, dessen direkte Fortsetzung die „Schlesische Instanzien-Notiz" bildet. An das Muster des „Itztlebenden Leipzig" schloß sich das 1701 erschienene „jetztlebende Halle" an, das wahrscheinlich als das älteste Adreßbuch einer preußischen Stadt überhaupt zu betrachten ist.

Die Anfänge des Berliner Adreßkalenders gingen von der brandenbur- gischen Sozietät der Wissenschaften aus, der durch das Patent vom 10. Mai 1700 die Herausgabe aller Kalender im ganzen Umkreis des Staatsgebietes übertragen worden war. Ein erster Versuch erschien 1704 unter dem nicht völlig zutreffenden Titel „Das jetztlebende Königlich-Preußische und Cur- fürstlich-Brandenburgische Haus", ein zweiter im Anschluß an den Wiener Hofkalender und an das in Hamburg erscheinende europäische genealogische Handbuch „Die durchlauchtige Welt".1) In der 1704 erschienenen Form ist dann der Berliner Adreßkalender bis auf die Gegenwart fortgeführt worden. 1838 1846 entwickelte er die Tendenz, sich zu einem brandenburgischen Provinzial-Adreßkalender auszuwachsen: nicht nur daß 1843 1845 und 1847 ein Verzeichnis der Patrimonialgerichte der Mark Brandenburg hinzutrat, vor allem wurde von Jahr zu Jahr eine Stadt nach der anderen hinzugezogen,

») Die Durchlauchtige Welt, oder Kurtzgefaßte. Genealogische, Historische und Politische Beschreibung meist aller jetzt lebenden Durchlauchtigen Hohen Personen, sonderlich in Europa.. Hamburg, bei Benjamin Schiller, 1701 und 1704.

Adreßkalender und Staatshandbücher. Schlesische Instanzien-Notizen. 69

zuerst 1 838 Charlottenburg, im nächsten Jahre Frankfurt a. O., dann Neu- Ruppin usw., bis schließlich von 1842 1845 der Adreßkalender außer den drei Residenzen noch Frankfurt, Neu-Ruppin, Prenzlau, Spandau, Oranienburg und Schwedt umfaßte. 1848 wurde der Adreßkalender in einen Provinzial- Adreßkalender für die Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt verwandelt und in zwei Bände zerlegt, von denen aber in den folgenden Jahren nur der erste, Berlin und Potsdam enthaltende fortgesetzt wurde. Neben dem Berliner wurden noch Provinzial-Adreßkalender von der Akademie heraus- gegeben. Doch erschienen diese nicht regelmäßig und gingen ein, als 1794 ein Staatshandbuch geschaffen wurde. Die Adreßbücher standen in dem Ruf, höchst unzuverlässig zu sein. Die Akten sind voll von Klagen und Be- schwerden nicht nur über die vielen Druckfehler und die Mangelhaftigkeit des Registers2), sondern vor allem über die zahlreichen unzutreffenden und irrigen Angaben. Da gab es falsch geschriebene Namen, unrichtige Vor- namen, Titel und Dezernate; manche Beamten waren schon bei der Herstellung des Manuskripts verstorben gewesen, andere fehlten ohne Grund und wieder andere waren vorzeitig befördert worden. Umgekehrt ereignete sich auch oft der peinliche Fall, daß jemand in seinem Rang und Titel herabgesetzt wurde.

Neben den von der Akademie der Wissenschaften herausgegebenen schleiche Adreßkalendern gehen in völliger Selbständigkeit die unter dem Namen ^otizrau „Schlesische Instanzien-Notizen" bekannten besonderen Behördenverzeichnisse für Schlesien her.3) Das „itztlebende Breslau", das 1701 von Christian Runge herausgegeben wurde, war der unmittelbare Vorläufer der Instanzien-Notiz; es ist während der österreichischen Zeit zu wiederholten Malen, später unter dem veränderten Titel: „Schlesischer Almanach oder Tagregister" in neuer Bearbeitung erschienen. 1710 erhielt der Breslauer Buchhändler Brach- vogel ein kaiserliches Privileg zur Herausgabe des „itztlebenden Breslau" und eines „Instanzien- und Titulaturen-Buches" für ganz Schlesien. So er- schienen für das letzte Jahr der österreichischen Herrschaft 1741 zwei ge- sonderte Handbücher, die sich zwar äußerlich sehr ähnlich sahen und auch in den Anfangsworten ihres Titels, „Schlesischer Almanach oder Tagregister", übereinstimmen, von denen jedoch das eine nur das „florierende Breslau", das andere sämtliche kaiserliche Behörden für Schlesien enthält, und zwar nicht nur die, welche im Lande selbst ihren Sitz haben, sondern auch die sonst für Schlesien in Betracht kommenden, wie vor allem die böhmische Hofkanzlei. 1742 erschien ein preußisches Privileg, das den Fortbestand der Brachvogelschen Behördenverzeichnisse sicher stellte. Doch traten in jenen unruhigen Zeiten allerhand Unregelmäßigkeiten ein. Erst als 1780 ein neues Privileg für Korn erschien, wurde die Instanzien-Notiz immer aufs neue aufgelegt. Seit 1861 hieß das Buch „Handbuch der Provinz Schlesien".

2) Man kann darum auch, wenn eine Person im Register fehlt, nicht mit unbe- dingter Sicherheit den Schluß daraus ziehen, daß sie überhaupt nicht in dem betreffen- den Jahrgang enthalten ist.

3) Vgl. d. Aufsatz: Ü. d. Gesch. der Schlesischen Instanzien-Notizen, in d. Schles. Provinzialbl. Bd. 26 (1797), 11. St. S. 408—418.

70 Staatshandbücher für Deutschland und Österreich.

1794 erschien mit königlicher Autorisation die erste Ausgabe des „Hand- buchs über den preußischen Hof und Staat"; es war das erste wirkliche Staatshandbuch in Preußen. Zwar gab es nirgends Vornamen und Woh- nungen an und verzichtete auf Anführung der Unterbeamten, war aber sehr übersichtlich und umfaßte das ganze Staatsgebiet einschließlich der neu- erworbenen Provinzen. Daneben kamen neue provinzielle Staatshandbücher auf, so für Ansbach und Bayreuth, so für Erfurt und das Eichsfeld. Die Bücher sind noch heute zum Nachschlagen nützlich, und zwar die branden- burg-pommerschen *) hauptsächlich wegen der vollständigen Aufzählung aller auf dem Lande angesessenen adligen und bürgerlichen Familien, das magde- burgische2) wegen seiner genauen Angaben über Patrimonialgerichtsbarkeit und Patronat in jeder Ortschaft. In einigen Provinzen kamen solche Provinzial- handbücher erst später zur Ausgabe, zuletzt in Posen 1901. Freilich wurden diese Bücher nicht regelmäßig fortgeführt, bieten aber teilweise Ergänzungen zu der Reihe der Staatshandbücher. Nur in Hannover ist in Anschluß an das ehemalige Staatshandbuch des Königreichs auch seit 1866 ein preußisches Provinzial-Staatshandbuch ununterbrochen jährlich erschienen.

Ein bibliographisches Verzeichnis der preußischen Adreßkalender und der schlesischen Instanzien-Notizen hat Martin Haß FBP 29 Seite 325ff., ein Verzeichnis der Jahrgänge des „Hof- und Staatshandbuches" Conrad DH 37 (1906), Seite 68 ff. veröffentlicht. Eine ältere, noch immer brauch- bare Zusammenstellung bietet Schwarzkopf, Über Staats- und Adreßkalender, Berlin 1792. Eine ansehnliche Sammlung deutscher Staatskalender befindet sich in der Handbibliothek des königlichen Hausarchivs in Charlottenburg. Staate Für das heutige Deutsche Reich ist in diesem Zusammenhang zu

Deutschland, nennen: Handbuch für das Deutsche Reich, Berlin, Carl Heymanns Verlag, und Kürschners Staats-, Hof- und Kommunalbuch des Reichs und der Einzelstaaten (nebst Anhang: Die außerdeutschen Staaten), nach Kürschners Tod von Gerhard Reuter fortgesetzt, jetzt Verlag von E. Ertel in München. Für das alte deutsche Reich hat die Varrentrappsche Buchhandlung in Frank- furt a. M. seit 1742 ein Genealogisches Reichs- und Staatshandbuch herausgegeben, das bis< 1 805 regelmäßig jedes Jahr, danach aber nur in größeren Zwischenräumen erschien. Der zweite Teil enthält ein ziemlich ausführliches Beamtenverzeichnis der zahlreichen großen und kleinen deutschen Territorien. Österreich. In Österreich existieren Amtskalender der einzelnen Kronländer und

ein Staatshandbuch für ganz Österreich-Ungarn (siehe oben S. 67) sowie ein Handbuch des Kaiserlichen Hofes (Ordensbesitzer, Geheimräte, Kämmerer etc., Hofstaaten, Hofbeamte und Genealogie des Kaiserhauses, dazu ein alpha- betisches Register). Ferner erscheint in Wien der „Lehmann" in 2 Bänden, 56. Jg. 1913 (Adreßkalender aller Einwohner U.Behörden).

») Berlin 1802«.

*) Magdeburg 1803. Vrl. der Zeitungs-Expedition und in Kom. d. Buchhändlers Creutz. In Schleswig-Holstein erschien das erste Provinzial-Handb. 1868, in Hessen- Nassau auf d. J. 1867. Das große Staatshandb. berücksichtigt diese neuen Provinzen erst vom J. 1871 ab.

Staatskalenderwesen in Holland und England. 71

Am vielgestaltigsten ausgebildet war das Staatskalenderwesen in Holland Staatskalender-

^^ Wesen in

und England. In Holland hatte jede Provinz und jede Landschaft, ja fast Holland jede größere Stadt, selbst mehrere überseeische Kolonien, wenigstens in der und Eng'and- zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihr eigenes „Naamregister". Das wich- tigste war das „Naamregister van alle de Heeren Leeden der Regeering in de Vereenigde Provincien", das sich auf sämtliche europäische Provinzen erstreckte; hinsichtlich der Zentralbehörden ist man aber auf den „Almanach de la Cour" angewiesen. In England konkurrierten eine Anzahl privater Unternehmungen. Das bedeutendste Werk in England war der etwa 1730 begründete „Royal Kalendar or complete and correct annual Register for England, Scotland, Ireland and America", der in seinem ersten Teile auch ein statistisch-chronologisches Taschenbuch und in einem seit 1747 hinzugefügten Supplementband unter anderm das Wichtigste für und über die Parlamentsmitglieder enthielt. Zu den Staatshandbüchern gehört auch der seit 1765 herausgegebene russische „Adreßkalender von den ver- schiedenen Gouvernements" und der 1761 begründete schwedische „Historisk Almanach". Am üppigsten schoß die Einrichtung der Staatskalender in dem bunten Staatengewirr des alten deutschen Reiches ins Kraut. Hier besaßen um die Mitte des 18. Jahrh. fast alle irgendwie nennenswerten reichsständischen Territorien, weltliche sowohl wie geistliche, als Abbild ihrer Souveränität solch einen Staatskalender.

Was verfing es auch, wenn das Land nur klein und winzig war; man ließ dann eben besonders in den Krummstabslanden das „grimmige Kriegsvolk" womöglich bis zum Unteroffizier recht stattlich paradieren und führte im Hof- und Zivilstaat jedes Schneiderlein, ja jeden Lakaien und Stallburschen mit Namen auf.

Der berühmteste unter allen Kalendern ist der „Gothaische genealogische Hofkalender nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch". In stetiger Vervoll- kommnung ist er bis zum 149. Jahrgang (1912) vorgeschritten. Nach dem eigentlichen Kalender nebst kalendarischen Beigaben bringt dieser Kalender ein genealogisches Jahrbuch in drei Teilen: 1. Genealogie der europäischen Regenten in alphabetischer Reihenfolge, 2. Genealogie der deutschen Standes- herren in alphabetischer Reihenfolge, 3. Genealogie von anderen, nicht souve- ränen fürstlichen Häusern Europas in alphabetischer Reihenfolge. Darauf folgt ein diplomatisch-statistisches Jahrbuch; Reihenfolge der Staaten und Verzeichnis der obersten Zivil- und Militärbehörden der wichtigsten Staaten der Welt, einschließlich der diplomatischen Vertreter, sowie statistische Nach- richten über diese Länder. Die hier dargebotenen Beamtennamen, denen auch Vornamen beigegeben sind, stellen ein weitverzweigtes Material dar zur Geschichte bürgerlicher und adeliger Familien. Der neueste Jahrgang zählt allein 1167 Seiten mit engem Drucksatz. Daneben erscheint auch eine französische Ausgabe unter dem Titel: „Almanach de Gotha. Annuaire genealogique diplomatique et statistique. Gotha, Justus Perthes." Die Ein- richtung und Reichhaltigkeit ist dieselbe wie bei der deutschen Bearbeitung.

72 Jubiläumsschriften. Verzeichnisse der Berufsangehörigen.

Jubiläums- Eine namentlich in neuerer Zeit stark vermehrte Literaturgattung, die

sehr wertvolle genealogische Mitteilungen enthält, sei hier besonders hervor- gehoben: die Jubiläumsschriften, die gelegentlich des 25-, 50- und 100jährigen Bestehens von kaufmännischen und industriellen Firmen ver- öffentlicht werden. In ihnen spielen die Personen der Besitzer und ihre Herkunft eine große Rolle. Ein Verzeichnis von 60 solchen Festschriften hat Tille in seinem Buche „Wirtschaftsarchiv" (Berlin 1905, S. 41 ff.) ver- öffentlicht. Als Beispiel einer derartigen Arbeit sei genannt: Denkschr. z. Feier des hundertjährigen Bestandes der Firma P. A. Schlechta & Sohn in Lomnic a. d. Pop. Traditionen e. alten Geschl. verfaßt v. dem gewesenen k. k. Bezirkshauptmann Schlechta. Prag 1908. Verzeichnisse £rjne andere Art von Druckschriften, die für den Genealogen wertvoll

der Berufs- ' °

angehörigen. ist, sind Verzeichnisse der Beruf sangehörigen, d. h. periodisch er- schienene Listen aller Vertreter eines Berufes mit näheren Angaben über ihre Persönlichkeit, z. B. für Ärzte, Apotheker, Geistliche, Bibliothekare. Nament- lich die älteren Jahrgänge sind besonders wertvoll. Auch zusammenfassende Werke dieser Art und entsprechende Abhandlungen in Zeitschriften gibt es, z. B.:

Arbusow, Leonid, Livlands Geistlichkeit v. Ende d. 12. bis ins 16. Jht. JQM 1900 (1902) bis 1902 (1904).

Arnold, Daniel Heinrich, Kurz gefaßte Nachr. v. allen seit d. Reformation an den Lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandenen Predigern, hrsg. v. Friedrich Wilhelm Benefeld, Königsberg 1777.

Biederstaedt, Herrn., Beitr. z. Gesch. d. Kirchen u. Prediger in Vorpommern. T. 1—4. Greifswald 1818; ders., Nachtr. z. d. Beiträgen. Ebd. 1818.

Blanck, A., Die Mecklenburgischen Ärzte von den ältesten Zeiten bis zur Gegen- wart. Schwerin 1874. Eine Neuausg. unter gleichem Titel, veranstaltet von Axel Wilhelmi, erschien Schwerin 1901.

Bösken, W., Die Prediger d. luth. Gemeinde zu Cleve 1612—1831, MRK I 1907.

Brennsohn, J., Die Ärzte Kurlands 1825 1900, in d. Sitzungsber. d. Kurland. Gft. f. Literatur u. Kunst v. J. 1901; Die Ärzte Livlands v. d. ältesten Zeiten bis z. Gegenwart. E. biogr. Lex. nebst e. histor. Einleitung ü. das Medizinalwesen Liv- lands 1905.

Cleemann, F. J. C., Syllabus Parchimensium od. biogr. Verz. d. Parchimschen Superintendenten u. sämtl. geistl. u. kirchl. Beamten 1809; Historisches u. hauptsäch- lich genealogisch-biographisches Archiv-Lex. d. Geistlichkeit u. Kirchen in Mecklenburg. Parchim 1819.

Diehl, Beitr. z. Gesch. hessischer Pfarrer-Familien Jg. 3, H. 1, 1910.

Dietmann, Die gesamte der ungeänderten Augspurgischen Confession zugethane Priesterschaft in d. Churfürstent. Sachsen bis 1752 (5 Bde. Dresden u. Leipzig 1752 bis 1763).

Dreves, A., Gesch. d. Kirchen, Pfarren, geistl. Stiftungen u. Geistlichen d. Lippi- schen Landes. Lemgo 1881.

Ehrhardt, Siegm. Justus, Schlesische Presbyterologie. Liegnitz 1780.

El vi us, Sofus, Danmarks Praestehistorie i Aarene 1869 1884. Kopenhagen 1885—87.

Elze, Th., Die evangelischen Prediger Krains im 16. Jht. Jb. d. Gft. f. d. Gesch. des Protestantismus in Österreich 21, 159 ff., 22, 53 ff.

Ferchl, Georg, Bayerische Behörden u. Beamte 1550—1804. München 1908/1912.

Gonzenbach, Wlh. Eugen, Mtlg. z. G. Sulzbergers biograph. Verz. d. Geist- lichen aller evangel. Gemeinden des Kantons Thurgau. Frauenfeld 1865.

Verzeichnisse der Berufsangehörigen. 73

Hartmann, Georg Karl, Die Ulrichsteiner Pfarrer von 1569—1877. FBF 1911.

Hirsch, C. Chr., Lebensbeschr. aller Herren Geistlichen, welche in Nürnberg seit d. Reformation gedienet. Fortgesetzt v. A. Würfel. Nürnberg 1756 (mit Titel- kupfer, 4 Ansichten v. Kirchen u. 219 Porträts).

Kalimeyer, Die evangelischen Kirchen u. Prediger Kurlands, ergänzt, bis zur Gegenwart fortgesetzt u. im Auftrag d. Kurländischen Gft. f. Literatur u. Kunst be- arbeitet v. Otto. Mitau 1890. 2. Ausg. Riga 1910.

Kayser, Die hannoverschen Pfarren und Pfarrer seit d. Reformation. Braun- schweig, seit 1905. Unter Leitung des Göttinger Superintendenten Kayser sind er- schienen: Inspektion Clausthal, bearbeitet v. G. Schreiber 1905; Stadt u. Inspektion Einbeck v. Th. Wedekind 1905; Inspektion Springe v. Th. Warnecke 1906; In- spektion Osterode v. Karl Kayser 1907; Inspektion Groß Berkel von demselben 1908, vgl. ZPF 5.

Kiefer, Ldw. Alb., Pfarrerbuch der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Straßburg 1890. Dazu ein Reg. v. Ludw. Alb. Kiefer u. Karl Kiefer 1907.

Kobolt, A. M., Bairisches Gelehrten-Lex. Landshut 1795; drs., Lex. bairischer Gelehrten u. Schriftsteller, hrsg. Ende des 18. Jht. Mit Nachtr. v. Gandershofer. Landshut 1825.

Könnecke, G., Hessisches Buchdruckerbuch. Marburg 1894.

Krause, Schlesische Priesterquelle.

Kreyssig u. Wilsdorf, Album der evang. luther. Geistlichen im Kgrch. Sachsen v. d. Reformationszeit bis z. Gegenwart. 2. Afl. Crimmitschau 1898.

Krüger, G., Die Pastoren im Fürstentum Ratzeburg seit d. Reformation. Schön- berg 1899. Drs., Die Pastoren im Lande Stargard seit d. Reformation. JM 69 (1904). 8°. 1—270.

Lipowsky, F. J., Bairisches Künstler-Lex. 2 Bde. München 1810.

Machholz, Ernst, Die in d. Kgl. Schloßkirche zu Königsberg i. Pr. in d. Jahren 1721 1854 ordinierten evangelischen Geistlichen, VJH 1909. Drs., Materialien z. Gesch.

d. Reformation in Altpreußen u. im Ermlande. Lötzen (Ostpr.) 1912. Enth. S. 129—174 Biographien der ref. Prediger.

Mantzel, J., Schediasma historico-literarium de Superintendentibus Parchimensi- bus iu ducatu Megapolitano. Edidit vitamque auctoris et praefationem adjecit G. Cas- par i. Rostock u. Leipzig 1717.

Niehenck, G. V. H., Die v. d. Schulen z. Kirchen berufene Rostocksche Pre- diger in kurze Lebensbeschr. derselben entworfen. Rostock 1765.

Otto, G., Kurländisches Ärzte-Lex. v. J. 1570 1825 in: Sitzungsber. d. Kurland. Gft. f. Lit. u. Kunst, I. Bd. 1897. Fortgesetzt v. Brennsohn (s. unter diesen).

Paulus, Nachr. v. Hess. Schaumburg. Superintendenten. Rinteln 1786. Vgl. Historie d. Herren Superintendenten u. Diakone zu Oschatz 1722. Histor. Lebens- beschr. d. Merseburger Superintendenten. Zeibisch 1732. Lebensbeschr. Nürnberger Geistlicher 1756—89. Hirschberg. 3 Bde.

Personalstatus der evangel.-luth. u. der evangel.-ref. Kirche in Rußland. St. Petersburg, Vrl. v. Eggers u. Co. 1907.

Die evangelischen Geistlichen Pommerns v. d. Reformation bis z. Gegenwart. Auf Grund des Steinbrück(-Berg)schen Mskr. bearb. Tl. 1: D. Reg.-Bez. Stettin, v. Hans Moderow, Stettin 1903, Tl. 2: D. Reg.-Bez. Köslin, v. Ernst Müller, ebd. 1912.

(Ramming) Handb. d. Kirchenstatistik f. d. Kgr. Sachsen. Vrl. d. Rammingi- schen Buchdruckerei in Dresden (21. Aug. 1910). In demselben Verlag erscheint auch

e. Handb. d. Schulstatistiken f. d. Kgr. Sachsen.

Reershemius, Ostfriesländisches Prediger-Denkmahl, Aurich 1796. Nachtr. 1823.

Rhesa, Ldw., Kurzgefaßte Nachr. v. allen seit 1775 an d. evangel. Kirchen in Ostpreußen angestellten Predigern als Forts, d. Arnoldschen Presbyterologie. Königs- berg 1834; Nachr. v. allen seit d. Reformation an d. evangel. Kirchen in Westpreußen angestellten Predigern. Königsberg 1839.

74 Verzeichnisse der Berufsangehörigen.

Rische, A., Verz. d. Bischöfe u. Domherren v. Schwerin mit biogr. Bemerkungen. Ludwigslust 1900.

Roth, F. W. E., Oesch. u. Bibliographie der Heidelberger Buchdruckereien 1485 bis 1510. Neues Archiv f. d. Gesch. der Stadt Heidelberg IV, 4, 1901, S. 197ff.

Rotscheidt, W., Bergische Prediger seit d. Gründung der Provinzialsynode MRK 1, 1907.

Schlichthaber, Ant. Gottl., Mindischer Prediger Gedächtnis. 3 T. Frankfurt u. Leipzig 1749.

Schmid, Ferd., Katalog der Pfarrer zu Ernen 1214 1848. Walliser Monats- schrift f. vaterl. Gesch. Sitten 1864.

Schröder, O., Wismarische Prediger-Historie od. Verz. d. Prediger, so v. An- fang d. Reformation d. Pabsttums in Wismar d. Evangelium geprediget. Vormahlen aufgesetzt von D. Springinsguth. Wismar 1734.

Steinmetz, Rudolf, Die Generalsuperintendenten v. Calenberg, in d. Zeitschr. d. Gft. f. niedersächsische Kirchengesch., XIII., Braunschweig 1908.

Sulzberger, Gust., Verz. d. Geistlichen aller evangel. Gemeinden des Kantons Thurgau. Thurgauische Beitr. z. vaterl. Gesch. H. 4 u. 5. 1863.

Verzeichnis d. Pfarrherren z. St. Martin in Chur vor der Reformation. Bündner Monatsbl. 1896, dgl. v. d. Reformation bis 1778. Ebd. 1897.

Volbehr, Friedr., Die Prediger d. schleswigschen General-Superintendentur 1848—1865. Kiel 1866.

Walther, Frdr., Unsere Landesgeistlichen 1810 68. Biographische Skizzen sämt- licher Mecklenburg-Schwerinischen Geistlichen. Penzlin 1889.

Werner, A., Gesch. d. evangel. Parochien in d. Provinz Posen (mit zahlreichen Pastorenreihen) überarbeitet v. J. Steffani. Posen 1898. Vgl. hierüber H. Kleinwächter ZHGP 13.

Will oh, K., Gesch. d. kath. Pfarreien im Herzogtum Oldenburg. 5 Bde. Köln 1898.

Winkel mann, L. v., Neues Malerlex. nebst d. Monogrammen. 2. Afl. v. Jos. Heller. Augsburg 1830.

Zahn, W., Die altmärkischen Dorfkirchen u. ihre Geistlichen im MA. (34. Jahres- ber. d. altmärk. Ver. f. vaterl. Gesch. zu Salzwedel. Magdeburg 1907, S. 33 bis 116).

Zimmermann, Das sogenannte „Rote Buch". Ein kurpfälzisches Pfarrer- u. Lehrerverz. aus d. Ausgang des 16. Jht. (= Q. u. Studien z. hessischen Schul- u. Uni- versitätsgesch., hsg. v. Diehl, H. 7.

Über Dänemark sind zu nennen: Den danske civile Centraladministrations Em- bedsetat 1660—1848. Kopenhagen 1889. Über Juristen: V. Richter, Juridisk og statsvidenskabelig Stat. Kopenhagen 1881; drs., Juridisk Stat. Odense 1902; drs., Meddelelser om Examinati juris 1820 94. Odense 1903. Über Postbeamte: V. Richter, Danske Postembedsmaend 1750—1906. Odense 1907. Über Forst- beamte: Poul Bredo Grandjean, Kgl. danske Forstembeds maend 1660 1790. Kopenhagen 1907. C. S. de Roepstorff, Meddelelser om danske Forstkandidater 1798—1897. Kopenhagen 1898. Über Ärzte: V. Ingerslev, Danmarks Laege og Laegevaesen I II, Kopenhagen 1873. Caroe Kristian, I, Den danske Laegestand. Kirniger 1738—85. Kopenhagen 1906. II. Den danske Laegestand 1786—1838. Kopen- hagen 1905. Derselbe u. Gordon Norrie, Den danske Laegestand. 7. Udgave. Kopenhagen 1901. Caroe Kristian, Den danske Laegestand, Supplementband. 7. Udgaue. Kopenhagen 1904. John Johnsson u. Karl Dahlholm, Den danske Laegestand 1901—7. Kopenhagen 1907. Über Apotheker: Holger Bördam, Apo- theker vaesenets Oprindelse og Udvikling saerlig i Danmark. Kopenhagen 1899. Historisches Taschenbuch über die Entstehung der Apotheken in dem Königreich Dänemark und den Herzogtümern Schleswig-Holstein-Lauenburg, von Schmidt. Flens- burg 1835. C. L. Erichsen, Pharmaceutik Stat. Kopenhagen 1843. F. S. Lassa, Pharmaceutisk Stat. Kopenhagen 1856. Über Polytechniker: J.J.Voigt, Statistiske Aplysninger angaaende den polytekniske Laereanstaltskandidater samt Fortegnelse over dens

Konzilien- und Synodalbücher. 75

Laerere 1829—90. Kopenhagen 1899. Über Geistliche: S. V.Wiberg, Personalhistoriske, statistiske og genealogiske Bidrag til en almindelig dansk Praestehistorie I III, Odense 1870.

Über Küster und Volkslehrer: Anders Petersen: Sjaellands Stifts Degnehistorie. Kopenhagen 1899. Drs., Den jonstrupske Stat. Kopenhagen 1884. C. M. C. Kools- gaard, Seminariet i Snedsted (1812—48) og Ranum (1848—98). Aalborg 1898. Über Doctores theologiae, juris, medicinae et philosophiae: F. E. Hundrup, Biographiske Efterretninger om dem, der ved Kjebenhavns Universitet have erholdt de hoieste aka- demiske Vaerdigheder. Roeskilde 1854—59. Levnedsbeskrivelser af de ved Kjeben- havns Universitets Firehundredaarsfest promoverede Doktorer og Licentiater meddelte af dem selv. Kopenhagen 1879. Über Buchhändler: Andreas Dolleris: Danmarks Boghandlere. Odense 1906.

Norwegen. Über Geistliche: Andreas Erlandsen, Biographiske Efterretninger om Geistligheden i Trondhjems Stift. Christiania u. Levanger 1844 55. Drs., Bio- graphiske Efterretninger om Geistligheden i Tromsö Stift. Christiania 1857. P. J. F. Lampe, Bergens Stifts Biskoper og Praester efter Reformationen I II. Christiania 1895 96. S. H. Finne-Grönn, Arendals Geistlighed. Christiania 1897 98. Gabriel Smith Faye, Bidrag til Hölands Menigheds og Praesters Historie. Christiania 1866. Drs., Stange Menighed og dem Praester. Christiania 1869.

Thorvald Boeck, Geistlig Stat og Kalender for Kongeriget Norge. Christiania 1868. F. C. Kix, Norges Laeger i det nittende Aarhundrede (1800—1886). Christiania 1887—90.

Konzilien- und Synodalbücher enthalten durch die Anwesenheits- Konzilien- un listen familiengeschichtliches Material. So bietet z. B. das Werk: Acta et Synoda,büche decreta sacrorum conciliorum recentiorum. Collectio Lacensis. Friburgi Bris- goviae, Sumtibus Herder. I. 1870 in den Präsenzlisten nicht nur die Namen von Erzbischöfen und Bischöfen, sondern auch von judices querelarum et excusationum, promotores secretarii, praefecti hospitiorum et disciplinae, coadjutores, oratores, theologi, patres, decretalistae, historici et chronologici sacri (z. B. S. 610: Perillust. et Adm. R. P. Bartholomaeus Adami canon. eccl. Metrop.; Adm. R. P. Nicolaus Bardi soc. Jesu; Adm. R. P. Joannes Hieronymus Paccaroni Cong. Orat. S. Philippi Nerii), magistri caeremoniarum. Wie zahlreich die in diesen Konzilsakten vorkommenden Eigennamen sind, erhellt aus dem index personarum am Ende der einzelnen Bände. Von den Personenlisten, die auf den Konzilien aufgeschrieben wurden, sei hier nur noch eine kleine Probe aus den Präsenzlisten des synodus provincialis Ru- thenorum 1720 mitgeteilt (das genannte Werk II 1876, S. 10):

Episcopatus Luceoriensis. Pater Nicolaus Rasowiecki, decanus Luceoriensis. Pater Matthaeus Hostylewski, decanus Lesnioviensis. Pater Theodorus Czeszkiewicz, decanus Lancoviensis. Pater Basilius Zarubkiewicz, decanus Zukoviensis etc.

Sammlungen von Konzilienakten verzeichnen Scheeben in Wetzerund Weite, Kirchenlex. III2, S. 810 und Hauck in Herzog-Hauck Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche IQ3, S. 262. Auch die nicht ka- tholischen Synodalbücher enthalten Präsenzlisten. Als Beispiel diene eine kurze Probe aus dem „Synodalbuch, Die Akten der Synoden und Quartier- konsistorien in Jülich, Cleve und Berg 1570 1610" hrsg. v. Eduard Simons (Neuwied 1909, Seite 704):

„Anno Domini 1594 den siebenden junii ist der neunzehende synodus zu Elber- feldt gehalten worden. Die anwesende brüder seind gewesen Theodorus ab Hörn, Joannes Apothecarius, Fridericus Keppell, Fridericus Hollwegius, Joannes Kalmannus, Joannes Eilbrachti, Joannes Viti, Casparus Luneslath, Richardus Badenöel, Lutgerus

76 Arbeiten über Visitationen.

Cullerus, Joannes Gossmannus, Thomas Kollhagius, Henricus Leplerus, Conradus Velthusius, Wilhelmus Burensis. Absentes der Zeit Joannes Plangenius, Adolphus Idiander und Arnoldus Pollichius. Arbeiten über Auch die Arbeiten über Visitationen einzelner Berufsstände liefern

Visitationen. famjijengeschichtliches Material. Vielec hiervon liegt ungedruckt in den Archiven. Besonders interessant sind die Akten, die sich auf die Pfarrvisi- tationen beziehen; diese sind „eine Fundgrube für Lokal-, Spezial- und namentlich Kulturgeschichte"1). Insbesondere ist auch das in ihnen ent- haltene familiengeschichtliche Material sehr wertvoll. Schon das älteste, uns erhaltene Visitationsprotokoll des Bischofs Erchambert von Freising (835 bis 854) enthält auch eine eingehende Beschreibung des Pfarrhauses mit seinen Bewohnern2). Insbesondere zur Gelehrtengeschichte bieten die Visitations- berichte ein prächtiges Material. So konnte z. B. auf Grund der Zschopauer Visitationsberichte festgestellt werden, daß der „Schwärmer" Valentin Weigel in seiner Amtstätigkeit zu Ausstellungen bezüglich der Kirchenlehre keine Veranlassung gab und als völlig korrekt geschildert wurde. Eine sehr reich- haltige Literaturübersicht über die kirchlichen Visitationen, alphabetisch nach Landschaften geordnet, hat Georg Müller DGB VIII (1907) S. 305 ff. ver- öffentlicht. Hierzu kommt K. Hahn, Visitationen und Visitationsberichte aus d. Bistum Straßburg, ZOR NF XIII 1911.

Für den Familiengeschichtsforscher kommen in diesen Visitationsbe- richten nur die Abschnitte über die Personalien in Betracht. Zwei Proben mögen den Reichtum dieser Quellengattung erläutern. Über Salzfurt in der Ephorie Bitterfeld heißt es bei Pallas, Die Registraturen der Kirchenvisitationen im ehemals sächs. Kurkreise (= Geschichtsqu. d. Prov. Sachsen, Bd. 41), Abt. 2, Teil 2, S. 80:

„Saltzfurt, Filial von Cappel in Anhalt. Erbherren: Die Junker Christopf und Jobst Zantires. Pastor Casparus Pauli, 1577: 24 Jahre hier, 1578: von Eisleben, 52 Jahre alt: ein alter, gelehrter und wohlberedter Mann. Kustos Laurentius Dratzschke (Trantschke) von Henichen (1578: wohnet auch in Cappell) ist fleißig etc., soll aber seines zänkischen Weibes wegen, wenn die sich nicht bessert, seines Amtes entlassen werden."

Über Gräfenhainichen meldet die Registratur unter anderen (Magdeburg, St.-Arch. Rep. A 29 b Cap.II, alte Nr. 19, Bl. 422 fg., bei Pallas Seite 104. 105):

„Pfarrer Magister Christophorus Wustehof Westvalus, ein wolbetagter, gelarter, gotfurchtiger man, hat 9 iar in universitate Witebergensi studirt und in der latinischen schul doselbst fast 2 iar der iugent gedienet und ist nachmals anno 40 zu Witeberg ordinirt uf das diaconat zu Grevenhenichen, doselbst er bei dem alten pfarrer Antonio Ottone Hertzbergensi, der ietziger Zeit zu Northausen ad D. Nicolaum pfarrer ist, dritthalb iar gedienet und ist nach desselben abziehen von dem radt und der gemein zum pfarrampt berufen, welchem er bis uf diese Zeit treulich vorgestanden ist, hat im sterben weib und alle seine kindle verlohren, und von der andern frawen wider einen söhn bekommen. Diaconus Magister Johannes Niderstetter von Torgau, ist ein iunger, wolberedter, sittiger man, hat in die 8 iar zu Witteberg studirt, ist anderthalb iar uf

J) M. Lingg, Gesch. d. Institutes d. Pfarrvisitation in Deutschland,' Kempten 1888, S. 4. Georg Müller, Visitationsakten als Geschichtsq. DGB VIII (1907) 11. u. 12. Heft, S. 287. G. Liebe, Die Herausgabe v. Visitationsprotokollen. KGV 51 (1903) S. 48.

2) C. Meichelbeck, Historia Frisingensis, Augsburg 1724, Bd. I, S. 126.

Schüler- und Lehrerverzeichnisse. 77

diesem dienst gewesen und doruf zu Witteberg ordinirt; hat 2kinder; bald aber nach der gehaltenen Visitation ist er gen Freiberg zu einer pfarr berufen. Schulmeister Johannes Kraus von Querfurt, ein zimlich betagter mann, der ein guter grammaticus und musicus ist und wolgeubt in lingua latina, daneben wolberedt und vorstendig, ist vier und zwentzik iar zum Henichen Schulmeister gewesen und der iugent wol vorgestanden, ist vor einem iar vom radt und der gemeine umb seiner geschickligkeit willen zum bürgermeister er- korn und hat diß iar das regiment, hat 4 kinder. Cantor Johannes Hopf, des stat- schreibers zum Heinichen, eins frommen mans söhn, ist selb auch frum und sittig, aber noch iung und ungeübet, ist zwey iar am dienst gewesen, hat wenig ansehens bei der iugent, derhalb bitt er, desgleichen der vater und die gemein: man wolle in anderswo versorgen und die schul mit einem eidern und ansehlichern cantor bestellen. Custos Christoff Sommerstein, ein bürger und curßner, muß zugleich das dorf Gremin helfen versorgen."

Warm empfohlen werden darf Wilhelm Schmidt, Die Kirchen- und Schulvisitationen im sächsischen Kurkreise vom Jahre 1555 (= Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte, Heft 90 u. 92). Halle, in Komm. v. Rudolf Haupt 1906. Vgl. auch H. Volk, Visitationsprotokolle von 41 Pfar- reien des Niederstiftes Trier aus den Jahren 1772 bis 1773 in: „Das Trier- sche Archiv", Heft 12. W. Fabricius, Visitationsregister des Archidiako- nus Johann von Vinstingen in: „Das Triersche Archiv", Heft 9.

Die Schüler- und Lehrerverzeichnisse unserer Gelehrtenschulen1), Schüler- und denen sich einige ähnliche Arbeiten, besonders in den Veröffentlichungen der historischen Vereine anschließen, sind ein nicht zu verachtendes Hilfsmittel. In neuerer Zeit sind diesbezügliche Listen gedruckt worden, wobei mancher Herausgeber nach Kräften bemüht gewesen ist, Nachrichten über die späteren Lebensschicksale der Betreffenden zu sammeln. Von derartigen Arbeiten seien in alphabetischer Reihenfolge der Orte, wo sich die betreffenden Schulen befinden, genannt:

Altenburg. Geyer, Mor., Verz. d. Abiturienten d. Gymn in Altenburg seit 1808. Altenburg, Progr. 1891.

Anklam. Sander, Max., Stammb. d. Anklamer Gymn. 1847 97 z. 50jährigen Stiftungsfeier herausgeg. Anklam, Gymn. Progr. 1897.

Arnstadt. Kroschel, Joh., Verz. d. seit 1867 entlassenen Abiturienten d. Arn- städter Gymn. Arnstadt, Progr. 1896. Drs., D. Erziehungsanstalt zu Arnstadt u. Arnstädter Abiturienten d. 16. u. 17. Jht. Arnstadt, Gymn. Progr. 1890.

Bautzen. Totenschau ü. d. i. d. Schuljahren 1896 ff. verstorbenen ehemaligen Schüler d. Anstalt. Bautzen, Gymn. Progr. 1897 ff. Needon, R., Die ältesten nach- weisbaren Schüler der Bautzener neuen Realschule. Bautzener Geschichtsbl. III (1911), S. 3f., 12 f., 22f.. 30f. Dazu Ergänzungen von Joh. Scheuffler, ebd. S. 31, 35 f.

Berlin. Schüler- u. Lehrerverzeichnisse. Beil. z. Festschr. Berlin, Friedrich-Wil- helm Gymn. 1891. Bahn, Ernst, Die Abiturienten d. Joachimsthalschen Gymn. Tl. 1: 1789—1870. Berlin, Progr. 1902, Tl. 2: 1871—1904, ebd. 1905. Nachtr. u. Erg., ebd. 1907. Fritze, Ernst, Biographisch-bibliographisches Verz. d. Lehrer d. Joachimsthal- schen Gymn. v. d. Gründung der Anstalt bis 1826. 1900. Simon, O., Verz. d. Schüler d. Kgl. Realschule u. d. Kgl. Realgymn. zu Berlin, welche 1861—1892 das Schul- zeugnis d. Befähigung z. einjährig-freiwilligen Militärdienst erhalten haben. Berlin 1893.

Lehrerverzeich- nisse.

x) Über Schulschriften orientiert man sich aus^Rud. Klußmann, Systematisches Verz. d. Abhandlungen, die in d. Schulschriften sämtlicher an dem Programmtausche teilnehmenden Lehranstalten erschienen sind (Leipzig, Teubner, 4. Bd. 1903, wird fort- gesetzt).

78 Schüler- und Lehrerverzeichnisse.

Todt, Carl, Biographisch-bibliographisches Verz. d. Lehrer d. Joachimsthalschen Gymn. seit 1826. Berlin, Progr. 1899. Nachtr. u. Erg. im Progr. 1907. Zelle, Klosteralbum des 19. Jht., Verz. d. Lehrer u. Schüler d. Berlinischen Gymn. z. grauen Kloster 1804—1903. Berlin 1904.

Bingen. Walter, Theod., Verz. d. Binger Realschüler v. Ostern 1889 bis Ostern 1894. Bingen a. Rh., Progr. 1894.

Brandenburg. J. D. Arnold, Gesch. d. Ritterakademie zum Dom Brandenburg 1704—1805. Brandenburg 1805; darin Schülerverzeichnis des märkischen Adels.

Brassö vgl. Kronstadt.

Braunsberg. (Braun), Geschichte d. Kgl. Gymn. zu Braunsberg. Braunsberg, Progr. 1865. Enth. Abit.-Verz. v. 1816—64 (S. 135—151). Lühr, Georg, D. Schüler d. Rößeler Gymn., nach d. Album d. Marianischen Kongregation 1631 1748. 1906. 2. Tl.: 1749—1797. Anhang: Nachtr. z. 1. Tl. 1908. Braunsberg.

Braunschweig. Koldewey, Karl Friedrich Ernst, Verz. d. Direktoren u. Lehrer d. Gymn. Martino-Katharineum zu Braunschweig seit d. J. 1828. Biographisch u. biblio- graphisch zusammengestellt. Braunschweig 1894.

Bremen. Entholt, Die Bremische Hauptschule v. 1817—1858. BJ 1911. Wellmann, Das Privatinstitut d. Dr. W. C. Müller in Bremen. BJ 1911.

Breslau. Stief, Ldw., Chronolog. Verz. d. Direktoren u. Lehrer d. Anstalt v. Ostern 1849 bis Ostern 1899. Festschr. Breslau 1899. Drs., Verz. d. Abiturienten 1855—99. Festschr. Breslau 1899.

Cösiin. Steinbrück, Franz, Verz. d. a. d. hiesigen Gymn. (Ost. 1825 bis Mich. 1897) entlassenen Abiturienten. Cösiin, Progr. 1898.

Dorpat. Schüler-Album d. Dorpatischen Gymn. 1804—1879. 8°. 310 Seiten.

Dresden. Ver. alter Vitzthümer u. (Bernhard), Rektor d. Gymn., Entwurf, e. Verz. d. ehemaligen Zöglinge d. Blochmann-Bezzenbergerschen Erziehungsanstalt u. d. Vitzthumschen Gymn. aus d. Jahren 1824—1890. Dresden 1901. Menzel, Paul, D. Schüler d. Kgl. Gymn., in: Das Kgl. Gymn. zu Dresden-Neustadt 1874 99. Dres- den 1899.

Erfurt. Brünnert, Gust. Otto, Verz. d. Abiturienten seit 1870. Gymn. Progr. 1896. Festschr. z. 350jährigen Jubiläum d. Kgl. Gymn. zu Erfurt 1911. Umschlagtitel: Kgl. Gymn. Erfurt 1561—1911. Erfurt. Hierin u.a.: Wolterstorf f, Gottfr., D.Lehrer d. Erfurter Gymn. 1561—1820; Cramer, Adolf, D. Lehrer d. Kgl. Gymn. zu Erfurt 1820—1911; Lange u. Goldmann, D. Abiturienten 1820—1911. Verz. derjenigen Schüler, die in d. Zeit v. 1. Jan. 1861 bis Ende Juni 1911 in d. Kgl. Gymn. zu Erfurt aufgenommen worden sind. Hrsg. vom geschäftsführenden Ausschuß f. d. Feier des 350jähr. Jubiläums (Karl Wittsack). Erfurt 1911.

Eschwege. Pontani, Bhd., Schülerverz. u. vergleichende Zusammenstellungen. Festschr. 1890.

Essen. Welter, Franz, Verz. d. Abiturienten d. Realschule u. derjenigen Schüler, die mit d. Zeugnis f. d. einjährigen Dienst d. Realschule u. d. Realgymn. verlassen haben. Festschr. 1890.

Frankfurt a. 0. Bachmann, Ottomar, D. Abiturienten d. Friedrichsschule u. d. Friedrichs-Gymn. Ostern 1789 bis Ostern 1904. Frankfurt a. O., Kgl. Friedrichs-Gymn. Progr. 1904.

Fredriksbald. Arnes en, Martin, Biogr. Nachr. ü. 830 Schüler, welche v. 1823—72 d. Lateinische u. Realschule in Fredrikshald besuchten. Fredrikshald 1874.

Freiberg. Preuß, Frdr. Emil, Die im Kirchenjahr 1894/95 verstorbenen früheren Angehörigen der Anstalt. 1896. Ebenso f. d. späteren Kirchenjahre 1897 ff.

Freiburg I. Br. Rebmann, Edm., Verz. d. Lehrer d. höheren Bürgerschule u. späteren Realschule während der ersten 50 J. ihres Bestehens 1841 94. Freiburg i. B. 1892.

Friedberg LH. Augustinerschule, Prätorius, Ehemalige Schüler 1548ff. FG HL Abiturientenliste d. Augustinerschule (Gymn. u. Realschule) zu Friedberg 1851 bis 1902. Hsg. v. d. Direktion d. Augustinerschule. Friedberg 1912.

Schüler- und Lehrerverzeichnisse. 79

Fulda. Koerber, Jos., Die Lehrer d. Anst. v. 1835—1885. Fulda, Gymn. Progr. 1885. Rathmann, Hnr., D. Abiturienten d. Anstalt v. 1835—85. Fulda, Gymn. Progr. 1885.

Qernsheim. Familien- u. Gemeindenbuch der Realschule Gernsheim a. Rhein. Z. Einweihung d. neuen Realschulgebäudes, 26. April 1911.

Gießen. Buchen, Otto, u. Otto Bindewald, Verz. d. Lehrer u. Schüler d. Real- schule u. d. Realgymn. Gießen, Progr. 1887.

Goslar. Hör mann, G., Übersicht ü. d. Lehrer d. Realschule I. O., d. Realgymn. u. d. Gymn. zu Goslar seit 1868. Progr. Leimbach, Karl Ldw., Album d. 1. u. 2. Klasse d. Progymn. (1840—1868), der Realschule 1. O. (1868—1883), des Realgymn. (seit 1883) u. d. Gymn. (seit 1884) mit biogr. Skizzen. Goslar, Progr. 1888.

Gotha. Schneider, Max, Die Abiturienten d. Gymnasium illustre zu Gotha 1768 bis 1859. Gymn. Gotha, Progr. 1905/06. Ders., Die Abiturienten d. Gymn. Erne- stinum zu Gotha 1859 82. Gymn. Gotha, Progr. 1908. Ders., Neue Studien z. älteren Gesch. d. Gymn. zu Gotha P. II. Mtlg. d. Ver. f. Gothaische Gesch. u. Altertum 1908/9. 1911. Ders., Die Abiturienten d. Gymnasium illustre zu Gotha aus M.Andreas Reyhers u. Georg Hessens Rektorat 1653 1694. Progr. d. Herzogl. Gymn. Ernestinum zu Gotha 1911.

Göttingen. Pauer, Philipp, Schülerliste des Gymn. u.d. Realgymn. in Göttingen. 1886.

Greifswald. Lehmann, H., Geschichte d. Gymn. zu Greifswald. Gr. 1861, enth. Verzeichnisse u. Biographien d. Rektoren u. Lehrer v. 1561 1861. Cantzler, R. F. B., Verz. d. Abiturienten d. Gymn. zu Greifswald (1821—61). Gr. 1861. Wildenow, Eugen, Verz. d. Lehrer u. Abiturienten s. 1861. Festschr. z. Feier d. 350jähr. Bestehens d. Gymn. zu Greifswald, ebd. 1911, S. 61—124.

Greiz. Zippel, Ldw. Verz. derj. Schüler, die d. Zeugnis ü. d. wissenschaftl. Befähigung f. d. einjährig-freiwilligen Dienst auf d. Anstalt erhalten haben. Schlund, Aug., Verz. d. Abiturienten. Greiz, Festschr. 1897.

Grimma. Porschel, Felix Johannes, D.Kollegium der Fürsten- u. Landesschule Grimma 1849 bis 1900. Z. Feier d. 350jährigen Bestehens der Anstalt. 1900.

Guben. Wagler, Schüler d. Gubener Gymn. 1710—1721 ASW 1910. November.

Halberstadt. Verz. d. Abiturienten des Stephaneums in Halberstadt in der zwei- ten Hälfte d. XIX. Jht. Überreicht v. d. Vereinigung ehemaliger Schüler d. Domgymn. Halberstadt (geht von 1851—1900).

Halle. Lange, Adalbert, Verz. sämtl. Lehrer d. Lateinischen Hauptschule u. d. Kgl. Pädagogiums seit Ostern 1833 u. Lange, Adalbert, Merklein, Theodor, Weiske, Karl, Verz. d. Abiturienten d. Lateinischen Hauptschule u. d. Kgl. Pädagogiums in d. Frankeschen Stiftungen zu Halle a. S. seit Ostern 1848, sowie d. Abiturienten aus früherer Zeit, welche als noch lebend ermittelt worden sind. In d. Festschr. der Lateini- schen Hauptschule z. 200jährigen Jubelfeier d. Frankeschen Stiftungen 1898.

Hamburg. Friedländer, Konr. Tob. Sam. Eberhard, Verz. sämtl. Schüler, die v. Ostern 1875 bis Mich. 1895 an d. Realgymn., früher Realschule I. O., d. Johanneums zu Hamburg d. Zeugnis der Reife erhalten haben. Hinzugefügt ist d. Angabe, in welcher Stellung sich d. hier verzeichneten ehemaligen Schüler gegenwärtig befinden. Hamburg, Realgymn. d. Johanneums. Progr. 1896. Sillem, Die Matrikel d. Aka- demischen Gymn. in Hamburg 1613—1883. Herausgabe d. Bürgermeister Kellinghusen- Stiftung. Hamburg 1891, 238 S. fol.

Hanau, Braun, Philipp, Illustris Scholae Hanoviensis leget et album civium aca- demicorum inde ab anno 1665 usque ad annum 1812. Particula II 1724—1812. Gym- nasium, vordem „die hohe Landesschule" genannt. Hanau, Progr. 1896. Drs., Z. Gesch. d. Han. Gymn. Mtlg. ü. d. Matricula illustris paedagogii Hanoviensis von 1648 bis 1748. Hanau 1907.

Hannover. Ramdohr, Ernst, Verz. d. Lehrer v. 1874 1899 u. d. Abiturienten 1883/4 bis 1898/9. Städtische Leibnizschule. Hannover 1899.

80 Schüler- und Lehrerverzeichnisse.

Herford. Festschrift z. 350jähr. Jubelfeier d. evang. Friedrichs -Gymn. Herford 1890. Enth. auch Biographien der Lehrer (S. 31 45) u. Verz. d. Abiturienten v. Mich. 1826 bis Ost. 1890 (S. 46—67).

Herlufsholm. Wad, G. L., Meddelelser om Rektorerne paa Herlufsholm (Mtlg. ü. d. Rektoren auf Herlufsholm). Nästved 1878.

Hiidesheim. Fischer, G. O., Gesch. d. Gymn. Andreanum. Hildesh. 1862. Enth. Biographien d. Rektoren.

Holzminden. Lentz, Franz Frdr. Uffo Herrn., Album d. Herzogl. Gymn. zu Holz- minden 1826 94. Holzminden, Progr. 1894. Dazu Ergänzungen u. Berichtigungen von F. Neukirch. Progr. 1895.

Meld. Meyer, Georg, Verz. d. Ilfelder Schüler 1853— 1903. Göttingen 1903. Mücke, Rudolf, Die Feier d. Erinnerung an jüngst verstorbene Angehörige d. Kloster- schule am 19. Nov. 1898, am 25. Nov. 1899. Kgl. Klosterschule Ilfeld 1899. 1900.

(Coburg. Einladungsschr. d. Gymn. Casimirianum zu Koburg z. Schlußfeier am 26. März 1907. Hierin: Verz. d. Lehrer d. Gymn. v. d. Gründung an.

Königsberg i. N. Devanter, Verz. d. s. Gründung d. Gymn. bis Ostern 1827 entlassenen Abiturienten. Königsberg i. d. Neumark 1892.

Königsberg i. Pr. Babucke, Hnr., Verz. d. Abiturienten v. 1814 1889. Festschr. Königsberg 1889. Große, Hnr. Frdr. Emil, Lehrer u. Abiturienten d. Kgl. Wilhelms- gymn. zu Königsberg i. Pr. in den ersten 25 Jahren. 1874 1899. Kgl. Wilhelmsgymn. Königsberg i. Pr. 1900.

Kronstadt. Groß, Chronistische Aufzeichnungen aus d. Matrikel d. Honterus gymn. in: Quellen z. Gesch. der Stadt Brassö. 5. Bd. (Chroniken u. Tagebücher 2. Bd.) Brassö 1909.

Leipzig. Bischoff, Ernst Friedrich, D. Lehrerkollegium d. Nicolaigymn. 1816 bis 1896/7. Biographisch-bibliographische Beitr. z. Schulgesch. Nicolaigymn., Leipzig 1897. Richter, Max, Verz. d. 1871 1896 an der I. Realschule tätig gewesenen Lehrer. 1896. Sorgenfrey, D. Abiturienten d. Rektors J. H. Lipsius 1866 77. Beitr. z. Gesch. d. Nikolaischule zu Leipzig (Leipzig 1904). K. Tittel, Die Nikolaischule 1512—1912. 1912. Voigt u. Scholze, Die Abiturienten d. Nikolaischule 1830—1911. Die Lehrer d. Thomasschule zu Leipzig 1832 1912, die Abiturienten d. Thomasschule zu Leipzig 1845—1912. In Verbindung mit Rieh. Sachse u. Karl Ramshorn zusammengestellt von Rnht. Herz. Leipzig 1912.

Leitmeritz. Ankert, Hnch., Sächsische Studenten am ehemaligen Jesuitengym- nasium. NASG 1910, 145.

Lippstadt. Schröter, Fr., Verz. sämtl. Abiturienten d. Anstalt. 1883.

Lissa. Wotschke, Theod., D. Lissaer Gymn. a. Anfang des 17. Jht. ZHGP21.

Magdeburg. Paulsiek, Karl, Verz. sämtl. Schüler, welche an d. ehemaligen höheren Gewerbe- u. Handelsschule in Magdeburg, sowie an d. ehemaligen Realschule I. Ord- nung u. d. gegenw. Realgymn. d. Reifeprüfung bestanden haben. Nebst Mtlg. ü. d. Nationale u. d. späteren Lebensstellungen derselben, soweit sie sich haben ermitteln lassen. Magdeburg, Progr. 1891. Gebier, Hrm., König Wilhelm-Gymn. Verz. d. Abiturienten v. Ostern 1889—1911. Magdeburg, Progr. Ostern 1911. Urban, Karl, Verz. d. Abiturienten d. Klosters (1780—1897). Dazu Nachtr. u. Berichtigungen. Jahrb. d. Pädagogiums z. Kloster U. L. Fr. Magdeburg, Heft 62 u. 63. 1898. 99. Laeger, Otto, Lebensskizzen d. Lehrer d. Kgl. Dom-Gymn. zu Magdeburg. Tl. 1: 1675—1704, Tl. 2: 1705—26, Tl. 3: 1727—52, Tl. 4: 1753—66. Magdeburg, Progr. 1702—05.

Marburg i. H. Aly, Friedr., D. Album d. akadem. Pädagogiums. Jahresber. d. Kgl. Gymn. Philippinum LXX. Marburg 1905. F. Engelhardt, Verz. d. Direktoren u. Lehrer d. Marburger Gymn. (1833—1910). JB. LXXVII, ebd. 1910. Drs., Die Abi- turienten d. Marb. Gymn. (1833—1910). JB. LXXVIH, ebd. 1911.

Meiningen. Emmrich, Lehrer- u. Schülerverzeichnisse. Festschr. Realgymn. Mei- ningen, Progr. 1888.

Neustettin. Beyer, Th., D. ältesten Schüler u. Gönner d. Neustettiner Gymn. Neustettin I 1893. II 1894. III 1896. IV 1898. V (dazu Reg. ü. alle Teile) 1902.

Schüler- und Lehrerverzeichnisse. 81

Nordhausen. Forst emann, E.G., Mittlgn. zu e. Gesch. d. Schulen in Nordhausen. Nordhausen 1824. Enth. Biographien d. Rektoren u. Lehrer.

Osnabrück. Bohle, Steph. A., Verz. d. in d. ersten fünfzig Jahren (1830— 7Q) seit Erlaß d. Hannoverschen Maturitätsprüfungsordnung am Karolinum entlassenen Abiturienten. Osnabrück, Progr. 1880. Jaeger, J., Verz. d. Schüler d. Gymn. Karo- linum zu Osnabrück 1625—1804. Osnabrück 1903.

Paderborn. Hense, Jos., Verz. d. Direktoren u. Lehrer d. Kgl. Gymn. Theodoria- num (1802—1912). Festschr. z. Feier d. 300 jähr. Jubil., S. 82—95. Drs., Verz. d. Abiturienten (1821—1912). Festschr. usw., Beil. I.

Patschkau. Adam, Franz, Verz. d. Abiturienten d. Gymn. Patschkau mit Angabe d. beim Abgange gewählten Studiums. Verz. d. Lehrer, die an d. Anstalt bis z. Jubi- läum unterrichtet haben. Stadt. Kath. G. Patschkau 1896.

Pforta. Bittcher, C. F. H., Pförtner Album. Verz. sämmtl. Lehrer u. Schüler 1543—1843. Leipzig 1843. M. Hoffmann, Pförtner Stammbuch 1543—1893. Berlin 1893. Dazu 2 Nachtr. Angermann, Vogtländische Schüler. Schulpforta 1564—1648 in: Bunte Bilder aus d. Vergangenheit d. Vogtlandes v. A. Reupert gewidmet z. 19. März 1911, S. 33—36.

Putbus. Loebe, Viktor, Lehrer U.Abiturienten d. Kgl. Pädagogiums zu Putbus 1836—1911. Putbus, Schulpr. 1912.

Quedlinburg. Di hie, August, Verz. d. Lehrer u. Abiturienten 1840—90. Qucalin- burg 1890.

Recklinghausen. Uedinck, G., Verz. d. seit Oktober 1829 v. Gymn. zu Reck- linghausen entlassenen Abiturienten. Recklinghausen 1880.

Remscheid. Petry, Otto, Personalnachr. aus d. Gesch. d. Anstalt 1870—95. Real- prog. mit Realschule Remscheid. Progr. 1895.

Reval. Hai ler, Bernh., Album d. Estländischen Ritter- u. Domschule zu Reval. Reval 1893.

Riga. Bienemann, Die Matrikel d. Rigaischen Lyceums 1675—1709. JGM 1901 (Milau 1902) S. 161 ff. 5. Jahresber. d. Albertschule d. deutsch. Ver. in Livland zu Riga f. d. Schulj. 1910/11, hierin u. a. Verz. d. Schüler d. Albertschule v. August 1906 bis August 1911.

Rochlitz. Wolf, Friedrich Franz, Totenfeier f. d. seit 1878 verstorbenen ehe- maligen Lehrer u. Schüler d. Anstalt. Rochlitz, Realgymn. mit Progymn. Progr. 1896.

Rössel. Lühr, Georg, Die Schüler d. Rösseler Gymn. nach d. Album der Ma- rianischen Kongregation. Ein Beitr. z. Gesch. der einzelnen Nation etc. in Ermland. Braunsberg 1911.

Roßleben. (J. G. L. Hesekiel), Album der Schüler zu Kloster Roßleben v. 1742 bis 1854. Halle 1854. Heilmann, Jon. August, Die Vigilie f. d. verstorbenen ehemaligen Klosterschüler. Klosterschule Roßleben, Progr. 1896—98. Knobloch, Rieh., Vigilie z. Andenken ehemaliger Klosterangehöriger. Klosterschule Roßleben, Progr. 1899. Matthes, Karl Christian Aug., Verz. d. Lehrer u. Schüler 1554 1639. Klosterschule Roßleben, Progr. 1896. Sorof, Gustav Johann Franz, Vigilie f. verstorbene ehe- malige Angehörige der Klosterschule. Roßleben, Progr. 1900.

Saaz. (Katzerowsky, Wenzel), Abiturienten d. Saazer Gymn. 1853 1872. Saaz 1890.

Sagan. Nieberding, Robert Adolf, Verz. derjenigen Schüler, die das Gymn. m. d. Zeugnis d. Reife verlassen haben. Kgl. kathol. Gymn. Sagan 1896.

Schleiz. Böhme, Gesch. d. Fürstl. Gymn. Ruthenum zu Schleiz (Schleiz 1901), verzeichnet Seite 131—166 d. Lebensgang der Leiter u. Lehrer der Anstalt und S. 169 bis 196 die Abiturienten v. 1658—1906.

Schleusingen. Bader, Th., Verz. d. Abiturienten d. Hennebergschen Gymn. zu Schleusingen aus d. letzten 50 Jahren. Schleusingen, Progr. 1877.

Schwerin. Latendorf, Frdr., Nekrologium. Gymn. Fridericianum. Progr. 1892ff. Münnich, Fr., Verz. d. Abiturienten 1879—87. Schwerin 1886.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Oenealogie I. g

g2 Schüler- und Lehrerverzeichnisse.

Segeberg. Jellinghaus, Herrn., Verz. d. Schüler seit 1869. Realprogymn. Sege- berg, Progr. 1895.

Sonneberg. Martin, Rieh., Verz. d. bisher mit d. Zeugnis d. Reife v. hier ent- lassenen Schüler. Rsch. mit Handelsabtlg., Sonneberg 1893.

Stettin. (Lehrer der Anstalt), Verz. d. Abiturienten d. Kgl. Marienstift-Oymn. in Stettin aus d. letzten 50 Jahren, sowie d. Abiturienten aus früherer Zeit, die noch als lebend ermittelt sind. Festschr. Stettin 1894.

Trarbach. Barlen, Karl, Verz. d. Schüler, die die Anstalt seit ihrer Verstaat- lichung Ostern 1888 bis jetzt besucht haben. Progr. Trarbach 1893.

Wasselnheim. Plattner, Phil. Alph., Verz. über sämtl. Schüler seit Gründung d. Realschule. Wasselnheim 1890.

Wernigerode. Friedel, Wilh. Otto, Lehrer d. Qymn. 1863—1900. Die Seminar- mitglieder M890— 1900. Die Abiturienten 1864—1900. Festschr. Gymn. Wernige- rode 1900."

Wetzlar. Verz. d. Lehrer d. Oberschule u. d. Gymn. 1799—1899. Kgl. Gymn. Wetzlar, Progr. 1900.

Wien. Eder, Georg, Catalogus rectorum et illustrium virorum archigymnasii Viennensis. Wien 1859. Gemmelt- Flischbach, Max, Freiherr v., Album d. K. K. Theresianums 1746 bis 1880. Wien 1880.

Wiener-Neustadt. Svoboda, Joh., Die Theresianische Militärakademie zu Wiener- Neustadt u. ihre Zöglinge v. d. Gründung d. Anstalt bis auf unsere Tage. Wien 1894. .2 Bde.

Wiesbaden. Fries u. a., Verz. d. Abiturienten 1847—95. Festschr. Realgymn. Wiesbaden 1895. Spiess, Bernh., Verz. aller Lehrer d. Pädagogiums (1817—1844) u. d. Gymn. (1844—94). Festschr. Gymn. Wiesbaden 1894.

Wittenberg. Bernhardt, Wilh., Verz. d. Abiturienten d. Gymn. Wittenberg 1817 bis 1888. Festschr. Gymn. Wittenberg. 1888.

Zittau. Friedrich, Album d. Gymn. zu Zittau. Zittau 1886. Dazu e. Nach- trag. — Schütze, Joh., Die Gedächtnisfeier f. d. 1897/98 gestorbenen ehemaligen Schüler. Realgymn. Zittau. Progr. 1898. Seeliger, Frdr. Konr., Zur Erinnerungs- feier der verstorbenen ehemaligen Schüler d. Anstalt. Seit 1896. Gymn. Zittau.

Vgl. auch Mone, Zur Gelehrten- u. Schulgeschichte 14. bis 17. Jhrt. ZOR 8. J. R. Grunert, Lehrer-Schematismus Böhmens (Prag 1879), enthält die Bezirksschul- räte u. Lehrer an d. Volks- u. Bürgerschulen.

Ecce. Die neuerdings an einer Anzahl von Schulen aufgekommene schöne Sitte, den

verstorbenen früheren Lehrern und Schülern einmal im Jahre ein sogenanntes Ecce zu halten, d. i. eine Gedächtnisfeier mit ausführlicher Biographie, hat manche Schulverwal- tung in den Besitz eines umfangreichen biographischen Materials gesetzt. Eine aller- dings nur geringe Anzahl Schulen findet ihre verstorbenen ehemaligen Lehrer und Schüler in solcher Weise auch im Druck alljährlich dargestellt. Das Afranische Ecce (St. Afra, Fürstenschule Meißen) gibtRuss, das Grimmaische (mit Porträts) Scheuffler, das Pförtner ein Lehrer der Landesschule Pforta heraus (alle drei käuflich in der Ge- schäftsstelle des Vereins ehemaliger Fürstenschüler, Dresden, Altmarkt 611 bei Rechts- anwalt Brückner & Hientzsch). Für die Fortsetzung und Ergänzung dieser Arbeiten ist durch Einsetzung eines Stammbuchführers seitens des Vereins ehemaliger Fürsten- schüler gesorgt worden; der „Stammbuchbote" (jährlich 4 Nummern, hsg. v. Pfr. Kühn,. Hof bei Stauchitz, Selbstverlag des Vereins, gedruckt bei Philipp in Dresden, auch durch die Buchhandlung von G. Gensei in Grimma zu beziehen) teilt die neu bekannt gewordenen Tatsachen mit, aber vor allem wird auf die unter den einzelnen Zöglingen der Anstalten bestehende Verwandtschaft aufmerksam gemacht, wodurch unmittelbar eine große Fülle von Tatsachen erschlossen und bei gleichnamigen Personen sofort die richtige verwandtschaftliche Beziehung aufgedeckt wird. Ein „Ecce derCrucianer" (Schüler des Gymn. z. heiligen Kreuz in Dresden) erscheint seit 1910. Über die drei sächsischen Fürstenschulen existieren außerdem folgende Werke : Lorenz, Grimmenser Album 1850.

Schüler- und Lehrerverzeichnisse. 83

Im Jahre 1900 erschien als Neubearbeitung und Fortsetzung das „Grimmenser Stamm- buch", bearbeitet von Fraustadt. Das Afraner Album von Aug. Herrn. Kreyßig erschien 1876 (Meißner Afraner- Album. Verz. aller Schüler d. Landesschule von 1543 bis 1875 an der Zahl 8422. Meißen 1876). Dazu liegen zwei Nachtr. aus d. Jahren 1893 u. 1900 vor. Das „Pförtner Stammbuch 1543—1893", bearbeitet v. Hoffmann, wurde 1893 veröffentlicht; hierzu erschienen zwei Nachträge.

Andere Gymnasien bringen wenigstens kurze Personalien verstorbener Schüler.

Es kommt auch vor, daß die ehemaligen Schüler einer und derselben Anstalt sich zu Vereinen zusammentun und Drucksachen veröffentlichen, die personengeschichtliches Material enthalten. Dahin gehört z. B. der Jahresbericht des Vereins ehemaliger Schüler des Kgl. Gymnasiums zu Schneeberg 1908/09 ff.

Eine Fundgrube personalgeschichtl. Notizen ist das Verz. der an d. Gymnasien u. d. Realgymnasien d. Kgr. Sachsen tätigen wissenschaftl. u. technischen Lehrer sowie d. Lehrer im Ruhestande. Nach der Lage vom 1. Juli 1909 hrsg. v. Vorstande d. Säch- sischen Gymnasiallehrervereins, Dresden 1909 (95 Seiten in Quart). Es werden hier über jede einzelne Persönlichkeit die Vornamen, Ort u. Angabe d. Schule, der sie zu- gehört, Geburtszeit u. Angaben üb. d. Lehrerlaufbahn angegeben.

Über den germanischen Norden seien hier noch verzeichnet: F. E. Hundrup, Biographiske Efterretninger om de Candidater, som have underkastet sig philologisk Embedsexamen. Roeskilde 1849 u. 51. C. H. Sthyr u. H. F. 011gaard, Filolog- og Magister-Stat. Kopenhagen 1907. C. G. Koefoed, Alfabetisk Fortegnelse over de danske laerde Statsskolers Laererpersonale siden 1818. Renne 1906. F. E. Hun- drup, Skole-Calender. Kopenhagen 1845. Drs., Laererstanden ved de laerde Skoler i Nakskov, Nysted og Ranne. Roeskilde 1866. Drs., Laererstanden ved de nedlagte Latinskoler i Ebeltoft, Grenaa, Hobro, Mariager og Skive. Randers 1876. Drs., Laerer- standen ved de nedlagte Latinskoler i Hjerring, Nykjebing paa Mors, Skagen, Saeby og Thisted. Aalborg 1871. Drs., Laererstanden ved Aalborg Kathedralskole. Aal- borg 1869 u. 70. j. N. Schultz, Personalhistoriske Optegnelser om Rectorerne ved Frederiksborg laerde Skole. Frederiksborg 1897. F. E. Hundrup, Laererstanden ved Helsingars laerde Skole. Roeskilde 1860. Drs., Laererstanden ved Metropolitan- skolen (in Kopenhagen). Kopenhagen 1872, 73 u. 75. Drs., Laererstanden ved Randers laerde Skole. Randers 1871 u. 1872. P. N. Thorup, Blandede Efterretninger an- gaaende Ribe Cathedralskole. Ribe 1824 ff. F. E. Hundrup, Laererstanden ved de nedlagte Latinskoler i Korser, Nestved, Nykjebing i Odsherred, Praeste, Skjel- skor, Slangerup, Storehedinge og Stege. Roeskilde 1871. S. N. J. Bloch, Bidrag til Roskilde Domskoler Historie. Roskilde 1842—1844 u. 46. F. W. Wiehe, Kort Tilbageblik paa Slagelse lcerde Skoles Historie. Kopenhagen 1852. F. E. Hundrup, Laererstanden ved Viborg Kathedralskole. Viborg 1875. Sämling af biografiske Notitser om nogle af de fra Aalborg Kathedralskole til Universitetet dimitterede Disciple. Kopenhagen 1840. Studenten aus der Schule zu Aarhus 1805 36 im Schulprogramm für 1836. J. F. Lampe, Fortegnelse over de Kandidater, der ere dimitterede fra Bergens laerde Skoler 1756—1780 u. 1781—1825. Bergen 1868 u. 69 (Bergen in Nor- wegen). — P. F. J. Dahl, Historiske Efterretninger om den kgl. laerde Skole ved Frederiksborg. Kopenhagen 1836 (als Beilage: Fortegnelse over Disciple, der ere dimitterede fra den Kongelige laerde Skole i Frederiksborg 1690 1835). In den Schul- programmen für 1892, 1893, 1895 u. 1896 sind alle Studenten aus der Frederiksborg- Schule 1634—1883 angeführt. J. N. Schultz, Personalhistoriske Optegnelser om Realdimittender fra Frederiksborg laerde Skole 1869—1891. Frederiksborg 1892. Albert Leth u. G. L. Wad, Meddelelser om Dimitterede fra Herlufsholm 1565—1875. Naestned 1875. G. L. Wad, Meddelelser om Dimitterede fra Herlufsholm (Ergän- zungen bis 1886). Naestved 1882 87. S. Hennings, Meddelelser om Dimitterede fra Herlufsholm 1887—1905. Kopenhagen 1907, 1820—1866. Kopenhagen 1908, 1867 bis 1886. Kopenhagen 1909. S. Hennings u. Otto Jensen, Meddelelser om Her- lovianere, der ikke ere dimitterede fra Herlufsholm 1849—1900. Kopenhagen 1904—08.

6*

84 Schüler und Lehrerverzeichnisse. Universitätsmatrikeln.

C. Jergensen, Meddelelser om Studenterne fra Horsens Skole 1780—1851 u. 1852 bis 1881. Horsens 1882 u. 83. H. N. H. Müller, Meddelelser om de Disciple, der have taget Realexamen eller almindelig Forberedelsesexamen ved Horsens laerde Skole 1864—88. Horsens 1889. V. Bloch u. N. E. 011gaard, Personalhistoriske Oplys- ninger om de af Ribe Katedralskole i det 19. Aarhundrede dimitterede Studenter. Ribe 1902. S. N.J. Bloch, Bidrag til Roskilde Domskoles Historie. Roskilde 1844 u. 1846. Körte Efterretninger om Disciple fra Renne Skole i Tiden fra 1823 93. Renne 1894. F. E. Hundrup, Biographiske Efterretninger om de fra Slagelse laerde Skole til Universitetet dimitterede Disciple. 1612—1852. Roeskilde 1862 u. 63. Paul Hennings, Fortegnelse med ved fejede biografiske Notitser over de fra Sore Aka- demis laerde Skole siden dens Genoprettelse d. 9. Marts 1821 dimitterede Studenter. Kopenhagen 1901 09. Aug. Jergensen u.V. C. Petersen, Examinati praeliminarii fra Sore Akademi 1854—68. Kopenhagen 1896. 1869—85, mit V. C. Petersen, For- tegnelse over de fra 1886 97 fra 4'-Klasserne dimitterede. Kopenhagen 1899. B. M. Jensen, Meddelelser om de Elever som i Tidsrummet 1870 95 ere udgaaede fra Vejle Latin og Realskole. Vejle 1900.

Für den Familienforscher, der sich mit dem Leben von Personen der gelehrten Stände beschäftigt, gehört deren Bildungsgang auf den Universitäten unbedingt zu den wissenswerten Daten, die unter Umständen auf andere Vor- gänge schließen lassen oder hinweisen. Im allgemeinen haben die Personal- Angaben in den Universitätsmatrikeln1) folgenden Inhalt:

^ril?" *' Datum der Aufnahme (dabei oft Angabe des Rektorats).

2. Vor- und Zunamen des Studenten (Stand des Vaters selten).

3. Vaterland, bisweilen Datum und Ort der Geburt.

4. Angabe, ob Handschlag oder Eid über Befolgung der akademischen Vorschriften geleistet worden ist.

5. Bisweilen Fakultät und Abgang in der Exmatrikel, desgl. Doktor- promotion.

6. Nachträgliche zufällige Eintragungen über spätere Tätigkeit.

Es fragt sich, was man aus diesen Bemerkungen schließen kann? Es ist zunächst die Sicherheit, daß der Betreffende sich studienhalber vom ge- gebenen Zeitpunkt bis auf weiteres in der Universitätsstadt aufgehalten hat. Die Exmatrikel ist nämlich sehr selten angegeben.

Ferner ist man berechtigt, an seinem Geburtsort, nota bene wenn er richtig und genau angegeben ist, auf den 10 bis 30 Jahre vor der Immatri- kulation zurückliegenden Geburtstag forschen zu lassen und auf Angabe der Eltern und Paten zu hoffen.

Bei Unterlassung des Eides kann auf ein sehr jugendliches Alter des Immatrikulierten geschlossen werden und bei Nachholung des Eides, daß er dann das eideswürdige Alter (ca. 16 Jahre) erreicht hatte.

*) Eine Übersicht über die bereits gedruckten Universitätsmatrikeln hat W. Falcken- h einer in den Beitr. z. Kenntnis des Schrift-, Buch- u. Bibliothekswesens VII (1902) 23 ff. gegeben. Weissenborn, E., Die Universitätsmatrikeln als genealogische Quellen. DH 1907, wieder abgedruckt in FB 1907. Hier teilweise wiederholt u. mit Zusätzen vermehrt. Vgl. E. Qritzner, Nachtr. u. Berichtigungen zu Universitätsmatrikeln als genealogische Quellen, DH 1906, S. 91.

Universitätsmatrikeln. 85

Die Fakultät und Randbemerkungen über späteres Amt geben einen An- halt für das spätere Leben, wenn der Betreffende nicht anderswo weiter studierte oder umsattelte.

Die Exmatrikel über den Abgang von der Universität gewährt einen Hinweis auf die Zeit, von der man den Gesuchten auf einer anderen Uni- versität oder an einem andern Ort im Amt zu finden hoffen darf.

Zur Erleichterung für Forscher ist hierunter eine alphabetische Auf- zählung der deutschen und benachbarten Universitäten erfolgt, die für deutsche Geschlechterforschung in Frage kommen können. Sie enthält das Stiftungs- jahr oder die Stiftungsjahre bei Unterbrechung des Bestehens oder ver- zögerter Eröffnung und bei Aufhebung das Schlußjahr, damit der Forscher sofort erkennen kann, ob nach der Studienzeit eine Immatrikulation an der betreffenden Universität möglich war. Die Daten der Aufhebung mittel- alterlicher und selbst neuzeitlicher Universitäten haben nicht immer nach der Jahreszahl festgestellt werden können ; ein Teil litt zuerst an chronischem Schwund der Hörer, so daß schließlich nur ganz wenige übrig blieben, weil die Lehrer nichts leisteten und nichts für die Unterhaltung und Neubelebung geschah. Sie erloschen dann bisweilen ohne Sang und Klang, die Kollegien- häuser und sonstiger Besitz fiel dem Fiskus anheim und wurde anderweitig verwertet.

Es folgen ferner Angaben über das Erscheinen der gedruckten Matrikeln nebst Verfasser, Druckort und Jahr, um durch das Heranziehen dieser in den Bibliotheken vorhandenen Bücher die Feststellung zu erleichtern. Da- nach ist angegeben, ob in der Neuzeit gedruckte Personenverzeichnisse er- schienen sind. Zuletzt folgen die Behörden, bei denen die geschriebenen Matrikeln der früheren Zeit aufbewahrt werden und die Auskunft bzw. Ab- schrift von der Eintragung erteilen, damit der Forscher sich mit seinen Bitten um Auskunft gleich an die richtige Stelle wenden kann.

Aus der zahlreichen, allgemeinen Literatur über unsere Universitäten sei genannt:

Die deutschen Universitäten. Für die Universitätsausstellung in Chicago 1893, hrsg. von W. Lexis. 2 Bde. Berlin 1893 (in Bd. 1: F. Paulsen, Wesen und geschichtliche Entwicklung der deutschen Universitäten).

Eulenburg, Franz, Die Frequenz d. deutschen Universitäten v. ihrer Gründung bis z. Gegenwart. Leipzig 1904.

Paulsen, Geschichte d. gelehrten Unterrichts. 2. Aufl. Leipzig 1896 u. 97. 2 Bde.1)

Falckenheiner, Bibliographie der im Druck erschienenen Universitäts- matrikeln. I. Die deutschen Universitäten, sowie die deutschen Nationen des Auslandes, in Heft 15 d. „Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten", hrsg. von Carl Dziatzko. Leipzig 1902.

Bibliographie der deutschen Universitäten von W. Er man u. E. Hörn,

x) Weitere Literatur bei Dahlmann-Waitz, Quellenkunde d. deutschen Gesch. 8. Afl. v. P. Herre, Leipzig 1912, Nr. 2935-60, 2987—3035, 7296—7311, 9103—9116, 10798—10813, 12974—12812, 13341—1342.

85 Universitätsmatrikel-.

Leipzig u. Berlin 1904/05. 1. Band. Allgemeiner Teil (Kapitel 11: Universitäts- lehrer, 12: Universitätsbeamte, 13: Der Student als akademischer Bürger) 2. Band, die gesamte Literatur über 50 deutsche Universitäten inkl. ihrer Literatur, über Personal und Matrikel enthaltend. 3. Band, Register u. Nach- träge enthaltend. Es finden sich in Bd. 2 Series rectorum et professorum, Catalogus professorum, Liste des professeurs, Nachrichten über Lehrerpersonal, Studenten und ihre Verbindungen: Landsmannschaften, Korps, Burschen- schaften, andere schlagende und nichtschlagende Vereinigungen, Personal- stand, Gelehrtengeschichte, Selbstbiographien ehemaliger Universitätsange- höriger und außer den Drucken der hierunter aufgeführten ganzen Matrikeln noch folgende Matrikelauszüge, deren voller Titel in der Bibliographie selbst aufgesucht werden muß, da der Raum hier nicht dazu ausreicht:

Aachener in Basel, Erfurt, Heidelberg, Marburg und Wittenberg.

Altenburger in Wittenberg.

Altmärker in Erfurt.

Anhaltiner in Heidelberg, Frankfurt a. O., Erfurt, Tübingen.

Augsburger in Heidelberg.

Badener in Wittenberg.

Balten in Gießen und Rostock.

Baseler in Tübingen.

Braubacher in Erfurt.

Czechen in Wittenberg.

Eichstädter in Heidelberg.

Einbecker in Erfurt.

Elberfelder in Heidelberg.

Elsasser in Heidelberg.

Erfurter in Köln.

Esthländer in Göttingen, Greifswald, Frankfurt a. O., Jena, Königsberg und

Wittenberg. Frankfurter in Erfurt, Köln, Tübingen, Wittenberg. Gemündener in Erfurt. Hallenser in Basel und Tübingen.

Hamburger in Erfurt, Frankfurt a. O., Greifswald, Wittenberg. Harzer und Nachbarn in Heidelberg. Hessen in Erfurt, Köln und Prag.

Horber in Erfurt, Heidelberg, Marburg und Wittenberg. Konstanzer in Heidelberg und Prag.

Kurländer in Halle, Greifswald, Frankfurt a. O., Königsberg. Lahnsteiner in Erfurt und Heidelberg. Lausitzer in Wittenberg. Livländer in Erfurt, Heidelberg, Göttingen, Greifswald, Frankfurt a. O., Jena, Köln,

Königsberg, Marburg, Prag, Rostock und Wittenberg. Lübecker in Erfurt. Mähren in Wittenberg. Märker in Wittenberg.

Magdeburger in Heidelberg, Prag, Tübingen und Basel. Meininger in Wittenberg. Mühlhäuser in Basel. Nassauer in Heidelberg und Prag. Niederländer in Heidelberg. Norweger in Erfurt, Prag und Rostock. Oberschwaben in Wittenberg.

Universitätsmatrikeln. 87

Österreicher in Wittenberg.

Pommern in Heidelberg und Straßburg.

Reutlinger in Erfurt, Heidelberg, Tübingen und Wittenberg.

Rheinländer in Prag.

Schlesier in Erfurt.

Schwaben in Göttingen.

Schweizer in Köln.

Sechsstädter in Frankfurt a. O.

Siebenbürger in Frankfurt a. O., Heidelberg, Jena und Wittenberg.

Steinacher in Tübingen.

Ulmer in Frankfurt a. O., Straßburg und Wittenberg.

Ungarn in Heidelberg, Jena, Prag und Wittenberg.

Urner in Freiburg i. Br. und Basel.

Westfalen in Erfurt, Marburg und Wittenberg.

Württemberger in Frankfurt a. O., Heidelberg, Bamberg, Straßburg u. Wittenberg. An einzelne bestimmte Herkunftsorte knüpfen ferner an:

Dotter, K., Studierende aus Alsfeld vor 1700. Darmstadt 1909.

Fabricius, W., Umstädter Studenten in früheren Jahrh.; drs., Siegener Studenten in früheren Jahrh. Siegen 1898.

Festi, Cesare [conte] de, Studenti trentini alle Universitä italiane. Roma 1888.

Hantsch, Dresdener auf deutschen Universitäten vom 14. 17. Jht. in d. Mtlg. d. Ver. f. Gesch. Dresdens. 19. H. 1906 x).

Außerdem sind zu beachten: M. Heraeus, Hamburger Studenten auf deutschen und ausländischen Hochschulen 1290 1650, ZHbG 9. A. Stölzel, Studierende aus Hessen 1368—1600. Kassel 1875.

H. J. Böthfuhr, Livländer an auswärtigen Universitäten (Prag, Köln, Erfurt, Rostock, Heidelberg, Wittenberg, Marburg, Leyden, Erlangen). Riga 1884.

Jahresbericht f. Mecklenburg. Gesch. u. Altertumsk., 48. Jahrg., Schwerin 1883, enth. u. a. Mecklenburger auf ausw. Universitäten.

M. Perlbach, Prussia scholastica. Die Ost- und Westpreußen2) an mittelalter- lichen Universitäten. Braunschweig 1895 (=Monumenta hist.Warmiensis Bd. 6, S. XXX ff.). G. Erler, Nachträge zu Perlbachs Prussia scholastica aus den Leipziger Matrikeln, Altpreuß. Monatsschrift 35, vgl. R. Toppen ebenda 34.

ibo (Finnland), Cathedralschule 1326—1630. Gymn. 1630— 1640; Privatschule, nach Helsingfors verlegt u. z. Univ. gestaltet 1829. Lagus, Album studios. Academiae Aboensis MDCXL— MDCCCXXVII. 1. Teil, Helsingfors 1891, 2. Teil 1895. Lein- berg, Skolstaten i nuvarande Äbostift. Jyvaskyla 1893.

Agram (Zagreb), alte Jesuitenschule, 1776 regia scientiarum academia, 1850 Rechts- akademie, 1871, 1874 Universität in kroatischer Sprache. Die alten Mtr. sind nicht ge- druckt. Personal-Verz. seit 1874/75. Ausk. ü. d. ungedruckten Mtr. erteilt d. Univer- sitätssekretär.

Altdorf, Gymn. 1576, ak. Gymn. 1578—1622. Univ. 1623, mit Erlangen vereinigt 1810. Georg Andreas Wills, Gesch. u. Beschr. d. Nürnbergischen Univ. Altdorf, 2. Ausg. v. Christ. Conr. Nopitsch, Altdorf 1801. Die Matrikel der Universität Altdorf, hrsg. v. Dr. Elias v. Steinmeyer, gedruckt bei Stürtz in Würzburg 1912 (vgl. Frhr. v. Waldenfels' Anzeige FB 1913).

Amsterdam 1632, Mr. N. de Roever, Album Academicum van het Athenaeum Illustre et van de Universiteit\Amsterdam. Amsterdam, Erven H. Munster & Zoon, 1882, enthält Professoren 1632—1882 (alphabetisch geordnet), Studiosi 1799—1822, Studiosi

*) In der folgenden Übersicht sind diejenigen Universitäten nicht berücksichtigt, über die spezielle personengeschichtliche Nachweise nicht zu beschaffen waren.

8) Vgl. auch Körner, Beitr. z. Stammku. nichtpreußischer Bürger-Geschlechter ASW 1910.

gg Universitätsmatrikeln.

des Seminariums der Wiedertäufer, 1692 1799, Liste d. Studiosen, welche versäumten, Namen anzugeben 1879 1881. Kolleglisten des Professors M. H. L. Cras jur. doct.

1771 1802, Kollegliste 1795 des Professors J. H. von Swinden. Keine Personalverz.

d. Neuzeit. Ausk. erteilt d. Pedell d. Univ. v. Amsterdam.

Bamberg 1585, aufgehoben 1803, Mtr. sind nicht gedruckt. Ausk. erteilt das Kgl. Lyzeum u. das Kgl. Kreisarch. zu Bamberg.

Basel 1460. Vischer, W., Gesch. d. Univ. Basel v. d. Qründg. 1460 bis z. Re- formation 1529. Basel 1860. Thommen, R., Gesch. d. Univ. Basel 1532—1632. Basel 1889. Festschr. z. Feier des 450jährigen Bestehens d. Univ. Basel. Hrsg. v. Rektor u. Senat. Basel 1910 (hierin u. a. Thommen, R., Rektoren d. Univ. Basel v. 1460—1910). Mtr. sind nicht gedruckt. Personalverz. seit 1872. Ausk. erteilt die Universitätsbibl.

Berlin 1810. Mtr. sind nicht gedruckt. Personalverz. seit 1821. Verz. der Per- sonen, welche sich als Teilnehmer an d. 50jähr. Jubelfeier d. Univ. Berlin eingezeichn. haben. Berlin 1860. Lenz, M., Gesch. d. Kgl. Friedr. Wilh.-Univ. zu Berlin. 4 Bde. Halle 1910. H. 43 d. Schriften d. Ver. f. d. Gesch. Berlins 1910, d. Univ. Berlin zu ihrem lOOjähr. Stiftungsfeste dargebracht (mit vielen biogr. Nachr. aus dem literarisch- künstlerischen Berlin im 1. Drittel des 19. Jhts). Liebmann, Otto, Die juristische Fakultät d. Univ. Berlin v. ihrer Gründung bis z. Gegenwart in Wort u. Bild, in Ur- kunden u. Briefen. Mit 450 handschriftl. Widmungen. (Festgabe der deutschen Juristen- zeitung). Berlin 1910. Ak. Auskunftsstelle zur Erteilung v. Ausk. auf Anfragen wissen- schaftl. Art. Vorsteher: Prof. Wilh. Paszkowski. Außerdem erteilt d. Sekretariat d. Univ. Ausk.

Bern 1834. Mtr. sind nicht gedruckt. Personalverz. seit 1840. Ausk. erteilt die Universitätskanzlei.

Bologna 1119. Acta Nationis Germanicae Bononiensis Universitatis (1289 1543) v. E. Friedlaender u. C. Malagola. Berlin 1887, mit aiphabet. Reg. Deutsche Stu- denten in Bologna (1289 1562). Biogr. Index zu d. Acta nationis Germanicae univer- sitatis Bononiensis. Im Auftrage der Kgl. Preuß. Ak. d. Wiss. bearbeitet v. Gustav C. Knod. Berlin, R. v. Decker, 1899. C. Malagola, I libri della nazione tedesca presso Io studio bolognese. Modena 1884. I Roduli dei lettori legisti e artisti dello studio Bolognese dal 1384 1799 pubbl. dal Umberto Dallari. Bologna, Tip. Mer- lani Vol. 1, 1888; Vol. 2, 1889; Vol. 3, 1, 1891 =Monumenti istorici pertinenti alle pro- vincie della Romagna, Serie 2. A. Luschin von Ebengreuth, Vorläufige Mtlg. ü. d. Gesch. deutscher Rechtshörer in Italien (bis 1630). Wien 1893 (Sitzungsber. der Wiener Ak. 127, 1892. Hier S. 87 ff. ein alph. Verz. v. 7542 Familiennamen der bis- her v. ihm ermittelten 14303 Scholaren). H. Grotefend, Mecklenburger a. d. Univ. Bologna, VMG 1888. Pfotenhauer, Schlesier a. d. Univ. Bologna, Zeitschr. d. Ver. f. Gesch. u. Altert. Schlesiens, Bd. 38, S. 433ff.; Bd. 39, S. 268ff. Suster, Guido, I Trentini all' universitä di Bologna nei secoli XVI e XVII. Roma 1884.

Bonn, Kurkölnische Ak. 1777—78, Univ. 1786, aufgehoben 1797, neu errichtet 1818 als Ersatz f. Duisburg, Köln u. Trier. Mtr. sind nicht gedruckt. Personalverz. seit 1821/22. Ausk. erteilt d. Universitätssekretariat.

Braansberg, Lyceum Hosianum 1568 1807, erneut 1818. Mtr. sind nicht gedruckt. Personalverz. nicht vorhanden. Ausk. erteilt mit vorheriger Genehmigung d. Kurators d. Hochschule (d. Oberpräsidenten d. Prov. Ostpreußen) d. Rektorat od. ein v. dem- selben beauftragter Kandidat.

Breslau, städtisches Gymn. 1505, 1702 Universität mit 2 Fakultäten, neu errichtet 1811 (vgl. Frankfurt a. O.). Mtr. sind nicht gedruckt. Personalverz. seit 1825. Ausk. erteilt d. Universitätssekretariat (auch für Frankfurt a. O.).

Cambridge 1218—31. Book of Matriculations and Degrees 1851—1900 University Press. Cambridge. Cambridge university Calender, jährlich veröffentlicht von Deigthon, Beck 8t Co., enthält die Namen fast aller lebenden Graduierten und Untergraduierten. Ausk. erteilt the Registrary of the University.

Universitätsmatrikeln. 89

Cassel, Univ. 1633—1653, dann mit Marburg vereinigt. Dr. C. Fr. Webel, Gesch. d. städtischen Gelehrtenschule zu Cassel, Cassel 1846; Beilage A: Verz. derjenigen Casselaner, die in d. Albums d. Univ. Erfurt (1392—1528), Wittenberg (1502—1528) u. Marburg (1527—1538) als Studiosen eingetragen sind. Wilh. Falckenheiner, D. Annalen u. d. Matrikel d. Univ. Cassel 1633—1652, in ZHG, Bd. 18, 1893. S. auch Marburg.

Christiania 1811. Det Kgl. Norske Frederiks Universitets Aarsberetning samt Universitäts-Matrikel, seit 1842. Dies Buch verzeichnet die in die Matr. aufgenommenen Studenten mit Geburtsdaten u. Eltern nebst Prüfungszeugnissen.

Czernowitz 1875. Anton Norst, Alma mater Francisco-Josephina, Festschr. Czernowitz 1900. Personalverz. d. ak. Lehrkörpers seit 1875. Ausk. erteilt d. K. K. Quästur der Univ.

Deventer, Ak. d. niederländischen Prov. Overyssel. D. G. van Epen, Haag, Prak- tizijushoek, erteilt Ausk. gegen Portovergütung.

Diilingen, Kollegium 1548—49. St. Hieronimus-Univ. 1551, 1803 aufgelöst. Thomas Specht, Gesch. d. ehemal. Univ. Dillingen 1549—1804. Freiburg i. Br. 1902, Bd. I. Th. Specht, Quellen z. Gesch. d. Univ. Dillingen (Jb. d. hist. Ver. Dillingen 12). Mtr. d. Univ. Dillingen. Bearb. v. Th. Specht 1551—1645. Dillingen 1910/11 (=Arch. f. d. Gesch. d. Hochstifts Augsburg, Bd. 2), vgl. J. Schlecht, im Arch. f. d. Gesch. d. Hochstiftes Augsburg 1909. Karl M.Mayer, Rektoren d. Univ. Dillingen 1550 bis 1650 JD 9; Th. Specht, Rektoren d. Univ. Dillingen 1650—1803 JD 13. Ausk. erteilt d. Kgl. Lyceum Dillingen.

Dole. Ernst Friedlaender, Annalen der Univ. Dole aus d. J. 1580, VJH, 31. Diese Annalen sind Aufz. eines Herrn v. Rechberg ü. d. Immatrikulationen u. Promo- tionen u. einige andere Vorkommnisse d. J. 1580. Die Univ. Dole in Burgund ge- hörte damals z. deutschen Reiche.

Dorpat, ursprünglich schwedische Univ. 1632—1665 u. 1690—1710. Neu errichtet 1802, jetzt Jurjew genannt. Hasselblatt u. Otto, Album acad. d. Kaiserl. Russi- schen Univ. Dorpat. Dorpat 1889. Die in Bd. 8 der Mtl. aus d. Gebiete d. Gesch. Liv-, Esth- u. Kurlands v. Th. Beise nach zwei verschiedenen Vorlagen veröffentlichte Mtr. der schwedischen Univ. Dorpat umfaßt nur die Jahre 1632 1665. Weitere Lite- ratur-Nachweise in Winkelmanns „Bibliotheca Livoniae Historica" Nr. 3465 ff. Von den 14000 Immatrikulierten Dorpats. Streifzüge in das Album academicum d. Kais. Univ. Dorpat v. G. Otto u. A. Hasselblatt, Dorpat, Mattiesen 1891. Die Ehrenlegion der 14000 Immatrikulierten. Weitere Streif züge in d. Album academicum d. Kais. Univ. Dorpat v. A. Hasselblatt. Dorpat 1893 u. Leipzig, K. F. Köhler in Korn. Dorpater Gedenktage 1802—1902. Z. Erinnerung an d. Hundertjahr-Feier der Alma mater Dorpa- tensis. St. Petersburg 1902.

Duisburg 1653—55, aufgehoben 18./10. 1818. W. Varges, Die Univ. Duisburg (Germania, Zeitschr. f. Kult.-Gesch. 1, 1894/95). Mtr. ist nicht gedruckt. Ausk. erteilt die Universitätsbibl. zu Bonn. S. Bonn. Über d. Matrikelb. u. die Studenten handelt Werner Hesse, Beitr. z. Gesch. d. früh. Univ. in Duisburg, F. H.Nieten 1879, S. 39ff.

Ellwangen, Kath. Landes-Univ. 1812—1817, dann als kath. theol. Fakultät mit Tü- bingen vereinigt.

Erfurt 1392, aufgehoben 1816. Herrn. Weißenborn, Akten der Erfurter Univ., nebst Univ.-Mtr., 1. Tl. 1392—1492, 2. Tl. 1492—1636. 3 Bde. Halle 1881—1899. G. Bauch, D. Univ. Erfurt im Zeitalter d. Frühhumanismus. Oergel, Georg, Das Collegium Beatae Mariae Virginis (Juristen-Schule) zu Erfurt. E. Beitr. z. Erfurter Universitätsgesch. ME XXII. Jordan, Verz. d. in Erfurt studierenden Mühlhäuser (1392—1636), MGB 5. Wilh. Sillem, Studenten aus Hamburg u. d. Nachbarge- bieten in Erfurt 1492—1686, ZHbG 8. H. Gutbier, Erfurter Studenten des MA aus Salza u. Umgegend. Jahresber. der Kgl. Ak. zu Erfurt, NF XXXIV 1908. Ausk. erteilt d. Kgl. Bibl. zu Erfurt.

Erlangen 1743. Keine gedruckte Mtr. Personalstand der Friedrich-Alexander- Univ. Erlangen 1743—1843. Erlangen 1843. Augsburger Studenten an der Univ.

90

Universitätsmatrikeln.

Erlangen (1743—1827). Zeitschr. d. hist. Vereins für Schwaben u. Neuburg XIII (1886). P. Bahlmann, Westfälische Studenten zu Erlangen 1743—1818. Ravens- burger Bl. f. Geschichts-, Volks- u. Heimatk X. Bielefeld 1910. Theodor Kolde, Die Univ. Erlangen unter d. Hause Witteisbach 1810 1910. Festschr. z. Jahrhundert- feier der Verbindung der Friderico-Alexandrina mit d. Krone Bayern, im Auftrage des akademischen Senats verfaßt. Erlangen u. Leipzig 1910. Hierin: Die Prorektoren u. Syndici seit 1810, S. 514. 515. Alph. Liste d. ak. Dozenten U.Bibliothekare 1810—1910 (mit Lebensdaten). Personalverz. seit 1830 bzw. 1835 36. Ausk. erteilt das Univer- sitätssekretariat, auch wird Einsicht an Ort u. Stelle gestattet.

Franeker, niederländische Prov. Friesland, Univ. v. 1585—1811. D. gedruckte Mtr. ist bei Herrn D. Q. van Epen in Haag, Praktizijushoek, in Bearbeitung. Ders. erteilt Ausk. gegen Portovergütung.

Frankfurt a. O. 1506, nach Breslau verlegt 1811. Acten u. Urkunden d. Univ. Frankfurt a. O. Hrsg. v. G. Kaufmann u. G. Bauch. Breslau 1897 ff. Mtr. im Uni- versitätsarch. in Breslau. E. Friedlacnder, Mtr. d. Univ. Frankfurt a. O. 3 Bde. Leipzig 1887 91. G. Bauch, Das älteste Decanatsbuch der philosophischen Fakultät an d. Univ. Frankfurt, JSs 74, Abt. 3, 1896, S. 13, 1897, S. 17. Becmann, J. C, Notitia Universitatis Francofurtanae una cum iconibus personarum aliquot illustrium.

c. 38 tab. aeneis professorum. Frankf. a. O. 1707, fol. Söhnel, Niederlausitzer auf

d. Univ. Frankfurt a. O., in: Niederlausitzer Mtlg. XI, 1910, S. 35 ff.

Freiburg i. Br. 1460. H. Schreiber, Gesch. d. Albert-Ludwigs-Univ. zu Frei- burg i. Br. 3 T. Freiburg 1857—60. Mayer, Herrn., D. Mtr. d. Univ. Freiburg. i. B. v. 1460—1656. Im Auftr. d. ak. Arch.-Komm. bearbeitet. 2 Bde. Der 2. Bd. enthält Tabellen, Personen- u. Ortsregister. Freiburg, seit 1907. Im XIII. Bd. der Zeitschr. d. Ges. f. Bef. d. Geschichtsku. v. Freiburg (1897) ist enthalten: Mtg. aus d. Mtr.-B. d. Univ. 1501 1584. J. König, Die Professoren der theologischen Fakultät zu Frei- burg i. Br. 1470 1870 (Freiburger Diözesanarch. Bd. 27). Amoenitates literariae Friburgenses (von Riegger), Ulmae, A. L. Stettinius 1775. Beitr. z. Gesch. d. Univ. Freiburg: Rektorat u. Prorektorat v. König, in: Freiburger Diözesanarch. Bd. 23, 1893, S. 61 ff. M. Gmelin, Verz. d. Studirenden zu Freiburg u. Heidelberg, aus Orten, die jetzt z. Kgr. Württemberg gehören, WVL 3, 177ff. Gerola, Giuseppe, Gli stu- denti trentini all' universitä di Friburgo in Brisgovia, in „Archivio trentino" anno XV. Personalverz. seit 1822 23. Ausk. erteilt Dr. Hermann Mayer, Professor am Bert- holdsgymn. in Freiburg i. Br.

Freiburg i. d. Schweiz 1886. Ausk. erteilt die Universitätskanzlei.

Genf 1559, erneut 1873. Le livre du recteur, Catalogue des etudiants del'academie de Geneve de 1589—1859. Ed. de Fort, Revilliod et Fick. Geneve 1860. Liste des Etudiants, seit 1875 erscheinend.

Gießen 1607. Ernst Klewitz und Karl Ebel, D. Mtr. d. Univ. Gießen 1608 bis 1707. Gießen 1898 (aus Mtlg. d. Oberhess. Gesch.-Ver. N. F. Bd. 2—6, 1890—96). Becker, Wlh. Mtn., Studentenschaft in d. Frühzeit d. Univ. Gießen (mit Studenten- listen), in: Beitr. z. hessischen Schul- u. Universitätsgesch., hrsg. v. Diehl u. Messer, 1,4, Gießen 1906, S. 55 ff. Diehl, Wlh., Die Abiturientenlisten d. hessischen Päda- gogien aus d. Zeit v. 1666—1700 u. die Gießener Universitätsmtr. I, 2. 1907. Die un- gedruckten Mtr. liegen auf der Universitätsbilbl. Personalverz. seit 1822. Ausk. erteilt d. Universitätskanzlei.

Göttingen 1734—37. J. St. Pütt er, Versuch e. ak. Gelehrtengesch. d. Univ. Göttingen, fortges. v.F.Saalfeldu.Oesterley. 4T. Göttingen 1765— 1838. Göttinger Professoren, Gotha 1872. Beitr. z. Gelehrten-Gesch. Göttingens (Festschr. z. Feier d. 150jähr. Bestehens d. Kgl. Gesellsch. der Wissensch. zu Göttingen). Berlin 1901. Mtr. sind nicht gedruckt. Personalverz. seit 1763. Ausk. erteilt d. Universitätssekretariat.

Graz, Stiftung 1585, Eröffnung 1586, von 1782—1826 Lyceum, 1826 neue Uni- versität mit drei Fakultäten, seit 1863 Volluniv. Mtr. ist nicht gedruckt. Personalverz. erscheint nicht. Ausk. erteilt d. Rektorat. Catalogus Alumnorum pontificiorum Graecii ab a. 1578 usque ad a. 1635 in Laur. Forer, Grammaticus Proteus. Ingolstadii 1636 S. 251 f.

Universitätsmatrikeln. 91

Greifswald 1456. J. O. L. Kosegarten, Gesch. d. Univ. Greifswald. Greifswald 1857. E. Lange, Greifswalder Professoren i. d. Slg. derVitae Pomeranorum. BS 44, 1—42. E. Friedlaender, Mtr. d. Univ. Greifswald 1456—1700. 2 Bde. Leipzig 1893/94. Mtr. bis 1826 in der Univ.-Bibl., die späteren Bde. in d. Univ.-Kanzlei. Per- sonalverz. seit 1844. Ausk. erteilt d. Universitätsbibl., bzw. Univ.-Kanzlei.

Halle 1694. Damit vereinigt Wittenberg 1817. W. Schrader, Gesch. d. Fried- richs-Univ. zu Halle. 2 T. Berlin 1894. J. Conrad, D. Statistik d. Univ. Halle während d. 200 Jahre ihres Bestehens (in: Festschr. d. Univ. Halle). Jena 1894. Schilling, Rud. Freiherr v., Die an d. Kgl. preußischen Friedrichs-Univ. zu Halle a. S. 1690—1785 immatrikulierten baltischen Edelleute. JGM 1897, S. 50f. Z. Feier d. 50 jähr. Vereinigung d. Univ. Halle U.Wittenberg, 1867 (nicht im Handel), hierin u. a.: Boehmer, Gesch. d. v. Ponickauischen Bibl. Mtr. ist nicht gedruckt. Personalverz. seit 1822. Ausk. erteilt d. Universitätsbibl.

Harderwijk (Niederlande) 1600 1818. D. G. van Epen im Haag, Praktizijushoek, Album studiosorum academiae Gelro Zutphonicae 2648—1818. Haag 1904. D. G. van Epen besitzt das Liber doctorum und erteilt Auskunft darüber gegen Portovergütung. (Man promovierte gegen Zahlung.)

Heidelberg 1386, ern. 1803. G. Toepke, Die Mtr. d. Univ. Heidelberg v. 1386 bis 1870. 6 Bde. (Bd. 5u.6 bearb. v. P. Hintzelmann.) Heidelb. 1884— 1907. Anhang zu Bd. 4: 1. Album promotorum in facultate philosophica ex parte catholicorum 1705 1805. Bd. 4: 2. Catalogus auditorum juris canonici et promotorum in jure tarn canonico quam utroque 1726 1770. 3. Matricula et studiosorum et promotorum in facultate theologica ex parte reformatorum 1706 1800. J. F. Hautz, Gesch. d. Univ. Heidelberg. 2 Bde. Mannheim 1862, 64. A. Thorbecke, Gesch. d. Univ. Heidelberg, Abt. I, 1386 bis 1449. Heidelberg 1886. Ed. Winkelmann, Urkundenb. d. Univ. Heidelberg. 2 Bde. Heidelberg 1886. Kurt Klemm, Die Helvetia in Heidelberg von 1811, Ak. Monatsh. Nr. 272 vom 1. Dezember 1906. O. Schnettler, Studierende aus d. Grafschaft Mark auf d. Univ. Heidelberg (1386—1870) BD XX. Personalverz. seit 1818/19. Ausk. erteilt d. Großhzgl. Universitätsbibl. Vgl. auch unter Freiburg.

Helmstedt, Stiftung 1575, Eröffnung 1576—1809. VI. Jg. des handschriftl. Jb. d. Ver. f. Gesch. u. geschichtl. Hilfswft. a. d. Universität Leipzig „Roter Löwe", S. 211 226 enthält Ausz. d. Mtr. d. Univ. Helmstedt v. Paul Georg Herold, stud. jur. Das sog. Album von Helmstedt wird von dem Herzogl. Landeshauptarchiv zu Wolfenbüttel aufbewahrt, das auch Auskunft erteilt.

Herbora 1584, 1817 aufgehoben. Die Nassauer Drucke der Kgl. Landesbibl. in Wiesbaden v. A. v. d. Linde. I. Bd. S. 340—496, Wiesbaden 1882, enthalten die Her- borner Hochschul-Mtr. v. 1584 1726. Matricula studiosorum scholae Herbornensis. Zedier, Gottfried, u. Sommer, Hans, D. Mtr. d. Hohen Schule u. d. Pädagogiums zu Herborn (= Veröff. d. Histor. Komm. f. Nassau V). Wiesbaden 1908. Ausk. erteilt d. Direktion d. Kgl. theol. Seminars zu Herborn.

Ingolstadt 1472, 1782—92 Lyceum, nach Landshut verlegt 1800, von hier nach München 1826. Fr. X. Freninger, D. Matrikelbuch d. Univ. Ingolstadt-Landshut- München. Rektoren, Professoren, Doktoren 1472 1872, Kandidaten 1772 1882. Mün- chen 1872. In alphab. Folge. Der ältere Teil der Ingolstädter Mtr. ist 1906 im Druck erschienen. Annales Ingolstadiensis Academiae emend. J.N. Mederer. Ingolstadt u. München 1782—1859. Verzeichnis der Studierenden u. Namen der nobiles u. and. illustren Personen. General-Repertorium über sämtliche an der Ludwig Maximilian- Universität zu Landshut 1800—1826 immatrikulierten Studierenden. Für d. Landshuter Studiengenossen-Fest am 22. Juli 1860 zusammengestellt. Friedberg 1861. Personalverz. seit 1826. Ausk. erteilt d. Universitätsarchiv in München.

Innsbruck 1672, Ak. mit vier Fakultäten, 1782—1792 Lyceum, 1792—1810 Univ. mit drei Fakultäten, 1810 aufgehoben, 1826 mit zwei Fakultäten neu eröffnet, 1857 theologische Fakultät wieder eröffnet, 1869 Volluniv. Vgl. J. Probst, Gesch. d.

Q2 Universitätsmatrikeln.

Univ. i. Innsbruck seit ihrer Entstehung bis 1860. Innsbruck 1869.1) A. v. Wretschko, Gesch. der juristischen Fakultät an d. Univ. Innsbruck 1671—1904 (in d. Beitr. z. Rechtsgesch. Tirols 1904). Dazu desselben Verf. Abhandlung ü. d. ak. Grade. Inns- bruck 1910 (Rektoratsber. 1908/9) u. Kaspar Schwarz, D. Hofpfalzgrafenwürde der juristischen Fakultät Innsbrucks (Beitr. z. Rechtsgesch. Tirols 1904). D. Mtr. sind nicht gedruckt u. befinden sich im Universitätsarchiv. In der Zeit der tirolischen Be- freiungskriege u. später bestehen Lücken. Personalverz. seit 1827, enthalten nur die Professoren. Ausk. erteilt das Sekretariat.

Jena 1548, Privileg 1558. D. Univ. v. Ende Juli 1578 bis 9. März 1579 wegen d. in d. Umgegend herrschenden Pest nach Saalfeld verlegt. S. unter Saalfeld. Schwarz, J. C. E., Das erste Jahrzehnd der Univ. Jena. Denkschr. zu ihrer dritten Säkular-Feier. Jena 1858. Günther, Joh., Lebensskizzen der Professoren der Uni- versität Jena s. 1558 1858. Jena 1858. Piltz, Ernst, Dozenten-Album d. Univ. Jena 1858 1908. Jena 1908. Jenaische Stadt- und Universitäts-Chronik von Martin Schmeizel, herausgeg. v. Ernst Devrient. Jena 1908. H. Koch, Adrian Beier's Athenae Salanae, ASW 1909, 91. 92: Koch stellt die Namen derjenigen Professoren zu- sammen, ü. die d. handschriftl. Nachlaß des Diakonus M. Adrian Beier (17. Jht; acht starke Quartbände mit fast 8000 Seiten) auf der Universitätsbibl. in Jena handelt. Es ist ein bis zum Jahre 1826 reichendes alph. handschriftl. Namensverz. vorhanden. Keine gedr. Mtr. Personalverz. s. 1826. Ausk. erteilt d. Universitätsbibl.

Kiel 1665. Chronik d. Univ. Kiel u. d. Gelehrtenschulen in Schleswig-Holstein, mit alph. Verz. d. Stud. Kiel, seit 1826. H. Ratjen, Gesch. d. Univ. Kiel (s. 1665). Kiel 1870. Mit alph. Reg. Personalverz. s. 1854. Ausk. erteilt d. Registratur d. Uni- versitätskanzlei.

Köln a. Rh., 1388/89, städtische Univ., aufgehoben 1797 resp. 1813 u. in ein Ly- zeum verwandelt. F. J. v. Bianco, D. alte Univ. Köln. Köln 1855. H. Keussen, Beitr. z. Gesch. d. Kölner Univ. WZ 18 (1899). D. Mtr. d. Univ. Köln 1389—1559, bearb. v. H. Keussen, B. 1 (1389—1466). 1. Hälfte unter Mitwirkung v. W. Schmitz. 2. H. Reg. Bonn 1892. Die Rotuli der Kölner Univ. (Mtlg. a. d. Stadtarch. v. Köln. B. 20.) Crecelius, W., Aus d. III. Mtr. d. Univ. Köln, VJH 8. Ausk. erteilt d. Universitätssekretariat Bonn.

Königsberg, 15. 8. 1544. D. H. Arnoldt, Historie der Königsbergischen Univ. 2 B. Königsberg 1746. D. Mtr. d. Univ. Königsberg i. Pr. Hrsg. v. Georg Erler, 1544—1829. 2 Bde. Leipzig 1908—12. (Publikationen desVer. f. Gesch. v. Ost- u. West- preußen. — Die Zeitschr. f. d. Gesch. u. Altertumsku. Ermlands. Bd. 11. Braunsberg 1894, enthält u. a.: Die Ermländischen Studenten an der Albertina zu Königsberg von Fr. Hipler. Außerdem s. K. Bogun, Stammbuchs, i. d. Stadtbibl. zu Königsberg, SA a. d. VJH 1901. Ak. Erinnerungsb. f. die, welche in d. J. 1787—1817 d. Königsberger Univ. bezogen haben. Hrsg. ist G. F. Härtung. Königsberg 1825. Enthält S. 8—14 die Namen der Rektoren u. Prorektoren, sowie die Anzahl der jährlich immatrikulierten Studierenden 1544—1787, S. 17—226 e. Verz. d. Studierenden v. 1787—1817 mit Index S. 227 ff. Ak. Erinnerungsb. f. die, welche in d. J. 1817 1844 d. Königsberger Univ. bezogen haben. Hrsg. bei Gelegenheit der 3. Säkularfeier d. Univ. Königsberg (Hrsg. G. F. Härtung) 1844. Enthält S. 1—174 e. Verz. d. Studierenden v. 1817—1844 mit Index S. 175—186 u. e. alph. Verz. d. Lehrerpersonals auf der Albertina v. 1825—1844, S. 187—194. Personalverz. s. 1787, als Manuskript gedruckt. Ausk. erteilt d. Uni- versitätssekretariat.

Kopenhagen 1475, erneuert 1611. Kjöbenhavns Universitets Mtr. v. S. B. Smith. Kopenhagen 1890—94. Bd. I (1611—67), Bd. II (1667—1740), Bd. III (1740—1828). Kopenhagen, Hagerups Forlag 1911. Holger Fr. Rerdam, Fyenske Studenter ved Kjebenhavns Universitet 1479—1611. S. Birket-Smith, Kjebenhavns Universitets Matrikel I (1611—67), II (1667—1740), III (1740—1828, dieser Band ist noch nicht ab-

x) Tiroler und Vorarlberger studierten vor Errichtung der Innsbrucker Universität gewöhnlich in Freiburg, Ingolstadt, Dillingen und Bologna.

Universitätsmatrikeln. 93

geschlossen). Kopenhagen 1890 ff. H. P. Selmer, Akademiske Tidender I— IV, Kopen- hagen 1833—41 (enthält Studenten 1824—36), danach sind die Studenten verzeichnet in „Kjebenhavns Universitets Aarboger" (Jahrbücher der Kopenhagener Universität). In Norwegen und Dänemark ist es gebräuchlich, jedes Jahr ein Buch über die Studenten, die ihre 25 jährige Jubelfeier halten können, herauszugeben.

Krakau. Gegründet 1364, erneuert 1400. Album studiosorum universitatis Cra- coviensis. Tom. 1 (ab a. 1400 ad a. 1489) ed. Zegota Pauli et Boleslaus Ula- nowski. Cracoviae 1887. Tom. 2 (ab a. 1490 ad a. 1551) ed. Adam Chmiel. Ebd. 1892. Auszüge: Das älteste Matrikelbuch der Universität Krakau. Beschr. u. Ausz., mitgeteilt durch Heinrich Zeissberg. Festschr. z. 400 jähr. Jubelfeier der Ludwig- Maximilians-Universitätzu München. Innsbruck, Wagner 1872. Deutsche Scholaren in Krakau in der Zeit der Renaissance, 1460—1520, v. Q. Bauch. Breslau 1900 = 78. Jahresber. der Schlesischen Gft. f. vaterl. Kultur. 1900. 3. Abt. S. 1 ff. Dazu Kasimir von Morawski, Historya Uniwersytetu Jagiellonskiego (Geschichte der Universität Krakau). Krakau 1900. Personalverz. s. 1850. Ausk. erteilt die Universi- tätskanzlei.

Kulm 1366. Die Stiftung wurde erst 1554 ausgeführt, aber ist nicht weit gediehen. Verbleib der Matrikel ist unbekannt.

Landshut 1800, wurde 1826 nach München verlegt, siehe das für Ingolstadt Ge- sagte. — General-Repertorium über sämtliche an der Ludwig-Maximilian-Universität Landshut 1800—1826 immatrikulirte Studirende. Friedberg 1861. Ausk. erteilt d. Universitäts-Archiv in München.

Leiden (Leyden) 1575. Album studiosorum Lugduno-Bataviae acad. 1575—1875 von G. de Rieu. Haag 1875, mit alph. Reg. Personalverz. s. 1877 im Jaarboek d. Ryks-Universiteit te Leiden. Ausk. erteilt der Sekretär des Senats.

Leipzig 1409. F. Zarncke, Die urkundl. Quellen z. Gesch. d. Univ. Leipzig (Abh. d. Ges. d. Wft. zu Leipzig 1857) u. in Kl. Schriften B. 2. M. W. Drobisch, Beitr. z. Statistik d. Univ. Leipzig (Ber. üb. d. Verhandl. d. Kgl. Gft. d. Wft. zu Leipzig 1848, 60ff. u. 1849, 69ff.). Die Anfänge der Univ. Leipzig. Personalverz. v. 1409—1419. Aus den ältest. Mtr. d. Univ. zusammengestellt v. Paul Wilh. Ullrich, Leipzig 1895. Mtr. d. Univ. Leipzig, Ausz. aus derselben a. d. J. 1537—1877 v. Max Schmidt, stud. med., u. Paul Wilhelm Ullrich, stud. hist. VI. Jg. (1881) des handschr. Jb. d. Ver. f. Gesch. u. geschichtl. Hilfswft. an d. Univ. Leipzig „Roter Löwe". S. 227—288. (Wimpina, Cr.), Scriptorum insignium, qui in celeberr. praesertim Lipsiensi, Witten- bergensi, Francofordiana ad Oderam academiis a fundat. usque ad annum 1515 florue- runt, centuria ab auctore eius temp. anonymo, ed. a. J. J. Madero. 1660. Georg Erler, Die Mtr. d. Univ. Leipzig: 1. Bd. Die Immatrikulationen v. 1409—1559. Leipzig 1895 (= Codex diplomaticus Saxoniae Regiae, 2. Haupttl., XVI. Bd.). 2. Bd. Die Promotionen v. 1409—1559, Leipzig 1897 (= Cod. dipl. 2. Haupttl., XVII. Bd.). 3. Bd. Reg. 1902 (= Cod. dipl. 2. Haupttl., XVIII. Bd). Georg Erler, Die jüngere Mtr. d. Univ. Leipzig 1559 1809 als Personen- u. Ortsreg. bearbeitet u. durch Nachtr. aus d. Pro- motionslisten ergänzt. I. Bd. Die Immatrikulationen \y. Wintersemester 1559 bis z. Sommersemester 1634. Leipzig 1909. II. Bd. Die Immatrikulationen v. Wintersemester 1634 bis z. Sommersemester 1709. Leipzig 1909. III. Bd. Die Immatrikulationen v. Wintersem. 1709 bis z. Sommersemester 1809. Leipzig 1909. Vgl. über dieses hoch- wichtige Werk Paul Rachel, Die jüngere Matrikel der Universität Leipzig 1559 1809 in: Dresdner Anzeiger, Sonntags-Beilage 1910, Nr. 4, S. 12ff. Die in Leipzig von 1409—1600 studierenden Aachener v. Loersch, AG 13. 1891. Die theologischen Pro- motionen an d. Univ. Leipzig (1428— 1539) v. Th. Brieger. Leipzig 1890. H. Wuttke, Collegium beatae virginis in Universitate Lipsiensi. Leipzig 1859. E. G. Gersdorf, Die Rektoren der Univ. Leipzig. Denkschr. z. 2. Juni 1869, MDGL 5.— P. Pfotenhauer, Schlesier als Rektoren d. Univ. Leipzig in dem ersten Jahrh. ihres Bestehens, ZVGS XVII, 1883, S. 177 ff. Herrn. Freytag, Die Beziehungen der Univ. Leipzig zu Preußen v. ihrer Begründung bis z. Reformation (mit zahlreichen biogr. Nachr.) ZWG 44. Bd. 1902. Th. Wotschke, Posener Studenten in Leipzig bis 1560, HMPIV(1903), Nr. 9. Meier,

g4 Universitätsmatrikeln.

Frdr., Annaberger Studenten auf den Universitäten Leipzig u. Wittenberg im 16. Jht. Mtlg. d. Ver. f. d. Gesch. Annabergs XI. Alois John, Egerer Studenten an d. Leip- ziger Univ. (1413—1556). Eger, Selbstverlag 1907. Die Schrift „Chronik der ,Canitz- Gesellschaft' zu Leipzig", die anläßlich des 35. Stiftungsfestes der Leipziger „Canitz- Gesellschaft" von Bert hold Graf zu Lynar verfaßt ist, enthält rund 350 kurzgefaßte Personalien der Mitglieder dieser Studentenvereinigung. Kreussler, H. G., Beschr. d. Feierlichkeiten am Jubelfeste der Univ. Leipzig am 4. Dezember 1809 nebst kurzen Lebensbeschr. der Herren Professoren. Mit 27 Bildnissen u. 11 andern Kupfern. Leipzig 1810. Von der Jubiläumsliteratur des Jahres 19091): (abgesehen von der bereits genannten Herausgabe der jüngeren Matrikel) als vornehmste u. auch d. Fa- milienforscher äußerst nützliche zu nennen: Festschr. z. Feier des 500jährigen Bestehens d. Univ. Leipzig, herausgeg. v. Rektor u. Senat (4 Bde.). Hiervon enthält der 1. Bd.: Die Leipziger theologische Fakultät in fünf Jahrhunderten, von Otto Kirn; der 2. Bd.: Die Leipziger Juristenfakultät, ihre Doktoren u. ihr Heim, v. Emil Friedberg. Diese beiden Bände enthalten ein reiches personengeschichtliches Material. Außerdem sei erwähnt: Kat. d. Universitäts-Jubiläums- Ausstellung Leipzig 1909 (S. 36ff. Medaillen; S. 119ff. Studentenstammbücher, mit Angaben d. Besitzer; S. 175 ff. Porträts, mit An- gabe d. Besitzer). Vgl. KarlBinding, Die Feier des 500jährigen Bestehens d. Univ. Leipzig. Amtlicher Ber. im Auftr. d. ak. Senats. Leipzig 1910. (Die Glückwunsch- adressen zeigen zahlreiche Unterschriften.) Die Liste der ehemaligen Leipziger Studenten aus der Schweiz S. 333 ff. Personalverz. s. 1830. Ausk. erteilt der Universitätsrat.

Lemberg (Lwöw, Galizien, Österr.-Ung.) gegr. 1784, reorg. 1817, früher mit deutscher, seit 1871 mit polnischer Unterrichtssprache. Es besteht ein Personalverz. d. Professoren u. Dozenten. Ausk. erteilt die Kanzlei der Univ.

Loewen (Louvain), 1426, erneut 1793, ausgesprochen katholisch seit 1835. LeMatricule de l'universite de Louvain (1426 1453) v. E. Reusens. Bruxelles 1903. Mit alph. Reg.

E. Laloire, L'Union des etudiants anversois ä Louvain. Histoire des nobles et doctes juristes anversois ä l'Universite de 1687 ä 1794, in den Annales de l'academie royale d'Archeologie de Belgique. 5. Serie, 1 1898, S. 585 ff. V. Brandts, La faculte de droit de l'universite de Louvain ä travers cinq siecles. Louvain 1906. L. Boone, Een turnhoutsche Studenten Kring in de oude Hoogeschool van Leuven, in: Taxandria, Annales du Cercle historique et archeologique de la Campine III (1906 1907), S. 135 ff.

Chanoine Laenen, Les origines de la nouvelle universite de Louvain, in: La vie diocesaine (Malines) III 1909, S. 194ff. Jos. Wils, La congregation des theologiens campinois de l'ancienne Universite de Louvain, in den Analectes pour servir ä l'hi- stoire ecclesiastique de la Belgique: 3* Serie I (XXXI. der ganzen Slg.) 1905, S. 360ff. ; drs., Les etudiants * des regions comprises dans la nation germanique ä l'universite de Louvain I 1642—1776. Louvain 1909. II 1834—1909. Louvain 1910. Im Jb. d. Univ. werden s. 1837 die Ergebnisse der Examina veröffentlicht. Ausk. erteilt d. Kgl. Archiv in Brüssel oder die Kgl. Bibl. in Louvain.

Lund (Schweden) 1666. M. Weibull och E. Tegner, Lunds universitet historia. 2 Bde., 1868. Publ. Acta universitatis Lundensis.

Mainz 1477. F. W. E. Roth, Niederrheinische Gelehrte an der Mainzer Univ. v. 15.— 17. Jht. (Beitr. z. Gesch. des Niederrheins 14); drs., Z. Gesch. der Juristenfakultät zu Mainz im 15. u. 16. Jht. (Jb. d. Savigny-Stiftg. f. RG. Germ. Abt. 1902). E. Verz. graduierter Philosophen v. 1565 bis 1618 findet sich in: Nomina reverendorum . . do- minorum qui . . suprema eiusdem laurea vel condecorati vel academico calculo ea digni iudicati fuerunt. Moguntiae 1618. Ausz. aus d. Mtr. bei Henr. Knodt, De Moguntia litterata commentationes historicae (Mainz 1751).— Die ungedruckten Mtr., soweit sie erhalten, werden im Großh. Haus- u. Staatsarchiv in Darmstadt aufbewahrt. Teile der Mainzer Mtr. liegen im Allgemeinen Kgl. Reichsarchiv in München.

*) Vgl. Verz. d. z. Feier des 500jährigen Bestehens der Univ. Leipzig erschienenen Veröff.: Leipziger Kai. VII (1910), 273—277.

Universitätsmatrikeln. 95

Marburg 1527. K. W. Justi, Grundzüge einer Gesch. d. Univ. Marburg. Mar- burg 1827. Mirbt, D. katholisch-theologische Fakultät zu Marburg. Marburg 1905. Catalogus studiosorum scholae Marpurgensis per annos 1527 1628 descriptus, ed Julius Caesar. Marburgi, Elwert, 1875—1887. Pars I, 1527—1547, ebd. 1875. Pars II 1547 1571, ebd. 1877. Pars III, 1571 1604. Accedunt Guilelmi et Ludovici Land graviorum edicta a. 1575 emissa. ebd. 1882. Pars IV, 1605—1628, ebd. 1887. Diese Teile erschienen zuerst als Marburg. Universitätsprogr., Particulae 1 14, z. Feier d. Geburtstages Kaiser Wilhelms I. in d. J. 1872—1886. Die Mtr. d. J. 1629—1636 er- schien als Universitätsprogr. z. Einführung d. neuen Rektors 1888 (hrsg. v. W. Falcken- heiner) u. d. T.: „Catalogi studiosorum Marpurgensium cum brevibus annalibus con- iuncti fasciculus decimus quintus annos ab 1629 ad usque 1636 complectens. Marburg, C. L. Pfeil 1888. Personen- u. Ortsreg. zu den Mtr. aus d. Annalen d. Univ. Mar- burg v. 1572 1652 v. Wilhelm Falckenheiner, Marburg 1904. Die neueren Jahrg. 1653 1769 seit 1903 durch Th. Birt in den Universitätsprogr. veröffentlicht. Die Stipendienreform d. Landgrafen Philipp i. J. 1560 u. d. älteste Marburger Stipen- diatenalbum v. Wilh. Diehl in: Philipp d. Großmütige. Beitr. z. Gesch. s. Lebens u. s. Zeit. Hrsg. v. d. Histor. Ver. f. d. Großherzogtum Hessen. Marburg i. H. 1904. S. 229 296. Stipendiatenbuch d. Hessen-Darmstädt. Univ. Gießen u. Marburg v. 1605 bis 1774, hrsg. v. W. Diehl (auch als hess. Pfarrerbuch). Hirschhorn a. N. 1907 (Quellen u. Studien z. hess. Schul- u. Univ.-Gesch. H. 4). Stipendiatenbuch d. Univ. Marburg v. 1564—1624, hrsg. v. W. Diehl (auch als hess. Pfarrerbuch). Marb. 1902 (ebd. H. 6) Ausk. ü. d. ungedr. Mtr. erteilt d. Kgl. Staatsarchiv Marburg. Personalverz. seit 1823 (31).

Montpellier 1181. 1289. Einzelne Namen in: Cartulaire de l'universite de Mont- pellier. Publie sur les auspices du conseil generäl 'des' "facultes de Montpellier. T. 1 (1181—1400). Montpellier 1890.

München, von Landshut hierher verlegt 1826. C. Prantl, Gesch. der Ludwig- Maximilians-Univ. in Ingolstadt, Landshut, München. 2 Bde. München 1872. Vgl. o. S. 93. Personalverz. seit 1826. Ausk. erteilt d. Universitätsarchiv.

Münster, gest. 1773, eröffnet 1780 mit drei Fakultäten, 1818 Ak. mit zwei Fakul- täten, 1902 Univ. mit drei Fakultäten. Mtr. sind nicht gedruckt. Ausk. erteilt d. Uni- versitäts-Sekretariat geg. entspr. Entschädigung.

Neuenburg-Neucbätel 1866, neu organisiert 1894. Personalverz. erscheint a. Ende jedes Semesterprogr. Ausk. erteilt le secretaire de l'academie.

Olmütz, 1566 gestiftet, 1581 eröffnet, v. 1779 1783 in Brunn, 1827 reorganisiert, 1855 aufgehoben, jetzt nur kath.-theol. Fakultät daselbst.

Orleans. Fournier in Nouvelle Revue historique de droit Fran<j. et etranger 12, 386—431. Liste der Mitglieder d. deutschen Nation v. J. 1378 (58 Namen). Die Stu- denten d. deutschen Nation bearbeitet Prof. Knod in Straßburg.

Oxford. Register of the University of Oxford, Parts 1—4 Oxford (1884—1889). Personalverz. siehe: Alumni Oxfordienses bei J. Foster, seit 1800. Ausk. erteilt The registrar of the University of Oxford.

Paderborn, gegr. 1615, aufgehoben 1844 u. in e. phil.-theol. Lehranst. verwandelt. J. Freisen, D. Univ. Paderborn. T. 1. Qu. u. Abh. v. 1614—1808. Paderborn 1898. Mtr. sind nicht gedruckt. Prof. Dr. Freisen in Würzburg ist mit d. Bearbeitung be- schäftigt.

Padua 1222. Matrikel noch unediert. Auszüge: Rheinländer Studenten im 16. u. 17. Jht. auf d. Univ. Padua v. Gustav C. Knod, ANR 68, 133 ff. Oberrheinische Studenten im 16. u. 17. Jht. auf d. Univ. Padua v. Gustav C. Knod, ANR 1899. Vgl. ferner Monumenta della Universitä di Padova 1222 1405, raccolti da Andrea Gloria. Vol. 1, 2, 3. Padova, 1884. 1888. Tip. del Seminario = Studi editi della Universitä di Padova a commemorare l'ottavo centenio dalla origine della Universitä di Bologna. Vol. 1, 2. 1899. (D. Bd. ü. d. J. 1222—1318 ist auch als Bd. XXII der Memorie del Istituto R. Veneto de Scienze, Lettere ed arti ausgegeben worden.) Giano, Giu- seppe, L'archivio antico della universitä di Padova. Venezia 1893. Die Herausgabe

Q5 Universitätsmatrikeln.

der Akten der deutschen Nation (Proben daraus hat Luschin von Ebengreuth in snr. Abh. ü. Österreicher an italienischen Universitäten geboten) wird vom R. Istituto storico di Scienze usw. in Venedig geplant. Erschienen ist: Rotulus et Matricula Ju- ristarum et Artistarum Qymnasii Patavini. A. MDXCII III im J. 18Q2. I.A. Andrich und Bl. Brugi, De natione Anglica et Scota juristarum universitatis Patavinae ab a. MCCXXII usque ad a. MDCCXXXVII.

Paris 1200 bzw. 1257. Dr. Budinski, D. Univ. Paris u. d. Fremden an derselben im MA. Berlin 1876. Auctuarium zu d. zahlreiche Namen enthaltenden: Cartularium Universitatis Parisicae ed. H. Denifle et Aem. Chatelain, T. 1 4 (1260 1452), Paris 1889 97, welches den über Procuratorum nationis Anglicanae (Alemanniae) ab anno 1333—1466, Vol. I, II (1894—97), enthält. Da es sich über eine Zeit erstreckt, in der in Deutschland erst Universitäten entstanden, so ist diese Matrikel d. in Paris wie in Orleans besonders begünstigten Deutschen Nation v. großem Wert. Die gesamten Mtr. sind nicht gedruckt. Personalverz. werden nicht herausgeg. Doch gibt es im Druck wenigstens eine Veröff. solcher Art: Personalverz. der Pariser Univ. von 1464 und die darin aufgeführten Handschriften- u. Pergamenthändler von Max Spirgatis = 1. Beiheft z. ZB. 1888. P. Ferret, La faculte de Theologie de Paris et ses doc- teurs les plus celebres (Epoque moderne, Vlle tome, XVIII siecle, revue litteraire, Paris 1910). Auskunft erteilen die Sekretariate der Fakultäten, bei denen die Mtr. verwahrt werden. Dem Publikum sind sie nicht zugänglich.

Parma 1025. Schriften ü. diese Univ. finden sich verzeichnet auf S. 182 186 der „Bibliografia delle provincie parmensi, compilata da Raimondo di Soragna. Parma 1886".

Perugia. Gegründet 1308. Adolf Stölzel, Die in Perugia von 1515 1656 im- matrikulierten Deutschen, in seiner Schrift: „Die Entwickelung des gelehrten Richter- tums in deutschen Territorien", II, 1872, S. 9ff.

Pisa 1343. Dal Borgo, Cav. Flaminio, Dissertazione epistolare sulF origine dell' Universitä di Pisa. Pisa 1765. Storia dell' Universitä di Pisa dal 1737 al 1859 scritta per Everardo Micheli Scolopio in continuazione dell' altra publicata da Angelo Fabroni (Padua 1877). Es erschien nur Bd. I (1737 1799). Fabroni, Angelo, Hi- storiae academiae Pisanae. Paris 1791 1795 3 vol. 4°.

Pont ä Mousson. Univ. v. 1571bis zur franz. Rev., von Westdeutschen stark besucht.

Posen, Kgl. Ak. 1903. Keine Personalverz. Ausk. erteilt das Rektorat.

Prag 1348. W. W. Tomek, Gesch. der Prager Univ. Prag 1849. Monumenta historica Universitatis Prag. Bd. I, Prag 1830/32, enth. d. Dekanatsbuch d. phil. Fakultät mit sämtl. Graduierten von 1367—1585. Bd. II ff., Prag 1834—48, enthält Teile d. Mtr. Personalverz. seit 1826. Die k. k. Universitätskanzlei gestattet Einsichtnahme u. Ab- schrifterhebung aus d. ungedruckten Mtr.

Rinteln 1619, eröffnet 1620, aufgehoben 10. 12. 1809. Verbleib d. Mtr. war weder in Rinteln, Kassel, Göttingen, Marburg noch im Kloster Fischbeck zu ermitteln.

Rostock 1419—31. 1439 43 hatte wegen d. vom Baseler Konzil über Rostock verhängten Interdikts d. Univ. ihren Sitz in Greifswald. 1760 wurde sie nach Bützow verlegt. Da indessen die vom Rat angestellten Professoren in Rostock ihre Vorlesungen fortsetzten, so bestanden damals zwei mecklenburgische Universitäten, bis 1789 ihre Wiedervereinigung in Rostock erfolgte. O. Krabbe, D. Univ. Rostock im 15. u. 16. Jht. 2 T. Rostock 1854. Die Mtr. d. Univ. Rostock, hrsg. v. Adolph Hof- meister. LT. (1419 1499), Rostock 1889; IL T. (1499 1611), ebd. 1891; III. T. (1611 64), ebd. 1895; IV. T. (1694-1789). Anh.: Die Matrikel d. Univ. Bützow (1760 bis 1789), ebd. 1904. V. T. (1879—1831), bearb. v. Ernst Schäfer, ebd. 1912. Ohne alph. Reg. Personalverz. seit 1831. Ausk. erteilt d. Sekretariat d. Univers, auch üb. d. Mtr. v. Bützow. Regierungsbibliothekar Prof. Dr. Schäfer in Schwerin erteilt aus dem von ihm bearbeiteten Register Ausk. gegen geringe Gebühren.

Saalfeld. D. Univ. Jena verweilte hier v. Ende Juli 1578 bis 9. März 1579 wegen der in d. Umgegend von Jena herrschenden Pest. S. Sagittarius, Saalfeldische Hi- storie, Handschr. des Herzogl. Archivs zu Koburg, S. 594 f. (jetzt v. Devrient hrsg.).

Universitätsmatrikeln. 97

Prof. Eulenburg in Leipzig hat sich damit beschäftigt (Frequenz der deutschen Uni- versitäten, 1904). Auskunft erteilt d. Stadtbibl. Trier, falls nicht zu umfangreich. Zu größeren Arbeiten müßte Übersendung d. Mtr. an e. öffentl. Bibl. erfolgen.

Salzburg 1620 1810. Auszüge gedruckt in den Triennialberichten (1697 1794). Anton Hittmair, Aus der Salzburger Universitäts-Matrikel, MGSL 35 (1895), S. 145.

F. V. Zillner, Aus der Salzburgischer Univ.-Mtr., MGSL 23 (1883), S. 40.

Straßburg i. Eis., Ak. Gymn. 1536, Univ. 1566—1621, reorganisiert 1872. H. Ho- seus, D. Kaiser-Wilhelms-Univ. zu Straßburg. E. Festschr. z. 1. Mai 1897. Straßburg 1897. S. Hausmann, D. Kaiser-Wilhelms-Univ. Straßburg. Ihre Entwickig. u. ihre Bauten. Straßburg 1897. Gustav C. Knod, D. alten Mtr. d. Univ. Straßburg v. 1621—1793, Straßburg, 3 Bde., 1897, 1901 (= Urkunden u. Akten d. Stadt Straßburg, Abt. 3). Vgl. auch O. Berger-Levrault, Annales des professeurs des academies et universites alsac. 1525 1872. Nancy 1891. Personalverz. seit 1872. Ausk. erteilt Prof. Dr. Knod, Straßburg i. Eis.

Trier 1472. Nach Kaufmann begann d. Dekanatsbuch 1473, zeigte aber nach wenigen Jahren vollständigen Stillstand. Aufgehoben 1798. Mtr. sind nicht gedruckt.

Tübingen 1477. K. Klüpfel, Gesch. der Univ. Tübingen. Tübingen 1849. Heinrich Hermelink, Die Theologische Fakultät in Tübingen vor d. Reformation 1477—1534. Tübingen 1906. (R. v. Roth), Urkunden zur Gesch. d. Univ. Tübingen aus d. J. 1476—1550. Tübingen 1877. Mit alph. Reg. (hierin d. Mtr. v. 1477—1545).— Die Matrikeln d. Univ. Tübingen. Im Auftr. d. Württembergischen Komm. f. Landesgesch. hrsg. v. Hnr. Hermelink. Stuttgart. I. Bd. Die Matrikeln v. 1477—1600. Stuttgart u. Berlin 1906. Elze, Die Univ. Tübingen u. d. Studenten aus Krain. Tübingen 1877.

v. Pusikan, Fürsten, Grafen, Herren u. Ritterbürtige, welche v. 1477 1628 zu Tü- bingen studiert haben, nach Ramslers Palmenzweig mitgeteilt, VJH 4, 55 ff. Personalverz. seit 1817. Ausk. erteilt d. Universitätsbibl., soweit Zeit vorhanden ist.

Upsala 1477. 1593 95 neu errichtet. Aksel Andersson, Upsala Universitets Matrikel 1—4 1595 1680, Upsala 1900— 1904, wird fortgesetzt. Claes Annerstedt, Upsala Univ. Historia. Bd. I (1477—1654) 1877. Bd. II (1655— 1718) 1908. Rnh. Geijer, Ups. Universitet 1872 1897, Ups. 1897. (Systematische Übersicht ü. deren Vorstände, Lehrer und Beamte nebst Bibliographie S. 1 183.) Personalverz. vor 1818 in einzelnen Jahren, seit 1818 regelmäßig. Ausk. erteilt die Universitätsbibl. resp. Kopisten.

Utrecht 1636. Album studiosorum Academiae Rheno-Trajectinae 1636 1886. Ultrajecti 1886 mit alph. Reg. (soll schlecht bearbeitet sein). Personalverz. jährlich in dem Jaarboek der Ryks-Universiteit te Utrecht, seit 1878. Ausk. erteilt der Archivar des Senats.

Wien 1365 84. Erman u. Hörn, Bibliographie d. Deutschen Universitäten II. Leipzig 1904, Nr. 18994—18999. Rektorenliste v. 1365 an, siehe Erman u. Hörn II, Nr. 18 890 ff. Professorenlisten in dem Universitäts- Schematismus von 1787 an, 1. c. II 18415ff. u. in d. Übersicht d. ak. Behörden v. 1850 an, 1. c. II 19008 f. u. Nachtr. S.313.

D. Wien. Univ. u. ihre Gelehrten 1520—1565. Wien 1888 (=J. Aschbach, Gesch. d. Wiener Univ. Bd. 3). Dazu Nachträge von W. Hartl u. K. Seh rauf. Wien 1898. 2 T. D. Mtr. d. Wiener Univ. Bd. 1. V. d. ältesten Zeit bis inkl. Sommersemester 1420. Hrsg. v. Wenzel Hartl u. Karl Seh rauf. Wien 1889. Mtlg. aus d. Ma- trikelbuche d. rhein. Nation bei der K. K. Univ. Wien (v. R. Kink) 1852. D. Mtr. d. Ungarischen Nation an d. Wiener Univ. 1453 1630. Hrsg. v. K. Schrauf. Wien 1902. K. Schrauf, Z. Gesch. d. Studentenhäuser an d. Wiener Univ. (Mtlg. d. Gs. f. dt. Erziehung, Bd. 5). Kurze Ausk. erteilt das Universitätsarchiv.

Wittenberg 1502, wegen d. Pest v. August 1527 bis z. April 1528 u. v. Juli 1535 bis z. Februar 1536 in Jena, nach Halle verlegt 1817. J. Bolte, Aus der Wittenberger Universitätsmtr. 1560—1660 in d. Zeitschr. f. deutsche Philol., Bd. 20, 1888, S. 80ff. Mtlg. d. Ver. f. Gothaische Gesch. u. Altertumsk., Jg. I. Zusammenstellung d. Gothaer Studenten a. d. Univ. Wittenberg, J. IV. Die i. W. z. Pfarramt ord. Gothaer 1536—72.

J. Köstlin, Die Baccalaurei u. Magistri d. Wittenberger philosophischen Fakultät 1503—1576 (Osterprogr. d. Univ. Halle 1873 ff.). Album academiae Vitebergensis ab

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. 7

Qg Universitätsmatrikeln.

a. Chr. 1502 usque ad 1602. Vol. 1 (1502—60), ed. K. E. Förstemann. Lipsiae 1841 (in anastat. Neudr. Halle 1906). Vol. 2 (1560—1602). Halis 1895. Vol. 3 (Indices) ib. 1905 (vgl. Luschin von Ebengreuth, Göttinger Gelehrte Anzeigen, 1897, S. 663). Liber decanorum facultatis Theologicae Academiae Vitebergensis, ex autographo ed. Carl Ed. Förstemann. Leipzig 1838. G. Buchwald, Wittenberger Ordiniertenbuch, Bd. I 1537 1560, Bd. II 1560—1572. Leipzig 1894—95. Mit alph. Reg. G[ärtner], Die in Wittenberg von 1539—1572 ordinierten Zittauer. Mtlg. d. Gsft. f. Zittauer Gesch., Nr. 5 1908). Zahlreiche Personalien z. Gesch. d. Univ. Wittenberg im 16. Jht. bei Karl Pallas, Die Registraturen d. Kirchenvisitationen im ehemals sächsischen Kur- kreise 2, 1. Halle 1906, S. 53 ff. Ausk. erteilt d. Universitäts-Sekretariat in Halle.

Würzburg 1402. F. X. v. Wegele, Gesch. d. Univ. Würzburg. 2 T. Würzburg 1882. Die Mtr. beginnen mit d. J. 1582; sie sind nicht gedruckt. Personalverz. seit 1831. Ausk. erteilt die Kanzlei des Rektorates.

Zürich 1832—33. Personalverz. seit 1864 im Ak. Taschenbuch. Die Universitäts- kanzlei erteilt Ausk. ü. d. ungedruckten Mtr.

Im Jahresbericht f. Mecklenburgische Gesch. u. Altertumsk. 49. Jahrg. 1884 u. 50. Jahrg. 1885 sind 2723 Mecklenburger verzeichnet, die von der Grün- dung der betreffenden Universitäten an bis zur Zeit des 30jährigen Krieges auf den Universitäten Basel, Dorpat, Erfurt, Frankfurt a. O., Greifswald, Heidel- berg, Helmstedt, Jena, Köln, Königsberg, Leyden, Marburg, Prag, Straßburg, Tübingen, Upsala, Wittenberg immatrikuliert gewesen sind. Die Nach- weisungen sind teils direkt aus gedruckten Matrikeln geschöpft, teils, so- weit ein Abdruck der letzteren noch nicht erfolgt war, auf Kosten des Vereins von Professoren und Universitäts-Sekretären geliefert. Auch ist jedem einzelnen Musensohn seine spätere Lebensstellung beigefügt, soweit dies möglich war. Kolb behandelt die Beteiligung des Zabergäus und Leintales am akademischen Studium im Mittelalter in den „Vierteljahrsheften des Zabergäuvereines" 1904 und 1905. Leiß, Studierende aus Waldeck vom 13. 19. Jahrh., GWP4 6. H. v. Petersdorff, Pommersche Stu- dierende auf der Universität Heidelberg 1386—1668, VJH 15 (1887). Vieles einschlagende Material enthält das erste Buch des 1. Bandes (S. 33 ff.) des Werkes von Adolf Stölzel „Die Entwicklung des gelehrten Richtertums in deutschen Territorien" 1872 (Das Rechtsstudium bis zum Beginn des 17. Jahrh. § 2. Beziehungen Deutschlands zu ausländischen Hochschulen, § 3. Rechtsstudium auf deutschen Hochschulen. § 4. Verbreitung der Hessen auf deutschen und außerdeutschen Hochschulen mit zahlreichen Listen). Ulrich, A., Niedersächsische Studenten auf fremden Universi- täten, VNS 1889. A. Luschin von Ebengreuth, Österreicher an italie- nischen Universitäten zur Zeit der Rezeption des römischen Rechts (in den Bl. des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich Jahrg. 1880 85 mit biographischen Nachweisen über 1452 Scholaren) (vgl. oben S. 88). Dazu die Arbeiten von Sundermann, Bartels, Crecelius, Friedlaender, van Kleffens und Tannen über die Ostfriesen auf Universitäten in d. Jb. d. Gft. f. bildende Kunst u. vaterl. Altert, in Emden u. im Ostfriesischen Monatsblatt. Lein- berg, K. G., „Om Finske Studerende i Jesuitcollegien". Helsingfors 1890.— Album academicum der 3 Corporationen Baltia in Zürich, Livoriia und Baltia in Karlsruhe hsg. v. H. Stavenhagen. Dorpat 1900. (Ausfuhr!. Personalien über die meist von den russischen Ostseeprovinzen stammenden Mitglieder.)

Korpstafeln. 99

Außer den Universitätsmatrikeln gibt es noch eine Anzahl Drucksachen, die auch, und besonders in neuerer Zeit, auf die Studienzeit hinweisen.1) Dies sind besonders die Alten-Herren-Verzeichnisse der Korps, Burschen- schaften, Landsmannschaften und sonstigen schlagenden und nichtschlagen- den Verbindungen und Vereine, ebenso Korps- usw. Zeitungen aller Jahr- gänge.

Im folgenden werden aus dem „Katalog der Bibliothek des Verbandes Korpstafeln, alter Korpsstudenten Ostern 1909" (Marburg a. L. 1909), welchen der Mar- burger Universitätsbibliothekar Dr. Fabricius verfaßt und an alle öffentlichen Bibliotheken Deutschlands verschickt hat, die auf die deutschen Korps be- züglichen Personal-Verzeichnisse zusammengestellt. Im Buchhandel sind die wenigsten von diesen Sachen zu haben. Die meisten Korpsgeschichten ent- halten auch ausführliche Mitgliederlisten, was meist im Titel nicht bemerkt ist. Die Bezeichnung „Korpstafel" bedeutet nichts anderes als Korpsliste. Durch zusammenfassende Arbeiten sind die Einzellisten nicht überflüssig geworden, weil diese ausführlichere Angaben auch über die Familien ent- halten. Sämtliche im folgenden angeführte Drucksachen sind in der Biblio- thek des Verbandes alter Korpsstudenten vorhanden. Die Bibliothek wird vom Verfasser des genannten Katalogs geleitet und steht nicht nur den Mit- gliedern des Kösener SC-Verbandes zur Verfügung, sondern überhaupt allen, die sich ernstlich mit der Geschichte des Deutschen Studententums befassen, wenn sie sich mit gehöriger Legitimation am besten durch Vermittlung einer öffentlichen Bibliothek an den Verwalter der Bibliothek wenden. Vertrauenswürdige Nichtkorpsstudenten können zu wissenschaftlichen Zwecken die Sammlung ebenfalls benutzen.

Kösener Almanach. Verz. sämtl. Angehöriger des KSCV. München 1887/88.

Rügemer, Karl, Kösener Korpslisten v. 1798 1904. Starnberg b. München (1905). 2. Afl. 1910. (Für die Korps des Kösener SC das maßgebendste Werk.)

Zander, Leonh., Namentliches Verz. d. Alten Herren, welche d. . . . 1881 ver- handelten Anträge gestellt bzw. unterstützt haben. Posen 1882.

Koch, John, Alph. Verz. v. d. KSCV angehörigen Mitgliedern des Verbandes alter Korpsstudenten 1901. Nachtrag 1903.

Mitglieder-Liste der dem Verband alter Korpsstudenten angehörenden Bez.-Verbde Januar 1908 Dresden.

Adreßbuch der alten Korpsstudenten Schlesiens. Hrsg. (v. Dr. Veith). Breslau 1903. 2. Afl. Breslau 1905.

Liste der Korpsphilister v. Augsburg u. Umgebung. Stand v. 15. II. 1900.

Adreßbuch alter Korpsstudenten v. Berlin u. Umgegend. Berlin, Janke i. Komm. Häufig erschienen z. B. 1908.

Mitgliederliste des Korpsphilister-Verbandes München. Stand v. 15. XI. 1896.

Staub, F. L., Korpsliste des Weinheimer SC von 1821—1906. Dresden 1906.

Korpsliste der Vandalia zu Berlin 1888/9.

Devens, Fr., Biogr. Korpsalbum der Borussia zu Bonn 1827 bis 1902. Bonn 1902.

x) Ausführliche Nachweise über d. Literatur, welche d. Gesch. d. deutschen Stu- dententums behandelt, findet man in d. Buche v. Friedr. Schulze u. Paul Ssymank, Das deutsche Studententum. 2. Afl. Leipzig 1910.

7*

■i qq Korpstafeln.

Korpsreg. d. Questphalia zu Bonn v. 18. V. 1820 bis 15. VII. 1900 (v. van Hees)

Düsseldorf 1900.

Mitgliederliste d. Korps Palatia zu Bonn vom 10. VIII. 1858 bis XII. 1906. Bonn

(1906).

Moldenhauer,F., Korpsgesch. u. Mitglieder-Verz. d. Rhenania zu Bonn. Bonn 1 895.

Verz. d. Korpsburschen d. Saxonia in Bonn 1832—88. Köln 1888.

Mitglieder-Verz. d. Korps Teutonia (zu Bonn). Köln 1893.

Alte-Herren-Liste d. Marcomannia zu Breslau 1895.

Müller, Hrm., Oesch. d. Korps Silesia 1837—97. Breslau 1897.

Philister-Verz. d. Korps Baruthia in Erlangen nach d. Stand v. 12. VII. 1893 (v. J.).

Rügemer, K., Oesch. d. Baruthia zu Erlangen 1803—1893. München 1893.

Teicher, H., Das Korps Baruthia zu Erlangen (1803—1903). Erlangen 1903.

Onoldias Philister nach ihren Wohnorten zusammengestellt u. Aktive. Ausg. Jan. 1904 o. O., neue Ausg. 1909.

Verz. d. Band- u. Korpsschleifeninhaber d. Hasso-Borussia zu Freiburg. Aufgestellt am 20. Nov. 1898. Freiburg 1898.

Mitgliederliste des Korps Suevia 1815—96. Freiburg i. B. 1896.

(Flegler, W.), Die Hassia zu Gießen. Ihre Geschichte u. ihr Korpsbestand. H. 1—2. Gießen 1897 ff.

Die Mitglieder des Korps Starkenburgia in Gießen. 1840—1900.

Z. Erinnerung an d. Feier d. 50 jährigen Stiftungstags des Korps Teutonia. Gießen 1889 (Geschichte des Korps).

Die Mitglieder der Bremensia zu Göttingen v. 19. VI. 1812 bis z. Gegenwart.

Berlin 1900.

Reinbeck, C, Gesch. d. Korps Brunsviga zu Göttingen 1824—89. Göttingen 1889. (S. 1889 fortgeführt v. A. Hampe.)

Mitglieder-Verz. d. Korps Hanno vera zu Göttingen. Hannover 1893.

Korpstafel der Hildeso-Guestphalia. Hrsg. v. W. Ahrens. Göttingen 1898.

v. Behr-Pinnow, K., Verz. d. m. Bd. inaktiv gewordenen Mitglieder des Korps Saxonia zu Göttingen. Neue Aufl. Göttingen 1900.

Mitglieder-Verz. d. Korps Borussia zu Greifswald 1841—93 o. O. u. J.

Schweitzer, G., Mitglieder-Verz. d. Korps Guestphalia zu Greifswald 1852 bis 1902.

Hagemann, G., Album des Korps Borussia zu Halle a. S. 1836—99. Halle 1899.

Verz. d. Mitglieder d. Landsmannschaft (sp. Korps) Neoborussia zu Halle. 1894.

Verz. d. Korpsburschen der z. Zt. bestehenden fünf Heidelberger Korps. Heidel- berg 1886.

Verz. d. Mitglieder d. Korps Saxoborussia in Heidelberg 1820—1883 von Werner o. O. u. J. Dasselbe bis 1896. Von E. v. Wagenhoff o. O. u. J.

Mitglieder-Verz. d. Suevia in Heidelberg. Heidelberg 1897.

Die Mitglieder des Korps Guestphalia zu Jena. Wiederholt gedruckt z. B. 1907.

Mitglieder-Verz. d. Korps Thuringia zu Jena 1820—80. Dresden.

Andree, R., Gesch. d. Korps Lusatia zu Leipzig 1807—98. Leipzig 1898.

Verzeichnis der AH. des Korps Lusatia o. O. u. J.

Beneke, Fr., Gesch. d. Korps Saxonia in Leipzig. Leipzig 1896.

Korpstafel des Korps Guestphalia zu Marburg. Marburg 1900.

(Lepsius, Rieh.), Korpstafel der Hasso-Nassovia (Korps) zu Marburg 1839— 1909. Frankfurt 1909.

(Buss, Chr.), Gesch. d. Korps Teutonia zu Marburg 1825— 1905. (Marburg 1907.)

Mitglieder des Korps Teutonia zu Marburg 1825—1900. Marburg.

Weigl, Max, Gedenkbuch des Korps Bavaria. München 1868.

Festgabe zur Erinnerung an d. Feier d. 50 jähr. Bestehens der Franconia zu München. München 1886.

Verzeichnis der Philister des Studenten-Korps Palatia von dessen Gründung zu Landshut am 20. Juni 1813 als Lehensverbindung bis zu dessen Umwandlung in ein

Korpstafeln. Burschenschafterlisten. 101

Waffenkorps zu München am 18. Mai 1877. Passau, F. W. Kupplersche Buchdr. 1877. Dazu: Berichtigungen zu dem im Jahre 1877 ausgeg. Phil.-Verz. Palatias o. J. (Druck von Dr. C. Wolf & Sohn.)

(Spatz, Rud.), Zur Erinnerung an das 75jährige Stiftungsfest des Korps Isaria. München 1898.

Korps Makaria. München 1848—98. München 1898.

Neumann, Qesch. d. Korps Borussia zu Tübingen. Tübingen 1888.

(Klein, Friedr.), Qesch. d. Korps Borussia zu Tübingen 1870—1905. Stuttgart 1904.

Korpsliste der Rhenania zu Tübingen 1827 97. Stuttgart 1897.

Verz. d. Angehörigen des Korps Bavaria nach d. Stande v. 1. V. 1900 (Würzburg).

Winkel, G. G., Mitglieder-Verz. d. Franconia zu Würzburg 1805—1899. Würz- burg 1898.

Winkel, G. G., Personal-Nachrichten der Franconia zu Würzburg. Würzburg 1897—1900.

Fröhlich, Karl, Chronik des Korps Moenania zu Würzburg 1814—98. Würz- burg 1899.

Sohlern, E. v., Gesch. d. Korps Nassovia 1836—96. Würzburg 1896.

Becker, Karl, und Mayer, Ph. O., Gesch. d. Korps Rhenania zu Würzburg 1842—92. Ludwigshafen 1893.

Mitglieder-Verz. d. Korps Rhenania nach d. Stand v. 15. XII. 1895. Landau 1896.

Neuwirth, J., Das ak. Korps Saxonia in Wien 1850—1900. Wien 1890.

Blumenthal, Gesch. d. Korps Alemannia zu Hannover. Dresden 1899.

Geschichte des Korps Saxonia (zu Hannover) bis zum 50. J. sns. Bestehens. Han- nover (1902).

Schueler, H., Chronik des Korps Frisia Karlsruhe (ehemals Teutonia Zürich) 1860—1900. Hamburg 1900.

Verzeichnisse alter Burschenschafter finden sich in den Burschen- Burschen- schaftlichen Blättern, in den Akademischen Blättern und in den seit 1891 schafterIisten- erscheinenden Jahresberichten der Vereinigung alter Burschenschafter. Außer- dem seien an der Hand des Werkes von Erman und Hörn (vgl. Register) genannt:

Verz. der in Berlin u. der Prov. Brandenburg wohnenden Aiten Burschenschafter. 1. Ausg. Juni 1887. Hrsg. v. Berliner D. C. Berlin 1887, wiederholt ausgegeben.

Verz. d. in Mecklenburg, Pommern u. Preußen ansässigen a. H. a. H. der A. D. C. Burschenschaften. Hrsg. vom D. C. zu Greifswald. S. S. 1885. Greifswald 1885.

Verz. d. bislang ermittelten Alten Burschenschafter in Hessen-Nassau, Hessen-Darm- stadt u. angrenzender Gegend. Festgabe f. d. Teilnehmer am Fest-Kommers v. 18. Okt. 1885 zu Marburg. Marburg.

Verz. d. alten A. D. C.-Burschenschafter der Reichslande, von Baden, der Pfalz u. der Schweiz. Straßburg 1886.

Verz. d. Alten Burschenschafter im Kgr. Sachsen u. in der Prov. Sachsen. Hrsg. v. Leipziger D. C. 1. Ausg. Juli 1887. Leipzig.

Verz. der in der Prov. Sachsen ansässigen alten Burschenschaften o. O. u. J. 4 Bl. (Archiv d. D. Burschensch.)

Verz. der in Schlesien u. Posen ansässigen 648 alten Burschenschafter. Hrsg. von dem D. C. zu Breslau S. S. 1887. Breslau.

Verz. alter Burschenschafter Rheinlands u. Westfalens. Hrsg. v. Bonner D. C. Bonn 1887.

Verz. d. in Ost- u. Westpreußen wohnhaften alten Herren des A. D. C. Königsb. i. Pr. 1887.

Verz. der in d. thüringischen u. mitteldeutschen Staaten lebenden Alten Herren u. Ehrenmitglieder d. deutschen Burschenschaften (hsg. v. Jenenser D. C). Jena 1885.

Verz. der in Hannover, Oldenburg u. Braunschweig wohnhaften Alten Herren v. A. D. C. Burschenschaften. Göttingen 1886.

1 02 Burschenschafterlisten. Landtagsmatrikeln.

Verz. d. alten Burschenschafter nach dem Stande v. August 1893. Im Auftrag der Vereinigung alter Burschenschafter gesamm. u. hrsg. v. Vorort Marburg (Verf.: Gust. Schaum. Vorrede: Theobald Fischer). Leipzig 1893.

Verz. der alten Burschenschafter nach d. Stande v. März 1899. Im Auftrag des Verbandes alter Burschenschafter gesamm. u. hrsgg. v. Vorort Berlin. Berlin 1899. (Wiederholt hrsg., zuletzt 1907.)

Verzeichnis der alten Herren der Bonner Burschenschaft Franconia von 1845 83. Ohne Ortsangabe.

Verzeichnis der Philister und Aktiven der Burschenschaft Bubenruthia zu Erlangen. 1887. Nürnberg. Gedr. bei A. E. Sebald.

Verzeichnis der Philister und Aktiven der Burschenschaft Germania zu Erlangen. W.-S. 1877/78. (Nürnberg, W. Tümmels Buchdr., in den folgenden Jahren wiederholt).

Verzeichnis d. alten Herren und Ehrenmitglieder der F. B. Franconia. Sommer- Semester 1896. Druck v. Chr. Ströcker, Freiburg i. B.

Delius, F., Mitglieder-Verz. d. Burschenschaft Brunsviga zu Göttingen. Wies- baden 1890.

Verzeichnis der Alten Herren der Burschenschaft Hannovera zu Göttingen. Göt- tingen, Buchdr. L. Hofer o. J.

Verzeichnis der Alten Herren und Ehrenmitglieder der Burschenschaft Germania zu Greifswald. Greifsw., Dr. v. J. Abel 1886.

Verzeichnis der Philister u. Aktiven der Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg 1879/80. (Nürnberg, W. Tümmels Buchdr.)

Verzeichnis der Philister und Aktiven der Burschenschaft Teutonia zu Kiel. Ostern 1882. Kiel, Buchdr. des „Norddeutschen Landwirt".

Heer, G., Die Marburger Burschenschaft Arminia v. 1860 95. Marburg 1895.

Wie die Korps und Burschenschaften, so führen auch die übrigen studentischen Vereine gedruckte Mitgliederlisten.1) Das gilt auch von den konfessionellen Vereinen.2) Der Wingolf gibt die Personalien seiner Mitglieder bekannt. Ebenso erscheint alljähr- lich das Generalregister der „katholisch deutschen Studentenverbindungen in Deutsch- land, Österreich und der Schweiz". Auch die Monatsschrift „Academia" enthält eine Fülle familiengeschichtlicher Notizen.

Landtags- Wie die Universitätsmatrikeln, so bieten auch die Landtagsmatrikeln

matnkein. (jem Farnjijenforscher erwünschtes Material. Als Beispiel diene die badische Landtagsmatrikel im Generallandesarchiv zu Karlsruhe (Breisgau Generalia 1084), welche die Überschrift trägt: [14J68, lanndtleut Zedel jn dem Elsaß Sunggaw Brysgaw und auff dem Swartzwald vmb". Bader hat sie ZOR XII, 465 ediert, jedoch willkürlich verändert und einige Male Mitglieder aus- gelassen. Ein sehr nachahmenswertes Beispiel, wie Landtagsmatrikeln in familiengeschichtlichem Interesse bearbeitet werden können, zeigt die Ver- öffentlichung dieses selben Zettels über die Landleute im Elsaß, Sundgau, Breisgau und auf dem Schwarzwald des Jahres 1468 von H. J. Schwarz-

x) Wegen biographischer und literaturgeschichtlicher Angaben hervorragend ist Erich Gritzner, Verzeichnis der Alten Herren des Vereins für Geschichte und ge- schichtliche Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig „Roter Löwe" mit bio- graphischen und bibliographischen Angaben. 2. Auflage. Weimar 1909, abgedruckt in: Der Verein für Geschichte und geschichtliche Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig „Roter Löwe" im Jubiläumsjahre der Universitätsstadt Leipzig 1909, Seite 67 bis 153.

2) Verzeichnis der Philister des Kartellverbandes der kathol. deutschen Studenten- Verbindungen. 1896. Hrsg. v. Ernst Heitzmann. Als Manuskr. gedr. Fulda, Fuldaer- Aktiendruckerei 1896. Herausgeber der Personalien des Wingolf ist Prof. Dr. Sarges am Gymnasium zu Mühlhausen i. Thür.

Ratslisten.

Bürger- und Ratslisten. 103

weber, Die Landstände Vorderösterreichs im 15. Jahrhundert, FMT V, 1908, S. 230 ff., wo den einzelnen Namen der Landschaftsmatrikel eine stattliche und lehrreiche Menge biographischer, genealogischer und topographischer Anmerkungen beigegeben ist.

Gedruckte Bürger- und Ratslisten finden sich häufig in unseren Bürger- und Urkundenbüchern.1) Dergleichen Listen wurden handschriftlich schon frühzeitig aus Urkunden und Akten zusammengestellt. So sind Verzeichnisse der Rats- personen und Schöffen für Eisenach von Quirin Bissander (f 1608) und für Gotha von Caspar Sagittarius (f 1694) aufgestellt worden. Bissanders Arbeit, als Eisenacher Ratsfesten bekannt, ist in mehreren Abschriften nebst Fortsetzungen erhalten, hrsg. v. Rein, ZTG II, 174 ff. und III, 164 ff.; die Fortsetzungen v. Kühn in d. Jahresber. d. Gymn. zu Eisenach 1886 u. 1904. Sagittars Zusammenstellung findet sich in seiner v. Tentzel hrsg. Hist. Gothana 1713, S. 372 ff. Von separat erschienenen Bearbeitungen2) dieser Art von Listen sind folgende zu nennen:

Berger, Otto, Bürger-Rolle der Stadt Staßfurt 1576—1854. Staß- furt 1884.

Beyerle, Die Konstanzer Ratslisten des MA, Heidelberg 1898 (fort- geführt bis 1548).

Crull, Frdr., Die Ratslinie d. Stadt Wismar, Halle 1875 = Hansische Geschichtsquellen, hrsg. v. Ver. f. Hansische Gesch. II.

Deecke, E., V. d. ältesten Lübeckischen Ratslinie. Lübeck 1842.

i) Über d. Braunsberger Bürgerbuch vgl. Cod. dipl. Warm. II, 305. Über d. Dan- ziger Kürbuch vgl. Hirsch, Script, rer. Pruss. IV, S. 315 34.

8) Aufsätze in Zeit- und Gelegenheitsschriften seien erwähnt: van Dam, Ausz. aus den Bürgerbüchern V.Amsterdam 1655—1725, NL XXVIII, 1910, H. 2.— Eggers, Der Stadt Lübeck Bürgermeister u. Ratsherren, sowie auch verschiedene Syndici u- Sekretäre des Rats v. d. ältesten Zeiten bis auf unsere Tage, VJH 13. Ermisch, H., Ratslinie d. Stadt Chemnitz bis 1484, MCh 2. Grotefend u. Fiedeler, Nachtr. z. ÜB d. Stadt Hannover, VNS 1870: Bürgerbuch 1303—69, S. 26 ff. Fiedeler, G. F., Mtlg. aus d. alten Bürgerbuche u. d. alten Stadtb. d. Stadt Hannover, VNS 1876, S. lff. Geo. v. Freymann, Das Felliner Bürgerbuch (1728—1889), Jahresber. d. Iiterar. Gesellsch. in Fellin 1901/2. Gundlach, Das Kasseler Bürgerbuch 1520—1699, Kassel 1895.— Hempel, F., Ratslinie d. Stadt Chemnitz v. 1485—1618, in d. Festschr. z. 750 jähr. Jubiläum d. Stadt Chemnitz. Hostrup-Schultz, Genealogiske Efter- retninger om Heisinger Embeds og Bestillingsmaend. Kopenhagen 1904 7. Kar- tet J., Rats- u. Bürgerlisten der Stadt Fulda. Fulda 1904. Mallinckrodt, G., Die Dortmunder Ratslinie seit d. J. 1500. Dortmund 1895. Merk, G., Das Ravensburger Bürgerbuch, FBF 1910, H. 10. Nielsen, A. H., Embedsmaend og Bestillingsmaend i Aalborg. Aalborg 1879— 80. Pyl, Th., Die Genealogie d. Greifswalder Ratsmitglieder v. 1382—1697. Greifswald 1896. Reichert, Laubaner Bürgermeister u. Ratsherren 1222 bis 1845, ASW XII, 82. Rubel, K., Bürgerlisten der Frei- u. Reichsstadt Dortmund (1411—1802), in d. Beitr. z. Gesch. Dortmunds u. d. Grafschaft Mark. 12. Bd. Dort- mund 1903. Seuberlich, Ausz. aus d. Bürgerb. d. Stadt Riga in Livland 1657/72. Verz. d. neuen Bürger, soweit deren Geburtsorte nach d. Ratsprotokollen feststellbar waren, ASW 7. Stein, W., Z. Gesch. d. Deutschen in Stockholm im MA, HGB 32, S. 81 ff., bietet S. 101 ff. Rats- u. Amtslisten seit 1419. „Visby Stads Rädslängd under Medeltiden", in Lindström, Anteckningar om Gotlands Medeltid. Stockholm 1895, S. 456— 79. Nachr. a. d. hallischen Bürgerrolle [1522—1747]. Hallischer Kalender 1911.

104 Bürgerbücher.

Diese gedruckten Listen beruhen zumeist auf den archivalischen Bürger- listen. In diese wurde jeder neu aufgenommene Bürger, nachdem er vor Bürgermeister oder Rat den Bürgereid geleistet hatte, eingetragen. Diese Bürgerbücher wurden, da sie die urkundliche Grundlage für den späteren Nachweis des Bürgerrechtes bildeten, sehr sorgfältig aufbewahrt; und so kommt es, daß sie sich für manche Städte durch viele Jahrhunderte hindurch in fortlaufender Reihenfolge (für Hamburg von 1278, für Frankfurt von 1312 ab) bis auf die neueste Zeit erhalten haben.1) Die Bürgerbücher von Frank- furt a. M. gehören nach Bücher, Die Bevölkerung von Frankfurt a. M. 1,314, noch heute zu den am meisten benutzten Materialien des Stadtarchivs. Geben sie doch fast vom Beginn der politischen Selbständigkeit der Stadt bis zu deren Untergang, also durch mehr als sechsthalb Jahrhunderte, Kunde, anfangs bloß von der Aufnahme jedes Fremden in die Bürgerschaft, später auch vom Eintritte jedes Bürgersohnes in sein angestammtes Recht. In schier endloser Reihe ziehen sie da an uns vorüber, Jahrhunderte hindurch, alle, die in der Stadt gelebt und gewirkt haben, Mann für Mann, jeder mit Angabe seines Namens, Gewerbes, Titels, seiner Herkunft, den Bedingungen seiner Zu- lassung zum Bürgerrechte, oft auch mit Erwähnung seiner Verwandtschaft, seines Neck- und Spottnamens, seiner Vermögensverhältnisse. Und die Per- sonen reihen sich zu Geschlechtern, von denen jedes wieder ein anderes Gesicht zeigt als das vorhergehende. Die mannigfachen Wandlungen, die der Begriff und das Recht des Bürgers in dieser langen Zeit erlitten hat, der Wechsel der Grundsätze] in bezug auf die Behandlung des Zuzugs von außen, die größere Strenge oder Milde in ihrer Handhabung all dies spiegelt sich in den trockenen Einträgen jener Folianten wieder und damit ein gut Stück städtischer und allgemeiner Geschichte.

Nicht nur die mit Bürgerrecht versehenen, sondern alle Einwohner oder doch wenigstens solche, die eigene Wohnungen haben, werden in den Adreß- büchern vereinigt. Daß die Adreßbücher eine wichtige historische, ins- besondere auch familiengeschichtliche Quelle sind, ist längst anerkannt. Unsere öffentlichen Bibliotheken, soweit sie die Geschichte pflegen, sammeln

l) Bücher, Karl, Die Bevölkerung von Frankfurt a. M. im 14. u. 15. Jahrh., I. 1886, S. 25. Uitterdijk, Nanninga, Het burger boek der stad Kampen, Alg. Nederl. Farn. Blad 15, 1902. Sehr nützlich können gelegentlich Bibliographien über die Geschichte einzelner Städte werden. Mancherlei Material, wenn auch zerstreut, enthalten in diesen Beziehungen die Veröffentlichungen der Qeschichts- und Altertumsvereine, soweit sie Jahresberichte über ihre Bezirke enthalten. In größerem Umfange ist das bibliographisch-historische Material nur für wenig Städte gesammelt. Beispielsweise seien genannt: E. Heydenreich, „Bibliographisches Repertorium über die Geschichte der Stadt Freiberg und ihres Berg- und Hüttenwesens". Freiberg im Kgr. Sachsen, Gerlachsche Buchdruckerei 1885.— Karl Herrmann, Bibliotheca Erfur- tina. Erfurt 1863. Zapf, Georg Wilhelm, Augsburg. Bibliothek oder Historisch- Kritisch-literarisches Verzeichnis der Schriften, welche der Stadt Augsburg angehen und deren Geschichte erläutern. 2 Bde. (1118 S.). Lacombe, Bibliographie parisienne. Tableaux de mceurs 1600—1880. 1886. Calvi, Bibliografia generale di Roma nel medio evo. 1906. Supplemento I. Roma, E. Loescher 1908.

Steuerlisten. 105

sie, ebenso unsere Altertumsvereine. Je vollständiger die Reihe der für eine einzelne Stadt im Laufe der Zeit gedruckten Adreßbücher in einer Bibliothek vorhanden ist, um so größer ist dieser Quellenwert. Auch können dem Familienforscher solche Adreßbüchersammlungen nützlich werden, die in modernen Lesehallen oder Geschäftsräumen aufgestellt sind. In der Dresdner Lesehalle (Dresden-Altstadt, Waisenhausstraße) findet man Adreßbücher aller wichtigeren Städte Deutschlands; sie ist gegen eine Gebühr von 30 Pf. täglich geöffnet.1) In manchen Städten haben einzelne Geschäfte größere Samm- lungen von Adreßbüchern angelegt. In Frankfurt a. M. sind beispielsweise in den Geschäftsräumen der Firma Mahlau & Waldschmidt etwa 3000 Adreß- bücher deutscher und ausländischer Städte zum öffentlichen Gebrauch gegen eine Gebühr von 20 Pf. für das erste und je 10 Pf. für jedes weitere Adreß- buch ausgestellt (vgl. oben S. 66).

Führen die Listen über die Aufnahme der Bürger immer nur einen Teil steuerlisten, der Bevölkerung auf und überdies nur einmal, nämlich in dem Jahre, in dem das Bürgerrecht erworben wird, so beschäftigen sich die Steuerlisten, für die auch die Benennungen „Beedbücher" und „Geschoßregister" vor- kommen, mit der gesamten erwerbstätigen Einwohnerschaft, wenn auch im wesentlichen nur mit den Haushaltungsvorständen. Aber sie schildern uns diese in regelmäßigen Zwischenräumen, oft Jahr für Jahr und lassen uns damit Einblicke tun in die kleinen Veränderungen, die sich auch bei einer sehr seßhaften Bevölkerung während eines Jahres vollziehen. Bestimmte genea- logische Beziehungen lassen sich aus diesen Rechnungen häufig mit Wahr- scheinlichkeit erschließen. Wenn zwei Leute gleichen Namens und gleichen Berufs der Zeit nach genau aneinander anschließend in den Steuerregistern derselben Stadt, womöglich an derselben Stelle (zwischen denselben Namen) verzeichnet auftreten, so daß sie sich also in Wohnung und Beruf ablösen, so würde es einen mehr als sonderbaren Zufall bedeuten, wenn diese beiden verwandtschaftlich sich gar nichts angingen. Nimmt man dann die übrigen archivalischen Quellen hinzu, so wird sich die Wahrscheinlichkeit des be- stimmten genealogischen Verhältnisses mehr oder weniger zur Gewißheit steigern.2) Diese Steuerlisten sind häufiger benutzt3), als herausgegeben wor- den. Eine einschlagende Veröffentlichung liegt für Leipzig vor: Wustmann hat in den „Quellen zur Geschichte Leipzigs", l.Bd. (Leipzig 1889), S. 48 189 die ältesten vorhandenen, die gesamte Bevölkerung Haus für Haus nament-

x) In München kann man dieselben kostenlos auf dem Polizeiamt einsehen.

a) Joh. Hohlfeld, Stadtrechnungen als historische Quellen. Ein Beitrag zur Quellenkunde des ausgehenden Mittelalters. Dargelegt an dem Beispiele der Pegauer Stadtrechnungen des 14./15. Jahrhunderts. Leipziger Dissertation 1912, 174 S. (= Biblio- thek der Sächsischen Geschichte u. Landeskunde, hrsg. v. Gustav Buchholz u. Rudolf Kötzschke, Bd. 4, H. I). Hohlfeld behandelt die Stadtrechnungen auch als literarische, wirtschafts-, sozial-, siedelungs- und verfassungsgeschichtliche Quellen.

3) So beruht z. B. das Buch von Arno Vetter, Bevölkerungsverhältnisse Mühl- hausens i. Th. im XV. u. XVI. Jht., Leipzig 1910 (= Leipziger histor. Abh., hrsg. v. E. Brandenburg, G. Seeliger, U. Wilken, Heft XVII) auf den Geschoßbüchern der ge- nannten Stadt.

1 06 Steuerlisten. Innungsverzeichnisse.

lieh vorführenden Listen, nämlich die von 1466, 1481, 1499 (1502, 1506) und 1529 veröffentlicht. Das Göttinger Wortzinsbuch von 1334 und 1364, d. h. das Verzeichnis der Eigentümer der Worte (Worde, Hausgrundstücke) und deren Abgaben, hat Georg Meyermann veröffentlicht, HGBAB 4, 25 ff. Ein Freiberger Steuerregister von 1546 ist gedruckt in den „Mit- teilungen des Freiberger Altertumsvereins", 19. Heft, S. 25 60 mit alpha- betischem Verzeichnis der Einwohner; im 20. Hefte, S. 45 58 folgen die Bewohner der Hospitäler und Rätsdörfer aus demselben Jahre.

In der Schweiz kommen in dieser Richtung in Betracht:

Keller-Escher, C, Das Steuerwesen der Stadt Zürich im 13., 14. und 15. Jahrhundert (67. Neujahrs-Bl. z. Besten d. Waisenhauses in Zürich f. 1904). Zürich. In Vorbereitung ist eine neue Publikation: Die völlige Veröffent- lichung der Steuerbücher von 1357 76 wird einen Band umfassen, die Fort- setzung für die späteren Jahre soll in Auswahl geschehen. Herausgeber: Dr. Hans Nabholz und Dr. Friedr. Hegi.

Welti, Frdr. Emil, Die Tellbücher d. Stadt Bern a. d. J. 1389. Bern 1896.

Jecklin, Fritz von, Das älteste Churer Steuerbuch v. J. 1481 (S.A. aus Jahresbericht d. histor. antiq. Gft. v. Graubünden, 1908).

Eine ganz eigentümliche und nachahmenswerte Bearbeitung haben die Steuerlisten von Eisenach aus d. J. 1636 39 gefunden, indem sich Hugo Peter die Mühe genommen hat, unter Heranziehung der Kirchenbücher unter dem Titel „Eisenacher Bewohner 1630 40" (Beitr. z. Gesch. Eisenachs X. Eisenach 1901, 120 S. 8°), eine Art Adreßbuch f. jene Zeit herzustellen. In diesem Buche liegt f. e. Forscher, der sich mit Eisenacher Familiengesch. beschäftigen will, ein ganz einzigartiges Material in vorzügl. Ordnung vor.

Zu den Steuerlisten gehören auch die Übersichten über die Einrichtungen von Kreuzzugs- und Türkensteuern früherer Jahrhunderte. Sowohl die ein- sammelnden Personen als auch die zahlenden werden, wenn auch keineswegs immer alle zusammen, in solchen Übersichten genannt. So sind z. B. in der „Übersicht der vom Collector Aliron eingehobenen Zehntgelder" ge- legentlich der Einhebung des Lyoner Zehnten im Erzbistum Salzburg 1282 bis 85 eine ganze Reihe von kirchlichen Beamten genannt, welche die ge- sammelten Beträge zahlten.1) hinungg- Die Zünfte führten eigene Akten.2) Wir ersehen aus den Innungs-

verzeichnissen die Namen sowohl der Meister als auch der Gesellen. Auch die durchreisenden Fremden wurden gebucht. Die Söhne von Mitgliedern zahlten ein geringeres Einzugsgeld als Fremde, was für genealogische Zwecke wichtig werden kann. In den Innungsbüchern findet man auch oft unmittel- bare Angaben über Verwandtschaftsverhältnisse, wenn z. B. ein Meisterssohn aufgenommen wird oder ein Geselle die Witwe oder die Tochter eines Meisters heiratet. Gedruckt ist von einschlagendem Material nicht viel. Es seien erwähnt:

Verzeichnisse.

x) Steinherz, MIÖG 14, 51 ff.

2) A. v. Gülich, Ü. d. Versteigerung der „deutschen Zunftabteilung" des Nor- dischen Museums zu Stockholm ASW 1910.

Ranglisten. Regimentsgeschichten. 1 07

Moltke, „Die Leipziger Kramerinnung im 15. und 16. Jahrhundert" (Leipzig 1901), S. 112— 131 bietet ein Verzeichnis der 1477 1548 neu ein- getretenen Mitglieder. Derselbe Verfasser hat ein ähnliches Verzeichnis, aller- dings nicht von Innungsmitgliedern, sondern ein solches der Angehörigen eines Handlungsgehilfenvereins, der Zwölfer-Gesellschaft, 1737 1811 in den „Urkunden zur Entstehungsgeschichte der ersten Leipziger Großhandlungs- vertretung. Der erste Leipziger Handlungsgehilfenverein." (Leipzig 1904), S. 73 108 herausgegeben und die in dem Verzeichnis enthaltenen biogra- phischen Angaben überdies noch nach anderen Quellen ergänzt.

Dietz, Das Frankfurter Zinngießergewerbe u. seine Blütezeit im 18. Jht. (= Festschr. z. Feier des 25jährigen Bestehens d. Städtischen histor. Mus. in Frankfurt a.M., 1903, S. 175—179) verzeichnet 188 Meister v. 14. bis 19. Jht. u. die Zeit, wann sie Meister geworden u. wann sie gestorben sind.

In diesem Zusammenhang weisen wir auch auf die Schützenbrüder- schaften hin. So gibt z. B. Petiscus, Halberstadts Schützenbrüderschaft anno 1634/35, 1663/64 u. 1672/73 (ASW 7, 60ff.), familiengeschichtliche Ausz. aus d. Einnahmen- u. Ausgabenverz. d. Halberstädter Schützenbrüder- schaft. Hermann Heineck, Urkundl. Gesch. d. Schützen-Compagnie zu Nordhausen. Nordhausen, Selbstverlag des Städtischen Museums 1896. Ernst Kelchner, Drei Frankfurter Schützenfeste 1582, 1671, 1707 FBF 1912. Rieber, Zur Geschichte der Schützengesellschaft von „Isay", Festschr. z. 400 jähr. Jubelfeier 1503—1903. Karl Kiefer, Das älteste Zunftbuch der Wollen- weber- u. Tuchmacherzunft zu Lambrecht i. d. Pfalz. FBF 1912, H. 9.

Die modernen Ranglisten haben keinen großen Wert für familienge- Ranglisten. schichtliche Zwecke, weil in der Regel Vornamen und Geburtsdatum fehlen. Alte Ranglisten vermeiden vielfach diesen Fehler und bringen deshalb den Genealogen größeren Nutzen. Diesbezüglich seien erwähnt: Neubauer in den „Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Geschichte u. Altertumskunde", 7. Bd. (Dessau 1898), S. 546—548; hier wird eine Rangliste des Kgl. preußi- schen Alt-Anhaltischen Regimentes von 1752 dargeboten, in der für jeden Offizier das genaue Alter, das Datum des Patents und das Vaterland an- gegeben ist. „Personalauszüge" aus der in Halle 1767 1772 erschienenen „Vollständigen Geschichte aller Königlich Preußischen Regimenter" hat H. v. Voß, VJH 15, 223ff. 16, 421 ff. mitgeteilt.1)

Die jetzt häufig erscheinenden Regimentsgeschichten und Geschichten Regimems- ganzer Kontingente2) enthalten in ihren Offizierstammlisten ein familien- seschlchten- geschichtliches Material, das in einzelnen Fällen an Wert noch dadurch ge- gewinnt, daß auch die späteren Schicksale jedes einzelnen Offiziers nach

*) Sammlungen von Ranglisten seit dem 18. Jahrhundert befinden sich in der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte in Leipzig und im Centraal Bureau voor Genealogie en Heraldiek in 's Qravenhage.

2) Kriegsgeschichtliche Literatur findet sich vornehmlieh in der Großherzoglichen Bibliothek in Weimar und in den militärischen Bildungsanstalten, besonders in der Militärtechnischen Akademie zu Berlin.

108 Regimentsgeschichten. Offizier-Stammlisten.

Möglichkeit verfolgt werden.1) So enthält z. B. die „Geschichte der stehenden Truppen im Herzogtum Braunschweig -Wolfenbüttel" von Elster (Leipzig 1899 1901, 2 Bde.) eine bis 1806 reichende Offiziersliste, die 1700 Namen umfaßt. In diesem Zusammenhange sei auch Blanckmeisters Schrift „Die sächsischen Feldprediger" genannt (Leipzig 1893). in der S. 40 51 ein Ver- zeichnis sämtlicher sächsischen Militärgeistlichen sich findet. Vgl. Schild, E., Der preuß. Feldprediger. I. Eisleben, O. Mähnert 1888. Ich nenne noch: Geschichte der Kgl. deutschen Legion 1803 1816 von B. Schwertfeger. Hannover und Leipzig 1907. Über mehr als 800 Familien in alphabetischer Anordnung gibt das auf langjährigen Forschungen beruhende, aber ungleich gearbeitete und deshalb der Nachprüfung bedürftige, umfangreiche Werk Auskunft: Stammregister und Chronik der Kur- und kgl. Sächsischen Armee von 1670 bis z. Beginn des 20. Jht, bearbeitet v. Hnr. Aug. Verlohren, hrsg. v.Franz Verlohren. Leipzig, Carl Beck. Eine Schwierigkeit stellt sich für den einzelnen Forscher durch den Wechsel ein, den die Namen eines und desselben Regiments im Laufe der Zeiten aufweisen. In dieser Beziehung leistet gute Dienste die Schrift von Wilh. v. Voß, Die Regiments-Namen der Altpreußi- schen Armee, Berlin 1904. Über Dänemark vgl. V. Richter, Den danske Landmilitaeretat 1801—94. I. II. Kopenhagen 1896/97. H. S. Garde, Efter- retninger om den dansk-norske S0emagt I IV. Kopenhagen 1832 35. V. Richter, Den danske Soetat 1801 1890. Kopenhagen 1894. Über norwegische Generale vgl. C.J.Anker, Generalspersoner 1628 1885. Kri- stiania 1885. Besonders hervorgehoben zu werden verdienen die selbstän- Offizjer- digen Off izier-Stammlis ten. Beispielsweise sei genannt: „Offizier-Stamm- '" liste des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommersches) Nr. 2", auf Befehl des Regimentskommandeurs Oberst Bock von Wülfingen zusammengestellt von v. Priesdorff (Berlin, Mittler & Sohn 1906, 746 S. 80).2) Im übrigen findet man das einschlagende gedruckte Material zusammenge-

*) Das Buch von Pres er, C, Der Soldatenhandel in Hessen. Versuch einer Ab- rechnung, Marburg 1900, enthält S. 65 ff. Offizierslisten aus adeligen Häusern vom Jahre 1779. Bodemann, Ed., Der braunschweigische Soldatenhandel nach Amerika 1776. VNS 1878 (hier S. 311 „Liste, wie die erste Division der am 22. Februar 1776 aus Wolfenbüttel nach Amerika marschierten Fürstl. Braunschweigi- schen Truppen zu Stade auf die Schiffe vertheilet worden" (mit zahlreichen Familien- namen). — J. C. W. Hirsch hat im Laufe mehrerer Jahrzehnte mit unermüdlichem Fieiße ein Verzeichnis sämtlicher Offiziere, Oberbeamten, Ärzte, Feldprediger usw. nach ihrer Dienstlaufbahn, die in der Zeit von 1648—1814 der dänisch-norwegischen Armee angehört haben (Fortegnelse over Danske og Norske Officerer m. f. fra 1648 til 1814), angefertigt. Vorläufig noch in Handschrift bildet es in der stattlichen Reihe seiner zwölf starken Foliobände für jeden Forscher, der das Königliche Reichsarchiv zu Kopenhagen besucht, um genealogische oder sonst Personalverhältnisse aus der dänischen Geschichte zu durchforschen, eine wahre Goldgrube für seine Zwecke. Unter den über 32000 Personen, deren Dienstlaufbahn in dem genannten Werke Auf- nahme gefunden, befinden sich mehrere tausend Glieder deutscher, namentlich preußi- scher, mecklenburgischer, schleswig-holsteinischer Adelshäuser. Von dem branden- burgischen Adel des 17. Jahrhunderts ist hier fast kein Geschlecht unvertreten. DH 39, 60

2) Näheres über dieses Werk bei Tille, ZPF 2, 62/.

Offizier-Stammlisten. Literatur über Orden und Stifter. 109

stellt von Paul Hirsch, „Bibliographie der deutschen Regiments- und Ba- taillonsgeschichten" (Berlin, Mittler & Sohn 1906, 169 S.), das nicht weniger als 869 solche Bücher verzeichnet. Vgl. auch Schwertfeger, Hannoversche Regimentsgeschichten seit dem 24. Januar 1899, VNS 1905. Die zusammen- fassende Arbeit „Bredow-Wedel. Historische Rang- und Stammliste des deutschen Heeres, bearbeitet von Claus v. Bredow. Berlin 1905 (XXI u. 1442 S.) ist mit Vor sieht zu benutzen, vgl. Wiegand, HZ 97. Bd. (3. Folge, l.Bd.) 1906, S. 460 und v. Leszczynski, Militär -Wochenbl. Nr. 100, 130, 131 u. FBP 18, 232 ff. Offizierslisten sind enthalten in den beiden Arbeiten von H. Helmes: Übersicht z. Gesch. d. fränkischen Kreistruppen 1664 bis 1714 (Darst. aus d. bayerischen Kriegs- u. Heeresgesch. H. 14 oder Einzel- druck. München 1905); Kurze Gesch. d. fränkischen Kreistruppen 1714 1756 u. ihre Teilnahme am Feldzug von Roßbach 1757 (Darst. etc. H. 16 oder Einzeldruck. München 1907). Martinien, A., Tableaux par corps et par batailles des officiers tues et blesses pendant les guerres de l'Empire (1805 ä 1815). Paris o. J. gr. 8. (vgl. bes. IX, Troupes alliees). Hirsch, Paul, Bibliographie der französ. Truppengeschichten. Berlin 1906.

Mannigfache Belehrung findet der Familienforscher in der Literatur Literatur über über die Orden und Stifter. Wie viele Mitglieder der Familien aller 0rdenuStifter' Stände sind in einen Orden eingetreten und mit dessen Geschichte verwachsen. Diesbezüglich ist insbesondere auf die zahlreichen Ordens-Schematismen der Jesuiten, Franziskaner, Kapuziner, Benediktiner, Redemptoristen usw. zu ver- weisen. Eine nützliche Zusammenstellung der auf Orden und Stifter bezüg- lichen Literatur findet sich bei Dahlmann-Waitz, Quellenkunde der deutschen Geschichte, 8. Aufl. v. P. Herre, 1912, S. 175 ff. u. 181 ff. Ich nenne hier bei- spielsweise einige Werke:

d'Albaing von Qiessenburg, De Duitsche Orde of geschiedenis derbroeders van het duitsche huis van S. Marie van Jerusalem. Haag 1857.

Bachern, K.J., Versuch einer Chronologie der Hochmeister des teutschen Ordens vom Jahre 1190 1802 mit synchron. Übersicht der Ordensmeister. Münster 1802.

Beckmann, J. G., Beschr. d. ritterl. Johanniterordens in der Mark, Pommern u. Wendland. Frankfurt 1726.

Bertouch, Ernst v., Kurzgefaßte Geschichte d. geistl. Genossenschaften. Würz- burg 1888.

Biedenfeld, Gesch. u. Verfassung aller geistl. u. weltl. Ritterorden. Weimar 1841. 2 Bde.

Chiffletius, J., Historie d. weltberühmten Toison-Ordens v. Güldenen Vlüss. Nürnberg 1741.

Cretineau-Joly, Histoire de la compagnie de Jesus. 3. Afl. 6 Bde. 1856; in deutscher Bearbeitung. Wien 1845 52.

Danjas, Etudes sur les temps primitifs de l'ordre de St. Dominique. 3 Bde. Poitiers 1874—75. N. F. 2 Bde. Paris 1885—88.

Daviti, P., Liste et origine de tous les ordres de chevaleries militaires et civils, publ. par J. Gay. Turin 1876.

Delaville le Roulx, J., De prima origine Hospitalariorum Hierosolymitanorum, Paris 1885; drs., les Statuts de l'Ordre de l'Höpital de St. Jean de Jerusalem. Paris 1887; drs., Cartulaire general de l'ordre des Hospitaliers de St. Jean de Jerusalem, Paris, Leroux.

HO Literatur über Orden und Stifter.

Dienemann, J. G., Nachr. v. Johanniterorden nebst Beschr. der gehaltenen Ritter- schläge. Berlin 1767.

Diethmar, J. Ch., Oenealogisch-histor. Nachr. v. Herrenmeistern des Johanniter- ordens. Frankfurt a. O. 1733—1737.

Duellius, Raym., Historia ordinis equitum Teutonicorum hospitalis S. Mariae Hierosolymitani. Cum 7 tabulis sigillorum et 34 tabulis genealog. Wien 1727.

Falkenstein, K., Gesch. d. 3 wichtigsten Ritterorden d. MA: Templer, Johan- niter u. Marianer (od. Deutsch-Herren). Dresden 1822 42; drs., Gesch. des Johan- niterordens. Zeitz u. Leipzig 1867.

Finck, Übersicht d. Gesch. d. souveränen ritterl. Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem u. d. Balley Brandenburg. Leipzig 1890.

Fritz, H., Die geistlichen Ritterorden. Berlin 1908.

Gelbke, Abb. u. Beschr. d. Ritterorden. Berlin 1832—39, mit 44 Kupfertafeln.

Giucci, G., Iconographia storica degli ordini religiosi e cavallereschi. 9 Tle. in 5 Bdn. Rom 1836—47 (mit 430 Kupfertafeln, die Ordenstrachten darstellend).

Gottschalck, Frdr., Almanach der Ritterorden. Tl. I. Die deutschen Ritterorden. Tl. II. Die Ritterorden außer den deutschen. Leipzig 1817 18.

Gritzner, Handbuch der Damenstifter. Frankfurt a. M. 1893.

v. Gumppenberg, Das bayrische Großpriorat des Johanniterordens. OBA 9.

Hammer, Die Franziskaner in den Vereinigten Staaten Nordamerikas. Köln 1892.

Harteck, E., Histor. Bilder a. d. deutschen Ordenslande. 111. m. 35 Abb. d. Wappen sämtl. Hochmeister. 1875.

Heldmann, C, Gesch. der deutschen Ordensbailei Hessen. ZHG NF XX (1895).

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Herrlich, Die Balley Brandenburg des Johanniterordens. 2. Aufl. 1891.

Hess, C. J. Ign. Seb., Discursus inauguralis de potissimis personarum tarn im- perantium quam parentium in imperio juribus succincta equestris ordinis Teutoniae historia nee non eiusd. 48 magnorum magistrorum iconibus atque XI balliviarum Prussi- carum et Allemannicarum archicommendatorum illustratus (Würzburg 1720).

Hinschius, R, Die Orden u. Kongregationen der katholischen Kirche in Preußen. Berlin 1874.

Jaksch, R. v., u. Wartenhorst, A., Die Einführung des Johanniter-Ritterordens in Kärnten u. dessen Commende u. Pfarre Pulst daselbst. AÖG 76, 90.

Koch, Ad., Die frühesten Niederlassungen der Minoriten im Rheingebiete. Leip- zig 1881.

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Lies, Beschrijving van de Koniklijk Nederlandsche en groothertogelijk Luxem- burgsche ridderorden. Delft 1889.

Lindner, Die Schriftsteller des Benediktinerordens in Bayern. 2 Bde. Regens- burg 1880; Nachträge 1884.

Lindner, Gallia Benedictina oder Übersicht der am Beginn des 18. Jht. bis z. Ausbruch d. franz. Revolution noch bestandenen Männer- u. Frauenabteien des Bene- diktinerordens. Kempten, Kosel.

Midtelstorf, Genealogische Nachrichten über die bei dem Setheschen Fräulein- stift zu Aurich beteiligten Familien, Aurich 1883; dazu Zusätze u. Berichtigungen. Aurich 1887.

(Musson), Pragmatische Gesch. d. vornehmsten Mönchsorden. 10 Bde. Leipzig 1774—84.

Pappenheim, Gustav Rabe, Frhr. v., Mittlgn. ü. e. unediert gebliebenes Verz. d. deutschen Ordens-Ritter der Balley Hessen. VJH 1892.

Perrot, Collection historique des ordres de la chevalerie. Paris 1828, wichtig wegen der erloschenen Orden.

Pöckel, P. Maxim., Die Kapuziner in Bayern. Sulzbach 1826.

Literatur über Orden und Stifter. 111

Prutz, Entwickelung u. Untergang d. Tempelherrenordens. Berlin 1888.

Ratisbona, Giovanni Maria da, Catalogus scriptorum ordinis minoris S. Fran- cisco ab anno 1747 ad annum 1852. Roma 1852.

Reiffenberg, Baron, Histoire de la Toison d'or depuis son institution jusqu* ä la cessation des chapitres generaux et des ecrivains qui en ont traite. Bruxelles 1830. Vgl. Kekule v. Stradonitz. DH 1908 u. Hartmann-Franzenshuld, Edler v., JAW 1883.

Reimer, H., Verfall der Deutschordensballei Koblenz im 15. Jht. TA H. 11.

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Schaefer, K. Heinrich, Die Kanonistenstifter im deutschen MA. 43. u. 44. H. d. Kirchenrechtl. Abh., hrsg. v. Ulrich Stutz, Stuttgart 1908.

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Spencer- Northcote, Gesch. d. Johanniterordens (aus d. Englischen v. St u de- in und). Münster 1874.

Vertot, Histoire des Chevaliers hospitaliers de S. Jean de Jerusalem, appellez depuis Chev. de Rhodes et aujourdhui Chevaliers de Malthe. 5 vols. Paris 1726.

Wahlen, Ordres de chevalerie et marques d'honneur. Brüssel 1854; 2 Spl.

Wietz, Die geistl. u. weltl. Ritter- u. Damenorden. Prag 1821—27. (Kostüm- bilder.)

Wilcke, Gesch. des Ordens der Templer. 2 Bde. 2. Ausg. Halle 1860.

Winterfeld, Gesch. des ritterl. Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. Berlin 1859.

Von besonderem Wert für familiengeschichtliche Zwecke sind auch heraldische Werke über Ritterorden. Diesbezüglich seien genannt:

Briesen, A. v., Wappenbuch des ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem, Balley Brandenburg. Leipzig 1856.

Chiffletius, J. J., Insignia gentilicia equitum ordinis velleris aurei ferialium verbis renuntiata. Antwerpen 1632.

Dithmar, J. Chr., Commentatio de honoratissimo ordine militari de balneo. Accedunt statuta idiomate Anglico et latine versa, c. 20 tabb. Frankfurt 1729.

Goussancourt, M. de, Martyrologue des Chevaliers de S. Jean de Jerusalem dits de Malte cont. leurs armes blasons preuves de chevalerie et descente geneal. Paris 1654.

Lacchey, Loredan, Ancien armorial equestre de la Toison d'or et de l'Europe au 15 siecle. Facsimile contenant 942 ecus et 64 figures equestres en 114 planches chromotypographiques reproduits pour la premiere fois. Nancy und Paris 1890.

Maurice, Jean Baptiste, heraut et roy d'armes de sa Majeste Catholique, Le blason des armoiries de tous les Chevaliers de l'ordre de la Toison d'or depuis la premiere institution jusques ä present. A la Haye 1665.

Wapenboek de Ridders der Duitsche Orde, Balge van Utrecht sedert 1581, Haag 1871.

Eine besondere Art der Ordensliteratur stellt die Mitglieder der einzelnen Orden durch die Jahrhunderte zusammen, wobei tunlichst biographische und literarische Angaben den einzelnen Namen beigegeben werden.

Schon im 18. Jht. begann man mit der Herausgabe solcher Werke, so für St. Em- meran in Regensburg: Catalogus Religiosorum professorum (Regensburg 1744); dann

\\2 Literatur über Orden und Stifter.

für Niederaltaich: Memoriale seu Altahae inferioris memoria superstes v. Joh. Bpt. Lack- ner (Passau 1779); für Kremsmünster: Historico-chronologica Series Abbatum et Reli- giosorum v. Marian Pachmayr (Styrae 1772—82), die beste u. reichhaltigste Arbeit dieser Art; ähnlich für Banz in Franken durch P. Ildephons Schatt in der ersten Bei- lage zum Leben des letzten Abtes Qallus Dennerstein, die ein vollständiges Ver- zeichnis sämtlicher Äbte und Konventualen des Stiftes von der Stiftung bis zur Auf- hebung enthält (Bamberg 1821). Die einzige derartige Arbeit früherer Zeit über ein Zisterzienserkloster betr. Saar in Mähren, nämlich Otto v. Steinbach (letzter Abt), Nomina Religiosorum inM.Fontis s.MariaepropeZarany ord. Cist.abanno 1255 1781 (Pragae47p.) Über Salzburg sind erschienen: Catalogi impressi annorum 1756 u. 1759. Salisburgi (Einblattdrucke). Catalogus venerabilis et antiquissimi conventus S. Petri intra Salisbg ordinis SS. Patris Benedicti, seit 1782 von Zeit zu Zeit gedruckt. (Jung, Arn.), Se ries Abbatum Monasterii ad S. Petrum Salisburgi, 1864 (Appendix zu dem 1864 hrsg Catalogus Religiosorum Monasterii S. Petri a. 1864 viventium). (Keuslin, Alb. abbas), Catalogus cum historiae compendio abbatum monasterii S. Petri Salisburgi ex antiquis Chronicis, litteris et monumentis authenticis. Salisburgi 1646 (83 S., 4). (Seeauer, Beda), Saecularis memoria defunctorum sive compendium vitae et mortis Religiosorum qui in monasterio ad S. Petrum Salisburgi ordinis S. Benedicti ab anno 1682 usque ad annum 1782 in domino obierunt. Salzburgi 1782. Das gesamte ein- schlagende Handschriftenmaterial, einschließlich der Roteln-Sammlungen, hat P. Firmin Lindner benutzt zu dem sehr reichhaltigen, eine Masse biographischen Materials dar- bietenden „Profeßbuch der Benediktiner-Abtei St. Peter in Salzburg 1419 1856", MGSL XLVI, 1906, S. 1—328, wozu Willibald Hauthaler e. Einführung geschrieben hat. P. Fir- min Lindner hat viele ähnliche Arbeiten geliefert, so über Rheinau im Freiburger Diözesan-Archiv (1878) XII, 251—288 u. (1881) XIV, 1—62, 297—304; über Ettal OBA (1887) XLIV, 247—285; über St. Ulrich in Augsburg 1610 1857 Diözesan-Archiv v. Schwaben (1891) VIII u. (1898) XVI; über Nerresheim 1424—1854 ebd. (1895) XIII. u. (1896) XIV; über Tegernsee OBA (1897) L, 18—130 u. (1898), S. 1—318; über Ochsen- hausen 1392 1861 Diözesan-Archiv f. Schwaben (1899) XVII u. (1900) XVIII; über Wiblingen 1099 1864 ebd. (1901) XIX u. (1902) XX; über Mehrerau 1097 1856 im Bericht des Vorarlberger Museums Bregenz (1904) XLI, 30—107; über Ottobeurn 764 bis 1858 Zeitschr. d. histor. Ver. v. Schwaben, Augsburg (1904) XXX u. (1905) XXXI; über Niederaltaich Verhdl. d. hist. Ver. v. Niederbayern (1903) XXXIX; über Heiligen- kreuz in Donauwörth 1342 1853 in d. Ztschr. d. hist. Ver. v. Donauwörth II 1905; über Wessobrunn OBA (1905) LH die genannten gehörten dem Benediktinerorden an ; über Stams 1272—1898 Album Stamsense, Salisburgi 1898; über Neuberg 1327 bis 1846 Cistercienser-Chronik (1904) XVI (Bregenz 1904); über Fürstenfeld 1258—1837 ebd. (1905) XVII. Von neueren Beiträgen zur Personalgeschichte der Orden nenne ich noch Ernst Graf von Mirbach-Harff, Beitr. z. Personalgesch. d. deutschen Ordens JAW NF 1890, lff. Bonani, Phil., S. J., Verz. d. geistl. Ordenspersonen und der streitenden Kirchen. Nürnberg u. Würzburg 1711. Das Buch vom Schwanenorden, Ein Beitr. zu d. Hohenzollerischen Forschungen, von Graf Stillfried u. S. Hänle. Berlin 1881 (der 3. Teil dieses Werkes gibt e. alph. Verz. der einzelnen Ordensritter, die zu ermitteln waren, mit biogr. Nachr., über 600). Hierzu kommen noch die Ranglisten u. Personalverzeichnisse. Ich nenne beispielsweise: Catalogue des Cheva- liers de Malte, appelles successivement Chevaliers de l'ordre militaire et hospitalier de Saint-Jean de Jerusalem, de Rhodes, de Malte (1099—1800). Paris 1889. Rangliste u. Personalstatus d. deutschen Ritterordens. Wien 1873ff. Das Mitgliederverzeichnis der Balley Brandenburg des Johanniterordens (Berlin 1859, 1870) enthält Vornamen, aber keine Geburtsdaten.

Der deutsche Orden und fast noch mehr sein Vorgänger, der sogenannte Schwertbruderorden, haben erfahrungsgemäß viele Familienforscher bei ihren Anfragen an die Archive irregeführt. Nicht selten wurde behauptet, daß der Briefschreiber von einem Ritter, womöglich Komtur, dieses oder jenes Ordens

Exulantenliteratur. 113

abstamme. Schonend, aber eindringlich mußten die Archive erwidern, daß solches hoffentlich nicht der Fall sei, da ja die Ritter jener Orden das Zölibatgelübde ablegen mußten. Die Folge solcher Anfragen ist, daß sehr zahlreiche Archivbeamte alle familiengeschichtlichen Anfragen über einen Kamm scheren und sie so kurz wie möglich abfertigen. Es ist daher dem Familienforscher dringend zu empfehlen, daß er sich vor einer Anfrage an die Archive in Ordenssachen erst um die Ordens- satzungen bekümmere und den Archiven keine törichten Wünsche unterbreite, welche nur geeignet sind, die Archivbeamten, die so- wieso, überlastet mit anderen Arbeiten, die genealogischen An- fragen vielfach als eine schwere Plage empfinden, den familien- geschichtlichen Studien noch unfreundlicher zu stimmen.

Exulantenliteratur.

Mit dem Beginn der religiös-kirchlichen Reformation des 16. Jahrhunderts Exulanten- setzte in den europäischen Ländern ein Ab- und Zufluten der Bevölkerung ein, wie es das späte Mittelalter nicht gesehen hatte. Zu den vielen sonstigen Beweggründen der Übersiedlung von einem Staat zum andern trat nunmehr die Religion als ein Hauptmotiv hinzu. Indem nämlich durch das Mißlingen einer Reformation der ganzen Kirche die abendländische Christenheit in drei sich heftig bekämpfende und verfolgende Separationskirchen zerfiel, mußten bei der damaligen Auffassung der Religion als Staatsangelegenheit die Be- klagenswerten, deren Landesherr einer der ihrigen entgegengesetzten Kirche angehörte, oft, wenn sie unbehelligt ihrer Religion leben wollten, Volk und Vaterland, Familie und Verwandtschaft, Vermögen und Wohlstand aufgeben und nach Ländern flüchten, in denen ihre Religion gehegt und gepflegt wurde.

In den vierziger Jahren des 16. Jahrhunderts waren es auf Seiten der Neugläubigen vor allem Franzosen, Niederländer, Italiener und Polen, die durch die erbarmungslose Durchführung grausamer Inquisitionsvorschriften genötigt wurden, ihre Heimat zu verlassen und in der Fremde freie Übung ihrer Religion zu suchen. Sie wandten sich zunächst nach den evangelischen Gebieten der Schweiz und Deutschlands, wo sie besonders in den größeren Städten bereitwillige Aufnahme fanden. Später, als auch in England unter dem frommen Eduard VI. die Sonne der Reformation goldig aufgegangen war, zu gleicher Zeit aber Deutschland durch das vom Kaiser aufgezwungene Interim die Freiheit evangelischen Glaubens und Lebens verloren hatte, flüchteten die um des Bekenntnisses Auswandernden vor allem nach England. Hier wurden sie als eine schätzbare Hilfstruppe gegen Rom und römisches Wesen gern aufgenommen und erhielten durchweg das Recht eigener Ge- meindebildung. So erhoben sich hier binnen kurzer Zeit blühende „Flücht- lings-" oder „Fremden"- Gemeinden, in denen sich bald ein reges religiös- kirchliches Leben entfaltete. Doch nur wenige Jahre war ihnen das Glück freier Religionsübung vergönnt: mit dem Tode Eduards VI. bestieg die katholische Maria den englischen Thron, und damit setzte eine blutige pa- pistische Reaktion ein. Die Folge davon war, daß die Welle der Aus-

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. g

114 Exulantenliteratur.

wanderer nach dem Festlande zurückflutete; denn nicht nur einheimische Engländer verließen, soweit sie entschiedene Protestanten waren, das Land, sondern auch jene in England konstituierten Flüchtlingsgemeinden kehrten eiligst ihrer zweiten Heimat den Rücken. Die einen suchten in Dänemark, das jetzt von einem entschieden protestantischen Fürsten beherrscht wurde, andere in Nord- und Süddeutschland, andere wieder in der Schweiz ihre Zuflucht.1)

Von den in ihren Einzelheiten oft erschütternden, von zäher Festigkeit des Glaubens und seltenem Opfermute zeugenden blutigen Kämpfen um den Fortbestand des österreichischen Protestantismus2) ist den evangelischen Norddeutschen besonders die Aufnahme der 15000 Salzburger und ihre An- siedlung an der östlichen Grenze des preußischen Staates als eine der denk- würdigsten Taten des vielverkannten Königs Friedrich Wilhelm I. am ge- läufigsten. Die Literatur über diese Kolonisation größten Stiles ist ungeheuer groß. Noch heute bilden die grundlegenden und unter dem frischen Ein- druck der großen Tat geschriebenen Werke des Pastors zu Warnstedt Ger- hard Gottlieb Günther Göcking8) eine Hauptquelle. Für den Familien- forscher kommen Erbauungsschriften einschlagenden Inhalts nicht in Betracht, auch kaum das Buch des Breslauer Professors der Kirchengeschichte Ar- nold*), das nicht sowohl darauf ausgeht, den Tatsachenbestand neu zu

*) Gust. Ad. Besser, Geschichte der Frankfurter Flüchtlingsgemeinden 1554 bis 1558, Hallische Abhandlung zur neueren Geschichte. Heft XLIII. Halle 1906. S. 1 u. 2. Die Hauptquellen für dieses Thema sind: 1. Die auf dem historischen Archiv d. Stadt Frankfurt a. M. befindlichen Bürgermeister-, Ratsprotokoll- u. Ratschlagungsprotokoll- bücher der Jahre 1554 58. 2. Die ebendort in dem Aktenbündel „Acta reformata I? vereinigten Schriftstücke, von denen ein großer Teil bereits im 18. Jht. in den Bei- lagen der „Franckfurtischen Religionshandlungen, Bd. I u. II, 1735 veröffentlicht wurde. 3. Zahlreiche Briefe d. „Thesaurus epistolicus Calvinianus" im Corpus Ref ormatorum : Calvini Opera X— XXI, 1872 ff.

2) Gasteiger, Gust., Die Zillertaler Protestanten u. ihre Auswanderung aus Tirol. Meran 1892. Alois Flir, Die Manharter. Innsbruck 1852.

8) Vollkommene Emigrations-Gesch. v. denen aus d. Ertz-Bistum Saltzburg ver- triebenen u. größtentheils nach Preußen gegangenen Lutheranern. 2 Tle. Frankfurt u. Leipzig 1734 u. 1737. Das Buch bedarf im Einzelfalle kritischer Nachprüfung: die Namen sind teilweise verstümmelt, der frühere Wohnsitz ist häufig falsch angegeben. Familienforschern Salzburgischer Abkunft wird von Herrn prakt. Arzt Dr. E. Schrempf in Gumbinnen (O.-Pr.) und von Herrn Rendant Hundtsdörf er-Gumbinnen Auskunft erteilt. Im Salzburger Hospital zu Gumbinnen wird nämlich, wie Herr Dr. med. Schrempf die Freundlichkeit hat mitzuteilen, eine Menge amtlicher Akten aufbewahrt, welche über die einzelnen Salzburgischen Familien und deren frühere Besitzungen in Salzburg genauen Aufschluß geben. Herr Dr. Schrempf schreibt diesbezüglich: „Sie [die genannten Akten] sind auf Veranlassung Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs II. in der Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden behufs Verkaufs der von den Ausge- wanderten verlassenen Besitzungen. Mir ist bekannt, daß verschiedene Familien auf Grund dieser Akten die Besitzungen ihrer Vorfahren festgestellt und auch aufgesucht haben." Vgl. auch „Verzeichnis d. zu freiem Kauf feilstehenden Güter der Emigranten". Salzburg 1733 in der Studienbibliothek zu Salzburg.

*) Arnold, C. Fr., Die Vertreibung der Salzburger Protestanten und ihre Auf- nahme bei den Glaubensgenossen. Leipzig 1900.

Exulantenliteratur. 115

ergründen, als vielmehr die kultur- und religionsgeschichtliche Bedeutung des Vorganges näher zu erfassen. Dagegen sind die Bücher von Beheim- Schwarzbach, von denen das eine sich ausschließlich mit den Salzburgern befaßt und die Resultate ausgedehnter und mühseliger archivalischer For- schungen zieht, während das zweite Buch die Ansiedlungen im großen Rahmen der gesamten Hohenzollernschen Kolonisation darstellt1), auch dem Familienforscher zu empfehlen.

Gleichzeitig mit dem vorgenannten Buche Arnolds erschien im „Histo- rischen Jahrbuch der Görresgesellschaft" ein Aufsatz über die im engsten Zusammenhange mit der salzburgischen stehende protestantische Bewegung in der gefürsteten Propstei Berchtesgaden. 2) Die große Mehrzahl der evan- gelischen Berchtesgadener hat, nachdem sie gleich ihren salzburgischen Nach- barn das Land ihrer Väter verlassen mußte, in Hannover eine neue Heimat gefunden. Die Geschichte dieser Auswanderung wurde lange Zeit kurz ab- gemacht, so von Göcking und von der hannoverschen Landesliteratur und selbst von Havemann.3) Erst Viktor Loewe hat das vor ihm gänzlich unbenutzte, im hannoverschen Staatsarchive beruhende einschlägige Material durchgearbeitet und das Ergebnis seiner eindringenden Forschungen in dem Aufsatze; „Die Einwanderung der Berchtesgadener in Kurhannover 1733" vorgelegt, auch (Seite 77) ein Verzeichnis der Familiennamen dieser Emi- granten veröffentlicht.

Schon vorher, zur Zeit des Kaisers Ferdinands IL, gingen Auswande- rungen Evangelischer aus Österreich massenhaft vor sich. Selbst von Hurter muß sich im Angesichte der zahlreichen Angaben entschließen, die Zahl der Auswanderer auf 30000 zu bestimmen und berichten, daß aus Leitmeritz allein 500 in das benachbarte Pirna flohen, muß 185 flüchtige Individuen des Herren- und Ritterstandes zugeben. Spärliche Auswandererverzeichnisse finden sich bei Raupach, Fortsetzung des evangelischen Österreich III, 439, sowie bei Waldau, Geschichte der Protestanten in Österreich, II. Bd. Ein älteres, von Sauber tu s entworfenes Register erschien unter dem Titel: Liber Providentiae divinae specialis, d. i. Denkzettel Gottes, darinnen die recht Gottes- fürchtigen aufgezeichnet zu finden. Nürnberg 1643. Dazu kommen noch Götzii Diptycha Exulum. Vgl. AKDV, V. Jahrg. 1855, Sp. 161 ff., 193fi, 217ff., 336. Ein „Catalogus Exulum Styrorum Carinth. et Carniol. ex numero provincialium 1629" in dem Codex 8830 der Wiener Hofbibliothek zählt mit aller Genauigkeit

x) Beheim-Schwarzbach, M., Friedrich Wilhelms I. Colonisationswerk in Lit- thauen, vornehmlich die Salzburger Colonie. Königsberg 1879; drs., Hohenzollersche Colonisationen. Ein Beitrag zur Geschichte des Preußischen Staates und der Coloni- sation des östlichen Deutschland. Leipzig 1874.

2) Linsenmayer, A., D. protestantische Bewegung in d. Fürstpropstei Berchtes- gaden bis z. Mitte d. 18. Jht. (Histor. Jb. der Görresgft. Bd. 22, München 1901, S. 37 bis 84).

3) Gesch. d. Lande Braunschweig u. Lüneburg Bd. 3. Göttingen 1857, S. 660. Einige nützliche Notizen hat Th. Röscher zusammengestellt: Böhmische u. salz- burgische Exulanten in Hannover (Hannov. Geschichtsbl. 1899, S. 157 159, 163 164, 170—172).

8*

116

Exulantenliteratur.

714 Personen des Herren- und Ritterstandes, sowie 46 „nobilisierte" Personen auf (Adalbert Heinrich Horand in Wien, Österreichische Exulanten, AKDV, NF 9, 31 6 ff.). Zur Charakterisierung dieser Quelle diene der Anfang: „Herr Bartholomäus von Dietrichstain freyherr, seine frau gemahlin frau Elisabetha geborene von Franckhingen freyin mit 4 Söhnen und 4 Töchtern. Herr Georg Albrecht von Dietrichstain freyherr, seine frau gemahlin frau Anna, geborene herrin von Welcz, Freyin mit 4 Söhnen und 2 Töchtern. Herr Georg Hainrich von Dietrichstain, Freyherr, seine frau gemahlin, frau Susanne, geborene Praunfalckhin, mit 2 Söhnen und 2 Töchtern. Herr Rudolph von Dietrichstain, Freyherr, seine frau gemahlin Frau Anna Elisa- betha geborene von Eckh, Freyin. Darzu daß Fräulin Anna Catharina, Fräulin Maria, und fräulin Juditha von Dietrichstain Freyine, In allem Per- sonen 29."

Im übrigen sei hier noch die folgende Exulantenliteratur verzeichnet:

Aufnahme Glaubensflüchtiger in der Schweiz = Neujahrsblatt, hrsg. v. d. Feuer- werker-Gesellschaft in Zürich Nr. 45. 1845.

Berg er, J., Gesch. d. Hugenotten u. Waldenser Ansiedlungen in Hessen-Darm- stadt (Hessenland 1903, Nr. 15—20).

Beringuier, R., Die Stammbäume der Mitglieder der französischen Kolonie in Berlin, herausgeg. z. Feier des 200jährigen Bestehens des Ediktes v. Potsdam. 1885. 1886. 1887. Drs., Die Kolonieliste v. 1699. Röle general des francois refugiez dans les estats de sa serenite electorale de Brandenbourg, comme ils se sont trouvez au 31 Decembre 1699. Berlin 1888. Vgl. auch „Die Französische Kolonie, Zeitschr. f. Vergangenheit u. Gegenwart der französischen reformierten Gemeinden Deutschlands", hrsg. v. Rieh. Beringuier (Berlin, E. S. Mittler & Sohn). Vgl. auch das Register unter Beringuier.

Bode, K. H., Urkundl. Nachr. ü. d. wallon.-reformierte Kirchengemeinde zu Magde- burg. Magdeburg 1889.

Brandes, F. H., D. Große Kurfürst u. d. Hugenotten (Gbll. d. dt. Hugenotten- Ver. 11).

Burkhardt, C. A. H., D. französ. Kolonie f. Gewerbe u. Industrie in Weimar ZKu6.

Chambrer, Madame Alexandre de, Henri de Mirmand et les Refugies de la Re- vocation de l'edit de Nantes 1650—1721, Neuchätel und Paris 1910.

Dietsch, F., u. Toll in, H., Gesch. d. Hugenotten v. Metz (Gbll. d. Hugen.-Ver. 10, 1—2.)

Erman et Reclam, Memoires pour servir ä l'histoire des Refugies francais dans les Etats du roi. Tome I— IX. Berlin 1782 ff. i)

France, H. de, Les Montalbanais et le Refuge. Montauban 1887.

Götze, L., Über d. französische u. Pfälzer Kolonie in Magdeburg. MG VIII u. XII.

H ereile, G., Documents inedits sur le Protestantisme ä Vitry-le-Frangois, Epense, Heiltz-le-Maurupt, Nettancourt et Vassy, depuis la fin des Guerres de Religion jusqu'ä la Revolution francaise, Tome III Paris, Librairie universitaire J. Gamber, 7. rue Danton, 1908, enthält S. 133—176 ein alph. Verz. derer, die d. reformierten Glauben abge-

x) Vgl. auch Eug. et Em. Haag, La France protestante. Tome VI— IX. Paris 1856—1859. La France protestante, deuxieme edition sous la direction de M. Henri Bordier. Tome I— VI. Paris 1877—1887. J. Crespin, Histoire des martyrs perse- cutez et mis ä mort pour la verite de l'evangile depuis le temps des apostres jusqu'ä präsent. Neudruck v. Benoit u. Lelievre. (Bd. 3. Toulouse 1899).

Auswanderungen nach fremden Erdteilen. 117

schworen, ferner S. 226 483 ein solches v. etwa 400 Familien, die d. Flucht nach d. Ausland versuchten, u. zahlreiches Material ü. Emigrantenfamilien. Vgl. A. von den Velden, ZPF 5, S. 111.

Jung, Rud., Die englische Flüchtlingsgemeinde in Frankfurt a. Main 1554—1559 (Frankfurter histor. Forsch. Hsg. v. Q. Küntzel, H. 3.) Frankfurt a. M. 1910.

Kekule von Stradonitz, Stephan, Ein Gedenkbl. einer böhmischen Exulanten- familie in d. Herzogl. Bibliothek zu Wolfenbüttel. DH 1908, S. 97—98.

Lochner, Österreichische Exulanten in Nürnberg, AKDV 3, 161 ff.

Meyhoffer, J., Le martyologe Protestant des Pays-Bas (1523 1597). 1907.

Monte t, Ed., Geneve et les pasteurs francais refugies en 1685. Genf 1885.

Muret, E., Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen unter besonderer Berücksichtigung der Berliner Gemeinde. Berlin 1885.

Pages, G., Les refugies ä Berlin d'apres la correspondance du comte de Rebenac 1681—88 (Bull. hist. de la Soc. de l'hist. du protest. franc. 1902).

Schelven, A. A. van, De nederduitsche vluchtelingenkerken. 1909.

Schmertosch von Riesenthal, R., Die böhmischen Exulanten unter d. Kur- sächs. Regierung in Dresden, NASG 22; Vertriebene u. bedrängte Protestanten in Leipzig unter d. Schutze Johann Georgs I, NASG 16; Adlige Exulanten in Kursachsen nach Urkunden des Dresdner Hauptstaatsarchivs, VJH XXX.

S c h ö 1 1 1 e r, A., D. französ. Kolonie in Müncheberg (Gbll. d. dt. Hugenotten- Ver. 7. 9).

Schwerin g, Leo, Die Auswanderung protestantischer Kaufleute aus Köln nach Mülheim a. Rh. i. J. 1714. Bonner Diss. 1907. Gedruckt als Aufsatz, WZ XXVI, Heft 3, 1907.

Stieda, W., Hugenotten-Kolonie in Mecklenburg, VMG 61. Dazu noch mehrere Jahrgänge der Geschichtsblätter des deutschen Hugenotten-Vereins.

Toll in, H.. Gesch. d. französischen Kolonie v. Magdeburg. 3 B. Halle 1886 bis 1894; Drs., D. Bürgerrecht d. Hugenotten zu Frankfurt a.Oder (Gbll. d. dt. Hugenotten- Ver. 6).

Velden, A. von den, Die wallonischen Familien de Lattre in Frankfurt a. M. FBF 1910, Heft 10.

Walter, F., Sektenniederlassungen in Mannheim unter Karl Ludwig (MaG 1901).

Wenz, Reformations-Jubil.-Rede nebst Gesch. d. Französischen Reformierten Kirche zu Emden. Ebenda 1819.

Wolf, B., Einwanderung böhmischer Protestanten, Mtl. d. Ver. f. Annaberg" u. Umgegend u. dazu Süß, E.,^ASW. 6, 119ff.

Sehr viel interessante Mitteilungen über katholisch geborene oder katho- lisch gewordene Deutsche bieten:

Wetzer-Welte, Kirchenlexikon oder Enzyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hilfswissenschaften, 12 Bde., Freiburg 1847 56, 2. Aufl., begonnen von J. Kardinal Hergenröther, fortgesetzt von Fr. Kaulen, Frei- burg 1882—1901, 13 Bde. u. Registerb., ebenda 1903.

Rass, Die Konvertiten seit der Reformation (13 Bde.), Regensburg 1866—80.

Rosenthal, Konvertitenbilder aus dem 19. Jahrh. (I. Band der „Deut- schen Konvertiten").

The Catholic Encyclopedia. New-York, seit 1907.

Macht es schon Schwierigkeiten, bei Auswanderungen innerhalb des Auswande- europäischen Kontinents den in der alten Heimat abgerissenen Faden des f™^",,"^. genealogischen Zusammenhangs anderwärts anzuknüpfen, so sind die Schwierig- teilen.

118 Biographische Literatur.

keiten bei Auswanderungen in einen fremden Erdteil noch viel größer.1) Zollamtsurkunden und Zollbücher2), Passagierlisten, Erlaubnisscheine zum Benutzen der Seefahrt und Ausschiffungsurkunden kommen zu den übrigen Materialien als Quellen der Forschung in Betracht. Die Urkunden zur Er- forschung der Auswanderer nach Amerika sind von Gerald Fothergill im ersten Kapitel des ersten Bandes des Sammelwerkes „The Genealogist's Pocket Library", hrsg. von Chas. A. Bernau, Walton-on-Thames, England, im Zusammenhang erörtert. Die Studien über die Auswanderung werden jetzt auch von denTJeutschamerikanern getrieben. Es ist eine Bewegung im Gange, die auf systematische Forschung in deutschen Archiven nach Nach- richten über Auswanderer abzielt. Es handelt sich dabei zunächst um eine Sammlung von Nachrichten (Quellenauszügen), die zur Verwertung für die deutsch-amerikanische Forschung in der Deutsch-amerikanischen Samm- lung (New York, Lenox Library Building), angelegt von Richard E. Heibig niedergelegt werden sollen. Näheres darüber enthalten die Deutsch-amerika- nischen Geschichtsblätter3), 8. Jahrg. 1908, S. 138— 153, bes. 139— 140. Vgl. auch Tille DGB 10, 46f. Seidensticker, Oswald, Die erste Deutsche Einwanderung in Amerika u. d. Grund, v. Germantown. Philadelphia 1883. Rudolf, Rieh., Handelspolitische Unternehmungen der Deutschen in Vene- zuela im 16. Jht. (Progr. des Ober-Realgymn. in Tetschen 1907). Kapp, Friedrich, Gesch. d. deutsch. Einwanderung in Amerika. I. Bd. Leipzig 1869. (Neue Afl. u. d. T.: Die Deutschen im Staate New- York während d. 18. jht. New-York 1884). Bor mann, Her., Die deutschen Quinrys: Deutsch-Amerika- nische Geschichtsbl. Jg. 11 (1911); ebd. über die deutsch-russischen katho- lischen Ansiedig. in Ellis County im Staate Kansas. Biographische Schließlich muß auch noch auf die umfangreiche biographische

Literatur hingewiesen werden. Diese erstreckt sich jetzt nicht mehr aus- schließlich auf solche Personen, die zu den höchsten Staatsämtern gelangten oder in Wissenschaft und Kunst die Führung haben, sondern auch auf

*) Auswanderungen u. Zerstreutheit v. Familiengliedern finden sich bes. häufig bei jüdischen Geschlechtern. So ist z. B. die Familie Kimchi über Spanien, Frankreich, England, Italien u. d. Orient ausgebreitet. Vgl. Frankl, Die Familie Kimchi in ihrer Ausbreitung nach'Ländern u. Zeiten, Monatsschr. f. d. Gesch. d. Judentums, 33. Jg. 1884. Ebenso ist d. Familie Aboab in Spanien, Portugal, Holland u. Italien weitverzweigt. Vgl. Leop. Löwenstein, Die Familie Aboab, Monatsschr. f. d. Gesch. d. Judent. Jg. 48 (NF 12) 1904. Bei den jüdischen Familien wird die genealogische Untersuchung noch dadurch erschwert, daß sich bei ihnen selten Stammbäume aus alter Zeit erhalten haben. In den slawischen Ländern gibt es allerdings Familien, die von Raschi oder mindestens von Salomo Lusja oder anderen berühmten Autoren abstammen wollen; aber sie sind nicht imstande, Dokumente der Abstammung von einem Urahnen vor- zulegen. Vgl. Graetz, Die Familie Gradis, in ders. Monatsschr. Jg. 24. 1875.

2) vgl. z. B. Hans Nirrnheim, d. Hamburgische Pfundzollbuch von 1369. Ham- burg 1910 (Veröff. aus d. Staatsarchiv d. freien u. Hansastadt Hamburg. Hrsg. von Anton Hagedorn, I.)

•) Die Deutsch-Amerikanischen Geschichtsblätter werden von der Deutsch-Ameri- kanischen historischen Gesellschaft von Illinois seit 1901 herausgegeben. Vgl. über diese Zeitschr. ZPF 7.

Biographische Literatur. 119

schlichte Leute in allen Lebensstellungen.1) Die Biographien berühmter Deutscher werden in dem kürzlich abgeschlossenen, bändereichen und vor- nehm ausgestatteten, wenn auch keineswegs erschöpfenden Hauptwerk zu- sammengefaßt: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben durch die Historische Commission bei der Kgl. Akademie der Wissenschaften (zu München), redigiert von R. v. Liliencron, F. X. v. Wegele u. a. B. 1 56. Leipzig 1875—1912.

Über Biographie2) im allgemeinen vgl. Platzhoff-Lejeune, Wert u. Persönlichkeit (Mind. 1903), über die Selbstbiographie Gl agau, Die moderne Selbstbiographie als historische Quelle (Marburg 1903). Dazu W. Götz, Z. Gesch. d. literarischen Porträts. Histor. Zeitschr. 92 (N. F. 56) 1904, S. 61 ff. Die biographischen Sammelwerke (meist alphabetisch angelegt) sind in Hin- sicht auf Ausführlichkeit und Stoffbegrenzung sehr verschieden und zwar teils allgemeiner Natur (ausgezeichnete Persönlichkeiten aller Zeiten und Völker umfassend), teils auf gewisse Zeiträume, einzelne Länder oder be- stimmte Berufsarten (Künstler-, Gelehrten-, Schriftstellerlexika usw.) be- schränkt. Zu den namhaftesten größeren Sammlungen der allgemeinen Art gehören, von einigen älteren Werken abgesehen: Bayles Dictionnaire historique (1697ff., zuletzt Paris 1820, 16 Bände). Chaudon et Delan- dine, Digtionnaire universel, historique, critique et bibliogr. ou histoire des hommes de toutes les nations qui se sont rendues celebres. 9e ed. avec 1200 portraits ou medaillons. 20 voll. Paris, 1810—1812. Nice- ron, anonym erschienene Memoires pour servir ä l'histoire des hommes illustres dans la republique des lettres (Paris 1724 45, 44 Bde.3) Michaud, Biographie universelle (das. 1811— 62, 85 Bde., 2. Afl., 1870ff.). Höfer, Nouvelle biographie generale (das. 1852 66, 46 Bände). Dezobry u. Bacholet, Dictionnaire general de biographie et d'histoire, (10. Afl. v. Darsy, 1889ff.) Phillips, LB., The dictionary of biographi- cal reference, together with a classed index of the biographical literature of Europe and America, 3. Afl. 1889. Oettinger, Moniteur des dates conte- nant un million de conseignements biograph. genealog. et historiques. 6 vols. et 3 suppl. Leipzig 1869— 82. 4) Vapereau, G., Dictionnaire universel

*) Vgl. L. Stein, Z. Methodenlehre der Biographie in: Biogr. Bl. Jb. für lebens- geschichtl. Kunst u. Forschung, Bd. I, 1895, S. S. 22 ff.

2) Vgl. Meyer, Konv. lex. Bd. 12 Art.: Lebensbeschreibung, u. Wolf, Einführung i. d. Studium der neuen Gesch. Berlin 1910.

8) Das Werk wurde auch ins Deutsche übertragen. Doch haben die „Nach- richten von den Begebenheiten und Schriften berühmter Gelehrten", hrsg. von Baum- garten, Rambach, Jani (Halle 1749—1777), verschiedene Biographien der französi- schen Originalausgabe weggelassen, dafür aber wichtige Zusätze aufgenommen.

*) Vgl. denselben, Bibliographie biographique universerselle. Dictionnaire des ouvrages relatifs ä l'histoire de la vie publique et privee des personnages celebres. 2 vols. Brux. 1866. Auf die Zeit von der Gründung der christlichen Kirche bis 1500 beschränkt sich Chevalier, U., Repertoire des sources historiques du moyen äge. I. Bio-Bibliographie. Paris 1877—1888. (2. ed. 2 vol. ebd. 1905—07.) Verz. amerikanischer Biographien bei E. Channing and A. B. Hart, Guide to the study of American history 1896, S. 86ff.

120 Biographische Literatur.

des contemporains. Avec Supplement. Paris 1858 63 (jede Ausgabe des Vapereau behält ihren Wert, da in dieses Werk immer nur die gerade Le- benden aufgenommen werden). „Der neue Plutarch" (hrsg. v. Gottschall, Leipzig 1874 88, 12 Bde.), der die Zeit von der Reformation bis zur Gegenwart umfaßt. Götten, Das jetzt lebende gelehrte Europa. 3 T. Braunschweig, 1735 63. Carpi, II risorgimento; biografie storico-poli- tiche d'illustri Italiani contemporanei. Milano 1883ff. Garollo, G[ot- tardo], Dizionario biografico universale. Milano 1907. 2 vol. Gubernatis, Ang. de, Dizionario biografico degli scrittori contemporanei, ornato di oltre 300 ritratti. Firenze 1879. 2 vol. Drs., Dictionnaire international des ecri- vains du jour. Firenze 1888 91. 3 vol. Drs., Piccolo Dizionario dei con- temporanei italiani. Roma o. J. (1895). Gubernatis, Ang. de, et Ma- tini, Ugo, Dizionario degli artisti italiani viventi. Firenze 1889. Ein sehr wichtiges Werk ist Moroni, Dizionario di erudizione storico-ecclesia- stica da S. Pietro ai nostri giorni. Venedig 1840 ff. (gegen 100 Bde.). Für deutsche Benutzer kommt vor allem bei Moroni die Kenntnisnahme der Lebensumstände u. Familienverhältnisse von Italienern in Betracht, die in Deutschland gewirkt oder in deutsche Angelegenheiten eingegriffen haben. Sodann von Spezialwerken für einzelne Länder: für England das von L. Stephen begründete „Dictionary of national biography" (beendet von S. Le£, London 1885—1900, 63 Bde., Supplement 1903, 3 Bde.; Index 1903, Errata 1904), das periodische „Who's who" (London)1); für die Niederlande und Belgien A. J. van der Aa's „Biographisch woordenboek der Nederlanden" (Haarl. 1852 bis 79, 12 Bde.); Nieuw nederlandsch biographisch woordenboek, redigiert v. P. C. Molhuysen u. C. J. Blök, Leiden, seit 1911 und die „Biographie nationale" (Brüssel 1866 ff., 20 Bde.), Dono's „Nos contemporains (beiges)" (das. 1904), das periodische „Wie is dat" (Amsterdam); für Dänemark (und Norwegen) C. F. Bricka's „Dansk biographisk lexikon" (Kopenhagen 1887—1905, 19 Bde.); Caspar Peter Rothe, Brane Danske Maends og Qvinders berömmelige Eftermaele I II, Kopenhagen 1753, Friderich Chri- stian Schönau, Sämling af danske laerde Fruentimmer I II, Kopenhagen 1753, H. P. Selmer, Nekrologiske Samlinger 1 2. Kopenhagen 1849, 52. Frederik Thaarup, Faedrenelandsk Nekrolog, Kopenhagen 1835/44; für Schweden Palmblads „Biographiskt lexikon öfver svenska man" (Ups. 1835 bis 1857, 23 Bde.; neue Folge Örebro 1857—1883, 9 Bde.), Hofbergs „Svenskt biographiskt lexikon" (Stockholm 1876, 2 Bde.); für Norwegen Anker, Carl J., Biographische Daten über 330 norwegische Generale von 1628 1884. Christiania, Cammermeyers Verlag, Lassen, Wilh.» Bio-

x) Viele Engländer wechseln während ihrer Laufbahn den Namen; jedoch ist für den in die britische Geschichte nicht näher Eingeweihten die Identität nicht in allen Fällen sofort erkennbar. Da bestimmte Familien seit Jahrhunderten an den öffentlichen Angelegenheiten mitwirken und dabei die gleichen Vornamen häufig wiederkehren, so ist die Gefahr der Verwechselung zwischen individuell verschiedenen Trägern des gleichen Namens bei den Engländern besonders groß. Von älteren Werken sei genannt: Biographia Britannica. London 1747—53. 6 Bde.

Biographische Literatur. 121

graphische Nachrichten über die Studenten des Jahres 1831, 1881, Hal- vorsen, J. B., Norsk Forfatterlexikon 1814 1880 (Norwegisches Schrift- stellerlexikon), Lassen, Wlh., Norske Stamtavler. Christiania 1868, Nielsen, Yngvar, Om nogle middelalderske Slaegter i det vestlige Norge, Norst. hist. Tidsskrift II, 2; für Frankreich d'Auvigny, Vies des hommes illustres de la France depuis le commencement de la monarchie (Paris 1739 57), Mennechet's „Le Plutarque francais" (2. Ausg. v. Hadot, Paris 1844 47, 6 Bde.), Gläser's „Biographie nationale des contemporains" (das. 1878). „Les dictionnaires departementaux" (das. 1893 ff.; umfaßt bereits die Hälfte der De- partements). Das hervorragendste Nachschlagewerk, um auch Personen ge- ringeren Standes nach ihren Lebensumständen kennen zu lernen, ist für die Zeit um 1800: Dictionnaire historique et biographique de la revolution et de l'empire 1789—1815 (Paris ohne Jahr [18971]); für die Schweiz: Mon tet, E. C. A. de, Dictionnaire biographique des Genevois et des Vaudois. Lausanne, G. Bridel 1877/78; für Italien Tipaldo's „Biografia degli Italiani illustri" (Venedig 1834 45, 10 Bde.), Sorgato, „Memorie funebri antiche e recenti" (Padua 1856—62, 6 Bde.), Cantu's „Italiani illustri" (3. Aufl., Mail. 1876, 3 Bde.) und aus früherer Zeit Fabroni, Vitae Italorum doctrina excellentium qui saeculis XVII et XVIII floruerunt. Pisa et Lucca 1778 ff.; für Spanien Quin tan a's „Vidas de Espafioles celebres" (Madrid 1807 33, 3 Bde.; deutsch v. Baudissin, Berlin 1857), Diaz y Cardena „Galeria de Espafioles celebres contemporaneos" (Madrid 1841 1846, 9 Bde.); für Afrika das pe- riodische „The Anglo African Who's who" (London); für Amerika Spack's „Library of American biography" (Boston 1834 1848, 25 Bde.), Appleton's „Cyclopaedia of American biography" (New York 1887 89, 6 Bde.), die „National Cyclopaedia of American biography" (New York 1892 1903, 12 Bde.), Lamb's „Biographical dictionary of the United States (Boston 1900 ff.), R. Johnson's „The twentieth Century biographical dictionary of notable Americans" (das. 1904, 10 Bde.); das periodische „Who's who in America" (Chicago); für Mexiko Arronij' „Manual de biografia mejicana" (Paris 1857), Sosa's „Biografias de Mexicanos distinguidos" (Mexiko 1884); für Brasilien Pereira da Silva's „Plutarco brasileiro" (1847, 2 Bde.) und Manoel da Macedo's „Brasilian biographical Annual" (1876, 4 Bde.); für den Orient Beale's „Oriental biographical dictionary" (Kalkutta 1881).1)

Brauchbare kleine biographische Handbücher sind: Cates' „Dictionary of general biography" (4. Aufl., London 1885), Godmins „Cyclopedia of biography" (neue Ausg., New York 1878), „The men and women of the time" (15. Aufl., London 1899); Gubernatis, A. de, Dictionnaire inter- national des ecrivains du jour. Florenz und Leipzig, 1891. 3 Bde. u. a. Ein umfassendes Sammelwerk, bestehend aus 24 einzelnen Lexiken über Zeit- genossen wurde 1895 in Paris unternommen.

Für Deutschland u. Österreich: Die „Zeitgenossen" (Leipzig 1816 1841,

x) Vgl. Erich Brandenburg, Die Bedeutung der Persönlichkeit in der Ge- schichte, mit besonderer Rücksicht auf das genealogische Problem, ZPF 3.

122 Biographische Literatur.

17 Bde.), Schlichtegrolls „Nekrolog (der Deutschen)" (Jg. 1790—1800 nebst Spl., 23 Bde.), fortgesetzt als „Nekrolog der Deutschen für das 19. Jht." (5 Bde., Gotha 1791 1806) und Fr. A. Schmidts „Neuer Nekrolog der Deutschen" (Jg. 1 30, Ilmenau 1824—34, Weimar 1835—54). Compen- diöses Gelehrten-Lex., darinnen d. Gelehrten als Fürsten u. Staatsleute be- schrieben werden, denen Liebhabern der Historie der Gelehrten und andern curieusen Personen zu nützlichem Gebrauch z. Druck befördert. Nebst e. Vorrede Hr. D. J. B. Menckens. Leipzig 1715. Allgemeines Gelehrten- Lexicon von Christian Gottlieb Jöcher, Leipzig 1750/51, 4 Bde. 4°. Fort- setzung u. Ergänzungen zu Christian Gottlieb Jöchers Allgemeinem Gelehrten- Lex. v. Joh. Christoph Adelung (nur bis J), 2 Bde., Leipzig 1784/87; neu herausgeg. u. fortgesetzt v. H.W. Rotermund (Bremen 1810 22, 6 Bde.; Bd. 7 v. O. Günther, Leipzig 1897). Hornberger, G. Ch., u. Meusel, Joh. Geo., Das gelehrte Teutschland. Lex. d. jetzt lebenden deutschen Schriftsteller. 21 Bde. Lemgo 1776—1834. Meusel, J. G., Lexikon der v. J. 1750 1834 verstorb. teutschen Schriftsteller, 15 Bde. Leipzig 1802 16. Allgemeine Deutsche Biographie, hrsg. von der histor. Kom. bei der K. B. Ak. der Wft. (s. o.). Biogr. Jahrb. u. deutscher Nekrolog hrsg. v. Anton Bettelheim. Berlin, seit 1897. ZuBd.I X(1896— 1905) erschien in demselben Verlag ein Registerband, bearbeitet von Georg Wolf. Biographische Blätter. Vierteljahrsschr. f. lebensgeschichtl. Kunst u. Forschung, hrsg. v. A. Bettel- heim. 2 Bde. Berlin 1894—97. Geisteshelden. E. Slg. v. Biographien, hrsg. v. A. Bettelheim. Dresden, später Berlin 1890ff. Hormayr's Öster- reichischer Plutarch. Ausgewählte Selbstbiographien aus d. 15. 18. Jht., hrsg. v. Chr. Meyer, Leipzig 1897. Für die Länder des österreichischen Kaiserstaats ist ein ausgezeichnetes Mittel : Wurzbach, Constantv., Biogr. Lex. d. Kaisertums Österreich, enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, die 1750 1850 im Kaiserstaate u. in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien 1856 1891.1) Unter den periodisch erscheinenden Schriften verdient als sehr nützlich hervorgehoben zu werden: „Minerva, Jahrbuch der gelehrten Welt." (Straßburg, Trübner); es erscheint jährlich und enthält die Mitglieder der Lehrkörper der Hochschulen und die aktiven Beamten von Archiven, Bibliotheken und Museen in allen Ländern der Welt. Es mögen hier angereiht sein das Biogr. Jb. f. Altertumsku., begründet v. Conrad Bursian, hrsg. v. W. Kroll; es bietet von hervorragenden Ver- tretern der klassischen Altertumswissenschaft ohne Berücksichtigung des familiengeschichtlichen Elementes Biographien, die den Wert der einzelnen Persönlichkeiten für die von ihnen vertretenen Wissensgebiete eingehend darstellen. Von Germanisten bietet ausführliche Lebensbeschreibungen G. Kön- necke, „Deutsche Sprachforscher und Literaturhistoriker", Bilderatlas z. Gesch. d. deutschen Nationalliteratur, 3. Afl., Marburg 1909, S. XVII ff.

i) In Band I 1856, Vorrede, S. XII ff. und in Band IX, Vorrede, S. XVII ff., dieser v. Wurzbachschen Sammlung finden sich sehr ausführliche Literaturnachweise, von denen im folgenden nur das Wichtigste mitgeteilt werden kann.

Biographische Literatur. 123

Wegen der Beziehungen der katholischen Hierarchie zu Deutschland und Österreich seien genannt: Ciacconius, A., u. Oldonius, A., Vitae et res gestae pontificum Romanorum et cardinalium, Romae 1677; Garns, P. B., Series episcoporum ecclesiae catholicae quotquot innotuerunt. Ratisb. 1873, Nachtr. 1886; Eubel, K., Hierarchia catholica medii aevi (Päpste, Kardinäle, Bischöfe, Kirchenprovinzen) 1198—1600, 3 Bde., Münster 1898—1910 (mit Benutzung des Vaticanischen Archivs zuverlässig gearbeitet); hierzu bietet Domarus Histor. Jb. 16, 1895 Berichtigungen u. Ergänzungen. Unsere Altertumsvereine bringen teilweise Nachrichten über Todesfälle in ihrem Gebiet. In einigen unserer Geschichtsvereine, z. B. in der Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Altertum Schlesiens oder in den Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins, Heft 18 ff.1), hat sich dieser Gebrauch zu einer Reihe wert- voller Nekrologe erweitert.

414 teils umfangreiche, teils nur eine Zeile lange Biographien v. Philo- sophen, Ärzten, Mathematikern u. Astronomen der verschiedensten Nationen, Bekenntnisse u. Zungen (Griechen, Römer, Ägypter, Juden, Perser, Syrer, Araber, Christen u. Säbier) von der mythologischen Urzeit bis ins 13. Jht. sind in Ibn al-Qifti's Gelehrtenlexikon vereinigt. Der Verf. lebte 1172 bis 1248. Das Werk ist von Julius Lippert herausgeg. unter d Titel „Ibn al-Qifti's Ta'rik al-hukama" (Leipzig 1903). Vgl. darüber Casiri, Bibliotheca Arabico-Hispana. Madrid 1760 u. Samuel Poznanski, Die jüdischen Artikel in Ibn al-Qifti's Gelehrtenlex., Monatsschr. f. Gesch. u. Wft. d. Judentums. 49. Jg. 1905, S. 41 ff.

Ich stelle im folgenden noch eine Anzahl Arbeiten zur biographischen Literatur in alphabetischer Ordnung ihrer Verfasser zusammen;

Alberti, Ed., Lex. der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen u. Eutinischen Schrift- steller v. 1829 bis Mitte 1866. Kiel 1867—68. Fortgesetzt von 1866—1882 I. II. Kiel 1885—86.

Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Hrsg. v. Ulrich Thieme. Leipzig, Seemann (Bd. V u. VI 1911/12).

x) Ebenda bietet Knebel zahlreiches familiengeschichtl. Material ü. d. Freiberger Goldschmiede von 1361 bis z. Aufhebung der Innung (H. 31, S. 9 ff.) u. ü. Künstler u. Gewerke Freibergs 1380—1700 (H. 34 ff.). Inhaltlich berührt sich mit dieser Arbeit, streift aber das Künstlerische nur ganz kurz Ldw. Schönach, Beitr. z. Geschlechter- kunde tirolischer Künstler aus d. 16. 19. Jht. Innsbruck 1905. Vgl. ferner Hans Boesch, D. Nürnberger Maler, ihre Lehrlinge, Probestücke usw. 1596 1659 im Jg. 1899 der Mtlg. aus d. German. Nationalmus. A. Weyersberg, Solinger Schwertschmiede- Familien ZHW Bd. 1; drs., Solinger Schwertschmiede des 16. u. 17. Jht. u. ihre Er- zeugnisse, in: Monatschr. d. Bergischen Geschichtsver. Jg. 1896. Weiss, Aug., Das Handwerk d. Goldschmiede in Augsburg. Gotha 1897. Carl Knetsch, Die Schmalkalder Stahlschmiede im 16. Jht., Zeitschr. d. Henneberg. Geschichtsver. zu Schmalkalden 1911. Erich Seuberlich, Fünfzig Jahre Goldschmiedemeister. Ein Gedenkblatt zum 50 jähr. Meisterjubil. Friedrich Wlh. Windisch's nebst e. kurzen Schil- derung der histor. Entwicklung des Amtes. Riga, Buchdruckerei des Rigaer Tagebl. 1912 (S. 19 flg. Liste der Ältermänner seit 1516). Ein dankenswertes familienge- schichtliches Material enthält das alph. chronologische Namenverz. in: „Cremona. Eine Charakteristik der italienischen Geigenbauer u. ihrer Instrumente" v. Frdr. Nieder- heitmann, 4. Afl. von Emil Vogel. Leipzig, Merseburger 1909.

124 Biographische Literatur.

Ambrosi, Francesco, Profili di una storia degli scrittori ed artisti trentini. Borgo 1877. Drs., Scrittori ed artisti trentini. Trento 1883. 2. Afl. 1894.

Baader, Clemens Alois, Lex. verstorbener bayrischer Schriftsteller des 18. u. 19. Jht. Augsburg u. Leipzig 1824/25.

B.albinus, AloysBohuslaus, Bohemia docta, opus posthumum editum notisque illustratum ab Raphaelo Ungar. Prag 1876 80.

Baur, Samuel, Allgemeines historisch-biogr. literarisches Handwörterb. aller merkwürdigen Personen, die in dem 1. Jahrzehnt des 19. Jht. gestorben sind. 2 Bde. Ulm 1816.

Bermann, Moritz, österr. biogr. Lex. H. 1 3 (nicht mehr erschienen). Wien 1851, S. 1—384 (A— Babenberger).

Berner, K. G. H., Schlesische Landsleute . . . v. 1880 bis z. Gegenwart. Leip- zig 1901.

Blanck, Aug., Die Mecklenburgischen Ärzte von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. 1874. Neuausg., veranst. v. Axel Wilhelm i. Schwerin 1901.

Born, Ign. v., Effigies virorum editorum atque artificum Bohemiae et Moraviae. Prag 1773—75. 4 vol. 8.

Brema literata, virorum qui hoc seculo vixerunt spectabilium maximam Bremen- sium etc. vitas et honores exhibens. Bremen 1726.

Bremische Biographie d. 19. Jht. hrsg. v. d.Histor. Gft. d. Künstlerver. Bremen 1912.

Bornmüller, F., Biographisches Schriftstellerlexikon der Gegenwart. 1882.

Brummer, Franz, Lex. der deutschen Dichter u. Prosaisten bis zu Ende des 18. Jht. 1884; drs., Lex. der deutschen Dichter u. Prosaisten des 19. Jht. 1895.

Brunner, H., Lebensläufe von Geistlichen in Kassel u. den Dörfern der drei Kasseler Gerichte a. d. J. 1569, Beitr. z. hess. Kirchengesch. (1911), 187 ff.

Clarmund, Vitae clarissimorum in re litteraria virorum. 4 T. 1704—06.

Czikann, Joh. Jac. H., Die lebenden Schriftsteller Mährens. Brunn 1812.

Dlabacz, Gttfr. Joh., Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Teil auch für Mähren und Schlesien. Prag 1815. 3 Bde. 4.

Eckstein, F. A., Nomenciator philologorum. Leipzig 1871.

Eisenberg, Ludwig, Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lex. 1. Bd.: Künstlerisch -belletristischer Tl. 1889—1893. 2. Bd.: Medizinisch-naturwissen- schaftl. Tl. 1893.

Eisenberg, L., Großes biogr. Lex. d. deutschen Bühne im 19. Jht. Leipzig 1903.

Erslev, Thomas Hansen, Almindeligt Forfatter-Lexicon for Kongeriget Dan- mark med tilharende Bilande fra 1814—1840. I— III. Kopenhagen 1843. 47. 53. Spl. dazu I— III. Kopenhagen 1858. 64. 68.

Fabricius, A., Memoriae Hamburgenses sive Hamburgi et virorum de ecclesia, reque publ. et scholastica Hamburgensi bene meritorum Elogia et vitae. 3 voll. 1710—11.

Fi schiin, M|elch., Memoria theologorum Wirtembergensium resuscitata. I. II. Spl. Ulm 1710.

Foelkersam, Armin Frhr. v., Biographische Miscellaneen aus gedruckten russischen Quellen: 1. Eine deutsche Kolonie in Astrachan. 2. Balten im Kaukasus. 3. Verz. sämtlicher Balten, die während d. 18. Jht. (1711—1800) Hofämter am russischen Kaiserhofe bekleidet haben. 4. Deutsche im russischen Generalstabe während d. Re- gierung Katharina II. JGM 1902.

Freher, P., Theatrum virorum eruditione clarorum. Norimbergae 1688.

Fürst, M., Biogr. Lex. f. d. Gebiet zwischen Inn u. Salzach. München 1901.

Gerber, Historisch-biogr. Lex. d. Tonkünstler. 2 Tle. Leipzig 1790.

Gerber, Neues historisch-biogr. Lex. d. Tonkünstler. 4 Tle. Leipzig 1813.

Haan, Wilh., Sächsisches Schriftsteller-Lexikon. Leipzig 1875.

Hallesches Akademisches Vademecum. I. Bd.: Bio-Bibliographie der ak- tiven Professoren, Privatdozenten u. Lektoren d. Univ. Halle- Wittenberg. Halle a.S. 1909.

Biographische Literatur. 125

Halvorsen, J. B., Norsk Forfatter-Lexkion, 1814—1880. I— VI. Kristiania 1885 bis 1902.

Hegi, Frdr., Die geächteten Räte d. Erzherzogs Sigmund v. Österreich u. ihre Beziehungen z. Schweiz 1487 1499. Innsbruck 1910 (mit „Biographischen Charakter- bildern").

Heyden, E., Gallerie berühmter u. merkwürdiger Frankfurter. 1861.

Hinrichsen, Ad., Das literarische Deutschland. 2. Afl. Berlin 1891.

Hirsch, A., Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten lind Völker. 6 Bde. Wien u. Leipzig 1884—88.

Hof berg, Herrn., Svenskt biografiskt Handlex. 2 Bde. Stockholm, Albert Bonniers Förlag 1876.

Horany, Memoria Hungariorum et provincialium scriptis editis notorum. Wien 1775—77. 3 vol.

Hurzer, H., Nomenciator literarius theologiae catholicae, theologos exhibens aetate, natione, disciplinis distinctos. 3. ed. 4 Bde. Innsbruck 1903 10.

Ikonnikow, W. S., Biograph. Dtctionnaire d. Professoren u. Lehrer d. K. Univ. d. hl. Wladimir 1834—84. 1884 (Russischer Text).

Das jährlich erscheinende Jahrbuch der deutschen Bibliotheken, hrsg. v. Ver. deutscher Bibliothekare (Leipzig 1902 ff.) bietet in seiner Abt. II ein Verz. d. wissen- schaftlichen Bibliotheksbeamten, worin ein kurzer Lebensgang der einzelnen Personen enthalten ist.

Jaeck, Pantheon der Literatur und Künstler Bambergs. 2 Bde.

Janozki, Lex. derer itztlebenden Gelehrten in Polen. Breslau 1755.

Jenichen, Allerneuste Nachrichten von juristischen Büchern, Leben berühmter Rechtsgelehrten. Leipzig 1839. 4 Bände.

Jördens, Karl Hnrch., Lex. deutscher Dichter u. Prosaisten. 6 Bde. u. Spl. Leipzig 1808.

Justi, K. W., Grundlage zu e. Hessischen Gelehrten-, Schriftsteller- u. Künstler- Geschichte von 1806—1830. Marburg 1831.

Ein ungeheures bio- bibliographisches Material ü. die deutsche Literatur findet man bei Goedeke, K., Grundriß z. Gesch. der deutschen Dichtung aus d. Quellen. Zweite, ganz neu bearbeitete Afl. v. E. Goetze u. a. Dresden 1 884 ff.

Kaiina v. Jaeten stein, Matth., Nachr. ü. böhmische Schriftsteller u. Gelehrte, deren Lebensbeschreibungen bisher nicht bearbeitet sind. Prag 1818 20.

Kehrein, Jos., Biographisch -literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- u. Jugendschriftsteller im 19. Jahrh. 2 Bde. 1869.

Keiters Katholischer Literatur-Kalender (10. Jhg., hrsg. v. Karl Menne 1909).

Keßlin, Nachr. v. Schriftstellern u. Künstlern der Grafschaft Wernigerode vom J. 1074 1855, hrsg. auf Kosten d. wissensch. Ver. zu Wernigerode. Magdeburg 1856.

Klein, Joh. Sam., Nachr. v. d. Lebensumständen u. Schriften evangelischer Pre- diger in allen Gemeinen des Kgr. Ungarn. 2 Teile. Leipzig u. Ofen 1789.

Kobolt, A. M., Bayrisches Gelehrtenlexikon. Landshut 1795. Erg. u. Berichtig, v. Gaudenshofer, ebd. 1824.

(König, A. B.), Biogr. Lex. aller Helden u. Militärpersonen, welche sich in preu- ßischen Diensten berühmt gemacht haben. Berlin 1788 91. 4 Bde.

Kordes, Berend, Lex. d. jetzt lebenden Schleswig-Holsteinischen u. Eutinischen Schriftsteller. Schleswig 1797.

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Kreussler, H. G., Autobiographien Leipziger Gelehrten. 1810.

Kukula, Bibliographisches Jb. d. deutschen Hochschulen. Innsbruck 1892 (Er- gänzungsh. 1893).

Kunitsch, M., Biographien merkwürdiger Männer der Österreich. Monarchie. Grätz 1805—06. 3 vol.

126 Biographische Literatur.

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Lindner, Aug., Die Schriftsteller u. die um d. Kunst u. Wft. verdienten Mit- glieder des Benediktinerordens im heutigen Kgr. Bayern. 2 Bde. u. Nachtr. Regens- burg 1880.

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Mejer, O., Biographisches. Gesammelte Aufsätze. Freib. 1886.

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J. C. P., Biograph.-literar. Handwörterbuch z. Gesch. d. exakten Wftn., enth. Nach- weise üb. Lebensverhältn. u. Leistungen v. Mathematikern, Astronomen, Physikern usw.

Pagel, J., Biogr. Lexikon hervorragender Ärzte d. 19. Jahrh. Wien 1901.

(Pelzel, F. M., und Ad. Voigt), Abbildungen böhmischer und mährischer Ge- lehrter, nebst kurzen Nachrichten von ihrem Leben und Wirken. Prag 1773—1782. 4 voll. Mit 116 Porträts.

Petrich, H., Pommersche Lebens- u. Landesbilder. T. 1: Hamburg 1880. T. 2: Stettin 1884—87.

Pfau, K. F., u. H. Rösch, Biograph. Lex. d. deutschen Buchhandels d. Gegen- wart. Leipzig 1889.

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Biographische Literatur. 127

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Sardagna, G. B. de, Cenni sui militari trentini che furono anche scrittori e sopra altri trentini che di cose militari hanno scritto, tralli dalla inedita „Biblioteca Tirolese" del padre G. Grisostomo Torazzi da Volan ed annotati da . Brescia 1866.

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Seidel, Martin Friedrich, Bildersammlung, in welcher 100 um die Mark Brandenburg wohlverdiente Männer vorgestellt werden m. Erläuterungen, ders. Lebens- umstände u. Schriften von G. G. Küster. Mit 100 Porträts und Wappen in Kupfer. Berlin 1751.

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Stancovich, Don Pietro, Biografia degli uomini distincti dell' Istria. Trieste 1828—29. 3 Bde. 8«. Mit 12 Tfln. 2. Afl. con saggio di annotazioni. Capodistria 1888. 4°.

Strieder, Fr. Wilh., Grundlage zu einer hess. Gelehrten- u. Schriftstellergesch. Seit d. Reformation bis auf gegenwärtige Zeiten. 18 Bde. Kassel 1771 ff. Vgl. über dieses Buch Karl Knetsch, Über den heutigen Stand der genealogischen Forschung in Hessen, Mitlgn. des Oberhess. Geschichtsver. N. F. XVII 1909, S. 79.

Tardieu, Ambr., Grand dictionnaire biographique des personnages historiques ou dignes de memoire nes dans le departement du Puy-de-Döme, avec une galerie de 160 portraits; ouvrage faisant suite au grand dictionnaire historique du Puy-de-Döme. Moulin 1877.

Tartarolti, Giacopo, Saggio della biblioteca tirolese, o sia notizie istoriche degli scrittori della provincia del Tirolo; di giunte e note molto accrescinto. Scanzia prima [unica]. Venezia 1777.

Taufrath, Kurze Nachr. ü. d. K. K. evangel. theol. Fakultät in Wien, nebst Bio- graphien ihrer ehemaligen Direktoren u. bisherigen Professoren, sowie Verz. aller bis jetzt an ihr immatrikulierten Studierenden. 2. verm. Aufl. Wien 1871.

128 Memoiren und Selbstbiographien.

Thieme, Ulr., u. Fei. Becker, Allgemeines Lex. der bildenden Künstler v. d. Antike bis z. Gegenwart. Unter Mitwirkung v. 320 Fachleuten. (4. Bd. bis Brevoort). Leipzig 1910.

Thrane, C, Fra Hofvielonernes Tid. Kopenhagen 1908.

Tjaden, E. J. H., Das gelehrte Ostfriesland. Aurich 1785—90.

Torazzi, Paolo, Artisti trentini o che lavorarono nel Trentino [elenco publicato da Paoli Orsi], nell' Archivio storico per Trieste, Istria e Trentino. Bd. III, p. 96—98.

Ungarischer Plutarch od. Nachr. v. d. Leben merkwürdiger Personen d. Kgr. Ungarn und der dazu gehörigen Provinzen. Bd. I IV. Pesth 1816.

Vasari, Le vite de' piü eccellenti pittori, scultori ed architetti. 9 Bde. Florenz 1878—85.

Veyth, Bibliotheca Augustana (7 Bde., 18. Jahrh.).

(Anonym), Violoncellisten der Gegenwart in Wort u. Bild. Heilbronn 1903.

Volger, Bruno, Sachsens Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort u. Bild, nebst einem Anhang „Nichtsachsen". Leipzig-Gohlis 1907—08.

Wätzold, Stammliste d. Kaiser-Wilhelm-Akademie f. d. militärärztliche Bildungs- wesen. Im Auftr. d. Medizinal -Abt. d. Kgl. Kriegsministeriums unter Benutzung amt- licher Quellen. Berlin 1910 (enthält 3246 Biographien).

Weech, F. v., u. Krieger, A., Badische Biographien ff. 5 Tle. Heidelberg, Winter, 1875—1906.

Weilbach, Ph., Nyt dansk Kunstner-Lex. I— II. Kopenhagen 1896—97 (ü. Maler u. Bildhauer).

Weisfert, J. N., Biographisch -literarisches Lex. f. Königsberg u. Ostpr. 2. Aus- gabe. Königsberg 1898.

Weyerman, Albr., Neue histor.-biogr.-artist. Nachr. v. Gelehrten u. Künstlern. Ulm 1829.

Wien, D.geistige. Künstler- u. Schriftsteller-Lex., hrsg. v. Eisenberg u. Gröner. Wien 1890.

Will, G. A., Nürnberger Gelehrtenlexikon. Nürnberg und Altdorf 1755 ff. Fort- gesetzt von Chr. Conr. Nopitsch vor Chrph. Gib. von Murr, Beschr. der vor- nehmsten Merkwürdigkeiten in der Reichsstadt Nürnberg. Nürnberg 1801.

Wincklern, Joh. Bapt. v., Biographische u. literarische Nachrichten von den Schriftstellern u. Künstlern, welche in dem Herzogtum Steyermark geboren sind. Grätz 1840—42.

Wokaunius, Peter v., Chronolog. Verz. der berühmtesten Männer Böhmens. Prag 1877.

Worm, Jens, Forsag til et Lexicon over danske, norske og islandske laerde Maend. I— III, Heisinger 1771. Kopenhagen 1773. 84.

Hierzu kommen:

Kurtze Historia d. vormaligen u. gegenwärtigen Gelahrtheit derer Hessen 1726.

Bas ler Biographien, hrsg. v. Freunden vaterländischer Gesch. Bd. 1—3. Basel 1900—06.

Sammlung Bernischer Biographien, hrsg. v. d. Histor. Ver. des Kantons Bern. Bd. 1—5. Bern 1884ff.

Schwäbische Biographien (Diözesanarchiv für Schwaben 13, 14).

Schließlich seien in diesem Zusammenhange genannt:

Zieler, G., u. Scheffer, Das akademische Deutschland. Leipzig. 2 Bde.

Das geistige Deutschland am Ende des XIX. Jhts. 1. Bd.: Die bildenden Künstler. Leipzig u. Berlin.

Das geistige Berlin, Enzyklopädie d. geistigen Lebens, hrsg. von R. Wrede u. H. Reinfels. 3 Bde.

Geistiges Deutschland. Deutsche Zeitgenossen auf dem Gebiet der Wft. und Musik. Berlin.

Memoiren und Selbstbiographien. 129

Literarisches Jahrbuch. Rundschau ü. d. literarischen Erzeugnisse deutscher Zunge auf schöngeistigem, dramatischem u. musikdramatischem Gebiet. Verbunden m. e. Lex. d. lebenden deutschen Schriftsteller u. Schriftstellerinnen. Hrsg. von Peter Thiel. Köln.

Bote, Adolph, Adreßbuch von bildenden Künstlern der Gegenwart. München.

Künstlerlexikon, Allgemeines, 3. Aufl., vorb. v. Alex. Müller, hrsg. v. H. Wolfgang Singer. 5 Bde. Frankfurt a. M.

Poggendorf, Biograph. -literar. Handwörterb. z. Gesch. d. exakten Wissensch., hrsg. v. A. D. von Oettingen. Leipzig. 4 Bde.

Who is who in Amerika (geb. M. 15).

Who is who in Canada (geb. M. 12).

Who is who in London (M. 7,50).

Über Holland sei erwähnt die vorzügliche Arbeit von'L, Petit, Repertorium der Verhandelingen en bydragen des vaderlands in tydschriften en mengelmerken.

Unter den lexikalischen Zusammenstellungen der vorgenannten Arten von Büchern ist für den Familienforscher am nützlichsten: Degen er, H. A. Ludwig, Wer ist's? Unsere Zeitgenossen. Zeitgenossenlexikon, ent- haltend: Biographien nebst Bibliographien. Angaben über Herkunft, Familie, Lebenslauf, Werke, Lieblingsbeschäftigungen, Parteiangehörigkeit, Mitglied- schaft bei Gesellschaften, Adresse. Andere Mitteilungen von allgemeinem Interesse. Dieses Buch erscheint jährlich seit 1905 im Verlag von Ff. A. Ludwig Degener in Leipzig und bringt auch Mitteilungen über bemerkenswerte Vor- fahren und über die Kinder der einzelnen Zeitgenossen. Die Angaben be- ruhen fast ausschließlich auf Selbstbiographien der betreffenden Personen.1)

Eine besondere Würdigung innerhalb der biographischen Literatur ver- Memoiren dienen die Memoiren2) und Selbstbiographien.3) Während der Geschichts- biographien. Schreiber die gesicherten Tatsachen, auf die es ihm ankommt, am liebsten für sich selber sprechen läßt, sie aber in ihrem inneren Zusammenhang vor- führt und seine Person dabei möglichst weit zurückdrängt, nimmt der Ver- fasser von Denkwürdigkeiten in der Mitte der Erzählung seine Stellung und

x) A. v. Eberstein, Hand- u. Adreßbuch der Genealogen u. Heraldiker. Berlin 1899. Alfr. Grenser, Adreßbuch f. Freunde d. Münz-, Siegel- u. Wappenkunde. Frankfurt a. M. 1884.

2) Wolf, Einführung in d. Studium d. neueren Geschichte. Berlin 1910, S. 324 ff. Bezold, F. v., Ü. d. Anfänge der Selbstbiographie u. ihre Entwickelung im MA., ZKu 1, S. 45 ff. Misch, G., Gesch. d. Autobiographie. I. Bd.: Das Altertum. Leipzig.

3) Vgl. d. Sammelwerk (1907): Bibliothek wertvoller Memoiren, Lebensdokumente hervorragender Menschen aller Zeiten u. Völker, hrsg. v. Dr. Ernst Schultz e. Hier sei hervorgehoben: 2. Bd. Deutsches Bürgertum u. deutscher Adel im 16. Jht. Lebens- Erinnerungen d. Bürgermeisters Bartholomäus Sastrow u. des Ritters Hans von Schweinichen. Bearbeitet v. Dr. Max Goos. Sastrow ist „das Juwel aller deut- schen Selbstbiographien". Vgl. ferner d.!Selbstbiographie d. Burkhard Zink, welche in desselben Chronik v. Augsburg (bis 1468) enthalten ist, Johann Butzbach, Chronika eines fahrenden Schülers, übersetzt v. D. Becker 1869, die Selbstbiographien d. Konrad Pellikan (ed. Vulpinus 1892) u. Thomas Plattner (ed. Düntzer 1882), die Selbstbiogr. d. Burggrafen Fabian zu Dohna (hrsg. nebst Aktenstücken z. Gesch. der Sukzession der Kurfürsten von Brandenburg in Preußen, hsg. von C. Krollmann, Leipzig 1905, vgl. Trefftz, HV 1908, S. 146ff.). Serrano y Sanchez, M., Autobiografias y Me- morias. Madrid 1905. Für die historische Verwertung von Memoiren finden sich lehrreiche Winke bei A. Fournier, Napoleon. Bd. 22, S. 403 ff.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. q

130 Memoiren und Selbstbiographien.

geht auf die gleichzeitigen allgemeinen Ereignisse und Verhältnisse nur in- soweit ein, als er sie kennen gelernt hat und sie irgendwie auf ihn einge- wirkt haben. Die berichtende Persönlichkeit wird also immer die Hauptsache sein, und von ihrer Bedeutung und Stellung muß das Maß der Belehrung und des Reizes abhängen, das ihre Erzählung gewährt. Die Selbst- biographie berührt sich aus diesem Grunde aufs engste mit den Memoiren. Nicht bloß Fürsten, Staatsmänner und Feldherren, sondern auch Gelehrte, Künstler und Dichter usw. haben mit Erfolg zur Feder gegriffen, ihr Leben und Wirken mit eigener Hand der Nachwelt zu überliefern. Auch Frauen treffen wir in diesen Reihen, in Deutschland allerdings seltener als in Frank- reich. In „Dichtung und Wahrheit" von Goethe, in den „Jugenderinnerungen eines alten Mannes" von v. Kügelgen oder Ludwig Richters Selbstbiographie, in Hases „Idealen und Irrtümern" und Bosses „Aus der Jugendzeit", be- sitzen wir köstliche Muster. Gustav Freytag hat in seinen Bildern aus der deutschen Vergangenheit (Leipzig, Hirzel) die Selbstbiographien des Götz von Berlichingen, des Schärtlin von Burtenbach und des Hans von Schwei- nichen zur Charakterisierung des 16. Jahrhunderts benutzt, das Unheil des 30jährigen Krieges nach biographischen Aufzeichnungen geschildert und die Zeit des Pietismus in der Selbstbiographie des Theologen Johann Wilhelm Petersen und seiner Gattin Johanna Eleonore geb. von Merlau weiten Kreisen vorgeführt.

Der subjektive Charakter aller solcher Aufzeichnungen darf freilich nie- mals vergessen werden; denn die apologetische Absicht herrscht hier in der Mehrzahl der Fälle vor und fordert demnach mehr als bei anderen Geschichts- quellen zur Vorsicht heraus, so daß, was für den harmlosen Leser die reichste Quelle des ungemischten Genusses ist, für das kritische Urteil leicht der Grund zu abwägendem Zweifel wird.

Das Mittelalter ist der Memoirenliteratur nicht günstig gewesen. Selbst bei dem Volke, welches das meiste Geschick dazu mitgebracht hat, bei den Franzosen, finden wir Anfänge einer solchen nicht vor dem Ablaufe des 13. Jahrhunderts. In Deutschland eröffnet Kaiser Karl IV. den Reigen. Aus den Kreisen der fahrenden Schüler seien genannt Johannes Butzbach, dessen „Wanderbüchlein" vor einigen Jahrzehnten veröffentlicht wurde, und Thomas Plattner, der bekannte Basler Drucker und Schulrektor, dessen Selbst- biographie aus Gustav Freytags Bildern der deutschen Vergangenheit wei- teren Kreisen bekannt geworden ist. Lernen wir in den Aufzeichnungen des Deutschen Condottiere Sebastian Schertlin, der ein ebenso gewandter Diplo- mat als berufener Feldhauptmann war, den fähigen und glücklichen Empor- kömmling, einen „selfmade man" kennen, der nicht besser erscheinen will, als er war, so stellt sich uns Götz von Berlichingen in seinen Denkwürdig- keiten als der ritterliche Haudegen dar, der im Sturme der Zeit und dank seiner eigenen Unzulänglichkeit, trotz des vielen Geräusches, das er ver- ursacht, zuletzt ziemlich ruhmlos gescheitert ist. Seine Denkwürdigkeiten sind als Werk der Literatur unbedeutend und haben nur durch die berühmte Dazwischenkunft Goethes eine Aufmerksamkeit erregt, die sie sonst niemals

Memoiren und Selbstbiographien. Deduktionsschriften. 131

gefunden hätten. Aus der langen Reihe der Memoirenliteratur, die uns v. Wegele in packenden Zügen lehrreich vorgeführt hat1), heben sich von selbst die Arbeiten des geistesgewaltigen Preußenkönigs heraus; aus jeder Zeile Friedrichs des Großen spricht der gewissenhafte Regent seines Staates, der scharfblickende Staatsmann, der durchdringende Menschenkenner. Das Bei- spiel des großen Friedrich mag nicht ohne Einfluß gewesen sein auf den Plan Schillers, das deutsche Publikum mit den wichtigsten „Historischen Memoiren" des Mittelalters und der neueren Zeit auf dem Wege der Über- setzung bekannt zu machen. In Goethes „Dichtung und Wahrheit" haben wir ein in meisterhafter Sprache sicher gezeichnetes Bild der ersten fünf- undzwanzig Jahre des Dichters und zugleich eine unübertroffene Schilderung der literarischen Zustände seiner Zeit. Von den zahlreichen Memoiren deutscher Staatsmänner sind die Denkwürdigkeiten des Fürsten Bismarck und des Fürsten Hohenlohe von unmittelbarem Einfluß auf das politische Leben der Gegenwart. Aus dem, was unser erster großer Kanzler an Er- innerungen seinem Volke hinterlassen hat, ist es auch weiteren Kreisen be- kannt geworden, daß diese gesamte Literaturgattung, mögen die Verfasser solcher Denkwürdigkeiten auch die allerbedeutendsten Männer sein, doch eine stark subjektive ist, bei der Irrtümer leicht unterlaufen.2)

Deduktionsschriften.3)

Eine wenig bekannte Art familiengeschichtlicher gedruckter Quellen sind Dedukttons- die Deduktionsschriften. Deduktionen sind solche Arbeiten, worin die schnften- streitigen Rechte und die darauf sich gründenden Ansprüche streitender Parteien untersucht und verteidigt werden. Eine sehr reichhaltige Sammlung von Titeln solcher Schriften hat Christoph Siegmund Holzschuher mit großem Fleiß in dem Werke zusammengebracht: „Deduktions-Bibliothek von Teutschland nebst dazu gehörigen Nachrichten". Band I und II, Frankfurt und Leipzig 1778—1779. Band III und IV, Nürnberg 1781—1783. Holz- schuher hat nur die beiden ersten Teile selbst herausgegeben, da er infolge Überarbeitung 1779 starb. Joh. Christian Siebenkees hat das verdienstvolle Werk zu Ende geführt. Bei den regierenden Häusern tragen dergleichen Schriften den Charakter von Staatsschriften. Aber auch bei adligen und bürgerlichen Familien kommen z. B. zufolge Todesfalles bei Erbschaftsange- legenheiten solche Deduktionen vor.

Die Überschriften oder Titelblätter dieser Deduktionen belehren den Leser, um was es sich handelt. So lautet z. B. die Überschrift bei einer Cleve, den 14. Februar 1698 gedruckten derartigen Arbeit: „Brevissima deductio in Causa Le Brün contra de Beyer, Eines Manifesti quintuplicis

!) Wegele, F. X. v., Vorträge u. Abh., S. 192ff: Die deutsche Memoirenliteratur.

2) Kämmel, O., Kritische Studien zu Fürst Bismarcks Gedanken u. Erinnerungen. Leipzig 1899 (auch in den Qrenzboten 1899). Ulmann, H., Kritische Streifzüge in Bismarcks Memoiren, HV 5, vgl. R. Fester ebenda.

s) Wieder abgedruckt aus ASW XI.

g*

132

Deduktionsschriften.

spolii evidentis criminis expilatae haereditatis". Es entspricht der Umständ- lichkeit, mit der frühere Zeiten die Büchertitel zu einer sehr unübersicht- lichen Länge ausgestalteten, daß der gesamte Inhalt des Buches auf dem Titelblatt einer solchen Deduktionsschrift tunlichst breit geschlagen wird. So lautet z. B. ein solcher Titel; „Actenmäßige deductio Historico-Juridica in Sachen derer Oevettern von Broitzem contra das Dom-Capitul des Hoch- Stifts zu Hildesheimb. Citationis in puncto annuorum redituum, Worinnen mit ohnwiderleglichen Rechtsgründen diesseitige Rechts Befugniß derer von dem Hoch-Stift zu Hildesheimb tempore episcopi Ernesti von denen von Broitzem titulo oneroso acquirirten wiederkäuflichen Zinsen, und hingegen der Unfug derer von Seiten des Hoch-Stifts dargegen eingewandten Excep- tionum legitimationis, non competentis actionis & praescriptionis immemoralis sonnenklar vorgestellt, und vor Augen geleget wird".

Nicht immer führen diese Deductionsschriften das Wort deductio auf dem Titelblatt. Auch hierüber sei ein Beispiel angeführt: „Unterthänigste imploratio pro restitutione in integrum contra sententiam d. XVI. Dec. 1748 Iatam in Sachen der beiden Familien von Breidenbach zu Breidenstein und von Breidenbach genannt Breidenstein wider des regierenden Herrn Land- grafen zu Hessen -Darmstadt Hochfürstl. Durchl. und angebl. Consorten" (Wetzlar 1751).

Die Deduktionen sind auch durch den in ihnen nicht selten dargebotenen Abdruck von Briefen, Urkunden und Karten wertvoll. So enthält z. B. La deduction de l'innocence de Messire Philippe, baron de Montmorency (ohne Ortsangabe 1568 erschienen) eine Reihe Briefe aus den Zeiten Albas und Egmonts. So enthält ferner z. B. die „deductio caussarum restitutionis in integrum", die als Beilage der vorgenannten Implorationsschrift ebenfalls zu Wetzlar 1751 erschien, eine Karte, die als „Abris des Breydenbacher Grunds mit seinen Dörffern, Qerichtern und Graenzen" bezeichnet wird. Urkund- liche Beilagen finden sich besonders häufig am Ende der Deduktion zu- sammengestellt; so enthält z. B. die „Kurtze doch gründliche Deduction und Demonstration des Gräflich-Leiningen-Dachsburgischen ohnumstößlichen Erb- folge-Rechts, in Weyland Landgraf Hessonis von Leiningen des Letzten seiner Linie im Jahre 1467 erschienene Verlassenschaft, denen so genannten Rechtlichen Auszügen, wodurch frustaneo conatu erwiesen werden wollen, daß sothane Verlassenschaft denen Herren Grafen von Westerburg als einem fremden Geschlecht angefallen, zur Widerlegung entgegengesetzt" (Marburg, ohne Jahr), von Seite 71 an „Beylagen", bestehend aus Urkunden von 1237 bis 1519. Das Beilagenverzeichnis wird gelegentlich gleich auf dem Titel vermerkt, so in der 103 Folioseiten starken Schrift: „Factum ou exposition simple, sincere & vrai'e des injustices & des cruautes inoui'es commises ä Strasbourg par le preteur roial Joseph Klinglin & ä son instigation par le Gr. Senat contre la personne, l'honneur & les biens de F. N. L. P. Beck etc. Avec un appendice de CXII pieces autentiques et justificatives". (Amsterdam MDCCLII).

Bildliche Darstellungen eines Erbbegräbnisses, einer Ahnentafel und von

Deduktionsschriften. Gelegenheitsgedichte. 133

Siegeln weist auf die „Summarische deduction von dem Alterthum, Thurnier- Ritter- und Stifftsmäßigkeit auch Reichs Imedietät des Geschlechts der Tucher von Simmeisdorf und Winterstein" von J. G. T. (Schwabach 1764, 180 Seiten Großfolio).

Schließlich sind diese Deduktionsschriften auch durch die nicht selten in ihnen enthaltenen Stammbäume von Interesse. Hierzu seien folgende Bei- spiele notiert: Die „Kurtz begründete Genealogische Deduction und Acten- mäßige Bewandnuss In Sachen Carl Wilhelm, Freyherrn von Spiering, contra Joseph Clemens, Freyherrn von Weichs und Consortes" (ohne Ortsangabe 1730 erschienen) bietet einen Stammbaum vor Beginn der ersten Seite. Die „Acten- und Geschichtsmäßige auch in Jure wohl gegründete deduction In Sachen Manssfeld contra Hahn" (ohne Ortsangabe 1712 erschienen) bemerkt auf dem Titelblatt: „cum schemate Geneal. Comitum Mansfeldensium und Beylagen sub Num. 1 biss 53 inclus.". Stammbäume finden sich auch in der „Deduction concernant les droits de succession et de Substitution de la serenissime maison electorale de Baviere" (München 1741 fol.) und in der „Deduction des droits de la maison electorale de Baviere" (2 Bände, A la Haye 1734, 8°).

Da die modernen juristischen Handbücher über die Deduktionsliteratur wenig oder nichts berichten, so empfiehlt es sich für denjenigen Familien- forscher, der weder aus dem vorgenannten Werke von Holzschuher noch aus einer anderen Quelle bereits den Titel einer einschlagenden Arbeit kennt, sich persönlich auf einer größeren Bibliothek einzufinden und daselbst sich die Vorlage des Zettelkataloges über die Deduktionsliteratur zu erbitten. Es bleibt in solchem Falle, wenn nicht etwa alphabetisch geordnete Nachweise über die in solcher Literatur vorkommenden Familien vorhanden sind, nichts anders übrig, als Blatt für Blatt durchzusehen, ob sich eine einschlagende Deduktion daselbst vorfindet.

Eine abgelegene, aber keineswegs unergiebige Quelle sind Gelegen- Oeiegenheits- heitsgedichte. Das für den Familienforscher Wichtige in diesen poetischen eedlchte- Veröffentlichungen sind die Überschriften. Als ein Beispiel führe ich Mi- chael Kongehl, Kurfürstlich Brandenburgischen Secretarius zu Königsberg in Preußen, an, von dem zwei Bändchen Gedichte, „Der Belustigung bey der Unlust" erster und zweiter Teil, zu Königsberg „gedruckt bey Friedrich Reußens Chur-Fürstl. und Academ. Buchdruckers Erben", ohne Jahresangabe in den 80 er Jahren des 17. Jahrhunderts erschienen.1) Michael Kongehl war ein sehr fruchtbarer Gelegenheitsdichter. Hochzeiten und Begräbnisse, Ge- burts- und Namenstage ließen ihn das Dichterroß anspornen zu oft ansehn- lichen Leistungen, ansehnlich wenigstens dem Umfange nach. Die Leichen- gedichte, inhaltlich an biblische Texte anknüpfend, lehnen sich in der Form meist an bekannte Kirchenlieder. Mehr Persönliches enthalten die Hochzeits- lieder, jedoch liegt auch bei ihnen das Wertvollste in den Überschriften.

J) Walter Bösken, Ein verschollener Dichter und seine Werke als familien- geschichtliche Quelle. ASW VIII, 1908, Nr. 7, S. 97 ff.

^34 Schmähgedichte und Pasquille.

Wo eine Ortsangabe in der Überschrift fehlt, handelt es sich stets um Per- sonen in Königsberg: „Die Herzens-Schmerzen Frauen Agnes Paschkin, Herrn Reinhold von Derschau, Vornehmen J[uris] C[onsul]ti, Erbherrn uff Wonnig- keim etc. Churf. Brandenb. Pr. Ober-Appellations Gerichts- und Hoff-Rahts, Wittiben, welche den 3. Aprilis 1678 der Erden einverleibet worden" (I, 288). „Das Gleich-verpaarte Paar. Bei dem ansehnlichen Myrten-Feste der Edlen und Fürtrefflichen Wolverlobten Floridan und Florinden1), welches den 3. Christ-Monats-Tag 1673 in Nürnberg vollzogen ward" (II, 111). schmäiiKedichte ffme besonders unzuverlässige Quelle sind Schmähgedichte. Meist niedrigen Leidenschaften entsprungen, enthalten sie vielfach Übertreibungen, soweit ihr Inhalt nicht gänzlich erfunden ist. Im Mittelalter waren es die Spielleute, welche die Verspottung einer Person um Lohn zu ihren beruflichen Aufgaben rechneten; und Bertold von Regensburg vergißt das nicht zu er- wähnen, wenn er sie in den zehnten und untersten Chor der Christen ver- weist.2) Selbst vor dem Träger der Krone machte die Kritik nicht halt, das mußte Rudolf von Habsburg erfahren, als der Meister Stolle in einem boshaften Spruch seine sämtlichen löblichen Eigenschaften aufzählt mit dem jedesmaligen Zusatz: er gibt aber nichts. Neben dem Liede begann der anonyme Schandbrief, das Pasquill, zu wuchern. Man schlug dergleichen Briefe zum Zwecke größter Publizität an Kirchtüren, aber auch an unehr- bare Orte, den Kak (Pranger), Henker- und öffentliche Häuser an. 1445 fand sich ein Brief an eine Kirchtür von Halberstadt geschlagen, der den Dom- dechant Dompnitz beschuldigte, einen Totschlag veranlaßt zu haben. Das Gefährliche solcher anonymen Anschuldigungen wurde früh erkannt. Ein 1475 erschienenes Rechtsbuch, das sich die Blume von Magdeburg nannte, be- drohte die Schreiber solcher Schandbriefe mit dem Tode. In einem Falle allerdings erlangte jedoch der Anschlag von Schandbriefen sogar rechtliche Anerkennung, aber unter der Voraussetzung der Nichtanonymität, nämlich säumigen Schuldnern gegenüber. Seit dem 15. Jahrhundert findet sich in den Schuldverträgen dieser Angriff auf die persönliche Ehre als anerkanntes Rechtsmittel, häufig unter Beifügung von bildlichen Darstellungen, deren drastischer Charakter uns heute mit gelindem Grausen erfüllt. Pasquille waren besonders in der Reformationszeit häufig. Wie ein Nachklang aus den Zeiten des Spielmannes mutet die Erzählung von dem wandernden Tuch- macher an, der Luthers Lieder vor dem Bilde des Kaisers Otto auf dem Markte von Magdeburg sang und gedruckt verkaufte. Auch als dem Auf- schwung der nationalen Kräfte nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 ein allgemeines Erlahmen folgte, wurde bei lokalen Begebenheiten noch manches Spottlied gesungen. Für dergleichen bilden Prozeßakten die ergiebigsten Fundstätten. Auf dem Boden bösartiger Klatschsucht gewann das Pasquill auch in privaten Angelegenheiten eine gefährliche Ausbreitung.

x) Die Schäfernamen lassen darauf schließen, daß es sich um Mitglieder der Ge- sellschaft der Pegnitzschäfer handelt.

2) Iwein ed. Benecke und Lachmann, Anm. zu 7162, Bertold ed. Pfeiffer I 140f.

Theaterzettel. 135

Sogar als eine leidenschaftliche Anteilnahme für große nationale Fragen durch die Taten Friedrichs des Großen geweckt wurde, wucherte das Pas- quillenunwesen weiter. So erschienen 1798 zu Osnabrück Spottlieder auf einen Ratsherrn, der Erbschleicherei getrieben hatte. In den Akten des Zivilgouvernements zur Neubildung der Provinz Sachsen hat sich ein Schmäh- gedicht aus dem Jahre 1813 auf unsre Zeit gerettet. Nach diesem hatte ein vormals „in armseliger Gestalt aus Polen mit einem Packen" eingewan- derter Jude Cohn in Salzwedel, Osterburg, Werben zahlreiche Betrügereien verübt und des Spionierens verdächtig 100 Kantschuhiebe auf dem Rathause erhalten. Wegen der zahlreichen hebräischen Ausdrücke aus der Gauner- sprache wurde das Gedicht aufbewahrt. Die beiden ersten und verständ- lichsten Strophen mögen von dieser Quellenart1) eine Vorstellung geben:

1. Was tönet dort vor ein Geschrei: Erbarmen, ach Erbarmen,

Au weih geschrien, au weih, au weih,

Ootts Wunder, helft mir Armen!

wie kümm' ich doch in solchen Dreck,

hilf mer Adonizedek,

sunst geh ich rein verloren!

2. Der Jude wars, Herr Cohn genannt, an Leib und Seel beschnitten,

hier in der Wische wohlbekannt

und nirgends gern gelitten,

er hat den dicken Bielefeld

nicht längst um Haus und Hof geprellt

und hielt sich Equipage.2)

Auch Theaterzettel können gelegentlich dem Familienforscher gute Dienste leisten. Es ist dabei der Unterschied von Künstler- und Familien- namen zu beachten. Es kommt auch die Verbindung beider Namenarten vor, z. B. infolge von Heirat; Prof. Dr. Friedrich hat zu seinem Zittauer Album auch die Theaterzettel, die bei der Aufführung von Schuldramen ge- druckt wurden, benutzt. Besonders bei der Geschichte von Komödianten- familien kommen die Theaterzettel in Betracht. Dieselben werden von Bühnen- direktionen und Altertumsvereinen gesammelt. Quellenangaben zur Geschichte des Theaters findet man bei Eisenberg, Großes biogr. Lexikon der deut- schen Bühne 1903, am Schluß des ganzen Werkes. Vgl. auch: Gallerie v. teutschen Schauspielern u. Schauspielerinnen nebst Johann Friedrich Schinks Zusätzen u. Berichtigungen. Mit Einleitung u. Anm. herausgeg. v. Richard Maria Werner (= Schriften der Gft. f. Theatergesch. Bd. 13). Berlin 1910. Archiv für Theatergeschichte, hrsg. v. Hans Devrient. Berlin 1904 u. 1905

x) G. Liebe, Über ältere Schmähgedichte, besonders in den Landschaften der Prov. Sachsen, KGV 1912, 297 ff. Schade, Satiren und Pasquille aus der Refor- mationszeit 1856 1858. Wustmann, Leipziger Pasquillanten. (Aus Leipzigs Ver- gangenheit II.)

8) Staatsarchiv Magdeburg.

136 Zeitungen. Familiengesch. Matrin. in Bibliotheken: Aarau, Bamberg, Berlin.

(hierin wertvolles personen- u. familiengeschichtliches Material, z. B. „Die Künstlerfamilie Lortzing an rheinischen Bühnen" von Alfons Fritz. Bd. I, S. 160 ff.). Zeitungen. Schließlich seien auch die Zeitungen1) erwähnt. Sie bringen dem

Familienforscher allerhand Familienanzeigen, Nachrufe, auch solche mit Lebens- lauf und allerhand Beiträge zum Tun und Treiben einzelner Personen. Zu beachten sind in diesen Zeitungen außer den Anzeigen über Geburten, Ver- heiratungen und Todesfälle besonders auch Vormundschaftsbestellungen, Kuratelverfügungen, Nachlaß-, Zwangs- und freiwillige Versteigerungen, Kauf- angebote, Todeserklärungen und sonstige Nachrichten mit Namen. Familien- Im folgenden stelle ich in alphabetischer Reihenfolge von Bibliotheken

geschichtliche noch eine Anzahl der von diesen verwahrten familiengeschichtlichen Mate- BibUotteken. nahen zusammen. Soweit gedruckte Quellen nicht angegeben sind, beruhen die nachfolgenden Mitteilungen auf Angaben seitens der betreffenden Biblio- theken (vgl. darüber auch das Vorwort).

Aarau. Die Kantonsbibliothek verwahrt die viel familiengeschichtl. Material enthaltende Slg. des Generals Benfidel Zaslaube, die aber unvoll- ständig und wenig zuverlässig ist.

Bamberg. Bs. wichtig sind die Hellerschen Handschr. Vgl. Leitschuh, Kat. d. Handschr. d. Kgl. Bibliothek zu Bamberg. Bd. I, 1. 3. Abt. Leipzig 1895—1908. Bd. II (Helleriana) Leipzig 1887. Bd. III (Bambergensia). Was Druckwerke betrifft, so enthält namentlich die i. J. 1903 angefallene von Marschalksche Slg. e. große Abt. f. Familiengesch. Unter d. Handschr. d. Hellerschen Slg. befinden sich u. a. e. Geschlechtsbuch der Pömer (in Nürn- berg) mit sorgfältigen Abb. der Siegel, Grabmonumente u. Totenschilder; Nürnberger Bürgeraufnahmen 1335 1448; „Lazarus Holzschuhers Beschrei- bung der 1511 lebenden Personen in der Nürnbergischen familie"; ein Hoch- zeitsregister der Nürnbergischen Geschl. aus d. 16. u. 17. Jht, ein „Necro- logium der Parfüsser zu Nürnberg" mit gemalten Wappen am Rande; Verz. d. Gestorbenen, „den man zu sant Sebolt mit der großen Glocken geleutt hat" 1439—1517 v. Seb. Schreyer Kirchenmeister (f 1520) zusammengestellt mit späteren Fortsetzungen; e. Faszikel mit 3 verschiedenen Handschr. Joh. Neudörffers Verz. d. Nürnbergischen „Werkleute u. Künstler" aus d. J. 1547 (vgl. die v. Heller besorgte Ausgabe Neudörffers u. d. Beitr. z. Kunst- u. Literaturgesch., Nürnberg 1822) u. andere, namentlich auf Nürnberg, Schwein- furt u. Würzburg bezügl. Materialien. Vgl. Kern, Reise durch Franken u. Bayern HZ 1860, Nachr. a. d. histor. Korn. 3, S. 15 ff.: „Handschriften der Hellerschen Sammlung auf der Kgl. Bibliothek zu Bamberg."

Berlin. In der Königlichen Bibliothek befinden sich die Collectio Genealogica ex dono Koehnii VJH XXVII, 1899, S. 263 ff.; die von Plotho- sche genealogische Slg. DH 28, S. 8; Hasse, J. E., Slg. genealogischer

x) Sperlings Zeitschriftenadreßbuch, enthaltend die Zeitschriften und hervor- ragenden politischen Tagesblätter von Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz. Hand- und Jahrbuch der deutschen Presse. Stuttgart. Kekule von Stradonitz, Über Zeitungsmuseen i. d. Zeitschr. f. Bücherfreunde N. F. H. 1.

Familiengesch. Matrin. in Bibliotheken: Berlin, Bologna, Braunschweig, Bremen. 137

Nachr.; Acta Koenigiana des Ordensrates A. B. König. Vgl. auch P. Schwenke u. A. Hortzschansky, Berliner Bibliothekenführer, Berlin, Weidmann 1906. Im Handschriften-Kabinett befinden sich Namenbücher von Adam v. Grutschreiber, Sebaldus Sauerma, Georg v. Leuchtfuß, Samuel Czepke, Bern- hard Hoser zu Urfaren, v. Logau, v. Dacheröden. Die Freiherrlich v. Lipperheidesche Sammlung enthält Stammbücher von Stephan Bayr, Arnold Buchelius, Heinrich v. Einsiedel, Joh. Ad. v. Glauburg, Leonh. Löchel. Der Verein „Herold" besitzt e. Bibl. v. rund 8500 Bänden, worüber e. gedruckter Kat. vorhanden ist, an handschriftlichen Sign. d. genealog. Nachlaß d. f Majors v. Maltitz, Nachr. bs. aus d. 19. Jht. ü. deutsche Adelsfamilien; den Nachlaß des f Freiherrn von La Roche, Stammtafeln v. in- u. ausländischen Familien des hohen u. niederen Adels; den des f Oberstleutnants v. Zitze- witz, pömmersche Adelsgeschlechter betreffend; den des f Freiherrn v. Löffelholz, allerlei gesammelte Notizen ü. süddeutsche Adels- u. Patrizier- familien; e. Slg. v. handschriftl. Stammtafeln mitteldeutscher Adelsfamilien, größtenteils Abschriften aus Druckwerken; Abschriften v. adeligen u. bürgerl. Leichenpredigten, d. h. nur d. Personalien, aus d. Stolbergschen u. anderen Bibliotheken; e. nach Wappenfiguren geordnete Slg. v. teils gezeichneten, teils gedruckten Wappen, ca. 100000 Nummern in fünf Groß-Folio-Bänden aus d. Nachlaß d. Geh. Reg.-Rates Dielitz ; das v. Geh.-R. Seyler unter Mit- hilfe vieler Vereinsmitglieder angelegte Wappenbilder-Lex., ebenfalls nach Figuren geordnet, bestehend aus mehr als 50000 Zetteln mit gemalten und gezeichneten adeligen u. bürgerlichen Wappen. Die Sammlungen des Vereines für Geschichte der Mark Brandenburg sind dem historischen Seminar d. Univ. Berlin angegliedert u. weisen neben einigen Familienge- schichten auch Leichenpredigten des märkischen Adels auf: Drei Bde. Indices zu kurmärkischen Lehnskopiaren. Adreßkal. der Kgl. Preuß. Haupt- u. Re- sidenz-Städte Berlin u. Potsdam, bs. d. daselbst befindl. hohen u. niederen Kollegien, Instanzien u. Expeditionen, u. zwar f. d. J. 1728 1847 mit nur wenig Lücken. Handbuch ü. d. Kgl. Preuß. Hof u. Staat v. J. 1805, 1831. 32. 1841. 44. 47. Wohnungs-Anz. v. Berlin v. J. 1824—26. 28. 40—46. 48. 51. 52. Ranglisten. Kalender. Hassel, Genealogisch-histor.-statist. Almanach v. J. 1827—29. 30—34. 37—38.

Bologna. Die Biblioteca communale delP archiginnasio enthält folgende Handschriften; Cronologia delle famiglie nobili di Bologna di Pompeo Scipione Dolfi con la continuazione di Domenico Maria Galeati. Memorie genealogiche delle famiglie nobili di Bologna raccolte da B. A. M. Carrati. Memorie cronologiche di varie famiglie nobili e civile del me- desino.

Braunschweig. Die Stadtbibliothek besitzt außer der oben Seite 54 bereits erwähnten Slg. v. Leichenpredigten verschiedene beträchtliche Sign. z. Gesch. d. braunschweigischen Familien in Stadt u. Land. Auch Stammbücher des 18. u. 19. Jht. sind vorhanden.

Bremen. Stadtbibliothek: H. (von) Post, Fasti Consulares et Senatorii inclutae Reipublicae Bremensis. Bremae 1726 (Druck mit handschriftl. Bern.).

138 Familiengesch. Matrin. in Bibliotheken: Breslau, Dresden.

Reiche Sign. v. Gelegenheitsgedichten, Leichenprogrammen u. -reden aus

dem 16. bis 19. Jht., die sich auf Angehörige bremischer Familien beziehen. Verzeichnisse bremischer Bürgermeister u. Ratsherren (Mskr.).

Breslau. Rats- und Stadtbibliothek. 30 000 Nachrichten, Doktor- dissertationen, Hochzeitsgedichte, Stammbäume, Leichenpredigten und anderes familiengeschichtliches Material. Dies alles ist in dem alphabetischen, 148 Bände starken Kataloge verzeichnet. Die Stadtbibliothek besitzt vor allem eine sehr wertvolle Slg. gedruckter Gelegenheitsschriften des 16. 18. Jhts., vorwiegend, aber durchaus nicht ausschließlich Breslauer u. schlesischer Herkunft. Über alle Eintragungen u. Wappenzeichnungen der umfangreichen Stammbücherslg. gibt e. Namensreg. Ausk. Eine wichtige Q. f. d. Gesch. d. oberschlesischen Adels ist die sogenannte Freih. von Schirndingsche Slg.; diese enthält viele Tausende von genealogischen Notizen aller Art, die bs. aus Gerichtsbüchern entnommen sind.

Dresden. Kgl. öffentl. Bibliothek (im Japanischen Palais). Krub- sacius, Sächsische Wappenbücher. Wappenbücher v. Christian Kayser aus Freiberg, bs. die Geschl. in u. um Freiberg behandelnd (hierüber Heyden- reich, FB 1911). Turnierbücher. Stammbäume. Stammbücher. Kupferstiche u. Autographen aus Stammbüchern. Lehnbriefe. Ranglisten d. sächsischen u. polnischen Armee. 82 Bittschriften. Gehaltsquittungen von sächsischen Staats- u. Hofbeamten. Zahlungsanweisungen. Titularbücher; das von 1638 ist mit einem kursächsischen Staatshandbuch verbunden. Tagebücher, Ge- dächtnis-Reden u. Gedichte. Genealogische u. biogr. Notizen von Joh. Fr. Ursinus. Slg. v. Bildnissen sächsischer Fürsten, mit gereimtem Text, das sogenannte Sächsische Stammbuch, früher Lukas Cranach zugeschrieben, aus d. Zeit 1500 1546. Vgl. Schuchardt, Lukas Cranach des Älteren Leben u. Werke, 1851, II, 49—53. Th. Distel in der Kunstchronik (Beibl. z. Ztschr. f. bildende Kunst), XXIV, 1889, S. 676. Donadini, Das goldene Buch oder accurate Abbildungen d. sächsischen Fürsten nach Lukas Cranach. Dresden 1889. Lippert, W., im NASG XII (1891), S. 64ff. Knauth, Joh. Conr., Meiß- nische Helden- u. Adels-Chronika (17. 18. Jht.). Eberts Slg. z. Gesch. sächs. Familien. Ratslisten von Leipzig (1546—1617) u. Grimma (1379—1803). Exulanten -Register derer aus Böhmen nach Sachsen gekommenen Familien, angefangen von F. L. Zacharias (19. Jht.). Verzeichnisse polnischer Würden- träger. Sign, von Inschriften aus Schweidnitz, Breslau, Prausnitz, Liegnitz, Neustadt, Münsterberg. Scripta genealogica Silesiaca 18. Jht., darunter Nachr. u. Wappen Breslauischer Familien. Georg Friedrich, Tittel und Nahmen aller Graffen, Freyherrn, Ritter vnnd Adelichen Geschlechter im Königreiche Böheimb, nach Ordtnung d. Alphabets. Kat. d. Handschr. d. Kgl. öffentl. Bibl. z. Dresden. I 1882 u. II 1883 v. Franz Schnorr v. Carolsfeld, III 1906 v. Ludw. Schmidt. Der „Roland", Ver. z. Förderung d. Stamm-, Wappen- u. Siegelku., besitzt e. großen Zettelkal. u. e. reichhaltige Fachbibl., aus wel- cher der Bücherwart, Wirtschafts-Inspektor a. D. Neefe in Dresden, im ASW Mtlgn. zu machen pflegt. Drs. hat auch einen gedruckten Bücher-Kat. des „Roland" herausgeg.

Familiengesch. Matrin. in Biblioth.: Frankfurt a.O., Frei bürg i. B., Genf, Gießen, Görlitz. 139

Frankfurt a.O. Die Marienkirchen-Bibliothek besitzt e. sehr reich- haltige Slg. v. Leichenpredigten. Vgl. oben S. 55. Gesuche um Versendung v. Leichenpredigten sind an den dortigen Magistrat zu richten.

Freiburg i. Br. Die Universitäts-Bibliothek besitzt an familien- geschichtlichen Sign. 1. den brieflichen u. z. Tl. dichterischen Nachlaß des Dichters u. Philosophen Johann Georg Jacobi, geb. 2. Sept. 1740 zu Düssel- dorf, gest. 4. Jan. 1814 zu Freiburg i. Br. als Professor an der Hochschule; 2. den Briefwechsel u. die Sign, des Friedrich Dominicus Ring, geb. 1726, seit 1759 Prinzenerzieher in Karlsruhe, f 1809. Der Verein „Badische Heimat" f. Volksku., ländl. Wohlfahrtspflege u. Heimatschutz besitzt Sign. z. Gesch. d. alten u. weitverzweigten Familie Pfaff.

Genf. Die Societe d'Histoire et d'Archeologie de Geneve besitzt ge- nealogische u. heraldische Manuskripte, über die Henry Deonna, AHS 1912, H. 1, S. 27 ff. ausführlich berichtet. Unter den manuscrits Dufour- Verne's befinden sich: La Colonie genevoise de Constance, analyses d'actes des notaires 1373 1535, zahlreiche Filiationen, Ahnentafeln usw. franzö- sischer u. deutscher Familien, deren Namen Deonna in alph. Reihenfolge veröffentlicht hat. Von anderen Manuskripten der genannten Gft. seien hier genannt: Blasons de 400 familles genevoises ou etrangeres admises ä la bourgeoisie de Geneve; extraits des recueils de testaments, minutaires des notaires et autres documents publics servant de preuve aux genealogies des familles genevoises; mariages et baptemes celebres dans les Eglises de St. Pierre, de la Madeleine et St. Gervais de 1550 ä 1720; renseignements sur les titres et registres des principales villes du Canton de Vaud, contenant des notes et fragments de tableaux genealogiques sur diverses familles vaudoises.

Gießen. Zahlreiche Leichenpredigten, über die e. besonderer Kat. ge- führt wird. Adrian, J. Val., Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae academicae Gissensis. Frankfurt a. M., 1840, weist Nr. 168 ff, einige geneal. u. heraldische Handschr. u. Nr. 110 155 e. Slg. v. Briefen nach.

Görlitz. Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften: 1. Ge- nealogische Nachrichten Oberlausitzer adliger Familien von Jakob Gottlieb Kloss (f 1789). Slg. 18 Bde. in Folio mit ca. 6500 S., v. höchstem Werte, s. Jecht, NLM 75 (1899), S. 46—50, wo d. behandelten Familien aufgezählt sind. 2. Slg. v. Oberlausitzischen, Schlesischen, Sächsischen auch Böh- mischen Altert, u. Denkm. E. Slg. aus 169 Kirchen mit unendlich vielen, größtenteils mit großer Sorgfalt ausgeführten Zeichnungen von Grabsteinen, Wappen, Fahnen u. sonstigen Kunstaltert., mit vielen genealogischen, heral- dischen u. historischen Erläuterungen. 2 Bde., s. Pescheck, NLM 11, S. 1 ff., 156 ff., 12 S., 168 ff., 356 ff., 507 ff.; auch Jecht, Qu. z. Gesch. d. Stadt Görlitz, bis 1600, S. 218. Der Verf. ist Johann Gottfried Schultz (f 1819). Ähnliche Manuskripte von ihm liegen vor unter L I 29 u. L I 30, Ausz. aus Ober- lausitzer Kirchenbüchern, Lehnbriefen, Schloßarchiven m. viel. Stammbäumen. 3. Adliger Jugendspiegel v. Gottfried Schmid (f 1675), 717 Bl. mit 92 Wappenbriefen Görlitzer Geschl., s. Jecht, Qu. z. Gesch. der Stadt Görlitz bis 1600, S. 221.

1 40 Familiengesch. Matrin. in Bibliotheken : Göttingen, Groningen, Halle a.S., Hamburg.

QÖttingen. In der Universitätsbibliothek befindet sich (vgl. Verz. d. Handschr. im Preußischen Staate. I Hannover, II Göttingen. Berlin 1893, unter Cod. Manuscr. Histor. 252b) d. Slg. v. Stammtafeln u. Verzeichnissen z. Familien- u. Beamtengesch. Nordwestdeutschlands, bs. d. Hannoverschen Lande, d. 1879 als Universitätsrat in Göttingen verstorbenen Theodor Wolff. Diese Slg., in 54 Heften aufbewahrt, wurde 1890 von Wolffs Witwe der Bibl. geschenkt u. später von seinem Sohn ergänzt. Diese Hefte enthalten Stammtafeln, Namensverzeichnisse einzelner Stände, nach Ämtern geordnete chronologische Beamtenverzeichnisse u. andere Zusammenstellungen. Als Quellen dienten Manuskripte von Manecke u. Stockhausen, Göttinger Uni- versitätsakten, Familiennachrichten, briefliche Mitteilungen u. Druckwerke. Bs. benutzt sind die große Slg. v. Leichenreden u. d. Deduktionen d. Göttinger Bibl. Vgl. E. Lehmann, Inhalts-Verz. der Wolff sehen genealogischen Slg. in der Universitätsbibl. zu Göttingen, VJH 1910. Hier wird auch ein alph. Namensverz. dargeboten der in dieser Slg. behandelten Familien mit Angabe d. Jahre, auf welche sich die Aufzeichnungen beziehen, u. der einschlagenden Hefte.

Groningen. Die „Bibliotheek der Rijksuniversiteit" enthält an genealogischen Manuskripten nur eins: „Adelijk Toneel ende Geslachte Boo- men" (Nr. 347 des „Catalogus codicum manuscriptorum universitatis Gro- ninganae Bibliothecae, Groningae 1898), enthaltend Genealogien u. Wappen verschiedener Familien.

Halle a.S. Die Universitätsbibliothek besitzt sowohl eine Slg. v. Familiengeschichten, als e. Slg. v. auf einzelne Personen bezügl. Schriften. Beide sind im Sach-Kataloge katalogisiert, und zwar alphabetisch geordnet nach d. Namen d. behandelten Personen, bezw. Familien. In d. Personen- Slg. nimmt einen großen Raum ein eine Zerbster Slg. v. Personal-Schriften. Weit umfangreicher und wertvoller als diese beiden Sign, ist die in sechs Folio-Bänden katalogisierte familien- u. personengeschichtl. Slg. der mit der Univ.-Bibl. verbundenen v. Ponickau'schen Bibliothek, die vorzugs- weise thüringisch-sächsische Familien des 17. u. 18. Jhts. betrifft. Vgl. z.B. W. Stammler, Gellert-Briefe in der Bibliotheca Ponickauiana zu Halle, TZGK 1912. Dazu gehört e. ziemlich große, ebenfalls übersichtlich katalogisierte Slg. v. Porträts. Außerdem besitzt die von Ponickau'sche Bibl. eine schöne Siegeisig., die aber nicht katalogisiert ist. Auch sie betrifft vorzugsweise den thüring.-sächs. Adel u. die thür.-sächs. bürgerlichen Familien d. 17. u. 18. Jhts. Auch handschriftliches familiengeschichtliches Material ist in der v. Ponickau'schen Bibl. vorhanden. Es ist auf 89 Folio-Seiten alphabetisch nach den Namen d. betreffenden Personen u. Familien katalogisiert. Sonst kommt für familiengeschichtliche Forschung aus d. dortigen Beständen noch die daselbst aufbewahrte Mtr. d. Univ. Wittenberg in Betracht.

Hamburg. Der „Verein für Hamburgische Geschichte" besitzt 1. zahlreiche Geschichten hamburgischer Familien (größtenteils als Manu- skript gedruckt), 2. Slg. v. Stammbäumen hamb. Familien, 3. e. umfangreiche Slg. v. Hamburger Bildnissen, 4. Siegel u. Wappen hamb. Familien, 5. hamb. Stammbücher u. 6. einige Wappenbriefe.

Familiengesch. Matrin. in Bibliotheken: Hannover. 141

Hannover. In der Königlichen u. Provinzialbibliothek befindet sich e. ziemlich wertvolle Leichenpredigtslg., u. unter vielen anderen wertvollen Handschriften „Ahnentafeln der Hildesheimer Domherren", zu denen Ed. Bode- mann, VNS 1903, 647 ff. ein alph. Reg. veröffentlicht hat, ferner Manecke, Genea- logischer Schauplatz, enthaltend Nachrichten in 2 Teilen über 858 adlige und in einem Anhang über 203 „sonstige hübsche Geschlechter"; Büttner, Lüne- burger Stadtnachrichten; E. A. C. Culemann, Denkmale d. Mindenschen Adels u. monumenta nobilitatis Mindensis; Gebhardi, Collectaneen (große Zahl v. Bänden, Luneburgensia). Leibniz* Briefwechsel, alphabetisch in mehr als 100 Kasten geordnet. Ind. Herzog-Ernst-August-Fideikommißbibliothek, Palais in der Leinestraße, befinden sich gegenwärtig die Sign, des Grafen Julius v. Oeynhausen. Sie sind laut Testament Eigentum d. Herzogs von Cumberland u. waren früher in d. Verwahrung d. Histor. Vereins f. Nieder- sachsen. Mit dieser Slg. ist der handschriftliche Nachlaß d. Göttinger Pro- fessors Havemann vereinigt. Vgl. H. Ahrens, Verz. d. in d. Slg. d. Grafen v. Oeynhausen vorkommenden Namen adliger Familien, DH 1902, S. 11 ff. Die Slg. d. Grafen v. Oeynhausen besteht aus folgenden sechs Hauptteilen: 1. Stammbäume u. Notizen z. Gesch. meist niedersächs. Adelsfamilien, mit briefl. Nachr. 29 Konvolute in Folio. 2. Notizen zur Gesch. niedersächs. Adelsgeschl. im MA., nach d. Familien alph. geordnet, zusammengestellt v. Prof. Havemann, mit Ergänzungen des Grafen v. Oeynhausen. 13 Bde. in Quartformat. 3. Ausz. aus mittelalterl. Urkunden z. Gesch. u. Kulturgesch. niedersächs. Adelsgeschl., Klöster und Städte. Gesammelt von Havemann. 4 Konvolute in Futteralen. 4. Stammtafeln z. Gesch. d. niedersächs. Adels- geschl. 26 Hefte in Querfolio. 5. Sign, zur Gesch. einzelner Adelsgeschl. 10 Konvolute in Folio. 6. Verschiedene Notizen u. Drucksachen zur Ge- nealogie niedersächs. Familien, bestehend aus 41 Nummern. Der „Katalog der Bibliothek des historischen Vereins für Niedersachsen. Im Auftrag des Vereinsausschusses bearbeitet von Dr. Adolf Ulrich, Hannover 1888" ent- hält auch e. Repertorium der Urkunden, Akten, Handschriften, Karten, Por- träts, Stammtafeln, Gedenkblätter, Ansichten der gräflich Oeynhausenschen Handschriften. Sehr nützlich ist d. Buch v. Wilh. Linke: Niedersächsische Familienkunde. Ein biographisches Verzeichnis. Auf Grund der Leichen- predigten u. sonstigen Personalschriften d. Kgl. Bibl. zu Hannover u. and. hannoverschen Sign, herausgegeben (Hannover 1912). Das Verz., welches hier der Öffentlichkeit übergeben ist, umfaßt in erster Linie die in d. Kgl. Bibl. zu Hannover befindliche Slg. von Leichenpredigten, Hochzeits- u. son- stigen Gelegenheitsgedichten. Außerdem sind noch aus den Beständen der Stadtbibl. u. d. Kgl. Ernst- August- Fideikommißbibliothek zu Hannover die- jenigen Personalschriften in dieses Verz. mitaufgenommen, die sich in d. Slg. d. Kgl. Bibl. nicht vorfinden. Der historische Verein f. Nieder- sachsen hat durch Prof. Dr. K.Kunze e. Systematisches Inhaltsverzeichnis zu den Jahrgängen 1819 1910 seiner Zeitschrift (früher Vaterländisches Archiv genannt) erscheinen lassen (Hannover 1911).

142 Familiengesch. Matrin. in Bibliotheken: Jena, Karlsruhe, Kassel, Kiel.

Jena. Nach Achatius Ludwig Karl Schmid, Zuverlässiger Unterricht von der Verfassung der Herzoglich Sächsischen Gesamtakademie zu Jena, Jena 1772, S. 103 ff., enthält die der Universitätsbibliothek einverleibte Biblio- thek des verstorbenen Fürstlich Sächsischen Obergeleitsmannes Paul Christian Birkner französische, italienische und englische Lebensbeschreibungen und Memoiren. Die Universitätsbibliothek enthält auch zahlreiche Handschriften, darunter den literarischen Nachlaß des genealogischen Fälschers Hans Basilius Güpner, genannt von Gleichenstein, die Archive der Grafen von Gleichen zu Remda und der Schenken zu Tautenburg, auch viele Briefe und Personal- akten von Professoren. Sämtliche Einlaufe werden überwiesen vom Verein für Thüringische Geschichte, teilweise vom Literarischen Museum. Pflichtliefe- rungen der Verleger und Drucker nur bis 1873; dagegen ist jeder „Professor" der Universität verpflichtet, alles abzuliefern, was er „zum Druck befördert".

Karlsruhe. Großherzogl. Hof- u. Landesbibliothek. Mehrere Sign, v. zusammen 1135 Schriften über Beerdigung u. Hochzeit fürstlicher wie bürgerlicher Personen aus d. J. 1577 1813. Die badischen Adreßbücher u. Schulschriften sind vorhanden, die Zeitungen in 6970 Bänden gebunden u. versendbar. Eine Bibliographie d. Werke ü. d. Fürstenhaus u. badische Personen wird ständig auf dem laufenden gehalten. Der Kat. d. Bibl. er- schien 1876, 1877, 1886 in 3 Abt. Hierzu als 4. Abt. e. Fachübersicht der Jahrgänge v. 1. Oktober 1885 1907; e. Übersicht ü. Gesch. u. ihre Hilfs- wftn. erschien 1910. Jährliche Zugangsverzeichnisse. Die Handschriften d. Großh. Badischen Hof- u. Landesbibl. in Karlsruhe 1 5 (bearb. v. A. Holder) Karlsr. 1891 ff.

Kassel. Die Landesbibliothek besitzt folgende handschriftliche Sammelwerke: Msc. Hass. fol. 460: Chronik der N. G (d. i. der Namenlosen Gft. in Kassel, enth. Mitgliederverz, Aufsätze, Zeitungsausschnitte). Msc. Hass fol. 456: Landau, Collectaneen z. familiären Orts- u. Landesgesch. Ori- ginale, Abschriften, Ausg. in alph. Reihenfolge. Msc. Hass fol. 450: v. Butt- lars Collectaneen, die hess. Ritterschaft u. Adel betreffend. Genealogisches u. Heraldisches, alph. geordnet. Msc. Hass. fol. 409 : Barckhuis, Slg. v. hessi- schen Wappen, auf Veranlassung des Landgrafen Carl gemalt. Msc. Hass. fol. 363: Akten d. franz. Gemeinde zu Karlshafen. Msc. Hass. fol. 117 Schmincke, hist. Collectanea von Städten und Ämtern in Hessen. Msc. Hass. fol. 118: Schmincke, hist. Collectanea v. ehemaligen Klöstern in Hessen. Msc. Hass. fol. 108: Schmincke, Collectanea u. Fragment vom hess. Adel. Msc. Hass. fol. 74: Kalckhoff, Collectanea u. Fragmente v. hessischen Adel. Außerdem noch eine große Anzahl v. Kollektaneen. Msc. Hass. fol. 86: Casseler Superintendenten. Msc. Hass. fol. 88: Marburger Superintendenten. Msc. Hass. fol. 90: Inspectoren, Decane. Msc. Hass. fol. 91: Professoren Theologiae Marb. Msc. Hass. fol. 92 : Professoren Theolog. Rintelienses. Msc. Hass. fol. 94: Professoren jur. Marburg. Msc. Hass. fol. 99: Professoren Philosoph. Marburg. Msc. Hass. fol. 101: Hess. Casseler Canzler, Räthe.

Kiel. Universitäts-Bibliothek. Der größere Teil d. einschlägigen handschriftl. Materials, das die Bibl. besitzt, ist verzeichnet in H. Ratjent

Familiengesch. Matrin. in Bibliotheken: Kiel, Klagenfurt, Köln, Königsberg. 143

Verz. der Handschriften der Kieler Universitäts-Bibliothek, welche die Herzog- tümer Schleswig u. Holstein betreffen. Bd. 1 3, Nachtrag. Kiel 1858 75. Seitdem ist wenig hinzugekommen. Da Ratjen sehr ausführliche Beschreibungen gibt u. gute Register hat, kann man leicht finden, ob die gesuchte Familie vorkommt. In der Druckschriftenabt. besitzt d. Bibl. außer einer familien- geschichtl. Abt. im Kat. f. Schleswig-Holsteinische Gesch. eine Slg. v. Leichen- predigten, in der bei den engen Beziehungen der Prov. zu Dänemark auch Dänen sehr stark vertreten sind. Andere familiengeschichtliche Schriften sind in den „Libri minores Cimbrici" enthalten; darin ist eine Reihe von Sammelbänden nach dem Alphabet der Familien geordnet. Die Slg. v. Bild- nissen v. Schleswig-Holsteinern treibt die Kieler Historische Landes- halle als Spezialität. Vgl. (A. Rosenkranz) Historische Landeshalle für Schleswig-Holstein. Kat. der Porträtslg. mit kurzen Biographien. Gruppen- bilder Kiel 1903. Die Prov. unterhält in Kiel eine Landesbibliothek z. speziellen Pflege der Literatur ü. d. Prov. R. v. Fischer-Benzon, Kat. d. Schleswig-Holsteinischen Landesbibl. Schleswig 1898. Nachtr. 1. ebd. 1907 (hier eine besondere Unterabt. f. Biographie u. Familiengesch.).

Klagenfurt. K. K. Studienbibliothek. Sign. 13222— 90 a 72. Verz. der protestantischen Prediger in Klagenfurt 1560 94. Sign. 1297 13 h 81. Breve Ragguoglio delle Famiglie piu antiche e piu nobili Romani. Hs.; geschrieben 1691—1700. Sign. 4230— 43 f 8. Hund zu Sultzenmos, Triguleus, Bergrisch Stammenbuch. Ingolstadt, bei Adam Sartorius 1598. Ferner eine Reihe genealogischer Aufsätze über kärntische Geschlechter in der „Carinthia" (seit 1811). Im Besitze des dortigen Geschichts- vereins befinden sich die v. Benediktschen handschriftl. Kollektaneen.

Köln. Die Stadtbibliothek besitzt, außer einer Reihe von Hand- büchern u. Nachschlagewerken, mehrere hundert meist ältere Druckschriften aus d. Bereiche d. genealogischen, sphragistischen u. heraldischen Literatur. Bs. gepflegt werden auf diesen Gebieten die als Unterabt. der großen Haupt- gruppe „Geschichte und Landeskunde der Rheinprovinz" angelegten Spezial- slgn., gegenwärtig rund 180 Nummern, darunter zahlreiche seltene Privat- drucke. Die hierher gehörigen bis 1907 erschienenen Druckschriften sind übersichtlich verzeichnet in dem Werke : Kat. d. Stadtbibl. in Köln. Abt. Rh. Geschichte u. Landesku. d. Rheinprov. Bd. IL Köln 1907 S. 1 15. Nachtr. werden in den Handexemplaren der Stadtbibl. handschriftlich eingetragen. Druckschriften werden auf schriftliches Gesuch leihweise versandt, Selten- heiten u. bs. wertvolle Stücke nur an öffentl. Bibliotheken z. Benutzung in deren Amtsräumen. Einschlagendes Material wird fortgesetzt u. planmäßig gesammelt. Vgl. Adolf Keysser, Die Rheinische Landesliteratur. Denkschr. ü. d. Sammeln v. Drucksachen z. Gesch. u. Landesk. d. Rheinprov. Köln 1907. Gesammelt werden unter anderen auch Stammbäume, Familien- geschichten, Biographien, Nekrologe u. Totenzettel. Die Slg. v. Totenzetteln ist reichhaltig.

Königsberg i. Pr. In der seit kurzem mit d. Kgl. u. Universitäts-Bibl. vereinigten gräflich Wallenrodtschen Bibl. befindet sich die Genealog. Slg.

144 Familiengesch. Matrin. in Bibliotheken: Königsberg, Leipzig, Linköping, Lübeck.

des 1753 verstorbenen Hofgerichtsadvokaten Chr. Rabe mit Stammtafeln, Wappen u. anderen Nachrichten ü. ca. 500 alte preußische Adelsfamilien. A. Seraphim u. P. Rhode, Handschriften-Katalog d. Stadtbibliothek. Königsberg 1909.

Leipzig. Die Universitätsbibliothek besitzt e. Ex-libris-Slg. u. e. Menge Leichenpredigten, aber nicht als Slg., sondern sie sind einzeln kata- logisiert, die beiden Kataloge Familiae nobiles und Familiae civiles vergrößern die entsprechende gedruckte Literatur. Vgl. auch: Katalog der Handschriften der Universitätsbibl. zu Leipzig. Leipzig 1898 ff. In der Bibliothek des Kgl. Sachs. Instituts für Kultur- u. Universalgeschichte ist eine vom Ersten Assistenten des Instituts Dr. Arthur Köhler zusammengebrachte u. deponierte Briefsammlung vorhanden. Aus dieser Sammlung entstand die Veröffentlichung: Otto von Wedeil und Clementine von der Goltz. Briefe eines Deutschen Offiziers an seine Braut aus den Jahren 1799 u. 1800 mit biographischer Einleitung u. zeitgeschichtl. Erläuterungen. Hrsg. v. Arthur Köhler. Leipzig 1911. Ferner entstand aus dem umfangreichen Briefwechsel Lutteroth -von Legat folgende Briefveröffentlichung: Preußens Fall und Tief- stand in den Jahren 1806 1807. Briefnotizen, ausgewählt und erläutert von Dr. Köhler. Zeiten und Völker, Jahrgang 1912, S. 66 ff. u. 109 ff. Außerdem befindet sich im Institut eine aus dem Archiv des früheren Verlegers Wilhelm Friedrich stammende Briefsammlung. Sie enthält etwa 30 000 Briefe und Manuskripte von Schriftstellern, die sich in den 80er und 90er Jahren um die von M. G. Conrad gegründete Gesellschaft geschart hatten, fast das ganze Archiv des genannten Verlags. Mit Rücksicht auf etwa noch bestehende Ur- heberrechte müssen jedoch diese Briefe für längere Zeit von jeder Veröffent- lichung oder schriftstellerischen Benutzung ausgeschlossen bleiben, werden jedoch nach Öffnung des Archivs später einmal ohne Zweifel eine reiche Ausbeute für familiengeschichtliche Forschung bilden. Stadtbibliothek: Reichhaltige Sign, zu d. Gesch. einzelner Leipziger Familien. Bs. reichhaltig ist das genealogische Manuskript von J. J. Vogel. Vereinzeltes über die Familien anderer sächsischer Städte. Über nichtsächsische Familien ist wenig vorhanden. Die Bestände sind katalogisiert. Die Pädagogische Zentral- bibliothek, Leipzig, Schenkendorfstr. 34, enthält eine Slg. von 35 40 000 Programmen. Vgl. oben S. 77 ff. u. Devrient, E,. Schulberichte als genealogische Quellen, FB IX, 1911, S. 2.

Linköping in Schweden. Die Stifts- oder Läroverksbibliotek enthält e. Slg. handschriftlicher „Biographica".

Lübeck. Stadtbibliothek. Druckwerke: Memoriae Lubecenses, sive Biographiae consulum, senatorum, pastorum, medicorum etc. [1668—1790]. 2 Sammelbände. Lub. fol. 1720, 1721. Scripta Lubecensia funebria [Lebens- läufe 1649— 1797]. 5 Sammelbände. Lub. fol. 1722— 1726. Slg. v. Lebens- läufen, Hochzeits- u. Trauergedichten [1690 1800]. In Mappen. B. Mid- dendorpfs, Eines edlen, hoch- und wohlweisen Rates Linie, 1669. Lub. fol. 4270. Verz. v. denen Adelichen Familien der Zirkel-Gesellschaft in Lübek. Lübeck. Schmalhertz 1689. Lub. 4°, 1750. G. W. Dittmer, Genealogische

Familiengesch. Matrin. in Bibliotheken: Lübeck, Mainz, Metz, München. 145

u. biographische Nachrichten über Lübeckische Familien aus älterer Zeit. Lübeck 1859. Lub. 8°, 1760. Handschriften: Jacob v. Melle, Familiarum Lubecensium clariorum Syntagma. [um 1740]. Joh. Hermann Schnobel, Collectio inscriptionum, quae adhuc Lubecae in epitaphiis, sacellis ac lapidi- bus sepulcralibus templorum leguntur. [um 1780]. [Joh. Herrn. Schnobel] Genealogie der Geschlechter in der Stadt Lübeck, nebst Matrikel u. Nach- richten. 4° [um 1770]. Über d. Circul- od. Junkern-Compagnie. Herrn. Schröder, Lübeckische Familien. Fol. 1827. G.P.Schmidt, Lübeckische Genealogie. Fol. [um 1840]. Verschiedene Ratslinien (Verzeichnisse der Ratsherrn) mit gemalten Wappen, Fol.

Mainz. Die Stadtbibliothek besitzt unter anderen eine sehr große Zahl v. gedruckten Personalschriften, welche Glieder fürstlicher, adliger u. bürgerlicher Familien (z. B. der Pfalzgrafen bei Rhein, der Grafen v. Schön- born, der Freiherren v. Hütten, v. Buseck, v. Buttlar, der Varrentrapp) be- treffen. Sie entstammen dem 17. und 18. Jht. Die wichtigste Quelle für die zweite Hälfte des 18. u. d. Anfang d. 19. Jht., welche die Stadtbibliothek be- sitzt, ist die aus 4 Bänden bestehende Slg. [Etat des Services des fonction- naires . . .] der, auf Formularbogen gemachten, biographischen Selbstangaben, die der Commissaire du Gouvernement dans les nouveaux departements de la Rive gauche du Rhin im Jahre VIII der französischen Republik hat ausstellen lassen. Sehr viele Einzelheiten besitzt die Bibliothek zur Geschichte der Familie v. Dalberg.

Metz. Stadtbibliothek. Besonders wichtig für die familiengeschicht- lichen Studien sind folgende Handschriften: (Fonds Messin) Msc. 106 108. Observations seculaires de Paul Ferry (Genealogie). Msc. 111. Miscellanea, par Paul Ferry (Genealogie, Heraldik). Msc. 1 53. Memoires sur Metz, par D. Seb. Dieudonne (Nekrolog verschiedener geistlicher Orden). Msc. 155. Memoires sur Metz, Z.V. (Einige histor. Notizen über Familien.) Msc. 159 u. Msc. 160. Memoires sur Metz. III. IV. (Epitaphien u. Heraldik.)

Msc. 162. Extrait de chroniques, etc. (Heraldik.) Msc. 164. Recueil de pieces historiques. (Sphragistik.) Msc. 166 167. Recueil de notes. (Genea- logie.) — Msc. 180. Lettres de convenances ou engagements militaires. Msc. 185. Necrologe de l'höpital St. Nicolas. Msc. 204 210. Genealogie, armoiries. Msc. 211 214. Sceaux et armoiries. Msc. 215 217. Epi- taphes et inscriptions, armoiries. Ferner folgende Handschr. aus der Biblio- thek des Barons de Salis: 2. (1148) Nobiliaire de Lorraine, par Dom. Pelletier.

6. (1152) Nobiliaire de Lorraine, par Didier Richier, dit Clermont. 10. (1156) Necrologe du Saint-Mont. 28. (1174) Necrologium Sancti Petri Montis. Ferner: Msc. 1128. Genealogie de la famille Le Payen. Msc. 1145 1146. Nobiliaire de Lorraine. (Kurze Notizen. Heraldik.)

München. Kgl. Hof- u. Staatsbibliothek. Alphabet. Katalog über den ganzen Bestand der Bibl. in 67 Bdn. u. von 1840 an auf Zetteln. Histo- rische Spezialkataloge. Sammlungen von Hartmann Schedel, Joh. Alb.Widman- stad, Joh. Jak. Fugger, J. H. Hörwart, Wig. Hund, J. G. v. Werdenstein, Petrus Victorius aus Florenz. Einverleibt u. a. der größte Teil der Mannheimer Hof-

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. ]0

146 Familiengesch. Matrin. in Bibliotheken: München, Paris.

bibliothek mit der Camerarischen Hds.- u. Autographenslg. Vgl. oben S. 2 Handschriftliche Nachlässe u. Kollektaneen von B. J. Docen, Fr. J. v. Klöckel, J. A. Schindler, J. H. Voss. Handschriftliches Grabsteinbuch Bischof Franz Eckers von Freising (f 1727). Pflichtexemplare von allen in Bayern er- scheinenden Werken u. Ztschr. Kgl. Universitätsbibliothek. Spezial- kataloge für Porträts u. Biographien. Einverleibt die Privatbibliotheken von Joh. Egolph v. Knöringen, Sim. Thadd. Eck, Rud. Clenck, Mart. Eisengrein u. a. Die Bilderchronik der Kgl. Haupt- u. Residenzstadt München (Mail linger-Slg.), St. Jakobsplatz 1, enthält Monacensia vom 15. Jht. ab, bs. Porträts u. Autographen. Die Bibliothek desErzbi schöfl. Metropolita n- kapitelsMünchen-Freising enthält u. a. die Slg. von Joh. Evang. Ruedorfer, v. Domkap. Lorenz v.Westenrieder, Domdech. Jos. v. Heckenstaller, Dompr. Dr. Mart. v. Deutinger, Hofr. Hoheneicher u. große hdschr. Slg. v. Frisingensia. Paris. Nationalbibliothek. Die Handschriftenslg. d. NationalbibL besitzt vortreffliche Kataloge. Die meisten derselben sind publiziert, doch weisen noch nicht alle Reg. auf. Ein Verz. d. f. deutsche Gesch. in Be- tracht kommenden Kataloge hat K n i p p i n g veröffentlicht (Mtlg. d. K. Preuß. Archivverw., H. 8, 1904). Ein Verz. aller gedruckten Handschriften- kataloge gibt L. Delisle, Catalogue des manuscrits francais. Tome V (Ancien fonds No. 5526—6170) 1902 S. XIVff. u. in d. Bibliotheque de l'Ecole des chartes LXIV (1903) S. 69 ff. Von Einzelheiten seien bemerkt die handschriftlichen Genealogies des maisons de Cleves, Gueldre, Juliers et Mons par les freres de Sainte-Marthe (fonds francais No. 20202). Genea- logien der Grafen von Altena, Mark und von Cleve in den Papieren des Historikers Mezeray saec. XVII (fonds francais No. 20780, fol. 233ff.), Wappenslg. saec. XVI mit blasons colories des chanoines de Cologne 1569 (ebd. No. 22485, fol. 1), e. Slg. v. Wappen u. Porträts verschiedener Mit- glieder des Hauses Cleve saec. XVI— XVII (ebd. No. 24182—24183), Slg. v. Wappen d. Deutschordensritter u. deutscher Stiftsherren saec. XVII. (ebd. No. 31778, fol. 19 Marienstift Aachen; fol. 39 Domstift Köln; fol. 58 Stift Essen); e. Wappenslg. d. 17. u. 18. Jht. (ebd. No. 31996; fol. 167: Armes de notables bourgeois de la ville de Cologne). Ferner e. Slg. v. kurkölnischen Lehnsprozessen (fonds Allemand No. 2). Vgl. G. Hu et, Catalogue des manuscrits Allemands de la Bibliotheque Nationale. Paris 1895. In der Bibliotheque municipale du XVI« arrondissement de Paris befindet sich e. Autographenslg. berühmter Männer des 15., 16. u. 17. Jht., ferner sol- cher des 18. u. 19. Jht. Ferner: habitants notables d'Auteuil 18. u. 19. Jht. u. aus derselben Zeit habitants notables de Passy. Unter den Handschriften de la faculte de medecine de Paris ist bemerkenswert „Liste funebre des chirurgiens de Paris, qui sont morts depuis l'annee 1315 jusqu'ä l'annee 1722". Unter den manuscrits des archives de l'assistance publique befinden sich Testamente 1644—1783 u. „registres des fondations faites en. faveur de l'Hötel-Dieu et chargees d'etudes, de mariages et d'apprentis- sages« (1703—1792). Vgl. Catalogue general des manuscrits des biblio- theques publiques de France. Paris. Tome I. Paris, librairie Plön 1909.

Familiengesch. Matrin. in Bibliotheken: Prag, Regensburg, Reims, Rom, Rostock. 147

Prag. Die K. K. Universitätsbibliothek enthält außer Büchern auch zahlreiche Urkunden u. Handschriften sowie handschriftliche Regesten und alph. Reg. zu diesen Urkunden. Das Manuskript XVII A8 aus d. J. 1625 enthält 168 Wappen. In der hdschr. Beschr. des Konstanzer Konzils v. Ulrich v. Riechental befindet sich ebenfalls heraldisches Material.

Regensburg. Die Kreisbibliothek enthält zahlreiche genealogische Werke. Beispielsweise seien erwähnt: Genealogies historiques des rois. 4 vols. Paris 1736/38. Hoffmann, G. F., Über die Wappenschildhalter. Tübingen 1779. Pregitzer, J. U, Wirttembergischer Cedernbaum od. Genealogie des Hauses Wirttemberg. Stuttgart 1734. Rudolphi, J. A., Heraldica curiosa. Mit Kupfern. Nürnberg 1698. Drs., Neue vermehrte Heraldica curiosa. Frankf. u. Lpg. 1718. Seifert, Joh., Thurniermäßige Geschlechter. Regensburg 1716; drs., Geneal. Tabelle versch. Hsr. Rgsbg. 1725; drs., Stammtafeln gelehrter Leute. Rgsb. 1717; drs., Hochadlige Stammtafeln. Rgsbg. 1721; drs., Ahnentafeln, 5 Tle. Rgsbg. 1716; drs., Hoher Familien hist. u. geneal. Beschr. 7 Bde. Regensburg 1707 26. Sommerus, F. W., Genealogia ducum Silesiae. Breslau 1724. Tables geneal. des maisons d'Autriche et de Lorraine. Paris 1770. Tablettes de tous les ministres des cours de PEurope. Amsterd. 1728.

Reims. Unter den manuscrits de la bibliotheque de Reims ist familien- geschichtlich e. Slg. v. Genealogien und Grabinschriften zu bemerken, die sich in den „melanges biographiques et genealogiques" befinden, e. genea- logie de la famille Colbert, d'oü est sorti le grand Colbert (Jean-Baptiste), ministre sous Louis XIV, depuis 1479", ein nobiliaire de Champagne, ferner „recueil d'armoiries des Chevaliers de l'ordre du Saint-Esprit, depuis son institution par Henry 3 en 1578 continuee sous Henry 4 et Louis 13, avec un abrege manuscrit de leurs vies, alliances et genealogies, tire des plus celebres autheurs". Dazu „Dissertation sur les anciennes sepultures rhenoises et description de tous les cimetieres anciens et nouveaux, avec les epitaphes les plus curieux". Zahlreiche Listen hoher u. niederer Kleriker v. Reims. Listen der capitaines de la ville u. der lieutenants des habitants. Vgl. Cata- logue general des manuscrits des bibliotheques publiques de France. Departe- ments tome XXXIX 1906. Hier S. 1073 Verz. d. reichen Autographensammlung. Rom. Die Bibliothek der R. Accademia dei Lincei enthält unter den Mss. Corsiniani: Pirro Ligorio, Notizie e memorie di famiglie romane e fiorentine disposte per ordine di alfabete in 3 voll. Arme miniate di pontefici cardinali Napoletani, famiglie Napoletane, famiglie pisane, famiglie nobili diverse d'Italia e oltramontane. Armi di famigli diverse sovrane e private del l'Europa.

Rostock. Die Universitätsbibliothek besitzt große Mengen familien- geschichtl. Materials. Das meiste ist unkatalogisiert. Alles, was mecklen- burgische Familien betrifft, ist alph. geordnet u. füllt e. lange Reihe v. Folio- Kapseln. Die mecklenburgischen Funeralien belaufen sich auf zirka 5000 Stück. Ein Verz. der mecklenburgischen Personalien in der Art v. Langes Vitae Pomeranorum ist geplant. Über d. Landes-Bibliothek orientiert: Kat. der

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1 48 Familiengesch. Matrin. in ßiblioth. : Salzburg, St.Gallen, Stralsund, Straßburg, Stuttgart.

Landes-Bibl. Bibl. d. Mecklenb. Ritter- u. Landschaft zu Rostock, be- arbeitet v. F. H. Dunckelmann, Tl. I. Mecklenburgica, Rostock 1905. Tl. II. Rostock 1909. Unter den Manuskripten dieser Bibl. sind die vom Landrat H. A. v. Plüskow auf Trechow verfaßten Verzeichnisse der Einwohner u. ihrer Steuerbeträge u. die v. demselben angelegten Listen v. adeligen Familien bemerkenswert, ferner Bestallungen der Deputierten z. Engeren Ausschusse, der Kloster-Hauptleute u. -Provisoren, der Syndici, der Landes-Bedienten usw. aus d. J. 1659 1722. Dazu kommt e. Anzahl V.Katastern, von denen z.B. das „Alphabetische Landes-Cataster" von 1772 e. Verz. aller adeligen Land- Begüterten enthält. Hierzu kommt e. Siegeisig, aus dem 1 8. Jht. Unter den Druckwerken ist e. Slg. ü. d. Ritterschaft u. d. eingeborenen Adel auch v. familiengeschichtl. Interesse. Reichhaltig ist auch die Slg. ü. Familienfidei- kommisse, die vom Präsidenten des Oberlandesgerichts Freiherrn v. Maltzan der Landes-Bibliothek geschenkt wurde, sowie die Abt. v. Druckwerken ü. Adels- u. Familiengesch. D. Slg. französischer Memoiren werke enthält manche Seltenheit, ebenso die Abt. ü. d. Genealogie der Mecklenburgischen Fürsten.

Salzburg. K. K. öffentliche Studienbibliothek. Manuskriptenabt. umfassend 1300 Werke mit 1172 Vol., von denen 900 geschichtlichen In- haltes: 37 Vol. Chroniken. 223 Vol. Akten u. Urk. über die Benedictiner- Univ. Salzburg, 17. 19. Jht. 50 Vol. Personalakten 16.— 19. Jht. Autographen. Briefe. Burkhardt, Handb. der Archive2, 193.

Satict Gallen. Stadtbibliothek (Vadiana). Die genealogischen u. sonstigen Sign, aus dem Nachlaß v. Georg Leonh. u. Dan. Wilh. Hartmann, insbs. die stadt-sanctgallischen Wappenbücher beider u. e. Slg. st.-gallischer Wappen in schönster Ausführung vom Sohn (Dan. Wilh.). Dazu e. Abschrift d. im Stadtarchiv verwahrten Stemmatologia Sangallensis. F. Geschl., die der Stadt St. Gallen angehören, ist also hier meistens, dagegen f. solche aus d. Landschaft nur ausnahmsweise Ausk. zu finden.

Stralsund. In der Ratsbibliothek stemmata Strudensium von Alb. Dinnies, d. i. e. handschriftl. Slg. von Stammtafeln von 230 Stralsunder Familien.

Straßburg. In der Kaiserlichen Universitäts- und Landes- Bibliothek ist von familiengeschichtlichen Sammlungen lediglich der Brief- wechsel des Grafen Gobineau mit seiner Familie vorhanden. Im übrigen vgl. A. Barack, Elsaß-Lothringische Handschriften u. Handzeichnungen. (Kata- log d. Univ.- u. Landesbibl. in Straßburg). Straßburg 1895. Über die Stadtbibliothek vgl. R. Reuß, Les manuscrits Alsatiques de la biblio- theque de la ville de Strasbourg (Rev. d'Alsace N. 5. 11). » j

Stuttgart. Die Königliche Landesbibliothek besitzt Joh. Friedr. Blum's genealog. Slg. württemb. Familien (alph. geordnet), 40 Bde. mit mehr als 3250 Familien, cod. hist. O. 65, Belege dazu cod. hist. fol. 591/593. Em. Leop. Keller's genealog. Notizen über württemb. Familien. 10 Kapseln. Cod. hist. Q 286, dazu; Belege cod. hist. fol. 727. Friedr. Wilh. From- mann's Wappenkollektion, 33 Foliobände, meist mit gemalten Wappen. Handschriften der Kgl. Bibliothek zu Stuttgart. Abt. 1. Die historischen Handschriften Bd. 1. 2. Stuttgart 1889 ff.

Familiengesch. Matrin. in Bibliotheken: Turin, Ulm, Weimar, Wien. 149

Turin. Die „Bibliotheca nazionale di Torino" besitzt v. ihren zahl- reichen genealog. u. herald. Werken, sowie solcher ü. d. Ritterorden einen alten Kat. Die neuesten Erwerbungen v. genealog. Werken sind im General- Kat. u. im Kat. nach Stichworten verzeichnet.

Ulm. Stadtbibliothek. 1. Eine große, vor einigen Jahren begründete Personalienabt. (Leichenpredigten, Hochzeitsgedichte, Diplome u. a.), alph. nach Familien geordnet. 2. In der Handschriftenabt. einige Handschr. ü. Ulmer Patrizierfamilien. 3. Eine von Dr. A. Löckle angelegte, noch nicht abgeschlossene Wappenslg. 4. Eine aus älterer Zeit stammende, gegen- wärtig noch völlig ungeordnete Siegeisig. 5. Eine Anzahl jüngerer Stempel (Stadt- u. Zunftstempel; ältere Stempel befinden sich im Ulmer Gewerbemus.).

6. Porträtslg. ; soweit Ulmer betreffend, alph. geordnet (der ziemlich um- fangreiche Rest gegenwärtig noch ganz ungeordnet). 7. Familienchroniken im eigentlichen Sinne besitzt die Stadt Ulm nicht; dagegen finden sich in Ulm gelegentliche Einträge in handschriftl. Chroniken aus mittelalterlicher Zeit, die einen ähnlichen Charakter tragen, aber ziemlich unwesentlich sind.

8. 18 Stammbücher.

Weimar. Großherzogliche Bibliothek. Wappen der in d. Palmen- orden Aufgenommenen (F219b). Hortleders sächsisches Wappenbuch (Q 332, Q 396). Sächsisches Wappenbuch (Q 316). Schumanns Slg. ü. 35 Adels- geschlechter Thüringens (Q 303). Über die große Sammlung von Stamm- büchern vgl. Bd. II unter: Stammbücher (VJH 1901). Wir nennen beispiels- weise die Stammbücher von v. Trüffel, David Wirsing, Gr. Delmenhorst, Weiße, v. Beulwitz, Hans Christoph Voith, v. Neidhardt, v. Knörring, v. Dien- heim, v. Pfinzing, Baumgarten, Sebald Welser, Saubert, Joh. Jakob Benz.

Wien. Den im gedruckten Kat. v. 1890 verzeichneten Sign, der herald. Gft. „Adler" in Wien sind folgende Stücke zugewachsen : 1. Brünner Toten- buch (Adel) v. 1771 1890, ausgezogen aus der amtl. „Brünner Zeitung" v. Hans Welzl, Konservator des mähr. Landesmuseums. Ms. 1 H. 4°. 2. Adeliger Hausbesitz in Brunn v. 14. 20. Jht. (1902) nach Losungs- registern u. Schematismen zusammengestellt v. Hans Welzl. Ms. 2 Hefte 4°. 3. Quellen zu einer mähr. Adelsbiographie nach Autoren alph. zusammengestellt (bis mit 1898) v. Hans Welzl. Ms. 2 Hefte 4°. 4. Quellen zu Biographien mähr. Adeliger. Nach Familien alph. ge- ordnetes Verz. einschlägiger gedruckter und ungedruckter Quellen verfaßt (1898) v. Hans Welzl. Ms. 3 Hefte 4°. 5. Quellen zu einer Gesch. der Kunst u. des Kunstgewerbes in Mähren. Literaturangaben aus- schließlich ü. adelige Künstler auch Dilettanten u. nach diesen alph. geordnet v. Hans Welzl. Ms. 1 H. 4°. 6. Wanderungen neben d. Gräbern der Friedhöfe von Prag u. Umgebung, Krems u. Stein in Nieder-Osterreich, Gries u. Triest in Tirol u. Schandau in Sachsen mit Grabschriften adeliger u. nichtadeliger Personen aufgenommen v. Fer- dinand Fillunger-Battaglia. Ms. 1 Bd. fol. 7. Wappenbuch der Pröpste des Stiftes Klosterneuburg zusammengestellt v. Alfred Gren- ser (t 17. April 1891). 1 Heft 4°. 8. Von den Friedhöfen Wiens.

150 Familiengesch. Matrin. in Bibliotheken: Wolfenbüttel, Würzburg, Zürich. Anhang.

Wappenskizzen u. Inschriften v. Grabsteinen Adeliger, aufgenommen v. Al- fred Grenser. Ms. 4 Hefte 4°. 9. Wappenbuch der Stadt Trau in Dalmatien. In Skizzen gezeichnet u. mit hist.-genealog. Text nach Heyers Kopie versehen v. Alfred Grenser (1866). Ms. 1 Heft 4°. 10. Zunft- wappen. Berichtigungen u. Nachträge zu einer etwaigen 2. Afl. v. Alfred Grenser. Ms. H. gr. 4°. 11. Grabschriften v. adeligen Personen auf mehreren Wiener Friedhöfen (bis inkl. 1880) aufgenommen v. Josef Maria Kaiser (f 6. Mai 1893) auf Zetteln nach Friedhöfen u. innerhalb dieser alph. geordnet. 12. Sammlung von 700 Wappensiegeln böhmischer Provenienz. Angelegt u. gewidmet v. Ferdinand Fillunger-Battaglia in Prag.

Wolfenbüttel. Herzoglich Braunschweig.-Lüneburgische Biblio- thek. Unter d. Handschr. befindet sich auch J. Fr. Pfeffinger Collectio Ge- nealogica in 12 Bänden ü. adlige Geschl., wobei die v. Bülow allein Band VIII bis XI, die von Heimburg Band XII in Anspruch nehmen. Stammbücher von Erhard Reding, Philipp v. Heinhofer, Julius v. Sachs, Jobst v. Boms- dorff, Gr. Jobst v. Barby. O. v. Heinemann, Die Handschriften d. herzogl. Bibl. zu Wolfenbüttel. Bd. 1—8. Wolfenbüttel 1884 ff.

Würzburg. K. Universitäts-Bibliothek. Besitzt an familiengeschicht- lichen Handschriften: 1. Joannis Wolfgangi Fabricii (s. XVII), Familiarum nobilium secundum ordinem alphabeti pars (270 Bll., hauptsächlich kurze Ausz. aus d. Würzburgischen Lehenhof-Protokollen). Signatur: M. eh. f. 57/1. 2. Joannes Wolfgangi Fabricii (s. XVII), Familiarum nobilium secundum ordinem alphabeti IIIa pars. (159 Bll.). Signatur: M. eh. f. 57/11. 3. Frän- kische Ehebriefe u. Familienverträge (s. XV. XVII.). 676 Bll. Signatur: M. eh. f. 89. 4. Repertorium ü. Lehen, Lehen-Revers u. Lehenmachung des Hochstifts Würzburg (s. XVI). 479 Bll. Signatur: M. eh. f. 103. 5. Ma- terialien z. Gesch. der Reichsritterschaft in Franken (s. XVI. XIX.) 378 Bll. Signatur: M. eh. f. 592.

Zürich. Die Stadtbibliothek verwahrt die Familienarchive der Zü- richer Familien Hirzel, v. Wyss, Lavater, Escher u. Ziegler.

Anhang.

1. Literatur über Siegelkunde.1)

Albrecht, Jos., Die Münzen, Siegel u. Wappen des fürstl. Gesamthauses Hohen- lohe-Oehringen. 1865.

Baumann, Siegelbittzeugen in den Urkunden des Stiftes Kempen, AZ NF 7.

B eissei, Aus d. Gesch. d. deutschen Siegel, „Stimmen aus Maria-Laach". Freiburg 1890, 6. H.

Blanchet, Adrien, Sigillographie frangaise. Paris 1902.

Breßlau, Berichte in den Jahresber. der Geschichtswft., hrsg. im Auftr. d. histor. Gsft. zu Berlin, seit dem zweiten Bande (Berlin 1879). Drs., D. Siegel d. deutschen Könige u. Kaiser aus d. Salischen Periode, NA 6. Drs., Über Elektensiegel, HV 1900.

x) Freiherr von B er ehern in München, der auch eine Slg. v. etwa 6000 Adels- siegeln besitzt, arbeitet an einer Bibliographie der gesamten deutschen Siegelliteratur.

Literatur über Siegelkunde. 151

Brose, F., Siegel d. Berliner Urkunden des Geheimen Staatsarchivs. (Nicht im Handel). 1877.

Chassant, A., et Delbarre, P.J., Dictionnaire de sigillographie pratique. Paris 1860.

Dassel, O. v., Beiträge zur niedersächsischen Siegel- u. Personenkunde. FBAB 4.

Demay, G., Inventaire des Sceaux de la Flandre. Tome I, II. Paris 1863. Drs., Inventaire des Sceaux de l'Artois et de la Picardie. Paris 1877. Drs., Inventaire des Sceaux de la Normandie. Paris 1881. Drs., La Paleographie des sceaux. Paris 1881.

Diekamp, Sphragistisches, WZ 5, 270 ff.

Dony, Monographie des sceaux de Verdun. Eveques. Verdun, Laurent 1890.

Dudik, Sphragistik Mährens nach Siegeln der Bischöfe von Olmütz u. der mähri- schen Markgrafen, Mtlg. des K. K. österr. Mus. f. Kunst u. Industrie Nr. 94, wurde ab- gedruckt JAW 1873.

Dufour et Rabat, Sigillographie de la Savoie. Turin, Löscher 1882. (Separat- abdruck aus den Memorie della R. Academia delle Scienze di Torino).

Endrulat, B., Niederrheinische Städtesiegel des 12. bis 16. Jhts. Düsseldorf 1882.

Engel, Recherches sur la numismatique et la sigillographie des Normands de Sicile et d'Italie. 1882.

Engel, B., Die mittelalterlichen Siegel des Thorner Ratsarchivs. T. I. Ordensbeamte u. Städte. Thorn 1894. T. II. D. mittelalterl. Siegel d. Fürsten u. Geistlichkeit u. d. poln. Adels. Danzig 1902.

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Feuereisen, Arnold, Geschichte des Siegels der Stadt Dorpat. Aus dem Nachlaß des weil. Stadtarchivars H. Lichtenstein. Dorpat 1907.

Foltz, K., D. Siegel d. deutschen Könige u. Kaiser aus d. sächs. Hause, NA 3.

Geib, Die Siegel deutscher Könige und Kaiser von Karl dem Großen bis Fried- rich I. im Allgemeinen Kgl. Bayer. Reichsarchiv, AZ NF 2, 3.

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Glafey, Ad. Frid., Specimen decadum sigillorum complexum. Lpz. 1749.

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Grotefend, Herrn., Über Sphragistik. Breslau 1875.

Gümbel, Beiträge zur pfälzischen Sphragistik in: „Das Bayerland", 14. Jahrg., 1903.

Günther, Das Siegelrecht des MA, erläutert aus d. Formeln, welche die sogenannte Siegelkarenz bezeichnen. Lateinische Dissertation. Leipzig 1813, übers, v. Dr. K. L. 1870.

Hafner, A., Amtl. Siegel d. Stadt Winterthur i. Neujahrsbl. der Bürger- (Stadt-) bibliotheken zu Winterthur 1883.

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Hauviller, Die Erhaltung der Siegel, ihre Bedeutung f.d. histor. Hilfswftn., ihr kunst- und kulturgeschichtl. Wert, Metz 1910; Drs., Was bedeuten Sign. v. Siegel- abgüssen f. unsere Archive? KGV 1909, 463. Vgl. VJH 1910.

Heffner, Fränkisch -Würzburgische Siegel. Würzburg 1872.

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Hohenlohe-Waldenburg, F. K. Fürst zu, Sphragistisches Album. Mittelalterl. Siegel gegenwärtig noch blühender Geschl. d. deutschen hohen Adels. 4 H. Stuttgart u. Frankf. 1859 ff. Drs., Slg. interessanter mittelalterlicher Frauensiegel. Stuttgart 1861. Drs., Die Siegel d. Pfalzgrafen v. Tübingen. Stuttgart 1862. Drs., Das heraldische Pelzwerk. 1867. Drs., Ü. d. Gebrauch der Helm-Zierden im MA. Stuttgart 1868. Drs., Z. Gesch. d. heraldischen Doppeladlers. Stuttgart 1871. Drs., Verkehrt stehende Inschriften auf mittelalterlichen Siegeln, Münzen u. Denkm., ZAW 3. Drs., Über die gemeinschaftl. Siegel, AZ 8. Drs., Mein sphragistisches System z. Klassifikation aller Siegel nach ihren Haupttypen, als Manuskript gedruckt 1877. Drs., Z. Beschr. d. Siegel, AZ 6. Drs., Sphragistische Aphorismen. 300 mittelalterliche Siegel systematisch klassi- fiziert u. erläutert. Heilbronn 1882. Drs., Ü. Siegel-Karenz, AZ 7. Drs., Ü. d. ge- meinschaftlichen Siegel, AZ 8.

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Lecoy de la Marche, Les Sceaux. Paris, Maison Quantin 320 d. mit 136 Abb. handelt: I. Origine des sceaux; les pierres gravees. II. Usage et legislation du sceau. III. Les matrices. IV. Les empreintes. V. Sceaux des Souverains. VI. Sceaux des seigneurs. VII. Sceaux des bourgeois, des villes et des metiers. VIII. Sceaux ecclesias- tiques. IX. Les legendes. X. Cachets et timbres modernes. XI. Les collections des sceaux.

Lepsius, Sphragistische Aphorismen. 1. u. 2. Heft. Halle 1842, 1843.

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Literatur über Siegelkunde. 153

H. 1. 3; Mecklenburg H. 2. 4. 5; Adelssiegel Schleswig-Holstein H. 3. 6. 7; Lübecker Bürger H. 7. 9. 10; Siegel d. Holst.-Schauenburger Grafen H. 8. 9.

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*) Diese Siegelsammlung ist genannt nach dem Domherrn zu St. Stefan Franz Pau Edlen von Smitmer (geb. 1740, gest. 1796). Sie war ursprünglich von dem Paduaner Sartorio Ursato angelegt und hatte mannigfache Schicksale, v. Smitmer schrieb Kom- mentare zu ihr und machte sie durch Register besonders nutzbar.

154 Literatur über Siegelkunde.

Primbs, K., Eine Wanderung durch d. Slg. v. Siegelabgüssen im K. Bayer. Allgem. Reichsarchiv zu München, AZ 10—12. Slg. von Siegel- u. Medaillen -Abgüssen im Reichsarchiv zu München, AZ 2. Siegel d. Witteisbacher in Bayern bis auf Max III. Joseph, AZ NF 2. Nachlese z. d. Siegeln d. Hauses Witteisbach im Allgem. Reichs- archiv, AZ NF 3. Nachtr. zu den drei Abt. d. in V, VI, VII behandelten Siegel, AZ NF 3, Fürstensiegel S. 257 ff., Siegel des deutschen u. namentlich bayrischen Adels S. 260ff., Siegel v. Gerichten, Städten, Genossenschaften, S. 274ff., Anhang 279 ff. Die Siegelstempel-Slg. im bayrischen Allgemeinen Reichsarchiv, AZ NF 4. Mtlgn. ü. Papstbullen mit heraldischen Andeutungen, AZ NF 5. Nachtr. zu den Mtlgn. ü. die Slg. v. Siegelabgüssen des K. Allgemeinen Reichsarchivs, AZ NF 8, 9. Beitr. z. Gesch. des altbaierischen Adels, snr. Güter u. Wappen, AZ NF 10. Drs., OBA 39: Philipp Apians Wappensammlung der altbayr. Landschaft, wie des zu seiner Zeit ab- gegangenen Adels. Anhang zu Apians Topographie von Bayern, z. Feier d. 700jähr. Herrscherjubiläums des erlauchten Hauses Witteisbach herausgeg. Mit 60 Abbildungs- tafeln (660 Wappen mit etlichen Unternummern).

Prud'homme, Les sceaux, leur origine, leur usage principalement dans le Hainaut. Mons 1881.

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Stetten, Paul v., Gesch. der adel. Geschl. in der fr. R.-St. Augsburg 1762, ent- hält 12 Kupfertafeln mit Wappen- u. Siegelabbildungen nebst Register dazu.

v. Stillfried, R. Graf, Die älteren Siegel u. das Wappen der Grafen von Zollern, sowie die Zollerischen Burggrafen zu Nürnberg. Berlin 1881.

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Wailly, M. Natalis de, Elements de paleographie Band II (Paris 1838) behan- delt die Siegel und zwar ein überwiegend außerdeutsches Material.

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Weech, F. v., Siegel v. Urkunden aus d. großherzogl. badischen Generallandes- archiv. Frankf. a. M. 1883. 1886. Ein 3. Heft erschien mit Text v. Fritz Frankhauser mit Albert Krieger u. mit Zeichnungen v. Fritz Held, Heidelberg 1899—1909. Siegel der badischen Städte in chronologischer Reihenfolge, hrsg. von der Badischen histor. Korn. Heidelberg 1899 ff. H. 3 (Kreise Freiburg, Villingen u. Lörrach), mit Erläuterungen v. Fr. Frankhauser u. A. Krieger. 1909. Über Maltha-Siegel, AZ 7.

Weissenbach, Placid, Die Siegel d. Städte des Kantons Aargau. Mtlg. der antiquar. Gft. Zürich XIII, 1. Zürich 1858.

Wichner, Kloster Admont in Steiermark u. seine Beziehungen zur Kunst. Wien 1888 (hier Seite 174ff. über Siegel d. Stiftes u. d. Äbte v. Admont).

Wiggert, F., Sphragistische Abhandlungen. Teil 1—6. Halle 1837—41.

Winkel, G., Die Wappen u. Siegel der Altmark u. Prignitz. Magdeburg 1894 (mit 30 färb. Wappen u. 46 Siegelabb.).

Wittmann, Dr. Pius, Monumenta Castellana (ÜB z. Gesch. d. fränk. Dynasten- geschi, d. Grafen u. Herren jetzt „Fürsten" zu Castell), München 1890 (gibt auf 7 Tafeln 46 Siegelabb., darunter verschiedene Allianzwappen; beachtenswert ist hier d. starke Wechsel d. Helmzierde bei einem u. demselben Geschlecht).

Wyss, G. de, Sceaux historiques du canton de Neuchätel. Zürich 1888.

Wappen und Siegel der Fürsten von Siebenbürgen und der einzelnen Nationen. Hermannstadt 1838.

Das größte und beste Werk über die Siegel einer bestimmten Landschaft, das bis jetzt komplett geworden ist, führt den Titel: Die westfälischen Siegel des Mittel- alters. Mit Unterstützung der Landstände der Provinz herausgegeben vom Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens. I, 1. Die Siegel des XI. u. XII. Jhd. und die Rittersiegel, bearbeitet v. F. Philippi. I, 2. Die Siegel d. Dynasten v. G. Tum- bült. II, 2. Die Siegel der Städte, Burgmannschaften u. Ministerialräten v. G. Tum- bült. III. Die Siegel der geistlichen Korporationen und der Stifts-, Kloster- u. Pfarr- geistlichkeit v. Th. II gen. IV. Die Siegel von Adligen, Bürgern und Bauern v. Th. Ilgen. Münster i. W., 1882 1900. Die Reproduktion der Siegel ist mit allen Fein- heiten der modernen Technik hergestellt. Die erläuternden Texte stehen auf d. Höhe der sphragistischen Wissenschaft der Gegenwart. Wem es speziell um das Studium der mittelalterlichen Geschichte bürgerlicher Familien zu tun ist, dem sei das 4. Heft von Ilgen ganz bs. empfohlen. Denn der die Tafeln erläuternde Text Ilgens ist das bei weitem Beste, was über die Siegelführung bürgerlicher Familien Deutschlands im MA. bisher überhaupt geschrieben ist, sowohl hinsichtlich der Zusammenfassung und

156 Literatur über Siegelkunde.

Anführung der weit zerstreuten Spezialliteratur als auch in Rücksicht darauf, was alles aus den Siegeln f. d. Gesch. mittelalterlicher Familien gefolgert werden kann. Wem diese mit bewundernswerter Klarheit geschriebenen Darlegungen bei d. hohen Preise des Werkes nicht erreichbar sind, sei hingewiesen auf desselben Autors Behandlung der Sphragistik in A. Meisters Grundriß der Geschichtswft., Bd. I, 1906. Vgl. auch Seibertz, J. S., Landes- u. Rechtsgeschichte des Herzogt. Westfalen. I. Bd., 2. Abt. Diplomat. Familiengesch. d. Dynasten u. Herren im Herzogt. Westfalen. Mit Stamm- tafeln. Arnsberg 1855. Denkwürdiger u. nützlicher Rheinischer Antiquarius, welcher die wichtigsten und angenehmsten geogr., histor. u. polit. Merkwürdigkeiten d. ganzen Rheinstromes . . . dargestellt von e. Liebhaber in histor. Dingen [Ch. v. Stram- berg]. I. Abt. 4 Bde., II. Abt. 20 Bde., III. Abt. 14 Bde., IV. Abt. 1 Bd. und Hand- weiser = 39 Bde. Coblenz 1845 71. Strange, J., Beiträge zur Genealogie d. adligen Geschlechter. 12 Hefte. Köln 1864—77.

Überdies enthalten unsere Werke über Diplomatik gewöhnlich auch Beiträge zur Sphragistik. Diesbezüglich sei hingewiesen auf

Breßlau, Handbuch d. Urkundenlehre für Deutschland u. Italien. Bd. I. Leipzig 1889. 2. Afl. 1912 (mehr nicht erschienen).

Giry, Manuel de Diplomatique. Paris 1894 und

Posse, Lehre von den Privaturkunden. Leipzig 1887, S. 126 ff.

Außerdem sei hingewiesen auf die Bücher:

„Wappensiegelsammler. Anleitung zum Anlegen, Einrichten und Ordnen von Wappensiegel- Sammlungen. Mit 150 Siegelabbildungen auf 10 Tafeln" (Leipzig 1861) und

von Zollikofer, Der Siegelkünstler. Anleitung sehr schöne Siegelabdrücke zu fertigen. St. Gallen 1833.

(Anonyme) Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegel sämtlicher Vor- städte und Gemeinden der K. K. Haupt- u. Residenzstadt Wien. 1829. 4°.

Bei der Herausgabe von Urkundenbüchern hat man sich die Fortschritte der neuesten Vervielfältigungsmethoden zunutze gemacht und hier z.T. Ab- bildungen von Siegeln geliefert, die zu den besten Leistungen auf diesem Gebiet gezählt werden müssen. Vgl. Weech, F. v., Codex diplomaticus Salemitanus, Bd. I III, Karlsruhe 1883 1895. Janicke, K., Urkunden- buch des Hochstiftes Hildesheim, Bd. I, PPA Bd. 65, Leipzig 1896, fortge- setzt v. H. Hoogeweg, Bd. 2 6 (Quellen u. Darstellungen z. Geschichte Niedersachsens, Bd. VI— XI, XXII, XXIV u. XXVIII), Hannover und Leipzig 1901—1911.— Doebner, R., Urkundenbuch der Stadt Hildesheim. Bd. VII, Hildesheim 1899. Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, I. Teil, hrsg. v. P. Kehr (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen, Bd. 36), Halle 1899.

Sammlungen von Siegeln und Siegelstempeln befinden sich in jedem größeren Archive. Auch unsere Altertumsvereine haben sich der Pflege von Siegeln angenommen; ihre Jahreshefte enthalten eine Unmasse kleiner, zer- streuter Beiträge zur Siegelkunde.

Eine besondere Erwähnung verdient noch die Melly-Pettenegg- Stiftung. Der bedeutende Sphragistiker Eduard Melly (f 22. Oktober 1854) hatte eine ansehnliche Siegelsammlung hinterlassen , die nach manchen Wechselfällen in den Besitz Sr. Exzellenz des Herrn Präsidenten Dr. Eduard Gaston Grafen von Pettenegg gelangte, der diese Sammlung der K. K. Heraldischen Gesell- schaft „Adler" in Wien 1889 zum Geschenk machte. Zum Andenken an den Gründer und in dankbarer Würdigung dieser hervorragenden Schenkung

Siebmachers Wappenbuch. 157

wurde der Name „Melly-Pettenegg"- Stiftung gewählt. Die Sammlung ent- hält: 1. Gipsabgüsse sämtlicher im K. u. K. Antiken Kabinette damals vor- handenen geschnittenen Steine. 2. Gips- und Metallabformungen von ca. 3000 mittelalterlichen Siegeln aller Arten. 3. Lackabdrücke von mittelalter- lichen Typaren. In diese Stiftung wird auch die von dem Mitgliede der K. K. Gesellschaft „Adler" in Wien Freiin Elise v. König auf Warthausen, seinerzeit geschenkte Sammlung sowie alle anderen von verschiedenen Seiten an die genannte Gesellschaft gelangenden Siegelabdrücke aufgenommen.

2. Übersicht über den Stand des großen deutschen Stamm- und siebmachers Wappenbuches, welches unter dem Titel J. Siebmachers Wappen- Wappenbuch" buch in neuer, reichvermehrter, mit historisch-genealogischen Erläuterungen versehener Ausgabe bei Bauer & Raspe in Nürnberg erscheint.

Abgeschlossen sind bis jetzt folgende Bände:1)

Seyler, Q. A., Gesch. d. Heraldik. Enthält auf 220 mit 520 Holzschnitten ver- sehenen Texthalbbogen u. auf 14 Tafeln eine erschöpfende Gesch. dieser Wft. 1890.

Gritzner, Max, Grundsätze der Wappenkunst (2. Afl.). Verbunden mit einem Handb. d. Herald. Terminologie u. ein. Herald. Polyglotte. Enthält 82 Texthalbbogen u. 36 Tafeln. 1890.

Hefner, Dr. Tit. v., Deutsche Bundesstaaten. Enthält auf 10 Bogen u. 115 Taf. die Beschreibung von 238 Wappen. (Bd. I, Abt. 1). 1856.

v. Hefner, Gritzner u. Hildebrand, Außerdeutsche Staatenwappen. Enthält auf 15 Bogen u. 162 Tafeln die Beschreibung von 468 Wappen. (Bd. I, Abt. 2). 1870.

Seyler, G. A., Wappen der deutschen Souveräne. Enthält auf 142 Seiten und 141 Tafeln die Beschreibung von 681 Wappen (Bd. I, Abt. 1, II. Tl.) 1909.

v. Hefner u. M. Gritzner, Die mediatisierten Fürstengeschlechter Deutschlands. Enthält auf 24 Bogen u. 213 Tafeln die Beschreib, v. 436 Wappen v. 34 Familien m. 50 aufgeerbten Familienwappen. Mit Anhang: Fürstlich Hohenzollernsche Standes- erhöhungen. Enthält die Beschreibung von 20 Wappen u. 27 Familien (Bd. I, Abt. 3,

I. Reihe). 1878.

Gritzner, M., Die erlauchten Grafengeschlechter Deutschlands. Enthält auf 38 Bogen u. 201 Tafeln die Beschreibung von 523 Wappen u. 71 Familien (Bd. I, Abt. 3,

II. Reihe). 1878.

Derselbe, Die Fürsten des Heiligen Römischen Reiches. Enthält auf 72 Bogen u. 391 Tafeln die Beschreibung v. 883 Wappen u. 156 Familien (Bd. I, 3 III A). 1887.

Derselbe, Die Fürsten der deutschen Bundesstaaten und Österreichs. Enthält auf 15 Bogen u. 107 Tafeln die Beschreibung v. 150 Wappen u. 60 Familien (Bd. I, 3, III B). 1888.

Derselbe, Die europäischen Fürstengeschlechter nicht römisch-kaiserlicher oder deutsch -bundesfürstlicher Extraktion. Enthält auf 78 Bogen u. 416 Tafeln d. Beschr. v. 435 Wappen u. 367 Familien (Bd. I, 3. III C). 1894.

Hefner, T. v., Gautsch, Clericus, Städtewappen. Enthält auf 95 Bogen und 335 Tafeln die Beschreibung v. 5359 Wappen v. 3386 Städten (Bd. I, Abt. 4). 1885.

Seyler, G. A., Bistümer. Enthält auf 51 Bogen u. 285 Tafeln die Beschreibung von 754 Wappen von 220 Bistümern. Mit Anhang: Englische Bistümer. Enthält die Beschreibung von 172 Wappen von 121 Bistümern (Bd. I, 5, 1). 1881.

Derselbe, Klöster. Enthält auf 32 Bogen u. 162 Tafeln die Beschreibung von 843 Wappen von 450 Klöstern (Bd. I, 5, II). 1882.

Gritzner, M., Flaggen. Enthält auf 7 Bogen u. 91 Tafeln die Beschreibung v. 759 abgebildeten Flaggen. (Beigabe 1 Tafel Farbenerklärung.) (Bd. I, Abt. 6.) 1878.

l) Jeder Band ist einzeln käuflich.

158 Siebmachers Wappenbuch.

Seyler, G. A., Corporationen (Berufswappen). Enthält auf 29 Bogen u. 161 Tafeln die Beschreibung von 1235 Wappen. (Bd. I, Abt. 7.) 1898.

Gritzner, Dr. E., Universitäten. Enthält auf 59 Seiten und 51 Tafeln die Be- schreibung von 298 Siegeln deutscher Universitäten (Bd. I, Abt. 8.) 1906.

Hefner, Titan v., Bayerischer Adel. Enthält auf 31 Bogen und 156 Tafeln die Beschreibung von 1867 Wappen von 1536 Geschlechtern (Bd. II, Abt. 1). 1856.

Hildebrandt, A. M., Braunschweiger Adel. Enthält auf 3 Bogen und 9 Tafeln die Beschreibung von 105 Wappen von 90 Geschlechtern (II, 2). 1869.

Hef ner, Titan v., Sächsischer Adel inkl. der Herzogtümer. Enthält auf 14 Bogen und 63 Tafeln die Beschreibung von 752 Wappen von 710 Geschlechtern (II, 3). 1857. Hefner, Titan v., Schwarzburger u. Waldecker Adel, und Gritzner u. Hilde- brandt, Adel der Fürstentümer Reuß. Enthalten auf 5 Bogen u. 15 Tafeln die Be- schreibung von 176 Wappen v. 168 Geschlechtern (II, 4). 1860. 1873.

Hefner, Titan v., Württemberger Adel. Enthält auf 5 Bogen und 25 Tafeln die Beschreibung von 294 Wappen von 255 Geschlechtern (II, 5). 1857.

Graß, Frhr. v., Der Adel in Baden. (Mit Anhang: Die Fürstlich Fürstenberg- schen Standeserhöhungen.) Enthält auf 40 Bogen und 83 Tafeln die Beschreibung von 954 Wappen und 676 Geschlechtern (II, 6). 1878.

Hefner, Tit. v., Nassauer Adel. Enthält auf 4 Bogen und 15 Tafeln die Be- schreibung von 168 Wappen von 127 Geschlechtern (II, 7). 1858.

Derselbe, Frankfurter Adel. Enthält auf 3 Bogen und 8 Tafeln die Beschrei- bung von 91 Wappen von 79 Geschlechtern (II, 8). 1856.

Hildebrandt, A. M., Hannoverischer Adel. Enthält auf 10 Bogen und 36 Tafeln die Beschreibung von 419 Wappen von 315 Geschlechtern (II, 9). 1870.

Gritzner, M., Elsässer Adel. Enthält auf 9 Bogen und 36 Tafeln die Beschrei- bung von 415 Wappen von 312 Geschlechtern (II, 10). 1871.

Derselbe, Deutsch-Lothringer Adel. Enthält auf 17 Bogen und 46 Tafeln die Beschreibung von 513 Wappen von 389 Geschlechtern (II, 11). 1873.

Hef ner, Titan v., Preußischer Adel. Grafen. Enthält auf 8 Bogen und 37 Tafeln 441 Wappen von 286 gräfl. Geschlechtern (III, 1). 1857.

Derselbe, Preußischer Adel. Freiherren. Enthält auf 10 Bogen und 56 Tafeln die Beschreibung von 669 Wappen von 553 Geschlechtern (III, 1). 1857.

Mülverstedt, G. A. v., Preußischer Adel, Nachträge: Grafen u. Freiherren. Ent- hält auf 43 Seiten und 30 Tafeln die Beschreibung von 106 Wappen von 83 gräflichen Geschlechtern, sowie die Beschreibung von 252 Wappen von 174 freiherrlichen Ge- schlechtern (III, 1 . II.) 1906.

Hefner, Tit. v., und Mülverstedt, G. A. v., Preußischer Adel. Edelleute. Ent- hält auf 106 Bogen und 419 Tafeln die Beschreibung v. 5019 Wappen v. 4788 Ge- schlechtern (III, 2 I). 1878.

Mülverstedt, G. A. v., Preußischer Adel. Nachträge: Edelleute. Enthält auf 230 Seiten und 186 Tafeln die Beschreibung von 2230 Wappen und 1658 Geschlechtern (III, 2 II). 1906.

Gritzner, M., Hamburger, Bremer und Lübecker Adel. Enthält auf 6 Bogen u. 22 Tafeln die Beschreibung von 264 Wappen von 389 Geschlechtern (III, 3). 1871.

Hef ner, Titan v., Hessischer Adel, Kurfürstentum und Großherzogtum. Enthält auf 9 Bogen und 36 Tafeln die Beschreibung von 426 Wappen v. 433 Geschlechtern (III, 4). 1859.

Gritzner, M., Oldenburger Adel. Enthält auf 4 Bogen und 10 Tafeln die Be- schreibung von 119 Wappen von 110 Geschlechtern (III, 5). 1872.

Hefner, Tit. v., Mecklenburger Adel. Enthält auf 6 Bogen und 21 Tafeln die Beschreibung von 249 Wappen von 267 Geschlechtern (III, 6). 1858.

Hildebrandt, A. M., Anhalter Adel. Enthält auf 3 Bogen und 9 Tafeln die Beschreibung von 108 Wappen von 90 Geschlechtern (III, 7). 1869.

Siebmachers Wappenbuch. 159

Gritzner, M., u. Hildebrandt, A. M., Schleswig-Holsteiner und Lauenburger Adel. Enthält auf 10 Bogen und 18 Tafeln die Beschreibung von 216 Wappen und 154 Geschlechtern (111, 8). 1877.

Gritzner, M., Luxemburger Adel. Enthält auf 4 Bogen und 14 Tafeln die Be- schreibung von 167 Wappen von 132 Geschlechtern (III, 9). 1871.

Gritzner, M., u. Hildebrandt, A. M., Lippescher Adel. Enthält auf 2 Bogen u. 7 Tafeln die Beschreibung von 84 Wappen von 73 Geschlechtern (III, 10). 1872.

Gritzner, M., Adel der Russ. Ostseeprovinzen. I. Teil. Immatrikulierter Adel. Enthält auf 130 Bogen und 217 Tafeln nebst 53 Stammtafeln die Beschreibung von 1295 Wappen von 1152 Geschlechtern (III, 11 I). 1898.

Derselbe, Adel der Russ. Ostseeprovinzen. II. Teil. Nichtimmatrikulierter Adel. Enthält auf 70 Bogen und 187 Tafeln die Beschreibung von 1662 Wappen von 1965 Geschlechtern (III, 11 II). 1901.

Hefner, Tit. v., Tyroler Adel. Enthält auf 6 Bogen und 27 Tafeln die Be- schreibung von 324 Wappen von 191 Geschlechtern (IV, 1). 1857.

Derselbe, Krainer Adel, nebst Görz und Gradiska. Enthält auf 8 Bogen und 29 Tafeln die Beschreibung von 348 Wappen von 264 Geschlechtern (IV, 2). 1859.

Rosenfeld, Heyer v., Dalmatiner Adel. Enthält auf 44 Bogen und 79 Tafeln die Beschreibung von 931 Wappen von 690 Geschlechtern (IV, 3). 1873.

Reichenau, C. v., u. Kirnbauer, v., Niederösterreichischer Adel, B. I. Enthält auf 389 Seiten und 217 Tafeln die Beschreibung von 1798 Wappen von 951 Ge- schlechtern (IV, 4. 1.) 1909.

Starkenfels, Frhr. v., u. Kirnbauer, v., Oberösterreichischer Adel. Enthält auf 797 Seiten und 166 Tafeln die Beschreibung von 1785 Wappen und 760 Geschlech- tern (IV, 5.) 1904.

Weittenhiller, M. v., Salzburger Adel. Enthält auf 21 Bogen und 33 Tafeln die Beschreibung von 368 Wappen von 310 Geschlechtern (IV, 6). 1883.

Göschen, O., u. Hildebrandt, A. M., Kärntner Adel. Enthält auf 57 Bogen, 3 Extrastammtafeln und 29 Tafeln die Beschreibung von 210 Wappen von 203 Ge- schlechtern (IV, 8). 1879.

Crivelli, Dr. R. Graf Meraviglia, Böhmischer Adel. Enthält auf 79 Bogen u. 144 Tafeln die Beschreibung von 1696 Wappen von 1273 Geschlechtern (IV, 9). 1886.

Kadich, Dr. v., u. Blazek, Konrad, Mährischer Adel. Enthält auf 81 Bogen u. 215 Tafeln die Beschreibung von 2553 Wappen von 1669 Geschlechtern (IV, 10). 1899.

Blazek, Konrad, Schlesischer Adel. Enthält auf 37 Bogen und 82 Tafeln die Beschreibung von 950 Wappen von 643 Geschlechtern (IV, 11). 1885.

Reichenau, C. R. v., Csergheö, G. v., Bärczay, Oscar v., Siebenbürger Adel. Enthält auf 75 Bogen u. 212 Tafeln d. Beschr. v. 2445 Wappen v. 2058 Geschl. (IV, 12). 1898.

Bojnieic, Dr. Iv. v., Kroatisch-Slavonischer Adel. Enthält auf 63 Bogen und 176 Tafeln die Beschreibung von 2079 Wappen von 1820 Geschlechtern (IV, 13). 1899.

Heyer v. Rosenfeld, u. Bojniciö, Dr. Js. v., Galizischer Adel. Enthält auf 271 Seiten und 316 Tafeln die Beschreibung von 2972 Geschlechtswappen (IV, 14.) 1906.

Csergheö, Geza v., Ungarischer Adel. Enthält auf 194 Bogen und 504 Tafeln die Beschreibung von 6048 Wappen von 5509 Geschlechtern (IV, 15). 1893.

Csergheö, G. v., und Csoma, J. v., Ungarischer Adel. Spl.-Bd. Enthält auf 38 Bogen u. 102 Taf. die Beschr. v. 1219 Wappen v. 1298 Geschlechtern (IV, 15). 1894.

Hef ner, Tit. v., Bürgerliche Wappen. Enthält auf 15 Bogen und 100 Tafeln die Beschreibung von 2000 bürgerl. Familienwappen (V, 1). 1857.

Derselbe, Bürgerliche Wappen. Enthält auf 15 Bogen und 100 Tafeln die Be- schreibung von 2000 bürgerl. Familienwappen (V, 2). 1873.

Hildebrandt, A. M., u. Seyler, G.A., Bürgerliche Wappen. Enthält auf 24 Bogen und 100 Tafeln die Beschreibung von 2000 bürgerl. Familienwappen (V, 3). 1888.

Seyler, G. A., Bürgerliche Wappen. Enthält auf 24 Bogen und 100 Tafeln die Beschreibung von 2000 bürgerl. Familienwappen (V, 4). 1890.

160 Siebmachers Wappenbuch.

Derselbe, Bürgerliche Wappen. Enthält auf 23 Bogen und 100 Tafeln die Be- schreibung von 2000 bürgerl. Familienwappen (V, 5). 1895.

Derselbe, Bürgerliche Wappen. Enthält auf 27 Bogen und 100 Tafeln die Be- schreibung von 1945 bürgerl. Familienwappen (V, 6). 1901.

Derselbe, Bürgerliche Familienwappen. Enthält auf 106 Seiten und 100 Tafeln die Beschreibung von 1867 bürgerl. Familienwappen (V, 7.) 1906.

Derselbe, Bürgerliche Familienwappen. Enthält auf 94 Seiten und 100 Tafeln die Beschreibung von 1526 bürgerl. Familienwappen (V, 8.) 1909.

Derselbe, Bürgerliche Familienwappen. Enthält auf 91 Seiten und 100 Tafeln die Beschreibung von 1559 bürgerl. Familienwappen (V, 9.) 1912.

Derselbe, Abgestorbener Bayerischer Adel. Enthält auf 52 Bogen und 196 Tafeln die Beschreibung von 2402 Wappen von 1855 Geschlechtern (VI, 1). 1884.

Derselbe, Abgestorbener Bayerischer Adel, II. Teil. Enthält auf 183 Seiten und 108 Tafeln die Beschreibung von 1271 Wappen von 997 Geschlechtern (VI, 1 . II.) 1906.

Derselbe, Abgestorbener Bayerischer Adel, III. Teil. Enthält auf 207 Seiten und 144 Tafeln die Beschreibung von 1622 Wappen (VI, 1. III.) 1911.

Hefner, Tit. v., u. Seyler, G. A., Abgestorbener Württemberger Adel. Enthält 275 Seiten und 152 Tafeln (VI, 2.) 1910.

Mülverstedt, G. A. v., Abgestorbener Preußischer Adel. Provinz Ost- u. West- preußen. Enthält auf 31 Bogen und 80 Tafeln die Beschreibung von 980 Wappen von 982 Geschlechtern (VI, 4). 1874.

Derselbe, Abgestorbener Preußischer Adel. Provinz und Mark Brandenburg. Enthält auf 30 Bogen und 72 Tafeln die Beschreibung von 854 Wappen von 823 Ge- schlechtern (VI, 5). 1880.

Derselbe, Ausgestorbener Preußischer Adel. Provinz Sachsen (exkl. d. Altmark). Enthält auf 51 Bogen und 127 Tafeln die Beschreibung von 1514 Wappen von 1494 Geschlechtern (VI, 6). 1884.

Göck ngk, H. v., Abgestorbener Nassauischer Adel. Enthält auf 13 Bogen und 76 Tafeln die Beschreibung von 879 Wappen von 414 Geschlechtern (VI, 7). 1882.

Blaäek, Konr., Abgestorbener Preußischer Adel. Prov. Schlesien. I. Bd. Enthält auf 33 Bogen u. 90 Tfl. d. Beschr. v. 1074 Wappen v. 483 Geschlechtern (VI, 8 I). 1887. II. Bd. Enthält auf 39 Bogen u. 90 Tfl. d. Beschr. v. 1076 Wappen v. 753 Familien (VI, 811). 1890. III. Bd. Enthält auf 45 Bogen u. 108 Tfl. d. Beschr. v. 1296 Wappen v. 1028 Familien (VI, 8 III). 1894.

Mülverstedt, G. A. v., Abgestorbener Preußischer Adel. Prov. Pommern. Ent- hält auf 31 Bogen u. 73 Tfl. d. Beschr. v. 871 Wappen v. 883 Geschlechtern (VI, 9). 1894.

Derselbe, Ausgestorbener Mecklenburgischer Adel. Enthält auf 144 Seiten und 79 Tafeln die Beschreibung von 948 Wappen von 886 Geschlechtern (VI, 10). 1902.

Derselbe, Ausgestorbener Anhaltischer Adel. Enthält auf 98 Seiten und 55 Tafeln die Beschreibung von 652 Wappen von 507 Geschlechtern (VI, 11). 1905.

Derselbe, Ausgestorbener Adel der sächs. Herzogtümer. Enthält auf 118 Seiten und 88 Tafeln die Beschreibung von 1039 Wappen von 992 Geschlechtern (VI, 12). 1907.

Derselbe, Ausgestorbener Adel der Fürstentümer Schwarzburg, zugleich als Ent- wurf eines Lex. d. früheren Schwarzburgischen Adels. Enthält auf 52 Seiten und 28 Tafeln die Beschreibung von 334 Wappen von 478 Geschlechtern (VI, 13). 1908.

Hef ner, Titan v., Ergänzungsband. Enthält auf 15 Bogen und 36 Tafeln 757 No- tizen nebst 338 Wappen zu den Staatenwappen von Rußland und Baden, zu dem Adel von Bayern, Sachsen, Schwarzburg, Waldeck, Württemberg, Mecklenburg und Tirol (VII, 1). 1859.

Blaäek, Konr., Ergänzungsband. Enthält auf 12 Bogen und 34 Tafeln 360 No- tizen nebst 397 Wappen zu den Preußischen Grafen und Freiherren (VII, 2). 1886.

Mülverstedt, G. A. v., Ergänzungsband. Enthält auf 29 Bogen und 72 Tafeln die Beschreibung von 862 Wappen von 862 Geschlechtern des Preuß. Abgestorbenen Adels und zwar der Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern und Sachsen (VII, 3). 1901.

Die genealogischen Taschenbücher. 161

3. Die genealogischen Taschenbücher.

Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, ein deutsches Geschlechterbuch, Die herausgegeben von Bernhard Koerner, mit Zeichnungen von Ad. M. Hildebrandt genealogischen und anderen. Der 15. Bd. (1909) enthält auch ein Verz. derjenigen Geschl., deren Taschenbücher. Stammbaum in den bisher erschienenen Bänden enthalten ist (wird fortgesetzt).

Genealogisches Taschenbuch der adligen Häuser, Brunn, 1870 94. 19 Bände in kl. 8. Der 19. Bd. (1894) dieses zuletzt von Alexander Freiherrn von Dachen- hausen bearbeiteten Taschenb. enthält außer e. Anhang „Verzeichnis der bayerischen Personal-Ritter" e. Verz. sämtlicher in diesen 19 Jahrgängen enthaltenen Familien-Artikel.

Genealogisches Taschenbuch des Uradels. Zwei Bände in gr. 8. Brunn 1891 bis 1893. Diese zwei Bände sind von Alexander Freiherrn von Dachenhausen bearbeitet. Der 2. Bd. enthält e. Reg. ü. alle in diesen zwei Bänden abgehandelten Familien.

Jahrbuch des deutschen Adels, herausgegeben von der Deutschen Adelsge- nossenschaft. I 1896. II 1898. III 1899. Berlin. Ein Verz. der in allen drei Bänden behandelten Geschl. ist dem 3. Bd. beigegeben.

Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der adligen Häuser, der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). Gotha, Justus Perthes (wird fortgesetzt).

Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Gotha, Justus Perthes (wird fortgesetzt).

Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser. Gotha, Justus Perthes (wird fortgesetzt).

Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der briefadligen Häuser. Gotha, Justus Perthes (wird fortgesetzt).1)

Genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser Österreichs. Wien, Otto Maaß' Söhne. Erscheint seit 1905 und ist vollständiger und für statistische Fragen und Unter- suchungen über Vererbungsfragen eine geeignetere Grundlage als die Gothaischen Taschenbücher. Vgl. H. M. Höfflinger, Systematik und bisherige Entwicklung der genealogischen Taschenbücher der adeligen Häuser Österreichs, KGV 1911, 206.8)

Danmarks Adels Aarbog. Udgivet af en forening, redigeret af H. R. Hiort- Lorenzen og A. Thiset. Kopenhagen (1913, 30. Jhrg.).3)

x) Kekule von Stradonitz, Z. Gesch. der Gothaischen genealogischenjTaschen- bücher, Deutsches Adelsbl. XX, 1902, S. 803 ff. u. Adhemar Baron vonYinden, Der Uradel u. die Gothaischen genealogischen Bücher, MAW 3, 262 ff. Perthes, Julius, Geschichte der Gothaischen genealogischen Taschenbücher, Gotha 1882.

2) Semigotha. Histor. geneal. Taschenbuch des gesamten Adels jüdischen Ur- sprunges (Hebraici, conversi et de genere Juda). Kyffhäuser-Verlag in Weimar. Der erste und bisher einzige Band ist ein wissenschaftlich völlig wertloses, ja direkt schäd- liches Machwerk, in welchem allerhand Klatsch mit unglaublicher Kritiklosigkeit zu- sammengestoppelt ist. Vor seiner Benutzung ist dringend zu warnen. Vgl. z. B. E. Heydenreich FB 1912. Kekule von Stradonitz, „Die Grenzboten" 1912, 3. Juli, S. 38. 39: „Den Vorwurf ,grober Fahrlässigkeit' bei der Aufnahme vieler einzelner Artikel kann man gegen das „Redaktionskomitee" mit Ruhe erheben, weil das Gegen- teil des Behaupteten, nämlich die nicht-jüdische Abstammung der betreffenden Ge- schlechter, in leicht zugänglicher, aber allerdings dem „Semigotha" unbekannter Sonder- literatur schon erwiesen ist." Den Nachweis zahlreichen wissenschaftlichen Unsinns im „Semigotha" führt Kekule von Stradonitz bei einer Reihe von Familien, außer an der genannten Stelle noch in den Grenzboten 1912, 3. Juli, 17. Juli, 31. Juli, 7. August, 21. August, 18. Sept., 16. Okt. W. C. v. Arnswaldt, Mitlgn. des St. Michael 1912.

3) Über das dänische Patriziat vgl. Danske Patriciske Slaegter von Sofus Elvius og H. R. Hiort-Lorenzen. Kopenhagen, I 1891; II 1911, hrsg. v. Th. Hauch- Fausboll og H. R. Hiort-L orenzen.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Oenealogie I. 11

162 Familiengeschichtliche Zeitschriften.

Svenska släktkalendern (1912 utgifven af Gustaf Eigenstierna; första ärgängen. Stockholm, Albert Bonniers förlag.)

Kalender öfver i Sverige lefvande introducerad adel, utgifven af Carl Herman Tersmeden, Stockholm, Fahlcrantz & Co.

Nederlandsch adelsboek (hrsg. v. D. G. van Epen, 's-Gravenhage).

Nederland's Patriciat. 1910, 1* Jaargang. Centraal Bureau voor Genealogie en Heraldiek, 's-Gravenhage.4)

4. Familiengeschichtliche Zeitschriften.

Familien- 1. Der deutsche Herold. Zeitschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde,

geschichtliche herausgegeben vom Verein „Herold" in Berlin. Zeitschriften. % Vierteljahrsschr ift Herold. Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und

Genealogie, (später) für Wappen-, Siegel- und Familienkunde, herausgegeben vom

Verein „Herold" in Berlin.

3. Heraldisch-genealogische Zeitschrift der K. K. heraldisch -genealo- gischen Gesellschaft „Adler" in Wien, 1871 73. Alsdann erschienen als Jahrbuch derselben Gesellschaft 1874—90. Neue Folge 1891 ff.

4. „Monatsblatt" der K. K. heraldisch-genealogischen Gesellschaft „Adler" in Wien, 1881 ff.

5. Mitteilungen der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte. Leipzig. Seit 1906.

6. Familiengeschichtliche Blätter für adlige und bürgerliche Geschlechter, heraus- gegeben von O. v. Dassel f 1908), seit Oktober 1908 fortgesetzt von C. Frhr. v. Rodde, seit 1910 unter dem Titel: „Familiengeschichtliche Blätter. Monatsschrift zur Förderung der Familiengeschichtsforschung. Begründet von O. v. Dassel. Heraus- gegeben von der Dassel-Stiftung bei der Zentralstelle für deutsche Personen- und Fa- miliengeschichte. Verlag von H. A. Ludwig Degener, Leipzig". Seit 1911 Organ auch des Vereins St. Michael. Gegenwärtiger Redakteur: Eduard Heydenreich.

7. Heraldisch -genealogische Blätter für adlige und bürgerliche Geschlechter. Monatsschrift, herausgegeben von Oehlenheinz und Th. von Kohlhagen in Bamberg, seit 1909 von Th. v. Kohlhagen allein. Organ des Vereins St. Michael. 1911 ein- gegangen.

8. St. Michael, Verein Deutscher Edelleute. Vereins-Mitteilungen. Gegenwärtiger Redakteur: Werner Constantin v. Arnswaldt.

9. Jahrbuch des Sanct Michael, Vereins Deutscher Edelleute. Herausgeber: Fr. Frhr. v. Gaisberg-Schöckingen.

10. Heraldische Mitteilungen. Organ des Vereins „Zum Kleeblatt" in Hannover.

11. Hessische Chronik. Monatsschrift für Familien- und Ortsgeschichte in Hessen und Hessen-Nassau, hrsg. v. Hermann Bräuning-Oktavio und Wilhelm Diehl, seit 1912, Januar.

12. Frankfurter Blätter für Familiengeschichte, herausgegeben von K. Kiefer. Frankfurt a. M. Seit 1908.

13. Archiv für Stamm- und Wappenkunde. A. Wellers Verlag. Kahla in Thüringen. Herausgeg. v. Gebr. Vogt, Papiermühle bei Roda S. A. Parallelausg. f. d. Mitglieder des Ver. „Roland" unter dem Titel: Roland, Monatsschrift des Roland- Vereins zur Förderung der Stammkunde (Archiv für Stamm- und Wappenkunde), nebst der zugehongeu Vereinsbeilage „Roland, Ver. z. Förderung der Stammkunde".

14. Deutsche geschichtliche Zeitschrift. Offiziell. Organ des St. Georg-Vereins deutscher Edelleute und Patrizier, hrsg. v. Esbach. Seit 1911 (nur ganz wenige und unbedeutende Hefte erschienen).

*) Vgl. auch den 2. Band des vorliegenden Werkes unter: Heroldsämter und ver- wandte Behörden.

Familiengeschichtliche Zeitschriften. 163

15. Jahrbuch für Genealogie, Heraldik und Sphragistik (der Ostseeprovinzen). Mitau. Seit 1893.

16. Sauerländisches Familienarchiv. Mtlgn. z. Gesch. d. westfälischen Ge- schlechter. Herausgeg. v. Franz Honseimann in Paderborn. Druck von Ferdinand Schöningh in Paderborn.

17. „De Wapenheraut". Maandblad gewijd van Geschiedenis, Geslacht-, Wapen- ond Heidkunde ens., onder leiding van D. G. van Epen. s'Gravenhage.

18. Allgemeen Nederlandsche Familienblad, Tijdschrift vor Geschiedenis Geslacht- Wapen en Zegelkonde, s'Gravenhage.

19. Nederlands Familie-archief. Bew. door J. H. Scheffer. Rotterdam. 1878 ff.

20. Jaarboek van den Neederlandschen Adel. Oisterwyk, genealogisch en he- raldik archief.

21. „De Neederlandsche Herauf. Tijdschrift op het gebied v. geslacht-, wapen- en zegelkunde. s'Gravenhage.

22. Maandblad van het geneal.-herald. genootschap de Neaderlandsche Leeuw. U'Gravenhage.

23. Personalhistorisk Tidskrift, udgivet af Samfundet vor Dansk-Norsk Genealogi og Personalhistorie, K0benhavn, früher von G. L. Wad, jetzt von P. Hen- nings hrsg. In Kommission von Hagerup in Kopenhagen und von Lund in Christiania.

24. Genealogisk Tidskrift (Personalhistoriske Samlinger) udgivne af Dansk Genealogisk Institut ned Th. Hauch-Fausböll. Kopenhagen.

25. Personalhistorisk Tidskrift, utgifven af Svenska autograf sällskapet, Stockholm (vierteljährlich).

26. Arkiv vor Genealogi og Heraldik, Samlinger til Dansk Personal og Familie- Historie. Aarhus. Torkil Baumgartens Forlag.

27. Schweizer Archiv für Heraldik, Archives Heraldiques Suisses, Neuchätel. Redaktion: Maurice Tripet.

28. The Genealogist. A quarterly Magazine of Genealogical, heraldic and an- tiquarian research. Edited by H. W. Forsyth. Harwood. London.

29. Miscellanea Genealogica et heraldica. Edited by Mitchell Hughes & Clarke. London.

30. Notes and Queries, erscheint Sonnabends in London bei Francis, Breams Build- ings, Chancery Lane, E. C. und ist durch die Post zu beziehen. Hauptzweck des Blattes ist Vermittelung von Auskünften über allerlei Fragen, besonders auch auf dem Gebiete der Familiengeschichte, zwischen seinen Abonnenten.

31. The Association for ! the preservation of memorials of the dead in Ireland. Seit 1888 (Dublin, Kildare Street 17). Halbjahrsjournal.

32. Bulletin de la societe heraldique et genealogique de France, Paris.

33. Revue heraldique. Paris. Heraldica. Revue d'art heraldique et d'histoire. Paris, seit 1911.

34. L'indicateur genealogique, heraldique et biographique. Bruxelles, Rossignol & van den Bril, editeurs, rue du Houblon 44.

35. Giornale araldico-genealogico-diplomatico, pubblicato per cura della R. accademia araldica italiana. Pisa 1873 ff.

36. Le Bulletin historique, archeologique et heraldique. Seit 1911.

37. Rivista araldica. Organ des Collegio araldico. Roma. Seit 1893.

38. Bolletino araldico storico genealogico. Pubblicazione mensile dell' ufficio araldico italiano Firenze. Seit 1911.

39. Bolletino ufficiale della Consulta Araldica. Rom, seit 1891.

40. Turul, Organ der ungarischen heraldischen und genealogischen Gesell- schaft. Budapest (erscheint in ungarischer Sprache).

41. Vistes zowiö mjeseönik za Genealogiju, Biograf iju, Heraldiku i Sfragistiku. Herausgegeben von Emil Laszowski. U Zagrebu (Agram).

11*

164 Familiengeschichtliche Zeitschriften. Genealogische Antiquariate.

42. Oenealogiai Füzetek czalädtörteneti folydicat. Kolosvar (Klausenburg).

43. Urkunden-Quelle, hrsg. v. Brasch & Co., Berlin, Königin Augustastr. 13. 1912. (Ende des Jahres 1912 bereits eingegangen.)

44. Het Zoeklicht voor Genealogie en Heraldiek. Redactie en Admini- stratie: Carl Köffler, s'Gravenhage, Suezkade 22.

45. The Pennsylvania-German. A populär magazine of Biography, history genealogy, folklore, literature etc. Richard E. Heibig, Lenox library BLOG, New York.

46. The Utah Genealogical and Historical^Magazine. Published quar- terly by the Genealogical Society of Utah. 60 east south temple st. salt lake city, Utah.

47. Record, The New-York Genealogical and Biographical Record. (Devoted to the interests of American Genealogy and Biography.) New York 1911 ff.

Von älteren derartigen Zeitschriften seien noch folgende, jetzt nicht mehr er- scheinende, genannt:

48. Mitteilungen des Vereins für Münz-, Wappen- u. Siegelkunde in Dresden. 1869 bis 1874 (mehr nicht erschienen).

49. Archiv fürGeschichte, Genealogie, Dipomatik und verwandte Fächer c Stuttgart 1846/47.

50. Le Heraut d'armes, revue internationale d'historie et d'archeologie herald. Bruxelles 1869 ff.

51. Heraldieke Bibliotheek. Tijdschrift ,voor Wapen-, geslacht-, zegel- en penningkunde, v. J. B. Rietstap, Haag 1872 ff.

5. Genealogische Antiquariate.

oeneaiogische Berlin. Ernst Frensdorff, SW. 11, Königgrätzer Straße 44.

Antiquariate. Gsellius, W., Mohrenstr. 52.

Ernst Haase, vorm. Haase & Muns,a Inh. Otto Kling, W. 35, Potsdamer Str. 116.

Max Harrwitz, Berlin-Nicolassee, Normannenstr. 2.

Kampfmeyer, Th., SW. 48, Friedrichstr. 20.

Edmund Meyer, W. 35, Potsdamer Str. 27b.

Siegismund, W. 66, Mauerstr. 68.

J. A. Stargardt, W. 35, Lützowstr. 47.

Heinr. Süßenguth, N. 24, Oranienburger Str. 65. Braunschweig. Wilh. Scholz, Ehrenbrechtstr. 4. Dresden, von Zahn und Jaensch, Waisenhausstr. 10. Greifswaid. Ludw. Bamberg, jetzt Franz Leopold v. Wentzky. Haag. Martinus Nijhoff, Nobelstraat 18.

van Stockum, Buitenhof 36. Hannover. Ernst Geibel, Haller Str. 44. Heidelberg. Bangel & Schmidt (Otto Peters), Leopoldstr. 5. Leipzig. Karl Beck, Inselstr. 18.

Karl W. Hiersemann, Königstr. 3.

List & Francke, Thalstr. 2.

Friedrich Meyer, Teubnerstr. 16. München. Ludwig Rosenthal, Hildegardstr. 16. Nürnberg. A. Schmalz, Albrecht-Dürer-Platz 3.

Monumentale Quellen der Familiengeschichte. 165

Osnabrück. Ferd. Schöningh, Domhof.

Stuttgart. J. Scheible, Hauptstätterstr. 79.

Wien. Qilhofer & Ranschburg, Wien I, Bognergasse 2.

Kubasta & Voigt, Wien I, Sonnenfelsgasse 15. Zürich. Albert Raustein, Rämistr. 25.

Monumentale Quellen der Familiengeschichte.1*

ONUMENTALE Quellen der Familiengeschichte2) sind Burgen, Burgen und

Schlösser

Kirchen, Klöster und Häuser, insbesondere die kirchlichen Allgemeines, und profanen Glasmalereien und die Grabstätten in Gottes- häusern und auf Friedhöfen.

Ein Zauber umschwebt die trutzigen Mauern der altersgrauen Burgen, deren Türme allerorten in Deutschlands Gauen an die entschwundenen Zeiten der Ritter und Sänger, an Fehde und Turniere, an holde Burgfrauen und Minnedienst erinnern. Die Steine geschwärzt, von Frost und Regen zer- klüftet, von stürmender Kriegerfaust gebrochen, von zehrenden Feuersgluten geborsten, dauern sie dennoch durch die Jahrhunderte. Wie für die Ewig- keit gebaut, bilden sie Merkzeichen der Landschaften, Sage und Geschichte schlingen einen immergrünen Kranz darum und lassen sie die Zeugen längstvergangener Zeiten noch heute vernehmlich zu uns Enkeln reden.

Während die Trümmer der alten Pracht in unseren großen Reichsstädten uns durch den wahlverwandten Geist anheimeln, der immer noch jene ver- blichene Handels- und Gewerbegröße mit unserer modernen Industriegröße verbindet, bergen die gebrochenen Burgen des Rittertums, einsam auf pfad- los verwachsenen Berghöhen gelagert, die Poesie des Rätsels für uns, und gerade das Fremdartige an diesen Stein gewordenen „Märchen aus alten Zeiten" ist es, was als ein so wunderbarer Laut 'dichterischer Romantik in unserer Seele wiedertönt.3) Es wird nicht viele unter uns]7 Deutschen geben, die nicht schon den eigentümlichen Zauber4) selbst erfahren hätten, den die malerischen Burgen des Mittelalters oder ihre moosbewachsenen Trümmer auf das Gemüt von alters her ausübten. Wie wir uns die römische Cam- pagna nicht ohne die gewaltigen Bogen eines antiken Aquädukts, eine chine- sische Gegend nicht ohne eine vierstöckige Pagode denken können, so ge- hört vor unserem geistigen Auge in das mittel- und süddeutsche Landschafts- bild eine ragende Burg oder eine einsame Ruine. Was wäre der Rhein

*) Die Denkmalspflege. Ztschr., verlegt v. Ernst & Sohn.

2) Elster, Denkm., Denksteine u. Erinnerungszeichen an d. Herz. v. Braun- schweig, 1888.

») Riehl, D. bürgerl. Gft., als 2. Bd. d. Naturgesch. d. deutschen Volkes (2.Afl. 1854).

*) Carl Bader, „Burgenzauber", D. Grenzboten 1907, Nr. 34, S. 399 ff. u. Nr. 35, S. 453 ff.

1 66 Burgen als Ort für Geschlechtstage. Wappen an Burgen. Literatur über Burgen usw.

ohne seine Burgen, was die Vogesen, die Bergstraße, der Schwarzwald, was Tirol? Es ist nun eine merkwürdige Tatsache, daß man gerade in der romantischen Zeit, als man mit besonderer Begeisterung auf den Bergen die Burgen in tausend Liedern feierte, mit diesen Denkmälern am pietätlosesten umging, die Ruinen mit Vorliebe dazu benutzte, Straßen oder Ställe für Rinder und Schafe zu bauen. Wenn noch irgendwo ein schöner Burgbau in die Gegenwart hineinragte, so deckte man ihn ab, beraubte ihn des schützenden Holzwerkes und überließ ihn der Vernichtung durch die Witte- rung und der menschlichen Zerstörungswut. Die Reste eines solchen mut- willig zerstörten Bauwerks sahen dann um so malerischer und poetischer aus. So dankenswert es nun auch ist, daß in diesen Zeiten der Romantik manche Geschichte eines Rittergeschlechtes und seiner Burg geschrieben wurde, so hat doch diese gedankenlose Romantik die Monumente selbst teilweise zerstört. Erst in unseren Zeiten hat das Eingreifen methodisch arbeitender Gelehrten, wie Piper, dessen Burgenkunde bereits in 2. Auflage erschienen ist, und von Fachleuten 'auf dem Gebiete der Baukunst, wie Essenwein, Steinbrecht, Ebhardt Besserung hervorgerufen. Es hat sich eine „Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen" gebildet, deren Organ, „Der Burgwart", für Erhaltung und, soweit es angängig erscheint, auch für die Wiederherstellung dieser Denkmäler kräftig ins Hörn stößt. Burgen als Ort Burgen sind besonders geeignete Orte zum Abhalten von Geschlechts- für°^lecht8"tagen. Wo die Burgen bewohnt sind, ist dies selbstverständlich. Sind sie aber eine Ruine, so sollte, wo dies irgend möglich ist, ein größerer Raum für diesen Zweck gebaut werden. Vorbildlich in dieser Beziehung ist der Hanstein. Die Familie von Hanstein, die seit Erbauung der Burg ihre Eigen- tümerin ist, hat in den Jahren 1838 40 in der Ruine einen Saalbau her- richten lassen, der zu den Geschlechtszusammenkünften benutzt wird. In den letzten Jahren ist die Burg noch weiter ausgebaut. Wappen an Oft finden sich Wappen an Burgen angebracht. Hier ist zu bemerken,

Burgen. jaß ^ anbringen von Wappenbildern keinen zuverlässigen Beweis für den Besitzstand des Adels abgibt. An der Burg Kriebstein befindet sich als einer der ältesten Wappenschilde des Königreichs Sachsen der der Krähe oder der Honsperg. Besessen aber haben diese Geschlechter den Kriebstein nie, auch waren die Frauen der drei ersten Besitzer keine Krähe oder Honsperg. Die Literatur über Burgenkunde ist sehr umfangreich. Ich stelle hier eine Reihe von Arbeiten in alphabetischer Reihenfolge zusammen, wobei ich rein kunsthistorische, keine familiengeschichtlichen Mitteilungen enthal- tende Arbeiten unberücksichtigt lasse:

Literatur über [Augschiller, AI.], Tiroler Adels-Stammsitze. Bozen 1907. (Fehlerhafte Kom-

Burgen und pilationsarbeit vgl. Kaspar Schwarz, ZF 1908, S. 343 ff.). Schlösser. Äusserer, Karl, Schloß Stenico in Judikarien (Südtirol). Seine Herren u. seine

Hauptleute. (Mit 23 Textabbildungen). JAW. NF XVIII, 1908. Drs., D.Herren v. Schloß u. Gericht Castelcorno. Ebd. 1911.

Bader, Josef, Badenia; od. d. badische Land u. Volk (Ztschr. f. vaterländ. Gesch. u. Landesk.). Karlsruhe u. Freiburg 1839 ff. (mit vielen Beschreibungen u. Abb. badi- scher Burgen).

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1888 stellte zur Feier des Kaiser-Jubiläums das Mährische Gewerbemuseum unter Leitung des Direktors Prof. Aug. Prokop ein Album zusammen, das die photo- graphischen Abbildungen fast aller Burgen und Schlösser der Markgrafschaft Mähren enthält, die zu diesem Behufe von dem Hof-Photographen Freiherrn von Stillfried aufgenommen wurden. Die einzelnen Blätter wurden mit den Wappen der Besitzer der abgebildeten Schlösser geschmückt und das heraldische Institut des Hof-Wappen- malers Karl Krahl in Wien mit der Ausführung der Zeichnungen hierfür betraut. Die Klischees dieser Wappenzeichnungen wurden dann zu einem besonderen Album benutzt (Wappenbuch des Mährischen Adels. Brunn 1889). Eine ganze Reihe von Burgen sind erörtert in Hormayrs Taschenb. f. d. vaterländ. Gesch. Sehr viele Abb. und Beschreibungen bayerischer Burgen sind in dem 68. Jg. d. „Kalender f. kathol. Christen" (Sulzbach, Seidel) enthalten. D. Burgen u. Wehrbauten im Taunus und im untern Lahngebiet, Beil. z. Jahresber. d. Taunusklubs f. 1896 u. 1897. Tiroler Adels-Stamm- sitze. Kurze Schlösser- u. Burgen-Chronik. Von einem Alttiroler. Bozen, Verlag der Tyrolia. 1908. Eine Art Wallfahrtsort u. histor. Museum f. d. Kunde Tirols in ver- gangenen Zeiten ist Schloß Tratzberg im Unterinntale. Chronik d. Burg Wildegg 1584—1684. Zürich 1907. Andere Schriften ü. Burgen verzeichnet Joh. Pohler, Bibliotheca historico-militaris. III. Bd. Leipzig, o. J., vgl. S. 61 344.

Kirchen und Zahlreiche Kirchen und Klöster bieten in ihren Votivtafeln und Inschriften,

Kloster

ihrem heraldischen Schmuck, ihren Gemälden, insbesondere den in ihnen angebrachten Bildern verdienter Geistlichen, ihren Glasfenstern und Grab- mälern dem Familienforscher wertvolles Material. Die einschlagende Spezial- literatur3) gibt hierüber, soweit sie sich nicht auf die religiösen und kunst- geschichtlichen Gesichtspunkte beschränkt, sondern auch die Altertümer in Betracht zieht, vielfach Auskunft. Manche Einzelheit ist auch in den Inven-

a) Andere Schriften ü. d. Burgen der Steiermark findet man in: Anton Schlossar, D. Literatur d. Steiermark. E. Beitr. z. österr. Bibliographie. Graz 1886.

2) Andere Schriften ü. d. Burgen Friauls findet man in d. „Bibliografia friulana" von Valentinelli u. in d. „Bibliografia storica friulana" v. Gius. Occioni-Bonaff ent, 3 Bde.

8) Spezialwerke über einzelne Kirchen und Klöster sind in Dahlmann-Waitz- Brandenburgs Quellenkunde der deutschen Geschichte nicht verzeichnet. Man findet dergleichen in Karl Georg, Schlagwort-Katalog, Bd. I— V, Hannover, Jänecke, an- gegeben. Werke über italienische Klöster findet man im Catalogo generale della libreria italiana, compilato dal Prof. Attico Pagliaini. Indice per materie unter Chiesa- Conventi.

Kirchen und Klöster. Häuser. 175

tarisationswerken der Kunstdenkmäler und in den Geschichten einzelner Städte, in denen ja die Kirchen eine wichtige Rolle spielen, verzeichnet. Da aber in allen diesen Druckwerken das familiengeschichtliche Moment nur nebenher zur Geltung kommt, wird es häufig sich empfehlen, daß der Familienforscher an Ort und Stelle eine Nachlese hält oder halten läßt. Von besonderer Wichtigkeit sind die Glasfenster und Grabdenkmäler, worüber weiter unten noch speziell gehandelt wird. Vielfach sind Grabplatten, die einen Teil des Fußbodens der Kirche ausmachen, durch das Darauftreten der Gläubigen gröblichst beschädigt. Wo es unmöglich ist, dergleichen Monumente von ihrem alten Platze zu entfernen und dadurch vor weiterer Zerstörung zu retten, sollten sie wenigstens überall in genauen Abbildungen der Nachwelt erhalten werden. Eine besondere Erwähnung verdient die Sitte klösterlicher Orden, den Wohltätern ihrer Gemeinschaften, insbesondere ihrer Kirchen, in letzteren dadurch ein Denkmal zu sehen, daß man die Wände der Gotteshäuser mit ihren heraldischen Zeichen schmückte. Reste solcher Denkmäler sind uns z. B. in Maulbronn, Kastl und Wimpfen er- halten.1) Auch die Sitte, im Turmknopf Nachrichten niederzulegen, hat manche familiengeschichtliche Materialien auf unsere Zeit gebracht.2)

Die Geschichte des Hauses ist auch für den Familienforscher gewinn- Häuser bringend. War doch einst dem Bürger sein Haus von ungleich größerer Be- deutung als heute; es bot ihm mehr als eine bloße Wohnstätte; Bürgerrecht konnte nur ausüben, wer Haus und Herd sein Eigen nannte. Das Haus war der Sitz von Familie und Gesinde. Dort betrieb der Bürger sein Handwerk; in den Gewölben speicherte er seine Waren und Vorräte auf; in die Keller lagerte er den Wein; seine höchsten Rechte, gar häufig die Überlieferungen seines Geschlechtes und die Erinnerungen seiner Jugend ketteten ihn mit festen Banden an sein Heim. Herzog Albrecht IL wußte recht wohl, daß er dieser Anhänglichkeit an die ererbte Wohnstätte Rechnung trug, wenn er ver- fügte: „daz einem igleichen purger sein hous sein vest sei und ein sicheren zueflucht, im und seinen mitwesern."3)

x) Viktor Würth, Die Wohltätertafel in der Dominikanerkirche zu Wimpfen a. B., VJH 1912, H. 3 (mit Abbildungen von Wappen und Grabmälern).

*) Vgl. z.B. Nile. Müller, Die Funde in den Turmknäufen der Stadtkirche zu Wittenberg. Zeitschr. d. Ver. f. Kirchengesch. der Prov. Sachsen. Jhrg. 8, 1911 u, Jhrg. 9, 1912.

s) Tomaschek, Die Rechte und Freiheiten der Stadt Wien I, 108, Staub im Vorwort zu den Quellen der Geschichte der Stadt|Wien, Grundbücher, I. Bd. Häuser- chroniken, welche die Besitzer verzeichnen, können dem Familienforscher gelegentlich große Dienste leisten. Derartige Arbeiten sind z. B. D. H int er meiste r, Verzeichnis der Namen und Nummern aller Wohnhäuser der Stadt Zürich mit Angabe ihrer Eigen- tümer. Zürich 1859.— B. Härtung, Häuser-Chronik der Stadt Erfurt. Erfurt 1861. Ein Namenregister dazu ist der Artikel „Erfurts Eingesessene durch 5l/2 Jahrhunderte", ASW 1909, 149 ff. Hermann Gutbier, Beiträge zur Häuserchronik der Stadt Langensalza, H. 1, Langensalza 1907, H. 2, o. J., H. 3, 1910. Gerlach und Penin, Überlinger Häuserbuch. Überlingen, Schoy, 1890. Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadt Frei- burg i. B. Teil 1: Straßen und Plätze, bearb. v. A. Poinsignon. Freiburg 1891. Teil 2:

1 76 Häuser.

Häusemamen. Schon der Name des Hauses kann dem Familienforscher gelegentlich

Winke geben. Zur Erläuterung dieser Behauptung wähle ich die Hausnamen der oberschwäbischen Dörfer. In diesen Dörfern führt seit Menschengedenken jedes Haus seinen besonderen Namen, entweder nach dem jetzigen Besitzer, und in diese Klasse fallen die meisten Häuser der sog. Kleinen, Kleinhäusler oder Kuhbauern, oder nach einem früheren Besitzer, und in diese Klasse zählen die meisten Häuser der „Großen", der Hof- oder Roßbauern. Alle Hof- und Hausnamen stehen im Qenitiv und sind unvollkommene Namen, weil ihr Grundwort „Haus", „Hof" weggelassen wird und nur das Bestimmungswort im Genitiv den Namen repräsentiert. Anstatt Hanseshaus, Jörgenhof sagt man daher einfach „Hansis, Jörgen". Wir haben 1. Hofnamen nach Familiennamen, letztere bald im schwachen, bald im starken Genitiv, z. B. Fricken, Gluizen, Stotzen neben Frickes, Gluizis, Stotzes aus den Familiennamen Frick, Gluiz, Stotz. Auch Doppelgenitive kommen vor, z. B. Beckesen von Beck, wo der starke Genitiv Beckes noch einmal schwach gebeugt ist. 2. Hofnamen nach dem Familien- und Taufnamen eines früheren Besitzers. Der Geschlechts- name geht bald voraus, bald folgt er nach, daher die Hofnamen: Appen- hausen, Briementonis, Buckenhänsis (d. i. Hof des Hans App, Antoni Briem, Hänsi Bück); Mangenwilmen (Hof des Magnus Wilm). 3. Hofnamen nach dem einfachen Taufnamen des Besitzers, z. B. Brosis (Ambrosii), Tonis (An- tonii). 4. Hofnamen nach Vornamen mit dem nachfolgenden Zusatz -bauren oder dem vorausgehenden Prädikat Baur, z. B. Hansenbauren, Baurhansen. 5. Häusernamen nach Spitznamen. 6. Hausnamen nach der Lage, z. B. Berg- weber. Hieß ein einstiger Besitzer „Brosi" (Ambrosius), so heißt das Haus ,/s Brosis" oder „Brosis"; der Besitzer selbst wird nach seinem Hause „Brosi" genannt, wenn er schon Michel, Hans, Kaspar oder Josef getauft ist. Erst die Neubauten erhalten den Familiennamen des Erbauers. Die Familiennamen sind jetzt mehr in Gebrauch gekommen, seitdem die Geschworenen- und Wählerlisten, Stammrollen und Steuerzettel auch dem Landbewohner seinen Geschlechtsnamen oft genug ins Gedächtnis zurückrufen.1) Hausinschriften. Spezielles über die Bewohner der Häuser verkünden die Inschriften an denselben.2) Wir besitzen über einzelne Städte Sammlungen von dergleichen

Häuserstand 14Ü0-1806, von H. Flamm, Freiburg 1903. Weber, Ant., Die Häuser u. Geschlechter in Zug. Zugersches Neujahrsblatt, Zug 1890. P. von Radics, Alte Häuser in Laibach. Geschichtserinnerungen. Laibach, Selbstverlag. I 1903. II 1909. (Sonderabdrucke aus der Laibacher Zeitung.) E. Pudor, Alte Berliner Privathäuser, Alt-Berlin, Mittig. des Ver. f. d. Geschichte Berlins 1910. C. Knetsch, Der Forsthof u. die Hillerstraße zu Marburg. Marburg [Ende 1909]. G. Thierer, Ortsgeschichte auf der Schwäbischen Alp, S. 47 ff. - Unbescheid, Herrn., Die Gemeinde Gier- stedt bei Großfahner in Gotha, nach d. Wohnhäusern geordnet (mit d. Geburtsdaten der Bewohner versehen), vom Pfarrer Ulrich Oberegger daselbst zusammengestellt u. abgeschlossen 24. Nov. 1702, ASW IX, Nr. 3.

1) Bück, Die Hausnamen d. oberschwäbischen Dörfer, WVL 9, u. Verhdlgn. d. Ver. f. Kunst u. Altertum in Ulm und Oberschwaben, Neue Reihe, 5. H., S. 46 ff.

2) Vgl. im allgemeinen: Inschriften, deutsche, an Haus u. Gerät. Zur epigram- matischen Volkspoesie. Berlin 1888.

Häuser. 177

Inschriften, so für Leipzig von Stepner1), für Mühlhausen in Thüringen von Jordan2), für Naumburg von Mitzschke3), für Wittenberg von Stier4); auch die Arbeiten über Volkskunde6) haben sich der Hausinschriften an- genommen. Leider kommt die schöne Sitte der Haussprüche immer mehr ab; diese Sprüche, die früher fast an jedem Hanse standen, gehen mit den Neubauten der neuen Zeit immer mehr verloren. Und doch wie anheimelnd waren und erscheinen uns noch heute die übrig gebliebenen Reste! Sie be- richten von dem Sinne der Bewohner und erzählen uns ein Stück Bau- geschichte, nennen das Jahr der Errichtung des Hauses und den Namen des Ehepaares, das hier zuerst Einzug hielt. Auch der Baumeister ist zuweilen genannt. War das Haus nach einem Brande entstanden, so ist oft ein Bericht über den Brand hinzugefügt. So steht z. B. an der Tür des Eulenspiegel- hauses in Kneitlingen (in Braunschweig):

Gott schütze die verliehenen Güter,

Laß uns die Gaben wohl gedeihn,

Laß Feuersglut und Ungewitter

Entfernt von unsern Grenzen sein.

Wir bauen nicht aus Stolz und Pracht,

Sondern die Feuersglut hat

Uns am 29. November 1821 dazu gebracht.

Errichtet am 20. Juni 1822. Friedrich Fricke.

Frau Anna Elisabeth Fricken geborene Sticheln.

Besonders vielseitig sind die oft von Humor gewürzten Hausinschriften Oberdeutschlands, namentlich in den Alpen.6)

*) Stepner, Inscriptiones Lipsienses 1675, 4°. Zeitlich fortgesetzt wurde d. Slg. in e. anderen Werke: Heinrich Heinlein, Der Friedhof zu Leipzig in seiner jetzigen Gestalt. Vollständige Sammlung aller Inschr. auf d. ältesten u. neuesten Denkmälern daselbst. Leipzig 1844. Weitere Literatur findet sich unter „Grabdenkmäler".

2) Jordan, Inscriptiones Mulhusinae, D. öffentl. Inschr. d. Stadt Mühlhausen i. Th., gesammelt von W. Bader, neu herausgeg. Verlag der Dannerschen Buchdruckerei in Mühlhausen i. Th.

3) Paul Mitzschke, Naumburger Inschr. Naumburg a. S. 1877 81. Rud Albrecht, Die Wappendenkm. u. Inschr. in Rothenburg ob d. Tauber. H. 1. 1907. F.W. Schubart, Gernröder Inschr. u. Denksteine, VAG 9, S. 33—41. Timpel, M., Erfurter Hausinschriften, Thüringer Monatsblätter, 16. Jg., Nr. 8.

4) Stier, G., Corpusculum inscriptionum Vitebergensium. Die lateinischen Inschr. Wittenbergs, darunter Luthers 95 Sätze. Lateinisch u. deutsch mit e. Anhang deutscher Inschr. Wittenberg 1860.

6) Rieh. Andree, Braunschweiger Volksku., 2. Afl. Braunschweig 1906, S. 199 ff.

8) In alten Städten, namentlich freien Reichsstädten, herrschte d. Sitte, alte Kauf- briefe v. d. frühesten Zeiten bis z. Gegenwart d. neuen Besitzer zu behändigen. Der- gleichen Kaufbriefe haben sich z. B. in Augsburg u. Innsbruck f. e. einzelnes Anwesen bis ins 15. Jht. zurück erhalten. Vgl. „Hausbriefe" in Tübingen, Tübinger Bl., hrsg. im Auftrage d. Bürgervereins v. Eugen Nägele, 6. Jg. 1903, S. 44. Eine dem Familienforscher gelegentlich erwünschte Quelle sind Häuserverzeichnisse. Ein solches, umfassend sämt- liche Häuser v. Frankfurt a. M. mit Angabe ihrer Besitzer u. Aufzählung d. Zinsen u. Gülten, mit denen sie belastet waren ( wird v. Karl Bücher, D. Bevölkerung v. Frank- furt a. M. I. Bd. 1886, S. 52 beschrieben.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. 12

178

Häuser.

Haus und Die Geschichte des deutschen Hauses ist in den letzten Jahrzehnten

voiksstamm. vje|fach erforscht worden. Wenn man schon im allgemeinen, auch vom Hause in der Stadt, bis zu einem gewissen Grade sagen kann, daß seine Erbauung und innere Einrichtung den Geist seines Erbauers und seiner Be- wohner kennzeichnet, so ist es für das ländliche Haus eine brennende, be- sonders durch Heyne1) und Stephani2) sowie früher namentlich durch Landau3), Henning4) und Meitzen5) geförderte Frage der wissenschaftlichen Forschung, ob und inwieweit der Haustypus als Stammeszeichen angesehen werden kann. Van es a hat in seinem Werke „Geschichte Nieder- und Oberösterreichs" (I. Bd., Gotha 1905) die Formen der Häuser im öster- reichischen Kolonialland als eins der Mittel benutzt, um durch die glück- liche Verbindung der Ortsnamenforschung und Hausforschung die Herkunft derjenigen zu ergründen, die das Land zuerst besiedelt haben. Die Unter- suchungen über das deutsche Bauernhaus sind mit großem Eifer von Histo- rikern, Geographen, Germanisten und Architekten geführt und haben in dem vom Gesamtverein der deutschen Architekten- und Ingenieurvereine (Dresden 1899 1906) herausgegebenen Werke „Das Bauwesen im Deutschen Reich" einen nach der technischen und künstlerischen Seite hin mustergültigen Er- folg hervorgebracht, bedürfen aber noch vielseitiger Ergänzung, insbesondere einer genauen geographischen Statistik.8)

*) Heyne, Fünf Bücher deutscher Hausaltertümer. Leipzig 1899 ff.

2) Stephani, Der älteste deutsche Wohnbau u. seine Einrichtung. Leipzig 1902 03.

3) Landau, Der Hausbau. Beil. z. KGV 1857—58, September 1859, Dezember 1860, Januar 1862.

*) Henning, D. deutsche Haus u. s. histor. Entwickelung. Straßburg 1882 = Q. u. Forschungen z. Sprache u. Kulturgesch. d. germanischen Völker, 47. H.; Drs., D. deutschen Haustypen, 1885 (= LV 2 derselben Slg.).

8) Meitzen, D. deutsche Haus in seinen volkstümlichen Formen. Berlin 1882.

•) Pessler, D. Hausforschung, vornehmlich in Norddeutschland, DGB 7; ders., D. Haustypengebiete im Deutschen Reiche, in ethnographisch. Untersuchung, Deutsche Erde, 1. u. 2. H. mit e. Typenkarte; ders., D. niederdeutsche Bauernhaus, 1906 u. DGB 1906, u. D. Unterarten d. altsächsischen Bauernhauses, KGV 1909, 219. E. kurze Über- sicht d. Entwickelung d. niedersächsischen Haustypus u. snr. Unterarten hat Pessler in der Ztschr. „Niedersachsen", Jg. 12, 1907, veröffentlicht. Die Spielart des nieder- rheinischen Hauses ist in der Ztschr. für rheinische u. westfälische Volksku., Bd. 3, S. 272 ff., beschrieben. Ü. d. sächsischen Hausformen in Mecklenburg handelt Pessler in der Ztschr. „Mecklenburg", Jg. 1, Nr. 3. Vgl. O. Brenner, Z. geschichtl. u. geo- graph. Hausforschung, KGV 1908, 304. Haupt, Von einigen bestimmten Aufgaben d. Forschung über d. Schleswig- holsteinsche Bauernhaus, KGV 1909, 212. Julius Kohte, D. Bauernhaus in d. Prov. Posen, ZHGP 14. Erich Schmidt, Deutsche Dorfansiedlungen im Netzedistrikt v. 16.— 18. Jht. in: „Ostmark", Monatsbl. d. deutschen Ostmarkenver., 3. Jg., S. 136. Paul Bröcker, Mein Heimatbuch. Was die ham- burgischen Bauten d. Jugend u. d. Volke v. unserer Stammesart erzählen. Mit 59 Abb. u. Federzeichn. Hamburg 1910. H. Göbel, Darst. d. Entwicklung d. süddeutschen Bürgerhauses (411 S. mit 311 Abb. u. Atlas mit 30 Tfln.). Dresden 1908. Hans Vogts, D. Mainzer Wohnhaus im 18. Jht. Mit 50 Abb. im Text u. 5 Tfln. Mainz 1910 (=1. Bd. der Beitr. zur Gesch. der Stadt Mainz, hrsg. mit Unterstützung der Stadt Mainz).

Steinmetz- und Künstlerzeichen. Glasmalerei. 179

Ein weiteres Hilfsmittel für familiengeschichtliche Forschungen sind die Steinmetz- und Steinmetzzeichen. Diese kommen zuerst in der Afrakapelle des Speirer Doms (seit 1190) und in Algirsbach (1089), dann massenhaft seit 1150 bis ca. 1700 vor. Im Backsteingebiet, wie auch in einzelnen Gegenden und selbst an einzelnen Bauwerken und Bauteilen fehlen sie ganz. Das Steinmetz- zeichen ist eine Marke, die der Steinmetz als verantwortlicher Verfertiger auf dem von ihm bearbeiteten Werkstücke als ein ihn persönlich kennzeich- nendes Merkmal anbrachte. Es wurde daher mit dem Namen des betreffen- den Gesellen in das Hüttenbuch eingetragen, und niemand durfte weder ein anderes Zeichen führen, als das ihm von der Hütte verliehene, noch das Zeichen eines anderen Zunftgenossen sich aneignen. Viele dieser Steinmetz- zeichen sind zwar mehr oder weniger einander ähnlich, aber in ein und der- selben Bauhütte niemals gleich, und entwickeln sich aus dem Winkel, Kreuze, Kreise oder Halbkreise. Durch jede willkürliche Zusammensetzung konnten dieselben bis ins Unendliche vervielfältigt werden. Während die Gesellen- zeichen meist aus sich schneidenden Horizontal- und Vertikallinien bestehen, sind die Meisterzeichen in einem Wappenschilde oder an sonst hervorragen- der Stelle und in größeren Dimensionen angebracht; ihnen gehört ein be- stimmter Grundtypus an, den alle derselben Bauhütte oder Familie an- gehörige Meister mit geringen, die Individualität bezeichnenden Zusätzen getreu bewahrt haben. In Bezirken, die nach Zeit und Ort beschränkt sind, läßt sich das Material der Steinmetzzeichen dazu verwerten, die Genealogie der Bauten aufzuhellen. So läßt sich z. B. nachweisen, daß ein und derselbe Geselle bei dem Bau der Untermarkts- und der Georgikirche in Mühlhausen in Thüringen beschäftigt war.1) Da nun aber ein und dasselbe Zeichen in den verschiedenen Gegenden und Zeiten vorkommen kann, so ist bei Ver- wertung von Steinmetzzeichen zu familiengeschichtlichen Zwecken die größte Vorsicht dringend anzuempfehlen. Diese Quelle hat man mit Fug und Recht mit Urkunden etwa dritten Ranges verglichen. Auch die Kleinkünstler, z. B. die Goldschmiede2), die Kupferstecher, zum Teil die Maler und Teppich- wirker bedienen sich besonderer Künstlerzeichen und Monogramme. Die ganze Erscheinung hat wohl ihre tiefere Wurzel in den gemeindeutschen Hausmarken.8)

Eine reiche Quelle für familiengeschichtliche Forschung ist in den Er- Glasmalerei. Zeugnissen der Glasmalerei gegeben. Wenn auch die kirchliche Kunst in der älteren Zeit biblische Stoffe oder die Geschichte der Heiligen als ihr eigentliches Gebiet ansah, finden sich doch nicht selten auch Stifter von

*) Vgl. meine Schrift: Bau- u. Kunstdenkmäler im Eichsfeld u. in Mühlhausen. Mühlh. 1902, S. 30.

2) Die Merkzeichen der Berliner Goldschmiede sind enthalten in dem Buche: Sarre, F., D. Berliner Goldschmiede -Zunft v. ihrem Entstehen bis zum Jahre 1800. Berlin 1895.

3) Bergner, Grundr d. kirchl. Kunstaltertümer in Deutschland, 1900, S. 27ff. Winzer, D. deutschen Brüderschaften des MA., insbes. d. Bund d. deutschen Stein- metzen. Gießen 1859.

12*

1 30 Glasmalerei.

Kirchen oder Glieder der landesherrlichen Familien durch die Kunst der Glasmalerei im Bilde festgehalten. So wurde 1308 auf ein Chorfenster der Pfarrkirche zu Wald im Gebiet von Zürich ein geharnischter Ritter in knieender Figur gemalt. Es ist Ulrich von Frundsperg, der Stifter dieser Kirche. In der vormaligen Abtei Königsfelden in der Schweiz befanden sich Abbildungen einer stattlichen Reihe von Fürsten aus dem habsburgischen Hause. Ebenso wurden englische Herrscher und ihre Verwandten in den Kirchenfenstern Englands, Karl V., Ferdinand I. und andere Fürsten in der Gudulakirche zu Brüssel dargestellt. Hervorragende kirchliche Glasmalereien, die den Familienforscher interessieren, befinden sich z. B. in der Lorenz- kirche zu Nürnberg, darunter besonders das berühmte Volk mar sehe Fenster mit dem Stammbaum Mariae vom Jahre 1493 und in der St. Sebalduskirche daselbst das Markgrafenfenster von Veit Hirschvogel 1515. Der Stifter des zuletzt genannten Fensters ist Markgraf Friedrich der Ältere von Brandenburg- Ansbach und Kulmbach. Er hat sich hier selbst mit seiner Gemahlin und seinen acht Söhnen abbilden lassen. Für die Ikonographie der fränkischen Hohenzollern ist dieses Nürnberger Fenster von hervorragendem Wert, der noch erhöht wird durch die Tatsache, daß einzelne der zehn Porträts zweifellos Unika sind.1)

Ein Zweig, der seit der Mitte des 14. Jahrhunderts besonders gepflegt wurde, war die Darstellung von Wappen, die, teils einzeln, teils zu Reihen verbunden, das Andenken an ganze Geschlechter wie an einzelne Männer und Frauen wach halten sollten, die Wohltäter der Kirchen waren, sich durch Stiftungen an dieselben verewigt oder dort ihre Ruhestätte gefunden hatten. Während größere Wappen die Kirchenfenster füllten, wurden kleine Scheiben mit solchen zwischen die Butzenscheiben der weißen Verglasung eingesetzt und schmückten so außer den Kirchen auch die Hauskapellen wie die Zunftstuben, Rathäuser2) und Wohnstuben. Diese Wappendarstellungen

*) Friedrich H. Hofmann, D. Markgrafenfenster in Sankt Sebald zu Nürnberg, e. Beitr. z. Porträtkunde d. fränkischen Hohenzollern, HZJ 1905, S. 67 ff. D. Meister- werke schweizerischer Glasmalerei. Hrsg. v. Antiquar. Ver. in Winterthur. 60 Tfl. in Großfol. mit Text. Berlin, Ch. Claesen & Co. (hier handelt es sich fast nur um Wappenscheiben, bald einzelner Kantone oder Städte, bald der Gilden u. der hervor- ragenden adel. od. bürgerl. Familien). Vgl. auch A. Lehmann, D. Bildnis bei den altdeutschen Meistern bis nach Dürer. Leipzig 1900, S. 201 ff. Friedrich H. Hof- mann, Die Donatoren auf Dürers Paumgartneraltar, „Die christliche Kunst" I, 1905, S. 169 ff.

2) Vgl. die Abb. „Glasgemälde im Rathause zu Reutlingen", DH 32. Frdr. Warnecke, Gesch. d. Glasmalerei. 2. Afl. Wackernagel, D. deutsche Glas- malerei. Leipzig 1855. Gessert, Gesch. der Glasmalerei. Stuttgart u. Tübingen 1839. Katalog der im germanischen Museum befindlichen Glasgemälde aus älterer Zeit. 2. Afl. Mit Abb. Nürnberg 1898. Camesina, Glasgemälde aus d. 12. Jht. im Kreuzgange d. Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz im Wienerwalde. Wien 1859. Glasfenster mit Wappen im Dom zu Havelberg (mit Tfl.), DH 29. Meisterwerke d. schweizerischen Glasmalerei, mit Text v. Hafner. Berlin 1888. A. Grenser, D. Glasscheiben d. Bürkischen Slg. schweizerischer Altertümer, MAW I, 43ff. Hans Dedekam, Glasmaleriets Esthetik og Historie. Saetryk af „Norsk Tidskrift feer Haand-

Glasmalerei. Hausgerät. 181

bildeten für die nicht kirchlichen Glasgemälde von Anfang an den belieb- testen Inhalt und den Hauptinhalt. Zu den Wappen fügte man auch ein oder mehrere Bildnisse des Geschlechts oder aus der Zunft oder ein ganzes figurenreiches Geschichtsbild, am liebsten ein solches, das in das Genre hinüberglitt. Diese bürgerliche Richtung der Glasmalerei wurde in Deutsch- land besonders von allen größeren, namentlich von den vielen noch in Frei- heit und Wohlhabenheit stolzen Reichsstädten gepflegt. Was Paul von Stetten über sein Augsburg sagt: „Es war vor Zeiten keine Kirche, kein öffentliches Gebäude, kein Haus eines vermöglichen Mannes, darin man nicht gern alte Fensterscheiben erblickte", das gilt nicht von Augsburg allein, vor- nehmlich aber gilt es von Nürnberg: in Nürnberg wurde die Glasmalerei dadurch befruchtet, daß hier schon um das Jahr 1400 sich eine eigentümlich strebende und schaffende Malerschule entwickelt hatte, daß im 16. Jahr- hundert hier Albrecht Dürer wirkte, der größte deutsche Maler für manches Geschlecht, daß eben hier die Bürgerschaft von einem höheren Zuge geistigen Lebens ergriffen und durchdrungen war. Um so natürlicher ist es, wenn namentlich zu Nürnberg die heraldische Glasmalerei breiten Einzug auch in die Kirchen gefunden hat. Zeugen dessen sind z. B. ein Chorfenster bei St. Lorenz von 1490, auf dem das Wichtigste die Bildnisse Kaiser Friedrichs III. und seiner Gemahlin Eleonore von Portugal nebst all den unzähligen Wappenschilden beider, und im Chor von St. Sebald das Maximiliansfenster von 1515 mit ebensolcher Wappenunzahl und den Bild- nissen Kaiser Maximilians I. und anderer seines Hauses. Die Glasmalerei ver- vollkommnete sich derartig, daß sie es verstand, auf der Fläche eines ein- zigen Feldes die reichste Mannigfaltigkeit der Farben spielen zu lassen und auch profane Bauten auf das prächtigste zu schmücken.

Wie das Haus, so bietet auch das Hausgerät1) gelegentlich dem Hausgerät Familienforscher Aufschluß. Mit Namen (Anfangsbuchstaben) und Jahres- zahlen sind auch sehr oft die Himmelbetten, Wiegen, Kästen, Truhen auf Bauernhöfen bemalt. In ihnen finden sich auch noch Tabaksdosen, Pfeifen, Glocken und andere bewegliche Habe mit dem Namen oder Monogramm des Urgroßvaters oder Großvaters, ebenso Mörser und Spinnräder mit jenen der

vserk og Industri" ved Kristiania Kunstindustriemuseum. Kristiania 1908. -Zemp, Jos., D. schweizerische Glasmalerei. E. kunsthistor. Skizze. „Monat-Rosen." Luzern 1890. Hans Leh'mann, Z.Geschichte d. Glasmalerei in d. Schweiz. Zürich 1908. W. Lübke, Ü. d. alten Glasgemälde der Schweiz. Zürich 1866. H. Oidtmann, D. Glasmalerei. I. Tl.: D. Technik d. Glasmalerei, Köln 1892; II. Tl.: Die Geschichte der Glasmalerei, Köln 1898; Drs., Die Glasmalerei im alten Frankenlande. Leipzig 1907. C. Styger, Glasmaler und Glasgemälde im Lande Schwyz (1665—1680). Einsiedeln 1878. H. Kasser, D. Kirche von Worb u. ihre Glasgemälde. Kirchl. Jb. f. d. Kt. Bern, V, 1893. A. Huyskens, Z. Gesch. d. Glasgemälde in d. Elisabeth- kirche zu Marburg: FuB 6. Ü. die zahlreichen Wappen adel. u. bürgert. Geschl. Niedersachsens im Vaterländischen Mus. in Celle vgl. FB II, 276. G. Arndt, D. Glaswappen d. Schützengesellschaft in Halberstadt, FB 1910, S. 43 (Verzeichnis d. dort vertretenen Familien) u. D. Glaswappen d. Schützengesellschaft zu Halberstadt. E. Beitr. z. Bürger- u. Wappenku. (Selbstverl. v. Oberpfarrer em. Arndt in Wernigerode a. H.) *) R. v. Damm, Hochzeitsschüsseln, mit e. Nachtrag v. Joh. Hohlfeld, FB 1912.

jg2 Das Grabdenkmal bei Griechen und Römern.

Urgroß- und Großmutter, desgleichen Zinngeschirr, alte Tassen, Gläser, Krüge, Schlösser, ja selbst Waffen und Tauf- und Firmgeschenke. Ein interessantes Eislebisches Hohlmaß, offenbar ein amtlich geaichtes Trockenmaß für die Stadt Eisleben und die Grafschaft Mansfeld, ist mit einer Menge von Vor- und Familiennamen mit beigesetzter Zeitangabe aus den Jahren (15)93 bis mit 1677 bedeckt. Die eingeschnittenen Namen scheinen die von amtlichen städtischen Personen zu sein, die das Normalmaß in ihrer Verwahrung hatten, um in Streitfällen danach zu entscheiden oder die Richtigkeit der beim Ver- kaufe benutzten Hohlmaße damit zu prüfen.1) Ebenso kommen das Kirchen- gerät und überhaupt alle für gottesdienstliche Zwecke bestimmte Gegenstände gelegentlich für den Familienforscher in Betracht. Für diesen sind unter Umständen die Meßkelche, Meßgewänder, Monstranzen, Kanzel- decken und andere Paramente wertvoll, da sie oft Daten über die Dona- toren liefern.

Fälschungen kommen auch bei Geräten aller Art vor. Besonders zu bemerken ist, daß nicht selten Holztafeln mit einem Reiter zu Pferde und einem Wappen gefälscht wurden. Man entnahm irgend einem Turnierbuch die Ritterfigur und fügte ein Wappen bei, das den Kundigen unter Um- ständen leicht die Fälschung verrät. Das Grabdenk- Hervorragend wichtige Quellen zur Familiengeschichte sind zu allen

nfndeiSnerien Zeiten die Grabdenkmäler2) gewesen.

Die Grabdenkmäler der Griechen und Römer bieten dem Familien- forscher ein reicheres Material zur Geschichte der Familien, als die alt- christlichen Monumente. Die Griechen begruben ihre Verstorbenen vor den Toren der Stadt; dort errichteten sie ihnen Monumente; mit heiterem oder ernstem Zurufe begrüßten die Totenmale den sich der Stadt nähernden Wanderer. Feinsinnig stellt der Grieche den Entschlafenen dar, in seiner gewohnten Beschäftigung oder ruhig Abschied nehmend von seiner Familie. Auch die römischen Kunststätten bleiben meist befreit von alledem, was an den bleichen Tod gemahnt.

!) H. Größler, Ein Eislebisches Hohlmaß in: Mansfelder Bl., 22. Jg. Eisleben 1908.

2) D. folgenden Erörterungen im Text z.T. nach Heinrich Bergner, Grundriß d. kirchl. Kunstaltertümer in Deutschland. Göttingen 1900. Es kommt nicht selten vor, daß alte Grabmonumente von ihrem ursprünglichen Standort weggekommen sind. Manchmal sind sie als Baumaterial zu kirchlichen od. profanen Bauten benutzt worden; auch als „Brückchen", so in Wunsiedel, Schirnding usw.; unter Umständen können dann d. betreffenden Steine noch gefunden werden. Bei Frankfurt a. M. wurden Grab- steine in d°m Fundament einer karolingischen Kirche vermauert; zu diesem hat man stellenweise fast ausschließlich Sarkophagtrümmer u. hier u. da auch frühere christi. Grabsteine, die d. dortige uralte Friedhof in reicher Zahl als willkommenes Baumaterial darbot, verwendet. In neuester Zeit haben Nachgrabungen Inschr. v. jenen vermauert. Grabmonumenten wieder zutage gefördert; vgl. E. Neeb, KGV 1908, 390 ff. Zuweilen fristen d. Grabsteine in irgend e. Winkel, z. B. in e. Keller od. auf e. Oberboden, ein stilles Dasein. Man lasse es sich keine Mühe des Suchens verdrießen, bis man alle Möglichkeiten erschöpft zu haben glaubt, d. vermißte Monument zu finden. In pro- testantischen Gegenden muß man, soweit die Gemeinden lutherisch sind, auch nach Altären, Gemälden, Grabsteinen usw. aus kathol. Zeit auf Böden und in Kellern

Das christliche Grabdenkmal. 183

Der Römer1), der neben dem eigentlichen Zwecke des Grabmals zugleich auch den Glanz und die Macht seiner Familie zeigen will, stellt den Toten dar, umgeben von seiner Klientel, mitten in seinem Berufe, er führt uns vor Augen, was alles der Verstorbene geleistet für seine Mitbürger in Krieg und Frieden. So wird das Grabmonument ein Ruhmesdenkmal des Verstorbenen und der Hinterbliebenen, eine Art Familienchronik in Stein. Das bekannteste Denkmal römischer Grabsteinkunst diesseits der Alpen ist die Igler Säule. Diese ist von der Familie der Secundinier von Secundinius Securus und seinem Bruder Secundinius Aventinus ihrem Vater und ihrem Verwandten gesetzt. Man sieht den Abschied des alten Secundinius von seinen Söhnen dargestellt. Der ältere derselben hält ein Tuch auffallend präsentierend; da auch in der Attika Personen damit beschäftigt sind, Tücher aufmerksam zu prüfen, so hat man schon früh deswegen die Secundinier für Tuchfabrikanten erklärt. Schöne, aussichtsfreie Natur war offenbar mit maßgebend für die Wahl des Grabmonumentes.

Anders die altchristlichen Menschen. Hier ist von Anfang an der Zug Das christliche nach der geweihten Stätte. Wem es nur irgend die Mittel erlauben, der sucht eine Ruhe in der Nähe des im Tabernakel unter Brotgestalt verbor- genen Heilands. Wie der Vornehme in der Kirche, gemäß dem spätantiken Klassensystem, seinen bestimmten, bevorzugten Platz im Leben hatte, so wollte er auch im Tode in oder bei der Kirche begraben sein, hier am Gnadenorte auch für das Jenseits möglichst viel für sich und die Seinen zu gewinnen. Beim christlichen Grabmal herrscht überall der Hinweis auf das künftige Leben, die Ehrfurcht vor Gott und die Heiligen.

Die ältesten christlichen Grabdenkmäler auf deutschem Boden, die figür- liche Darstellung zeigen, sind als Schmuck des Sarkophages selbst zu denken. Das Volk will den verehrten Toten sehen, und so wird sein Bild auf dem Deckel des Sarkophages ausgehauen, oder eine Bronzeplatte mit dem Bild des Verstorbenen wird auf die Grabstätte gelegt. Der Verstorbene erscheint so gleichsam aufgebahrt, mit den Abzeichen seiner Würde. Natürlich kommt auch den weltlichen Herren dieser Erde ein solcher Grabschmuck zu. Bald aber wollen auch die kleinen Herren nicht zurückstehen, mit dem gesteigerten Selbstbewußtsein des Eingeborenen wächst der Wunsch, sich zu verewigen, sein Bild in möglichst dauerhaftem Material den kommenden Geschlechtern

suchen. Ü. d. Entfernung eines Altarbildes von Lukas Cranach d. Ä. aus d. Kirche zu Koswig (Anhalt) berichtet H. Wäschke AQ 10, 143; d. Grund f. d. Einschließung war Furcht v. Abgötterei. Wo Zwingiis od. Calvins Lehre herrschend wurde, ist meist alles zerstört, jetzt also nichts zu finden. Als e. Beispiel der merkwürdigen Schicksale, die den Grabdenkmälern widerfahren können, sei das des Königs Rudolf v. Habs- burg angeführt. Vgl. Eduard Freiherr von Sacken in d. Festschr. z. 600jährigen Gedenkfeier d. Belehnung d. Hauses Habsburg mit Österreich, Wien 1882, S. 123 f. An anderen Beispielen erläutert den Satz „habent sua fata tumuli" die Redaktion des ASGA, 12. Jg. Nr. 1. März 1866. Götzinger, Reallex. der deutschen Altertümer, Artikel „Grabdenkmäler".

*) Preuß, Arthur, Poetische Grabschriften auf römische Frauen u. Mädchen, Wissenschaftl. Beil. d. Leipziger Zeitung 1910, Nr. 11, 19. März.

j g4 Das christliche Grabdenkmal.

zu überliefern. So wird die Sitte, das Bild des Verstorbenen auf der Grab- stätte auszuhauen, allgemein; wer sich einen solchen Luxus nicht gestatten kann, läßt wenigstens die Wappen seines Geschlechtes auf der Platte an- bringen.

Aus dem Sarkophage entwickelt sich die Tumba, das Prachtgrabmal. Auf der oberen Platte liegt der Verstorbene, die Lang- und Schmalseiten sind entweder glatt, oder mit Reliefs geziert, auch mit kleinen Architekturen, in und an welchen Statuetten angebracht sind. Eine rechteckige, horizontale Platte mit dem Bilde des Verstorbenen ruht auf zwei vertikalen, etwas pro- filierten Platten; an Stelle dieser Platten können auch kleine Pfeiler oder sitzende Löwen treten.

Diese Form wird oft als Doppelgrabmal in der Gestalt verwertet, daß zu ebener Erde eine skulptierte Platte liegt und darüber auf Pfeilern die getragene Platte. So z. B. das Grabmal des Grafen von Werd und S. Wil- helm zu Straßburg. Die untere Platte zeigt das Bild des Kanonikus Philipp von Werd (f 1332) und die obere, von Löwen getragene den Landgrafen Ulrich von Werd (f 1344).

Im Unterschiede zu den liegenden Grabmälern bezeichnen stehende Epitaphien nicht den Begräbnisplatz selbst, sondern erscheinen als direkte Fortsetzung der antiken Marmorsteine, deren Geschichte sich von den Zeiten der Römerherrschaft bis in das 11. Jahrhundert am Rhein verfolgen läßt. Die Sitte verliert sich zunächst, tritt aber im 15. Jahrhundert wieder nach- drücklich auf, und zwar sind es kleine Bronzeplatten, die kurz die Lebens- beschreibung enthalten und in Wände, in Säulen usw. eingelassen sind. In diese Klasse gehören ferner die Totenschilde der Ritterorden, Gesellschaften, Patrizierfamilien, die in Kirchen und Kapellen zur Erinnerung aufgehäuft wurden, meist kreis-, vierpaß- oder rautenförmig aus Bronze, Holz- bemalt oder Leder- gepunzt. Doch tritt auch eine reichere und bildungsfähige Form auf, das Andachtsbild, eine biblische Szene, meist Christus am Kreuz, mit dem Verstorbenen oder der ganzen Familie in knieender Stellung darunter, wie dieselben von dabei stehenden Heiligen der göttlichen Barmherzigkeit empfohlen werden.

Die Trennung des Epitaphs vom Grabmal wird seit dem 30jährigen Kriege vollständiger. Erst im 18. Jahrhundert gewinnt das Mal auf dem Friedhof selbständige Bedeutung, doch in äußerst wechselnder Form.

Neben aufrechtstehenden Porträtfiguren von Bürgern und Bauern im Sonntagsstaat, bei dem der gute Wille meist höher zu achten ist als die Kunst, sind überaus häufig die laub- und muschelumrahmten Kartuschen und Papierrollen mit den Familiennachrichten und Leichentext, die an Säulen, Pyramiden und Urnen angelehnt sind, von allerhand Unholden, Putten und Todesengeln umspielt, andererseits schmiedeeiserne Grabkreuze mit Ranken- ornament, bei denen die Bilder und Inschriften in einem kleinen, verschließ- baren Schrein auf Blech gemalt wurden. Als letzten trübseligen Nachklang der Totenschilde kann man die zahllosen Kränze und Kästchen mit Flitter- kronen ansehen, die seit der Zeit der Aufklärung die Emporebrüstungen der

Inschriften auf Grabdenkmälern. 185

protestantischen Dorfkirchen verunzierten. An Stellen, wo ein Mensch durch Mörderhände fiel, wurden in alter Zeit Kreuze errichtet. Es erscheint ge- radezu als mittelalterliche Rechtsgewohnheit, dem Mörder neben dem Wehr- geld die Errichtung eines Sühnekreuzes aufzulegen, auf dem oft die Mord- waffen oder die Figur des Erschlagenen oder dessen Standesabzeichen und Handwerksgeräte abgebildet sind. Noch wohlerhalten ist zum Beispiel das Kreuz, das Graf Heinrich von Schwarzburg wegen Ermordung eines Priesters Heinrich von Gispersleben 1313 bei Erfurt errichtete. Aber auch Verun- glückten oder plötzlich Gestorbenen wurde an der Todesstelle ein Denkstein gesetzt, eine Sitte, die sich in den „Marterln" des Hochgebirges bis auf den heutigen Tag erhalten hat.

Alle diese Denkmäler, die über die Stätte des Todes den goldenen Inschriften auf Schein der Kunst und der Religion breiten, sind den Familienforschern eine mütn. wertvolle Quelle der Belehrung. Die Inschriften, die auf diesen Denkmälern angebracht wurden, geben über die Genealogie der Verstorbenen und über den Geist, mit dem ihrer von den Hinterbliebenen gedacht wurde, mannig- fache Aufklärung. Mit Dank ist es daher zu begrüßen, daß solche Inschriften gesammelt und, wo sich die finanzielle Möglichkeit dazu fand, auch gedruckt wurden. Sehr reichhaltig sind die Monumente in der sächsischen Berg- hauptstadt Freiberg1), wo auch eine stattliche Anzahl derselben in den dor- tigen altehrwürdigen Kreuzgängen eine schützende Unterkunft gefunden hat.2) Besonders wertvoll sind solche Drucklegungen dann, wenn, was bei der Entwicklung unserer Großstädte jetzt immer häufiger vorkommt, ältere Kirch- höfe durch Säkularisation verschwinden. So haben sich z. B. die Inschriften des ehemaligen Gottesackers an der Dresdner Frauenkirche in dem Druck- werk erhalten: Joh. Gottfr. Michaelis Dressdnische Inscriptiones und Epi- taphia, welche auf denen monumentis der in Gott ruhenden, so all hier in und außer der Kirche zu unser Lieben Frauen begraben liegen, zu finden. Anderwärts werden derartige Abschriften von Kirchhofsinschriften hand- schriftlich in Bibliotheken aufbewahrt; so existiert z. B. ein Recueil d'epi- taphes de Tournai in der Bibliothek dieser Stadt (Gesch. d. uradl. Hauses Bary 1223 1903, unter Mitwirkung v. F. Cl. Ebrard zusammengestellt v. Heinrich v. Nathusius-Neinstedt, Frankfurt a. M. 1904, S. 293). J. Schmid, Inscriptiones monumentorum quae sunt Stutgardiae, 1640 u. 1656, Ms. Landesbibl. Stuttgart. M.S.Priester, Monumentorum sepulchralium Ansbach 1746. Ms. Probst. Kirchenpflege St. Johann, Ansbach. Epitaphien- buch. Hall, um 1680 (Ms., Ratsarchiv, Schw.-Hall).

Bei Ausbesserungen oder Erneuerungen von Grabsteinen liefen gelegent- lich falsche Angaben unter. Man muß mit derartigen Möglichkeiten immer

x) Grübler, Joh. Sam., Histor. Beschr. d. Kurf. Begräbnisses u. d. gesamten fünf Kirchen zu Freiberg samt denen daselbst befindlichen epitaphiis, Inscriptionibus u. Monumentis, nebst beygefügter kurzer Lebensbeschreibung d. dasigen Patriciorum u. Geschl. in zwei Teilen 1731. 1732 (der zweite Teil unter dem Titel: Ehre der Frey- bergischen Totengrüfte usw.).

a) Gerlach, D. Freiberger Domkreuzgänge MFA 6. 10. 14. 15. 25. 29.

186 Fälschungen von Grabinschriften.

bei alten Grabsteinen rechnen und deshalb sorgfältig prüfen, ob etwa die einzelnen Teile der Inschrift zu verschiedener Zeit eingemeißelt sein können. So ist z. B. die Inschrift auf dem Grabstein der Aichaimer im Kreuzgang zu St. Peter in Salzburg nicht, wie Walz annahm, in einem einzigen Zuge angefertigt, sondern zu verschiedenen Zeiten; bei der einen Jahrzahl hat der Steinmetz, was in Dutzenden von anderen Fällen nachweisbar ist, einen Hunderter unterschlagen, statt 1303 muß es 1403 heißen.1) Fälschungen von ^us (jen Arbeiten von Boeckh, Mommsen, Hirschfeld und anderen Ge-

Orabinschnften. ' '

lehrten ist zu ersehen, daß die Epigraphik mit Fälschungen zu kämpfen hat. Neben den Inschriftenfälschern in großem Stil, wie Ligorio, Boissard. Pratilli, denen es durch ihre umfangreiche Tätigkeit gelungen ist, die latei- nischen Inschriften insgesamt in Mißkredit zu bringen, haben schon seit Jahrhunderten Lokalfälscher ihr Unwesen in bescheideneren Grenzen ge- trieben.2) Auch Grabinschriften wurden gelegentlich gefälscht.3) Ich wähle als Beispiel eine, die 'auf das Fälschertreiben ein interessantes Licht wirft. Dieselbe gehört zu den Machwerken des von bürgerlichen Eltern geborenen Demetrius Rhodocanakis, der sich und seine Vorfahren männlicher Seite an die englischen Paläologen anhängt. Der im Jahre 1636 in England gestorbene Theodor Palaeologos hatte fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter Maria und Dorothea. Rhodocanakis läßt ihn aber noch eine dritte Tochter Theodora haben, diese am 6. Juli 1594 geboren sein und sich am 10. Oktober 1613 zu Neapel in der Peter-Paulskirche mit einem Demetrius Franziskus Rhodocanakis vermählen. Dieser Demeter Franz Rhodocanakis hat einen angeblichen Sohn Konstantin, und dieser ist die genealogische Brücke für die Abstammung des Abenteurers von den Paläologen. Um diese Brücke zu schlagen, erfand Rhodocanakis eine lateinische Grabschrift, die in deutscher Übersetzung also lautet:

„Im Namen des Allgütigen und Allmächtigen Gottes. Hier ruht der hochadlige und sehr weise Prinz Konstantin Rhodocanakis, jüngerer Sohn des sehr vornehmen und erhabenen Prinzen Demeter Franz Rhodocanakis aus dem Stamme der Kaiser von Byzanz und der Durchlauchtigen und gott- seligen Herrin Theodora Palaeologo, der einzigen Tochter, Erbin und Nach- folgerin des hochheiligen und gesalbten Theodors IV. Palaeologos, Erbkaiser des Heiligen Byzantinischen Reiches. Er starb im 54. Jahre seines Lebens,

x) Leonhardt, Ü. Schwierigkeiten bei d. genealog. Verwertung mittelalterlicher Grabsteine, FB 1911.

2) Im Corpus inscriptionum Graecarum sowie im Corpus inscriptionum latinarum sind die gefälschten Inschriften den echten angehängt oder vorangeschickt. Namentlich in Italien ist die Zahl der Fälschungen erstaunlich. Über gallische Inschriftenfälschungen handelt speziell O. Hirschfeld in den Sitzungsberichten der philosophisch-historischen Klasse der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien 1884 Bd. 167.

8) L. Riedl veröffentlicht MAW 1911, S. 2 e. Wappen Gensprunner, das völlig gleich ist demjenigen, das v. Pantz MAW Nr. 340 an e. zu Radstadt befindl. Grabmale des Ruprecht u. Georg Gensprugger beschreibt, in e. Falle muß e. unrichtige Ein- meißelung d. Namens stattgefunden haben.

Fälschungen von Grabinschriften. Wappen auf Grabdenkmälern. 187

am 13. August im Jahre des Heils 1689. Diesen Marmorstein ließ, als Zeugnis ihrer Liebe die trauernde Gattin setzen. Er ruhe in Frieden."

Diese Grabschrift, die sich, wie Rhodocanakis in seiner Lebensbeschrei- bung des Konstantin Rhodocanakis angibt, auf einem Steine in der Nieuwe Kerk zu Amsterdam befinden soll, ist seine eigene freie Erfindung. Weder Grabstein noch Inschrift war jemals am angegebenen Ort vorhanden. Ein Konstantin Rhodocanakis, eben derselbe, dessen Lebensbeschreibung der Demetrius herausgab und dessen Grabinschrift er fälschte, ist eine in der englischen Geschichte bekannte Persönlichkeit. Er war Hofalchimist und Leibarzt des Königs Karl II. von England. Der Abenteurer mußte trachten, seine Abstammung von diesem Konstantin nachzuweisen. Ihn sodann mit dem englischen Palaeologen zu verschwägern lag nahe genug. Unglück- licherweise waren ihm bei diesem Vorgehen aber diejenigen englischen Ver- öffentlichungen über die Paläologen in Cornwall entgangen, aus denen die Vermählung des Theodor Paläologos mit Mary Balls, das Vorhandensein von fünf Kindern aus dieser Ehe und der Tod Theodors auf englischem Boden (1636) auf Grund kirchenbuchlicher Eintragungen klar hervorgeht. Als sie ihm vorgehalten wurden, half er sich zunächst damit, daß er Mary Balls nur für die Geliebte Theodors erklärte, dann, als er sah, daß diese Ehe als eine solche nicht in Abrede gestellt werden konnte, indem er für die byzantinischen Kaiserfamilien das Vorhandensein eines Ebenburtsrechtes behauptete und die Ehe des Theodor Palaeologos mit Mary Balls, weil diese nicht einem gleichen Hause entstammte, als eine unebenbürtige Ehe hin- stellte. Nur auf diesem Wege konnte ja die Behauptung aufrecht erhalten werden, eine Tochter sei seine Erbin und Nachfolgerin (haeres et successor) und diese Tochter sei dessen einzige Tochter (unigenita), wie alles auf dem Amsterdamer Grabsteine stehen sollte. In dieser Amsterdamer Grabschrift ist auch der „sehr vornehme und erhabene Prinz Demeter Franz Rhodocanakis" als „aus dem Stamme der Kaiser von Byzanz" bezeichnet. Die Frage, wie der Abenteurer den fürstlichen Rang seines eigenen Geschlechts begründet, spitzt sich also darauf zu, wie er die vorstehende Rhodocanakissche Abstam- mung „aus dem Stamme der Kaiser" rechtfertigt und herleitet. Er macht dies, indem er einem Andronikos Dukas, der nur einen einzigen Sohn namens Konstantin hatte, einen zweiten Sohn namens Nikephoros andichtet und zum Nachweis von dessen Existenz eine Münze fälscht. (Emile Legrand, Dossier Rhodocanakis, Etüde critique de Bibliographie et d'histoire litteraire. Paris 1895.) (VJH 1910.)

Bei der Beurteilung der Wappen auf Grabmälern *) muß man die Jahr- Wappen auf hunderte verschieden ansehen. Man gab zuerst dem Wappen des Verstor- °™JJjJtk"

!) D. Beste ü. diesen Gegenstand findet man dargestellt v. Leonhard, FB 1910 u. 1912, v. Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg KGV 7, 20, v. Lütgendorff-Lein- burg, Familiengesch., Stammbaum und Ahnenprobe, Frankfurt a. M., 2. Afl. 1910 u. v. Kekule v. Stradonitz, Ahnenproben auf Kunstwerken, D.Zukunft, 10. Jg., Nr. 42 v. 19. H. 1902, wieder abgedruckt in seinen Ausgewählten Aufsätzen I 1905, S. 253 ff. Interessantes hier einschlagendes Material findet man in Salvers „Proben des hohen

188 Ahnenproben auf Grabdenkmälern.

benen das seiner Gattin und seiner Mutter mit oder, wenn er unvermählt starb, das seines Vaters. Dieses System hat man schon zu Ende des 14. Jahrhunderts durch Hinzufügung weiterer Schilde angeheirateter Frauen entweder zu einer Filiation im Mannesstamme oder aber zu einer Art von Ahnenprobe erweitert.

Ahnenproben Noch schwieriger wurde die Bestimmung der Reihenfolge der Wappen,

dermalem. als man anfing, die Wappen von 8 oder 16 Ahnen auf Denkmälern anzu- bringen. Zwar die Zählung der Ahnenquartiere richtete sich nach der in den Reichsstiftern. Aber es gab sehr verschiedene Arten, nach denen man die gezählten Wappen zu stellen pflegte. Welches die häufigste Stellung sei, darüber weichen die Angaben von Bucelin1), Hattstein'2), Estor3) und von Neumann4) voneinander ab. Bei 8 Ahnen war hauptsächlich diejenige Stellung beliebt, bei der links vom Sarg die ungerade zu zählenden Wappen stehen von 1 7, gegenüber die von 2 8, so daß die Nummern 7 8 zu unterst zu liegen kommen. Auf einzelnen Denkmälern ist eine ganz eigene Reihenfolge der Ahnen beobachtet. Bei anderen ist man im Zweifel, ob dieselbe absichtlich gewählt worden ist oder ob sie auf einem Irrtum beruht. Auf anderen stehen die Wappen wie willkürlich.

Bei 16 Ahnen nahm man gern die Nummern 1 und 2 über das Haupt der Leiche, Nr. 15 und 16 zu Füßen, die ungeraden Nummern 3 13 links, die geraden 4 14 rechts von der Leiche. Doch finden sich so zahlreiche Abweichungen, daß die richtige Lektüre einer nicht durch Inschriften erläu- terten gemeißelten Wappentafel oft zu den größten Schwierigkeiten gehört. An strenge Regeln scheint sich das Kunsthandwerk der früheren Jahrhunderte in dieser Richtung nur dann gehalten zu haben, wenn es unter eine genaue Aufsicht genealogischer Sachverständiger gestellt war. Die Erfahrung lehrt leider, daß dies nicht allzuhäufig der Fall war.

Bei Ahnenproben auf Grabmälern ist noch ein wichtiger Unterschied zu beobachten. Die ältesten Darstellungen beziehen sich, wenn man das übliche Ahnentafelschema anwenden will, nicht etwa auf den Verstorbenen, sondern auf einen, vielleicht nur gedachten Sohn des Stifters. Einen Um- schwung brachte das 15. Jahrhundert; seitdem handelte es sich regelmäßig

Teutschen Reichs-Adels" Würzburg 1775 u. bei Rudolphi, Heraldica curiosa (2. Afl. 1718). In Betracht kommen ferner u. a. Lorenz, Lehrb. d. Genealogie 208 ff. Kr oll mann', D. Ahnen d. letzten Grafen v. Hoya. E. Beitr. z. Beurteilung v. Ahnen- wappen auf Grabdenkmälern u. v. Ahnenproben f. Domstifte, Jubiläumsschr. des Ro- land, yer. z. Förderung der Stamm-, Wappen- u. Siegelku. 1912, S. 35—54; Macco, Saxa loquuntur, ebd. S. 55—67; Buhmann, Fr., Wenig bekannte heraldische Kunst- schätze in der Münsterkirche zu Hameln a. d. W., HMK 1911.

x) Bucelini, G., Germania Topo-, Chrono-, Stemmatographica sacra et profana. Pars altera. Genealogica Germaniae notitia. Partis «ecundae pars tertia.

8) Hattstein, D. H. v. u. zu, D. Hoheit d. teutschen Reichsadels Explicationes sd».

3) Estor, J. G., Praktische Ahnenprobe S. 457.

4) Neumann, J. F. W. de, Meditationes juris principum de jure personarum illustrium earumque ministris. Lib. II, Tit. XII, S. 182 ff

Literatur über Grabdenkmäler. 189

um Ahnenwappen des Verstorbenen oder um eine beiderseits gleichmäßig ausgestaltete Ahnenprobe für ein Ehepaar.1)

Die gedruckte Literatur über unsere Grabdenkmäler ist so groß, daß es unmöglich ist, Vollständigkeit auch nur annähernd zu erreichen. Trotz dieser reichen Literatur ist aber viel Material noch nirgends veröffentlicht. Ich verzeichne die folgenden Arbeiten:

Amrhein, August, Beitr. z. fränkischen Epitaphienliteratur. Arch. d. Histor. Ver. v. Unterfranken u. Aschaffenburg, Würzburg 1904, S. 187 ff.

Ankert, Hnr., Grabinschr. v. alten Friedhof in Leitmeritz, Mtlg. d. Ver. f. Gesch. der Deutschen in Böhmen XLVIII, 1910, Nr. 3.

Arnswaldt, Werner Constantin v., Einige Inschr. u. Wappen v. Epitaphien in Stift Obernkirchen u. Bückeburg, DH 37 d. Drs., Grabmal des Bartold Busse, FB 1910, 1; drs., Grabinschr. d. luth. Kirche in Rinteln, DH 41; drs., Aufschr. u. Wappen d. Särge in d. Krypta d. Stiftsk. zu Fischbeck, DH 41.

As coli, Iscrizioni inedite o mal note, Greche, Latine, Ebraiche di antichi sepolcri Giudaici edite e illustrate da G. J. Ascoli. Con otto tavole fotolitografiche. Torino e Roma 1880. Dazu H. Graetz, D. alten jüdischen Katakombeninschr. in Süditalien, Monatsschr. f. Gesch. u. Wft. d. Judent. 29. Jg. 1880, S. 433-451.

Atlas, Kunsthistorischer. X. Abt. Sign. v. Abb. mittelalterlicher Grabdenkm. aus d. Ländern d. österreichisch-ungarischen Monarchie. Mit 108 Tfl. Wien, Anton Schroll & Co.

Bach, Max, D. fürstl. Württemberg. Epitaphien u. Denkm. in d. Stiftsk. zu Stutt- gart, WJOB 7. Drs., D. Grabdenkm. u. Totenschilde d. Münsters zu Ulm, WVL 1893; dazu DH 30, S. 41.

Bar big, Fr., Grabstein d. Karl Heinrichs v. Eickstedt btr. Leininger Geschichtsbl. 7, 9. 1908.

Bardeleben, C. v., Einiges ü. d. Grabdenkm. d. St. Marien-Domk. zu Fürsten- walde an d. Spree, DH 1902, S. 170 ff.

Bartels, C. v., Einiges ü. d. Grabdenkm. d. St. Mariendomk. zu Fürstenwalde an d. Spree, DH 33.

Becke-Klüchtzner, E. v. d., Grabstätten adel. Personen auf d. Gottesäckern zu Baden-Baden u. Lichtenthai bei Baden-Baden, VJH 13.

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v. Oppell, Die von Raußendorff sehen Grabsteine auf d. Kirchhofe zu Tillen- dorf bei Bunzlau, DH 27; D. genealog. Schätze d. evangel. K. zu Heyersdorf, Kr. Fraustadt, DH 27; Drei Grabdenkm. aus schlesischen u. niederlausitzischen Kirchen, DH 32.

Ow, Anton Frhr. v., Einige Grabinschr. aus Deggendorf u. Umgegend, NBV31.

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!) Vgl. Macco, D. jülichsche Geschl. v. Werth (mit Stammtfln.), ANR 78. Kaspar Keller, Zur Familiengesch. des Johann v. Werth, ANR 75. E. v. Oidtman, Das Linnicher Geschl. van Weyrdt. Einleitung z. Familiengesch. des Johann v. Werth, ANR 73.

13*

196

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Zahlreiche „Friedhof-Notizen" finden sich in allen Bänden des Monats- blattes der K. K. Herald. Gesellscn. „Adler4 in Wien. Ober Holland existiert ein allerdings mangelhaftes Inventar der noch jetzt vorhandenen Grabsteine: „Nederland in steen en beeld" veröffentlicht von R. P. van den Bosch. Die Werke über die Geschichte oder Altertümer einzelner Städte oder Gegen-

1 98 Ahnenproben auf Werken der bildenden Kunst.

den enthalten manches einschlagende Material. Beispielsweise sei genannt Cesnola, L. di, Cypern, seine alten Städte, Gräber und Tempel. Deutsch mit Vorwort von G. Ebers. 2 Bde. Mit über 500 Holzschn., 96 Tafeln usw. Jena 1879.

Viele Grabsteine sind in staatliche Museen oder in die Sammlungen von Geschichts- und Altertumsvereinen gelangt. Eine Menge derselben ist in den Veröffentlichungen, insbesondere in den Jahresschriften dieser Vereine besprochen; häufig sind diese Denkmäler in dieser periodischen Literatur auch abgebildet. Ahnenproben Nicht selten findet man auf Werken der bildenden Kunst Ahnenproben1)

bildenden Kunst, dargestellt, aber meist nur den heraldischen Teil derselben, also nur die Wappen, manchmal unter Hinzufügung des Familiennamens. Die Vornamen der Personen wurden gewöhnlich weggelassen. In einem solchen Fall findet man also, entsprechend der Zusammensetzung der Ahnenproben, die Familien- wappen stets in bestimmter Anzahl, nämlich 2, 4, 8, 16, 32 usf. Denn jeder Mensch hat bekanntlich 2 Eltern, 4 Großeltern, 8 Urgroßeltern, 16 Ur- urgroßeltern, 32 Urururgroßeltern usf. Diese dem Heraldiker ganz geläufige Erscheinung ist den Kunstverständigen und Kunsthistorikern heutzutage meist ziemlich unbekannt; und doch bieten solche Wappengruppen die Möglich- keit, die Herkunft und Entstehungszeit, aber auch die Fälschung eines Kunst- werkes festzustellen.

Wenn auf einem Werk der bildenden Kunst und des Kunstgewerbes älterer Zeit Wappen in der Zahl 4, 8, 16, 32 usw. auftreten, so ist in erster Linie zu vermuten, daß auf dem Kunstgegenstand das Ahnenwappen des Stifters oder Herstellers bis zu einer gewissen Ahnenreihe hinauf angebracht sind. Bei Kunst- und Lokalhistorikern findet man nicht selten die irrige Annahme, das Vorkommen von z. B. 8 Ahnenwappen auf einem solchen Kunstwerk lasse darauf schließen, daß dieses auf Kosten von 8 verschiedenen adeligen Personen hergestellt sei, deren Nachbarschaft alsdann vermutet wird. Dabei bleibt es dann oft rätselhaft, wie Mitglieder der 8 adeligen Familien in die Gegend, um die es sich handelt, gekommen sein sollen. Sobald man aber erkannt hat, daß es sich um eine Ahnenprobe handelt, entfällt der Gedanke, es handle sich um Personen einer und derselben Gegend, von selbst.

Die Ermittelung der Personen, deren Ahnenprobe auf dem Kunstgegen- stande durch die Wappen zum Ausdruck gebracht ist, und der Namen all dieser Ahnen gehört zu den schwierigsten Aufgaben der wissenschaftlichen Genealogie. Vorbildlich ist sie gelöst worden von Hermann Hahn in einer Abhandlung „Die Brunnenschale in der Burgruine Nannenstein bei Landstuhl" VJH, 26. Jahrg., 1898, S. 154ff. Nannenstein ist die Feste, in der am 7. Mai 1525 Franz von Sickingen starb. Da gibt es eine Brunnenschale mit 8 Wappen. Die Formen der Schale und der Wappen zeigen, daß sie der

') Das Folgende nach Kekule von Stradonitz, Ahnenproben auf Kunstwerken. L>. Zukunft, Jg. 10 (1902), Nr. 42, wieder abgedr. in Ausgew. Aufs. I, 1905, S. 253 ff.

Ahnenproben auf Werken der bildenden Kunst. 199

letzten Hälfte des 16. Jahrhunderts angehört. Abgesehen von der Zahl 8, wird schon deshalb, weil die 8 Wappenschilde sich bei näherer Betrachtung als 4 Paare von Wappenschilden darstellen, ersichtlich, daß es sich auf dieser Brunnenschale um eine heraldische Ahnenprobe zu 8 Ahnen oder um zwei solche zu je 4 Ahnen handelt. Hahn hat mit einem großen Aufwand von Gelehrsamkeit auf das scharfsinnigste den Beweis geführt, daß es sich auf der Brunnenschale von Nannenstein um die Ahnenwappen des Franz Konrad von Sickingen und seiner zweiten Gemahlin Alverta von Milendonk dreht. Hier liegen also tatsächlich zwei Ahnenproben zu je 4 Ahnen vor. Da dieses Paar im Jahre 1556 die Ehe schloß, so ergibt sich, daß der Brunnen sicher nicht vor diesem Jahre errichtet worden ist. Da aber Alverta Konrads zweite Ehefrau war und diese zweite Ehe kinderlos blieb, während Franz Konrad aus erster Ehe lebende Kinder hatte, so ergibt sich weiter der Schluß, daß er aus Rücksicht auf seine Kinder erster Ehe, sobald die zweite Frau verstorben war, keinen Brunnen mehr herstellen lassen konnte, der nur mit den Ahnenwappen seiner zweiten Gemahlin ge- schmückt war und nicht auch die Ahnenwappen der ersten Frau trug. Da jene am 25. September 1564 starb, kann der Steinmetz nicht mit der Her- stellung des Brunnens nach ihrem Todestage beauftragt worden sein. Die Brunnenschale ist also zwischen 1556 und dem 25. September 1564 in Auf- trag gegeben worden. Das lehren uns die Wappen und deren Anordnung. Nicht allzuschwer wird es in der Regel sein, zu erhärten, wo die Ahnen- probe anfängt. Sind 8 Wappen auf einer Abendmahlskanne angebracht, so wird man annehmen können, daß die Ahnenprobe an der einen Seite des Henkels beginnt und an der anderen Seite endigt. Denn der Künstler wird die Wappen nicht so angeordnet haben, daß der Henkel der Kanne die Ahnenprobe zerschneidet. Einen weiteren Fingerzeig gibt der Umstand, daß man die Wappen eines Ehepaares und die darüberstehenden Helme, wenig- stens in der guten Zeit der Heraldik, einander zuzuneigen pflegte. Die Wappenbilder durften einander nicht den Rücken zukehren. So erkennt man wenigstens die zueinander gehörenden Wappenpaare, also Ehepaare, und kann bald feststellen, daß 8 oder 16 Ahnenwappen aus 4 oder 8 Ehewappen- paaren bestehen und welchen Familien diese Ehepaare angehören. Hat man weiter keinen Anhaltspunkt, so muß man nun allerdings an die Genealogien der Familien herantreten und aus der nach dem Stil des Kunstwerkes in * Betracht kommenden Zeit zu schließen versuchen, welche ehelichen Verbin- dungen es zwischen je zwei der Familien gab.

Wenn 2 Wappen auf einem Kunstwerk durch Anordnung, Gegeneinander- stellung, Unterbringung unter denselben Helm oder unter dieselbe Krone zweifellos als Ehewappen gekennzeichnet sind, und wenn es sich nachweisen läßt, daß es eine eheliche Verbindung zwischen den beiden Familien, deren Wappen vorliegt, nie gab, dann liegt eine Fälschung vor. So wurde vor einiger Zeit in Berlin eine gemalte Glasscheibe mit den beiden Wappen zweier sehr vornehmer Adelsfamilien zu hohem Preise versteigert. Das Wappenpaar mußte nach der Anordnung ein Ehewappen sein. Eine eheliche

200 Kirchenglocken.

Verbindung war zwischen den beiden Familien nachweislich niemals ge- schlossen worden. Die Genealogie beider Familien kann als völlig aufge- klärt gelten, so daß es sich um ein unbekanntes Ehepaar nicht handeln kann. Die Wappenscheibe war also unzweifelhaft eine Fälschung.

Vor einigen Jahren wurde dem Kammerherrn Dr. Kekule von Stradonitz ein Messingkasten zur Prüfung der Echtheit vorgelegt. Auf dem Deckel war ein großes Wappen der bekannten Familie von A., auf den vier Seiten waren zusammen 8 andere Wappen eingegraben. Aus dieser Anordnung war zu schließen, daß die 8 kleineren Wappen eine Ahnenprobe zu 8 Ahnen eines Mitgliedes der Familie von A. sein sollten. Kekule von Stradonitz konnte feststellen, daß in der Familie von A. eine Ehe, welche die aus den 8 an- gebrachten kleinen Wappen ersichtliche Ahnenprobe ergeben konnte, nie ge- schlossen war. Alle denkbaren Möglichkeiten wurden berücksichtigt. Ver- gebens. Da das Messingkästchen selbst echt schien, mußte also wenigstens die Gravierung gefälscht sein. Durch diese Gravierung wäre, wenn sie echt war, der Wert des Kästchens verzehnfacht worden. Kekule von Stradonitz gelangte auf diesem rein genealogisch-heraldischen Wege zu der Überzeugung, daß eine Fälschung vorliege, und konnte die Familie von A., der das Käst- chen zu hohem Preis zum Kauf angeboten wurde, vor beträchtlichem Schaden bewahren. Bald darauf hatte er die Genugtuung, daß ein Kenner, Professor Emil Doepler der Jüngere, auf Grund der übrigen Ornamente, die in das Kästchen eingraviert waren, die Fälschung als zweifellos erkannte. Diese Ornamente waren nämlich nach einer Ornamentvorlage getreulich kopiert, die erst in unseren Tagen entdeckt worden und in der Zeit, aus der das Messingkästchen selbst stammte, völlig unbekannt war. Kirchengiocken. Auch die K irchengloc ken1) bieten durch ihre Inschriften Material,

das dem Familienforscher nützlich werden kann. So heißt es auf der Rück- seite der Jesus-Glocke in der katholischen Kirche zu Weimar2):

1891 In Gottes Namen floß ich, Heinrich Ulrich in Apolda goß mich, Pfarrer Jüngst in Weimar

kaufte mich von frommen Gaben, Und taufte mich.

i) Otte, H., Glockenku., 1858. 2. Afl. Leipzig 1884. Vgl. bs. S. 80ff. Schu- bart, F.W., D. Glocken im Herzogt. Anhalt. Beitr. z. Gesch.- u. Altertumsku. Anhalts. Mit 300 Abb. Dessau 1896. Herrn. Wrede, Die Glocken d. Landkr. Lüneburg. Lüne- burger Museumsbl. 1909 (Lüneburg). Hnr. Bergner, Zur Glockenku. Thüringens (Jena 1896, SA aus VKR V, 127 ff.) enthält auch ein alph. Glockengießer-Verz. Smed- dingk, Erste chronologische Glockengießer- Reihe, im Organ f. christl. Kunst, 1858, Nr. 13 21. Wernicke, E., Lothringische Glockengießer in Deutschland, JBL III, 401 u. IV, 2. de Marsy, Lothringische Glockengießer in Holland, im Journal de la societe d'archeologie lorraine. Nancy 1886. Hamburger Glockengießer, in Mtlg. d. Ver. f. Hamburger Gesch., Bd. II u. IV. Liebeskind, Literatur z. Glockenku., DGB IV, 232 ff.

9) Habbicht, H., Weimars Kirchenglocken in „Deutschland. Weimarische Landes- zeitung". 57. Jg. 1905, Nr. 162 ff.

Kirchenglockcn. Familiengeschichte und Heraldik. Quellen der Heraldik. 201

Allerdings finden sich historische Notizen keineswegs auf allen Glocken. Gebetsformeln, Bibelsprüche, Namen einzelner Heiligen, magische Zeichen, durch die man die Kraft der geweihten Glocken zu verstärken meinte, und Inschriften, die sich auf die Bestimmung der Glocken beziehen und worin letztere redend eingeführt werden, meist in Versen, entbehren des familiengeschichtlichen Momentes. Die geschichtlichen Notizen auf Glocken beschränken sich in ältester Zeit auf die Namen oder die Dedizierung der Glocke und etwa den Namen des Donators. Auf einer Glocke zu Gilching in Oberbayern steht außer den zauberkräftigen und vielleicht absichtlich ver- kehrt geschriebenen Namen der vier Evangelisten: Arnoldus sacerdos de Giltekin me fundi fecit, und dieser Priester findet sich in Urkunden von 1162 1194 erwähnt.1). Die Glockengießer nennen sich seit dem 14. Jahr- hundert. Im Laufe des 15. Jahrhunderts kommen die ersten Beispiele sehr ausführlicher historischer Inschriften vor, welche die früheren Schicksale der Glocken erzählen, die Namen der Paten, der Regenten und Kirchenpatrone, des Ortsgeistlichen, der Kirchen- und Gemeindevorsteher mit allen Titeln enthalten. Auch in den östlichen Gebieten fand die Sitte, außer Bibelsprüchen und Heiligen gelegentlich auch profane Personen zu nennen, Eingang. So erwähnt Heinrich Kleinwächter, Die Glockeninschriften in der Provinz Posen, ZHGP 15, 1900, S. 39, die Inschriften: „Generosus dominus Kristoforus Micielski me fieri fecit Generosa Anna de Solkowo Micielska" (1604) und: „Generosi Stanislai Bronikowsky cura et sumtibus"^(1635).

Familiengeschichte und Heraldik.

EICH und mannigfaltig sind die Quellen der Heraldik.2) In Siegeln, Quellen auf Münzen, auf Grabsteinen3), in Fenstern4), an den Toren der der Henüdik- Burgen und Häuser, an Pfeilern der Hallen oder im Schmuck der Decken, kurz, auf den verschiedensten Gegenständen brachte man das Wappen, das in seiner farbenprächtigen Erscheinung auch eine beliebte Dekoration bildete6), zur Darstellung, bald vollständig, bald nur einzelne

J) Auf mittelalterl. Glocken sind Angaben von Namen deutscher Familien selten. So kommt z. B. auf d. v. Größler, „Glocken des Mansfelder Seekreises u. die älteste mit der Jahreszahl ihrer Entstehung versehene Glocke Deutschlands" (ZHV 11, 26 ff.) behandelten Glocken keine einzige deutsche Familie vor.

2) Z. Einführung in d. Heraldik sind zu empfehlen: Hildebrandt, Ad. M., Wappenfibel, wiederholt aufgelegt, z. B. 7. Afl., Frankfurt a. M. 1909. Sacken, Ed. Frhr. v., Grundzüge der Wappenkunde, in Webers Illustrierten Katechismen, desgl., z. B. 7. Afl. 1905. F. Warnecke, Herald. Handb. Mit 318 Abb. nach Handzeich- nungen v. E. Doepler d. J., 8. Afl., Frankfurt a. M. 1893. H. G. Ströhl, Heraldi- scher Atlas, e. Sammlung v. herald. Musterbl. f. Künstler, Gewerbtreibende sowie f. Freunde d. Wappenkunde, Stuttgart 1899. E.A. Stückelberg, D.Wappen in Kunst u. Gewerbe (2. Afl., Leipzig 1906); d. erste Teil enthält e. allgemeine Darst. d. Grund-

[Fortsetzung der Anmerkungen auf S. 202 u. 203.]

202 Quellen der Heraldik.

Teile, Schild oder Helm oder auch nur das Wappenbild. Die Heraldik ist jetzt nicht mehr, wie früher, nur ein Zweig der Diplomatik oder eine histo- rische Hilfswissenschaft; sie gehört auch nicht nur als ein wichtiger Be- sätze d. Wappenkunde. Der Artikel „Heraldik" von Erich Gritzner im „Grund- riß der Geschichtswissenschaft", hrsg. von Aloys Meister (Leipzig, Teubner), I2 1912. Carl Ritter von Mayer, Herald. ABCb., München 1857 (in d. Kritik zu weit gehend). K. E. Graf zu Leiningen-Westerburg, Herald. Sitten u. Un- sitten usw. 1884. Meine Arbeit: Ü. Heraldik, in d. Wissenschaftl. Beil. d. kgl. Leipziger Zeitung 1908. Ströhl, H. G., Deutsche Wappenrolle, Stuttgart 1897. Drs., Öster- reichisch-ungarische Wappenrolle, Wien 1890. Drs., Herald. Vorlagen, Stuttgart 1900. Drs., Staatsheraldik, in Kunst u. Kunsthandwerk hrsg. v. K. K. Österr. Museum f. Kunst u. Industrie, vgl. DH 1910, S.U. Bernd, Chr. Sam. Theod., Allgemeine Schriften- kunde d. gesamten Wappenwft., mit beurteilenden u. anderen z. Bücher- u. Gelehrten- gesch. gehörenden Bemerkungen u. Nachweisungen. 4 Teile. Bonn 1830 41. Gritzner, M., Handb. d. herald. Terminologie in zwölf (germanischen u. romanischen) Zungen, enthaltend zugleich d. Hauptgrundsätze d. Wappenkunst. Nürnberg 1890 (= Siebmachers Wappenb., Einleitungsbd., Abteilung B) 325 Seiten, groß-4 mit 36 Tafeln. Dieses Werk ist d. beste d. Lexika d. heraldischen Kunstsprache alter u. neuer Zeit u. bringt insbes. auch e. Erläuterung derj. Ausdrücke, die durch d. Ver. „Herold" jetzt d. größte Verbreitung gefunden haben. D. gut ausgeführten Tafeln sind, zusammen mit d. beigeg. „Erklärungen" u. d. ausführlichen Text d. Buches selbst, geeignet, auch d. Laien auf herald. Gebiete in dasselbe näher einzuführen. D. Ver. „Herold" gebührt d. Verdienst, durch jahrelang fortgesetzte, konsequente Bemühungen wesentlich z. systematischen Ausbildung d. Terminologie beigetragen zu haben. Hierdurch ist e. überaus wertvolle Grundlage f. d. einheitliche Ausgestaltung u. Rezeption d. herald. Kunstsprache geschaffen worden. Es läßt sich indessen nicht verkennen, daß diese Terminologie teilweise gekünstelt, allgemein gar nicht u. nur d. wohlbewanderten Spe- zialisten verständlich ist. Es wird daher neuerdings von mehreren Seiten auf e. wirk- lich praktische Blasonierungsmethode u. e. allgemeinverständliche Terminologie unter Aufgabe eines Teiles der durch den Verein „Herold" eingeführten Kunstausdrücke be- sonderes Gewicht gelegt. Vgl. Josef Ritter v. Bauer, Ü. d. notwendige Planmäßig- keit heraldisch-genealogischer Forschung u. Quellenpublikation, MAW 1907, wiederholt nachgedruckt, z. B. als besondere Beilage z. DH 1907, Nr. 12. Kürzere herald. Lexika sind: Querfurth, C. O. v., Kritisches Wörterb. d. herald. Terminologie, Nördlingen 1872. A. u. G. Ortlei, Handwörterb. d. mehr od. weniger gebräuchl. herald. Aus- drücke. — Wappenbeschreibungen findet man in: Kneschke, E. H., D. Wappen d. deutschen freiherrl. u. adeligen Familien in genauer, vollständiger u. allgemein ver- ständl. Beschreibung. 4 Bde. Leipzig 1855—57. Aus früherer Zeit: Meding, Chr. F. A. v., Nachr. v. adelichen Wapen [sie!]. 3 Bde. Hamburg 1786—1791. Estor, Jo. Geo., V. d. kunstmäßigen Beschreibung der adelichen Wapen [sie!]; mit Wappen- beschreibungen, in seiner Practischen Anleitung zur Ahnenprobe. Marburg 1750, S. 325 391. D. besten Blasonierungen in d. heute üblichen Form findet man in Gritz- ners Standeserhebungen u. Gnadenakte deutscher Landesfürsten.

3) Wie reich das hier einschlagende, zum Teil noch nicht veröffentlichte Material ist, kann man beispielsweise ersehen aus d. Arbeiten: D. Bronzeepitaphien d. Friedhöfe v. Nürnberg von Gerlach und Bosch, Wien 1896ff. Bosch, Katalog d. im Germanischen Museum befindl. Bronzeepitaphien d. 15.— 18. Jht. Nürnberg 1891. Lind, Atlas kirchl. Denkmäler im österreichischen Kaiserstaat, Wien 1872 (Abteilung 10 enthält 566 verschiedene Grabmäler von 1142 ab). Gerlach, Totenschilder u. Grab- steine, Wien 1896. Lind, D. Totenschilde, im Österr. Jb., hrsg. v. österr. Volks- schriften-Verein in Wien I, Salvatorgasse 12, VIII. Jg. 1884. E. A. Stückelberg, D. Wappen in Kunst u. Gewerbe, Zürich 1901, 2. Afl., Leipzig 1906. Ad. M. Hilde- brandt, Heraldisches Musterb. f. Edelleute, Kunstfreunde, Architekten usw., Berlin

Quellen der Heraldik. 203

standteil der Ornamentik nur der bildenden Kunst an; die Industrie, dieser Angelpunkt unseres nationalökonomischen Zeitalters, hat sich ihrer bemächtigt und verwendet sie mit Gewinn.6)

1897; drs., Heraldische Meisterwerke in d. Heraldischen Ausstellung zu Berlin, Berlin 1882. Katalog der Heraldischen Ausstellung in Milau 1903. Mitau, gedruckt bei J. F. Steffenhagen u. Sohn. Lion, I. M., Heraldieke Modellen, 'sGravenhage 1899 (vgl. DH XXVI, 1895, S. 38). H. Th. vonKohlhagen, D. Heraldik an äußeren Bam- berger Bauten, u.: D. Bedeutung d. Heraldik (beides zu beziehen vorn Verfasser). Streit, A., Album histor.-herald. Altertümer u. Baudenkmäler d. Stadt Bern. Bern 1848—52. Reiches Material enthalten auch d. Inventarisationswerke d. Bau- u. Kunstdenkmäler. Ü. diese Werke gibt e. gute Übersicht E. Polaczek, DGB I, 1899, S. 270 ff. Weitere spezielle Literatur wird in d. Abschnitt ü. d. monumentalen Q. d. Familiengesch. verzeichnet. E. gute, knappe Übersicht ü. d. geführten Wappen gibt Rietstap, J. B., Armorial general.

4) H. Meyer, D. schweizerische Sitte d. Fenster- u. Wappenschenkung v. 15. bis 17. Jht., 1884. W. Wortmann, Oberdeutsche Wappenscheiben, in Archives Heral- diques Suisses, XXI, 1907, Zürich, Schultheß & Co.

5) Hausen, Freiherr v., D. Heraldik im Sinne v. Ornamentik, 1879. Drs., D. Heraldik u. d. modernen Fälschungen auf d. Gebiete des Waffenwesens, ZHW Bd. 2 (führt aus, inwiefern d. Heraldik z. Aufdeckung v. Fälschungen auf d. Gebiete d. Waffen- wesens gedient hat od. dienen kann). Zell er, D. herald. Ornament in d. Baukunst, Berlin 1903. H. Luchs, D. Heraldik e. Hilfswft. d. Kunstgesch., Breslau 1864. Lüdecke u. Schultz, in d. Zeitschr. f. Bauwesen, Berlin 1864. Biedermann, Frhr. v., Anleitung z. praktischen Darst. u. Ausführung herald. Ornamente f. d. gesamte Kunstgewerbe (Zeitschr. d. Kunstgewerbever. in München, 1885). Grenser, Alfred, D. Künstler im Dienste d. Heraldik, Wien 1876. Drs., Ü. d. gewerbl., ornamentale u. dekorative Anwendung d. Wappen (Bl. f. Kunst u. Wft., Wien 1866, Nr. 1—3). Hildebrandt, Herald. Alphabet, 2. Afl., Frankfurt a. M., Heinrich Keller. Drs., Herald. Musterb. (44 Seiten Text mit 48 Tafeln, Berlin 1897). Doepler d. j., E., Herald. Formenschatz, Herald. Kunstbl. aus d. 15. Jht. bis in d. neueste Zeit, Berlin 1898. Hohenlohe-Waldenburg, F. K. Fürst zu, D. herald. Styl, Kupferzell 1881. Hrachowina, Karl, Wappenb. f. Kunstjünger u. Kunsthandwerker, Wien 1883. Otto, R., Herald. Skizzen, Berlin, Selbstverlag d.Verf. Warnecke, Kunstbl., 2. Afl., Görlitz 1891, u. Warnecke, Musterbl. (heraldische) f. Künstler u. Kunstgewerbtreibende, 2. Afl., Berlin 1880, enthalten Reproduktionen d. schönsten heraldischen Stiche u. Hand- zeichnungen aus d. 15. bis 17. Jht. Stiassny, R., H. Baidung Grien. Wappenzeich- nungen in Coburg. E. Beitr. z. Biographie d. oberrhein. Meisters. Wien 1896. Clericus, Ludwig, Vorlagen f. Wappenstickerei auf Canevas, Dresden 1887. Über das ungarische Wappenwesen hat das groß angelegte Werk begonnen zu erscheinen: Magyarorszäg Cimeres Könyve (über armorum Hungariae). Ungarisches Wappenbuch. Verlag von Gebr. Vogt, Papiermühle S.A. Es ist beabsichtigt, nach und nach sämtliche Wappen Ungarns (ca. 25000) in Fünffarbendruck erscheinen zu lassen. Ü. d. japa- nische Heraldik sind zu vergleichen: Ströhl, H. G., Japanische Familien-Zeichen, DH 41; drs., Einiges ü. d. Wappenwesen d. Japaner, DH 35; drs., Japanische Stempel (Siegel) m. Handzeichen, JAW 1910; drs., Imitationsfiguren der japanischen Heraldik (Mtlg. d. Seminars f. orientalische Sprachen zu Berlin, Jg. XIII, Abt. I. Ostasiatische Studien, Berlin 1910). Vgl. auch Spörry, Hans, D. Stempelwesen in Japan. Zürich 1901. „Bunsei bukan" (Spiegel der Büke od. Krieger aus d. Nengo od. d. Periode Bunsei, 1818—1829). „Kayei bukan" (Spiegel d. Krieger aus d. Nengo Kayei, 1849 bis 1859). „Irohabiki moncho" (Wappenb. nach d. Iroha, d. h. nach d. japanischen Al- phabet geordnet), mit 1314 Wappen (1881). „Kodai moyo. Koeki moncho" (Muster aus alter Zeit. Vermehrtes Wappenb.) mit 2340 Wappen (1891).

«) Grote, Münzstudien 3, 1863, S. 408.

204 Quellen der Heraldik.

Während im 1 8. Jahrhundert allenfalls Petschaftstecher und Maler der Ahnentafeln sich mit Darstellung der Wappen beschäftigten, wird jetzt die Tätigkeit nicht bloß etwa der Graveure und etwa noch der Steinmetzen, sondern auch der Emaillemaler für Ordenszeichen und Bijouterien, der Por- zellanmaler für Vasen, Tassen und Pfeifenköpfe, der Lackierer für Wagen und Firmenschilder, der Gürtler für Livreeknöpfe der Stempelschneider für Stempel zum Stempeln des Briefpapiers, der Weber für Wandteppiche, Tisch- decken und Servietten, der Posamentierer für Livree- und Kutscherborten, der Buchbinder für Prachtbände, der Zinngießer für Sargverzierungen, der Litho- graphen für Visitenkarten, der Stickmusterzeichner für zahllose Hochzeits- und Geburtstags- geschenke an Rückenkissen oder Portefeuilles, der Maler zur Anfertigung von Fahnen für jede Stadt, jeden Flecken, jedes Dorf, dessen Deputierte an irgend einem Kongresse teilnehmen sollen, der Architekten zur äußeren und der Tapezierer und Dekorateure zur inneren Verzierung der Gebäude aller Art und vieler anderer Gewerbtreibender von der Heraldik in Anspruch genommen.

Früh war man bestrebt, heraldische Darstellungen zu kopieren. Von dem löblichen Bestreben, Siegel abzuzeichnen, gibt manches Kopialbuch Zeugnis. Ein Abt des Klosters Waldsassen ließ sogar die ältesten und wich- tigsten Wappensiegel in Farben ausführen. In glücklicher Stunde traf man in Waldsassen diese Vorsichtsmaßregel; denn jetzt fehlt der eine Teil der Siegel, der andere aber ist meist in einem Zustande, der Bild und Le- gende nur schwer mehr erkennen läßt. Das Bestreben, wertvolle Hand- schriften zu illustrieren, hat manch wichtige heraldische Überlieferung be- wirkt. So begegnen wir z. B. zahlreichen Wappenschilden und Bannern mittelalterlicher Geschlechter im Codex Balduini Trevirensis über die Rom- fahrt des Kaisers Heinrich VII. Die bunte Pracht der Wappen brachte diesen viele Liebhaber und auch Sammler. Unter den ältesten Wappensammlungen1) ist die Züricher Wappenrolle besonders berühmt. Sie stammt entweder aus dem Ende des 13. Jahrhunderts oder erst aus der ersten Hälfte des 14. und ist nicht nur ein kostbarer Schatz für alle Freunde der „edlen Heroldskunst",

*) E. Übersicht ü. d. Wappenrollen bis z. Beginn d. 16. Jht. hat E. Gritzner ver- öffentlicht in seiner Abhandlung „Heraldik" in A. Meisters Grundriß d. Geschichtswft., la 1912. Vgl. Bach, Ü. einige Wappenhandschr. d. 15. Jht. u. ihr Verhältnis zu- einander, DH. 1900, S. 120 ff. Die vollständigste Übersicht ü. d. Wappensammlungen d. 14. u. 15. Jht. bietet F. K. (d. i. Fürst F. K. v. Hohenlohe-Waldenburg) in d. Beil. zu seinem Buche: D. herald. Pelzwerk (1867) u. in d. Abhandlung Verzeichnis gemalter Wappen aus d. Zeit vor 1500 im Anz. f. Kunde d. deutschen Vorzeit, 1867, S. 172ff. Herzberg-Fränkel,D. Brüderschafts- u.Wappenb.v. St. Christof auf d. Arlberg, MIÖG, 6. Ergänzungsbd. 1901. Vgl. dazu V. Rabers Wappenb. d.Arlberg-Bruderschaft in Weimar, DH 1909, S. 153. Weit ü. d. Grenzen Englands reicht d. Bedeutung d. Wappen, welche Matthäus Parisiensis im 13. Jht. aufzeichnete. Publiziert hat diese Wappen bereits Madden in seiner Ausg. d. Historia minor (Matthaei Parisiensis historia Anglorum sive ut vulgo dicitur Historia minor. 3 Bde. London 1866—69). Eine ausführl. Würdigung dieses Materials bietet Felix Hauptmann, D. Wappen in d. Historia minor d. Mat- thäus Parisiensis. (Mit 6 Tafeln.) JAW NF XIX, Wien 1909. C. Fischnaler, Das Selbachsche Wappenb., ZF 1901. Dazu kommt d. Literatur üb. die Turnierbücher.

Quellen der Heraldik. 205

sondern auch eine reiche Quelle der Belehrung für die Kulturgeschichte un- seres deutschen Mittelalters.1) Eine Reihe anderer Sammlungen folgte. Die moderne Technik polychromer Vervielfältigungskunst hat einige derselben reproduziert und durch den Buchhandel weiteren Kreisen zugänglich ge- macht, so insbesondere das Wappenbuch des Conrad Grünenberg von 1483.*) Die umfangreichste heraldische Sammlung, die es gibt, zu deren Erläu- terung eine weit zerstreute Literatur herangezogen werden kann, erscheint unter dem Titel: „J. Siebmachers Wappenbuch" im Verlag| von Bauer & Raspe in Nürnberg und umfaßt gegenwärtig bereits weit über 100 starke Quart- bände.3) Dieses reiche Material ist allerdings nur mit Kritik zu benutzen.

x) D. Wappenrolle v. Zürich. E. herald. Denkm. d. 14. Jht., hrsg. v. d. antiquar. Gsft. in Zürich, im Selbstvl. d. Gsft Ü. sie vgl.: Ernst Edler von Franzens- huld in MZK, 11. Jg., Wien 1866, S. LIff. A. Weiß, JAW 1872, S. 175ff. Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg, JAW 1881, 1 f . P. Ganz, D. Wappenb. des Stadtschreibers Rennward Cysat v. Luzern 1581, Schweizer Archiv f. Heraldik, 1000.

*) Ausg. in Farbendruck v. Graf Stillfried-Alcantara u. Ad. M. Hildebrandt mit Ergänzungsbd., Görlitz 1875 83.

3) Neben Siebmacher sind d. Wappenb. v. J. A. Tyroff gegenwärtig d. voll- ständigsten Slg., nämlich: Wappenb. d. Österreich. Monarchie, 30 Bde., Nürnberg 1831 bis 72: Wappenb. d. preuß. Monarchie, 35 Bde., 1844—72; Wappenb. d. Königr. Bayern, 27 Bde., 1818-72; Wappenb. d. Kgr. Württemberg, Bd. 1—3, 1833 ff., Wappenb. d. Sachs. Staaten, 14 Bde., 1852—71. Vgl. Siebenkees, Joh. Christian, Geschl.- u. Wappenbeschreibung zu dem Tyroffschen Wappenwerke, 15 Hefte, Nürnberg 1702 bis 1808. Da auch d. Exlibris Material zur Heraldik enthalten, sei verwiesen auf Warnecke, D. deutschen Bücherzeichen (Ex-libris) v. ihren Ursprüngen bis z. Gegen- wart, Berlin 1880, J. A. Stargard (255 S. mit e. Titelbl. v. E. Doepler d. j., zahlreichen Textillustrationen u. 26 photographischen Tfln). Seyler, G. A., Illustriertes Handb. d. Ex-libris-Kunde, m. 60 Abb., Berlin 1805. Aus d. Ex-libris-Slg. d. Bibliothek d. Börsenvereins d. deutschen Buchhändler, Leipzig 1807. Gerster, D. schweizer. Bibliothekszeichen. Kappelen, im Kanton Bern. Zur Westen, W. von, Ex-libris. Bielefeld 1001. Firma C. G. Boerner in Leipzig, Katalog d. Ex-libris-Slg. Heinrich Eduard Stiebeis zu Frankfurt a. M., vgl. MAW 1010, S. 404. K. E. Graf zu Leiningen-Westerburg, Deutsche u. Österreich. Bibliothekszeichen, Exlibris. Ein Handb. f. Sammler, Bücher- u. Kunstfreunde, Stuttgart 1001. Drs. Verfasser hat kurz in populär-wissenschaftlicher Weise ü. „Exlibris (Bibliothekzeichen)" gehandelt im Jb. f. Genealogie, Heraldik u. Sphragistik, 1805 (Mitau 1896), S. 122ff. Paul Heitz, Elsassische Büchermarken, Straßburg 1892; drs., Die Züricher Büchermarken, Zürich 1895; Die Baseler Büchermarken, Straßburg 1895; drs., Die Frankfurter und Mainzer Drucker- u. Verlegerzeichen bis in d. 17. Jht., 1891. Heine mann, O. v., Ex-libris- Slg. d. Herzogl. Bibliothek zu Wolfenbüttel. 160 ausgewählte Bücherzeichen d. 15. bis 19. Jht. Mit 160 Tfln. Berlin 1895. Albert Treier, Lorenz M. Rheude u. seine herald. Exlibris, HGBAB 1910, März. Krahl, Ernst, Exlibris, MAW 5, 220 ff. Ex libris, Zeitschr. f. Bibliothekzeichen, Bücherkunde u. Gelehrtengesch. Organ des Exlibris-Vereins zu Berlin. Mit d. J. 1907 beginnt d. 17. Jg. in veränderter Ausgabe, u. zwar umfaßt diese jährlich 3 H. unter d. Titel: Zeitschr. f. Exlibris, Buchkunst u. angewandte Graphik, sowie 5 H. Mtlg. d. Exlibris -Ver. zu Berlin. Schweizerische Blätter f. Exlibris -Sammler. Feuilles suisses pour collectionneurs d'ex libris. Zürich 1901 ff. Buchkunst. Zeitschr. f. Exlibris-Sammler u. Bücherfreunde. Zürich, seit 1906. Journal of the Ex libris Society, London. Vorsterman v. Oyen, A. A., Les destinateurs neerlandais d'ex-libris. Ryswyk, Les Lahage. Archives genealogiques et

206 Heraldische Kennzeichen der Nation.

Denn zahlreiche Wappen sind seit den Zeiten der Kreuzzüge1) im Laufe der Jahrhunderte willkürlich entstellt worden. Häufig bedarf es zur Richtig- stellung des alten, unverfälschten Wappens sehr langwieriger und schwieriger archivalischer Forschungen. Aber trotz dieses Übelstandes bietet das vor- handene heraldische Material, wie es teils durch den Buchhandel veröffent- licht ist, teils noch ungehoben in den Archiven lagert, eine wichtige Quelle für die Familiengeschichte.

Die Heraldik als familiengeschichtliche Hilfswissenschaft ist leider nicht so bekannt, als wünschenswert ist. Kommt sie doch selbst in Knothes sonst so mustergültigen; Arbeiten nicht zu ihrem vollen Rechte.2). Und doch bietet sie gelegentlich die Möglichkeit, Nationalität, Stamm, Lehnsverhältnisse und Amt eines Geschlechts zu erkennen, gleichnamige Geschlechter und Linien desselben Geschlechtes zu scheiden, uneheliche Geburt, Besitz und genealo- gische Verhältnisse sowie besondere Vorkommnisse aus der Geschichte ein- zelner Familien zu erforschen und die Namen des Geschlechtes aus dem Wappen abzulesen. Heraldische Es gibt gewisse Wappentypen, die für eine einzelne Nation charakte-

Ken Nation" der ristisch sind. So sind die ungeteilten Schilde mit einfachen, den Rand des Schildes nicht berührenden, frei schwebenden Wappenfiguren und einem Helme (meist ohne Decken), auf dem wiederum einfache Helmzierden sich befinden, für den heraldischen Gebrauch beim altpolnischen Adel typisch.3) Frei über dem Helme schwebende Helmzierden ohne Helm, die mit dem Schilde in gar keiner Verbindung stehen, sind charakteristisch für die eng- lische Heraldik und finden sich außerhalb Englands nirgends.4) Die fran- zösische, auch in Rußland gebräuchliche Baronskrone ist ein mit Perlenschnur mehrfach umwundener goldener Reifen ohne Zacken. Die schwedische Frei- herrnkrone hat acht Perlen, auf welcher an der Seite und in der Mitte noch

heraldiques 1908. Publikationen d. österr. Exlibris-Gsft. Jg. I III. Red. von Ed. Dillmann. Mit vielen Abb. Wien 1903 ff. Bertarelli, Achille, Qli exlibris: appunti bibliografici. Milano 1899. Galli, J., 3500 exlibris italiani, illustrati con 755 fig. Milano 1908 (in d. Slg. Manuali Hoepli). Modern book-plates and their de- signers, London 1899. Isacko, Russische Exlibris. Moskau 1909. Pierron, Les destinateurs beiges d'Ex-libris. Liege o.J. Vorsterman v. Oyen, Les destinateurs Neerlandais d'Ex-libris. Arnhem 1910.

!) Z. Frage ü. d. Einfluß d. Kreuzzüge auf d. Wappenwesen vgl. Jacoub Artin Pascha, Contribution ä l'etude du blason en Orient. London 1902.

2) v. Mülverstedt, NASG 8, 349ff.

3) D. Vermehrung e. Wappens od. d. Vereinigung zweier geschah in Polen nicht auf d. in allen übrigen Ländern übl. Wege d. Schildteilung in mehrere Felder, sondern dadurch, daß mit d. jeweiligen Hauptwappen andere Wappen oder sonstige Zutaten, also doch andere Schildgegegenstände, organisch zu e. Ganzen in demselben gemein- schaftlichen Schilde verbunden wurden. Graf Stanislaus von Mieroszowice- Mieroszowski, D. polnische Wappenwesen, VJH XI, 1883. Gegen d. Ansicht, daß d. polnischen Heraldik ursprünglich d. Helmdecken gefehlt haben, spricht das Vor- kommen v. Decken in späteren Stamm- u. Wappenbüchern nicht, vgl. DH 1909, S. 113.

4) Ü. deutsche u. englische Heraldik, DH 34.

Heraldische Kennzeichen des Standes. 207

drei weitere Perlen ruhen.1) Heraldische Unterschiede durch abweichende Schildeinfassungen weisen nach Spanien.2)

Kann man also in einzelnen Fällen, insbesondere in neuerer Zeit3) aus Heraldische dem Wappen die Nationalität erkennen, so viel häufiger insbesondere auf ^"standes" dCS deutschem Gebiete den Stand. Am bekanntesten sind in dieser Hinsicht die verschiedenen Kronen. Freilich herrscht gerade hier viel Mißbrauch. Auf wie manchem Grabstein unserer heutigen Friedhöfe prangt z. B. eine Frei- herrnkrone bei einer dem untitulierten Adel angehörenden Persönlichkeit, die doch nur auf die einfache sogenannte Helmkrone Anspruch hat! Der offene Turnier- oder Spangenhelm4) gibt für gewisse Zeiten einen Wahrscheinlich- keitsgrund für adligen Stand. Wir finden nämlich, daß von der Mitte des 16. Jahrhunderts an der Turnierhelm den Bürgerlichen abgesprochen wird. Bei Erhebung von Wappenbürgern in den Adelsstand wurde seitdem häufig der Stechhelm zum Zeichen der Standeserhöhung „eröffnet", d. h. in einen Spangenhelm verwandelt. Den Bürgerlichen aber wurde fortan regelmäßig der Stechhelm verliehen. Wenn man auch nicht behaupten kann, daß allen Bürgerlichen der Turnierhelm verboten war, so bestand doch die Absicht, die Bürgerlichen auf den Stechhelm zu beschränken, zweifelsohne in den maßgebenden Kreisen. Auf deutschem Gebiete weist ein einfaches Wappen auf alte Zeit6), ein kombiniertes, mit zahlreichen Einzelheiten überladenes auf späte Zeit. Eine uradlige Familie führte z. B., wie das große, mit'Unter- stützung der Landstände der Provinz Westfalen herausgegebene Siegelwerk im Bilde darstellt, ein Kammrad im Schild, also ein sehr einfaches Wappen, auch eine einfache Helmzier, nämlich zwei mit Pfauenfedern besteckte Scheiben, oder das Kammrad wiederholt. Dagegen führt eine andere gleich- namige, von Grote, Geschlechts- und Wappenbuch des Königreichs Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Hannover 1843), zum „Brief adel und erblich gewordenen Dienstadel" gerechnete Familie folgendes Wappen: In Blau eine goldene Sturzbrücke, begleitet oben von je einer roten, gold- besamten Rose, unten von einem viereckigen, an den Rändern eingebogenen, goldenen Schnallenrand ohne Heftel und Dorn und belegt mit goldenem Herzschild, in welchem ein schwarzer Löwe mit rot ausgeschlagener Zunge.

*) Die Kronenbildung bei Schweden ist so aufzufassen, daß auf dem Reifen drei Gruppen von je drei Perlen stehen und dazwischen noch zwei einzelne Perlen, also gewissermaßen auch fünf Teile. Es gehören drei Perlen immer zusammen und sind eigentlich als eine einzige aufzufassen.

2) Lorenz, Lehrb. d. Genealogie, 1898, S. 186.

3) Häufig, aber keineswegs immer, weist die Lilie nach Frankreich; hier nahmen nicht nur alle Nebenlinien des Königshauses, sondern auch zahlreiche Städte, endlich viele fremde Söldner dieses Zeichen in ihren Schild. Malderghem, Jean van, Les fleurs de lis de l'ancienne monarchie fran^aise, leur origine, leur nature, leur sym- bolisme (Annales de la societe d'archeologie de Bruxelles. T. VIII. Bruxelles 1894).

4) Suttner, Gustav Freiherr v., D. Helm v. seinem Ursprünge bis gegen d. Mitte d. 17. Jht. Wien 1878. Fortunat v. Schubert-Soldern, D. mittelalterl. Helm u. seine Entwicklung, ZHW, Bd. 5, H. 2.

6) Leesenberg, A., Ü. Ursprung u. erstes Vorkommen unserer heutigen Wappen. Berlin 1877.

208 Das Lehnsverhältnis und die Wappengruppen.

Helm: Wulst von Gold und Blau. Zwei Büffelhörner, übereck schräg von Oold und Blau geteilt. Helmdecken: Golden und Blau. Bei einer Familie solchen Wappens kann von „Uradel" nicht die Rede sein, es sei denn, daß vorliegend der Herzschild das Stammwappen bildete und der Rückschild die Zutat einer Wappenvermehrung sei. Das Lehns- Eine wichtige Stelle in dem Kapitel „Familiengeschichte und Heraldik"

Vd^w!ippen- betrifft das Verhältnis des Wappenwesens der Dienstmannen zu dem Wappen gruppen. ihrer Herren. Wolfram v. Eschenbach beschreibt uns am Anfange des 13. Jahr- hunderts das aus zwölf Fürsten bestehende Gefolge Josweizes, welche alle dessen Wappen führen':

also was ouch Josweizes art:

durch daz die selben hervart

Josweizes dem swanen truoc

und landes herrn mit im genuoc

mit dem wäpen was bevangen.

ze halse gehangen

zwelf fürsten sine schilte

truogen durch sin milte.1)

Häufig, zumal in späterer Zeit, waren die Dienstmannen indessen nicht ganz ebenso wie ihr Herr gewappnet, sondern sie trugen entweder nur einen Teil des Herrenwappens, etwa den Schild oder den Helm oder einen Teil des Wappenbildes, oder sie führten es in anderen Farben, so daß meist ein Unterschied zwischen Herr und Gefolge bestehen blieb. Wolfram v. Eschen- bach läßt die bretagnischen Ritter das Wappen des Königssohnes Ilynot, das Gampilun, entweder auf dem Schild oder auf dem Helm führen:

ouch hat jeglich Bretun

durch bekanntnisse ein gampilun

eintweder uf heim oder uf den schilt

nach Ilynotes wapne gesilt

daz was Artus werder suon.2) In abweichender Tingierung läßt der Pleier (um 1280) die Ritter Eski- labons das Wappen ihres Herrn führen. Eskilabon selbst trägt einen gol- denen Adler in Blau:

sin schilt was von lasure bla,

von arabischem golde da

was drufe erhaben ein richer ar. Seine Ritter dagegen reiten unter weißen Bannern mit schwarzen Adlern:

nach de fuor des wirtes schar unde vier banieren licht gevar: die waren wiz snevar, dar innen swebete ein zöbelin ar.3)

!) Wilhelm v. Oranse, 386, 22.

2) Parzival, 383, 1.

3) Garel, 3467.

Das Lehnsverhältnis und die Wappengruppen. 209

Auch aus Courtoisie oder bei vorübergehenden Dienst- oder Genossenschafts- verhältnissen wurde dieser Brauch geübt. Ulrich v. Liechtenstein erzählt, daß, als er auf das Turnier zu Neuburg zog, der Domvogt von Regensburg und fünfzig Ritter ihm zu Ehren seinen Schild trugen.1)

Ähnlich trugen die von Wildon, die Marschälle von Steiermark waren, zuweilen den steiermärkischen Panther im Schilde, bei anderen Gelegenheiten aber ihr eigenes Wappen, die drei Seeblätter. Schon Herrand von Wildon führt 1195 oben im Schilde den steirischen Panther, unten die drei See- blätter, Ulrich von Wildon 1223 nur die Seeblätter, Marschall Hartnid 1278 nur den Panther.

In einer Reihe von Fällen können wir aus dem Wappen das Amt er- kennen, mit dem eine Familie belehnt war. So führten z. B. die Schenk von Basel einen roten Doppelbecher in weißem Schild. Dasselbe Wappen führten die v. Liebenberg, die Schenken der Grafen von Kyburg waren. Berthold, Schenk von Kyburg, siegelte so 1258 mit einem Doppelbecher im Schilde. Die Schenk von Bromgarten führten ein goldenes Schenkgefäß in Blau, die Schenk von Roßberg einen goldenen, mit schwarzen Hahnenfedern besteckten Becher als Helmkleinod, die Truchseß von Diessenhofen einen schwarzen Becher in Silber, die Truchseß von Ytlingen einen goldenen Kessel in Schwarz, die Truchseß von Lentzburg eine silberne Schüssel in Rot. Bei anderen Familien ist das Amt aus den nach Art der Beizeichen den Wappen hinzugefügten Emblemen zu erkennen. So legten die Schenk von Limburg, die schon in der goldenen Bulle als mit dem Reichserbschenkenamte belehnt genannt werden, und die von Erbach einen goldenen Becher auf die Herz- stelle ihres Wappens wegen des Reichsschenkenamtes. Die Grafen von Weinsberg, die vor den Hohenzollern das Reichserbkämmereramt besaßen und selber von den Herren von Falkenstein, die schon in der goldenen Bulle damit belehnt erscheinen, am Anfange des 15. Jahrhunderts es überkommen hatten, führten in einer der Fahnen, mit denen ihr Helmkleinod besteckt war, ein goldenes Zepter in Blau. Die Spaur gaben dem roten Löwen in Silber, den sie als Wappen führten, einen goldenen Becher in die Tatzen, seitdem sie 1450 das Erblandmundschenkenamt von Tirol erhalten hatten.

Aus dem 14. und 15. Jahrhundert liegen in Westfalen, wie wir aus Ilgens Untersuchungen2) wissen, sichere Beispiele vor, daß Beamte die Wappen- figuren ihrer fürstlichen Herren oder Herrinnen ganz oder teilweise in ihre Siegel aufnahmen. Der Richter der Neustadt Osnabrück, Everhard, genannt Cocus, der einen Sparren im Schilde führte, auf dessen Spitze ein Rabe kauert, brachte in der Siegelumschrift deutlich sein früheres Verhältnis zum Osnabrücker Bischof Ludwig von Ravensberg zum Ausdrucke. Nicht minder interessant sind die Siegel des abteilichen Richters in Herford, Levolds von dem Hove, aus dem 15. Jahrhundert. Unter zwei Äbtissinnen, Mathilde von

*) Vrouwendienst, hrsg. v. Lachmann, Berlin 1841, S. 297, 7. "2) D. westfälischen Siegel d. Mittelalters, 1. H. v. F. Philippi u. Q. Tumbült, 2. H. v. Q. Tumbült, 3. u. 4. H. v. Th. Ilgen. Münster 1882—1900.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. |4

210 Wappengleichheit und Genealogie.

Waldeck und Margarete von Gleichen, hat er seines Amtes gewaltet. Er ent- stammt offenbar bürgerlichen oder bäuerlichen Kreisen; denn in der unteren Hälfte des Schildes sieht man seine Hausmarke, über dieser hat er nun, so- lange er der Äbtissin Mathilde diente, aus deren Wappen den halben acht- strahligen Stern angebracht, während er als Richter unter Margarete von Gleichen, deren Geschlecht einen gekrönten Löwen im Schilde trug, diesen an Stelle des halben Sterns setzte und ihn zwar nicht aufgerichtet, aber mit Rücksicht auf den verfügbaren Raum des Schildes schreitend darstellte. (Ilgen, S. 26, 27.)

Anspielungen auf die Lehnsverhältnisse und Aufnahme des lehnsrecht- lichen Wappens mit veränderten Farben oder Beizeichen oder einzelne Teile desselben kommen überhaupt häufig vor. Im Aar-, Thur- und Zürich-Gau ist das Bild des Löwen deshalb so zahlreich vertreten, weil die Grafen von Kyburg und Habsburg, die großen Landesherren, Löwen im Schilde führten. Den Habsburger Löwen zeigen die Wappen ihrer Dienstmannen von Reinach (in Gelb roter Leu mit blauem Kopf), von Iffenthal (in Gelb roter Leu mit blauem Querbalken), von Eschenz auf dem Hauenstein (gespalten: 1. v. Habs- burg und 2. dreimal schräg geteilt blauweiß).

Die von Erlach führten als Kastellane der Grafen von Nidau (gelber Pfahl mit drei schwarzen Sparren in Rot) einen weißen Pfahl mit schwarzem Sparren in Rot. Als Dienstleute der Grafen von Rapperswil (in Gelb drei rote Rosen) führen die von Dübelstein bei Zürich in Rot zwei weiße Rosen» die vom Rambach im Amt Grüningen in rot-weiß gespaltenem Schilde eine weiße und eine rote Rose, die Marschälle von Rapperswil in Schwarz eine weiße Rose. Der Freiherren von Regensburg Wappenbild (gepfählt von Blau und Weiß mit roten Querbalken) erscheint im Schilde der von Lunkhofen (Zürich) nur gedreht (sechsmal geteilt von Blau und Weiß1) mit rotem Pfahl), was sich durch ein Ministerialenverhältnis erklärt.

Im Uri haben die Vorsteher des Freistaates bis ins späte Mittelalter das Wappenbild des Landes, den Stierkopf, als Familienwappen erwählt. Die Meyer von Erstfelden führen in Weiß einen roten Stierkopf mit gelbem Stern, ebenso die Meyer von Silinen und die zur Frauen in Gelb einen schwarzen Stierkopf von zwei schwarzen Sternen begleitet.2) Wappen- Man hat dementsprechend auch in anderen Gegenden die Wahrnehmung

gOMMiogie?d £emacnt> daß einzelne Familien des niederen Adels, die in Abhängigkeits- verhältnis zu dynastischen Geschlechtern und, selbstverständlich in diesem Falle, Herrschafts- und Schloßbesitzern standen, Schilde oder Helmfiguren führen, die eine größere oder geringere Ähnlichkeit mit den heraldischen lnsignien ihrer Lehnsherren, d. h. dieselben ganz oder teilweise zeigen. So sehen wir z. B., daß die von Veitheim dasselbe Wappen führen wie die

x) Gelb u. Weiß als Wappenfarben gibt es eigentlich nicht, wenn man sich auch dieser Ausdrucksweise zu bedienen vielfach gewöhnt hat. Es ist eigentlich überall Gold u. Silber gemeint. Nur weil Gold u. Silber nicht immer zu beschaffen waren, wurde zur Aushilfe Gelb u. Weiß genommen.

8) Ganz, Paul, Gesch. d. herald. Kunst in d. Schweiz im 12. u. 13. jht. 1899.

Wappengleichheit und Genealogie. 211

Grafen von Veitheim; ferner im Wappen der von Osterburg, die Rauten, die ihre Lehnsherren, die Grafen von Osterburg, in der Fünfzahl führen, in der Dreizahl, die von Ritterbeck, deren gleichnamiger Stammsitz im Ge- biete der Grafen von Lichow liegt, führen im Schilde die später in drei Würfel verwandelten Rauten aus dem Wappen ihrer Lehnsherren. Eins der Burgmannengeschlechter von Salza führt das gleiche Schildzeichen wie die Dynasten desselben Namens. Die von Zerbst, niederen Adels, führen Kopf und Hals eines Löwen dreimal im Schilde, offenbar eine Variante des ein- fachen wachsenden Löwen im Wappen ihrer Oberherren, der Dynasten von Zerbst.

Diese Wappengleichheit, bzw. Ähnlichkeit hat in vielen Fällen zu un- bewiesenen Behauptungen hinsichtlich einer Stammesgemeinschaft zwischen gleichnamigen Dynasten- und Burgmannengeschlechtern Veranlassung gegeben. Diese Behauptungen, abgesehen von der Mangelhaftigkeit der betreffenden genealogischen Deduktionen, zerfallen in nichts, sobald es gelingt, festzu- stellen, welchen Einfluß überhaupt das Ministerialenverhältnis auf die Gestal- tung des Wappens eines Geschlechtes ausgeübt hat.

Es scheint sich beweisen zu lassen, daß die Burgmannenfamilien und Ministerialen einer größeren landesherrlichen Burg wie z. B. Salzwedel, Spandau und Mühlhausen zur Kennzeichnung dieses Verhältnisses und gewissermaßen als ein Erkennungs- und Abhängigkeitszeichen bezüglich ihrer Schloß-, Landes- und Lehnsherren, deren Schildzeichen ganz oder teilweise führen durften oder vielleicht auch mußten, ja es sogar oft allein an Stelle ihres altväterlichen Schildzeichens setzten. Es werden hierher zu rechnen sein die zahlreichen Familien der Mark Brandenburg, die einen roten Raub- vogelfuß (Adlerfuß, nicht wie meistens blasoniert zu werden pflegt, Greifen- klaue) im Schilde führten, wie die von Kerkow, Gladow, Jeetze, Welstawe, Knesebeck, Schulenburg, Groben, Barth.1)

Der verewigte Freiherr von Ledebur hat in seiner verdienstlichen Ab- handlung über Wappengruppen in den Märkischen Forschungen, Band III, versucht, diesen Geschlechtern mit gleichem oder ähnlichem Wappenbilde eine gemeinsame Abstammung zu vindizieren, die bei verschiedenen Namen durch die Gleichheit des heraldischen Emblems zum Ausdruck gebracht sein soll. Jedoch hat der Beweis für eine tatsächliche Stammesgemeinschaft jener Familien bisher nicht geführt werden können; es ist irrig, wenn noch vor kurzem A. von Schlippenbach (Entstehung des deutschen Adels, in den Ar- beiten des Uckermärkischen Museums- und Geschichts-Vereins Heft 5) sich der Theorie des Freiherrn von Ledebur rückhaltlos als einer richtigen an- schließt. Es liegt vielmehr nahe, anzunehmen, daß das gemeinsame Schild- zeichen jener Familien der Mark Brandenburg nichts anderes ist, als der heraldische Ausdruck ihres gemeinschaftlichen Verhältnisses zur Burg Salz- wedel, der Residenz ihrer markgräflichen Lehnsherren und zu diesen selbst,

*) Vgl. auch Seyler, D. herald. Lehnsrecht, Vierteljahrsschr. f. Wappenkunde I 1873, S. 1 ff.

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2J2 Wappengleichheit und Genealogie.

insofern als in dem roten Adlerbein ein Teil des markgräflichen Wappen- tieres, des roten Adlers, zu erblicken ist. Es wird hierdurch zugleich die auffallende Tatsache Erklärung finden, daß wir bei einzelnen Familien, wie denen von Veitheim, von dem Knesebeck, zwei, ganz verschiedene Wappen gleichzeitig in Gebrauch finden. Man hat bisweilen angenommen, daß es sich in solchem Falle um verschiedene Familien gleichen Namens handle. Die Wappenduplizität dürfte sich vielmehr darauf zurückführen lassen, daß ein Mitglied des betreffenden Geschlechtes infolge seines Burgmannen- und Ministerialenverhältnisses das lehnsherrliche Wappen ganz oder teilweise an- nahm oder vielleicht annehmen mußte, und daß dessen Nachkommen dasselbe weiter führten, während die nicht im Burgmannenverhältnis stehenden Ge- schlechtsvettern das ursprüngliche Stammwappen beibehielten.1)

Es ist hierbei nicht außer acht zu lassen, daß in ähnlicher Weise auch in späterer, ja selbst noch in neuester Zeit die vom römischen Kaiser, bzw. sonstigen Landesherren (Brandenburg, Kurpfalz usw.) geadelten, baronisierten oder gegraften Familien in den ihnen verliehenen oder verbesserten Wappen häufig die Insignien ihrer Landes- und Lehnsherren ganz oder teilweise er- hielten. So erblicken wir in den Wappen zahlreicher preußischer Geschlechter bisweilen den ganzen preußischen Adler, bisweilen einzelne Körperteile des- selben, den Kopf, die Flügel, oder einen derselben, oder selbst auch nur ein Bein.

Nicht minder sind jedem Heraldiker die zahlreichen Städtewappen be- kannt, in denen das Wappenbild ihrer Landes- oder Grundherren ganz oder teilweise enthalten ist. Da die Grundherren oft Adlige waren, so lassen sich in den Wappen vieler einst abhängiger Städte adlige Wappen nachweisen. Oft sogar ist beim Fehlen anderer Nachrichten das Vorkommen eines solchen in einem Stadtwappen der einzige Beweis, daß die Stadt dem betreffenden Geschlechte einmal gehört hat.

Noch verdient ein altes Zeugnis angeführt zu werden, wonach es den Burgmannen gestattet, wenn nicht zur Pflicht gemacht wurde, die Helme ihrer Wappen mit dem Zimier ihrer Burgherren zu zieren. Hierher könnte es gehören, wenn das bekannte Adelsgeschlecht Sack, das im Lüneburgischen wohnte und hier von den Herzögen von Braunschweig Lehen besaß, im H.Jahrhundert, zur Zeit, als u. a. einer des Geschlechts Vogt zu Lüchow war, die braunschweigischen Helmsicheln als Zimier führte, eine von der ihrer neumärkischen Vettern völlig abweichende Helmzier. Wir können hierbei aber auch mit Fug an die zahlreichen Fälle denken, in denen die Helme geadelter Personen z. B. mit dem brandenburgischen oder preußischen Helmschmuck, dem offenen Fluge, unter ausdrücklicher Kennzeichnung des- selben als solchen geziert wurden. Herr und Diener führten denselben Helmschmuck.2)

*) Vgl. dazu auch Hauptmann, Zehn mittelrheinische Wappengruppen, JAW, 2) Ad. M. H[ildebrandt], KGV 25, 6 ff .

Wappengleichheit und Genealogie. 213

Auch Ganerbschaften1) scheinen oft Anlaß zur Bildung von Wappen- gruppen gegeben zu haben. Die Erforschung des Ursprungs und der Ab- stammung der Geschlechter des niederen Adels im Mittelalter wird besonders durch den Umstand erschwert, daß viele Familien von einem Ganerbenhause einen gemeinschaftlichen Namen, ja auch ein gemeinschaftliches Siegel ge- führt haben, ohne unter sich in der mindesten Geschlechtsverwandtschaft gestanden zu haben. So gibt es am Rhein eine Reihe von Beispielen dafür, daß die Ganerbenhäuser ihr eigenes Hauswappen haben, daß die Hausgenossen dieses Hauswappen bald ganz, bald zum Teil als ihr Geschlechtswappen auf- nahmen und auf ihre Nachkommen vererbten. Diese Geschlechter behielten ein derartiges Wappen selbst dann bei, wenn sich das alte ganerbschaftliche Verhältnis gelöst hatte.2)

Noch mag nicht unerwähnt sein, daß nicht alle sich gleichenden Wappen eine Wappengruppe bilden, sondern ein Zusammenhang vorhanden sein muß. So bilden z. B. die Manteuffel, die französischen Bethune und die Schweizer Sukenriet keine Wappengruppe, obschon sie nicht nur ähnliche, sondern sogar das gleiche Wappen führen, nämlich den roten Balken in Silber. Wohl aber bilden die Wappen Württemberg, Veringen und Neuenbürg, die alle drei Hirschstangen zeigen, eine Gruppe, da die Familien, die sie führten, gemeinsamen Ursprungs sind und die Verschiedenheit der Wappen durch Veränderung der Tinkturen des gemeinsamen Stammwappens entstanden ist.3)

Es sind nicht nur die Ministerialen, die unfreien Dienstmannen, die das Wappen ihres Herrn führten, auch bei Freien, die von einem andern ein Lehn trugen, konnte dieses Abhängigkeitsverhältnis durch Tragen des Wap- pens des Herrn zum Ausdrucke gebracht werden. Hieraus hat Hauptmann in seinem klassischen Werke über das Wappenrecht (Bonn 1896), dem ich im vorstehenden wiederholt gefolgt bin, es gut erklärt, daß zahlreiche Reichs- fürsten einen Adler im Wappen führen.

Wollte man mit Seyler (JAW 1893, S. 144) die symbolische Bedeu- tung des Adlers (Großmut, Milde, Freigebigkeit) für den Grund zu der häufigen Wahl dieses Wappenbildes halten, so ist nicht einzusehen, weshalb dann nicht ebensoviele andere Tiere mit ähnlichen Bedeutungen Löwe: Großmut; Hund: Treue; Stier und Bär: Stärke gewählt worden sind. Vielmehr war offenbar oft das Lehnsverhältnis vom Herrn des Reiches, vom Kaiser, die Ursache, aus der die Reichsfürsten, die ja ihr Fürstentum von ihm zu Lehn trugen, beim Aufkommen des Wappenwesens so oft mit einem Adler uns entgegentreten. Es ist dieses nicht etwa das älteste Wappen des betreffenden Fürstenhauses, sondern es ist der kaiserliche Adler, den sie als

*) D. Hochadlige Qanerbschaft d. Hauses Alten-Limpurg (mit Wappentafel), FBF 1909. Wippermann, Ü. Qanerbschaften, 1873.

2) Bodmann, Rheingauische Altertümer, Mainz 1819, S. 369.

*) Hauptmann, Zehn mittelrheinische Wappengruppen, JAW NF X. Zu der Gruppe: Württemberg-Veringen-Nellenburg gehört auch Landau, s. u. a. Alberti unter Veringen u. Friedrich Freihr. v. Gaisberg-Schöckingen, D. Königshaus u. d. Adel v. Württemberg, S. 4.

214 Wappengleichheit und Genealogie.

Lehnsmannen des Reichs auf dem Schilde trugen.1) So führte z. B. einen Adler Ottokar I. von Böhmen 1199, Herzog Berthold IV. von Zähringen 1157, Herzog Heinrich Jasomirgott von Österreich 1170, Herzog Berthold von Dälmatien 1184, Herzog Adalbert von Teck 1190, Graf Konrad von Heiligenberg 1208, Markgraf Heinrich V. von Baden 1207. Auch in der Geschichte der Wettiner kommt, wenn auch nur vorübergehend, ein solcher Adler vor. Dedo, der Sohn Konrads des Großen, führte noch kein Wappen im Siegel. Erst das Siegel seines Sohnes Dieterich (f 1207) zeigt ein mono- grammatisch zusammengesetztes Wappen: den halben Löwen und den halben Adler. Graf Dieterich nahm nämlich als Schildschmuck, gleich seinem Bruder Konrad, den Löwen der Meißner Hauptlinie an, vereinigte aber, nachdem er Pfalzgraf von Sommerschenburg geworden, durch monogrammatische Zu- sammenstellung den Löwen mit dem Adler der Pfalzgrafen von Sachsen zu einem Wappen. Daß aber der Adler das Familienwappen der ausgestorbenen Pfalzgrafen von Sachsen war, ist nach den Untersuchungen von Posse (Siegel der Wettiner, 1893, S. 8) nicht zu bezweifeln.

Die Veränderungen eines Wappens zur Unterscheidung verschiedener Glieder oder Linien des gleichen Geschlechtes2) werden unter der Bezeich- nung Brisüren zusammengefaßt. Sie stammen aus Frankreich (Archives heraldiques 1896. Bouty de Lesdain, Les brisures d'apres les sceaux) und sind daselbst mit den Wappen zugleich im 12. Jahrhundert nachzuweisen. Die Sitte der Unterscheidung hat sich in allen Ländern eingebürgert, aber eine ganz verschiedene Ausbildung erhalten. Mehr oder weniger der Willkür des einzelnen anheimgestellt bleiben die Brisüren in Frankreich und in Deutschland. Einzig in England haben sie sich zu einem äußerst geregelten und leicht verständlichen Systeme ausgereift. In Frankreich ist die Ver- änderung im Schilde vorgenommen worden, und zwar durch Hinzufügung eigens erfundener Beizeichen, wie des Turnierkragens (Lambel), des Ortes (Canton), des Schildrandes (Bordüre), des Fadens (bände oder bäton) usw. In der Schweiz scheint die Unterscheidung vorerst durch Farbenwechsel im Schilde gemacht worden zu sein, und später, nach Verbreitung der Helm- zierden, durch diese, wie überall in deutschen Landen.8)

Je spärlicher zeitweise die übrigen Quellen zur Familiengeschichte fließen, um so wichtiger ist das Wappen oder das dieses enthaltende Siegel. Mit Recht bemerkt Posse in dem Vorwort zu seinem klassischen Werke über die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahre 1500 (I. Band, Dresden 1903): „Für die Erforschung der Geschlechtergeschichte des Mittel-

*) E. Gritzner, Heraldik, in A. Meisters Grundriß d. Geschichtswft. I, 1906, S. 372.

2) Vgl. Ganz, Paul, Gesch. d. herald. Kunst in d. Schweiz im 12. u. 13. Jht., 1899.

3) v. Löher, Ü. der Helmkleinode Bedeutung, Recht u. Gesch. (Sitzungsber. d. Kgl. Bayr. Ak. d. Wft., philos.-philol. Kl., Sitzung v. 7. März 1885). Fürst zu Hohen- lohe-Waldenburg, Ü. d. Gebrauch d. herald. Helmzierden im MA, Stuttgart 1868. Zangemeister, K., Wappen, Helmzierden u. Standarten d. großen Heidelberger Minnesänger-Handschr. (Manesse-Codex). Görlitz 1892. H. Th. v. Kohlhagen, Beitr. z. Gesch. u. Gebrauch herald. Helmzierden. HGBAB 1910.

Wappengleichheit und Genealogie. 215

alters ist die Sphragistik eine der wesentlichsten Hilfswissenschaften. Oft wird hierbei dem mit dieser vertrauten Forscher das Siegel, in Anbetracht seiner großen Bedeutung, die es im Rechtsleben des Mittelalters ge- habt hat, wertvolleren Aufschluß geben, als der oft recht dürftige Rechts- inhalt der Urkunde, z. B. die Schenkung von einigen Schock Groschen u. a." Freilich das Wappen allein beweist die Identität verschieden benannter Familien noch nicht; das folgt schon daraus, daß, als die Wappen aufkamen, Händler, die für Geld Wappen, und zwar oft Wappen mit denselben Figuren oder Heroldsbildern, an jedermann verkauften, von Ort zu Ort zogen.1) Vielmehr ist auf die Wappengleichheit mehrerer Familien nur dann Wert zu legen, wenn sich bei ihnen dieselben Vornamen wiederholen, oder wenn die Familien, sei es auch nur in der ersten Zeit ihres Vorkommens, in der- selben Gegend wohnen und zusammenstoßende oder gemeinsame Güter be- sitzen. So darf man z. B. die alten Dynasten von Frankenstein mit den Grafen von Gleichen trotz des gemeinsamen Leoparden nicht zusammen- werfen, da beide ganz getrennte Stammgüter besitzen und verschiedene Namen tragen. Dagegen sind die Herren von Baumbach in Hessen identisch mit den Herren von Farnroda, so genannt von dem gleichnamigen Dorfe bei Eisenach, das an die Burggrafen von Kirchberg überging, während die Heren von Farnroda nach Wenig-Lupnitz übersiedelten und dort 1607 er- loschen. Das Wappen ist ein Halbmond mit aufwärts gekehrten Enden, an deren jedem ein Stern glänzt; gemeinsame Taufnamen sind Helmrich, Lud- wig, Hermann u.a. Am südlichen Laufe der Werra begegnen uns seit 1320 die Schrimpf und die Herren von dem Berge oder am Berge (de Monte) als reiche hennebergische Vasallen mit gemeinsamen Wappen und Namen, wie Hertnid, Heinrich, Hermann, Conrad. Der letzte Schrimpf starb kurz vor 1600 und nannte sich Schrimpf von Berg. Derselben Gegend gehören die Herren von Allendorf an, so genannt von einem Dorfe nahe bei Sal- zungen (Conrad 1289, Heinrich 1304), von wo ein Zweig sich nach der Rhön wandte und sowohl in als um Kaltennordheim Güter erwarb. Dieser Zweig nannte sich Fasolt, Vasold oder Fasant. Einer von ihnen, Heinrich, wurde 1313 Burgmann in Tonna bei Gotha, wo sich die Familie lange erhielt,

J) Außer d. Zufall, der, insbes. bei weit voneinander entfernten Orten leicht z. Wahl e. u. dess. Wappenbildes bei durchaus nicht verwandten Familien führen konnte, gab ferner auch d. gleiche natürl. Beschaffenheit Veranlassung, dasselbe Wappenbild zu wählen, ohne daß deshalb auch nur d. geringste Grad genealog. Verwandtschaft angedeutet werden sollte. In bergreichen Gegenden, wo zahlreiche Städte, Dörfer u. Familiennamen nach d. Berg benannt sind, tritt d. Bild desselben in zahllosen Varia- tionen u. Farben auf. In d. Schweiz dürften Berge fast in e. Fünftel aller Wappen- schilde zu finden sein. Auf d. Wappentafel d. Talschaft Lötschen beim Prior zu Kippel enthalten 15 von 40 Schilden je einen Dreiberg, auf d. Tafel v. Zöfingen 41 v. 80. Sehr richtig behauptet schon 1868 A. Frei h. v. Hoiningen-Huene, Notizen in betreff d. geographisch-heraldischen Gruppen, AKDV, N. F. XV, S. 55 ff., daß die Entstehung solcher heraldisch-geographischen Gruppen mit gemeinsamen Wappenbildern nicht immer auf demselben Grunde beruht. Vgl. Andreas de Roever, Kan heraldiek ver- wantschap nit maken? Haag 1887. Meine Arbeit, Familiengeschichte u. Heraldik, Jb. d. Kgl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften in Erfurt, 1908.

216 Wappengleichheit und Genealogie. Heraldische Andeutungen unehelicher Geburt.

während der ältere Stamm an der Rhön schon im 1 6. Jahrhundert erlosch. Dem Wappen zufolge waren die auf dem Eichsfelde wohnhaften Geschlechter von Lengefeld, Weidensee und Bodungen, Geze und Schierbrand mit den im 15. Jahrhundert erloschenen Herren von Ammern verwandt, wie auch gleiche Besitzungen dies bezeugen. Einige dieses Stammes wandten sich nach Mühlhausen i. Th. und nannten sich nach diesem Orte; denn zweifellos ge- hört Ernst, der sich in der Urkunde von 1238 dei gratia prefectus in Mule- husen und in der Siegelunterschrift de Molehusen nennt, dem Schildzeichen nach zu der Ammernschen Familie.1)

Es kann vorkommen, daß der genealogische Faden des die Geschichte einer Familie rückwärts verfolgenden Forschers durch Versagen der Quellen (Verbrennen der Kirchenbücher, fehlender Ersatz durch andere schriftliche oder monumentale Quellen) abbricht und lediglich das Wappen als Aus- gangspunkt zu weiterem Suchen übrig bleibt. Hier ist zu bedenken, daß häufig ein und dasselbe Wappen von Familien gleichen oder verschiedenen Namens geführt wird, die nicht im geringsten miteinander verwandt sind. Immerhin kann das Verfolgen heraldischer Spuren dazu führen, daß man wieder auf Quellen stößt, die dieselben Vornamen aufweisen. Dieser Fall kann z. B. leicht bei ausgewanderten Familien eintreten. Es ist darum für den Genealogen wichtig, festzustellen, welche Familien das gleiche Wappen führen. Diesen Nachweis zu liefern ist Aufgabe eines Wappenbilderlexikons. Ein erschöpfendes derartiges Lexikon ist nicht vorhanden. Der Verein „Herold" in Berlin bereitet ein solches Werk vor und besitzt umfangreiche Sammlungen und Vorarbeiten dazu. Das vollständigste bisher erschienene Wappenbilderlexikon ist das siebenbändige Werk von Ren esse, Comte Theod. de, Dictionnaire des figures heraldiques, Brüssel 1894 1902. Heraldische An- Die heraldischen Andeutungen unehelicher Abstammung sind für die eheHchefoeburtFammenSescnichte mit Vorsicht verwertbar. Den unehelichen, legitimierten Kindern erteilte man das unveränderte väterliche Wappen nur dann, wenn die Familie ausgestorben war. Blühte die Familie selbst weiter, dann ver- änderte man das Wappen für den Legitimierten durch ein Beizeichen oder

i) Posse, D. Siegel d. Adels d. Wettiner Lande, I, 1903, S. 46ff. Vgl. ü. d. Ver- wandtschaft u. Verzweigung der v. Rodau, v. Machwitz, v. Mylin, v. Reinolsdorf, v. Faßmann u. v. Neiperg: Gradl, VJH XII, 1884, S. 20ff. Dazu C. v. R[aab], Beitr. z. Gesch. d. vogtl. Adels, in d. Mtlg. d. Plauener Altertumsver. 1883, S. 28f. Rud. Frhr. v. Reitzenstein in d. Vhlg. d. histor. Ver. d. Oberpfalz XXXIII und Biedermann, Geschl.-Regesten der löblichen Ritterschaft im Vogtlande, Kulmbach 1752. Die Röder führten d. nämlichen Wappenschild wie die v. Feilitzsch, v. Zedtwitz, v. der Heyde, v. Mach witz, v. Jeßnitz (Gößnitz), v. Perglas u. die Zwinnenberge (v. Quingenberg). Alle diese Familien gebrauchten e. in d. Farben Rot, Schwarz und Silber dreifach quergeteilten Schild, nur daß bei d. Rödern die Reihenfolge d. Farben e. andere war, als bei d. Mach witz. Von letzterer Familie stammen auch die Tussel, später Thussel v. Taltitz genannt, ab, die jedoch mit der Zeit sich e. anderen Wappens bedienten. Aus d. Geschl. v. Mylin gingen wiederum mit gleichem Wappenschilde die v. Wieders- berg u. v. Heilsdorf, aus d. Vasman die v. Dobeneck u. v. Falkenstein u. endlich aus denen v. Reinoldsdorf die Thossen u. die Weischals (v. Weischlitz) hervor.

Heraldische Andeutungen unehelicher Geburt. 217

sonstwie, oder gab ihm ein neues Wappen. Das heraldische Beizeichen für Uneheliche war ein Schrägbalken (Bastardfaden) oder nur das mittlere Stück desselben, ein sog. „mittlerer Einbruch". Doch werden auch andere Bei- zeichen genommen, da die vorgenannten bei ihrer Bedeutung wohl nur un- gern geführt wurden. Der nach der linken Seite absteigende Balken wird in der Regel für das Beizeichen Nachgeborener vom Blute, der nach der rechten Seite absteigende als Beizeichen der Bastards angenommen. Doch gibt es zahlreiche Beispiele, daß man hierbei nicht besonders ängstlich war; es finden sich Bastardfäden auch schräglinks, und umgekehrt. Ist doch im Grunde schräglinks und schrägrechts heraldisch ganz gleich: es ist nur ein Schrägbalken das Wesentliche. Den Bastardfaden als Zeichen unechter Ab- stammung führten u. a.: Johann v. Broich, ein natürlicher Sohn Herzogs Wilhelm I. v. Jülich, siegelte 1361 mit dem Jülicher Löwen, den Schild über- deckt mit einem Bastardfaden. Johann Georg, natürlicher Sohn des Herzogs Ludwig von Württemberg, führte den ihm vom König Friedrich I. von Württemberg 1807 verliehenen Titel eines Grafen von Sontheim und als Wappen in Gold die drei württembergischen schwarzen Hirschstangen unter einem roten Bastardfaden. Karl Ludwig Ferdinand Ruknik von Mengen, natürlicher Sohn des Herzogs Ludwig von Württemberg, wurde 1806 vom König Friedrich I. von Württemberg in den Freiherrnstand erhoben und ihm als Wappen zwei goldene Hirschstangen in Schwarz (aus dem württem- bergischen Wappen), überdeckt durch einen blauen Bastardfaden, gegeben. Er erhielt also nicht nur das Beizeichen des Bastardbalkens, sondern es wurde auch die Schildfigur verändert (zwei Hirschstangen statt drei) und die Tinkturen verwechselt. Statt des Bastardfadens wurden oft andere Bei- zeichen der verschiedensten Art dem Wappen zugefügt. Die Dynasten von Ochsenstein führten zwei weiße Balken in Rot, die v. Landeck, ein ochsen- steinsches Bastardgeschlecht, zwischen den Balken drei goldene Sterne. Kaiser Friedrich IN. legitimierte 1455 den Heinrich v. Beinheim und verlieh ihm das Wappen seines Vaters Heinrich v. Finkenstein mit dem Buchstaben H in der Mitte als Beizeichen.

Der Turnierkragen in Form eines Balkens mit drei bis sieben abwärts stehenden Orten (Lätzen) diente in einzelnen Fällen als Unterscheidungs- zeichen der jüngeren Linie eines Geschlechtes. Aber gerade hier zeigt es sich, mit wie großer Vorsicht man aus derartigen heraldischen Momenten, verschieden je nach Gegend und Zeit, familiengeschichtliche Schlüsse ziehen muß. Im Anschluß an die französische und englische Heraldik vermutet zwar Tumbült (Westfäl. Siegel I 2, S. 5), daß Ansewin von Gemen seinen Schild um einen Turnierkragen deshalb 1313 vermehrte, weil er der jüngste Sohn war. Daß aber der Turnierkragen Zweit-, Dritt- usw. Geburt anzeigen solle (L. v. Ledebur, Archiv f. deutsche Adelsgeschichte I, 4), läßt sich für Westfalen, wie Ilgen in seinen bahnbrechenden Untersuchungen (Westfäl. Siegel IV, S. 32) bemerkt, nicht beweisen. Der Schultheiß Heinrich von Soest, bei dem er uns am frühesten begegnet, ist der älteste von drei Brüdern. Auch bei Albert von Horde, bei Albert Droste ist nicht zu sagen, ob der Turnierkragen zur

Besitzverhält- nisse,

218 Wappen- und Besitzverhältnisse.

Geburtsabstufung gedient hat. Sein häufiges Vorkommen als selbständige Wappenfigur in Westfalen läßt sich nicht gut mit einer solchen Nebenrolle vereinbaren. Hierzu kommt, daß nach Freih. v. Ledebur (Archiv f. deutsche Adelsgeschichte I, S. 57 f.) der Turnierkragen da, wo er als Hauptstück auf- tritt, stets die Gerichtsbank vorstellen soll. Aber wie läßt sich wiederum damit, so fragt mit Recht Ilgen (a. a. O. S. 18), die enge örtliche Begrenzung die einen Turnierkragen in Westfalen führenden Familien waren mit ge- ringen Ausnahmen in der Gegend südlich von Münster angesessen in Einklang bringen? Wie ist es ferner zu erklären, fragt Ilgen weiter, daß uns z. B. aus Soest keine Richtersiegel mit dem Turnierkragen überliefert sind, trotzdem hier das städtische Gericht ausdrücklich die Bezeichnung „vor den vier Bänken" trägt? Wappen- und Auch auf Besitzverhältnisse geben die Wappen Rückschlüsse an die

Hand. Der Erwerb neuer Besitzungen wurde die Veranlassung zur Annahme eines von den bisherigen Familienwappen abweichenden Zeichens. Simon von Gemen, der im Jahre 1259 den Hof Raesfeld von dem Edlen Adam von Berge gekauft hat, gilt als der Stammvater der von Raesfeld, die statt des Gemenschen Balkens mit den Pfahlstücken einen gegitterten Balken führten. Jüngere Linien, die sich von dem Hauptstamm abzweigten und einen neuen Burgsitz errichteten, modelten in alter Zeit das ursprüngliche Familienzeichen in verschiedener Weise um. Das sehen wir anschaulich an den Siegeln der Brüder Johann und Gottschalk von Padberg, die das väterliche Erbteil unter sich geteilt haben. Johann, der ältere von beiden, erhält den Stammsitz des Geschlechts und wird auch vom Vater das Wappenbild, zwei Fehreihen im Schildeshaupt, übernommen haben. Gottschalk hingegen gründet auf dem neuen Haus Padberg die Seitenlinie, die sich dann später noch in die Fa- milien von Adorf und Scharfenberg verzweigt, und zieht den Fehschmuck statt im Schildeshaupt auf einem Rechtbalken über den Schild. Die Rosen, mit denen er den Rechtbalken beseitet hat, entstammen wahrscheinlich der Wappenfigur der Familie seiner Frau (Ilgen 28*). Mit dem Besitz einer ausgestorbenen Familie konnte deren Wappen an den Besitznachfolger ver- liehen werden. Ein Beispiel dafür bietet Wäschke, Regesten usw. Nr. 823: 1476 Sept. 4 bestätigt Fürst Woldemar der Ältere zu Anhalt, daß sein Vater Georg I. seinem in 40 jährigem Dienst erprobten Kanzler Hans Buchener „den sperber zcu wapen gegeben hat das wapen yn unszer herrschafft von den von Salegast verstorben".

Söhne von Adligen gaben, wenn sie Erbtöchter heirateten, entweder das väterliche Wappenbild völlig auf und adoptierten das der Familie ihrer Frau, wie uns das Beispiel Friedrichs von Horde lehrt, oder aber sie vereinigten beide Siegel, wie wir das bei dem Grafen Engelbert II. von der Mark, bei Engelbert von Gemen, der Bernhard, gen. Paschedags, älteste Tochter zur Frau hatte, und bei Rabolo von Schele, der 1396 der Gemahl der einzigen Tochter Sveders von Schiedehausen wurde, bemerken (Ilgen 28*, 29*).

Für familiengeschichtliche Forschungen ist der bei Domherren im 13. und 14. Jahrhundert bisweilen vorkommende Brauch bemerkenswert, in ihren

Wappen- und Besitzverhältnisse. 219

Siegeln das Siegelbild oder die Wappenfigur des Vaters mit dem oder der der Mutter zu verbinden. Der Domkellner Werner von Volmestein ist, den Lebensumständen nach zu schließen, ein Sohn Heinrichs III. von Volmestein und der Sophia von Isenberg, der Tochter des Mörders Erzbischofs Engel- bert I. von Köln. Von der Mutter hat er die Rose überkommen, die er mit dem Volmesteinschen Schild belegt hat. Ein Seitenstück zu dem Siegel Werners von Volmestein ist das des Propstes Bernhard von Schildesche, des Sohnes Ottos III. von Ravensberg und der Hedwig zur Lippe von 1325. Im runden Siegelfelde sieht man die lippische Rose, bedeckt mit dem ravens- bergischen Sparrenschild, worauf die Schüssel mit dem Kopf Johannis des Täufers gelegt ist. Dieser heraldische Brauch wurde, wie es scheint, dadurch veranlaßt, daß die Domherren zum Gerade, dem Nachlaß der Mutter, bevor- rechtet waren und infolgedessen Anlaß fanden, die Abstammung von ihr auch äußerlich zu bekunden. Er verschwindet im 15. Jahrhundert mehr und mehr; die Siegel der Domherren, in denen nur die Wappenfigur des Vaters wieder- gegeben ist, werden von dieser Zeit ab die gebräuchlicheren (Ilgen 30*).

Auf Frauensiegeln1) kommen im Mittelalter neben den regelmäßigen Allianzwappen in zwei Schilden und den sehr häufigen monogrammatisch zusammengeschobenen in einem Schilde bisweilen ganz eigentümliche heral- dische Kombinationen vor. Derartige heraldische Kombinationen auf mittel- alterlichen Siegeln dienen oft zur Aufklärung genealogischer Probleme oder zur Unterstützung familiengeschichtlicher Hypothesen. Als Beispiel hierfür diene das von Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg in seinen „Sphragistischen Aphorismen" (1882, Tafel IV, Nr. 41) veröffentlichte Siegel der Elisabeth von Hohenlohe-Brauneck aus dem Jahre 1331. Dasselbe zeigt ein Hifthorn über einem Leoparden. Obwohl es urkundlich nicht nachzuweisen gewesen, aus welchem Geschlecht Elisabeth, Gemahlin Gebhards von Hohenlohe-Brauneck, stammt, so ist doch die Vermutung des Verfassers sehr wahrscheinlich, daß sie eine geborene Neifen war und von den drei Hifthörnern ihres ange- stammten Wappens ebenso nur eines in diesem Siegel führte, wie von den beiden Leoparden ihres angeheirateten Wappens nur einen.

Wie in diesem Falle, so kommt es auch sonst gelegentlich vor, daß eine heraldische Einzelheit Licht über die Geschichte eines Geschlechtes in einer Zeit wirft, aus der dasselbe Urkunden nicht aufzuweisen vermag: Ist schon der stehende Löwe, der in der älteren Zeit von den Pentzen im Schild geführt wurde, eine nicht eben häufig vorkommende heraldische Figur, so ist die Pentzische Helmzier durchaus ungewöhnlich. Die gleichen Wappen- zeichen, mit den Pentzischen in Schild und Helm genau übereinstimmend, finden sich bei dem Bremischen Geschlecht von Marssei, genannt von Keding. Nachweislich sind Glieder bremischer Adelsgeschlechter am Ausgange des 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Mecklenburg eingewandert.

*) L. v. Ledebur, Ü. d. Frauensiegel d. deutschen MA, Berlin 1859. - Melly, Ü. Siegel u. Siegelweise österr. Damen, in seinen Beiträgen z. Siegelkunde d. MA (I. T. Wien 1846). Ilgen, Sphragistik, in A. Meister's Grundriß d. Geschichtswft. I.

220 Symbolik der Wappenfiguren.

Während aus den gegenwärtig bekannten Urkunden der Ursprung des Ge- schlechtes von Peutz sich nicht bestimmen läßt, ist es lediglich die Heraldik, die uns Bremen als Heimat desselben nachweist.1) Symbolik der Die Symbolik der Wappenfiguren bietet Gelegenheit, besondere Vor-

wapPenfig^ren.jtommnjsse aug ^ Qeschjchte einzelner Familien zu erforschen. Über die Wahl der Wappenbilder bemerkt Bernd S. 68 seiner allgemeinen Wappen- wissenschaft: „Bei welcher Gelegenheit, zu welches Geschehenen, welcher Tat Andenken diese Bilder dienen, können nur die wissen, welche diese Wappen und Wappenbilder wählten oder erteilten, und können andere nur durch Mitteilung von demselben erfahren. Es ist daher eine sonderbare Zumutung und unbillige Forderung, wenn man von einem Wappenlehrer verlangt, daß er jedes vorgelegte Wappen deuten und erklären soll." Diese Zumutung wird von Laien beständig gestellt, sie sehen in solcher Deutung den einzigen Gegenstand der Heraldik, und Anfänger in der Wissenschaft fühlen sich in dieser Hoffnung fast immer getäuscht. Ob die Bilder, die man wählte, wirklich den Sinn hatten, den zahlreiche Wappensagen ihnen gegeben haben, ist vielfach zweifelhaft. Das reiche Material, das Pusikan (Oskar Göschen) in seiner Schrift „Ü. d. Bedeutung der Wappenfiguren" (Nürnberg 1877) und in seiner hinterlassenen lehrreichen Arbeit „Entstehung u. Bedeutung d. Wappenbilder« (JAW NF Bd. 16, Wien 1906, S. 1 ff.) zu- sammengestellt hat2), mag immerhin Veranlassung geben, den Traditionen der einzelnen Familien an der Hand von Urkunden und Akten weiter nach- zugehen. So können z. B. die häufig vorkommenden Schafscheren nach Fürst Karl Friedrich v. Hohenlohe erbliches Schäfereirecht andeuten. Auf Fisch- fang deuten die Fischwappen von Schweizer Geschlechtern, deren Stammsitze an Seen liegen, oder der Familien Gloucester, aus deren Grafschaft die schön- sten Fische kamen, so daß man bei dem Namen Gloucester sogleich an Salmen dachte. Zu den wichtigsten Bodenschätzen gehörte das Salz. Salz- pfannen führten die Erb-Sälze zu Werl in Westfalen, Brandis, Crispin, Meilin, wohl in ähnlicher Bedeutung die Celle, Burgmänner zu Rüden, Salzhaken nach Herrn von Mayrfels auch die salzverwandten Saurzapf in Bayern.

Schon die Heraldiker des 16. und 17. Jahrhunderts haben auch den Heroldsbildern eine symbolische Bedeutung untergelegt. So sollten nach Rudolphi3) die von Ehningen einen oder zwei goldene Sparren im schwarzen Schild geführt haben, „weil sie unter den alten Kaisern der Zimmer-Leute Vorgesetzte sollen gewesen seyn". Daß derartige Auslegungen willkürlich

*) F. v. Meyenn, Urkundliche Gesch. d. Familie v. Pentz, Bd. I, S. 45 ff.

») Vgl. auch A. M. Mensinga, D. Abzeichen d. Religion in d. Wappen, VJH 7, u. d. Artikel ü. „Religiöse Symbolik" in d. Werke v. F. Cadet de Gassicourt u. Baron du Rouve de Paul inj, L'Hermetisme dans l'Art [heraldique 1907, Paris bei Daragon. Vgl. auch Hnr. Gust. Thierl, Z. Symbolik d. Abzeichen alter Ritterorden JAW NF XIII (1903) undDuRouvedePaulin, L'heraldique ecclesiastique, Paris 1911. Dictionnaire de numismatique et de sigillographie religieuses par M. Z.***. Publie par l'abbe Migne. Paris 1852. Paul Gründel, Wappensymbolik. Leipzig 1907.

3) Rudolphi, Heraldica curiosa, 2. Aufl. 1718. Vgl. v. Hoverden, H. Graf, Z. Wappen-Symbolik; Ü. d. Bedeutung d. Herold-Stücke. München 1870. OBA 30.

Symbolik der Wappenfiguren. 221

sind, liegt auf der Hand. Doch scheint nach neueren Untersuchungen einigen Heroldsfiguren wenigstens in einzelnen Fällen eine symbolische Bedeutung zuzukommen. Diejenige achtfache Teilung eines Wappenschildes, die in der Heraldik „Ständerung" genannt wird, gibt gleichsam den Grundriß einer nach dem Jus in Silvis, Achtwort genannt, vorgenommenen Waldteilung. Da ist es nun sehr merkwürdig, daß nach L. v. Ledebur (Allgem. Archiv f. d. Geschichtskunde d. preuß. Staates I, 1830, S. 158 ff.) alle Geschlechter, soviel sich deren bis jetzt mit diesem Wappenbilde haben auffinden lassen, in ihrem Amte eine gemeinsame, auf Wald sich beziehende Bedeutung hatten. Zu diesen Geschlechtern gehören die Waldboten, die von Waldeck, die von Ardey (synonym mit Ardenne und Hard, eine gewöhnliche Bezeichnung für Waldgebirge), die Grafen von Bruchhausen, die das Holzgrafenamt über die Desemer Mark bekleideten, u. a. Mehrmalige Längs- und Querteilung des Schildes ergibt eine Heroldsfigur, die seit den ältesten Zeiten als Schachierung bezeichnet wird. Das redende Wappen der v. Dachenhausen, die einen von Silber und Schwarz geschachteten Schild mit rotem Schildeshaupt als Wappen führen, bewirkte die Entdeckung, daß die Schachierung in einer Reihe von Fällen das heraldische Bild von Mauerwerk ist. In allen solchen Fragen der Wappensymbolik hat man sich aber vor Verallgemeinerung zu hüten. Nicht jede geistreiche Wappendeutung entspricht der historischen Wahrheit.1)

Bei dem Überhandnehmen des Briefadels begann man nach dem dreißig- jährigen Kriege auch in deutschen Landen Figuren zu verleihen, die auf Beruf oder Verdienste des in den Adelsstand erhobenen Untertanen anspielten: Dem Standhaften wird eine Säule, dem Sieger ein Lorbeerkranz, dem Flei- ßigen eine oder mehrere Bienen, dem Bergmann ein Stollen verliehen. In neuester Zeit treten die modernen Ergebnisse der Technik hinzu: dem Eisenschmelzer wird ein Hochofen, dem Eisenbahner gekreuzte Signalfahnen, wo nicht gar eine Lokomotive in das Wappen gegeben. Das Eiserne Kreuz findet sich in allen Wappen der für Verdienste im Kriege 1870 71 ge- adelten preußischen Offiziere.

Eine Reihe von Wappenzeichen entsprang religiöser Gesinnung. War doch die Symbolik der Kirche um 1200 den Geistern geläufig. Engel z. B. führen als Namenwappen die von Seraphin, de Angeli, die französischen Langelerie, die Livländer Nothelfer, letztere einen als Helfer in der Not her- beifliegenden Engel; die ausgestorbenen Kärntner Litzelhofen hatten einen Engel mit Anker (hoffen). Die Pascall und Paschal in Frankreich, die Pas-

1) Ü. d. Entstehung d. Wappenwesens haben das Beste veröffentlicht Anthony Ritter v. Siegenfeld, Das Landeswappen d. Steiermark, III. Bd. d. Forschungen z. Verfassungs- u. Verwaltungsgesch. d. Steiermark, Graz 1900 u. Erich Gritzner in Meisters Grundr. d. Geschichtswft. I. Dagegen besteht die angeblich neue Grundlage, die Guido List in seiner Schrift „Die Bilderschrift der Ario-Germanen" (als „For- schungsergebnisse Nr. 5" im Verlag der Guido von List-Gesellschaft 1910 erschienen) der Wappenkunde zu geben versucht hat, aus einer unwissenschaftlichen Aneinander- reihung willkürlicher mystischer Deutungen. Selbst wenn man die Möglichkeit einer heraldischen Geheimlehre grundsätzlich zugeben will, fehlt den Erfindungen Lists die sprachliche u. historische Begründung.

222 Symbolik der Wappenfiguren.

call in England, die Nördlinger Ostertag führen das Lamm mit der Sieges- fahne: Auferstanden ist der Herr! Tauben sind Zeichen des heiligen Geistes, wie die zu Chateilmerveil, das Wappenbild des St. Gral oder sang real, für König Titurel redend. Eine Taube in diesem Sinne haben die Geist von Wildeck, Siebmacher III, 110. Anders gemeint ist die Wandertaube mit oder ohne Ölzweig, die nachweislich von mehreren ausgewanderten Geschlechtern in späterer Zeit, doch schon unter Kaiser Karl V., zum sinnbildlichen Helm- schmuck genommen worden ist, so von den Grafen Thurn-Valsassina. Das Bild uns. lieb. Frau mit dem Jesuskind sieht man im Strahlenglanz auf dem Helm der bayrischen Rohr. Ein echt heroldkünstlerisches Bild der Himmels- königin führen die westfriesischen Roorda: Die Jungfrau-Mutter, über dem Haupt die Sternenkrone, stehend auf dem Halbmond, wie sie der Katholik unzähligemal dargestellt sah.

Beim fünfstrahligen Stern mag man häufig an die Stella maris ge- dacht haben. Auch die Rose gehört in einer Reihe von Fällen hierher. Sonst ist die Lilie die Blume der heiligen Gottesgebärerin und reinen Magd. In diesem Sinne wird wohl das Lilienwappen den Fugger von der Gilgen gegeben worden sein; denn unter Kaiser Friedrich III. war die alte Bedeutung der Figuren noch nicht ganz vergessen; es passen dazu der Wahlspruch: „Gott und Maria" und die Engel als Schildhalter. Die Lilie, teils wappen- künstlerisch, teils mit dem Stengel, teils als Stab, war zuweilen Schildbefesti- gung, ein andermal die zierliche Besäumung eines kostbaren Stoffes, der auf den Schild gelegt oder als Überzug genommen worden; sie kann auch wohl erbliches Herrscher-, Richter-, Statthalteramt angedeutet haben, mag auch aus einem Roch verzeichnet worden sein, ist häufig aus dem Schilde der Lehnsherren gekommen; öfter aber als all das zusammen, liegt bei den ältesten deutschen Lilienwappen der Marienkultus zugrunde. Als Mahnung zum Besuche und zur Befreiung des heiligen Grabes können Pilgerstäbe und -Haschen, dann die englischen Waterbudgets, bei Reisen durch die Wüste über den Saumsattel zu legen, auch vielleicht ein oder der andere Stern gedeutet werden; das meiste Derartige ist aber unter die Namenwappen einzureihen, so die Pilgerstäbe, französisch bourdon, des schachberühmten de la Bourdonnaye und der altenglischen Bourdon, sowie der noch heute in Sachsen blühenden Römer (Römerfahrt). Namenwappen. Das deutsche Wappenwesen ist sehr reich an Namenwappen. Dies gilt besonders vom Mittelalter, da es unsern aufgeweckten, aber nicht schrift- gelehrten Vorfahren besonders daran gelegen sein mußte, ihren Namen rebus- artig in gemeinfaßlicher Weise von Schild und Helm herab auszudrücken. Die Steiner Donnersperg führen Schwarz (vom Gewitter): aus blauem zu vier gewölkten Haupte (dem schon reinen Himmel) drei goldene Flammen strahlen nebeneinander in einen goldenen (erleuchteten) Dreiberg herabfahrend.

Viele Wappen reden in einer anderen als der neuhochdeutschen Schrift- sprache. Die Staufen in Schwaben führen drei Kelche, vom mittelhoch- deutschen stouf, Kelch. Die von Olvenstedt im Magdeburgischen führen ein Kamel als redendes Wappen, z.B. Bernhard V.O., Ritter im Jahre 1299;

Namenwappen. Hausmarken. 223

im Mittelalter nannte man nämlich das Kamel „olbent".1) Das Wappen der v. Carow erklärt sich nach Pusikan aus dem französischen carreau (Viereck). Die Zanotti von Ravenna führen Fledermäuse; le nott, landschaftlich, es ist schon Nacht. Nicht selten reden die Wappen in slawischer Sprache. So erklärt sich das Wappen der v. Schwerin, eine Raute, aus dem Wendischen czwerin; der Lindenast des Freiherrn Gottfried Wilhelm von Leibnitz aus dem wendischen lipa, Linde; der Ziegenhahn der Schlesier Kokorsch aus dem polnischen Kokorykac, krähen; der goldengehörnte, schwarze Stier, wütig, in Silber der Kärntner Warlreß von volvo rosh, Ochsengestrüpp, wo die Siegel- umschrift Waldres oder Wudris den Zusammenhang noch mehr verbirgt, zumal die Trümmer jener Burg in einem Landesteile liegen, der seit 600 Jahren völlig deutsch ist. Auch die Bubna brachten ihr Trommel-bubna aus der böhmischen Heimat.2)

Nicht unerwähnt mögen schließlich noch die Hausmarken3) sein, da sie Hausmarke:: vielfach in deutschen Bürgersiegeln vorkommen und auch sonst z. B. von

J) Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterb. II, 151.

2) Da einzelne Familien e. bestimmten Sinnspruch als Wappendevise führen, so kann e. solche Devise unter Umständen d. Forscher e. zuverlässigen Anhaltspunkt geben. Ü. d. Devisen vgl.: Chassant, Alph. et H. Tausin, Dictionnaire des De- vises historiques et heraldiques. 3 vols. Paris 1878 1895. Cris de guerre et De- vises, par le comte de C. Paris 1852. Dielitz, Wahl- u. Denksprüche, Feld- geschrei, Losungen usw. Görlitz 1882 f. Wahl- u. Wappensprüche. E. Beitr. z. Sprachpoesie. Berlin 1880. Radowitz, J. v., D. Devisen u. Motto d. späteren MA. Stuttgart u. Tübingen 1850. Scheffler, Wahl- u. Waffensprüche deutscher Studenten. E. Beitr. z. geistigen Eigenart deutschen Studentenlebens, Leipzig 1896. Krebs, G., Mottos u. Devisen d. Kriegerstandes. Wahl-, Wappen- u. Denksprüche. Wien 1896. (Fürst Hohenlohe -Waidenburg, F. K.), 40 Hohenlohesche Mottos u. Devisen. Kupferzell 1880; drs., Hohenlohesche Mottos u. Devisen u. Verschiedenes ü. d. Phönix. Heilbronn 1882. Lobe, M., Wahlsprüche, Devisen u. Sinnsprüche deutscher Fürsten- geschi, d. 16.— 17. Jht. Leipzig 1883; drs., Wahlsprüche, Devisen u. Sinnsprüche d. Kurfürsten u. Herzöge v. Sachsen Ernestinischer Linie, Leipzig 1877. Mühler, H. v., Wahlsprüche d. Hohenzollern. 29 Tfl. u. Text. Breslau 1883. Leiningen-Weste r- burg, Graf Karl Emich zu, Leiningensche Wahl- u. Denksprüche aus 4 Jht. Pfälzisches Museum 1884, Nr. 8.

3) Leopold Becker, Ü. d. Salzburger Haus- u. Hofmarken (mit 8 Tfln.), MGSL 41. Bd., 1901, S. 197ff. Sammlung v. Hausmarken auf d. Grabsteinen zu St. Rochus u. zu St. Johannes zu Nürnberg. AKDV 1863. Knothe, Die Hausmarken in der Oberlausitz. NLM LXX (1894), S. lff. Conrad, Georg, Ü. Hof marken im Kr. Preuß.- Holland (SA, Königsberg 1890). Conrady, L., Nassauische Hausmarken, AVN 33, 34. Friedlaender, E., Westfälische Hausmarken u. ver- wandte Zeichen (SA, Münster 1872). Friedlaender, Ostfriesische Hausmarken im Jb. d. Gsft. f. bildende Kunst u. vaterl. Altert, in Emden. Bd. 1, H. 2, S. lff. Grueber, Hauszeichen, Aus Kärnten 22, S. 169. Heyne, M., Ü. Basler Gold- schmiedezeichen, AKDV 1883, 209 ff. Homeyer, D. Haus- u. Hofmarken. Mit XLIV Tfln. Berlin 1870 [noch immer d. Ausgangspunkt dieser Studien, bahnbrechende Arbeit, vgl. auch Hantgemal u. Hausmarke, VJH 2 ff.]. Janner, Ferd., D. Bau- hütten des deutschen Mittelalters. Leipzig 1876. Drs., Die Bauhütten des Mittel- alters. Jahresbericht d. Königl. Lyceums in Regensburg für 1870/71. Karl Kiefer, Haus- u. Siegelmarken aus der Stadt Lindau am Bodensee. Frankfurt a. M. 1908. Frankfurter Hausmarken, FBF 1908. Klemm, Interessante Steinmetzzeichen an

924 Hausmarken.

polnischen Adelsfamilien noch heutigen Tages in den Wappen geführt werden; sie werden häufig heraldisiert, d. h. in den Schild gesetzt. Mit den Haus- marken verwandt sind die Steinmetzzeichen. Die Meisterzeichen wurden

der Marienkirche zu Reutlingen, Reutlinger Geschichtsbl. 1896, S. 1 ff. Klemm, WVL 5, 11 32. Klemm, Runen, Steinmetzzeichen und Hausmarken, WVL 8. Klemm, Meister- und Bildhauerzeichen und Namen, WVL 8. W. Boeheim, Über den Wert der Meistermarken, ZHW, Bd. 2. Die beste und zahlreichste Samm- lung steirisch- kärntnerischer Klingenmarken findet man in F. Q. v. M. (= Franz Graf v. Meran), D. steirische Landeszeughaus in Graz. Kurze Erklärung d. Zeichen alter berühmter Künstler, welcher sie sich bey Verfertigung der Bildnisse berühmter Männer bey ihren Arbeiten verdient haben. Wien o. J. (18. Jht.), mit 11 Tfln. Lisch, Ü. d. Hausmarken u. d. Loosen in Mecklenburg, VMG 20. Losch, Frdr., Runen unter den Steinmetzzeichen, WVL 8. Lüthi, E., D. Steinmetzzeichen als Geschichtsq. (Pionier, Organ d. schweizerischen permanenten Schulausstellung in Bern, 27. Jg. 1906, Nr. 2/3) [gibt zunächst e. Gesch. d. Steinmetzzeichen überhaupt u. verbreitet sich so- dann ü. d. Steinmetzzeichen an zähringischen Burgen]. Meli, Zu d. Bürger-, Haus-, Hof- u. Siegelmarken, MZK 22, 21 ff. v. Münch hausen, Ü. d. gothischen Stein- metz- u. Wappenzeichen, Vaterländisches Arch. f. Hannover-Braunschweigische Gesch., Jg. 1833. Lüneburg 1833, 236ff. - Nüesch, A., u. H. Bruppacher, D. alte Zollikon. Kulturhistor. Bild e. Züricher Landgemeinde. Zürich 1899 [dieses Buch bildet S. 445 d. Hausmarken der an d. Holzkorporation beteiligten Bürger d. Gemeinde ab (Holz- rodel v. 1844) m. Angabe d. Eigentümer u. Ausführungen ü. d. Institut dieser Zeichen; S. 393 444 werden zahlreiche Geschl. behandelt]. Pantz, Anton v., Beitrag zur Gesch. d. Innerberger Hauptgewerkschaft. Graz 1904 (aus d. Veröffentlichungen der histor. Landeskomm. f. Steiermark. Graz 1903, XIX). Pfaff, Z. Gesch. d. Stein- metzen u. ihrer Zeichen in „Der Sammler", XIX, 1897, Nr. 4. Ris-Paquot, Dic- tionnaire des poingons, symboles etc. des orfevres. Paris 1890. Rosenberg, Marc, D. Aachener Goldschmiede, ihre Arbeiten u. ihre Merkzeichen, AG 15; drs., D. Gold- schmiede Merkzeichen. Frankfurt a. M. 1889. Rziha, Graphik der Steinmetzzeichen, KGV 1880; drs., Instruktion f. d. Slg. v. Steinmetzzeichen, Zeitschr. d. Deutschen Palästinaver., IV., H. 1 u. 2, S. 93 bis 96; drs., Studien ü. Steinmetzzeichen, MZK. Max Sauerland, Fabrikmarken u. Malersignaturen der Thüringischen Fayencemanu- fakturen d. 18. Jhts.,FZGK 1912. Schneider, F., Ü. d. Steinmetzzeichen u. insbes. die d. Mainzer Doms, in d. Organ f. christl. Kunst, hrsg. v. J. van Endert in Köln, Nr. 5 ff. Schneider, F., u. Rud. Redtenbacher, KGV 1877. Seckendorf, Frhr. von, D. herald. Marken in der Porzellanmanufaktur Deutschlands, HMK 1910. Seemann, Arthur, Deutsche Kunstgewerbezeichen. E. Adreßb. deutscher Künstler. Leipzig 1843. Seyler, Gesch. d. Heraldik. 1885, 333 ff. Stiperger u. Größer, MZK 20, 98. Styger, Wappen u. Hauszeichen auf den Trinkgeschirren zu Arth u. Steinen, Mtlg. d. histor. Ver. d. Kantons Schwyz, 4. H., 1885, 73ff. Walderdorff, Graf H. v., Steinmetzzeichen u. Hausmarken, Verhdlg. d. histor. Ver. f. Oberpfalz u. Regensburg. Wernicke, Schlesische Steinmetzzeichen, Ber. 33, 34, 39 d. VMSA. Wippermann, Eduard, Hausmarken u. Hausnamen in d. Schweiz, Ztschr. f. deut- sches Recht, 15. Bd., Tübingen 1855, S. 455 ff.— Zahn, W., Tangermünder u. Stendaler Wappen u. Hausmarken, DH 22; drs., Altmärkische Wappen u. Hausmarken, DH 23; drs., Wappen u. Hausmarken aus Werden in d. Altmark, DH 26. Hofmarken d. Kirchspieles Herzhorn, DH 1909. Hausmarken in Mecklenburg u. im Fürstent. Ratze- burg, VMG 60 (Ber. 2, 26 u. 3, 36). Slg. v. Hausmarken auf d. Grabsteinen zu St. Rochus u. zu St. Johannes zu Nürnberg, AKDV 1863. G. S., Ü. Steinmetzzeichen, Herald. Mtlg., hrsg. v. Ver. z. Kleeblatt, XIX, 1908, S. 26ff. K.v.Löwis of Menar, Haus- u. Hofmarken v. Kunö, DH 1909. Rußwufm, Eibofolke, Reval 1855, teilt Hausmarken d. ostländischen Schweden mit. Aus d. Umgegend Rigas sind Marken an Honigbäumen aus d. 14. Jht. mitgeteilt S. 58—61 d. „Libri redituum der Stadt Riga".

Wappen-Comtoirs. 225

seit dem 14. Jahrhundert schildartig umzogen und kommen so auch auf Siegeln vor. Die Geburt verlieh den Anspruch auf eine gewisse Basis der Hausmarke, das Erbrecht aber den auf eine nähere Gestaltung dieser Grund- lage. Homeyer hat gezeigt, daß die Hausmarke des Stammvaters zunächst durch eine Anzahl von Geschlechtsfolgen unverändert blieb, daß aber bei Abweigungen neuer Linien Beistriche hinzugesetzt wurden.

Zahlreiche Wappen gingen im 18. Jahrhundert dadurch zugrunde, daß der Zeitgeschmack auf Petschaften, Siegelringen und in Stammbüchern Alle- gorien und Symbole bevorzugte. Dazu kam der in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts auftauchende Gebrauch der gummierten Briefhüllen, wodurch Petschaft und Siegelring mehr und mehr außer Kurs gesetzt wurden. Vor allem aber sah der auf dem Boden der französischen Staatsumwälzung von 1789 erwachsene Liberalismus des 19. Jahrhunderts mit der ihm eigentüm- lichen Verkennung des geschichtlich Gewordenen in den Wappen nur Sym- bole des als besonderer sozialer Stand zu Grabe getragenen Adels.1) Und doch kommen bürgerliche Wappen schon seit dem Mittelalter vor.

Ein Wappen sich zu wählen, das von einer anderen Familie nicht be- Wappen- reits geführt wird und dabei doch durch geschmackvolle Komposition den Comtoirs' Kunstsinn befriedigt, ist nicht ganz einfach. Diesbezüglich kann gar nicht nachdrücklich genug vor den sogenannten „Wappen-Comtoirs", die fast in allen größeren Städten bestehen, gewarnt werden.2) Hunderte von Fällen beweisen, daß diese Geschäftsinhaber zumeist Leute sind, denen jede Kenntnis der Heraldik abgeht. Aus diesem Grunde entnehmen sie dem sogenannten Oroßen Siebmacher (dem Fürst -Weigelschen Wappenbuch), das gewöhnlich als „Europäische Wappensammlung" bezeichnet wird, entweder kurzweg das Wappen irgend einer adligen Familie gleichen Namens mit derjenigen, die um Ausstellung „ihres Wappens" ersucht hat, oder sie greifen, falls dieser Name sich im Siebmacher nicht findet, das einer ähnlich klingenden, oder aber auch das einer ganz beliebigen Adelsfamilie heraus.

Dieses Wappen wird nun in Quartgröße, in bunten Farben, mit Gold und Silber (gewöhnlich auf Glacepapier) gemalt, mit der Unterschrift „Wappen der Familie N. N." bezeichnet und der Sendung eine fabelhafte, gewöhnlich

Leipzig 1881 (offizielle Eintragungen). Auch an der Nordküste Kurlands finden sich Hofmarken im Gebrauch. Vgl. A. Bielenstein, D. Holzbauten d. Letten. I, St. Pe- tersburg 1907, S. 207 210. Drs., 64 Zeichen v. Birnenbäumen aus Ansen u. Popen in Nord-Kurland, nach e. Verz. v. 10. Sept. 1714. Ferner S. 206 d. Mtlg., daß Fischer auf ihren Rudern, Flotthölzern usw. dort Eigentumsmarken zu setzen pflegen. Eine be- sondere Art v. Hauszeichen sind die auf d. Teßlen d. Alpengemeinden. Teßlen sind mehr oder weniger lange, viereckige Stäbe; auf ihnen hat jeder Beteiligte der Reihe e. Hauszeichen, die d. Besitzrecht an e. Gegenstand angeben u. d. Rangordnung von gewissen Pflichten im Gemeindedienst fixieren. Diese Teßlen heißen deshalb auch Kehrteßlen od. Listenteßlen. Mehr über diese Teßlen findet man bei Stebler, F. G., Das Gorns u. d. Gornser. Zürich, F. Amberger, 1903 (Beil. z. Jb. S. A. C., Bd. 38).

i) Knötel, Bürgerl. Heraldik, Tarnowitz, Kothe, 1902, S. 22.

2) Das Folgende nach M. Gritzner, Ü. bürgerliche Wappen u. deren Führung, _ASW 6, 1906, Nr. 10, dem ich mich nur vollständig anschließen kann.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. 15

226 Wappen-Comtoirs.

mit den Kreuzzügen beginnende Geschlechtserzählung hinzugefügt, die selbst- redend zu irgend einem Adelsgeschlecht gehört und zumeist wörtlich aus einem beliebigen Adelslexikon abgeschrieben ist.

Es gibt in Nord- und Süddeutschland nachweisbar zahllose, auch bäuer- liche Familien, die auf die Annoncen oder die Anpreisungen von Agenten oder Reisenden derartiger Wappenbureaus (das „Geschäft" muß also lohnend sein) hereingefallen sind und für ihr teures Geld sich im Besitze einer meist ganz unheraldisch gefertigten Wappenzeichnung und einer gestohlenen ge- nealogischen Beschreibung befinden. Wenn das betreffende Adelsgeschlecht,, dessen Wappen hier gemißbraucht wird, durch Zufall davon Kenntnis erhält und Strafantrag stellt, so zieht sich der durch ein solches „Wappen-Comtoir" oder „Wappen-Bureau" Hereingefallene außer den Kosten, die diese Geschäfts- stellen berechnen, noch eine gerichtliche Bestrafung zu. Will irgend eine Familie sich ein Wappen zulegen, das mit keinem der vorhandenen Adels- wappen kollidieren soll, so empfiehlt sich in allen Fällen, daß die Betreffen- den sich mit dem Vorstande oder einem erfahrenen Mitgliede eines der be- stehenden heraldischen Vereine1) in Verbindung setzen. Freilich gibt es gegen die Nachahmungen bürgerlicher Wappen einen Schutz nicht; es sei denn, daß der Besitzer den gesetzlichen Schutz der Eintragung in das Waren-

x) Vereine f. Heraldik u. Familienkunde sind: „Herold", Ver. f. Heraldik, Sphra- gistik u. Genealogie in Berlin. Nähere Auskunft durch Prof. Hildebrandt in Berlin W., Schillstraße 3. „Adler", K. K. heraldische Gesellschaft in Wien. Schriftführer: Dr. Höfflinger, Wien 18/1, Colloredogasse 22. Zentralstelle f. Deutsche Personen- u. Familiengeschichte in Leipzig. Vorsitzender: Rechtsanwalt Dr. Breymann, Thomas- ring 6. „Roland", Ver. f. Stammkunde. Vorsitzender: Studienrat Prof. Dr. Un- bescheid in Dresden, Lüttichaustr. 11. „Roter Löwe", Ver. f. Gesch. u. geschichtl. Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig. „Zum Kleeblatt", Ver. z. Pflege d. Heraldik für kunstgewerbliche Interessen in Hannover. „St. Michael", Verein Deutscher Edelleute zur Pflege der Geschichte u. Wahrung historisch berechtigter Standesinteressen. I. Vorsitzender: Friedrich Freiherr v. Gaisberg-Schöckingen, Schloß Schöckingen, Württemberg, O.-A. Leonberg. Hamburgischer Verein f. Familien- gesch., Siegel- u. Wappenkunde. Vorsitzender: Landrichter Dr. Lutteroth. St. Georg- Verein Deutscher Edelleute u. Patrizier. I. Vorsitzender: Friedr. Carl Esbach a. d. H.^ Ritterbürtiger Patrizier zu Soest. Dänische Ver. f. Heraldik u. Familienkunde sind: 1. Dansk Genealogisk Institut. Kopenhagen, Brandesallee 7. Vorsitzender: Baron C. Zyt- phen- Adeler. Direktor: Th. Hauch-Fausbell. 2. Samfundet for Dansk-norsk Genealogi og Personalhistorie. Personhistoriska Samfundet in Stockholm. Academia Heraldica in Madrid. Genealogische Gsft. d. Ostseeprovinzen (seit 1893). Dazu d. ausgezeich- nete polnische Organ „Miesi^cznik heraldyczny" („Heraldisches Monatsblatt"), hrsg. v. Wladystaw Semkowicz in Lemberg. Lemberg 1908 ff. Genealogisch-heraldiek Genoot- schap „de Nederlandsche Leeuw" te 's-Gravenhage. „De Nederlandsche Heraut", genealogisch-heraldische Gesellschaft zu 's-Gravenhage. Convention inter- nationale d'Heraldique (sämtliche Korrespondenzen sind zu richten an d. Vize- Kanzler Rene Droz in Basel, 109 Freie Straße). „Societe heraldique et genealogique de France" in Paris. „Societe heraldique de Suisse", Schweizerische heral- dische Gesellschaft zu Neuchätel. „Reale accademia araldo-genealogica" zu Pisa. „Collegio araldico" in Rom. „Magyar heraldikaies genealogiai Tärsasäg" in Budapest. „New-England", historische u. genealogische Gesellsch.. zu Boston.

Wappenmaler und Wappenzeichner. Graveure. 227

Zeichenregister nicht verschmäht, wozu allerdings wohl nur Kaufleute be- rechtigt sind.1)

Es ist zu wünschen, daß recht viele bürgerliche Familien statt des lang- weiligen nichtssagenden und sehr leicht zu Verwechslungen führenden „Mono- gramms" sich ein hübsches Wappen konstruieren lassen, sintemal noch heute der alte Spruch gilt:

„Ain Wapen ist ein guotes Ding, voll achtem Prunk und Wesen!"2) Zum Schluß dieser Erörterungen über Heraldik mögen die Adressen wappenmaler einer Anzahl bekannter Wappenmaler und -Zeichner folgen: ""feichner6"

Ad. Cloß, Berlin-Friedenau, Lenbachstr. 11.

E. Döpler d. j., Prof., Berlin, Dörnbergstr. 2.

H. Heling, Hofwappenmaler, Berlin N, Wörther Str. 8.

R. von Haken, Berlin SW, Königgrätzer Str. 67.

Ad. M. Hildebrandt, Prof., Berlin W, Schillstr. 3.

Jantzen, Freiburg in Baden.

Ernst Krahl, K. K. Hof wappenmaler, Wien III, Am Heumarkt 9.

Max Lehmann, Dresden-A., Falkenstr. 14,111.

H. Nah de, Hofwappenmaler, Berlin S, Prinzenstr. 21.

Georg Otto, Berlin, Unter den Linden 40.

Lor. M. Rheude, München, Augustenstr. 109, III.

O. Roick, Berlin S, Dresdener Str. 106.

Chr. Zacharias, Hannover, Gr. Aegidienstr. 7.

Während noch bis vor etwa dreißig Jahren die Gravierkunst sehr im Graveure, argen lag und den Graveuren vielfach die Schuld an der Mißgestaltung der Wappen beigemessen werden mußte, hat sich in neuerer Zeit ein bedeuten- der Umschwung auf diesem Gebiete vollzogen. Es ist heutzutage leicht, tadellose Petschafte in beliebigen Stilen zu erhalten. Es werden hier eine Anzahl von Graveuren verzeichnet:

1. Robert Fritz, Suhl i. Thür.

2. Gustav Hanneck, Braunschweig.

3. M. Haseroth jun., Berlin.

4. H. Held, Hofgraveur, Magdeburg.

!) Hugo Gerard Ströhl, Schutzmarken u. Fabrikzeichen. Wien 1890. Speck- ler, Heraldik und Schutzmarke. Hamburg 1883. J. A. Koopmans, Handels- en fabrieksmerken in verband met de heraldiek. 's-Gravenhage.lSSS. De l'heraldisation de la marque de propriete et des origines du blason, in: La Revue Heraldique, Histo- rique et Nobiliaire, fondee en 1862. Tome XXIII. 4. Serie. Tome VI. Josef Ritter v. Bauer, Das Wappen als gewerbliche Marke, JAW, N. F. 13. K. E. Graf zu Leiningen-Westerburg, Ü. Warenzeichen-Heraldik, DH 36. Ü. d. Warenzeichen orientiert das v. kaiserl. Patentamt herausgeg. „Warenzeichenblatt" (Verlag P. Stankie- wicz, Berlin SW.).

2) Im Verlag von Gebr. Vogt, Papiermühle (S.-A.), sind erschienen: Wappen- schablonen, fertig geprägt, auf weißem starken Karton, „gut heraldisch ausgeführt". 50 Pf! pro Stück (fünf verschiedene Muster). Größere Anzahl billiger. Die Größe d. Kartons ist 38x30 cm. Dgl. auf gewöhnl. Papier, in Blockform, 100 Stück 1 M., „auf besserem Kolorierpapier" 50 Stück M. 1,20. Papiergröße 9x12 cm. Drs. Vrl. bietet an: Wappenschablonen von Osk. Roick, Berlin, entworfen, 7 verschiedene Muster, in Blockform auf Zeichenpapier, 100 Stück 2 M. (einzeln nicht unter 25 Stück). Papier- größe 12x20 cm. Höhe d. Schablonenwappens 8,5 cm.

15*

228

Familiengeschichte und Numismatik. Familienmünzen.

5. Jauner, Wien.

6. H. Flügge, Dresden-A., Taschenberg 1 pt.

7. Armand Lamm, Berlin.

8. Karl Lubig, Berlin.

9. Renton Warner, London.

10. G. Schupp an, Hofgraveur, Berlin.

11. J. Schwerdtner, Wien.

12. Reinh. Tips, Berlin.

13. P. Wedel, Augsburg.

Familiengeschichte und Numismatik.1*

^|IE Wichtigkeit der Numismatik2) für familiengeschichtliche For- schung ist besonders aus dem alten Rom bekannt. Nennt man doch (vgl. Schmiede, Nachtrag zu dem Handwörterbuch der ges. Münzkunde 1815, S. 54) diejenigen Römermünzen, die während der republikanischen Verfassung mit der Aufschrift vornehmer, zu den höheren Würden aufgestiegener Familien geprägt wurden, schlechthin „Fa- milienmünzen". Drei Beamte waren als Aufseher über das Münzwesen ge- setzt, die Triumviri auro argento aere flando feriundo genannt wurden. Ihr jähriges Münzrecht benutzten sie, um sich während desselben bei dem Volk durch verbesserte Gepräge beliebt zu machen und das ehrenvolle Andenken

x) Wiederabdruck aus d. Dresdner Journal 1905.

a) Z. Einführung in d. Numismatik zu empfehlen: Halke, Einleitung in d. Studium d. Numismatik, 2. Aufl. Berlin, Georg Reimer 1905. Dannenberg, Grundzüge der Münzku. Leipzig 1891. Halke, Handwörterb. d. Münzku. Berlin, G. Reimer 1909. Luschin von Ebengreuth, Allgemeine Münzku. u. Geldgesch. München 1904 (bildet e. Bd. v. v. Below-Meinecke's Handb. d. mittelalterl. u. neuern Gesch.); drs., D. Münze, Leipzig 1906 (bildet das 91. Bändchen d. bei Teubner erscheinenden Reihe: Aus Natur u. Geisteswelt). F. Friedens bürg, D. Münze in d. Kulturgesch. Berlin 1909. Drs. in Meisters Grundriß d. Geschichtswft. I. Bd. 2. Afl. Bibliographie bei A. Giry, Manuel de diplomatique 1894, S. 428ff.; ü. d. Literatur v. 1889—1897 A. Blanchet in: Congres bibliographique usw., 1900, Bd. 2, S. 1 26. Zeitschriften für Münzku. sind: Ztschr. f. Numismatik. Bd. 1— 20] hrsg. v. A. v. Sallet. Berl. 1874—95. Bd. 21 bis 24 hrsg. v. H. Dannenberg, H. Dressel, J. Menadier. Ebd. 1893ff. Numis- matische Ztschr., hrsg. v. der Numismatischen Gsft. in Wien. Bd. 1 35. Wien 1869 ff. Arch. f. Brakteatenku., hrsg. v. R. v. Höfken. Bd. 1—4. Wien 1885 ff. Mtlg. d. Bayerischen Numismatischen Gsft. Jg. 1 22. München 1882ff. Numismatisch- Sphragistischer Anzeiger. Ztschr. f. Münz-, Siegel- u. Wappenkunde, hrsg. v. F. Tewes. Jg. 1893 ff. (Hannover). Mtlg. d. Oesterr. Gsft. f. Münz- u. Medaillenku. Hrsg. v. V. v. Ron n er. Berliner Münzbl., Monatsschr. z. Verbreitung d. Münzkunde, hrsg. v. A. Weyl u. E. Bahrfeldt (mit Beibl.: Numismatische Korrespondenz). Blätter für Münzfreunde, hrsg. v. Gersdorf, Grote, Erbstein, Buchenau 1 865 ff. Blätter für Münzku., hrsg. v. H. Grote. 1835 ff. Wiener Numismatische Monatshefte, hrsg. v. G. A. Egger. Wien 1865—68. P. Stroehlin, Revue Suisse de Numismatique. Geneve 1891 ff. Ztschr. f. Münz-, Siegel- u. Wappenku., hrsg. v. B. v. Koehne. Berlin 1841 ff. Ztschr. f. Münz-, Siegel- u. Wappenku. N. F. Berlin 1859ff. Memoires de la Societe d'Archeologie et de Numismatique de St. Petersbourg. Petersb. 1847ff.

Selbstporträts auf Münzen der Römer und Griechen. Münzfälschungen. 229

ihrer Familien zu erneuern, indem sie die merkwürdigen Taten der Be- rühmtesten ihrer Geschlechter zum Inhalt der Gepräge wählten. Die dadurch hervorgerufene Mannigfaltigkeit der Gepräge wurde noch dadurch vermehrt, daß die Magistratspersonen, wenn sie erst einmal Ädilen gewesen waren, das jus denarios flandi et feriundi für ihre Lebenszeit behielten, vermöge dessen sie Geld mit ihrem Stempel fortprägen lassen durften, wenn sie das Silber dazu anschaffen konnten. Diesen republikanischen Münzen reiht sich eine Serie von Bildnissen senatorischer Statthalter zur Zeit des Augustus an. Dieser gab in denjenigen Provinzen, deren Statthalter vom Senat ernannt wurden, diesen Statthaltern das Recht, neben ihre Namensinschrift auch ihr Bildnis auf die Münzen zu setzen. Dieser Anordnung verdanken wir Deut- sche das Bildnis des P. Quinctilius Varus. Ehe dieser im Teutoburger Walde fiel, war er Prokonsul der Provinz Afrika. Sein in der Stadt Achulla ge- prägtes Bildnis ist in Alfred v. Sallets „Münzen und Medaillen" ver- öffentlicht.1)

Der erste, der das Recht erhielt, sein eigenes Bildnis auf die Münzen Selbstporträts zu setzen, war bei den Römern Julius Cäsar; er erhielt dies Recht erst im der Römer1 Jahre seines Todes, hat aber in der kurzen, ihm noch gegönnten Lebens- und °riechen- zeit von diesem Rechte aufs reichlichste Gebrauch gemacht. Vor Cäsar durften nur die Köpfe berühmter Verstorbener auf römischen Münzen ge- prägt werden. Ehe der geistlose, schematische byzantinische Münzstil herein- brach, haben wir zahlreiche Porträts römischer Herrscher auf Münzen er- halten. Der Mangel einer hinreichenden Anzahl von Kontrollbildern und Nachrichten erschwert allerdings das Urteil, inwieweit auf römischen oder griechischen Münzen Porträtähnlichkeit vorliegt.

Aus der Betrachtung des Verhältnisses der Numismatik zur Familien- Münz- geschichte scheiden im allgemeinen die Münzfälschungen aus. Wie bei faIschun£en- Siegeln, Urkunden und Altertümern aller Art, so begegnen auch bei den Münzen Falsifikate. Ich erinnere beispielsweise an die „Paduaner", Münzen, die nach neueren Stempeln innerhalb und außerhalb Italiens mit Kunst und Geschmack verfertigt wurden und das Ansehen antiker Münzen nachahmten. Auch gibt es insbesondere von Julius Cäsar bis Hadrian viele unechte Me- daillen (Krosch, Kennzeichen unechter Münzen, Ein Beitrag zur Münzkunde. Aus den rheinischen Provinzialblättern besonders abgedruckt: Cöln am Rhein 1838). Wie oft gefälscht wurde, deutet z. B. auch Köhler (Münzbel. I 1729, S. 234) an, indem er sagt: „Die Kuriosität und Begierde einiger Münz- liebhaber ist so groß und unersättlich, daß sie auch dem falschen Ruf von einigen Münzen glauben, die doch niemals in der Welt zu gehöriger Zeit gewesen und damit Selbsten Anlaß geben, daß die Gewinnsucht und Arglist böser Leute sie mit erdichteten und unechten Stücken zu äffen und ihnen ein Blendwerk vorzumachen suchet." Auch die Reproduktionen angeblicher Münzen müssen genau auf ihre Echtheit hin angesehen werden, ehe sie zu familiengeschichtlichen Forschungen verwendet werden können. Es kommt.

*) Handbücher der Kgl. Museen zu Berlin, Berlin 1898, S. 52.

230 Münzfälschungen. Numismatische Sammelwerke.

hier sehr viel auf die Zuverlässigkeit des publizierenden Autors an. Viel- leicht gibt es von niemand so viel Medaillen als von Luther. Aber in Christian Junkers Buch „Das goldene und silberne Ehrengedächtnis Martini Lutheri" (Frankfurt und Leipzig 1706, 80)1) finden sich doch auch viel Holzstiche zweifelhafter Richtigkeit, wie schon Joubert in seiner Ein- leitung zur Medaillen- Wissenschaft (Nürnberg 1738) bemerkt hat. Der Ge- sichtspunkt der persönlichen Zuverlässigkeit des Autors sei beispielshalber noch im Anschluß an Grotes Münzstudien (VI, 1865, S. lf.) durch Hinweis auf Beischlag erläutert.

Beischlag lieferte in seiner schätzbaren „Münzgeschichte Augsburgs" (Stuttgart 1835) eine vollständige Übersicht über die schwäbische Münz- kunde im Mittelalter, namentlich des jetzigen bayrischen Schwabens. Er war aber vorzugsweise Urkundenforscher; die Kenntnis der Münzen selbst war ihm so gut wie ganz fremd, und ihm fehlte die Gelegenheit, sich auch nur behufs seines Buches damit bekannt zu machen. Sein kritischer Standpunkt wird am besten durch die Entstehungsart einiger seiner Abbildungen cha- rakterisiert. In Michels „Öttingischer Bibliothek" findet er eine Öttingische Münze von 1499 ^beschrieben; bei Adam Berg findet er eine Fratze ohne Umschriften mit der Jahreszahl 1525, deren Typen der Michelschen Be- schreibung ähnlich sein könnten. Nach diesem Material läßt er Tafel VIII, Figur 3 mit Abbildung der Münze von 1499 zusammenphantasieren! Aus Rottweil bekommt er Siegelabdrücke alter Münzstempel bloß Averse zugeschickt; daraus setzt er Tafel VIII, Figur 2 eine Münze zusammen, deren eine Seite dem 15., die andere dem 17. Jahrhundert angehört. Numismatische im systematischen Zusammenhang sind die Münzen für familiengeschicht«

' liehe Forschungen zuerst im Lande alten Adels und früher reich entwickelter Heraldik, d. i. in Frankreich, verwandt worden. Es kommt hier insbesondere in Betracht das Werk von Jacques de Bie, Les familles de la France illustrees par les monumens des medailles anciennes et modernes, tirees des plus rares et curieux cabinetz du Royaume sur les metaux d'Or, Argent et Bronze. Paris 1636. Folio. 245 Seiten. Dies Buch bietet medailles des papes franeois, medailles des cardinaux franeois, medailles des princes et princesses du Sang, autres Princes & grands Seigneurs, medailles des chanceliers, gardes- des-Sceaux, Premiers^Presidens, conseillers d'Estat et autres. Die Abbildungen zeigen auffälligerweise keine Wappen. Das Werk darf freilich nur mit größter Vorsicht benutzt werden. Denn in ihm werden, wie G. E. v. Hai ler, Schweizerisches Münz- und Medaillenkabinett I, 1780, S. 505, bemerkt, „ver- schiedene Münzen beschrieben und abgebildet, an deren Dasein man aller- dings zweifeln soll, da sie zum Teil sonst niemand gesehen hat, und da der Verfasser offenbar falsche anzuführen sich nicht schämt."

*) Vgl. auch Lesser, Fr. Ch., Besondere Müntzen, welche sowohl auf Gelehrte Gesellschaften, nemlich Universitäten, Societäten, Seminaria u. Gymnasia, als auch auf gelehrte Leute, nemlich Theologos, Jure-Consultos, Medicos u. Philosophos, sonderlich auf den theuren D. Martin Luthern, nach Junckers herausgegebenen güldenen u. silbernen Ehren-Gedächtniß desselben gepräget worden. Frankf. u. Lpz. 1739.

Numismatische Sammelwerke. 231

Das Beispiel von Jacques de Bie fand bald Nachahmung. So ver- wertete Evelyns die Münzen in englischer Sprache.1) Die portugiesischen Münzen aber behandelte Sousa im Zusammenhang mit der Geschichte des portugiesischen Königshauses und anderer vornehmer Familien.2) Eine Histoire de Louis le Grand par les medailles enblemes devises jettons ver- öffentlicht Mene tri er in einem wiederholt aufgelegten Buche.8) Die Münzen schwedischer Männer und Frauen stellte Berch zusammen4) usf.

Lange Zeit stand Frankreich an der Spitze der Bestrebungen, Münzen zu veröffentlichen und zu erklären. Dies zeigt sich noch in dem großen Werke von Duby, das in Paris am Ende des 18. Jahrhunderts erschien, die Münzen aller Größen und Gewalthaber in Frankreich darstellen und erläutern und damit, wie der umständliche Titel angibt, eine Ergänzung zu den histo- rischen Denkmalen Frankreichs bieten wollte.6)

Veröffentlichungen von Medaillen auf berühmte Privatpersonen aller Art, als Kriegshelden, Staatsmänner, Kardinäle, Gelehrte, Künstler, Patrizier und auch von Vertretern des weiblichen Geschlechts gibt es jetzt viele. Köhler hat in seinen Münzbelustigungen in 22 Teilen und Lochner in seiner Sammlung von acht Bänden, sowie auch Joachim, van Loon usw. haben ver- schiedene, Haller die schweizerischen, Langermann hamburgische, Spieß brandenburgische, der von Cörnlein und Negelein herausgegebene Thesaurus numism. die von 1700 bis 1710 zum Vorschein gekommenen, Snelling (London 1776fol.) englische, Kundmann schlesische berühmte Männer vor- gestellt oder beschrieben. J. C.W. Moehsen, hat in seiner Beschreibung einer Berliner Medaillensammlung (Berlin 1773, 4°) mit den Ärzten ein gleiches getan. In den Jahren 1761 ff. kam das Museum Mazzuchellianum zu Venedig in zwei Foliobänden zum Vorschein, das auf 208 Tafeln eine große Anzahl hierhergehöriger Medaillen in Kupferstich lieferte, mit einer lateinischen Beschreibung vom Grafen Gaetani, wozu ein Ritter Cosmus Meo die italienische Übersetzung beigefügt hat.6) Epochemachend war die

*) Evelyns, To., Numismata. A Discourse of medals, antient and modern. To- gether with some account of heads and effigies, of illustrious and famous Persons, in sculps and Taille douce, of whom we have no Medals extant; and of the use to be derived from them. To which is added a Digression concerning Physiognomy. Lond. 1697 f.

2) Sousa, Historia genealogica da casa real Portugueza, desde a sua origem ate o presente, com as familias illustres etc. Lissabon 1745 48. gr. 4.

3) Paris 1691 f. 2. vermehrte Afl. Paris 1693f. u. ebd. 1700f.

4) Berch, CR., Celebrium Suecorum virorum feminarumque nummi memoriales adiunctis vitis. 2 Fase. Holmiae 1777. 4°.

5) Duby, Traite des monnaies des Barons ou representation et explication de toutes les monnaies d'or, d'argent, de billon et de cuivre, qu'ont fait frapper les possesseurs de grands fiefs, pairs, eveques, abbes, chapitres, villes et autres Seigneurs de France, pour servir de complement aux monuments historiques de la France en general et de chaeune de ses provinces en particul. 2 Bände. Paris 1790.

6) Mazzuchellianum Museum, numismata virorum doctrina praestantium quae apud Jo. Mar. Comitem Mazzuchellum Brixiae servantur a Pet. Ant. de comitibus Caetanis Brixiano Presbytero et Patricio Romano edita et illustrata. T. I. II. Venet. 1761—1763.

232

Numismatische Sammelwerke.

Veröffentlichung der Medaillensammlung von Hedlinger, erläutert von Chretien de Mechel in Basel 17761), und zwei Jahre darauf wurde von demselben Verfasser eine historische und kritische Erläuterung dazu veröffentlicht.2)

Der große Münzkenner und Sammler Lengnich, weil. Archidiakonus zu Danzig, hat im Journal von und für Deutschland im Jahrgang 1791 und im folgenden Jahrgang eine deutliche Beschreibung von 900 Medaillen bekannt gemacht.

Die Sammlungen Tentzels3) und des Tresor de numismatique4) sind für die familiengeschichtlichen Forschungen in früheren Jahrhunderten nützlich. Dagegen enthält der Katalog der Hauschildschen Sammlung von Medaillen und Schaustücken auf Privatpersonen er erschien gedruckt bei Joh. Frdr. Hauschild, Beytrag zur neueren Münz- und Medaillengeschichte vom 1 5. Jahr- hundert bis jetzo, Dresden 1806, S. 463 ff. die Legenden nur unvoll- ständig und die Wappen gar nicht. Im übrigen darf auf die bekannten numismatischen Bibliographien von Lipsius5) und Leitzmann6) verwiesen werden.

Von neueren Sammlungen mögen hervorgehoben werden die Arbeiten von Armand7), Beierlein8), Donnebauer9), Erbstein10), Fiala11), Friedländer12),

1) Oeuvre du Chevalier Hedlinger ou Recueil des Medailles de ce celebre artiste, gravees en taille douce, accompagnees d'une explication historique, et critique et pre- cedees de la vie de l'Auteur. Par Chretien de Mechel ä Basle. 1776 fol.

2) Explication historique et critique des Medailles de l'oeuvre du Chevalier Hedlinger, precedees de l'Eloge historique de ce celebre artiste par Chretien de Mechel. 1778.

3) Tentzel, Saxonia Numismatica oder Medaillen-Cabinet von Gedächtnismünzen. Dresden 1705 ff. 4 Bde. 4°.

4) Tresor de numismatique et de glyptique. Choix de medailles executes en Allemagne aux XVI et XVII siecles. Paris 1841, fol.

6) J. Q. Lipsii Bibliotheca numaria sive Catalogus auctorum qui usque ad finem seculi XVIII de re monetaria aut numis scripserunt, praefatus est Chr. Gottl. Heyne. Leipzig 1801.

e) Leitzmann, J. J., Verzeichnis sämmtlicher seit 1800 bis jetzo erschienenen numismatischen Werke, als Fortsetzung der Bibliotheca numaria von J. Q. Lipsius. Weißensee 1841. Vgl. auch Brückmann, F. E., Bibliotheca numismatica oder Ver- zeichnis der meisten Schrifften, so von Müntz- Wesen handeln. Wolfenbüttel 1729.

7) Armand, Les medailleurs italiens des XVe et XVP siecles. Paris 1883—87. 3 vols.

8) Beierlein, D. bayerischen Münzen d. Hauses Wittelsbach 1180—1550. Mit 201 Münzabb, auf 9 Tfl. München 1869. Hierzu vgl. Kuli, J. V., Studien z. Gesch. d. oberpfälz. Münzen d. Hauses Wittelsbach 1329—1794. Mit 2 Stammtfl. Regensburg 1890/91.

•) Donnebauer, Beschreibung (6122) böhmischer Münzen u. Medaillen in numis- matisch-geschichtl. Bearbeitung.

10) J. u. A. Erbstein, Die Ritter v. Schultheß-Rechbergsche Münz- u. Medaillen- Slg. Dresden 1868—69.

u) Fiala in Prag (Selbstverlag), 1888—89. 2 Bde. Lex. VIII, 714 Seiten mir etwa 1500 Abb. auf 83 lithographischen Tfl. u. genealog. Tabellen.

12) Friedländer, J., Die italienischen Schaumünzen des 15. Jht. Berlin 1880—82.

Numismatische Sammelwerke. 233

Gutekunst1), Heiß2), Jaeckel3), Menadier4), Miltner6) und Neumann6), Rüppel7) und Weyl8). Insbesondere haben die in deutschen Bundesstaaten bestehenden Kommissionen f. Landesgesch. auch d. Slg. u. Bearbeitung nu- mismatischen Materials nach anderen Grundsätzen in die Hand genommen. So veranlaßte die Württembergische Korn. d. Erscheinen d. Werkes: „Würt- temberg. Münz- u. Medaillenku. v. Chr. Binder, neu bearbeitet v. Julius Ebner", Stuttgart seit 1904. Ü. d. Medaillen vgl. auch K. D omanig, D. deutsche Privatmedaille d. älteren Zeit. Wien 1893. Eine besonders reich- haltige Münzsammlung veröffentlichte König Viktor Emanuel III. von Italien. Ihm standen hierfür seine Privatsammlung von mehr als 65000 Münzen, die königliche Sammlung von Turin, neun italienische und zwölf ausländische Münzkabinette zur Verfügung. So schuf er das im Erscheinen begriffene Werk: Corpus nummorum Italicorum. Fato compilare da Vittorio Erna- nuele III. Primo tentativo di un catalogo generale delle monete medievali e moderne coniate in Italia e da italiani in altri paesi. vol. I. Casa Savoia. vol. II. Piemonte-Sardegna. Milano, seit 1900.

Als ein vorzügliches Beispiel, wie Münzen für familiengeschichtliche Studien zu verwenden sind, kann das mit Unterstützung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften herausgegebene, dem Erzherzog Albrecht Fried- rich Rudolph von Österreich gewidmete Werk von Josef Bergmann gelten Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaats vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. In treuen Abbildungen mit biographischen Notizen. (Wien 1858. 681 Seiten in gr. 4°, dazu 25 Münz- tafeln.) .,Ich wollte", sagt der Verfasser in der Vorrede, „nicht mehr als ein Zeichen geben, daß sich manchem, äußerlich ganz unscheinbarem Me- daillchen, wie die auf Lasla v. Edlasberg, von Gendorf, Gewardt, Hirsvogel, Schallantzer usw. sind, eine historische Seite abgewinnen lassen, und daß

x) Gutekunst, Katalog d. Slg. d. Marchese P. in Mailand u. e. gewählten Slg. deutscher u. italienischer Medaillen des 15. u. 16. Jht. Stuttgart 1882.

2) Heiß, Les medailleurs de la renaissance. Paris 1881.

3) Jaeckel, Fr., Reg. zu sämtl. 8 Bdn. v. Lochners Slg. merkwürd. Medaillen 1737—44. Dresden 1889.

*) Menadier, Schaumünzen d. Hauses Hohenzollern. Berlin 1901. 8) Miltner und 6) Neumann, Beschreibung d. bisher bekannten böhmischen Privatmünzen u. Medaillen. Prag 1852.

7) Rüppel, Beschreibung u. Abb. v. Schaumünzen, die zum Angedenken v. Be- wohnern Frankfurts gefertigt wurden. Frankfurt a. M. 1855.

8) Weyl, Die Paul Henckelsche Slg. Brandenburg-Preußischer Münzen u. Medaillen. Berlin 1876.

Weitere wichtige Münzkataloge sind verzeichnet bei Halke, Einleitung in das Studium der Numismatik, Seite 192. Gute Münzkataloge [E. große Anzahl von Münz- katalogen verzeichnet d. Lager-Katalog Nr. 10 von Jos. Grünfeld, Wien I, Boznergasse 7] können den Familienforscher recht nützlich werden. Denn sie bringen teilweise Abb. ganzer Münzen mit Porträts usw. u. v. d. übrigen, nicht abgebildeten, häufig d. Le- gende. So enthält z. B. der XIV. Verkaufskatalog v. Münzen u. Medaillen, hrsg. v. Brüder Egger, Wien I, Opernring 7, Porträts des Dichters Paul Heyse, des Feldzeug- meisters Arth. Frhr. v. Bolfras, des Hof Schauspielers Lewinsky, des Mineralogen Tscher- mak u. anderer Persönlichkeiten.

234 Legende auf Münzen.

sie als Bausteine, wenn auch als kleine, für die vaterländische Geschichte benutzt werden können." An die Münzabbildungen und Münzbeschreibungen hat Bergmann biographische und genealogische Darlegungen geknüpft; die zerstreutesten Notizen über manchen verschollenen Namen mußten dabei mühsam gesammelt werden, um demselben Halt und Gestalt, kurz wieder Leben zu verleihen. Was Bergmann f. Österreich leistete, hat Joh. Christian Kundmann schon e. Jht. früher f. Schlesien in ähnlicher Weise mit Glück versucht in d. Buche: Silesia in nummis od. berühmte Männer in Müntzen. Breslau u. Leipzig 1738 (Neudruck Breslau 191 1). Dieses Werk bietet zahl- reiche Biographien, Stammbäume u. Münzabbildungen.

Zahlreich ist auch das noch vielfach ungedruckte Material, das in den Münz- kabinetten zu Breslau, Dresden, Gotha, Karlsruhe, München, Stuttgart und in anderen Städten aufbewahrt wird. Ein Führer durch diese Münzsammlungen ist Fr. Gnecchi, Guida numismatice universale. 4. Ausgabe, Milano 1903. Ü. Bayern ist zu verweisen auf J. V. Kuli, Repertorium z. Münzkunde Bayerns, als Slg. zu d. Mtlg. d. bayer. numismatischen Gsft. seit 1894 herausgegeben.

Wenn wir nun das umfangreiche numismatische Material1), wie es in der gedruckten Literatur oder in öffentlichen und privaten Sammlungen vor- liegt, nach seiner Verwendbarkeit für familiengeschichtliche Forschung über- schlagen, so ergibt sich eine solche Verwendbarkeit in Rücksicht auf Le- gende, Porträt und Wappen. Legende. Die Legende2) ist im allgemeinen bei Begräbnis- oder Sterbemünzen

umfangreich, weil sie die Summe eines ganzen Lebens zieht. Die Auf- schriften des Reverses pflegen aufzuweisen 1. Geburtsjahr und -tag, oft auch den Ort, 2. die Zeit, wann der Verewigte zur Regierung oder zu geistlichen Würden oder Staatsämtern gelangt ist, 3. Todesjahr und -tag, auch Ort, 4. das erreichte Alter und Regierungsjahr, 5. endlich besondere Umstände, wie z. B. auf der Sterbemünze des Grafen von Mansfeld J. Georg III 1710: Evangelicae stirpis ultimus. Mit solchen Daten ist zuweilen bei Spärlichkeit anderweiten Materials schon recht viel für die Familiengeschichte an einer lückenreichen Stelle gewonnen. Aber freilich die bloßen Lebens- und Amts- jahre mögen vielleicht gestatten, die betreffende Persönlichkeit in den Stamm- baum einzurangieren. Viel weiter werden wir gewöhnlich durch solche Le- gende nicht geführt, und doch bleibt dem Familienforscher als goldener Wahlspruch der Satz von Lipsius in treuem Gedächtnis: „Nee nuda genea- logia sit, sed facta et dieta interdum inserat, quod ego probo: nee me ce-

x) Gute Literaturübersichten über die numismatische Literatur, auch ü. die d. Auslands, enthält d. stattliche Band v. Engel u. Serrure, Traite de numismatique moderne et contemporaine. Paris 1897.

2) W. Rentzmann, Numismatisches Legendenlexikon des Mittelalters u. d. Neu- zeit, Berlin 1881 (enthält eine alphabetisch-chronologische Tabelle der Münzherren, ein Ver- zeichnis der auf Münzen vorkommenden Heiligen, eine Ergänzung der auf Münzen vor- kommenden Titelabbreviaturen und ein Verzeichnis der den Münzen aufgeprägten Länder- und Städtenamen). H. Dannenberg, Deutsche Inschriften auf Münzen d. MA, AKDV, N. F. 9, S. 236 ff. Schmid, G. V., Clavis numismatica od. Handbuch z. Verständnis d. auf Münzen vorkommenden Sprüche und Abbreviaturen. Dresden 1840.

Legende auf Münzen. 235

perint sola stemmata et sine alio fructu familiarum rami". Umfangreichere Legenden, die entweder weitere Einzelheiten aus dem Leben der Persönlich- keit, zu deren Gedächtnis die Münze geschlagen ist, enthalten, oder Sprüche, die den Charakter dieser Persönlichkeit beleuchten, sind daher sehr erwünscht. Die Medaille auf Kardinal Schrattembach bei Köhler, Münzbelustigungen 4, 265, zeigt innerhalb der Umschrift auf 19 Zeilen eine Biographie, wie sie unsere Zeitungen beim Tode bedeutender Persönlichkeiten bringen. In dem für die Geschichte dänischer Familien sehr wichtigen, mit Porträts, Wappen, Grabdenkmälern und Stammbäumen ausgestatteten Werke von Tycho Hofman, Portraits historiques des hommes illustres de Dannemark, remarquables par leur merite, leurs charges et leur noblesse avec leurs tables genealogiques, 6 Teile (ohne Orts- und Verlegerangabe, 1746) II, 7 (in der histoire de la famille de Rantzau) findet sich eine Medaille von 1567 auf Daniel Rantzo- vius, deren Revers auf 23 Zeilen eine ganze Feldzugsbeschreibung enthält. Es gibt Tausende von Inschriften in Stein und Erz, nicht alle Inschriften sind echt; über die Kriterien ihrer Echtheit ist im Corpus inscriptionum I S. XXIX f. und in Boeckhs Encyklopädie und Methodologie der philologischen Wissenschaften 1877 S. 188 ff. gehandelt.1) Auch die Inschriften auf Münzen2) verraten durch ihre Fehler, daß sie mitsamt den Münzen unecht sind. So steht auf den Abbildungen einer Ehrenmedaille (nummus Tymeus [Ti/ueiog]) in Luckii Sylloge numismatum elegantiorum (Argentinae 1620) pag. 78 und in Mieris Histori der nederlandsche Vorsten Tom. III p. 94, über das von Sebastian Schortlin von Burtenbach erreichte Alter fälschlich SEINS ALTERS 87 IAR. Die richtige Ziffer SEINES ALTERS 82 IAR steht auf einer Me- daille, die beschrieben ist in Binders Württembergischer Münz- und Me- daillenkunde, Stuttgart 1846, S. 581. Ein sog. Mönchschrifttaler auf Bogislaw X., Herzog von Pommern 1474 1523, aus dem Jahre 1498 verrät seine Un- cchtheit ebenfalls durch die Legende; diese Legende zeigt die Namensform BOGESLAVS mit E in der zweiten Silbe an Stelle der allein richtigen Form mit I. Das Falsifikat ist zusammen mit noch anderen Fälschungen in Arends Münzbuch herausgegeben, und in Grotes Münzstudien I 1857, S. 41 3 ff. ist seine Unechtheit nachgewiesen. Dieses durch seine Fälschungen berüchtigte „Münzbuch" von Arend gehört zu der Gattung illustrierter Münzbücher für Reisende, Bankiers und Geldwechsler, in denen die kursierenden Münzen der verschiedenen Staaten mit Hinzufügung ihres Wertes nach inländischem Gelde abgezeichnet 'sind. Unter derartigen Münzbüchern ist das in den Nieder- landen erschienene, von Parys gezeichnete Buch besonders berühmt. Nach Köhlers Münzbelustigungen XIII S. 168 ist das Arendsche Buch (Hamburg 1636) identisch mit denen von Zitter (Frankfurt 1631) und Wolders (Ham- burg 1631).

x) Vgl. auch Larfeld im Handb. d. klassischen Altertumswft., hrsg. v. I.Müller. 2/Afl. 1892. Bd. I, S. 491 ff.

2) Ü. d. Inschriften auf antiken Münzen vgl. Eckhel, Doctrina numorum veterum vol I., prolegomena generalia pag. LXXXVII ff.

235 Porträts auf Münzen.

Porträts Die Wichtigkeit des Porträts für familiengeschichtliche Forschung ist

auf Münzen. erst neuerc|jngS in Lorenz' berühmtem Handbuch der Genealogie und ander- wärts (s. u.) hervorgehoben worden. Die Zahl der auf Münzen überlieferten Porträts ist sehr groß. Viele Münzen bieten mehr als ein Bildnis dar; drei Bilder z. B. findet man auf den Münzen mit den jungen Herzögen Christian II., Johann Georg und August, die in Erbsteins Erörterungen auf dem Gebiet der sächsischen Münz- und Medaillengeschichte II 1890, S. 97 ff., besprochen sind. Sieben Porträts von Kirchenfürsten finden sich wiederholt auf eng- lischen Münzen bei Evelyn, Numismata p. 155. Ein Taler Herzog Friedrichs II. zu Sachsen-Gotha, in Köhlers Münzbelustigungen VII, 1735, S. 105, erörtert, zeigt auf dem Avers das Bildnis des Herzogs, auf dem Revers die Bilder der sieben Prinzen. Der Häufigkeit der Porträtdarstellungen auf Münzen steht leider die Seltenheit guter und verbürgter Ähnlichkeit der Porträts mit der abgebildeten Person gegenüber. Ob ein Porträt auf einer Münze ähn- lich sei oder nicht, wird in der numismatischen Literatur verhältnismäßig nur selten bemerkt. So heißt es bei Will, Nürnbergische Münzbelustigungen I, 1764, 35. Stück vom 29. August 1767, über eine Wermuthsche Medaille auf den kursächsischen Oberhof prediger D. Bernh. Walter Marperger: „Das Bild hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit der Person, die abgebildet werden soll. Wer Marpergern entweder gekannt, oder den Windterischen Kupfer- stich oder auch die schöne Vestnerische Medaille gesehen hat, wird meinem Urteil beipflichten." Dasselbe Werk (I Nr. 18, 8. Mai 1765) bringt betreffs eines Jettons auf den Münz-Eisenschneider Valentin Maler die Bemerkung: „Das Bildniß Valentin Malers auf dem Avers mag ihm sehr ähnlich sein. Ich habe ihn im Kupferstich von Matthia v. Sommer, in welchem nicht nur die Vorstellung, wie er mit der einen Hand nach dem Fußgestelle der Bildsäule greift und mit der andern den doppelten Zirkel hält, sondern auch die Gesichtsbildung mit unserem Jetton übereintrift."1) Hnr. Bolzenthal (Skizzen zur Kunstgeschichte der modernen Medaillon-Arbeit [1429 1840], mit 30 Kupfertafeln, Berlin 1840) rühmt Faltz und Crocker wegen seiner Porträtähnlichkeit. Raimund Faltz, geboren 1658, war korrekt in der Zeich- nung, tüchtig in der Technik und erreichte dabei eine seltene Ähnlichkeit. Die meisten seiner Medaillen beziehen sich auf das königl. preußische und auf das kurfürstlich-braunschweigische Haus (Bolzenthal, S. 215 f.). Johann Crocker, geboren 1670 zu Dresden, wurde 1705 Obergraveur der englischen Münze. Ungefähr von dieser Zeit ab bis einige Jahre vor seinem Tode (1741) gingen aus seinen Händen viele Medaillen hervor, die größtenteils auf das königliche Haus in England sich beziehen und ihren Wert haupt- sächlich in dem tüchtig ausgeführten und mit Ähnlichkeit ausgestatteten Porträt haben dürften (Bolzenthal, S. 264).

Für den Familienforscher ist bei einem Porträt auf einer Münze die Ähnlichkeit das Wichtigste. Diesbezüglich ist das Urteil von Spon interessant,

*) Ü. d. „unverkennbare Lebenswahrheit" Pisanos vgl. Halke, Einleitung in das Studium der Numismatik, 1889, S. 171.

Porträts auf Münzen. 237

das er in einer auf römischen Kaisermünzen aufgebauten Abhandlung „de l'utilite des Medailles par l'etude de la physionomie"1) veröffentlicht hat. Spon sagt: „il faut demeurer d'accord que rien n'est plus propre ä nous representer les portraits fidelles des Princes et des grands hommes de l'an- tiquite que les medailles. Car comme elles ont este faites de leur temps et par d'excellens graveurs elles nous les depeignent bien plus fidellement que les historiens qui d'ailleurs negligent assez souvent les particularitez des traits du visage de ceux dont ils ecrivent l'histoire. Elles nous les represen- tent mesme plus sürement que les statues et les gravures antiques qui sont ordinairement sans nom et qui ne se reconnaitroient pas mesme sans le rapport qu'elles ont aux Medailles." Diese Sätze von der größeren ikono- logischen Zuverlässigkeit der Medaillen gegenüber der Literatur können für die römische Kaiserzeit ganz im allgemeinen eine gewisse Berechtigung be- anspruchen. Aber so große Künstler, wie sie sich im kaiserlichen Rom zur Prägung von Münzen zusammengefunden, haben den Münzherren der späteren Zeiten keineswegs immer zur Verfügung gestanden. Das Verhältnis der Münzprägungen zu Holz- und Kupferstich, sowie zur Literatur ist hinsicht- lich der Porträtähnlichkeit im Laufe der Jahrhunderte ein verschiedenes ge- wesen .

In den älteren Zeiten der deutschen Münzgeschichte wird die Porträt- ähnlichkeit der Prägungen häufig durch einen gewissen typischen, starren, der Individualisierung entgegenstehenden Zug der Münzen beeinträchtigt. Wir sind keineswegs immer in der Lage, eine genaue ikonologische Kontrolle der Münzen vorzunehmen. Eine solche hat Eduard Frhr. von Packin in seiner Arbeit über die authentischen Porträts König Rudolfs von Habsburg veröffentlicht, die in der Festschrift zur 600 jährigen Gedenkfeier der Be- lehnung des Hauses Habsburg mit Österreich (Wien 1882) erschienen ist. Die Sitte2) sich medaillenartige Bildnisse anfertigen zu lassen und sie mit Freunden ebenso auszutauschen, wie wir heute unsere Photographien austauschen, wird um 1510 aus Italien nach Süddeutschland gekommen sein.3) Die Kunst selbst hat sich bei uns in ganz selbständiger Weise ent-

l) Spon, Recherches curieuses d'antiquite, contenues en plusieurs dissertations sur des medailles, Bas-reliefs, statues, mosaiques & inscriptions antiques. Lyon 1683, p. 353 ff.

8) Erman, Deutsche Medaillen S. 7ff. Vgl. denselben in Bd. XII d. Zeitschr. f. Numismatik v. A. v. Sallet.

8) Vgl. auch Hartmann-Franzenshuld, Deutsche Personen-Medaillen im 16. Jht., besonders einiger Wiener Qeschl. (Wien 1874, SA aus d. Archiv f. österr. Gesch.). J. G. Beierlein, Medaillen auf ausgezeichnete u. berühmte Bayern, in Abb. u. mit biographisch-histor. Notizen, OBAlOff. Die Medaillen und Münzen d. Gesamthauses Witteisbach, München 1897—1901, 2 Bde. (Prachtwerk, hrsg. v. Konservatorium d. K. Münzkabinetts). C. Laverrenz, D. Medaillen u. Gedächtniszeichen d. deutschen Hochschulen Bd. 1. 2. Berlin 1885—87. Jo. Geo. Hagelgans, Orbis literatus aca- demicus Germanico-Europaeus, Frankfurt a. M. 1737. Musica in nummis. Beschrei- bung d. Medailleurarbeiten auf Musiker (Komponisten, Virtuosen, Musikschriftsteller, Instrumentenmacher usw.), ferner Sänger u. Sängerinnen v. 15. Jht. bis auf d. heutige Zeit, hrs. v. Karl Andorfer u. Richardt Epstein, Wien, Verlag von Gilhofer &

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Porträts auf Münzen.

wickelt und beruht auf einem anderen Boden als in Italien. Sie beruht auf der Bildschnitzerei und ist aus ihr erwachsen; deutlich erkennt man noch, wie zunächst das Portrait in Holz oder Stein Selbstzweck ist und wie erst allmählich der Abguß in Metall mehr in den Vordergrund tritt. Aber auch dann noch bleibt das Modell das Hauptstück; man bemalt und vergoldet es gern und bewahrt es sorgfältig in einem zierlichen Holzkästchen auf. Die älteren Medaillen sind zum großen Teil einseitig, die Rückseite bleibt ganz leer oder trägt nur einige Zeilen Schrift; kleine Wappenbilder oder figürliche Darstellungen finden sich nur selten. Erst bei den kleineren Arbeiten des Medailleurs von 1526 werden die Reverse zur festen Regel und in bestimmter Weise gestaltet; erst damit trennt sich die eigentliche Medaillentechnik von der Bildschnitzerei ab.

Man wird gut tun, bei der Beurteilung des Stiles der deutschen Me- daillen und ihrer Porträtähnlichkeit1) stets im Auge zu behalten, inwieweit die Arbeit durch das Material des Modells beeinflußt ist. Gerade bei dieser Kleinplastik zeigt sich das Material tyrannisch; ein Künstler, der seine Mo- delle in Buchsbaum ausführt, wird notwendig anders arbeiten wie der, der den weichen Kehlheimer Stein benutzte. Und wenn bei Valentin Maler und seinen Nachfolgern die äußerliche Mache immer mehr hervortritt, so hat das gewiß nicht zum wenigsten seinen Grund darin, daß sie ihre Modelle in Wachs bossierten.

Daß ein Künstler bald in einem, bald in anderem Material seine Mo- delle anfertigte, mag ja auch wohl vorgekommen sein; doch ist zu bemerken, daß bei Medailleuren, von denen mehrere Modelle bekannt sind, wie bei Hagenauer und Wolff, diese stets das gleiche Material zeigen.

Holzmodelle haben schon angefertigt Hans Schwarz (151 8 ff.), Friedrich Hagenauer (1526 bis 1544), der Nürnberger von 1526 (wenigstens bei seinen

Ranschburg. Domanig, K., Porträtmedaillen d. Erzhauses Österreich v. Kaiser Friedrich II. bis Kaiser Franz II. (I.). Hrsg. mit Genehmigung d. Oberstkämmereramtes Sr. k. u. k. Apost. Majestät. 5 Bogen Text nebst e. großen Stammtafel u. 359 Me- daillenabb. auf 50 Lichtdrucktfl. Wien 1896. Drs., D. deutsche Medaille in kunst- u. kulturhistor. Hinsicht nach d. Bestand der Medaillenslg. d. A. H. Kaiserhauses. Wien 1907. Ernst Schroeter, Die Münzen u. Medaillen d. Weißenfelser Herzogshauses. Weißenfels 1909. Argelatus, Ph., De monetis Italiae variorum illustrium virorum dissertationes. 3 Bde. Mediol. 1750. Mit 111 Tfl.

x) Vgl. auch d. große Sammelwerk Heraeus, Bildnisse d. regierenden Fürsten u. berühmter Männer v. 14. bis 18. Jht., in e. Reihenfolge v. Schaumünzen. Wien 1828. Widmer, M. J. v., u. Zimmermann. J. A., Domus Wittelsbachensis numismata od. Sammlung aller existierenden Münzen und Medaillen der wittelsbacher Stammhäuser. München 1784. Tentzel, W. E., Sächsisches Medaillen- Cabinet von Gedächtniß- Münzen u. Schau -Pfennigen, welche d. Durchl. Chur- u. Fürsten zu Sachsen Ernesti- nisch- u. Albertinischen- Hauptlinien seit 200 Jahren haben prägen lassen. Frankfurt 1705. 1714.— Württembergische Münz- u. Medaillenku. v. Chr. Binder, neubearbeitet v. Julius Ebner, Stuttgart, Kohlhammer 1904 ff. Mar kl, M., D. Münzen, Medaillen u. Prägungen mit Namen u. Titel Ferdinand I. Prag 1896. Liebe, G. S., Gotha Numaria sistens thesauri Fridericiani numismata antiqua aurea argentea aerea ea ratione descripta. Amstel. 1730.

Wappen auf Münzen. 239

großen Arbeiten), die unbekannten Augsburger Medailleure der Jahre 1519 bis 1541 u. a.

Ein Steinmodell wurde bereits zu der bekannten Medaille vom Jahre 1514 mit dem Dürermonogramm benutzt. In Stein haben ferner schon ge- arbeitet Peter Flötner und wohl die meisten Nürnberger Künstler bis gegen 1570. Die Steinmodelle wurden von den Wachsmodellen verdrängt, nur in Schlesien, Sachsen und Brandenburg hat man sie noch länger benutzt.

Das älteste Wachsmodell ist (nach Erman, S. 9) das zu der Medaille Andreas I. von Valentin Maler vom Jahre 1569. Es ist nicht zu bezweifeln, daß Maler, Carl, sowie fast sämtliche Medailleure des 17. Jahrhunderts ihre Modelle in Wachs bossiert haben; von einigen, wie Knopf, Pfründt, Braun, wird uns dies übrigens ausdrücklich überliefert.

Wenn schon im allgemeinen die Porträtähnlichkeit auf Münzen nicht eben hoch eingeschätzt werden kann, so ist dieses dem Familienforscher so fatale Verhältnis, wenn besondere Schwierigkeiten hinzutreten, noch übler. Aus Schwierigkeiten, die im Charakter Friedrichs des Großen begründet sind, ergibt es sich, daß die zahlreichen Münzen und Medaillen des großen Königs in bezug auf Porträtähnlichkeit sehr viel zu wünschen übrig lassen.1)

Ein auf Grund von Medaillen gearbeitetes Porträt -Prachtwerk erschien 1909 im Verlag von B. Kühlen in M.- Gladbach unter dem Titel: „Album pontificale. Die Bildnisse der Päpste nach den Papstmedaillen, mit einer kurzen Papstgeschichte von Joseph Kardinal Hergenroether und einer Wappenrolle der Päpste, gezeichnet und erläutert von Hugo Gerard Ströhl". Dem Werk ist eine von Dr. von Bilgner in Rom verfaßte Geschichte der Papstmedaillen beigegeben, wie solche seit Martin V. aus dem Hause der Colonna (1418 1431) alljährlich zur Ausprägung gelangten.

Münzen und Medaillen mit Wappendarstellungen gehen nicht so weit Wappen im Alter zurück wie Wappensiegel; denn während letztere bereits vom auf Münzen. 13. Jahrhundert ab prächtige Kunstschöpfungen aufweisen, lag die Münzpräge noch ganz im argen, und höchstens einzelne Wappenfiguren, wie Löwen und Adler, lassen sich aus den Münzen jener Zeit für heraldische Kunstgeschichte verwerten. Erst mit dem Jahrhundert und in den Jahrzehnten der großen Erfindungen der Ölmalerei, der Kupferstecherkunst, der Buchdruckerei, kommen uns aus Italien die ersten Meisterwerke der modernen Medailleurkunst zu, während in Deutschland nicht früher als unter Kaiser Maximilian I. bedeu- tendere Schöpfungen dieser Art auftauchen. Freilich nimmt sie hier sofort, unterstützt durch den Reichtum der Nürnberger und Augsburger Patrizier und die Geschicklichkeit der Goldschmiede des 16. Jahrhunderts, in deren Händen die Graveurkunst damals lag, großartige Dimensionen an; und die Reihen von Familienmedaillen jener Zeit, fast alle auch wappengeschmückt,

*) Menadier, HZJ V, 1901, S. 143 ff. Koser u. Seidel, D. äußere Erscheinung Friedrichs d. Großen, ebd. I, 1897, S. 87 ff.

240 Wappen auf Münzen.

zählen noch heute zu den kostbarsten Denkmälern altdeutschen Kunstfleißes auf diesem Gebiete.1)

Verkürzungen und sonstige Abweichungen von der gewöhnlichen He- raldik bieten gerade die Münzen besonders vielfach. Die bekanntesten Bei- spiele liefern die brandenburgischen Pfennige, auf denen häufig der mark- gräfliche Adler, durch den halben Adler, den Kopf oder den Flug allein ver- treten ist. Die schlesischen Brakteaten des 13. Jahrhunderts tragen außer dem ganzen Adler auch den wachsenden Adler, einen oder zwei Adlerköpfe, den Adlerflug oder gar die Adlerklaue. Auf den Nordhäuser Hohlpfennigen des 14. Jahrhunderts treffen wir bald einen ganzen Adler, bald einen halben Adler nebst seiner Krone, bald nur zwei Adlerköpfe unter der Krone. Die Mühlhäuser Pfennige zeigen bisweilen den ganzen Adler mit dem Mühleisen auf der Brust, bisweilen den wachsenden Adler über dem Mühleisen; doch begnügte man sich dort auch damit, das Mühleisen mit Adlerflügeln zu ver- sehen.2) Auch auf den Goslarer Arenköppen des 15. Jahrhunderts wird der Adler lediglich durch den Kopf vertreten. In gleicher Weise zeigen die han- noverschen Kreuzpfennige die weifischen Herzöge in den Kreuzwinkeln um den Löwenkopf an Stelle des ganzen herzoglichen Wappens, und ebenso die Göttinger Pfennige Herzogs Albrecht des Fetten; auch tragen in späterer Zeit die Vierlinge der Stadt Braunschweig nur einen wachsenden Löwen. Die Laufenburger Münzen bringen den habsburgischen Löwen bald in voller Gestalt zur Anschauung, bald als wachsenden Löwen, bald nur als Löwen- kopf. Auf den Arnstedter Hohlpfennigen wechseln, abgesehen von den Adler- köpfen, der schreitende Löwe, der wachsende Löwe und der Löwenkopf. Dasselbe ist der Fall auch bei den landgräflich hessischen Münzen. Ebenso zeigen die Schleizer Pfennige der Herren von Lobdeburg bald den ganzen Ochsen, bald nur den Ochsenkopf. Wohin wir auch immer blicken, all- überall zeigt sich dieselbe Ungebundenheit und Freiheit von dem heral- dischen Zwange der neueren Zeit.3) Außer dieser Ungebundenheit der Wappen begegnen uns aber auf Münzen auch direkte heraldische Fehler, und vor solchen hat sich der Forscher auf dem Gebiete der Familiengeschichte besonders zu hüten. Denn da häufig sich einzelne Linien einer Familie nur durch kleine Variationen des Wappens unterscheiden, kann eine falsche Prä- gung leicht zu starken familiengeschichtlichen Irrtümern führen.

Im einzelnen bieten zum Studium der Heraldik auf Münzen Rentz-

x) Grenser, Die Numismatik auf d. heraldisch-genealogisch-sphragistischen Aus- stellung zu Wien 1878. JAW 1881, S. 159. Friedensburg, F., Adelswappen auf schlesischen Bracteaten, Wien 1885; drs., Schlesiens Münzgeschichte im MA, Breslau 1887—88. Ergänzungsbd. 1904.

2) A. Erb st ein, Numismatischer Beitrag zur Geschichte d. Doppeladlers. AKDV, N. F. XI (1864) Sp. 28. Meine Schrift: Aus der Gesch. d. Reichsstadt Mühlhausen, 1900, S. XVII u. T. V, Nr. 8.

3) J. Menadier, Deutsche Münzen. Gesammelte Aufsätze III, 1895, S. 7 ff. Vgl. dazu auch Grote im Numismatischen Anz. 1872, S. 49 u. Seyler, Gesch. d. Heraldik, S. 746.

Wappen auf Münzen. 241

mann, Numismatisches Wappenlexikon des Mittelalters und der Neuzeit .(Berlin 1876) und Kau tzsch, Wappenbüchlein zur Erklärung von einfachen und zusammengesetzten Schildern und Kleinoden deutscher Gebietswappen, hauptsächlich auch solcher auf Münzen (2. Aufl., Leipzig 1903) nützliches Material. Wie sehr Numismatik und Heraldik Hand in Hand gehen, lehrt ein Blick in die Literatur. So erschien ein Aufsatz über „Alte und neue Heraldik" in Grotes Münzstudien. Eine unserer numismatischen Zeitschriften, die von Köhne, führt den Titel „Zeitschrift für Münz-, Siegel- und Wappen- kunde". Ebenso nennt sich die in Haag erscheinende „Heraldieke Biblio- theek" von Rietstap: „Tijdschrift voor wapen-, geslacht-, zegel- en penning- kunde". Prägungen der Edlen Herren v. Querfurt sind von den Brüdern Erbstein im Gerbstedter Schatz auf Grund heraldischer Untersuchungen nach- gewiesen.1) Die Numismatik ist für die Heraldik auch deshalb ganz beson- ders wichtig, weil die Münzen datiert sind, was man von sonstigen heral- dischen Darstellungen keineswegs immer sagen kann. Dadurch können brauchbare Bausteine zur Spezialgeschichte einzelner Wappen gewonnen werden. So wird die Devise der Herren v. Salza „virtute paratur honor" zuerst vom Fürstbischof Jakob v. Salza auf Münzen geführt. Eine solche Münze ist abgebildet bei Friedensburg u. Seger, Schlesiens Münzen und Me- daillen der neueren Zeit, Breslau 1901, S. 43.

Monographische Veröffentlichungen von Münzen einer einzigen Familie sind innerhalb Deutschlands, von den Familien fürstlichen Geblüts abgesehen, freilich nur ganz wenige publiziert. So erschien Nürnberg 1787 ein Numo- phylacium Welserianum, d. h. ein Verzeichnis aller Münzen und Schaustücke, die der Welsern zu Ehren geprägt wurden und auf denen Weiserische Namen oder Wappen stehen.

In der Wiener numismatischen Zeitschrift erschienen u.a. durch Adolf Meyer: D. Münzen d. Freiherren Schutzbar, genannt Milchling, Bd. XII.; D. Münzen u. Medaillen der Herren v. Rantzau, Bd. XIV, XVI.; von Karl von Ernst, D. Schaumünzen der Familie Bachofen v. Echt, Bd. XXX. W(ibel), F., Zur Münzgesch. d. Grafen v. Wertheim u. d. Gesamthauses Loewenstein-Wertheim v. d. Verleihung d. Münzrechtes (1363) bis zum Er- löschen desselben (1806), nebst geschichtl. Exkursen u. Verzeichnis d. sämt- lichen, diesen Geschlechtern u. ihren Besitzungen angehörenden Münzen u. Medaillen. Hamburg 1880.

l) Julius und Albert Erbstein, Z. mittelalterl. Münzgesch. d. Grafen v. Mans- feld u. d. Edlen Herren v. Querfurth. Dresden 1876, S. 19 ff. Z. Genealogie d. Edlen -Herren v. Querfurt vgl. Holstein u. v. Arnstedt in MG VI, 1871, S. 33 ff., 459 ff.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Oenealogie I. |5

242 öffentliche Museen.

Die Museen als familiengeschichtliche Hilfsmittel.

öffentliche ~^^^^niE Archive und Bibliotheken, so sind auch Museen1) für den Museen, fl^fffifa Familienforscher Fundgruben ersten Ranges, und zwar in der Gegen- wart in weit höherem Grade, als dies früher der Fall war. Denn seitdem die Museen den Übergang von der Kuriositätenliebhaberei zur wissenschaftlichen Systematik und der lehrhaften Grundrichtung durch- gemacht haben, sind sie Volksbildungsstätten2) geworden, die auch für die Familienforscher eine Fülle der Belehrung darbieten. Auch die Grundsätze der Aufstellung in den Museen haben sich in den letzten Jahrzehnten ge- klärt. Man hat aufgehört, die Museen nur als Speicher anzusehen, welche die Gegenstände so gut wie möglich sichtbar machen. Auch dienen die Museen in den großen Städten jetzt nicht allein der Repräsentation. Die Aufstellung soll zum Verweilen und Betrachten, nicht zum Durcheilen einladen. Diese mehr auf das Studium gerichtete Aufstellung kommt auch demjenigen, welcher der Geschichte seines Geschlechtes nachgeht, zustatten. Zahlreiche Kata- loge3), die von Jahrzehnt zu Jahrzehnt praktischer und nützlicher eingerichtet worden sind, erleichtern die Benutzung. Freilich darf der Familienforscher in den Museen, wie dies ja auch von den Bibliotheken und Archiven gilt,, nicht erwarten, daß der Stoff nach seinem persönlichen Bedürfnisse geordnet sei. Diese Bedürfnisse können sich wohl gelegentlich mit den Grundsätzen decken, nach denen die Aufstellung der einzelnen Stücke im Museum erfolgt. Aber in der Regel wird der Familienforscher aus der kultur- oder kunst- historischen oder chronologischen Aufstellung sich für seine Spezialarbeit den Einzelstoff erst zusammensuchen müssen. Für familiengeschichtliche Studien besonders ergiebig sind die Altertumsmuseen; aber auch die kunst- historischen und volkstümlichen Museen verdienen eingehende Berücksich- tigung.

Eine geschickte Museumsleitung läßt die Museen nicht versteinern. Je nach den neuen Aufgaben, die jede neue Generation ihnen stellt, wandeln sie sich. Unter den neuen Museumstypen, die auf solche Art entstanden

x) Adreßbuch der Museen, Bibliotheken, Sammler u. Antiquare v. R. Forrer u. H. Fischer. Straßburg i. E. 1897.

2) Die Museen als Volksbildungsstätten. Ergebnisse d. 12. Konferenz d. Zentral- stelle für Arbeiter-Wohlfahrtseinrichtungen. Mit 42 Abb. (= Sehr. d. Zentralstelle für Arbeiter-Wohlfahrtseinrichtungen. N. 25). Berlin 1904. Wagner, E., Ü. Museen u.. ü. d. Großh. Staats- Slg. f. Altertums- u. Völkerku. in Karlsruhe (Veröff. d. Karlsruher Altertumsver.). Karlsruhe 1906.

8) ü. Kataloge u. die sonstige museographische Literatur findet man am besten verzeichnet in d. Museumskunde, Zeitschr. für Verwaltung u. Technik öffentlicher u. privater Slg., herausgeg. von Karl Koetschau, Berlin (seit 1905). Für den Westen Deutschlands ist auf die „Museographie" der WZ zu verweisen.

Familienmuseen. 243

sind, haben die Heimatmuseen1) ein besonderes Anrecht auf die Aufmerk- samkeit der Familienforscher. Wie sie die gesamte Geschichte der Heimat zur Vorführung bringen, so auch die der in derselben alteingesessenen und später in sie eingewanderten Geschlechter. Die wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlungsgegenstände, die den Museen einen Rang neben den Akade- mien verschafft haben, sind vielfach auch dem Familienforscher direkt zugute gekommen.

Diejenigen Museen, die der Aufbewahrung von Werken einzelner Meister dienen (Goethe-Museum in Weimar2), Schiller-Museum in Marbach3), Körner- Museum in Dresden4), Schubart-Museum in Aalen5), Thorwaldsen-Museum in Kopenhagen6), Rauch-Museum in Berlin, Rietschel- und Schilling-Museum in Dresden, Ingres-Museum in Montauban u. a.), sind selbstverständlich Aus- gangspunkte des gründlichsten Studiums der Meister, deren Werke sie ver- wahren, enthalten aber auch über die Familien dieser Meister gelegentlich erwünschtes Material.

Neben den Landes-, Provinzial- und Stadt-Museen stehen die beschei- Familienmuseen, denen, aber gerade für den Familienforscher besonders lehrreichen Familien- museen. Ich meine da nicht nur die umfangreichen Sammlungen über Geschlechter, die auf den Höhen der Geschichte wandeln7), sondern auch die bescheidenen Sammlungen bürgerlicher Familien8). Ein einziges Beispiel mag diese kleinen Sammlungen charakterisieren. Als Theodor Körners Eltern nach dem frühen Tode ihrer beiden Kinder in Berlin lebten, da hatten sie in ihrer Wohnung ein abgelegenes Zimmer, in dem die Erinnerungen an die früh entschlafenen Lieben, Theodor und Emma, aufbewahrt waren, die Bücher, die sie gelesen, die Briefe, die sie geschrieben, die Gebrauchsgegen- stände, die sie benutzt hatten, nicht zuletzt die Andenken an das kurze, ehrenvolle und tief tragische Kriegerleben des jungen Dichters. Von Zeit zu Zeit schlössen die Eltern die Tür zu dem geweihten Gemache auf und erneuerten im Anblick jener Zeugen vergangener Tage das Gedächtnis der Unvergeßlichen.

!) Vgl. z. B. Behn über d. Heimatsmus. auf Föhr, Museumskunde 1998. 2) Die Schätze des Goethe-Nationalmus. in Weimar. 60 photographische Auf- nahmen in Lichtdruck. Text von Ruland. Leipzig 1887—1888. ») Das Schiller-Mus. in Marbach. Stuttgart 1906.

4) Mirus, D. Körner-Mus. Weimar 1898. Peschel, Körner-Bibliographie. Leipzig 1890.

5) A. V., Das Schubart-Museum in Aalen, Stuttgarter Neues Tageblatt, 26. Nov. 1907.

6) Einen Katalog des Thorwaldsen-Mus. verfaßte Müller (5 Sektionen, Kopen- hagen 1849—51). E. Slg. v. Lithographien (120) sämtl. Werke Thorwaldsens in d. Ord- nung, wie sie im Mus. aufgestellt sind, gab Holst im „Musee Thorwaldsen" (Kopen- hagen 1852).

7) Kurt Roeder, Das Fugger-Museum in Augsburg, Illustrierte Zeitung 1908, Nr. 3370.

8) Das Folgende nach Franz Blanckmeister, Familienku. u. ihre Pflege im Bürgerhause, Leipzig, Verl. v.Arwed Strauch. Vgl. auch Accelin, Adrien, Les archives domestiques et les livres de famille. Paris 1878. C. M. [=Oraf Carl Montjoye], Einrichtung u. Ordnung v. Familienarchiven. Wien, St. Norbertus-Druckerei 1901.

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244 Familienmuseen.

An Gelegenheiten, das Haus mit des Hauses Geschichte bekannt zu machen und den Kindern ein Kolleg über die Schicksale der Väter zu lesen, fehlt es nicht, sie bieten sich von selbst.1) Wie man das macht, das schil- dert Frommel in seiner heitern Weise: „Alles, was sich von Wissenswürdigem aus alter und neuer Zeit im Jahre sammelt, kommt zusammen in eine blaue Schachtel, die am Silvester umgestürzt wird. Am Familientage, an dem aus Ost und West die Kinder und Geschwisterkinder väterlicher« und mütterlicher- seits zusammenkommen, wird der Stammbaum ergänzt, ein alter Fund mit- geteilt oder in seiner Echtheit nachgewiesen oder als Familiensage in einen rosenroten Kasten gelegt. Daneben halte ich auch ein besonderes Fach mit Schwarz überzogen, darin sind die Erinnerungen an die Heimgegangenen, Leichenreden und Andenken, getrocknete Blätter und letzte Briefe. Bei diesem Fache kommen dem Verfasser freilich manchmal Tränen in die Augen, aber das Memento mori auf dem Deckel tut allezeit Dienste." Und es braucht nicht Familientag zu sein, die Höhepunkte des Lebens laden einen Hausvater von selbst dazu ein, auf die Erinnerungen aus der Väter Tagen zurückzugreifen. Es ist Hochzeit im Hause, und ein altes Hochzeitskarmen aus den Tagen „als der Großvater die Großmutter nahm" wird bei Tafel herumgereicht und belustigt die Gäste. Es ist Kindtaufe, und das greise Oberhaupt der Familie, der würdige Großvater, bringt die Rede auf die lange Geschichte des alten Geschlechts, dem im Neugeborenen ein neues Reis entsprossen ist.

Es ist oft nicht ganz leicht gewesen, Familienreliquien zu sammeln, und das ist nur gut; denn was Mühe gekostet hat, das bewahrt man um so sorgfältiger auf. Hat man nur Briefschaften und andere Papiere zu- sammengebracht, so legt man das am zweckmäßigsten in geeignete Mappen2),

J) Eine vortreffliche Grundlage, den Familiensinn innerhalb der Familie zu pflegen, sind Familienchroniken, in die handschriftlich die wichtigeren Ereignisse der Familie eingetragen werden. Hierfür gibt es eine Anzahl von Vordrucken mit freigelassenem Papier, welche die Eintragung erleichtern und übersichtlich machen. Aus dieser Literatur seien genannt: Illustrierte Familien-Chronik, Verlag v. Graft, Braunschweig, 2. Afl. Mein Stammbuch. Begründet von Carl Göhler, Leipzig. Unter Mitwirkung der Zentral- stelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte, Leipzig, Degener. Familien- Chronik, hrsg. v. Wilpert. 3. Afl. Groß-Rochlitz, Wilpert. Blanckmeister, Familien- chronik. — Leuschner, B., Familien-Genealogie. Ein Buch für Familiengeschichte u. f. d. Erziehung der folgenden Generationen. 3. Afl. Dr. theol. Blanckmeister ist evangelischer Pfarrer in Dresden; Mitarbeiter des Buches von Leuschner ist Fürstbischof Kardinal Dr. Kopp in Breslau.

2) Der Mentor -Verlag, G. m. b. H., Berlin-Schöneberg, Bahnstr. 29/30, versendet ein „Mentor-Familien-Archiv" komplett 20 M. Dieses besteht aus einer Kassette zum Aufbewahren der sämtlichen Formulare; „Stammtafelformulare", 10 für Söhne, 10 für Töchter, 10 für Ehefrauen; Muster einer Stammtafel; 10 Ahnentafeln zum Ausfüllen; Frage- und Konzept-Formulare und zwar 10 Exemplare für männliche und 20 Exem- plare für weibliche Familienmitglieder; 15 Mappen zur Aufbewahrung von Dokumenten; weiter 10 Stammtafel-Formulare und eine „Anleitung zur Anlage eines Familienarchivs mit besonderer Berücksichtigung der Mentor-Familienarchiv-Formulare" (8 Seiten 8°). Die einzelnen Abteilungen dieses „Mentor-Familien-Archivs" sind auch, je zu mindestens 10 Stück, einzeln käuflich.

Vereinsmuseen. 245

andere Gegenstände, z. B. Photographien, von denen eine jede auf der Rück- seite deutlich Namen und Zeit aufweisen sollte, in passende Kästchen. Für größere Bilder empfiehlt es sich, sie im Zimmer aufzuhängen. Verfügt man über reicheres Material, so birgt man seine Schätze vielleicht in einer Truhe, wie sie jetzt wieder modern geworden sind, oder man läßt sich ganz nach eigenem Bedürfnisse einen Schrank aus Eichenholz machen mit der Auf- schrift „Familienarchiv", der dem Wohnzimmer oder dem Studierzimmer oder gar dem Salon zur Zierde gereicht. Nimmt die Sammlung noch größere Ausdehnung an, dann räumt man wohl ein kleines oder großes Zimmer des Hauses zum Hausmuseum ein und richtet es nach dem Vorbild unserer öffentlichen Sammlungen und Museen ein. Oder ist der Gedanke zu kühn? Die Schiösser und Villen der vornehmen Welt sind geräumig genug, und als Haus- und Familienmuseum dürfte mancher Raum eine vorzügliche Ver- wendung finden. Ich sollte meinen, es müßte ein stolzes Gefühl für einen Hausherrn, eine Hausfrau sein, einen Gast in die Familienhalle zu führen, und nirgends müssen sich Jubiläen und sonstige Hochfeste der Familie weihevoller begehen lassen, als in solch einem Raum, wo man von den Geistern der Ahnen umgeben ist.

Von diesen kleinen Familienmuseen bis zu den großen Fürsten- und veretasmuseen. Staatsmuseen ist ein weiter Weg. Zahlreiche Zwischenstufen ergeben sich, die je nach der Anlage für den Familienforscher von größerem oder ge- ringerem Interesse sind. Von besonderem Wert sind die Sammlungen der Altertumsvereine, auch wenn sie nicht so umfangreich sind, daß sie zur Gründung eines Museums führen. Diese Vereine umfassen meist nur einen kleineren Landesteil (Provinz, Gau) und gehören zu den lokalgeschichtlichen Gesellschaften. 1852 schufen sich diese Altertumsvereine ihren Mittelpunkt in dem „Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine", dessen Geschäftsleitung seit 1885 zu Berlin ist, und begründeten das „Ger- manische Museum" in Nürnberg, sowie das „Römisch-Germanische Zentral- museum" in Mainz. Neuerdings traten diesen Vereinen die Anthropologi- schen Gesellschaften und die Vereine für Volkskunde tatkräftig zur Seite. Besonders reich an Altertums- und Museumsvereinen ist Österreich. Erwähnt seien das Johanneum in Graz (seit 1810), das vaterländische Museum zu Prag (1816), das Ferdinandeum zu Innsbruck (1823), das Francisceum zu Brunn, der kärntnerische Provinzialverein zu Klagenfurt und der steirische zu Graz, vor allem aber die durch ihre zahlreichen wertvollen Veröffent- lichungen hervorragende „K. K. Zentralkommission zur Erhaltung und Er- forschung der Baudenkmäler" in Wien, deren Tätigkeit sich neuerdings auf die gesamten Kunst- und Altertumsdenkmäler ausgedehnt hat. In dem an Altertümern überreichen Skandinavien ist zu nennen die „Kgl. Gesellschaft für Nordische Altertumskunde" in Kopenhagen (seit 1825). Die ältesten Altertumsvereine hat England aufzuweisen, wo bereits 1572 die „Society of antiquaries" gestiftet wurde. Unter den zahlreichen Vereinen Frankreichs ragt die „Societe des antiquaires de France" (seit 1814) hervor.

246 Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg. Das Hohenzollern museum.

DasOermanische im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg1) interessieren den Nf„ri0NümbUergmFami,ienforscher insbesondere die über 25000 Exemplare umfassende Siegel- sammlung, die 1902 durch die von Kaiser Wilhelm II. angekaufte und dem Museum geschenkte Posse'sche Sammlung deutscher Kaisersiegel einen wert« vollen Zuwachs erhielt, ferner die Sammlungen der Münzen und Medaillen (etwa 21500 Stück), die zu den glänzendsten Teilen des Museums gehören, sowie der Kupferstiche (30000 Stück), die Glasgemälde und Grabdenkmäler. Was die Siegelsammlung betrifft, so wird sich der Familienforscher nicht sowohl an die erste Abteilung wenden, die in chronologischer Ordnung den Entwickelungsgang der formellen Seite der Sphragistik zeigen soll, als viel- mehr an die zweite Abteilung. Diese soll mit möglichster Rücksicht auf Vollständigkeit die Siegel der einzelnen Familien und ihrer Glieder, der Serien der Fürsten, Bischöfe, Äbte und Städte aufweisen. Auf die stattliche Reihe der Kaisersiegel folgen die verschiedenen größeren und kleineren Reihen der Dynastensiegel, wobei die Familien in alphabetischer Reihenfolge, die Siegel innerhalb der Familie teils nach Linien, teils einfach chronologisch gelegt sind. Die weltlichen Fürsten schließen sich, wiederum in alphabeti- scher Reihenfolge, die Bischöfe und reichsunmittelbaren Äbte, innerhalb jeder einzelnen Serie gleichfalls chronologisch geordnet, an; dann der niedere Adel, die Patrizier und die Bürgerlichen, einfach alphabetisch geordnet und, wo sich von einer Familie Serien finden, diese in chronologischer Reihen- folge. Zu der Sammlung der Grabdenkmale gehören auch etwa 100 Ori- ginalbronzeepitaphien, die auf Nürnberger Friedhöfen aufgestellt waren, aber von ihrer Stelle weichen mußten, um neuen Denkmälern Raum zu gewähren. Diese ganze Sammlung soll in ihrer chronologischen Ordnung den Ent- wicklungsgang der Grabmonumente zeigen, zugleich aber auch eine „Wal- halla" werden, in der sich die ganze Geschichte Deutschlands und seiner großen Männer treulich wiederspiegelt. Die Benutzung aller dieser Schätze wird durch einen „Wegweiser" durch das ganze Museum und außerdem durch Spezialkataloge für mehrere Abteilungen erleichtert. Das Hohen- Der Direktor des Hohenzollern-Museums und Dirigent der Kunst-

ZO,inrBe,rUiin!im Sammlungen in den königlichen Schlössern Prof. Dr. Paul Seidel in Berlin hat in dem von ihm redigierten Hohenzollern-Jahrbuch eine stattliche Reihe von Schaustücken jenes Museums veröffentlicht, die augenfällig zeigen, eine wie reiche Fundgrube familiengeschichtlichen Stoffes, namentlich für das Geschlecht der Hohenzollern, daselbst vorhanden ist. Außer allerhand Ge- brauchsgegenständen, wie Bechern, Dosen, Gläsern, Petschaften, Pokalen,

*) Vgl. außer den Jahresberichten des Germanischen Nationalmus. zu Nürnberg Hektor, Gesch. d. Germanischen Nationalmus. v. seinem Ursprung bis z. J. 1862 (Nürnberg 1863); Essenwein, D. Germanische Nationalmus., dessen Bedarf usw. (ebd. 1884); Leitschuh, Franz Friedrich, D. Germanische Nationalmus. in Nürnberg. Illustrationen nach Photographien v. Christoph Müller. Bamberg 1890 (= Bayerische Bibl., begründet u. herausgeg. v. Karl v. Reinhard, Pattner 8: Karl Trautmann, 9. Bd.). Hampe, D. Germanische Nationalmus. v. 1852—1902. Festschr. z. Feier seines fünfzig- jährigen Bestehens. Leipzig 1902.

Das Hohenzollernmuseum in Berlin. Das Bayerische Nationalmuseum in München. 247

Schlüsseln, Waffen usw., die uns die einzelnen Mitglieder des Geschlechts menschlich näher bringen und die im Laufe der Zeit sich immer zahlreicher eingefunden haben und neuerdings neu aufgestellt worden sind (Seidel, Paul, Veränderungen und neue Erwerbungen im Hohenzollern - Museum HZJ 1899, 258ff.), kommen zahlreiche Ölgemälde, Kupferstiche, Miniatur- bildnisse, Marmorbüsten, Bronzeplaketten, Schaumünzen und Medaillen in Betracht. Beispielsweise sei eine vergoldete, mit Diamanten besetzte Tafel mit 28 Miniaturbildnissen, darunter denen Friedrichs des Großen und meh- rerer seiner Geschwister, erwähnt, abgebildet HZJ 1899, 262. Die Sammlung der Miniaturbildnisse im Hohenzollern-Museum, über die Paul Seidel im HZJ 1904, 231, handelt, hat in den letzten Jahren bedeutende Vermehrungen durch Überweisungen der Königlichen Museen erfahren. Es handelt sich dabei um Mitglieder unseres Kaiserhauses und um solche Personen, die sich um dasselbe verdient gemacht haben. Auch die eigenhändigen Nieder- schriften einzelner Hohenzollern, die Grundrisse und Abbildungen der von ihnen benutzten Wohnstätten, Schlösser und Parkanlagen sind dem Familien- forscher von Interesse. Besondere Erwähnung verdienen noch die Miniatur- malerei zu einer Genealogie, abgebildet mit dem Titel „triomphe genealogique de l'Auguste Maison de Nassau" HZJ 1898, S. 189, und die Totenmasken, auf die ich als auf beachtenswerte Beiträge zur Porträtkunde besonders auf- merksam machen möchte (vgl. die Abbildungen HZJ 1905), sowie die Ver- mehrung des porträtkundlichen Materiales durch die Deutung eines Öl- gemäldes von Lukas Cranach d. J. (vgl. Seidel, Paul, Die Taufe Christi mit den Bildnissen des Markgrafen Johann von Brandenburg-Küstrin, seiner Gemahlin und seiner Freunde, HZJ 1907, 275 ff.). Die Sammlungen zur Geschichte der Hohenzollern sind so reichhaltig, daß sie wiederholt Ver- anlassung gegeben haben, Ausstellungen zu veranstalten, so die der Sammlung Friedrichs des Großen in den Repräsentationsräumen des deutschen Hauses auf der Pariser Weltausstellung und die von der Königlichen Akademie der Künste in Berlin in ihrem Gebäude veranstaltete historische Ausstellung zur Feier des königlich preußischen Kronjubiläums im Jahre 1901.1)

Im Bayerischen Nationalmuseum zu München ist an familiengeschicht- Das Bayerische lichem Material zunächst eine große Fülle von Bildnissen zu erwähnen. "ftSKT Hier steht das Geschlecht der Witteisbacher naturgemäß obenan; aber auch andere Porträts aus allen Ständen schließen sich an. Neben einer langen Reihe von Ölgemälden, die uns die Vertreter des Hauses Witteisbach aus allen Epochen der Weltgeschichte vorführen, befindet sich „das kostbare Denkmal, das Carl Albert der Genealogie der verschiedenen Herrscherhäuser

J) Paul Seidel, Französische Kunstwerke des XVIII. Jht. im Besitze Seiner Majestät des deutschen Kaisers und Königs von Preußen; Geschichte der Erwerbung u. Verz. mit 14 Radierungen u. zahlreichen Zeichnungen v. Professor Peter Halm. Berlin u. Leipzig 1900. Ebendort Paul Seidel, Die Kunstsammlungen Friedrichs d. Gr. auf d. Pariser Weltausstellung 1900. Beschreibendes Verz. mit 45 Abb. nach Radierungen u. Zeichnungen v. Peter Halm. Paul Seidel, Zwei Hohenzollern-Ausstellungen, HZJ 1901, 211 ff.

248 Das „Grüne Gewölbe" in Dresden. Familiengesch. Materialien in Museen.

in Bayern ließ. Wir haben hier in architektonischer Umrahmung 63 Intaglios in blauen Bergkristall geschnitten, welche die Brustbilder der Regenten Bayerns von Theodo I. bis auf Carl Albert darstellen". Es ist bekannt, daß die Künstler bei Darstellungen von Vorkommnissen der Geschichte des Reiches Gottes die Physiognomien gelegentlich ganz bestimmten Personen entnahmen; solche Kunsterzeugnisse bieten dem Familienforscher hocherwünschte Beiträge zur Porträtkunde. Ein im Bayerischen Nationalmuseum aufbewahrtes Bei- spiel hierfür ist ein Abguß des Abendmahles von A. Kraft (1501) mit Porträt- figuren von Nürnberger Patriziern. Erwähnenswert sind ferner die Medaillen von Silber, Bronze, Perlmutter, Gips und ganz ausgezeichnete Ölminiaturen von fürstlichen und anderen auf dem Gebiete des Geistes oder des politi- schen Lebens hervorragenden Persönlichkeiten, dazu als Gebilde der Bossier- kunst in Wachs die sehr schönen, im Jahre 1593 im Geschmacke der Jamnitzer gearbeiteten Brustbilder der Nürnberger Patrizier und Ratsherren Hieronymus Paumgartner, Andreas Imhoff, Bartholomaeus Pömer, Julius Geuder von Heroltzberg, Hans Welser, Joachim Nützel, Christof Fürer von Hamendorf und Paulus Harsdorffer. Die Fenster sind von Familienwappen geschmückt; besonders schön sind die Wappen des bayerischen Herzogs Ernst, Bischofs von Freysing, Hildesheim, Lüttich, Münster und Erzbischofs und Kurfürsten von Köln, vom Jahre 1589, ferner das des Octavian Schrenkh von Nozing 1585, des Bartholomäus Vischer von Regensburg, des Hans Ludwig Trainer von Regensburg usw. Das „Grüne Zu den Museen gehört auch das „Grüne Gewölbe", d. i. die Königliche

°Dresden " Schatzkammer in Dresden, eine seit nun bald zweihundert Jahren Weltruf genießende und im vollsten Sinne des Wortes unschätzbare Sammlung von Juwelen, Geschirren aus Gold, Silber und edlen Steinen, Prunkstücken aller Art, kostbaren Waffen, Emaillen, Mosaiken, Elfenbeinarbeiten, Holzschnitze- reien und Bronzen.

Eine lange Reihe von Gegenständen ist hier vereinigt, die von den ein- zelnen Mitgliedern des fürstlichen Hauses Sachsen Albertinischer Linie gebraucht oder als Geschenke und Andenken aufbewahrt worden sind. Ich erwähne beispielsweise eine Folge der besten Porträtsmedaillen der sächsischen Fürsten Albertinischer Linie von Herzog Albrecht dem Beherzten an und eine Reihe schönster Medaillen italienischer und anderer, besonders deutscher Meister des 16. und 17. Jahrhunderts. Bei einer Sammlung wie dem Grünen Ge- wölbe kommt nicht nur ein reiches Material zur Geschichte des Fürsten- hauses zusammen, dem die Sammlung gehört, sondern auch zahlreiche Stücke, die das Verhältnis des Fürstenhauses zu seinen Untertanen erläutern. So finden sich im sogenannten Silber- oder Buffetzimmer unter anderem auch zwei silberne Ehrenschilde, deren einer dem 1871 aus Frankreich siegreich heimkehrenden Kronprinz Albert von den Landständen des Meißner Kreises, deren anderer ihm von den Landständen des Bautzner Kreises gewidmet wurde. Familien- Im folgenden stelle ich in alphabetischer Reihenfolge von Museen noch

Materialien0 in eine Anzahl der von diesen verwahrten familiengeschichtlichen Materialien Museen, zusammen.

Familiengesch. Matrin. in Museen: Antwerpen, Bautzen, Berlin, Breslau, Budapest. 249

Antwerpen. Das Museum Plantin-Moretus besitzt eine vom Konser- vator Max Rooses katalogisierte Sammlung von Porträts nach Rubens, eine Sammlung von allen Regenten und Prinzen von Brabant, e. recueil de por- traits: ducs de Brabant, forestiers et comtes de Flandre, Lusitaniae regum, comtes de Hollande, veterum medicorum, des peintres de l'ecole flamande en phototypie, publ. p. Jos. Maes, sowie e. Slg. v. inscriptions funeraires et monumentales de la province d'Anvers, dazu e. Anzahl alter, gedruckter Porträtsammlungen, hierüber zahlreiche genealogische Arbeiten, darunter Martin, Les Genealogies des forestiers et comtes de Flandre. Ch. de l'Epinoy, Recherches des antiquit. et noblesse de Flandre.

Bautzen. Stiebermuseum: Hypothekenbuch (von 1424 1504); Lei- chenpredigten, Hochzeitsgedichte; Stammbücher; Gersdorff'sche Familien- Nachrichten, Quedlinburg 1818 (am Schluß Nachträge mit Tinte zu S. 68, Nr. 149, und zu S. 88); Dr. Probst's Testament, 17. Oktober 1792; 8. März 1793.

Berlin. Über das Hohenzollernmuseum vgl. oben Seite 246. Das Kaiser -Friedrich -Museum enthält in seinen Bildnissen einen reichen familiengeschichtlichen Stoff. Mit Bezug auf die dargestellten Personen (nicht der Künstler) seien hervorgehoben 3 Augsburger, 4 kölnische, 12 sächsische und 9 würzburgische Bildnisse aus d. 16. Jht, 23 Amsterdamer aus d. 16. u. 17. Jht., 9 Haarlemer, 6 Antwerpener aus d. 16. u. 17. Jht, 10 floren- tinische aus d. 15. Jht., 11 florentinische, 18 venezianische aus d. 16. Jht. Dazu zahlreiche Miniaturen, z. B. 3 sächsische u. 3 Wiener, u. Plastiken, z. B. 28 florentinische u. 23 bolognesische. Zu den Sammlungen des in diesem Museum verwahrten Kgl. Münzkabinetts zählen außer den Münzen, die nur für genealogische Fragen der Fürsten und Dynastengeschlechter, und andererseits der Stempelschneider, Münzmeister und sonstigen Beamten in Frage kommen, die jettons und Rechenpfennige, die zunächst auch Münz- und Finanzbeamte bekunden, aber darüber hinaus das Andenken zahlreicher anderer Beamtenreihen (Bürgermeister, Universitätsdekane) und einzelner Privatpersonen festhalten, die Ratsmedaillen verschiedener Städte (z. B. Ham- burg, Emden, Nürnberg, Augsburg), die zahlreichen Privatmedaillen seit Be- ginn des 1 6. Jahrhunderts und eine geringere Anzahl von Siegelstempeln und Siegelsteinen vom Beginn des 14. Jahrhunderts an. Clemen, Paul Martin, D. Kaiser- Friedrich -Museum zu Berlin (in Gemeinschaft mit Adolf Gold- schmidt, Ludwig Justi und Paul Schubring. Leipzig 1904 (zugleich als Heft 2 der Zeitschrift für bildende Kunst, NF XVI, 1905).

Breslau. Das Schlesische Museum f. Kunstgewerbe u. Alter- tümer besitzt e. sehr bedeutende Slg. v. Siegeln, Siegelabdrücken u. Pet- schaften, sowie eine heraldisch-sphragistische Bibl. Ziemlich vollständig ver- treten sind darunter d. Siegel d. schlesischen Adels.

Budapest. Ungarisches Nationalmuseum. Deponiert sind die Ar- chive der Familien Bekassy, Grafen Berenyi, Grafen Bethlen, Bossänyi, Bükk, Dancs, Graf Daniel Esterhäzy, Grafen Forgäch, Hamvay, Ibranyi, Barone Jeszenäk, Källay, Kisfalady, Mariässy, Motesiczky, Graf Karl Pongräcz, Grafen

250 Familiengeschichtl. Materialien in Museen: Celle, Detmold, Dresden.

Rhedey, Soos, Szily, Torma, Just von Neczpäl, Görgei, Beniczky, Dobos, Barone Hellenbach, Kapy, Kende von Kölcse und Meski. ASL NF XXIII. Ü. d. Urkundenslg. vgl. MIÖO IX, 461 ff.

Celle. Vaterländisches Museum. Hier eine Sammlung von Wappen- fenstern, gestiftet von 167 Hannoverschen Adelsfamilien, dann weitergeführt für adlige u. bürgerliche Geschlechter. Vgl. DH 1909, Nr. 6. Diese Samm- lung wird fortdauernd vermehrt. Vgl. hierzu auch Stephan Kekule von Stra- donitz, Die Wappenku. in den Museen als Hilfsmittel kunstgeschichtlicher Forschung, Museumsku., Bd. IV.

Detmold. Für d. Mus. hat Prof. Dr. Weerth e. Slg. v. Siegelstempeln zusammengebracht, die fast ausschließlich solche v. Mitgliedern d. regieren- den Hauses u. v. Behörden sind. Wappen v. Adels- u. Bürgergeschi, kom- men im Mus. vereinzelt auf gemalten Fenstern, an Möbeln, Füllungen, Kaminen usw. vor. Prof. Dr. Weerth hat privatim seit Jahren e. Slg. von Notizen z. Genealogie vorwiegend lippischer Geschl. angelegt, in d. bis jetzt etwa 700 Familien vertreten sind. Diese Slg. besteht aus Kirchenbuchaus. zügen u. archivalischen Notizen. Wo es möglich war, hat Prof. Dr. Weerth auch Stammbäume zusammengestellt, die bisher nicht veröffentlicht sind.

Dresden. Über d. Grüne Gewölbe im Königlichen Schloß vgl. oben Seite 248. Das Museum des Königlich Sächsischen Altertums- vereins und die damit verbundenen Sammlungen des Vereins für säch- sische Volkskunde im Palais des Königlichen Großen Gartens enthalten e. Anzahl v. Grabdenkmälern aller Arten, darunter auch Totenschilde, sowie Wappen, teils als Tonbildnereien, teils auf Altarflügeln, Glas, Stickereien, Ofenkacheln u. Hausgerät, Siegel, Münzen, Medaillen. Einen Führer durch dieses Museum schrieb Otto Wanckel, neubearbeitet von A. v. Eye. Dresden 1895. D. Stadtmuseum im neuen Rathaus bietet eine reiche Slg. von Photographien, Büsten u. Bildnissen v. Personen, die sich um Dresden Ver- dienste erworben haben, ferner e. ganze Reihe in Holz geschnitzter u. be- malter Totenschilde v. d. Begräbnisstätten sächsischer Adliger aus d. Sophien- kirche: v. Carlowitz, Hoe v. Hoenegg, Pflug, Trotha, Vitzthum v. Apolda, Vitzthum v. Eckstädt usw. Hierzu kommen Grabdenkmäler, wie d. Familien Martinsen u. Benad vom alten Eliasfriedhof, des Dresdner Chronisten Anton Weck aus d. Petrikirche zu Bautzen u. d. Grafen Günter v. Bünau (f 1 562). D. Kunstgewerbemuseum besitzt e. reichhaltige Siegelabgußslg. sowie einzelne Gegenstände wie Glasfenster, Porzellane, Fayencen, Stickereien, Holz- schnitzereien mit Wappen. Körnermuseum u. -Stiftung s.o. S. 243. Der Katalog der Kgl. Gemäldegalerie zu Dresden von Karl Woermann (Dresden, wiederholt aufgelegt) nennt u. a/ folgende Bildnisse: Maler Bernard van Orley (gemalt von Albr. Dürer), Chr. Fürchteg. Geliert, Chr. Hnr. Voigt, C. G. Hommeyer, Jean Jacques Mesmer, C. W. Ferd. v. Funck, J. G. Boehme, E. Platner (sämtl. v. Anton Graff), Karl Foerster u. Frau Louise Förster (v. Karl Vogel v. Vogelstein), Franz u. Anna Poppe, Joh. Fr. Dinglinger u. Joh. Melchior Dillinger (sämtl. v. Sophie Fried. Dinglinger) u. d. Selbstbildnisse v. Rem- brandt, Anton Graff, Traug. Leber. Pochmann u. d. Sophie Friederike Dinglinger.

Familiengeschl. Matrl. in Museen : Frankfurt, s'Gravenhage, Halberstadt, Hermannstadt. 251

Frankfurt a. M. Das Städtische Historische Mus. besitzt reiches heral- disches Material z. Frankfurter Familiengesch. u. eine große SIg. v. Porträts Frankfurter Persönlichkeiten.

s'Gravenhage (Haag). Ü. d. Schätze des Gemeindemus. orientiert gut A. J. Servaas van Rooyen, Catalogus der Geschied- en Oudheidkundige Voor- werpen van het Gemeente-Museum van 's-Gravenhage (Selbstverlag d. Mu- seums 1908). Den Familienforscher interessieren besonders d. Abteilungen: „Huis van Oranje- Nassau" u. „Beroemde mannen en bijzondere personen". Wertvoll ist auch die von Raoul Tissot angelegte u. dem Mus. geschenkte Schöffensiegelsammlg. (Namen der Schöffen mit Zeitangabe, S. 14ff. des Ka- talogs).

Halberstadt. Architektur-Museum in dem Kreuzgang1) d. Liebfrauen- kirche: bes. Grabsteine u. Bruchstücke d. vor einigen Jahren abgebrannten, aus der zweiten Hälfte des 16. Jhts. stammenden Fachwerkbaues. Namen, Wappen u. Hausmarken hieraus stellte Petiscus, ASW VIII 1908, S. 146 ff., zusammen.

rlertnannstadt in Siebenbürgen. D. Baron Brukenthalische Mus. besitzt A) e. Handschriftensammlung, die viel familiengeschichtliches Material enthält, z. B. 1. Das Brukenthalsche Hausarchiv, 18. u. 19. Jht., einzelne Stücke auch aus früherer Zeit; viele Briefe. 2. Die Freiherr L. v. Rosenfeld'sche Slg.; sehr reich, viel Genealogisches. 3. J. K. Schullers SIg.; darin viele Briefe an u. von deutschen Gelehrten, 19. Jht. 4. Baron Oeringers Slg.; enth. auch viele Briefe, 18. Jht. 5. Joh. Filtschs Slg. ; enth. viele Briefe, bes. d. Korrespondenz des Göttinger Dozenten Hißmann, eines Freundes Dohms; 18. Jht. 6. Steph. Ludw. Roths Slg.; darin mancherlei Mitteilungen u. Briefe betr. die Einwanderung von Württembergern nach Siebenbürgen, Mitte des 19. Jhts. 7. Mehrere Sammlungen betr. d. Her- mannstädter Freimaurerloge, 18. Jht. 8. Akten u. Verzeichnisse ü. d. Ein- wanderung österr. Protestanten nach Siebenb. (Transmigranten, Exulanten), 18. Jht. 9. Stammbücher v. Studenten, die deutsche Hochschulen im 17., 18., 19. Jht. besuchten. 10. Hausbücher, 18., 19. Jht. 11. Hochzeits- karmina u. Todesanzeigen, 17., 18., 19. Jht. 12. J.A.Zimmermanns u. F. J. Zimmermanns reiche Handschriftenslg. ; darin viel familiengeschichtl. Ma- terial, auch eine Slg. v. Stammbäumen siebenbürgisch- sächsischer Familien. (J. A. Z. war zuletzt Präsident des Wiener ev. Oberkirchenrates, sein Sohn F. J. Zimmermann war Archivar der sächs. Nation u. der Stadt Hermann- stadt.) — 13. Zunftbücher u. Zunfturkunden, 16., 17., 18., 19. Jht. 14. Kirchenbücher u. a. m. B) eine Münzsammlung, darin u. a. auch viele Denkmünzen. C) eine größere Bibliothek; in den älteren Büchern finden sich viele familiengeschichtl. Notizen auf d. Deckblättern u. Vorsteh- blättern; sie betr. natürlich vornehmlich Siebenbürger, aber auch Ungarn, -Österreicher, Deutsche (im politischen Sinne verstanden) und andere Aus-

l) Wie in Halberstadt, so haben sich auch in anderen Städten wie Augsburg, Freiberg i. Sa., Leipzig, Nürnberg, die Kreuzgänge der Gotteshäuser als geeignete -Sammelräume erwiesen.

252 Familiengesch. Matrin. in Museen: Klosterneuburg, Köln, Leipzig, Lemberg.

länder; selbstverständlich finden sich auch viele Ex libris- Zeichen in den Büchern ; der Gründer der Bibliothek u. des ganzen Mus., Gouverneur S. v. Brukenthal, vermehrte seine Bücherbestände insbes. im Wege der Wiener Antiquariate; später kamen durch Schenkung die dortige alte, ins 15. Jht. zurückreichende Ratsbibl. u. viele private Bücherslgn. hinzu. D) e. Ge- mäldeslg., 1290 Bilder umfassend. E) e. Altertumsslg., d. u. a. auch Grabdenkmäler enthält.

Klosterneuburg. Das Mus. besitzt e. Siegeisig, v. zirka 500 St. in 6 Hauptgruppen: 1. Regenten, 2. Klerus, 3. Adel u. Bürger, 4. Städte u. Mächte, 5. Universitäten, 6. Ämter, Zünfte, Gesellschaften. Vgl. d. Katalog: Die Schatzkammer u. d. Kunstslg. im Chorherrnstifte Klosterneuburg. Wien

1889.

Köln. Städtisches Museum Wallraf-Richartz. Von den Bildnissen seien beispielsweise genannt die von Heinrich Cornelius Agrippa v. Nettes- heim, geboren zu Köln 1486, von Wallraf, d. Begründer d. Slg. (* 1748, f 1824), von Aloys Senefelder (1771 1834), von Regierungs-Präsident Hnr. v. Wittgenstein (* 20. April 1797, f 29. März 1869), von Kommerzienrat Joh. Hnr. Richartz, dem Stifter d. Museumsgebäudes (f 17. Nov. 1797). E. Verz. d. Gemälde erschien Köln 1906.

Leipzig. Das Museum der bildenden Künste auf dem Augustus- platz enthält Porträtbüsten z. B. von dem Bildhauer Ernst Julius Hähnel über Dr. Karl Lampe, Dr. Herrn. Theobald Petschke u. a. u. Porträts z. B. v. d. Porträtmaler Anton Graff ü. Joh. Hnr. Küstner, Hans Gotth. v. Globig, Frau Katharina Kanne (Käthchen Schönkopf). In der „Gedächtnishalle von Wohltätern Leipzigs" sind u. a. aufgestellt Ölgemälde d. Bürgermeisters Dr. Otto Koch u. d. Oberbürgermeisters Geh.-Rat Dr. Otto Georgi u. Justizrat Dr. Bruno Tröndlin. Nähere Angaben in d. v. Theod. Schreiber geschriebenen „Verzeichnis der Kunstwerke im Museum der bildenden Künste zu Leipzig", Leipzig 1903. Das Museum im alten Rathaus enthält e. wertvolle Por- trätslg., sowohl Gemälde, als auch Kupferstiche; zahlreich sind Werke Ant. Grafts vertreten. Als Glasgemälde ist d. Bildnis v. Hieron. Lotter 1556 in ganzer Figur zu erwähnen. Bes. stattlich ist d. Reihe v. Gemälden, welche Leipziger Stadtrichter darstellen. Außerdem gibt es eine Anzahl von Me- daillen z. B. auf Cornelius Stockmann, Dichter in Leipzig 1 802, auf Christiane Mariana v. Ziegler, Dichterin 1733 u. auf d. Leipziger Professoren Georg v. Breitenbach (Jurist, Mitte des 16. Jht.) u. Joh. B. Carpzow (Theolog, 1639 bis 1699).

Lemberg. Ossolineum. Das Ossolifiskische National-Institut in Lem- berg besitzt 4798 Bände Handschriften, in denen ein sehr reichhaltiges fa- miliengeschichtliches Material enthalten ist, das wohl einige hundert Bände umfassen dürfte; dasselbe bezieht sich vorwiegend auf polnische Geschlechter. Der dortige Direktor Prof. Dr. W. Ketrzynski besitzt zirka 50 Genealogien westpreußischer Familien, deren Verfasser der Kulmer Landrichter Lorenz von Dzialowski, gest. um 1763, gewesen ist, außerdem reichliches archivali- sches Material aus der Zeit des deutschen Ordens und der polnischen Herr-

Familiengesch. Matrin. in Museen: London. 253

schaft aus den Archiven der Provinzen Ost- und Westpreußen, das nur teil- weise in des genannten von Keirzynski polnischen Werke „Über die polnische Bevölkerung im Ordenslande Preußen" (Lemberg 1882, S. XXIII u. 639) ver- wertet worden ist.

London. Britisches Museum. Die Manuskriptenslg. d. Britischen Mus. umfaßt mehr als 40000 Handschr. u. etwa 55000 Urk., wobei unter d. einzelnen Handschriftennummern sich wieder größere u. kleinere Urkunden- sammlungen verbergen, u. ist neben der vatikanischen wohl die bedeutendste, die es gibt. Das Material ist teils englischer, teils fremder Abstammung. Das erstere besteht zum großen Teil aus amtlichen Korrespondenzen u. Akten, die man nach deutscher Auffassung eher in e. Zentralarchiv als in d. Hand- schriftenslg. e. Mus. od. e. Bibl. vermuten würde. Bes. bilden einen Haupt- bestandteil dieses Stoffes die Archive vornehmer englischer Familien, die mit Vorliebe ihre handschriftl., meist aus der öffentl. Tätigkeit ihrer einzelnen Mitglieder hervorgegangenen Sammlungen dem Britischen Mus. überlassen haben. Hierzu gehören z. B. die sogenannten Mitchell-Papers, d. h. die di- plomatische u. private Korrespondenz des englischen Gesandten am preußi- schen Hofe, Sir Andrew Mitchell, 58 Bde., die Newcastle Papers in 548 Bdn. u. 3483 Urk., d. h. die Korrespondenz des Thomas Pelham Holles, Herzogs von Newcastle, der 1724 54 Staatssekretär von England u. dann Lordschatz- meister war, u. die Hardwicke-Papers in 930 Bdn., die mit den beiden oben genannten Sammlungen ein für die allgemeine politische Geschichte der Neu- zeit und die Beziehungen Englands zu allen Staaten wichtiges Material dar- bieten. Überraschender wirkt auf d. Benutzer die Reichhaltigkeit der in England nicht heimstättischen Handschr. Ü. die hauptsächlichsten geschlos- senen Sign., die d. Mus. nach u. nach erwarb u. als Sondereinheiten behan- delt hat, registrieren Einzelkataloge u. e. Übersicht in Warschauers Schrift, „Mitteilungen aus der Handschriftensammlung des Britischen Museums zu London, vornehmlich zur polnischen Geschichte" (=Heft 13 der Mittlgn. der Preuß. Archivverw., Leipzig, Hirzel), der auch die vorstehenden Notizen ent- nommen sind. Der große Sachkatalog (Class-Catalogue) besteht aus 110 statt- lichen Bänden in Großfolio. Die ersten Bde. desselben sind der Geschichte ge- widmet. Hervorgehoben sei Band X, ü. d. einzelnen Staatspapiere fremder Staaten (State-Papers, Foreign, Single). D. Material f. Deutschland ist bes. reich- haltig betreffs der Reformationsgesch. Bd. XV bis XXVIII verzeichnen Briefe in Staatsangelegenheiten einzeln nach den Verfassern. Bd. XXIX führt For- melb., Sign. v. Privatbriefen u. Albums auf. Von familiengeschichtl. Interesse ist insbes. die nach Hunderten zählende Menge deutscher Studentenalbums, die das Britische Mus. besitzt. Bes. Nürnberg ist gut vertreten. Die folgen- den Bände des Katalogs verzeichnen die Privatbriefe nach dem Alphabet. Bd. LI, der Biographie gewidmet, bietet in den deutschen Teilen viel über bayerische und Nürnberger Familien. Unter den Taufregistern befindet sich eines der St. Theodoricuskirche zu Basel 1490 1737, unter den Testamenten das des Jean Jacques Rousseau. Band LH LVII über Tagebücher und Ge- nealogie (Notes and Genealogies) weisen hinsichtlich Deutschlands bes. großen

254 Familieng. Matrln.in Museen: Lüneburg, München, Münster, Nordhausen, Nürnberg.

Reichtum ü. Nürnberg auf. Bd. LVIII ü. Geographie enthält Nummern ü. deutsche Spezialgeschichte, so Add. 21220 e. Mainzer Stadtbuch: Fremde Urtels Buch 1398 1430 (über dieses Zeitschr. der Savigny-Stiftung für Rechts- gesch. Germ. Abt. Bd. 24, S. 3907). Band. LXIII— LXV verzeichnet manches f. deutsche Verhältnisse Interessante, so Add. 15684 e. Nürnberger Schön- bartbuch 1449—1539. Band LXVI— LXVIII handeln über die Wappen (Arms). Der letzte führt in d. Abteilung für Deutschland mehrere alte deutsche Wappen- bücher, bes. aus d. 16. Jht., auf. 0. die Bestände z. polnischen Heraldik orientiert Warschauer S. 15. Ü. d. Siegeisig, d. Britischen Museums ist e. besonderer Katalog erschienen: Catalogue of Seals of the Department of Manuscripts in the Br. M. by W. de Gray Birch. 6. Bd. 1900). Was einem Gesuch um Benutzung des Britischen Mus. beizufügen ist, findet man in Warschauers genannter Schrift S. 2. Vgl. auch R. Priebsch, Deutsche Handschriften in England. 2 Bde. Erlangen 1896. 1901.

Lüneburg. Porträtsammlung (meist Kupferstiche) des Museumsvereins. Stammbäume mit Wappen. Wappenbücher. Heraldische Skulpturen von Epi- taphien u. Grabsteinen. Gemalte Fensterwappen.

München. Das Bayerische Nationalmuseum besitzt eine Urkunden- slg. (Katalog v. M. J. Neudegger AZ NF. XII 1905), handschriftliche Münchener Zunftbücher, einzelne genealogische handschriftliche Werke, wie bes. d. Augs- burger Geschlechterbuch, Wappenbücher, Stammbäume bayerischer Geschlechter, außerdem zahlreiche gedruckte genealogische Werke, bes. v. bayerischen Fa- milien.

Münster. Landesmuseum. Die Gemäldeslg. enthält e. Reihe v. Bild- nissen, z. B. des Goldschmieds Dietrich Kostede 1570 v. Ludger tom Ring dem Jüngeren, des Bürgermeisters v. Lennep Engelbert Therlaen v. Bartholo- maeus Bruyn d. Ä., des Fürstbischofs Clemens August 1756 v. F. H. Pletten- berg u. des Bischofs Peter v. Hatzfeld 1795 v. Joh. Chr. Rincklake. F. Koch, Verz. d. Gemäldeslg. d. Westfälischen Kunstvereins im Landesmus. zu Münster Münster o. J.

Nordbausen. Städtisches Museum. Reiche Siegel- u. Stempeisig. Der „codex Fabriciorum" enthält 380 Autographe v. Briefen aus d. Jahren 1547—1577, darunter 266 Briefe der Gebrüder Fabricius. D. große Münzslg. enthält auch e. stattliche Anzahl v. Denkmünzen, Bronzegrabplatten aus der abgebrochenen Martinikirche. Porträts der Bürgermeister u. Pastoren. Sal- vaguardien (Schutzbriefe) aus d. Zeit d. Schmalkaldischen u. dreißigjährigen Krieges. Festschr. z. 25 jähr. Jubelfeier d. Städtischen Mus. in Nordhausen. I. Urkundl. Gesch. des Städtischen Mus. v. Hermann Heineck. II. Führer durch d. Städtische Mus. von Paul Rausch. Nordhausen, C. Haacke, 1901.

Nürnberg. Germanisches Nationalmuseum. Archiv. Gegen 12 000 Pergament-, rund 2000 Papierurkunden, Regesten und Personenregister vorhanden; mindestens 1100 Aktenfaszikel, aus denen zum großen Teil die Personennamen ausgezogen sind, Archive mehrerer Nürnberger Patrizier- geschlechter, Teile mehrerer Stadtarchive (Culmbach, Schweinfurt, Winds- heim u. a), Archivalien aus dem 15., 16. u. 17. Jht. enthaltend, ein Teil des

Familiengesch. Matrin. in Museen: Nürnberg. 255

Wolkenstein-Archives, 14500 Autographen. Ober die Siegelsammlung vgl. oben S. 246.

Bibliothek. I. Handschriftlicher Nachlaß des Heraldikers Friedrich Heyer von Rosenfeld. 1. Auszüge betitelt: „Die in den Reichs- Akten des Edel-Archives im k. k. Ministerium des Innern zu Wien enthaltenen Palatinats-Diplome, ausgezogen durch Friedrich Heyer von Rosenfeld, k. k. Hauptmann, Wien im August 1877." 1 Band in mit einzelnen Wappen- zeichnungen und der Signatur HR 105, I. 2. dgl., betitelt: „Verzeichniß der von den verschiedenen Kaisern ertheilten Palatinats-Diplomen a. d. Ori- ginal-Concepten im k. k. Adels-Archiv gezogen von Frdr. Heyer v. Rosenfeld in Wien 1886." 1 Band in und der Signatur HR 105, II. 3. dgl.: Kaiser- liche Reichs-Adelserhebungen aus dem Adels-Archive zu Wien. 7 Bände in und der Signatur HR 105.

I. Namen mit Anfangsbuchstaben A B 1868

III.

IV.

V.

VI.

C— D 1869 E F 1869 G 1870/71

H— Ho 1873 Ho— J 1875—77.

K T fehlen, weil diese Teile von Heyer nicht mehr ausgearbeitet worden sind. In einem weiteren Quartband sind die Familiennamen U Z vereinigt (1877 82). Dazu 4 umfängliche Pakete mit noch ungesichteten Notizen u. Wappenskizzen.

II. Unter den für die familiengeschichtliche Forschung in Betracht kom- menden Handschriften seien erwähnt: Das sog. große Totengeläute, vgl. Register. Weiter zahlreiche Geschlechter- u. Wappenbücher u. ähnliche Kollektaneen, sowie eine ansehnliche Sammlung (nicht nur Nürnbergischer) Stammbücher.

II. Ein wichtiger Bestandteil der Bibliothek ist die durch Vermächtnis ihr zugefallene, besonders aufgestellte Heyer von Rosenfeldsche Sammlung von Werken auf dem Gebiete der Heraldik und Genealogie, die durch die Zinsen eines dem Museum testamentarisch übermachten Kapitals ständig vergrößert wird. Außerdem stehen im Lesezimmer der Bibliothek 1 Exem- plar des großen Siebmacher, so ziemlich alle familiengeschichtlichen bzw. heraldischen Zeitschriften, nicht wenige Nachschlagewerke (für die Nürn- berger usw. Personen- und Familiengeschichte, Adels- und Gelehrtenlexika, Epitaphiensammlungen usw.) und eine seltene Folge von Arbeiten auf dem Gebiete der deutschen Ortsgeschichte zu allgemeiner Benutzung bereit. End- lich sei auf ein in der Bibliothek aufgestelltes Wappenrepertorium, nach Figuren und nach Familiennamen geordnet, hingewiesen.

Kupferstichkabinett. Von den Abteilungen des Kupferstichkabinetts kommen in Betracht: Die reichhaltige, alphabetisch geordnete Porträtsamm- lung, dann die Sammlungen von Stammtafeln und Wappendarstellungen, für die ebenfalls die alphabetische Anordnung maßgebend ist. Hier und da kann

256 Familiengcschichtl. Matrin. in Museen: Prag, Stockholm, Stuttgart.

auch eine Nachforschung in der Abteilung „Biographien, Geschlechts- und Regententafeln" Aussicht auf Erfolg haben. Über die Epitaphien vgl. oben S. 246.

Prag. Böhmisches Museum. Für die ältere Geschichte und Ge- nealogie des böhmischen Adels ist von außerordentlicher Bedeutung die von Franz Palacky angelegte historisch-genealogische Sammlung. Sie besteht in einem alphabetisch geordneten Zettelkataloge und enthält Zitate aus allen möglichen, von Palacky bei seinen historischen Studien benutzten Quellen. Ferner befindet sich im Böhmischen Museum die Wratislawsche Sammlung (14960 Stück), so benannt nach ihrem Begründer, dem K. K. Hofrate Rudolf Grafen Wratislaw von Mitrowic (f 1860). Jede böhmische Familie (im ganzen 4087 Familien) hat in dieser Sammlung ihren eigenen Faszikel und in den letzteren sind die verschiedensten, auf Wappen, Genealogie und Ge- schichte der einzelnen Geschlechter bezugnehmenden Notizen, Broschüren, Karten und Zeitungsausschnitte hinterlegt. Die Stammbäume erweisen sich größtenteils als Kopien von jenen aus der Wunschwitzschen Sammlung, doch sind dieselben zumeist bis auf die jüngsten, gegenwärtig noch lebenden Generationen ergänzt und daher recht brauchbarer Behelfe. Das Archiv des Museums des Königreichs Böhmen besitzt ferner unter seinen 1997 Original- Pergamenturkunden aus den Jahren 1160 1902 viele, die sich auf den Adel beziehen, mit anhängenden Siegeln, darunter 98 Adelsdiplome aus den Jahren 1463 1902. Die 26291 Original-Papierurkunden des böhmischen Adels aus dem 15. 19. Jahrhundert beziehen sich auf 2513 Familien. Die Dr. Joseph Hlävkasche Autographen- und Siegelsammlung zählt 8789 Stück, die Wappen- sammlung des böhmischen Adels 3771 Stück, die allgemeine Siegelsammlung beinahe 60000 Stück. Ferner sind zu nennen die 269 Register des Kammer- gerichtes aus d. J. 1471 1783, deren genaue Beschreibung Archivdirektor Schulz in Nummer 24 des Historischen Archivs der böhmischen Kaiser Franz Josephs-Akademie veröffentlicht hat, und 136 Register des Burggrafen-Gerichtes aus d. J. 1497 1783, beschrieben in Nummer 27 desselben Archivs.

Stockholm. Statens Historiska Museum (kungl. vitterhets hi- storie och antikvitets Akademien). Genealogisches: Handschriftliche Sammlungen der Forscher C. R. Berch, G. W. af Tibell, K. A. af Schmidt und andere. Sphragistisches: 1. Eine große Sammlung von Hand- stempeln zum Siegeln schwed. adeliger Familien. 2. Abbildungen (Zeich- nungen) schwedischer mittelalterlicher Siegel, a) Eine Sammlung aus dem 18. Jahrhundert, b) Zeichnungen unter Urkundenkopien aus dem 17. u. 18. Jahrhundert. 3. Abdrucke. Sammlungen der Herren B. Risberg, C. Stolpe und andere. Heraldisches: 1. Schwedisches Wappenbuch für das Mittelalter. Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert. 2. Eine große Sammlung von Abbildungen (Photographien, Zeichnungen usw.), kirchlicher Denkmäler (auch Grabdenkmäler) in Schweden, nach Landschaften und Kir- chen geordnet.

Stuttgart. Die Staatssammlung vaterländischer Altertümer besitzt eine große, noch nicht ganz geordnete Sammlung von Siegelabdrucken, Siegeln

Familiengesch. Matrin. in Museen: Wien, Wiener Neustadt, Worms. 257

und Siegelstöcken württembergischer Zugehörigkeit, ferner eine Anzahl alter künstlerisch ausgeführter Stammbäume und etliche Stammbücher mit Wappen, auch zahlreiche Bildnisse.

Wien. Eine Abteilung der Münz- und Antikensammlung des kunst- historischen Hofmuseums bildet die sphragistische Sammlung des A. H. Kaiserhauses. Eine Übersicht über dieselbe gibt Julius v. Schlosser MJÖG XII 1891, Seite 297ff. Die familiengeschichtlich wichtigste Abteilung dieser Sammlung ist die Dietzsche Sammlung, zumeist Lack- und Papiersiegel, Abdrücke aus Originaltyparen usw., eingeklebt in Rahmenbänden, 21 327 Stück; sie ist alphabetisch geordnet; zur Orientierung dient ein genauer handschrift- licher Katalog mit drei Nachträgen. Besonders reich ist diese Abteilung an Wappensiegeln deutscher Adelsgeschlechter. Einen besonderen Wert haben die großenteils vollständigen Siegelserien regierender Fürsten oder ehemals souveräner Geschlechter. In Beziehung auf das reichliche genealogisch- heraldische Material der Dietzschen Sammlung verwandt ist die Siegelsamm- lung Kaiser Ferdinands I. Sie ist nach den damaligen Provinzen des Kaiser- tums geordnet und enthält fast ausschließlich die Wappensiegel der ein- heimischen Adelsgeschlechter mit Angabe des Stammlandes. Ein alphabetischer und ein Ladenkatalog fördern die Benutzung der Sammlung. Außerdem besitzt das Hofmuseum noch die Sammlung von Gipsabgüssen von Siegeln des Wiener Stadtarchivs (österreichische Städte, Wiener Geschlechter usw., ca. 600 Stück) aus Formen, die der verstorbene Kustos Dr. Hartmann von Franzenshuld seinerzeit für die historische Ausstellung der Stadt Wien im Jahre 1873 hat anfertigen lassen. Über die Kollektion genealogischer Kopien von deutschen Kaiser- und Königssiegeln erschien 1851 der gedruckte Katalog von Roemer-Büchner, die Siegel der deutschen Kaiser, Könige und Gegen- könige zu Frankfurt a. M. Aus der Neumannschen Münzsammlung rühren die Bronzeabgüsse böhmischer Königssiegel von Przemysl Ottokar bis Wladislaw II. her. Das Wiener Jüdische Museum hat 1913 sein neues Lokal, II Malzgasse 16, bezogen. Wir tragen bei dieser Gelegenheit zu oben Seite 197 nach: Die Inschriften des alten Judenfriedhofes in Wien. Im Auf- trag der histor. Kommission der israelitischen Kultusgemeinde in Wien be- arbeitet von Dr. Brnh. Wachstein. Mit 202 Textabbildungen, 15 Tfln. u. e. Friedhofsplan. 1. TL 1540(?)— 1670. Wien u. Leipzig 1912. In der Ein- leitung dieses Werkes werden allgemeine Gesichtspunkte, wie Phraseologie, Chronologie, Sprache und Stil der Inschriften, erörtert.

Wiener Neustadt. Neuklostermuseum. Eine Anzahl Wappenbriefe. Einige Wappensteine. 450 Porträts; über 150 derselben stellen Personen dar, die mit der Stadtgeschichte in direktem Zusammenhange stehen.

Worms. Das Paulusmuseum und die verschiedenen Kirchen der Stadt Worms enthalten zahlreiche Grabdenkmäler, und wenn auch im An- fang des vorigen Jahrhunderts sehr viele und zwar großenteils gerade die ältesten vernichtet worden sind, so reichen doch noch immer manche bis ins 13. Jahrhundert zurück. Einige Stammbücher und mit Wappen ge-

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie. I. 17

258 Familiengesch. Matrin. in Museen: Zürich. Wichtigkeit des Porträts für Staat usw.

schmückte Gegenstände im Paulusmuseum bieten verhältnismäßig nur wenig familiengeschichtliches Material.

Zürich. Das Schweizer Landesmuseum enthält eine Fülle von Wappen, die für die Geschichte von Schweizer Familien wichtig sind. Über diesen Stoff vgl. das „Schweizer Archiv für Heraldik". Die größte Masse dieser Wappen ist auf Glasscheiben angebracht (Wappenscheiben), doch findet sich heraldischer Schmuck auch hier auf Glasgemälden, Ofenkacheln, Trinkschalen, Teppichen, Gerät- und Möbelstücken aller Art, insbesondere Schränken, Truhen, Chorstühlen. Außerdem verwahrt das Museum Totenschilde, Grabplatten, Grabsteine und größere Epitaphe, Wappentafeln, Medaillen und Bildnisse. Nähere Nachweise, besonders über die Wappenscheiben und Glasgemälde, enthält der „Führer durch das Schweizerische Landesmuseum in Zürich", hrsg. v. d. Direktion. Zürich, Verlag des Schweizerischen Landes- museums 1910.

Das Porträt.1)

Wichtigkeit des Das Porträt ist hinsichtlich des Publikums zweifach wichtig: für das

stwtu!^ Familie. Staatsleben und für das Familienleben. Der Staat bedarf der Porträtstatuen und Gemälde nicht nur des Ruhmes, sondern auch der Selbsterhaltung wegen; denn er braucht seine Geistesheroen, seine Staatsmänner und Feld- herren als geistige Stützen und die Erinnerung an dieselben. Es handelt sich sowohl darum, die Toten zu ehren, als auch die Lebenden zu erinnern, daß das staatliche Gebäude, in dem sie wohnen, die Frucht der Bemühungen jener Männer sei, deren Leben Jahrhunderte zurückreicht und auch Jahrhunderte nachwirkt. Alle gebildeten Nationen haben daher, solange sie ein Bewußt- sein ihrer Größe, und Würde sich erhalten haben, das Andenken solcher Männer nach ihrem Tode durch Porträtstatuen zu ehren gesucht.

Noch viel bedeutsamer aber ist die Stellung der Familie zum Porträt. Es hat in ihr einen noch größeren Rückhalt; denn jede echte Kunst muß auf wirklichen, nicht erkünstelten Bedürfnissen aufgebaut sein und in diesen mächtige Wurzel schlagen können. Das Porträt als solches ist der Familie

*) Waetzoldt, Wlh., 'Die Kunst des Porträts. Leipzig 1908. Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei. Berlin 1890. Kemmerich, Die frühmittelalterliche Porträtplastik in Deutschland bis z. Ende d. 13. Jht.; drs., D.Anfänge d. deutschen Porträtmalerei. Leipzig 1906; drs., Die Porträts deutscher Kaiser u. Könige bis auf Rudolf v. Habsburg, NA 33. Eitelberger, Kunsthistorische Schriften III. Leh- mann, Alfr., D. Bildnis bei d. altdeutschen Meistern bis auf Dürer, 1900. Wolt- mann, Holbein und seine Zeit. Leipzig 1874. Leischnig, D. Bildnis im 78. u. 19. Jht. Wien 1906; drs., D. Bildnis-Miniatur in Österreich 1750—1850. Wien 1907. O. v. Bezold, Beitr. z. Gesch. d. Bildnisses, MGN 1909 f. Burckhardt, D. Porträt in d. Malerei, in d. Beitr. z. Kunstgesch. in Italien, Basel 1898. Schaeffer, Die Frau in der venetian. Malerei. München 1900; drs., Das Florentiner Bildnis. München 1903. Woermann, D. italienische Bildnismalerei d. Renaissance. Eß- lingen 1905. Collies, J., The art of portrait painting. London 1905. Dayos, Arm., L'image de femme. Paris 1900. Williamson, History of portrait miniatures. London 1904, 2 Bde.

Anfänge bildnisartiger Schöpfungen in der deutschen Malerei. 259

ein Bedürfnis; es ist nicht geschaffen, in dieser der menschlichen Eitelkeit zu frönen, sowenig wie im öffentlichen Leben der Wohldienerei. In der Familie hat das Porträt neben seinem absoluten Kunstwerte noch eine be- sondere edlere Mission zu erfüllen. Es hält die Pietät in der Familie und die fortlaufende Erinnerung an die Familie aufrecht. Der bürgerlichen und der adligen Familie, den Hohen wie den Niedrigen müssen diese Erinne- rungen heilig sein. Die alten deutschen und holländischen Bilder z. B., die wir kennen, mit den Zügen voll Treue, voll Ehrbarkeit und Kraft, zeigen uns deutlich, daß in den vergangenen Jahrhunderten diese moralischen Mächte in der Gesellschaft lebendig gewesen sind, und wir sehen, daß diese guten Eigenschaften des Lebens auf die Kunst, auf die Künstler förderlich eingewirkt haben und daß diese Bilder in erster Linie nicht der bloßen Eitelkeit, der müßigen Schaulust der Salons gedient haben.

Die Anfänge bildnisartiger Schöpfungen auf dem Gebiete der deutschen Anfänge widnis- Malerei sind in den Handschriften zu finden. Bereits die ältesten der uns Schöpfungen in bekannten Buchillustrationen enthalten figürliche Darstellungen. Anfangs der deutschen in roher und kindlicher Auffassung, später in seltsamen Verschnörkelungen, sind sie nichts anderes als ein häufig wiederkehrendes, ein ornamentales Schema, das Symbol einer menschlichen Gestalt, und selbst da, wo in den besseren Arbeiten aus charakteristischen Attributen oder einem beigeschrie- benen Namen ersichtlich ist, daß mit diesem Symbol eine ganz bestimmte Persönlichkeit gemeint ist (Dedikationsbild, Autoren- und Schreiberporträt), kann von einem menschlich-individuellen Zug noch nicht gesprochen werden. So hat sich, um nur eines der zahlreichen Beispiele aus früherer Zeit zu nennen, in einer Handschrift des 8. Jahrhunderts (St. Gallen, Stiftsbibl. Hand- schrift 736) der Schreiber derselben, Wandelgarius, abkonterfeit, aber die Linien, die seine Physiognomie bezeichnen sollen, unterscheiden sich schlechter- dings nicht von denen der anderen Köpfe dieser Handschrift.1)

Noch in die Lebenszeit Karls des Großen fallen die ersten schüchternen Versuche, der Realität der Physiognomie ein wenig nahe zu kommen, so z. B. in den kleinen Porträtköpfen der Alcuinbibel in Bamberg, und augen- fälliger wird der Fortschritt in den Bildnissen der leges barbarorum, die in prächtig ausgestatteten Handschriften die kurz nach dem Tode des Kaisers gesammelten, im karolingischen Reiche geltenden Volksrechte enthalten. In dem ihnen beigegebenen Bilderschmuck sind die einzelnen Gesetzgeber in großen Vollbildern dargestellt, unter ihnen auch Karl der Große. In den ältesten dieser Handschriften, in der 820 bis 832 in einer Schreibstube zu Fulda angefertigten Sammlung, stimmt das Bildnis des Kaisers mit der aus- führlichen Personalbeschreibung Einhards überein: ein runder dicker Kopf, glattes Kinn und Schnurrbart, auffällige Merkmale, die in noch schärferer Ausprägung die berühmte Reiterstatuette im Museum Carnavalet zu Paris zeigt.

x) Vgl. D. Studie u. d. deutsche Porträt von Karl Lamprecht im 3. Jahrg. des Museums, S. 21, wo dieses Beispiel durch Abbildungen erläutert wird.

17*

260 Anfänge bildnisartiger Schöpfungen i.d. deutsch. Malerei. Plast. Menschenbildungen.

In den ersten Jahrzehnten des 11. Jahrhunderts beginnt, bei steigender Produktion, der Verfall der künstlerischen Buchillustration. Die fränkiscneh Kaiser erscheinen bei ganz schwacher Individualisierung als derbe, leiden- schaftliche, aber recht plumpe und ungeschlachte Gestalten, fast ohne eine Spur der alten Imperatorenwürde, und selbst in der Zeit des abermaligen Aufschwunges der Buchmalerei nach der Mitte des 12. Jahrhunderts, der dem neuerwachten geistigen Leben auf dem Fuße folgte, wo die Heldensagen germanischer Vorzeit gesammelt und zu dem mächtigen Sänge der Nibelungen vereinigt wurden, wo die Blüte des Volksepos und der höfischen Dichtung sich zu entfalten begannen, schreitet die Entwickelung des Bildnisses nur wenig vorwärts.

Wir sind mit dieser Periode der Buchmalerei bei jener für das gesamte Mittelalter so bedeutungsvollen Zeit angelangt, wo die starre Gebundenheit der Geister einer freieren Gestaltung des Kulturlebens weicht, bei jenem Scheidepunkte, der das Mittelalter in zwei Hälften gliedert, von denen die zweite bei ihren künstlerischen Darstellungen, um mit Karl Lamprecht (Deutsche Geschichte III, S. 6 ff.) zu sprechen, „gleichsam die Mitte hält zwischen der massiven Typik der Vergangenheit und dem ausgeprägten Individualismus des 16. Jahrhunderts". Und wenn auch das eigentliche Bildnis in dieser Epoche keine wesentliche Förderung erfährt, so wird doch von nun an der Gesamteindruck der Handschriften-Illustration ein ganz anderer, indem in den schlanken Figuren, den jetzt wieder mehr rundlich werdenden, nicht mehr manieriert ovalen Köpfen, dem kleinen Mund mit den vollen Lippen und dem hellblonden, bis auf die Schultern herabwallenden Haupthaar, wenigstens scheinbar, eine ganz entschiedene, bisher unerhörte Zuwendung der Maler zur Naturbeobachtung zum Ausdruck kommt.

Nachdem die Maler einmal begonnen hatten, mit der überlieferten typischen oder konventionellen Darstellung des Menschen bzw. des Heiligen zu brechen und ihn mit Zügen aus dem wirklichen Leben zu begaben, lag der Versuch nahe, auch eine ganz bestimmte Persönlichkeit auf dem Altar- bilde erscheinen zu lassen, so wie sie leibt und lebt, mit ihren individuellen Eigenarten und mit all den Zufälligkeiten ihrer äußeren Gestalt: ein folge- rechter und ruhiger Schritt in der Entwickelung der Bildnismalerei, der uns heute natürlich und selbstverständlich erscheint und der doch den Menschen des 15. Jahrh. als ein ganz unerhörter Wagesprung in Erstaunen, manche wohl auch geradezu in Erschrecken versetzt haben muß. Welch ein selt- sames Gefühl mag der Meister gehabt haben, dem ein solches Porträt- experiment einigermaßen gelungen war, und wie mag der Beschauer über- rascht gewesen sein, als er sich selbst oder einen seiner Freunde auf den ersten Blick im Bilde wiedererkannte, piwtische Men- Die in Deutschland während des 13. Jahrhunderts entstandenen plasti-

«:h«biidungen.schen Menschenbildungen verdienen in einer Reihe mit den größten künst- lerischen Leistungen aller Zeiten und aller Völker genannt zu werden, nicht eben in ihrer Eigenschaft als Abbilder des wirklichen Lebens, wohl aber als freie, ideale Schöpfungen von gewaltigster Kraft und zwingender Wirkung.

Plastische Menschenbildungen. 261

Schon seit dem Beginn des 11. Jahrhunderts, seit den Tagen Bernwards von Hildesheim, war in den alten sächsischen Landen Erzguß und Stein- bildnerei lebhaft betrieben worden, und aus diesen Anfängen einer noch wesentlich zu dekorativen Zwecken arbeitenden Kunst entwickelte sich um die Mitte des 12. Jahrhunderts ein großer monumentaler Stil, dessen Ruf bald die lokalen Grenzen überschritt und dessen Schöpfungen in alle Lande gingen.

Im östlichen Sachsen entstanden zum Beginn des 13. Jahrhunderts die großartigen Triumphkreuze von Wechselburg und Freiberg, die Statuen Heinrichs des Löwen und seiner Gemahlin Mathilde im Dome zu Braun- schweig und gegen 1270 die Stifterfiguren im Dome zu Naumburg. Mit einem Schlage erscheint hier all das Kindlich-Rohe und Unbeholfene über- wunden, das uns in den gleichzeitigen Darstellungen der menschlichen Ge- stalt im Buche wie an der Kirchenwand entgegengetreten war. Mit freiem Blicke haben diese Künstler ins Leben geschaut und das, was sie dort fanden, mit tüchtigem technischen Können im Bildnisse wiedergegeben, oft auch, wie die Braunschweiger, mit einem großen Zug idealer Verklärung.

Streben nach typischer Schönheit zeigen auch die berühmten Meister, die an dem steinernen Bilderschmuck des Bamberger Domes gearbeitet haben. In den machtvollen Prophetenköpfen der älteren Gruppe ist zudem bei aller Idealität eine Naturwahrheit und Schärfe der Charakteristik erreicht worden, wie man sie sonst in der gesamten deutschen Kunst romanischer Periode vergeblich suchen wird.

Müssen wir auch die Bamberger Skulpturen künstlerisch höher be- werten als die Naumburger, so kommt doch bei diesen die Annäherung an das nüchtern Porträthafte mehr zum Ausdruck als bei jenen, wie das ja auch der den Bildwerken zugrunde liegende Gedanke rechtfertigt: hier ein realistisch-monumentaler, dort ein ideal-kirchlicher. Vor den Markgrafen und Edelfrauen im Naumburger Dom haben wir das Gefühl, vor einem einfachen, tüchtigen, bodenwüchsigen Menschengeschlecht zu stehen, das in seiner wahren, ein wenig hausbackenen Alltagserscheinung im Gedächtnis der Nachwelt fortzuleben wünscht.

Teils der Richtung der Bamberg^ Meister, teils jener der sächsischen Schule folgen eine große Anzahl von Grabsteinen der nämlichen Zeit, die einen mit geringerer, die anderen mit stärkerer Neigung zum Porträtartigen ; die letztere gewinnt im 14. und noch mehr im 15. Jahrhundert, der materia- listischen Strömung in allen Künsten folgend, die Oberhand, freilich auf Kosten des künstlerischen Inhaltes, jedoch sind es jene Grabfiguren, in denen uns die ersten wirklichen Porträts begegnen.1)

Einzelbildnisse, die nicht als Grabfiguren, sondern als Ehrendenkmäler

*) Lichtenberg, Reinhold Frhr. v., D. Porträt an Grabdenkmalen; seine Ent- stehung u. Entwickelung v. Altertum bis z. italien. Renaissance. Straßburg 1902. Buchner, O., D. mittelalterlichen Grabstätten in Nord-Thüringen mit besonderer Be- rücksichtigung der Erfurter Denkmäler. Studien z. deutschen Kunstgesch., H. 37, Straßburg 1902.

252 Totenmasken. Streben nach Wirklichkeit.

im modernen Sinne bestimmt waren, sind auch noch im 15. Jahrhundert verhältnismäßig selten; als eines der vorzüglichsten sei die Büste des großen Baumeisters Peter Parier von Gmünd in der Chorgalerie des Prager Domes aus dem Jahre 1390 genannt, die erste ganz lebenswahre Porträtdarstellung eines deutschen Künstlers.

Daß man im späten Mittelalter Grabmäler zu Lebzeiten oder bei Ehe- leuten nach dem Tode eines Gatten bestellte, erhellt auch daraus, daß zu- weilen die Todesdaten nicht ausgefüllt sind. Allgemeine Sitte war dies jedoch nicht, die meisten Grabmäler sind erst nach dem Tode ausgeführt worden, gewiß zumeist nach Erinnerungsbildern, oft ohne solche. Totenmasken. Totenmasken wurden bei Aufbahrungen vornehmer Personen angewandt,

ja Abformungen nach dem Leben wurden schon früh gemacht. Die früheste Nachricht stammt aus dem 14. Jahrhundert: 1350 wurden das Gesicht und die Hände Philips VI. von Valois abgeformt, damit der Künstler, der das Denkmal des Königs machen sollte, eine vollkommene Ähnlichkeit erreichen möchte. 1422 wurde die Abformung des Gesichts Heinrichs V. von England in gekochtem und dadurch erweichtem Leder ausgeführt und reich bemalt. Später wurde Wachs angewandt, streben nach Die Tafelmalerei hat, in der Hauptsache für Antependium und Altar-

Wirkhchkeit. aufsafz bestimmt und beschränkt auf das religiöse Stoffgebiet, gleich der Wandmalerei und zäher als die beweglichere Kunst der Illuministen, bis etwa zum 3. Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts an den altherkömmlichen Typen festgehalten. Nur gegen das Ende dieser Epoche hin macht sich, dem Vor- gange der Buchmalerei folgend, eine Vorfrühlingsstimmung der neuen Zeit auf ihren Tafeln bemerklich: mit einem gleichsam schüchtern auf die Natur schielenden Blicke bahnt sich eine neue Darstellung zunächst des mensch- lichen Umrisses an , sowie sie gefunden ist, wird sie allerdings sofort ihrerseits wieder zur Konvention. Diese Neuerung erstreckt sich nur auf die Gestalt, vor dem Physiognomischen macht sie Halt: im Schwünge des Körpers, in einer künstlichen Biegung der Hüften, einer seitlichen Neigung des Kopfes und in der Gebärde suchen die Maler Leben und innerliche Empfindung der Dargestellten zum Ausdruck zu bringen. In jenem denk- würdigen dritten Dezennium wendet sich der Blick der Maler ab von den Typen der älteren Buchillumineure und den alten Vorbildern auf der Kirchen- wand und geht mit voller Entschiedenheit auf den Urquell aller Kunst, auf die Natur, zurück. An allen Orten, fast gleichzeitig und unabhängig von- einander, gleichsam aus unsichtbaren Keimen einer neuen Luftströmung sich entwickelnd, treten die individuellen Gestalten mit individuellen Gesichts- zügen in den Tafelbildern auf, wie man sie vordem nie geschaut hatte, in Köln, in Niedersachsen, am Oberrhein, in Schwaben, Franken, Tirol, hier vereinzelt wie ein schüchterner, unbeholfener Versuch, dort zahlreicher und in vollendeten Persönlichkeiten von Mark und Bein.

Von nun an wächst das Streben nach Wirklichkeit mehr und mehr, verwandelt in Gestalten von leibhaftiger Lebensform die aus Überlieferung und Konventionen geborenen Schemen und führt schließlich, mächtig ge-

Stifterfiguren. Rosenkranzbilder. Schutzmantelbilder. 263

fördert durch die Kunst Italiens einerseits und die Flanderns andererseits, zur vollen Aufnahme der äußeren Natur, wie sie sich dem neuerschlossenen, aber mit Bewußtsein auswählenden und aus Neigung komponierenden Künstlerauge darbot, bei der einen Stammesgröße mit stärkerer Betonung des ästhetisch Anmutenden, bei der anderen mit gleichartiger Wiedergabe aller Zufälligkeiten, oft gerade mit Hervorhebung des Herben und Häßlichen, ja selbst zuweilen des Grausigen und Abstoßenden, führt zu dem großen Phänomen der Wiedergeburt der Natur, zu dem mehr oder minder ver- klärten sogenannten Realismus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, aus dem heraus die nach dem höchsten Idealismus, im reinsten Sinne des Wortes, ringende Kunst eines Dürer und eines Holbein sich erheben sollte.

So gering die Zahl der als Porträts gemeinten Zuschauer oder Han- Stifterfiguren, delnden auf den bildlichen Darstellungen des 15. Jahrhunderts ist, so un- ermeßlich ist auf Votivgemälden, Kirchen- und Hausaltären die Gesamtsumme der Stifterfiguren. In allen Größen, in allen Lebensaltern, in jeder Art stümperhafter, selten künstlerischer Ausführung, treten sie uns dort entgegen: Insekten vergleichbar an Wuchs, als Däumlinge, Zwerge, in halber bis zur vollen Menschengestalt, Kinder, Jünglinge und Jungfräulein, Männer und Frauen, Greise und Matronen, vom kaum lesbaren kakographischen Schnörkel oder Monogramm einer menschlichen Figur bis zum mehr oder minder lebensgleichen Konterfei.

In der Regel erscheint der Stifter knieend und betend, den Rosenkranz mit den Fingern abzählend, ohne Pathos in Gebärde oder Ausdruck, mit dem Kleide seines Standes angetan, der Ritter in seiner Rüstung, die Frau in der Kirchentracht. Brustbilder, die von unten her aus dem Rahmen emportauchen, sind seltene Ausnahmen. Zuweilen werden bandartige, flat- ternde Streifen mit einer kurzen Gebetformel oder einem frommen Spruch beigegeben, die oft, besonders in der Frühzeit, geschickt als Ornament ver- wertet werden, ferner auch das Familienwappen. Namensbeischriften sind sehr selten.

Der künstlerische Wert der deutschen Stifterbildniswelt ist im großen und ganzen sehr gering. Selbst die besseren Meister haben, ganz im Gegensatz zu italienischem oder niederländischem Kunstgebrauch, die Dona- toren auffällig flüchtiger behandelt, als die übrigen Personen der Darstellung. Auf Porträtähnlichkeit scheint es selbst da, wo ein größerer Maßstab an- gewendet worden ist, kaum abgesehen zu sein.

Das Rosenkranzbild zeigt in der Regel die heilige Jungfrau von einem Rosenkranz- Ring roter und weißer Rosen umgeben, ein Sinnbild der Freuden und Leiden bilder* Maria, welcher Repräsentanten aller Stände den Rosenkranz überreichen, ein Gedanke, der mit der Stiftung der Rosenkranz-Brüderschaften in Verbindung steht. In recht guten Bildnissen der männlichen Ständevertreter werden wir Porträts erkennen dürfen.

Die Mater Misericordiä, auch Maria Schutz oder Schutzmantelbild ge- schutznwntd- nannt, zeigt die Madonna, wie sie ihren weiten, oft von Engeln oder Hei- bi,dcr* ligen gehaltenen Mantel über die ihrer Obhut sich Anvertrauenden ausbreitet.

264 Franzosen. Holländer. Anton Graff.

Der schöne Gedanke, der einer solchen Auffassung der Königin des Himmels zugrunde liegt, ist der nämliche, der in dem Gebete seinen Ausdruck findet: sub tuum praesidium confugimus. Als etwas Neues mag dann später das Porträtelement hinzugetreten sein. Die Gelegenheit, sich selbst und seine geistlichen und weltlichen Oberherren an so bevorzugter Stelle zu sehen, war doch zu verlockend, als daß man sie hätte unbenutzt vorübergehen lassen, und so erscheinen denn bald hin und wieder ganz bestimmte Persönlich- keiten an Stelle der typischen Standesvertreter unter dem himmlischen Gnadenmantel.1)

Franzosen. Die Wirklichkeitsforderung des italienischen Publikums wurde modi-

fiziert durch das die Renaissance durchziehende tiefe Verlangen nicht bloß nach dem Menschen, sondern nach dem „schönen" Menschen. Das Ähnlich- keitsbedürfnis des französischen Auftraggebers unter Ludwig XIV. und Lud- wig XV. wurde bezeichnet und eingeschränkt durch das allgemeine Streben, jedes Gesicht, auch das des kleinbürgerlichsten Individuums, soweit zu ver- gewaltigen bzw. zu erhöhen, bis es dem herrschenden Menschentypus, dem Fürstenkopfe, angeähnelt war. Man wollte porträtiert werden, ähnlich sich selbst, aber in sich ähnlich dem vollkommenen Menschen.

Man darf infolgedessen von diesen französischen Porträts nur sehr vor- sichtig Rückschlüsse ziehen auf das wirkliche Aussehen der Menschen; stellte die Kunst doch weit weniger die Menschen dar als die Ansprüche der Menschen an sich selbst.

Holländer. Der nüchterne, praktische Sinn einer bürgerlichen Generation, die stets

in irgend einer Form des Rationalismus die ihr gemäße Weltansicht findet, ist tief durchdrungen von der unantastbaren Gültigkeit und Vernunft alles Wirklichen. Diese Gesinnung verlangt von der Welt nicht mehr als sie bietet, und erwartet auch von der Kunst nur ein getreues, ein wirklichkeits- gemäßes Abbild des Seienden aber das fordert sie auch ganz. So kann das Porträt solchen Geschlechtern, wie z. B. den Holländern des 17. Jahr- hunderts, nicht wahrheitsgetreu, nicht ähnlich genug sein. Ohne innere Schwungkraft, den Alltagsboden zu verlassen, ohne Bedürfnis nach irgend einem Ideal, im Sinne eines Vorbildes, nach dem man sich in bewußter Arbeit an sich selbst bildet, stellt man auch der Kunst das uralte Bürger- verlangen, im Lande zu bleiben und sich redlich zu nähren. Mit solcher Genügsamkeit verbindet sich aber stets ein reichliches Maß von Selbst- zufriedenheit. Man begnügt sich deshalb damit, so zu sein und so auszu- sehen, wie man ist, weil jeder völlig zufrieden mit sich selbst ist. Anton Graff. In Deutschland ist Anton Graff durch seine bürgerliche Porträtmalerei

berühmt. Wir sind über diesen Künstler unterrichtet durch das Werk von Prof. Dr. Julius Vogel: Anton Graff, Bildnisse von Zeitgenossen des Meisters in Nachbildungen der Originale, ausgewählt und erläutert (Leipzig 1898,

x) Ein solches Schutzmantelbild ist abgebildet bei Karl Graf Kuef stein. Stu- dien zur Familiengesch., II. Teil. Wien u. Leipzig 1911, zu Seite 103 (Reproduktion aus Bd. I).

Miniaturen. Silhouetten. 265

erste Veröffentlichung der Kgl. Kommission des Königreichs Sachsen für Ge- schichte, Snr. Majestät dem König von Sachsen gewidmet). Für den Ruhm Graffs war es von entscheidender Bedeutung, daß er 1766 eine Stellung in Dresden antrat. Man muß sich die Bedeutung Dresdens, die Jahrhunderte alte Kunstliebe der sächsischen Fürsten, das Streben nach glanzvoller Ent- faltung ihrer Hofhaltung, den Umfang und die Pracht der Bauten des 18. Jahr- hunderts, die allein der Stadt einen unvergänglichen Reiz verliehen haben, sowie endlich das ganze große Kapitel kursächsischer Kunstpflege, der alles Kleinliche, alles Minderwertige fremd, dagegen alles Großartig -Prächtige, Kostbar-Luxuriöse, künstlerisch Bedeutsame Bedürfnis war; man muß all diese Erscheinungen sich vor Augen führen, um zu verstehen, welcher Glanz es war, der diese Stadt wie ein Nimbus umstrahlte.

Die Zahl der Bildnisse, die aus Graffs Hand hervorgegangen sind, ist sehr bedeutend. Nach einem vom Meister selbst geführten Verzeichnis hat er etwa 1240 Bildnisse gemalt. Ihrem künstlerischen Werte nach waren naturgemäß diese Bildnisse, von denen z. Z. nur etwa 300 nachweisbar sein dürften1), sehr verschieden. Neben Meisterwerken finden wir mittelmäßige Leistungen, wie sich leicht erklären läßt: bald waren diejenigen, die seine Kunst auf die Leinwand bringen sollte, Leute vom Schlage derer, von denen Hagedorn sagte, an gewissen Seelen würde auch der beste Bildnismaler nichts auszudrücken finden, bald waren es geistig bedeutende Menschen und solche, die dem Künstler persönlich nahe standen. So begreifen wir, warum gerade die Porträts von Lessing, Sulzer, Chodowiecki, Reich, Hagedorn, Körner, um nur einige zu nennen, Meisterwerke der Porträtkunst ersten Ranges sind.

Das Geben und Nehmen kleiner Porträts gehörte für die Gesellschaft Miniaturen, des 18. Jahrhunderts zu den Bedingungen und Freuden des Lebens. Man ließ sich gerne malen, immer für andere, für Eltern und Kinder und Freunde. Die Großen zeichneten durch Übersendung ihres Bildnisses jene aus, denen sie Dank und Anerkennung erweisen wollten. Miniaturen wurden verliehen wie Orden, und manchmal wurden sie wie Orden am Bande getragen. Häufig ließen die Damen sie in ihren Schmuck ein. Dosen wurden bis ins 19. Jahr- hundert damit geschmückt. Man zierte Schreibpulte und Tische mit Minia- turen. Überall war man umgeben von ihnen und hütete sie als kostbare Erinnerungen an teure Menschen und als Schöpfungen bedeutender Künstler, die man unaufhörlich in Tätigkeit setzte.

Die Silhouette ist französischen Ursprungs und benannt nach dem fran- Silhouetten, zösischen Finanzminister Etienne de Sylhouette, dessen wenig erfolgreiche

*) Eine wesentliche Ergänzung des bisher bekannten, von Graff geschaffenen Porträtmaterials bietet das für Porträtstudien, insbesonders über Leipziger Familien höchst wichtige Werk: Stadtgeschichtliches Museum zu Leipzig. Das Bildnis in Leipzig vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zur Biedermeierzeit. Aus Anlaß der vom Stadt- geschichtlichen Museum zu Leipzig 1912 veranstalteten Porträtausstellung herausgegeben von Prof. Dr. Albrecht Kurzwelly, unter Mitwirkung von Dr. Eugen Eysson, A. Walther Biel und Hildegard Heyne. Leipzig 1912.

266 Silhouetten. Engländer.

Finanzreformen man lächerlich zu machen suchte. Von Frankreich kam die Silhouette nach Deutschland und sie hat hier mehr als zwei Menschenalter neben der Miniatur eine große Rolle gespielt, nicht nur in bürgerlichen Kreisen, für welche die Miniatur zu teuer war, auch in den hohen Familien fand sie Eingang. Der Klassizismus mit seiner Strenge und seinem Streben nach Einfachheit leistete ihr Vorschub. Und es ist sehr glaublich, daß auch die Entdeckung der schwarzfigurigen antiken Vasen hier mitgewirkt hat.1) Ich möchte mit Lei sc hing2) meinen, daß auch Lavaters physiognomische Stu- dien, die bekanntlich wie auf Goethe, so auf die ganze Epoche einen un- geheuren Eindruck machten, an der Verbreitung des Schattenrisses ebenfalls Anteil haben. Wertvolle Silhouettensammlungen sollten häufiger, als bisher geschehen ist, veröffentlicht werden. Vorbildlich für solche Publikationen ist das Buch von Ernst Kroker, Die Ayrerische Silhouettensammlung. Eine Festgabe zu Goethes hundertundfünfzigstem Geburtstag, Leipzig 1899. Die Silhouettensammlung von Georg Friedrich Ayrer, über dessen Familie Kroker wertvolle Mitteilungen macht, enthält, zahlreiche Dubletten eingerechnet, 1370 Stück. Die meisten sind von seiner eigenen Hand umrissen und geschnitten und auf der Rückseite mit dem Namen der dargestellten Persönlichkeit, zu- weilen auch mit der Jahreszahl bezeichnet, einige wenige sind geschenkt oder gekauft. Die Silhouette war damals, was jetzt die Photographie ist. Freunde schickten sich ihre Schattenrisse zu; die Schattenrisse berühmter Männer wurden für Liebhaber und Sammler mit dem Storchschnabel oder durch den Kupferstich vervielfältigt. Georg Friedrich Ayrer war ein eifriger Silhouetten- schneider. Diese Ayrerischen Silhouetten gehören der glanzvollsten Zeit der deutschen Literatur und zugleich der Blütezeit der Silhouette an. Die Technik der Silhouette hat ihrem Ursprung und ihrem Wesen nach etwas Schlichtes und Ernstes, sie verfällt aber bald der Spielerei und Künstelei. Dem ein- fachen Umriß, wie er mit dem Federmesser ausgeschnitten wird, wurden die Haare, die Spitzen der Halskrausen und andere Einzelheiten in Tusche oder Farbe hinzugemalt; es wurden sogar Innenlinien eingezeichnet, und die Ge- schicklichkeit der Silhouettenschneider macht sich in aufdringlicher Weise geltend. Die bei Kroker abgebildeten Schattenrisse halten sämtlich den Cha- rakter der ersten strengen Zeit der Silhouette fest.3) Engländer. Wo das Bildnis nicht gepflegt wird, oder wo es leichtsinnig, ober-

flächlich oder im niederen Sinne liebedienerisch ist, da dürfen wir auf ein mangelhaft entwickeltes Selbstbewußtsein des Staates und des Individuums

*) Lichtwark, Das Bildnis in Hamburg, I, 172.

2) Leisching, Die Bildnis-Miniatur in Österreich 1750—1850. Wien 1907, S. 50.

3) Zur Literatur über die Silhouette vgl. F. Schwarz. E. Danziger Silhouettenslg., ZWG 51. Ü. d. Schubertsche Silhouettenslg. handelt Nutzhorn in d. Hannoversch. Geschichtsbl. 1901, S. 312ff. Ü. d. Silhouettenslg. Chr. H. Esmarchs vgl. Lang- guth, Christian Hieronymus Esmarch u. der Göttinger Dichterbund. Berlin 1903. Ü. J. A. Leisewitzens Silhouettenslg. berichtet Paul Zimmermann im Jb. d. Gesch.- Ver. f. d. Herzogt. Braunschweig. Neuerdings hat L. Grünstein (Wien 1909) Sil- houetten der Goethezeit aus dem Nachlaß Joh. Hnr. Mercks herausgegeben.

Engländer. Reaktion gegen die englische Malerei in Deutschland. 267

schließen. Ein Blick auf England zeigt uns ansprechende Zustände. Seit Jahrhunderten ist dort die Bildnismalerei der feste Pol der heimischen Kunst. In den Epochen, wo die politischen, kommerziellen, wissenschaftlichen und literarischen Interessen derart überwogen, daß eine englische Malerei großen Stils sich nicht entwickelte, zog man vom Kontinent die großen Porträtisten herüber. Holbein, Moro, Rubens, Van Dyck, Lely, Kneller bis auf die Ham- burger Denner und van der Smissen bilden eine lange Kette, an die sich schließlich die großen, einheimischen Bildnismaler anreihen. In der Ge- schichte der Malerei in England trat der Import fremder Kräfte, der auf musikalischem Gebiet ein Seitenstück hat, überall ein, wo die eigene Pro- duktion eine Lücke ließ. Aber es waren in der Malerei wie in der Musik in erster Linie Künstler der verwandten germanischen Stämme, die dort hoch kamen, und es ist ein Zeichen von der Kraft des Bodens, daß die zugewan- derten Künstler nicht nachließen, sondern ihre Kräfte so frei und groß ent- wickelten, wie es ihnen in ihrer Heimat nicht in jedem Falle möglich ge- wesen wäre. Es ist ein schöner Zug im englischen Volkscharakter, daß der Träger einer großen Leistung, einerlei, welchem Gebiet sie angehört, von allen Ständen hochgehalten wird.1) Der gefeiertste Führer für die englische Porträtkunst wurde Reynolds (1723 92). Kein Schmeichler, aber auch kein Henker, ein schulmeisterlich veranlagter Pastorssohn, aber ohne falsches Pathos, nicht bloß ein begeisternder Lehrer und Verkünder überlieferten Kunstvermögens, sondern selbst ein ebenso gewaltiger Arbeiter wie gewandter und geistvoller Redner, dem es keine Anstrengung verursachte, in einem Jahrfünft vierhundertachtzehn Bildnisse zu malen. Sein großer Nebenbuhler Gainsborough (1727 1788) machte dem theatralischen Repräsentationsstil, der Anlehnung an geschichtliche und allegorische Überlieferungen, von denen sich Reynolds noch nicht hatte befreien können, ein Ende. Gainsborough, Romney, Peters, Opie, Hoppner, Raebnon, Lawrence eine unübersehbare Fülle lieblicher Gesichter in ihrer ungeschminkten Frische, wie der Garten in der Obstblüte, umgibt uns bei diesen Namen, ein Preislied der Natur und Schönheit, strenge und sittige, lose und lockende, immer uns bannende Augen, duftige Farben, Frühling in Schleiern, [in leicht und leise die »Gestalt ver- hüllenden Stoffen, Frühling in der Landschaft des Hintergrundes. Es ist der ersehnte Rückschlag gesunden Landlebens gegen städtische^Überkultur, die erfrischende Seeluft der Insel, die alle theatralische Zutat verweht hat.

Von Englands Vormundschaft begann man auf dem Kontinent sich los- Reaktion gegen zuarbeiten. Es trat eine kräftige Abwendung ein von der überzuckerten ^f",!^^6 Liebenswürdigkeit der hochgestellten Lawrencemodelle. 'i An Stelle des bisher Deutschland, allein Kunst fördernden Hofes und Adels, oder doch gleichgewichtig ihm zur Seite, tritt die Bürgerschaft in innigere Beziehung zur Kunst denn je zu- vor. Aus ihrem urkräftigen Boden erwachsen führende Männer wie Schwind,

x) Auch der Amerikaner hält etwas auf berühmte Leute, vgl. Chappel, AI., National Portrait Gallery of eminent Americains including orators, statesmen, naval and military heroes, jurists, authors, etc. from original füll length paintings, with biogr. and hist. narratives by Ev. A. Duyckinck. 2 vols. With 151 engraved portraits (New-York).

268 Das Porträt und die Vererbungslehre. Der Habsburgische Familientypus.

Danhauser, Steinte, Schindler, Waldmüller. Man hatte andere Ideale als zur Zeit Napoleons. Jetzt ließ man Griechen Griechen sein und begeisterte sich für Schiller und Raimund, Schubert und Lanner. Man forderte vom Por- trätisten sachliche Darstellung, nicht ohne Hinweis auf des Lebens beste Güter, auf die Liebe zur Natur, zu literarischem und musikalischem Schwung, auf die Verehrung guter Sitte und auf Frömmigkeit. Das Porträt und Die Bildnisse setzen uns in den Stand, besondere Eigenschaften einer

dieVfer^ungs* einzelnen Person zu erkennen und auch einen Familientypus durch die Jahr- hunderte zu verfolgen. Hierdurch ist auch die Wichtigkeit des Porträts für medizinische Untersuchungen begründet. Allerdings läßt sich bei nur man- chen Familien ein erblicher Typus feststellen, nicht bei allen. Diesbezüglich ist der Vortrag interessant, den Graf Theodor Zichy, ein Schüler von Ottokar Lorenz, über „Familientypus und Familienähnlichkeiten" gehalten hat (Korre- spondenzblatt der deutschen anthropologischen Gesellschaft 1898, N. 6 ff.). Auf Grund einer Sammlung von 4000 Bildnissen ist Graf Zichy zu dem Schluß gekommen, daß in manchen Familien sich ein durch längere Geschlechts- folgen erblicher Typus feststellen läßt, in anderen nicht. Zu denen, wo es der Fall ist, gehören die Habsburger, die Württemberger, Zähringer, Oranier, zu den anderen die Bourbonen, die Hohenzollern, die Witteisbacher. Mit Recht bemerkt Friedrich Keutgen in seinem noch heute lesenswerten Aufsatz über die Aufgaben der Genealogie (Zeitschrift für Kulturgesch., VI., 1898, S. 169), daß „Ahnenverlust" zur Erklärung dieser Erscheinung nicht ausreicht. Die Porträtkunst kann ohne Kenntnis anatomischer, physiologischer und patho- logischer Tatsachen nicht erfaßt werden; die Ärzte sind daher ausgezeichnete Kritiker und Kenner des Porträts. Ein Nachteil der Porträtkunst für den Arzt liegt, wie Dr. Kronfeld in der K. K. Gesellschaft der Ärzte in Wien aus- führte, darin, daß die Porträtkunst das individuelle Relief des Gesichts und pathologische Details nicht selten unterdrückte. Trotzdem ist die Ausbeute an pathologischen Porträts, welche kranke, leidende Menschen zum Objekt haben, sehr groß. Doch muß man sich hüten, stilistische Eigentümlichkeiten als pathologische zu deuten. Eine große Rolle in der Porträtkunst spielt der Gesichtsausdruck bei Wucherungen im Nasenrachenraum; an Porträts kann man die sichere Diagnose auf dessen Zustand stellen. Auch finden sich unter berühmten Porträts Darstellungen von Ohren- und Nierenkranken, von Blutarmen und Tuberkulösen, sowie von Geisteskranken. In den Kreis merkwürdiger Erscheinungen im Gesicht gehört auch die sogenannte Habs- burger Lippe. Dieser Habsburger Typus ist eines der wichtigsten Beispiele der Vererbung eines menschlichen Merkmales, sowohl was die Zahl der be- troffenen Individuen als auch die Möglichkeit ihres Nachweises durch glaub- würdige Abbildungen betrifft. Der Habsbur- Bei einer großen Anzahl von Gliedern des Habsburgischen Hauses ist

typuT.""1 der vorstehende Unterkiefer (Prognathismus inferior) und die herabhängende Unterlippe zu bemerken. Das erkennt man ausgezeichnet aus dem mit zahl- reichen Porträts ausgestatteten Werke von Osw. Rubbrecht, Torigine du type familial de la maison de Habsbourg (Bruxelles 1910). Beide Erscheinungen

Der Habsburgische Familientypus. 269

waren vielfach, was aber nicht so bekannt ist, verbunden mit halbgeöffnetem Munde und auch besonders dicker Zunge.1)

In deutlich nachweisbarer und ausgeprägter Form findet sich die Habs- burger Unterlippe bekanntlich bei dem Kaiser Maximilian und seinem spa- nischen Enkel vor. Zwar gibt es eine Vermutung, daß auch schon Rudolf von Habsburg eine starke Unterlippe gehabt hätte; doch ist weder bei ihm noch bei seinen Nachkommen von einer Anomalie im eigentlichen Sinne die Rede, wie sie seit Maximilian allerdings als solche bezeichnet werden kann.

Dieses Lippenkennzeichen ist ausführlich behandelt in dem umfang- reichen Werke von Galippe, L'heredite des Stigmates de Degenerescence et les familles Souveraines, Paris 1905. In deutscher Sprache würde der Titel etwa so lauten: „Die Vererblichkeit der Kennzeichen der Entartung und die regierenden Familien". Die vorstehende Unterlippe und der hervortretende Unterkiefer sind für Galippe ein Kennzeichen der Entartung überhaupt. Wie beim Hunde im Typus der englischen Bulldogge, so beim Menschen. Schon in dieser Einleitung offenbaren sich Methode und Ziel! Galippe verfolgt die „Habsburger Lippe" von ihrem ersten Auftreten durch die Jahrhunderte bis zur Gegenwart. Er untersucht ihre Herkunft und ihre Verzweigung in die von den Habsburgern im Weiberstamm sich ableitenden Familien. Auch abgesehen von den Fehlern in der Methode und dem Gewimmel der tat- sächlichen Irrtümer in genealogischer Beziehung verdient dieses umfangreiche Buch nach keiner Richtung hin als eine wissenschaftliche Leistung ange- sehen zu werden. Es ist einfach ein Pamphlet gegen die regierenden Häuser Europas. Überall, wo Galippe die Habsburger Lippe findet, und er findet sie überall, liegt nach seiner Ansicht Entartung vor. Immerhin hat Galippe ein gewisses Verdienst in zwei Richtungen. Einmal darin, daß er einen außerordentlich großen Stoff an Bildnissen beigebracht hat. Zwar ist dieser Stoff nicht gründlich gesichert. Es ist nicht unterschieden zwischen gleich- zeitigen und späteren Bildnissen, zwischen verläßlichen und unverläßlichen. Aber es ist doch auf diese Weise auf eine Unzahl von Bildnissen aufmerk- sam gemacht, die allerdings in getreuer Nachbildung durch Photographie dem Leser vor Augen geführt sein müßten, nicht durch Klischees, bei denen man nicht ohne weiteres wissen kann, inwieweit sie mit den Originalen über- einstimmen. Das zweite Verdienst Galippes, und dieses ist ein wirkliches, ist, aufmerksam gemacht zu haben auf eine Stelle in Brantomes „Memoiren", die von der Herkunft der Habsburger Unterlippe spricht und den Bearbeitern dieses Gegenstandes bisher entgangen war.

Über die Herkunft der Habsburger Lippe gibt es mehrere Theorien. Nicht ernst zu nehmen ist diejenige Theorie, die sie auf Margarete Maultasch, die letzte Herrin von Tirol, f 1369, zurückführt, und ebenso diejenige Theorie, die von einer „Jagellonen-Lippe" spricht und sie als durch Anna Jagello, f 1547, die Gemahlin Ferdinands I, auf die Habsburger vererbt hin-

*) Jahresbericht des Thüringisch -Sächsischen Vereins f. Erforschg. d. Vaterland. Altert. Halle 1912, Seite 107.

270 Der Habsburgische Familientypus.

stellen will. Margarete Maultasch nämlich hatte nur einen Sohn, Meinhard, dieser starb 1363 kinderlos, und Margarete trat darauf Tirol durch Erb- vertrag an die Habsburger ab. Durch Erbvertrag kann sie aber die Unter- lippe doch nicht an die Habsburger gebracht haben. Ebensowenig kann die Jagellonin die Urquelle der Unterlippe sein; denn diese findet sich bereits ganz ausgeprägt bei ihrem Schwager: Kaiser Karl V., dem Bruder ihres Ge- mahls Ferdinands I.

Scheinbar begründeter ist es, wenn Ottokar Lorenz (Handb. S. 403) die Habsburgische Unterlippe von Cimburgis von Masovien, f 1429, der Ge- mahlin Ernst des Eisernen von Steiermark, -f 1408, der Mutter Kaiser Fried- richs III., herleiten will.

Seine Ansicht stützt sich auf eine Stelle im „Spiegel der Ehren des Erzhauses Österreich", den Johann Jakob Fugger im Jahre 1555 geschrieben und Siegmund von Birken 1662 zu Nürnberg in Druck gegeben hat.

Hier wird von Cimburgis von Masovien berichtet, sie sei von außer- gewöhnlicher Größe, Kraft und Stärke gewesen, und hinzugefügt: „Auch soll die starke Unterlippe durch sie in die Familie gekommen sein".

Nun liegt es auf der Hand, daß das, was selbst ein Gelehrter, wie Jo- hann Jakob Fugger, 126 Jahre nach dem Tode der betreffenden Person in dieser Art berichtet, namentlich wenn er es mit einem „soll" versieht, nicht gerade als erwiesen gelten kann, wenn keinerlei Bildnisse nach dem Leben zur Nachprüfung der Angabe überliefert sind. Solche fehlen aber bei der Cimburgis durchaus.

Nun hat allerdings Graf Theodor Zichy in seinem geistvollen Vortrage „Familientypus und Familienähnlichkeiten", erschienen im 29. Jahrgang des „Korrespondenz-Blattes der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Eth- nologie und Urgeschichte" Nr. 6 vom Juni 1898, die Vermutung aufgestellt, die Habsburger Lippe rühre von den zwei Portugiesischen Urgroßmüttern Karls V. her, nämlich von Eleonore von Portugal, f 1467, der Gemahlin Friedrichs III., f 1493, und Isabella von Portugal, f 1496, der Gemahlin des Königs Johann II. von Castilien und Leon, f 1454. Allein Graf Zichy hat für die Richtigkeit dieser seiner Annahme überhaupt keine Überlieferung zur Unterlage, sondern nur Ähnlichkeiten auf Bildern, so daß man auch hier von einer unbewiesenen Hypothese sprechen kann.

Die Stelle bei Brantöme, die Galippe ans Licht gezogen hat, lautet in deutscher Übersetzung wörtlich:

„Um nun zu unserer großen Königin Marie zurückzukehren, so blieb sie, nach dem großen Unglück des Königs, ihres Gemahls, als sehr junge und schöne Witwe zurück, wie ich es von mehreren Personen habe erzählen hören, und wie es auch ihre Bildnisse ausweisen, die ich gesehen habe und die sie als solche vorstellen. Sie hat auf diesen Bildern nichts Häßliches oder woran man Anstoß nehmen könnte, es sei denn der große und vorstehende Mund auf österreichische Art, der aber nicht von dem österreichischen Hause kommt und herrührt, sondern von dem Burgundischen; wie ich es habe von einer Dame des Hofes aus jener Zeit erzählen hören, daß einmal die Königin Eleonore auf der Durchreise durch Dijon ihre Andachten im dortigen Kar- täuserkloster verrichten ging. Bei dieser Gelegenheit besuchte sie auch die verehrungs- würdigen Grabstätten ihrer Vorfahren, der Herzöge von Burgund, und begehrte, sie

Der Habsburgische Familientypus. 271

öffnen zu lassen, wie es ja auch mehrere Könige mit den Grabstätten ihrer Ahnen ge- macht haben. Sie fand einzelne davon so wohl und ganz erhalten, daß sie die Formen genau erkennen konnte, darunter auch die Mundform ihres Angesichts. Worauf sie plötzlich ausrief: ,Ha! Ich glaubte, daß wir unsere Mundform von den Österreichern hätten, aber, wie ich sehe, haben wir sie von Marie von Burgund, unserer Ahnfrau, und den anderen Burgundischen Herzögen, unseren Ahnen. Wenn ich den Kaiser, meinen Bruder, wiedersehe, werde ich ihm das erzählen, auch werde ich es ihm mit- teilen'. Jene Dame, die damals dabei war, sagte mir, daß sie das selbst gehört habe."

Brantöme ist um 1540 geboren gewesen und f 1614. Die große Königin Marie mit dem Habsburgischen Gesicht, von der er spricht, ist Marie aus dem Geschlechte der Medici, Witwe König Heinrichs IV. von Frankreich, der bekanntlich 1610 einem Mörder zum Opfer fiel. Sie selbst -f 1642. Sie war eine Enkelin Kaiser Ferdinands I. Die Königin Eleonore, Schwester des Kaisers, von der Brantöme spricht, ist die Tochter Philipps des Schönen, Schwester Kaiser Karls V., Enkelin also der Maria von Burgund, im J. 1530 mit Franz I. von Frankreich vermählt, der 1547 f. Sie selbst f 1558. Brantöme kann also sehr wohl eine Dame des Hofes, die bei der Gruft- öffnung in Dijon Ohren- und Augenzeugin war, persönlich gekannt haben. Daß jedenfalls Philipp der Schöne, der Sohn der burgundischen Maria, ent- gegen der in diesem Punkte völlig irrtümlichen Ansicht des Grafen Zichy ganz außergewöhnlich starke Lippen gehabt hat, geht aus mehreren zeit- genössischen Gemälden und Miniaturen erster Meister hervor.

Es wäre ein bemerkenswertes Zusammentreffen, wenn dem Habsburgi- schen Hause von dem Burgundischen nicht nur der gewaltige Reichtum und die Ländervermehrung, nicht nur die ganze, feine niederländische Kultur, nicht nur das Hofzeremoniell, nicht nur das „Goldene Vlies", sondern auch ein Familientypus überkommen wäre, dessen Spuren sich bis in die Gegen- wart deutlich verfolgen lassen.

Das bereits genannte Buch von Rubbrecht, L'origine du type familial de la maison de Habsbourg bestreitet die burgundische Herkunft des vorgeschobenen Unterkiefers.

Auch der Haller Universitätsprofessor Haecker, Verfasser eines Werkes über Allgemeine Vererbungslehre (2. Aufl., Braunschweig 1912) sowie eines Aufsatzes „Der Familientypus d. Habsburger" (Zeitschr. f. induktive Abstam- mungs- u. Vererbungslehre, Bd. 6, 1911) und eines Vortrages über die Habs- burger Unterlippe (Verhdlgn. d. deutschen zoologischen Gsft., 1911) ist der Ansicht, daß die „Habsburger Lippe" nicht von der burgundischen Verwandt- schaft stammt, sondern eine ausschließlich habsburgische Eigenschaft ist. Schon ein Bild Ernsts des Eisernen, des Vaters des römisch -deutschen Kaisers Friedrich III., weist die beiden besonders hervortretenden Merkmale, die dicke Unterlippe und den starken Unterkiefer, auf. Von ihm ab findet sich dieser Familientypus mehr oder minder deutlich bei allen männlichen Habsburgern bis ins 19. Jht. hinein; besonders stark trat er hervor bei den spanischen Habsburgern, bei Kaiser Leopold I. (1658 1705) und bei dem Erzherzog Albrecht, dem Sieger von Custozza (1866).

Im Gegensatz zur Annahme von Lorenz zeigen auch zahlreiche weib»

272 Der Habsburgische Familientypus.

liehe Mitglieder der Dynastie den Familientypus und zwar als verfeinerte, abgeschwächte Kopie des männlichen Typus, so z. B. Eleonore, Tochter Phi- lipps des Schönen und Gemahlin Franz' I. von Frankreich und Maria von Österreich, Tochter Karls V. und Gemahlin Maximilians II.

Auch fand durch die weiblichen Familienglieder vielfach eine Übertragung in andere Dynastien statt, so durch Anna, Tochter Ferdinands I., in das Haus Bayern, durch ihre Schwester Maria in das Haus Jülich -Cleve, durch Eleonore Maria, Tochter Ferdinands III., und durch Maria Theresia in das Haus Lothringen, durch Maria Luise, Tochter Franz' I., in das Haus Bona- parte.

Die Ursache dieser Gesichtsbildung bleibt vorläufig noch unklar. Nach einigen Forschern (Wilh. Meyer, Bloch) würde es sich um Vererbung eines skrophulösen bezw. adenoiden Habitus handeln, nach anderen (Galippe) um eine milde Form von Akromegalie als Wirkung einer erblichen Hypophysen- störung. Nach der Ansicht anderer Forscher sind neuere Versuche Torniers über künstlich erzeugte Mopsbildung bei Fischen zur Erklärung heranzu- ziehen. Auch von seiten dieser Forscher werden die Bilder Karls V., ins- besondere das berühmte Porträt Ambergers im Berliner Kaiser-Friedrich-Mu- seum als besonders gute Illustrationen für diese Bildungen herangezogen.

Die z. B. von Galippe verteidigte Ansicht, daß die beiden Charaktere (Lippe und Unterkiefer) nur Glieder einer ganzen Kette von Stigmen oder Degenerationszeichen darstellen und also das Wahrzeichen einer abnormen, die Degeneration der Familie fast unabänderlich herbeiführenden Gesamt- konstitution seien, ist nach Haecker vom Boden der neueren Erblichkeits- forschung aus als unwahrscheinlich zu bezeichnen.

Haecker erklärt die sogenannte Habsburger Lippe auf Grund der soge- nannten Mendelschen Vererbungsregeln. Diese beherrschen seit etwa 10 Jahren die zoologische und botanische Erblichkeitsforschung. Nach Haecker sind zur Erklärung der habsburgischen Gesichtsbildung die beiden letzten Mendelschen Vererbungsregeln zu berücksichtigen, die Spaltungs- und Un- abhängigkeitsregel, denen zufolge der Habsburger Typus sich als selbstän- diges, unabhängig „wandelndes" Merkmal verhält und daher nicht notwendig mit einer Degeneration der Familie zusammenzuhängen braucht.

Gleichzeitig mit Prof. Dr. Haecker in Halle hat Prof. Dr. Strohmayer1) in Jena auf Grund der überaus reichhaltigen Porträtsammlung Sr. Exzellenz des Grafen Theodor Zichy in Budapest, der Porträtsammlung des Erz- herzogs Ferdinand und der Medaillensammlung des Erzhauses Österreich im kunsthistorischen Museum zu Wien die Vererbung des Habsburger Typus untersucht. In manchen Punkten ist Strohmayer anderer Ansicht als Haecker; und das ist natürlich, wo es sich um Urteile des Auges dreht, die sich von Subjektivität nicht losmachen können. Über den Begriff einer dicken Unterlippe und den Punkt, wo man ein Gesicht bereits als prognath

x) W. Strohmayer, Die Vererbung des Habsburger Familientypus, Archiv für Rassen- u. Gesellschafts-Biologie 1911, 6. H., S. 775«., u. 1912, 2. H., S. 150«.

Der Habsburgische Familientypus. 273

ansprechen darf, läßt sich ja streiten. Wie weit man gehen kann, dafür ist Galippe ein Beispiel, der die Anwendung des Prädikats „prognath" auf eine unsinnige Spitze trieb. Aus den Strohmayerschen Arbeiten mögen hier noch folgende Einzelheiten erwähnt werden:

Bereits bei KarlV. erreicht die Prognathie und Üppigkeit eine geradezu aus dem Rahmen jeglicher Ordnung fallende Höhe. Nach Strohmayer liegt die Vermutung nahe, daß hier ein erblicher Familientyp durch pathologische Prozesse (adenoide Wucherungen) zur vollständigen Mißbildung des Gesichts gesteigert worden ist. Sein Bruder Ferdinand I., nicht viel weniger „ade- noid" und offenmäulig als Karl V., ist wenig prognath, aber ungemein lippig. Die Erhaltung des Habsburger Typus hat sich nicht in unveränderter Form, sondern in offenbarer Abwandlung der Merkmalsausprägung vollzogen. Die erste Hauptetappe umfaßt die spanischen Habsburger und reicht bei den Österreichern bis auf Leopold I. Seine Kinder- und Enkelgeneration mar- kiert sich durch den weittragenden Einfluß von Frauen blutsfremder Herkunft als die zweite Etappe. Die dritte wird inauguriert durch die Vereinigung habsburgischen und lothringischen Blutes. In ihrem Mittelpunkte steht Leo- pold II., dessen gleichartige Deszendenz in die Augen springt.

Der verwandtschaftliche Zusammenhang zwischen den Habsburgern und Witteisbachern ist ein alter, und besonders im 16. und 17. Jahrhundert sehr enger. Zwischen beiden besteht eine Inzucht, die nur in der im Erzhause Habsburg selbst geübten ein vollwertiges Seitenstück besitzt. Überblickt man die lange Reihe wittelsbachischer Bildnisse, so ergibt sich, daß sich die älteren Bayern in ihrem Familientypus so eng an die Habsburger anlehnen, daß man sie als eine physiognomische Untergruppe dieser Dynastie bezeichnen darf. Mit der Einheirat der ersten Habsburgerin Anna, der Tochter Ferdi- nands, erscheint anstatt des bisherigen der habsburgische Gesichtstypus in eindeutiger Stärke. Dann können wir den Typus durch sechs Generationen verfolgen. Nach langer Pause haben neuerdings die Wechselheiraten zwischen den Häusern Habsburg und Witteisbach wieder begonnen ; und wieder sehen wir die Herrschaft der Merkmale des Habsburger Typus. Die „Habsburger Lippe" hat sich auch heute noch als stark genug erwiesen, sich bei der Übertragung durch eine Frau in eine andere Familie dort geltend zu machen. Auch bei den Wettinern ist die Wirkung des Habsburger Typus zu be- merken. Maria Josepha, Tochter Josephs I. und Gattin Friedrich Augusts II. von Sachsen war, obwohl selbst nicht prognath, sondern nur Lippenträgerin, doch imstande, bei fünf Söhnen Physiognomien zu schaffen, die auf Habs- burg deuten. Darunter ist ein Vollblut-Habsburger, Clemens Wenzel, Kur- fürst von Trier. Zwei weitere Brüder (Franz Xaver und Albert) haben ihren analogen Habsburger Vertreter in Joseph II.

Auch nach Strohmayer unterliegt es „wohl keinem Zweifel, daß der Familientypus der Habsburger ein Hauptkriterium für mendelnde dominierende Charaktere erfüllt: er wird nur durch affizierte Individuen, hauptsächlich durch stark affizierte männliche, aber auch durch schwächer gezeichnete weibliche übertragen". Dabei verschweigt Strohmayer keineswegs die Schwierigkeiten

Heydenrcich, Handbuch der praktischen Genealogie I. jg

274 Porträtausstellungen.

dieser Untersuchung. So bleibt es unklar, ob sich Prognathie und Unter- lippe als ein Komplex oder als zwei Erbeinheiten vererben. Erschwerend kommt der Umstand hinzu, daß starklippige Frauen in die Familie einhei- rateten und daß man nicht weiß, ob ihre Lippen vererbungsgeschichtlich der Habsburger Unterlippe gleich zu setzen sind. Sehr beachtlich ist, was Stroh- mayer S. 785 sagt: „Hier, wo wir es nicht mit einem eindeutigen Merkmal, wie bei Spalthand, Hypophalangie, Daltonismus oder Hämophilie zu tun haben, gibt es so fließende Übergänge, daß uns das Problem aus den Hän- den gleitet, wenn wir uns ernstlich daran machen, nach Mendelschen Pro- portionen zu suchen." Damit sind zugleich die Grenzen der Bedeutung des Porträts für die Vererbungslehre angedeutet. Es gibt Fälle, wo das Bild, insbesondere das nicht durch Photographie hervorgebrachte, nicht ausreicht, wo vielmehr am Körper selbst Messungen notwendig werden, wenn die Untersuchung zu einem zuverlässigen Abschluß gebracht werden soll.

Ganz neuerdings ist Kekule von Stradonitz (Leipziger Neueste Nach- richten vom 23. Febr. 1913) dafür eingetreten, daß die Vererbung der Habs- burger Lippe nicht in der von den Medizinern behaupteten Weise einfach nach Mendelschen Proportionen, sondern in einer komplizierteren Art vor sich gegangen ist. Es müssen weitere Untersuchungen über diesen Gegen- stand unternommen werden, ehe er einigermaßen als wissenschaftlich ab- geschlossen gelten kann. Porträt- Wie wertvoll aber immerhin das einzelne Porträt vom künstlerischen

jiuss teil untren.

Standpunkt oder vom Standpunkt der Vererbungslehre aus ist, im Interesse der Pietät mag die Familie auch das minder wertvolle emsig sammeln und treulich behüten ! Unglücksfälle aller Art, schwierige Verhältnisse in der Ge- sellschaft und Unverstand haben den Schätzen, die in den Bildnissen vor- handen sind, oft sehr übel mitgespielt. Darum ist ihnen ein schützendes und bleibendes Heim von Staats- oder Stadtwegen, wie es unsere Museen bieten, dringend zu wünschen. Man möchte auf diese oft wandernden Zeugen der Familiengeschichte das Wort aus Schillers Huldigung der Künste anwenden :

Wir kommen von fernher,

Wir wandern und schreiten

Von Völkern zu Völkern,

Von Zeiten zu Zeiten;

Wir suchen auf Erden ein bleibendes Haus. Es ist daher mit heller Freude zu begrüßen, daß unsere Museen ange- fangen haben, durch Sonderausstellungen von Porträts auch aus den Kreisen der einzelnen Familien das Interesse an diesen Kunstschöpfungen anzuregen. Von größtem Erfolge ist z. B. die Sonderausstellung gewesen, die der Di- rektor des Leipziger Stadtgeschichtlichen Museums, Prof. Dr. Kurzwelly, mit den Werken Leipziger Bildnismaler veranstaltet hat. Der erschienene Kata- log1) weist deutlich nach, welch ein Reichtum an Porträts in unseren Bürger-

x) Stadtgeschtl. Museum z. Leipz. Katalog d. Sonderausst. „Die Leipz. Bildnismalerei von 1700— 1850". Mit 18 Abb. Leipzig, Altes Rathaus, 9. Juni bis 28. Juli 1912. Stadtgeschtl. Mus. zu Lzg. Das Bildnis i. Leipz. v. Ende des 17. Jht. bis zur Biedermeierzeit. Aus Anlaß

Porträtsammlungen. 275

häusern noch vorhanden ist. Der langandauernde Andrang des Publikums zu der genannten Ausstellung und den sie erläuternden Vorträgen ihres Ver- anstalters hat offenkundig gezeigt, wie empfänglich die gebildeten Kreise unseres Volkes für Belehrung in dieser Richtung sind. Durch solche Sonder- ausstellungen wird hoffentlich auch die schändliche Unsitte verdrängt werden, wonach bisher vielfach gute Porträtbilder über das Weltmeer verkauft wur- den, damit sie in Amerika den Salon irgend eines Parvenüs schmücken. Möge unser deutsches Volk festhalten, was es an Porträts besitzt und sich durch diese Bilder allezeit antreiben lassen, vorbildlichem Wirken der Ahnen nachzueifern, zum Segen der Familie, zum Heil des Vaterlandes!

Sammlungen von Porträts berühmter Personen des griechischen und Porträt- römischen Altertums, namentlich von Büsten und geschnittenen Steinen, sind Sammlungen, schon im Anfang der Renaissancezeit in Italien angelegt worden. Von da verbreitete sich diese Liebhaberei nach dem Norden, und im 16. Jahrhundert fertigten Kupferstecher und Holzschneider bereits ganze Reihen von Bild- nissen geschichtlicher Personen der Vergangenheit und hervorragender Zeit- genossen an. Die künstlerisch bedeutendste Sammlung dieser Art ist die „Ikonographie" des van Dyck (um 1630 bis 1640). Van Dyck gab nämlich eine Sammlung seiner Porträts heraus, wozu er elf eigenhändig radierte, während die andern von den besten Stechern Antwerpens ausgeführt wurden. Das Werk erschien zuerst von 1632 an bei M. van den Enden in 84 Blättern, dann 1645 bei Gillis Hendricx, der die Zahl der Blätter auf 100 brachte, unter dem Titel: „Icones principum, virorum doctorum etc. numero centum ab Antonio van Dyck pictore ad vivum expressae eiusque sumptibus aere incisae". Es erlebte später noch verschiedene Auflagen (vgl. F. Wibiral, L'iconographie d'Antoine van Dyck d'apres les recherches de H. Weber, Leipzig 1877). In neuerer Zeit ist das Sammeln von Porträts und ihre wissenschaftliche Bearbeitung wieder sehr in Aufnahme gekommen. Vgl. Visconti, Iconographie grecque (Par. 1808, 3 Bde.) und Iconographie ro- maine (das. 1818 33, 4 Bde.); Bernoulli, J. J., Römische Iconographie (Stutt- gart 1882— 94, 3 Tl.); Winter, Ü. d. griechische Porträtkunst (Berlin 1894); Gudeman, Imagines philologorum, Leipzig 1911; Marquet de Vasselot» Histoire du portrait en France (Paris 1880); Pinset et d'Auriac, Histoire du portrait en France (Paris 1884); Imhof-Blumer, Porträtköpfe auf rö- mischen Münzen (Leipzig 1879) und auf antiken Münzen hellenischer und hellenisierter Völker (Leipzig 1885).

Eine ansehnliche Galerie von Porträts aus den Jahren 1740 1790 ist in der Benediktinerabtei zu Kremsmünster vorhanden. Als die Kaiserin und Königin Maria Theresia durch ein aus Wien den 14. September 1744 erlas- senes Diplom in Kremsmünster eine adelige Akademie gegründet hatte, mehrte sich in der Abtei der Besitz von Porträts, und es entstand eine bedeutende

d. v. Stadtgesch. Mus. z. Leipzig 1Q12 veranstalteten Porträtausstellung hrsg. v. Kurzwelly, unter Mitwirkung von Dr. Eyßon, Dr. Biel und Hildeg. Heyne. Leipzig 1912 R. Ehwaldt, Ausstellung von Gothaer Porträts aus der Zeit von 1640 1850. Veranstaltet vom Kunstverein zu Gotha vom 19. April bis 10. Mai 1908.

18*

276 Porträtsammlungen.

Sammlung in Öl gemalter, lebensgroßer Brustbildnisse, welche die adeligen Jüng- linge der Akademie darstellten. Diese meist gut ausgeführten Gemälde, etliche Hunderte an der Zahl, von denen manche mit Familienwappen geziert sind, zeigen uns einen nicht unbedeutenden Teil des damaligen österreichischen Adels aus allen Ländern des Reichs in jener mit Spitzen und Tressen reich geschmückten Tracht, wie sie in jener Zeit bei den Gala- und Staatskleidern eines jungen Edelmannes der Sitte und Mode nach üblich war.1)

Eine Porträtsammlung von etwa 2000 Tafeln befindet sich auf Schloß Gripsholm bei Mariefred unweit Stockholm. Auch im damals Wrangeischen Schlosse Skoklosten unweit Upsala sind sehr viele interessante Porträts vor- handen. Ähnlich steht es mit anderen schwedischen Rittersitzen. Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol ist in d. Jb. d. kunst- histor. Slg. des öst. Kaiserhauses, Bd. XIV, XV, XVII, XVIII u. XIX (Wien 1893 98, mit vielen Tfln. u. mehreren 100 Abbild, im Text) beschrieben worden.

Im Fürst-Otto-Mus. zu Wernigerode (Burgstraße 37) befindet sich in e. gesonderten Räume, der mit den übrigen Räumen nicht in Verbindung steht, eine Porträtsammlung (vgl. d. v. Harzklub, Zweigver. Wernigerode, herausgeg. Büchlein „Wanderung durch Wernigerode", 8. Afl., S. 38) von etwa 30000 Stück. Man kann etwa folgende Gruppen unterscheiden: Glieder regierender Häuser, deutsche Fürsten und Grafen, deutsche Edelleute (meistens 17. bis 19. Jahrh.), außerdeutsche Edelleute (namentlich englische und französische), Hofleute, Geistliche der Reformationszeit, Nürnbergische Porträts, Theologen, Juristen, Agronomen, Forstmänner, Buchdrucker, Buchhändler, Kaufleute, Hand- werker, Techniker, Militärs, Staatsbeamte, deutsche Volksmänner, Magistrats- beamte (Augsburg, Breslau, Danzig, Frankfurt, Leipzig, Lübeck, Lüneburg, München, Nürnberg, Osnabrück, Regensburg, Rostock, Straßburg und andere Städte), Professoren der evangelischen und katholischen Theologie, Kardinäle, Kurfürsten von Mainz, Bischöfe und Erzbischöfe, Schulmänner, Schriftsteller, Bibliothekare, Archivare, Mediziner, Musiker, Maler, Kupferstecher, Frauen- bildnisse (adelige, fromme und gelehrte Frauen).

Eine Porträtgalerie aus allen Ständen ist die Holtzmannsche Bilder- sammlung im König-Albert-Museum neben dem Dom zu Freiberg im König- reich Sachsen, angelegt von dem Dresdner Maler Karl Friedrich Holtzmann in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und beschrieben von Wappler in den Mitteilungen vom Freiberger Altertumsverein, 43. Heft 1907. Das Sammeln von Porträts kann als eine besonders lohnende Aufgabe unserer Altertumsvereine bezeichnet werden. Als mustergültig für historische Mu- seen ist das Beispiel des Dresdner Stadtmuseums zu bezeichnen; dieses hat sich von vornherein eine Sammlung von Porträts bedeutender Dresdner zur Aufgabe gemacht. Auf dieser Sammlung beruht das vorbildliche Werk von

x) Verzeichnis der Bilder bei Pachmeyr, Historico-chronologica series abbatum et religiosorum monasterü Cremifanensis, Pars III, 1780, S. 747, und in der Herald. Geneal. Zeitschrift des Vereins „Adler" II, 1872, S. 161. Ebenso enthält das seltene Buch „Series abbatum Mellicensium" (Wien 1701) 53 Porträts d. Äbt. v. Melk, denen Biographien beigegeben sind.

Porträtsammlungen. 277

Georg Beutel, Bildnisse hervorragender Dresdner aus fünf Jahrhunderten. Mit kurzen Lebensbeschreibungen (1. Reihe = Veröffentlichung des Vereins für Geschichte Dresdens. Dresden 1908).

Ähnlichen Bestrebungen dient F. Schwarz, Verzeichnis der in der Stadt- bibliothek Danzig vorhandenen Porträts Danziger Persönlichkeiten, ZWG 50 (1908). Vgl. auch Weiss, E., Ausstellung v. Bildnissen. (Verz. der Darge- stellten auf d. vom Mannheimer Altertumsverein 1909 veranstalteten Sonder- Ausstellung v. Werken d. Kleinporträtkunst.)

In der Schweiz hat man folgende Sammlungen veranstaltet: Galerie be- rühmter Schweizer der Neuzeit. In Bildern von Fr. und H. Hasler mit biogr. Text von A. Hartmann. 2 Bände mit 100 Porträts in Stahlstich u. 3 Tafeln Autographen. Baden 1868 71. Neue Ausg., Zürich 1882. Portrait-Galerie, Schweizerische, Zürich 1888ff. Bereits 1797 erschien in Zürich: David Herrliberger, Bildnisse berühmter Schweizer. Vgl. dazu: Neujahrsbl. d. Stadtbibl. in Zürich 1875, Slg. von Bildnissen Züricher Ge- lehrter, Künstler usw. d. Stadtbibl. Zürich.

Veröffentlicht sind außer den Porträts gewisser verdienter Persönlich- keiten, die schon lange unsere gedruckte Literatur zieren, auf Grund ein- gehender Nachforschung neuerdings eine Anzahl einzelner Personen aus fürst- lichen, adeligen und bürgerlichen Familien. Eine Reihe Hohenzollernbildnisse hat zuerst Georg Friedrich Kasimir von Schad gesammelt, meist jedoch nur Stiche und andere Schwarz-Weiß-Reproduktionen (veröffentlicht in dessen Versuch einer brandenburgischen Pinakothek, Nürnberg und Leipzig 1792). Einzelne im Lande verstreute oder in preußischen Schlössern versteckte Por- träts hat dann Graf Stillfried in seinen Kunstdenkmälern und Altertümern des erlauchten Hauses Hohenzollern (Berlin 1839ff.) reproduziert, allerdings in einer Technik, die den heutigen Ansprüchen nicht mehr genügt. Neuer- dings hat Paul Seidel außerordentlich dankenswerte Studien veröffentlicht über die ältesten Bildnisse der brandenburgischen Hohenzollern, HZJ 1902, ebensolche Koser, Die historischen Denkmale in der Siegesallee des Berliner Tiergartens, HZJ vom 2. Jahrgang (1898) an, Koser und Seidel über „Die äußere Erscheinung Friedrichs des Großen" im HZJ 1897, Seidel über die „Bildnisse der brandenburgischen preußischen Herrscher vom Großen Kur- fürsten bis zu Kaiser Wilhelm II.", HZJ 8, Bailleu über Königin Luise von Preußen, HZJ 3. 5. 6, Campbell Dodyson, in „The Buslington Magazine" (A newly discovered portrait drawing by Dürer, II, VI, 1903, Seite 286 ff.) und Friedrich H. Hofmann (HZJ 1905, S. 67 ff.) über Porträt- Darstellungen der fränkischen Hohenzollern. Die Arbeiten von Beierlein, Kuli, Widmer und Zimmermann bieten Material zur Kritik der Porträts von Mitgliedern des Hauses Witteisbach (vgl. oben S. 232. 238). Es mögen ferner verzeichnet werden; Bildnisse von Herzögen und Herzoginnen des neuen Hauses Braunschweig. Biogr. Text von H. Mack. Braunschweig 1896. Frankenberg und Ludwigsdorf, E.V., Anhaltische Fürstenbildnisse, B. 1.2. Dessau 1894 96. Über die Bildnisse anßerdeutscher Fürstenhäuser vgl. F. U. v. Wrangel, Die souveränen Fürstenhäuser Europas. Porträtsammlung nebst geneal. Notizen.

278 Porträtsammlungen.

2 Bde. Stockholm 1899. Porträtgalerie der regierenden Fürsten und Fürstinnen Europas, herausgegeben von K. F. von Schlichtegroll u. E. von Zoller. Berlin 1889 92. Alhard v. Drach und Gustav Könnecke, D. Bildnisse Philipp d. Großmütigen. Festschr. z. Feier seines 400. Geburts- tages (13. Nov. 1904). Marburg 1905.

Eine beachtenswerte Porträtsammlung ist: „Iconographie francaise ou portraits de personnes les plus illustr. qui ont paru en France depuis Francois I. jusqu'ä 1790". Paris 1828 gr. fol. Die Porträts sind von Da- vid, Gerard, Guerin, H. Vernet u. a. gezeichnet und von Hesse, Dupre und Maurin meisterhaft lithographiert. Das Werk erschien in 50 Lieferungen, jede zu je 4 Porträts und Faksimiles. Ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis findet sich bei Joh. Günther u. Otto Aug. Schulz, Handb. f. Autographen- sammler, Leipzig 1856, Seite 60ff. Eine andere Porträtsammlung führt den Titel: Thane, J., British Autography. A collection of Fac-Similes of the Handwritings of Royal and illustrious personages, with their authentic Por- traits. 3 vols. London 1788. 4. Dieses Werk umfaßt 250 gut ausgeführte, auf rötlichem Grund gedruckte, mit einer Randleiste umgebene Porträts in Kupferstich und darunter befindlichen Faksimiles der Namen, zum Teil auch einigen Worten und mehrfach beigefügten Wappen. Die Sammlung erschien im Selbstverlag des Herausgebers und kommt selten in den Handel.

Ein treffliches Vorbild, wie das Portrait wissenschaftlich zu behandeln ist1), hat über das Geschlecht der Wettiner der frühere Direktor des Kgl. Sachs. Kupferstichkabinetts, jetzige Direktor des Grünen Gewölbes in Dres- den, Professor Sponsel, aufgestellt, in dem durch größte Gediegenheit der Vorstudien und durch Vornehmheit der allen modernen Anforderungen ge- recht werdenden Reproduktionstechnik ausgezeichneten Werke: „Fürsten- bildnisse aus dem Hause Wettin. Herausgegeben vom Königlich Sächsischen Altertumsverein. Bearbeitet von Jean Louis Sponsel." (Mit 100 Tafeln in Lichtdruck und 74 Abbildungen im Texte, Dresden, Wilhelm Baensch, 1906). Die Bedeutung dieses Werkes8) für sächsische und deutsche Geschichte, für Kunstgeschichte und Kostümkunde kann hier nur leise angedeutet werden. Für den Genealogen ist die Erhaltung des Familientypus im Mannesstamme sehr merkwürdig, noch merkwürdiger aber die trotz gemeinsamer Züge sehr bald eintretende Verschiedenheit zwischen Ernestinern und Albertinern.3)

*) Könnecke, Bilderatlas zur Gesch. d. deutschen 'Nationalliteratur. 2. Afl. Mar- burg 1895. Hans Holbeins exquisite original coloured drawings for the portraits of illustrious persons of the court of Henry VIII. engraved by F. Bartolozzi with bio- graphical notes by E. Lodge. 90 coloured portraits with text. London 1884.

2) Vgl. d. Besprechung dieses Werkes v. Ermisch in d. Wissenschaftl. Beil. der Leipziger Zeitung 1906, Nr. 4 u. v. Devrient, NASG 27, 152ff.

3) Ältere Porträtdarstellungen Wettinischer Fürsten finden sich in folgenden Bü- chern: Abb. der Durchlauchtigsten Hochgeborenen Herrn Hertzogen zu Sachsen etc. (Friedrich III. bis Kurprinz Johann Georg III.) ohne Angabe v. Jahr (ca. 1665) u. Ort. Die Porträts sind von Weishun gestochen. Albinus, Petr., New Stammbuch u. Beschr. d. Uralten etc. Geschl. u. Hauses zu Sachsen. Mit 108 Porträts u. 59 Wappen. Leipzig 1602. (Bircken, S. v.), Chur- u. Fürstl. Sachs. Helden-Saal od. Beschr. der

Porträtsammlungen. 279

Eine besonders reichhaltige Fundgrube sind die Porträtschätze, welche die großen deutschen und außerdeutschen Kupferstichkabinette1) als ein wert- volles Erbteil früherer Jahrhunderte bewahren. Es ist eine dankbare Auf- gabe, diese Bildnisse und namentlich die berühmter, in die Geschicke der Welt kräftig eingreifender Männer und Frauen zu studieren und psycho- logisch zu analysieren, mit der dargestellten Physiognomie den überlieferten Charakter in Zusammenhang zu bringen und aus dem letzteren die erstere zu erklären und zu begründen. Wenn man dabei nicht ausschließlich die porträtierte Person, sondern auch die Künstler, die sie dargestellt haben, im Auge behält, so wird man gewahr, daß in bezug auf die Auffassung von Bildnissen bestimmte Anschauungen herrschten, von denen der Künstler voll- ständig beeinflußt wurde. Mit Hilfe der zu einer hohen Vollkommenheit ge- brachten Phototypie hat es Friedr. Bruckmanns Verlag in München unter- nommen, eine Sammlung von Porträts von berühmten Personen aller Völker und Stände seit 1300 in Faksimile- Reproduktionen herauszugeben und zu jedem Porträt kurze biographische Daten hinzuzufügen. Das Werk erschien seit 1883 unter dem Titel: „Allgemeines Historisches Porträtwerk. Eine Sammlung von 600 Porträts" und umfaßt 6 Bände in Großquart. Die Aus- wahl leitete Woldemar von Seidlitz. Das verdienstvolle Werk bedarf der Nachprüfung. W. von Seidlitz bemerkt im Nachwort im Schlußband (1890) selbst, daß seit Beginn des Werkes „für manche der Dargestellten sich bessere Vorbilder haben auffinden lassen".2)

Mit Recht haben zahlreiche, in neuester Zeit veröffentlichte Familien- geschichten adliger und bürgerlicher Geschlechter auf eine Beigabe einer Reihe guter Porträts Wert gelegt. Ich nenne in dieser Beziehung beispiels- halber die Geschichten der Familien von Altrock3), Baetke4), der Grafen von Hohenthal und Bergen5), v. Klitzing5), der Lentze6), Luther7), Reepmaker8), von Schönberg9), Seinsheim10), von Tümpling11), von Wulffen12) und von Wuthenau13).

Ankunft etc. u. vornemster Geschichten dieses höchst löblich. Hauses, samt deßen Ge- nealogie, Wappen u. Kupfer-Bildnissen als eine Sachs. Chronik zusammengetragen durch e. Mitglied d. Fruchtbringenden Gesellsch. Nürnberg, 2. Afl., 1678 (neue Auflage von J. F. Fellern u. J. G. Hörn, Nürnberg 1755).

*) Beckh-Widmanstetter, Leopold v., Die Porträts in Kupferstichen der Steirischen Herren und Grafen von Stubenberg. Wien (Separatabdruck) 1883.

2) Vgl. auch Allgemeines historisches Porträtwerk. Neue Ausg. nach Zeitaltern geordn. von etwa 1300 bis etwa 1840. Nach Auswahl von W. v. Seidlitz. München 1895 97 und Manuel de bibliographie et d'iconographie des femmes celebres, par un vieux bibliophile. Paris 1892. Das Manuel de bibliographie ist v. Ungherini, Aglauro, (anonym) herausgeg.

3) Altrock, Const. v., Gesch. d. Geschl. v. Altrock. Berlin 1901.

4) Baetke, A. J., Geschichte der Familie Baetke. Hamburg 1898.

6) Schmidt, G., Die Familie der Grafen von Hohenthal. Halle 1896; Drs., Die Familie v. Klitzing. 3 Bände. Charlottenhof u. Berlin 1891—1907.

6) Kypke, Chronik d. alten Adelsgeschl. der von dem Lentcze nebst d. bürger- lichen Abzweigungen der Lenz (Lentze, Lentz). Halle a. S. 1904.

') Richter, D., Genealogia Lutherorum od. histor. Erzählung v. D. Mart. Lutheri heutigen Anverwandten.

[Fortsetzung der Anmerkungen auf S. 280.]

2gn Porträtsammlungen.

Ich stelle hier Porträtwerke zusammen, die bisher nicht erwähnt wurden: Barlandius, Hollandiae comitum historia et icones. Multis cum figuris. Frank- furt 1585. Bech stein, L., Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen u. Lebens- beschr. Leipzig 1854. Benavides, Illustrium juris consultorum imagines ex museo Marci Mantuae Benavidii. Romae 1566. Blanckmeister, Ahnenbilder. Z. Pflege d. Familienkunde in „Das Pfarrhaus" 1908, Nr. 2, wieder abgedr. ASW VIII 1Q08. Boissardus, J. J., Bibliotheca chalcographica illustrium virtute atque eruditione in tota Europa clarissimorum virorum. Frankf. 1650—52 (mit vielen Porträts). G. v. Böse. Verz. d. auf d. Rittergute Ober- Frankleben befindl. Porträts u. sonstigen Kunstwerke aus d. 17. u. 18. Jht., DH 1903, 94. D. Castos, Icones X illustr. baronum ex Fug- gerorum gente qui domicilia Augustae Vind. constituta habent. Aug. Vind. 1592; drs., Fuggerorum et Fuggerarum quae in familia natae quaeve in familiam transierunt. Aug. Vind. 1618. Dethier, Ph. A., Historisch -chronologische Galerie od. Porträts - Slg. d. berühmtesten Männer aller Zeiten u. Völker, enthaltend: in 24 großen Tfln. an 1500 echte Porträts nach Jhtn. geordnet. Cöln 1832. Erithraeus, J. Nicius (Jo. Victor Rossi), Pinacotheca imaginum illustrium doctrinae vel ingenii laude virorum qui auc- tore superstite diem suum obierunt. Köln 1643—48. Frankfurter Bildnisse. Eine Slg. von Porträts Frankfurter Persönlichkeiten. Bd. I, 16 Bildnisse mit biographischen Notizen auf Mattkunstdruck in eleganter Mappe mit Schnur. Die Reproduktionen meist nach Originalaufnahmen von Hofphotograph Ad. Krauth, Text von Hans Lafrenz. Frankfurt, H. Nimjow Verlag. Gädecke, 300 Bildnisse u. Lebensabrisse berühmter deutscher Männer. 5. Afl. 1891. Gerstmann, B. E. Hugo, Beitr. z. Kulturgesch. Schlesiens, 14. 20. Jht. Aus den Familiengeschichten d. Mentzel- u. Gerstmannschen Nachkommenschaft usw. (Leipzig 1909..Selbstverl. Mit Porträts). Graff, A., Bild- nisse v. Zeitgenossen. Ausgewählt u. '"erläutert v. J.Vogel. Leipzig 1898. Gre- ving, Korrespondenzbl. WZ 1899, 2 u. 3, üb. Bildnisse d. Pfarrers v. S. Columban. Hart, Charles Henry, Thomas Sullys Register of Portraits, 1801 1871, in: The Pennsylvania Magazine of history and biography, vol. XXXIII, 1909. Hasler, Ga- lerie berühmter Schweizer d. Neuzeit. Mit Text v. Hartmann. Zürich 1884. Hess, Discursus inauguralis de pot. personarum . . equestr. ordinis Teuton. historia nee non 48 magnorum magistrorum iconibus. Herbipoli 1720. Hofstede de Groot, Meisterwerke d. Porträtmalerei auf d. Ausstellung im Haag. 1903. Holbein, H., Bildnisse v. berühmten Persönlichkeiten d. englischen Gesch. aus d. Zeit Heinrichs VIII. Mit e. geschichtl. Einleitung von R. R. Holmes. München 1895. Jouin, Henry, Musee de portraits d'artistes. Paris 1888. Kilian, Wolfg., Pinacotheca Fuggero- rum, ed. nova. Ulm 1754. Krones v. Marchland, Galerie historischer Porträts mit biograph. Text. Wien 1882 ff. Lallier, J., Album contemporain europeen; biogr. histor., avec portraits photographiques des personnages illustres du XIXe siecle. Avec 403 photographies en format de timbre-post. Paris 1865. Landmann, O.,

•) Genealogie der Familie Reepmaker samengesteld door Jacob Reepmake r. A. Aazn. Niet in den Handel. (Gebr. Tuinging- Rotterdam 1905); dies Buch ist auch durch eine anderweite Illustrierung (Wappen, Grabdenkmäler, Gebäude) in selten schöner Weise ausgestattet.

9) Fraustadt, Geschichte des Geschl. von Schönberg meißnischen Stammes. Leipzig 1878.

10) Fugger, E. v., Die Seinsheims und ihre Zeit. E. Familien- u. Kulturgesch. von 1155—1890. Mit 25 Porträts, vielen Siegelabbildungen, Grabsteinen usw. Folio. München 1893.

"j Tümpling, Wolf v., Gesch. d. Geschl. v. Tümpling, 3 Bde. Weimar 1888 bis 1894.

1S) Wulffen, F. v., Nachr. v. d. Familie v. Wulffen vormals auf Haus-Neindorf im Halberstädt'schen. Frankfurt a. O. 1900.

") Schmidt, G., Die Familie von Wuthenau. Berlin 1893.

Porträtsammlungen. Physiognomische Deutung des Porträts. 281

Bach-Porträts. D. Musik XXVII, 1907(8), 216—228. Lenbach, F. v., Zeitgenössische Bildnisse in Photogravüre. München 1895. Letzner, Joh., Stammb. od. Chronik d. Uhralten Adelichen u. Gedenkwürdigen Geschl. d. v. Berlebsch [Berlepsch] 1593. Lund u. Andersen, Danske malede Portraeter. Kopenhagen 1899ff. Mack, H., Bildnisse v. Herzögen u. Herzoginnen d. neuen Hauses Braunschweig. Braunschweig 1895. Mädl, K. B., 21 Porträt-Büsten im Tresorium d. St. Veit-Domes zu Prag. Prag 1894. Matejko, J., Polens Könige u. Herrscher. Porträtgalerie nach Originalzeich- nungen. Wien 1889ff. Medig, K., Aus der Residenz Dresden. 25 Zeitgenössische Porträts (in Gravüre). Eingeführt von W. v. Sei dl itz. Dresden 1896. Memorie imprese, e ritratti de signori academici gelati di Bologna. Raccolta nel principato del signor conte Valerio Zani il ritardato. Bologna 1672. 406 pagg. 4°. Mit 33 blattgroßen Por- träts. — Memorie istoriche per servire alla vita di piu nomini illustri della Toscana. (Mit Porträts.) Livorno 1757/58. Mertens, K., Bildnisse d. Fürsten u. Bischöfe v. Paderborn v. 1498 1891. Mit erläuterndem Text. Paderborn 1892. Moehsen, J. C. W., Verz. einer Slg. v. Bildnissen, größtenteils berühmter Ärzte. Berlin 1771. Müller, H., Badische Fürstenbildnisse. Karlsruhe 1888. Sauerhering, Vademecum f. Künstler u. Kunstfreunde. Tl. 3. Stuttgart 1904. (Hierin ein Verz. d. hervorragend- sten Bildnisse.) Schrenk v. Notzing, J., D. Kayser, Königen, Erzherzogen, Fürsten, Grafen, Herren u. Adel, Kriegshelden usw. wahrhaftige Bildnissen, Waffen u. Rü- stungen v. Ferdinanden Ertzherzogen von Österreich in der Rüstkammer von Schloß Ambras aufgehalten, in d. teutsche Sprach transfer. v. J. E. Noysev. Campenhouten. Innsbruck 1601. Schröckh, J., Abb. u. Lebensbeschr. berühmter Gelehrten. Mit 49 Portr. Leipzig 1764/9. Seidel, M. F., Bilder-Slg., in welcher 100 größtenteils in der Mark Brandenburg gebohrene wohlverdiente Männer angestelet werden, mit bey- gefügter Erläuterung, in welcher desselben Lebens-Umstände u. Schriften erzehlet wor- den. (D. Porträts sind d. Wappen vieler hervorragender Familien beigegeben.) Berlin 1751. Seyfried, Philos. Herbipol. aeter. episcop. 1712. (Mit 70 Porträts). Sie- bert, G., Porträts berühmter Naturforscher. Wien, PichlersJWitwe, 1892. Strunk, A., Samlinger til en beskrivende Catalog over Portraiter af Danske, Norske og Hol- stenere. 1 2 (Bd. 2 nur d. Kgl. Haus). Kopenhagen 1865 82. Tardieu, Diction- naire iconographique des Parisiens, c'est-ä-dire liste generale des personnes nees ä Paris dont il existe des portraits graves et lithographies, avec une biographie interessante de chaque nom cite. Tomasinus, J. P., Illustrium virorum elogia iconibus illustrata. (Mit Wappen u. Medaillen-Abb.) 4. Patavii 1630. Ursin us, F., Illustrium imagines ex antiquis marmoribus, numismatibus et gemmis expressae quae extant. Romae, major pars apud Fab. Ursinum: editio altera aliquot imaginibus et J. Fabri commentario auc- tior. Antverpiae ex officina Plantin 1606 (mit 168 Porträts v. Galle). Verheiden, J., Imagines et elogia praestantium aliquot theologorum. Mit 50 Porträts in Kupfer- stich. Hagae 1725. Vosmer, M., Principes Hollandiae et Zelandiae, domini Frisiae (mit 36 Porträts). Antwerpen 1578. Warnecke, F., Sammlung histor. Bildnisse u. Trachten aus dem Stammb. d. Katharina v. Canstein. Berlin, H. S. Hermann, 1886. Werckmeister, R., Das 19. Jht. in Bildnissen. 5 Bde. (mit 600 Porträts nebst biogr. Text). Berlin 1898 1901. Woods, F. A., Mental and moral heredity in royalty, a Statistical study in history and psychology, with 104 portraits. New -York 1906. Hierzu noch folgende anonyme Schriften: Porträt-Galerie d. akademischen Lehrkörper Deutschlands, Österreichs u. d. Schweiz. Mit biogr. Text. Leipzig, Warnecke, 1895. Helden d. d. Reformation. Antike historische Porträt-Slg. Klausenburg 1887. Por- träts berühmter Pädagogen. 2. Afl. Wien 1892. Porträtkatalog z. Gesch. d. Theaters u. der Musik. München 1894 ff. Porträts berühmter Österreicher. Wien 1898. Bildnisse aus d. Fürstenhause Schwarzburg-Rudolstadt. Dessau, Kahle, 1897.

Betreffs der physiognomischen Deutung des Porträts ist vor Lavaters vPhysiogno- Werk „Schweizerische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und "defp^träts!* Menschenliebe" (Leipzig 1775 78) zu warnen. Nicht sowohl die Schädel- lehre als das Studium der Mimik ist wichtig. Mimische, durch Leiden-

282 D'e mündliche Tradition.

schaften und Stimmungen hervorgerufene Züge werden durch häufige Wieder- holung allmählich zu bleibenden physiognomischen Zügen. Doch liegen falsche Schlüsse nahe, da Krankheiten, Art der Lebensbeschäftigung und an- dere Ursachen den physiognomischen Ausdruck beeinflussen. Vgl. Piderit, Mimik u. Physiognomik. 2. Aufl. Detmold 1886. Mantegazza, Physio- gnomik und Mimik (Deutsch, Leipzig 1890. 2 Bde.). Ledos, Traite de la physionomie humaine. Paris 1894. Boree, Physiognomische Studien (deutsche Ausgabe, Stuttgart 1900; 119 Autotypien). Gessmann, Kate- chismus der Gesichtslesekunst. Berlin 1896.

Die mündliche Tradition.

IE mündliche Tradition ist diejenige Geschichtsquelle, die vermöge ihres Charakters den stärksten Trübungen ausgesetzt ist. Eine Tradition, die durch keine urkundlichen Unterlagen gestützt wird, erweist sich häufig als eine schädliche Nebelgestalt oder, um mit Niebuhr zu reden, als eine Fata Morgana, deren Urbild uns unsichtbar bleibt. Wahr bleibt das Wort W. v. Humboldts, daß nichts so selten ist als eine buchstäblich wahre Erzählung. Schon bei ursprünglicher, einfacher Über- lieferung mischen, wenn nicht die größte Vorsicht im Wählen und Abmessen der Ausdrücke geübt wird, kleine Bestimmungen über das Vorgegangene hinaus sich ein, woraus Falschheiten und Unrichtigkeiten entstehen. Selbst die Sprache trägt dazu bei, da ihr, die aus der ganzen Fülle des Gemütes quillt, oft Ausdrücke fehlen, die von allen Nebenbegriffen frei sind. Außer der Ungenauigkeit der Auffassung einer mitgeteilten Erzählung, die bis zu völligem Mißverständnis derselben gehen kann, spielt bei der Entstellung der historischen Treue einer mündlichen Tradition die Phantasie und ein gewisses damit verbundenes ästhetisches Bedürfnis eine vielgestaltige Rolle. Dazu kommen die mannigfaltigsten Affekte der Subjektivität hinzu: persönliche und korporative Eitelkeit und Ruhmsucht, patriotische Begeisterung und partei- ischer Haß, religiöse Schwärmerei und konfessioneller Fanatismus. Endlich bewirken auch der Verstandestrieb, Neugier und Wißbegier starke Entstellungen im Nacherzählen.

J) Wolf, Einführg. i. d. Studium d. neueren Gesch. Berlin 1910, S. 23 ff. Bern- heim, Lehrb. d. Histor. Methode, 5. u. 6. Aufl., Leipzig 1908, S. 494 ff. Engel, Ü. d. Arten d. unbewußten Geschichtsentstellung, Progr. d. städtischen höheren Bürgerschule zu Nauen 1879. Steinthal, Die Sage v. Simson, in: Ztschr. f. Völkerpsychologie u. Sprachwft. 1862, Bd. 2, S. 168 ff. Wachsmuth, Ü. d. Q. d. Geschichtsfälschung, in: Ber. ü. d. Verhandlungen der Kgl. Sachs. Gsft. der Wft. zuJLeipzig, philol.-histor. Kl. 1856, Bd. VIII, S. 125 ff. Zeller, Wie entstehen ungeschichtl. Überlieferungen? in: Deutsche Rundschau, herausgeg. v. J. Rodenberg 1893, Februarh. S. 201 ff. Loebell, J. W., Das reale u, d. ideale Element in d. geschichtl. Überlieferung u. Darst., 1859, S. 311 ff. Vgl. d. Kritik d. hebräischen Stammbäume bei B. Stade, Gesch. d. Volkes Israel 1887, Bd. I, S. 28 ff.

Die mündliche Tradition. 283

Die Anfänge der Geschlechter waren entstellender Legende besonders ausgesetzt. So hat die aller Wahrscheinlichkeit nach von Levold von Northof1) erfundene Legende, als ob das Geschlecht von Altena der Stamm gewesen sei, aus dem der Zweig der Grafen von Berg hervorgewachsen wäre, ein halbes Jahrtausend die Literatur beherrscht. Jetzt wissen wir aus der kritischen Untersuchung von Ilgen2), der an der Hand der Urkunden alle sonstigen einschlagenden Quellen scharf beleuchtete, daß das genealogische Verhältnis in Wahrheit das umgekehrte war.

Wie unzuverlässig die Berichte über die Anfänge unserer Adelsgeschlechter sind, dafür bietet ferner das Geschlecht derer von Carlowitz einen schlagen- den Beweis. Die einen führen dasselbe auf einen der vornehmsten Räte Karls des Großen zurück, andere auf Karl I. von Anjou, König von Neapel und Sizilien, noch andere auf den bulgarischen Helden Marko Carlowigo oder Kraljewitsch, über den noch viele Heldenlieder existieren. Und doch gibt es für keinen dieser Berichte einen Anhalt. Die von Carlowitz standen wahrscheinlich in einem Abhängigkeitsverhältnis zu den Burggrafen von Dohna, und mögen wohl ältere Nachweise bei der Zerstörung der Burg von Dohna verloren gegangen sein.3)

Das ehrgeizige Bestreben zahlreicher Adelsgeschlechter, ihre Ahnen min- destens bis in die Zeit der Kreuzzüge, wenn irgend möglich aber bis auf Karl den Großen oder gar noch weiter zurück zu verlegen, hat die Adels- geschichte stark in Verruf gebracht. Unglaubhaft ist, daß der Ahnherr derer von Loben, wie die Familientradition meldet, von der Mohrenkönigin Pelusa in ihrer Residenzstadt Meroe 733 zum Ritter geschlagen wurde (Graesse S. 96), oder daß die von Schönburg ihr Wappen deshalb führen, weil Karl der Große mit dem Blute seines Lebensretters über dessen Wappenschild zwei rote Streifen gezogen habe (Graesse S. 151). Vollends die Anknüpfung an die Römer ist völlig abzulehnen, so die Behauptung, daß das Geschlecht der Grafen und Freiherren von Flemming von der römischen Adelsfamilie der Flaminier herstamme, oder die Anschauung, die Herren von Anhalt wie die Stammer seien aus Italien eingewandert, die Askanier oder Bäringer, nach ihrem Wappentier, dem Bären (ursus), Ursinier genannt, stammten von den Orsini, die Stammer aber, auch Stammeier genannt, von dem altrömischen Geschlecht Baibus ab 4), oder der Bericht, daß das Geschlecht derer von Sal- hausen ihren Namen von der Stadt Saluzzo habe, die der Kaiser Julian II. einem Mitgliede dieses Geschlechtes zur Belohnung dafür geschenkt, daß er ihn, als er einst auf der Flucht in einem Flusse in Lebensgefahr geraten war, rettete und auf sein Pferd hob.

*) Northof, L. v., Chronik d. Grafen von der Mark, veröffentl. v. Troß, Hamm 1859.

a) Ilgen, Th., Die ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge, die Grafen von Altena (Isenburg-Limburg und Mark). Ein Beitrag zur Legendenbildung, ZBG NF 26, 14 ff.

8) Graesse, Geschlechts-, Namen- und Wappensagen, S. 29. „Aus dem Archiv der Familie v. Carlowitz". Dresden 1875, S. IV.

4) Die Anschauung ist im Tageb. d. Fürsten Christian II. v. Anhalt (1630 1656) überliefert.

284

Die mündliche Tradition.

Die Familiensage arbeitet nicht nur auf dem Gebiete der Zeit, indem sie Familien älter macht als sie sind, sondern auch räumlich, indem sie fremden, ausländischen Ursprung behauptet, wo sich vielmehr die Auto- chthonie der betreffenden Familie nachweisen läßt. Die noch heute im Rhein- land blühende, aus dem Limburgischen stammende Familie Hoesch z. B. soll nach einer Legende aus der Schweiz stammen. Dieser Überlieferung muß aber „jede Art von Glaubwürdigkeit abgesprochen werden". „Die Nachricht über den Züricher Ursprung der Familie Hoesch ist weiter nichts als die ahnen- und wappensüchtige Erfindung eines frisch Geadelten."1)

Die Gefahr falscher Übertragung von einer Familie auf die andere liegt bei mündlicher Tradition nahe. Ein Beispiel bildet die Sage, daß die von Nostitz fünf rote Linksschrägbalken im silbernen Schilde seit der Schlacht auf dem Marchfelde besitzen. Hier soll nämlich nach vollbrachtem Kampfe Rudolf von Habsburg einem Nostitz die Hand gereicht haben. Ehe dieser mit seiner von Wunden blutigen Rechten dieselbe ergreifen konnte, habe er sie eilig über seinen weißen Waffenrock gezogen, und die fünf von seinen blutigen Fingern herrührenden roten Streifen, die sich auf diesem zeigten, blieben fortan das Wappen dieses Geschlechtes. Hier liegt eine Verwechs- lung mit dem Wappen der Familie v. Aiswein vor, die das letztgedachte Wappen führt. Die von Nostitz, auch die Freiherren und Grafen dieses Namens, führen vielmehr im blauen Schilde zwei rot und weiß abgeteilte, auswärts gekehrte Hörner.2)

Manche falsche Familientradition mag im 16. und 17. Jahrhundert durch die Informatoren der jungen Edelleute entstanden sein, die nach der Rückkehr von der üblichen Kavalier-Reise in den adeligen Häusern die Stelle der geistlichen Beistände, Schreibverständigen und Hausfreunde aus- füllten, in ihren Mußestunden die Geschichte der Familie bearbeiteten und das, was sie nicht fanden, den Ursprung des Geschlechtes, dazu erfanden.8)

Daß es auch richtige Familienüberlieferungen gibt, selbst wenn die be- treffende Familie darüber nichts Schriftliches in Händen hat, dafür diene als Beispiel4) die dem ältesten irischen Adel angehörige, im Staatsdienst des großbritannischen Reiches und in der Literatur hochangesehene Familie Baron O'Byrn,5) deren Angehörige seit 1724 im kurfürstlich bzw. königlich

*) Justus Hashagen, Gesch. d. Familie Hoesch, I. Bd., unter Mitwirkung von Fritz Brüggemann, Köln 1911, S. 13.

2) Die Gestaltung der Schildfigur derer von Nostitz bedarf noch genauer sphra- gistischer Festlegung. In der Literatur wird sie bald als Elefantenzähne, bald als Steinbock- oder Gemsenhörner, bald als Wildschweinszähne, bald als musikalische Zinnhörner angesprochen. Kneschke, Adelslex. VI, 533; v. Hefner, Sachs. Adel, S. 40. Vgl. auch die theologisch-mystische Betrachtungsweise des Wappens bei Leonh. Dav. Hermann in seinem geistlichen Wappenbrauch, „denen Christ-Edlen Gemütern, so solche (Wappen) führen, kürtzlich und zufällig entworfen" (Jauer 1724).

3) H. v. P.-G., Geschichten schlesischer Familien, VJH, III, 1875, S. 32. Hier S. 46ff. Literaturnachweise zur Gesch. des schles. Adels.

«) Das Folgende aus d. Wissenschaftl. Beil. d. Leipziger Zeitung 1905, Nr. 104. 5) Das O im Namen O'Byrn ist irische Familienpartikel. Es bestand in Irland die Sitte „de prendre le nom de quelque homme illustre parmi leurs ancetres et qui

Personennamen. Alter und Geschichte. 285

sächsischen Kriegs- und Hofdienst stehen. In den heutigen, im Königreich Sachsen lebenden Vertretern dieser Familie hat sich die Tradition erhalten, daß während des Mittelalters Glieder der Familie bis zur bischöflichen Würde aufgestiegen sind. Aus dem großen Werke von Garns über alle bekannten Bischöfe der katholischen Kirche lernen wir, daß diese Tradition vollständig richtig ist, ja daß sogar die Jahre der Amtierung jener Bischöfe aus dem Geschlecht O'Byrn1) bekannt sind.2)

Die Personennamen und der Gebrauch des Wortes

„von".

Mit einer Übersicht über Dialekt -Wörterbücher.

IE Namen haben etwas Dauerndes. Sie reichen in Zeiten zurück Alter und sind unter Verhältnissen entstanden, über die vielleicht garun^er°^ecnhte keine oder doch nur spärliche Nachricht auf uns gekommen ist. So ist der Reiz, aus den Namen selbst Kunde aus jenen Zeiten und Verhältnissen zu erhalten, groß; und mannigfache und erfolgreiche Unternehmungen dieser Art liegen vor. Solche Deutung der Namen ist aber immer schwierig; und so konnte es nicht wohl ausbleiben, daß durch vorschnelle und unrichtige Deutung der Namen vielfach auch Irrtum verbreitet wurde. Die Verwertung unserer Personen- und Ortsnamen für die familien-

servait ä exprimer l'honneur d'en etre descendu"; diese Sitte „s'introduisit sous Brien- Boicoimbe, monarque au onzieme siecle, c'est ainsi que les 6 Neills expriment leur origine de Nial-le Grand, monarque de File au quatrieme siecle" etc. (R. comte O'Kelly d'Aghrim, Essai historique sur l'Irlande, Bruxelles 1837 p. 2). Wenn auch o (6) viel- fach den Ausdruck einer gewissen Würde verleiht, weil der Ahnherr und sein Ge- schlecht sehr angesehen waren („O is equivalent to, son of; and denotes progeny, or is a character of dignity", Webster), so kommt dieses o (6) auch bei Leuten aus dem Volke vor.

*) R. comte O'Kelly d'Aghrim, Essai historique sur l'Irlande, Bruxelles, 1837, S. 2. Dod, Peerage, Baronetage and Knightage of Great Britain and Ireland for 1893, S. 592. Garns, Series episcoporum ecclesiae catholicae quotquot innotuerunt. Ratis- bonae 1873. Ein Mitglied der Familie O'Byrn, das lange in Indien gedient hatte, war 1881 88 Gouverneur von Helgoland. Ein anderes Mitglied der Familie schrieb „Parliamentary history of the Irishland question", London 1881. Nach der Reduktion Irlands gab es nur noch fünf privilegierte Familien, die im Besitz ihrer Güter blieben; und zu ihnen gehörten auch die O'Brien (= O'Byrn). Nach Murray, The eccle- siastical history of Ireland, London 1848, S. 128, genoß die Familie einen speziellen gesetzlichen Schutz.

2) Graesse, Th., Geschlechts-, Namen- und Wappensagen des Adels deutscher Nation. Mit 178 Wappenbildern von H. Brückner, Dresden. Gaudy, Freiherr Franz v., Schildsagen, 1834. Hesekiel, Wappensagen. Berlin, o. J. Weininger, Hans, Deutschlands Schild- und Wappensagen. Herald, gnealog. Zeitschr. I, 1871, S. 99 ff. Realis, Heraldische Blumen. Gesch. u. Sage. Wien 1840.

286 A'ter unci Geschichte der Namen.

geschichtliche Forschung erfordert genaue Kenntnis der Lautgesetze und gründliches Studium der einschlagenden germanistischen Literatur.

Die Tatsache, daß uns die Bedeutung zahlreicher Familiennamen gegen- wärtig entschwunden ist, liegt vor allem in ihrem Alter. Dieselben sind vor einem halben Jahrtausend festgeworden. Die Namen aber, die sich da- mals als Familienbezeichnungen festsetzten, sind nicht erst damals auch entstanden, sondern gehen als Personennamen meist höher hinauf, bis in die Zeiten der Völkerwanderung. Nun haben aber die Eigennamen mit der stetigen Weiterentwicklung der Sprache nicht gleichen Schritt gehalten, sie sind je länger, je weniger mitgegangen, zumal seit sie als Familiennamen fest geworden. Die Veränderungen, welche die Sprache zu erleiden gehabt, haben sie als das geheiligte Eigentum des einzelnen nicht gleichzeitig mit- gemacht, sie sind stehen geblieben; die Stürme der Zeiten, welche die alten Sitten und Weisen hinweggefegt, haben sie nur wenig berührt. So stehen die Namen da, gleich den Ruinen der Ritterburgen, als Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Als die Namen sich bildeten, waren die verschiedenen Mundarten Deutschlands noch in voller Blüte, eine allgemein herrschende Schriftsprache war noch nicht vorhanden. So setzten sich die Familien- namen für jede Landschaft zunächst in der dort verbreiteten Mundart fest. Dazu kommen bei den deutschen Familiennamen zahlreiche slavische und romanische Einflüsse.

Seit dem Ende des 10. Jahrhunderts wurden in Deutschland und Frank- reich die Personen in den Urkunden oft durch Anmerkung ihrer Heimat, meist mit de, selten im Adjektiv, näher bestimmt, z. B. Herbertus Britto, Thomas de Maila. Dieser Zusatz wurde zuerst in den oberen Kreisen all- gemeiner, wo er nicht nur den Wohnsitz, sondern auch die Herrschaft be- zeichnet und mit dieser auf die Nachfolger überging.

Diese neue Sitte der Zunamen machte zunächst eine Zeit des Tastens und Suchens durch. Der Markgraf von Este wird mit de Italia als einzigem Zunamen bezeichnet, natürlich nur, wenn er nicht in Italien weilt; ebenso heißt Graf Theobald von Champagne: comes de Francia und Albrecht der Bär comes de Saxonia. Die Benennung nach Ländern, Gegenden oder Städten wird im 12. Jahrhundert durch die Benennung nach Burgen ver- drängt. Herzog Otto von Schwaben nannte sich nach seinem Hauptsitz Markgraf von Schweinfurt, sein Schwiegersohn und Erbe in der Markgraf- schaft Markgraf von Hildryhausen, seinem heimatlich schwäbischen Burgsitz (f 1078). Neben der Bezeichnung nach Burgsitzen kommen andere indi- vidualistische Zunamen auf, wie Weiso, Pris, Luegel. Seltenere Vornamen wurden zu Zunamen, so Welfo bei den Weifen, so Espin im uradeligen Hause derer von Haag. Persönliche Zunamen und Burgnamen wurden kombiniert. Häufig wird in den Urkunden des 12. Jahrhunderts ein Zeuge ohne Zunamen, aber als Sohn eines anderen erwähnt, der mit Zunamen an- geführt wird; Chonradus filius Adelberonis de Feistriz. Da ist der Zunamen noch nicht zum erblichen Zunamen geworden, sondern es herrscht noch der Gedanke, daß nur der tatsächliche Herr von Feistriz (der Vater Adelberos)

Alter und Geschichte der Namen. 287

darnach bezeichnet werden kann. Vergleiche zeigen, daß diesbezüglich das persönliche Empfinden des Kanzlisten maßgebend war.1)

Wenn man erwägt, daß sehr viele Burgnamen in verschiedenen Gegenden Deutschlands vorkommen und oft ein Name von zwei, drei und mehr Fa- milien angenommen wird, daß selbst nur entfernt ähnlich klingende Namen infolge der unsicheren Schreibweise, in die sich gern der Dialekt der be- treffenden Kanzlisten mischt, gleichartig geschrieben erscheinen, daß endlich jeder Burg-, Stadt- oder Landname, den ein Dynast übernahm, wohl aus- nahmslos einem oder mehreren, oft einer ganzen Gruppe von Dienstmannen, Burgmannen usw. als Zuname diente, so ergibt sich klar, daß irgendwelche Arbeit aus urkundlichen Quellen des 12. und 13. Jahrhunderts, die sich an Zunamen hält und mit der modernen Idee der Namenfamilien operiert, un- rettbar Irrtümern verfallen ist. Die Genealogie findet im 12. und noch bis in das 13. Jahrhundert in Zunamen nur ein bedingtes, sekundäres Mittel für die familienmäßige Gruppierung der Menschen.2)

Man muß beachten, daß es Familien gleichen Namens gab, die keine Verwandtschaft miteinander hatten. Noch im 1 1 . Jahrhundert begnügten sich in den Urkunden sehr viele mit Titel und Taufnamen, auch Grafen und Edle. Erst seit Mitte des 12. Jahrhunderts waren Familiennamen bei diesen die Regel.3) Doch war ein solcher die Örtlichkeit bezeichnender Familien- name ursprünglich noch nicht so befestigt, daß bei einem Wechsel des Be- sitzes die Familie ihn beibehalten hätte; vielmehr wurde in solchen Fällen auch der Name vertauscht. So führten z. B. die Freiherren von Attinghausen diesen Namen erst seit ihrer Übersiedelung nach Uri; vorher hießen sie nach ihrer Stammburg im Emmental die Freien von Schweinsberg. So hießen die von Löwenstein früher Bischofshausen von Bischofshausen, jetzt Bisch- hausen an der Schmalm; als sie aber im 13. Jahrhundert ihre neue Burg erbauten, nahmen sie ebenfalls die neumodische Benennung an. Diese Weise wurde aber auch von Leuten nicht ritterlichen Standes frühzeitig befolgt, indem sie sich nach ihrem Stammorte oder ihrem Wohnsitze benannten. Wer aus einem fremden Orte zuzog, wurde beim Eintragen in die Bürger- rollen am einfachsten nach dem Orte bezeichnet, aus dem er kam. So sind in den Bürgerrollen von Nordhausen aus dem 13. und 14. Jahrhundert Per- sonennamen, aus von (oder lateinisch de) und einem Ortsnamen gebildet, die gewöhnlichste Bezeichnung, z. B. Henri cus de Erfordia, Ludovicus de Molhusen. Das „von" fiel später nach und nach weg. In Nordhausen z. B. hatten von 27 Mitgliedern des Rates im Jahre 1385 noch 13 das „von" mit einem Ortsnamen, dagegen 1401 nur 7, 1421 nur 2, 1475 noch einer, endlich 1484 keiner, obwohl nicht weniger als sieben einen Ortsnamen als Familiennamen führten.

x) Mehr ü. d. Aufkommen d. Zunamen bei Otto Frhr. v. Dungern, Die Ent- stehung d. Landeshoheit in Österreich, Graz 1Q10. S. 96f. a) Otto Frhr. v. Dungern, Ebd. S. 107f. 3) Lorenz, Lehrb. d. Genealogie, S. 177 f.

288 Das Wort „genannt" bei Familienbezeichnungen. Beinamen.

Seit dem frühen Mittelalter herrscht in Deutschland vielfach die Ge- wohnheit, daß die einzelnen Geschlechter bestimmte Namen immer wieder ihren Sprossen geben. Man hat diese Namen leitende Namen genannt. Ein Forseher, der in Aufzeichnungen des 12. Jahrhunderts auf einen bayrischen Grafen Otto, einen schwäbischen Grafen Hugo, einen rheinfränkischen Grafen Emicho stößt, wird in erster Reihe den ersten für einen Witteisbacher, den zweiten für einen Tübinger, den dritten für einen Leininger halten.1) Das Wort Hauptsächlich vom 12. bis 16. Jahrhundert war das Wort „genannt" bei

"Gammen- " Familienbezeichnungen üblich. Viele der damals blühenden Familien, die Bezeichnungen. es führten, sind ausgestorben, andere ließen „genannt" ohne weiteres fallen oder ersetzten es, wenn es zwischen zwei Familiennamen stand, durch einen Bindestrich, was zu der Entstehung von Doppelnamen führte. Im allge- meinen fällt die Einführung der Familiennamen zusammen mit dem häufig- sten Vorkommen des Wortes „genannt" und das letztere findet seine haupt- sächlichste Erklärung daher in der Einführung der Familiennamen. Wie heute das Wort „sogenannt" vor allen möglichen Substantiven steht, so in der Zeit des Aufkommens der Familiennamen das Wort „genannt", „geheten", „anders geheten", „anders geheißen", „heten", „geheißen", „dictus", „dit". Diese Fälle sind daran erkennbar, daß der ganze Name besteht aus den Vornamen, dem Worte „genannt", das dem Vornamen unmittelbar folgt, und dem Familiennamen, dem mitunter noch der Gutsname folgt.

Die nicht völlig richtige Meinung, daß „genannt" als Prädikat alten Adels aufzufassen sei, findet ihre einfache Erklärung darin, daß die Familien- namen zuerst beim Adel Eingang fanden, dessen Gutsname meist Familien- name wurde. Der Adel bedurfte der Familiennamen zur öffentlichen Be- urkundung und Bezeugung häufig, was vom unteren Volke nicht behauptet werden kann. Wurde einmal ein bürgerlicher Name schriftlich gebraucht, so wurde ihm in der ersten Zeit des Entstehens der Familiennamen für gewöhnlich ebensogut das Wort „genannt" eingeschoben, wie den adligen, wobei zu berücksichtigen ist, daß es sich dabei meistens um Namen höherer Bürgerlicher, freier Bauern, städtischer Bürgerlicher handelt, also solcher Volksgenossen, die dem Adel verhältnismäßig nahe standen. Als aber dann die bürgerlichen Familiennamen zu einem großen Teil gesetzlich zur Ein- führung kamen, ging diesen der Charakter des Neuartigen bereits ab, die Blütezeit des „genannt" war vorüber. Wenn somit „genannt" ein eigent- liches Adelzeichen nie gewesen ist, so kann doch nicht in Abrede gestellt werden, daß in vielen Fällen aus seinem Vorkommen bei dem Träger auf die Adelseigenschaft geschlossen werden darf, um so sicherer, je weiter die Zeit zurückliegt, die in Betracht kommt.2) Beinamen. Die Beifügung von unterscheidenden Beinamen verdrängte mitunter den

Familiennamen. So entstanden Bezeichnungen wie Burkhard von Secken-

») Franz Ludw. Baumann, Z. Gesch. d. deutschen Personennamen. AZ NF 7, 1897. *) Franz Schacht, D. Partizip „genannt", „dictus" in Familiennamen, DH 1910, dazu Court von Scheven, DH 1911.

Beinamen. Doppelte Vornamen. 289

dorf 1349 (Looshorn, Geschichte des Bistums Bamberg III, 215) oder Konrad von Seckendorf, Abardar genannt, Landrichter zu Nürnberg 1380. Ferner Johannes Rosenthal dictus de Plesse 1306 (Riedel, Codex dipl. Br. I, 2, 371), Johannes Hildebrand alias dictus Duvel 1404 (ebd. I, 6, 360), Haintz Klemm genannt Kläbsattel 1380 (Reutl. Gesch.-Bl. 1892, S. 41), Henne von Ocken- heim, den man nennt Heiseweck 1403 (Reg. Ruperti Nr. 1471). Eine zu- nächst ohne Zutun des Beteiligten entstandene Namensänderung ist bei dem ersten Rektor der Universität Frankfurt a. O. festzustellen. Dieser, Konrad Koch, wurde nach seiner Heimat Wimpfen als Konrad Vimpina bezeichnet und 1517 ließ er selbst seinen Sohn als Sebastian Heinrich Vimpina in die Matrikel eintragen.

In Gegenden, in denen die Zahl der seit Urzeiten angesiedelten Ge- schlechter eine beschränkte blieb, wurde man dazu gedrängt, die einzelnen Familien durch Beifügung des Wappenbildes oder der Heimstätte auseinander zu halten. So finden wir in Zürich nach dem Wappen: Escher vom Luchs, Escher vom Glas, Keller vom Schlüssel (jetzt Steinbock), Wolken-Keller, Rosen-Meyer und Hirschen-Meyer, oder nach der Zunft: Weggen-Meyer. Nach dem Hause unterschied man dann weiter: Escher im Brunnen, Escher im Wollenhof, v. Muralt im Schwarzen Garten, Pestalozzi in Thalhof, v. Schultheß-Rechberg, Stocker im Brag, Ziegler im Pelikan.

Ähnlich wie die Familiennamen ist auch ein zweiter Vorname zum Teil DoPPel*e vor- ganz unbeabsichtigt hervorgerufen worden. Man bezeichnete Söhne be- kannter Männer gern durch Zufügung von ihres Vaters Namen. Looshorn, Geschichte des Bistums Bamberg 3, 159 gibt eine Liste adliger Knaben, die 1339 Kanoniker von Bamberg wurden; wir nennen daraus:

Eberard, Sohn Eberhards v. Randeck,

Ludwig, Sohn Ludwigs v. Hohenloch,

Albert, Sohn Leupolds v. Wolfstein. Hierdurch mag mancher doppelter Vorname entstanden sein. Nicht selten mögen ferner Erbnamen oder Namen, die in einer bestimmten Familie besonders häufig vorkommen, die Zufügung eines zweiten Vornamens an erster oder zweiter Stelle herbeigeführt haben. Solche Namen sind Otto bei dem Straßburger Geschlecht Friedrich, Eitel bei den Hohenzollern, Heinrich bei den Fürsten von Reuß, Eitel und Bilgeri bei den Hödorff, Blicker bei den Landschaden u. a. m.1)

Zum Entstehen der Doppelvornamen trug ferner der Wunsch, alte Lieblingsnamen der Familie fortzuführen, und die Notwendigkeit, die ver- schiedenen Familienmitglieder im täglichen Leben auseinander zu halten, bei. Auch die Rücksicht auf die Vornamen der Paten war vielfach maßgebend.2)

*) Klemm, Curt, Ü. doppelte deutsche Vornamen, Ztsch. d. Ver. f. Volksku. H. 4, 1897; Ebengreuth, A. Luschin v., Z. Gesch. unserer mehrfachen Vornamen, MAW NF 6, 173; Hackemann, A., in der Dezember-Nummer 1906 der Ztschr. d. allgemeinen deutschen Sprachvereins.

2) Vgl. Karl Heinrichs, Studien ü. d. Namengebung"d. XVI. Jht. = Q. z. Sprach- u. Kulturgesch. d. germanischen Völker. Straßburg 1908.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Oenealogie I. in

290 Berufsbezeichnungen und Personennamen. Haus- und Familiennamen.

Auch dieselben doppelten Vornamen kehren, wie die einfachen, häufig in einer und derselben Familie wieder. Bei der Familie von Einsiedel z.B. begegnen wir häufig den doppelten Vornamen1) „Hans Haubold". Noch vor kurzem hat Alexander Graf von Einsiedel, Leutnant im 1. Garde-Dragoner-Regiment, seinen Erstgeborenen so getauft. Berufsbezeich- Berufsbezeichnungen und Personennamen auseinander zu halten, ist in

Personenn^tn. älteren Archivalien häufig recht schwierig. Eine Zusammenstellung wie z.B. Arnold becker läßt verschiedene Deutungen zu. Arnold kann sowohl Tauf- name als auch der ohne Vornamen gebrauchte Familienname sein. Der Zusatz des bestimmten Artikels gibt kein Kriterium, da das Setzen und Weglassen des Artikels unwillkürlich geschieht. Die Behauptung Büchners (Bevölkerung Frankfurts im 14./1 5. Jahrhundert I, S. 73/74), wirkliche Familien- namen von Berufsnamen gebildet, seien höchst selten, unterliegt den schwersten Bedenken (Reichert, Die deutschen Familiennamen, Breslau 1908, S. 109). Hausnamen und Zugleich mit der Entstehung der Hausnamen kommt in den älteren

Städten der Brauch auf, den Besitzer nach seinem benannten Haus zu nennen; gerade so wie die Adelsgeschlechter nach ihren Rittersitzen heißen und der Bauer vielfach nach seinem Hof benannt wird. Der äußeren Form nach zerfallen diese Namensbildungen in zwei Gruppen. Hier wird die Präposition „von" (bzw. „van") bevorzugt, dort überwiegt „zu", der Besitzer wird als zu dem Haus gehörig bezeichnet, das seinerseits durch den Hausnamen reprä- sentiert wird. Die erste Gruppe ist in Nordwestdeutschland, die andere be- sonders in Oberdeutschland verbreitet. Bezeichnungen wie in Trier 1363 „Katharina in der Montzen; Katrine Londewichs wijff was von dem Spairwer; Mathise, der da waint zu dem Han" bleiben teils auf dieser Stufe stehen, teils bilden sie sich durch längeren Gebrauch schließlich zu Familiennamen aus. Viele dieser Benennungen neigen gleich zu Beginn ihres Erscheinens stark nach dem Familiennamen hin, besonders wenn Patrizier Träger solcher Namen sind. Als Geschlechternamen zeigen diese Namenbildungen auch eine größere Dauer und Festigkeit, wie als einfache Bürgernamen, besonders wenn der dem betreffenden Familiennamen zugrunde liegende Hausname einem Patrizierhaus angehört, das dem Stadtbild Jahrhunderte hindurch un- verändert verbleibt, und dessen Inwohner längere Zeit in der Stadt eine be- deutende Stellung einnehmen. Doch stehen diese Geschlechtsnamen noch lange zum Hause in engerer Beziehung als zur Familie, indem sie sich vielfach nicht vererben, sondern nur dem Familienglied anhaften, welches das Stamm- haus bewohnt; während die anderen Zweige der Familie sich je nach ihren eigenen Häusern neu benennen. Die Vielheit der Namen in einer und der- selben Familie ist besonders augenfällig in der Familie Wiss zu Limpurg, die sich freilich auch durch eine große Zahl von Mitgliedern auszeichnete. In ihr kommen folgende Familiennamen vor, nach denen sich einzelne Spröß- linge meist ohne wirkliche Beifügung des Familiennamens benannten: „zum

*) Hans Haubold v. Einsiedel, Herr auf Syhra u. Hopfgarten, geb. 1570 u. Hans Haubold v. Einsiedel, geb. 1676.

Hofnamen und Familiennamen. 291

Wedel, zum Frommelin, zum Gissübel, zur Landskrone, zum Wissen, zum Wetterhahn, zum Hirschhorn, zum Knobelauch, zum Löwenstein, zum Läm- chen, zu Weißenfels, zum Kranich". Zur Scheidung der einzelnen Linien eines zahlreichen Geschlechtes kam es in Mainz häufig vor, daß die Kinder den Geschlechtsnamen ihrer Mutter als Beinamen annahmen, und besonders dann, wenn die Mutter von vornehmer Herkunft war oder eine bedeutende Mitgift mit einbrachte. Diese Sonderbenennung geschah meist auf Grund eines Hausnamens, zumal wenn die Mitgift auch den Besitz eines bekannten und benannten Hauses in sich schloß. Das bekannteste Beispiel bietet der Name Gutenbergs, der eigentlich „Henne Gensfleisch" hieß, der aber den uns geläufigen Namen nach dem Hause trug, das nach dem Familiennamen seiner Mutter benannt war. Schon früh begegnet uns das Streben, die Präpositionen „von" und „zu" wegzulassen und den Hausnamen selbst als Familiennamen zu übernehmen. Auf dem Lande hat sich der Gebrauch, den Hausnamen auf den Hausbewohner zu übertragen, bei Gasthausnamen bis in die neuere Zeit erhalten, So wird in Roseggers „Adlerwirt von Kirch- brunn" der junge Wirt wiederholt mit dem Namen seines Gasthauses „der schwarze Adler" genannt.1)

Von erheblichem Einfluß auf die Geschichte der Familiennamen sind Hofnamen und auch die Hofnamen gewesen. Mit Vorliebe übernahmen Einzelhöfe den ur- anu ieanau'en- sprünglichen örtlichen Flurnamen als Hofbenennung. Diese Hofbenennungen besitzen eine Lebenskraft und Zähigkeit, an welche die bürgerlichen Hausnamen nicht heranreichen. Sie gleichen darin ganz den Namen der Burgen und Rittersitze. Wie diese dem Geschlecht, das darin haust, den Familien- und Heimatsnamen geben, der von vornherein eine größere Festigkeit besitzt als ähnliche Namenerscheinungen bei den Bürgern, so benennt sich auch der Bauer nach seinem Hof. Geht der Hof an einen andern Besitzer über, so gibt dieser in vielen Gegenden seinen alten Familiennamen auf und benennt sich fortan nach dem Hof. So wird im Lüneburgischen der Hofname un- veränderlich beibehalten und der Bauer danach benannt, während sein eigent- licher Familienname im gemeinen Leben oft ganz unbekannt ist. Ebenso trägt im Oldenburgischen das Haus einen feststehenden Eigennamen, den der Hausbewohner, auch der neue Erwerber, als den seinigen führt. Er ist meist von einem Männernamen abgeleitet. In der Schweiz, in Tirol und West- falen zeigt die Beeinflussung der Familiennamen jedesmal ein ganz verschie- denes Bild. In Westfalen, insbesondere der Gegend von Dortmund und Soest wird insgemein der Hofname direkt als Familienname übernommen, in der typischen Zusammensetzung mit ,,-haus"; so in Dortmund Bernh. Grotehuys 1400, Hilb. Hiddinghus 1361, Dietr. Nederhus 1500, Herrn. Roden- huse 1319, Herrn. Waterhues 1430 und in Soest N. Appelhus 1480, Th. Walthus 1480, Ant. Withus 1500. In Niedersachsen begegnet uns dieselbe

x) Ernst Grone, Die Hausnamen und Hauszeichen, ihre Geschichte, Verbreitung und Einwirkung auf die Bildung der Familien- und Gassennamen, Göttingen 1912, S. 113 ff.

19*

292 Alte Verwandtschaftsbeziehungen.

Namenserscheinung, aber mit ,,-hof" zusammengesetzt, wie Althoff, Aschhoff, Grasshoff, Sandhoff, Müllenhoff, Fehrhoff usw. In der Schweiz und in Tirol sind diese Namenbildungen nicht anzutreffen, dafür überwiegt die Ableitung von Flurbezeichnungen. Diese können direkt übernommen sein oder durch Vermittelung eines Hofnamens, auf den der Flurname vordem übergegangen war. Ein charakteristisches Beispiel dafür findet sich in der Lebensbeschrei- bung des Schweizers Thomas Platter, eines Zeitgenossen Zwingiis und Calvins. „Mein Vater", so heißt es da, „hieß Antoni Platter von dem alten Geschlecht der Platter. Sie haben ihren Namen von einem Haus auf einer breiten Platte, genannt das ,Haus an der Platten', das ist ein Felsen auf einem hohen Berg".1) Ferner heißt Roseggers Vater volkstümlich der „Waldbauer" und sein Hof der „Waldhof", und in Jeremias Gotthelfs Erzählung „Uli der Knecht" wird der Hof des Bodenbauers als Bodenhof bezeichnet. Alte verwandt- Es ist nicht immer und zu allen Zeiten notwendig gewesen, daß die schaftsbezeich- verheiratete Frau nach dem Manne und die unverheiratete nach dem Vater

nungen.

genannt wird; auch die verheiratete konnte den Vatersnamen behalten. So findet sich z. B. Heinrich Felleberg, Anne Thomas Krichinne seine Frau (vgl. unser „geborene"). Es kommt auch vor, daß eine Frau, die sich zum zweiten Male verheiratet, weiter nach ihrem ersten Manne heißt: Mathis gurtelers Frau Jutte wird nach seinem Tode als Frau des Heinrich de Hawils- werde noch Jutte gurtelerinne genannt; die Frau des Heynke clugil heißt Katharina Gysmeisterinne, weil ihr erster Mann gysmeister hieß (vgl. unser „verwitwet gewesene"), Durch solche Willkürlichkeiten läßt sich gelegent- lich erklären, daß bei Mutter und Sohn verschiedene Namen auftreten (Rei- chert, Die deutschen Familiennamen, S. 158). Bemerkenswert ist ferner die auffallende Erscheinung, daß noch im 17. Jahrhundert der Jungfername der Mutter zuzeiten auf eheliche Kinder übergeht. Die sozialgeschichtliche Be- deutung des Schwankens der Familiennamen ist noch vielfach unerforscht. Man kann z. B. beobachten, daß bei einem Familienzweig, der wirtschaftlich und sozial eine Blütezeit erlebt, auch der Familienname verhältnismäßig früh fest wird, während andere minder begünstigte Linien derselben Familie unter den alten Schwankungen noch fortgesetzt zu leiden haben. Diese Vorgänge waren zeitlich und örtlich verschieden. Daß namensgeschichtliche Studien für den praktischen Genealogen von allergrößter Bedeutung sind, lehrt bei- spielsweise die Tatsache, daß noch im 16. Jahrhundert für zweifellose An- gehörige einer und derselben Familie in den verschiedenen Quellen ein halbes Dutzend verschiedene „Familiennamen" in Gebrauch sind, daß also ein Stammbaum, der etwa nur die heute erhaltenen „Familiennamen" berück- sichtigen würde, sich als durchaus lückenhaft herausstellt. (Hashagen WZ 1910, S. 544.)

Bezüglich der Geschichte der Namen sind alte Kulturstätten vor jün- geren ein gutes Stück in der Entwicklung voraus. So ist z. B. der ganze

x) Aus Thomas und Felix Platters Lebensbeschreibung, hrsg. von Otto Fischer in „Erlebnis und Bekenntnis", München 1911, S. 18 u. 288.

Personenbenennung in Skandinavien. Mittelnamen. 293

Zuschnitt des Namenwesens in Basel schon im 13. Jahrhundert so, wie in Breslau erst im 14. Jahrhundert.1)

Die in Skandinavien volkstümliche Art der Personenbenennung, die noch Personen- uralte Züge aufweist (oft Taufname -f Spitzname), und neben der im tag- |SSS5«. liehen Leben die „offiziellen" Namen (früher Taufname -f- des Vaters Tauf- name im Genetiv mit -son oder -dotter, nunmehr Taufname -j- Geschlechts- name) fast nicht zur Geltung kamen, ist von Lundell (S. v. Landsm. LX 1889), Djurklou (Om vedernamn och Känningsnamn, Fornn. Tidskr. IX 1896), Feilberg (Navnestik, Dan. III 1896), Olrik (Falsterske tilnavne fra Idestrup sogn. Dan. V 1898) behandelt. Seit 1828 wurde in Dänemark (schon seit 1771 in Schleswig) laut Gesetz bei der Taufe auch der Geschlechtsname genannt, der Regel nach des Vaters Vornamen mit -sen (aus son). Das gab zu unerträglicher Verwirrung Anlaß; es gibt eine Anzahl von Sorensen, Pe- dersen, Jensen usw. Im Jahre 1898 wurde von der Regierung eine Kom- mission eingesetzt zum Begutachten der Frage, inwiefern die Aufnahme der nicht offiziellen Namen als Geschlechtsnamen zu fördern sei. Das Gutachten der Kommission: Dansk Navnestik. 1899 (von Fr. Nielsen, A. Olrik, J. Steen- strup) gibt ausführlichen Aufschluß über die gegenwärtig und früher in ver- schiedenen Teilen des Reiches obwaltenden Gewohnheiten.2)

Die Amerikaner geben ihren Kindern sogenannte Mittelnamen, die Mitteinamen. weder Vornamen noch Familiennamen sind, die aber dem Gesamtnamen Rundung und Fülle verleihen. Ein Kind mag den Familiennamen der Mutter erhalten, ein anderes den eines geschichtlichen Helden, in welchem Falle meist Vorname und Familienname des Helden dem eigenen Familiennamen des Kindes vorgesetzt werden: etwa Theodore Roosevelt Brown, George Washington Bings u. dergl. Der Vater des Georg von Lengerke Meyer, des amerikanischen Botschafters (früher in Rom), der als Generalpostmeister in Roosevelts Kabinett berufen wurde, hatte einen Geschäftsteilhaber des Namens von Lengerke, und diesen Namen gab er seinem Sohn als Mittelnamen.1) Dabei ergibt sich aber eine Schwierigkeit: Der Mittelname wird meist nur mit dem Anfangsbuchstaben geschrieben und so kommt es, daß der genannte Meyer jun. meistens als Georg von L. Meyer erscheint. Auf diese Weise können die ältesten und stolzesten Namen in amerikanischer Verjüngung nach Europa zurückgelangen; jeder Schmidt kann seinem Sohn ein „von Bismarck" als Mittelnamen geben. Auch dem Hochstaplertum eröffnen sich

J) Herrn. Reichert, D. deutschen Familiennamen nach Breslauer Q. d. 13. u. 14. Jht. Berlin 1908 (= Wort u. Brauch. Volkskundliche Arbeiten, hrsg. v. Giebs u. Hippe, 1. H.).

8) Paul, Grundr. d. germ. Philo!. I2, 1500.

s) Zwei Gebrüder Meyer, Kaufleute in New York, hatten je e. Fräulein v. Lengerke geheiratet. Minister Georg v. Lengerke Meyer schreibt hierüber: „Mein Großvater Georg August Meyer hat sich am 18. Juli 1809 mit Johanne von Lengerke verheiratet; derselbe hat seinem Namen nicht den seiner Ehefrau hinzugefügt, ich aber wurde, wie das hierzulande häufig geschieht, .George von Lengerke' Meyer getauft, um auszu- drücken, von wem ich abstammte, da das der Name meiner Großmutter vor ihrer Verheiratung war."

294 Mittelnamen. Rückbildung von Familiennamen zu Vornamen.

hierdurch neue Möglichkeiten. Hier liegt offenbar eine Lücke im amerikani- schen Naturalisierungsgesetz oder doch in seiner Handhabung vor.

Das Gesetz verlangt, daß adelige Einwohner auf erbliche Titel und ihren Adel verzichten, ehe sie das Bürgerrecht erhalten. Kein naturalisierter Deut- scher kann sich also als Amerikaner Graf oder Baron nennen, wohl aber behält er häufig das Adelsprädikat „von" bei, als ob es wie das holländische „van" nur ein Teil des Familiennamens wäre, nicht schon an sich den Namen adelte. Wüßten die amerikanischen Gerichte oder der Kongreß, daß in solchen Fällen kein völliger Verzicht auf den Adelsstand geleistet wurde, so würden sie vermutlich einschreiten.

Mittelnamen sind auch in England, bei den Skandinaviern und in Ost- friesland gebräuchlich. So findet sich z. B. in „Slaegtstavle over Familien Klem. d. Udgave, Kristiania 1889", S. 61: Sophie Magdalena Lewetzau Scha- falitzky de Muckadd Klem, die sich Schaffa nennt und mit ihrem Vetter Peter Grönbach Klem verheiratet ist. Den Mittelnamen hat sie von ihrer Großmutter Sophie Magdalena (v.) Lewetzau und von deren Mutter Gräfin Schafalitzky de Muckadd, 1749 1786, erhalten. Sehr häufig sind die Mittel- namen in Dänemark z. B. Paludan-Müller, Grove-Rasmussen, Dorph-Petersen ; auf diese Weise sind die meisten dänischen Doppelnamen mit Bindestrich entstanden. Bei Adelserhöhungen und Fideikommissen entstehen adelige Doppelnamen; aber im Gegensatze zu den bürgerlichen Namen wird der neue Name hier angehängt, nicht vorgesetzt, z. B. Bille-Brahe-Selby, wo Bille der ursprüngliche Name ist. Rückbildung von Ein interessantes Gebiet ist die Rückbildung von Familiennamen zu Vor- Famiiiennamen nameni\ In einem großen Teile Norddeutschlands findet sich die Sitte,

zu Vornamen. / »

Familiennamen, auch wenn sie ursprünglich keine Vornamen gewesen sind, Kindern als Rufnamen beizulegen. Diese Sitte findet sich auch in England. In den meisten derartigen Fällen handelt es sich darum, daß ein Sohn den Familiennamen der Mutter als Rufnamen erhält, wenn diese die letzte ihres Geschlechts oder wenigstens ihrer Linie war und dem Sohne ihr väterliches Gut vererbte. Es laufen hier zwei ähnliche Erscheinungen, die namentlich in Westfalen stark hervortreten, nebeneinander her. Der Bauernstand ver- erbt den Hofnamen, wenn die Mutter eine Erbtochter des Hofes ist, in den meisten Fällen auf den Sohn, der eigentlich einen anderen Familiennamen trägt, als Familiennamen; der Adel aber hält den alten Familiennamen bei einer solchen Erbschaft fast stets aufrecht und vererbt den Familiennamen der Mutter als Vornamen auf die Nachkommenschaft. Albert von Haxt- hausen (1370 1383) war mit Jutta von Elmeringhausen vermählt, eine Schwester Alberts heiratete einen Bruder Juttas. Infolge dieser doppelten Verschwägerung beider Familien schlössen sie untereinander einen Erbvertrag, nach dem die Familie, welche die andere überlebte, deren Güter erbte und den Familiennamen der zuerst erloschenen als Vornamen annehmen sollte. Die Emeringhausen starben erst nach 1470 aus, infolgedessen wurde ein Ururenkel

*) W. C. v. Arnswaldt, Familiennamen als Vornamen, FQB 1911, S. 5.

Rückbildung von Familiennamen zu Vornamen. Das Wort „von". 295

Alberts Eimerhaus von Haxthausen (f 1587) genannt, der Vorname Eimerhaus hat sich noch bis in die Jetztzeit bei den Haxthausen erhalten und ist durch Heirat auch vorübergehend in einige andere Familien, in die Haxthausensche Töchter geheiratet haben, übergegangen.

Werner Todrank (1427—1470) starb als Letzter seines Namens und hinterließ nur eine Tochter, Leneke Todrank, die 1479 mit Jürgen Spiegel zu Peckelsheim verheiratet war. Ihr Sohn, der 1520—1522 urkundlich er- wähnt wird, hieß Todrank Spiegel zu Peckelsheim. Aus derselben Familie Spiegel war Hermann Spiegel zum Desenberg um 1435 mit Jutta Edlen von Schöneberg verheiratet. Ihr Sohn Schöneberg Spiegel zum Desen- berg (1454 1472) brachte den Vornamen Schöneberg in die Spiegeische Familie, der sich dort lange Zeit erhalten hat.

Johann Völschow, Ratsherr zu Greifswald 1552, heiratete Anna Ste- ve lin. Deren zweiter Sohn Stevelin Völschow starb als Ratsherr in Stralsund 1591. Nach ihm wurden Mitglieder der Familie Völschow häufiger Stevelin getauft. Der Bürgermeister Thomas Brandenburg in Stralsund (f 1619) heiratete in erster Ehe Gertrud Stevelin, deren Sohn und später auch der Enkel Stevelin Brandenburg genannt wurde.

Eine Erscheinung, die zwar nicht so häufig ist, aber doch Beachtung verdient, ist die, daß Söhne einer Familie ihren eigenen Familiennamen als Vornamen tragen. Kanne Kanne kommt 1371 1430 in Paderborner Ur- kunden, sein Enkel Kanne Kanne 1448 1474 vor; dieser hatte eine Schwester Elisabeth Kanne, die 1467 mit Friedrich Schwartz (von Braunenbruch) verheiratet war und deren Sohn Kanne Schwartz auf From- hausen 1494 1547 lebte. Raven Raven, Hans Ravens Sohn, wurde 1491 und 1496 bei Einbeck belehnt.1).

Für den Adel war es durchaus unmaßgeblich, ob sein Name mit oderDas wort „von' ohne „von" gebildet war. Es gab eine große Anzahl adeliger Geschlechter, die dieses Prädikat, der Bedeutung ihres Namens gemäß, nicht führten, ohne daß deshalb der geringste Zweifel an ihrer adeligen Stellung entstanden wäre. Seit etwa 1350 ward es langsam üblich, daß auch diejenigen Geschlechter, die ein „von" vor ihrem Namen führten, dies wegließen und sich einfach mit ihrem Vornamen und direkt nachgestelltem Nachnamen nannten. Die Ursache hierzu war vermutlich das Aufblühen des Bürgertums und Städte- wesens zu jener Zeit, die Übersiedlung altadeliger Geschlechter in die Städte und Übernahme der städtischen Regierung durch dieselben. Beispiele für ein solches Nichtführen ihres Adelsprädikates bieten z. B. folgende Ge- schlechter, deren Namen sinngemäß das „von" verlangten: Carlowitz, Eichen- dorff, Gersdorff, Miltitz, Nauendorff, Seidewitz, Wolfersdorff, Zeschau und viele andere. Dieser Umstand trug dazu bei, daß der Unterschied zwischen

») Inwiefern das Studium der Familiennamen genauere Einblicke in die Zusammen- setzung der Einwohnerschaft gewährt, haben Karl Friedrich von Strenge u. Ernst Devrient, Thüringische Geschichtsquellen, NF VI (D. Stadtrechte v. Eisenach, Gotha u. Waltershausen, Jena 1909, S. 64 ff.), an den Städten Eisenach u. Gotha gezeigt.

296 Das Wort „von".

dem niederen Adel und dem vornehmen Bürgerstande, dem Patriziate1), eine Zeit lang fast aufgehoben war. Zur Reformationszeit trat eine Reaktion ein. Nach und nach nahmen während der folgenden 200 Jahre nicht nur viele derjenigen Familien, die sich vor 1350 des Prädikates „von" bedient hatten, dieses wieder auf, sondern überhaupt fast alle Familien, die sich zu dem Adel gerechnet wissen wollten, selbst wenn, das Prädikat „von", das doch den Besitz eines Ortes oder die Herkunft von einem Orte ausdrückt, wider- sinnig vor ihrem vielleicht einen bürgerlichen Beruf bezeichnenden Namen war. Die Ursache zu dieser Reaktion lag, abgesehen von der ohne Zweifel vorhandenen Überzeugung des Adels, daß sie zur Selbsterhaltung notwendig sei, noch besonders in der Initiative der Höfe.2)

Heutzutage scheint vielen das Prädikat „von" als die zuverlässige und vollkommene internationale, weil bereits vor den Namen fast aller Nationali- täten, die rumänische, griechische und japanische nicht ausgenommen, zu findende Adelsbezeichnung. Allein diese Anschauung, als beweise das Wört- chen „von" den Adel, ist durchaus irrig. Wie das französische „du" und „de la" und das niederländische „van" äußerst häufig bei rein bürgerlichen Familien vorkommt, so gibt es auch in Deutschland, besonders in den nord- westlichen Gegenden, gegenwärtig nicht weniger als 100000 bürgerliche Familien3) mit dem Wörtchen „von". In Chemnitz gibt es zum Beispiel eine bürgerliche Familie „von der Horst", in Berlin eine adelige gleichen

x) Roth v. Schreckenstein, D. Patriziat in d. deutschen Städten, bes. Reichs- städten. 2. Ausg. Freiburg 1886. Foltz, Beitr. z. Gesch. d. Patriziates in d. deut- schen Städten. Marburg 1899. Rieh. Schröder, Lehrbuch d. deutschen Rechts- gesch. 5. Afl. 1907, S. 654. Nathusius-Neinstedt, H. v., Ritterbürtige Familien unter d. Geschlecht, d. deutschen Städte im MA. Berlin 1889. Wehrmann, Das lübeckische Patriziat, insbes. dessen Entstehung u. Verhältnis z. Adel, HGB 1872, S. 90 bis 135. Ohlendorf, L., D. niedersächsische Patriziat u. sein Ursprung. Hannover 1910. Ernst Hartmann Edler v. Franzenshuld, Über Patrizier, Erbbürger u. Wappengenossen, K. K. Zentral-Komm. 1870, p. X— XVI. Siegmund Keller, Der Adelsstand d. süddeutschen Patriziates. Gierke-Festschrift, S. 741 ff. G. A. v. Mül- verstedt, Ritter an d. Spitze d. Stadträte im 13. Jht., mit besonderer Beziehung auf Halberstadt u. andere Harzstädte. Über d. Begriff v. miles, ZHV 1869. Nederland's Patriciaat. I. Haag 1910.

2) v. Braunsdorff, Ü. d. Nichtgebrauch d. Adelsprädikates seitens d. niederen sächsischen Adels. Dresden 1896.

3) Dieses „von" bei bürgerlichen Familien ist nur Namensbestandteil. Die Ver- treter der Ansicht, daß die Bezeichnungen „von", „auf", „aus", „zu" dies auch bei adeligen Familien oder wenigstens bei denen d. Uradels seien, vgl. insbes. v. Bülow, Über d. Erwerb e. adeligen Familiennamens durch Annahme an Kindesstatt nach dem bürgerlichen Gesetzbuche in der Deutschen Juristenzeitung 1896, S. 132 u. in d. Deut- schen Juristenzeitung 1900, S. 373 v. Bülow, Krückmann u. Opet, Gutachten zum 24. Juristentag, Bd. III, S. 177 ff. stehen u. a. gegenüber von Staudinger, Juristen- zeitung 1898, S. 362. Sohm, Juristenzeitung 1899, S. 8. Bornhak in Schulzen- stein und Keil's Verwaltungsarchiv, Bd. 8, S. 48; der 25. Juristentag hat sich im Jahre 1900 nach sehr eingehender Befürwortung von Gierke, Wilke, Kekule von Stra- donitz u. anderen mit großer Mehrheit dafür entschieden, daß überwiegende Gründe dafür sprechen, bei adeligen Familien auch das einfache „von" heute als bloßes Adels- zeichen zu betrachten.

Familiennamen des Briefadels. Die Adelspartikel im südlichen Europa. 297

Namens. Die Ranglisten der Preußischen und Sächsischen Armee bezeichnen das Adelsprädikat mit „v.", schreiben dagegen bei bürgerlichen Familien das Wort „von" aus, z. B. „von Aspern" (vgl. Genealog. Handbuch bürgerlicher Familien, Band IV, Berlin 1896). Es kommt auch vor, daß das Wort „von" mit dem darauf folgenden Wort zu einem neuen Wort zusammengenommen wird, so bei der bürgerlichen Familie „Vonhof", die sich auch durch die Schreibweise am Ende des Namens von der adeligen Familie „von Hoff" unterscheidet. Dies ist speziell in Bayern Praxis. Bei den Ladinern in Tirol bestand die Sitte, sich des Wörtchens „de" zu bedienen. In der Zeit von ca. 1780 1815 wurden aber die Bewohner Ennebergs usw. durch Zutun der politischen und Gerichtsbehörden bewogen, das „de" oder „von" entweder wegzulassen oder es mit dem Hauptnamen zu einem Worte zusammenzu- ziehen, also z. B. statt de Metz zu schreiben Demetz oder nur Metz.1)

Eine besondere Erwähnung verdient der Brauch, der bei der Erteilung Familiennamen von Briefadel von der Wiener Kanzlei geübt wurde, da ohne Kenntnis dieses Brauches jemand leicht bei dem Bestreben, seine Familiengeschichte aufzu- hellen, auf Irrwege geraten kann. Es war nämlich Praxis, daß, wenn Per- sonen geadelt wurden, ihrem Namen ein Ortsname, ich möchte lieber sagen ein örtlicher Name, angefügt wurde. Und zwar galt die Bestimmung, daß das immer ein erdichteter Ortsname sein mußte. Auf diese Weise sollte einer Verwechslung vorgebeugt werden. Also z. B. wenn ein Müller geadelt wurde und wünschte den Namen Müller von Rosenberg, so ging das nicht, weil es Orte dieses Namens gab; wenn er aber Müller von Rosenstein heißen wollte, so wäre das bewilligt worden, wenn Orte dieses Namens im Reiche nicht existierten. Es war sehr gebräuchlich, solche erdichteten Ortsnamen dem Familiennamen anzuhängen. Diese Idee des erdichteten Herrschafts- und Ortsbegriffes ist freilich in der Praxis der Wiener Kanzlei so weit ge- schwunden, daß man dazu gekommen ist, Namen wie „Kadich Edler von Pferd" zu bilden, weil der Betreffende sich für Pferdezucht interessierte; wenn aber ein Ort „Pferd" zufällig in dem Bereiche der österreichisch- ungarischen Monarchie vorhanden gewesen wäre, so würde man auch diese Namensform vermieden haben.2)

Im südlichen Europa ist zwar die Adelspartikel dieselbe wie im übrigen Die Adeis- Europa: de, di, aber sie kommt hier offiziell beinahe aus dem Gebrauch. ^'J^™^" 1890 bedienten sich, nach dem Gothaischen Hofkalender, von den 70 Pro- vinzialpräfekten in Italien nur 2 des Vorwortes, in Spanien von den 51 Gou- verneurs 5. Was Italien angeht, kann man hier Venedig als Spiegel für das ganze Land annehmen, teils weil hier der Begriff von Adel durch das Gol- dene Buch scharf bestimmt war, teils weil hier die Data hoch hinaufreichen. Die Namen der 12 nobili, die im Jahre 692 den ersten Dogen wählten, waren alle einfach. Wohl führten mehrere von ihnen während der Blüte

!) E. v. Baerle, Das Prädikat ,.von" oder „van" von adeligen und bürgerlichen Familiennamen in Deutschland u. den Niederlanden. DH 1912, S. 224 ff.

3) Mitis, Oskar, Frhr. v., Die diplommäßige Verleihung d. Ortsnamenprädikate an d. niederen Reichsadel im 16. u. 17. Jht., MAW 1910 (Januar).

298 Literatur über deutsche Namenkunde.

Venedigs auch auswärts hohe Titel, Catharina Cornaro war sogar Titular- königin von Zypern. In Venedig blieb aber der Name einfach, wenn die Familie auch noch so angesehen, wenn sie auch mehrmals bis zur Herzogs- würde aufgestiegen war. Und so oder ähnlich war es auch in Genua und in den anderen Republiken und auch bei den Dynastien im mittleren Italien; das de, di kommt wohl vor, aber niemals als Zeichen des Adels, sowohl bei den Medici als bei den Visconti usw. Auch noch heute legen die Nach- kommen, wenn auch hoch in Rang und Ehre, Wert darauf, die einfachen Namen ihrer Vorfahren unverändert zu behalten. Es heißt einfach: Don Gio- vanni Doria Pamphili Landi, Fürst von Molfieto, Don Philippo Orsini, Her- zog von Gravina, Don Giovanni Antonio Colonna, Herzog von Cesaro, ebenso all die höchsten Familien.

In Frankreich finden wir für das Mittelalter dasselbe Verhältnis. Die Namen der alten normannischen Ritter waren alle einfach, aber am Ende des Mittelalters kam das Vorwort mehr und mehr auf, es ward Privilegium des Adels.

In Spanien sind die mittelalterlichen Namen einfach: Maurique, Henrique; auch der Cid, in dem im 12. Jahrhundert das Rittertum seinen Gipfel er- reichte, führte keinen weiteren Namen als Ruy (Rodrigo) Diaz; das hinzu- gefügte de Bivar bedeutet nur seinen Geburtsort, den Flecken dieses Namens. In der Neuzeit findet sich hier, ebenso wie in Frankreich, der Gebrauch, die Adelsqualität der Familien durch ein dem Namen angehängtes, und zwar vorgesetztes Zeichen auszudrücken, und zwar mit demselben Vorwort, dem modernen de, das im Latein sowohl mit ab als mit de korrespondierte. Die Sitte hat sich hier so festgesetzt, daß selbst die Kaiserin Eugenie sich nicht Guzman, sondern „de Guzman" unterschrieb.1) Literatur über Die sehr ausgebreitete Literatur über deutsche Namenkunde findet man

deuts^ndeamen "verzeichnet an folgenden Stellen, die sich gegenseitig ergänzen:

Förstemann, E., Altdeutsches Namenbuch. H. I. Personennamen. 2. Afl. Bonn 1900, Vorwort.

So ein, A., Mittelhochdeutsches Namenbuch. Basel, Hilbing & Lichten- hahn, 1903.

Bahder, H. v., Die deutsche Philologie im Grundriß. Paderborn 1883.

Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem Gebiete der germani- schen Philologie, herausgegeben von der Gesellschaft für deutsche Philologie in Berlin. Dresden und Leipzig. Verlag von Reissner.

Richter, Bibliotheca geographica Germaniae. Literatur der Landes- und Volkskunde des Deutschen Reiches. Leipzig 1896, S. 462 ff.

Unter den Zeitschriften, die einschlagende Arbeiten bringen, ragen hervor:2)

*) Mensinga, Die Adelspartikel im südlichen Europa, VJH 20, 15ff.

9) Aus der übrigen Zeitschriftenliteratur seien noch erwähnt: Steinhausen, Vornamenstudien, in: Zeitschr. f. d. dtsch. Unterricht 1893, S.616ff. Tille, Weibliche Vornamen, ZKu 5, 173ff. Z. Gesch. d. dt. Personennamen in AZ 1897, S. 243ff. Köcher, Die Taufnamen, in: Pfarr-Haus 1891, S. 1 1 3 f f . Zehntbauer, Richard J.,

Literatur über deutsche Namenkunde. 299

Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, herausgegeben von E. Schroeder und G. Roethe.

Zeitschrift für deutsches Altertum, herausgegeben von Haupt. Leipzig 1841 ff.

Zeitschrift für deutsche Philologie, herausgegeben von Höpfner und Zacher. Halle 1869«.

Zeitschrift für deutsche Sprache, herausgegeben von D. Sanders. Hamburg 1887 ff.

Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur von Paul und Braune. Halle 1874ff.

Bericht über die Erscheinungen auf dem Gebiete der germanischen Philologie. Leipzig, Reisland.

österreichische Verwaltungsmaßregeln auf d. Gebiet d. Namenwesens in d. 2. Hälfte d. 18. Jht. MAW V, 253 ff. Witte, Hans, Wendische Zu- u. Familiennamen aus meck- lenburg. Urkunden gesammelt u. mit Unterstützung d. Herrn Prof. Dr. Mucke in Frei- berg (Sachsen) bearbeitet, VMQ 1906. F. Thudichum, D. Vornamen d. deutschen Bürger u. Bauern, Allg. Zeitung 1886, Beil. 10. v. Löher, Dauer u. Wandlungen der deutschen Personennamen, Allg. Zeitung, Beil. 137. 138. Edw. Schröder, D. deut- schen Personennamen. Festrede. Göttingen 1907. O. Schütte u. H. Menges, D. Doppelvornamen, Ztschr. d. Allg. deutschen Sprachvereins, 22. Jg. (1907), März. Grotefend, Handwerksnamen, KGV 1911. Von darstellenden Büchern nenne ich: Heintze, Alb., D. deutschen Familiennamen geschichtlich, geographisch, sprachlich.

3. Afl., hrsg. v. P. Cascorbi. Halle a. S. 1909. A. Bähnisch, D. deutschen Per- sonennamen (=Aus Natur u. Geisteswelt, Leipzig, Nr. 296) 1910. Arnold, Die deutschen Vornamen. Wien 1901. Schnack, Vollständige Slg. v. Vor- u. Taufnamen mit Angabe d. Ursprungs u. d. Bedeutung. Hamburg 1901. Adamek, Die Räthsel unserer deutschen Schülernamen. Wien 1894. Ernst Grone, Die Hausnamen und Hauszeichen u. Verbreitung u. Einwirkung auf d. Bildung d. Familien- u. Gassennamen. Göttingen 1912. Ferdinand Khull, Deutsches Namenbüchlein. Ein Handbuch z. Mehrung d. Verständnisses unserer heimischen Vornamen u. z. Förderung deutscher Namengebung (= Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachver. IV).

4. Afl. Berlin 1909. Drs., Vornamen -Verzeichnis in d. neuen Rechtschreibung, im Auftrage d. Allgem. deutschen Sprachver. zusammengestellt, Berlin 1910. Dieses Vor- namen-Verzeichnis wurde nach Vorlage durch d. Gesamtvorstand d. Allgem. deutschen Sprachver. zunächst v. Preuß. Ministerium des Innern, sodann v. sämtlichen deutschen Staatsregierungen als Wegweiser u. Grundlage f. d. Matrikelführer angenommen u. d. Standesämtern z. Darnachachtung empfohlen. Beachtlich sind die Zusammenstellungen von Namenzusammenstellungen für einzelne Orte. Diesbezüglich seien folgende bei- spielsweise genannt: Hoffmann von Fallersleben: Braunschweigisches Namens- buch. Braunschweig. Hannoversches Namensbuch. Hannover 1852. Casseler Namensbuch. Cassel 1863. Breslauer Namensbuch. Leipzig 1843. Kleemann, L., Die Quedlinburgischen Familiennamen. Quedlinburg 1891. E. Koch, Saalfelder Familiennamen. Saalfeld 1877. 78. Vgl. auch oben S. 36 ff. Ü. d. Niederlande vgl. Winkler, J., De nederlandsche geslachtsnamen in oorsprong, geschiedenis en be- teekenis. Haarlem 1885; Bloys von Treslong Prins, P. C, Over namen, naams- verandering enz. in Nederlandsch-Indie, NL 1912. Ü.dänische Namenku. vgl.: O.Nielsen, Olddanske Personnavne, Kopenhagen 1883. Joh. Steenstrup, De danske Stednavne, Kopenhagen 1908; drs., Dansk Navnestik, Kopenhagen 1910. Über norwegische Na- menkunde O. Rygh, Gamle Personnavne i norske Stednavne, Christiania 1901.

300 Sprachliche Schwierigkeiten.

Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine, herausgegeben von P. Bai Heu. Berlin.1)

Zahlreiche Beiträge zur Namenkunde sind auch in den Veröffentlichungen der Altertumsvereine enthalten.2) sprachliche Hier soll noch, im Anschluß an Lorenz, Lehrbuch der gesamten wissen-

Schwierigkeiten- schaftlichen Genealogie, S. 180ff., auf einige sprachliche Schwierigkeiten hin- gewiesen werden, die sich dem Genealogen bei der Aufstellung seiner Stammtafeln besonders häufig ergeben.3)

1. Die Geistlichen führen nicht nur in den Klöstern lediglich einen Vornamen, der oftmals beim Eintritt in den geistlichen Stand erst angenom- men worden ist. Weltgeistliche führten auch im Mittelalter zuweilen einen Familiennamen, aber der hohe Klerus bediente sich in der neuesten Zeit offiziell lediglich des geistlichen Vornamens.

2. Der Mangel an Interpunktion in Urkunden führt leicht zu dem Irr- tum, daß zwei oder drei Namen als einer Person zugehörig betrachtet werden. Doppelte Vornamen sind aber in Deutschland bis zum 13. Jahr- hundert sehr selten, etwas häufiger schon im 13. Jahrhundert, so begegnet in Mühlhausen in Thüringen 1220 Heinrich Bote von Frauenstein, 1286 Hermann Wolf von Hagen, 1296 Berthold Gulo von Eckardsberge. Nach dem deutschen Norden verbreitet sich der Gebrauch zweier Vornamen nur ganz allmählich. So liefert uns das Verzeichnis der pommerschen Stände,

*) Vgl. z. B. 51. Jg. Nr. 8: Wäschke, H., Orts-, Flur- u. Personennamenforschung.

2) Vgl. oben S.Qu. 10. Schwerdfeger, Jos., Die historischen Vereine Wiens 1848 bis 1908. Wien 1908 (Festschrift zum 60jährigen Kaiserjubiläum). R. de Lasteyrie et F. Lefevre-Pontalis, Bibliographie des travaux historiques et archeologiques pu- blies par les societes savantes de la France. T. 1 3. Paris, seit 1888.

3) Über latinisierte, beziehentlich gräzisierte Namen vgl. Körner, DH 1900, S. 31ff., und Sembritzki, ebenda 1901, S. 120f. Körner, Polonisierte Familien- namen, DH 1905, S. 71; 1906, S. 88; 1909, S. 145. Über Pseudonyme gibt es folgende Orientierungsmittel: Zirka 3000 häufiger vorkommende Pseudonyme vor- nehmlich deutscher und österreichischer Schriftsteller, in: Wer ist's? Unsere Zeit- genossen. Zeitgenossenlex. II 1906, S. 84 ff., seitdem wiederholt in neuer Auflage er- schienen.— Holzmann, M., u. H.Bohatta, Deutsches Pseudonymenlex. Wien 1906. Rassmann, F., Kurzgefaßtes Lex. deutscher pseudonymer Schriftsteller, hrsg. mit Vor- rede v. J. W. S. Lindner. Leipzig 1830. Sintenis, F., Die Pseudonyme der neueren deutschen Literatur. Hamburg 1899. We Her, Lex. pseudonymorum. Wörterb. d. Pseudo- nymen aller Zeiten u. Völker. 2. Afl. Regensburg 1886. Über Anonyme vgl. M. Holz- mann u. H. Bohatta, Deutsches Anonymen-Lex. Weimar 1909. Barbier, Diction- naire des ouvrages anonymes. 3. ed. Paris 1882 (sogenannte edition Daffis). Querard, Fcrivains Pseudonymes et autres mystificateurs de la litterature francaise pendant les quatres derniers siecles restitues ä leurs veritables noms. Paris 1854 56. Neue Aus- gabe von Brunet und Jannet. Paris 1869 ff. E. Co 11 in, Anonymer og Pseudonymer i den danske, norske og islandske Litteratur. Kopenhagen 1869. Halkett und Laing, a Dictionary of the Anonymous and Pseudonymous Literature of Great Britain. 4 Bände 1882—88. Melzi, Dizionario di opere anonime ed pseudonime di scrittori italiani, 3 Bde. Milano 1848 59. Passano, Dizionario di opere anonime et pseudonime. Ancona 1887. Placcius, De scriptis et scriptoribus anonymis atque pseudonymis syntagma. Hamburg 1674. Drs., Theatrum Anonymorum et Pseudonymorum. Hamburg 1708.

Sprachliche Schwierigkeiten. 301

die im Jahre 1500 dem Kurfürsten Joachim von Brandenburg und seinem Hause die Erbfolge sicherten, auch nicht ein einziges Beispiel. Aus Sachsen finden wir die neue Sitte beim Adel befolgt in folgenden Namen: um 1500 Hans Sigmund von Feilitzsch, 1510 Hans Georg von Reitzenstein und Thomas Otto von Schönberg, 1517 Georg Friedrich und Hans Heinrich von Krockow, 1519 Josef Levin Metzsch, Meissnischer Rat, später Pastor in Milau.1)

3. In den älteren Urkunden werden die Taufnamen, selbst die der höchsten Personen, meist nur als Sigle verzeichnet. Auch die Zeugen wer- den nur nach ihrem Standescharakter unter bloßer Anführung eines Anfangs- buchstabens als Bezeichnung für den Namen mitgeteilt. Hierüber kann nur die Spezialdiplomatik und die aus sonstigen Quellen und Schriftstellern zu schöpfende Familiengeschichte Aufschlüsse geben.2)

4. Das immer wiederholte gleichmäßige Vorkommen desselben Vornamens in vielen Familien hat sehr viele Irrtümer in den Genealogien veranlaßt, die nur durch die größte Sorgfalt vermieden werden können. Es genügt, auf die Namen Berthold bei den Zähringern, Hermann bei den älteren Badensern und Heinrich bei den Reußen hinzuweisen.

5. Schwankende Schreibart der Tauf- und Familiennamen, Anwendung von Abkürzungen und zahlreiche Koseformen machen die genealogische Über- lieferung oft so schwierig, daß sich Gatterer veranlaßt gesehen hat, ein „Alphabetisches Verzeichnis von gekürzten oder auf andere Weise entstellten und unkenntlichen Taufnamen" zusammenzustellen. Dasselbe genügt den heu- tigen Anforderungen und dem jetzt vorliegenden Quellenmateriale nicht mehr.

Der Vorname war schon im Mittelalter nicht immer der des Taufpaten.3) In manchen Familien waren, wie noch jetzt, einzelne Vornamen vorzugsweise beliebt und kamen daher immer wieder vor. Dies war jedoch im Mittelalter mehr als heutzutage der Fall. Damals konnte in amtlichen Schriften ein Mann bloß mit seinem Vornamen genannt werden. So erscheint in Frank- furt a. M. bei den Knoblauchs in vier Generationen nacheinander der Vor- name Jakob, bei denen von Schwarzenberg in sieben Generationen Walther, bei denen von Rückingen in vier Generationen Claus, bei den Stalburgern in sechs Generationen nacheinander ebenderselbe Vorname, bei denen vom Rhein in ebensovielen Heinrich, bei den Neuhaus in sechs Generationen Ul- rich, bei den Frosch in ebensovielen Wicker, bei den Orths endlich in sechs Generationen Philipp.

Nicht selten kommt es vor, daß zwei Geschwister einen und denselben

*) Klemm, DH 26, 1895, S. 106ff., 111 ff.

2) Z. Gesch. d. Familiennamen bieten d. Urkundenb. insbes. d. städtischen u. d. Traditionsbücher, hervorragendes Material. Sehr beachtenswert ü. d. Entwicklung der Namen ist Arnold, Gesch. d. deutschen Freistädte II, S. 197 ff., u. über die zeitliche Folge d. Vorkommens d. Namen Hoeniger, Kölner Schreinsurkunden d. 12. Jhts. I, 21 = Publikationen d. Gsft. f. Rheinische Geschichtsku. I, 1884.

3) Das Folgende nach Kriegk, Deutsches Bürgertum im Mittelalter, N. F. Frank- furt a. M. 1871. Hierin: „Die Vornamen und Zunamen", S. 199ff.

302 Sprachliche Schwierigkeiten.

Vornamen erhielten, und zwar gab man einem Sohne nicht bloß den Vor- namen eines bereits gestorbenen Bruders, sondern auch den eines noch leben- den. Man unterschied solche Geschwister durch Zusätze, wie der alte und der junge, der erste und der andere voneinander. So kommen z. B. in der Familie der Herren von Kronberg um 1400 zwei Brüder Hartmuth vor. An- dere Beispiele, aus der Frankfurter Patriziergeschichte entnommen, sind fol- gende: Der Stadtschultheiß Sifried zum Paradies hatte einen gleichnamigen jüngeren Bruder, der fast ebensolange lebte als er; Jakob Knoblauch, der Freund der Kaiser Ludwig IV. und Karl IV., hatte unter seinen Söhnen zwei, die wie er Jakob hießen, und beide ihn um mehrere Jahrzehnte überlebten; in der Familie Schwarzenberg kommen im 15. Jahrhundert zwei Brüder Walther vor; in der Familie Rorbach gab es 1471 zwei Schwestern, die Anna die Erste und Anna die Andere hießen; sogar noch im 18. Jahrhundert hießen drei Brüder Orth, welche die letzten Sprößlinge dieser Familie und alle drei Rechtsgelehrte waren, Johann Philipp.

Der im deutschen Mittelalter bei Leuten aller Stände am häufigsten vor- kommende Vorname war Johann. Bei ihm war deshalb auch oft die Hinzu- fügung eines Vorworts üblich, nicht bloß um Brüder, sondern auch um Nichtverwandte, die diesen Namen trugen, voneinander zu unterscheiden. Man bediente sich hierzu meistens der vorgesetzten Wörter „groß" und „klein", und aus diesem Gebrauche sind dann die Familiennamen Groß- johann, Großhenne und Kleinhenne entstanden.

Die Vornamen hatten im Mittelalter eine größere Wichtigkeit als heut- zutage, weil es damals in den Städten ebenso wie noch unlängst in vielen Dörfern üblich war, daß die Leute einander nicht mit den Familien-, son- dern mit den Vornamen anredeten, ja sogar, wenn sie vor einer dritten Per- son jemand erwähnten, sich des letzteren bedienten. Beides war nicht bloß in den unteren und mittleren, sondern auch in den höheren Ständen ge- bräuchlich. Sogar in amtlichen Schriften und in den Korrespondenzen städtischer Regierungsbehörden findet sich diese Sitte. In den Frankfurter Bürgerbüchern des 14. Jahrhunderts z. B. werden die regierenden Bürger- meister zuerst bloß mit ihren Vornamen angeführt. Noch im 16. Jahrhundert findet sich in den Frankfurter Ratsprotokollen der Syndikus Doktor Adolf Knoblauch stets nur als Doktor Adolf angeführt. In seinen Briefen redete der Frankfurter Rat bis zum Schlüsse des Mittelalters die Adressaten, wenn diese nicht etwa Fürsten, Grafen oder Edelleute waren, stets mit ihrem Tauf- namen und dem vorgesetzten Worte „Lieber" an. Noch auffallender zeigt sich die damalige Bedeutung des Vornamens darin, daß man auch die alpha- betischen Namensverzeichnisse, die zum Nachschlagen amtlicher Bücher an- gefertigt wurden, nicht nach den Familiennamen, sondern nach den Vor- namen (natürlich mit Beifügung von jenen) machte. In den alphabetischen Registern der Frankfurter Beedbücher von 1600 1608 sind die Leute nach ihren Vornamen eingetragen. Ja noch im 18. Jahrhundert findet sich alpha- betische Anordnung nach den Vornamen in amtlichen Büchern, z. B. in den Stettiner Kirchenbüchern.

Sprachliche Schwierigkeiten. 303

Die Verwandtschaftsverhältnisse der einzelnen waren den Menschen des Mittelalters bei ihrem beschränkten Gesichtskreise so bekannt, daß sie mit- unter einen Mann, der keinen Familiennamen hatte, nicht etwa durch An- führung einer individuellen Eigentümlichkeit bezeichneten, sondern durch Angabe seiner Verwandtschaft mit irgend einer anderen Person. So nennt z. B. in einer Urkunde von 1318 sogar der Reichs- und Stadtschultheiß zu Frankfurt die beiden Verkäufer bloß „Harplo genannt der Reynhern Eidam und Hedwig seine Gattin". Es gab aber damals und selbst noch über hun- dert Jahre später gar manche Leute, die keinen Familiennamen hatten, son- dern bloß ihren Taufnamen führten. Sogar in einem Frankfurter Ratsprotokoll von 1453 kommt inbetreff zweier Männer, die städtische Söldner zu werden wünschten, der so abgefaßte Beschluß vor: „den czweien knechten, die nit namens han, den dienst abeslagen".

Selbst Brüder kommen mit verschiedenen Zunamen vor, weil jeder von ihnen sich nach seinem Wohnhause benannte. Manche behielten, sogar nach- dem sie ihr Haus verkauft hatten, den Namen desselben bei, während auch der neue Besitzer sich nach diesem benannte.

Noch ist zu bemerken, daß die Feststellung des Wortbegriffes und der Herleitung vieler mittelalterlicher Namen durch den Umstand erschwert wird, daß, weil man damals nicht so viel wie jetzt schrieb, die Form eines Na- mens im Munde der Menschen sich leicht umwandelte. Am Schluß des 14. Jahrhunderts befand sich unter den weltlichen Richtern in Frankfurt einer, dessen Name in folgenden drei Formen vorkommt: Krauesel, Krauweyse, Krauisen. Ferner ist im Beedbuch von 1495 ein Schreiner mit dem Namen Hans von Castel eingetragen, in denen der nächsten zwei Jahre aber heißt er Hans im Casten. Der Frankfurter Gastwirt, bei dem Luther 1521 ein- gekehrt war, führte die beiden Namen Wolf Parentes und Johann Bronner, und in zwei vorhandenen Briefen desselben ist der eine mit Johann Bronner, der andere mit Johann Bronnel unterschrieben, welche doppelte Schreibung Sprachkennern leicht erklärlich ist. Noch sei erwähnt, daß ein im Beginn des 15. Jahrhunderts oft genannter Kustos des Bartholomäus-Stiftes, der jahre- lang mit dem Rat in erbittertstem Streite lag, bald Clas Gerstung (wie er eigentlich hieß), bald Clas Gerstenesel heißt. Die letztere Benennung be- ruhte offenbar nicht auf Mißverständnis, sondern auf Haß und auf der am Ende des Mittelalters herrschenden Neigung zum Spotte.

Wie häufig bei Nachforschungen sprachgeschichtlicher Art, so ist ganz besonders bei der Namenforschung, wie schon kurz bemerkt wurde, auf die Verschiedenheiten der Dialekte ein sorgsames Studium zu verwenden.1) Wenn festgestellt ist, wo die Heimat der Familie lag und wie die ursprüngliche Ge- stalt ihres Namens beschaffen gewesen ist, wird man sich die Frage vorzu-

J) Schröder, Edw., MIÖG 16, 20. Zeitschrift f. deutsche Mundarten. Im Auf- trage des Vorstandes des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins hrsg. v. Otto Heilig und Philipp Lenz. Berlin, Verlag des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins (F_ Berggold 1907 ff.).

Deutschland.

304 Dialektwörterbücher: Deutschland.

legen haben, welchem Dialekte die Namengebung zuzuweisen ist. Dann wird sich an der Hand des einschlagenden Dialektwörterbuches und unter genauer Beachtung der Gesetze der Lautverschiebung die ursprüngliche Bedeutung des Namens mit mehr oder weniger großer Sicherheit feststellen lassen. Wie notwendig das Studium der Dialekte für den Familienforscher ist, möge fol- gendes Beispiel andeuten: Ein eingewanderter Kolberger Schulrektor bemerkte zu den Worten: „Henrik van dages decanus" einer Urkunde, eine Familie van Dages könne er nicht nachweisen. Er wußte nicht, daß „van (wan) dages" im Niederdeutschen soviel bedeutet wie „weiland" oder „vor Zeiten".1) Die Dialektwörterbücher gehören also zu dem notwendigsten Handwerks- zeug des Familienforschers. Deshalb folgt hier eine Zusammenstellung der einschlagenden Literatur.

Dialektwörterbücher.

I. Deutschland.

Dialektwörter. Mentz, Ferd., Dialektwörterbücher und ihre Bedeutung für den

Historiker, DGB 5.

Mentz hat auch ein möglichst vollständiges Verzeichnis der Literatur über die deutschen Mundarten („Bibliographie der deutschen Mundartenforschung") 1892 als 2. Band der von Otto Bremer herausgegeb. „Sammlung kurzer Grammatiken deutscher Mundarten" (Leipzig, Breitkopf & Härtel) erscheinen lassen und in der Zeitschrift „Deutsche Mundarten" (Wien, Fromme) fortgesetzt. Vgl. auch Diefenbach, Lor., u. Wülcker, Ernst, Hoch- und niederdeutsches Wörterbuch der mittleren u. neueren Zeit. Zur Ergänzung der vorhandenen Wörterbücher, insbesondere des der Gebr. Grimm. Basel 1885.

Hochdeutsches Gebiet. (Ober- und mitteldeutsche Mundarten.)

Über hochdeutsche Lexika sei auf Dahlmann-Waitz-Herre, Quellenkunde der deutschen Geschichte, Leipzig 1912, Nr. 267 ff., verwiesen. Hier nenne ich nur die beiden großen epochemachenden Werke: Mittelhochdeutsches Wörterb. Mit Benutzung des Nachlasses v. Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet v. Wilhelm Müller. I 1854. II u. III v. Wilh. Müller u. Frdr. Zarncke. II 1863. III 1866. Leipzig. Math. Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Zugleich als Suppl. u. alpha- betischer Index zum mittelhochdeutschen Wörterb. v. Benecke-Müller-Zarncke. Leipzig 1872—78.

Schweiz. Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch d. Schweizer-Deutschen Sprache. Gesammelt auf Veranstaltung d. Antiquarischen Gsft. in Zürich unter Beihilfe aus allen Kreisen d. Schweizervolkes. Frauenfeld 1882 ff.

Dieses umfangreichste aller bis jetzt vorhandenen mundartlichen Wörterbücher umfaßt das Gebiet der deutschen Schweiz und ihre Kolonien im Süden des Kantons Wallis. Außer der gegenwärtigen schweizerischen Volkssprache ist auch die ältere schweizerdeutsche Literatur berücksichtigt. Das Werk sammelt u. a. auch solche Eigen- namen, deren appellative Natur noch deutlich erkennbar ist, sowie die Kose- oder Kurzformen der Personennamen.

Stalder, Frz. Jos., Versuch eines Schweizerischen Idiotikon mit etymologischen Bemerkungen untermischt. Samt Skizze e. schweizerischen Dialektologie. I, II (Basel und Aarau 1806; Aarau 1812). Hunziker, J., Aargauer Wörterb. in d. Lautform d.

*) Jahrbuch d. Ver. f. niederdeutsche Sprachforschung XIII, 1887, S. 35.

Dialektwörterbücher: Deutschland. Hochdeutsches Gebiet. 305

Leerauer Mundart. Im Auftrage der Kantonalkonferenz verfaßt. Aarau 1877. Tob- ler, Titus, Appenzellischer Sprachschatz. Eine Slg. appenzellischer Wörter, Redens- arten, nebst analogischer, historischer u. etymologischer Bearbeitung einer Menge v. Landeswörtern. Zürich 1837. Schmidt, Sam., Idioticon Bernense. Mitgeteilt von Titus Tobler. Nürnberg 1857. Erschien zuerst in der Zeitschrift „Die deutschen Mund- arten", Bd. II— IV. Bühler, V., Davos in seinem Walser Dialekt I. Lexikographischer Teil. Heidelberg, Selbstverlag, Aarau 1870. B. Brandstetter, D. Luzern. Kanzlei- sprache 1250—1600, Geschichtsfreund XLVII, 227. Ad. So ein, Wie man zu Basel vor 600 Jahren geredet hat. Allgemeine Schweizer-Zeitung 1893, 290—300.

Elsaß-Lothringen. Martin, E., u. Lienhart, H., Wörterb. d. elsässischen Mundarten. Im Auftrage der Landesverwaltung von Elsaß-Lothringen. Straßburg 1897 ff. Scherzius, Johannes Georgius, Glossarium Germanicum medii aevi potissimum dialecti Suevicae, ed. Jer. Jac. Oberlinus. Argentorati 1781, 1784. Fleißige Benutzung der damaligen Straßburger Handschriften.

Schmidt, Charles, Histor. Wörterb. d. elsässischen Mundart mit bes. Berück- sichtigung d. früh-neuhochdeutschen Periode. Aus d. Nachlaß. Straßburg 1901.

Trotz großer Lücken und trotzdem, daß der Verf. kein geschulter Germanist war, ist das Werk für jeden, der sich mit älteren elsässischen Texten beschäftigt, un- entbehrlich.

Schmidt, Charles, Wörterb. d. Straßburger Mundart. Aus d. Nachlaß. Straß- burg 1896.

Mit reichlicher Zuziehung älterer Schriftsteller und Urkunden. Ergänzungen zu Schmidts Wörterbuch bei Ed. Halter, Die Alemannische Mundart Hagenau- Straßburg (Straßburg 1901, Wörterverzeichnis, S. 135 197). Vgl. auch das Glossar zu den Straßburger Chroniken von C. Schröder (Die Chroniken d. deutschen Städte IX, S. 1079—1134).

Henry, Victor, Le dialecte alaman de Colmar (Haute-Alsace) en 1870. Gram- maire et Lexique. (Universite de Paris. Bibliotheque de la Faculte des lettres XI.) (Paris 1900.)

M.F. Follmann, Wörterbuch der deutsch-lothringischen Mundarten. Leipzig 1 909.

Baden. Heilig, Otto, Beitr. zu e. Wörterb. d. ostfränkischen Mundarten des Taubergrundes. Progr. d. Großherzl. Bad. Realsch. zu Heidelberg (Leipzig 1894). Lenz, Der Handschuhsheimer Dialekt, I. Wörterverzeichnis (Progr.- Beilage Konstanz 1887). Nachtrag in Progr.- Beil. v. Heidelberg (Darmstadt 1892).

Württemberg. Fischer, Herrn., Schwäbisches Wörterb. Auf Grund der v. Adalbert v. Keller begonnenen Sign. u. mit Unterstützung d. Württembergisch. Staates bearbeitet. Tübingen. Seit 1901.

Das Wörterbuch umfaßt das Königreich Württemberg, die Hohenzollerischen Fürstentümer und Teile von Baden, Bayern und Tirol und verzeichnet neben der heu- tigen Mundart dieser Gegenden auch die ältere Sprache vom 13. Jahrh. an. Diejenigen Mitlaute, die in der Mundart zusammenfallen, z. B. anlautendes b und p, werden zu- sammen behandelt: die mundartliche Form hochdeutsch mit p beginnender Wörter ist unter b zu suchen.

Schmid, Joh. Chrph. v., Schwäbisches Wörterbuch, mit etymologischen und historischen Anmerkungen. 2. Ausg. Stuttgart 1844.

Berücksichtigt auch die ältere Mundart.

Birlinger, Anton, Schwäbisch-Augsburgisches Wörterb. München 1864.

Hier hauptsächlich älteres Material zum Sprachschatz derjenigen schwäbischen Lande, die jetzt unter bayer. Krone stehen oder des alten Augsburger Bistumgebietes.

Für Augsburg ist auch zu vergleichen das Glossar zu den Augsburger Chroniken von Math. Lexer (Die Chroniken der deutschen Städte IV, 357—400; V, 441—488) und Fr. Roth (Bd. XXII, 530—549; XXIII, 471-513; XXV, 410—442).

Bayern. Schmeller, J. Andr., Bayerisches Wörterb., Slg. v. Wörtern u. Aus- drücken, die in d. lebenden Mundarten sowohl als in d. älteren u. ältesten Provinzial- literatur des Kgr. Bayern, bes. snr. älteren Lande, vorkommen u. in d. heutigen allge-

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. 20

306 Dialektwörterbücher: Deutschland. Hochdeutsches Gebiet.

mein-deutschen Schriftsprache entweder gar nicht oder nicht in denselben Bedeutungen üblich sind, mit urkundlichen Belegen. Stuttgart u. Tübingen 1827 37. 2. Aufl., be- arbeitet von G. Karl Frommann. München 1872 77. Vgl. F. Keinz, Ergänzungen z. Bayerischen Wörterb., bes. aus der Gegend v. Passau. Sitzungsber. der Akademie. München 1887. Die Akademien der Wissenschaften in Wien und München haben den Plan gefaßt, Schmellers Werk bedeutend zu erweitern u. als österreichisch-bayrisches, also bajuvarisches Wörterbuch herauszugeben; die Oberleitung der Neuredaktion er- hielt Prof. Dr. Lassiak an der Prager Universität. Vgl. über den Plan Georg Queri in der Wochenschrift „März" vom 12. Dzbr. 1911 (V. Jg., H. 50), S. 441—443.

Rockinger, Ludw., Wörterb. zu d. Urkundenwerke „Die altbaierischen land- ständischen Freibriefe mit den Landesfreiheitserklärungen". München 1853.

Wichtig für die juristisch-technische Ausdrucksweise des Mittelalters.

Stocker, P. Bernh., Erklär, altdeutscher Wörter vom 12. 17. Jahrh. Donau- wörth 1798.

Westenrieder, Laur. de, Glossarium Germ.-Lat. vocum obsolet, primi et medii aevi, in primis Bavaricarum. Monachii 1816.

Ferner kommen für Bayern in Betracht die Glossare zu den Chroniken v. Nürn- berg (von Math. Lexer in: Chroniken d. deutschen Städte I, 477 501; II, 535 574; HI, 417—442; IV, 821—859), Regensburg, Landshut, Mühldorf, München (von Albr. Wagner, ebd., XV, 584—607).

Pfalz. Autenrieth, Pfälzisches Idiotikon. Ein Versuch. Zweibrücken, Lehmann, 1899. Ein Wörterbuch der pfälzischen Mundarten stellt Prof. Dr. Küffner in Ludwigs- wigshafen a. Rh. zusammen.

Österreich. Höfer, M., Etymologisches Wörterb. d. in Oberdeutschland, vor- züglich aber in Österreich üblichen Mundart. I— III Linz 1875. Mareta, H., Probe e. Wörterb. d. österreichischen Volkssprache mit Berücksichtigung d. älteren deutschen Mundarten. Progr. d. Schottengymn. in Wien (1861, 1865). Scheuchenstuel, C. v., Idiotikon d. österreichischen Berg- u. Hüttensprache. Wien 1856.

Tirol. Schöpf, J. B., Tirolisches Idiotikon. Nach dessen Tod vollendet von Anton J. Hofer. Hrsg. auf Veranl. u. durch Unterstützung d. Ferdinandeums. Inns- bruck 1866. Hierzu kommt d. Glossar v. Jos. Egger in: Die tirolischen Weistümer, im Auftr. d. Kais. Ak. d. Wiss. hrsg. von Ignaz V. Zingerle u. K. Theodor von Inama-Sternegg, Bd. 4. Wien 1888.

Salzburg. Ein Salzburgisches Idiotikon von K. E. Frhr. v. Moll findet sich in L. Hübners Beschr. des Erzstiftes u. Reichsfürstenthums Salzburg III (Salzburg 1796), S. 955—984. Hierzu kommt d. Glossar zu: D. Salzburgischen Taidinge (österr. Weis- tümer I). Im Auftrage d. K. Akad. d. Wiss. hrsg. v. Hnrch. Siegel u. Karl Toma- sch ek (Wien 1870).

Niederösterreich. Castelli, J. F., Wörterb. d. Mundart in Österreich unter der Enns. Wien 1847.

Eine Sammlung der Wörter, Ausdrücke und Redensarten, die, von der hoch- deutschen Sprache abweichend, dem niederösterreichischen Dialekte eigentümlich sind, samt beigefügter Erklärung und so viel möglich auch ihrer Abstammung u. Verwandt- schaft, beigegeben sind grammatische u. dialektologische Bemerkungen über diese Mundart überhaupt.

Kärnten. Lexer, M., Kärntisches Wörterb. Leipzig 1862. Dazu d. Glossar v. Ant. Schönbach zu: Steirische u. kärnthische Taidinge, im Auftrage d. K. Ak. d. Wiss. hrsg. v. Ferd. Bischoff und Ant. Schönbach (Österr. Weist. VI, Wien 1881). Steiermark. Unger, Theod., Steirischer Wortschatz, als Ergänzung zu Schmel- lers bayerischem Wörterb. gesammelt, für den Druck bearb. u. hrsg. v. Ferd. K hüll. Graz 1903.

Mit reicher Benutzung auch der älteren Literatur u. bes. der handschriftl. Materialien des Steiermark. Landesarchivs.

Über deutsche Sprachinseln im italienischen Sprachgebiet handeln:

Dialektwörterbücher: Deutschland. Hochdeutsches Gebiet. 307

Schmeller, Joh. Andr., Sogenanntes Cimbrisches Wörterb., d. i. deutsches Idio- tikon der VII. u. XIII communi in d. venetianischen Alpen. Mit Einleitung u. Zusätzen im Auftrage der Kais. Ak. d. Wiss. hrsg. v. J. Bergmann. Wien 1855 u. Zingerle, Ignaz V., Lusernisches Wörterb. Innsbruck 1869.

Qottschee. Schröer, Karl Julius, Wörterb. d. Mundart von Gottschee (aus dem Oktoberhefte d. Jg. 1868 u. d. Maihefte d. Jg. 1870 der Sitzungsber. d. philos.- hist. Kl. der Kais. Ak. d. Wiss. bes. abgedruckt. Wien 1879.

Ungarn. Schröer, Karl Julius, Beitrag zu e. Wörterb. d. deutschen Mund- arten d. ungrischen Berglandes. Sitzungsber. der Kais. Ak. d. Wiss. in Wien 25, 1857, S. 213—272; 27, 1858, S. 174—218; auch bes. ersch. Wien 1858; Nachtrag dazu ebd. 31, 1859, S. 245—292, u. bes. ersch. Wien 1859.

Siebenbürgen. Siebenbürgisch- sächsisches Wörterbuch, mit Benutzung der Sammlungen Joh. Wolffs hrsg. v. Ausschuß d. Ver. f. siebenb. Landesku., bearbeitet v. A. Schullerus. Straßburg 1908ff. Keintzel, Gg., Nösner Idiotismen. Festgabe d. Stadt Bistritz 1897, S. 45— 80. Kisch, Gust., Nösner Wörter u. Wendungen. Ein Beitrag zum siebenbürgisch-sächsischen Wörterb. Progr. des ev. Obergymn. Bistritz 1909; drs., Vergleich. Wörterb. d. Nösner u. moselfränk.-luxemb. Mundart (F. Z.Volks- kunde in Siebenbürgen, H. 1). Hermannstadt 1906. Kramer, Frdr., Idiotismen des Bistritzer Dialektes. Beitr. zu e. siebenbürgisch-sächsischen Idiotikon. Progr. d. ev. Obergymn. in Bistritz 1876—77.

Böhmen. Neubauer, Joh., Altdeutsche Idiotismen d. Egerländer Mundart. Mit e. kurzen Darst. d. Lautverhältnisse dieser Mundart. E. Beitr. zu e. Egerländer Wörterb. Wien 1887. Neue [Titel-] Auflage 1898.

Rheinland. Müller, Jos., u. Weitz, Wilh., D. Aachener Mundart. Idiotikon nebst e. poetischen Anhange. Aachen u. Leipzig 1836. [Wegeier, J.,] Wörterb. d. Coblenzer Mundart (Rhein. Antiquarius III, 14, 1869, 698—759, auch bes. ersch. Cob- lenz 1869). Tonnar, Aug., u. Evers, Wilh., Wörterb. d. Eupener Sprache, mit sprachvergl. Worterklärungen v. W. Altenburg. Eupen 1899. Honig, Fritz, Wörterb,

d. Kölner Mundart. Nebst Einleitung v. F. W. Wahlenberg. Köln 1877. Hierzu kommt das Glossar von Ant. Birlinger zu den Kölner Chroniken. (D. Chroniken d. deutschen Städte XII, S. 388— 430 u. XIV, 967—1007.) Heinzerling, Jak., Probe

e. Wörterb. d. Siegerländer Mundart. Beil. z. 54. Jahresber. des Realgymn. zu Siegen 1891. Schmidt, Karl Chrn. Ldw., Westerwäldisches Idiotikon od. Slg. d. auf d. Westerwalde gebräuchlichen Idiotismen, mit etymologischen Anm. u. d. Vergleichung anderer alten u. neuen german. Dialekte. Hadamar & Herborn 1800.

Hessen. Vilmar, Aug. Frdr. Chrn., Idiotikon v. Kurhessen. Marburg u. Leipzig 1868. Neue billige Ausg. Marburg 1883. Als Ergänzungen dazu sind erschie- nen: Bech, Fedor, Beiträge zu Vilmars Idiotikon v. Kurhessen. Progr. d. Kgl. Stifts- gymn. zu Zeitz 1868. Pf ister, Herrn, v., Mundartliche u. stammheitliche Nachträge zu A. F. C. Vilmars Idiotikon v. Hessen (Marburg 1886) u. Vilmar u. Pfister, Idio- tikon v. Hessen, 1. u.2. Erg.-H. durch Herrn, v. Pfister. Marburg 1889— 94. Kehr ein, Jos., Volkssprache u. Volkssitte in Nassau. E. Beitr. zu deren Kenntnis (Weilburg 1860); drs., Volkssprache u. Wörterb. v. Nassau. Leipzig 1891. Crecelius, Wilh. , Oberhessisches Wörterb. Darmstadt 1897. Nachträge dazu v. A. Roeschen (in: Quartalsbl. d. histor. Ver. f. d. Großh. Hessen 1901, S. 857—860). Schröner, Gust., Spezialidiotikon d. Sprachschatzes v. Eschenrod (Oberhessen). (Gießner) Inaug.-Diss. Heidelberg 1903. SA aus: Zeitschr. f. hochd. Mundarten 1902 u. 1903. D. Saul, E. Beitr. z. Hessischen Idiotikon. Marburg 1901.

Thüringen. Schultze, Martin, Idioticon d. Nord -Thüringischen Mundart. Nordhausen 1874. Hertel, L., Thüringer Sprachschatz. Slg. mundartlicher Aus- drücke aus Thüringen, nebst Einleitung, Sprachkarte u. Sprachproben. Weimar 1895. Reinwald, W. F. H., Hennebergisches Idiotikon od. Slg. d. in d. gefürsteten Graf- schaft Henneberg gebräuchlichen Idiotismen, mit etymologischen Anm. u. Vergleichung

20*

308 Dialektwörterbücher: Deutschland. Hochdeutsches Gebiet.

anderer alten u. neuen german. Dialekte. Berlin u. Stettin 1793, 1801. Frank, Ju- lius, D. Frankenhäuser Mundart. Leipziger Mundart. Dissert. Halle a. S. 1898. Kürsten, Otto, Phonetik u. Vokalismus d. nordostthüringischen Mundart v. Burtel- stedt bei Weimar. Diss. Leipzig 1901. Regel, K., Die Ruhlaer Mundart. Weimar 1868. Hentrich., Knr., Wörterb. der nordwestthüringischen Mundart d. Eichsfeldes. Göttingen 1912.

Provinz Sachsen (vgl. auch Niederd. Gebiet). Jecht, Rieh., Wörterb. d. Mansf eider Mundart. Im Selbstvrl. d. Herausgebers. Görlitz 1888. Hennemann, H., D. Mundart d. sogen. Grunddörfer in d. Grafschaft Mansfeld. Dissert. Heidelberg 1901. Bruns, Karl, Volkswörter d. Prov. Sachsen (Ostteil) nebst vielen geschicht- lich merkwürdigen Ausdrücken d. sächsischen Vorzeit. Hrsg. im Auftr. des Zweigver. Torgau d. Allg. Dt. Sprachvereins. Torgau 1901. Hierher gehört auch das von Hertel bearbeitete Glossar z. 2. Bd. d. Magdeburger Chroniken (D. Chron. d. deutschen Städte XXVII, S. 237—265).

Königreich Sachsen. Albrecht, Karl, D. Leipziger Mundart. Grammatik u. Wörterb. d. Leipziger Volkssprache. Zugleich e. Beitr. z. Schilderung d. Volks- sprache im allgemeinen. Mit e. Vorwort v. Rud. Hildebrand. Leipzig 1881, S. 1 69 Grammatik, S. 71—243 Wörterb. Anton , Karl Gottlieb, Alphabetisches Verz. mehrerer in d. Oberlausitz üblichen, ihr z. Tl. eigenthümlichen Wörter u. Redensarten, Stück 1—9. Görlitzer Progr. 1824, 29, 32—33, 35—39, 42, 48. Görlitz. Spie, dazu v. Dornick NLM 44. Bd. (1868), S. 46—66. Böhme, O., Beitr. z. e. vogtländischen Wörterb. 38. Jahresber. des Progymn. zu Reichenbach i. V. 1888. Göpfert, E., Dialectisches aus d. Erzgebirge. 29. u. 30. Ber. ü. d. Progymn. Annaberg, 1872, 73. Karl Mülle r-Fraureuth, Wörterb. d. obersächsischen u. erzgebirgischen Mundarten. Dresden 1908ff.

Schlesien. [Berndt, Joh. Georg,] Versuch zu e. slesischen Idiotikon, nebst e. großen Anzahl anderer veralteten Worte, welche in Documenten u. sonderlich bey alten slesischen Dichtern angetroffen werden. Stendal 1787. Zusätze in der Lit. Beil. z. d. Schles. Prov.-Bibl. 1787. Weinhold, Karl, Beitr. zu e. schlesischen Wörterb. Sitzungsber. d. K. Ak. d. Wiss. in Wien 14, 1855, Beil. S. 1—56, u. 15, 1855, Beil. S. 57 bis 110. Auch bes. ersch. Wien 1855. Petters, J., Lexikalisches im Anschlüsse an Weinholds Beitr. etc. in: D. Deutschen Mundarten 5, 1858, S. 472—479. Wein hold, Karl, Proben aus d. schlesischen Wörterb. Mtl. d. schles. Ges. f. Volkskde. VII, 2, 1900, S. 19—26. Hoffmann v. Fallersleben, [H.], Beitr. zu e. schlesischen Wörterb. (D. deutschen Mundarten 4, 1857, S. 163—192 [vgl. auch 6, 1859, 83—84, 372 373], auch bes. erschienen, Nürnberg 1857). Kl esse, A., Aus d. Wortschatze d. Grafschafters. Mundartliches Vokabularium. Vierteljahrsschr. f Gesch. u. Heimatsk. der Grafsch. Glatz 3, 1883—84, 224—235, 311—320; 4, 1884—85, 152—160, 245—253; 5, 1885-86, 39—44, 113—121, 212—215; 6, 1886—87, 38— 46. Knothe, Fr., Wörterb. d. schlesischen Mundart in Nordböhmen. Hohenelbe 1888. Erich Jäschke, Lateinisch- romanisches Fremdwörterb. d. schlesischen Mundart. Breslau 1908 (= Wort u. Brauch, Volksmundliche Arbeiten hrsg. v. Siebs u. Hippe, 2. H.).

Posen. Bernd, Chr. Sam. Theod., Die deutsche Sprache in d. Großherzogt. Posen u. e. Tl. d. angrenzenden Kgr. Polen mit Vergleichungen sowohl d. Mundarten, als auch anderer Sprachen, u. mit eigenen Forschungen. Bonn 1820. Sprachwissen- schaft!. Einleitung u. Wörterb.

Niederdeutsches Gebiet.

Ein den wissenschaftlichen Anforderungen entsprechendes neuniederdeutsches Gesamtwörterbuch fehlt.

Kosegarten, J. G. L., Wörterb. d. Niederdeutschen Sprache älterer u. neuerer Zeit. Greifswald 1855—60. Nur A— Angetoget erschienen. Verfasser tot.

Dialektwörterbücher: Deutschland. Niederdeutsches Gebiet. 309

Berghaus, H., Der Sprachschatz der Sassen. E. Wörterb. d. Plattdeutschen Sprache in d. hauptsächlichsten ihrer Mundarten I, A— H. Brandenburg 1880; II I— N Berlin 1883.

Nicht recht zuverlässig, daher mit Vorsicht zu benutzen.

Schiller, Karl, u. Lübben, Aug., Mittelniederdeutsches Wörterb., 6 Bde. Bremen 1875—81. D. Werk umfaßt d. Wörterschatz d. niederdeutschen Sprache etwa von 1300—1600. Vergriffen. Bei historischen Nachforschungen in mittelniederdeutschen Quellen unentbehrlich. Eine kleinere Bearbeitung ohne Quellenbelege erschien unter dem Titel: Mittelniederdeutsches Handwörterbuch von Aug. Lübben. Nach dem Tode des Verfassers vollendet von Christoph Walther (Wörterbücher, hrsg. v. Verein f. niederd. Sprachforschg. II. Norden u. Leipzig 1888). Sehr praktisch zum Handgebrauch. Hierher gehört auch d. Glossar v. P. Feit z. 1.— 3. Bde. d. Hansischen Urkundenb., enthalten im 3. Bd. des Hans. Urkundenb., S. 533— 585.1)

Niederlande. Hier ist zunächst zu nennen das große Woordenboek der nederlandsche taal. Bewerkt door M. de Vries en A. Kluyver, met medewerking van A. Beets, J. W. Muller, W. L. de Vreese en G. J. Boekenoogen. 's Graven- hage en Leiden seit 1864. Entspricht für das Niederländische dem Wörterbuch der Gebr. Grimm, berücksichtigt die Schriften seit dem Erscheinungsjahre 1637 der unter der Autorität der Generalstaaten verfaßten niederländischen Bibelübersetzung. Verwijs, E., en Verdam, J., Middelnederlandsche woordenboek. 's Gravenhage seit 1885. Umfaßt die Niederländische Sprache etwa von 1200—1500. Stallaert, K., Glossarium van verouderde rechtstermen, kunstwoorden en andere uitdrukkingen uit vlaamsche, brabantsche en limburgsche oorkonden. Leiden, seit 1886. Cornelissen, P. Jozef, en Vervliet, J. B., Idioticon van het Antwerpsch dialect (stad Antwerpen en antwerpsche kempen [Gent 1899 1900]).— Draaijer, W., Woordenboekje van het Deventersch dialect (Haag 1896). Dijkstra, W., Friesch woordenboek (Lex. Frisi- cum). Leeuwarden 1900, 1903. Das Werk umfaßt die heutige Volkssprache der niederl. Provinz Friesland. Gallee, J. H., Woordenboek van het Geldersch-Over- ijsselsch dialect. 's Gravenhage 1895. Molema, H., Wörterb. d. Groningenschen Mundart im 19. Jht. (= Wörterb., hrsg. v. Ver. f. nd. Sprachforschg., III [Norden u. Leipzig 1888]). Schuermans, L. W., Algemeen Vlaamsch-Idioticon (Leuven 1865 bis 70). Dazu ein Bijvoegsel 1883. De Bo, L. L., Westvlaamsch Idioticon. Brügge 1873. Ein neuer Abdruck in kleineren Typen, hrsg. v. Jos. Samyn, unter Verwen- dung der Zusätze aus De Bo's Handexemplar, erschien 1892 in Gent bei Siffer. Boekenoogen, G. J., De Zaansche volkstaal. Bijdrage tot de kennis van der woorden- schat in Noord-Holland. Leiden 1897.

Westfalen. Woeste, Fr., Wörterb. d. Westfälischen Mundart. [Nach d. Tode d. Verf. hrsg. v. Crecelius u. Lübben.] (Wörterb., hrsg. v. d. Ver. f. niederdeutsche Sprachforschung I. Norden u. Leipzig 1882. Bezieht sich vorwiegend auf die Mundart der Grafschaft Mark. Koppen, Heinr., Verz. der Idiotismen in plattdeutscher Mundart, volkstümlich in Dortmund u. dessen Umgegend. Dortmund 1877.

Waldeck. Bauer, Karl, Waldeckisches Wörterb. nebst Dialektproben, hrsg. v. Herrn. Collitz (Wörterb., hrsg. v. Ver. f. ndrd. Sprachf. IV. Norden und Leipzig 1902).

Braunschweig. Damköhler, Ed., Probe e. nordostharzischen Idiotikons. Wiss. Beil. z. d. Schulnachr. des Herz. Gymn. zu Blankenburg a. H. 1893. Beck, H.,

*) Das Mittelniederdeutsche, d. i. der Vorläufer des heutigen Platt, ist der für archivalische Studien in Nord- und Mitteldeutschland wichtigste deutsche Dialekt. Zur Einführung ist zu empfehlen: A. Lübben, Mittelniederdeutsche Grammatik nebst Chrestomathie und Glossar (Leipzig 1882). Zum weiteren Einlesen in archivalisches Material ist vortrefflich das kulturgeschichtlich interessante Buch: Mittelniederdeutsche Beispiele im Stadt- Archive zu Braunschweig, gesammelt von Ludwig Hänselmann (Wolfenbüttel 1892 [= Überlieferungen zur Literatur, Geschichte und Kunst, hrsg. von Milchsack und Zimmermann. 4. Band]).

310 Dialektwörterbücher: Deutschland. Niederdeutsches Gebiet.

Idiotikon von Nordsteimke bei Vorsfelde. Jb. d. Ver. f. niederd. Sprachforschg. 23, 1897, 131—154 u. 24, 1898, 113—128. Vgl. auch die Glossare zu den Chroniken von Braunschweig von Karl Schiller (Die Chroniken der deutschen Städte VI, 482—510) und von Hänselmann (ebd. XVI, 567 640).

Hannover. Schambach, G., Wörterb. d. niederdeutschen Mundart d. Fürsten- tümer Göttingen u. Grubenhagen od. Göttingisch-Grubenhagensches Idiotikon. Han- nover 1858. Nachträge dazu von Sprenger im Jb. d. Ver. f. niederdeutsche Sprach- forschg. 8, 1882, 27—32, ferner im Korrespondenzbl. desselben Vereins 14, 1889—1890, 77—78, u. 18, 1894—1895, 26—27. Hierzu kommt d. Glossar v. Herrn. Brandes ü. d. ersten vier Bde. d. Urkundenb. d. Stadt Hildesheim in Bd. IV [Hildesheim 1897]. Strodtmann, Joh. Chr., Idioticon Osnabrugense. Leipzig u. Altona 1756. Sturen - burg, C. H., Ostfriesisches Wörterbuch (Aurich 1862). Doornkaat-Koolman, J. ten., Wörterb. d. ostfriesischen Sprache etymologisch bearbeitet. Norden 1879 84. Ergänzungen dazu v. W. Lüpkes Jb. d. Ges. f. bild. Kunst u. vaterl. Altertümer zu Emden 11, 1895, 157—171. Richthofen, Karl Frhr. v., Altfriesisches Wörterb. Göttingen 1840.

Bremen. [Tiling u. Dreyer], Versuch eines Bremisch-Niedersächsischen Wörter- buchs, hrsg. von der brem. deutschen Gesellschaft. 6 Bde. Bremen 1767 1869. Hierin sind nicht nur die in und um Bremen, sondern auch fast in ganz Nieder- sachsen gebräuchlichen mundartlichen Eigentümlichkeiten nebst den schon veralteten Wörtern und Redensarten in bremischen Gesetzen, Urkunden und Diplomen gesammelt, zugleich auch nach einer behutsamen Sprachforschung und aus Vergleichung allerhand neuer verwandter Dialekte erklärt. Vor Erscheinen des mittelniederdeutschen Wörter- buches von Schiller und Lübben das beste Hilfsmittel zum Verständnis des Mittel- niederdeutschen.

Lübeck. C. Schumann, Wortschatz v. Lübeck (Z. f. dt. Wortforschung Beih. zu B. 9). Straßburg 1907.

Hamburg. Richey, Michael, Idioticon Hamburgense od. Wörterb. z. Er- klärung d. eigenen, in u. um (sie!) Hamburg gebräuchlichen, Nieder-Sächsischen Mund- art. Hamburg 1754. Neue Ausg. 1755. Diese ohne Anhänge abgedruckt in: Thesaurus iuris provincialis et statutarii illustrati Germaniae I. Giesen (!) 1756.

Schleswig-Holstein. Schütze, Joh. Frdr., Holsteinisches Idiotikon, e. Beitr. z. Volkssittengesch. od. Slg. plattdeutscher, alter u. neugebildeter Worte, Wortformen, Redensarten, ... der alten u. neuen Holsteiner. Bd. 1—3. Hamburg 1800—1802, Bd. 4. Altona 1806.

Mecklenburg. [Chytraeus, Nathan,] ' Nomenciator Latino-saxonicon. Lati- nisch vnde Pladdütsch Vokabelnboek (Rostok 1582 u. öfter). Berücksichtigt besonders die Mecklenburger Mundart. Über die versch. Ausg. vgl. Lisch 23, 1858, 139—142. Mi [Pseudonym für Sibeth, C. G], Wörterb. d. Mecklenburgisch-vorpommerschen Mundart. Leipzig 1876.

Pommern. Dähnert, Joh. Carl, Platt-Deutsches Wörterb., nach d. alten u. neuen Pommerschen u. Rügischen Mundart (Stralsund 1781). Für damalige Zeit vor- trefflich.

Altmark. Danneil, Joh. Frdr., Wörterb. der altmärkisch-plattdeutschen Mund- art. Salzwedel 1859. Parisius, L, Zusätze zu J. F. Danneils Wörterb. d. altmärkisch- plattdeutschen Mundart (Jahresber. d. altmärk. Ver. f. vaterl. Gesch. u. Industrie, Abt. fTTJesch. 19, 1879, 37—80).

Provinz Sachsen (vgl. auch Hochdeutsches Gebiet). Sprenger, R., Versuch e. Quedlinburger Idiotikons (Jb. d. Ver. f. niederd. Spracht. 29, 1903, 139—160). Hier- her gehört auch das Glossar von Janicke zum 1. Bd. der Magdeburger Chroniken (Die Chron. der deutschen Städte VI, 434—484).

Mark Brandenburg. Meyer, Hans, Der richtige Berliner in Wörtern u. Redensarten, 5. Afl. (Berlin 1904). Kollatz, C, und Adam, P., Berliner Wortschatz zu d. Zeiten Kaiser Wilhelms I. (Schriften des Ver. f. d. Gesch. Berlins 33, 1897, 69—196).

Dialektwörterbücher: Deutschland. Niederd. Gebiet. Dänemark. Schweden. 311

Preußen (Provinz). Frischbier, H., Preußisches Wörterb., Ost- u. westpreu- Bische Provinzialismen in alphabetischer Folge. 2 Bde. Berlin 1882, 83. Hennig, G. E. S., Preußisches Wörterb., worinnen nicht nur d. in Preußen gebräuchliche, eigen- tümliche Mundart u. was sie sonst mit d. niedersächsischen gemein hat, angezeigt, sondern auch manche in preußischen Schriftstellern, Urkunden, Dokumenten u. Verord- nungen vorkommende veraltete Wörter, Redensarten, Gebräuche u. Altertümer erklärt werden, im Namen der Kgl. Deutschen Gsft. zu Königsberg herausgeg. Königsberg 1785. Trautmann, R., D. altpreuß. Sprachdenkmäler. Einleitung, Texte, Grammatik, Wörterbuch, 2 T. Göttingen 1909—10. Fischer, E. L, Grammatik und Wortschatz der plattdeutschen Mundart im preußischen Samlande. Halle 1895.

Russische Ostseeprovinzen. Gutzeit, W. v., Wörterschatz d. deutschen Sprache Livlands. Riga 1859 ff.

[Hupel, Aug.Wilh.,] Idiotikon d. deutschen Sprache in Lief- u. Ehstland. Riga 1795.

Abgedruckt aus Hupeis Neuen Nordischen Miscellaneen St. 11, 12, 1795. Nach- träge ebd. Stück 17, 225—235, und in J. C. Petri, Esthland und die Esthen, II (Gotha 1802, 82—104).

Sallmann, Karl, Lexikalische Beitr. z. deutschen Mundart in Estland (Leipzig 1877); drs., Neue Beitr. z. deutschen Mundart in Estland. Gedruckt mit Unterstützung der estl. literar. Gsft. (Reval 1880); drs., E. Nachlese zur deutschen Mundart in Est- land (Baltische Monatsschr. 34, 1888, 463—471).

Über die Erforschung der deutschen Dialekte verweise ich behufs weiterer Orientierung auf Paul, Grundriß der germanischen Philologie, Straßburg I, 1896, 2. Afl. 1901. Dieser Band enthält außer anderen Beiträgen die folgenden: Kluge, Vorgesch. d. altgermanischen Dialekte; Behaghel, Gesch. d. deutschen Sprache; Jan te Winkel, Gesch. d. niederländischen Sprache; Theod. Siebs, Gesch. d. friesi- schen Sprache; Anhang: D. Bearbeitung der lebenden Mundarten. Allgemeines von Philipp Wegener; Skandinavische Mundarten v. J. A. Lundell; Deutsche u. nieder- ländische Mundarten v. Fried r. Kauffmann.

F. Kluge, Seemannsprache: Wortgeschichtl. Handb. deutscher Schifferausdrücke alt. u. neuer Zeit. Halle 1908 ff.— H. Klenz, Schelten -Wörterbuch. D.Berufs- bs. Hand- werkerschelten u. Verwandtes. Straßburg 1910.

II. Außerdeutsche Länder.

A. Deutsches Sprachgebiet.

Dänemark. C. Molbech, Dansk Dialect-Lexikon. Kopenhagen 1841. H. F. Dänemark. Feilberg, Bidrag til en Ordbog over jyste Ahmuesmäl I, A— H. Kopenhagen 1886 bis 1893. II, I— P. Kopenhagen 1894—1904.

Hager up, Om det danske Sprog i Aagel 1854 (Gramm, u. Wörterb. 2. Aufl. 1867 von Lyngby hrsg. mit Sprachproben. Kok, Det danske Folksprog i Sander- jylland I. IL 1863—67 (Gramm., Wörterb., Personen- u. Ortsnamen).— Seit 1890 erscheint im Verlage von „Universitets-Jubilaeets danske Samfund" die Zeitschrift „Dania", der Erforschung der dänischen Sprache und Literatur, der dänischen Mundarten und Folklore gewidmet. Weitere Literatur über dänische Mundarten bei Paul, Grundriß der german. Philol. Ia 1489 ff.

Schweden hat unter den skandinavischen Ländern die größte Menge von Dialekt- Schweden, monographien aufzuweisen, vgl. Paul, Grundr. d. germ. Philol. I2 1494 f. Lexikographi- sche Zusammenfassungen sind: v. Möller, Wörterb. des Halländ. (1858). Gadd, Wörterb. d. Mundart v. Östra Härad in Smaland (Progr.-Abh. 1871). Rääf's v. d. schwed. Ak. belohntes Wörterverz., aus Ydre in Östergötland (1859) u. Nilson's, Wörter u. Redensarten aus Bleking 1907. Ein Wörterb. d. helsingschen Mundart (1873) ist v. Ver. f. Helsinglands Altertümer herausgeg. Rietz, Ordbok öfver svenska allmoge-spräket 1867. Wörterbücher mit phonetischer Schrift wurden von Noreen (Wermländ. aus Fryksdalen 1878) und Nilen (Bohuslänisch aus Sörbygden 1879) veröffentlicht. Die Zeitschrift Nyare bidrag tili kännedom om de svenska

312 Dialektwörterbücher: Finnland. Norwegen. England. Frankreich.

Landsmälen ock svenskt folklif (von Bd. XI ab: Bidrag etc.), hrsg. v. J. A. Lundell mit Subvention der Regierung, bildet den Mittelpunkt der dialektologischen und folk- loristischen Studien in Schweden. Finnland. Finnland. Freudenthal und Vendell, Wörterb. d. estländisch-schwedischen

Mundarten (hrsg. v. der schwedischen Literaturgsft.) 1887. Eine Übersicht der ost- schwed. u. finnländ. Dialekte gibt O. F. Hultman, De östsvenska dialekterna. 1894. Norwegen. Norwegen. Aasen, Ordbog over dat norske Folkesprog. 1850, 2. Afl. u. d. T.:

Norsk Ordbog med dansk Forklaring. 1873. H. Ross, Norsk Ordbog 1890—95. Über dialektologische Einzelschriften, Norwegen betreffend, vgl. Paul, Qrundr. d. germ. Philol. Ia 1498 f. England. England. J. Wright, The English Dialect Dictionary. London 1896ff. W. E. A.

Axon, English Dialectic Words of the Eighteenth Century. London 1883. Ety- mological Dictionary of the Scottish Language von Joh. Jamieson, 4. Bde. Edinburgh 1808 25, neue Auflage besorgt von J. Longmuir und J. Donaldson 1880—82; e. verkürzte Ausg. v. J. Johnston, revidiert v. J. Longmuir. Edinburgh 1867. A General Dictionary ot Provincialisms von W. Holloway. Leues 1839. A Olossary of Provincial and Local Words used in England v. F. Orose mit e. Spl. v. S. Pegge. London 1859. A Dictionary of Archaic and Provincial Words, obsolete Phrases etc. v.J. O. Halliwell. London 1847, 2. Afl. 1850 (die folgenden Ausgaben sind Wieder- abdrucke der zweiten; durch Vollständigkeit ausgezeichnet). A Dictionary of Obsolete and Provincial English. London [1857. Ältere Werke und Dialektwörterbücher über einzelne Teile Englands hat J. Wright, „Englische Mundarten" in Herrn. Paul, Grundriß der germanischen Philologie I 1896, S. 1532 ff. veröffentlicht.

B. Romanisches Gebiet.

Frankreich. Frankreich. Die ersten Beiträge zur französischen Mundartenkunde in lexikali-

scher Form1) kommen aus Südfrankreich. Sie beabsichtigten aber lediglich die Land- schaftsgenossen über den schriftgemäßen französischen Ausdruck zu belehren. So Andre Pellas im Dictionn. provenc. fran?. (1722), Pierre Sauvages (f 1795) im Dictionn. languedoc.-fran?. (1756), J. Cambresier im Dictionn. walon.-fran?. (1787). Die von dem Konventmitglied Henri Gregoire seit 1790 gesammelten Berichte über Frankreichs Patois (s. Rev. des Lang. rom. Bd. 5 ff.) bezweckten nicht sowohl deren Kenntnis zu verbreiten, als festzustellen, wo das Patois noch zu bekämpfen und die französische Sprache durch Regierungsgewalt einzuführen sei. Jene Bekanntschaft zu vermitteln, schrieb zuerst der Straßburger Professor Johann Oberlin (f 1806) seinen nach vielen Seiten umblickenden und gründlichen Essai sur le patois lorrain du Ban de la Roche (1775) und Gabriel Hecart (1775—1838) sein mit großem Verständnis der Aufgabe ausgeführtes Vocab. rouchi-fran;. (1812; 1826 etc.). Einer Anregung Napoleons I. (1807) zur Erforschung der französ. Mundarten verdanken des Geschichts- forschers Jacques Champollion-Figeac (f 1867) Recherches sur les patois de la France (1809) ihre Entstehung (hierin auch ein Wörterbuch u. e. Erörterg. der sprach- gesch. Verhltn. der Dauphine). Unter den älteren Dialektwörterbüchern über die französische Sprache ragt ferner hervor des Grafen Hippolyte Jauberts Vocab. du Berry (1838) und Glossaire du Centre (1855). Ferner sind zu nennen: F. Avrii, Dictionn. prov.-fran?. (1839); E. Gar ein, Nouv. dictionn. prov.-fran^. (1841); das Wörterbuch des Abbe Gary (Dict. pat.-fran?. 1845) für Tarn; Simon Honorat, Dictionnaire prov.-fran?. (1846) für Languedoc; die normannischen Wörterbücher von Du Meril (Dictionn. du pat. norm. 1849), von Eugene Decorde, Dictionn. du pat. du pays de Bray 1852), von Louis Dubois (Gloss. du pat. norm. 1856), die Samm- lung für Castres in Südfrankreich vom Abbe P. Couzinie (Dictionn. de la langue rom. Castraise 1850); Tarbe, Recherches sur l'hist. du pat. de Champagne (1851); des Abbe J. Corblet, Gloss. du patois picard (1851); des Orientalisten Jean Humbert

!) G. Gröber in seinem Grundriß d. roman. Philol. I2, Straßburg 1904/6 S. 50. 87 f.

Dialektwörterbücher: Italien. Die Schweiz. Altslavisch bez. Allgemeinslavisch. 313

(1792—1851) Nouv. gloss. genevois (1851), dem eine ältere Arbeit (1820) des Genfers Gaudy zugrunde liegt, P. Legrand, Dictionn. du pat. de Lille (1853), Jaclot de Saulny, kleines Vocab. pat. du pays messin (1854), Th. Mignard, Histoire de I'idiome bourguignon (1856), R. de Montesson, Vocab. des mots usites dans la Haut-Maine (1857), R. Monnier, Wörterb. d. gemeinen Sprache zwischen Jura u. Vogesen (Vocab. de la lang, de Sequanie 1857).

Italien.1) Kunstmäßige Erzeugnisse in mailändischer (Collezione delle opere Italien. scritte in dial. mil., 1816) und venezianischer Mundart (Collez. usw. in dial. venez. 1817) stellte in großer Reihe B. Gamba nebst einer Übersicht (Serie degli scritti impressi in dial. ital. 1832) über die Mundartliteratur zusammen. Die Mundartwörterbücher, die z. T. auf Sammlung des gesamten landschaftlichen Sprachschatzes aller Bevölkerungs- klassen aus sind, ordneten den Stoff auch wohl nach Begriffen, wagen sich auf das etymologische Gebiet, berücksichtigen landschaftliche Eigennamen usw. In großer Zahl sind solche Wörterbücher vorhanden für den Norden. Das Piemontesische be- arbeiteten L. Capello (1814), der Priester Casimiro Zalli (1815) und Michele Ponza (1830); das Mailändische Francesco Cherubini (1814); das Brescianische Giovan- battista Melchiori (1817); das Bolognesische Claudio Ferrari (1820); das Mantua- nische F. Cherubini (1827); die Sprache von Parma Ilario Peschieri (1828) und Carlo Malaspina (1856); von Pavia Carlo Gambini (1829), des venezianischen Gebiets Giuseppe Boccio (1829), von Reggio G. Ferrari (1832), von Sardinien der Priester Vissentu Porru (1832) und Giovanni Spano (1851); die Sprache Piacenzas Lo- renzo Foresti (1836); die Siziliens Vincenzo Mortillaro (1838) und Giuseppe Biundi (1851); die der Romagna Antonio Morri (1840); die von Cremona Angelo Peri (1847), von Genua Giovanni Casaccia (1851), von Crema Bonifazio Sama- rani (1852), von Bergamo Gabriele Rosa (1855); von Ferrara Carlo Azzi (1857) usw.

Die Schweiz.2) Die franko -provenzalischen Mundarten der Schweiz behandelten Die Schweiz. F. Häfelin (Rom. Mundarten der Südwestschweiz 1872; Le Patois du canton de Fri- bourg 1879), dessen Arbeiten später J. Girardin durch eine Untersuchung der Frei- burger Mundart im 15. Jht. (1900), früher J. Cornu in Phonologie du Bagnard (1879), J. Gillieron in Le Patois de Vionnaz (1880) u. a. ergänzten.

Slavische Wörterbücher, Glossare, Genealogien. Von Konrektor Prof. Dr. Mucke in Freiberg i. Sa.

Bei den slavischen Sprachen sind für den vorliegenden Zweck neben den Gene- alogien und Heraldiken die hauptsächlichsten Wörterbücher der Literatursprache eben- so wichtig und notwendig wie die Dialektwörterbücher, Speziallexika und dergl. Aber auch mehrere größere slavische geographische Lexika und Ethnographien bilden eine Fundgrube für die slavische Familiengeschichte. Die hier gegebene Zusammenstellung ist ein erster Versuch und macht keinen Anspruch auf auch nur annähernde Vollstän- digkeit, da derselben große Schwierigkeiten entgegenstanden.

I. Altslavisch bzw. Allgemeinslavisch.

1. Fr. Miklosich, Lex. Palaeoslovenico-Graeco- Latinum. Vindobonae 1862 Altslavisch

, . io,_ bez. Allgemew-

blS 1865. slavisch.

2. Fr. Miklosich, Etymologisches Wörterb. d. slavischen Sprachen. Wien 1886. Im Erscheinen begriffen:

3. Erich Berneker, Slavisches Etymologisches Wörterb. (In der Indogerma- nischen Bibl., 1. Abt., 2. Reihe: Wörterbücher 2. Heidelberg 1908— 1912. 9 Hefte A— L).

4. V. Jagiö, Arch. f. Slavische Philologie. Berlin 1877—1912. 34 Bde.

*) G. Gröber, Grundr. d. rom. Philol. I2, 98.

2) G. Gröber, Grundr. d. rom. Philol. I2 130. Über die deutschredenden Teile der Schweiz vgl. oben S. 304. 305.

314 Sorbenwendisch. Polabisch. Polabisch-pomeranisch-kaschubisch. Polnisch.

IL Westslavische Sprachen. a) Sorbenwendisch (Oberwendisch, Niederwendisch).

Sorbenwendisch. 1. Pfuhl, Euziski -Serbski Slownik (Oberlausitzisch -Wendisches Wörterbuch).

Budyäin Bautzen 1866.

2. Zwahr, Niederlausitzisch -Wendisch-Deutsches Wörterbuch. Spremberg 1847.

3. E. Muka, Statistika a ethnografija luiiskich Serbow (Statistik u. Ethnographie der Lausitzer Wenden). Budy§in Bautzen 1884—86.

4. E. Mucke, Historische und vergleichende Laut- und Formenlehre der nieder- sorbischen (niederlausitzisch-wendischen) Sprache. Leipzig 1891.

5. Casopis Ma6icy Serbskeje. Budyein. (Zeitschr. d. Macica Serbska in Bautzen.) 1847—1912. 65. Jg. in 11 Bänden.

Im Druck:

6) E. Mucke, Vollständiges Wörterbuch der niederwendischen Volks- und Schrift- sprache. Im Verlag der Kais. russ. Ak. d. Wftn. i. St. Petersburg.

b) Polabisch-Pomoranisch-Kaschubisch.

Polabisch- 1. Paul Rost, D. Sprachreste d. Draväno-Polaben im Hannoverschen gesammelt,

pomoranisch- herausgeg. u. mit Wörterverz. versehen. Leipzig 1907. (Wörterverz. S. 370 451). kaschubisch. 2. K. E. Muka, Szczatki j§zyka polabskiego Wendöw Lüneburskich. Krakow.

Nakladem Akademii Umiej§tno6ci. 1903. (Reste d. polabischen Sprache d. Lüneburger Wenden. Krakau 1903). Familiennamen besonders auf S. 408 420.

3. A. Schleicher, Laut- u. Formenlehre d. Polabischen Sprache. St. Petersburg, Ak. d. Wftn., 1871.

4. Bur meist er, Ü. d. Sprache d. früher in Mecklenburg wohnenden Obotriten- Wenden. Rostock 1840. (Ins Russische übersetzt in den „Arbeiten der russ. Akad." 1841, IV.)

5. Stef. Ramult, Slownik j§zyka pomorskiego czyli Kaszubskiego. W Krakowie. Nakladem Akademii Umiej§tnoäci. 1893. (Wörterbuch der pommerschen oder kaschu- bischen Sprache. Krakau 1893.)

6. Friedr. Lorentz, Slovinzisches Wörterb. I. Tl. A O. St. Petersburg 1908. Der 2. Teil ist unter der Presse. Slovinzisch bedeutet hier soviel wie pommersch- kaschubisch.

7. Mongrovius, Slownik polsko-niemiecki i niemecko-polski (polnisch-deutsches und deutsch-polnisches Wörterb. Danzig 1823.

8. Florian Cenöa, Sbornik osnovnych slov kasebskago nareöija (Sammlung der besonderen Wörter des Kaschubischen Dialekts). St. Petersburg 1853.

9. Fl. Cenöa, Skörb kaszebskoslovjenskje möv£ (Wortschatz der Kaschubisch- slovenischen Sprache). 1 3. 1866 68.

10. LeonBiskupski: 1. Beiträge zur slavischen Dialektologie. I. Die Sprache der Brodnitzer Kaschuben im Kreise Karthaus. Leipzig 1883. 2. Slownik kaszubski poröwnawczy (Vergleichendes kaschubisches Wörterbuch) in: Prace filologiczne t. III (Philol. Arbeiten, Bd. 3). Warschau 1891.

11. G. Poblocki, Slownik Kaszubski z dodastkiem idyotyzmöw chelminskich i kociewskich. Chelmno 1887. (Kaschubisches Wörterb. mit e. Anhang d. Culmer u. Kotschewer Idiotismen. Culm 1887.)

12. G. Bronisch, Kaschubische Dialektstudien. 1896.

13. Baltische Studien. Zeitschr. d. Gft. für Pomm. Gesch. u. Altertumsku. in Stettin.

14. Roczniki towarzystwa naukowego w Toruniu (Jahrb. d. Gesellsch. d. Wftn. in Thorn).

c) Polnisch.

Po'nisch '• Sam. B. Linde, Slownik j^zyka polskiego (Wörterbuch d. polnischen Sprache).

' 6 Bde. 2. Afl. Lemberg 1854—60.

2. Maur. Orgelbrand, Slownik jijzyka polskiego. 2 Bde. Wilna 1861.

Polnisch. Tschechisch. 315

3. F. Booch-Arkossy, Nowy dokladny slownik polsko-niemiecki i niemiecko- polski (Neues vollständiges polnisch-deutsches u. deutsch-polnisches Wörtern.). 2 Bde. Leipzig 1866—67.

4. Kartowicz, Slownik Gwar Polskich (Wörterb. d. polnischen Dialekte). 2 Bde. Krakau 1900 ff.

5. Bronistaw Chlebowski, Slownik Geograficzny Krölestwa Polskiego i in- nych Krajöw stowianskich (Geographisches Lex. d. Kgr. Polen u. d. anderen slavischen Länder). 15 große Bde. in Lex.-Oktav. Warschau 1895 ff. E. Fundgrube f. polnische Familiengesch. u. Heraldik.

6. S. Orgelbrand, Encyklopedyja powszechna (Universal-Encyklopaedie v. S. Orgelbrand). Warschau. 1877ff.

7. Fr. Piekosinski, Czasopismo naukowe ilustrowane po6wi§cone heraldyce i sfragistyce polskiej wychodza,ce w zeszytach kwartalnych (Wissenschaftliche, illustrierte Zeitschrift, gewidmet der polnischen Heraldik u. Sfragistik, erscheinend in Vierteljahrs- heften). Krakau. 1897 ff.

8. J. Bystron, Wokabularz Jacinsko-polski z polowy wieku XVI-go. (Lat.-poln. Vokabular aus der Mitte des 16. Jht.) Aus d. Zeitschr.: Prace filologiczne (Philol. Arbeiten), hrsg. v. Baudouin de Courtenay, Kartowicz, Krynski u. Malinowski, v. J. 1885 ab in Warschau erscheinend, die überhaupt viele wichtige Arbeiten betr. polnische Dialektologie u. Wortforschung enthält.

9. Ziemba, Slownik prowincyjonalizmöw powiatu B^dzinskiego (Wörterb. d. Provincialismen d. Kr. Bendzin). Prace filol. 1889—90, Bd. 3.

10. Z. Glogez, Slownik gwary ludowej w Tykociriskim (Wörterb. d. Volkssprache im Kr. Tykocin). In Prace filol. 1893, Bd. 4, Heft 3.

11. Jungfer, Stowniczek do Kroniki St. Chwalczewskiego (Wörterbüchlein zur Chronik d. St. Chwalczewski). In d. Ber. d. sprachwiss. Komm. d. Ak. d. Wftn. in Krakau, Bd. 4. 1891.

12. Br. Dembowski: a) Spis wyrazöw i wyrazeö uzywanych na Podhalu (Ver- zeichnis der Ausdrücke u. Redensarten von Podhale [in der Tatra]). b) Slownik gwary podhalskej (Wörterbuch der podhalschen Mundart) in d. Ber. d. sprw. Komm. Bd. 4 u. 5. Krakau 1894.

13. Kar. Matyas, Stowniczek gwary ludu z okolic Nowego Sazcza (Wörterbüch- lein der Volksmundart aus der Gegend von Neu-Sandez) in d. Ber. d. sprw. K. Bd. 4. 1891.

14. Siarkowski, Stowniczek gwary ludowej z okolic Pinczowa in d. Ber. d. sprw. Komm. d. Ak. d. Wftn. in Krakau, Bd. 4. 1891.

15. Ztoza, Zbiör wyrazöw uzywanych w okolicach Chocholowa (Slg. v. Aus- drücken aus d. Gegend von Chocholow) in d. Ber. d. sprw. Komm.d. Ak. d. Wftn. in Krakau, Bd. 4. 1891.

16. Rzezowski, Spis wyrazöw ludowych z okolycy Zywca (Verz. v. Volksaus- drücken aus d. Gegend v. Zywec) in d. Ber. d. sprw. Komm. d. Ak. d. Wftn. in Krakau, Bd. 4. 1891.

17. Mattakowski, Slownik wyrazöw ludowych zebranych w Czerskiem i na Kujawach (Wörterb. d. Volksausdrücke, gesammelt in d. Landschaft Czersk u. in Kujavien) in d. Ber. d. sprw. Komm. d. Ak. d. Wftn. in Krakau, Bd. 4. 1891.

18. Wasilewski, Stowniczek wyrazöw ludowych we wsi Jaksicach (Wörter- büchlein von Volksausdrücken aus Jakschitz) in d. Ber. d. sprw. Komm. d. Ak. d. Wftn. in Krakau, Bd. 5. 1891.

19. Pracki, Przyczynek do slownictwa ludowego z okolic Krakowa (Beitr. z. Dialektwörterb. aus d. Gegend v. Krakau) in Prace filol. Bd. 5. 1895.

d) Tschechisch. 1. J. Jungmann, Slovnik desko-nömecky (Tschechisch-deutsches Wörterb.). V Tschechisch. Praze (Prag). 5 Bde. 1835—39.

316 Tschechisch. Slovakisch.

2. J. Rank, Novy slovnik kapesni jazyka öeskeho i nömeckeho (Neues Taschen- wörterb. d. böhmischen u. deutschen Sprache). 3. verbesserte u. vermehrte Afl Prag 1875.

3. V. B ran dl, Glossarium illustrans bohemico-moravicae historiae fontes. Pragae 1876.

4. Fr. Kott, Cesko-nömecky slovnik zvlastö grammaticko-fraseologicky (Böhmisch- deutsches, hauptsächlich grammatisch-phraseologisches Wörterb.). 7 Teile. Prag. 1878—93.

5. V. Kotyska, Uplny^ Mistopisny Slovnik Krälovstvi ßeskeho (Vollständiges topographisches Wörterb. d. Kgr. Böhmen). Prag 1895. Fundgrube bes. f. Gesch. d. Adelsgeschl. in Böhmen.

6. Jan Gebauer, Slovnik Staroöesky (Alttschechisches Wörterbuch). Nakla- dem öeske graficke spoleönosti „Unie" (Verl. d. tschechischen graphischen Gsft. „Union"). Prag. 1. Bd. A— J. 1903. Der 2. Bd. im Druck.

7. Ottüv Slovnik nanöny. Illustrovanä encyklopaedie obecnych vödomosti (Otto's Reallexikon. Illustrierte Enzyklopaedie der allgemeinen Wissenschaften). Prag. 1888 ff.

8. Fr. Bartog, Dialektologie moravskä (Mährische Dialektologie). 1. Bd. Brunn 1886. 2. Bd. Brunn 1895.

9. V. J. Du Sek: a) Hläskoslovi närööi jihoöeskych (Lautlehre der südböhmischen Volksdialekte). Prag 1894.

10. Fr. Bartos, Dialektologicky slovnik moravsky^ (Wörterb. d. mährischen Mund- arten). Näkladem Öeskö Akademie (Vrl. d. tschechischen Ak. d. Wftn). Prag 1906.

11. Fr. Hruska, Dialektologicky slovnik Chodsky (Wörterb. d. Böhmerwald- mundarten). Vrl. d. tschech. Ak. d. Wftn. Prag 1904.

12. V. Prasck, Sbireöka slov moravskych (Slg. mährischer Ausdrücke). Ol- mütz 1873.

13. J. Smola, Provincialismy z Blatenska. Skola a 2ivot öo. 6 (Provinzialismen aus d. südböhmischen Marschland. Aus „Schule u. Leben" Nr. 6). Prag 1886.

14. J. Soukal, Nöktere provincialismy z okoli PernStyna (Einige Provinzialismen aus d. Gegend v. Pernstein) in „Svötozor" 1875.

15. Fr. Prusik, Mistopisne vyklady (Topographische Erklärungen). In den „Pamätky archaeologicke a mistopisne (Archäol. u. topogr. Denkmäler)", Bd. XIII.

16. Tomää V. Bilek, Döjiny konfiskaci v Cechäch po roku 1618 (Gesch. d. Konfiskationen in Böhmen nach d. J. 1618). Prag. In Komm.-Vrl. v. Fr. ßivnäö 1882. Dieses 1468 S. umfassende u. mit vollständ. alphab. Namenregister versehene Werk enthält sehr viel Nachrichten über (besonders nach Deutschland) ausgewanderte tsche- chische Adels- und Bürgerfamilien.

17. Cenök Zibrt, Bibliografie Ceske Historie (Bibliographie der böhmischen Geschichte). 4 Bde. Vrl. d. tschechischen Ak. d. Wftn. Prag 1900—1909.

Dieses treffliche, weitschichtig angelegte Werk enthält im 1. Bd., S. 275 ff. („Genealogie") u. S. 242 ff. („Heraldika") e. vollständiges Verzeichnis aller hierher- gehörigen, auf Böhmen bezüglichen Werke u. im 4. Bd. S. 544—571 e. alphabetisches Verz. aller hervorragenderen geistig u. literarisch tätigen böhmischen Exulanten.

18. Libri citationum et sententiarum (Knihy pühonne a nälezov£). Tomus I VI (1872—1895), edidit V. Brandl; tomus VII (1911), edidit B. Bretholz. Brunae (Brunn in Mähren). Im ganzen bisher 10 Bde. Eine unschätzbare Fundgrube für Genealogie und Topographie.

e) Slovakisch. Slovakisch. 1. Ant. Bernoläk, Slovär Slovenski Cesko-Latinsko-Nömecko-Uherski seu Lexi-

con Slavicum Bohemico-Latino-Germanico-Ungaricum. Budae (d. i. Buda-Pest). 6 Bde. 1825—27.

2. J. Palkoviö, Böhmisch-deutsch-lateinisches Wörterb. mit Beifügung d. d. Slovaken u. Mährern eigenen Ausdrücke u. Redensarten. I. Bd. Prag 1820. II. Bd. Preßburg 1821.

Russisch. Slovenisch. 31 7

3. Jos. Loos, Slovnik slovenskej, madärskej a nemeckej reöi (Wörterb. d. slo- vakischen, madjarischen, deutschen Sprache). Pest 1871.

4. J. Victorin, Grammatik d. slovakischen Sprache. Mit ausführt. Wörterverz u. e. Chrestomathie. 4. Afl. Budapest 1878.

III. Ost- und südslavische Sprachen, a) Russisch.

1. B. Dalb, Tolkovyj slovan, üvago russkago jazyka (W. Dahl, Erklärendes Russisch. Wörterb. d. lebenden russischen Sprache). 4 Bde. Moskau 1866. 2. Afl. St. Peters- burg 1908.

2. A. W., Slovan, cerkovno-slavjanskago i russkago jazyka' (Wörterb. d. kirchen- slavischen u. russischen Sprache). Hrsg. v. d. Kais. Ak. d. Wftn. 4 Bde. St. Peters- burg 1867.

3. I. J. Pawlowsky, Russisch-Deutsches u. Deutsch-Russisches Wörterb. 3. vollst, neu bearb. Afl. v. Semberg. 2 Bde. Riga. Verlag v. N. Kymmel. 1911.

4. I. I. Sreznewsky, Slovan, Drevne-russkago jazyka po pismennym pamjatni- kam (Wörterb. d. altruss. Sprache nach d. schriftl. Denkm.). St. Petersburg. Vrl. d. Kais. russ. Ak. d. Wftn. 1. Bd. 1893. 2. Bd. 1902. Der 3. u. letzte Bd. ist im Druck.

5. Jankoviö de Mirievo, Sravnitelnyj Slovan, vsöch jazykov i narööij (Ver- gleichendes Wörterb. aller Sprachen u. Dialekte). 2 Bde. 2. Afl. St. Petersburg 1790/91.

6. Opyt oblastnago velikorusskago Slovarja (Versuch e. großrussischen Spezial- wörterb.), hrsg. v. d. Kais. russ. Ak. d. Wftn. St. Petersburg 1852.

7. Ealechovskyj, Malorusko-nimeckyj slo var (Kleinrussisch-deutsches Wörterb.). 2 Bde. Lemberg 1886.

8. M. Moroschkin, Slavjanskij Imenoslov ili Sobranie slavjanskich liönych imen v alfavitnom porjadkö. Onomasticon Slavicum seu Collectio personalium slavicorum nominum. Elaboratum a Sacerdote M. Moroschkin. St. Petersburg 1867.

9. N. D. Ceöulin, Liönyja imena v piscovych knigach XVI v. (Personennamen in den Grundbüchern des 16. Jht.). St. Petersburg 1890.

10. N.W. Gogol, Sbornik slov prostqnarodnych, starinnych i malonpotrebitelnych (Slg. v. volkstümlichen, altertümlichen u. wenig gebräuchlichen Wörtern). Moskau 1890.

Hauptwerke zur russischen Genealogie (vgl. Register):

11. Polovzov, Russkij biografiöeskij slovan» (Russisches biographisches Wörter- buch), hrsg. unter Aufsicht des Vorsitzenden der Kais. russ. historischen Gft. A. A. Polovzov. St. Petersburg 1 896 ff. Großschichtig angelegtes, vielbändiges Werk.

12. W. I. Meäov, Russkaja istoriöeskaja Bibliografija (Russ. histor. Bibliographie). St. Petersburg 1885 ff. Im 5. Bd., S. 211—222 Zusammenstellung der genealogischen Werke u. Schriften in russ. Sprache.

13. P. N. Petrov, Dlja nemnogich: Sbornik sluöajnych zamStov po genealogiji i geraldikö, topografiji, istoriji, archeologiji, slovesnosti i iskusstvij (Für Wenige: Maga- zin für Genealogie, Heraldik, Topographie, Geschichte, Archäologie, Literatur u. Kunst). St. Petersburg 1871 ff.

14. Die Zeitschriften: Russkij Archiv (Russisches Archiv) u. Russkaja Starina (Russ. Archäologie) enthalten in den einzelnen Jahrgängen verschiedene genealogische

Artikel.

b) Slovenisch.

1. O. Gutsmann, Deutsch-windisches Wörterb. mit e. Slg. d. verdeutschten slovenisch. windischen Stammwörter u. einiger vorzüglicheren abstammenden Wörter. Klagen- furt 1789. <o,n

2. Valentin Vodnik, Deutsch-Slovenisch-Lateinisches Wörterbuch. Laibach 1860.

3. Murko, Slovenisch-deutsches u. deutsch-slovenisches Wörterbuch. Graz

1832/33.

4. Pletergnik, Slovensko-nemSki slovar (Slovenisch-deutsches Wörterbuch).

2 Bde. Laibach 1894/95.

318

Serbisch und Kroatisch. Bulgarisch. Ortsnamen als Familiennamen.

5. Janeziö-Hubad, Slovensko-nömgki slovar. 3. Afl. Klagenfurt 1893.

6. Hieronymi Megiseri Annales Carinthiae. Landshandvest des Ertzhertzog- thums Khärndten. Gedruckt zu Leipzig durch Abraham Lamberg. Im Jahr 1612. Enthält^die Genealogie vieler slovenischer Adelsfamilien.

c) Serbisch und Kroatisch (Serbo-Kroatisch).

Serbisch. 1. Mathiae Petri Katancsich, Etymologicon Illyricum ad calcem index latino-

Kroatisch. ülyricus et quaedam grammaticae observationes. Budae 1815.

2. Vuk Stef. Karadsiö, Lexicon serbico-germanico-latinum. Vindobonae 1852. Neue Afl. Belgrad 1898.

3. Daniöiö, Rjeönik iz knjiaevnih starina srpskih (Wörterb. aus d. altserbischen Schriftdenkm.). 3 Bde. Belgrad 1863—64.

4. Lavrovskij, Serbsko-russkij i russko-serbskij slovar (Serbisch-russisches u. russisch-serbisches Wörterb. 2 Bde. St. Petersburg 1870 u. 1880.

5. Daniöiö-Budmani, Rjeönik hrvatskoga ili srpskoga jezika. Na svijet izdaje Iugoslavenska Akademija znanosti i umjetnosti (Wörterb. d. kroatischen od. serbischen Sprache, hrsg. v. d. Südslavischen Ak. d. Wftn. u. Künste). Agram 1880 95.

6. Zora, Paljetkovanje. Alfabetiski ukazatelj maloizvöstnyh ili-trebujugöih slov (Nachlese. Alph. Verz. wenig bekannter od. wenig gebrauchter Wörter). Agram 1892.

7. Filipoviö, Novi Rjeönik hrvatskoga i njemaökoga jezika (Neues Wörterb. d. kroatischen u. deutschen Sprache). 2 Bde. Agram 1875 u. 1877.

8. A. Leskien: a) Ü. d. Dialekt der „Narodne pripovietke iz hrvatskoga primorja", im Slav. Archiv V, 181. b) Zur kroatischen Dialektologie Dalmatiens, in d. Sitzungs- ber. der Kgl. Sachs. Gft. d. Wftn. 1888.

9. Strohal: a) Osebine danaSnjega rieökoga narjeöja (Eigentümlichkeiten der heutigen Fiumaner Mundart). Agram 1883. b) Osebine danasnjega stativskoga narjeöja. Agram- Karlowitz, 5 Programme 1887—91.

d) Bulgarisch.

Bulgarisch. 1. A. Bogorov, Bulgarski röönik (Bulgarisches Wörterb.). Russe 1881.

2. A. Duvernois, Slovart bolgarskago jazyka (Wörterb. der bulgarischen Sprache). Moskau 1885—89.

Ortsnamen als Familiennamen

Familiengeschichte und Topographie.

S gibt eine sehr große Anzahl von Familiennamen, die mit Orts- namen identisch sind, z. B. Leipzig, Mühlhausen, Weimar. Man wird in der Regel zu der Annahme berechtigt sein, daß eine solche Familie aus dem Orte stammt, dessen Namen sie trägt. Eine der ältesten Adelsfamilien des Königreichs Sachsen ist die Familie von Leipzig, eine Zeitlang von Leipziger geheißen, jetzt mit Allerhöchster Genehmigung den alten Namen „von Leipzig" führend.

Im Adreßbuch der Stadt Dresden begegnen die Familiennamen Alten- berger, Altenburger, Arnstadt, Aurich, Berlin, Bodenstein, Braunsdorf, Danzig, Danziger, Delitzsch, Eger, Freiberg, Freiberger, Frankenthal, Frankfurter, Hartenstein, Hirschberg, Hirschberger und viele andere derselben Art. Ähn- liche Ortsnamen begegnen als Familiennamen in allen Adreßbüchern.

Ortsnamen als Familiennamen. 319

Bei Orten, deren Namen in verschiedenen Gegenden wiederkehren, wird man natürlich zunächst bei gleichlautenden Familiennamen im allgemeinen nicht ohne weiteres bestimmt wissen, welcher Ort als Heimat der betreffen- den Familie anzunehmen sein wird. So gibt es z. B. mehrere Berge und Orte des Namens „Freiberg" in Deutschland und Österreich; man kann den Namen als den freigelegenen Berg oder als den von Grundlasten freien Berg oder als den heiligen Berg der Freya deuten; auf die Berghauptstadt Frei- berg des Königreichs Sachsen z. B. passen die zwei ersten Deutungen, auf den Freiberg bei Meran wohl am besten die dritte Deutung. Wenn nun in Freiberg i. Sa. eine Familie Freiberger seit den ältesten Zeiten vorkommt, so ist damit natürlich noch keineswegs gesagt, daß diejenigen Familien „Frei- berger", die nach Siebmachers Wappenbuch in Gries, Bozen, Kempten und Graz vorkommen, zu der sächsischen Familie Freiberger irgend eine verwandt- schaftliche Beziehung haben.

Es ist bekannt, daß die adligen Geschlechter des Mittelalters sich mit Vorliebe nach ihrem Stammsitz nannten.1) So taten es, um nur wenige Beispiele anzuführen, die Herren von Salzwedel, von Krakau [dieses Cracau liegt in der Nähe von Magdeburg auf der slavischen Eibseite, vgl. von Lede- bur, Märkische Forschungen, 3. Bd. 1847], von Jagow [„der Name ist ohne Zweifel dem in der Uckermark zwischen Prenzlau und Strasburg gelegenen Städtchen und Schlosse entlehnt", Ledebur a. a o. S. 333 ff.]. Eine große Er- schwerung der Forschung ist es, daß schon in früherer Zeit zahlreiche gleich- namige Ortschaften existierten. Mit Recht klagt Leopold von Ledebur: „Die Namen der Topographie, der die Mehrzahl der adligen Geschlechter ihre Namen zu verdanken hat, wiederholen sich so oft."

Wie schwierig solche Herkunftsfragen häufig sind, dafür mag die Fa- milie von Wedel als Beispiel dienen, die uns, zumal im 14. Jahrhundert, in den Landen über der Oder in einer Mächtigkeit und Bedeutung entgegen- tritt, die ihresgleichen in den Marken nicht findet. Die Orte Wedel bei Königsberg i.N., Alten-Wedel bei Reetz und Neu- Wedel sind ohne Zweifel nach ihnen benannt und auch von ihnen gegründet worden. Der Name selbst kann aber seinen deutschen Ursprung, das Sachsenland, als seine eigentliche Heimat nicht verleugnen. Wir wenden uns jedoch nicht an das im Holstei- nischen an der Elbe gelegene Städtchen Wedel als die Wiege des Ge- schlechtes, wiewohl auch diesem Orte eine gleichnamige ritterliche Familie entsprossen ist. Nach Ledebur a. a. O S. 109 ist das unfern Stendal gelegene Dorf Welle als Stammsitz des Wedeischen Geschlechtes festzuhalten. Jeden- falls finden wir in dieser Gegend den Namen des Geschlechts in den va- riierenden Formen Welle, Weddele, Wedele zuerst vor.

Selbstverständlich dürfen in solchen Herkunftsfragen nicht die heutigen Formen der Familien- und Ortsnamen, sondern nur deren älteste Gestaltung maßgebend sein, wie wir solche in Urkunden und sonstigen alten Nieder- schriften finden.

x) Auch bürgerliche und bäuerliche Familien nannten sich nach dem Wohnsitz. Das gilt z. B. von den meisten alteingesessenen Bauernfamilien in der Altmark.

320 In einer bestimmten Gegend besonders beliebte Familiennamen.

in einer be- £s jst eine Tatsache, daß gewisse Familiennamen in einer bestimmten

besonders be- Gegend besonders beliebt waren. Wenn sich daher solche Namen an an- tiebte Familien- derer Stelle finden, so wird die Annahme einer Auswanderung wahrschein- lich. Wie sehr sich dergleichen Namen auch in sehr entfernten Orten er- halten, dafür bieten die nach Georgia ausgewanderten Salzburger ein klas- sisches Beispiel.1)

Zufolge nämlich des Emigrationsediktes vom 31. Oktober 1731 wanderten zahlreiche Salzburger über den atlantischen Ozean nach Georgia aus und gründeten im nordamerikanischen Urwalde bei Savannah den Ort Ebenezer, zu deutsch Helfenstein.8) Die Niederlassung ist jetzt längst verlassen, die Häuser sind eingestürzt, Gras und Gestrüpp überwuchern die wenigen Reste, nur die Kirche, in der die Nachkommen der alten Ansiedler sich aus den Farmen des Waldes versammeln, ist erhalten. Auch die Sprache ist ver- gessen, man spricht dort jetzt überall englisch. Wie aber in der Bauart der Häuser im Urwald sich der Salzburger Typus erhalten hat, so auch die hei- mischen Eigennamen der Bewohner. Der stimmungsvolle Berichterstatter, der den Spuren dieser Salzburger nachging und seine Eindrücke in den Mit- teilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde veröffentlichte, sagt: „Auf den grasbewachsenen Straßen weiden die Rinder, und die halbnackte schwarze Jugend balgt sich johlend im selben Pfuhl mit Feder- und Borsten- vieh. So beschaffen waren meine ersten Eindrücke von Savannah, und sie waren so neu und fremdartig, daß mir mein (Salzburger) Vaterland nie zu- vor so ferne erschienen war. Allein bald blieben meine Blicke hier und da an den Firmentafeln der Häuser haften, und meine Gedanken wurden un- willkürlich mit Erinnerungen aus der fernen Heimat verknüpft. Da fanden sich Namen, die auf den ersten Blick ihre Abstammung aus unsern süd- deutschen Alpengauen erkennen ließen, andere in wälscher Verkleidung, die sich aber leicht von dem unverfälschten Kern abschälen ließ. Und wenn noch ein Zweifel an meiner Entdeckung übrig blieb, dann wird er sich zer- streuen, wenn ich hier eine Blumenlese jener Namen folgen lasse, die ich bei meinen Wanderungen durch die Straßen Savannahs aufzeichnete. Da fanden sich Brandner, Haberfellner, Hasenecker, Herzog, Lackner, Lienlberger, Madreiter, Riedelsperger, Schappacher, Spielbichler, Stegmaier, Zittrauer." (XXII. Vereinsjahr 1882, S. 24.)

Ehe die heutige Leichtigkeit des Verkehrs und die Freizügigkeit exi- stierten, war es noch viel häufiger, als jetzt, daß gewisse Namen im wesent-

*) A. Prinzinger, Die Ansiedlung der Salzburger im Staate Georgia in Nord- amerika, MSL XXII (1882), S. lff.

2) Sam. Urlsperger, Ausführt. Nachr. v. d. Salzburger Emigranten, die sich in Amerika niedergelassen haben, worin nebst e. histor. Vorher, v. d. ersten u. anderen Transport derselben die Reisediarien usw. 2 Bde. Halle 1735 1743. Rev. P. A. Strobel, The Saltzburgers and their descendants, beeing the history of a colony of German Lutheran protestants, who emigrated to Georgia in 1734 and settled ad Eben- ezer, 25 miles above the city of Savannah. Baltimore 1855. Weitere Literatur bei Prinzinger, D. Ansiedl. d. Salzburger im Staate Georgia, S. 1, 2.

Historisch-geographische Wörterbücher. 321

liehen auf gewisse Gegenden beschränkt blieben. Man hat daher mit vollem Recht die Topographie eine „genealogische Hülfswissenschaft" genannt.1)

Sehr häufig kommt daher der Familienforscher in die Lage, sich Historisch- historisch-geographischer Wörterbücher bedienen zu müssen. Im allgemeinen Wörterbuch«. muß für das deutsche Sprachgebiet diesbezüglich auf die reiche Literatur verwiesen werden, die bei Dahlmann-Waitz, Quellenkunde der deutschen Geschichte, 8. Aufl. von Herre, S. 8 ff. verzeichnet ist. Hier sei nur auf fol- gende Werke aufmerksam gemacht:

Neumann, G., Geographisches Lex. d. deutschen Reichs, Leipzig, 4. Afl. 2 Bde. 1905, die neueste Auflage erschien u. d.Tit.: Meyers Orts- u. Verkehrs- Lexikon des Deutschen Reiches. 5. Aufl., hrsg. v. E. Uetrecht. 2 Bde. Leipzig U.Wien 1912—13; Brunkow, O., D. Wohnplätze d. deutschen Reichs, 8 Bde., Berlin 1880 1885, 2. Afl., Bd. 1 3, ebenda 1889; Ritter's Geographisch- statistisches Lex., 9. Afl. v. Johann Penzier, I. 1905; II. 1906, vgl. auch den Index zu R. Andrees Allgemeinem Handatlas; H. Oesterley, Historisch -geo- graphisches Wörterbuch d. deutschen MA, Gotha 1881 83 (unvollständig); Beschorner, Hans, Stand u. Aufgaben d. histor. Topographie in Sachsen, 1900, S. 138 ff.; Allgemeines Ortschaftsverzeichnis der im Reichsrate ver- tretenen Königreiche u. Länder nach d. Ergebnissen d. Volkszählung vom 31. Dez. 1900, hrsg. von d. K. K. statist. Zentralkomm., Wien 1902«.; Topographie von Niederösterreich, hrsg. v. Ver. f. Länder ku. v. Nieder- österreich, Wien 1871 ff.; Vancsa, Max, Histor. Topographie mit beson- derer Berücksichtigung Niederösterreichs, DGB III (1902), S. 97 ff.; 129 ff.

Außer den genannten allgemeinen Handbüchern, die viele kleine Ört- lichkeiten nicht mitverzeichnen, gibt es auch territoriale Wörterbücher topo- graphischen Inhaltes. Das ausführlichste, das in Deutschland existiert, sind die 64 Bände der Oberamtsbeschreibungen Württembergs, die vom Jahre 1824 1886 erschienen sind. Die meisten anderen derartigen Unternehmungen wollen nur knapp gefaßte Handbücher bieten. Vorbildlich wurde Frankreich mit seinem Dictionnaire topographique de la France, das einerseits nach ein- zelnen Departements geordnet die Örtlichkeiten mit ihren urkundlich nach- weisbaren Namensformen, andererseits diese Namensformen mit Rückverweis auf die ihnen heute entsprechenden Örtlichkeiten verzeichnet.2) Einen Band dieses Werkes bildet das Topographische Wörterbuch des Ober-Elsaß

!) Hashagen, W.Z.'XXVIII (1909), S.544. Hier seien auch erwähnt: R.Kötzs'chke, Quellen u. Grundbegriffe d. histor. Geographie Deutschlands u. snr. Nachbarländer, in Meisters Grundriß d. Geschichtswft. I 1906; K. Kretschmer, Histor. Geographie von Mitteleuropa (Handb. d. mittelalterlichen u. neueren Gesch., hrsg. von G. v. Below u. F. Meinecke, Abt. IV, Bd. 6), 1904, überall mit reichlichen Literaturangaben; A. Wer- minghoff, Neuere Literatur ü. histor. Geogr., KGV Jg. 53, 1905, S. 109 ff.; Robert Sieger, Z. Behandlung d. histor. Länderku., MIÖG XXVIII (1907), S. 209ff.

2) Dictionaire topographiqu|e de la France, compren. les noms de lieu anciennes et modernes. Publ. p. ordre de Ministre de l'instruction publique 1861—1907. (E. Merlet, Departement d'Eure et Loire. M. Quantin, Dep. de L'Yonne. P. Raymond, Departement des Basses-Pyrenees. E. Thomas, Departement de PHe- rault etc.)

Heyden reich, Handbuch der praktischen Genealogie I. 21

322 Historisch-geographische Wörterbücher.

von G.Stoffel. 2. Aufl. Mülhausen 1876, das wieder die badische historische Kommission im November 1885 zur Herausgabe eines Topographischen Wörterbuches des Großherzogtums Baden anregte. Dieses ist 1898 von Albert Krieger herausgegeben, wobei auch Angaben über adelige Geschlechter aufgenommen wurden (2. Aufl. 1903 05). In Bayern erschien das elfbändige Sammelwerk: Bavaria, Landes- und Volkskunde des König- reichs Bayern, bearbeitet von einem Kreise bayrischer Gelehrter. München, literar.-artist. Anstalt (J. G. Cotta) 1860 1868.1) Für Preußen ist zu nennen: Gemeindelexikon f. d. Kgr. Preußen. Auf Grund der Materialien der Volks- zählung vom 2. Dezember 1895 bearbeitet vom k. statist. Bureau. 13 H. u. 2 B. Generalregister. Berlin 1897 98. Desgl. auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen be- arbeitet vom Kgl. Preuß. Statist. Landesamt. Berlin 1908 ff.

In Sachsen ist die historische Topographie, wie Beschorner („Stand und Aufgabe der historischen Topographie in Sachsen", NAS XXI. [1900], S. 138ff.) mit Recht hervorhebt, auffällig vernachlässigt worden. Mit den vorgenannten Werken über andere Territorien können die alten geographischen Beschrei- bungen Sachsens von Merkel, Leonhardi, Schiffner u. a. ebensowenig ver- glichen werden, wie einzelne, häufig erschienene Ortsverzeichnisse. Einzig nennenswert ist das sogenannte Postlexikon, das in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts von A. Schumann angelegt, von A. Schiff n er über- arbeitet und unter Hinzufügung fünf besonders wichtiger Supplementbände zu Ende geführt wurde. „In Ermangelung von etwas Besserem", sagt Be- schorner a. a. O. S. 139, „ist dieses mit bewundernswertem Fleiß und großer Sachkenntnis zusammengestellte Nachschlagewerk immer noch von großem Werte, da es nicht nur das äußere aller Städte und Dörfer, sowie die Natur- schönheiten ihrer Lage und Umgebung anschaulich zu schildern versucht, sondern auch eine reiche Fülle historischen Stoffes in gedrängter Form bietet".

Sehr nützlich sind dem Familienforscher die zum Dienstgebrauch der deutschen Postanstalten bestimmten Ortsverzeichnisse, die zum billigen Selbst- kostenpreise abgegeben werden. Dieselben nennen jede Wohnstätte (einzelnes Haus, Wirtschaft, Försterei, Grube, Hütte usw.), die einen besonderen Namen führt. Der größte Teil dieses Ortsverzeichnisses ist in der Reichsdruckerei hergestellt.2)

x) Nicht in der Quellenku. v. Dahlmann-Waitz-Herre erwähnt ist: Melchinger, J. W., Qeogr.- statist. -topogr. Lexikon von Bayern, oder vollständ. alph. Beschr. aller Städte, Klöster, Schlösser usw. mit genauer Angabe v. deren Ursprung, ehemaligen u. jetzigen Besitzern usw. Ulm 1796 97.

2) Beispielshalber seien genannt: Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Hessen-Nassau, des Großherzogtums Hessen (ausschließlich des Amtsgerichtsbezirkes. Wimpfen), des Fürstentums Waldeck und des Kreises Wetzlar. Zum Dienstgebrauche für die Postanstalten bearbeitet. Frankfurt (Main) 1892. Berlin 1892. Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Posen mit Angabe des Kreises, des Amtsgerichts- bezirkes, des Polizei-Distriktsamtes und der Postanstalt, durch welches die Bestellung der Postsendungen ausgeführt wird. Zum Dienstgebrauche d. Postanstalten bearbeitet. Posen 1894. Berlin 1894.

Historisch-geographische Wörterbücher. Nach Wüstungen genannte Familien. 323

Für Österreich sind zu nennen die von Martin Zeiller u. Matthäus Merian gearbeitete Topographia provinciarum Austriacarum Austriae Illyriae Carinthiae Carniolae Tyrolis 1649 (2. Aufl. 1656); Reiffenstuel, Germania Austrica seu Topographia Austriae Styriae (Wien 1752, 2. Aufl. von Brabeck 1759). Rein praktische Zwecke verfolgte der 1795 in zwei Bänden erschie- nene Topographische Landschematismus. Dieser fand eine Fortsetzung in dem Schematismus von Steinius 1822, von Gochnat 1838 und 1849 sowie in den modernen Ortsrepertorien, welche die statistische Zentralkom- mission herausgibt. Auch das Topographische Postlexikon aller Ort- schaften der K. K. Erbländer ist in diesem Zusammenhange zu nennen. Von Werken provinziellen Charakters nenne ich: Gielge', Topographisch- histor. Beschr. aller Städte, Märkte, Schlösser, Pfarren usw. d. Landes Öster- reich ob d. Enns bis z. Wiener Friedensschluß (3 Bde., Wels, 1809 u. 1814) u. Topographisch-histor. Beschr. d. Landes Österreich ob der Enns (3 Bde., Wels, 1814 15); Pillwein, Gesch., Geographie u. Statistik d. Erzherzog- tums Österreich ob d. Enns u. d. Herzogtums Salzburg (6 Bde., Linz 1827 bis 1839); Schmutz, Histor.-topograph. Lex. v. Steiermark (4 Bde., Graz 1822 23); Janisch, Topograph. -statistisches Lex. v. Steiermark mit histor. Notizen u. Anm., Graz 1878 1885; Staffier, Tirol u. Vorarlberg, statist.- topographisch mit geschichtl. Bemerkungen, 2 Bde., Innsbruck 1839 1844; Jaroslaw Schaller, Topographie d. Königr. Böhmen, Wien u. Prag 1775 bis 1791 (17 Bde.); Wolny, Die Markgrafschaft Mähren, Brunn 1835—42 (6 Bde.).

Für die Geographie von Polen besitzen wir: Slownik geograficzny krö- lestwa polskiego, herausg. von Chlebowski, 14 Bde., Warschau 1880 97. Suppl. 1900 ff.

Es kann sehr leicht der Fall eintreten, daß ein Familienname nach einerNachWüstungen untergegangenen Ortschaft genannt ist. Solche jetzt nicht mehr vorhandene f^,™* Lokalitäten werden gewöhnlich Wüstungen (solitudines) genannt. Die neueste Geschichtsforschung ist mit großem Eifer daran gegangen, Wüstungsverzeich- nisse anzulegen. Diesbezüglich sei hier auf folgende Literatur verwiesen: Wintzingeroda-Knorr, L. v., Die Wüstungen des Eichsfeldes, Halle 1903 (= Bd. 40 d. Geschichtsqu. d. Prov. Sachsen u. angrenzender Gebiete, hrsg. von d. histor. Komm. d. Prov. Sachsen);' Hertel, G., D. Wüstungen im Nord- thüringgau, Halle 1899 (= Bd. 38 d. Geschichtsq. d. Prov. Sachsen); Werne- bürg, A., D.Namen d. Ortschaften u. Wüstungen Thüringens, im Jb. d. Kgl. Ak. gemeinnütziger Wftn. zu Erfurt, NF XII (1884), S. 1—213; Gerbring, Luise, D.Flurnamen d. Herzogtums Gotha u. d. Forstnamen des Thüringer Waldes, Jena 1910 (hier sind auch die Wüstungen eingehend berücksichtigt); Wagner, D.Wüstungen im Großherzogt. Hessen, Darmstadt 1854; Wagner, Wüste Marken im Herzogtum Sachsen-Altenburg, in d. Mtlgn. d. Osterländ. Gsft. III (1853), 209— 280; Lobe, ebd. IX (1887), S. 78— 118; Lobe, Wüstungen d. Amtsbezirkes Roda, in den Mtlgn. d. Kahla-Rodaer Geschichtsver. III (1885), 315—330; Jungesbluth, Verzeichnis wüst gewordener Ortschaften, Burg- stellen, Umwallungen u.dergl. 1887. Vgl. auch den Aufsatz v. H. Beschorner,

21*

324 Nach Wüstungen genannte Familien. Flurnamen und Familiennamen.

Wüstungsverzeichnisse, DGB VI (1904), S. lff. und die Literaturübersicht bei A. Grund, Die Veränderungen der Topographie im Wiener Walde, Leipzig 1901, S. 191 ff.; K. Kretschmar, Historische Geographie von Mitteleuropa, 1904, S. 540 ff.

Zu den nach Wüstungen genannten Familien gehörten z. B. die Herren von Berwinkel, die sich nach einem jetzt wüsten Dorfe Berwinkel unfern Osterwiek nannten und in der Mark Brandenburg, im Magdeburgischen und an der Ohre vorkommen, und besonders um Letzlingen reichen Güterbesitz erwarben.1) Das Geschlecht von Blankenowe, 1269 1338, nach einer Burg und einem Dörfchen Blankenau genannt, sah seine Heimstätte schon während der Kämpfe Friedrichs des Freidigen verwüstet.8). Das uradlige mecklen- burgische Geschlecht der Pentz, das bereits 1194 erwähnt wird, hatte ein Stammhaus, das schon bald nach dem ersten Auftauchen des Geschlechtes vom Erdboden verschwand.3) Papperzhain (Papirczan), einst zwischen dem Gottesacker und dem Roten Vorwerke bei Grimma gelegen, jetzt ver- schwunden, war der Stammsitz eines gleichnamigen, aber bereits im H.Jahr- hundert erloschenen Rittergeschlechtes.4) Nicht weit von Dessau bezeichnen halb oder ganz zerfallene Mauerreste den Ort, wo einst Dorf und Schloß Waldersee standen. Als das alte Geschlecht der Herren von Waldersee aus- starb, ließen die Fürsten von Anhalt das Schloß vollständig abtragen. Der der Vergessenheit fast völlig anheimgefallene Name des einstigen Rittersitzes sollte aber wieder aufleben. Leopold Franz Fürst von Anhalt-Dessau schloß einen morganatischen Bund zur linken Hand mit einer Dame seines Hofes, Johanna Eleonore v. Neitschütz. Dem Sohne, den sie ihm schenkte, gab er den Namen „von Waldersee". Diesem neuen Geschlechte entstammte in un- serer Zeit der Oberbefehlshaber der gegen China ausgesandten Truppen.5) Flurnamen und Es empfiehlt sich für den Geschlechtsforscher, auch die Literatur über

Familiennamen. «• ,—. ........ ... . ,, ..... . . ,

die Flurnamen zu berücksichtigen, wofür auf die vorzuglichen, ein weit aus- gedehntes Material verarbeitenden Berichte von Beschorner in den letzten Jahrgängen des Korrespondenzblattes des Gesamtvereins der deutschen Ge- schichts- und Altertumsvereine zu verweisen ist.6)

Um nur ein Beispiel anzuführen: NO von Dessau am rechten Elb-Ufer,

*) 1295 kommt z. B. Borchardus miles de Berwinkele vor: von Ledebur in den Märkischen Forschungen III 334.

2) Herzog, Sachsens wüste Marken, ASQ II 63. Die Burg und das Dörfchen Blankenau, wonach der von der Chemnitz durchströmte Blankenauer Grund seinen Namen hat, lagen zwischen Borna und Heinersdorf. Die Herrschaft Blankenau, die Dörfer Glösa, Fürth, Borna, Draisdorf und Heinersdorf umfassend, fiel 1338 an das Chemnitzer Benediktiner-Kloster.

3) Gothaisches Uradl. Taschenbuch 1910, S. 549.

*) Lorenz, Grimma 308, 495. Cod. diplom. Sax. reg. II, 1, S. 190.

5) Dresdener Anzeiger vom 21. August 1900.

«) Vgl. z. B. LH (1904) S. 3ff. Vgl. Beschorner Mtlg. d. Ver. f. sächs. Volksku. III (1904) S. 197ff. u. in „Über Berg und Tal" 1905, Beil. zu Nr. 3. In größerem Zusammenhang behandelt diesen Gegenstand Beschorner durch seinen Aufsatz „Wesen und Aufgaben der historischen Geographie" HV IX, 1906, S. lOff.

Familiennamen und Kirchenbücher. 325

N Vorkerode, SW Klieken finden sich in der von der Elbe gebildeten Schleife die Flurbezeichnungen Vor-Seidlitz (zwischen d. Oberhöfer und Unterhöfer Vorwerk), Hinter-Seidlitz. Inwieweit der Familienname Seidlitz hiermit zu- sammenhängt, bedarf noch der Untersuchung. Ebenso steht es bei einem Namen wie von Wiese (de Prato). Selbst wenn man annimmt, die Familie stamme von einem Orte Wiese oder Wiesa, so kann man weiter annehmen, daß dieser Ort nach einem Flurnamen benannt sei.

Nicht nur die weltlichen Distrikte, sondern auch die kirchlichen Ein- Familiennamen teilungen erfordern die Aufmerksamkeit des Familienforschers. Gewisse,,. .""i u

xt i-.»«. «p- .... , Kirchenbuche:'.

Namen, z. B. Maria auch für Manner werden von den Katholiken bevorzugt, während sie von den Protestanten mehr gemieden werden. Die Geschichte der Vornamen hängt mit den konfessionellen Verhältnissen eng zusammen. So hören z. B. in Steiermark mit der Beseitigung des Protestantismus die jüdisch-biblischen Vornamen ganz auf, und die humanistischen nehmen ab. Dafür kamen eine Menge früher nie gekannter Heiligennamen1) in Gunst, namentlich Ignaz, Cajetan, Dismas, Liborius.2) Die protestantischen Gegen- den bevorzugen überhaupt alttestamentliche Namen, und zwar bis ins 19. Jahr- hundert hinein (Nathan Chyträus, Josua Stegmann, Ahasverus Fritsch, Gott- hold Ephraim Lessing, Justine Salome Lessing, seine Mutter, Dorothea Salome Lessing, seine Schwester, Rebekka Claudius, Abraham Voß, Methusalem Müller, David Friedrich Strauß). Die katholischen Gegenden meiden jene spezifisch hebräischen Namen ebenso ängstlich wie ihre Gegner die Jesuitennamen Ignaz und Xav(i)er; auch Namen wie Urban, Sylvester, Benedict, Dominik, Alois, Gregor, Augustin finden sich jenseits der katholischen Grenzen selten. Bei den Frauennamen scheint sich eine solche Scheidung allerdings nicht oder wenigstens nicht so deutlich ausgeprägt zu haben, doch ist wenigstens Veronica als ziemlich exklusiv katholisch anzusprechen.3) Mit Rücksicht auf diese Umstände seien hier die folgenden Werke genannt: St. J. Neher, Kirchliche Geographie und Statistik mit steter Rücksicht auf die frühere Zeit. 1864ff.; Theologisches Hilfslex., Gotha, Vrl. v. F. A. Perthes, 1894, Bd. 2, die Abteilung: Kirchengeschichtl. Ortslex., S. 1 419; Grote, Lex. deutscher Stifter, Klöster u. Ordenshäuser. Osterwiek 1881 84; H. Hoogeweg, Verz. d. Stifter u. Klöster Niedersachsens vor d. Reformation. Hannover u. Leipzig 1908; Wolny, Kirchl. Topographie v. Mähren. Brunn 1855—1866, 9 Bde. Weitere Nachweise bei Comte de Mas Latrie, Tresor de Chronologie, d'histoire et de geographie pour l'etude et l'emploi des documents du moyen äge. Paris 1889, S. 1841 ff.

Mit Rücksicht auf die Kirchenbücher, die ja für die Aufstellung eines Stammbaumes als Ausgangspunkt der archivalischen Forschung dienen, muß es dem Familienforscher hochwichtig sein zu erfahren, wohin die für ihn

*) Stadler, Vollständiges Heiligenlexikon. Augsburg 1856.

2) Karl Heinrichs, Studien über die Namengebung im Deutschen. Quellen und Forschungen zur Sprach- u. Kulturgesch. der german. Völker, 102. Heft, Straßburg 1908, S. 8.

3) Robert Franz Arnold, Die deutschen Vornamen. Wien 1901, S. 18.

326 Wahrscheinlichkeitsschlüsse üb. d.Herkunft einerFamilie a. d.Art d. Formenbildung.

in Betracht kommende Ortschaft eingepfarrt ist. Als Hilfsmittel sind zu nennen: Das evangelische Deutschland, Jahr- und Adreßb. d. kirchl. Be- hörden u. d. gesamten evangel. Geistlichkeit. Nebst e. Anhang: Die evangel. Kirche in Österreich. M.Unterstützung d. kirchl. Behörden hrsg. (6. Jhrg. Leipzig 1907); Arthur Kolbe, rHandb. d. Kirchenstatistik f. d. Kgr. Sachsen. Nach handschrift- lichen Angaben und amtlichen Quellen (N. F. 16. Ausg., Dresden 1894, seitdem wiederholt neu aufgelegt). Mit Hilfe des alphabetischen Ortsverzeichnisses am Ende dieses Werkes kann man für jede Ortschaft das zuständige Pfarr- amt sofort feststellen. Vgl. ferner Bundschuh, Geographisch-historische Beschreibung Bayerns, Schwabens und Frankens (letztere allein 5 Bde.); Roppelt, Histor. top. Beschr. d. Fürstentums Bamberg; Steichele, A. v., Das Bistum Augsburg, historisch-statistisch beschrieben, fortgesetzt von A. Schröder, Bd. 1 7, Augsburg 1861 1910. Dazu kommen die Diö- zesanschematismen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Auch eine größere Anzahl unserer Kalender leistet in dieser Hinsicht, wenn auch nur für einen je nach der Art des Kalenders beschränkten Umkreis, brauchbare Dienste. Wenn es nicht gelingt festzustellen, an welchem Ort die einschla- genden Kirchenbücher lagern, dann versuche man durch ein Gesuch an die für den betreffenden Ort zuständigen Amtsgerichte den einschlagenden Pfarrort zu erfahren. Das zuständige Amtsgericht aber erfährt man am besten aus dem Buch von Lehnardt, Alphabetisches Ortsverzeichnis des deutschen Reiches. Auf Grund der neuen Gerichtsorganisation nach amtlichen Quellen bearbeitet. 3 Bde. 1881, 1882. Hier werden zu jedem Orte angegeben: Staat, Regierungsbezirk bzw. Kreis, Oberlandesgericht, Landgericht, Amts- gericht, bestellende Postanstalt. Für das Königreich Sachsen ist auch sehr praktisch der alljährlich erscheinende „Königl. Sachs. Kanzlei- und Judizial- oder Expeditions-Kalender", der unter anderem auch enthält ein „Alpha- betisches Verzeichnis der im Königreich Sachsen belegenen Stadt- und Land- gemeinden mit den zubehörigen besonders benannten Wohnplätzen, mit An- gabe der ihnen vorgesetzten Amtshauptmannschaften und Amtsgerichte und der Postanstalten, deren Bestellungsbezirk die betr. Orte zugewiesen sind." Wahrscheinlich- Aus der Art der Formenbildung der Namen lassen sich über die Her-

fibwdleH«- kunft einer Familie Wahrscheinlichkeitsschlüsse ziehen. Voraussetzung ist kunft einer dabei, daß über das Vorkommen der Geschlechtsnamen einer Gegend ge- Ar^der Formet- nügende statistische Unterlagen vorhanden sind, was allerdings keineswegs biidung. überall zutrifft. Auch in dieser Beziehung ist die Topographie eine Hilfs- wissenschaft der Familiengeschichte. Im Folgenden soll an einigen haupt- sächlichen Formenbildungen im Anschluß an das bekannte Buch von Heintze, Die deutschen Familiennamen, 3. Aufl. von Cascorbi (Halle 1908, S. 74ff.) diese Beziehung von Topographie und Familiengeschichte erläutert werden. Patronymische Geschlechtsnamen entstanden am häufigsten in den vom Weltverkehr abgelegenen Gauen. In Ostfriesland bilden die genetivischen Namen, wie Reiners, Gerdes, Gerjets Focken, Rippen, Tjaden mit An- schluß der selteneren auf -sen (Bohlsen) in den Kreisen Aurich und Emden die Hälfte aller Namen, in Leer noch ein Drittel. Als ganz besonders cha-

Wahrscheinlichkeitsschlüsse üb. d. Herkunft einer Familie a. d. Art d. Formenbildung. 327

rakteristisch, nur hier vorkommend, sind dabei die Namen auf a (Oen. plur.) hervorzuheben: Wiarda, Ebbinga, Ukena. Jene genitivischen Patronymika treten auch am nördlichen Küstenrande stark hervor, am stärksten (80 v. H.) im Kreise Jever, sie treten in Hannover merklich zurück. Ihre Zahl wächst erst wieder in Holstein (Ditmarschen: mindestens 40 v. H.). An der schles- wig-holsteinischen Küste treten die bis dahin mehr vereinzelten Zusammen- setzungen auf -sen, je weiter nach Norden, desto stärker hervor, namentlich im Herzogtum Schleswig, bis in den Kreisen Husum und Tondern die Han- sen, Thomsen usw. alles so überwuchern, daß sie fast 90 v. H. aller Familien- namen füllen. Doch diese Bildungen greifen auch nach der Ostseite des meerumschlungenen Landes hinüber, zum Stamme der Angeln und bilden dort ebenfalls die Mehrheit, im Kreise Flensburg wiederum 90 v. H., im Kreise Schleswig noch die Hälfte, bis sie im daran grenzenden Kreise Eckern- förde plötzlich nahezu verschwinden. Genitivische Patronymika bilden das Charakteristische auch am preußischen Niederrhein; von Kleve nach Aachen machen sie ungefähr die Hälfte aller Namen aus.

Für die westfälische Namengebung sind Bildungen mit hovel (Hügel), brink (hochliegende Grasfläche), diek (Teich), brok (Brüche), hörst (Gebüsch), kamp (umhegtes Feld), kennzeichnend, z. B. Windhövel, Hasenbrink, Budden- dieck, Uhlenbrock, Hasselhorst, Lohkamp. Diese Bildungen reichen, wenn auch weniger zahlreich, bis an die slawische und hochdeutsche Sprachgrenze.

Im niederdeutschen Nordosten Deutschlands, der Heimat Fritz Reuters, sind die Familiennamen im allgemeinen auch niederdeutsch, so Pieper statt Pfeifer, Voß statt Fuchs, ebenso die von Ortsnamen entlehnten auf -beck (statt -bach), -husen (statt hausen). Selbst der ursprüngliche niederdeutsche Name von Salzwedel : Soltwedel, als Ortsbezeichnung längst verhochdeutscht, hat sich noch als Familienname erhalten. Dazu treten die Verkleinerungen auf -ke (Lüdicke, Lemke, Wilke, Jahnke), die hier so recht ihre Heimat und Geburtsstätte haben. Doch überwiegt das Niederdeutsche hier im Osten, von Holstein und Mecklenburg abgesehen, nicht so wie im Westen. Es ist gerade in den Namen nicht mit solcher Entschiedenheit festgehalten worden, der Übergang in das Hochdeutsche ist merklich weiter vorgeschritten. Als ein auffallender Beweis bietet sich der Name Schulz, der in Westfalen meist noch Schulte lautet (auch in Mecklenburg häufig Schult), während dies in Brandenburg und Pommern eine seltene Form ist. Andererseits sind ent- schieden hochdeutsche Formen hier nicht selten, namentlich die Diminutiv- bildungen mit z und 1: wie Barz, Kunze, Wetzel, Neitzel. Solche Namen auch in der Landbevölkerung weisen wohl darauf hin, daß die deutsche Ein- wanderung in diese dem Slawentum allmählich wieder abgenommenen Gaue, wenn auch überwiegend aus Niederdeutschland, doch teilweise auch aus oberdeutschem Sprachgebiet erfolgt ist.

Im oberdeutschen Sprachgebiet nehmen die Ortsnamen, um Familien- namen zu werden, häufig die Endung -er an: Morschbacher, Straßburger, Dillinger. Je weiter nach Süden verdrängen diese Bildungen die einfache Übertragung der Ortsnamen fast vollständig. Den Reigen führt -inger:

328 Wahrscheinlichkeitsschlüsse üb. d. Herkunft einer Familie a. d. Art d. Formenbildung.

Götzinger, Hottinger, Zähringer, demnächst -berger. Beide zusammen bilden zwei Drittel aller Namen im südlichen Baden. Das Suffix 1 nimmt in Baden die eigentümliche Form -le an, die im Unterrheinkreis (auf fränkischem Boden) noch gegen -el zurückstehend, je weiter nach Süden desto mehr an Zahl wächst, so daß südlich der Murg (auf alemannischem Boden) namentlich aber im Seekreise die Merkle und Bürkle, die Enderle und Eberle usw. eine fast unbestrittene Alleinherrschaft üben. Ähnliche Verhältnisse herrschen in Württemberg. Auch hier überwiegt als Verkleinerungsform -le. Schon im Nordosten, im Jagstkreise (auf fränkischem Boden) mindestens die Hälfte der Verkleinerungsformen mit dem Kern 1 bildend, füllt es im südlichen Württemberg (auf schwäbisch-alemannischem Boden) über 75 v. H. Schier endlos ist die Reihe dieser Schmelzle und Schwämmle, Bäuerle und Mayerle, Endele und Bendele usw.

In Bayern erscheint wie im Schwäbischen in gewaltigen Mengen das Suffix -1, hier ohne e: Atzl, Hutzl, Simmerl. Ganz Bayern eigentümlich sind die vielen -eder (auch -öder geschrieben) Leute, die einst in der Öde wohnten, z. B. Amersöder, Hocheder, Kantensieder (Kantensöder), Obernetter, Scharf- etter usw. In der Einleitung zu dem zweiten soeben (1910) erschienenen Bande der von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien her- ausgegebenen Sammlung österreichischer Urbare hat Dopsch über diese Namen auf öder ein neues und interessantes Material besprochen.

Durch das Zusammentreffen von Oberdeutsch und Slawisch werden in Namen deutschen wie auch slawischen Ursprungs harte Zischlautverbindungen erzeugt: zsch, tzsch, nicht allein im Auslaute: Fritzsche, Klotzsch, Pietzsch, sondern auch im Anlaut: Zschinsky, Tzschachel.

Da Schlesien wie eine langgestreckte Halbinsel in das slawische Sprach- meer, zwischen Tschechenland und Polen, hinausragt, so ist es natürlich, daß fast überall slawische Elemente auch in den Familiennamen hervortreten. Im Innern der Provinz ist dies freilich nur in geringem Maße der Fall, in desto größerem aber an den Rändern, besonders im Osten, wo Preußisch- Schlesien unmittelbar an das Polnische (in Posen und Russisch-Polen) und im Südosten, wo es an das sogenannte Wasserpolnische (in Oberschlesien) stößt, während im Westen noch ein Streifen deutscher Bevölkerung (in Öster- reich) vorgelagert ist. Am stärksten ist diese slawische Beimischung in der Ecke zwischen dem Posenschen (Rawitsch) und Oberschlesien (Kreuzburg), besonders in den Kreisen Namslau und Wartenberg, wo die -ek (Adamek) und -ak (Stepaniak), die -owski und -inski usw. 40 bis 50 vom Hundert ausmachen.

In neuester Zeit hat sich das gedruckt vorliegende Quellenmaterial zur Erkenntnis der adligen Namensverhältnisse stark vermehrt. Eine ungeheure Fülle von Namen ist, um nur auf eine Quellenart hinzuweisen, in den Aus- gaben von Urbaren weiten Kreisen zugänglich geworden. Von den Urbar- editionen der letzten Jahre nenne ich hier beispielsweise nur die von Ru- dolph Kötzschke in den Publikationen der Gesellschaft für rheinische Ge- schichte herausgegebenen Urbare der Abtei Werden an der Ruhr (Bonn 1 906).

Wahrscheinlichkeitsschlüsse üb. d. Herkunft einer Familie a. d. Art d. Formenbildung. 329

Diese Art von Quellen ist sehr zahlreich. Für den Niederrhein verweise ich auf das „Verzeichnis niederrheinischer Urbarialien, eine Vorarbeit zur Her- ausgabe der Rheinischen Urbare", das Karl Lamprecht im Programm der Marburger Universität 1890 veröffentlicht hat. Wie inhaltreich nicht nur für die Wirtschaftsgeschichte, der diese Quellen in erster Linie zugute kommen, sondern auch für die Familiengeschichte die Urbare sind, kann man aus dem 106 Spalten langen Namenregister am Ende des 3. Bandes (Seite 537 590) von Lamprechts „Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter" (Leipzig 1885) entnehmen.

Bei Familiennamen, die von Ortsnamen hergeleitet sind, lassen sich, nach Maßgabe der im Vorstehenden geltend gemachten Gesichtspunkte, Wahr- scheinlichkeitsschlüsse auf die Herkunft einer einzelnen Familie aus einer bestimmten Gegend ziehen. Man hat aber versucht, aus solchen Ortsnamen noch weiteres zu ergründen. Es ist zweifellos in den Ortsnamen ein wich- tiges und unentbehrliches Hilfsmittel zu Feststellungen über die Stammessitze der einzelnen Völkerschaften und deren Verschiebungen gegeben; allerdings die sorgsame Beobachtung von Personen- und Flurnamen, Rechtsgewohn- heiten u. a. muß hinzukommen. In neuerer Zeit hat besonders Wilhelm Arnold mit seinem Buche „Ansiedelungen und Wanderungen deutscher Stämme" (Marburg 1875) nachhaltigen Einfluß ausgeübt. Er glaubte aus dem Studium namentlich hessischer Ortsnamen die Erkenntnis schöpfen zu können, daß uns diese gleichsam schichtenweise, wie geologische Formationen, die ver- schiedenen Völker und Stämme anzeigen, die sich im Lande niedergelassen haben. Für die zweite von ihm aufgewiesene Periode glaubte Arnold eine Scheidung der in den Ortsnamen häufig begegnenden Endungen nach den Volksstämmen vornehmen zu können, indem er die auf -weiler, -bronn, -brunn, auch -ingen, -hofen u. a., wo sie häufiger vorkommen, für alemannisch, die auf -bach, -hein u. a. für fränkisch, die auf -büttel und -leben für sächsisch und thüringisch erklärte. Man hat indessen neuerdings eingewendet, daß die Ortsnamen nicht Merkmale eines Stammes, sondern einer Zeit seien, daß sie schon in den alten Stammesgebieten entstanden und dann auf Eroberungs- land übertragen sein können. Es ist diesbezüglich auf die feinsinnigen Be- merkungen von Rudolf Kötzschke (Quellen u. Grundbegriffe der histori- schen Geographie Deutschlands u. snr. Nachbarländer, in Alois Meisters Grundriß der Geschichtswft. I) zu verweisen. Kötzschke sagt hier unter anderem: Die „Ortsnamentheorie Arnolds ist nicht in ihren wesentlichen Einzelergebnissen aufrecht zu erhalten. Indes enthält sie gewisse Grund- wahrheiten: eine gewisse Gliederung der Ortsnamen nach Hauptperioden und der Gedanke, sie zur Aufhellung der Besiedelungs- und Stammesgeschichte zu verwerten, bestehen zu Recht. In Verbindung mit Forschungen über Siedlungsformen, Hausbau, Flurverfassung, Rechtsordnung und Mundart können sie dazu beitragen, Verbreitungsgebiete der Kolonisation abzugrenzen, wo nämlich Eigentümlichkeiten der Namengebung in weiteren Landstrichen gleich- mäßig und zahlreich auftreten. Auf die Stammeszugehörigkeit der Siedler allein aus der Ortsnamenbildung zu schließen, wäre irrig; wohl aber wird

330 Kartographische Illustrierung von Familiengeschichten.

es möglich sein, festzustellen, daß in bestimmten Zeiten bei einzelnen Stäm- men gewisse Arten der Ortsnamen bevorzugt waren. Für die Zeiten, wo Grundherrschaft ausgebildet und eine monarchische Staatsgewalt kolonisierend tätig war, hat man sich klar zu halten, daß die Herrschaft so gut wie das Volkstum der Siedler für die Namengebung maßgebend gewesen sein kann. Das [gilt insbesondere auch für die Gegenden, wo Germanen und Volks- fremde einander gegenüberstanden." „Für die feineren Probleme der Ge- schichte der Ausbreitung von Völkern und Stämmen ist es nötig, die Unter- suchung auf die Flurnamen und die Personen-, insbesondere Familiennamen zu gründen, die gesicherte Schlüsse auf das Volkstum der Siedler und seine Wandlungen gestatten." Kartographische Die rein topographische Betrachtungsweise erweitert sich durch Hinzu-

niustnerung nahme historischer Gesichtspunkte zur historischen Geographie. Das Leben geschieht«! innerhalb der wechselnden Verwaltungsbezirke zeigt deutlich, wie wichtig die Geschichte einer einzelnen Familie für die Orts- und Landesgeschichte werden kann. Bei der kartographischen Illustrierung von Familiengeschichten, besonders wenn sie sich auf ältere Zeiten erstrecken, empfiehlt es sich daher, auch die ehedem so zerklüfteten territorialen Verhältnisse deutscher Klein- staatenbildungen, soweit diese von Einfluß auf die Geschicke der betreffen- den Familie waren, darzustellen. Ferner empfehlen sich Flurkarten, besonders dort, wo in den archivalischen Quellen die Bezeichnungen des Güterbesitzes mit Flurnamen gegeben sind. Bei den Besitzkarten ist anzuraten, für Lehens- und Allodialgüter verschiedene Farben zu wählen und je nach den beson- deren Geschicken der Familie, z. B. bei drohenden Konfiskationen, für syste- matische Verkäufe, besondere Farbenbezeichnungen zu wählen. Als ein gutes Vorbild kartographischer Illustrierung empfiehlt sich das Buch: „Geschichte der Familie Hoesch, Karten zum ersten Bande entworfen von Fritz Brügge- mann, Köln 1912." Die hier von Brüggemann dargebotene Einleitung gibt über die methodische Beschaffung des Materials zu derartigen Karten sehr beherzigenswerte Darlegungen. Die Anfertigung von Besitzkarten aus ver- schiedenen Zeiten für einzelne Familien ist von besonderem Reiz, wenn es sich dabei um Grund und Boden auf einem Kolonisationsgebiet handelt. Die Kapitalsanlage in den östlichen Kolonialgebieten Deutschlands war so gut, daß kaum besiedelte Länder nach ein oder zwei Generationen schon wieder ihrerseits von ihrem Kräfteüberschuß abgeben und neue Kolonisatoren weiter nach Osten senden konnten. Hierbei ist zu bemerken, daß es auch zum Teil dieselben Familien sind, die diese Expansionsfähigkeit zeigen. Die Pak und die Kamenz treten in der Lausitz, in Schlesien und in Preußen als Kolonisatoren auf, der Probst Heinrich von Sonnenberg im Ermland hat seine Eltern in Schlesien, die Großeltern in Zeitz; die von Heselech wandern aus Schlesien 'ins Kulmerland, aus dem Kulmerland ins Land Sassen, die Fullsteins von Niedersachsen nach Mähren, von Mähren nach Schlesien, von Schlesien nach Polen. Bei manchen alten Geschlechtern, z. B. bei den Don- nas und Eulenburgs, bei denen ein reiches urkundliches Material gesammelt ist, läßt sich die kolonisierende Ausbreitung der Familie von Westen nach

Kartographische Illustrierung von Familiengeschichten. 331

Osten leicht kartographisch darstellen. Wenn man sich einmal die Mühe machen wird, an der Hand der Familienforschung dieses etappenmäßige Vor- rücken nach Osten weiter im einzelnen zu verfolgen, wird man zu höchst merkwürdigen Ergebnissen für die gesamte Kolonialgeschichte kommen. Der Vormarsch der askanischen Macht über die Oder, die deutsche Durchdringung der slawischen Länder an der Ostseeküste, die meißnischen Einflüsse bei der Besiedelung der Lausitzen, Schlesiens, Böhmens und Mährens werden in ganz anderer Weise wie bisher klargestellt werden können.1)

Es ist ein häufig begegnender Irrtum, daß aus gleichem Familiennamen und gleichem Wohnsitz auf Verwandtschaft geschlossen wird. Wie verfehlt ein solcher Schluß ist, geht schon aus der ungeheuren Verbreitung einzelner Familiennamen wie Müller, Schulze oder Lehmann hervor. Kein vernünftiger Mensch wird behaupten, daß alle Personen mit Namen Müller, die z. B. in Leipzig wohnen, auch nur entfernt miteinander verwandt sein müßten. Das trifft aber auch auf kleine Orte zu, in denen ja auch von jeher gleichnamige, aber nicht verwandte Personen nebeneinander gewohnt haben, zu denen dann später weitere gleichnamige Personen aus noch anderen Familien hin- zugekommen sein können. So ist z. B. im sächsischen Erzgebirge der Name „Böhme" sehr verbreitet, der aber lediglich einen Hinweis auf die ge- meinsame Herkunft aus dem Lande Böhmen, nicht aber eine Andeutung von Verwandtschaft enthält. Besondere Schwierigkeiten bieten in diesen Bezieh- ungen die Gegenden mit polnischer Bevölkerung. Es saßen dort seit sehr langer Zeit 10, 20 und noch mehr verschiedene Familien in einem und dem- selben Dorfe und nahmen, der Sitte folgend, nach dem Dorfe den gleichen Namen an. Leider sind die Wappen des polnischen Klein-Adels den for- schenden Heraldikern fast gar nicht bekannt geworden. Dieser Umstand erschwert es sehr, eine zutreffende Gruppierung der Familien herauszufinden.2)

Die familiengeschichtliche Forschung wird, je mehr sie sich mit den Zeiten des alten deutschen Reiches vor 1806 befaßt, um so mehr Anlaß haben, mit der territorialen Zerstückelung des alten Reiches zu rechnen und daher jene kleinstaatlichen Gebilde zu studieren, die der gegenwärtigen Ge- neration angesichts der Einheit des deutschen Reiches und der Größe der meisten Einzelstaaten nur schwer begreiflich sind. Dabei aber kommen wir so recht eigentlich auf das Gebiet der Topographie und historischen Geo- graphie. Ein einziges Beispiel anstatt vieler möge genügen. Ich folge dabei der vortrefflichen Abhandlung von Karl Heldmann, „Geschichte der Deutsch- ordensballei Hessen nebst Beiträgen zur Geschichte der ländlichen Rechts- verhältnisse und der Deutschordenscommendur Marburg und Schiffenberg" (in der Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, N. F. 20, Kassel 1895). In dieser Abhandlung, welche durch die mit biographi- schen Notizen versehenen Listen der Landcomthure der Bailei Hessen, der dortigen Pfarrer, Vögte, Priore, Pächter, Guts-, Hufen-, Haus- und Garten- inhaber auch für die Genealogie sehr beachtenswert ist, werden die Teil-

*) C. Krollmann, Die Herkunft der deutschen Ansiedler in Preußen, ZWO, Heft 54. 2) E. v. Zernicki, Der polnische Klein- Adel, Seite 7 ff.

332 Identitätsnachweise bei Auswanderungen.

gebilde, welche die Besitzungen der Deutschordensballei Hessen begrenzten, wie folgt charakterisiert:

„Werfen wir kurz mit der Betrachtung der damaligen Territorialverhältnisse des Oberjahngaus einen orientierenden Blick auf den Hauptschauplatz der Ordensgeschichte in Hessen. Ein Landstrich von der nördlichen Abdachung des Vogelsbergs bis ins Wohrathal war altes Königsgut. Davon war Seelheim mit Mardorf und Roßdorf ful- disch, Amöneburg Stadt und Amt mainzisch, das Gericht Kaldern nebst der Marburg mit ihren sog. 4 Hausdörfern, das Gericht Grünberg mit Niederohmen und Burg und Gericht Homberg a. d. Ohm zum Teil aus der gisonischen Erbschaft als Allod an die Landgrafen von Thüringen gefallen. Fronhausen mit einigen benachbarten Dörfern gehörte dem Reichsstift Essen. In Kirchhain (Werflo) hatte sich eine Reichsvogtei erhalten. Allen diesen Sonderbildungen stand die gräfliche Gerichtsbarkeit zu. Im Südwesten begrenzte dieses trennende und zerstückelte Gebiet die Grafschaft Rucheslo (Reuschel) mit der Dingstätte bei Oberweimar; sie gehörte den Dynasten von Meren- berg. Die Cent Reizberg reichte bis an den Burgberg von Marburg, das Gericht Ebsdorf schloß sich an dieselbe auf dem jenseitigen Lahnufer an. Die westlich und nordwestlich anstoßende Grafschaft Stift war 1234 (April) von den Grafen von Wittgen- stein und Battenberg an Mainz verkauft worden. Von ihren 10 Orten hatten die Land- grafen die dem Gericht Kaldern zunächst gelegenen Lixfeld, Dautphe, Laasphe und Wetter an sich gerissen. Im Osten und Nordosten endlich grenzt die Grafschaft Jürgenhain an."

identitätsnach- Häufig kommt der Familienforscher in die Lage, die Geschichte einer und

weise bei Aus-

Wanderungen, derselben Familie in räumlich von einander sehr entfernten Gegenden ver- folgen zu müssen. Dies trifft bei Auswanderungen regelmäßig zu. Selten genug lassen sich dann Abgangsgebühren in dem früheren Wohnort und Aufnahmegebühren in dem neuen einwandfrei nachweisen, da einschlagende Bücher nicht überall geführt wurden und, wo dies der Fall war, sich keines- wegs immer dergleichen erhalten haben. Vor allem tritt hier die Heraldik helfend ein, wenn sich nachweisen läßt, daß die gleichnamige Familie in der alten und neuen Heimat dasselbe Wappen führte. Wenn sich einschlagende Siegel nicht erhalten haben, müssen alle sonstigen Hilfsmittel familienge- schichtlicher Forschung in Betracht gezogen und oft auf großen Umwegen das Beweismaterial herbeigebracht werden. Hier mögen zur Erläuterung, wie solche Nachweisungen geführt werden, zwei Beispiele folgen:

Die Identität des in Breslau 1613 geborenen Georg Kirchpauer mit dem in Hamburg in der Mitte des 17. Jahrhunderts auftretenden Johann George Kirchenpauer läßt sich einwandfrei auf folgende Art nachweisen: Zunächst be- scheinigt das Archiv der freien und Hansestadt Hamburg (unter dem 11. No- vember 1909), daß Georg Kirchenbauer, der nach Ausweis des Hamburger Bürgerbuchs am 14. Januar 1648 das Großbürgerrecht erworben hat und nach Ausweis des Proklamationsregisters von St. Katharinen mit Elisabeth von Jerusalem aufgeboten worden ist, nicht aus Hamburg stammte. Denn in der vorerwähnten Eintragung im Bürgerbuch fehlt der Vermerk, daß er als civis filius Bürger geworden ist. Daß die Angabe nicht gemacht wurde, kann als sicherer Beweis dafür gelten, daß der genannte Georg Kirchenbauer außerhalb Hamburgs geboren ist. Herr Major Kirchenpauer von Kirchdorff in Obermeisa bei Meißen besitzt ein Familienbuch, das die Bezeichnung trägt: „Das Kirchenpauersche Geschlecht-Register, aufgezeichnet von den vide

Identitätsnachweise bei Auswanderungen. 333

dieses Buchs Pag. 8 erwehnten Johann David Kirchenpauer nebst Nachricht von ein und anders Anno 1776 den 31. May." Dieses Buch enthält unter anderem folgenden Eintrag: „Anno 1613 d. 25. Sept. alten Stiehls ist mein Aelter Vater Johann George Kirchenpauer in Breslau gebohren, seine Eltern sind gewesen Hans Kirchenpauer und Anna Lantzolterinn. Ao. 1629 nach Hamburg gereiset und d. 26. Novbr. desselben Jahres bey Herr Hans von Jerusalem in Diensten gekommen .... 1640 d. 244/j*"ru" ist obiger Johann George Kirchenpauer in Hamburg Bürger geworden, und dafür 50 Rh Species bezahlt, ao 1647 d. ^ Novbr. hat er sich in Hamburg mit Jungfer Elisabeth

von Jerusalem ehelich verlobt. Ao 1748 d. ± Fbr. haben vorgedachte beyde

20.

Hochzeit gehalten." Das Archiv der freien und Hansestadt Hamburg be- merkt hierzu, daß das Datum des Erwerbs des Bürgerrechtes im Familien- buche verschrieben ist (nicht 24. Januar 1640, sondern 14. Januar 1648), aber in der Angabe über den Betrag des Bürgergeldes zwischen dem Fa- milienbuche und dem amtlichen Bürgerbuche Übereinstimmung besteht. Denn 50 Reichstaler Species entsprechen 150/?. „Hiernach kann", bemerkt das genannte Staatsarchiv, „über die Identität des im Familienbuche genannten Johann George Kirchenpauer, der angeblich am 24. Januar 1640 Bürger geworden ist und dafür 50 Reichstaler Species bezahlt hat, mit dem im Bürgerbuche genannten Georg Kirchenbauer, der am 14. Januar 1648 Bürger geworden ist und dafür 150/? bezahlt hat, ein Zweifel nicht bestehen."

Es soll ferner bewiesen werden, daß der im Jahre 1822 in Schneeberg i. S. wohnhafte Bergmagazinverwalter Maximilian Graff mit dem am 22. Juni 1786 zu Freiberg i. S. geborenen Maximilian Graff identisch ist.

Diese Identität wird schon von vornherein durch das bergrechtliche Verhältnis von Schneeberg zu Freiberg wahrscheinlich. Der Rat zu Freiberg galt als der, wie es in einem Schreiben von 1476 heißt, „bey den man sich in uwer gnaden furstenthum obirsts und entlichs berkgerichts pfleget zu er- holen" (Ermisch, Das sächs. Bergrecht des Mittelalters, 1887, S. CLXIII). Damit hängt es zusammen, daß die sächsischen Bergleute in Freiberg prak- tisch und, seitdem 1765 die Freiberger Bergakademie gegründet wurde, auch theoretisch vorgebildet wurden und vielfach dann im Lande Stellung suchten und fanden. Und gerade der Schneeberger Bergbau lockte zahlreiche Per- sonen von Freiberg nach Schneeberg. Es findet noch heutzutage ein be- ständiger Zuzug von Personen, die in Freiberg berg- und hüttenmännisch vorgebildet sind, von Freiberg nach Schneeberg statt. Es ist nicht der ge- ringste Grund vorhanden zu der Annahme, daß dies bei dem am 22. Juni 1786 zu Freiberg geborenen Maximilian Graff nicht der Fall gewesen ist. Es liegen aber auch mehrere positive Beweise für die genannte Identität vor. Zunächst in den Acten des Rates der Stadt Leipzig, Cap. 36, G. Nr. 1 vol. IX (Acta das Graffsche Legat betreffend) Blatt 163: Hier bezeichnet Johann Maximilian Graff, Obersteiger in Neustädtel bei Schneeberg, am 1. Fbr. 1855 in einem Brief an den Rat zu Leipzig den Vizebergmeister Graff zu Marien- berg, durch dessen Tod die Kollatur über das Graffsche Familiengestifte zur

334 Identitätsnachweise bei Auswanderungen.

Erledigung gekommen sei, als seinen Vater. Am 28. Sept. 1853 unterzeich- nete sich dieser als „Maximilian Graff, K. S. Vizebergmeister, d. Z. Collator der Graff'schen Stipendien" (die genannten Akten Bl. 153). Er war nach denselben Akten Bl. 149 der Bruder des Kgl. Polnischen pens. Bergraths Johann Jakob Graff, dieser wiederum war der Bruder Friedrich Wilhelm Graff's zu Freiberg, Sohnes des Kaufmanns Joh. Jak. Graff zu Freiberg (die- selben Akten Bl. 148, 82). Also war dieser Kaufmann Johann Jakob Graff in Freiberg der Vater des Vizebergmeisters Maximilian Graff in Schneeberg und der Großvater des Obersteigers Joh. Maximilian Graff in Neustädtel bei Schneeberg. Einen anderen Beitrag zu dieser Identitätsfrage lieferte der Stadtrat von Freiberg. Im Freiberger Einwohnerbuch für Nicolai und Jacobi (1752 bis 1815) ist unter „Hausgenossen" im Hause Nr. 649 folgender Eintrag gefunden worden: „Herr Johann Jakob Graf, Markscheider, und Bergscholar Maximilian Graf d. 23. Mart. 1805." In dem 1816 angelegten neuen Ein- wohnerbuche sind aber die Namen nicht eingetragen. Daraus kann, wie der genannte Stadtrat mit Recht bemerkt, geschlossen werden, daß beide Personen zu dieser Zeit verzogen waren. Kirchenbuchführer Niemeyer in Schneeberg be- scheinigt, daß ein Maximilian Graff, Schichtmeister in Schneeberg, der hinter- lassene Sohn des weiland Johann Jacob Graff, Kaufmanns in Freiberg war. Wie der stellvertretende Bürgermeister von Schneeberg weiterhin mitteilte, ist dieser Maximilian Graff in der Zeit 1815 bis 1819 in Schneeberg Bürger geworden: er findet sich im Repertorium zu den Listen eingetragen, während die Listen selbst für die Jahrgänge 1815 bis 1819 fehlen. Diese Auskunft aus Schneeberg stimmt vorzüglich zu der des Rates von Freiberg, daß Maxi- milian Graff im Jahre 1816 sich nicht mehr in Freiberg aufhielt.

Schließlich kann für die genannte Identität auch noch angeführt werden, daß eine, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgestellte, allerdings urkundlich nicht beglaubigte Stammtafel der Nachkommen des Stipendien- stifters Johann Jacob Graff, die den „Acta familiaria der Graffschen Stipen- dien und milden Familiengestifte s. w. d. a. betreffend, ergangen von dem Collator de anno 1837 1861" beiliegt, als Sohn des Johann Jacob Graff (des jüngeren) eingetragen ist: „Maximilian Graff, geb. z. Freiberg d. 22. Jun. 1786, Obereinfahrer und Bergamts-Assessor z. Schneeberg."

Es erhellt aus den vorstehenden Ausführungen, wie sehr der Familien- forscher auf die Unterstützung der Topographen angewiesen ist, wie viel Hilfe ihm die Kunde der jetzigen und früheren menschlichen Einrichtungen und Verhältnisse in den verschiedenen Gegenden gewährt. Nichts ist ver- kehrter, als das bei genealogischen Dilettanten so häufig vorkommende Be- streben, mit den allernotdürftigsten historischen Kenntnissen aufs geratewohl eine Familiengeschichte zusammenstoppeln zu wollen. Es bleibt durchaus richtig, was Beschorner in seinem inhaltreichen, schönen Aufsatz über „Wesen und Aufgaben der historischen Geographie" (HV 1906, S. 14) bemerkt: „Orts- namen- und Flurnamenkunde, Flur-, Dorf-, Haus-, Dialektforschung und Genealogie verirren sich nur zu leicht, wenn sie allein ihre Wege verfolgen, unbekümmert um verwandte, den gleichen Zielen zustrebende Wissenschaften."

Genealogie und Rechtswissenschaft: Einleitung. 335

Genealogie und Rechtswissenschaft.

Von Otto Freiherrn von Dungern, Professor an der Universität

Czernowitz.

ENSCHEN, die miteinander blutsverwandt sind, stehen sich näher Genealogie und wie die nächsten Freunde, wie Schicksalsgenossen oder langjährige Rechtj^s.sen" nahe Nachbarn. Das ist eine uralte, allen Völkern fest einge- Einleitung. wurzelte Empfindung. Wenn uns das Leben vor irgendeinen Fall stellt, in welchem diese Empfindung überwunden wird durch entgegengesetzte Maßnahmen etwa daß ein Kaufmann seinen Teilhaber oder ein Kranker seine Pflegerin zur Erbin einsetzt und die Verwandten leer ausgehen , so regt sich in uns bei allem Verständnis für derartige Rücksichtnahme doch immer etwas Widerspruchssinn; und wenn umgekehrt etwa der Tod einen Menschen aus einem intimen Hausgenossen- oder Freundeskreis herausnimmt und ent- fernte Verwandte erscheinen und den ganzen Nachlaß an sich nehmen, so scheint uns das gar nicht auffallend. Selbst im modernen Leben der Kultur- völker, das die nächsten Angehörigen je nach ihrem Beruf mitunter weit aus- einander bringt und einander entfremdet, herrscht doch der Gedanke der Zusammengehörigkeit dem Blute nach. Jedenfalls tragen alle modernen Güter- rechtsordnungen diesem Gedanken bis heute genau so deutlich Rechnung wie in früheren Zeiten, da eine Familie auch stets eine Besitz- und Wirt- schaftsgemeinschaft bildete, da Verwandtschaft stets Nachbarschaft und In- teressengleichheit zur Folge hatte.

Auch strafrechtlich ist Verwandtschaft heute genau wie in ältesten Zeiten von Bedeutung; bald als Milderungsgrund, bald als erschwerendes Moment. Nicht minder nimmt das Prozeßrecht in einer Reihe von Bestimmungen auf Verwandtschaftsverhältnisse Rücksicht.

Endlich spielen die Beziehungen des Blutes eine große Rolle im gelten- den Verfassungsrecht der monarchischen Staaten. Das Thronfolgerecht ist heute überall aufgebaut auf Abstammung von einem bestimmten Souverän, Abstammung in männlicher oder wenigstens in weiblicher Linie. Auch für das Regentschaftsrecht ist meist die Zugehörigkeit zum regierenden Hause maßgebend. Selbst für die jüngeren Mitglieder des Hauses alle miteinander hat das moderne Staatsrecht vieler Staaten eine Sonderstellung geschaffen: Sitz im Parlament, Recht auf besondere finanzielle Bezüge, besonderen Rang usw.

Überall, wo in dieser Weise Familienzugehörigkeit Rechte begründet, spielt die Genealogie eine Rolle. Sie lehrt uns ja nicht nur Filiationsnach- weise aufzustellen und Verwandtschaftsgrade zu berechnen; sie sagt uns auch, wann eine Filiation, eine Verwandtschaft rechtsbegründend in Betracht gezogen werden muß, wann nicht; sie sagt uns dies in manchen Fällen, in denen der Wortlaut unserer Gesetze nicht genügen würde, um auftauchende Zweifel zu beheben. Zwar ist heute durch die deutsche bürgerliche Gesetz-

336 Genealogie und Rechtswissenschaft: Einleitung.

gebung und ebenso durch die Gesetzgebung wohl aller zivilisierten Staaten scharf und unzweideutig festgestellt, wann wir es mit einer zivilrechtlichen vollkommenen, wann mit einer sogenannten natürlichen außerehelichen un- vollkommenen Verwandtschaft zu tun haben. Allein schon im allgemeinen Adelsrecht tauchen dabei Fragen auf, die das bürgerliche Recht nicht über- all entscheidet. Bei uns steht es fest, daß Adoption die besonderen Adels- prädikate eines Namens nicht ohne weiteres überträgt, aber im Ausland ist das mitunter der Fall. Wie nun, wenn der Nichtadlige, der im Ausland durch Adoption ein Adelsprädikat erworben hat, in Deutschland für sich den Adel beansprucht? Und ganz allgemein: ist das wohlerworbene ausländische Adelsprädikat unter allen Umständen bei uns ein Titel für den Anspruch auf Zugehörigkeit zum Adel? Das sind Fragen, die heute viel häufiger als all- gemein bekannt zur Entscheidung kommen ; z. B. wo für eine Fideikommiß- nachfolge adelige Ahnen verlangt sind, wo die Ehrenstellung eines Käm- merers, eines Johanniterordensritters u. dergl. Adel oder adelige Ahnen er- fordert. Nur die Genealogie kann da an der Hand ihres reichen historischen Vergleichsmaterials und mit Hilfe ihrer Kenntnis jahrhundertealter bestimmter Übung bei uns und im Ausland die Rechtswissenschaft mit entscheidenden Gesichtspunkten und Maßstäben auf den rechten Weg führen.

Unentbehrlicher noch sind genealogische Forschung und genealogische Kritik für das Fürstenrecht. Schon durch die vielumstrittene Einrichtung der Ebenbürtigkeit, die in jedem modernen Monarchenrecht eine Rolle spielt und in vielen Staatsverfassungen ausdrücklich aufgenommen ist, sieht sich die Fürstenrechtswissenschaft auf die Genealogie als wegweisende Hilfswissen- schaft angewiesen; denn nur die Forschungen der Genealogen können hier den Rechtsgelehrten und den Richter vor Urteilen bewahren, die sich mit der traditionellen Rechtsüberzeugung, dem Rückgrat allen Adelsrechts, in Widerspruch setzen: im Adelsrecht sind eben heute noch Anschauungen und Grundsätze rechtserheblich, die das moderne Recht im übrigen durch die formelle Gleichstellung und Gleichbehandlung aller Staatsbürger vor dem Ge- setz hinweggeräumt hat.

In allen diesen modernen Rechtsfragen ist die Genealogie immerhin nur ein methodisches Hilfsmittel der Rechtswissenschaft. Sie ist heute nicht mehr berufen, Rechtsregeln aufzubauen, sondern hilft nur die Sätze des geltenden Rechts richtig, sinngemäß anzuwenden; so vor allem, wenn sie hilft, einen gesetzlich verlangten Filiationsbeweis oder Verwandtschaftsbeweis aufzustellen in Fällen, in denen ein einfaches Zusammenstellen von Geburts- und Heirats- urkunden nicht ausreicht, um Rechte über alle Zweifel sicher zu begründen. Eine viel wichtigere Rolle spielt die Genealogie in der Rechtsgeschichte. Für die Verfassungsgeschichte ganzer Jahrhunderte, und zwar ganz beson- ders für die deutsche, liefert die Genealogie heute die Grundlage der histo- rischen Rekonstruktion ehemaliger öffentlicher Rechtszustände. Man kann geradezu sagen, daß die ganze Entwicklung der deutschen Staatsverfassung bis weit über das Mittelalter hinaus eine fortwährende Verschiebung der ständerechtlichen Verhältnisse ist. Um zu sehen, wie diese Verschiebung

Genealogie und Rechtswissenschaft: Einleitung. 337

Schritt für Schritt vor sich gegangen ist, müssen wir für alle einzelnen Epochen unserer Geschichte die verschiedenen Ständegruppen genau unter- scheiden. Und dabei sind wir ganz und gar auf die Genealogie angewiesen. Sie zeichnet uns das Bild der Geschlechter, die irgendeinmal in privilegierter Stellung waren; zeigt uns, wie das eine Geschlecht seine Privilegien stei- gerte, das andere sie verlor; lehrt uns die Anzahl der Familien in gleicher ständischer Lage je für eine bestimmte Zeit übersehen. Und auf dem Grund solcher Erkenntnisse müssen wir unsere Verfassungsgeschichte aufbauen; denn die präzisen, gesetzlich normierten Rechtsregeln, die heute unser Ver- fassungsleben beherrschen, gab es früher bei uns nicht. Wir haben, um zu sehen, was früher bei uns Verfassungsrecht war, keine alten Verfassungs- urkunden und kaum einmal eine dürftige reichsgesetzliche Bestimmung oder gerichtliche Entscheidung, auf die wir uns stützen könnten. Aus der Er- kenntnis der lebendigen Verkehrsregeln in den verschiedenen Jahrhunderten müssen wir die Gewohnheiten herauslesen, die mit der Kraft des Rechts das Leben der vergangenen Tage beherrschten. Die ganze deutsche Verfassungs- geschichte ist wie kaum eine andere auf subtile, indirekt folgernde, unge- mein komplizierte Auslegungskunst angewiesen. Und diese Auslegungskunst ist nicht nur unmöglich ohne genealogische Beobachtungen und Anhalts- punkte: sie ist für wichtige Epochen geradezu identisch mit einer Durch- forschung des überlieferten Quellenmaterials nach genealogischen Zusammen- hängen. Die Genealogie ist für die deutsche Rechtsgeschichte nicht nur ein formeller Behelf, sondern materielle Grundlage.

Diese wichtige Rolle der Genealogie im Rahmen der deutschen Rechts- wissenschaft ist lange verkannt worden. Die Genealogie hatte bei uns sich selbst zu sehr wissenschaftlich diskreditiert. Erst in den allerletzten Jahren ist es in Deutschland wieder möglich geworden, mit dem vollen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit rein genealogische Gesichtspunkte für die Erfor- schung unserer Verfassungsgeschichte zu verwerten, die so unendlich reich an Gestaltungsformen ist; die viel mehr als heute der Fall grundlegend für unsere modernen Anschauungen vom Sinn und vom Wert bestimmter Verfassungsformen sein könnte; die aber erst gründlich aufgebaut und umfassend dargestellt wer- den muß, damit der ganze geschichtliche Beispielswert deutlich hervortritt, der in dieser unserer deutschen Verfassungsgeschichte für uns verborgen ist.

Die folgenden Abschnitte sollen in kurzem Überblick zeigen, inwiefern während der verschiedenen Perioden der deutschen Vergangenheit die gene- alogische Wissenschaft rechtsgeschichtliche Untersuchungen leiten muß.1) Eine Umschau über die positive Rechtslage des modernen Adels in Deutsch- land wird sich abschließend anreihen.

x) Wegen näherer Ausführungen und tieferer wissenschaftlicher Begründung der hier dargelegten Gesichtspunkte, die für die Fortentwicklung der deutschen Rechts- geschichte einschneidende Bedeutung haben, muß ich auf meine Programmschrift „Staat und Volk durch die Jahrhunderte" (1911), auf mein „Thronfolgerecht der deut- schen Kaiser" (1910) und auf die Abhandlung „Die Staatsreform der Hohenstaufen" (Festschrift für Zitelmann, 1913) verweisen.

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie. I. 22

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338 Die Genealogie im germanischen Recht.

I. Die Genealogie im germanischen Recht.

Die Genealogie Zu der Zeit, wo die Germanen für uns Rückblickende auf dem Schau- "" ßeRTcht.SC C" platz der Geschichte auftauchen, waren in ihrem staatlichen Ordnungszustand bereits bestimmte genealogische Regeln maßgebend. Es gab privilegierte Geschlechter, aus denen die germanischen Völkerschaften ihre Präsidenten im Frieden, ihre Herzöge im Kriege wählten. Inwiefern diese Geschlechter eine rechtliche Sonderstellung einnahmen, läßt sich aus den dürftigen Quellen, vor allem den Bemerkungen Cäsars über die Germanen, nicht mit voller Be- stimmtheit herauslesen. Wenn Cäsar von „principes" spricht, so haben manche daraus auf einen besonderen Adelsstand geschlossen; andere Ge- lehrte haben vorsichtiger übersetzt: die „ersten", die „vornehmsten" der Völkerschaft. Ein wenig Tendenz spielte da oft bei der Übersetzungskunst mit. Unter dem Einfluß der Ideen Rousseaus glaubte man zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, als man begann, kritisch rechtshistorische Maßstäbe an die Nachrichten vom altgermanischen Leben anzulegen, im Staatswesen der germanischen Völkerschaft eine Art idealer Demokratie verwirklicht zu sehen: eine fortdauernd gleichmäßige Aufteilung der privaten und öffentlichen Rechte an die Volksgenossen. Unter dem Eindruck dieser Anschauungen kam man dazu, den Ursprung der im Mittelalter auftauchenden Markgenossenschaft in die älteste germanische Zeit zurückzuverlegen : in der Markgenossenschaft wollte man Reste einer solchen ideal -demokratischen Gütergemeinschaft er- kennen. Für einen Adel in der ältesten Zeit blieb dann kein Raum.

Neustens ist nun diese Theorie der alten Markgenossenschaft mehrfach als irrig angegriffen und (das Verdienst gebührt dem Wiener Historiker Dopsch) im wesentlichen als unhaltbar widerlegt worden. Damit wäre von neuem Platz geschaffen für einen Adel im germanischen Völkerschaftsstaat. Allein an eine juristische Struktur dieses Adels wird man deshalb doch nicht den- ken dürfen. Einen Adel, der an der Hand genealogischer Verknüpfung bestimmte Menschen (eben die Abkömmlinge der adeligen Geschlechter) in eine bestimmte, privilegierte Rechtslage brachte, bildeten jene germanischen principes gewiß nicht. Was wir als eigentlichen Inhalt des Adelsbegriffes heute (und seit langem schon und allgemein bei allen Völkern) ansehen: daß die genealogische Zugehörigkeit zu bestimmten Familien genügt, um den Abkömmlingen von Geburt an eine privilegierte Rechtsstellung zu geben, das ist eine Einrichtung, die einen kompliziert geordneten Rechts- staat mit starkem Rechtsformalismus voraussetzt. Einen solchen Staat bil- deten die wenig zivilisierten germanischen Völkerschaften vor der Zeit ihrer festen Ansiedelung, als sie noch Hirten- und Jägerstämme waren, nicht. Solange die wirtschaftliche Konsolidation, die^ privates Grundeigentum oder wenigstens regelmäßigen Ackerbau voraussetzt, noch nicht durchgeführt ist, fehlen auch die materiellen Grundlagen für einen öffentlich-rechtlich an- erkannten und gesicherten Adelsstand. Wo immer sich eine Standesschicht mit besonderen, allgemein anerkannten Vorrechten ausbildet, geht voraus

Die Genealogie im germanischen Recht. 339

die Bildung einer Gruppe in irgend einer Weise materiell gleich privilegierter Familien. Bei der Entstehung des deutschen niederen Adels im 12. und 13. Jahrhundert, des französischen Militäradels unter Napoleon I., der nord- amerikanischen Millionärsaristokratie in letzter Zeit überall ist der Anfang eine gesellschaftliche gleiche Sonderstellung irgendwie tatsächlich privile- gierter Menschen, die sich bald als Familiengruppe fühlen und verbinden und gegen andere Volksgenossen möglichst abschließen. Die öffentlich- rechtliche Zuerkennung besonderer Rechte für alle, die aus einem solchen Kreise stammen, folgt nach; erst wenn sie erfolgt, kann man von einem wirklichen Adel sprechen. Bis sie erfolgt, ist es nur die Genealogie, die als formelle Handhabe dient, um zu bestimmen, wer zu der besonderen Gruppe gehört. Die Genealogie ist aber Kenntnis der Vergangenheit. Sie verkörpert die Tradition. Sie hält fest und verbindet mit bestimmten leben- den Menschen, was die Vorfahren einst geleistet und erreicht haben. Wo die formelle Abschließung zum gesetzlich anerkannten Adel fehlt, ersetzt die Genealogie geradezu die anerkennende Staatsgewalt, bildet also einen wichtigen und mächtigen Faktor im Leben des Volkes; denn ohne Tradition und ohne fortwährendes Zurückblicken auf die eigene Vergangenheit und die Männer, die in der Vergangenheit bedeutend waren, kann kein Volk leben. In den ältesten deutschen Rechtsquellen ist Genealogie geradezu gleichbedeutend mit Geschlecht; oder besser mit Abstammung; denn auch die Söhne weiblicher Nachkommen eines bedeutenden Mannes gehörten bis in das Mittelalter hinein zu seiner Genealogie. Und „Genealogien" bildeten nur die bedeutenden Männer. Es ist ja ganz natürlich, daß in Perioden, die einen formalrechtlich ausgezeichneten Adelsstand nicht kennen, wirkliches und allgemein anerkannntes Verdienst dazu gehört, um als adelig zu gelten. Erst durch den Ritterschlag oder den Briefadel oder andere formelle Er- hebungszeichen wird es dem Rechtsstaat möglich, ohne allgemeine Berufung und ohne die bereits als adelig Anerkannten zu fragen, Menschen in die privilegierte Adelslage einzuführen. Wenn also die germanische Aristokratie der Principes und ihrer Genealogien noch nicht ein Adelsstand in der modernen rechtlichen Bedeutung war, so kann man doch auch wieder sagen, daß diese germanischen „Vornehmsten" und „Ersten" des Volkes in besserem Sinne einen Adel darstellten: sie waren notwendig Abkömmlinge von Män- nern, die sich für den Stamm verdient gemacht hatten. Soweit war die Konsolidation des Adels schon fortgeschritten, daß die Völkerschaft ihre Führer im Frieden und, soweit irgend möglich, auch im Kriege aus den Abkömmlingen, den Genealogien ihrer früheren Anführer und Häuptlinge auswählte. Es war nicht jeder dieser Abkömmlinge zu einer besonderen Ehrenstellung, zu Rang oder Würde berufen; aber aus der Zahl der so traditionell qualifizierten Männer wählte man die, denen man gehorchen wollte.

Es wird uns vielleicht heute schwer, uns in eine solche Anschauung hineinzudenken. Wir verbinden zu unwillkürlich Genealogie mit Erbrecht. Jeder Thron hat einen „Erben". Der Adel „stirbt aus", wenn es an Erben

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340 Die Genealogie im germanischen Recht.

fehlt. Die älteste Form der Aristokratie bei unseren germanischen Vorfahren dachte daran nicht. Der germanische Adel ergänzte sich immer wieder. Er beruhte geradezu auf der beständigen Erneuerung der genealogischen Tradition durch neue Glieder der ausgezeichneten und allbekannten Familien, nahm auch sicherlich mitunter neue Mitglieder auf: der Herzog im Kriege war nicht immer der König; er wurde besonders gewählt und da konnte persönliche besondere Tüchtigkeit auch genealogisch Unbekannte in die Lage bringen, sich und den Nachkommen den Ruhm adeliger Qualität zu ver- schaffen.

In der Zeit da wir zuerst imstande sind einzelne Geschlechter und Familienbeziehungen zu unterscheiden, das ist auf Grund der Berichte des Tacitus, finden wir, vielleicht infolge römischer Einflüsse, schon gewisse Herrscherneigungen bei den Mächtigsten im Volke, die mit der älteren Stellung der Aristokratie nicht mehr vereinbar sind. Es ist kein Zufall, daß Tacitus zuerst einige germanischen Häuptlinge „reges" nennt: dem Römer war „König" schon ein Begriff, der verknüpft war mit der Vorstellung von einer erblichen Sonderlage des Königshauses hoch über allen anderen Fa- milien. Aber die Familien des „Königs" Armin und der anderen, die sich damals so nannten, hielten sich nicht in ihrer privilegierten Stellung. Die germanischen Könige, von denen wir in den folgenden Jahrhunderten hören, sind, soweit es möglich ist auf Grund der dürftigen Nachrichten zu ur- teilen, wieder aus edlen Geschlechtern gewählte Häuptlinge.1)

Erst in der Periode der Völkerwanderung tritt bei den germanischen Stämmen die alte Bedeutung der „Genealogie" zurück. Bei jedem der einzelnen Stämme brachte ein Geschlecht die Obergewalt an sich. Die Ursache lag nahe. Diese Könige der Völkerwanderungszeit gingen hervor aus den Herzögen; die Herzöge brachten bei den Eroberungen einen be- sonders großen Teil der Beute (an Landbesitz, unfreien Leuten und an Schätzen) in ihren persönlichen Besitz. Es bildete sich geradezu ein Recht des Erobererkönigs heraus, einen Löwenanteil der Beute zu behalten. So war eine materielle Grundlage für ein Königtum geschaffen: der König hatte eine Masse Leute, die ihm als Sklaven gehorchen mußten und hatte einen Schatz, aus dem er belohnen konnte. Und diese Möglichkeit, die ihn hoch über alle anderen Volksgenossen stellte, übernahm sein Erbe.

Ganz deutlich sehen wir diese Wurzeln einer neuen Königsgewalt bei den Franken. Chlodwig stammte aus einem edlen Häuptlingsgeschlecht. Es gelang ihm, andere edle Häuptlinge in anderen Frankenstämmen mit Gewalt zu beseitigen. Er usurpierte überall die Häuptlingsstellung. Auf seinen Eroberungszügen brachte er dann ungeheure Schätze und Güter an sich. Von diesem Grundstock konnten seine Nachkommen jahrhundertelang verschwenden.

*) Das Doppelkönigtum, das einige Forscher als spezifisch germanische Einrichtung aus den Quellen herauslesen wollen, scheint mir recht problematisch. Eine eingehende, fast unbekannt gebliebene Untersuchung der Frage hat Eduard Heyck geliefert (Heidelberger Jahrbücher, 1899).

Die Genealogie im germanischen Recht. 341

Die ältesten erhaltenen fränkischen Gesetze stammen aus der Zeit der merowingischen Dynastie. Es ist darin den Königen und ihrem Geschlecht

und zwar ist offenbar ausschließlich an den Mannesstamm gedacht

eine exzeptionelle Stellung eingeräumt. Durch äußerliche Kennzeichen schon sind die Königssöhne vom übrigen Volk unterschieden. Man wird gut tun, diese gesetzlichen Merkmale nicht für zu ursprünglich zu halten. Ebenso wie die Überlieferung vom göttlichen Ursprung der germanischen Dynastien ist die rechtlich fest umrissene Sonderlage des Königshauses ein Produkt der tyrannischen Herrschaft, die das merowingische Geschlecht usurpiert hatte. Das lehren uns rechtsvergleichende Untersuchungen; jede Usurpation eines Thrones stützt sich, wenn irgend möglich, auf besonders vornehme Abstammungskonstruktionen oder wird von gleichzeitigen oder späteren Schriftstellern durch solche Konstruktionen unterstützt, aus denen sich in primitiven Epochen leicht eine Tradition nachträglich entwickelt. Die alt- germanische Anschauung vom Adel der Abkömmlinge ausgezeichneter Männer ist trotzdem nicht ganz ausgestorben. Wir finden Spuren davon wieder in der deutschen Kaiserzeit; in anderen germanischen Staaten sogar noch später. In gewisser Weise, kann man sagen, blüht sie noch heute fort in Island und einigen Gegenden Norwegens, wo bis auf unsere Tage Bauernfamilien, allein auf die Kenntnis weit zurückreichender genealogischer Blutszusammenhänge gestützt, sich als Adel fühlen, untereinander verbinden und gegen andere Familien streng abschließen.

Es scheint und liegt ja auch nahe anzunehmen, daß Chlodwig mit den etwa außer ihm selbst bei den Franken vorhandenen Abkömmlingen edler Genealogien gründlich aufräumte; jedenfalls bekamen solche Aristokraten in seinem Reich (in den übrigen Germanenreichen ging es ähnlich her) keine privilegierte Stellung vor dem neuen Adel, den er schuf:1) einen Be- amten- und gleichzeitig Militäradel, den er erblich mit überaus stattlichem Grundbesitz dotierte. Schon für das 6. und 7. Jahrhundert können wir ver- einzelt bei Franken, Angelsachsen und Langobarden einige solche Magnaten- familien durch Generationen verfolgen und dabei feststellen, daß sie einen sehr deutlich über die Masse der Volksgenossen hervorragenden Stand bildeten, wenn auch ihre Sonderstellung rechtlich noch nicht fest umrissen erscheint; denn die Nachrichten von einem besonderen Wergeid des Adels sind sehr mit Vorsicht auszulegen. In der Form, wie die Überlieferung sie uns zeigt, sind sie sicher nicht wörtlich zu nehmen. Es ist unmöglich, sich vorzustellen, daß die Bestimmungen etwa des salischen oder bayrischen Gesetzbuchs über Wergeidstufen im frühen Mittelalter unter den damaligen Kulturzuständen praktisch hätten durchgeführt werden können. Tatsächlich

*) Wenn man immer noch hie und da liest, daß es in karolingischer Zeit oder gar noch später in Deutschland Nachkommen des germanischen „Volksadels" gegeben (vorzüglich für die Sachsen wird das gern behauptet), so ist das einfach aus der Luft gegriffen. Genealogisch ist der Nachweis eines derartigen Zusammenhangs auch nur für ein einziges Geschlecht ganz ausgeschlossen. Institutionell ist die Verbindung erst recht undenkbar.

342 Die Genealogie im germanischen Recht. Die Karolingische Periode.

waren alle jene Aristokraten in allen Germanenstaaten bis zur Zeit Karls des Großen überaus mächtige, sehr selbständige Grundherren mit einer großen Menge von ihnen, nicht direkt vom König abhängiger Leute hinter sich, und oft genug mußte der König mit ihnen kämpfen oder verhandeln und Kompromisse schließen, weil seine Befehle nicht beachtet wurden. Vor allem waren sehr selbständig die stammfremden oder im fremden Stammes- gebiet eingesetzten Herzöge und Grafen, deren Untertänigkeit unter dem Frankenkönig die Herrschaft des Franken über entfernte, nur oberflächlich unterworfene Völkerschaften sicherstellen sollte: die Herzöge der Thüringer, Bayern, Wiemannen und einiger Stämme in Frankreich.

II. Genealogie und deutsche Rechtsgeschichte.

1. Die Karolingische Periode.

Genealogie und Aus dem mächtigen großgrundherrlichen Beamtenadel der Merowinger

geschkhte. Die ist das Haus der Karolinger hervorgegangen. Die direkten Vorfahren waren Kap0lin?sche schon im 7. Jahrhundert ein bedeutendes Magnatengeschlecht.1) Die Karo- linger schufen sich bis zum Ende des 8. Jahrhunderts überall, wo sie erobernd und unterwerfend ihre Königsherrschaft durchsetzten, eine allen anderen Familien überlegene Sonderstellung zunächst wieder dadurch, daß sie etwa traditionell ebenbürtige Häuser radikal aus dem Wege räumten, so die Agilolfinger in Bayern, die Langobardenkönige. Die privilegierte Stellung der fränkischen Königsdynastie wurde bewußt und bestimmt an den Mannes- stamm gebunden; so sehr, daß Söhne aus ebenbürtigen, aber von der Kirche nicht als Ehe anerkannten Verbindungen prinzipiell den entfernteren Stammes- abkömmlingen in der Nachfolge vorgezogen wurden (Arnulf; die Nachkommen Lothars IL von Frankreich). Das rein agnatische also absolut auf den genealogischen Zusammenhang dem Mannesstamme nach gegründete Ver- wandtschaftssystem drang allerdings doch noch nicht ganz durch, wie die Ausschließung der Karolinger durch weibliche Nachkommen in Deutschland, Italien, Burgund, zuletzt sogar in Frankreich unter dem letzten aller Karolinger, Karl von Lothringen (durch die Capetinger, Deszendenten in weiblicher Linie), zeigt. Ein Fortschritt in dem System der rechtlichen Trennung des Königsgeschlechts von der übrigen Aristokratie ist also, trotz der deutlichen Bemühungen insbesondere Karls des Großen nach dieser Richtung, eigentlich nicht zu verzeichnen.

Dagegen wurden die Magnaten des Reiches durch die Karolinger und zwar speziell durch Karl den Großen in eine rechtliche Sonderlage neuer Art gebracht.

x) Die alte Erzählung vom merowingischen Ursprung der Karolinger in weiblicher Linie wie von ihrem südfranzösisch-lateinischen Ursprung in männlicher Linie dürfte allerdings ebenso wie die Nachricht vom göttlichen Ursprung der Merowinger ein später entstandenes dynastisches Märchen sein. Vgl. darüber neuerdings Saltat, L'ori- gine meridionale des fausses genealogies carolingiennes. Toulouse 1902.

Die Karolingische Periode. 343

Unter den Merowingern war es selbstverständlich gewesen, daß der mächtige und reich dotierte Beamte Magnat blieb und seinen Reichtum be- hielt, wenn er auch sein Amt wechselte oder verlor (was bei den merowin- gischen Herzögen und Grafen oft vorkam). Karl der Große scheint es mit einem neuen System versucht zu haben ganz genau sehen wir da nicht; denn gerade die bestimmtesten Verordnungen und Berichte sind mit Vor- sicht zu behandeln: so völlig uniform und glatt können die Einrichtungen unter den mannigfaltig verschiedenen Verhältnissen des ungeheuren Kaiser- reichs nicht gewesen sein. Immerhin berechtigen mancherlei Nachrichten zu der Annahme, daß Kaiser Karl sich die Schöpfung, Sicherstellung und Behandlung einer machtvollen Beamtenaristokratie, die er brauchte, so aus- gedacht hatte, daß er überall an und für sich reiche und einflußvolle Männer persönlich zu Grafen (dem höchsten Beamtenposten) ernannte. Der Graf war höchster königlicher Richter und militärischer Führer in einem Gau. Der Einfluß, den der Graf brauchte, um für den König im Gau zu gebieten, sollte ihm gesichert werden durch Besitzungen, die ihm als Amtsdotation gegeben wurden. Dadurch, daß man zu solchen Grafen die Männer gerade ernannte, die so wie so mächtig, angesehen und reich an Grundbesitz waren, und zwar womöglich in ihrem Gau selbst, wurden gerade die Elemente in den Dienst der Krone hineingezogen, mit denen man schwer hätte fertig werden können, wenn man ihnen einen reinen Amtsgrafen in ihren Heimats- gau setzte. Man brauchte nun niemand mehr mit soviel Macht auszustatten, daß er über ihnen, den an und für sich schon Mächtigen im Lande, stand. Man machte die selbst zu den höchsten Beamten. Es lag darin entschieden theoretisch-staatsmännisch ein Fortschritt dem merowingischen Zeitalter gegen- über, das erfüllt gewesen war von Kämpfen der oft versetzten königlichen Herzöge und Grafen mit Großen des gräflichen oder herzoglichen Amts- bezirks. Eine Kontrolle der in dieser Weise außerordentlich gut ausgestatteten gräflichen Reichsbeamteji wurde eingerichtet. Besondere zu diesem Zweck eigens delegierte Machthaber, die Kammerboten, die wieder aus den alier- mächtigsten weltlichen und geistlichen Großen ausgewählt wurden, sollten eine Oberaufsicht durchführen.

Die Kehrseite dieser Einrichtung war, daß es nun sehr schwer wurde, überhaupt einen Grafen abzusetzen. Der Graf war ja der Mächtigste in seinem Gau; schickte man ihn unfreiwillig auf seine Güter in den Ruhe- stand, wie dann einen Nachfolger finden, der dem unzufriedenen Abgesetzten überlegen gewesen wäre? In der Tat hören wir viel von Klagen über Miß- regierung und Gewalttaten der Grafen und wenig von einem energischen Einschreiten der Krone durch Kammerboten oder den König selbst. Und schon bald nach dem Tode Karls des Großen ist es klar, daß der Posten eines Grafen dem Sinn und Zweck der Einrichtung ganz zuwider erblich in einer Familie bleibt; und das Gegengewicht der Missi verschwindet schon im 9. Jahrhundert.

Die karolingische als reiner Amtsadel gedachte Aristokratie ist auf diesem nicht vorhergesehenen und doch so natürlichen Wege sehr schnei!

344 Die Aristokratie der Kaiserzeit bis zur staufischen Periode.

zu einer Geburts- und Besitzaristokratie geworden, die ganz bestimmte und zwar höchst bedeutsame Rechte ausschlieslich in ihrer Hand hielt. Natür- lich wurde nicht von Anbeginn der unmündige Sohn Gaugraf als Nach- folger seines Vaters, sondern zunächst ließ man in solchen Fällen das altgermanische System der^ Genealogie wachte wieder auf einen anderen tauglichen Sohn des Geschlechts nachfolgen. Ob später eine Auseinander- setzung dieses Nachfolgers mit den nächsten Erben stattfand, mochten die Umstände Fall für Fall entscheiden.

Genealogisch wichtig ist diese karolingische Aristokratie für uns nicht nur rechtshistorisch, sondern noch aus einem andern Grunde: Auf Familien, die in dieser Zeit zu hohen Ämtern und fürstlicher Macht kamen, lassen sich die ältesten unsrer deutschen Fürstenhäuser im Mannesstamm zurück- verfolgen. Die Vorfahren der Häuser Capet, Lothringen, Hessen, Wittels- bach, der Weifen und des Hauses Salm-Reifferscheidt sind schon um das Ende des 9. Jahrhunderts als Grafen in recht imposanter Stellung nachzu- weisen; und wenn wir die übrigen modernen Fürstenhäuser dynastischen Ursprungs auch nicht urkundlich ganz so weit z. T. lange nicht so weit zurückverfolgen können, so läßt sich doch mit ziemlicher Bestimmtheit sagen, daß sie alle genealogisch in männlicher Linie von Grafenhäusern der Karo- lingerzeit stammen. Anstatt einen Beamtenadel zu schaffen, hat Kaiser Karl eine Menge lokal mächtiger kleiner Dynastien gegründet, die zum Teil später in der deutschen Reichshälfte ihre gleichzeitig grundherrliche und Amtsge- walt dazu benutzten, sich eine souveräne Stellung zu gründen.

Während in dieser Weise die rein genealogische Konsolidation des neuen Beamtenadels schon unter Kaiser Karl dem Großen begann, ist von einer bestimmten rechtlichen Abgrenzung dieser adeligen Familien anderen gegen- über noch nicht die Rede. Die „Genealogie" wieder und nun in erhöhtem formelleren Maße zur Trägerin besonderer Privilegien zu machen, blieb der nachkarolingischen Zeit vorbehalten.

2. Die Aristokratie der Kaiserzeit bis zur staufischen Periode.

Die Aristokratie Vom Beginn des eigentlichen deutschen Reiches bis in die Zeit der bh zur'steuf!- stauiiscnen Kaiser hinein war der ganze Grund und Boden der ganzen damals sehen Periode, deutschen Lande aufgeteilt zwischen dem König, den geistlichen Grundherren, der weltlichen Aristokratie und bäuerlich lebenden kleinen Grundbesitzern. Dabei bildeten König, Kirche und Aristokratie im Grunde eine einzige Gruppe; denn der König war seit Konrad I. einer von den Aristokraten, primus inter pares, dem allerdings zu seinem Hausbesitz noch das bedeutende Krongut zufiel, über das die Kaiser bis in das 11. Jahrhundert noch überall in Deutsch- land direkt verfügten; und von den ursprünglich jedem zugänglichen Bischof- sitzen, Stiftern und Abteien waren die meisten im 9. Jahrhundert schon derart von der Aristokratie in Beschlag genommen, daß nur ein Abkömmling des großgrundherrlichen Adels dort die leitende Stelle einnehmen oder gar über-

Die Aristokratie der Kaiserzeit bis zur staufischen Periode. 345

haupt dort eintreten konnte; eine ganze Anzahl alter Klöster sind Familien- stiftungen der Aristokratie, ihren Mitgliedern von vornherein vorbehalten. Außerdem waren alle geistlichen Herren für ihre Hintersassen von weltlichen Machthabern bevogtet, auf die damit zum Teil die Herrschaft überging. Die kleinen selbständigen Grundbesitzer bewirtschafteten zwar nicht wie einfache Bauern selbst ihren Acker und ihre Weiden, sondern hatten wieder abhängige Hörige als Knechte im Haus und regelmäßig wohl auch als Zinsleute auf Vorwerken. Sie waren bis in die staufische Zeit hinein zum Militärdienst für das Reich verpflichtet und wurden vom Grafen als Vertreter des Kaisers aufgeboten. Sie hatten auch urspünglich wohl überall im Grafengericht ihren Sitz als Schöffen. Aber die Kluft, die sie von den Großgrundherren dem Adel schied, war doch viel wesentlicher für die Gestaltung ihrer wirt- schaftlichen und gesellschaftlichen Lage, als die „landrechtliche" Gleichstellung durch gleiche Militärpflicht, Freizügigkeit und Unterwerfung unter ein glei- ches Zivil- und Strafrecht. Und das um so mehr, als sich gerade in diesen landrechtlichen Beziehungen praktisch der größte Unterschied zeigte. Die Dynasten (so nennt die rechtsgeschichtliche Forschung die adeligen Großgrund- herren dieser Zeit und ihre Nachkommen bis in das spätere Mittelalter ohne Rücksicht auf etwaige besondere Titel Graf, Markgraf , die sie haben mochten) zogen zu Felde als Führer einer Schar von freien oder unfreien Leuten; der kleine freie Grundbesitzer dagegen war seinem Grafen zur Folge im Krieg für den König verpflichtet. Der Dynast war reich genug, um auf eigene Kosten in Deutschland zu reisen oder auch in den Kreuzzug zu ziehen; sein Besitz war oft weit verstreut; seine Verwandtschaft reichte bis ins Ausland. Der kleine Freie war wehrlos und hilflos, wenn er sein Gut verließ, war auf Klostergastlichkeit angewiesen, hatte außerhalb seiner engen Heimat nichts zu suchen und war froh, wenn ihn der Reichsdienst nicht zwang, fortzugehen. Das Recht für Mächtige wie für kleine Freie war das Landrecht, aber Gerichtsherr war für den kleinen der Graf, für den großen Herrn der König oder doch ein Gerichtsherr, der in anderer besonderer Weise den König vertrat: der Herzog, der Markgraf, der Pfalzgraf. Auch die Schöffen waren andere: ganz naturgemäß ließ sich der mächtige Grund- herr nur von seinesgleichen Recht weisen. In die Reihe der kleinen freien Grundbesitzer konnte der freigelassene Hörige treten die Kaste der Dy- nasten schloß sich ab; ich habe nicht die Spur eines Hinweises dafür ge- funden, daß irgend ein Dynastengeschlecht der vorstaufischen Zeit ursprüng- lich unfreier Herkunft gewesen wäre. Auch später noch unterschied man ziemlich streng die Dynastenfamilien als „Herren" von den ursprünglich un- freien Geschlechtern, mochten die auch, wie das im späten Mittelalter mehr- fach vorkam, ganz und gar in die Stellung eines Dynasten aufgerückt sein. Nur selten und spät verwischte sich die Erinnerung an derartig mindere Herkunft: bei den mächtigen Herren von Bolanden erst im 15. Jahrhundert; bei anderen, wie den Waldburg, Dohna usw. noch später, so daß nicht ohne Berechtigung die moderne verfassungsgeschichtliche Theorie den Begriff Dynast nur für Familien verwendet, die von Anbeginn frei und großgrund-

346 Die Aristokratie der Kaiserzeit bis zur staufischen Periode.

herrlich waren.1) Weniger streng könnte wohl die Grenze zwischen diesen Dynastenhäusern und den kleinen Freien gewesen sein, so daß Übergänge durch Verarmung resp. durch Reichwerden denkbar wären; aber auch Bei- spiele dafür sind meines Wissens nicht überliefert, oder sind abzulehnen, wie die angeblich ärmliche" Herkunft der Billunger.

Eine Verschärfung der Sonderstellung der aristokratischen Kaste vollzog sich seit dem 9. Jahrhundert dadurch, daß zahlreiche Familien kleiner freier Gutsbesitzer als Zinsbauern in die Abhängigkeit des dynastischen Adels oder der Klöster traten. Die Zahl der übrig gebliebenen freien Großbauern war infolgedessen bis Anfang des 12. Jahrhunderts außerordentlich zusammen- geschmolzen; hier mehr, dort weniger. In Friesland allein kamen diese Be- völkerungselemente geradezu zu einer Art Landeshoheit. Sie hatten durch Aussterben der eingeborenen Dynastenstämme, die es hier wie überall gab, eine große Selbständigkeit gewonnen, die glücklich bis in das spätere Mittel- alter herübergerettet wurde, gegen die Unterdrückungsversuche mächtiger Nachbarn sich mit Erfolg allmählich auf angebliche kaiserliche Privilegien berief und erst einer neuen Unterordnung unter fürstliche Gewalt wich, als aus dem Kreise der bäuerlichen Geschlechter selbst heraus im 15. und 16. Jahrhundert Häuptlingsfamilien sich emporhoben, von denen eine schließlich fürstlichen Rang und Gebietshoheit über Ostfriesland davontrug.

Während die Dynasten der vorstaufischen Periode verfassungsgeschichtlich lange wenig beachtet worden sind wie überhaupt die an öffentlich-recht- lichen Bildungen sehr fruchtbare nachkarolingische Zeit bisher ein Stief- kind der rechtsgeschichtlichen Forschung war , haben sie für den Gene- alogen seit langem ein ungemein interessantes, wenn auch äußerst schwie- riges Arbeitsgebiet gebildet. Bestimmte Rechtssätze über die Sonderlage der damaligen Aristokratie sind nicht überliefert oder nur indirekt und unsicher etwa aus der Formulierung der Friedensgesetze oder aus der Größe der königlichen Schenkungen herauszulesen. Die Adelsprädikate der Klasse (liber, ingenuus, nobilis und ähnlich) wurden auch für einfache freie Leute ange- wendet, sodaß die Klassifikationen der Zeugen in Urkunden zu Gruppen von liberi usw. nicht absolut brauchbar sind. Daß die Titel und damit die Ämter Graf, Markgraf, die Stellung als Klostervogt, als Heerführer den Ari- stokraten vorbehalten waren, steht nirgends geschrieben, gehört vielmehr gerade zu den Erkenntnissen, die uns die rechtsgeschichtliche Forschung erst erringen muß, und das kann sie nur mit Hilfe der Genealogie.

Es ist in diesem Punkte wohl noch sehr viel zu tun.2) Immerhin hat

*) In den Gothaer Taschenbüchern erscheinen dagegen eine Anzahl unzweifelhaft ehemals unfreie Geschlechter als ehemalige Dynasten (Waldburg, Rechberg, Schönburg). Bei einigen Familien ist der Ursprung zweifelhaft und bestritten (Hunolstein).

2) Vor allem müßten und könnten wohl endlich einmal die deutschen Urkunden des Mittelalters für ganz Deutschland kritisch herausgegeben werden. Das gilt ganz besonders für Bayern und für den größten Teil des Rheinlandes. Es ist doch traurig, daß man z. B. für die Kaiserurkunden Kaiser Friedrichs II. auf eine ältere französische Publikation angewiesen ist.

Die Aristokratie der Kaiserzeit bis zur staufischen Periode. 347

die Genealogie (genau wie übrigens auch in Frankreich, England, Italien für die gleiche Epoche) schon Tüchtiges geleistet. So ungemein schwierig es ist, genealogische Beziehungen festzustellen für eine Periode, in der es noch keine nach agnatischen Stämmen unterschiedenen Familiennamen oder Wappen gegeben und aus der keine Grabsteine und wenig spezielle Literaturdokumente erhalten sind, so ist es doch neuerdings gelungen, einiges überraschende Licht auf die Familienbeziehungen, den Familienaufbau und damit mittelbar auf Besitzvererbung und Erblichkeit der Sonderstellung bei diesem vorstau- fischen Adel fallen zu lassen. Die eingehenden Forschungen der älteren Genealogen des 18. und auch des 19. Jahrhunderts, die sich mit diesem Ge- biet befassen, müssen wir allerdings heute durchweg ablehnen: sie arbeiten mit zu vielen Urkunden, die sich inzwischen als Fälschungen erwiesen haben. Die Verfassungsgeschichte war also mit ihrer großen Abneigung vor gene- alogisch begründeten Ergebnissen bisher ganz im Recht; auch heute ist noch manche Spreu im Weizen, der für diese Zeit von Genealogen geerntet wird. Aber es geht nicht mehr an, die genealogischen Resultate samt und sonders beiseite zu lassen.

Verfassungsrechtlich wichtige Schlußfolgerungen aus den bereits vor- liegenden genealogischen Arbeiten über die ersten nachkarolingischen Jahr- hunderte ergeben sich aus Beobachtungen folgender Art: es wird z. B. ge- nealogisch festgestellt, daß ein Vorname, der in Verbindung mit Grundbesitz in ganz verschiedenen Teilen Deutschlands auftritt, eine und dieselbe Person bezeichnet. Mehrere derartigen Ergebnisse lassen unter Umständen schon verschiedene bestimmten Schlüsse zu: dahin, daß der großgrundherrliche Adel Streubesitz hatte nicht geschlossene Latifundien; daß er entlegenen Besitz festhielt, nicht (wie in späterer Zeit) abzustoßen suchte; daß er vom Kaiser sich nicht vorzugsweise in der Heimat, sondern in der Fremde in Italien oder im slawischen Kolonisationsgebiet dotieren ließ. Es kann, je nachdem ein und derselbe Besitz bei mehreren Generationen einer Familie nachweis- bar ist oder sich nach einiger Zeit bei anderen Familien findet, festgestellt werden, inwiefern die Töchter mit den Söhnen erbten; oder auch ob ein Großer, der sich gegen den König aufgelehnt hatte, alles verlor, oder etwa nur Lehnsbesitz, dagegen Eigenbesitz nicht. Es läßt sich häufig nachweisen, daß die Nachkommen des Stifters eines Klosters die Vögte des Klosters waren, woraus wir erkennen, daß Klosterstiftung den weggegebenen Besitz doch nicht unbedingt der Familie entzog. Nur auf dem Grunde einer Re- konstruktion von Familienverbänden in Verbindung mit einer Feststellung der Besitzverhältnisse läßt sich zeigen, wie das Lehnrecht praktisch ausge- staltet war. Die Lehnsverhältnisse in Deutschland vom 9. 13. Jahrhundert sind noch gar nicht methodisch untersucht worden. Ich kann auf die unge- mein wichtigen Fragen, um die es sich da handelt, hier natürlich nicht ein- gehen. Es sei nur darauf hingewiesen, daß es sehr wertvoll wäre, zu wissen, wer alles in vorstaufischer Zeit Vasall sein konnte. Unfreie sicher nicht. Vermutlich war der Kreis der zum Lehnrecht befähigten ein recht kleiner. Eine der wichtigsten Reformen der frühen staufischen Zeit war jedenfalls,

348 Die Aristokratie der Kaiserzeit bis zur staufischen Periode.

daß die Lehnsfähigkeit auf größere Volksbestandteile ausgedehnt wurde. Ohne genealogische Anhaltspunkte werden wir da nicht klarer sehen lernen. Ebenso wichtig ist die Frage nach der Vererbung der öffentlichen Ämter, vor allem des Grafen- und des Vogtamtes. Wann war die Erblichkeit so weit durchgedrungen, daß auch der Unmündige die Stellung des Vaters (natürlich unter Vormundschaft) einzunehmen pflegte? Auch da wird allein die Genealogie uns aufklären. Aber weiter: Vergleicht man die rekon- struierten Familien und ihren Grundbesitz und ihre Ämter mit der höchst- möglichen Zahl von Großgrundherrschaften, die es im dünnbevölkerten da- maligen Deutschland überhaupt gegeben haben kann, so stellt sich heraus, daß der Kreis der dynastischen Grundherren recht klein war. Und dann rücken plötzlich die vielen Nachrichten in ein besonderes Licht, die uns sagen, daß der und jener Dynast ein Blutsverwandter (Consanguineus, Nepos) eines besonders bekannten Fürsten oder eines Kaisers gewesen sei; es war eben der damalige Adel eine recht kleine Gruppe durch (vermutlich aus- schließliches) Connubium eng verbundener Familien, also eine Kaste in des Wortes strengstem Sinne; und Deutschland war damals viel eher eine Ari- stokratie als eine Monarchie.

Durch einfaches Zusammenhalten der Ahnentafeln der verschiedenen deutschen Könige bis Ende des Mittelalters habe ich gefunden, daß sie alle relativ nah miteinander verwandt waren; relativ: man muß in Betracht ziehen, daß Verwandtenheiraten im Mittelalter selbst bei recht entfernter Blutsver- wandtschaft von der Kirche nicht geduldet wurden. Die allgemeine tatsäch- liche Blutsverwandtschaft der Magnaten untereinander liegt also meist jen- seits dieser Grenze weiter zurück wie bei unserem heutigen europäischen Fürstenkreise. Jeder Kaiser aus neuem Hause, der auf den Thron kam, war ein „Vetter" des vorigen und vorvorigen. Auch das zeigt uns die Aristo- kratie, aus der einer der gerade Bestgeeignete zum König, also ge- wissermaßen zum Präsidenten gewählt wurde, ungefähr wie zur Zeit des alten germanischen Königtums ! Ja selbst die altgermanische Regel, daß der König aus der edelsten „Genealogie" gewählt werden soll, glaube ich auch für die Kaiserzeit durch die einfache genealogische Feststellung nachgewiesen zu haben, daß tatsächlich alle Nachfolger Karls des Großen auf dem Throne in weiblicher Linie sehr wahrscheinlich wenigstens seine Nachkommen waren; und die Nachfolger Heinrichs I. aus dessen Blute hervorgegangen waren.1) Es wird gewiß einmal gelingen, alle solche Beobachtungen und manche an- dere verwandte in systematischer Zusammenstellung zu vereinen, und dann werden sie das Rückgrat eines völlig neuen Aufbaues unserer Verfassungs- geschichte der früheren Kaiserzeit bilden.

*) Diese Regel, daß der König aus dem Blute des Gründers der ersten Königs- dynastie sein soll wenn nicht sein muß , findet sich übrigens nicht nur bei allen germanischen Völkern, sondern auch bei den Slawen und sogar in besonders be- stimmter Betonung bei den Ungarn und bei asiatischen Völkern.

Die Genealogie in der staufischen Periode. 349

3. Die Genealogie in der staufischen Periode. Der große kulturelle Aufschwung, den Deutschland mit dem übrigen Die oeneaiogie

Europa im 12. und 13. Jahrhundert nahm, spiegelt sich natürlich im gene alogischen Bilde; und da auch für diese Periode die bestimmten Nachrichten über Verfassungsverhältnisse dürftig sind, ist wieder das genealogische Bild Quelle mancher aufklärenden Schlaglichter oder könnte es sein, und wird es sein, wenn die genealogische Forschung einmal ihre Aufgabe erfüllt haben wird. Sie hat es für das 12. und 13. Jahrhundert schon leichter; denn es beginnen die Familiennamen und Familienwappen. Andererseits komplizieren sich allerdings die Verhältnisse dadurch, daß sich die großen Geschlechter schnell ausbreiten und in einzelne, künftig selbständige Zweige teilen.

Der wichtigste Umschwung im Verfassungsleben des 12. und 13. Jahr- hunderts betrifft aber nicht die Dynastenklasse, sondern ganz andere Volks- schichten. Das Emporkommen bisher unfreier oder kleingutsherrlicher Leute zum Rittertum und zur Lehnsfähigkeit drückt dieser Zeit den Stempel eines enormen verfassungsrechtlichen Fortschritts auf. Und wieder kann und muß uns die Genealogie beste und sicherste Führerin sein, wenn wir sehen wollen, wie dieser Umschwung sich vollzog.

Materiell ist ja dieses Aufrücken zum Rittertum leichterklärt: der König oder ein Dynast oder Bischof oder Abt gab einem Mann, der ihm tauglich schien, Ritterwaffen und Pferde und den Ritterschlag und Güter, von denen der ritterliche Lebensunterhalt bezogen werden konnte, als Lehen; so war der Ritter geschaffen und zugleich der Begründer eines künftig ritterlichen Geschlechts. Allein dem standen formell Schwierigkeiten im Wege. Kein Reichsgesetz hatte die Entstehung eines Standes unfreier Ritter angeordnet. Wie kamen König und Fürsten dazu, diese Neuschöpfung zu unternehmen, an die bis dahin niemand gedacht? Das war doch eine tief eingreifende Neuerung. Als Lehnsträger, womöglich Lehnsherren von ihnen abhängiger ärmerer Mannen sollten die neuen unfreien Ritter mit den ganz großen Herren der exklusiven Dynastengruppe künftig im Lehnsgericht zusammen- sitzen? Da sollte sich nicht von irgendeiner Seite Widerstand gezeigt haben ?

Tatsächlich ist diese ganze kultur- und rechtshistorisch ungemein inter- essante Erscheinung des Aufkommens eines neuen von Anfang an sehr zahlreichen (niederen) Ritteradels im 12. und 13. Jahrhundert ein höchst komplizierter Vorgang; er ist erst möglich geworden durch einen Verfall der Dynastenkaste und durch ein bestimmt und bewußt förderndes Eingreifen der Regierung; zunächst der staufischen Kaiser, später der mächtigen Reichs- fürsten. Noch lange nicht alles ist da geklärt, trotzdem gerade in letzter Zeit viel über diese Vorgänge geforscht und geschrieben worden ist. Es sei hier wenigstens auf einige wichtige Punkte hingewiesen, die in das Problem hineinspielen und bei denen insbesondere die feste genealogische Grundlage vonnöten ist, um auf den richtigen Weg zu führen. Die umfassende Adels- geschichte, die alle Einzelbeobachtungen sammeln und das Material aus ganz

in der staufischen Periode.

350 Die Genealogie in der staufischen Periode.

Deutschland verschmelzen müßte, kann noch nicht geschrieben werden, weil die genealogischen Einzelforschungen, die zu Grunde gelegt werden müßten, vielfach nicht kritisch genug durchgeführt worden sind oder ganz fehlen oder gar, weil überhaupt die erforderlichen kritischen Veröffentlichungen des Urkundenmaterials bisher nicht zustande gekommen sind.

Problematisch ist einmal die Entstehung eines ganz Deutschland er- füllenden, überall merkwürdig gleichgestellten niederen Ritteradels als neue Einrichtung im Verfassungsleben, als neuer Stand während der staufischen Periode; außerdem der Ursprung der einzelnen Ritter und damit der durch sie begründeten niederadeligen heute teilweise noch blühenden Familien ihrer Herkunft nach: aus welchen Volksschichten sind sie hervorgegangen? Pro- blematisch ist aber auch bis heute die Art der Abgrenzung der besonderen Rechte, die alsbald dem neuen Stand überall verfassungsrechtlich zugemessen wurden; man nennt das gewöhnlich: den Abschluß des neuen Adelsstandes. Auch da muß wieder unterschieden werden zwischen einem institutionellen Abschluß: wann und wie bildeten sich die Regeln aus, die in Zukunft nicht- adelig geborene hindern sollten und wirklich hinderten, in die adelige Stellung den Befugnissen nach einzutreten; und weiter: entstanden diese Regeln überall gleichzeitig oder wurden sie etwa nicht überall in Deutschland gleichmäßig befolgt?

Die Entstehung des niederen Adels als neue öffentlichrechtliche Ein- richtung ist auf ein neues kulturelles Bedürfnis zurückzuführen. Die großen Herren (weltliche und geistliche) brauchten für ihre kriegerischen Unter- nehmungen geschulte schwerbewaffnete Reiter. Der Kaiser vor allem konnte seine Kriege nicht mehr mit dem Aufgebot führen, das ihm die lehnrecht- liche Verpflichtung seiner Magnaten einerseits, die landrechtliche Militär- dienstpflicht der kleinen freien Grundbesitzer andererseits zur Verfügung stellte. Die Zahl dieser kleinen Gutsherren war zu gering, auch waren sie nicht reich genug, um die Last der immer kostspieligeren Kampfart zu tragen, waren auch nicht willens, immer wieder ihre bäuerlichen Gutsbesitzer- pflichten zu vernachlässigen. Schon im 12. Jahrhundert spielen sie in der Heereszusammensetzung keine Rolle mehr. Und die großen Lehnsherren waren unzuverlässig. Das Lehnrecht hat sich in Deutschland nicht wie etwa in England und in anderen Ländern während des 10. und 11. Jahrhunderts so fortgebildet, daß es neue den modernen Bedürfnissen angepaßte Regeln entwickelt hätte. Die Verpflichtung des Lehnsmannes, die dort mehr oder weniger genau für jeden einzelnen bestimmt war1), blieb in Deutschland bis in das spätere Mittelalter eine diskretionäre, oder blieb besonderen Ab- machungen vorbehalten. Das Lehnrecht bewahrte seinen ursprünglichen Charakter als Recht ehrenvollen Dienstes; die Dienstpflicht machte den Ver- pflichteten nicht zum ordentlichen Diener, sondern blieb gewissermaßen eine Anstandspflicht, die man freiwillig auf sich genommen und nach besten

x) Mitunter war bis ins Kleinste geregelt, wieviel Tage im Jahr Lehnsfolge zu leisten war; ob für Kriege und Fehden jeder Art; mit wieviel Rittern, wieviel Pferden, Knappen und Knechten; in welcherlei Bewaffnung.

Die Genealogie in der staufischen Periode. 35 1

Kräften leistete, wie sich das unter Gleichgestellten ziemt, von denen der eine dem anderen wegen materieller Vorteile, die er empfangen, Gegen- dienst schuldig ist moralisch, aber nicht von Gesetzes wegen. Deshalb sind denn auch, obwohl der Ruf des Lehnsherrn zur Lehnsfolge nirgends so oft mißachtet wurde wie in Deutschland bis zur staufischen Periode, die Verfolgungen wegen formell erklärter Felonie bei uns selten gewesen, und die Strafen waren in der Regel lange nicht so hart, wie die alten Lehns- rechte sie androhten und wie sie in Nachbarländern verhängt wurden. Des- halb mußten aber auch der König und ebenso die anderen Großen trachten, sich unabhängig zu machen von der Notwendigkeit, an die Lehnspflicht ihrer Vasallen zu appellieren. Sie suchten sich lieber aus ihren unfreien, das heißt persönlich abhängigen, jedem Befehl gehorsamen Hintersassen ein Ritterheer zu organisieren.

Solche unfreien Hintersassen waren vor allem die Ministerialen, die jeder Großgrundherr, ob weltlich oder geistlich, hatte. Das Charakteristikum der Ministerialen war durchaus nicht, wie man lange, durch den Ausdruck ver- leitet, angenommen hat, ihr Dienst, insbesondere nicht ihr Hofdienst: den besorgten Knechte. Wo wir Ministerialen als Kämmerer, Truchsessen, Schen- ken, Küchenmeister finden, da waren neben ihnen andere untergeordnete Elemente, die den wirklichen Dienst in Haus, Hof und Keller versahen, und der war dann durchaus nicht ganz besonders ehrenvoll. Wie eigentlich die Ehren-Hofämter der Ministerialen entstanden sind, ist heute noch nicht recht klar, außer beim Marschall, in dessen Hand das ist urkundlich wenigstens für das 13. Jahrhundert bezeugt die Organisation des militärischen Auf- gebots der kaiserlichen, fürstlichen und herrschaftlichen Hintersassen lag. Auch die anderen dienstmännischen Hofbeamten werden ihren Titel als In- haber eines Amts (nicht eines „Dienstes") an der Spitze der grundherrlichen Organisation geführt haben. Auf diese überaus komplizierten vor allem auch durch böse Irrungen der rechtsgeschichtlichen Forschung erschwerten Probleme kann hier natürlich nur hingedeutet werden; aber es soll doch wenigstens gesagt werden, daß es absolut verfehlt und ein grobes Mißver- ständnis ist, von einem höfischen Lakaien- oder Stallknechtsdienst die rechtliche Emanzipation des niederen Adels im 12. und 13. Jahrhundert her- zuleiten; wie man das lange gesagt und wie es sonst ernsthafte Forscher gedankenlos nachgeschrieben haben. Tatsächlich waren die alten Ministe- rialenfamilien im 11. Jahrhundert schon wirtschaftlich recht unabhängige Guts- besitzer. Eben als kleine Gutsherren, die nur rechtlich abhängig waren, bildeten sie eine besondere Klasse der großgrundherrlichen Hintersassen, lebten auf vorgeschobenen Posten im neuerschlossenen großgrundherrlichen Rodungs- gebiet, im Kolonialland, auf Grenz- Zoll- und Wachtburgen ; oder als Meier auf Zentralwirtschaftshöfen ; als Verwalter und Richter im Hofgericht auf den Pfalzen. Sie bildeten miteinander je die Ministerialen eines Großgrund- herrn — nicht nur faktisch eine Klasse für sich, sondern waren auch schon organisiert, hatten ihr eigenes Ministerialenrecht und wußten jedenfalls um 1100 schon ihren Willen sehr energisch im Rat des Herrn und wenn

352 Die Genealogie in der staufischen Periode.

dieser Herr ein Herzog oder Erzbischof oder der König selber war durch- zusetzen. Diese Ministerialen waren ihrer Lage nach durchaus geeignet, den Grundstock eines neuen Standes von Ritterfamilien zu bilden.

Die Entstehung des niederen Adels im 12. und 13. Jahrhundert ist nun dadurch erfolgt, daß einmal diese Dienstmannenfamilien alle, wer auch immer ihr Herr war und wie auch immer ihr Ministerialenrecht aussehen mochte, zu einer Standesklasse mit besonderen gleichen Rechten verschmolzen; und zwar zunächst nur dadurch aber das war eben eine ungeheure Um- wälzung — , daß man sie alle unter das Lehnrecht stellte. Ihre Besitzungen mochten Eigen- oder Amtsgut oder Leihgut des Herrn (sogenanntes Dienst- lehen — unechtes Lehen) sein danach wurde nicht mehr gefragt und unterschieden: im Moment, wo das allgemeine Lehnrecht auf sie angewendet wurde, fielen sie persönlich unter das Lehnrecht, bei dem das Hauptge- wicht auf dem persönlichen ehrenvollen, rechtlich nicht deklassierenden Ab- hängigkeitsverhältnis zum Herrn lag. Ich habe gar keinen Zweifel, daß hierin das wichtige und entscheidende Moment zu sehen ist, und glaube, daß die ganze große rechtliche und wirtschaftliche Umwälzung, die das ist keine Frage im 12. Jahrhundert mit der Ausbildung des neuen Ritter- adels eintrat, leichter verstanden und im einzelnen weiter klargelegt werden wird, wenn man erst allgemein von diesem Gesichtspunkt ausgeht.

Ein anderes Moment kommt aber hinzu. Als man die Ministerialen lehnsfähig machte, genügten sie ihrer Zahl nach schon nicht mehr für das schnell wachsende Bedürfnis der Magnaten nach gutsgesessenen Rittern. Man verwendete deshalb zu Rittern alle Leute, die man dazu brauchen konnte sei es weil sie vermögend genug waren, d. h. Grundbesitz hatten, der groß genug war, daß sie vom Ertrag das teure Ritterleben sich leisten konnten; sei es, daß sie als Knechte und Besatzungsmannschaften die nötige Waffen- fertigkeit besaßen: dann gab man ihnen den erforderlichen Grundbesitz (das ritterliche Subsistenzgut, wie ich es genannt habe) aus dem Schatz des eigenen Besitzes; vielfach, wenn nicht in der Regel, ungerodetes Land zur Fruktifikation. Und alle diese unorganisierten Leute verschiedener Herkunft wurden nun auch unter das Lehnrecht gestellt und traten dadurch auf die- selbe Stufe wie die Ministerialen, für die ihr besonderes Dienstrecht als das Mindere bald verblaßte und in Vergessenheit geriet.

Das alles ist natürlich nicht, wie man es heute machen würde, durch ein sauber paragraphiertes allgemeines Reichsgesetz geschehen, sondern man ging unmethodisch, ganz nach Bedürfnis vor. Tatsächlich finden sich schon im 12. und 13. Jahrhundert die größten Unterschiede unter den neuen Ritter- familien. Den alten erprobten Ministerialengeschlechtern gab man gern noch recht viel Land zu dem, was sie bereits hatten, so daß manche von ihnen schon um 1200 selbst wieder Ritter als Lehnsleute unter sich haben konnten; um so besser für den Herrn, dem sie dann gleich ein kleines Aufgebot ins Feld mitbringen konnten. Solche mächtigen Dienstmannen dünkten sich natürlich mehr als die ärmeren Ritter. In Österreich bildeten sie wenigstens gesellschaftlich eine Sondergruppe, wurden bald Dienstherren

Die Genealogie in der staufischen Periode. 353

genannt und heirateten mit Vorliebe nur untereinander. Auch die großen Fa- milien der staufischen Dienstmannen scheinen eine Zeitlang auf dem Wege zu einem ähnlichen Emporwachsen über die Geringeren. Aber zu recht- licher Sonderung ist es nicht gekommen: das zeigt uns unzweideutig die genealogische Forschung über die einzelnen Familien. Die anscheinenden Merkmale rechtlicher Abschließung, von denen wir hören, sind der Ausdruck einer Ambition, die nicht wirklich erreicht wurde. Das Bedürfnis nach Rittern trat mit so elementarer Gewalt auf, daß es alle gesellschaftlichen Hem- mungen überwand: in ganz Deutschland, auf großen und kleinen Herrschaften bildete sich eine überall doch im großen und ganzen gleichgestellte, recht- lich wenigstens nach oben und unten dem Bauern und dem Dynasten gegenüber in gleicher Weise abgesonderte ritterliche Standesklasse.

Die Frage, aus welcher Bevölkerungsschicht die einzelnen Geschlechter dieses niederen Ritteradels entsprossen sind, ist damit eigentlich schon be- antwortet. Viele der ältesten und angesehensten sind ehemalige Ministerialen gewesen; ganze Gruppen lassen sich aber auch als ehemals Hörige, Bauern und Zinsbauern nachweisen; oder als Bürger der damals emporblühenden Städte. Burgmannen, die wir ihrem Ursprung nach z. T. wohl zu den hörigen Knechten rechnen müssen, stellen in ganz Deutschland ein starkes Kontingent. Dann kamen aber auch in einzelnen Gegenden freie kleine Grundbesitzer in Frage. Für diese war damals eine unangenehme Entscheidungs- zeit angebrochen. Das Reich verlangte ihren Militärdienst nicht mehr und kümmerte sich nicht mehr um sie. Sie waren also dem, der als Graf ihr Gerichtsherr war, ausgeliefert. Der Graf oder Markgraf oder Herzog durfte sie allerdings vorläufig nicht für sich zum Militärdienst verwenden. Ziemlich unbehelligt, „frei", wie man noch lange sagte, haben manche von ihnen in angesehener kleingutsherrlicher Lage fortgelebt, bis sie in späteren Jahr- hunderten durch die landesfürstlichen Beamten auf dem Wege der Steigerung der Steuern langsam zu bäuerlichen Untertanen herabgedrückt wurden. Andere aber zogen es vor, sich durch Ergebung an einen großen Herrn die Möglichkeit ritterlichen Lebens zu erkaufen. Aus zahlreichen Urkunden der geistlichen Herrschaften (in den weltlichen wurden keine derartigen Ur- kunden aufgenommen) wissen wir, daß solche Familien sich in die Ab- hängigkeit der Großgrundherren begaben. Sie wurden da freudig auf- genommen. Man reihte sie den Ministerialen, den vornehmsten und selb- ständigsten Hintersassen, bei, gab ihnen noch Gutsbesitz als Lehen zu dem, den sie mitbrachten, hinzu: sie wurden dafür Ritter ihres neuen Herrn.

Diesen Vorgang, der in einzelnen Fällen ganz klar und zweiffellos fest- zustellen ist, hat ein neuerer Forscher, Wittich, derart verallgemeinern wollen, daß er meinte, die ganze große Masse des mittelalterlichen niederen Ritter- adels stamme von solchen freien Grundbesitzern; eine Behauptung, die dadurch noch besondere Tragweite bekam, daß die Forschung bisher nicht prinzipiell zwischen den Dynasten und den kleinen freien Gutsbesitzern unterschieden, sondern die beiden Gruppen als eine institutionell, d. h. ver- fassungsrechtlich ungetrennte Klasse als freie Herren einander gleichgestellt

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. 23

354 Die Genealogie und das Ständerecht des späteren Mittelalters.

hatte.1) Die Mehrzahl der deutschen Uradelsfamilien wäre danach ursprüng- lich den Vorfahren des einst dynastischen hohen Adels verfassungsrechtlich gleichgestellt gewesen und nur im Unterschied zu den altdynastischen Fürstenhäusern im 12. Jahrhundert „durch die Unfreiheit hindurchgegangen". Diese Ergebnisse beruhen auf Quellenstudien, die wie das absolut nötig war genealogisch sein sollten, aber nicht mit genügender genealogischer Kritik durchgeführt waren. Sie sind von Bode am gleichen Quellenmaterial einer streng genealogischen Kritik unterzogen und widerlegt worden.2)

Gänzlich verfehlt ist es aber andererseits und muß als unwissenschaft- lich zurückgewiesen werden, wenn andere Forscher jenen deutschen niederen Adel der staufischen Periode den Sklaven der Mamelukenhäuptlinge gleich- gestellt und geradezu von „Sklavenheeren" der Hohenstaufen gesprochen haben (Heinrich VI. führte bekanntlich seine Kriege fast ganz mit nieder- adligen Rittern). Nach allem, was oben über die institutionelle Ausbildung des niederen Adels gesagt wurde, kann von einem derartigen Vergleich gar keine Rede sein. Auch hier läßt sich durch genealogische Erforschung einzelner Geschlechter die Zeichnung leicht korrigieren.

Die Frage des rechtlichen und des tatsächlichen Abschlusses der ritter- lichen und niederadeligen Gesellschaft konnte erst in der nachstaufi sehen Zeit akut werden. Solange dieser Adel erst geschaffen werden mußte, wurde nicht lange nach den Ahnen und nach früherer rechtlicher Lage der Leute gefragt, die man zu Rittern machte, weil man Ritter brauchte.

4. Die Genealogie und das Ständerecht des späteren Mittelalters.

Die Oeneaiogie Die Kaiser und die Großen des Reichs, die alle möglichen Leute zu

UndredCht deTde "Ritten machten und die ihre besten Dienstmannen gar nicht genug mit späteren Mittel- Besitz und Einfluß ausstatten konnten, kamen dabei in Konflikt mit den kleineren Dynasten: denen waren die mächtigsten der neuen Adeligen materiell vollkommen gleichgerückt, außerdem durch das gemeinsame Lehnrecht auch rechtlich ebenbürtig geworden; sie mußten sich in ihrem gesellschaftlichen Bestände bedroht fühlen. Das brachte sie in Opposition zu den Re- gierungen der größeren Fürsten, die den neuen Adel in jeder Weise förderten.

Deshalb und auch noch aus manchen anderen Gründen war der alte dynastische Adel den Fürsten des Reichs im Wege; und obwohl es sich um ihre engsten Standesgenossen und teilweise um nahe Verwandte han- delte, haben die Fürsten seit Mitte des 12. Jahrhunderts die weniger mäch-

*) Ganz besonders verwirrend macht sich der Mangel einer scharfen juristischen Trennung der alten Aristokratie von den kleinen freien Grundbesitzern in den sonst adelsgeschichtlich höchst dankenswerten Untersuchungen Aloys Schuhes und seiner Schüler über mittelalterliche Adelsverhältnisse fühlbar.

2) Vgl. Bode, Der Uradel in Ostfalen, 1912; eine Arbeit, die als Muster der Verwertung der genealogischen Methode für ständegeschichtliche Arbeiten bezeichnet werden kann; lediglich kritisch, ohne blendendes Resultat, aber für den Forscher und für jeden aufmerksamen orientierten Leser eine Fundgrube von wertvollen Schlaglichtern.

Die Genealogie und das Ständerecht des späteren Mittelalters. 355

tigen Dynasten, die mit ihren Herrschaften zwischen den fürstlichen Terri- torialgebieten eingekeilt lagen, möglichst beseitigt. In allen großen Fürstentümern, vor allem in den Gegenden, wo die Staufer geschlossenen Besitz hatten, dann in den Herzogtümern Heinrichs des Löwen, in Österreich, sehen wir die Dynasten seit 1150 verschwinden. Nur wo die Einrichtung einer großen, geschlossenen, fürstlichen Landeshoheit nicht gelang, wie in der Schweiz und am ganzen Rhein entlang, oder wo sie wegfiel, wie im alten Sachsen und Thüringen 1190, im engeren staufischen Gebiet 1268 (tatsächlich schon unter Friedrich II.) hielten sich dynastische mindermächtige Familien neben einander in größerer Zahl. In den Fürstentümern aber traten an die Stelle der ausgestorbenen oder ausgewanderten Dynastenhäuser fürstliche niederadelige Beamte. Diesen dienstmännischen Beamten wurden anfangs wohl zu eigenem Recht (etwa wenn sie Erben ausgestorbener Dy- nastenhäuser waren oder pfandweise oder als Folge der Belehnung mit der Herrschaft) die ganzen Befugnisse des früheren dynastischen Herrn über- tragen, vor allem also das Blutgericht, wenigstens auf den eigenen Gütern bis dahin ausschließliches Recht der Dynasten. Am Rhein, in Niedersachsen, Thüringen; in Bayern, Österreich und den Alpenländern finden wir alsbald Dienstmannen als Blutrichter, z. B. die von Hagen, Bolanden, Wolfenbüttel, Haag, Kuenring, Taufers, Welsberg (ausgestorbenes Haus). Es liegt nahe, zu vermuten, daß infolge einer derart wenn auch nur vereinzelt prak- tisch gewordenen prinzipiellen Gleichstellung mit den Dynasten nun auch eine genealogische Verschmelzung der beiden Adelsschichten stattgefunden hätte. Die Genealogien der einzelnen Familien beweisen das Gegenteil. Wohl finden wir vereinzelt schon im 12. Jahrhundert, dann allmählich häufi- ger eheliche Verbindungen zwischen Abkömmlingen der beiden Adelsschichten, die es nunmehr in Deutschland gab. Aber nebenher läuft doch sehr deut- lich ein starkes Gefühl für Unebenbürtigkeit. Ende des 15. Jahrhunderts verdichtet sich dieses Empfinden zu der Anschauung, daß eine regelrechte Ehe zustande kommen könne, ohne daß Frau und Kinder Stand, Rang und Sonderrechte des hochadeligen Mannes teilen und erben mußten. Man nannte dann eine solche Ehe morganatisch. Damit war eine neuartige Rechts- einrichtung zustande gekommen, die seither von der deutschen Staatsrechts- wissenschaft oft wenn auch meist im Anschluß an schwebende Streitfälle und selten in unbefangener Würdigung der tatsächlichen historischen Ent- wicklung — behandelt worden ist. Diese morganatische Ehe und das ihr zugrunde liegende Rechtsinstitut der Ebenbürtigkeit als Rechtsverhältnis im hohen Adel sind spezifisch deutsche Errungenschaften. Bis heute ist das Ebenbürtigkeitsrecht, das wegen seiner mangelhaften wissenschaftlichen Durchbildung immer wieder zu praktisch folgenschweren Mißverständnissen geführt, eines der wichtigsten Gebiete engster Beziehungen zwischen Genea- logie und Rechtswissenschaft.

Solange es nur einen Adel in Deutschland gab, ist es zu Streitfragen in bezug auf Ebenbürtigkeit nicht gekommen. Die Dynasten der vor- staufischen Zeit bildeten eine kleine, eng geschlossene Kaste. Eine Ver-

23*

356 Die Genealogie und das Ständerecht des späteren Mittelalters.

bindung mit einer Frau aus einer Familie, die nicht zur Kaste gehörte, war einfach nicht Ehe. Die Kirche stand vollständig unter dem Gesetz dieser Kaste. Kein Fall ist überliefert, in dem sie damals eine Dynastenverbindung, bei der die Frau aus geringerem Volkskreise stammte, eingesegnet hätte.

Aber der Dynastenstand begann schon um 1100 sich aufzulösen. Es handelt sich da um eine bis heute wenig erforschte Entwicklung, die sich vorläufig nicht in kurzen Sätzen überzeugend klarlegen läßt.1) Jedenfalls finden wir seit Mitte des 12. Jahrhunderts verarmte Dynastenfamilien, die offenbar aus ihrer Kaste ausschieden. Wir hören, daß sich Erbtöchter sol- cher Häuser mit Dienstmannen verheirateten und ihnen Grundbesitz ihres Hauses vererbten. Es scheint, daß damals auch schon in ganz vereinzelten Fällen eine verarmte Linie eines Dynastenstammes sich geradezu in die Dienst- mannschaft eines Fürsten hat aufnehmen lassen (urkundlich zweifellos belegt ist allerdings bisher kein Fall). Außerdem scheint es, daß um diese Zeit die Anschauung aufkam, daß Verbindung eines Dynasten mit einer Frau aus dienstmännischem (unfreiem) Stande Ehe mit allen familien- und erbrecht- lichen Folgen der Ehe sein konnte, doch unter Wahrung des sogenannten Grundsatzes der „ärgeren Hand", d. h. so, daß die Kinder dann Dienst- mannen des Herrn der Mutter wurden. Das wäre dann ein Gegenstück zum Prinzip der morganatischen Ehe gewesen; praktisch von ganz anderer Be- deutung: denn die spätere morganatische Ehe wurde für die bedeutenden Fürstenhäuser geschaffen, während jene Art der Deklassierung eines Dynasten- hauses nur die kleinsten, die herabgekommenen, traf. Es wäre sehr interes- sant, wenn die Genealogie hier noch einiges aufklären könnte, denn voll- kommen urkundlich sichergestellt scheint mir auch da bisher kein Fall, wenn- gleich oft genug in der genealogischen und in der rechtshistorischen Literatur mit dem Ausdruck „entfreit" gearbeitet wird.

Seit dem 13. Jahrhundert können wir dagegen deutlich verfolgen, wie die gesellschaftliche Gleichstellung des dynastischen mit bevorzugten Kreisen des niederen Adels zunahm, der, wie bereits betont, verfassungsrechtlich da- mals schon vereinzelt ganz in die Stellung des hohen Adels aufgerückt war. Wir finden, daß in immer zahlreichen Fällen Töchter angesehener nieder- adeliger Häuser in hochadelige Häuser hineinheirateten, ohne daß die Kinder solcher Ehen dadurch in das der Familie der Mutter anhaftende besondere Unterwerfungsverhältnis irgend einem Fürsten gegenüber eintraten.2) An- dererseits finden wir, daß man seitdem bei herabgekommenen Familien offen- bar infolge von derartigen Heiraten den Nachkommen nicht mehr die beson- deren Rang- und Titelehren gab, die man im allgemeinen auch dem ver- armten Dynastensprößling im Unterschied zum niederadeligen Herrn zuer- erkannte: Vortritt, Anrede „Freier" oder auch nur „Herr". Daß auf diese Weise verfassungsmäßige Rechte verloren gingen, läßt sich wiederum nicht nachweisen.

x) Vgl. meinen oben zitierten Aufsatz aus der Festschrift für Zitelmann, 1913.

8) Einige merkwürdige Freiungsurkunden für Kinder solcher Ehen, die für die Zeit von Rudolf von Habsburg bis Sigismund überliefert sind, müssen rechtsgeschichtlich noch kritischer beleuchtet werden als es bisher geschehen.

Die Genealogie und das Ständerecht des späteren Mittelalters. 357

Mit den Rechten der Dynasten im späteren Mittelalter stand es über- haupt nicht ganz klar. Schon unter Barbarossa war der hohe Adel in Be- zug auf seine verfassungsrechtliche Stellung formell gespalten worden: der Kaiser schied einige Familien aus, deren Chefs künftig als Fürsten galten, und zwar so, daß nur der Fürst war, der selbst oder dessen direkter Vorfahr dazu vom Kaiser gemacht worden. Aber schon Kaiser Friedrich II. stellte diesen Fürsten in Bezug auf ihre landesherrlichen Befugnisse (und das war das wichtigste) alle anderen gleich, die über ein reichsunmittelbares Terri- torium verfügten, während gleichzeitig unter den Fürsten eine weitere staats- rechtlich bedeutsame Auslese sich vorbereitete: die Kurfürsten konzentrierten auf sich Rechte, die nicht allen Fürsten zukamen.

Überall wurde mehr und mehr die besondere Rechtslage der Familie, die man anfing sich durch ihren Chef repräsentiert zu denken, abhängig ge- macht von den besonderen Verhältnissen ihres Territoriums: die fürstliche oder die reichsunmittelbare Stellung übertrug sich gewissermaßen auf den Gebietskomplex, der einer Familie zur Grundlage ihrer Stellung diente. Das hatte zur Folge, daß man schon Ende des Mittelalters es möglich fand, den Erwerber eines reichsunmittelbaren Gebietes selbst als reichsunmittelbar, eines reichsständischen Gebietes als reichsständisch anzusehen: ein weiterer bedeutsamer Schritt heraus aus dem alten Kastengeist des vorstaufischen Adels. Damit wurde dann die Auffassung langsam vorbereitet, daß man einem Mann irgend einen Titel geben könne, ohne ihn in die Rechtslage zu versetzen, die im allgemeinen mit dem Innehaben solcher Titel verknüpft schien. Die Entwicklung des Titelverleihungsrechts zu seiner heutigen Blüte gehört der neuen Zeit an, aber die Anfänge reichen in das 14. Jahrhundert zurück.

Wie der Kaiser Karl IV. zuerst darauf gekommen sein kann, einen Men- schen, der nicht Ritter noch von ritterlichem Stamme war, aus kaiserlicher Machtvollkommenheit für adelig zu erklären, ist bisher noch nie untersucht worden. Jedenfalls war dadurch der bereits bestehende Ritteradel gezwungen, sich über seine besondere Rechtslage Rechenschaft zu geben. Gesetzliche Voraussetzungen über Zugehörigkeit zum Adel waren nie aufgestellt worden. Der Abschluß hatte sich gesellschaftlich so vollzogen, daß man im allge- meinen alle als zugehörig zum Adel ansah, die väterlicher- und mütterlicher- seits von ritterlich gebornen und erzogenen Eltern stammten. Ausnahms- weise nahm man wohl immer noch Nichtadelige auf; und eine strenge Ebenburtsregel bildete sich nicht aus. Aber im allgemeinen war doch Her- kunft aus ritterlichem „Blute" bereits im 13. Jahrhundert, was die ritterliche Gesellschaft von denen voraussetzte, die sie als adelig anerkannte. Man ver- langte in Zweifelfällen vier ritterliche Ahnen. Nun griff der Kaiser ein!

Die älteren, nie geadelten, lediglich durch die Macht der Verhältnisse in das Rittertum hineingeführten Familien (Ritterschlag war nicht absolut notwendig; Herkunft aus ritterlicher Familie genügte) wehrten sich im Mittel- alter merkwürdigerweise gar nicht gegen den neuen Briefadel, aber sie schlössen sich nun wenigstens gesellschaftlich gegen Kreise ab, die nicht

358 Die adelsrechtliche Entwicklung seit Ausgang des Mittelalters.

ganz aus gleichen Verhältnissen stammten. Ende des Mittelalters entstand eine scharfe Kluft zwischen dem Landadel und dem ritterlichen patrizischen Adel. Im Landadel selbst bildeten sich Genossenschaften, die später be- sondere politische Rechte gewonnen haben; ähnlich dem Verband oder viel- mehr den Verbänden des westdeutschen reichsunmittelbaren Adels. Endlich verschärfte der Adel noch Ende des Mittelalters die Zulassungsbedingungen zu den Stiftern und Klöstern, in denen er statutenmäßig allein zugelassen war: die Zahl der geforderten Ahnen war schon um 1500 meist auf acht erhöht, während man früher mit vier sich begnügt hatte.

Im allgemeinen ist die Geschichte des hohen wie des niederen Adels im späteren Mittelalter noch wenig erforscht. Das vorhandene massenhafte Urkundenmaterial ist nur zum kleinsten Teil gedruckt. Infolgedessen ist es schwer, sichere Genealogien aufzustellen, und ohne einen solchen sicheren Rückhalt läßt sich auch die Rechtslage im einzelnen wie im ganzen nur schwer feststellen, zumal so vieles damals in Wandel und Wechsel war.

5. Die adelsrechtliche Entwicklung seit Ausgang

des Mittelalters.

Die adelsrecht- Auch für die neue Zeit hat die adelsrechtliche Forschung in der Genea-

lung sek^Aus- l°gie der einzelnen Familien einen sicheren undj notwendigen Führer. Es gang des Mittel- läßt sich nur dadurch ein zuverlässiger Überblick über den vom deutschen Adel durchmessenen Entwicklungsgang gewinnen, daß man Einzelbeobach- tungen über die allmählich wechselnde Rechtslage vieler Familien häuft. Die überlieferten Bestimmungen einiger Staatsverfassungen genügen nicht.

Um 1500 haben wir in Deutschland einen hohen Adel, der noch immer durchweg wenn auch schon nicht ganz ausnahmslos altdynastischen Ursprungs ist vom Kaiser hinab bis zum kleinsten Grafen. Dem niederen Adel gegenüber hat er sich aber schon eine Grenze geschaffen, die ganz for- meller Natur ist und mit Abstammung nichts zu tun hat: Graf ist der min- deste Titel eines hochadeligen Herrn geworden. Hochadelige Familien, wie die Hohenlohe, Isenburg, Mors und andere, die den Grafentitel nicht zu führen pflegten, hatten ihn noch im 15. Jahrhundert unbehelligt angenommen. Andere Familien, die fürchten mochten, mit der Annahme auf gesellschaft- liche Schwierigkeiten seitens des hochadeligen Kreises zu stoßen, hatten sich den Grafentitel vom Kaiser „bestätigen" lassen oder taten das noch im 16. Jahrhundert; sodaß man für das 16. Jahrhundert im allgemeinen (Aus- nahmen hat es im vielgestaltigen deutschen Staatsrecht stets gegeben) als Regel aufstellen kann: Jedes hochadelige Haus, das auf seinem Territorium landesherrliche Befugnisse ausübte und im Reichstag vertreten war, führte den Grafentitel oder einen höheren Titel.

Dagegen zählten zu den niederadeligen Häusern alle übrigen. Also einige wenige altdynastische Familien, die es nicht bis zu reichsständischer Stellung gebracht; dann der Adel, der von den dienstmännischen und den gleichgestellten Rittergeschlechtern der staufischen Zeit stammte, ergänzt

Die adelsrechtliche Entwicklung seit Ausgang des Mittelalters. 359

durch einige gesellschaftlich rezipierte jüngere Elemente; endlich der neue Briefadel. Die Sonderstellung des reichsfreien Adels in Schwaben, Franken und am Rhein beruhte auf der nahezu landeshoheitlichen Gewalt, die dieser Adel auf seinen reichsunmittelbaren Gütern ausübte, und auf seiner beson- deren, positiv allerdings ziemlich bedeutungslosen Rechtsstellung im Reichs- verband. Die Genealogie der einzelnen Familien zeigt uns, daß eine strenge gesellschaftliche Sonderung (ohne die ein Adel nichts bedeutet) zwischen den Reichsfreien und den sogenannten Landsässigen zu keiner Zeit bestanden hat. Es ist also sicherlich übertrieben, wenn man aus der formellen verfassungs- rechtlichen Sonderlage des reichsfreien Adels darauf schließen will, daß er eine Mittelstufe zwischen hohem und niederem Adel eingenommen. Das läßt sich eben nur formell-verfassungsrechtlich behaupten.

Der Adel der einzelnen Territorien vom Kurfürstentum herab bis zur Grafschaft hatte noch im Mittelalter überall ziemlich gleichmäßig korporativ einen gewissen Einfluß auf die landesherrliche Regierung erlangt. Diese ständische Teilnahme an der Regierung hat in Deutschland während der Periode des Absolutismus überall nachgelassen, weniger durch verfassungs- gesetzliche Einschränkung als tatsächlich. Dagegen entwickelte sich sowohl für den hohen wie für den niederen Adel eine eigentümliche Rechtseinrich- tung: die Autonomie. Jede einzelne Linie eines adeligen grundherrlichen Hauses maßte sich mit Erfolg im Lauf der Zeit gewisse Befugnisse an, das Erbrecht und Familienrecht ihrer Mitglieder eigenmächtig ohne Rücksicht auf landrechtliche Regeln zu bestimmen. In Testamenten und Haus- und Stammgutsordnungen, später in Fideikommißstiftungen setzte sich dieser An- spruch durch.

Dabei war es ganz allein der Genealogie überlassen, festzustellen, wer in jedem Fall nach den besonderen Bestimmungen zur „Familie" gehörte. Dies Recht der Autonomie verließ sich auch noch in anderer Beziehung auf die Genealogie: Es wurde allgemein anerkannt, daß der adelige Grundherr unter anderem die Nachfolge in seine Güter davon abhängig machen konnte, daß seine Besitznachfolger eine Anzahl (vier, acht, sechzehn) adelige Ahnen haben müßten analog den Aufnahmebestimmungen der meisten adeligen Klöster und Stifter, oder daß er die Nachfolge in den Familienbesitz von einer adeligen Standeslage des betreffenden Anwärters abhängig machen konnte. Damit war materiell in jedem Fall ein besonderes Familieneben- burtsrecht geschaffen; denn im einen Falle schloß die bürgerliche Frau oder die Frau ohne genügende adelige Ahnen ihre Kinder von der Erbfolge aus, im anderen Falle ging wenigstens die an einen Nichtadeligen verheiratete Tochter ihres Eventualerbrechts für sich und ihre Kinder verlustig. Ein all- gemeines Ebenburtsrecht solcher Art entwickelte sich nicht. Dafür war der Adel schon viel zu wenig homogen der ursprünglichen Abstammung nach zusammengesetzt. Aber diese besonderen Familienebenburtsrechte bestanden fort. Im hohen Adel sind sie heute noch anerkannt, insofern unsere hoch- adeligen Häuser auch durch die neuste Gesetzgebung autorisiert sind, durch besondere Bestimmungen ihr Familienrecht mit Gesetzeskraft zu regeln. Ja

360 Die adelsrechtliche Entwicklung seit Ausgang des Mittelalters.

es besteht sogar die rechtliche Vermutung für alle unsere hochadeligen Fa- milien, daß sie ihr Familien- und speziell ihr Ebenburtsrecht geregelt haben, so daß man, wenn eine solche Regelung nie ausdrücklich erfolgt ist, an- nimmt, sie ergebe sich aus den bisherigen Gewohnheiten des betreffenden Hauses. Es muß dann der Genealogie überlassen bleiben, festzustellen, an welche besondere Ebenburtsgrenze sich das Haus (z. B. das Haus Zollern) tatsächlich gebunden erachtet hat.

Der niedere Adel hat zumeist in der napoleonischen Zeit, die ehemals reichsunmittelbaren Familien teilweise erst 1848, ja endgültig erst durch die Einführung des bürgerlichen Gesetzbuches 1900, die Autonomie mit den Resten landesherrlicher Gewalt über Gutsangesessene verloren. Aber so gut wie in Stifts-, Klöster- und Ordensstatuten hat sich in den Fideikommiß- bestimmungen kraft des modernen Lehn-, Stammguts- und Fideikommiß- rechts dieses alte familienweise verschieden normierte Ebenburtsrecht bis heute erhalten, so daß, wo es statuiert worden ist oder noch statuiert wird, die Genealogie immer noch als unmittelbare Auslegungsquelle dient.

Auch für das Titelrecht spielt die Genealogie als Recht weisende Wissen- schaft in der neueren Zeit und bis heute weiter ihre alte Rolle. Der Adels- titel als Familienattribut ohne Rücksicht auf ein besonderes Amt ist in Deutschland im Anfang der staufischen Periode zur Entwicklung gekommen. Damals hat sich der Grafentitel in der Weise vom Grafenamt gelöst, daß auch Mitglieder der Familie eines Grafen, die selbst am Grafenamt gar nicht beteiligt waren also die Gattin; die Kinder von der Geburt an den väterlichen Titel führten, während andrerseits die Amtsfunktionen eines Grafen vielfach von Herren ausgeübt wurden, die sich nicht Grafen nannten. Endlich gab man den Burggrafentitel seit jener Zeit mitunter den Häuptern einer Burg- mannschaft, selbst wenn mit der Burghauptmannsstellung ein gräfliches Amt überhaupt nicht verbunden war. Als im späteren Mittelalter der hohe Adel immer bestimmter sich an die Landeshoheit knüpfte, so daß der Begriff des reichsständischen Territoriums entstehen konnte, und gleichzeitig der Kaiser die Verleihung vererblicher Adelstitel zu einem Recht Ehren auszuteilen ge- staltete, mußte es nahe liegen, immer höhere Titel zu verleihen, ohne Rück- sicht darauf, ob die beehrte Familie auch die staatsrechtliche Stellung inne hatte, die ursprünglich in der Regel mit dem betreffenden Titel verbunden gewesen. Auf diesem Wege sind wir heute soweit gekommen, daß nieder- adeligen Herren sogar der Herzogstitel zuerkannt wird. Das Deutsche Titel- recht und das damit eng verbundene Recht auf besondere Prädikate, das schon unter dem alten Reich merkwürdige Blüten getrieben hatte, ist heute zu grotesken Formen gediehen, die nur in allen Variationen aufzuzählen eine eigene Abhandlung erfordert. Die Genealogie ist insofern bei den Rechten auf besondere Titel immer noch wichtig, als es ihr überlassen ist festzustellen, auf wen die erblich erteilte Berechtigung übergeht.

Wo immer, sei es aus rein historischem oder verfassungsgeschichtlichem oder auch aus praktisch-juristischem Interesse Rechtsverhältnisse des deutschen Adels in früheren Jahrhunderten maßgebend erscheinen, ist die Genealogie

Die rechtliche Lage des heutigen hohen Adels. 361

der einzelnen Familien die wichtigste, oft die einzige Quelle. Gesetzliche Regelungen irgendwelcher Adelsrechte hat es früher kaum gegeben. Alles war der lebenden täglich wechselnden Praxis überlassen. Wo ein Gelehrter (wie der berühmte Jakob von Andlau) versuchte, in moderner Manier zu systematisieren, kam gar leicht eine Formel heraus, die nicht allgemein- gültig war. Jedenfalls können wir uns nirgends auf derartige Formulierungen verlassen, sondern müssen überall, um zu finden, was Adelsrecht war, nach- forschen, wie von den einzelnen Familien ein besonderes Adelsrecht ausgeübt und eingehalten wurde. Und dabei ist eben das beste, für die mittelalter- liche Zeit das einzige Hilfsmittel die Genealogie der adeligen Häuser.

III. Die rechtliche Lage des heutigen hohen Adels.

Der hohe Adel ist heute nicht mehr eine Gemeinschaft der Nachkommen D',e rechthche

Lage des

solcher Geschlechter, die im Mittelalter dem niederen Ritteradel gegenüber heutigen hoher, die alte Adelskaste der Dynasten genealogisch fortsetzten. Zum hohen Adel gehören heute alle die und nur die Familien, die von unserem modernen Verfassungsrecht ausdrücklich als besonders privilegierter Adelsstand aner- kannt werden. In dieser Lage sind zwei Gruppen von Familien: in erster Linie solche, deren Haupt in irgend einem Staate regiert; in der Regel rechnet man ihnen die Familien zu, die seit 1815 irgendwo regiert haben, aber mo- mentan ihres Thrones verlustig sind; wie das Haus Hannover, das Haus Orleans, das Haus Braganza. Die zweite Gruppe umfaßt die deutschen standesherrlichen Häuser, das sind Familien, die seit dem Jahre 1815 aus- drücklich durch Beschluß der deutschen Bundesversammlnng als standes- herrlich anerkannt worden sind.1)

Die Verhältnisse der sogenannten regierenden Familien sind in den Staats- verfassungen geregelt, oder es ist den Familien verfassungsmäßig die Regelung durch eigenes Familiengesetz zugebilligt. Sie sind in der Lage und zum Teil durch das Thronfolgerecht verpflichtet, die Erbfolge für ihre Familienglieder abweichend vom allgemeinen bürgerlichen Recht zu regeln; ebenso das Fa- miliengüterrecht; ferner den Großjährigkeitstermin, das Vormundschafts- recht, das Eherecht. Außerdem gebühren ihnen meist besondere Ein- künfte, ein besonderer Gerichtsstand und ein besonderer strafrechtlicher Schutz. Endlich sind ihnen zum größeren Teil besonderer Rang und be- sondere Titel vorbehalten. International ist ihre Stellung durch eine gewisse Exterritorialität privilegiert.

Unklar und ungleichmäßig geregelt ist ihr eigentümliches Eherecht, das ihnen insofern eine Sonderlage gibt, als sie regelmäßig von den Frauen, die sie als Gattinnen in ihre Familie aufnehmen, eine besonders vornehme Her- kunft verlangen müssen: nach dem sogenannten Prinzip der Ebenbürtigkeit!

*) Die Definition des Begriffs Standesherr, der in juristischen Lehrbüchern durch- weg historisch, nicht formalrechtlich gefaßt wird, habe ich in meinen „Grenzen des Fürstenrechts" 1906 richtig gestellt.

362 Die rechtliche Lage des heutigen hohen Adels.

Die Tatsache der Ebenbürtigkeit wurde Jahrhundertelang, wenigstens soweit es sich um inländische Familien handelte, durch die Genealogie be- stimmt. Die Familien waren einander je nach ihrer Herkunft gleichgestellt oder nicht. Es ließen sich also durch Unterscheidung ständisch, d. h. staats- rechtlich verschieden gestellter Familiengruppen allgemeine Ebenburtsregeln aufstellen. Nach solchen allgemeinen Regeln hat man das ganze Mittelalter hindurch entschieden. Aber mit Beginn der neuen Zeit traten einige Fürsten mit dem Anspruch auf, selbst zu bestimmen, welche Frau für sie ebenbürtig sei. Diese Tendenz ist zwar in Deutschland wenigstens in vielen Fällen er- folgreich bekämpft worden, so daß sich ein eigenes Institut, die morgana- tische Ehe, für Fälle vollkommen gesetzmäßiger aber nach allgemeiner An- schauung unebenbürtiger Ehen ausbildete. Aber die „allgemeine Anschauung" darüber, wer als ebenbürtig zu gelten habe, war hinfort trotz aller Eben- burtsdefinitionen und -begriffe, die aufgestellt und verteidigt wurden, nicht einheitlich. Heute hat jedes regierende Haus und mitunter innerhalb eines Gesamthauses jede Linie ihren eigenen besonderen Ebenburtsmaßstab: ent- weder familiengesetzlich oder gewohnheitsmäßig bestimmt.1) Das hindert nicht, daß in jedem zweifelhaften Fall leicht verschiedene Auffassungen ver- teidigt werden können. Der moderne hohe Adel ist eben dem Blute nach heute eine äußerst gemischte Gesellschaft. Wenn der Genealoge feststellen muß, daß eine Frau wegen unadeliger Ahnen nicht einmal in halbwegs strengen niederadeligen Damenstiftern aufnahmefähig wäre, so wird er dem Juristen ungern zugeben, daß diese Dame unter Umständen als formell ebenbürtig die ältesten Throne besteigen kann, während das für die meisten Mädchen mit tadellos „reinu adeligem Blut immer noch ausgeschlossen ist.

So unerfreulich dieser Zustand für den Historiker und Genealogen ist, so muß doch zugegeben werden, daß auf diesem Wege die tatsächlich rapid zunehmende Vermischung der regierenden Familien mit niederadeligem und bürgerlichem Blute, die jedenfalls zeitgemäß ist, am leichtesten die Reste des mittelalterlichen Ebenburtsrechtes, das längst nur noch ein formales Leben führt, beeinflussen und ändern kann. Allerdings besteht dafür heute die Gefahr, daß einzelne Häuser für sich strengere Geburtsgrundsätze auf- stellen, als sich historisch wissenschaftlich rechtfertigen läßt.

Abgesehen von der Ebenburtsfrage wird die Zugehörigkeit zu einem regierenden Hause immer noch genealogisch bestimmt. Auch gelten Fa- milien, von denen genealogisch nachgewiesen werden kann, daß sie gleichen Mannesstammes sind, als ein Haus, solange nicht eine morganatische Heirat die agnatische Zusammengehörigkeit rechtlich trennt. Aber auch in diesem Falle ist es nicht ausgeschlossen, daß die genealogische Einheit sich stärker erweist als das rechtliche Trennungsprinzip: das heutige regierende Haus ■Baden stammt von einer morganatischen Seitenlinie; das gleiche wird mit

*) Daß es einen allgemeinen gleichen fürstenrechtlichen Ebenburtsbegriff längst nicht mehr gibt, ist in meinen „Grenzen des Fürstenrechts" 1906, nachgewiesen. Diese zuerst von Fürstenrechtslehrern zurückgewiesene Feststellung hat sich inzwischen schnell Bahn gebrochen.

Die rechtliche Lage des heutigen hohen Adels. 363

dem Hause Schwarzburg nach dem Tode des jetzt regierenden Fürsten der Fall sein. Die Fürsten von Löwenstein, ein morganatischer Zweig des Hauses Witteisbach, können gewisse Ansprüche auf Sukzession nach Aus- sterben der regierenden Linien geltend machen. Die Fürsten von Ardeck, morganatische Abkömmlinge des Hauses Hessen, sind durch Entscheidung des höchsten Gerichts in dem Lippischen Thronfolgestreit ausdrücklich, trotz abweichender Namen, Titel und Wappen, als Mitglieder des regierenden Hauses Hessen anerkannt.

Umgekehrt ist es aber nicht möglich, auf rein wissenschaftlich-genea- logischem Wege die rechtliche Sonderklasse der regierenden Häuser zu er- gänzen. Genealogische Forschungen haben neuestens ziemlich zur Gewißheit gemacht, daß die Häuser Lothringen (Österreich) und Leiningen ursprünglich agnatisch verwandt sind: eine rechtliche neue Verbindung ist dadurch natür- lich nicht zuwege gebracht worden.

Die Zugehörigkeit zu einem deutschen standesherrlichen Hause wird nicht genealogisch bestimmt. Durch die deutsche Bundesversammlung ist vielmehr genau festgestellt worden, welche einzelnen Familien oder Familien- zweige als standesherrlich anerkannt werden sollten. In einem Falle, Schwarzenberg-Seinsheim, ist ausdrücklich entschieden worden, daß agnatische Stammesgemeinschaft nicht in Betracht komme; das Haus Schwarzenberg ist standesherrlich, das agnatisch verwandte Haus Seinsheim niederadelig. Niederadelige Seitenzweige haben noch eine Reihe standesherrlicher Häuser. In einem anderen Falle, Törring, ist allerdings neuestens ein niederadeliger Seitenzweig als Nachfolger in alle standesherrlichen Rechte durch die baye- rische und durch die württembergische Regierung anerkannt worden.1)

Die besonderen Rechte des standesherrlichen Adels sind in den ver- schiedenen deutschen Staaten, in denen sie angesessen sind, ungleichmäßig statuiert. Es sind dies teils politische Rechte (Sitz im Parlament), teils besonderer Rang (Hofrang) und andere Ehrenrechte. Allen diesen Familien gemeinsam ist das von der neusten deutschen Reichsgesetzgebung festge- stellte Recht, in bezug auf ihr Familiengüterrecht, Vormundschaftsrecht und Eherecht jedes Haus für sich besondere gesetzliche Bestimmungen zu haben und auch zu ändern (Autonomie). Außerdem ist ihren Mitgliedern in geringem Umfange ein besonderer Gerichtsstand im „Austrägalverfahren" zugebilligt.

Die hausgesetzlichen Bestimmungen oder Gewohnheiten der Standes- herren über Familiengüterrecht und über Vormundschaftsrecht bauen sich im großen und ganzen auf gemeinsamen Grundsätzen auf ; nicht so die ehe- rechtlichen Bestimmungen oder Gewohnheiten, die für einheiratende Frauen das Erfordernis der Ebenbürtigkeit aufstellen. Alle juristischen Bemühungen, da für die standesherrlichen Häuser eine einheitliche bindende Norm zu

x) Übrigens gibt es heute auch einen niederadeligen Zweig des Hauses Waldeck, wie es zeitweise niederadelige, rechtlich ausgeschiedene, gleichnamige Zweige der Häuser Nassau, Anhalt, Brandenburg gegeben hat; meist uneheliche oder morgana- tische Nachkommen.

364 Die rechtlichen Verhältnisse des heutigen deutschen niederen Adels.

konstruieren, scheitern an der genealogischen Feststellung, daß die Praxis der verschiedenen Häuser und selbst innerhalb eines Hauses von Fall zu Fall ungemein verschiedenartig ist. Genau wie bei den regierenden Familien ist man auch hier auf die formellen Bestimmungen der einzelnen Haus- gesetze und auf die durch genealogische Forschung ermittelte Praxis der Familien angewiesen.

Von der internationalen Anerkennung, die den deutschen Standesherren durch die Abmachungen des Wiener Kongresses 1815 gesichert werden sollte, ist heute nichts übrig geblieben. Der Anspruch der standesherrlichen Häuser, daß ihre Töchter international von den regierenden Häusern neben den Töchtern dieser Häuser selbst als ebenbürtig anerkannt werden müßten, ist unpraktisch geworden, sofern er überhaupt Anerkennung gefunden hatte. Die Zusammensetzung der standesherrlichen Adelsgruppe ist heute nach Reinheit des Blutes, Ansehen und Vermögen und allgemeiner gesellschaft- licher Wertung so wenig homogen, daß ihre einheitliche Behandlung oder gar einheitliche ausschließliche Bevorzugung, wo sie überhaupt noch statt- findet, vom genealogischen Standpunkt nicht mehr als begründet angesehen werden kann.

IV. Die rechtlichen Verhältnisse des heutigen deutschen niederen

Adels.

Die rechtlichen Die rechtliche Stellung des niederen Adels im heutigen Deutschen Reich

Vheu«genSSdeut-S un<^ m Österreich ist nicht ganz klar und nicht ganz einfach zu definieren.

sehen niederen Eine Genossenschaft, die auf rein gewohnheitsmäßigem Wege, ohne grün- denden Staatsakt zustande gekommen ist und die auf Grund ihres faktischen Bestandes dem modernen Verfassungsstaat mit dem Anspruch auf Anerkennung gegenübertritt, ist notwendig in heikler Position. Das moderne Staatsrecht und genau so das moderne bürgerliche Recht ist formalistisch. Wer Rechte, welcher Art auch immer, behaupten will, der muß sie beweisen können. Die Beweisführung muß derart sein, daß sie jeden Richter1) überzeugt. Man wird es dem unter den Einflüssen des modernen Liberalismus heran- gebildeten Richter nicht übelnehmen dürfen, wenn er seine Entscheidung darüber, ob er die adelige Qualität einer bestimmten Persönlichkeit aner- kennen und aussprechen soll, nur ungern davon abhängig macht, daß die direkten Vorfahren dieser Persönlichkeit rein gesellschaftlich vor Jahrhunderten als adelig anerkannt worden sind. Wonach soll er beurteilen, ob eine solche Anerkennung ehemals erfolgt ist und ob sie bis heute Geltung be- halten hat? Bei Familien, die lange Zeit hindurch nachweisbar im Lande, dem der Richter angehört, ständische Vorrechte des Adels genossen haben, wird ein solcher Nachweis in Verbindung mit der genealogischen Filiations- probe gewiß den Richter überzeugen, daß die Familie adelig war und noch

*) Das Wort „Richter" bezieht sich hier und im folgenden nicht nur auf die Gerichte, sondern auch auf außergerichtliche Adelsinstanzen, z. B. die Ministerien, soweit sie, wie z. B. das Ministerium des Innern im Königreich Sachsen, höchste Adelsbehörde des Landes sind.

Adelsmatrikeln. Adelsämter. 355

ist. Aber schon wenn die Ausübung solcher Rechte der Vorfahren in einem anderen Staate erfolgte, sieht sich der Richter durch die unangenehme Not- wendigkeit beeinträchtigt, feststellen zu müssen, daß die im anderen Staat aus- geübten ständischen Rechte den Rechten, die der Adel im Inland hatte, gleich- wertig waren. Eine alte brief adelige Familie, die ihre Diplomierung nicht urkund- lich nachweisen kann, oder eine uradelige, die vorübergehend Adelsprädikate nicht geführt oder ihre ursprünglichen ständischen Vorrechte seit Jahrhun- derten eingebüßt hat und sich zum Beweise ihres Adels nur auf fortdauernde gesellschaftliche Anerkennung berufen kann, mag unter Umständen sogar gute Kenner adeliger Gepflogenheiten älterer und neuer Zeit in Verlegenheit setzen; das um so mehr, als die Gesamtheit der adeligen Familien heute nicht wie früher gesellschaftlich selbst Kontrolle darüber führt, wer sich zu ihr rechnen darf. Der Mann, der sich adelig nennt und dessen Familien- namen man nicht allgemein als adelig kennt, wird von Fall zu Fall ver- schieden aufgenommen; er wird von dem einen lediglich nach seinem Auf- treten beurteilt, von dem anderen ohne Rücksicht auf seine persönliche Lage um des unbekannten Namens willen mißtrauisch angesehen und ferngehalten. Die konservativsten Adelskreise selbst trauen sich oft ein Urteil nicht zu, sondern verlangen Beweise für die adelige Qualität. Daher kommt es, daß privaten Unternehmungen, die, wie die Gothaer Taschenbücher und die Adels- lexika von Kneschke, Ledebur u. a., sich des Rufes der Unparteilichkeit er- freuen, eine große Autorität beigemessen wird; daher kommt es aber auch, daß heute, wo sich in Adelskreisen wachsende Bedenken gegen die Objek- tivität oder Zuverlässigkeit dieser privaten Nachrichtensammlungen regen, in ganz Deutschland und in Österreich immer mehr Wert auf eine staatliche formelle Kontrolle der Zugehörigkeit zum Adel gelegt wird.

1. Adelsmatrikeln. Adelsämter.

Während der Rheinbundszeit tauchte in verschiedenen deutschen Staaten Adelsmatrikeln. der Plan auf, von Amts wegen offizielle Verzeichnisse aller adeligen Familien Adelsamter- anzulegen und nur diejenigen inländischen Familien als adelig anzuerkennen, die ihre Eintragung in das „Matrikel" genannte Verzeichnis erwirkten. Die Durchführung des Planes erforderte eine besondere permanente Behörde, da fortdauernd Geburten und eingewanderte Adelsfamilien einzutragen waren; mit der Einrichtung einer Adelsmatrikel war also notwendig die Schöpfung eines Adelsamtes verbunden, dessen endgültige Feststellungen vollen Beweis für die Berechtigung oder Nichtberechtigung zum Führen des Adels in dem betreffenden Staate lieferten.

Die Immatrikulierung des gesamten inländischen (bayerischen) Adels ist in Bayern in den Jahren 1808 1819 durchgeführt worden.1) Die Matrikel unterscheidet fünf Adelsklassen: Fürsten, Grafen, Freiherren, Ritter, Adelige, denen lediglich das Prädikat „von" zusteht.

l) Vgl. Edikt über den Adel im Königreich Bayern vom 28. Juli 1808, Kapitel V, § 14—22.

366 Adelsmatrikeln. Adelsämter. Adelsrechte.

Für die Eintragung unter den beiden ersten Rangklassen wurde und wird ausnahmslos der Nachweis eines zugunsten der Familie ergangenen Diploms verlangt. Alle deutschen Fürsten ohne Ausnahme führen heute den Fürstentitel auf Grund besonderer Verleihung. Das gleiche gilt von den deutschen Grafenhäusern des niederen Adels.

Für die Eintragung in die Freiherrenklasse wurde bei der Anlegung der Matrikel verlangt: entweder ein Freiherrndiplom oder der Nachweis, daß die Familie entweder sich im 100jährigen unangefochtenen Besitze des Frei- herrntitels befand, oder daß ein Abkömmling der Familie bei den ehemaligen Erzstiftern Mainz, Trier, Köln, den Hochstiftern Würzburg, Bamberg oder bei dem deutschen Ritterorden aufgeschworen war. Diese beiden letzten Nach- weise genügen heute nicht mehr, doch sind die heute maßgebenden Grund- sätze nicht allgemein bekannt gegeben worden.

Bei dem erblichen Adel ist die einmalige Eintragung maßgebend für Rang und Titel aller Deszendenten. Die weiblichen Nachkommen verlieren durch Verheiratung mit einem Nichtadeligen ihren Adel ohne weiteres. Die Eintragung der Deszendenten erfolgt von Amts wegen auf Grund von Registraturauszügen, die von den Standesämtern eingeliefert werden müssen.1)

Über die Matrikulierung des Adels in den übrigen deutschen Staaten ist der Abschnitt über Heroldsämter und verwandte Behörden im zweiten Bande des vorliegenden Werkes zu vergleichen.

2. Adelsrechte.

Adelsrechte. Wo Immatrikulierungszwang besteht, ist der Adel insofern vor anderen

Staatsangehörigen privilegiert, als er eine Bevölkerungsgruppe bildet, die unter besonderer behördlicher Kontrolle und Überwachung steht. Die Matrikel- behörde hat darüber zu wachen, ob irgend jemand, der sich eines adeligen Namens und Titels bedient, hierzu auch berechtigt ist, und hat unberech- tigtes Führen adeliger Attribute zu verbieten und zu verfolgen. Es ergibt sich hieraus auch mitunter praktisch eine gewisse Kontrolle des auslän- dischen, nicht matrikelfähigen Adels im Lande. Jedenfalls hat der imma- trikulierte Adel einen offiziellen besonderen Rechtstitel erworben: die Adels- matrikel ist eine öffentliche Urkunde, die so lange unanfechtbaren Beweis für die Richtigkeit ihrer Einträge liefert, als diese Einträge nicht etwa durch einen der Behörde erbrachten Gegenbeweis abgeändert worden sind. Jede vom Eintrag abweichende Behauptung wird bis dahin durch den Eintrag widerlegt.2)

x) Ministerialerlaß vom 14. Januar 1886.

2) Infolge ihrer Eigenschaft als öffentliche Registerbehörde ist die Matrikelbehörde auch in der Lage, auf privates Ansuchen Abschriften der Einträge zu erteilen, die dann als öffentliche Urkunden zu gelten haben. Dagegen wird eine andere nicht grund- gesetzlich organisierte Adelsbehörde nur gutachtliche Äußerungen erteilen können, so- lange sie nicht freiwillig als Entscheidungsbehörde angerufen wird. Das Heroldsamt z. B. kann sich infolgedessen mit einer heutigen Entscheidung sehr wohl in Wider- spruch zu einer früher gegebenen Auskunft setzen, wenn es auch damit natürlich die Objektivität seines Verfahrens ungünstig beleuchten würde.

Adelsrechte. 357

Das gute Recht jedes Adeligen, sich im Gegensatz zu anderen Staats- bürgern adelig zu nennen, wird auch in den Staaten ohne Adelsmatrikel ge- schützt: überall sind die Adelsämter in der Lage, Personen, die Adelstitel führen, aufzufordern, einen Adelsnachweis beizubringen, oder ihnen zu ver- bieten, bis zur Beibringung des Nachweises den Adel zu führen.

Eine Sonderstellung des Adels kann man- weiter daraus herleiten, daß naturgemäß nur Angehörige des Adels in die Lage kommen können, einen adeligen Namen oder Titel gegen Mißbrauch durch Unbefugte zu sichern. Allein es handelt sich hier insofern nicht um eine Sonderbefugnis aller Adeligen, als es einerseits zahlreiche Familien (insbesondere in Nordwest- deutschland, auch in der Schweiz) gibt, die das Wort „von" zu führen be- rechtigt sind, ohne adelig zu sein1); andererseits niederdeutsche und vor allem polnische Familien, die adelig sind, aber ihrem Namen keinerlei Adels- prädikat zufügen.

Besondere gesetzliche Bestimmungen über Adelsverhältnisse finden sich in einigen Verfassungsgesetzen. Wo die Gesetzgebung aus der Zeit vor 1848 genaue Bestimmungen über die rechtliche Stellung des Adels enthält, wie z. B. in Preußen (Allgemeines Landrecht), in Bayern und vor allem in Württemberg und Baden, sind diese Regelungen größtenteils durch die neuere Reichs- und Landesgesetzgebung aufgehoben. Die älteren öster- reichischen Bestimmungen sind durch die österreichischen Staatsgrundgesetze vom 21. Dezember 1867 aufgehoben, die wie die moderne reichsdeutsche Gesetzgebung nur eine gleiche Art von Staatsangehörigen kennen und nur zugunsten des hohen Adels Ausnahmen zulassen. Wenn abweichend von einigen Verfassungen des Jahres 1848 (Frankfurter Grundrechte, preußische Verfassung u. a.) das moderne Recht die Adelstitel und -prädikate anerkennt, so stellt es doch diese Rechte stets als besondere persönliche Auszeichnung der Berechtigten hin, die jeder Staatsangehörige erwerben kann, so gut wie im Prinzip jeder zu den höchsten Staatsämtern, Orden und Würden befähigt ist. Daraus ergibt sich vor allem, daß der älteste niedere Adel, der soge- nannte Uradel, heute in keiner Weise vor dem Gesetz dem neuesten Brief- adel gegenüber bevorzugt ist. Jeder Erbadel, auch der älteste in den jüng- sten deutschen Staaten, gibt im Prinzip nur Rechte, die von der gegen- wärtigen Regierung ausdrücklich bestimmten Personen zuerkannt werden. Ebendeshalb ist aber auch heute z. B. der uradelige Ausländer nicht etwa als Adeliger nur geduldet; er hat vielmehr kraft der inländischen Praxis bei der Kontrolle über die Adelsverhältnisse einen Anspruch, als adelig aufzu- treten und zu gelten.

In einigen deutschen Staaten gibt es noch ein allgemeines Recht des Adels, daß jeder, der behördlich als adelig anerkannt ist, beanspruchen kann: das Recht, sein besonderes Familienwappen und eine besondere Krone zu führen. So besteht in Bayern wenigstens teilweise noch die durch Titel 5, § 4 der Verfassungsurkunde statuierte Siegelmäßigkeit des Adels. In Öster-

i) Vgl. oben S. 296.

368 Adelsrechte. Der Adelsbeweis.

reich haben die Adelsklassen bis zum Freiherrn herab das ausschließliche Recht, Kronen zu führen; die übrigen Adelsklassen haben ein Recht auf den mit der sogenannten Laubkrone gezierten Turnierhelm.1) Alle Adeligen, auch in Deutschland, sind in der Lage, die mißbräuchliche Verwertung ihres Fa- milienwappens durch Fremde im Prozeßwege zu verbieten.2)

Außer diesen Ehrenrechten gewährt die Zugehörigkeit zum niederen Adel ohne weiteres keine gesetzlich anerkannten Vorteile, nicht einmal irgend- wie einen besonderen Rang. Alle derartigen Bestimmungen älterer Zeit sind abgeschafft. Keine deutsche Verfassung, kein deutsches oder österreichisches Gesetz gewährt dem Adeligen, nur weil er adelig ist, unter allen Umständen einen Vorzug vor anderen Staatsbürgern. Dagegen gibt es heute noch in Deutschland und in Österreich öffentliche oder privatrechtliche Vorzüge, die Zugehörigkeit zum Adel zur Voraussetzung haben. Manchen adeligen Fa- milien ist erblich ein Sitz in den Kammern ihres Heimatsstaates gegeben, oder es sind Sitze in den Kammern adeligen Persönlichkeiten vorbehalten. Stifter und Orden verlangen von ihren Mitgliedern Zugehörigkeit zum Adel. Hof- und Ehrenämter verschiedener Art werden statutenmäßig nur Gliedern einer adeligen Familie verliehen. Ferner ist ein erheblicher Teil des Grund- besitzes durch Fideikommiß- oder Stammgutsgesetze oder durch fideikom- mißrechtlich anerkannte Stiftungs- und Testamentsbestimmungen adeligen Per- sonen reserviert. Jeder Adelige hat infolgedessen heute noch ein Interesse daran, daß der Adel nur von den dazu Berechtigten geführt und behauptet wird, und der Staat selbst muß darüber wachen, daß die adelige Qualität, die er als Voraussetzung für gewisse öffentliche und private Berechtigungen statuiert oder in richterlichen Entscheidungen anerkennt, nicht usurpiert wird.

3. Der Adelsbeweis.

Der Adelsbeweis Eine Verpflichtung zum Nachweis des Adels den Behörden gegenüber kann entstehen, wenn der Staat die allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze des Adels durchführt; ferner dann, wenn jemand Rechte bean- sprucht, deren Ausübung Adel voraussetzt, und ihm die persönliche Quali- fikation zur Ausübung solcher Rechte abgestritten wird. Im letzteren Falle kann unter Umständen Nachweis der Berechtigung zum Führen eines be- sonderen Adelstitels oder der Zugehörigkeit zu einer besonderen Adelsklasse Gegenstand des Adelsbeweises bilden ; z. B. wenn etwa ein Fideikommiß den freiherrlichen Linien einer Familie vorbehalten ist, oder wenn Stiftsplätze ur- adeligen Personen reserviert sein sollten.

Soll dem Richter oder der Adelsbehörde gegenüber der Beweis brief- adeliger Qualität geführt werden, so ist nach heutiger Praxis Vorlegen des Adelsbriefes notwendig. Bei Uradel liegt es in der Natur der Sache, daß Adelsbriefe nicht vorgelegt werden können, da der deutsche Uradel eben

x) Erlaß des Ministers des Innern vom 5. März 1877, 7. 54. ■) Entsch. R. G. Z. vom 7. Mai 1880.

Der Adelsbeweis. 369

schon als Adel bestand, ehe der Briefadel aufkam. Es gibt heute noch eine recht erhebliche Anzahl deutscher Familien, die agnatisch von alten adligen Geschlechtern abstammen und die nie ein bestätigendes, den Adel erneuern- des oder den Rang erhöhendes Diplom erhalten haben.

Da es der Verfassungsgeschichte bisher nicht recht gelungen ist, über- zeugend festzustellen, welche Familien wir heute als uradelig anzusehen haben, oder auch nur bestimmte Kriterien für die Abgrenzung zwischen dem Adel und anderen Volksschichten im Mittelalter zu geben, kann der Beweis schwierig sein. Insbesondere ist es oft zweifelhaft, ob wir ein aus privile- gierten Kreisen des Bürgertums stammendes Geschlecht als uradelig anzu- sehen haben. Die Beweisführung wird hier in der Regel ganz in den Händen der Genealogie liegen, die durch Ermittlung der Allianzen, der Le- hens- und der Besitzverhältnisse usw. Anhaltspunkte geben kann. Nachweis einer formalistisch gesicherten ununterbrochenen Stammreihe, die bis in die Zeit vor Aufkommen des Briefadels zurückreicht, kann nicht unter allen Um- ständen verlangt werden.

Der Adelsbeweis kompliziert sich in neuerer Zeit vielfach durch die Notwendigkeit, freiherrlichen Rang und Titel nachzuweisen. Die Praxis der Behörden ist in Fällen, in denen ein besonderes Freiherrndiplom nicht vor- gelegt werden kann, der Titel aber lange Zeit hindurch unangefochten ge- führt wurde, verschieden. Insbesondere sind Familien, die ehemals zur reichsunmittelbaren Ritterschaft in Schwaben, Franken und am Rhein ge- hörten, in solcher Lage; aber auch eine Anzahl thüringischer und west- fälischer Familien. Im allgemeinen wird man heute immer strenger und will womöglich nur ein Diplom gelten lassen. Das entspricht durchaus dem Wesen des modernen Freiherrntitels, der nichts anderes ist als eine gnaden- weise verliehene ehrende Auszeichnung ohne die materielle Unterlage be- sonderer Freiheit, wie sie im Mittelalter den freien Herren zustand. Die Fa- milien der reichsfreien Ritterschaft bilden historisch ebensowenig die Fort- setzung jenes Standes mittelalterlicher Freien Herren (Dynasten). Allein materiellrechtlich kamen sie dem Reiche gegenüber wesentlich in die gleiche Lage, die jene Dynasten innegehabt, und waren jedenfalls bis 1806 die ein- zigen niederadeligen Geschlechter mit einer faktischen Freiherrlichkeit.

Ein Punkt, der beim Adelsbeweis eine Rolle spielen kann, ist die Frage des Adelsverlustes. Genealogisch, d. h. durch Forschungen über die ge- wohnheitsmäßige Anerkennung von Nachkommen als adelig, können wir fest- stellen, daß voreheliche Geburt nicht notwendig selbst bei hochadeligen Familien nicht zum Verlust des Adels geführt hat und daß selbst uneheliche Geburt nicht immer gehindert hat, daß die Deszendenz in Namen, Titel und Rechte des unehelichen Vaters eintrat; allein die moderne Gesetzgebung steht der Möglichkeit einer solchen Nachfolge wenigstens der unehelichen Kinder schroff entgegen. Umgekehrt scheint die von dem geltenden Recht statuierte Regel, daß der Adel durch Adoption nicht auf den Adoptierten übertragen werden kann, in neuerer Zeit mehrfach durchbrochen worden zu sein.

Mit Hilfe der genealogischen Forschung läßt sich leicht feststellen, daß

Heydenreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. 24

370 Schlußbetrachtung.

die bürgerlich geborene Frau eines niederadeligen Mannes dessen Adel und Adelstitel erhält, ebenso ihre Kinder; daß dagegen die Tochter eines adeligen Hauses durch Verheiratung mit einem Nichtadeligen ihren Adel und ihren Titel verliert.1) schiußbetrach- Die Unsicherheit der Rechtslage des niederen Adels und die Tendenz,

tung- alle Adelsberechtigung in unhistorischer Weise auf Ernennungsdekrete zu fundieren, bestätigt dem Genealogen, was ihm jeder Blick in die Stammtafeln und Ahnentafeln verrät: die alte deutsche Genossenschaft niederadeliger Fa- milien befindet sich heute in einer zerstörenden Krisis. In Masse sind seit 100 Jahren neue Familien durch Erhebung in diese Genossenschaft eingeführt worden. Die älteren Familien haben es nicht fertig gebracht, sich des An- sturms zu erwehren. Sie selbst nehmen neuerdings mehr und mehr durch bürgerliche Heiraten fremdes Blut auf, ohne daß Regeneration des Blutes dabei den Impuls gibt. Die Genealogie, die lange geradezu die Adelswissen- schaft war, ist infolgedessen heute nur mehr eine formelle Feststellungs- methode. Die alte Gemeinschaft gleich privilegierter deutscher Adelsge- schlechter hat sich materiell so gut wie formell aufgelöst. An ihre Stelle ist eine Zufallsgemeinschaft rein äußerlich titelmäßig ausgezeichneter Personen getreten, nicht mehr zusammengehalten durch Bande des Blutes, gemeinsame Sonderrechte und gleiches Bewußtsein besonderer Verpflichtungen. Immer schwerer wird es darum denen, die noch in den alten Gewohnheiten und Anschauungen fortleben, das altüberkommene adelige Pflichtempfinden auf- recht zu halten, das mehr war als verfeinerter Anständigkeitssinn, das in der Überzeugung einer angeborenen besonderen Verantwortlichkeit bestand. Das Adelige in den Anschauungen des niederen deutschen Adels war von jeher die stete Bereitwilligkeit, sich dem Dienste großer politischer Ideen leiden- schaftlich uneigennützig mit Gut und Blut hinzugeben. Das spezifisch ger- manische mittelalterliche Treueprinzip hat diesen Sinn für mehr als all- gemein angemessenes Verantwortungsgefühl einst geboren. Nur eine starke und gemeinsame Tradition konnte den dadurch bedingten Opfermut erhalten. Staatliche Massenauszeichnungen, Anerkennungen und Titelverleihungen werden den lebendigen Geist dieser Tratition nicht sichern noch erzeugen.

!) Die Wiener Gepflogenheit, der Frau in diesem Falle den Titel, zu dem sie ge- boren ist, weiter zu gewähren, hat keine rechtliche Grundlage.

Genealogie und Sozialwissenschaft. 371

Genealogie und Sozialwissenschaft.

Von Dr. Armin Tille (Dresden).

LLE Wissenschaft bildet einen einheitlichen großen Bau, in dem jedes Steinchen alle anderen voraussetzt und bedingt. Die Spal- tung in verschiedene Wissenschaften und deren Teildisziplinen hat lediglich ihre Ursache in der Unvollkommenheit alles Menschlichen, in der Unmöglichkeit, daß ein Mensch allenthalben aus eigener Erfahrung zu schöpfen, mit eigenen Gedanken zu arbeiten vermag. Da überdies die Begabung der Menschen in verschiedenen Richtungen verläuft und Jahr- hunderte lang der auf das Praktische gerichtete Lehrberuf, die Vorbildung für bestimmte Aufgaben des Lebens, auf das engste mit der wissenschaft- lichen Forschung verbunden gewesen ist, so haben wir uns an die Spaltung der Wissenschaft in viele Wissenschaften gewöhnt und pflegen die mehr oder weniger willkürlich gestalteten Grenzen zwischen den Forschungs- und Unterrichtsfächern wohl gar als etwas im Wesen der Sache Begründetes zu betrachten. Nur diese gewohnheitsgemäß geübte Irreleitung im syste- matischen Denken hat es verschuldet, daß überhaupt die Frage nach Wech- selbeziehungen verschiedener Wissenschaften zu einander aufgeworfen werden konnte. Bei der jeweiligen Antwort handelt es sich in der Tat darum, die künstlich und oft recht willkürlich nach praktischen Bedürfnissen abgegrenzten Wissenschaftsgebilde wiederum in ihre natürliche organische Verbindung miteinander zu bringen, um dadurch die alten Fehler in der Systematisierung der Wissenschaft nach Kräften wieder gut zu machen.

Unter diesem Gesichtswinkel wollen auch die folgenden Ausführungen, die im Grunde nur Selbstverständliches enthalten, betrachtet sein; sie sollen lediglich dem Leser zu Gemüte führen, daß die dem Genealogen geläu- figen Gedankenreihen dem gründlichen Sozialwissenschaftler unentbehr- lich sind, und daß umgekehrt kein wissenschaftlicher Genealog des sozial- wissenschaftlichen Wissens entraten kann1).

Die Sozialwissenschaft, mit der die Worte Gesellschaftswissenschaft und soziaiwissen- Soziologie fast gleichbedeutend gebraucht werden, hat die Anschauung zur s^Joiotfe.d Voraussetzung, daß es eine „Gesellschaft", „Gesellschaften" oder „gesell-

*) Eine Literatur über diesen Gegenstand gibt es auf beiden Seiten noch nicht; ich kann nur auf meine eigenen Arbeiten hinweisen, deren Inhalt hier z. T. wiederholt wird, nämlich: Genealogie als Wissenschaft (Mitteilungen der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte, Heft 2 [1906], S. 32—40); Die sozialwissenschaftliche Bedeutung der Genealogie (Ebenda, Heft 6 [1910], S. 1—19) sowie „Bericht über den II. Kurs mit Kongreß für Familienforschung, Vererbungs- und Regenerationslehre in Gießen vom 9. bis 13. April 1912" (Halle 1912), S. 146—147.

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372 Sozialwissenschaften und Soziologie.

schaftliche Gruppen" gibt. Diese Erkenntnis ist aber ziemlich jung, da nach Bluntschli und Tönnies „der ganze Begriff der Gesellschaft im sozialen und politischen Sinn .... seine natürliche Grundlage in den Sitten und An- schauungen des dritten Standes" findet1). Deshalb ist die Lehre von den Gesellschaftsformen als gesonderte Wissenschaft ein Geschenk des 19. Jahrh.; der Franzose Auguste Comte (gest. 1857) hat sie ausgebildet, wenn er auch manche ältere Gedanken verwerten konnte. Begreiflicherweise hängen die Erörterungen über den Begriff der Gesellschaft aufs engste mit der Aus- bildung der Wissenschaft von ihr zusammen, und wenn die Soziologie als die „Wissenschaft von den Wechselbeziehungen der Menschen"2), als „Wis- senschaft von dem organisierten Zusammensein der Menschen"3) oder als „Wissenschaft der menschlichen Wechselbeziehungen"4) hingestellt wird, so ist damit zugleich im allgemeinen ausgedrückt, worin die betreffenden For- scher, in der Hauptsache übereinstimmend, das Wesen der Gesellschaft er- blicken. Ist auch der abstrakte Begriff der Gesellschaft in deutlicher Unter- scheidung vom Begriff „Staat" und nicht minder von bestimmten gesell- schaftlichen Gebilden noch nicht ein Jahrhundert alt, so gibt es doch seit wesentlich längerer Zeit Wissenschaften, die sich mit bestimmten Äußerungen gesellschaftlichen Zusammenseins beschäftigen, und deshalb redet die moderne Systematik der Wissenschaften mit Recht von mehreren Sozialwissen- schaften, deren jede eine andere Gruppe menschlicher Wechselbeziehungen zum Forschungsgegenstande hat. Staats- und Rechtslehre, Geschichte, Volks- wirtschaftslehre, Statistik sind die bekanntesten und zugleich diejenigen, die am besten durchgearbeitet sind.

Ob es bereits jemand versucht hat, durch planmäßige Gruppierung der einschlägigen Disziplinen die Gesamtheit der Sozialwissenschaften in ein System zu bringen und auf diesem Wege erschöpfend alle Arten von Wechselbeziehungen unter den Menschen darzustellen, weiß ich nicht. Aber wer sich dieser Aufgabe unterzöge, der müßte unweigerlich auch die Ge- nealogie, die Wissenschaft von der Familie, unter den Sozialwissenschaften aufführen. Eine solche ist die Genealogie, weil sie uns Aufschluß gibt über die biologischen Bedingungen für das organisierte Zusammensein der Men- schen, weil sie das Wesen, den Aufbau der kleinsten gesellschaftlichen Ein- heit, der Familie, erläutert und damit den Rahmen kennen lehrt, in dem sich die ersten und für den Einzelmenschen auf die Dauer wichtigsten psy- chischen Wechselwirkungen vollziehen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß sich das Wesen der Familie auch in geschichtlicher Zeit gerade so wie das jeder anderen gesellschaftlichen Bildung seinem Inhalt nach stark gewandelt

*) Tön nies, Gemeinschaß und Gesellschaß, Grundbegriffe der reinen Soziologie. 2. Aufl. (Berlin 1912), S. 5.

*) Qothein im „Handwörterbuch der Staatswissenschaften". Dritte Auflage, Bd. 4 (1909), S. 706.

3) Eleutheropulos, Soziologie, 2. Aufl. (Jena 1908), S. 7/8.

4) So Ratzenhofer in seinen bei Ludwig Gumplowicz, Grundriß der So- ziologie, 2. Aufl. (Wien 1905), S. 90 mitgeteilten Ausführungen.

Genealogie und Soziologie. 373

hat. Deshalb stellt die Familie begrifflich in verschiedenen Zeiten eine verschiedene Größe dar: das Wort, übrigens erst seit etwa 1700 in der jetzigen Bedeutung im Gebrauch, bezeichnet lediglich formal die engste auf na- türlicher Grundlage beruhende Gemeinschaft, der eine Person angehört, und erhält je nach der Zeit, dem Volk und der Gesellschaftsschicht, von der die Rede ist, einen anderen Inhalt. Den Verlauf dieser Wandlungen zu bestim- men und für jedes Einzelwesen die seiner Zeit und gesellschaftlichen Lage nach sich ändernde Bedeutung der Familie kennen zu lehren, das ist eins der letzten Ziele der wissenschaftlichen Genealogie.

Von deren Vorhandensein scheinen allerdings die Soziologen ebenso wie die Vertreter mancher anderen Wissenschaften zurzeit noch nichts zu wissen1). Deshalb darf es uns kaum wundern, wenn auch die systematischen so- ziologischen Werke von Tönnies, Simmel, Gumplowicz und Eleutheropulos, um von den älteren ganz zu geschweigen, die Genealogie völlig unbeachtet lassen und jede Auseinandersetzung mit ihr vermeiden. So läßt z. B. eine Äußerung Simmeis2) über die Erbmonarchie und der anschließende Exkurs über das Erbamt überhaupt erkennen, daß dem Verfasser die genealogische Betrachtungsweise völlig fremd geblieben ist3).

Im Gegensatz zu den Soziologen von Fach, die selbst lange um An- Genealogie und erkennung ihres Forschungszweiges als einer selbständigen Wissenschaft Sozlolo«ie- haben ringen müssen4), wird hier die Anschauung vertreten, daß die Genea- logie eine auf eigenen Füßen stehende Sozialwissenschaft ist, gerade so wie die Lehre vom Recht und der Volkswirtschaft. Als solche ist sie ihre eige- nen Wege gegangen und hat ihre eigene Arbeitsmethode entwickelt. Wie

oben gesagt, betrachten wir es als die Aufgabe der Genealogie, die biolo- gischen Bedingungen für das organisierte Zusammensein der Menschen zu erforschen. Trifft dies zu, dann tritt sie in Parallele zu derjenigen Wissen- schaft, die sich die Erörterung der psychologischen Bedingungen dieses Zusammenseins zum Ziele setzt, und das ist die Sozialwissenschaft im engeren Sinne oder die Soziologie.

Die Unterscheidung zwischen Sozialwissenschaft im engeren und wei- teren Sinne ist unerläßlich, und ihre Vernachlässigung trägt die Schuld daran, wenn die Ausführungen von Eleutheropulos5) über die Stellung der Sozio- logie im System der Wissenschaften den Leser so wenig befriedigen. So begreiflich es ist, wenn bei einer jungen Wissenschaft zunächst die Worte einen etwas fließenden Inhalt haben, wenn jeder Forscher die Begriffe, die

*) Selbst die seit 1898 erscheinende und im ganzen umsichtig geleitete „Zeitschrift für Sozialwissenschaft" hat nur verschwindend wenige genealogische Bücher einer Anzeige gewürdigt und ist sogar an dem Lehrbuch der gesamten wissenschaftlichen Genealogie von Ottokar Lorenz (Berlin 1898) achtlos vorübergegangen.

a) Soziologie (1908), S. 514.

3) Die entsprechenden Ausführungen bei Schaf fle, Bau und Leben des sozialen Körpers, 2. Aufl. (1896), Bd. I, S. 77—78, stehen dem genealogischen Denken wesentlich

näher.

4) Vgl. darüber Ziäek: Soziologie und Statistik (München und Leipzig 1912), S. 20.

») A. a. O. S. 7—11.

374 Genealogie und Soziologie.

er mit gewissen Ausdrücken decken will, abweichend von seinen Vorgängern bestimmt, so wenig ersprießlich ist das für diejenigen, die von den vor- getragenen Ansichten Kenntnis nehmen wollen. Deshalb ist es zweckdien- licher, die Worte Sozialwissenschaft und Soziologie nicht als gleich- bedeutend zu betrachten, sondern mit Sozialwissenschaft, wofür allenfalls auch deutsch „Gesellschaftswissenschaft" gesagt werden kann, den allgemeineren, mit Soziologie den engeren Begriff zu verbinden. Während es, wie oben gezeigt, viele Sozialwissenschaften gibt, ist nur eine Soziologie denkbar, gerade so wie sich nur von einer Volkswirtschaftslehre sprechen läßt.

Worin das Wesen einer Sozialwissenschaft besteht, wurde schon oben auseinander gesetzt, aber wie sich die Soziologie zur Gesamtheit der So- zialwissenschaften verhält, bedarf noch der Erläuterung. Dabei können wir uns Ratzenhofer als Führer anvertrauen und finden auch bei Eleutheropulos brauchbare Gedanken. Die verschiedenen Sozialwissenschaften sind weit ausgestaltet, so daß die von der Systematik der Wissenschaften einer jeden von ihnen vorgeschriebene Arbeitsleistung, nämlich die, das organisierte Zusam- mensein der Menschen nach einer bestimmten Seite hin zu erforschen, im einzelnen zurücktritt. Deswegen aber erwies es sich als notwendig, von einem höheren einheitlichen Standpunkte aus die von den verschiedenen Sozialwissenschaften gewonnenen Ergebnisse zueinander in Beziehung zu setzen, organisch zu verbinden und so den Ursprung und die Entwicklung des organisierten Zusammenseins der Menschen samt den Bedingungen und Gesetzen, denen es unterworfen ist, sowie die möglichen und tatsächlichen Formen des Zusammenseins zu erforschen. So entstand die Sonderwissen- schaft Soziologie, und zwar zunächst im Gegensatz zu älteren Sozial- wissenschaften, vor allem zur Rechts- und Staatsphilosophie. Überzeugend hat das zwischen der Soziologie und diesen Wissenszweigen bestehende Ver- hältnis Eleutheropulos dargelegt und den Beweis erbracht, daß die Soziologie eine für jene notwendige Wissenschaft darstellt, da es eine philosophische Rechts- und Staatslehre „als Forschung mit dem Zwecke, sich über Idee und Wesen des Rechtes und Staates klar zu werden", wissenschaftlich nicht geben könne. Der Staat stelle ja nur eine besondere Form menschlicher Wechsel- beziehungen dar, und wenn diese begriffen werden solle, sei es unerläßlich, alle vorhandenen und möglichen Formen menschlicher Wechselbeziehungen unter die Lupe zu nehmen.

Grundsätzlich genau dasselbe läßt sich über die Beziehungen zwischen Soziologie und Genealogie sagen, nur gilt es die Grundanschauungen der zwei innerhalb der Soziologie bestehenden Hauptrichtungen auseinander zu halten. Die ältere Richtung, die organizistische, deren Hauptvertreter Spencer, Schaff le und Lilienfeld sind,1) betrachtet das Gesellschaftsleben als einen biologischen Vorgang, die Gesellschaft als einen Teil der Natur; die

*) Auf neuer streng naturwissenschaftlicher Grundlage hat Johannes Unold in seinem Buche Organische und soziale Lebensgesetze (Leipzig 1906) die Gedanken wieder auigenommen.

Genealogie und Soziologie. 375

jüngere, die positivistische, der Gumplowicz, Sitnmel und Eleutheropulos anhängen, lehnt dies ab, will nicht einmal den Vergleich der Gesellschaft mit einem (individuellen) Organismus gelten lassen und lehrt vielmehr: „die sozialen Erscheinungen sind und bleiben geistige Erscheinungen" (Eleuthero- pulos). Dem Organizisten ist natürlich die Familie der letzte Bestandteil der Gesellschaft, dem Positivisten das Einzelwesen. Man mag einer Theorie der ersten oder einer der letzteren Gruppe anhangen, in beiden Fällen ergibt sich eine nahe Beziehung zwischen Genealogie und Soziologie. Für den Organizisten ist die Familie gewissermaßen das Bindeglied zwischen der Natur und dem Gesellschaftsleben1), und demgemäß müßte er logischerweise die Genealogie als Teilwissenschaft der Soziologie bewerten. Der Posi- tivist dagegen würdigt die Familie überhaupt nicht als eine Form gesell- schaftlichen Lebens, sondern nur als Anstalt zur Hervorbringung von Einzel- wesen, die dann in verschiedenster Weise zueinander gesellschaftlich in Be- ziehung treten. Er müßte deshalb folgerichtig die Genealogie als eine der Soziologie eng parallel laufende Disziplin betrachten, insofern sie die na- türlichen (biologischen) Bedingungen menschlichen Beisammenseins zu unter- suchen hat, während sich die Soziologie nur mit den geistigen (psycholo- gischen) Bedingungen menschlichen Beisammenseins abgibt.

Wie es mir scheinen will, ist den namhaften Soziologen diese grund- sätzliche Verschiedenheit in der Auffassung selbst nicht klar geworden. Eleutheropulos gibt anfangs (S. 10/11) ausdrücklich zu, daß die Soziologie auch die biologischen Beziehungen der Menschen zu untersuchen habe, läßt den Gedanken dann aber fallen und bezeichnet später die Familie als für das soziale Leben „belanglos". Klarer äußert sich Tön nies. Er nennt das Ergebnis, das sich aus dem Zueinanderinbeziehungtreten der Menschen ergibt, Verbindung und unterscheidet nun reale und organische Verbin- dungen: Gemeinschaften (worunter die Familie begriffen wird) von ideellen und mechanischen Verbindungen: Gesellschaftsbildungen. Von Tönnies wird der künftige Verfasser einer genealogisch befruchteten Soziologie viel- leicht die meisten Anregungen empfangen. Hätten die Soziologen nicht bisher die Genealogie vollständig außer acht gelassen, so hätte sich der Gegensatz zwischen der organizistischen und positivistischen Richtung über- haupt nicht so herausbilden können, wie es geschehen ist. Die Wahrheit liegt zweifellos in der Mitte, und die genealogische Wissenschaft ist berufen, die Gegensätze auszusöhnen, da sie von vornherein auf organizistischem Boden stehend doch den psychischen Kräften schon innerhalb der Familie einen beträchtlichen Einfluß zuweist und sich gerade darum bemüht, die Einzelpersönlichkeit als das Ergebnis des Zusammenwirkens von phy- sischem und psychischem Familienerbe mit geistigem außerhalb der Familie erwachsenen Inhalt zu begreifen. Erkennt erst der Soziolog diese drei Kräfte als diejenigen, durch deren Zusammenwirken individuell ist der

*) Schäffle, a. a. O. Bd. I, S. 26 nennt die Familie „die physiologisch bestimmte (mitbestimmte, bedingte) Elementargemeinschaft des Gesellschaftskörpers".

376 Genealogie und Soziologie.

Anteil jeder der drei Kräfte verschieden! aus dem Naturwesen Mensch der soziale Mensch entsteht, dann wird er auch begreifen, inwie- weit die genealogische Betrachtungsweise sowohl die Erkenntnis der Urformen gesellschaftlichen Daseins zu fördern als auch das Wesen höherer Formen der Vergesellschaftung zu beleuchten vermag.

Wenn heute der Genealogie die Anerkennung als selbständige Sozial- wissenschaft von den maßgebenden Stellen, den Universitäten, noch bestritten wird, so beweist das nur, wie schwer sich deren Lehrkörper darein finden, daß auch auf anderem Boden als dem des akademischen Unterrichts neue Wissenszweige entstehen können; denn die Genealogie als Wissenschaft ist erwachsen aus der systematischen Zusammenfassung dessen, was die genaue Untersuchung einzelner Familien an Erkenntnissen zu Tage gefördert hatte. Ihren Anspruch auf Würdigung als Sonderwissenschaft den äußeren Aus- druck findet dieser in dem Verlangen nach der Errichtung eines akademi- schen Lehrstuhls für dieses Fach wird die Genealogie nur durchsetzen, wenn sie beweist, daß ihre neuen Erkenntnisse für die anderen Sozialwissen- schaften wertvoll sind, d. h. wenn sie von deren Vertretern tatsächlich als ein unentbehrlicher Stein im einheitlichen Bau der Wissenschaft anerkannt wird. Zu dieser Anerkennung hat in allen ähnlichen Fällen am auffal- lendsten ist es vielleicht bei der mehrerwähnten Soziologie die Entwick- lung einer besonderen Arbeitsmethode geführt, und deshalb ist es die wichtigste Aufgabe, die Eigenart genealogischer Forschungsweise nicht nur praktisch anzuwenden, sondern auch theoretisch zu analysieren.

Die wissenschaftliche Genealogie fängt erst dort an, wo die vorher ge- sammelten genealogischen Tatsachen sachlich gruppiert und verarbeitet wer- den, während die reine Feststellung verwandtschaftlicher Zusammenhänge, so schwierig sie sein mag, doch nur eine geschichtliche Vorarbeit darstellt, die in demselben Verhältnis zur genealogischen Forschung steht wie die Sammlung und Herausgabe geschichtlicher Quellen zur geschichtlichen For- schung und Darstellung. Und der Grundgedanke, auf dem die genealogische Forschung ruht, ist der, daß der Einzelmensch eine gedankliche Abstrak- tion ist, daß nur die Sippe, die durch Geschlechtsverbindung entstandene Gemeinschaft, ein bleibendes Element und den sich unendlich oft in gleicher Weise wiederholenden Grundbestandteil der Gesellschaft darstellt. Trifft das zu, dann darf grundsätzlich in sozialwissenschaftlichen Erörterungen nie die Einzelperson für sich den Gegenstand bilden, auch nicht eine lediglich arith- metische Summe von Einzelpersonen, sondern immer die Familie oder wenig- stens die Einzelperson als Vertreter einer Familie unter Berücksichtigung der gesamten Blutsverwandtschaft.

Mit der grundsätzlichen Forderung, in sozialwissenschaftlichen Erörte- rungen überhaupt und im besonderen bei Beschreibung sozialer Bildungen das Einzelwesen stets als Glied der Familie, aus der es hervorgegangen ist, und nicht als allein stehende Größe zu betrachten, weiß vielleicht mancher zunächst nicht viel anzufangen. Deswegen soll hier an einigen Beispielen gezeigt werden, wie das gemeint ist, und dabei wird zugleich eine von der

Genealogie und Soziologie. 377

landläufigen abweichende Darstellung der modernen Gesellschaftsschichtung zur genealogischen Untersuchung größerer Gesellschaftsgruppen anregen und sozialwissenschaftliche Aufgaben stellen, zum mindesten den Blick für die Bedeutung gewisser oft beobachteter Erscheinungen schärfen. Für die praktische Sozialpolitik sind die entsprechenden Gedankengänge nicht minder wichtig; denn wenn gut national gesinnte Politiker die zutreffende Meinung vertreten, die Familie sei die Grundlage unseres Staates und müsse deshalb in ihrem Bestände geschützt werden, bleibt es noch sehr fraglich, ob sich die Redner wirklich selbst darüber klar sind, welche Bedeutung die Familie und demnach alles, was sie fördert, was den Familiensinn und Fa- milienzusammenhang stärkt, für den Staat besitzt und in welcher Richtung eine bewußte Familienpolitik, wenn das Wort als Bezeichnung einer beson- deren Art Sozialpolitik erlaubt ist, unser öffentliches Leben beeinflussen könnte.

Der Streit darüber, was früher war, das Ei oder die Henne, ist müßig. Aber wenn es sich um bestehende gesellschaftliche Verbindungen handelt, dann sind die einzelnen Menschen zweifellos nicht die letzten Einheiten, sondern die durch Geschlechtsverbindungen entstehenden Gemeinschaften, die Familien. Deren Glieder, die einzelnen Menschen, sind in einem gegebenen Zeitpunkte nur die Repräsentanten ihrer Sippe, der sie ihre körperliche und geistige Eigenart verdanken. Nur die Sippe trägt grundsätzlich die Fähigkeit zu ewiger Dauer in sich, und mehrere Sippen in ihrer Wechsel- wirkung gewährleisten erst den Bestand einer Gesellschaft, da die Dauer weit über die Lebenszeit eines Einzelmenschen hinaus das Grundmerkmal jeder Gesellschaftsbildung ausmacht. Im Verhältnis zur Gesellschaft ist das Individuum nur eine gedankliche Abstraktion, nicht eine konkrete Größe; denn Entstehung und Bestand der Gesellschaft ist erst durch eine geschlecht- liche Verbindung einzelner Menschen, die nicht als solche, sondern als die Repräsentanten ihrer Sippe zu bewerten sind, gewährleistet. Da Geschlecht und Alter die Art der geschlechtlichen Verbindung begrenzen, so genügt eben nicht ein willkürliches Nebeneinandertreten von Individuen zur Ent- stehung einer gesellschaftlichen Gruppe. Kommt auch tatsächlich nur ein kleiner Bruchteil der an sich möglichen Verbindungen zustande, so machen sich bei diesen tatsächlichen Familiengründungen neben materiellen auch individual- und sozial-psychische Einflüsse geltend, die nunmehr wieder zu einem besonderen Bindemittel für die gesellschaftliche Schicht werden. Mit anderen Worten: jede gesellschaftliche Gruppe, mag sie nun Kaste, Stand oder Klasse heißen, entsteht nicht nur durch die Einflüsse des Berufs und der wirtschaftlichen Lage, sondern ebensosehr durch die verwandt- schaftliche Verbindung, die, wenn auch stufenweise verschieden, doch selbst Millionen aneinander fesselt. Es ist ein wesentliches Merkmal der Klasse, daß die ihr angehörigen Söhne und Töchter vorwiegend untereinander heiraten und dadurch immer wieder zur Stärkung des Klassenbewußtseins beitragen.

Als einfache Lebensbeobachtungen mögen dies Binsenwahrheiten sein, aber in den systematischen Darstellungen der Soziologie sucht man ver- gebens nach ihrer Würdigung und den daraus zu ziehenden Folgerungen;

378 Stände und Klassen unter genealogischen Gesichtspunkten.

noch weniger finden sie bei der Behandlung der verschiedensten Einzel- probleme Berücksichtigung. Der Soziologe darf nur dann von Einzelgliedern der Gesellschaft, von Einzelmenschen, sprechen, wenn er sich in jedem Augen- blicke voll bewußt ist, daß eben diese Einzelwesen nichts anderes sind als die zufälligen gegenwärtigen Repräsentanten ihrer grundsätzlich immer fort- dauernden — in Wirklichkeit wenigstens mit Rücksicht auf die Vergangen- heit ewigen Sippe. Wenn Gumplowicz (S. 282) das Individuum als Pro- dukt seiner Gruppe bezeichnet, so hat er grundsätzlich recht, aber er ver- gißt, daß für die überwiegende Mehrzahl aller Menschen eben durch ihre Familienzugehörigkeit auch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe bestimmt ist und daß eine frühzeitige Verpflanzung einzelner Menschen eine große Aus- nahme bildet. So stehen, genau betrachtet, seine Anschauungen mit den hier vorgteragenen nicht in Widerspruch.

stände und Als dasjenige, wodurch sich die moderne Gesellschaft, seit etwa 1789,

geneafogTschYn von der früheren unterscheidet, pflegt man die Bildung von Gesellschafts- oesichts- klassen hinzustellen, während vorher die Gesellschaft in feste Stände ge- gliedert gewesen sei. Den Unterschied zwischen Stand und Klasse erblickt man darin, daß ersterer zwar anfangs Leute gemeinsamen Berufs zusammen- schließe, aber alsbald die Tendenz zeige, diese Berufsgemeinschaft rechtlich abzugrenzen und den einzelnen Menschen auch dann nach Möglichkeit seinem Stande zu erhalten, wenn er einen anderen Beruf ergreift; so hätten die alten Stände Adel, Bürgertum, Bauerntum bis über das 18. Jahrh. hinaus ihre Standeseigentümlichkeiten und deren rechtliche Festlegung bewahrt. Im Gegensatze dazu kenne die moderne, unter dem Geiste des Liberalismus groß gewordene Gesellschaft Standesvorrechte und eine rechtliche Ab- grenzung der Stände überhaupt nicht mehr; an die Stelle der rechtlich an- erkannten Gesellschaftsgruppen (Stände) seien viel freiere durch den Beruf, aber noch mehr durch Lebenshaltung und Einkommen, Sitte und sittliche Anschauung zusammengehaltene Klassen getreten.

Diese Lehre enthält zwar manches Wahre, ist aber durchaus nicht un- anfechtbar. Vor allem ist es nicht zutreffend, wenn als Ursache für die mo- derne Klassenbildung vorwiegend wirtschaftliche Dinge angeführt und die geistigen Bindemittel vernachlässigt werden. Die alten Stände waren auch tatsächlich durchaus nicht in dem Maße in sich geschlossen, wie es die Theorie verlangt; auch sie nahmen immer neue Elemente in sich auf, wäh- rend andre abstarben, und so verringert sich der begriffliche Unterschied zwischen Stand und Klasse. Nur das eine ist richtig, daß die in Deutsch- land noch um 1 800 allgemein gültige rechtliche Umgrenzung der Rechte und Pflichten eines Standes über die Standeszugehörigkeit einer bestimmten Per- son keinen Zweifel ließ. Aber schon zeigen sich heute die Ansätze einer neuen Standesbildung: die Klasse der Handarbeiter, die irrig noch immer als Proletariat bezeichnet wird, scheidet sich heute schon rechtlich von den höheren Schichten dadurch, daß alle ihre Glieder Anspruch auf Alters- und

Stände und Klassen unter genealogischen Gesichtspunkten. 379

Invaliditätsrente besitzen, und dieser Anspruch wiederum wird rückwirkend zum Kennmal dafür, ob eine Person dieser Klasse zugehört oder nicht. Schon ist die Versicherung der Privatangestellten in ihrer Hauptmasse auf anderer rechtlicher Grundlage Tatsache geworden; sollte sich etwa in ähn- licher Form eine Versicherung der selbständigen Personen mit niedrigerem Einkommen der Mittelschichten, fälschlich „Mittelstand" benannt an- schließen, dann hätten wir wiederum drei große Gesellschaftsteile, die durch scharfe rechtliche Abgrenzung ganz ähnlich den früheren „Ständen" ge- schieden wären, nämlich zwangsweise Versicherte mit staatlicher Unter- stützung, zwangsweise Versicherte ohne staatliche Unterstützung und Ver- sicherungsfreie. Würden aber darum die gekennzeichneten Gruppen auf- hören „Klassen" zu sein? Würden sie sich schon dadurch zu neuen „Ständen" umwandeln? Das Aufwerfen dieser Fragen heißt sie verneinen, und die Verneinung rüttelt allein schon an dem zur Erklärung der gegen- wärtigen Gesellschaftsgruppierung errichteten Gedankenbau.

Zu den interessantesten sozialgeschichtlichen Aufgaben gehört es, die hier in Form der Behauptung aufgestellten Sätze, soweit sie Vergangenes be- treffen, an der Geschichte einzelner Familien zu erhärten, zu wider- legen, einzuschränken oder zu erweitern. Für den, der Sinn für die Pro- bleme der Sozialgeschichte besitzt und Quellen zu lesen versteht, liegt in den vielen schönen Familiengeschichten, deren wir uns freuen, eine Menge charakteristischer Fälle aus dem 16. bis 18. Jahrh. verzeichnet, aber weder die Soziologen noch die Geschichtsforscher haben sie sich bisher nutzbar gemacht. Sogar die Familienforscher haben nur in seltenen Fällen die Lehre daraus gezogen, daß es sich nicht um vereinzelte Fälle, sondern um allenthalben wiederkehrende Allgemeinerscheinungen, um typische Vorgänge handelt.

Nur für den hohen Adel, für den die Einzeltatsachen verhältnismäßig leicht festzustellen waren, ist die regelmäßige Ergänzung seines Bestandes aus anderen Gesellschaftskreisen systematisch erwiesen worden, aber ganz bezeichnenderweise von Genealogen, und in das Allgemeinbewußtsein der Gebildeten sind deren Ergebnisse bis jetzt ebensowenig übergegangen wie in die soziologischen und geschichtlichen Darstellungen. Das Gegenstück jedoch: der Übergang hochadligen Blutes in die unteren Gesellschafts- schichten, ist m. W. für Deutschland noch nicht planmäßig untersucht worden.

Ganz dieselben Vorgänge zeigen sich bei den übrigen Ständen. Na- mentlich der Eintritt von reichen Bürgern in den Stand des niederen Adels oder wenigstens in den Kreis der Rittergutsbesitzer (ohne Nobilitierung) war im 16. bis 18. Jahrh. etwas ganz Gewöhnliches, und die Lebenslage wohl- habender bürgerlicher Kaufleute erschien schon zu Anfang des 16. Jahrh. einem gelehrten Leipziger Juristen derjenigen des Adels so verwandt, daß er den bedeutungsvollen Satz schreiben konnte: dan auch ein erbar reicher burger ader kau/man, der wol und zeitlichen seine narunge hat, im rechte sich vorgleicht einem schlechten edelmanne des untersten Standes des adels. Innerhalb der Städte waren wiederum die gemeinen Handwerker weder nach unten von den Besitzlosen noch nach oben von den Kaufleuten und Patriziern so scharf

380 Stände und Klassen unter genealogischen Gesichtspunkten.

getrennt, wie es hingestellt zu werden pflegt. Sobald man zwei bis drei Generationen überschaut, finden sich überall Übergänge von einer Schicht in die andere, und zwar von unten geradeso wie nach oben oft ver- bunden mit einer Übersiedlung aus einer Stadt in die andere. Ebensowenig waren Stadt- und Landbewohner ihrer Blutsverwandtschaft nach grundsätzlich geschieden; sie vermischten sich vielmehr fortwährend, wenn auch das Land in bei weitem höherem Maße gebender Teil war als die Stadt; besonders die Erneuerung der bürgerlichen Stadtbevölkerung nach dem 30 jährigen Kriege brachte so viele neue Elemente in die Bürgerschaft, daß diese selbst in den meisten Städten einen ganz anderen Charakter annahm.

Die Familiengeschichten bieten schon heute viele einwandfrei festgestellte Tatsachen dieser Art, aber es fehlt noch an einer Benutzung dieses Wissensstoffes, weil er sich in einer Literatur findet, die von den wenigsten beachtet, ja meist geradezu verachtet und als nicht vorhanden betrachtet wird. Aber auch die Verfasser von Familiengeschichten trifft insofern eine Schuld, als sie auf allgemeinere Betrachtungen nicht einzugehen pflegen; ja sie merken offenbar oft gar nicht, welche allgemein lehrreichen Dinge sie in ihrer vom Familiensinn geborenen Arbeit darbieten. Wenn die ständische Glie- derung unseres Volkes vom 16. bis zum 18. Jahrh. wirklich geschichtlich klargelegt werden soll und das ist die Voraussetzung für eine systema- tische Zusammenfassung dieser Dinge durch den Soziologen , dann muß planmäßig mit der genealogischen Methode gearbeitet werden. Es darf nicht dem Zufall überlassen bleiben, ob die Vorfahren der oder jener ein- flußreichen Person zufällig in einer Familiengeschichte nachgewiesen sind, sondern für ganze Gruppen gilt es den Nachweis zu führen, wer ihre Ahnen durch drei bis vier Generationen waren. So wäre es z. B. eine geradezu dringende Aufgabe, daß man zunächst einmal in irgendeiner Stadt die min- destens seit 1500 ihrer Persönlichkeit nach genau bekannten Ratsherren ihrer Herkunft nach untersuchte. So gewiß die Verwandtschaft unter den gleich- zeitig lebenden Personen eine recht erhebliche ist, so stark muß doch hervor- gehoben werden, daß durch Vermittlung der weiblichen Glieder und durch Zuwanderung von außen immer viel neues Blut eingedrungen ist; in man- chen Städten fand sich vermutlich um 1700 unter den ratsfähigen Personen kein einziger direkter Nachkomme der vor 100 Jahren der gleichen Vorzugs- stellung teilhaftigen Männer.

Welche Ergebnisse sich aus einer die Bevölkerung einer ganzen Stadt umfassen- den genealogischen Untersuchung gewinnen lassen, das beweist das viel besprochene Buch von Otto Konrad Roller: Die Einwohnerschaft der Stadt Durlach im 18. Jahrh. in ihren wirtschaftlichen und kulturgeschichtlichen Verhältnissen, dargestellt aus ihren Stammtafeln (Karlsruhe 1907, 424 u. 272 S. S°). Hier ist einmal die genealogische und historisch-statistische Methode organisch verbunden, die Genealogie in den Dienst der Sozialwissenschaft gestellt, und zwar durch eine Weiterbildung der Statistik oder wenig- stens durch ihre Anwendung auf bisher unberücksichtigt gelassene Gebiete. Während die moderne Statistik immer nur Summen von Einzelpersonen vorführt, erscheint bei Roller jede Person innerhalb ihrer Familie, und den Gegenstand der statistischen Grup- pierung bilden viel mehr die Familien, als ihre einzelnen Glieder. Wenn Ü5i2ek in seiner kleinen Schrift Soziologie und Statistik (München und Leipzig 1912) mit Recht

Stände und Klassen unter genealogischen Gesichtspunkten. 381

darüber klagt, daß die Sozialwissenschaft und die Statistik sich gegenseitig ungebühr- lich vernachlässigt haben, und wenn er die Berührungspunkte beider Gebiete für die Gegenwart beleuchtet, dann hätte er für die Vergangenheit auch Roller heranziehen sollen; vielleicht hätte er sein Urteil (S. 7, Anm.), daß die „historische Statistik" infolge des geringen vorhandenen Materials immer nur spärliche und mangelhafte Resultate erzielen könne, etwas gemildert. So gewiß die moderne statistische Aufnahme irgend welcher Verhältnisse viel vollständiger und gleichartiger ist als die statistische Bearbei- tung zufällig vorhandener Quellen, so liefert die letztere doch unter Umständen Er- gebnisse, die sich aus modernen Statistiken nicht gewinnen lassen. Um ein Beispiel herauszugreifen, so zeigt Roller an den sämtlichen Handwerkerfamilien, daß zwar inner- halb eines Jahrhunderts 17 Familien, in denen ein bestimmtes Handwerk vorherrscht, 14 solche gegenüberstehen, bei denen das Handwerk wechselt, aber er faßt sein Urteil in dem allgemeinen Satze zusammen, „daß die Erblichkeit für längere Zeiten, über ein bis zwei Jahrhunderte hinaus, wohl nur eine große Ausnahme bildete, daß also der Zwang des Besitzes, der Armut und der Gewohnheit auf die Dauer die Berufs- wahl der Städter nicht festlegte" (S. 313). Hinsichtlich der Einwanderung vom Lande ergibt die in diesem Falle auf die Handwerker beschränkte Untersuchung das Folgende: „Im ganzen stammten aus Städten 748 gegen 212 vom Lande. Betrachtet man aber das Verhältnis der Eingewanderten allein und läßt die aus Durlach stam- menden 626 dabei unberücksichtigt, so überwiegt der Zuzug der 212 vom Lande ge- kommenen Meister nicht unbeträchtlich den der 158 städtischen. Der Unterschied würde sich zuungunsten der letzteren noch mehr verschieben, wenn dem nicht alle die Gewerbe entgegenwirkten, welche, wie die der Gerber, Säckler und Kürschner, der Drechsler, Schlosser und ihrer Nebengewerbe, der Goldschmiede, Zuckerbäcker und ähnlicher, reine oder doch vorzugsweise städtische Gewerbe sind" (S. 318). Viel- leicht noch lehrreicher ein Gegenstück zu den modernen Verhältnissen sind die Ergebnisse bezüglich der im Fabrikgewerbe tätigen Bevölkerung. Von Bedeutung war als Fabrikbetrieb in Durlach allerdings nur eine Fayencefabrik, aber die in ihr beschäf- tigten Arbeiter kamen zu 32,2% aus dem Handwerk und zu 19,9°/0 aus der Landwirt- schaft, ja ein beträchtlicher Teil muß sogar dauernd auf dem Lande gewohnt und nur die Arbeit in der Stadt geleistet haben (S. 343/344) gerade wie in der Gegenwart. Auch ist nachzuweisen, daß, sobald erst einmal die Fabrik gut ging, der Schule ent- wachsene Knaben sofort in ihr ihren Broterwerb suchten. Wieder andere Fabrik- arbeiter, die in einer oder der anderen bald wieder eingehenden Fabrik Arbeit ge- funden hatten, widmeten sich nach dem Ende dieser Beschäftigung wohl oder übel wiederum der Landwirtschaft. Alles in allem ergibt sich unzweifelhaft, daß die Löhne der Fabrikarbeiter höher als die der landwirtschaftlichen Tagelöhner und der Hand- werksgesellen waren, daß die Fabriken also die besten Arbeitskräfte an sich fesseln konnten.

Alle diese Beobachtungen decken sich mit denen, die wir in modernen Verhält- nissen machen, obwohl jene Fabrikbetriebe keine Dampfkraft verwendeten und sich von den ihnen zunächst stehenden handwerksmäßigen Betrieben nur dadurch unter- schieden, daß in ihnen Arbeitsteilung nach dem Prinzip der Arbeitszerlegung geübt wurde. Liegen uns hier auch nur Beobachtungen vor, die in einem ganz beschränkten Gebiete gemacht sind, so können wir doch viel daraus lernen, um die herrschenden Anschauungen über gesellschaftliche Wandelungen und im besonderen über die Ent- stehungszeit und Entstehungsursache der Arbeiterfrage wesentlich abzuändern. Das- jenige, was in diesem Falle und ebenso in zahlreichen anderen Roller zu seinen exakten Ergebnissen verhilft, ist der für jede einzelne Person gemachte Versuch, ihre verwandt- schaftliche Zugehörigkeit zu einer Familie, Beruf, Alter usw. festzustellen. Die Angaben, die Roller für eine Stadt in mühseliger systematischer Arbeit bietet, und denen sich viele andere anreihen ließen, mögen die Überzeugung festigen, daß die theoretisch- schematische Darstellung sozialer Zustände durchaus nicht genügt, daß es darauf ankommt zu zeigen, wie sich eine Wandelung in der beruflich -sozialen Schichtung durch die häufige Wiederholung eines grundsätzlich gleich-

382 Das Bürgertum.

artigen Vorganges in so und so viel individuellen Fällen vollzieht. Das kann die bloße Statistik nie und nimmer veranschaulichen, weil sie nur in der Lage ist, solche soziale Veränderungen zu erfassen, die innerhalb eines Lebens vor sich gehen, aber nicht diejenigen, die. sich innerhalb zwei bis drei Generationen vollziehen, mit einem Worte, weil sie immer nur die Personen und nicht die Familien als die letzte soziale Einheit zu begreifen vermag. Da kann nur die individuelle Betrachtung ganzer Familien und ihrer Zweige ergänzend und erklärend wirken.

Gilt das schon für die Zeit bis 1800, da die Absonderung der Stände noch zu Recht bestand, so noch viel mehr für das 19. Jahrh., in dem die ständischen Unterscheidungen tatsächlich und rechtlich untergingen und eine neue gesellschaftliche Schichtung entstand. Ihre Kennzeichen sind die so- sogenannten „Klassen", deren Zahl jedoch nicht ohne weiteres feststeht; zweckmäßiger Weise unterscheidet man auch ihrer drei. Das Bürgertum. Als die alten Standesvorrechte des niederen Adels schwanden, so daß

es nun für ihn ein Problem der Ebenbürtigkeit nicht mehr gab, ver- mischte er sich alsbald ziemlich stark dem Blute und dem Berufe nach mit städtisch-bürgerlichen Elementen, so daß sich nunmehr die gesellschaft- liche Schicht, aus der sich Offiziere, höhere Staatsbeamte und Ritterguts- besitzer rekrutierten, verbreiterte und an Exklusivität verlor. War im 17. und 18. Jahrh. die Aufnahme der in dem einen Stande Geborenen in den höheren ziemlich häufig gewesen zugleich eine Anbahnung des modernen Zu- standes , so verschwand nun der Standesunterschied als solcher, und die geistige Ausbildung1), die sich ohne Lebenshaltung von gewisser Höhe nicht denken läßt, wurde nunmehr maßgebend für die Zugehörigkeit zu der neuen Oberschicht. Diese entstand aller Theorie von der Gleichheit der Staatsbürger vor dem Gesetz zum Trotz und wird gegenwärtig nach dem Vorgange der Sozialisten „Bürgertum", „Bourgeoisie" genannt. Der Name ist vom alten Städtebürgertum entlehnt, und dieses hat der neuen Klasse wirtschaftlich den Stempel aufgedrückt, insofern sich der Geist des Unter- nehmertums auf sie übertrug. Aber in Lebensgewohnheit und sittlicher An- schauung (Reserveoffiziere) sind die Einflüsse des Adels und des höheren Beamtentums trotzdem nicht zu verkennen. Nachdem nun die Verschmelzung drei bis vier Generationen angedauert hat, ist die gesellschaftliche Einheit durch die mannigfaltigsten, nicht mehr an Landes- oder Provinzgrenzen ge- bundenen Familienverbindungen so weit gediehen, daß wir eine relativ ein- heitliche gesellschaftliche Oberschicht besitzen, an der alle deutschen Land- schaften, und zwar Stadt und Land gleichmäßig, Teil haben und deren Glieder sich trotz großer räumlicher Entfernungen als zusammengehörig fühlen. Mögen die beruflichen Interessen wie Landwirtschaft und Industrie und die Kosenamen „Krautjunker" und „Schlotbarone" diese Kreise noch so sehr in feindliche Lager spalten, gesellschaftlich gehören sie trotzdem zu- sammen, und es kommt nicht selten vor, daß zwei Brüder (die beiden Reichs- tagsabgeordneten Richard und Gustav Rösicke dienen als klassisches Beispiel) eine durch ihre wirtschaftlichen Interessen bestimmte gegensätzliche

') Das Merkmal ist der Besitz des Reifezeugnisses mit nachfolgendem Universitäts- studium oder sonstiger höherer Fachbildung.

Die Mittelschichten. 333

Politik treiben. Nur für das letztere ist der Beruf das Entscheidende, für die gesellschaftliche Zugehörigkeit dagegen Herkunft und Familienzu- sammenhang, durch die täglich der Bourgeoisie neue Elemente zuwachsen und ihr verloren gehen. Alle unsere politischen Parteien mit Ausnahme der Sozialdemokratie sind in ihren Führern und in der Mehrzahl ihrer Mitglieder „bürgerlich", und die übliche Charakteristik, die ihnen von den Sozialisten zuteil wird als der „einer einzigen reaktionären Masse", kennzeichnet das gesellschaftlich Gemeinsame aller durchaus zutreffend.

Als Rest des alten städtischen Bürgertums, soweit dessen Glieder nicht Die in der eben genannten einheitlichen Oberschicht aufgingen, erscheint das Mittelschichten- sogenannte Kleinbürgertum, dem sich in den selbständigen Landwirten, den Nachfolgern und teilweise Nachkommen der einst an die Scholle ge- bundenen Pferdebauern, sowie in den zahlreichen beruflich ausgebildeten öffentlichen und privaten Beamten neue Zweige zugesellt haben. Alle drei sind durch die Bande der Verwandtschaft, der Lebenshaltung, der sittlichen Anschauung eng verbunden und bilden den sogenannten „Mittelstand", und erst in zweiter Linie übt der wirtschaftliche Gegensatz seine trennende Wirkung aus; dieser scheidet die Güterverbraucher (Beamten oder umfassen- der: Festbesoldeten) von den städtischen (Gewerbetreibenden, Kleinhändlern) und ländlichen Gütererzeugern (Bauern), während der Widerspruch der In- teressen zwischen Stadt und Land wiederum die Verbraucher und städtischen Gütererzeuger vereint den Bauern gegenüberstellt.

So weit zeigt der Mittelstand ein Gesicht, das grundsätzlich dem der Bourgeoisie gleicht, aber in einem Punkte unterscheiden sich beide scharf. Der Mittelstand ist zwar in allen deutschen Provinzen vorhanden, aber in jeder Landschaft ein anderer, der einen selbständigen Charakter trägt. Der Mittelstand als gesellschaftliche Bildung umfaßt nicht ganz Deutschland, und zwar ist der Beweis dafür, daß sich die normalen Familienverbin- dungen auf die engere Landschaft beschränken.

Die Mittelstandsbewegung trug deshalb von vornherein landschaftlichen Cha- rakter, und wenn sich auch 191 1 die bestehenden landschaftlichen Organisationen zu dem Reichsdeutschen Mittelstandsverband zusammenschlössen, um sich namentlich in Angelegenheiten, die der Reichsgesetzgebung unterstehen, besser zur Geltung zu bringen, so haben sie doch ihre Selbständigkeit bewahrt. Im Gegensatz zu diesem Vorgange steht die Bildung des Hansabundes, dessen führende Mitglieder durchaus der Ober- schicht angehören: hier entstand zuerst die große das ganze Reich umfassende Gesamt- organisation und innerhalb dieser erst wurden Ortsgruppen und Landesverbände ins Leben gerufen.

Gewiß führt der Verkehr auch manche einzelne Glieder der Mittelschicht in andere Landesteile, aber durch eine solche Verpflanzung pflegen sie den Zusammenhang mit ihren Vettern daheim zu verlieren und gleichen sich ihrer neuen Umgebung mindestens in der nächsten Generation vollständig an. Die Lebenshaltung und Lebensgewohnheit des Mittelstandes ist in den verschiedenen Provinzen nicht entfernt so gleichartig wie in der Oberschicht, sondern weist nach Sprache, Speisezettel und Hauseinrichtung, ja sogar in der Beurteilung gesellschaftlicher und sittlicher Zustände, erhebliche Abwei-

arbeiterschaft.

384 Die Handarbeiterschaft.

chungen auf. Aus dieser Schicht steigen meist durch den Erwerb einer höheren Berufsbildung die Söhne, vereinzelt die Töchter durch Heirat in die Oberschicht auf, aber noch immer findet sich der Fall, daß derselbe Mann, der im Mittelstande seine wirtschaftliche Laufbahn begann, selbst durch er- folgreiche Tätigkeit in vorgerücktem Alter mitten in der Oberschicht steht, ohne daß er sagen könnte, wann er eingerückt sei; seine Kinder werden dann schon als in ihr geboren betrachtet. Die Hand- Dieses Aufsteigen läßt sich trotz häufigen Vorkommens in der Öffent-

lichkeit nicht so leicht beobachten, weil die Veränderung des Aufenthaltsorts der Beteiligten dabei störend einwirkt. Dieser Umstand scheint beim Gegen- teil weniger ins Gewicht zu fallen, d. h. beim Herabsinken sowohl einzelner Personen selbst als auch mancher Kinder in die gesellschaftliche Unterschicht, die der Handarbeiter, deren Klassenbewußtsein die Sozialdemokratie künst- lich stärkt, indem sie ihnen die Lehre von der gemeinsamen proletarischen Lebenshaltung suggeriert. Gewiß ist das gewaltige Anwachsen dieser Schicht auf die allgemeine Einbürgerung der Unternehmung als Wirtschaftsform mit Arbeitszerlegung und Arbeitsverschiebung zurückzuführen, aber über die Herkunft dieser Menschen ist damit gar nichts ausgesagt. Für die Bildung der „Klasse" kommen diejenigen, die schon als Kinder industrieller Hand- arbeiter geboren wurden, nicht in Betracht, sondern nur diejenigen, die erst aus anderen Berufen übergetreten sind oder als Kinder in anderen Berufen tätiger Eltern früh in der Industrie ihr Brot suchten. Die letzteren Fälle waren natürlich früher, etwa bis 1 860, häufiger als jetzt, und deswegen muß eine Untersuchung über die Entstehung der Handarbeiterklasse die Ahnen der jetzigen Generation bis zu den Urgroßeltern, und zwar auch in den weiblichen Linien verfolgen.1) Man wird dann vier bis fünf verschiedene Be- rufsgruppen .finden, aus denen sich die Industriearbeiterschaft einst zusam- mensetzte. Es waren das a) städtische gelernte Arbeiter (Handwerker und Handwerksgesellen), b) städtische ungelernte Arbeiter (Tagelöhner, Fuhr- knechte), c) ländliche selbständige Wirte (Kleinbauern, Gärtner), d) ländliche Lohnarbeiter. Zu diesen aber gesellen sich als fünfte Gruppe noch alle diejenigen, deren Vorfahren in höheren Kreisen zu suchen sind und die in die unterste Schicht herabsanken. Das Bewußtsein für dieses Zusammen- wachsen des sogenannten „vierten Standes" aus so verschiedenen Kreisen fehlt nicht nur unseren Sozialwissenschaftlern und Sozialpolitikern, sondern vor allem auch der Handarbeiterschaft selbst; ja schon das Wissen davon, wie und wo die Groß- und Urgroßeltern lebten, ist dem einzelnen Hand-

*) Aus ähnlichen Erwägungen heraus ist die Arbeit von Richard Ehrenberg und Hugo Racine: Kruppsche Arbeiterfamilien, Entwicklung und Entwicklungsfaktoren von drei Generationen deutscher Arbeiter [= Archiv für exakte Wirtschaftsforschung, 6. Ergänzungsheft]. Jena, G. Fischer, 1912, 398 S., entstanden, aber gerade bei dem hier aufgewandten Fleiße ist es zu bedauern, daß den Bearbeitern die unentbehrlichen genealogischen Gesichtspunkte für die Bearbeitung des Urmaterials gefehlt haben. Meine entsprechenden Ausführungen, die 1910 veröffentlicht wurden, sind ihnen offen- bar entgangen.

Die Handarbeiterschaft. 335

arbeiter abhanden gekommen. Das ist ein Unglück, weil dadurch der Hand- arbeiterschaft das Gefühl der Zugehörigkeit zu dem Volksganzen verloren gegangen ist, so daß die sozialistische Einflüsterung vom Schicksal der Ent- erbten und der Unmöglichkeit wirtschaftlichen Aufsteigens willige Aufnahme findet. Wenn jeder Fabrikarbeiter die Verzweigung seiner Familie über nur drei bis vier Generationen hinweg wirklich kennen würde, dann müßte er lachen über die Behauptung, das sogenannte Proletariat sei eine selbständige Klasse, die mit den übrigen Schichten des Volkes in keinerlei Verbindung stehe, und nicht minder über den angeblichen internationalen Charakter des Proletarierbewußtseins. Gerade der einzelne Fabrikarbeiter hängt in Wirklichkeit als Mensch so stark an seinem engeren Vaterlande und an seiner Heimatsprovinz, daß er sich selbst in einer anderen Gegend Deutschlands nur sehr schwer einlebt. Innerhalb der engeren Heimat ziemlich beweglich, geht er nur ungern in weitere Ferne; geschieht es aus äußeren Gründen doch, dann reißt gerade wie beim Kleinbürgertum die Verbindung mit der Heimat bald ab, und es erfolgt eine Angleichung an die neue Umgebung. In Wirklichkeit gibt es nicht einmal ein gemeindeutsches proletarisches Empfinden; es gibt keine gesellschaftlich einheitliche deutsche Arbeiterklasse, sondern nur in jeder Landschaft eine Handarbeiterschaft mit einem ein- heitlichen geistigen Gepräge, so daß sich die Glieder wirklich untereinander verstehen. Die grundverschiedene Stellungnahme der nord- und süddeutschen Sozialdemokraten zu den praktischen Aufgaben der Politik beruht im letzten Grunde auf der verschiedenen Lebensauffassung, kraft deren die Klassenab- sonderung im Süden längst nicht so weit gediehen ist wie im Norden. Le- diglich wirtschaftliche Gründe sind dafür nicht maßgebend, sondern in viel höherem Maße, als es zunächst scheinen will, die geistige Haltung, für deren grundsätzliche Einheitlichkeit in größeren Gebieten die Familienverbindungen ausschlaggebend sind; nur so weit sie reichen, reicht auch die Einheitlichkeit der Lebensauffassung.

Dem Berufe nach ist die Klasse der Handarbeiter bunt zusammenge- würfelt, aber Berufsgegensätze spielen gesellschaftlich nicht die geringste Rolle, weil dem Lohnarbeiter mangels der Fähigkeit zu abstraktem Denken das Interesse an seinem besonderen Berufe nicht zum Bewußtsein kommt. Eben deshalb fehlt es auch an dem oft gewünschten Solidaritätsgefühl zwi- schen industriellem und landwirtschaftlichem Arbeiter; der letztere hat Sinn und Interesse für seine Berufsarbeit. Dagegen gibt es einen neuen Gegen- satz andrer Art, den zwischen gelernten und ungelernten Arbeitern, der dort, wo aus beruflichen Gründen die zweite Gruppe stark vertreten ist, zu einer schroffen Scheidung zwischen beiden und einem neuen Standesbewußt- sein führt.

Fragt man danach, wie das Klassenbewußtsein der Handarbeiterschaft entstehen und eine objektiv falsche Lehre von den Wechselwirkungen im Gesellschaftsleben zeitigen konnte, so läßt sich die Antwort nur finden auf Grund der geistigen und seelischen Stimmungen des einzelnen Handarbeiters innerhalb einer größeren Organisation und der sozialpsychischen Wirkung,

Heydcnreich, Handbuch der praktischen Genealogie I. 25

386 Die Handarbeiterschaft. Sozialwissenschaftliche Aufgaben der Genealogie.

die daraus entsteht, daß der individuell fast gleiche Vorgang sich auf engem Räume hundert und tausendmal wiederholt. Der tatsächliche Sachverhalt läßt sich etwa folgendermaßen darstellen. Wo der moderne Handarbeiter auch tätig sein mag, da fügt er sich einem System ein und wirkt innerhalb eines feststehenden, gegebenen Rahmens. Sobald er nun seine Aufgabe tech- nisch erfaßt hat, arbeitet er, selbst bei Verrichtungen, die an sich Aufmerk- samkeit und Sorgfalt erfordern, mechanisch und hat keine Gelegenheit, wirt- schaftliche Initiative zu entfalten. Dadurch aber schwindet ihm, dessen ganzes Denken nur konkrete Dinge zu fassen vermag, der Sinn für das Wirtschaften überhaupt; das, was für ihn subjektiv etwas Gegebenes ist, betrachtet er alsbald auch objektiv als gegeben und fühlt sich nun als durch das Schicksal an irgendeine Stelle geworfen, die ihm zwar Brot, aber keine geistige Be- friedigung gewährt. Aus dieser seelischen Stimmung heraus wächst das Bewußtsein, „nur" Handarbeiter zu sein, entsteht der Gegensatz zum Unter- nehmertum und das Gefühl, ausgebeutet zu werden. Daß es tatsächlich ein soziales Aufsteigen auch heute noch gibt1) und daß nur der Wirtschafts- sinn einen solchen Aufstieg ermöglicht, will man nicht wissen und aner- kennen, und so festigt sich die falsche Überzeugung, daß der als Proletarier Geborene dazu verurteilt sei, auch als solcher zu sterben und gerade so seine Kinder und Kindeskinder. Nur ein schwacher Trost leuchtet in der Ferne, daß sich nämlich die Verhältnisse auch einmal umkehren könnten, daß dann dem Handarbeitertum das Los zufallen könnte, die Herrscherklasse zu bilden. Dieses Gaukelbild des politischen Sozialismus muß jeden Kopf be- stechen, der nicht gewöhnt ist, auch bei abstraktem Denken die Phantasie in ihre Schranken zu weisen.

* *

soziaiwisscn- Die von der üblichen Kennzeichnung der modernen Gesellschaftsver-

SChat>enhderUf *fassung wesentlich abweichende Darstellung, die hier gegeben wurde, ist Genealogie, genealogisch begründet; sie ist durch Beobachtungen an vergleichsweise wenigen Einzelfällen gewonnen, aber jeder Einzelfall ist erhärtet durch einen annähernd vollständigen Überblick über eine ganze Familie durch mehrere Generationen hindurch, so daß sowohl die unmittelbaren Vorfahren jeder heute lebenden Person als auch die Geschwister jeder in der Stammreihe auftretenden Person nach Lebensstellung, Wohnort usw. bestimmt sind. Die Mannigfaltigkeit, die sich zunächst zeigt, schwindet zusehends, sobald typi- sche Benennungen an Stelle der konkreten Berufsbezeichnungen treten und die Ortsnamen durch Entfernungsangaben, die von einem richtig gewählten Mittelpunkte aus berechnet sind, ersetzt werden. So oft neu bearbeitete Stammtafeln in dieser Weise geprüft wurden, immer wieder ergaben sich die nämlichen Zustände.

*) Ehrenberg und Racine stellen fest, daß in der dritten Generation der unter- suchten 196 Familien bereits ein Viertel nach oben über den Stand der Handarbeiter hinausgelangt ist (S. 396).

Sozialwissenschaftliche Aufgaben der Genealogie. 387

Bisher sind bürgerliche Stammtafeln (für soziologische Zwecke hat die Ahnentafel wesentlich geringere Bedeutung) zumeist aus Liebe zum eigenen Geschlecht in mühsamer Forschung hergestellt worden ohne irgendwelche wissenschaftliche Nebenzwecke. Eben deshalb ist das Material für soziolo- gische Betrachtungen brauchbar, da sich in der Fragestellung und Auswahl nicht vorgefaßte Meinungen widerspiegeln. Aber nachdem induktiv eine Reihe Vorstellungen gewonnen worden ist, wäre es wohl angebracht, der genealogischen Forschung gewisse soziologisch wertvolle Gesichtspunkte zu unterbreiten, die sich gelegentlich berücksichtigen lassen, und dann zu plan- mäßiger Bearbeitung von Stammtafeln fortzuschreiten mit der Absicht, be- stimmte gesellschaftliche Beziehungen auf die Abhängigkeit von genealogi- schen Tatsachen zu prüfen. Die angezogene Untersuchung von Ehrenberg und Racine ist ein Anfang dazu.

Eine wesentliche Aufgabe in dieser Richtung würde es sein, Stamm- und Ahnentafeln statistisch zu bearbeiten nach Rollers Vorgang, und zwar etwa in folgender Weise: ausgehend von den vielleicht 30 in einem beliebigen Dorfe um 1800 lebenden Bauern als Stammvätern werden in Stammtafeln deren sämtliche direkte Nachkommen, männliche und weibliche, bis zur Gegenwart zusammengestellt und die in diesen Stammtafeln vorkommenden Personen werden dann nach bestimmten in soziologischem Geiste entwickelten Grundsätzen gruppiert; die Fragen würden etwa lauten können: a) wieviele der Söhne, der Enkel und Urenkel von allen 30 Stammvätern wohnen in der Stadt? b) wieviele von ihnen hatten gelehrte Berufe? c) wieviele heirateten Städterinnen? d) wie verteilen sich die Aufenthaltsorte sämtlicher Söhne, Enkel und Urenkel erstens auf Stadt und Land, zweitens auf Ent- fernungszonen vom Urheimatsort? Umgekehrt würde man etwa von den gegenwärtig in einer Fabrik beschäftigten Arbeitern ausgehen und zunächst deren Ahnentafeln aufstellen können, aber nur um alsbald in jeder Generation auch die Geschwister einzubeziehen und deren Nachkommen mit zu ver- folgen. So würde man in rückläufiger Arbeit schließlich Stammtafeln ge- winnen, die von zunächst unbekannten Groß- oder Urgroßeltern ausgehen. Hier würde dann, wenn wir Nutzen für das Verständnis der modernen Ge- sellschaftszustände daraus ziehen wollen, die Frage nach dem Beruf, Wohn- ort usw. der Väter, Großväter und Urgroßväter der in der lebenden Gene- ration aufgeführten Personen zu beantworten sein.

Methodisch und technisch würden durch solche Untersuchungen der Statistik neue Aufgaben erwachsen, aber auch ganz neue Erkenntnisse müßten die Folge sein, jedenfalls soziologisch viel umfassendere als sie die neueren Volkszählungslisten und der Vergleich mehrerer Zählungen liefern können. Aus diesen lassen sich nur Antworten auf die wenigen bestimmt gestellten Fragen gewinnen, während sich die Angaben vollständiger Stamm- tafeln in ganz beliebiger Weise zueinander in Beziehung setzen lassen. Um nur eins zu erwähnen, ist unser Volkszählungsmaterial insofern soziologisch unvollständig, als nur die lebenden Personen verzeichnet werden, während die verstorbenen wegbleiben. Aber für alle* genealogisch-statistischen Unter-

25*

388 Bedeutung der familiengeschichtlichen Quellenkunde für Psychiatrie usw.

suchungen ist gerade die Berücksichtigung der früh verstorbenen Kinder unerläßlich, und es gilt für jede Person festzustellen, das wievielte Kind einer Mutter sie war. Das läßt sich wohl in einem einzelnen Falle ermitteln, aber es wäre von großem Vorteil, wenn eine entsprechende Einrichtung der Fragebogen zu einer Antwort für jede einzelne Person verhülfe! Es würde z. B. im Hinblick auf die mit dem Geburtenrückgang abnehmende Kinder- sterblichkeit recht wichtig sein zu wissen, in welchem Zahlenverhältnis unter der erwachsenen Bevölkerung Erstgeborene, Zweitgeborene usw. bis zu den Zehnt- und Zwölftgeborenen vorhanden sind, sowie exakt festzustellen, ob die Kindersterblichkeit etwa bei den Fünftgeborenen größer ist als bei den Erstgeborenen oder umgekehrt.

Das sind einige willkürlich herausgegriffene Fragen, deren Beantwortung nur auf statistischem Wege möglich ist, sobald das Urmaterial nach sozio- logisch-genealogischen Gesichtspunkten eingerichtet worden ist. Das ist aber nur denkbar, wenn Soziologen und Statistiker wie von anderen, so auch von den Gedanken Kenntnis nehmen, welche die zurzeit ihnen unbe- kannte Wissenschaft Genealogie zutage gefördert hat.

Familiengeschichtliche Quellenkunde im Gebiet der Psychiatrie und Anthropologie.

Von Professor Dr. R. Sommer, Geh. Medizinalrat in Gießen.

Bedeutung der

familien- gcsehichtlichen Quellenkunde für Psychiatrie und Anthropo- logie.

oraussetzung jeder Wissenschaft ist eine gründliche Methodenlehre. Dementsprechend ist in dem Gebiet der Psychiatrie und Anthro- pologie die familiengeschichtliche Quellenkunde von größter Be- deutung, da sie einen notwendigen Bestandteil im System der Me- thoden darstellt.

Gehen wir von dem in einem klinischen Betrieb sehr häufigen Fall aus, daß dem Arzt eine akut geisteskrank gewordene Person ohne genauere Mit- teilung über die Vorgeschichte zugeführt wird, so ist man zunächst lediglich an den Befund von Symptomen gebunden, den der Kranke bietet. Je genauer die objektive und psychologische Untersuchung in solchen Fällen ist, desto leichter wird es möglich sein, aus dem Befund Rückschlüsse auf die Ent- stehung des Leidens zu machen. Dies gilt, auch bei Unkenntnis über die persönliche und familiäre Vorgeschichte, besonders für die Krankheitsgruppen der Epilepsie, der fortschreitenden Paralyse, der Puerperalpsychosen, vielfach auch bei Katatonie und funktionellen Schwachsinnsformen. Auch lassen sich sehr oft aus dem bloßen Befund bestimmte Schlüsse über die Vorgeschichte, besonders Schulbildung, allgemeines Bildungsniveau und soziale Verhältnisse, ganz abgesehen von den subjektiven Angaben der Kranken über diese Punkte,

Persönliche und familiäre Vorgeschichte von Krankheitserscheinungen. 389

ableiten, z. B. ist es vielfach möglich, aus dem Untersuchungsbefund zu sagen, ob angeborener Schwachsinn oder eine später erworbene Geistesstörung vorliegt.

Jedoch macht der unverkennbare Fortschritt in der objektiven Diagnostik Persönliche aus dem bloßen Befund die Erhebung der Vorgeschichte durchaus nicht vonT^Sl überflüssig, im Gegenteil ist es notwendig, auch in dieser Beziehung eine erscheinungen. kritische Methode herauszubilden, die dem Fortschritt der differentialdiagno- stischen Erkenntnis konform ist und diese ergänzt. Es handelt sich also in dem angenommenen Falle und prinzipiell darum, die Vorgeschichte der Er- krankung, die ganze persönliche Entwicklung des Patienten sowie die bio- logischen Beziehungen innerhalb seiner Familie möglichst vollständig zu erkennen. In vielen Fällen sind Patienten, soweit sie nicht verwirrt, gehemmt oder verblödet sind, selbst imstande, eine Reihe von Aussagen in dieser Beziehung zu machen. Man muß sich jedoch vom Standpunkt einer kriti- schen Quellenkunde immer vor Augen halten, daß solche Aussagen von Kranken mit größter Vorsicht aufzufassen sind und in jedem Fall erst nach- geprüft werden müssen. Ein häufiger Fehler, den man bei den im psychia- trischen Fach nicht Bewanderten trifft, besteht darin, daß an Aussagen, die mit Besonnenheit und Ruhe gemacht werden, in der Regel nicht gezweifelt wird, während die psychiatrische Erfahrung lehrt, daß sie trotz dieser schein- baren Zuverlässigkeit völlig falsch sein können. Dies gilt besonders für die Aussagen der mit Wahnideen behafteten Kranken, die häufig mitten in ganz richtigen Aussagen über ihr Vorleben völlig falsche auf Wahnideen beruhende Angaben machen, die dann leicht geglaubt werden, weil die gesamten Äuße- rungen besonnen und vernünftig erscheinen, besonders wenn ihre Wahnideen innerhalb der Grenze der Möglichkeit liegen.

Andere Beispiele dieser Art bilden Fälle mit tatsächlichen Erinnerungs- lücken, die in der öfter beobachteten Weise durch Assoziationen und Kon- fabulationen ausgefüllt werden, so daß der Tatbestand der Erinnerungslosig- keit verhüllt wird. Ferner finden sich solche falsche Aussagen über die Vorgeschichte oft bei Schwachsinnigen und besonders bei psychogenen Neu- rosen (Hysterie), wobei völlig unrichtige Aussagen vorkommen und gelegent- lich auch Sachverständige zuerst täuschen können. Es bedarf also jedenfalls die Aussage von Kranken besonders auch über ihre familiäre Vorge- schichte im höchsten Grade der methodischen Nachprüfung.

In der klinischen Praxis wird man zunächst immer versuchen, über die Familiäre Vorgänge, die zu der Aufnahme in die Anstalt geführt haben, durch Ver- vonKrlnkheite- nehmung der betreffenden Personen, die den Ereignissen beigewohnt haben, erscheinungen. Klarheit zu gewinnen und im Anschluß daran Mitteilungen über die ganze Vorgeschichte und die Familienverhältnisse zu erlangen. Hierbei sind in der Regel die Angehörigen die Berichterstatter. Jedenfalls muß prinzipiell ver- langt werden, daß von dem untersuchenden Arzt die besondere Quelle, aus der bestimmte Mitteilungen stammen, namhaft gemacht werde, und daß me- thodisch die von bestimmten zu nennenden Personen erhaltenen Angaben von der eigenen Erfahrung und dem Untersuchungsbefund des Arztes ge-

390 Psychologische Kritik von Krankheitsberichten.

trennt werden, so daß diese beiden Elemente, Bericht von anderen und eigene Untersuchung, deutlich unterschieden werden können. Psychologische Dabei stellt sich heraus, daß zwar in der überwiegenden Zahl der Fälle heitsberichte". die Berichte der Angehörigen einen sehr wertvollen Einblick in die Entstehung der Krankheit gewähren, daß aber auch diese Referenten, nicht nur der Patient selbst, vom kritischen Standpunkt der Psychologie der Aussage be- trachtet werden müssen. Die Hauptgruppen von Fehlern, auf die man bei den Angehörigen während der Ausfragung über die Entstehung der Krank- heit trifft, sind folgende:

1. Absichtliches Verschweigen von bestimmten psychiatrisch wichtigen Tatsachen, z. B. von Selbstmordversuchen, syphilitischer Infektion, Straftaten, Fällen von Geisteskrankheit in der Familie usw., wobei als Motive häufig eine dem Arzt gegenüber falsche Scham, geschäftliche Rücksichten, Bindung durch vorher in der Familie geschehene Besprechung usw. später zutage kommen. Durch solche Weglassungen in den Angaben der Angehörigen können für den behandelnden Arzt außerordentlich schwierige Situationen in praktischer und wissenschaftlicher Beziehung entstehen, da ihm alsdann wesentliche Voraussetzungen für die Beurteilung fehlen. Es ist daher immer notwendig, bei der Erörterung der Vorgeschichte den eigenen Untersuchungs- befund mit solchen Angaben zu vergleichen und den Fragen zugrunde zu legen. Häufig geben die Angehörigen erst bei der dringenden Stellung be- stimmter Fragen auf Grund des Befundes die ihnen schon längst bekannten Tatsachen zu. Eine Abart dieses Fehlers ist der allerdings sehr seltene, daß aus irgendwelchen Absichten direkt falsche Angaben über den Patienten gemacht werden.

2. Unbewußte Auslassungen, die entweder auf Mangel an Wahrnehmung oder auf dem Vergessen von bestimmten Tatsachen beruhen. Es ist geradezu erstaunlich, wie manchmal eine Reihe von Vorfällen, die für die diagnostische Auffassung sehr wesentlich sind, von den Angehörigen völlig ausgeschaltet werden und erst allmählich bei eindringlicher Erörterung zutage kommen.

3. Erinnerungstäuschungen, die dazu führen, daß vergangene Dinge in falsche Reihenfolge gebracht, miteinander verwechselt oder fälschlich ver- bunden werden.

4. Unrichtige Kausalvorstellungen über die Entstehung der Krankheit, die häufig auf bestimmten allgemeinen Auffassungen und Lebenserfahrungen der Referenten beruhen, die sie dann fälschlich auf die Frage der Entstehung von Krankheiten anwenden. Dabei ist deutlich erkennbar, daß im allgemeinen fast immer äußere Ursachen für den Ausbruch der Krankheiten verant- wortlich gemacht werden, während der Gedanke an innere Ursachen, d. h. an die Bedeutung der angeborenen Anlage und der Vererbung in der Regel den Angehörigen fernliegen. Allerdings scheint sich dies in den letzten beiden Jahrzehnten unter dem Einflüsse der ins Volk dringenden Hereditäts- lehre allmählich zu ändern, worin sich eine parallele Erscheinung zu der wissenschaftlichen Entwicklung zeigt. Die volkstümlichen Auffassungen sind nachträgliche Wirkungen der wissenschaftlichen Lehren.

Biologisch-familiengeschichtliche Betrachtungsweise. 391

In vielen Fällen ist es notwendig, die Aussagen der Angehörigen einer weiteren Nachprüfung zu unterziehen und von diesen selbst oder durch Be- fragung von anderen Personen Klarheit über bestimmte Punkte zu schaffen. Besonders notwendig ist dies in der psychiatrischen Praxis bei all den Fällen, wo es sich um die Zurückhaltung eines Geisteskranken in der Anstalt wegen Gemeingefährlichkeit handelt. Hier ist es durchaus erforderlich, auch die Aussagen der Angehörigen durch protokollarische Zeugenvernehmungen von Seiten der zuständigen Behörden speziell der Bürgermeistereien oder der Polizeiämter nachprüfen zu lassen. In das Regulativ der Klinik für psychi- sche und nervöse Krankheiten in Gießen habe ich eine Bestimmung aufnehmen lassen, die mir die Möglichkeit gibt, in solchen Fällen behördliche Verneh- mungen unabhängig von den Aussagen der Angehörigen und des einweisen- den Arztes zu veranlassen, eine Einrichtung, die sich in den in Betracht kommenden Fällen besonders bei paranoischen und schwachsinnigen Geistes- kranken sehr bewährt hat. Prozentuarisch sind die Fälle, bei denen diese Vorsichtsmaßregel angebracht ist, relativ selten, aber bei der vorhandenen Sachlage dann völlig unentbehrlich, wenn man den Kranken und seinen Arzt vor Ungerechtigkeit schützen will. Die Einrichtung beruht auf der Erkenntnis, daß auch die Aussagen von Angehörigen über Kranke manchmal, wenn auch in viel geringerem Grade als die der Kranken selbst, die genannten Fehler- quellen aufweisen.

Unter Beachtung der genannten Schwierigkeiten und Fehlerquellen wird Bioiogisch-fami- es in der Regel gelingen, nicht nur die unmittelbare Entstehung der Krank- K™f Betrach*. heit, sondern auch die ganze persönliche Vorgeschichte unter andauern- tungsweise. der Vergleichung mit dem Untersuchungsbefund ins Klare zu stellen. Hierbei handelt es sich in erster Linie um eine Klarstellung einerseits der ange- borenen Anlage, andererseits der von außen kommenden Schädlich- keiten und der dadurch erworbenen Störungen. Besonders infolge der neueren Entwicklung der Keimzellenlehre ist diese scharfe Unterscheidung von äußeren und von inneren Momenten von größter Bedeutung und bildet die Voraussetzung zu einer biologisch-familiengeschichtlichen Betrachtungsweise, da im Sinne dieser als endogen, d. h. von innen ent- standen, nur das gelten kann, was auf der Zusammensetzung der Keim- zellen beruht. Schon das ganze embryonale Leben und besonders auch die Geburt gehört in diesem Sinne zu einer Lebensperiode, in der mannig- fache äußere Schädigungen einwirken können, deren Resultat nach der Geburt dann als angeboren im weiteren Sinn erscheint. Man muß also von diesem Standpunkt die Begriffe endogen und angeboren trennen und deutlich aussprechen, daß es eine große Zahl von angeborenen Störungen gibt, die nicht endogen im Sinne der Keimzellenbeschaffenheit sind, son- dern im embryonalen Leben oder bei der Geburt erworben wurden. Die Verwechslung der beiden Begriffe hat in der psychiatrischen Hereditäts- lehre außerordentlich viel Verwirrung gestiftet.

Eine gründliche Trennung der Gruppen hat zuerst innerhalb des Ge- bietes des angeborenen Schwachsinnes stattgefunden, der auf pathogenetisch

392 Biologisch-familiengeschichtliche Betrachtungsweise.

völlig verschiedenen Ursachen beruht, so daß das ganze Gebiet der Idiotie (des angeborenen Schwachsinnes) in eine Reihe von wohl charakterisierbaren Krankheitsformen auseinander gefallen ist. Als Beispiel greife ich hier die hydrozephalischen Erkrankungen (Ansammlung von Flüssigkeit in den Hirn- höhlen) heraus, die öfter schon während der embryonalen Entwicklung, noch häufiger erst in den ersten Lebensjahren nach der Geburt einsetzen und zu charakteristischen Veränderungen am Schädel mit psychischen Störungen „angeborener" Art verschiedener Grade (Idiotie, Imbezillität, Debilität) in der Regel führen. Meist wird bei der persönlichen Vorgeschichte der Lebens- gang der betreffenden Patienten nur bis zu der Geburt zurück verfolgt. Im Sinne der biologischen Familienforschung ist es jedoch in manchen Fällen angebracht, den Zustand der Eltern zur Zeit der Zeugung zu beachten und dabei Krankheiten, ermüdende Momente, psychische Aufregungen, Alkohol- exzesse usw. in Betracht zu ziehen. Die Punkte, auf die im Übrigen die Aufmerksamkeit bei der Erforschung der persönlichen Entwickelung zu richten ist, sind folgende:

1. Verhalten und besondere Eigentümlichkeiten in den ersten Lebens- jahren nach der Geburt und weiter bis zum Beginn der Schulzeit, Kinder- krankheiten, hervortretende konstitutionelle Züge in körperlicher und geistiger Beziehung.

2. Von der Schulzeit bis zum Einsetzen der Pubertät, Leistungen in der Schule, besondere Interessen, Verhalten in Bezug auf Affekte und moralische Beziehungen, soziales Verhalten in der Gemeinschaft der anderen Kinder und in der Familie.

3. Periode der Pubertät, Einsetzen der physischen Veränderung, perio- dische Blutung bei Mädchen, Stimmbruch usw. bei Knaben, auffallende Züge während der Pubertät, Schwärmerei, Romantik, auffallend läppisches Ver- halten, d. h. Züge, die sich in gesteigerter Form bei vielen Psychopathien in dieser Zeit finden.

4. Verhalten und Lebensführung zwischen der Pubertät und ungefähr dem 25. Jahr.

In diese Zeit fallen besonders die mit dem Namen Dementia praecox oder primärer Schwachsinn bezeichneten Demenzprozesse, die nach der An- sicht einer Reihe von Forschern als endogen aufzufassen sind, d. h. also infolge der Beschaffenheit der Keimzellen, aus denen das betreffende Geschöpf hervorgegangen ist, allerdings nach einer schon geschehenen persönlichen Entwicklung ausbrechen.

Um auszudrücken, daß in diesen Fällen der ausbrechende Schwachsinn ein primärer ist, nicht aber ein nach anfänglichen Affektpsychosen zustande kommender sekundärer, haben speziell Rieger und Sommer die Krankheit als primären Schwachsinn bezeichnet. In neuerer Zeit ist dafür im Hin- blick auf das Symptom der geistigen Zersetzung der Ausdruck „Schizo- phrenie" gewählt worden.

Was die Ursachen betrifft, so steht jedenfalls fest, daß die Krankheit, die in der Regel zu einem dauernden Schwachsinn führt, meist ohne er-

Psychiatrische Familienforschung. 393

kennbare äußere Ursachen ausbricht, was entschieden auf endogene Beschaffenheit deutet. Gerade diese prozentuarisch in den Beständen der Irrenanstalten außerordentlich häufige Krankheit erscheint also als Ausläufer am Stammbaum der Familie, als endogener Degenerationsprozeß, der auf der Beschaffenheit der Keimzellen beruht. Gerade diese Krankheit ist es, welche die Erforschung der Ascendenz und der Seitenlinien vom psychiatrischen Standpunkt erforderlich macht.

5. Die Lebensgeschichte in den zwei Jahrzehnten vom ca. 25. bis 45. Lebensjahr, d. h. einer Periode, die sich bei Männern besonders durch das Auftreten von paralytischen Krankheiten kennzeichnet, die in der Regel auf syphilitischer Infektion, also auf einer von außen kommenden Infek- tion beruhen. Ferner spielt in diesem Lebensalter bei den Männern der Alko- holismus, also ebenfalls eine wesentlich exogen bedingte Störung, eine be- deutende Rolle. Bei Frauen steht die Beziehung zum ehelichen Leben, zur Gravidität und zum Puerperium inbezug auf die nervösen und geistigen Störungen während dieser Zeit im Vordergrund.

6. Das Verhalten in den beiden Lebensjahrzehnten vom ca. 45. Jahr an. Bei Frauen kommt hier besonders das Klimakterium mit den dazu in Be- ziehung stehenden körperlichen und psychischen Veränderungen in Betracht, bei Männern die arteriellen Erkrankungen speziell des Gehirns, in denen sich eine Reihe von früher überstandenen Schädlichkeiten dokumentieren. Bei beiden Geschlechtern kommt mit zunehmendem Alter die Frage der senilen psychischen Veränderung in Betracht.

Während der genannten Perioden ist andauernd die Unterscheidung von Psychiatrische endogenen und exogenen Ursachen im Auge zu halten, und je mehr die uuacbaae. Störungen psychischer oder nervöser Art unter Abwesenheit von äußeren Ursachen hervortreten, desto mehr läßt diese Erscheinung auf eine fami- liäre Anlage schließen. Jedenfalls ist die Erforschung dieser von der größten Wichtigkeit nicht nur für die psychiatrische Auffassung des Einzel- individuums, sondern für die Beurteilung der ganzen Familie und ihrer Be- deutung im Gefüge der menschlichen Gesellschaft. Es muß daher im An- schluß an die erhobene persönliche Anamnese die Familie des Betreffenden vom biologischen Standpunkt möglichst erforscht werden. Hier machen sich ganz ähnliche Schwierigkeiten geltend wie bei der Erhebung der per- sönlichen Vorgeschichte. Eine Menge von Tatsachen aus der Familie, z. B. Geisteskrankheit anderer Mitglieder, Kriminalität, sozialer Verfall, schädigende Einwirkungen durch bestimmte Umstände, werden vielfach verschwiegen und können nur allmählich durch Zusammenstellung einer Reihe von mühsam gewonnenen Aussagen klar herausgebracht werden. In vielen Fällen muß das Ausfragen der Angehörigen durch Erkundigungen bei Behörden und eventuell vorhandenes Aktenmaterial ergänzt werden. In diesen Punkten muß die psychiatrische Familienforschung im allgemeinen dieselben Quellen zu benutzen suchen, wie sie für die familiengeschichtlichen Studien im all- gemeinen gelten, und die den Gegenstand der Hauptdarstellung dieses Buches bilden.

394 Vorschlag einer psychiatrischen Abteilung des Reichsgesundheitsamtes.

An dieser Stelle kann nur erörtert werden, welche Methoden speziell im Rahmen der psychiatrischen Organisation eines Landes in dieser Beziehung in Betracht kommen. Zunächst müssen die einzelnen psychiatrischen An- stalten jedes Landes selbst nach Möglichkeit das Material aus ihren eigenen Beobachtungen in dieser Richtung festzustellen suchen. In Gebieten, die noch nicht sehr durch die Freizügigkeit den territorialen Charakter der Altange- sessenheit verloren haben, ist besonders auf die Heimat und das gruppen- artige Auftauchen der gleichen Namen zu achten. In einem Aufsatz über psychiatrische Untersuchung eines Falles von Mord und Selbstmord in einer Familie1) habe ich dieses Verfahren systematisch ausgebildet und ge- zeigt, wie von einem bestimmten ursprünglichen Gebiet aus eine stark psychopathische Familie sich allmählich ausgebreitet hat und wie in ihrer Descendenz dann sich eine furchtbare Familientragödie auf Grund hereditär- psychopathischer Züge abspielte.

Ferner ist zu fordern, daß bei Frauen nicht nur der Mannesname in die ärztlichen Akten eingetragen werde, sondern auch der Mädchenname.

Es empfiehlt sich, wie dies neulich von Herrn Oberarzt Dr. Werner in der Heil- und Pflegeanstalt Heppenheim a. d. B. durchgeführt worden ist, für familiengeschichtliche Studien besondere Merkkarten in den Anstalten einzu- richten.

Wird dieses Verfahren in sämtlichen psychiatrischen Anstalten eines Bundesgebietes, eingeschlossen die betreffenden psychiatrischen Kliniken, in übereinstimmender Weise durchgeführt, wie dies vom Oberarzt Dr. Werner für das Großherzogtum Hessen mit großer Mühe in Angriff genommen worden ist, nachdem ich früher schon eine kombinierte Hereditätsforschung in diesen Gebieten angeregt hatte, so muß daraus im Laufe der Zeit mit Notwendigkeit ein deutlicher Einblick in bestimmte familiäre Bezie- hungen der Geisteskrankheiten und ihre Verteilung im ganzen Lande entspringen. Vorschlag einer Die Verarbeitung und systematische Ordnung dieses ganzen Materials Abtei'iung'de" u^er psychiatrische Heredität kann entweder von geeigneten Mitgliedern des Reichsgesund- Irrenärztestandes in dem einzelnen Lande geschehen, oder man gliedert der

licitsumtcs

Ministerialabteilung für öffentliche Gesundheitspflege eine besondere psychi- atrische Abteilung für diese an oder betraut wenigstens einen psychiatrischen Referenten mit der systematischen Ordnung dieses Materials über Heredität. Zweifellos liegt dabei im weiteren Sinn ein wichtiger Teil der öffent- lichen Gesundheitspflege vor. Diese in Hessen im Gange befindlichen Bestrebungen berühren sich vielfach mit den von Römer-Illenau für Baden gemachten Vorschlägen, und es ist jedenfalls notwendig, diesen ganzen Plan generell in allen Bundesstaaten durchzuführen, um zunächst in diesen Einzel- zentren der praktischen Irrenpflege eine Organisation der psychiatrischen Familienforschung zu erlangen. Selbstverständlich müßte dabei, wie dies auch bei dem Kongreß für Familienforschung in Gießen im April 1912 von

*) Vergl. Klinik für psychische und nervöse Krankheiten, I. Band, 1. Heft.

Vorschlag einer psychiatrischen Abteilung des Reichsgesundheitsamtes. 395

Römer und mir betont worden ist, auf die ärztliche Diskretion sorg- fältig Rücksicht genommen werden, und es empfiehlt sich bei Veröffent- lichungen darüber, die Namen völlig zu ändern oder sie vielleicht, wie das in den Veröffentlichungen aus meiner Klinik geschieht, durch systematisch verstellte Anfangsbuchstaben zu ersetzen; der Kundige kann dann nach einem bestimmten Schlüssel die falschen Anfangsbuchstaben in die richtigen umsetzen. Man wird sich in psychiatrischen Veröffentlichungen, besonders wenn sie familiäre Gruppen betreffen, voraussichtlich immer mehr einer solchen Oeheimbezeichnung bedienen müssen.

Die psychiatrisch -genealogische Zentralisation innerhalb der einzelnen Bundesstaaten muß ihre naturgemäße Ergänzung finden in einer psychi- atrischen Abteilung des Reichsgesundheitsamtes, wie ich sie im An- schluß an den Internationalen Kongreß für Psychiatrie von 1910 in der Psychiatrisch -Neurologischen Wochenschrift vorgeschlagen habe. Jedenfalls ist es notwendig, die zur Zeit bestehende geschichtlich bedingte Zersplitte- rung der psychiatrischen Organisation durch eine derartige Zentrale beim Reichsgesundheitsamt zu ergänzen, in welcher die psychiatrischen Fäden aus den betreffenden Abteilungen der einzelnen Bundesstaaten zum Zweck der Verarbeitung unter gemeinsamen Gesichtspunkten zusammenlaufen könnten. Eine sehr wichtige Aufgabe dieser Organisation ist eine systematische psy- chiatrische Familienforschung.

Während diese Ausführungen sich auf die Frage der Heredität der wegen Geisteskrankheit in die Anstalt gelangenden Patienten beziehen, hat sich an- dererseits die Frage erhoben, wieviel von den nicht geisteskrank gewordenen Mitgliedern der Bevölkerung durch das Vorkommen von Geisteskrankheiten in der Blutsverwandtschaft als erblich belastet erscheinen. Diese Gegenfrage ist besonders von Diem aufgeworfen und bearbeitet worden. Dabei hat sich ergeben, daß bei diesen aus Schweizer Verhältnissen abgeleiteten Zahlen eine sehr erhebliche Menge von Geistesgesunden im statistischen Sinn als erb- lich belastet erscheinen oder, wenn man den Tatbestand biologisch an- ders wenden will: daß in Familien, in denen Geisteskrankheiten vorkommen, auch eine große Zahl von geistig Normalen vorhanden sind.

Allerdings ist dabei auf die große Schwierigkeit von solchen Unter- suchungen hinzuweisen, da es bei der Prüfung der Frage selbstverständlich sehr wesentlich auf das Alter der Betreffenden ankommt und man nicht wissen kann, ob der Einzelne, wenn er aus erblich belasteter Familie stammt, nicht doch noch später erkrankt, während er in der Statistik als geistesgesund auftritt. Ferner ist außerordentlich zu achten auf das besondere Material, aus welchem solche Schlüsse gezogen werden, wobei territoriale Verhältnisse, besondere Beziehungen des Untersuchenden zu den Gruppen der Untersuchten u. a. in Betracht kommt. Jedenfalls ist aber der von Diem durchgeführte Gedanke einer Untersuchung der Geistesgesunden vom Standpunkt der psy- chiatrischen Familienforschung an sich durchaus richtig und verdient hier als besondere Methode hervorgehoben zu werden.

Prinzipiell ist für die psychiatrische Familienforschung zu fordern, daß

396 Anthropologische Auffassung der menschlichen Gesellschaft.

nicht nur statistisch festgestellt wird, wieviel Fälle von Geisteskrankheiten in einer Blutsverwandtschaft vorkommen, sondern daß genau qualitativ unter- sucht wird, wie das Auftreten der Geisteskrankheit im einzelnen Falle sich erklärt, ob bestimmte exogene Ursachen (Syphilis, Alkohol und sonstige Ver- giftungen), ferner im Gebiet der Idiotie, ob im embryonalen Leben oder nach der Geburt erworbene Krankheiten das Wesentliche darstellen, so daß bei dieser Art der Betrachtung die Bedeutung einer Reihe von Einzelfällen sich für die Frage der familiären Heredität wesentlich abschwächt. Ferner ist dabei zu beachten, daß in der Blutsverwandtschaft eines Menschen vielfach Fälle von Geisteskrankheiten vorkommen, die genetisch bei Untersuchung der Ahnentafel und der Seitenlinien gar nicht mit dem betreffenden Fall zu- sammenhängen, sondern als eingeschleppt durch einheiratende Frauen aufzu- fassen sind. Jedenfalls muß die bloße statistische Feststellung der rela- tiven Häufigkeit von Geistes- und Nervenkrankheiten in einer Familie, durch qualitative Untersuchung aller erreichbaren Fälle ergänzt und in vielen Fällen korrigiert werden.

Bei der Darstellung der Blutsverwandtschaft oder der Sippschaft kann man sich entweder der Crzellitzer'schen Sippschaftstafeln oder in der Weise, wie ich es in dem Buch über Familienforschung ausgeführt habe, einer Kom- bination von Ascendenz- und Descendenzschreibung mit eindeutiger Bezeichnung der gemeinten Personen und ihrer Stellung im System der Bluts- verwandtschaft bedienen.

Auf die Resultate, die bei dieser psychiatrischen Familienforschung herausgekommen, speziell was das Thema der gleichartigen Belastung, der fortschreitenden Degeneration, der Degeneration durch Blutmischung und an- dere Themata betrifft, kann hier nicht eingegangen werden, da es sich in diesem Zusammenhang lediglich um die Quellenkunde handelt.

Anthropoiogi- Wer sich in dieser Weise mit psychiatrischer Familienforschung be-

ider menscii"Sscnäftigt, kommt mit Notwendigkeit zu einer erweiterten anthropologi-

Uchen Gesell- schen Auffassung der menschlichen Gesellschaft. Es ergeben sich, ab- gesehen von den Vererbungserscheinungen im rein psychiatrischen Gebiet bei der vergleichenden Betrachtung der Mitglieder von einer Blutsverwandt- schaft sehr häufig übereinstimmende Züge. Neben den speziellen psychi- atrischen Erscheinungen dieser Art gibt es zunächst ein Übergangsgebiet in der Richtung des Nervösen, wobei sich vielfach familiäre Beziehungen und Gruppen ergeben. Es gibt vielfach Familien, in denen Typen von neuro- logisch bestimmt zu charakterisierender Art, z. B. hysterische, epileptoide, neurasthenische Typen, auffallend oft vorkommen, ohne daß schwere Krank- heiten dieser Art vorhanden sind. Der Familientypus zeigt gewissermaßen Anklänge an diese Neurosen ohne ausgebildete Krankheitsformen. Vielfach beobachtet man einen ängstlichen, beeinflußbaren oder jähzornigen Zug mehr- fach innerhalb einer Blutsverwandtschaft, auch finden sich in bezug auf Nei- gung zu Selbstüberschätzung, Mißtrauen, Willensschwäche, Leichtsinn usw. vielfach in einzelnen Familien eine ganze Reihe von übereinstimmenden Fällen.

Anthropologisches u. sozialpsych. Familienstudium. Biogenetisches Grundgesetz. 397

Das genaue Studium dieser Erscheinungen führt zu dem merkwürdigen Anthropoiogi- Resultat, daß solche Familientypen in allen vier Gruppen der Individual-^J^SJ"'" Psychologie vorkommen, also nicht nur im Pathologischen, sondern auch imFaraili«]stud<un Normalpsychologischen, Überwertigen (Talent und Genie) und Kriminellen. In vielen Familien kann man beobachten, daß bestimmte, organisch bedingte Grundzüge, z. B. motorische Erreglichkeit, nach den drei Richtungen des Normalen, Pathologischen und Kriminellen hin variieren, je nach den beson- deren Zutaten, die zu diesem Punkt der Anlage im übrigen hinzugetreten sind. Auf diesem Wege vollzieht sich der Übergang der psychiatrischen Familienforschung in die Anthropologie und Sozialpsychologie.

Es ist hier nicht der Ort, um diese Beziehungen der angeborenen An- lage in den genannten Gebieten näher auszuführen; es soll hier nur gesagt werden, auf welchem Wege man zu einem einwandfreien Material über diese biologischen Phänomene gelangen kann. Abgesehen von den Quellen, die wir in den Berichten einzelner Familienmitglieder über ihre Angehörigen haben, ist es die Hauptaufgabe, die Mitglieder einer Blutsverwandt- schaft (Sippe) in vergleichender Weise körperlich und geistig zu untersuchen, d. h. die Methoden der objektiven Registrierung, die in der Psychiatrie mit großem Erfolg angewendet worden sind, immer mehr ohne dogmatische Behauptung psychiatrischer Begriffe auf allgemeine anthropo- logische Gebiete zu übertragen. In dieser Richtung liegt schon eine große Zahl von brauchbaren Untersuchungen vor, vor allem ist in der vergleichen- den Untersuchung von Schulkindern, und zwar von normalen und von In- sassen der Hilfsschulen, unter Anwendung psychologischer und anthropolo- gischer Methodik schon viel geleistet worden. Einen großen Fortschritt ver- sprechen jedoch solche vergleichende Untersuchungen gerade innerhalb von Blutsverwandtschaften. Auch hier liegt in der Richtung der Sippschafts- untersuchung schon jetzt eine Reihe von Resultaten vor, die besonders im Hinblick auf die Mendel'schen Regeln große Beachtung verdienen, wobei es sich darum handelt, ob innerhalb dieser Vererbungs- und Variationserschei- nungen bestimmte Gesetze zutage kommen. Allerdings ist die Aufgabe einer vergleichenden Gesamtuntersuchung einer großen Zahl von bluts- verwandten Personen vom Standpunkt der Vererbung ein sehr schwie- riges Problem und erfordert eine viel größere methodische Arbeit als z. B. die Vergleichung einer einzelnen Eigenschaft, speziell eines Talentes inner- halb einer Sippschaft. Die weitere Ausbildung dieser vergleichenden Untersuchung von Blutsverwandten ist für die Entwickelung dieses ganzen Gebietes von der größten Bedeutung.

Zum Schlüsse möchte ich einen prinzipiellen Punkt in dem Verhältnis Biogenetisches von Anthropologie und Familienforschung darlegen. Infolge der entwicklungs- run gese,z- geschichtlichen Auffassung innerhalb der Anthropologie ist man gewöhnt, die Beschaffenheit des Einzelindividuums, gestützt auf die Ontogenese, spe- ziell die Art der embryonalen Entwicklung, alsbald im Sinne der allgemeinen Naturgeschichte mit niederen Lebewesen und bestimmten Tierarten zu ver- knüpfen. Das von Häckel formulierte biogenetische Grundgesetz, wo-

398 Biogenetisches Grundgesetz.

nach sich in der Ontogenese die Phylogenese wiederholt, kann bei un- geschickter Anwendung auf das Gebiet der Anthropologie in psychiatrischer Richtung dazu führen, daß bestimmte Eigenschaften des Einzel-Individuums alsbald mit irgend welchen Vorfahren aus der biologischen Ahnenreihe in Verbindung gesetzt werden. Besonders im kriminal-psychologischen Gebiet hat Lombroso vielfach kriminelle Antriebe als Atavismen aus entwicklungs- geschichtlichen Beziehungen zu erklären versucht. Unter völliger Anerken- nung der entwicklungsgeschichtlichen Auffassung, an deren Richtigkeit bei vergleichender Betrachtung der biologischen Tatsachen nicht gezweifelt wer- den kann, halte ich es jedoch bei der Erklärung von besonderen Eigen- schaften einzelner Individuen für unrichtig, ohne weiteres solche weit zurückliegende entwicklungsgeschichtliche Stadien zur Erklärung heranzu- ziehen. Es muß vielmehr im Sinne der anthropologischen Familien- forschung in erster Linie immer versucht werden, aus der besonderen Be- schaffenheit der näheren Ascendenten, d. h. also aus der biologischen Vorgeschichte der einzelnen Familie die betreffenden Eigenschaften zu begreifen. Eine vorzeitige Anwendung allgemeiner phylogenetischer Begriffe auf die Analyse der geistigen Beschaffenheit einzelner Individuen ist in vielen Fällen nichts weiter als eine Paraphrase des Symptoms mit allge- meinen naturwissenschaftlichen Begriffen. Dem gegenüber liegt in einer methodisch durchgeführten Familienforschung im menschlichen Gebiet eine wirkliche Quelle anthropologischer Erkenntnis, besonders inbezug auf die Zusammensetzung der menschlichen Gesellschaft aus den Bausteinen bestimmter Familien.

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