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TRIEB- UND AFFEKTLERENS.

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TRIEB- UNI) AFFEKTLEBEN8

(DIE PARAPATHISCHBN ERKRANKUNGEN)..

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FETIB(JHISMU8.

URBAN & SCH WARZENBERG BERLIN N., F-RIPDRICHSTRASSE 105b

WIEN

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1923.

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DER FETISC^HIHMl S

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ÄRZTE UNI) KRIMINALOGKN

VON

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War ioli kranke liiu mit (jhuuhvd't Lind wpr jsi muia Arzt gbWudDnr Jtttzl erst ^iaob^ icli dich (foueAKu, Denn geannd iett wer vt-rgaH.

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INTERNATIONAL

PSYCHOANALYTIC

UNIVERSITY

DIE PSYCHOANALYTISCHE HOCHSCHULE IN BERLIN

Prlnled in Auatria

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Vorwort.

Das vorliegende Buch war schon 1914 in großen Umrissen fertig- gestellt. Ich war nachher in der glücklichen Lage einige neue Fälle analysieren und so meine längst gewonnenen Erkenntnisse festigen und erweitern zu können.

Die Durchforschung der einschlägigen Literatur war im vor- liegenden Falle eine wichtige Aufgabe. Es handelte sich nicht darum, eine vollständige Kasuistik des Fetischismus zu geben. Aber die Kenntnis zahlreicher Beobachtungen ermöglicht eine Art vergleichen- der Psychologie, welche der analytischen zu Hilfe kommt.

Ich glaube die Psychopathologie des Fetischismus um ein gutes Stück vorwärts gebracht zu haben, wenngleich ich mir nicht ver- hehlen kann, daß noch vieles zu enträtseln bleiht. Leider ist das Material nicht nur selten, sondern außerordentlich spröde.

Der nächste Band wird das Thema „Masochismus und Sa- dismus" behandeln. Meine Leser werden schon erkannt haben, daß die einzelnen Bände sich organisch aus den vorhergehenden ent- wickeln. Deshalb ist der Fetischismus die Fortsetzung der Impuls- handlungen — ist er doch selb.st eine Impulshandlung und leitet, wie besonders die letzten Kapitel beweisen, zum wichtigen Thema des Sadismus hinüber.

Für Leser, denen meine neue Nomenklatur, die nun in dem ganzen Werke einheitlich durchgeführt wird, unbekannt ist, teile ich mit, daß überall „Parapathie" für „Neurose'\ „Paralogie" für „Psychose" und „Paraphilie" für „Perversion" steht.

Es erübrigt mir noch, allen Korrektoren für die fleißige Mit- arbeit zu danken. Ich fühle mich besonders den Herren Havelock Ellis Ludwig Binswanger und Sigg für die Erlaubnis der Publi- kation ihrer interessanten Fälle verpflichtet. Herrn Dr. Anton Miß- rie°-Ier, meinem fleißigen Mitarbeiter, danke ich herzlichst für Kor'rektur, zahlreiche Anregungen und Abfassung der verschiedenen Register.

Dezember 1922, Wien-Salmannsdorf (Lindenhof).

Dr. Wilhelm Stekel.

Inhaltsangabe.

Vorwort Seiu-

I. AbKrciixiiiig: <I<'s F«tiMcliiMiniii«

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Der F.ti.d.i.mu. dür Nommlun - Liebeab.ciiQgu.gea und orogen. " Zonen. - ÜR- B<Kk-utung de^ crBtni Erlebni..us. ^ Ein Fall von .pG/ifischfn Liebüsbedmgungen oinea Normalen. - Abgre.izung de« echten F<^tigcbi8- mus, - Einfluß der Konstitution. Bisherig, Erklü.-ungs versuche des Feti- subiBinuB. Moinc Auffai^sung als ZwangsiieuroKo. - Die Plueht vor dem Weibe. Dor Harftm^kult. Die geheime Religion. ^ Falle von scheinbai-.m FctiBchiEmufi. Infantilismeii. Part-ialifii.ms. Homosexualität - Die Onanie beim Fetischismus. - Ein Fall von rudimentärem FctiRchisrauE - nie puthognomon Ischen Symptome des «hten Feiisehismos,

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Die

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II. AniUyHC oükt iiulivldii« llo» IJ<'lK.*l>c,ii„g„„^r ■^_

Ein Fall von sclicinbiirem Busen- und PopufetischismuK. Ein Griff ale Po tenzb, -dingung. Die Neigung xur Schwester. Die homosexuelle Komponente. Kleptomane Regungen. Die verdrängte Liebe. Verschiebung auf eine iindeio. Das infantile Erlebnis. - Zusammen fassung. - Ab- grenzung gegen dtn echten FetisehisinuB,

III. ICrotiHclior NyinbollHiiniM . 4t_ et

Bo/ichungen Kw.iechen FetiseJiismus un<i Impulehami langen Fälle von Puppmiliebe mit Kleptomanie, Kaufzwang, Droinomanie und Nnrkolü manie. Die Rolle der Onanie und Homose.vualität für die Vowendnng vom Partner. - Fälle von Seid^, Samt- und Pelzliebe mit Anästhesie und Impotenz., - Fälle von Kleiderliebe mit Impnl.handlung™ - 7„ .lammen fassung. " ' '

IV. nie HU'roKlyplu-ii de« IVtiwIiinten .

Das System der FotLs,;histea. Ihre Geheimschrift der'svmbom- 'i, Stolz auf ihre Krankheit. - Analyse eines Waden feti seh ist . Set oL t pha«tae,en. Die Bedeutung der spc.ifisehen Zahlen. Der religiös £0"^ ' Sadismus. Homos.. uali tat. Die Autlösung der Zahlen. Pb„rt k I' ""

Y. l'VUHfliiKiinis lind inx^^sl

Ein Fai! von Handschuh- und (Jummifetischismus ' üi.' VuiW ' ^^~'"^ und Ausbildung seiner Paraphilie. Der Haremsknll V m "^""^

, .mpoten. Die Pi.ie.ng an die Mutter. zZ^^f^^tl/^r^^^^^

Bemerkungen da... Die He.ehnngen des Fet.c^llr'.ur'ir;™"

Inhaltsangabe. yn

-Suitn

Askyec und Chris tusneiirose. Einige Träume diceos Fctischistin. Die in- fantilen Wui'zeln dcB Zwange« beim FctiRchietcii. Der Anteii der Inzest- wünsc-he beim Fetiethismus. Ein FßH von Unter rocktetischiöniuB. Fixierung an die Mutter. GummikissenfetiscbiBmus. Frauenhcmdcn- . fotiBcliiBinus. Frauen kl ei de rt'e tisch isinue. Das Inzestproblcm in tlieeen Fällen.

VI. WatUMiiiiii-tialiMiiiiiM. »4adit<iiiiiM. KU^p(oiii»iiii' .... lOß-134 Analyse eines impotenten Sadisten. Dronionianie und Kleptomanie. Seine Krklamng des Wadenfetiscliismus. Zwiingsvorstellungcn. Anfälle, Das Verhältni.^ j.iir Mutter. Die Psychogcnese Keines Sadismus. Die Rollo der Homosexualität. Die Inzestbeziehungen zur Schwester. Die infantilen Triinimn. Der „phiUoeophisehe Gedanke" als Ursache der Impotenz. XuwimmenfiisKiing. Ein Opfer diespii Siidtsten.

VII. I*arliiilisimis iiiid llar*^iuwkiill . . .....,,... 135—160

Die Hand als Fetisch. Ein Fall von Handpartialisinus. Ein «weiter Fall mit Zwangshandlungen. Narzißmu.s beim Fetischismus. Der Fetieehist iet ein Einsamer. Die Wurzeln des HaremskiiltB. Fälle von KindiTbcttzeug-, Perücken-, Miitzen-, Schuh-, Wäsche-, Sacktuch-, Locken-. LiiderfctiscIiiKmus und ähnliche. Der Gerachsinn beim FeÜKchismuR. Her WiedeiholungBKwang in der Psychologie des Summlers,

VIII. »i«-^ ISihvl iWH ]<'«>liN<-liii<tvii (ICor!i<vttfi'tiHchl»ilt'ii) . . 16\~iH

Der Haremsknlt in Büchern. Die Satansbibel. Die sadistischen Phiininsini eines Asketen. Sein Kampf gegen die Onanie. Mißglückte PluL'hl in die Ehe. Die Zeichnungen üuü i^einer Bibel. Seine Stellung Kur Religion. Ein Fall von Korsett- und Rchuhfotischismus.

I.V. .liial.v!«c *>iiu'w Fiißl'o(iN4'liiN(<>ii 185—225

Die Pußsymbolik. Ein Fall von Straßenangst »nd Fiißfetischis- nuis. Die eingepreßten, blutigen Männerfiiße. Der Masochisraus im Feti- whisinue. Der Ausbau des Fetischismus. Die typische Leben sgesch ich te. Das erste Erlebnis. Die Eoligiosität. Die Chris tueneuroee. Die Askese. Traiimanalysen. Di^^ Verdichtung im teti seh istischen Symbol. Ein Schema dieser Parapathie.

\. l>iT Syiiiliolisiniis «l»'N X,n'nnf;OH 22(1—255

Der Fetisch übt einen Zwang ans. Der Heiz des Gctrefcnwerdens, Das erste Erlebnis. Druckfetischistcn. Masochisnins. Ein Kragen- fetischist. Die Wandlungen des Fetisch. Der Sadismus im Zwang, Zwei Fälle von .Stiefclfetischismus. Drei Fälle von Antifctischisnnis. Zwei Knopf fetischisten. Die Homosexualifät im Fetischismus- Die Uniform als Fetriseh Der Zwang Ace Militärs. Der Zwang awf das Genitale.

XI. Kawuif*(iU 256-302

Ein Schtirzcnfctischist. Aniniismus. Die Verdichinng im Symbol. ' Ein Hosen Eetischist. Trauraanalyse. Die Religion im Fetischismus. .' Chrifitusneurose. Das Arrangement der Parnphilie. Die Verdrängung der Partialt riebe. Ein Hack enfe tisch ist. Die Religiosität ilvi' Atheisten. GbrisfiiBururose. Askese.

LJ

VIII

Inhal tsaagabe.

Seite

XII. AiialyNe eincw Palleft von Seliüi-zcii l'olitiivliiHuiiiH . . . 303 37U

Das JugcndcrlebniB. Diu Kindheit son an ie. Impotenz. Askese Asthma, Die Schürzen der Mutter. Aiiagogiscliü Tendenzen. Christus- neurose. Die Liebe zu Schwangoren. Die Schürzen der Schwester, Die Spiele dcf Mutter. Homosexualität. Kriminalität. SadJBmus. Infantilis- . raus. Die wirkliche Urszene. Analyse des Asthmne. Die verdrängte Liebe. Zusammenfassung. Die Ursachen des Fetisciiisnius. Die Verdichtung.

XIII. S('liiiliiiü$;el und Ali!«iit/.e in iliroii B«ziciiiiii}^eii 7:uhi

lacliosloiii'ii 371— 39ft

Ein Fall von Sehn hnägeUetischiB raufe. Analyse einer Absatzphobie. Das Urtraunia. Onanie. Infantile Erotik, Geburt spliaiitasiön. Das Ver- hältniB zur Mutter und den Geschwistern. Dii' Verdichtung. Aiiti- fetischisrous.

XIV. MusUiortcr Madisntii>< (I*ai> pro («lo) 396—422

Der Masochismus der Fetiechisten. Die sclbstdiktierte «träfe. Drei Fälle von Zopfalischn eidern. .Askese, Impuls, Fixierung an die Familie, Kannibalismus bei einem Zopfab sehn eider. Sadismns bei ' den individuellen Liebejsbcdingungen. Liebe zu Kranken und Minder- wcrt,igen. K rücken fetischieten. Die Identifizierung mit dem Fetisch. Liebe zu Amputierten. Die Holle deG Sadismus beim FetiKcliismus.

XV. Kiu Fall von orlliopitdiNvIieiii Feliwi-lilsniiiH ..... 423— ä33

Der Sei betbe picht des Kranken. Seine Bilderbibol. Askese. Onanie. Zahnarztphobie. Die erste Erinnerung. Identifizierung mit dem Fetisch. Dir BindLn der Mutter, Schwestern und Großmutter. Die Märtyrerrolle und Christusneuroae. ödipus- und Kastrat ionskomplex. Heilung der Zahnarztphobie .— Dio "Überwindung der Askese. Die Verdichtung. Zusammenfassung.

XVI. Aualynic eines Falles von TranNveslitii4iHiis 584—570

Der Selbstbericbt der Ki'anken und die erste Erinnerung. Korrek- turen der ersten Angaben. Narzißmus. Käst rat ionskomplox. Bindung an die Familie. Analyse dieser Parapathic. Hirsi^kjelds Auffassung des Transvcstitismus. Zusammenfassung. Zusammenhänge zwischen Transvestitismus und FetiEchisraus.

XVII. ICiickl>Ii4-k und AiiKbliok Ö71— 598

Koniiikt zwischen Unterwerfung und Unabhängigkeit, innere und äußere Freiheit. Die gl t gegen gesetzten Tendenzen und ihre Synthese im Fetiechismus. Der FetisebiBrauB als Religion. Das SyniboL Die Ge- schichte dieses Begriffes. Die Verdichtung im Symbol. Der Atfektwert des Symbols. Der Fetischismus als Fiktion. Die organischen Wurzeln des Zwanges, Der Fetischisnms als Heilungs versuch. Prophylaxe Widerstände gegen die Behandlung. - Die Kriminalität des Fetiscbisten.

Sachregister. . . ' ,

Autorönverzeichnis

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r.

Abgrenzung- des Fetischismus.

Zu den rätselhaftesten Erscheinungen der Sexualpathologie gehört wohl das Phänomen des Fetischismus, von dessen allgemeiner Ver- breitung und Bedeutung wir aber noch immer keinen recliten üegriff Ilaben. Wir kennen das Variationsbedürfnis des Normalmensehen und wissen, daß er trotzdem an gewisse Liebesbedingungen gebunden ist. Die individuelle Form der Geschleehtsliebe wird bei jedem Menschen durch eine Art von Fetischismus bestimmt. Jeder Einzelne bevorzugt gewisse Eigenschaften seines Öexiialobiektes, ja sie sind für ihn geradezu die Liebesbedingung. Hand, Fuli, Ohr, Stimme, Augen, Teint, Geruch, JBusen und andere Körperteile sind immer „Fetische'' gewesen. Man nennt sie normale Fetische. Zu pathologischen werden sie erst, wenn sie das ganze Wesen in den Hintergrund drängen und die Funktion ■des Liebeeobjektes Übernehmen. Z. B. ivenn ein Liebender sicli mit dem Schuli des Weibes begnügt und ilun der Besitz des Weibes dabei Neben- sache, ja in vielen Fällen sogar störend und überflüssig wird. Ich sagte der Besitz des Weibes und hätte mich fast auf den Standpunkt vieler Autoren gestellt, welche die Tatsache niclit berücksichtigen, daß es einen homosexuellen Fetischismus gibt. Ja, nach meinen Erfah- rungen ist er sogar das Ende eines jeden Fetischismus, dessen tiefstes Wesen sieh eigentlich restlos als ein Ab- rücken von dem Weibe, eine Flucht vor dem Weibe erklären läßt.^) Immer geht der Fetisdiismus mit einer Ent- VOTtung des Weibes vor si&h, gleichgültig aas welchen Ursachen. AJnT" lieh in den spärlichen Fällen von weiblichem Fetischismus, die ich zu beobachten Gelegenheit hatte. Hier tritt eine Entwertung des Mannes ein und das Bestreben, eine Art der Sexualbefriedigung zu finden, welche den geschlechtlichen Partner überflüssig macht. Meist liegt jene wich- tige Erscheinung zugrunde, welche Adler die „Furcht vor dem geschlecht- lichen Partner" genannt hat. Diese Furcht spielt in dem Kampfe der

') Eb wäre gerechter zu sagen: Ein Abrücken vom an deren Geschlechte,

SffiltBl, SWrimgcn dsf U'rieb und Affuktlebons. VH,

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FctiscliismQB.

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rjG&chlechtor eine große, ja eine überragende Rolle und wirft einiges Licht auf manche dunkle Erscheinungen des Sexuallebens.^)

Binet hat eine Erklärung für den Fetischismus gegeben, die sclir verlockend scheint und allgemein, so auch von Krafft-Ehing, Moll und Merzbach akzeptiert M'urde. Nach diesem verdienstvollen Autor beruhe jede sexuelle Perversion auf einem „Accident agiesant sur an sujet predispose." Der erste sexuelle Eindruck wird dauernd mit dem ganzen Sexualempfinden verlötet, so daß nur die Erinnerung an diesen Eindruck eine Erregung auslösen kann. Ein Knabe sieht den nackten Busen seiner Erzieherin und wird dabei zum ersten Maie gesohlechtlieh erregt. Er wird nun Busenfetischist und ist dann immer auf der Suche nach diesem ersten Eindrucke. Es ist das Gesetz von der Wiederkehr des gleichen, das in der Parapathie eine große Rolle spielt. Wir sehen aber in diesem Gedanken von Binet'-) eigentlich die Keime zur bekannten Theorie von Freud, in der das Trauma, wenn es auf ein disponiertes Individuum trifft, die Ursache einer Parapathie wird. Diese Theorie erklärt uns aber nicht alle merkwürdigen Eigen- schaften der Fetisehisten. Auch erklärt sie nicht den Umstand, \\-arum nicht alle Kinder auf solche Eindrücke mit der Etablierung eines Fetischismus antworten.

Wir können nicht genug energisch betonen, daß sich alle diese Formen der Paraphilie beim Normalmenschen finden. Untersucht man die sogenannten Normalmenschen genau, so findet man, daß sie alle ihre Prädilektionsstellen (erogenen Zonen) haben, die sie bevorzugen und die libidosteigernd wirken. Ich stehe hier ganz auf dem Stand- punkt von Euhnburg^), der sagt:

„Nur eine allgemeinere Bemerkung möchte ich noch vorausschicken. Die yämÜiehen eben angeführten Fürmeii sexueller Pervcrsioneii, so sehr sie auch untereinander verschieden sind, haben alle doch etwas Gemeinschaft- liches: daß sie nämlidr ihre Wurzeln bis tief hinab in den Boden de^ natür- lichen normalen Geschlechtslebens hineinsenken, daß sie irgendwie dort in den Empfindungen und Äußerungen unserer physiologischen Erotik fest ver- ankert smd und daß sie nur krankhaft einseitige Auswüchse oder ins Maß- lose gesteigerte Übertreibungen, Verzerrungen, monströse Ausartungen ge- wisser Teil- und Begleiterseheimingen dieser als „normal" betrachteten, mindestens noch als mnei-lmlb der gesunden Breit« liegend anerkannten Erotik darstellen So findet der Fetischismus seine physiologische Grundlage m den individuellen Liebesbedingungen, den auch bei der Liebesohiektwahl der Gesunden vielfach obwaltei>den Tendenzen bewußter oder unbewußter Teilaimehung - der Exhibitionismus in der auch dem normalen Liebes- Ich". :^:f^,^.£i ''''"'' '-' '-'''-''-'^ - -'"- --^^ ^■^^ ^'-

=■■) liinet. Du CDtisf:hisme dans l'aznonr. Rev.,o phJlo.op]iiq„e 1577 ) Über ROXuoUe Pervereionen. Ztschr. f. 8,.vu,]wi,..t.nschaft,' lad. I, H. S, 1914.

Abgrenziiug des Fetischismus. 3

verkehr anhaftenden Ntigung nnd Xütweiidigkeit schamvcrJctzendor Ent- blößnng Sadismus und Masochismua in gewissen häufigen Begleiterschei- nungen des sexuellen Orgasmus im Liebesakt (bei Tieren und Menschen), in der wollusterhöhenden Wirkung gewisser dem geliebtt^n Objekt zugefügter Yerlctzungcn oder umgekehrt von diesem erduldeter Demütigungen und selbst Mißhandlungen. Es verhält sich also mit dieser physiologischen Grundlage der sexuellen Perversionen ähnlich wie mit manchen Erscheinungen funk- tioneller Psychosen, z. B. dem Grüßen- und Verfolgungswahn dew echten Faranoikers, in dem wir auch vielfach nur krankhafte Ausartungen und Exzesse ihm schon vor der Erkrankung ursprünglich inhürierender Züge der Selbstüberschätzung und der mißtrauischen Beurteilung anderer zu erblicken haben.

Auch im gesunden, normalen Liebesiebe« spielt ja, wie besonders Magnus Hirschfeld m einer interessanten Monographie dieses Gegenstandes durch- zuführen gesucht hat, dieses Prinzip der Teilanziehung mehr oder weniger bewußt und unbewußt fast durchwegs eine ganz hervorragende Rolle. Den einen reizen ausschließlich schlanke, grazile Gestalten, der andere schwärmt für vollentwickelte, üppige Eubenssche Fülle; der eine iür Blon- dinen, der andere für Brünette und auch Schwarz- und Rothaarigen fehlt es nicht an begeisterten Verehrern ebenso wenig wie den poetisch fm- gesuugenen blauen, braunen und schwarzen Augen. Alle Sinneseinflüsse, spielen dabei eine mitunter dominierende Rolle; Gang, Stimme, der vom Körper oder einzelnen Körpert.eilen ausströmende Duft, der bekannte ,,odor 'ii femina"' machen ihre Einwirkung geltend und werden zur Ursache dauernder unwidersteblichei- Anziehung (oder im umgekehrten Falle auch oft unüberwindbarer Abstoßung). Auf wie viele kann eine „schicke' Kleidung, die die Ivörpi?rreize plastisch hervortreten läßt, die Füße klein, die Taiiie sclmial, die Hüften üppig erscheinen läßt, oder kann schon die ganze Art der Aufmachung als solche, Stoff und Schnitt der Kleidung, das Werk des Schneiders und Kostümkünstlei-s allein im höchsten Maße verführerisch, Be- gierden anregend wirken! Hier haben wir allenthalben schon die Übergänge nicht bloß zum Körperteilfetischismus, sondern selbst zum Kleidungs- und Stoffetisch ismus kurz vom „physiologischen" zum pathologischen Feti- schismus. Ähnliches findet sich auch bei Frauen, bei denen allerdings nicht nur die Vor- und Übergangsformen, sondern auch der echte pathologische Fetischisnms viel seltener sind oder wenigstens zu sein scheinen, weil ihre individuellen Liebesbedingungen, ihre „Teilanziehungon" (und Teilabstoßun- gen) mehr im Verborgenen bleiben, imgleidi weniger an die öfl'enilichkeit hei-austreten ; aber die Vorliebe für bärtige oder unbiirtige, große und starlw oder kleine und zierliche Manneserschoinungen und die einem Teile der Frauenwelt wenigstens früher nachgesagte Vorliebe für „zweierlei Tuch", das neuerdings häufig beobachtete Schwärmen für exotische, andersrassige und andersfarbige Exemplare der Männlichkeit, für braune Turkos, schwarze Somalis, gelbliche Ostasiaten usw. wären immerhin in dieser Richtung 7ai nennen."

Viele Autnron beschreiben „individuelle Liebesbodiiigungen" ah Fetiecliismus. Wir w^ollen einmal einen solchen Fall näher betrachten. Er wurde von Garnier als Objektfetiechismus eines Invertierten (Homo- Rexnellcn) beschrieben.

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4 Fetischismus.

Fall Nr. 1. (iiistave L., 32 Jahre alt. Bedienter, von mittlerer Statur und normaler physischer Entwicklung, ist wegen eines Attentates auf" seinen treulosen Geliebten X. angeklagt. Aus seiner Lebensgeschichte ist zu er- wähnen, daß er schon mit 10 Jahren ein gewisses Lustgefühl empfand als ihn ein Ma,nn umarmte und er dabei die Berührung des Bartes auf seiner Wange fühlte. Er versuchte auf jede Weise wieder das gleiche Lustgefühl zu erreichen. Kurz danach erregte ihn der Anblick eines urinierenden Mannes so daii er onanieron mußte. Mit 13 Jahren bemerkte er, daß ihn Arbeiter in ihreui Arbeitsgewande sexuell erregten. Besonders war es eine gut sitzende Bluse deren bloße Vorstellung einen Orgasmus auslösen konnte. Jede andere Klei- dung, selbst die Uniform der Soldaten ließ ihn kalt. Er knüpfte Beziehungen mit Frauen an, ohne dabei besondere Lust zu empfinden. Er tat es mehr aus Eitelkeit, um es seinen Kameraden gleich zu tun. Eine einzige Frau konnte den 23jährigGn fesseln, obwohl sie schon 46 Jahre alt -w^ar, weil er in ihren Geliebten verliebt war. Dieser Geliebter trug auch eine Bluse. Während des Verkehres stellte er sich diesen Mann vor, konnte so zum Oi'gasmus kommen. Niehtedeetoweniger wurde er dieser Frau müde, lief fortwährend herum um sein Ideal zu finden, so daß er sich auf keinem Platze halten konnte. Endlich gelang es ihm, mit einem solchen Manne Beziehungen anzuknüpfen. In en- thusiastischen Ausdrücken schildert er Garnier die verschiedenen Phasen und Praktiken (mutuolle Masturbation und Päderastie). Sein Schmerz war grenzenlos, als er bemerkte, daß sein Freund Beziehungen mit Frauen hatte. Er erkrankte infolge der Aufregung an Gelbsucht. Nach einer schrecklichen Depression, kompliziert mit Schlaflosigkeit, gepeinigt von namenloser Eifer- sucht bedrohte er den treulosen Geliebten mit dem Revolver und kam so vors Geridit.

Dieser Fall zeigt nur gewisse Züge des Fetischisten. Gustave ist ruhelos, er wechselt seine weiblichen Objekte, aber er ist scheinbar mit seinem Geliebten znfi'-ieden. Die Bluse ist eine individuelle Liebesbedin- gnng, welche wahrscheinlich auf infantile Eindrücke zurückzufüliren ist. Durchforscht man die Lebensgeschichte von Normalmenschen so wird man mit Erstaunen finden, daß derartige individuelle Liebesbedingungen in der Kindheit und speziell in den Flegeljahren (Pubertät) eine große Rolle spielen, daß aber im Laufe der Jahre dieser In^antilismus über- wunden wird und die ersten Eindrücke sozusagen verblassen. Der intel- lektuelle Kulturmensch legt zu großen Wert auf die seelischen Eigen- schaften, er freut sich der Übereinstimmung der Anschauungen und Nei- gungen und nur unbewußt scheint manchmal die individuelle Liebes- bedingung bei der Wahl des Partners den Ausschlag zu -eben Je ge Sünder ein Mensch ist, desto leichter überwindet er die Tyrannei der Sj-mboliemen. Aber wer könnte von sich sagen, daß er in dieser Hinsicht vollkommen frei ist? Es wäre eine lohnende Aufgabe, eine Reihe von Normahnenscben zu analysieren und ihre individuellen Liebesbedin- gungen zu erforschen.

Havelock^ElUs hat damit begonnen, die erotische Biographie von Normalmenschen zu publizieren. Die Fälle sind sehr lehrreich und

Aljgreiizuug des Fetischismus, 5

haben aucli Freud dahin bestimmt, seme Ansichten über die Sexualität der Farapathikei- zu ändern. Der Parapathiker kraiikt nicht an einer pathologischen Sexualität, sondern er krankt an seinem Verhältnis zur Sexualität. Er wehrt sich gegen seine Sexualität. Ich kenne zahllose Beispiele, daß Menschen ganz gesund bleiben, ii'enn sie ihre Ab- weichungen vom Normalen nicht tragisch nehmen. Als Beispiel mag der folgende Fall gelten.

Fall Nr. 2. G. S., 20 Jahre, cand. ehem. „Die Masturbation leinte ich kennen beim ersten Unterricht im Geräteturnen, d. h. im 8. Lebensjahr, iind zwar beim Kldtern sowohl an harten Eisenstangcu. wie noch lieber am weichen, schmiegsamen Tau. Daher war ich einer der besten Kletterer meiner Klasüe. Soviel ich weiß, hatte ich nur den Wunt^eh und Willen, das „schöne Gefühl'- (so nannte ich es} um jeden Preis herbeizuführen. Daß ich bei den Orgasmen nicht mal von oben heiimtergefallen bin, wundert mich heute noch. Ich ließ mich unter Uniständen, wenn ich vor dem Orgasinn.s oben war, noch einmal halb herunterrutschen, um ihn beim nochmaligen Hochklettern herbeizuführen. Im Hofe unserer früheren Wohnung stand ein Heck, das auch als Schaukel benutzt werden konnte; auch an diesen Seilen bin ich oft genug hochgeklettert. Das sah mein ältester Bruder einmal von einem Fenster seines Arbeitszimmers aus, ich wußte kaum, wo ich mich vor Scham verkriechen sollte. Überhaupt war ich sorgfältig darauf bedacht, es von Anfang an vor jedermann zu verbergen. (Weshalb eigentlich?)

Nicht nur das Klettern, noch ctwiis anderes erregte mich wahnsinnig; das Reiten und alles, was damit, zusammenhing. Im Jahre 1897 verbrachten meine Eltern die Sommerl'ericn mit uns in ß. Wir Jungene durften dort mal auf den Strandeseln reiten, wobei es bei mir natürlich zur Masturbation kam, ich hatte dazu nur nötig, mich etwas fester gegen den Sattj?lknopf zu drücken. Und dabei scheute ich mich furchtbar, Worte wie: Eeiten, Satte!, Steigbügel, Sporn, Reithose, Reitstiefel u. dgl. überhaupt auszusprechen!

In der Folgezeit, bis etwa zum 14.— 15. Lebensjahr, trat das Klettern in den Hintergrund (schon deshalb, weil ich keinen Turnunterricht mehr gen^ß) und das Reiten kam obenauf. Noch immer hatte ich iceiue Ahmmg, was das alles zu bedeuten hatte, auch masturbiei'te icli nicht mit der Hand, sondern folgendermaßen: ich blies ein Gummiliiftkissen, wie es mir als Sitz- unterlage diente, ziemlich stark auf und knickte es dann ziisanunen, so daß

es, von der Seite gesehen, folgende Form hatte: /y^^~^~^ ^ ^^^^ ungefähr

die eines Sattels! So legte ich es auf einen Stuhl, setzte mich darauf, stemmte die Hände davor, damit das weiche Gummi nicht auswich, und fing an zu arbeiten. So machte ich es in der Badestube auch oft mit entsprechend auf- getüraitcn Badetüchern. Melirmals habe ich auch des Vaters Jagdstiefel oder meiner Mutter hohe Gummistiefel zur Krhöhung des Lustgefühles angezogen. Manchmal habe ich auch in dem Pferdestall einer befreundeten Familie X. auf dem dort liegenden Sattel masturbiert (inmier unter großer Angst vor Entdeckung!), zweimal habe ich auch des Herrn X. hohe Reitstiefel, an denen sich noch dazu Sporen befanden, unter großen Ängsten auf dem Klosett im 1 Stock angezogen. Die Stiefel standen ebenfalls im 1. Stock in einer dunklen Ecke neben dem Schlafzimmer von Herrn und Frau X. Die Häufigkeit der

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6

Fetischismus.

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Maeturbatiün ist wohl durchschnittlich l-2mal täglich gewesen Ich liatie iiiimer \ orstol ung.n vom Reiten und allem, was damit zusamniGiüiängt, sprach gewohnlich auch Worte- wie die übcngenanntcn vor mich hin Dami traten noch zwei mich stark erregende Dinge hinzu: Damenstiefel und "-schuhe mit hohen Absätzen und Sporthosen, die unterhalb des Knies mit knöpfen geschlossen werden. Besonders der eigenartige Faltenwnrl dieser Hosen boim Sitzen regit mich stark auf, so dal! ich, der ich die=e Hosci um keinen Preis geti'agen hiitte, lieimlich mit Strumpfbändern und Bind- faden dasselbe zu erreichen suchte und dabei dann n.asturbierte Hieivu gebrauchte ich erst zirka vom 15. Lebensjahre ab die Hand bis dahin <-r- zielte idi den Org.smus durch Reiben des Penis an irgend einen, anderen weichen Gegenstand.

Einmal wurde ich geradezu wild, als ich in der Auslage eines Schuh- geschäftes ein Paar durchbrochene und bis zum Knie hinaufgehende Damou- stiefel nut ^^Jr hohen Absatzen wie man sie ^vohl im Zirkus sieht) erblickte Von diesem Anblick halte ich mehrere Wochen zu zehren; ja ich erwog ern' heb den Gedanken, sie zu stehlen. Oft malte ich mir auch Heitsticfel Damen echuhe oder dergleichen auf Papier, um mich daran zu erregen 'und den Orgasmus schneller hei'beizufübren. Ktwa vom 16. Jahre ab traten dann die ßpeziellen weibliclien Reize liinz-u.

Schon in der untersten Klasse des Gymnasiums wurde ich von einem Mitäcliüler sehr unscliün „sexuell aufgeklärt". Was dieser mir erzählte glaubte ich wohl, doch rührte es mich im übrigen gar nicht. Icli hatte 'ja keine Ahnung, daß meine damaligen Masturbatlonen überhaupt einen sexuellen Akt bedeuteten. Natiirlieh habe auch ich mich mit meinen Kameraden über anrüchige Stellen der „heiligen", Verzeihung „Heiligen Schrift" und dem Geeangsbiich lustig goniachi, doch ohne recht zu wissen weshalb. Nun kam das alles allmählich hervor. Ich beobachtete selbst an mir. wie die ver- botenen" Sachen zunächst vereinzelt sich in meine wollüstigen Phantasien drängten, sich dann eine Zeitlang die Wage hielten, bis die Vorstellung der weiblichen Reize die Oberhand behiell und behalten hat. Denn weder" das Reiten noch was ii'gend damit zusammenhängt (außer vielleicht ich sehe eine Dame im Herrensattel reiten, z. B. bei den Sehauerdranien „Aus dem wilden Westen" im Kientoppü) noch Klettern oder ähnliches können mich ictrt irgendwie aufregen, wohl aber doch davon nachher.

In die Zeit des Beeuchee der drei obersten Gymnasialklassen (ich war etets ein oft leichtsinnig fauler, aber sehr guter Schüler) fällt auch die der häufigsten Maslurbationsakte, 4—5 pro Tag, Höchstlcistiing: einmal 7mal! Da ich vormittags im Gymnasium nicht zu masturbieren wagte, geschah die* fitets im Laufe des Nachmittags. Mit einem Vetter, der hei uns wohnte' habe ich mehrfach masturbiert, einmal sog;ir den Versuch der Immissio ueni-' in anuin bei ihm versucht, jedoch mit völligem Mißerfolge!

Da ich unter dieser „üblen Gewohnheit" litt, hat es natürlich auch nicht an Versuchen gefehlt, die Sache endlich aufzugeben. Einmal gelang mir das sogar 8 Tage hindurch, hatte dann aber eine nächtliche Pollution und vorbei wars mit der Abstinenz. Diese längste Zeit meiner Abstinenz war bewirkt durch den Vortrag eines Pastors, der mich, meiner damaligen Meinung nach, sehr erhohen hatte. Wie die Wirkung dieses pastörlichen Vortrages so hielten auch die Versprechungen, die ich mir selbst gab nicht lange vor. Ich war immer der Meinung, zwar nicht Sunde (obwohl dieser Gedanke wohl auch ab und zu durchbrach), wohl aber Unrecht wenn ülwr-

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AbgrenziiDg des Fetischisinus. -7

liaupt dieser Begriff von dem der Sündo zu trennen ist, und vor aüein meiner (a propos beneidenswerten) Gesundheit Scliaden zu tun.

Gegen Ende des vorletzten Sdiuljahres waren und blieben die weib- lichen Reize in meinen Phantasien vorherrschend, alle anderen Vorstellungen wurden durch sie zurückgedrängt. Lange Zeit hindurch war ich gegen meine Mutter imd Schwestei'n, besonders die älteste, sehr zärtlich und Idilite sie, wo ich nur konnte. Mein Verhalten änderte sich jedoch mit dem Moment,' als jch gelegentlich einer der äußerst seltenen PoUutiones nocturnae die älteste Schwester zu koitiercn suchte, natürlich im Traum. Am Morgen hatte ich einen derartigen moralischen Katzcnjamniei', daß ich meine Zärtlich- keiten von nun ab aufgab und bis heute noch keine Lust verepiire, sie su eiTiouern.

Seit diesem Ereignis werde ich bis heute durch folgendes sexuell erregt: Nicht das nackte Weib, sondern der eben verhiillte Körper, der die Formen ahnen läßt oder sie eben zart andeutet, vor allem die Brust, erregt mich. Ich kann geradezu außer Rand und Band geraten, wenn ich ein leicht angezogenes Mädel laufen und ihre Brust den Bewegungen des Laufens durch die Bluse hindurch folgen sehe. Ferner sind wohlgeformte M-eibliehe Beine (die gar nicht durchaus mit durchbrochenen Strümpfen bekleidet zu sein brauchen) und Füßo Gegenstand meiner Phantasien. Allerdings nicht nackte sondern mit hübschen Schuhen mit halblangen, geraden Absätzen versehene Fuße, besonders wenn sie noch einen Teil des Beines freilassen; der Schuh für sich würde mich kalt lassen. Dabei brauchen Füße und Schuhe gar nicht 60 klein zu sein, obwohl ich auch andrerseits keinen M^eil auf große Füße lege. Ich kann z. B. steinte pede eine Erektion bekommen, wenn ich ein hübsches und hübschgebautes Mädel gegen den Wind ankämpfen sehe der ihre Kleider gegen den Körper preßt. Sie darf aber kein Kor sott anhaben! Korsetts reizen mich nur, und zwar in erheblichem Alaße auf Bildern, wie sie z. B. iu den „Lustigen Blättern- und der „Jugend" u'a zu finden sind. Bilder von Bayros reizen mich in hohora Maße, weniger ßeznicek Aufgeschlitzte Röcke, die die Beine oft bis zu den Kniekehlen im Halb- dunkel sichtbar machen, wie es jetzt Mode ist, rufen sehr oft Erektionen hervor, denn was lassen sie nicht alles ahnen, wenn man in Gedanken die Beine höher hinauf denkt! Ausgeschnittene Kleider reizen mich nur dann wenn sie sehr breit und tief ausgeschnitten sind, Haare und Kleidungestücke für sich gar nicht.

Seit langem und bis heute masturbiere ich manuell einmal täglich. In Ferien und am Sonnüig, überhaupt an Tagen, wo man nicht zu arbeiten pflegt, wird es zuweilen auch 2— amal; doch kann ich auch ohne weiteres einen oder zwei Tage aussetzen, ohne am dritten Tage das Versäumte nach- zuholen. Geschieht es am Tage, so hole ich mir dazu eine der oben ge- nannten Zeitschriften herbei und belebe die Bilder mit Phantasien: etwa was ich lim würde, wenn ich sie küssen würde, sie nach und nach ausziehen, meinen Kopf zwischen ihre Brüste vergraben würde; und schließlich würde sie meinen Penis nehmen und ihn in ihr'e Vagina stecken und dann würden wir vor Lust vergehen. Das sind die gewöhnlichen Vorstellungen, für die gewöhnlich solche Objekte herhalten müssen, die ich unter Tag gesehen und die mich erregt haben. Schuh und Strümpfe muß sie aber beim Koitus an- behalten zur Erhöhung der Wollust. Ich stelle mir dann vor, wie sie mich mit ihren Beinen umklammern soll und wir dann Leib auf Leib und Brust auf Brust pressen werden ... - , ,

Fetisch isjii US.

Gelegentlidi nioines zweiten Aufeiith^ilfp- ^Q koitierte ,ch zniu ersinn Male, doch u H J i" ^ T"' ^^^^^ "^ ^^"gl^"'!

begann mich mit nlien Sinnen. n,it Denken nclPM ^""^*" «^-^ualität und .ehnci und tue das heute mehr denn J^a S nl " T' ^^"' ^^«^^^e zu wohnenden Eltern besuchen mußte, u-agte iel vo t,iT u"' ^'""^^g ^ie uniern >ater, in Deu^chland nicht .u 'icoitloren ' 0'^? ^"^^»e^t vo,- ,„ei.,,„ ^le ordinäre Prostitaierte, sondern ein Made l^'f-T ^^"'" ^b""' "i^ht mit Interes^ für Wissenschaft und Kunst ]'.,f''"'' '^"'''' ^"^^«^' gebcns suchte, doch immer hielt mich Schüchte n,i . ' ^'^^ ^'^ bisher ver- zu Hause besonders vor .neinem Vater St'Pn"?' Z"^™ ^''^^^ ^«^ Crott r^ei Dankl - weit genug entferrif T ^ ^^slaai war ich ja

.chiedene Bekanntschaft.n^vo^3i"wtTg, Jf !S^''*^ *^^"'^ ^^«^^ dort' ver- ver heren begann, aber die eine war nfi "u widerlTr ^'^^^^-hteniheit zu andere kamen nicht zum Rendezvous und no h eine L^ ^^ ^^^''^^^^"- «nige reizte mich auch nicht. ^'"^ ''"dere war mir zu schade

In die Heimat KurückgekohrL, habe ich d«« «, u doch herrscht hier - meiner Meinung nach^'^^'n. J^^' aufgegeben, Material. Eine sehr eklige Geschichte liielt mich terni;!?^ ^"^ geeignetem ab: ein guter Bekannter nnd Kollege von mi, S'^em ^T ^^'^^ '^^"'^ sammen bin. holte sich einen Tripper. So habe'icT hi ? "'^"' '''^^ Z"- (für meine Verhältnisse sehr viel) am Rendezvous gebeten'".' ''" ^"^zend die Verabredung ein, alle anderen haben mich sitzen 1. ' ^'"''«e '''''It

war beim folgenden Rendezvous verhindert da ließ t? ""'* ^^''''' ^'"e schießen. ' =" "^^ ich sie denn auch

Trotzdem gab und gebe ich meinn Vop=„„i. Nacht und Nebel hinansg'elaufen' "l aliltirS h"/" 'V' '^^ ^«^ Ich wußte und .weiß einfach nicht, wo ich n ich Teil'^l';"',^^^''^« «<'hrie! dann ausgelaufen, auch wohl eine Straßenprö tituIeS '" ^'^ ^^^ '"ich .mmer darnach war. daß id. sie trotz me^er Sl ^ ^v"'*'^' ^^« ^bcr i"ul zum „Handwerk-' zurückkehrte." ^"«htbarcn Not laufen ließ

Ich unterbreche hier die Schilderung des Herrn P /. . nur, daß er den Weg zum Weibe gefunden Ltnli f'^'^ ''''"^^^^^ etzBchistisdien Neigungen nicht al/Krailer SL t V"','^'''^ ^^-^'■ d.e Angabe über die Häufigkeit der Onanie Bed nkt 7' r^"''"* ''' um emen kerngesunden, blühend aussehenden Mam h ' ^ h ' '' '''^

erkennen, was von den Übertreibungen zu LTtr 7.^' '" ^^"■^^"^" die Sd.ädliel,keit der Onanie von den bed ulnd f ' " '" '^="^ ^"^ verbrochen werden. bedeutendsten «exualforsdiern

Wir sehen aber, wie sein Fetischismus ^..f a zum Weibe liegt, über diesen Pu X n u^ ,>h Vl"'''^''^'^ ^^^^t'""^ Es wäre vielleicht vorteilhafter b iso l.en V '"^''^^^■^''^"^'- ^P'-echeu. Fetisdiismus zu sprechen. Son^t miZll -^^.'^""g^n gar nidit vo..

Fetischismus zu sprechen. W m^TZ:Z:ZZ :;^^

einen

AlgrenaiiBg des relisdiiimus.

»

großen, einen falschen und einen efl,t»„ w t- , Füi die« Fälle genügt es viellZt d A "?'"''"'""'' ->te-sche,den. tialismus" anzuwendel Nnn vi 1 t? /'"t T" ""'""""■' "P"' bestlnnnlen Teiian.ielnn.gen , " D erbtelVt' p'"' *'™"* ^™» ffl.- fcne k„n,pliz.erten Fälle zu reser e^fL t'.rS.V''''^''^"" Werkes ausfülndich analysieren und besprecta "'n "' '""^

Stück, kann aber am-Ii Pin Ta'i t- '"'^'^^ ^'^"" ^^'n ^leidungs-

handen, s„ *d der GesehlfehtsveHit! ausglmn''"' '^""»""""' ™'- mtfi- niamraas usw ) ^^i^dü in iNase, Ohr,

zu umgehen. Fü.- diese ^m^^:^ ^TZLr^^ f-'''"".

reservieren -tarnen „i^ etischiemus"

^=::-sn,:r?-~»~;f SSi~- Potenz .u-d. eh .ag« scheinbar, weii die Impotenz nur ein.r in ."t vor dem Geschlechtsakte entspringt, der als Sünde gewertct wird orte e^ner Angst vor dem gesciiJeditlichen Partner. So betont MoU daß de Fet,sdnsmus zur Impotenz führe und Kram-EMng kommt der Wahr- heit noch naher, wenn er ausführt: „So ist e. vielleid.t besser, das Kri- tenum lur das Pathologische auf dem Gebiete des Körperteil^Fet gr-hismus auf ganz subjektivem psychischen Boden zu suclion Die Kon zentration des sexuellen Interesses auf einen bestimmten Kürnerteil «-elcher, das jst hier hervorzuJieben, nie eine direkte B e z i e' hung zum Sexus hat (wie Mammae, äußere Genitalien) führt die Körperteilfetischisten oft dahin, daß, sie als eigentliches Ziel ihrer geschlechtlichen Befriedigung nicht

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Fetiscbismus.

Hier sehen wir sdion zwoi bodeutsam.l' ! ervorgehobon: Es wird ein Fetil* l^, a,J^""f ^^^ ^^'-'-— Beziehung zun, Sexus liat, manchmal auc"\ "'"' ™'- »«"■■"'« ....t aife dieses Fetiseh der Koitus „"1 „:™ ','„ ""l' " """■* ^»™ statten worden, daß es Fet.sehisten gibt d L 1 ' ™" "'«"^ ^>- l»I"-en. Ich kenne auch solche Fälle wenn ?'■""""" ^""«^ aus-

n, allen diesen Fällen wird man dt T nd»; L"'''","'''™ ™^- ^1'-

.eiese^r^rsr ;: ;; s^f s~r '^ 7 ''- ^—en

schismus noch nicht kennen De, Fei "',''' ^^'''^™ "'"' F^'i- komplizierte Religion, ei e k . s't VoTri- ' ^ ' ^"'« '■o„, d.e sich ihrer S t r u k t u n ac I 1 , "* '' '"^-

'iwangsneurose vergleichen lälUT "" ' ''«r

Wah,-heit am nächsten kommen, wenn man den Fett' T" """^ '"'' ■*" neurose auffaßt. ""' ' '=''s*ismu6 als Zwange-

Es ist jetzt Mode geworden über ,lio p.f i,

der Psychanalvse ."-uzIehen.'Tbe, „t ^tt^id. t "S^*'""" zu gute zu halten: Sie hat uns r,„le„„ i , ^'^'^f "'"''• il'"- das eine

ia iah,-elang „,it den K anken u^d h er"p '"'T' "" '"™^'^'^"" und haben wir erst gelernt Js v ' L r'»"" "'«"-ftigen.

sehen P,.oble.stelh„;ge„ u^^LZ^tTF^utrS ""■■'°™"- freien, so muß diese intensive Bo.^l,.ifK ""^"''^""^^"^^tu^Sen zu be- vorurteilslcscn Fescher Ge gele "Ze ' "^ ^^"^ K-'^'^- 'i™ Krankheit, kernen zu lomen, 'di^ /x "„ke in 7 " ""''''' ^-■ tmd Berichten .egelmäßig versch^tigt Nun Z Z- T"^- '^™'^^" anaiyse auf dem Gebiete der Paraphilie sehi ll ? ' '''' ^'^>''^''- von der grundlegenden Fr.«^sdln ^rb it Dr ' 'fr'''" ^''^"" -^■ Sexnaitheorie" absehen, sind einige Fo.Jl'fr' f ^"^"^"^^n ^"r ParaphiHen (Sadger) nnd kJne StrL " ^^ ^'^*^^^ J-^'" M6.a/..,) zu verzeichnen, auf die «'S z "kk "''^'"^''^^"'"^ Das kommt da].r. weil Freuä die Paraphilie 1 ZI^fT" """■^^"■ das s.d. nicht weiter zerlegen und analvsieren äAt n i^'"'' '"'*''^*' dem oft zitierten Ausspruche dieses Forsche s.n^' ^"I^ ''' "'^^'^ Sublimiert es diese perversen Triebe d J, r "P'">'"'o'Th-pervers '. '"' ^- '^- S^^"^gt es, sie in soziale

■) /^flwl (.«n^-.r charakterisiert den FQti.chi~t™ f . . chos. de ramour nonnai, 1. f.ti.histo, bicn ti L^ ™'''^^" = "'^^'""-^ ^a-

"■ '"' ''\''T' ^-^'--- -t bien plutöt un in uLant !""■""'' ^""^' -' P-"* cl.. .0X0. .0 p,us solvent. Genitalem.«,, u poche bi „pluf;;':/ f '" ^'^ '•-■™

?*

Abjreuzuug des Fetischisnins.

Kräfte umzuwerten, so wird es ein gesunder Mensch; verdräng!, es diese nebe ^u. so daß s,e im ,,Unbewußfen" i],re Wirksamkeit blibehalu! und symptonibüdendo Kräfte darstellen, so wird das Individuu.n pai-a" pathisc]i; bleiben aber die perversen Triebe bestehen, so ist oder bleibt eigentlich der Mensch ein „Perverser".

Hier gibt es also nichts zu analysieren. „Die Neurose ist das Negativ der Perversion", sap;t Freud. Ich Iiabc- diesen Satz noHi be- stntten, als ich mit Freud im j)ersönlichen Vorkehre stand und als soin bchuler unter dem mächtigen Einfluß seiner Ideen schaffte Heule kuin ich nur längst Gesagtes wiedei'holond auefüJiren: D i e P a r a p h i 1 1 e (Perversion) zeigt sehr oft nichts anderes als das uns bekannte Bild der Parapathie (Neurose) Dk- Paraphilie (Perversion) ist in vielen Fällen das Positiv einer Para- pafclue. Dies kann ich gerade am Fetischismus und konnte ich audi an der Homosexualität nachweisen. Die Grenze zu ziehen, wie weit das konstitutionelle Entgegenkommen und der psvcbische Überbau an den, Zustandekommen der Para])athie beteiligt sind, das bin ich lieule nicht imstande. Aber ich kann am Fetischismus den ÄPistigen Überbau nach- weisen, während sich die von Freudianern in ihrer Verlegenheit immer wieder hervorgezogene „Konstitution"' als unerforschbarei und hyiio- thetisciicr Faktor in den HinLergcund sf.elll.

Freud hat seine Ansichten jetzt unter dem Drucke der Kilahrungcn modifiziGi-t und kennt jetzt Grenzfülle zwischen Perversion und Neurose Seine letzten Ansichten werden von Sadger') folgendermaßen wiedei- gegeben:

„Die schon von Buiet gegebene Erklänins dos rein zufitlligen zeiüichon ZuEammentrcflons von Fetisch mit genitaler EiTfgung isf ;ilso mindest nicht erschcipleiid. Es bleibt ja auch gar nicht einzusehen, warum eine zufällige (fleichzGitigkeif so dauernde Macht gewinnen kimn, und die Verschiebung auf die Degeneration isi, mehr Ausrede als eine wirkhche Deutung."

„Hier setzen nun die weiteren Forschungen Freuds ein. Er ging davon aus, daß beim Fetischismus giinz regelmäßig Verstärkung einzelner geschlecht- licher Teiltriebc zu finden sind, in erster Linie der sexuellen Schau-, in zweiter der Eiechlust. Ein Klei derfetisch ist erwies sich z. B. als einer, der von frfihestcr Kindheit ab Zuschauer beim Entkleiden seiner Mutier gewesen Nicht, duß zwirichcn beiden das geringste vorgefallen wäre. Doch jene, die in ihren Sohn von allem Anfang an verliebt gewesen, duldete kein „Genieren"' beim Entkleidon und so zogen sich beide skrupellos vor einander'aus. Dies steigerte natürlich die sclion konstitutionell verstärkte Schaulust bi^s zum Voyeurtum. Anlage und Ei'ziohung wirkten begünstigend aufeinander. AU syjäter seine Schaulust Verdrängung erfuhr, ward der Sohn zum Klciderfcti- schisten, indem er von der KleidorloBigkeit auf die Kleider verschob. Statt

') „Die LcIjl'O von (k-n GreclilochlPvmrniiigGn (Psycliopatliia se.xualis) auf psycho- analytiechcr Grtm<nage." I. F. Dnilii-ko. WiGn, 1022.

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Fetischismus.

\

liiv daä nackte Weib Interesse zu haben, besaß er ein sülches für dessen Ge- wandung. Auch auf geistigem Gebiete fand sich hiezu eine bedeutsame Paral- lele. Der Mann war nämlich spekulativer Philosoph geworden, d. h. er hatte sein Interesse von den Dingen weg auf die Worte gewandt, die ja gewisser- maßen die Kleider der Begriffe sind, woraus sich der Reiz der Philosophie

für ihn erklärte."'

„Der Mechanismus des Falles war etwa so : es handelte sich um einen ver- stärkten Sehtrieb, der schauen wollte und durch Entkleidung zu befriedigen war. Die folgende Verdrängung aber ward eingeleitet durch eine Spaltung des IComplexes, an den sich jene Schaulust knüpfte. Ein Teil desselben, der Leib der nackten Mutter nämlich, hatte gänzliche Unterdrückung erfahren, der andere hingegen, mit dem Verdrängten in bestimmter Weise assoziiert, ward idealisiert, mit übertriebener Hochschätzung umgeben, zum Fetisch erhoben, eine Reaktion, die die Mitte hält zwischen völliger Unterdrückung und Subli- mierung. Der Sohn wollte also jetzt nicht mehr sehen und auch nicht mehr daran erinnert werden, aber er verehrte fortab die Kleider, demnach dasjenige, was ihn friUier am Sehen gehindert hatte, ward Kleiderfetisehist nach Ver- drängung der Schaulust und Spaltung des Eomplexes. Theoretisch be^ deutsam an dieser Aufklärung ist, daß sie uns zeigt, dieser Fall von Fetischismus rühre nicht von einer Früherinnerung, sondern einer T ri eb v erd rän gun g her, mit Spaltung des d a z u g e li ö r i g e n Komplexe s."

In einem anderen Falle von Fußfetisehismus fand Fnud aber wieder die Schaulust entscheidend. Als Kind hatte nämlich dieser Perverse den Frauen stets unter die Hocke geguckt und dazu mit dem Anschauen der Füße be- gonnen, um an ihnen entlang die Genitalien zu erblicken. Bei dieser Sexual- forsehung traf ihn nun ein schweres psychisches Trauma. Er bekam zwar nicht das Genitale seiner Mutter zu schauen, wohl aber das seiner kleinen Schwester, das ihm jetzt als Beweis erschien für die Möglichkeit einer ihm schon früher angedrohten Kastration. Damit aber w^ar die Einschüchterungsarbeit der Er- ziehung vollendet. Er bekam einen großen Schreck und von da ab trat die Hemmung ein, zunächst eine lokale oder geographische Reaktion. Er durfte jetzt nicht mehr zum Genitale, sondern mußte zurück und ward jetzt gewalt- sam an die Anfangsstrecke dieser Bahn fixiert, d. h. den Fuß. Bei noch stärkerem Rückschläge wäre er nicht bloß auf diesen zurückgeworfen worden, sondern auf den Schuh, ja in besonders schweren Fällen hätte nicht einmal der Fuß mehr darin zu stecken gebraucht, der Sehuh als solcher hätte genügt. Die Wahl des Fußes teaß hier eine doppelte Begründung; geographisch und ferner auch symbolisch als Penis des Weibes. Die Bedingung dieses Falles war oi'fenbar, daß zunächst, die Mutter selber von Haus aus eine erhöhte Ero- genität des Fußes mitbrachte.i) und darum den Fuß ihres Kindes besonders abküßte. Hier trafen also Vererbung und Erwerb in einem einzigen Ziel zu- sammen, Es fand dann ferner während der Sexualentwicklung infolge Ein- schüchterung eine Regression statt und endlich Fixierung in der Pubertät Damit sieh nämlich eine Perversion einwurzeln kann, muß eine neue Verstärkun'' kommen in der Zeit des Reifens. Also eine kongenitale 4.nlaee Einschüchterung mit Rückschlag in der Kindheit und

') ,:Diese ist nicht zu veiwuthseln nüt de.- vagen, allgemeinen uad völlig unbe- stimmten „nervösen Dißposition". Hier handelt es ?ioh v ielm ehr um ei n i;,.stimmto U'Ogenc Zone, deren Reuting oder Erregung von Hau. aus verslTrHe Gesehlechtslust setzt," (Sadm.) ^"^ ^trstarkte

Absreuziiiis des Fetischismus.

];i

eiidlii:li eine zweite in der Pubertät, die dann erst zu dauernder Festleg unglühr t."

Die Konstitution der Freudianer ist jetzt ersetzt duix-U die „Dis- position der erogenen /.one^. Das ist kein Fortschritt, das heißt mit anderen Worten: Der FetischUt ist durch die angeborene holierel.ro- genität bestimmter Körperstellen für sein Leiden disponiert. Die 1 ara- Philie entstünde dann diircli Bevorzugung eines bestimmten leütnebes. Der Fetisch ersetzt ein Genitale. Diese Darstellung ist einseitig, "trifft für einzelne lalle zu er- schöpft aber nicht das Wesen des echten Fetischismus. Auch ist der Vo,- ..ang oft ein verkehrter, als wie ihn Sadger schildert, Gerade das Sehen ^ines verbotenen Körperteiles kann zur Unterdrückung der Sehlust fahren und die anderen Smnesquahtäten hervortreten lassen Der nor- male Liebende sieht sein Liebesobjekt gerne, er hat Lust an der Berüh- rung die Küsse schmecken ihm, er ist entzückt von dem spezifischen Ge- rüche seines Partners, die Stimme klingt ihm wunderbar hebhch. Er hebt mit allen fünf Sinnen. Die Hervorhebung einer Sinnesquahtat zugunsten der anderen vier hängt oft mit dem Umstände zusammen daß gerade die unterdrückten Sinnesqualitäten der Verdrängung anheimgefallen sind H-eil sie mit verbotenen Regungen assoziiert smd.

Die Darstellung von Sadger kann wohl einzelne Fälle von Par- tialismus erklären. Sie reicht aber keinesM-egs für den echten Fetischis- mus aus, der mit der angeborenen Disposition (d. ]>. mit den verstärkten erogenen Zonen) nichts zu schaffen hat.

Der Fetiscliismus ist also eine Krankheit u n d k e i n F a t u m. Er ist eine Parapathie. Er ist eine Konstruktion der Kranken mit einer ganz bestimmten Tendenz. Dies läßt uns anch alle Fälle vom sogenannten „normalen Fctisdiisnius" als nicht zum Fetischismus gehörend ausscheiden. Wenn jemand für kleine Ohren schwärmt und sich nur Damen sucht, die kleine Ohren aufweisen, so ist er noch lange kein Fetiscliist. Er zeigt einfadi irgend eine Form der sexuellen Variationen, die so unendlich sind, daß ihre Besciireibun,; unmöglich wäre. Aber seine Variation hegt, um emen treffenden Aus- druck den Blüher in Anlehnung an Adler geprägt hat, auf der B e X u e n e n L e i 1 1 i n i e zum Weibe. Der normale Fetischismus er- möglicht dem Träger den Besitz des Weibes und steigert sogar die Tibido Diese Fälle haben mit dem Fetischismus, w;e Th n^n beschreiben will, nichts zu tun ja, sie stehen zu ihm im Gegensatz und man täte am besten in solchen Fällen gar n i cht vo n F e t - \hismus zu sprechen. Der echte Fetischist braucht se.nen Fetisch um sich das Weib zu ersetzen, der Normale bevorzugt gewisse " Zonen, die den Besit. des Weibes wertvoller machen. Der

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Fetischismus.

Fetisch ist entwertet das Weib, der Normale ü b e r- ^\' e r t e t d e Ji Träger seiner bevorzugten e r o g e n e n Zonen.

Das ließe sich auch in den meisten Fällen von Partialismus nach- weisen. So äußert sich Havelock-ElUs über den Fußfetisehismus in sehr intereseanter Weise:

„Die Neigung, die wir in dieser Weise für Irüliere Kultunjerioden nurinal linden, namlicli <iie susuelle Symbolisierung des Fraueiifußes und seiner Entblößung, ferner die von ihm ausgehende faszinalive Wirkung hat eine gewisse Bedeutung auch füi' die Erklärung der sporadischen Erscheinung des Fußfetisehismus bei uns selbst. So exzentrisch der Fußfetisehismus er- scheinen mag, so ist er doch nur das Wiederauftauehen eines sinnlichen oder emotionellen Zwanges infolge einer Art Pseudoatavismus oder EnUvicklungs- hcmTnung, wie er von unseren Vorvätern wohl früher und wie er jetzt noch von unseren kleinen Kindern verspürt werden mag. Das gelegentliche Wieder- erscheinen dieses verschwundenen Inipulse.s und die Zähigkeit, mit der die-^er sich erhalten kann, werden dergestalt bedingt durch übersensible Reaktion eines abnorm nervösen und gemeinhin vorzeitig entwickelten Organismus auf Einwirkungen hin, die unter der durchschnittlichen und gewöhnlichen Be- völkerung Europas lieute nicht mehr gespürt oder rasch überwunden oder in den höchst komplexen Prozessen, die der Ablauf der sexuellen Vorgänge und der Tumeszenz im Individuum hervorruft, prompt unterdrückt werden."

„In diesem Sinne kann man. wenn es auch gewagt wäre, von Feti- schismus als einem echten Atavismus zu sprechen, wohl vertreten daß er sich auf kongenitaler Basis entwickelt. Er stellt die seltene Weiterentwick- lung eines angeborenen Keimes, welcher in früheren Epochen häufig eine all- gemeinere und gewissermaßen nocli in d<?r Breite der Xorm passende Ent- faltung annalim."

„Wenn auch der gewöhnliche uusensitive Durchschnittsmensch nichts davon zu merken lirauchfc, so sind sie für den aufmerksamen und phanlasic- volleii Liebenden selbst ein hervorragender Gravitatioiispunkt in der hoch- komplizierten Konstellation seines leidenschaftlichen Geluldscnsembles. Eine liesonders nervös veranlagte Person kann, wenn einmal ein solcher Sym- bolismus fiieh fest konstituiert hat, in ihm ein wirklieh unerläßliches Element des Reizes der geliebten Person finden. Schließlich ist für ein völlig erkranktes Individuum das Symbol die Haupt- sache: die Person als solche wird gar nicht mehr ge- sucht, nur noch als Appendix des Symbols angesehen odor sie tritt überhaupt vollkommen in den Hinter grund und nur noch das Symbol istdas Ziel undgenüet vollständig und allein zur geschlechtlichen Befriedi gung. Wenn es schon als krankhaft bezeichnet werden muß, ein Svmhol als fast die Hauptsache am Reize einer geliebt™ Person zu betrachten ' -o haben wir doch nur im letzten Falle, in weichem das Sjnnbol allein Befriedigung verschafft, eine echte und vollständige Perversion vor uns In T weniger ausgesprochenen Formen des S y m b o 1 i .T^f,^ wird immer noch das Weib gesucht und die Forto'fUn zung gewährleistet; wird das Weib ignoriert und da^ Symbol an sich ist ein adärjuater und s o ^ a r w ll I

Abgrenzung des Fetischismus. J5

kommener Stimulus zur Detumeszenz, so ist die Sache entschieden etwas rein P a 1 1] o 1 u g i s c li o s."

Auch Havelock-Ellis siehi das Pathologiacht' des Fetisehisiime darin, daß das Symbol den gesdilechtliclien Partnei- ersetzt. Er betont die atavistische Grundlage des Fußfütisdiiömus, vas ja mit der Sehweiß- fußtheorie von Abraham und Freud übereiiistinnnen würde. Ich würde für den Fußfetischismus sclion lieber die Hypothese von Alfred Adler stützen: Wer an seiner großen Zehe gelutscht hat, der wird dann Fnß- fetischist. Es würde dies zu meiner Behauptung stimmen: Der Fetiscli entspricht der eigenen erogenen Zone. A¥ir lieben an dem anderen, \va& wii- an uns lieben, wir erzeugen nur an jenen Zonen Libido, deren Eeizung uns Libido erzeugt.

Dieses Gesetz wird sich überall im Sexualleben bestätigen lassen. Allerdings kommt es dann zu allerlei Vcrsdiiebimgen. Hatte uns in der Kindheit der nackte Fuß Freude bereitet, machte es uns Vergnügen, den nackten Fuß der anderen zu sehen, so überspringt diese Libido- besetzung auf den Schuli, der den Fuß verhüllt. Wir haben ja im Fall Nr. 2, G. S., S. 5, gesehen, wie das Verhüllende den größten Reiz bildet, weil die Phantasie den Reiz des Verhüllten gewaltig erhöht und steigert. '

Studieren wir verschiedene Fälle von Fetischismus- Die j'endenz, vor dem Weibe zu fliehen, wird inmier wieder aufs deutlichste hervor- treten. Da ist der bekannte Fall, den Moll als Rosenfetischisinus be- schrieben hat. Ein Mann lebt eigentlich in völliger Abstinenz. Er i'ührt keinen Koitus mit Frauen aus, ja, er behauptet sogar, er hätte eine Antipathie gegen alle Frauen. Er sieht eines Abends eine Dame, die auf ihrem Busen eine schöne Rose trägt, und verliebt sich in die Dame oder eigentlich in die Rose. AVohl verlobt er sich heimlich mit der Dame, aber sein Verlangen geht nur nach ihren Rosen. Er ruht nicht, bis diese Rosen sein Eigentum werden. Daheim berieclit er die Rosen imd hat die höchsten Lustgefühle dabei. Er ruht nicht eher, bis er eine ganze Sammlung von solchen Rosen zu Hause hat. eine Erscheinung, die wir immer wieder finden werden und die ich als Harems kult der Fetischisten bezeichnet habe. Dieser H a- r e m s k u 1 1 fehlt in keinem Falle von e (i !i t e m Feti- schismus; er ist ein charakteristisches SjTuptom des echten Feti- schismus und drückt die symbolische Darstellung eines latenten, im Kampfe mit der inneren Moi'al befmdlichcn Don Juanisinus aus. Der Fetischist ist ein Don Juan oder hat wenigstens seine heimlichen (le- lüste wie ein Don Juan. Aber er sammelt statt der Frauen 0 seine fetischistischen Objekte.

') Es wird aufgefallen aran, daß ich immer vom niäimliclien Fetischisnms spreche. Ich kenne nuch einen SdnnuckfcLiBchiRmup einer Frau und andere Ansatxc mm weib- lichen FetisehismuB. Aber der Felisohismus ist im allgenieinon eine Krankheit <ler Männer Für die seltenen Fälle von weiblichem Fetischismus gelten natilrlich die gleidien

_^6 Fetischismus.

Jeder Fetischist hat seinen Harem an Sacktüchern, Unterhosen, Schuhen,. Zöpfen, Photographien, Haaren, Miedern, Strumpfbändern usw. Jeder einzelne Fetisch verliert bald seine fetischistische Kraft und der Fetischist sucht gierig nach einem anderen Objekte, um das alte nach einer Zeit wieder hervorzuziehen, wie es ein Pascha in seinem Harem macht. Immer gibt es eine bestimmte Favoritin.

Nun zurück zu unserem Rosenfetischisten. Heiratet er die Dame, in deren Rose er sich so heiß verliebte, daß er sich mit ihr verlobte? Keineswegs. Er macht es wie alle Fetischisten. Er zieht eich aus ii'gend welchen rationalistischen Gründen zurück. Er löst seine Ver- lobung und bleibt nur seinen Rosen treu. Der Fetisch hat seinen Dienst erfüllt. Er hat ihn vom Weibe abgehalten und das Weib ersetzt.

Hinter dieser scheinbaren Paraphiiie steckt eine heimliche Angst. Dieser Mensch steht zwischen satanischen und frommen Tendenzen. Er ist ein Don Juan ohne den Mut zur Sünde. Das Weib verliert für ihn jeden Reiz, weil er den Reiz gewaltsam auf ein kleineres Objekt, die Rose, verschoben hat, Rosen küssen ist doch keine Sünde. Rosen können seine Potenz nicht erproben, es kommt bei der Rose nicht zu 1 dem Kampfe der Geschlechter, dem der Fetischist vorsichtig ausweicht.

1 Das erklärt uns auch eine Form des Fetischismus, der eigentlich

in meinem Sinne eben kein Fetischismus ist. Es ist dies die Vorliebe ] . für alte, kleine, verwachsene, häßliche, bucklige, schielende, hinkende,

i kurz mißgestaltete Frauenzimmer. Der bekannte Fall des Descartes.

1 der nur schielende Frauen lieben konnte, gehört hieher. Ich möchte schon

i an dieser Stelle darauf liimveisen, daß Männer Frauen suchen, die

) eine Krücke tragen oder ein Bein amputiert haben. Die meisten dieser

l Fälle dürften außer der bekannten naheliegenden infantilen Wurzel

j (Erinnerung an ein Sexualobjekt der Jugend!) noch eine andere Moti-

vierung haben. Diesen entstellten Frauen gegenüber empfindet man Mitleid. Sie werden nicht als vollwertig genommen. Sie sind vom \ Schicksal gezeichnet und schon entwertet. Der von Merzhach beob-

) achtete Fall, von dem ich später sprechen werde, bestätigt diese An-

nalmie. Das Persönlichkeitsgefühl des Mannes, das bei der sexuellen

Werbung und Eroberung eine eo große Rolle spielt, kommt diesen

^ Krüppeln gegenüber eher zur Geltung. Sokiien halben Frauen gegen-

I über kann sich der Mann eben als ganzer Mann fühlen. Das erklärt uns

r

Gesichtepiinkte, wie ich sie hier für den männlichen darstelle. Iloirard hat Fälle von

weiblidiem KleiderfetischiKmUo beschrieben. Eine 39jährig9 Frau, die Beinkleider stiehlt.

] eine 21iäiirige Frau, welche die UnterhoBen des seligen Mannes liebkost, ein 17iähriges

Mädchen, das einen Haremskult mit männlichen Strumpfbändern treibt. (Ztechr. f. Sexualwiesenschaft, H. 3. Jänner 1914.) Weitere Beispiele von weiblichem Fetischismus ßaden eich im dritten Kapitel. Die sehr wichtige Frage, warum der Fetischismus eigentlich eine Männerkrankheit ist, werde ich im letzten Kapitel ausführlich behandeln.

Al)p-eiiziing des Fetischismus. jj

auch die gute Potenz mancher Männer bei Dirnen und liii Versagen hei anständigen Frauen. Solche Männer überöciiätzen das anständifje Weib und fühlen sich iln* gegenüber unterlegen, was eine öexuelle Aggression in vielen Fällen ausöchlielM, weil Potenz und Überlegenheitägefühl innig zusammenhängen. In solchen Fällen läßt sidi der Mann zum ent- werteten, „gezeichneten'" Weibe herab, er beglückt es mit seiner Gunst, während er sich sonst beglücken laßt.')

Immer wieder werden wir bei den beschriebenen Fällen von Feti- schisnuis betont finden, daß der davon Befallene eigentlich iceusch ge- lebt habe. So sagt Lippmann von seinem Zopffetischisten : „Niemals zeigte er eine Spur von Sinnlichkeit. Gespräche über Mädchen bzw. über geschlechtliche Dinge interessierten ihn gar nicht. Er trat auf Wunsch eines Freundes in einen Studenten verein ein, der das KeuGchhoitsprinzip zur Bedingung der Mitgliedschaft machte. Er erklärte, daß es ilun nicht schwer laue, ein derartiges Versprechen zu geben." Daß es sich aber nur um verdrängte Sexualität gehandelt hat. beweist der Umstand, daß er einmal gegen seine sonstige Gewoiin- heit berauscht, auf die Wirtin zuspringl und sie bei den Haaren zaust. Solche die Hemmungen aufiiebende und den Charakter scheinbar ver-

') In diizelnen solchen Fällen könnt* ich Hncn BekundiLven Bcelisi^hen Mechauismus kdnetatJLTeii, den idi das Prinzip der „feit igen Sache" nenne nach cinom he- kiinntcn Witae, den ich hier eeiiicr peyciiologisclien Wurzel wegen erzählen muß. Bin, Iliiiatsvermittipr trägt einem jungen Manne ein reiches Mädchen an; der Bewerber hüli dem Vermittler iils großen .NacJiteil der „Pni'tie" entgegen, ddß das Mädchen sich einmal dae Bern gebrochin habe und nun hinke. „Ach was", sagt der Vermittler, „stellen iSie eich vor: Sie Bind schon verheiratet. Sie gehen mit Ihrer Frau spazieren. Dil kommt ein Auto. Ihre Fniu wird überfahren. Jetzt müssen Sie sofort mit der Rettungsgesellschaft in dsiK Sanatoriiun fahren, es Itommt der Professor. Sie verleben einige Woelicn der fiirchterliehntj^n Aufregung, Sie luilien dann die enormen Kosleii au tragen. So aber kommen Sie gleich zu einer fertigen Sache." Dies Frlnzip dci' fertigen Sache spielt, in einzelnen Fällen von PscudofetischismuB eine große Rolle. Vorerst ein anderer hichcr gehörender Fall. Ein Mann kommt zu der Frau seinee Freundes, die ihn immer kalt gelasstn hat, und findet sie ganz verprügelt. !n diesem Momente erwacht seine ganze Sexualität und er stürzt sich fürmlicli auf '^i«. Die Frau hat aa<'h ein intensives Bedürfnis, sich an ihrem Manne zu rächin, Sie omptinden beide eine imgehtui'e Libido beim Koitus, die sich aber nicht wieder einstellt. Der Mann war ein Sadist, dem seine grausamen Instinkte nicht deu{li<'li bewußt werden durften. Hier kam er zu einer ,.fertigen Sache". Fetisch isten, die amputierte Frauon suclien, haben auch das Stück Sadismus verdrängt, das eine Zerstückelung der Frau verlangt. Der amputierte Arm oder das fehlende Bein ist dann das Stock Realität, an dem die Phiuitasie ansetzt, der Sclidn eines ruten Blutes für die farblosen Schemen. Die Psycho- logie des Mitleids läßt sich von diesem Gi«ichtBpunkt auch neu beleuchten. Sie arbeitet aueJi nach dem Prinzipe „Lust ohne Schuld"'. Die grausamen Taltn voBbringt ein anderer oder das Schicksal. Wir zichin unsere Lust daraus in der Form, wie sie das ethische Gewissen verlangt. Die Schadenfreude, welche dem Mitleide so häuSg voran- geht, es heimlich heglcilet. ist der bewußte Ausdruck der gleichen Tendenzen.

Stekel, SlärunKBIl dui Trieb- und Affaktlubenl. VII. 2

■1 o _ Fe tisch isniuB.

änilt'i'nde Wirkungen des Alkohols kann man in sexualibus üt't beob- achten nnd Boldien Personen ist die Abstinenz geradezu notwendig und hütet sie vor Entgleisungen. {Der Fall zitiert nach Merzbach, Die krankhaften Erscheinungen des Geschlechtsinnes. Ali'red Holder, i9ü9.) Dieser Kranke gibt an: „Eine sinnliche Regung zu Personen anderen Geschlechtes habe er nie empfunden. Es sei ihni das recht klar worden, als in dem Vorein Ethoe über die Scb^-ierigkeiten gesprochen winde, geeehlechthchon Anfechtwngen zu widerstehen. Er habe damals aus ehrlicher Oberzeugung gesagt, für sich könne er garantieren und liabe nicht begriffen, daß auf andere die Versuchung so stark einwirken Icönne." . . . Wir merken, daß der Patient schon von Jugend auf dem Weibe ausweicht, offenbar weil er es gar nicht auf den Kampf der Ge- sichlechter ankommen lassen will. Der Mann fürchtet immer die "Über- legenheit des Weibes, wie ich es schon bei der Bevorzugung krüppel- hafter Frauen betont habe. Ein Patient von Merzbach, der sich nur verwaelisene Mädchen als Partnerinnen aus\vählte, sagte, daß es seine Begierde mächtig errege, werui seine Partnerin und er alle möglichen Künste aufwenden müßten, um die verwachsene Frau durch Kissen und Decken in die richtige Lage zu bringen, wozu noch der Umstand käme, daß sich solchen von der Natur vernachlässigten weiblichen Personen „zur Geschlechtslust noch die Dankbarkeit ge- selle". . . Und offenbar kommt es dem Partner nur auf die Dank- barkeit und auf das Gefühl der persönlichen Überlegenheit an. Die sclion besprochene Tatsache, daß es eine Menge Männer gibt, die bei der Dirne potent sind und der anständigen Frau gegenüber auch in der Ehe versagen, entspringt diesem feinen Spiele des Ichbewußtseins. Ich könnte diese Behauptungen an vielen Fällen von Fetischismus nachweisen, die von anderen Autoren publiziert wurden. Ob es sich um Neigung zu Schuhnägehi, Rosen, Taschentüchern, Korsetts liandelt,

immer ist die Tendenz dieser Menschen ein Abrücken vom AVeibe, ein starker Zug zur Abstinenz im Gegensatz zu ausschweifenden Phan-

tasien. Immer liegen Satanismus und Religiosität bei ihnen im Kampfe.

Erotische Sonder liclikeiten (der „Picazismus" Eulenburge) haben nichts mit dem Fetischismus zu tun. Sie sind in den meisten Fällen fixierte Infantilismen, wie ich sie in Bd. V beschrieben habe.

Ich wälile zur Abgrenzmig des Fetischismus einige Fälle aus der ,.Sexualpatholopio" von Magnus Hirschfeld.

Der erste Fall lautet:

,.In einem anderen Fall wurde ein Mann von dem Drange verfolgt,

sieh auf einen Platz zu setzen, von dem sieh unmittelbar zuvor eine

■©ame erhoben hatte: er konnte dies in den meist stark besetzten Wagen

der Straßenbahnen und Stadtbahnzüge unbemerkt und leicht dursh-

^Mta

ÄbgreuzuDg iIce Fetisch ismiie.

19

iülii'en. Die dem Platze noch anhaJitende Wanne des weiblichen Gesäßes rief bei ilini oft Erektionen hervor. Sich dorthin zu setzen, wo vorher ein Herr gesessen h a. 1 1 e, erzeugte in ihm großes Unbehagen und war ihm Gchließlich ganz unmöglich. In Hotels, auf der Eisenbaim und auch sonst vielfach benutzte er mit Vorliebe Danientoiletten, was ihm nicht selten Zureclit- weisungen eintrug."

Dieser Mann hat wahrscheinlich schon in der Kindheit mit Vürüebe den Abort benützt, wenn ein weibliches Mitglied der Familie voriier dort gewesen war. Die Warnte des Brettes erzeugte ihm Lustgefühle. Die Be- rührung des Brettes weckte die Assoziation zur Berührung des Körpers. (Das bekannte Tertium defäeationis, das im Kinderleben eine große Rfjüe spielt.) Die verdrängte Homosexualität äußert sich in der Ab- neigung, sich auf einen Platz zu setzen, wo vorher ein Mann gesessen ist. Dieser Fall ist ein typischer Fall von „psychose-vuellem Infantihemus'" mit verdrängter Homosexualität und mit verdrängter Anal Sexualität.

Nun zum zweiten Falle von Hirschfeld:

„Ein Mann meiner Piaxis, galizischer Kaufmann, war von einem sadistisdien Haß gegenüber roten Haaren erfüllt. Gleichwohl heiratete er schließlich eine Frau mit „knallrotem" Haar. Zu seiner Recht- .fertipung gab er zwei Gründe an: Er hätte geglaubt, durch die eheliche Gewöhnung würde er sich seine AbiuMgung „abgewöhnen" können, außerdem sei seine Frau so vennögend gewesen, daß er um dieses Vor- zugs willen das körperliche Defizit in den Kauf genommen hatte, zumal alle, die er gefragt habe, das feurige Haar eher schön als häßlich ge- funden hätten. Um seinen Ekel hypnotisch heilen zu lassen,- suohte er mich auf. Ich schlug zunächst der Frau vor, ihr Haar färben zu lassen. Sie leimte dies energisch ab. Den Widerwillen ihres Mannes faßte äie als persönliche Beleidigung, bestenfalls als eine Marotte auf, die er, „wenn er sie wirklich liebe, aufgeben müsse"; ähnliche Gedankengänge kommen bei dei' Unkenntnis und Unterschätzung fetisciiistischer Zwangszustände im Publikum allzu häufig vor. Die Ehe wurde getrennt."

Es handelt sich um einen Fall von „Partialismus", um eine indivi- duelle Liebesbedingung negativer Art. wie sie früher von Hirschfeld als „Antifetischismus" beschrieben wurde. Der Mann kämpft gegen eine übermächtige Neigung zu Frauen mit rotem Haar (Erinnerungsbild aus der .Jugend?). Er verwandelt diese Zuneigung in das Gegenteil. Er erliegt der Anziehungskraft des roten Haares und rationalisiert seine Heirat mit dem fadenscheinigen Motiv, sich durcli die Ehe den „sadistischen Haß" abgewölmen zu wollen. Die hemmenden Faktoren ei'weisen sich als stärker. Die Heilung könnte durch eine Psyehanalyse leicht vollzogen

V I

_„ Fetischismufl.

weiden, ebenso wie die lisychologisclie Aufhellung dieseB Falles, der keineswegs in die Gruppe des Fetischismus gehört. ; ;■ Nun zum dritten Falle von Hirschfeld.

Ich gebe das Beispiel eines Haarfeti_s^isteiu_Patient, der über _ 10 Jahre in meiner Behandlung steht, isL höherer Regierungsbeamter, 50 Jahre alt; aus seinen Berichten geht folgendes hervor:

Ale Patient 7 Jaln-e alt war, kam eines Abends, als die Kinder schon im Bette lagen, ihr junges Dienstmädchen zu ihnen und umarmte sie da- sie wegging. Dieser Moment steht Patient noch deutlich vor Augen, wie er ihr damals ins Haar gegriffen hat. Mit Eintritt der Pubertät kommt der Zusammenhang der se- xuellen Erregung beim Anblick oder Berühren eines schönen Scheitels zum Vorschein. Es beschränkt sich die Auslösung der Err^ung von da ab nur auf das Haar bei Mämiern. Frauenhaar flößt ilim absolut keine Beachtung mehr ein und auch bei Männern nur das glatte, braunschwarze Haar mit einem Scheitel, der durchgezogen sein iii u ß. Zwar beachtet Patient auch den vorderen Anfang des Scheitels, dodi ist die Lage nicht so sehi- von Bedeutung, ein zu weites Sitzen nach der Seite wird nicht als schön empfunden. Patient bevorzugt iunge schüchterne Leut«, sie müssen sich aber recht natürlich geben: besonderen Genuß und Auslösung seiner sexuellen Erregungezustände findet er beim Frisieren. Er nimmt dies folgendermaßen vor : Er steht hinter dem Betreffenden, feuchtet das Haar an mit Öl und Pomade, die er ebenso wie Kämme stets in der Tasche trägt, und zieht dann einen Scheitel. Beim Durchziehen des Scheitels über den * ' " Wirbel tritt Ejakulation ein, doch aucli schon das

' Streichen des glatten Haares mit den Händen, das „Glätten'', löst bei ihm diesen Moment aus, zumal weim er die Rückseite des Betreffenden mit seinem Körper bei Annäherung an den Scheitel leicht berührt. Er entblößt dabei nicht seine Geschlechtsteile, doch meint er, daß dies ilmi größeren Genuß bereiten würde, aber aus Schamgefülil unterbleibt es. Er selbst trägt auch einen durchgezogenen Scheitel und frisiert sich sehr oft. Doch bringt es ihm viel größeren Genuß, wenn er einen anderen l \ frisieren kann. Allein der Anblick eines Scheitels läßt ihn dem be-

treffenden Träger hinterherlaufen und ihn ansprechen; wenn er als junger Offizier zu einem Mädchen ging, um es zu koitie-ren, zog er sich selbst einen sehr gutsitzenden Scheitel; im entscheidenden Moment stellte er sich einen schönen Scheitel vor als höchstes Symbol seinei* sexuellen Empfindung. Das Absclmeiden von Haaren zur Erinnerung oder aus Zwang ist Patient nicht verständlich, doch könne er sich vor- stellen, „daß er von einem sehr lieben Freund, der auf dem Sterbebette

■^ .

AbgreiizuDg des FetiBchismus. 21

läge und ihm endgültig verloren ginge, eine Locke zum Andenken mit- nehmen würde'". Seine Hauptideenassoziation läuft über den Anblick eines schönen Scheitele zurück zur Erinnerung an die schönsten Standen, in denen er jungen Leuten einen Scheitel ziehen durfte, „als Ausdruck seiner höchsten Gefühls- und Gedankenwelt, in der er sich wie in einem geschlossenen Ring bewegt, dessen Zentrum ein schön durchgezogener, festanliegender, braunschwarzer Scheitel bildet, der Brennpunkt in seinem Weltsystem, in dem nur wenig Licht in weiter Finsternis das Leben verrät". Patient, der durch sein seltsames Gebaren verschiedent- lich auffällig geworden, fülirt in den Lokalen, in denen er sich mit Ver- liebe aufhält, den Beinamen der „Frisierer". Diese Lokale entsprechen übrigens in keiner Weise seiner aristokratischen Abstammung, sondern dem volkstümlichen Milieu, in dem er sich am wohlsten fühlt."

Auch dieser Fall hat mit dem Fetischismus nichts zu tun. Es handelt sich um einen typischen Fall von „psychosexuellem Infanti- lismus" mit Homosexualität.

Meine Leser werden schon begierig sein, die Krankengeschichte . eines echten Fetischisten kennen zu lernen. Ich werde später einige ein- gehende Analysen mitteilen, will aber schon jetzt zur Abgrenzung einen sehr charakteristischen Fall von Paul Garnier') anführen:

Fiill Nr. 3. Der 26iährige Schriftsteller Louie X. hatte im Park von Vincennes offenthcli onaniert und wurde wegen Verletzung der Sittlichkeit angeklagt und von den Gerichtsärzten Paul Garnier und Legras auf ßemsn GeisteszuRtand ujitersucht. Ihrem Gutachten entnehme ich folgende Tat-

eachen;

X entstammt einer reichen FamiHe und ist mütterlicherseits erblich ziemlich schwer belastet. Er zeigt keine besonderen Deg^erationszeiehen. Er macht einen auffallend gepflegten und eleganten Eindruck. Er tragt Lackecliuhe die einen ganz beeüiideren Glanz zeigen. Er benützt Zwicker und Monokel, ohne kurzsichtig zu sein, nur um sich eine interessante Pose zu seben Seine Haltung ist ruhig, seine Bewegungen beherrscht; seine btimme klinet monoton und eher weiblich. Er ist groß, schlank, trägt einen hell- blonden Vollbart Seine Hände erwecken infolge außerordentlicher Pflege den Eindruck soignierter Frauenhiinde ; die Nägel smd bo lang, daß„sie ihn au jeder manuellen Beschäftigung unfäliig machen., """^^That eich immer einer ungetrübten körperlichen Gesundheit erfreut;

sein Bruder, j^-i ncuv <■■■- "..■" -_ ^ .

seinem verschlossenen Zimmer. Er zeigte stets Neigung ^Paradoxen^^_ Ironie und Entwertuug. Andrerseits gab er nie Anlaß zü-Tadel. weder .u Hiul^noch in der Schule, was mehr auf seme Passivität als auf semen Ehr- geiz zurückzuführen ist.

') T.Ä Fetichietes. Paris. Bclliüre et fiU. l^^^H.

22 V FetiacbismaB. ..

Seine Gewohnheiten waren stete bizarr; man machte sich über seine Manieren lustig. Schon mit 12 Jahren verwendete er große Sorgfalt für seine Toilette, salbto seinen Körper mit Pomaden, puderte ihn dann ein und be- trachtete Bich fortwährend wie eine eitle Frau im Spiegel. Auf dem Lande be- liütete er in lächerlicher Weise seinen Teint und wich deu Sonnenstralilen aus. Oft fand ihn der Bruder in einer grotesken Pose im Bette, den Kopf mit dem Leintuch bededct. auf dem Bauche liegend . . .

Mit 13 Jahren wurde X. im Lyzeum zur Onanie verleitet. Daheim be- nützte er die Ausgänge seiner Familie, um migestört zu onanieren. Von dieser >Ceit an konnte er beim Onanieren nur durch das Betrachten von Lackschuhen zum Orgasmue gelangen.

Dieses Anstarren der Schuhe trat schon in frühester Kindheit auf. Alle anderen onanistischen Prozeduren, ausgenommen die manuellen, flößten ihm tiefen Ekel ein. Er wurde 17 Jahre alt, ohne irgend eine Neigung für das weibliche Geschlecht zu empfinden. Er kam auf die Hochschule, studierte die Rechte ohne tieferes Interesse. Die Schriftstellcrei zog ihn an. Er beschloß, Schriftsteller zu werden, veröffent- lichte mehrere Werke mit vollständigem Mißerfolg. Während des einjährigen Militärdienstes versuchte er sexuelle Beziehungen mit Frauen anzuknüpfen, da ihn seine Kameraden wegen seiner mädchenhaften Schüchternheit ver- lachten. Der Koitus machte ihm kein Vergnügen, er kehrte daher zur Onanie zurück. Nachher bereitete er sich auf das Doktorat vor und publizierte zwei Romane, die unbemerkt in Vergessenheit versanken. Seine Lieblingslektüre waren pikante Schriftsteller.

Mit 22 Jahren fühlte er das erste Mal ein unbestimmtes Verlangen zur passiven Päderastie und machte eehüchtenie aber erfolglose Versuche in dieser Richtung. Er begann nun mit großem Vergnügen hübsclie und elegante Burschen zu betrachten. Sein Lustgefühl steigerte sich, wenn seine Objekte Lackschuhe trugen. Diese Lackschuhe stellte er sich vor. wenn er zu Hause onanierte, woItoi er immei' den letzten aktuellen Anlaß benützte.

Er war immer überzeugt, daß er als Schriftsteller einen großen Erfolg haben werde und mißte seine Familie in geschickter Weise durch 4 Jahre zu täuschen. Er behauptete, bei einem Advokaten angKtellt zu sein. Er begab sich jeden Tag angeblich ins Büro, benützte alle mögliehen Ausflüchte, um die Wachsamkeit seiner Mutter und seines älteren Bruders zu hintergelien Er erzählte allerlei Details über sein Studium und die Intensität seiner Arbeit Auch von den Ei'folgen seiner Stücke -n-ußtc er zu berichten. Täglich verließ er zur Beiben Stunde seine Wohnung, wanderte in verschiedenen Museen herum oder Bammelte Schmetterlinge. Während dieser Wanderungen suchte er ver- geblich sein Ideal, von dem er folgende Schilderung entwirft: .,Ich sehnte mich nach einem eleganten, gebildeten, jungen Mann. Wir sollten täglich mehrere Stunden mit Gesprächen über Literatur, Philosophie usw. verbringen Dazwisclien sollten wir Liebkosungen austauschen und uns gegenseitig masturbieren. Von diesem Ideal würde ich nie die Päderastie verlangen die widerlichen Details könnten unsere Freundschaft zerstören. Hingegen wünscht« ich mir, wenigstens einmal von einem anderen Manne besessen zu werden nur um dieses Gefühl kenrira zu lernen. Aber keiner dieser Träume sollte' sich jemals erfüllen.

Entmutigt durch die Erfolglosigkeit seiner literarischen Bemühungen' gepeinigt von der Angst vor der Entdeckung seines komplizierten Lügen-

Abgreuzuiig des FetiEcbisraiis. 23

gerebes, verstöi't durch die Uninögliclikeit, seine pädei'aetischen Träume .zu realieiereii, die ihm wie eine O'ata morgana schwanden, n'emi er sie durcii allerlei mehr oder minder burleske Abenteuer realisieren wollte, kam er nach Hallte, wurde erregt, mißgestimmt und von einem hartnäckigen Stirnkopf- sehnierz gequält. Um seine Leide nsehaft zu beschwichtigen, kam er aul den Ge- danlceii, den Penis durch eine Billardkugel zu ersetzen. Die erste war zu groli und verletzte ihn. Endlich fand er das gewünschte Kaliber. Die betreffende Prozedur schildert er folgendermaßen: „Mit einer rosaseidenen Danienhose be- kleidet, die ich lange Zeit vorher gekauft hatte, führte ich kauernd die mit Vaselin eingefettete Kugel in den Anus ein. Sorgsam schützte ich die Hose durdi einen alten Leinen! ani])üii vor Beschnmtzung. Dann drängte ich die Kugel mit der linken Hand gegen den Anus, um sie förmlich schnappen (ha.p- |ier) zu liönnen, wähi'end ich mit der rechten die Hose festhielt. In diesem .Monienle hatte ich nur <'ine halbe Erektion, der wahre Genuß begann für mich, wenn die Kugel schon im Anus eingeführt war. Während ich mit der rechten Hand (monierte, bemühte ich mich, die Kugel herauszudi'angen. Gehing es mir, so drängte ich sie mit der linken Hand wieder zurück und wiederholte dieses Manövei- fi— 8, 10—13 Mal. Mein Lustgefühl steigerte sich, wenn es mir gelang, die Kugel mit einem Griff einzuführen. Dabei versuchte ich, (iie Ejakulation sc lange als möglich hinauszuschieben und kam zum Orgasmus, wenn ich die Kugel nach ihrem letzten Ausstoßen zwischen meinen Nates fest-

gezwängt hielt."

Die Sensationen wäliremi des Aktes schildert er als außerordentlich 1

kompliziert und viel weniger klar als die Onaniephantasien früherer Jahre. ]

Kr hatte ein doppeltes Vergnügen: 1. Er stellte sich beim Einführen und Herauspressen der Kugel das Glied eines seiner letzten Objekte vor, das ihn durch seine Eleganz mid iieBonders durch die Lackschuhe entzückt hatte.

..Ihre Bilder erschienen mir in Reihen von 4, 5, fi, bis ich :

beideniverlockendstenBildestehenbliebundzum Ol- I

g a s m u s gelangt e," 2. Es schien ihm, als ob seine Objekte ihn während des padei'astischeii Aktes zu gleicher Zeil masturbierten. Diese sondcj'barcn Prozeduren geuijgten ihm abej' niclit. Er aunoncierte an Ölfentüchen Orten durch stereotype Inschi-iften, die etwa folgendermaßen lauteten: „Ich biete meine Nates s",hönen Mäimern, welche Lackschuhe tragen, an." Dabei sparte er nicht mit widerlichen Verspredumgen. Während des Schreiljens des Wortes Lack- schuhe trat eine Erektion ein. Die Lackschuhe waren seine Zwangsvorstellung. \uf der Gasse sah er jedem Menschen auf die Füße. Der Dreiklang; Lack- ächnhc schöner, junger Mann, Eleganz, führte sofort zu einer Erektion. Stmi- denlan'' stand er vor Schuhwarengeschäften, machte die größten Umwege, um zu deirverschiedenen Läden zu gelangen, und es kostete ihm große Mülie, sich dem Zustande der Trunkenheit zu entreißen, in den er durch diesen Anblick versank Je glänzender sie waren, desto mehr erlag er ihrer Faszination. Bei Nachi träumte er, daß er die Schuhe aus dem Laden raubte. Endlich kam er auf'den Gedanken, sich ein Paar Lackstiefel zu kaufen, wie sie die Zöglinge der Militärschulc zu tragen pflegen. Was nun folgte, war ein Rausch des Be- sitzes den er folgendermaßen beschreibt: „Mit ungeheurer Erregung trug ich nach H-nFe Mein Herz .schlng zum Zerspringen, ich schloß mich m mein yLmer ein um meine Acquisition nach Herzenslust genießen zu können. Ich stellte die Schuhe auf die seidene Hose. Meine sexuelle Err^ung erreichte .it lieftiKer Erektion ihren Höhepunkt. „Endlich, endlich habe ich sie! V ederholle ich mir. „Vor dem Schlafengehen stellte ich meinen Schatz auf

i) I Fetisch ismus.

das Naphlkästchen, so daß er von der Lampe grell beleuchtet wurde. leb konnte meine Blicke nicht abwenden. Meine sinnliche Begeisterung äußerte sich in periuanontor Erektion. Den nächsten Morgen mußte ich sie lange an- blicken, bevor ieh mich entscheiden konnte, auszugehen. Jeden Tag holte ich ■von da an meine Stiefein aus dem Karton hervor und starrte sie lange an." X. behandelt die Lackstiefel mit der eifersüchtigen Aufmerksamkeit eii.es Geliebten. Eines Tages hatte das Dienstmädchen sie beim Aufräumen auf einen anderen Platz gestellt. Er war davon sehr betroffen und sperrte sie nun sorgfältig in einen Kasten.

yeiiie größte Freude ist es, sie täglich hervorzuziehen und zu betracliten, Er versäumt kein Mittel,'um ihren Glanz zu erhöhen. Er stellt sie ins Fenster, um sich an dem Reflex der Sonnenstrahlen zu weiden. Er bewundert sie. Er isL so fasziniert, daß es zum Orgasmus kommt. Lange schwankte er, ob er in den Stiefeln ausgehen solle. Endlich entschließt er sieh, im Reitkostüm die Lackstiefel ausxiiführen. Er hofft, Aufsehen zu erregen und von einem seiner Objekte begehrt zu werden. Er erreicht sein Ziel nicht. ,,lch kehrte heim", führte er aut, „außerordentlich iibererregt und konnte keinen Bissen zu mir nehmen. Zwiir wendeten sich viele Leute auf der Gasse um, um meine Stiefel au botrachten. Aber da diese Personen meinem Ideale nicht entsprachen, machte es mir kein Vergnügen. tJberdies be- merkte ich an den Lackstiefeln einen kleinen Sprung . . . Das betrübte mich so, als wenn ich die erste Falte in dem Gesichte eines ge- liebten Wesens erblicken würde. Seit damals ziehe ich sie nicht nuhr an''.

Der Fclisdi wirkt bei ihm nicht nur durch das Sehen. Auch der leiseste Geruch seiner Laekstiefel kann zu Orgasmus führen. Er riecht sie mit außer- ordentlichem Vergnügen. Ihre Berührung vermittelt ihm wunderbare Genüsse. Des Morgens nimmt er sie in sein Bett und drückt sie zwischen seine Schenkel, wobei er sich beherrschen muß, als ob er Angst hätte, sie zu beschädigen. Von seinen Bejiiehungen zu den Lacksliefeln entwirft X. folgendes Biid:

Ich ziehe meine rosa Seidenhose und meine Stiefel an. Ich steige mit •'Hspreizten Beinen auf zwei Sessel und iwtraehte mich im Spi^el. Ich onaniere und fixiere die ganze Zeit immer meine Nates, meine Schenkel und besonders meine' Stiefel. In diesem Momente könnte ieh mich selbs-t lieben, meinen ganzen Körper liebkosen, wie ich ihn im Spiegel sehe. Der Anblick kann mich so erregen, daß ich manchmal die liillardkugel gar nicht benötige, um zum Orgasmus zu kommen. Mein Ziel ist es dann., den Strahl de.s Spermas in die Stiefelschachtött'uung m dirigieren. Gelingt es mir. i^o fühle ich einen Panjxismus der Lust. Ein anderes Mal reibe ieh vor der Ejakulation die Nales, die Schenkel und den Anus mit einem Stiefel, wahrend ich hartnäckig und unverwandt den Reflex des Lichtes auf dem anderen betrachte. Aber fast immer stelle icli jeden Stiefel auf einen Sessel nahe dem Fenster, drehe sie so lange, bis sie möglichst stark glänzen, stelle sie in eine bestimmte Distanz, um sie während der Ejakulation so er- reichen zu können, daß ich in eine der Öffnungen spritzen kann. Im Momente, d?- der Samen den Stiefel berührt, empfinde ich neben einem außerordentlichen Orgasmus ein Gefühl des Triumphes und des Sieges."

Nun schritt X. zui' Verwirklichung seiner Phantasien. Er geht in seinen Stiefein aus. Er sieht einen jungen Radfahrer, dei ihm gefällt. Der Radfahrer ijliekt sieh nach ihm um und betrachtet seine Stiefel. Endlich hat er sein Tdeai

Abgrenzung des Fetiscbismus.

25

erfunden' Im Paroxismue seiner Erregung exhibiert er seine Genitalien. Seine ' ntälchung .st groß, als sich der Unbekannte kühl entfernt, Das Resu a dieser Demonstration war, daß er aut die Anzeige enies Passanten arretiert wurde.

Das Gutachten der beider, Sachverständigen wies auf die erbliche Be- lastung des Kranken, auf den zwangfiaften Charakter der Impulshandlung hin und i'ltciierle für Intemienmg des X. in eine Irrenanstalt. Uas Gericht schlol.^ eich diesem Vorsehlagc an.

Dieser bemevkenewerle, geradezu einzige Fall zeigt die charakteri- stischen Merkmale eines echten Fotischisten. In erster Linie sehen wir ein Ausweichen vor dem Weibe. X. versucht einige Male den Koitus aber er macht ihm kein Vergnügen. Er baut dann seine homosexuelle Kom- ponente aus und tut BO, als ob er einen Partner sucl^en ^vurde. Aber ei findet keinen. Er hat keine Kraft zu einer Aggression und weicht in Wirklichkeit allen Gelegenheiten aus. Zeigt ihm em junger Mann Ent- gegenkommen, so findet er, daß jener seinem Ideale nicht entspricht. Kurz, er weicht der Realität aus und lebt in seinen Phantasien.

Der echte Fetischist lebt sich in der Onanie aue Es gibt keinen Fetischismus ohne Onanie. Auch X. ist ganz der Onanie verfallen. Die Realität hat für ihn den Wert verloren. Er lebt in der AVeit der Träume! " , "

Aber diese Welt der Träume reicht in seine Kindheit zurück. X. ist .vie alle Fetischisten ein typischer Fall von psycho.exuelle.n Infanfi- ii^mus. Zugleich drängt es ihn zu einer Impulshandhmg Er konnte die S iefcl aus der Auslage stehlen! Er exhibitiomert schließhch im Bo.s de V K-ennes. Leser, welche Bd. V und VI studiert haben, werden die ver- ISenen lächerlichen Prozeduren des Herrn X '-f^t versahen ,^^^ Stiefel repräsentieren ihm zwei lebende Personen (vielleicht die El ein , rSd für ihn Symbole bestimmter Personen und Ereignisse, nni H.lfe Tld Verschiebungen (V e r 1 a d u n g e n) werden mächtige, aus der Z^^^^^^ Affekte von ihrem ursprünglichen Objekte scheinbar ^„l und auf die Stiefel verladen. Die Stiefel werden dann ein Idol, ein wirklicher Gott, ein echter Fetisch.

In allen Fällen von Fetischismus finden wir Reihenbildung und

u 1 Hier scheint eine Treue an ein Objekt vorhanden zu sein.

einer. Harem Hiei sche.m^ ei verschiedenen Partner, der

p,, ff^^'f2^^'^^ZX2£.n ein halbes Dutzend vorstellt, Obiekte, V- ". X.n Favoriten haften bleibt. Der Wieder- „i, er scliheLshch '^'" ^^nistischen Aktes deutet auf die mangelnde

Beh-iedigung hin. 1^ ^ ^ ^" ^-^ ^^^,, ersetzt worden. Es kann

ther :::XÄ^;:ltl Erschöpfung eintreten. Wir .erden in

2B Fetischismus.

(lön meisten dieser Fälle gehäufte Onanie bei einem Dutzend Mal im Tage beobaetiten können.

Dabei besteht ein Drang zur Exhibition, zur öffentlichen Mastur- bation, zur Auesprache der lieimliclien Wünsche. X. kündigt eich durch Inschriften an, er maclit sich auffallend, er exliibitioniert schließlich an einem öffentlichen Orte.

Alle diese Kranken leiden unter der gähr enden Kraft des Geheimnisses. Sie verbergen sich scheu II n d leben in ihrer Traumwelt, aber eine zweite Kraft drängt sie dazu, sich zu verraten, sich mitzu- teilen, i li r Geheimnis symbolisch oder offen aller Welt kundzugeben.

Wii' sehen nuch im Falle X. das Herimilanfen in einem Dämmer- zustände (hyyonoischer Zustand Kretschmers}, den wir bei Besprechung der Tmpulßliandlungen so oft feststellen koiuiten. Wir sehen eine außer- ordentliche Fähigkeit zur Schauspielerei und einen Narzißmus, der sich im Onanieren vor dem Spiegel äußert. Der starke Narzißmus fehlt in keinem Falle von Fetischisnms. Das Onanieren vor dem Spiegel ist sehr charakteristisch.

Wir haben also in Luuis X. einen echten Fetisehisten kennen ge- lernt. Wir könnten uns in verschiedene Vermutungen über die sym- bolische lifdeutung seiner Lackschuhe und seiner verschiedenen Mani- pulationen einlassen. Meine Leser werden ja selbst vermuten können, daß die beiden Stiefel vielleicht die Eltern vorslellen können, daß es sich um pluralistiBclip Phantasien, um eine \ erdichtung von Geburt splianta- slen und anderen sexuellen Vorgängen handelt. Ich werde ähnliche Fälle durch Analyse aufklären, X. ist nicht analysiert worden und kam ins Irrenhaus. Er hätte durcli eine Analyse von dem Leiden befreit werden können.

Betrachten wii' nocJi einen interessanten Fall, ehe wir zur Abgren- zung des P"'etiBc]iisnuis schreiten.

In den „Archives internat. d. Neurologie", 1922, Heft 1, veröffent- licht Viollet folgenden Fall:

Fall Ni'. 4. Herr D., 25 Jahre, ist der älteste Sulm einer Familie mit 3 hindern, die zweite Schwester ist mit 18 Jahren gestorben, die dritte ist 1.6 Jahre ali. Der Vater leidet an chronischer Bronciiitis „et a' des habitudes d'ethyhsnie". Die Mutter ist lie^ehränkfc, brutal und boshaft. Sonst ist erbliche Belafituug nicht bekannt.

D. ist nie schwer krank gewesen, abpr hatte stets eine sehwache Gesund- heit. Während des Krieges is(. er erst 3 Jahre später als seine AltcrseenosBen eingezogen worden und nicht ins Feld gekommen.

Abgrenzung des Fetischismus. 21

Kurz VDi- der Einberufung heiratete er und hat ein 4 Monate altes Kind, das eine spina bifida incompleta und eine Atresie des Anus aufweist.

Masturbiert hat er schon mit S Jahren. Er will von selbst darauf ge- kommen sein und hat besonders zwei Vorstellungen dabei. Die eine: Er ona- niert auf („sur") seinem Kopfpolster, einem Kinder- kopfkissen, mit Federtüllung oder indem er sich ein kleines Mädchen, das in der Nähe wohnt, vorstellt.

Mit diesen Phantasien onaniert er seit seinei Kindheit. Trifft er das „kleine Mädchen", das jetzt 25 Jahre alt ist, auf der Straüe, so hat er sofort eine Erektion, gelit nach Hause, suclit sein Kissen liervor, versteckt sich ge- vühnlich auf dem Boden und onaniert. Wenn das Lustgefühl dann kommt, steht das Bild des Mädchens wie leibhaftig vor ihm und er hat ein sehr großes Vergnügen. - ■>.■■<

Er versteckt sich, weil ihn seine Mutler jedesmal, wenn sie ihn beim Onanieren traf, furchtbar geschlagen hat.

Einmal hat ihn auch seine Fi-au mit der Mutter zusammen vorprüg.>]t, um ihn zu heilen. Er wohnt nämlich mit seiner Frau bei seinen Eltern.

Vor seiner Mutter hat er große Angsi;. Seine Frau findet er hübsch, aber sie ärgere sich über sein Onanieren. "" ""'■

Geschleclitlichen Verkehr mit seiner Frau hat er täglich, aber das ist für ihn weniger genußvoll, als wenn ei' mit seinem Kissen allein ist. Einmal fand ihn seine Frau beim Onanieren und sagte ihm, er solle doch mit ihr koitieren nnd das lassen, aber beim Versuche verging die Erektion sofort.

Das ist öfter vorgekoumieu und D. versichert, daß er. wenn er mit seinem Kissen zusammen ist und eine Erektion hat, den Akt nie mit einem normalen Koitus beenden kann.

Dieses K o p f k i e b e n muß s t e I, s dasein. Beim Schlafen hat es einen sauberen Bezug, aber wenn er es beim Onanieren braucht, zieht er einen alten schmierigen Bezug darübei-, der noch nie gewaschen worden ist.

Einmal hatte seine Frau das Kissen xmXvr der Matratze versleckt, da suchte er es ängstlich, aber er onanierte nicht ohne Kissen. Erst als er es wieder- in Händen hatte, onanierte er. wieder. Die Vorstellung des Mädchens altein kann zwar eine Erektion hervurniien, aber wenn das Kissen fehlt, kommt es nicht zum Onanieakt.

Mit diesem Mädciien, das in seiner Phantasie eine solche Rolle spielt, hat D keinerlei Bezielmngen angeknüpft, im Gegenteil, er vermeidet es sogar, mit ihr zu tanzen. An einen Beischlaf mit ihr hat er nie gedacht. Er stellt : ;„ii i„n„(T so all vor, wie sie ■«irklich ist und mit den Kleidern, in denen r -ie auf der Stra,ße traf. Dabei hätte or da« Mädchen, die aus den gleiclien r,«RPllschaftski'eisen stammt wie er selbst, sehr leicht kennen lernen, sie auch heiraten können. Aber er versucht (^ nie. Außerhall, seiner Onaniephan- tasien existiert sin nicht iiir ihn, er liebt sie nicht.

Verfasser konnte nicht klar entscheiden, um wa^ lur eine Form der f Besessenheit) Zwangsvorstellung es sich handelt. B m'a ete imposs.ble drdSo mrir decisivement s'il s'agissait d'une obsession. >

D ist ängstlich und sehr einsilbig, er ist ganz gutwillig, aber er vei- . ^.^ !^^„ q'inn der Fragen, die an ihn gestellt werden, wohl gar nicht.

fLfX onanierte D. aber auch, ohne die Fran gesehen zu haben. Nur mußte e £ und ingestört sein und sein Kissen haben. Dann konnte auch i" Fra'eitphantasie völlig aus den> Spiel bleiben.

28 ' - Fetisi^hismus.

Abel- das Kissen und Einsamkeit waren dringejidcä Bedüilnis. Die fand er zu Hause schließlich nicht, da er von Mutter und Frau dauernd bewacht ' wurde.

Und so wurde D. in einer Gasse nahe seiner AVuhnung von zwei Frauen hcuierkt, wie er auf seinem Kissen onanierte. Daraufhin wurde er verhaftet.

Hiezu bemerkt Yiollei, dali es nicht das Bedürfnis des D. gewesen sei, öffeiiüicli zu onanieren, wie das üerichl aunaliin, sondern, daß er hoffte an dieser Steile ungestört zu sein, als er dort von den Frauen überrascht WTirde. Hätte er zu Hause in Ruhe onanieren können, so hätte er dazu keinen öffent- lichen Weg aufgesucht.

D. ist im iibiigen von männlichem Aussehen, arbeitet ganz gut und ver- dient seinen Lebensunterhalt für ^ith und seine Familie. Er ist keineswegs ein asozialas Individuum.

.ledoch erscheint er debil: äußeret geringe Bildung, i>eschränkter Ver- staiiii, krankhafte Furchtsamkeit und große Willensschwäche. Daneben ist er Trinker, d. h. so wie man sie häufig in Burgund findet. Die Leute trinken Rof-wein und kauen dazu Bi'<)tkru.sten, und zwar sehr viel Krusten.

Aber er ist kein Alkoholikci- im strengen Sinne, Trinkersymptome weist er nicht auf und „der Alkohol kann in seinem Falle keine Rolle spielen".

Da D. während seiner Militärzeit, als ci' das Kissen nicht bei sieh hatte, und in der Zeit, während der die Frau das Kissen versteckte, nicht onaniert hair, glaubt Viollut. nach Verbrennung des Kissens würde der Antrieb zum Onanieren fehlen. Daneben hält er gütiges und rücksichtsvolles Benehmen der beiden Frauen füi' notwendig.

Es handelt sich um einen atyjiisL'hen Fall von Fetischismus, d. h. um eine rudimentäre Form. D. war imstande zu lieiraten und den Koitus auszuführen. Aber er war nicht imstande, auf seinen Fetisch zu ver- ziditen. Suhr deutlich sehen wir zwei Formen der Verladung: Die eine au! das Mädchen und die andere auf das Kiesen. In beiden Fällen handelt es sich um eine Regression zu einem infantilen Ideale, wahrscheinlich zur Mutter. Hier fehlt die Reihenbildung. Durch die Elie wurde die Aus- bildung des echten Fetischismus verhindert. Auch sehen wir statt der Reihe, statt des Harems eine pathologische Treue zum Fetisch und zum Mädchen, ähnlich wie sie Douis X. zu seinen Lackschuhen zeigte. Wahr- scheinlich würde eine tiefere Analyse die Reihenbildung nachweisen können. Auch in diesem Falle führt die „gährende Macht des Geheim- nisses" zu einem exhibitionistischen Akt, der den Täter mit dem Gesetze in Konflikt bringt. Die vorgeschlagene Therapie (Verbrennung des Kis- sens) richeiut mir lächerlich und erfolglos zu sein. Das Kissen wird wahr- scheinlich durch einen Harem von neuen Kissen ersetzt werden. Wir kommen vorläufig zu folgenden Schlüssen: In einem Falle von echten Fetischismus finden wir: 1, Der Fetisch ersetzt den Partner! Dadurch i- II t ä t e h t ein deutliches Abrücken von der aktiven Sexualität. Der männliche Fetischist flieht oder entwertet das

Abgrenzuug des Fetischismus. 29

Weib, die weibliche Fetisehistin ist beim Manne aiiästhetiach oder sie vermeidet den Koitus gänzlich.

2. Der Fetischist leidet an einem psychosexu eilen In- fantilismus und lebt diesen Infant iliemiis in seinen Onaniephanta- sien aus.

3. In den meisten Fallen findet eine U e i he n b i 1 d u n g statt. (Haremskult des Fetiscliisten.)

4. Die Tendenz, die verbotene infantile Ijust wieder zu erleben, füln't zu allerlei 1 ni p ii 1 s h a n d 1 u n g e n. Die Fetischisten sind Wanderer, Kleptouianen, Exhibitionisten usw.)

5. Der Fetisch entsteht durvh A f f e k t v e r s i- h i eb un g und S y ni b 0 1 i s i e r u n g. Er absorbiert allmählich die ganze sexuelle

Aktivität.

6. Der Fetischismus ist eine komplizierte Zwangsneurose und dient auch a s k e t i s l- h e n Tendenzen. Er ist Buße und Lust zu

gleicher Zeit.

7. Die Impulshandlungen gehen in einer Art D ä m m e r z u- M stand vor sich. Der Fetischist ist ein Tagträumer, dem die Grenzen zwischen Realität und Triumi vollkommen verschwimmen.

8. In allen Fällen lälU sich auch eine kriminelle Kompo- nente nachweisen. (Sadistische Komponente des F.)

9. Der FetischiBmus ist eine Art Religion.

10. Der Symbolismus des Fetisrhisnnis kann nur durch eine tief- gehende Analyse aufgeklärt werden.

Diese Ausführungen mögen voi'läufig genügen. In den späteren Kapiteln werden wir Gelegenheil haben, diesen zehn Punkten wichtigo Ergänzungen hinzuzufügen.

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II.

Analyse einer individuellen Liebesbedingung.

Wenn wii- also den Ausdruck „Fetischismus" für jene schweren Fälle von Paraphilie reservieren müssen, in denen der Fetisch das Sexual- objekt ersetzt und den Kern eines kompliziej'ten Systems bildet, so müssen wir eine Menge von anderen Absonderlichkeiten aussd^eideu, die bislier als Fetischismus beschrieben wurden. Wir begeben uns auf - ein bekanntes Gebiet, das der spezifischen Liebesbedingungen. Ich brauche meine Leser nur auf Band 111 (die Kapitel ,,Die Liebe auf den ersten Blick"' und „Individuelle Liebesbedingungen") und auf Band IV („Die Bedingungen dei' mäimlichen Potenz") zu verweisen.

Das Gebiet des „Fartialisnius" ist fast unerschöpflich. Jedermann hat seine sexuellen Prädilektionsstellen, wobei einerseits konstitutio- nelle, andererseits konditioneile Faktoren eine Rolle spielen. Je tiefer ich in die Materie eindringe, desto erstaunter bin ich über die un- erwartete Fülle der „erogenen Zonen" und der spezifischen Liebes- bedingungen.

Ich habe nicht die Absicht, auf die verschiedenen Formen des Partialismus einzugehen, die wissenschaftlich an und für sich wenig interessant sind, bloß als Kurioea zu gelten haben. Ic!i will an Hand einiger Analysen nachweisen, daß die Verhältnisse oft ein bißchen kompliziert liegen und sich mitunter wunderbare Deterniinatiüiicn des Partialisnms ergeben. Ich wähle als Beispiel die Analyse eines Falles von sogenanntem „Busen- und Popofetischismus", der, mit einer Im- potenz kombiniert, leicht zur Annahme eines echt^'n Fetischismus hätte verleiten können. Der Fall ist interessant, weil er sich mit Klepto- manie kombiniert, also auch Impulshandlungen zeigt. In den nächsten Kapiteln werde ich zwei Fälle von Wadenpartialisraus eingehend ana- lysieren und etwas tiefer in die Psychogenese dieser Störungen ein- dringen können.

Nun zu unserem Falle:

Fall Nr. 5. Hen- 1. 0., Banklieamter, 38 Jahre alt, konsultiert mich wegeu vollßtändiger Impotenz. Seit 2 .Jahren ist er unfähig, einen Koitus

Analyse einer individuell an LiebeEbedinguog.

31

]

auszuführen. Vor einiger Zeit hatte er noch eine schwache Erektion und e& kam zu einer Kjaculatio praecox. Jetzt sei auch diese J^relitionsfähigkeit geschwunden.

Er habe nur ein Jahr laug onaniert, als er zwischen 15 und 16 Jahre alt war, und dunn die Onanie auigegeben.

Über besondere Phantasien und Bedingungen befragt, gesteht er, daß er eine Szene in der Erinnening liabe, die ihn sehr errege und die er eich immer vorstellen iiiüsse. Er war mit 17 Jahi'eu in einem Schneldergesch'-'.ft angestellt. Die Schneider i'aliten die Mädchen oft an den Brüsten und an den Hinterteilen , Diese Griffe seien seine Liebesbedinguug. Er stelle sich i ni ni e r vor, daß er hinter einem Mädchen stelle und ihren Busen greife. Ohne diesen Griff sei er vorher impotent gewesen. Jetzt helfe ihm auch der Griff nicht mehi-.

Auf den Vorschlag einer Analyse geht er gerne ein. . , , •, -;,,

Er erzählt die obligate, belanglose Jagendgeschichte. Sie waren 7 Ge- schwister, er war der Jüngste und wurde sehr verzärtelt. Er wurde nie ge- schlagen, lernte mit 15 Jahren die Onanie durch einen Kameraden kennen imd gab sie bald auf.

Er zeigt deutliche Widerstände gegen die Analyse.

Er habe die Überzeugung, daß man ihm nicht helfen könne. Er zweifle nicht an meinem Können und meinem guten Willen, er sei aber ein ver- lorener Fall. Er wird belehrt, daß er sich vor den weiteren Enthüllungen fürchte und aus diesem Grunde die Analyse abbrechen wolle.

Er berichtet, daß er durch 8 Jahre (von 20 28) zu einer blonden Dirne gegangen war, die ihn sehr anzog, so daß er bei ihr nie impotent war. Dabei hatte er ein eigenes Zeremoniell, das er einhalten mußte, um «Ue Erekt.ion zu erzielen : Er stellte sich mit der Dirne vor einen Spiegel, so daß er sie nackt sehen konnte. Er stand hinter i h i' n n d faßte sie fest an den Brüsten. So blieb er eine Weile stehon, dann griff er an die Nates, worauf der Koitus in d e i' n a t Ü r 1 i c !i e n Lage o i' f o 1 g t e. Es passierte ihm oft, daß er l)ei anderen Uinifu impotent war, bei dieser konnte er immer den Koitus durchführen.

„Hat diese Dirne eine Ähnlichkeit mit irgend einer Person, die in Ihrer Jugend eine Kolle gespielt hat?"

Erst sagt er: „Nein", dann besinnt ei' sich:

„Ich finde, daß sie meiner um 5 Jahre älteren Schwester auffallend ähnlieh ist. Nicht so sehr im Aussehen. Aber die Mienen, die Bewegungen, das liebe Wesen ..."

Er gibt also die Möglichkeit einer Fixierung an seine Schwester zu. (Patient hat keine Ahnung von den Freui/scheii Porschmigen.)

Er berichtet, daß er noch öfters in den letzten Jahren onaniert liat. Dabei muß er eine merkwürdige Position einnehmen. Er steckt das Glied zynischen die Füße weit nach rückwärts und massiert es dann an der Wurzel so lange, bis die Ejakulation erfolgt.

Plötzlich erinnert, er sich an einen Onkel, der ihm das Onanieren ver- boten hatte und ihm allerlei Krankheiten prophezeite. Der Onkel starb, als

; 1

I . Fetischismus.

er 8 Juiire iiU war. Er hatte also schon vor dem 8. Jahre onaniert und war vor den Folgen gewarnt worden. ,,..,. , , u ^,. Jetzt verstehen \^ir. warum er heute wieder hartnackig wiederliolt ei wisse, er sei dnreh das Onunieren impotent geworden. Das Schnldgefuhi etammt aus der Kindheit.

Er ist ein ausgesprochener Familieneklave. Er kennt nichts als seine Familie Er lebt mit der Mutter und einer ledigen Schwester, mit der er immerfort Diiterenzen hat. Wegen Kleinigkeiten kommt es zu großen Streitereien Er denkt oft daran, die Schwester zu verhcirateo, aber sie ist sehr wählerisch und schlägt alle Freier ab. Eine ältere Schwester ist sehr gut verheiratet, sehr wohlhabend; sie möchte sozial nicht unter der alteren

Schwester stehen. , , -i

Er dachte sich einmal: Wenn die Schwester heiratet, so ziehe ich ku lUr. Dieser Gedanke wunderte ihn sehr, da er ja scheinbar die Schwester nicht ausstehen kann.

Er berichtet zögerad, daß er einmal einen Traum hatte, in dem er die Schwester koitierte. Dieser Traum war ihm sehr peinlich

Er behandelt jedes Mädchen jetzt wie eine Schwester, jede Weiblichkeit

Wir verstehen jetzt, warum er die Frauen von rückwärts angehen muß. Er will ihr Gesicht nicht sehen, um die Fiktion einer Schwester festhalten zu können ^_^^^ ^^^^^^^^^ .^^ ^^.^^^^ .^^ ^.^^ „Krankenschwester--, zu

weicht- Neigung ihm die Assoziationsbrücke „Schwester verholfen ha^^te. Inf c'nem Vusftuge küßte er sie und fühlte nur Hingabe und keinen \yder-

einer Blamage den Koitus nicht.

y . ^ "spTnt^n berichtet er von einer Neigung, die er .u einem schönen Mit-

1,-u, l,«ne Es tritt eine starke homosexuelle Komponente zutage. Er war r'i.^^- Tagen im Dampfbade. Da rei.ten ihn oifenbar die Miumer Senn beim Waschen mit Seife führte er den Finger m den Anns ein und saTe sich- ,Das machen die Homosexuellen V Dann iuhlte er eine helt.ge tbscheu gegen diese Art der Befriedigung, Sonst sind ihm Homosexuelle nicht ekelhaft, im Gegenteil, er hält sie für bedauernswerte Geschöpfe

Die rückwärtige Stellung erklärt sich auch aus der homosexueUen Triebrichtung Er denkt dabei offenbar auch an einen Mann. Er führte hei Dii-nen 'luch öfters das Glied rückwärts zwischen die Schenkel und erzielte so eine größere Steife des Gliedes, so daß er früher mit Hilfe dieses Kunst- griffes den Koitus ausführen konnte.

* Patient erinnert sich, daß er bis zum 5. Jahre auf den Topf gesetzt wurde weil die Eltern Angst hatten, er könnte in den Abort fallen. Diese Angst blieb ihm noch die ersten Jahre in der Schule, so daß er einmal in der Not in die Hosen defäzierte.

' Da seine Schwestern auch den Topf benutzten, kam es vor. daß er sie in dieser Stellung beobachten konnte. Dieser Anblick die Schwester von rückwärts dürfte der Ursprung seiner Paraphilie sein.

Aiialysp einer iiuliviiliiülli'n l.iel'e^'bediiii.'img-

m

El- liiit KLihlrt^icIit' Iilinsynkiii.^^icii ims der KiiHÜK'it. iiic> ihm goiilicbni fiinfl. Sil k;mi] er kein HiiUcrbrüt (■st^en, Limti keine]! SchwciKerküso, weil iJuii <lw Genieli uiiniipenoliin ist. Die iiähi'iv [■jrlin--:elmiif; erfiilil, diill iliiTi der {.reriieh iiiuiiigenelmi ist. iveil er an lieii Viif^initlpenicii eriimi'i'l. l-lv ki'imt einen Vers, den ei in dei- vScIuilc liorte und der auf ilm einen leliliafteii ICin- drnck niaclite; „Scinvei/.ei'käs und Miiilrlienloeli .-iliukeii, alter ^t-hnK'ek<'n -diicli!"

Von diesei' ICi'iiiiU'ruiiff hi^ /.u der l-'h.inlasio einet. Kuntiilin^ii.- int ein' kleiriei' Sduilt. Kv gibt zn. dalA er von t^olelien Piiantatiien lielierrselit wird, alier Hicli imiin'r dachte, er konnte er^ nur eiiietn reinen, apitelillicheii M.idcheii niitelien, Dirjieti WHi'eii iiini iiiiniei' iinappetilÜeii und mit -Miidolien iiiiderer .Art. luitte er nie zn tun gehabt.

Kl' liringl eine FfiUe von EriiuieriiiiKi'n. welelie beweisen, wie er die Schwealer lieht und wie er iin ihr liängl. Er Imlle r^ie immer ane; dem Ünru ;»l). sie teilten alle guten Biesen, er fiinp: mir mif ilir .<|>azieren.

Er AvitI iiher eine merkwürdige Ereclieiniing Hesehciil wissen. Er ist gezwungen, immer iiachzndeiiken. was geselichen würde, wenn der oder jener Schwager oder gar die Mutter sterben würde. Dieser Todes^gedanken kann VT sich iiiehl erwehren. Anl'seidiili über die Quelle dieser Phantasien lii'iiii,'t uns der folgende Tranin des Kraiikeii:

Ich war in einer Wolinung ich weili iiichL ob ee meine oder eine andere war , wo ich mich sehr lieiinlicli gefühlt liabe. Dort wohnte auch der soKialdeinokratische Abgeoi'dnele Domes (den ich gar nicht keniio). Dieser ivar dort fremd, während icli dort heimiscli war. D. war enthoben ah Fcldurbeitei'. Mein Schwager Max Weinberfj; war gleich- falls enthoben als Kaufmann, weil er anl seinem PraterkompleÄ ein ganz- kleines Stiickciien Feld hatte, das er bebaute. Ich rechnete es nioineni Schwager als besondere Tüchtigkeit au. daU er wegen dieses imbcdeut enden Stückchen Feldes enthoben wurde. Anf einmal sehe ich nieinen Urnder vor mir gleichsam an Stolle dieses Domes. Er war eiii- "■eriickl (?). Ich hal)i' darauf hingewiesen, wie tüchtig mein Schwager ist, du es ihm wegen ilieses kleinen Plätzciiens gelungen ist. onthnben zu werden im Gegensatz zu meinem üruder. Vorher ein Wachtraiun:

Mein üindor hat mich zum Apparat gerufen und sagte mir: „Wor "laubst, wer dich aiifrnfl.'r' Der Kaisor!" Ich war darüber sehr erfreut und erwachte.

Der Kaiser im Tranme reiinisentierl die iiei'rscheude Macht, den leidenden

Gedanken, den Menschen, den man am meisten liebt. Wir werden bald ei-

. fahren, wer dieser Meiisi'.li ist. Der nächste Traum verrät uns, daß es sich

nm seine Lieblingeschwester handelt, die an Herrn Weinberg verheiratet ist.

Die Wohnung, um die es sich handelt, .ist die Wohnung der Schwester. Er ist dort zu Hause und der Schwager ist eigentlich eia Fremder. Der Abgeordnete Domes ist unlängst gestorben. Er hörte dm emst in einer Versammlung reden und beneidete ihn. Sein Schwager V\ hat einen sehr «roßen Penis nnd seine Schwester beklagte sich, daß er ihr keine Ruhe Ia.«sc. Die Familie intervenierte und forderte Herrn W. auf. die .lunge iMau m >:chonen Ihn den Impotenten, erregte diese Eei.stungsfähigkeit auU iiochst«,

SlektJ, Sturnns" dt-s Tri«l>- unJ ÄH,.ktlst.üns. VII.

3

H4

FetiKthismni?.

■/i

er I'aini die Schwester sehr herunlergekomineti und schlecht ituäsehend, vßii- ülicrte sogar die Frage einer Scheidung, tia sie sich nicht glücklich Iiihlte. Der Schwager betonte ihm oft. daß er koLtieren könne, wann erwtiUe. !'> war ein sehr tüchtiger Arbeiter „im Weinberge des Herrn". Seinem Bruder aber war die Frau geetorben. Wenn aber der Mann seiner Sehweeter im Feld gefallen wäre {er stand später an der nördlichen Froui und wurde schwer verwundet), säße er heute mit ihr in der schönen Wohnung imd wäre den Schwager und die Eifersucht los. AUu TodeswUneche gegen seinen lioehpotenten Schwager, der ein ganzer Mann war, während er sich als minderwertig und impotent fühlte.

Noch tiefer in die verwickelten Probleme seiner Parapathie bringt uns der niicliste Traum:

Ich ging nach Tisch in die Ungargarise zum Keitlehrinstitut. \ öt dem Kingangstur zog ich meine ärarisehen Schuhe aus, wahrsclieinlich um üu schlafen. Vor einigen Militärpprsonen, die aus- und eingingen, \n\üe ich Angst. Nach Sonnenunlergang nahm ich meine Schuhe, um sie anzuziehen, da lagen ein Paar neue, braune, ararische Halbschuhe aus schönem, '/.eltartigcn Sioff daneben. Ich wallte diese nehmen und weggehen, aber blolifüiüg konnte ich nicht und deshalb legte ich die Halbschuhe nehou mich und begann meine Schuhe anzuziehen. Zum rechten brauchte ich unendlich lange, etwa 'i. Stunde, denn os ^mde ^chon dunkel. Da kam ein großer, energischer Mann ohne Bluse - ich hielt ihn für den Feldwebel , nahm die Halbschuhe und fragte mieh harsch: ..Woher hast Du die Schuhe?^ Vor Angst- antwortete^ ich. daß sie mir gei.ören. Er drehte die Schuhe um. um das äransche Zeichen ,u suchen das ich in dem Moment bemerkte, da tnrchtet* ich. für den Dieb gehalten zu werde.i und wollte .ehon sagon. dalj sie hier gelegen waren sagte aber statt dessen; ,.Wenn sie Dir gefallen, behalte 3I'>. Ich sprach ihn gleichfalls per Du an. um y.n dokumentieren, daß wir Kollegen seien denn ich war nur Koi'poial, nlter auch 1 niei'otli/ier. Während dieses Gespräches begann ich meinen linken Schuli aiizu/.K'ln4i. die 7.unge war auch lose und mußte mit dem Kiemen durch ^ oder . 10 Ringe am Schuh befestigt worden. Als ich im Schuh war. bemerkt<^ ich 6a!^ die Zunge, die ich innen befestigt hatte, außen war und nur mit einem Ringer! am Schuh hängte; ich zog Ihn nUn wieder ans. am von vorne zu beginnen. Währenddem ging lier Haim ;uif und ab. dal'ei Rtehen bleibend und mich durchbohrend musternd. Ich konnte seinen Blick nicht ertragen und fürchtete mich sehr vor ihm. dachte, der ilaun sieht ganz intelligent aus. vielleicht ist er Hauptmann oder überhaupt Offizier und böse, weil du ihm Du sagtest, du mußt ihn also nächstens per Sie ansprechen. Dann erwacht-e ich. Der Feldwebel des Traumes erinnert ihn an seinen Vater. So strenge war sein Vater mit ihm und achtete auf die Moral des Hauses. Der Feld- webel wird hier der Vertreter der Autorität. (Vater Arzt Gott.) Die \ngst vor den Menschen erinnert ihn an einen Vorfall, den er in der ^Militär- zeit erlebte. Er hatte den Auftrag, für seine Kompagnie auf dem Lande Lebensmittel einzukaufen und benützte diese Einkäufe, um auch seine Familie zu versorgen. Auf einer dieser Hamsterfahrten wurde er von dem Gendarmen angehalten und angezeigt, so daß er vor das Militärgericht kam. Er stand

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Analyse einer iadividiicllen Lieliosbc(liuj.'iitis!;. t^py

damals große Äuget aus. Er hat Angst vor lilleii Behörden. In dicaeiu Traume lurclitet er die Mjijiiier, die ein- und ausgelien. Das ist seine Aiiget vor dLT Homosexualität. Rci1*u symbolisiert Icoitieren. Er soll das Koiticren lernen. Es gibt da zweierlei Arten. Man kann e^ gewöhnlich machen (Komiuisscliuho) oder man kann es wie die L(4ten!iinuür niacheu (feine Halb- scliuhe). Aber wie soll er ein Lebemann werden, wenn er imyotent ist? Ihm gefallen iiimier die Frauen und die Bräute seiner Freunde und Bekannten, würde ilni reizen, mit ilnu'ii .,;inzul)ani]clii". Er ]tlian1aöi(i!t, daß die Männer starben und die Frauen dann ilmi geliüreu. Wie kann er aber den AVeg der Mornl wandeln, ohne sich durcli Impotenz y.n schüizon? Seine Mannesriuhwiu-he wird durcli da^^ Si-luihiin/ielien deuilldi .sVEnbolit^iori. Das Hineinsteirken gelit noch, ab<'r dann gib! i's gi'nlie ricJiwierigki^iien ..anzu- bandeln". Rechter und linker ydiuli werden oiitßprechend der Symbolik von reclil.s und links') in: Trauiiic gesondfil bi^iinudelt. Rechts geht es noch imch groi-ier Mühe, aber links inüchl ihm die Zunge Schwierigkeiten.

Hier wird der Traum durchsichtig »nd verrät Bezieliungen seiner Zunge zu seiner Inijjoienz imd zu seiner ...speziii sehen Phanla,sip": Unter Wider- ständen giiit ei' zu. daß er sich viel in (ledLiidieii mit Fellatio und Kunni- lingus beschäftigt. Er würde sehr gerne den Kunuilingu^ ausfuhren, wenn er eine Jungfrau oder ein ,,rcines Mädchen" zur Verfügung hiitte. Auch eine 1

Fellatio hat er sich einmal machen lassen, die AViederhohmg aber voi- ' ^

mieden, weil ei' der Meinung sei. daß ee ..fuiehtbar scIiLidlich"' sein niü.'^fre. .' _

Ich vernuite, daß ii'goud ein wichtiges Erieimis mit dem 'l'raume im Zusammenhange stehen müsse, was er leugnet. Er kenne keinen Feldwebel und glaube, das ,a;anze sei eine Eriuuening -.m Erlebnisse seiner Dienstzeit. Nur eine dunkle Erinneiung, als sei er als lünd einmal zu eiiu'r Schwester gekrochen und der Vater hätte ihn dabei erwischt. Er weiß auch, daß der Vati^r ihn au.'^ dem Bette der Mutter (Reilinstitul i gewie.sen hat. Vor den Augen des Vatei's (durchbohrender Blick!) hatte er immer Angst. Der Vater verlangte, dali die Kinder ihm Sie sagen sollten, walu'end in anderen Familien die Kin'dei' die Eltern duzten.

Kino viel wichtigere Bedeutung des Traimies wird uns erst später be- kannt werden. ' . . '

Traum der nüchsten Nacht:

Ich kam .5 Minuten nach V*9. ^l^u 20 Minuten zu spät ins Büro. Um dem Generaldirektor nicht zu begegnen, kürzte icli dim Weg a!i und ging durdi das Büi'O des Prokuhsten, der mich wegen des Zuspät- kommens in liütlicher Form zur Rede stellte. Ich sagt« irgend etwas zur Entschuldigung , . . .

Wir linden in diesem Traume wieder die Angst vor jeder Autorität und die Angst, durchschaut und auf unrechten Wegen eitajjpt zu werden.

Die Analyse geht weiter. Er erinnert .>^irh an verschiedene infantile Phantasien. So dacht« er oft darüber nach, die altesle Schwester zu er- eteehon (zu vergewaltigen!) und dann in den Kerker zu kommen. Seine Ver- wandten würden ihn besuchen, er aber würde stmnm bleiben und kein Wort eprechen. Über die Familie käme dann eine große Schande.

'} Vgl. „Sprache (ies Traiiuiw" ilas Kapitel X.

3*

36

I .

Fei i Stil ism IIS

I

IIU' i'^lti-in iHbt.cu luigÜU-kiidi. Ik'r Val^ •f.-nv sehr streng niul halte imiuiT etwiir: im rlcr Miit.l(^r zu ladein. R-iclic])hanlaäien -schoiiiL-ii richuii eehr früh (üitstyiuk'ii v.u -n-in iiml «'iitsprecht-n iseilictil latenten Sadismus, der sioh auch in Schiiinlinif?si)iLaiilasion äulk'rl«, die nodi vor ein jinar Jahren aul- tanchen wollicn und vordriingt wni'don. Der Krieg mag da niLUichedci Kiir Heaktivicrung hcis'-lragon haben . . .

AVonn er sich vom Klosrtt m^ Büro xnriickbcgiiit, so schiünt er sich, wenn er Damen liegegnet. an denen ihm gclegt-n ist. Ea ist ihm, als hätte er etwas ychnnilxigrs iider Verbratenes getan.

Kr hatte lieule eine 'rages])hantLis!e von einem verlorenen King und berichtet über eine Zwangsvorstcllnng, die gar nicht seilen viirkuniinl. U-h gehe sie niit weinen Worten wieder:

; _J(-li iiiilie die Vorstellung, wenn ich mich eineni offenen Fenster

nähere, tial.s inelii Ring, der einen schönen reinen ÜrillantCT hat, von dem Piiiger llilll nnd in die Tiefe j^lärxl. Da will ich innner meine jiingfile tStlnvester rufen, damit sie achtgibt, dali niemand den Ring anf- hel)i tnid damit verschwindet. (Im Biiro bezieht sich diese Vorstellung aul das i-'raulein L.)"

Zn beiden Personen habe ich das Vertnineii. ich halte sie für verniinftiL^ iiini eiiergiscli. Dal)ei habe ich aneh dad Angstgefühl, daß der Ifing iiif-lil aulgel'miden wird nnd nicht mehr zum Vorschein kommt"

Zu dieser 'Vorstelhmg l'iilU iliin zuerst der reine weiße Brillant ein. Kr will seine lieinlieil niihl vcrlieicn. FränUdn L. ist ein armes, 30jä!irige5 Mädchen das sich Ingeiulhaft erlialten liat, .V-ich seine Seliwester ist tugend- haft ßr liat «ich ein Junktim geschaifen. da.^ seine Impotenz del«rminiert. So lange icli Ingendlialt bleibe, wird meine Schwester ihre Jungfernschaft nicht veiJiereii,- Friinlein L- ist nur eine Imagn der Schwester.

Man sielit. daß der Ring auch .seine Liehe darstellt. Diese wdl er der Sehwestei' geben. Seine ln/,eslphantasien ;iußern sicli jetzt in der Form, diiß w krnmi>f!iafl für die Schwester einen Ihäuligani sucht, weil er glaubt, daß sie ge.^chleelilliclie Bei'riedigung nötig habe. Er hat abei' aus Motiven der Eifersucht, nie eiTien Rollegen ins Hans eiiig<'lulnt. was ilini ,<(-ine Schwester schon wiederliolt vorgewoiden hat.

Den liewnßlcn Ring erhielt er von seiuei- Familie, als er iiLri Feld giog. Der Ring ist ein Talisnnin und syini)olisierl die Lieiie der Familie. Nur wenn er die hiebe zur Familie anl'gihi, kann er sich an ein anderes Wesen landen. Er ist aber gegen Liebe und Ehe gut gesichert. Er sah zu Hause die ungliicldiche Ehe nnd seine Schwestern sind entweder nicht glücklich oder sie beherrschen den Mann. Ei' will aber nicht lieherrschl werden. Er ieider- an Angfit, vor der Ehe. Angeblich hätte er längst geheiratet. Aber wie darf ein impotenter Mann an eine Ehe denken?

<l i

El' träumte heute:

Ich habe im Traume eine Pollution goluiht. Ich sah aal' der Decke einen feuchten Fleck. Ich wußte, daß die Mutter des Morgens zu mir hereinkommen werde nnd hatte Angst, daß sie den feuchten Fleck ' sehen werde.

Er erwachte und hatt« gar keine Pollution gehabt. Er schildert dann seine Mutter als eifersüchtig auf die Liehe ihrer Kinder. Sie habe sogar

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^assm

Analyse einer iiidiviiitielleii Liebeslieiiiiigmig. y'j

soiiu'i- verheirateten Schwester Vorwürfe genmclit. dali aio iiuvii Mann nieiir liebe als ihre Mutter.

El' ttdiliof öi't in flci- Wuliiniiie bei iliot^cr iiiui der iiiideivn Öchivi^ter und hörte dann, wie eine die Zärtlichkeiten des Sdiwagers abwehrte, was ilin [jehr erregte. Er hört^;, wie sie eiiinial sagU-: .,Gib doch eiidlii-Ii die liand weg!" Seit damals hat er die Gewohnheit (ein ewiges Gedenken!), die Hand immer hei den Genil-jilien mj halten.

Er triiuinle;

Ich jjabe Bnclinngen vuii der Piinia .\ii1li in das Saldu-Kunlu uijiir- tiagen, zirka eine halbe Suite. Wie ich i'lwa die inUite vei'liiicht hatte, kam mir der Gedanke: Da liast viidleiclil i-iiie Post Rebm-ht. die dii'h nicht tangiert und mulit die gleicli lichtig stellen. Ii:h f;diauie nach und sah, dail icli ganz richtig gebucht hatle (daü ich diese Post noch nicht gebucht haUe). Das JJuch war in Urdn\mg.

Der Tramn eiithällt an« das Geheiiauis ^eine^ inneren SchnldbuduM. El' macht die Analyse nut sicli selbst im Traum ab. iiriift Hol! und Halien und ist mit sidi aulVieden. Wir jnüßfieu aber annehmen, dats er und einen sehr wichtigen Schnldposten versdiwiegen hat. Das drückt anch die zwei- radie Fassung am Schluß des Traumes an.s. Er hat die Post gebucht und doch nicht gebucht.

Er ist ledselig wie gewöhnlieh, aber ^eine iMufälle hrintien viel belang- litses Material.

E r h e r i c h t e 1 ii b e i' ,-^ e i n e k I e p t o m a n i ^ i- li e u R e fi ii n- g e n, über k I e i u u ]■ e Vergehe » u ii d Neig u u g /- u U ii r e d- lichkeiteu. Ich sehe, dali die Analyse dem Patienten überlassen -- auf Abwege gerät und grelle, .ietzt das Thema seiner sexuellen Einstellung (Fi-iu von hint.cn ~ Gi'ilT an den Busen) direkt an. Idi will wissen, wann dieser Grifl' zuerst ei-rolgt. Er meint bei der IJinie Anna, mit der. er 8. Jahre vorkehrte und die seiner Schwester ähnlieh war. ^^

Und nun gesteht or erst, daß ihm sein Bruder diese I H [■ u e e ui )) f u h 1 e ii h a I) c u n d d a \> s i e a n c h d e r B r u d e i* j a h r e- 1 a n g besuchte.

Wir verslehoTi ihre Wertigkeit für seine Erotik. Der Bi'uder wurde von ihm auf den! Umweg der Dirne besessen. Die Position vuu rückwärts enfßpricht seinen homoeexuellen Neigungen.

Aber diese Position ge^il-att^'t andi. sich in die Gestallt des Mädchens andero Mädchen liiiieinzudenken.

Er gesteht sofort, daß er diese üble Oewolmheii. iiatte. Damals liebte er ein Mädchen „Franzi" in leidenschaftlicher Weise. Er heiratek> sie nicht, weil sie arm war und er weitauegreil'ende Pläne hatte. Er wollte innuer

reich sein.

Aber dieses Mädchen war dai^ einzige, das er wirklich geliebt hatte. Ein Jahr lang schon hatte <t jede I.iebesbezielmng zu ihr abgebrochen. Die I.icbesbeziehnngon bestanden in Küssen. Weiter wagl« er nidil zu gehen. Sie war ihm vm anständig und er fürchtete, sich zu binden und sie heiraten zu iniissen. Eines Tages traf er sie in einer Ecke des Ziminors (er war dajnak 21 Jahre all!) und da machte (■:■ das erste M;il dm erwähnten GrilV

gg Fetiscbismuä.

Dann wiedor holte er den üriff bei der Dirne, wobei er sieh F i- a ii z i vorstellte.

Es kommt iiiinier stärker die verdrängte Ijiebe zu Fi'anzi zutage. Er liebte sie namenlos. Er traf sie immer nach dem Geschäfte, in dem er mit seinem Bfnder angestellt ■s\-ar, auf der fitraße. Sie gingen dann spazieren und küßtt'U sich in dunklen Ecken. Da forderte sie ihn eines Tages auf. sie ZU beswclien, Sie wollte ihn ihren Elt«ni vorstellen. Das fürchtete er. Er wollte sith niclit binden. Sie war leichtsinnig. Er hätte sie besitzen können. Abei' er liebte sie zu iieftig und schreckte vor dem Besitze zurück. Ei- wäre dann verloren gewesen und hätte «ie heiraten müssen.

So '/.og. ('■]■ sich zurück. Aber er litt Höllentiualen. Er kam x.u seinem Schwager und bat ujii Kat. Er liebe dieses Wüdchen. Wie soll er vergesaeu konneny Sein öehwager meinte; Vergiß sie in den Armen einer anderen. Er stellte sicli dann immer Franzi vor, wenn er bei der Dirne Anna war. Auch a&m Bruder bewarb sieh um die Gunst von Franzi und brachte es zu einem Kueee. Eifei'süchtig wie er war, litt er unsägliche Scimierzen. Er hörte ihre telephonischen Gespräche, mußte sich berichten lassen, daß sie leicliteinnig sei und mit dem einen und dem anderen Verhältnisse hatte. Er folgte ihr heimlich auf der Straße nach. Er beobachtete sie und wurde mii. ihr nicht fertig.

Wie tiat bald aus dem Gosc-hiifte aus und wurde Clianeonette. Er txaf sie noch einigr .Male, aber er flüchtete immer im letzten Aloinenle und ver- mied (?s. die Stätten aufzusuchen, an denen sie wirkte. Sie i\'urde berühmt und i-v erfuiii'. daß sie mit einem Komponisten ein Verhältnis hatte. Es war während det^ Ri'ieSPö, Dei- Komponist war Feldwebel. Jetzt wird der Traum von der Reitschule vcr,^Uiudlidi. Sie heißt . . . Schimmel. Er dachte iTinnei': Auf diesem Schinnnol möchte ich reiten. Er wußte, daß er keine Ruhe haben werde, wenn er sie nicht be.sessen habe. Im Traum schläft er vor einer lieitsehule (wo man Schimmel reitet). Der FeldivolK-l ist ihr il^ jetziger Geliebter. Sie wird auch durch die ärarischen Halbschuhe svrn-

\\ bolifiiei't. Er ist Jude und sie Cln-islin (Arierin). Die KonnniHSchulie stellen

die Dirne dar, Audi der Kaiser de^ Tniuuus ist Frau-/.i. l'Jbcnso bezieht sich die falsche Biichiuifj; auf Fi'anzi.

Nun bricht in der Analyse die lang zuriickgestauti' Liebe hervor. Er fühlt, daß Ol- nur Fi'anzi begehrt und keine lüihe hndeu kann, wenn er öie nicht erringl. Was sollen ihm alle anderen Mädchen und Fravien. wenn er Franzi nicht besitzen kann? Sie steht ewig vor seiner Speie. Es ist die - . Macht des unertiillttu Wunsches, die eich in seiner hartnäckig festgehaltenen

Licbesbedinguug Üußeri. Er kann es sich nicht verzeihen, daß er Franzi nicht genommen liat. Es wäre ihm ein leichtes gewesen und er hätte sie nicht heiraten brauchen. Heute nach 12 Jahren liebt er sie, wie er sie als Jüngling geliebt hatte. Er traf sie vor einigen Monaten auf der Straße, Er renommierte vor ihr wie ein Knabe. Sie fand, daß er sehr frisch und jn- verbraucht au,?sD]iG. Er meinte, er wisse nicht, wie sie zu der Behaii])tung käme. Er hätte zahllose Verhältnisse, die schönsten Mädchen und die feschesten Frauen. Dann reichten sie sich die Hände und gingen auseinander, jedes den Wunsch im Herzen, mit dem anderen zusannneuznkonnnen. Nun ist er aber durch seine Impotenz vor der Vcrführimg gefeit. Wie sollte er ihr zu nahen wagen, ihr der Erfahrenen und Kafllnierten. die schon so viele Münnei- erprobt hatte, wo er doch impotent war?

Äualyse einer individuellen l.ieiiosbpdiiignHg.

351

Seine Impotenz ist .-in Selhsb^chutv. gegen Franzi. Wäre er poteuL, er würde fiie noch heute holen und niil ihr leben. , . ^ ,

Jet.t verstehe ieh, we.halb er sich so erregte, als ein Bekaimtei em Madchen heiratete, das schon andere vor ihm besessen ha ten. fcr tat tu cUt- bar entrüstet nnd orkhirl*, ihm wivre ,u otw,is nnm-JK^hch. Sein behieieu sollte aber nur die Sehnsucht nach Friin/,i iibertoiien. , ,. , . ^

1111

sle'ist das Mädchen, das seinen iliny linden könnte. Hie ^ steht für Franzi. Der Hing ist seine Liebe. Sie könnte er nur an die bchwester wegwei'l'en oder an Franzi.

Lange Zeit spricht er nur von der Liebe zu Franzi. Bei ihr wäre er potent - das wisse er sicher. Bei ihr hätte er auf Eeimn, t.nff von rudi- wäit« nach vorne verzichten können. Er glaubt nicht, dal.^ ^\^T^ .chon vorher verhingt liatte. Zniallig staud Franz. so, dab ei ^^^ ^^^^^^^^ greifen konnte. Dann setzte er die Liebkosung toi|^ nnd ^ " -' ^^^JJ^^^^^^^ Die Nates und der Busen seien das einzige was ihn an liauen interessiere, n-is r.iti'refi';<» allerdinKS bestehe schon seit der Kindneit. , , , .j

E^Slt ™^^^ l-^l^tigt das Vorhandensein der beiden

mne J-uiie .on ^ j^^ „.i^. ^5,^^,. („igeren bdnvester

interessierte er sich für die Form der Nates.

Bei seinen Srb>vestern interessierte ihn das Wachsen des Busens. J uiu 1 li^i übrieens eine ge^-isse Ähnlichkeit mit seiner Lieblingsseliwestei. bie n dt 2eLn Augen und, wie er gh.ubt. die gleiche Figur, d.h^die gliche F rm d'i pSriora. Er bkrachtet alle Frauen von rückwarU. Wahrend es on vorkommt; daß er ein Gesicht übersieht und vorkennt, identifiziert er die Menschen untrüglich, wenn er sie von rückwärts sieht.

Er war wieder bei einer Dirne und konnte ohne Hilfe des Griffes den

.....iKoit^ ausüben. Er hat den Vorsatz bald zn --^- --

ut «,. „\M infsucben Er fürchtet sie noch innner, glaubt aboi, dali

mochte ei nichi, ;i"t^'i['"^ ^; -^ i^^ Identihzierimg mit .emor

^rT 'ttS hat SbgrStlrdaG seine homosexuelle Einstellung Schwester ^'l'^!''^^,!',^^,,^^;,^^^^^^^ und vielleicht besessen hat, seine Liebe ,u dem ^^^.^\^^^^'l weiß auch, daß ihre Dirnenhafti.'keit I'TiT™; zH de;l£Lrn^gegen_semen_TOe^angez_og^^ _

' ~v^i. »Iniao Bemerkungen über seine kleptomanisehen Handlungen. Es . -.f fSen Xß^" ^ninier nur runde Gegenstände stiehlt. Es macht ist ihm '^'f e*'^^^'""' 4 T, .„, ein. Orange zu stehlen. Vor den Laden der ^hm Freude ""^-" ^^f ^jf ^i[, ^ „,, ölst. Wenn er einen großen Apfel Wiener Krnmer .teben »'l^^^' ^^^^^^^ ^^ ,,^,i,,ten Tage geht er dann in .tehlen kann 80 ei u^^^^^^^^^^^ ^.^_ ^__^ ^^,, ,,^..^„^,^. ^^,,^11,,

aen Laden und ^^f / J f X^l'„,,, Geld eingeschickt, um ihn zu ent- ,,. imlten. ^^ ^"^ "-^^'^^j p,„u,den eine runde Glaskugel und einmal eine schädigen. E hat aucb "Jei fortgeworfen hat. Er hattx; als

kug<Or,mde y^^^'-.S^J^^f öchwesteml die Nates zu greifen, weshalb er Knabe den Impiil^. ^ "™ f^ ^^^ ^mge h^^^^^ Der kleptomauische

v.m Vater verwiesen ^nd;'"^^'^^;;^^,f,„ |„p„i,,,, der vermöge der Tn.est- ^^,„„,, i,t f .^'"^VTSe lS'"wfschen ihni und seinem Bruder kamen Bcliranke unterdimckt \\'ui(1p. -'^"^"

40

Kciirtcliisnms. Analyse einer individuellen Lielicsbediiigtiii!:.

li

ilit'Wf iiiiltM Kiii(i('i!i äflir Ixilu'ljioii Gritt'i- vur. ImiiiiiuI stellto t'i- auf m^iit St'Ksi'J Hfirw Bi-mlors oinoii BlcnstiFt auf. so diit dt-r Briidfi* siclj hmu Nu-dci- wützi'ii IcH-hl vcriotxk'. Dii'Hc Syiiilii.lhaiiiiliuit,^ ist glüithfall^ stihr diirdisiclitiL'. Von riciiiüii wcilorTü Scliicki^iilcii isl inii' nichtt; Ijokuiiiil.

Der Fall ist deshalb Ichri-eich, weil er uns die Entstehiiiig t.!irK'r speziellen Liebeabedingung nach dem 20. Lebens^ahi-e zeigt. Die an- gebliche Liebesbedingung war eine ewige Erinnerung an die verlorene Geliebte und hieß eigentlich: Ich wünsche Franzi zu besitzen.

Seine Vorlielie für Xates und Busen ist nicht im geringsten pathologisch. Wie ich sehen ausführte, hat jeder Mann und jede Frau ihre erogenen Zonen, die sie vorziehen, rrädilektionsstellen, die für 'Ue l-,iebes\vahl bezeii'hnend sind und den .sexuellen Üeschniack dai-stellen. Diese Fuinien haben mit dem ,.Fe<ischismuf^" nichts zu tun. Sie können als „'reiliuizielmiig" oder „Pailialismu-s" aulgefalil werden, wenn dii! Befriedigung an der erogenen Zone vollzogen wird. Fs gibt Männer, die den Kultus inter niamnias vorziehen, ja, für die er die einzig mög- liche Form der Befriciiigung ist. Ich sah auch Männer, die Koitus inier femora mulieris a lergu vollziehen und auf den sogenannten noruiak'ii Koitus (in vaginani) verziciiten. Es sind Fälle von Pailiaiiiiinus, .he oft eine infantile Wurzel zeigen, oft aber erst in der Pubertät und sogar nach der Pubertät entstanden sind. Ich kenne ein Mädchen, das mit Kl Jahren von ihrem Chef verführl ivurde, ihn mit der Hand bis zur Inmiiseio zu reizen, während er sie am Nacken leckte, külito und biß. Diese Form der Befriedigung ist für sie aueh heute nach Hl.laln'.Mi diejenige geblieben, welche ihr die größte Lust bereilei. Daijei spielen die Zähne des Partners eine große Rolle. Wenn er in-eite, sehaufe!- förmige Zähne (wie der erste Geliebte) hat, wiid sie sehr erregt und stellt sich seinen Kuß und Biß vor.

Auch der erste sexuelle Eindruck des Erwai-Iiseuen kann fixiert und zui' individuellen Liebesbedingung ausgestaltet werden.

Dabei haben wii- dui'ch die Analyse des In diesem Kapitel besclirie- benen Falles gelernt, (\Ml infantile Erlebnisse und inzestuöse Einstel- lungen den Erlebnissen der Erwachsellen eine spezifische Resonanx veileihen können..

in.

Erotischer Symbolismus. iV.irlicIic fiij riiiipcii-. Stollo iiud Kl<-i<luiigsslik'kp, die /.n linpiilsliiiiiilliiiis,'tMi fiilirl.)

Wir haben gesehen, dali die Ivleptomanen eigentlich einem Ein- druck aus ihrer Jugend nachlaufen und die Vergangenheit, neu belehon wollen. Das stimmt nicht mit den Beo bachtun jren vf.n Chramhaitli überein, der eine beeondei-e Art von kieiitomanisdieni Fetidchismud, die Vorliebe tur ^-ewisse Steile, unter dem Namen „Hephephiüe'' beschrieben hat.') Er betont, daß seine Fälle eine aurhillende ClleichgUltigkeit f^egenüber der Vergangenheit zeigen {indillerence au paefie). Abel- Kurt Boati^) bezweil'elt mit Rocht die.w Annaiune und weist nach, daß eine genaue Analyse der Fälle gerade da« Gegenteil beweist. Er sagt: „Es Ijcetelit absolut keine „indiiference au passe", dagegen bedtelit oine sexuelle Anästhesie oder, besser gesagt, HypSfithesie gegenüber dem nurmalen Koitus." Es besteht also Abkehr vom sexuellen Partner, die wii- in vielen Fjilleu konstatieren konnlen.

LIiete ludill'ei'cnz der Vergangenlieit gegenüber ifit eine scliein- bare In Wirkliciikt^it sind alle diese Kranken Sklaven der Vergangen- heit' Sie sind genulezu inlantil geblieben und icli hätte sie mit dem gleichen Rechte" in Band V als Heifi|)iele für „[.sychnsexuellen lufanli- iisums" beschreiben können.

Während die Falle von echtem Fetischismus eine sehr ku.npliKierte psvclüsclie Konstruktion aufweisen, sind die Fälle von Partialnnziehung ehr einlach gebaut und mitunter sehr leicht au emen infantilen Ku. dnjck zurückzuführen. I">mer wieder können wir kons atu-ren. daß d.es^ Kranken in der Vergangenheit leben, also einen typ.schen psycho- sexuellen In!antiliäums aufweisen.

..boit .udit .u Vni.un, -' tL !ibt H.p.u-plü.ic--. ... ang.bli,!,. Konn d^ ^-eMk-heu FoiischimM^.. li.Oraß ArAm. m."\.

sj,«*Kiia_ii

4-2

Fetischismus.

,1

leh führe nur einen Fall von Laquer als Beweis an: „So werdt- icli in den nächsten Wochen einen ISjährigen, schwer belasteten und degenerierten Musikschüler zu begutaeliten haben, der allerdings nicht im Warenliauee, aber aus einer offenstehenden Ladeukasse in einer Wirtschaft zweimal Geld zu dem Zwecke gestohlen hat, um sieh oinen Kinde ran zu g, Bluse und Kniehosen zu kaufen: In diesem Aufzuge ist der an sich in- fantil aussehende Mensch zwei Stunden auf den Straßen spazieren gegangen; denn es gewährt ihm „Befriedigung und Wonnegefühl, ein Kind zu sein" bzw. dafür gehalten, geduzt und von Erwach- senen geküßt zu werden. Sexuelle Momente kommen hier nicht in Betracht. (?) Er hat den im Warenliause erworbenen Anzug, nachdem er ihn getragen hatte, wieder weggeworfen. Er leide an dieser perversen Idee, die ihm plötzlich gekommen sei, seitdem er ein Institut inmitten von minderjaln-igen Knaben besuchte und den Wunsch hegte, ihnen gleich zu sein!

Wir sehen in diesem Falle eine sehr häufige Kombination von psydiosexuellem Infantilismus und Kleptomanie selbstverständUeli aus se.xaelien Motiven. Die Impulshandlung bedeutet dann eine Re- gression in das Infantile. Diese Art von Kombination findet sich sein- liäufig bei weiblichen Personen.

Charakteristisch ist für diese weiblich- infantilen Patienten, daß 60 oft eine Vorliebe für Puppen auftritt, ja daß sogar diese Puiipen zum „Fetisch" werden, daß die Puppen erst einen Wert erhalten, wenn sie gestohlen werden.

Die Puppe steht dann für eine reale Puppe oder sie kami das Kind symbolisieren, sie kann aber ein Symbol des Genitales sein, wor- auf ich schon vor Jahren in meinem Buche „Die Sprache des Traumes'" hingewiesen habe. Sehr treffend bemerkt Kurt Boas bei der kritischen Besprechimg der PuppenUebe^) :

„Als ein besonders häufiges Vorkonminis bezeichnet Vinchon die Kom- bination von P 11 p p e n f e t i ü e h i s ni u B u n d H o ni o s e x u a U t ä t, wobei der A^'erfaBser eowolil die Uranier wie die Lesbieriimen im Auge hat! IiL (li;i' Tat zeigt ja sein erster Fall lesbiscbe Beziehungen zu einer Pro- etituierten. Daß sich dies Lesbiertum nicht allein auf die beiden Weiber selbst bezog, sondern auch auf den Puppen ietisehismus übergriff, zeigt das Entgcgenliommen der anderen Partnerin: diese schenkte der Kranken eine große Puppe, die sie als ibr gemeinsames Kind bezeichneten. Die Pupi» trug prachtvolle rosa oder blaue Kleider (die Lieblingsfarben der Kranken). Sie ruhte auf einem kloinen Fauteuil in der Ecke ihres Zimmere und trug um

') ttber Wafcnhiiusclip).>innen mit besonder.^ Berücksichtigung sevui-iler Motive. M.Groß' Archiv. Bd. 65.

FIrotischei Symliolisoius- 43

den Hals eine Hparbüthse, in die die vorüljergeheiideu Liebhaber der Pro- etitiiierteii einen freiwilligen Obuhis hineinwarfen. Daß bei den Weibero ■die Puppe nicht nur ein Gegeiiäland zum Neppeu war, geht daraus hei'vor, diiß beide der Puppe wie einem wirklichen Wesen zugetan waren. Nament- lich die Kranke sprach von ihr mit auffallender Bewegung.

Auffalloud häulig sind Piiitpen in den Behausungen der Deniiniondiinen, Prostituierten und Uurdellin^^asf^innen zu lindcti. Von letzteren hat fast jede ihre Puppe, der sie zumeist ihi'en eigenen Vornamen oder denjenigen ihre^ Kin(k-G beilegen. Stet« siiiil die Puppen woiblichcn (Jeschlechts. Es seheint, als ob die l'iippcii nicht l'ii]' die niiiiiulicheii JiesiH-hcr bestimmt sind, etwa zu gewissen perversen Zwecken. Aber zu IJekunitiontfX wecken allein dienen sie tiiclier auch nicht lediglich. Vielfach findet man, wie in dem Falle Vinciions, die KombiuLiliun des Angeuelmicn mit dem JNiitzlichen : die Puppe als Spar- büchse. Im übrigen haften der Puppe in solchem Falle sicher bewnßte sexuelle Eigenschaften ;iii: sie ist für die Prostituierte das Symbol der Reinheit, der Unschuld; vielleicht soll sie auch das Genitale {,.die kleine Schwester", wie das Genitale oft bezeichnet wird) repräsentieren. Für eine Lesbierin braucht man solche „Dame- deswegen nicht gleich zu liulieu. Ich glaube, llal.^ das Lesbicrtum bei heindiehen und kontrollierten Pro- stituierten besiiniiciv im Anfang iiii'cr Daufbaim eine Kolle spielt, nameat- lich bei genu'iiischaltlicher Freiheitsentziehung, wie sie ibirch den zwangt^- ■weisen Aufenthalt in einer Abteilung für Geschlechtskrankheiten gegeben ist, Uer ältere Typus der Prostituierten hat auch diese Stuie überwunden nnd wird zum «chluß sexuell völlig indillVrenl. xNun' gibt es Prostituierte, die direkt nicht lesbisch sind, die aber dennoch Puppenfetischistiunen suul. Sie stehen nicht, wie im Falle Vinchons. in Beziehungen von Vater zu Mutter zueinander, aus <lenen das Kind, die Pnppe, entsprießt, sondern der Vater oder die Mutter, jedenfalls eines der beiden Eltern, fällt aus, so daß dei' lireilunid nur aus Vater oder Mutter und Puppe besteht. Diese Pupi» wird dam meist verhätschelt, wii'd ladellos ausf^talliert und nach jeder liiehtuug hin verwöhnt- Nachts weicht sie nicht vmi der Seito mid teilt ihr Bett mit

dci- Fetiscliistiii- , , _. j.

Wir -eilen aul di'Ui Wege dieser Dedidctionen, wie verkehrt es ist, von Pimpenfetischisuius zu reden. ^Vas berechtigt, un. denn überhaupt dazu, hier von Fetischismus zu spreclien?"

Boas hat. vollkoinmen iwlit. Es handelt sich um einen psycho- sexuellen 'infantili^mus mit Sammeltrieb (Haremskult). Wir haben bei der Besprechung des Infantilisnuis gesehen, daß die Patienten Bücher auB ihrer Jugend aufbe.vahren, kindische Erinnerungen Spielzeug und. damitspielen Warum nicht die Puppe, die so geeignet ist, versclnedene Kindheitserinnerungen 7Ai symbolisieren^

Ich führe zuerst einen Fall eigener Beobachtung an:

F.ll Nr fi Frau G J-, eine Dame in den Vierzigern, will «Nieder

FalLNr. b. J^rauvr ji. Kiudersiirache, sie trägt mit Verliehe

ein Kind .pu-len. Sie ^enf ^^^ ^ ,e .^.^^^^^^^^^ j, ,de sehr begünstigt. Wenn sie

ganz kurze Kleider, was die »^f^ T'", |j,„„er herum und sucht aus ihrer

allein ist. hüpft sie wie em d hi Ä - m ^^ ^^^^^^^ ^,^^^^ ^^^^^^^^^

Lade die alten Spielsachen he. vo. •^■' "" ^ ^- ,,;„,, ,li, p„ppe ,u mit denen sie spielt wie m schone, altei /--eii-

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Fetisthismus,

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verzärteln und hU'IIi ^ic'n vor, il^ili ^it- seihist die Puppi' ist. Sio niüchti.' urn keinen Preis äll^r wcidoii. . . ,

Sie wnchs hei i'inor Tank' üiif, welche üic ganz 'luigewühnlicli vcrKÜrteUe. Diu Tante stur-h, als sie l-'i Jaliiv alt war. Seit dieser Zeil käniptt siie gotifu "das Altwt'i'den. llir Manu war die ersten Jalirc mit ihr sehr ziirtlich. Nun * " vernaciilässigl er sie. Sie Iiat aljei' ein inigelienres Zävtliclikeitsbedüriiüs, das sie bei den Pupiien stillt.

Sie begnügte sieli mit diesem l'ui)i]enrtijiel, das läglieli im versehlasseiieii Zimmer slattland, Sie fühlte sieh in dieaen Stunden glücklieh und war gaiix Kind. Aber ihi' Mann liatle vun diesen Spielen keine .\hiiun^.'l i'^ininaj kam er unvei'niutet nach HaUfse nnd fand .--eine Fran uiilten in ihren Heüiniion. mit einer ['iippe unter dein Arm, von Puppen und Spielzeug nnigeben. ^i' geriet in Wnl übci" diese kindiseiien Spielereien. Mit der initrüglielien Almung dei- Ijielienden erkaimle er, dali die Puppen seine I^ivalen wai'en. Hie l'jifcrriucht luaelite ihn blind nnd unvernünrüg. Im- riß ihr ilie Puppen aus der Hand, zerrili sie, zerstöi-le alle Relif[nien und warf die jamincrvidlon Reste in den Kamin, wo ein mächtiges Feuer hrannie.

Die arme Frau sah hilflos und stunmi dem Treilien /.u. Dann iiel .sie in Ohnmacht. Oder war i>s ein liysterischer Anfall':' Sie erwachte im Bette, ein Arnt sali neben ilir, der Mann weinte und Hellte sie uin Verzeihung an. Sie konnte nicht sprechen, Üer Arzt konstatierte hirhe Temperalureii. Sie war schwer krank. Das Fieber dane-rte vier Wichen. Die Diagnose schwanlite. Man tiachte an Typlius. einige Konsiliarii spinihen die Verinntung aus. es könntf. sicli um eine versleckt<.' Tuberknlnse handeln, ein Arzt sprach von livslerischem Fieber. I^as Fielier klang ab, sii' wnrde zusehends besser, aber iliro Naiur halle sich geändert. Sie war vnrher sehr lebenslustig nnd heiter, nun war sie ernst und ueigte'/.u Traum/.uständen. Sie war nichi melir fähig, ein Buch 'zu lesen, sii' interCKsierto sieh niclil mehr für Theater und Kunst. Voi'iKU- liatte sie zuweilen iieiui Kniius OrgasTinis geliahl. wur immer leicht von dei- Klitoris aus zu erregen und zu (.trgasnms zn hinigeii. Nun war sie anästhetisch. Sie konnte ihrem Manne den Murd an ihren PupiM'U nicht verzeihen. Sii> höile auf, ein Kind zu sein. Sie fülilte sicli all .md t;prii.cli oft (hivon, daU sie vom Leben nichts mehr zu erwarten liatle. Wozu jeht umn deniiy dae war ihre ständige Frage.

Und mm scdaten (Üe kh'ptemanischeii Impulse ein. Sie .stahl in Wanin- iiiinseni kleine und größere Puppen, die sie im Kasten versperrU'. Kines Tages wurde sie ertappt nnil ihr Mann entdeckte iliren Puppenharein. Sie hatte absuhit keine Erinnerung, daß sie ilie Pup|)en gestohlen hatte und hehaupttde, sie' hiltle sie gekauft. Talsächlieh liatte sie das eine uder andere Mal Puppen gekauft, wenn keine .\!oglichkeit vuilmnden war, sie zu stehlen. Sie erzählt über die Einkäufe, dali sie sich in namenloser Aufregung tre- fnndou hätte. Plötzlich halje sie etwas getrieben, m die Läden zu gelion lind mich scliönen Puppen zu suchen. Sie war wie in einem Rausch und zitterte am ganzen Körper, als hälti' sie ein Tlureeht begangen, Sie sprach immer davon, daß sie für iJir Kind ein schönes Spielzeug suche und schämte sich, die Lenle könnten glanluui und erkennen, daß sie die Puppen für sich benötige.

L,

') Man iviid lutwiJlkürliilj an JWhs Nora (Bin Puppenheim) eriimert. Un Diflitcr Bchdnt seine Beobacbtuni.' dcai Lclu'ii fntni)ninH.'n /,u kibeii.

Erotisclicr Syinbolisnius.

ib

In dieserii. Wtadiuni kam sie zu mir.' Die Analyse oi-fial». daß sie als Kind eiiU' nierkwihdige ■Hüiifiinp: von Traumen (iiiiTliznniaclirn lmtU\ wie es wohl riPileii bei oiiieia Mädclicri inis liesticrcni Hause vriikimunl.. Mit TJahreu hatte ihr Ojäliriger Bi'uder mit llii- gi's|iiell und iin ihr den Kuiniilinfjus vul]- ÄOgeii. Dann brachte or einmal drei Fronudc luit, die alh> mit ihf i>iii('it<":u. Spät(T t=t-hliet' sie mit der Tanle im Bcitc. die sie in ülxMtrieiienor Wei^:e liebkoste, am gatizcii Körper HtrciehcJte mid iuuuef ,.iiiein i'iippeil" munife. Öie sajrte ihi' immer, :;ic sei seliön wie eine. I'n]i|H>. Das nüelislc TiMnma war mit dem llan>ih>hrer ihres Brndoit*. der sie id'l in einem versteckten Winkel des Hauses iibkiilMe un<l ihr an die (Jeiiilalien firill. Sie siht v.u. dati sie sehr koketl Wiir und die älteren Männer lörmlicli herauBlürdertc, mit dir /.n spielen. Sie war 13 Jahre alt, da wardo sie die Geliebte ihres Klavier- lehrcis. Rs kam wohl nicht zum Koihis, ;ii.er er giib ihr sein GÜed in die Hand und reizte sie inanueli. Mit 15 Jaliren wurde sie vun einem Ai-^le deÜoiiert. den sie eigentlich dazu aufsoierdei t hatte. Dann kamen noeh einige Krlebnisse. Ins sie .ihren zukünftiKen Mann kennen lernte, der sehr naiv war. sieli mit ihr verlobte, mil ilir immei- fi])ielte. idiue tiie zu koitieren. obwohl sie ihm keinen Widerstund leistet«. In den ersten Wochen der Ehe war er im|)o1ent nnd als ihm eiidlieh die Immissio gelang, war er so naf- «eregt.'diiB er gar nicht meikte, diili sie keine Virgo wiir.

Sie iiatte sich vorgenommen, ihrem Manne Iren zu bleiben und hatte ■diesen Vorsnlz nnsgelidirl. liii'e Untreue leide sie mil den BupiJen ans. Jede Pupiie steilti- ihi' eine niidere Kpisode uns üirein Lei)en d^ir. Die Fuiipen hatt«n Nnnien. welche den Name» aus dei' Vergangenheit entsprachen. Ihre T;inte liieß Kosii. Ihre Lieblingsiaippe (die Favoi'itin in dem Herein) liieß Hosalindi', Der Bruiler Karl iignrieite als Lotlehen [.Clmrliittchen), der Klavierletirei' Fruiix als Fnwnl usw. . . ,

N;K-h der grcdsi-n Szem- ndt ihrem Miinne iM'wachte ilu- Haß und sie 'beschloß, sich zu rächen. Obwohl sie sich als Kind geliihlt hatte und wie ■ille Klmlweiber sehr jung aussah, fühlte sie sich nun alt nnd zeigte das kontrastgefühl der Par;i!Kilhiker, das im Gegensatz zu ihrer Fiktion stellt tSie bohaiUJlete. eine alte l''raii zu sein, die nienuindein gelallcn konnte. Aiier «^ trieb sie die Vergangenheit wiedei' zu erleben und sich ;ui ihrem Manne zu rächen '>^ie widlle iiHe die Menschen aus ilu-er Vergaiigoniieit wieder aui- suchen ^ber wo sie hndnrr' Der Kh.vierlehivi war mittlerweile ein alter Mann geworden, der Bruder war in Amerika, die anderen M-inner schienen unnahbar und hatleii die kleine Gespielin längst vergessen.

. Sie mnlUe dalier diese MänuL-r In der Phantasie wieder erobern. Sie ,M-lebte das Verb.deiie in Tranmznständen und wurde Kleptomanin.

Nacli längerer Aimlyse volikommene Heilung,

Hier sehen wir einen Racheiminils. Der doniiiiieremle Gedanke lautete- Du nmiU, etwas tun, um dicli zu riiehon. Uu nuiBl denrem Manne etwas antun. Du mußt dir die alte Lust verschaffen die er dir zerstört hat- Von allen Uildern ^var das Bild der Tante und de. Klav.er- lohrers a.u> deutlichsten vor ihren Augen. Sic wollte wieder da. I upperl der Tante sein und wieder mit dem I'enis des Klavierlehrers spielen. So kam sie dazu, die öro/ische Formel zu erfüllen: Das \erbotene -.n die Hand zu nehmen.

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1 46 Fetischismus.

j Sonderbarerweise hatte sie sich iimner geweigert, ilu-em Manii&

' diesen Liebesdienst zu tun. Es war die unangenehme Erinnerung an

die Vergangenheit, die sie daran gehindert hatte. Dieser Griff geiiörte , einer anderen fiktiven Welt an und durfte nicht in die Realität hinüber- 1.- genommen werden. Die Kranken hängen an ihren Phantasien und

y" scheuen deren Entweihung durch die Realität. Die Wirliiichkeit ent-

wertet die Fiktion und würde sie überflüssig machen. Man kann das sohr oft beobachten. Es ist nicht richtig, daß Parapathiker ihre spezifische Phantasie immer in WirkheWteit umsetzen wollen. Viele fliehen die Realität und reservieren die speziiisdie Szene für ihre Phan- tasien- und onanistischen Manipulationen.

Wenden wir uns einigen anderen Beobachtungen zu. Da ist ein Fall von Dnhois.'iO}!, mehrere Fälle von Vinchoii, die ich der Arbeit von Kurt Boas entnelune. Leider fehlt allen diesen Fällen die psychologische Analyse. Trotzdem bieten sie sein- viele interessante Gesiclitspmmte und werden verständlich, wenn man die Analyse ähnlirher Fälle kennt.

Ich beginne mit dem Fall von Duboisson:

i Fall Nr. 7. Frau C. ist eine Frau von -33 Jahren, groß und stark, die

:j iu plij'siechcr BezieliuJig keine weiteren besonderen Merkmale aufweist als

ij] jenen biciclien, ein wenig gelblichen Teint lebt-iioidender Personen.

2f In jungen Jahren hatte sie die verechiedenen Kinderkrankheiten, wie

i"! Masern, Sdiarladi. Pocken usw. durchgemacht, doch wurde sie von keiner

;i) hurt initgenomuion- Sie litt weder nn Krämplen noch an Typhus, doch zeigte

' ' yie sich von Beginn der Puiiertätsperiode an nervös und reizbar.

Sie regte sich schon als Kind über die geringste Kleinigkeit aid', konnte ' uiciit auf ihicni Platte bloibon, weinte oder lachte hiat auf Wunsch, am häufigsten ohne Grund und znwcilen wurde sie von Lac-hkränipfen befallen, deren sie nicht Herr 2u werden vennochte. Der Vater starb an Lungcn- t'utzündung, die Mutter, die bei Lebzeiten von außerordentlicher Reizbarkeit war, erlag einejn Herzk^ideii. Hei der geringsten Erregung verfiel die Mutter in Ohnmaehtszustände,

Zwiscben dem 1:J. luui 14. Lebensjahre erlitt Frau C. neue Anfälle. Die Entwiekhuig vollzog sich ^eln' langsam, das Erscheinen dei' Kegel war von .^ta.rkcn Schmerzen und einer niorkUchen Verschlimmerung ihres Gesamt- Kut^landes begleilet. Sie wälzte .sicli auf der Erde, .schrie und verfiel iu .4.n- l';ille, die wiri;licben Kranipfanfällen sehr nahe kamen. Gleichzeitig empfand eie zum ersten Mal jenes Gefühl der Zusammenziehung von Brust und Hals. ,dafi eines der charakteristischen Symptome der Hysterie ist.

Seither haben .sich diese Symptome eher verschlechtert als vermindert. Frau C. hat ein ständiges Bewegnngs- und Deplazierungsbedürluis. sogar ihr Schlaf ist unruhig und von Mu.skolzucknngen und .sonstigen krampfartigen Kontraktionen l)egleitet. Sie ist von außerordentlicher Erregbarkeit, von schwankender Laune nnd immer zum Lachen oder Weinen bereit. Diibei entsteht bei der leichtesten Erregung das Gefühl, als wenn ihr eine Kugel in den Kehlkopf steigen würde, eine Einzelheit, die sie als Geheimnis mit- 1eilt. denn sie hat bis dahin ans einem nubekannten Grunde weder ihrem

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Krotischcr" Symbiilismtis. ^-j

Gatten noch ihrem Arzte von dieser Erscheinung Mitteilung gemacht. Ks versieht sich von selbst, daß sich diese krankhaften Ei-gcheinungen unter gewissen Einflüssen noch verschlimmerten. Sie ei-rcichten allmonatlich zur Zeit der Regel ihren Höhepunkt, ebensd zu drei verschiedenen Mulen während, dei' drei Seh waugcrsdiaf teil dvi Xrnnken. Zur Vervollständigung des Krank- heitshildes möeht« icli mich hinzufügen, daß sie von einem Leberleideii (Cholelithiasis) befallen ist, das sich in mehr oder weniger starken perio- dischen Anfällen äußei-l: und dessen Rückwirkung auf den geistigen oder ricelischcn Zustand der Patientin kcine.-iwegs gleichgültig erscheint.

Wenn wir Frau C. vom psychischen Standpmiktc aus ins Auge fassen, finden wir. daß ihi'e Intelligenz sicherlich unter dem Durchschnitt steht- Sie hat den li^leTiientarunleriicht eiljalten. aber nichts weiter. Sie schreibt nithiigraphisdi richtig, versteht eine Addition, eine Subtraktion, sogar eine Division zu machen, vermochte aber niemals eine noch so einfache Reelien- auigal)e zu lösen. Zwischen ihrem 12. imd 15. Lebensjahre kam sie nach Deutsdiland, erlernte dort ohne Schwierigkeit die deutsche Sprache und sprach sie bei ihrer Rückkehr nach Frankreich ganz geläuiig. lleuto woiH sie kein deutsches Wort mehr. Sie gibt selbst m. daß sie da.-; Oedäclilnis vollstündig verloi'en hat. Dies löhrl zum größten Teile dalier. daß ihr, wie vielen Kranken . dieser Art, die Aufmerksamkeit vullständig abgeht. Sie vermag ihren Geist nicht zu fixiei'en. Daher ist sie auch zu jeder ernsten Bescli;iflit;ung un- tauglich. Ihr Gatte, ein hervoi'i'agender Literat, wollte sie für seine eigenen Arbeilen interessieren, aber alle.^. was er von ihr zu erlangen imstande wai', waren einige Kopien und sie hatte diese so schlecht gemacht, daß er in der Folge darauf verzichten mußte.

Bevor ich auf die der Dose huldigten vurgeivoileneii llaudlungen ein- gehe, muß icli noch einige Details in beüug auf die häuslichen Verhältnisse em'ähnen.

Es besteilt im Hause G. mir eine Storungsursaehe, nämlich ein Kind. Frau C, hat zwei Kinder, einen Knaben und ein Mädchen, welches das älteste ist und das heute r>'l- Jahre zählt, ist seit seiner Geburt die große und ein- zige Sorge der Mutter. Dieses Kind, das nach einer Liußerordentlich schwie- rigen Sehwangerschfift zur Welt kam, wurde, noch nicht drei Monate alt. von sehr ernsten Anfällen betroffen, die den Ärzten bald den Verdacht nahe- legten, daß CS sieh um tuberkulöse Hinihau1«iitzüiiduug handle. Dank der sorgfältigen Behandlung, die dem Kinde in überreichem Maße zuteil wurde, blieb es am Leben und hat heute sein 5. Lelien.sjalir überschritten, sein Ge- sundheitszust-and ist jedoch nicht weniger fragwürdig und macht i;iiie außer- ordentliche rberwachimg nötig. Von dem Tage ab, an dem dio,-:es Kind krank wurde, ließ Fiaii C. alles andere beiseite und lebte niii' noch für dieses. Sie machte sich zum Sklaven der Kleinen und widmete ihr ihren Tag und die Nacht. Ihrethalben beraubt sie sich jeder Zerstreuung, jedes Vergnügens; wenn sie manchmal ohne das Kind ausgeht, geschieht es nur. um ihm irgend- einen Gegenstand zu besorgen, den es nötig hat oder den es wünscht. Bis dahin ist nichts Außergewöhnliches zu bemerken. Viele Mütter opfern ja ihre Person dem Kinde, das sie lieben. Aber e,= liegt in dieser Mutterliebe der Frau C. noch etwas mehr dar-in, noch etwas Außerordentliches und Krankhaftes. Es ist bekannt., wie sehr die Mehi'zahl der Hysterilver Zwangs- vorstellungen unterliegen, aber im allgemeinen sind diese Zwangsvorstellungen wechselnd; bei Frau C. ist der Zwang unveränderlich und einzig. Der Ge- danke, ihr Kind zu befriedigen und dem geringsten seiner Wünsche näch-

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Fetischismus.

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/.ugebeii. ist lipi ihr bis m ioiieiii l^iiiiktt' getntjbeii. wo- er die Givimdlioit, jii das Lchoii des Kinilcs fiofaiirdi^l. Cs iiiilzt di>ni von dem Gatten iinU'i- slützteii Ai7Ae nii'lilH. der Mutter vurzastelleii. dalS es iiii-lils Gefälirliclieres- gibt, als ein derartiges Enlgegenkoiumeii gegenübei' allen Fliantaaieii und J.aimen der kleinen Ivniidieii, die beruhigt, nicht ständig aiifgi'regt werden müiile. Aber alles nii1/t nielits gegen die^e überächänmende Mutterliebe. das einzige, was der Ar/.l zuwege liniclile. war. daß ihn die Mnltei als ihren Feind belrat:htele.

KoininiT wir nun zu der verbi-echerisclien Hamlluiig. Auf den Rat dew Arztes j^ali sieh, dei Gatt-e. <ier übrigens über die l'ü!- Niditigkciten rieileuK seiner Frau ausgegebenen Summen entsetzt war, ge- nötigt., ilii- das lägliehe Einkaufen von W|)ielzcug zu untersagen. Er fand, dal.!» einige vierzig Puppen mit alh'tu ZabeluK dem Kinde eine ausreielieude Zerstreuung bieten iiiülJten. Da sie die ihrem Verlangen eiitgegengedctzle und nur zu gerechte Opposition als Animosität ;niffaIUe. wußte sie nichts amieres zu tun. aU das. was man ihr /.u kaufen nirhl gestaltete, einfadi weg- '/.atu'hmeii. indem sie sieh sagte. daÜ ihr Gatle gezwungen wäre, die Gegen- stände dann zu zahlen, wenn sie erst einmal im Hause wären.

- Es Imt iii'-hl den ,-\nsehein. als ol.i eine wohlerwogene Absicht dabei Vf>i-hei'rs[-lile. Wenn laan iiii' darin Glauben selienken darl". so war dies ihr <lednnke in den letzten Novenibertagen im Magazin de Pi'intemps einem Gegönstiuide gegeuliliei-, der ihr geeignet erschien, das Getallen ihres Kindes zu err""eu (ein Sehaf); sie gab sich dieser lächerlichen Erwägung hin; sie {cistete"ihr aucli munittelijüi- darauf Folge. 14 Tage nachher erschien sie wii-iler imd liug zu wiederholten Malen gegen fil) Artikel hinweg: kmder- snielzeug Miiii|M'narlik<d odei SuA\ Mir Puppenkleider, alles m allem zu einem Werte von :ü\0 Franks. Naehdem sie ohne 1 niall nach Hau.-^e ge- kouunen verbarg sie alh' Gegenslämle im Schranke und erwartete ungeduldig den Weihnachtsabend, um da^ Kind mil all den Geschenken zn überhäufen und ihren Mann von ihrer Tat /.u benadirichhgen,

Frau (-. gibi selbst zu, dalJ sie sehr gut wulMe, dab sie sieiile, alier in ihrem Kopfe erschien dieser Diebstald :uil>eroi'dentlic]i milde, wenn nielil gar durch den Gedanken völlig entädnildigt. daß ihr Mann luiweigerlidi Inihei' i-dei- s|Mler die Gegenstände bezahlen werde. Es war ihrer Absicht nach gi-wisserinalieu eine Anleila- and kein Diebstahl. Mit einer wahrhaft bewundernswerten Naivität erklärte sie. wie sehr sie es diesem benihigendeii Gedanken verdankte, dali sie sich ihren verbredierischen Entwendungen luif vollkommener fieelenrnhe. in voller Sicherheit des Gewissens, ohne iode Er- regung, sie. die Aufgeregte, und ohne die geringsten Gewissensbisse hiugeiien konnte. Selbst als sie auf frischer Tat- ertappt und vor den Kommissär ge- führt wurde, war ihre Haitung so ruhig, so heiter, daß ein zufällig hin/,u- getretener Zeuge nidit umhin konnte, iil)er den Geisteszustand Verdacht, zu schöpfen und sidi beeilte, ihrem Gatt™ davon Mitteilung zu madien. Es bedurfte er.st allei- Seherereien einer richterlichen Untersuchung, um sie etwas zu beunruhigen und ihr klar zu machen, daß die von ihr begangenen Hand- lungen nidit so leicht zu nehmen seien. Heute nodi ist ihre Überzeugung in dieser liezidmng niclit vollständig geklärt imd auf alle Fälle will sie nicht glauben, dal.^ es zum mindesten unentschuldbar ist, wenn man so handelt wie sie es getan. Frau C. kann trelTend mit einem Worte gesdiildert werden: Sie ist ein Kind, aber dieses :33jährige Kind ist hysterisch, und zwar mit allen zerebralen Mängeln, die ein solcher Zust^ind mit sich bringt.

iM^^er;

»RS^!

Krntisoher Srmliolisiniis. ,,,

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Wir öelieii einen diaraktwistisdK'ii Fall, der sidi eigentlich wmifi von dem meinigeri uiitorecheidet. Wie in den meiston dieser Fälle liandelt es sicli um eine vei'hei ratete Trau mit auegeaprochcnem psychosexueüen Infantiüsmus. Wir dürfen in allen diesen Fällen dae eine Mfftiv nicht vergessen. Die Ehe und die X'erpflichtiiiif: der Treue werden als Zwan^ gewertet. Die Klentomanir eii1,K|)rii-lit einer Phase im Kampf der Ge- öchlochtc'i-. Sie liat iuu-h die Tendenz, den Mann zu kränken, ihn zii besL-.iiäftif,'en, ihm Kdiorereieii zu ni:K^hen, seine J^iebe auf eine harte Probe zu Stelleu. Et; ist f,'ar keine Frage, dxils die Frau das Kind mehr liebt als ihren Maini. Die l-'oniiel ihrer Handlung wäre: Irh will meinem Kinde Freude bereiten auf die (iehiiir hin, meinem Manne weh zu tan. Der Umstand, daß Frau C. iln-en Mann von der Tat am Weilmachts- abend verständigte, zeigt das fein ausgesponnene Rachebedürfnis dieser Frau. Offenbar sjiiden Erinnerungen an ihre Kindheit mit, an die Weih- nachtsabende, an denen sie so reich besdieiikt wurde. Ihr Mann hatte ihr bei 40 Puppen Halt gebolen. Nun zeigte sie ihm, dal.; sie imstande ■war, sein Verbot zu übertreten. (So weil, kommt es, wenn du mir nicht in nllem nachgibst.) Die Tendenz, ihn zu demütigen und sich einen Triumph zu versdialicn, tritt in diesem Falle deutlieh hervor.

Nun wenden wir uns einem Falle von Vinchov ') zu, den ich in der. meisterhaften Übersetzung von Kurt Boas wiedergebe.

Fall Nr. 8. Jeamie C, Cüi'Uien genannt, wird Züm ersten Male im Juni 190S ;mfgeiitiinnien mit rolgcmiem Ailest: ,.1'ragreseive Paralyse, Abnahme der geisligeii FiiliigkeiU'n, liiipliiinc. kindiwciuis Beiieiimeti, kein Kraakheitw- liewaßlv^piu. ]l(!r Ueginn der Krankheit srJieiiit bis Anfang Jänner zurück- Kuliegt'N und diiri.;li einen liefligeii luünilisi-lieii Sliuck verursaclit zu sein.'" Ey folgen die (iiil;irliU:ii di'eii-i' SiHrlivt^rstJuidificr. l]ie Fesl^tellimgeu in der K-linik liesläl igten anfäiiHbcli diese ScIdnIM'idger uiigcn.

\m .liiiiiier ]90.'t si'liieii Uiinuen. die lieutc 45 .);Uu'e alt ist, tatsächlicli dais Gi'dac.lilnis verloren zu liiibon, im Aiii^rtihdi an einen Wageiiunt'all. Darauf war ihr Clniraktei' und ihr ganze.s Wesen ganz und gar kindi.'irli geworden. IIiit rriilierm Neigungen nalimcn an Stärke nur zu. Sie i;i)Ii alkv, wa.s sii-li in ibreni IJeroicIie befand, auf, «tibi eineni \" (U'iibergehetidcn eine Zeitung usw, Infolge dieser geringfügigen Geset.7.esiiberl,rei.ung wardr

sie interniert.

Clarmen verläßt die Irrenanstalt im Oklnl)er 1903 in sehr gebessertem Zustande. Ihre fhitidlungcn und Ri'deii.-!;irit'n tragen dagegen stets noch ein kindiscbe? Gebaren /.iir Sriiau. In guter liewiiehung bleibt sie bis 19ü(i ruliig. Zu (lie-seni Zeitpunkte führte sie einen vergefiliciion Diebstahl aus. Man hielt ihre Verhaftung nufredit, weil mau bei ihr eine Saniiulung von Gogenstünden fand, wdche die Verwunderung dos Polizeikommissürs erregten. Infolge eines foronsiscb-psydiiatrisdien Gutachtens wurde sie provisorisch unt^r Auf- sieht ihref, Freundes in Freiheit i)elaK3en. biik! darauf jedodi stellte sie sich spontan an der Pr(irt<A der „Infinuerie spednle' ein, hielt bizuri'e Aiisiiracheu

') Journal de inediciup (1l> Paris, 1914.

Sloliol, StÜrunffF'ii ci«K Trii-b- und AffflktlobBiiP. VII,

50

Fetiscbiemus.

und wurde von neuem verhaftet. Diesmal nahm der Arzt bei ihr Simulatioß an obgleich er ihre Entartimg anerkannte. Bei der Aufnahme wurde t-ie nach einigen erregten Tagen ruhig und konnte wieder die Anstalt verlassen. Sechs Jahre hindurch, von 1906—1912, bot sie an krankhaften Erscheinungen lediglich ein kurzes schlecht auegeepro ebenes Erregungestadiura dar. Dieser Zußtand trat im Sommer 1910 ein. Im Sommer ist sie in der Regel ner- vöser und Anfällen dieser Art unterworfen. Im März 1912 wurde sie wieder in der Anstalt Sainte-Clotilde interniert während eines Leichenbcgängni&ses- Der Gutachter sah sie noch einmal als eine Simulantin an. Während ihres Aufenthaltes in Saint-Lazäre machte sie einen Erregungszustand durch, wurde einer erneuten ärztlichen Untersuchung unterzogen und auf die Abteilung Magnan verlegt mit der Diagnose: geistiger Schwächozustand mit manischer Erregung. Anfänglich war Cannen ganz und gar nicht geneigt, uns zu Ver- trauten ihrer Angelegenheiten zu machen. Wenn man mit ihr über ihre üieb- ßtahlsaEEäre sprach, gab eie an, sich an nichts zu erinnern. Trotzdem erzählte Bie mit einer amüsanten Verve von alter Art, eine Menge von Einzelheiten aus ihrem früheren Leben, u. a. die Geschichte, die bei einer Frau in ihrem Alter überrascht, von Puppen, die sie nicht verlassen und denen sie nur für einige Wochen entsagt bat, weil sie damals sich mit einem kleinen .lungen zu beschäftigen hatte.

Sie hat zwei Puppen, alle lieide sind blond, die eine ist groß wie ein Baby und liegt stets auf ihrem Bett hinter ihr. Die andere ist von ganz kleiner Gestalt und sie kann sie mit sich nehmen. In zahllosen Kartons häntt " sie Seidenreste, Enden von Spitzen, verschiedenartige Bänder an. Ihr höchstes Vergnügen ist es, von diesen Gegenständen Gebrauch zu machen, um daraus Kleider für ihre 'Puppen zu verfertigen. Sie bevorzugt namentlich die Seide und die stark leinwandhaltigen Stoffe, ebenso die Spitzen, deren Verarbeitung ihr besonders angenehm ist. Die Kenntnisnahme dieser Dinge bringt uns auf den Gedanken, Carmen eine kleine Puppe zu reichen, da sie eich darüber beklagt keine mehr zu besitzen. Carmen hat sie kaum bemerkt, als sie sie ergreift, sie gegen eich drückt und sie unter ihrer Kleidung versteckt. Sie legt dabei eine starke Erregung an den Tag, kann kaum spi-echen, murmelt mit erstickter Stimme: „Danke schön" und versucht uns zu umarmen. Ihr Aussehen drückt dabei den Höhepunkt der Uidenschaft aus.

Eine Stunde später lassen wir sie in das ärztliche Untersuehungifziramer kommen Ihre Antworten sind noch verworren, die Mimik drückt die Scham und die Verzeming aus, bis sie sich endlich entschließt, unt: da.4 nai-hf olgende mitzuteilen :

. Sie hätte viel intimen Verkehr früher unterhalten, heute hätte sie keine normalen geschlechtlichen Neigungen mehr. Fi-ülier wäre Cannen syphilitisch gewesen. Obgleich sie beliandelt worden sei ist es ihrer Ansieht nach heute dieselbe Krankheit, die wiederkelirt und ihre Erregungszustände hervorruft. Schon als Kind onanierte sie, indem sie sich gegen die Lehnen der Stühle und die Ecken der Tische rieb, weil ihre Eltern, die ihr Laster bemerkt hatten, sie veranlaßten. die ganxe Zeit die Hände hinter dem Rücken zu halten. Sie war ein sehr feuriges kleines Mädchen, das bereite mit dem Besitz mancher Spielzeuge den Gedanken einer sexuellen Befriedi- gung verknüpfte. Diese Veranlagung verschwand in der Pubertät, um in den Wechaeljabren wieder in Erscheinung zu treten, die vor etwa

Krotisclier SymholismuH- Fjj

Jahren eintraten (1903 zählte Carmen 44 Jahre). Zu dienern Zeitpunkte führte sie die ereten Diebstähle aus.

Carmen hat niemals widerstanden. Es ergreift eis urplötzlidi. An den i'orhergehenden Tagen ist 6ie etwas aufgeregt.

' Sic geht in eine Kirche, die sie für gewöhnlich benutzt, in Sainte- Clotilde, einem reichen Ki rchcnsprengel. Sie verspürt ein unbestimmtes Miß- behagen im Magen, dann nehmen ihre Wünsche einen bestimmten Ausdruck an und sie braucht einen der "kleinen Gegenständo, wie sie die Pompadours der Damenwelt zu heJierbergen pflegen, mit besonderer Vorliebe eine Büchse mit Reispuder,

Sie versucht sich in den Besitz dieses Gegenstandes zu setzen, ihr Ungeschick verhindert sie jedoch an dem Gelingen, so daß sie festgenommen wird. In diesem Augenblick wird ihr Gesicht kongestioniert, der Schweiß tropft von ihrer Stirn, die Genitalorgaiie sind feucht, der Besitz des Gegen- standes führt eine tateäehliche geschlechtliche Wollust herbei, die sie mit folgenden Weiten schildert: „Dann mache ich mein Ding." Einige Zeit lang nimmt der gestohlene Gegenstand den Rang eines Petischs ein und eie reiht ihn in die Sannnlung ein, die sie bei sich trägt und deren Anblick für sie eine Quelle des Vergnügens ist, oder sie empfindet Ekel davor, macht ihn entzwei und wirft ihn fort.

Manchmal ersetzt sie den Diebstahl duir-h den Ankauf des Gegen- stiuides. Dann jedoch tritt das Vergnügen weniger lebhaft zutage. Dies läßt sie übrigens den Gegenstand nicht verachten, denn sie denkt mit Freuden an die Zeit zurück, da sie das Geld mit vollen Händen ausgeben konnte und sich nach Hause ganze Berge von Bändern, Spitzen und kleinen Krämerei- artikeln schicken ließ. Ihr F.reuiid tauscht meistens diese Gegenstände wieder um; wenn er sie ihr beläßt, so zieht sie damit ihre Puppen an.

Diese „Sucht zum Stehlen" so drückt sie sieh aus macht sie Bchr unglücklich, sie möchte eich am liebsten das Leben nehmen, um Ihr. SU entrinnen; sie empfindet jedoch bei diesen Worten ein zwiespältiges Gefühl. Denn es entsteht bei ihr einerseits die Eriimerung des Ekels und des Ge- nusses, die diesen Akt begleiten, zusammen oder getrennt.

Kaum hat Carmen dieses Bekenntnis abgelegt, als sie darüber itcue empfindet und uns übelnimmt, daß wir es ihr entrissen haben. Sie verfällt zueret in einen heftigen Zoi'ii, der nicht vorgetäuscht ist; dann beruhigt BJe sich, und bittet uns, nichts davon ihrem Liebhaber zu berichten. Sie schämt sich dessen und will lieber für eine Diebin gelten. „Im übrigen hat man es in Saint-Lazare nicht schlecht, die Schwestern sind sehr nett zu ihr." Auf der Abteilung konnten wir einen ähnlichen Fall beobachten, der denen zur Seit« zu stellen ist, von denen sie uns berichtet hat. Nach einer kurzen Zeit, der Erregung vei" suchte sie eine« Morgens im Lauf des Monats Oktober 1912 ein Band an Rieh zu nehmen, welches das Haar einer Krankheits- geuossin zierte. Dieselben Erscheinungen traten bei diesem Anlaß zutage; nur daß es diesmal genügte, den Gegenstand lediglich zu berühren, um ihre wollüstigen Wünsche zu befriedigen. Alsbald ergrifl sie das Band und verlangte, daß es vernichtet werde.

Was die Puppe anbelangt, so umgibt sie Carmen mit einem wahren Kultus. Sie hat Angst, daß man sie ihr wieder wegnimnd-, und verbirgt sie vor Eifersucht am Tage unter ihren Kleidorn, nachts im Bett. Sie läßt Stoif- reete kommen, verfertigt mehrere Kleider, namentlich einen Trikotmantel ans

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Fetischisnuir;,

blauer Leinwand, gcgi'n den bid ihre Wallte tnil besonderer Vorliebe roibi- Dirae Puppe erinnert sie K;inz an diiw kleine Kind, mit dem hip eich liiilH^r Sil gern zu beschäftigen ijdrgte.

Mit der Puppe, erzählte Bio uns. !uit sie den besten tScbut/- gegen die diebischen Neigungen. Uicso treten nur aul, wenn ihr tipezielles Interesse für diese Gegcutitände erlufichcn ist, so daß sie ohne Wirkungen sind. dem kleinen Kinde ist es ebenso.

Sie hat keinen UegrüF von der moralischen Bedeutung ihrer Hand- lungen. Die Kenntnis der Strafen, die die GesellBcliaft den Dieben zudiktieit,' hat niemals dazu gefiilirl, sie davon abzubringen. Sie liebt- die berufsmäßigen Diebinnen, oijgleieh sie sie verachtet. Hit diesen Frauen, sagt sie, kann mau eich vertragen wie nnm will, d. h. eher schlecht. Die zweifelhafte F r e u n d ir e li a f t ging einmal s u weit, daß sie 1 c s b i ri c h e Beziehungen zu einer Frau anknüpfte, die es Bei dies als eine bemerkenswerte Einzelheit hier angeführt in einem Kreise von Neuro- logen verkehrte. Eine andere Geführtin, elienfalls eine internierte Dieliin wie sie, und alte Kiieiit'Jillige, hat ihr vorgeschlagen, zusammen ku leben und „ebenso zusammen zu arbeiten" bei ihrer Eutlassung.

Ihrem Liebhaber gegenüber scheint Carmen liebevoll zu sein, aber ein Nichts genügt, um sie zornig werden z n lassen. Sie ist unfähig, ununterlu-ochen aufmerksam zu sein und steht ständig unter Stimmungswechsel. Ihre große Voreingenommenheit ist das Alter und der physische Verfall, unter dem sie steht.

Car-men hat alle Kinderkrankheiten durchgemacht. Ihre h^rziehung v.ar jammervoll und i h !■ e Mutter hat Bio sehr verwohnt. Sie konnte e.e nicht in der Pension aushalten und mußte im Elternhause erzogen werden. Eine Lehrerin erteilte ihr Unterricht und brachte ihr Lesen und etwas Mu^ik bei. Seit ihrem 20. Lebensjahre wohnt sie in Paris, bald als Demimondane, bald als Modell, je nach den Umständen ihr lieben fristend. Sie gab sich häufigen Champagner- und Älkoholexzessen hin, die sie sehr schlecht vertrug.

Ich verweise auf die trefflichen epikritischen Bemerkungen, die Kurf Boat; an diesen Fall knüpft, und möchte nur hervorheben, daß die Beziehung der Vorliebe für t'uppen zur Homosexualität ziemlich klar vorliegt. Sie wurde von der Mutter arg verwöhnt. Sie sehnt sich nach dieser Zeil zurück. Sie spielt mit der Puppe ihre eigene Ver- gangenheit. Sie gesteht übrigens eine lesbische Beziehung offen au,

Sehr häufig treten Wntanfälle gegen den Liebhaber auf. Ich halie solche Fälle öfters analysiert. Es handelt sich um Frauen, die an irgend eine Form der lesbischen Befriedigung gewöhnt sind. (Bei Prostituierton kommt der gegenseitige Kunnilingus sehr häufig vor!) Sic sind dann bei dem Manne ka.lt und reagieren infolge mangelnder Befriedigung aul geringfügige Anlässe mit Wutanfällen. Dabei betonen sie ihre nbcr- groüe Liebe, erzählen von den glänzenden Vorzügen ihres Mannes oder Liebhabers, sagen ihm im Wutanfall die gräßlichsten Gemeinheiten, die sie dann bedauern und zurücknehmen, betonend, daß es sich um sinnlose Schimpfereien, um krankhafte Ausgeburten der Phantasie handelt. Eine meiner Patientinnen warf dorn Manne im Wutanfailo

Krotischer Symbol isniLis. -5.3

homosexiiclk Verhältnisse mit soinon Freunden vor und verrief, ^o ifie Wurzel iliree Grolles.

Im vorerwähnten Fall ist der Diebstahl der Puderbüchse eehi- fharakterietisch für Homoeeximlität, ebenso das Stehlen eines liandee, das eine Kranklieitsgoiiossin zierte.

Wenden wir uns einem zweiten Falle von Puppenfetischisniuö zu, .den Vinchov unter dem Titel „Le Fetiehisme de la poupee et le vol aux etalases" im Journal do medecino, 191'i, publiziert hat.')

Fall Nr. 9. Es handelt sicli um ein Mädchen Luise, welches einer Lyoner Öeidoiiweherrarailio dieser IJci-uf ist l'ür die Hiitstehiniff der ge- sell leditlichoii i'erversitiit von Withligkcit angehörte. Sie kiini dann yus der Provinz iinch Paris. Dort war sie Mitglied einer familiären Warenhaus- diebsialilgeBellridialt, der außer ihr selbst noch ihre Töchter, Schwieger- töchter und ihr Sehn atigeliörlen. Aus der Auamncso ist fülgcndcö von he- deutung :

Der Vater und einer der Brlidei waren Epileptiker. Ein Onkel mütter- licherseits ist idiotisch. Eine Scliwestei- der Kranken hat Suizid begangen. Die Kranke selbst ist in der Schule zurückgeblieben. Sie hat erst mit fünf Jahren müheain zu sprechen gelernl. Mit sieben Jahren litt sie an „Neryen- ■fieber" infolge vo]i Angstzuständen; ein -Mensch wäre ihr auf der Straße nachgelaufen und hatte sie bezichtigt, einen kleineu Hund gestohlen /u haben. In der Schule lernte sie schlecht und zog die Handarbeiten vor.

Sie war traurig, ängstlich, litt häufig an Kopfschmerzen und suchte viel die Kinsamkeii üuf. Zu dieser Zeit hatte sio auch Zustände von patho- logischer Roizbai'keit, von hysterischer Natur, die bei der geringsten Auf- regung zutage traten.

Mit fünfzehn Jahren war sie gewerblich tätig, aH)ei1ete zunächst etwas in allen //weigon ilor Öclmeideroi und bildete eich speziell in der Zurichtung von Seidciiknrsetts aus. Ihr Geschmack für diesen Stoff trat e e i t d e in siebenten L e b e n s j a h r 0 in die Erscheinung, Einer ihrer Onkel überraschte sie damals, als sie im Begriffe war, den St'ifF an reiben, an dem sie gerade arbeitete. Sie empfand dabei ein Gefühl, das sie als eine Art von Schauer (frisson) schilderte.

Mit siebzehn Jahren menstruierte sie zum eisten Male. Sie erkrankte damals im Anschluß an einen Bchwcreii Typhus an Chorea minor, die erst nach drei Jahren wieder vei'scbwand dank einer li^olierung in einer Anstalt.

Nach ihrer Wiederherstellung nahm sie dann wieder ihren Beruf auf und wurde schließlich Voi'ai'beiterin bei einer Öchueideiin in Lyon mit einem Gehalte von -HiO Frank monatlich.

Außerdem wurde sie von einem Geliebten ausgehalten, einem Schrift- steller, mit dem sie seit ilu-em 2L Lebensjahre zusammenlebte, und von dem sie ein lebendes Kind hatte. Zwei andere starben im zarten Alter, außerdem hatte sie drei Fehlgeburten und dann noch eine Tochter, die stets kränkelt Während ihrer Schwangerschaften war sie oft auf Eßwaren scharf, hatU' sich jedoch niemals dazu liinrcißen lassen, sich in den Besitz solcher durch Dielisiahl zu setzen.

») MitBPteilt von Kurt Boa.» in H.Groß' Archiv, Bd. 68, „Kleinem Mittdlutigen". Weitere Beitrüge zur forensischen Bedeutung des PuppenfetisehismuB,"

54

Fetischismus.

Ihr Geliebter starb nach zehnjähriger (iemeinechaft. L., die damals 31 Jahre alt war, nahm einige Zeit darauf die Gewohnheit an, mit Seide zu masturbieren, ist jedoch dem Seidendiebstahl noch nicht ergeben. Wutanfälle gehen wechselseitig einher mit hysteriformen Anfällen, wenn die Versuchung über sie kommt und sie sich nicht befriedigen kann. Bei anderen Gelegen- heiten dagegen kann sie sehr leicht widerstehen.

Mit 36 Jahren macht sie abermals eiuen Typhus durch. Während der Rekonvaleszenz will sie das erste Mal gestohlen haben unter nicht näher feststellbaren Umständen. Seither lebt sie in Paris und von dieser Zeit iin datiert der Begimi ihrer Betätigung als Seidenfetisehietin.

Die ersten Diebstähle ließen sie eiti lebhafteres Wollustgefühl verspüren als das von ihr früher gekannte, als sie noch mit Seidenstoffen Onanie betrieb. Der Kontakt der Seidts namentlich eokher von rot-er Farbe, und ihr Rauschen genügten, um den sexuellen ipyarismus auszulosen. Sie war derartig erregt, daß sie keine Vorsichtsmaßregeln traf imd eich jedesmal abfassen ließ.

Nach dem Diebstahl emptindet sie Abscheu und Scham, versucht die Seide wegzuwerfen oder sie ist erleichtert und verspürt eine allgemeine Er- miidimg. Wie all die Kranken dieser Art emptindet Luise eine große Scheu davor, Fragen über diesen Gegenstand zu beantworten.

Bald kann sie es an keiner Stelle aushalten. Man setzt sie vor die Tür der Warenhäuser, in denen sie beschäftigt ist, sobald man bemerkt, daß die Seide verschwindet. Sie wird eine gewerbsmäßige Diebin und sucht auf diese Weise ihren täglichen Lebensunterhalt zu gewinnen.

Die Impulse zum Stehlen traten namentlich während gewisser De- prcseionszustände auf, nach ihrem zweiten Typhuslieber, bei ihrem Klimakt^num usw. Während dieser Perioden war sie weniger zur Arbeit aufgelegt als gewohnlieh und trug sich mit Selbstmordgedanken. Sie unter- nahm mehrfach Versuche dieser Art, versuchte sich die Pulsader mittelst eines Messers zu offnen, sich zu erdrosseln, sieh die Treppe oder vom Feust-er heruntcrzustiirzeTi und sich von einem Eisenbahnzug überfahren zu lassen.

Luise wurde 20nuU vorluiftet, erlitt im ganzen 11 Verurteilungen zu m Monat-en Gefängnis und brachte 9 Monate in der Irrenanstalt äu seit 1911. (Sie war damals 45 Jahre alt.) Jedesmal machte sie dieselben Erzählungen, Während ihres jedesmaligen Aui'enthaltes stellte man bei ihr hysterieartige Erscheinungen fest und sie wies zu den schonen Zeichen der Hysterie die vollständige Gruppe der Symptome dieser Neurose auf.

Luise entwich viermal aus der Irrenanstalt, dank der Beihilfe ihrer Kinder und aweifellos auch gewisser Individuen, die sich ihrer als einer ausgezeichneten Kraft beim Diebstahl bedienen, die sie ausschicken, um Seidenreste und alte Tcppiche zu entwenden, von deren Erlös sie dann pro- fitieren, Sie selbst verschwinden dann, sobald die Kranke verhaftet ist.

Als Kind hat Luise die Puppen leidenschaitlich geliebt. Damals schon machte es ihr außerordentliches Vergnügen, ihnen kleine Seide[dvleider zu verfertigen. Bis in die letzten Zeiten hinein hat sie damit fortgefahren and sie erzählt nun seihst, daß sie, um nicht lächerlich zu erscheinen, wo sie einmal Mutter, sagte, sie arbeite füi- ihre Kinder, wie sie dies jetzt ihrer .Angabe nach für ihre Enkelkinder tut.

Erotischer Symbolismus. 55

Die Puppe selbst ist kein weiblicher Fetisch. Um es zu werden, muß sie mit einem seidenen Kleide angetan sein, wobei sie rot bevorzugt.

Das Vergnügen, das sie bei der Manipulation verspürte, war sehr leb- haft und ehemals sexueller Natur. Jetzt sind ihr bloß noch die Anregungen an angenehme Gefühle geblieben.

Wir haben einen typischen Fall von psycho sexuellem Infant ilisinus vor uns, der seinen lebhaften Ausdruck in den Puppenspielen findet. Wir finden hier wieder die Wutanfälle gegen den Geliebten, auf die ^ir im vorigen Falle hingewiesen haben. Kurt Boas hat reclit, wenn er betont, daß nach dem Tode des Geliebten die Regression auf die alten Bilder des Seidenfetiscliißmus eintraten, „die unterschwellig stets an der ychwelle des Bewußtseins gestanden hatten'". Eine zweite Ursache der Regression bildete die zweite Typhuskrankheit. Wir können es sehr häufig beobachten worauf ich in Band V aufmerksam gemacht habe , daß Regressionen nach einem längeren Krankenlager zustande kommen. Auch das Klimakterium, das kritiselie Alter der Frau, der Kampf gegen das Altem (vgl. Band III, das Kapitel: Das kritische Alter der Frau, 2. Aufl.), mag eine Rolle gespielt haben, worauf auch Boas hinweist, der noch einige interessante opikritische Bemerkungen zu dem Falle hinzufügt:

„Zu einigen Bemerkungen Vvichons soll Stellung genommen werden. Zunächst wird hingewiesen auf das häufige Vorkommen des Puppen- kultus bei Homosexuellen, insbesondere bei Lesbierinnen."

„Zum Beweise dessen, daß der Puppenkult häufig beiHomosexuellen vorkommt, führt Vinchon mehrere Fälle aus v. Krafft-Ebing an. Ein Fräulein Marie schrieb in einem Brief an ihre lesbische Freundin Sandor: „Ich liebe nicht mehr die Kinder der anderen, sondern ein kleines Baby meines Sandi, oine reizende kleine Puppe. Ach, welelies Glück gewährt mir mein Sandi."

„Auch männliche Homosexuelle betreiben gelegentlich den l'uppen- kuit. Ein Fall von Laquer^) war bereits früher kurz erwälint. v. Kraffi- Ebino berichtet über einen Uranier, der das Bekenntnis ablegte, gern mit Mädchen zu spielen, die Puppen besaßen. Für letztere verfertigte er dann Kleidungsstücke. Noch mit dreißig .Jahren legte er ein großes Interesse für Puppen an den Tag. Auch die Fälle 122, 124 und 129 ■lus der v. Krafft'Ebingschen Kasuistik gaben von den Mädchenspielen den Puppenspielen den Vorzug und Bchneidorten ebenfalls für ihre Puppen."

'^^ '1 Tnnuer Der WarenhiiUEdit-bsUhl". Kiinimluni; xvi'iLnglüBer Abhandlungen aus ,,,.„, riL;. Hn'Nrn-rn- .„kI n.i.ü.kr.nkhritn.. H.H. ;,.S.U.07, 11.1. VII. H. .^.

ör.

fetischiBmii:'.

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„Vinchon selbst liebt hervoi', daß hier von einem w:bten Puppen- fetiöchismuB keine Rede sein könne. Dazu fehlen auch alle von StekeP) und mir angegebenen Kriterien."

„Wenn Viiichov \voit('rliinänlieit,di)ß es neben dem ausgeeprochenen Puppenkultus (.irenzzustämle und Ilieläende "Cborgänf,'e gibt, so ist er zweifellos darin im Recht. Hierhin gehört die Beobachtung, daß bei den Wcihnachts- und anderen Bescheruni^en in den Irrenanstalten sich die Puppen einer besonderen Heliebthcit erfreuen und nie zahlreich genug als (jeschenke figurieren können."

„Auch draußen, besonders in den Großstädten, trifft man den Piipiienfetischismus im gewöhnlichen Sinne des Wortes (nach Vinchon) sehr häuiig an, besonders in manclien Milieus, wie im Öi'.hneidcrinnen- und Konfektionsgewevbe. In den Nachtlokalen werden die Puppen mit Bonbons und Kauclmtensilien f^efüllt vcrknuft: ferner, aber daim weni'Jiev auffällig, in einer Schachtel, die Kokain enthält. Jede Frau hat ihi'en bevorzugten Puppentypus. Diejenigen, die besonders grotesk sind, haben oft die besten Abnehmer."

„Vivchon führi dann Beispiele für den Puppenkultus aus den Zeiten der alten Oi'iechen und Römer, .lapaner und Chinesen an. Hei letzteren verfertigten besondere Künstler wertvolle seidene Kleider mit allerlei Zierat versehen und richteten allerlei Kostbarkeiten für sie an." „Man muß sich hüten, all diese Fälle unter der pathologischen liupc zu betrachten und sie von vornherein als Fetischismus zu siempelii. Vinchon empfiehlt, sich an die Definition von Garnier'-) zu halten, der ich freilich die von Stetcel und mir angegebenen Kriterien des echten Petischiem.uB vorziehe."

Ich möchte diesen trcITlichen Bemerkungen von Kurt Boas nocli einige Erläuterungen hinzufügen.

Der letzte Fall zeigt uns eine außerordentliche Vorliebe für ge- wisse Stoffe, einen sexuellen Symbolisnms ~ ich hüte mich, den miß- brauchten Ausdruck Fetieciiismus anzuwenden , der außerordentlich häufig ist. Bekannt ist die Vorliebe für Peize, welche auch das Objekt kleptomanisi-.lier Gelüste werden können. Das Verständnis für die Pelz-

') Stekd. „Zur Psychologie und TiiPi-ii[ii(! drs Frt.iKi-hisrrms". Zentralblatl ffir ■jJ«VTlio;iniilysp iniil Psyi^botlierapii^ 1914. Bd. IV, S. .■Uli; vkI. iiiidi meine Arbeit: „KriraiDali-^tiricbe Studioii-'. Britmg /.iir PByrliop^.tholuKii- il.-r Frlisiaii^tcii. Lion .\n;!iiv. BA64, S.71. , .

") Ich gebe sie hier nach der Dai-sliiliiitiir ViTchavn ftiirtlieb wieder: „Le fet irhisrne est iine iMTVcrBiiiii sexuelle oliRiyunlc et iniiiuUive eoiiterunl l:iiili"it :\ \iii ubid üiiquel noB ufiages pretent iiiie Rignificiiticju srxuclle (Ipt.ichipmc imporsonel). tantöt ii \ine partio du corpe (fetichiejiio cüriwrcl), le jioiivoir exclii'^if de l'urKLisuie geniliil, li; frtiche etant soit dinclemriit, soit par evocatiun om reprftsentatiun mentale l'eh^ment ü. la fnis necoKWiin' el «nfÜRnnt de l'excifatinn sexuelle."

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1 1.

Erotischer Svuibolisnuis.

67

liebe gibt uns die Vorliebe für Haare. Die Pelze sind das Symbol des haarigen Körpers, besonders des Bartes, der Achselhaare, der iiaarigeii Vulva.') Ebonso bekannt ist auch die Vorliebe für Samt. Oft ist, 'das Sexualobickt nur anziehend, wenn es in Samt gekleidet ist. Aber auch Vorhebe für ordinäre Stoffe habe ich gefunden und wir werden bei Besprechung des echten Fetisdüsums einen solchen Fall kennen lernen. Diese Anziehungskraft eines Stolfes kann auch negaliv betont sein. Damen in Seide verlicreii jede Anziehungski'afl, während Woll- stoffe Liebesbedingung sind.

Solche Fälle von sexueller Wirkung der Stolle hat außer CUram- bault auch Langlois') beschrieben. Der erste vermeidet den falsche, Ausdruck Fetischismus, während der zweite immer wieder von StoO- fetischismue spricht, was Kurt Boas-') mit Recht hi seiner erscliöplenden Besprechung dieser Materie tadelt. Ich bringe die Fälle in, der (Über- setzung von Kurt Boas:

Fall Nr 10 Die e r s i. e Patientin de ÜUrambmdts. eine 40jahritfc Frau, gab über ihre ViU sexualis fulgende« an: Sie sei mit 15 Jahren au.-; ,lci> Pen.ien gekommen. Mit IG'/^ Jaln'<-n habe sie geheiratet. An dem sexuellen Verkehr mit ihrem Manne habe sie nie (j e- (allen gehabt,' zuletzt sogar Fkel und Abscheu davoi empfunden. Sie hätte sich daim durcii Onanie Befriedigung verschaHt. Onaniert hat sie bereits vor der Ehe.

Die Onanie hat sie Bponlau betrieben. Eines Tages war sie allem m ihrem Ziminer. Plötzhdi vorspilrtc sie ein eigenartiges wollüstiges Geluhl bei dei- plötzlichen Berührung eines Stuhles mit ihren Gesehlcchlstcilcn. Sie gibt hiemljer fulgende Auskunft: „Ich saß nicht aufrecht wie gewühnlich, sondern zu Pferde. Der Stuhl wai' mit Samt ausgeschlagen. Da ich an den Gefühlen Wühlgefallcn empfand, so halw icii diesen Gehrauch wieder auf- genommen. Ich habe damals über dergleichen sprechen hören, der Gebraacti des Fingers kiuii mir erst spitter,"

Die Patientin machte im ganzen 17 Schwangerschaften durch, darunter vier Aboite Sie halte einen Liebliabcr. dem sie sehi' Kugetan war. Der ü 'schlecbtliehe Verkehr mit diesem befriedigte sie jedoch stets viel weniger iIb die Masturbation. Jeden Mm'gen, nachdem ilu- Liebhaber weggegangen war masturbierte sie. Ferner hatte sie häuhg erotisclie Träume in denen 1-Z sieh in einem geschlechtlichen Verkehr mit einem Hunde wähnte oder mit Miinncrn, die mit ihr außerordentliche Dinge trieben {„qni lui faisa.eiit

(IfiR choses eijouvaatables"). , , , , n .■ .■

D c Vennüassung zu der psychiatrischen Bcbnchtuiig «ier Patientin war wiederliolter Seiden diebstahl. Sie war bereits viermal wegen Diebstahls von S idenkupons vorbestraft und zur Zeit wegen Ruckfalldiebstahl. in mt*rsu£"gshaft.. Den ersten Diebstahl beging sie im Alter von 32 Jahren.

"'^n^doD auLWardnitlid, .vidit-iBcn Fall von FM. nngefiihH in U.i.lt. S. 339. .) Unc ol>s.rvaticn d. f.^tl.ln.in. ^ks rt.tT.. .1... la fcnm.n, Tl,^«e de M.nt.i.Mber

1912, Nr. 51.

») Über HiThcpliilie. Eine angetilKlio

Hand 61.

Fdnii des Fel.istbismiis. Groß' Ai^iiiv.

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Fetischismus.

Irgendwelche VeranlaBSung dazu hatte sie nicht, da sie genug Seide ini Hause hatte. Sie empfand bei dem Diebstahl ein gewisseis wollüstiges Gefühl. Dies hatte sie aber nur, wenu sie etahl. Der käufliche Erwerb löste diesen wollüstigen Zustand nicht aus. Nach Ausführung des Diebstahles bringt sie die Seide in Berührung mit ihrem GeBchleehtBtoile und führt Reibebewegungen aus.

Auch Hinweise auf eine gewisse homosexuelle Neigung finden sich bei der Patientin, indem diese maeturbiert und sich dabei ein völlig ent- kloidetes Ifijiihrigee Mädchen vorstellt.

Auf die Frage, ob sie nicht das Masturbieren lassen könnte, meint sie, sie fühle nicht die moralische Kraft dazu. Sie wollte davon loskommen und hätte sieh zu diesem Zwecke einen Liebsten angeschafft.

Bei diesem Falle wäre hervorzulieben: Sie war anästhetisch bei ihrem Manne, Bpäter traten Abscheu und Ekel auf; bei ihrem Lieb- haber eine relative Anästhesie. Die ersten Erregungen traten ßo weit erinnerlich beim Onanieren auf einem Samtsessel auf, wahr- Bcheinlinh in Anlehnung an einen verdrängten infantilen Eindruck. Schließlich die fast nie fehlende homosexuelle Determination der Kleptomanie, welche vielleiclit auf eine Fixierung an eine Person der Jugend hinweist, welche Seidenstoffe getragen hatte. Übrigens kann der Seidenstoff auch ein Ersatz für eine feine (seidenweiche) Haut sein.

Fall Nr. 11. Die zweite Patientin datiert ihre Vorliebe für Samt und Leinwand bis ins G. Lebeuaiahr zurück. Späl-er ging sie zur Seide über und Stullreibeii mit den Öeidonabfällen ihrer schneidernden Schwester. Sie fühlte ' Bieh dabei vollkommen elend. Dies hörte erst auf, als sie normalen Geschlechts-

verkehr unterhielt. Seide kann sie heute nicht mehr tragen, trotzdem es keinen .größeren sexuellen Genuß gibt als die körperliche Berührung mit Seiden- stoffen. Samt übt keine so große Attraktion auf sie aus. Aus Liebe zur Seide hat sie sich ku wiederholten Malen des Seidendiebstahles Gchuldig gemacht. Das letzte Mal entwendete sie ein im Schaufenster eines Korsett- geschäfteß ausgestelltes seidenes Korsett gemeinsam mit ihrer Tochter. Gegen die Versuchung, Seide zu stehlen, vermag sie nicht anzukämpfen. Von be- sonderem Heiz für sie sind seidene Bänder, Kupons, Röcke und Korsette. Wenn sie das Rauschen der Seide verspürt, fühlt sie ein eigenartiges Kribbeln in den Nagelspitzen. Sie kann alsdann nicht widerstehen. Kämpft sie doch dagegen an, so muß sie weinen und fühlt sich erschöpft. Nimmt sie die Seide an sich, so reibt sie sie hin und her, wobei sie ein eigenartig wohl- t tuendes Gefühl in der Magengegend hat. Sie empfindet dann eine Art "Wol-

lust die ihr den Atem anhält, Sie begibt sich darauf an einen einsamen Ort, um mit der Seide allerhand Manipulationen vorzunehmen. Wenn der Sinnenrauech verschwunden ist, fühlt sich die Patientin niedergeschlagen, ali ihre Glieder sind matt.

In manchen Beziehungen bestehen zwischen diesem Falle und den zuerst geschilderten Ähnlichkeiten. In beiden ist der „Fetischis- iiiiis" schon sehr früh aufgetreten, überhaupt die erste Art von sexueller Betätigung gewesen. Erst später wurde der Übergang zum normalen (ii'schleithtsverkehr vollzogen.

Enitischer Symbolismus. 59

Fall Nr 12 I)(!i' dritte Fall de Clcrambaults büLriÜ't eine 45iährige Witwe die mit ihrem Manne stetß in gliicklieh.ter Klie gelebt hat trotz- dem «ie eine Abneigung gegen den g esc h ec litl i eh en Verkehr hatte. In den Jahren 1881-1889 ist Patientin d^^'.mal be- etraft, einmal wegen Diebstahl, einmal wegen Fälschung, das dritte Mal ans unbekannten Gründen. Mit 38 Jahren trat die Ccssatio mensiun bei ; Ir ein. Wegen dieser Zustände wandte ..e ..eh dem Genuß von Athei zu, „ahm auch Morphium, Kokain, Rum oder Eau de t^ologne mit Äther zu Bich Seit dem Gebrauch von Äther (mit 39 Jahren) hat a.e die Sucht, Setde z^ stelüen Sie verspürt dabei eigenarüge Wollustgeiuhle die sie in charakteristischer AVeise mitteilt. Taffet regt sie noch mehr aul da s fem. Seide ist. Auch für Samt envärmt sie eich, weniger jedoch aU ^^i^^'d.. Schwere Seidenstoffe schätzte sie weniger, sie wurden sie in zu große Aul- reg^g verseTzen. Gerne möchte sie in Seide schlafen, hält dies jedoch einer ansSdigen Frau für unwürdig. Schlafen ^^ürde sie dabei allerdings nicht können se Würde dabei ein brennendes Gefühl ve,.püren. aufstehen und sich mit wLsser abkühlen müssen. Während sie die ^\aren stiehlt, verspür .e ein Angstgefühl, da^ sich jedoch löst und einer wollustigen Lmphndung Platz macht.

Epikrise von Dr. Boas : „Auch hier werden wir, um es gleich vorweg- zunelimen, die Diagnose „Fetischisume- olme weiteres ablehnen müesen. Die Begründung hierfür dürfen wir uns ersparen. Hier ist die „Klepto- manie" in den Wechseljahren aufgetreten. Die Cessatio niensium an sich dürfte wolil nicht für die Diebstähle verantwortlich 'AU machen sein, sondern der dauernde Gcbraudi toxisch wirkender Sub- stanzen, besondei's des Äthers, der die Patientin in enien allgemeinen Errcfjungezust.and versetzte, in dem sie sieh der Tragweite ihrer Hand- lungen nicht bewußt war."

Fall Nr 13 Fall IV de OldrambauUä. Der immnehr zur Diskussion suchende Fall älmclt dem eben geseliilderlen last aufs Haar. Er betrifft ebenfalls eine 49jahrigo Witwe, die eine fragwürdige Vergangenheit besonders uuch iu sexueller Beziehung hinler eich hat. S.o ist schwer belastet Vater ind Mutter begingen Sui.id, ein Bruder beimdet .ich m der IrrenansteU.

Bereite mit 7 oder 8 Jahren vorlegte sich die Patientin aufs Mastu.- hieren das sie teils allein, teils mit einem kleinen Mädchen betrieb mit dem sh \';ter und Mutter spielte. Mit 12 Jahren trat bei .hr die Periode ein. sie \Ater una im i j od o c h ha t s ie n i emals ei n c

^^\''^'''r''^,nrbeimKoTtus verspürt. Die Vorliebe für Seide ^" T \IZI h-ühe 7-it (Uiauo Angaben hierüber lehlen leider). Ihr r?^ n Lmten .^^r überl-upt nur, sich in den Besitz einer schwarz- ^'"f Lh.™ setin Ihre Worte sind so charnkteristisch, lassen sich seidenen Robe uset^on^ .viedergeben, daß ich sie hierher setzen

aber m deutschci ^P'^^^J'^ ;; ^^^^ „„ .„^ri qui me fail jouir." Bereite das möchte: „La soie a ^ .^Te da an bringt sie in sexuelle Fksta.e. Sie emp- Worl Seide oder "^^^^^f^^^^^ ^^^^ .exuolles". Der Orgasmus wird vollends findet dabei «'"^-^^^'^'^^if dieScide gegen üire Geschlechtsorgane scheuert, bei ihr auBge est, ^ve"\^'J^f ^„,^7thercxze..sen und botrieb taglich Mastur- Sf wSltltla^t^sieih" des Warenhausdiebstahles schuldig gemacht.

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Kctiscliismus.

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1914 brat-hle sie drei derartige Uiebstälile zur Ausführung. EititT da\(ia büLraf eino sdiwarKc iiohti im WimU^ von ItiO Frauke, die gie üusamim'iirüfi'te und unter iliroui Unlcrnifko zvvisclion dc^n JJcineii vi^ralücktc, Kiiics Tii^vs ging Bii3 in deiiisellxui .Iiihn' in ein Warcnliiiii^ iiiloigc einer idölzlielieu l'^iii- gebung, Voiiier IniU« sie Äther zu eich ^enouuiien. In der Abteilurif,' iVir ScidcnetofVe erblickte sie ein i^lnuweißes Seidenkleid. diLs sie in Vorziiekung vorsetzte. Sie Heß dusselbc in einer gi-oHen Tasche luiler ilireni Ivioiderrock ■sdnviudeii. l);iiiu inast.urbierte sie olTonUieh vnr allen JAuilen in dHil

ver

Wa rcnhaiisu.

Die Masturbation an sieh schafft ihr keine viilktaiuiige Befriedigung, sie muß dabei stets an das Rausehen der Seidt; (ionken, um den Orgasmus au erjiioleu. Manchmal bcödiäRigt sie öidi beim Maäiurliioi'en in iliter Phan- tasie audi mit Männern, ubgleieh diese keine -^exuidli- Anziehniig^kraft anf sie ausüben.

Fall Nr. 14. Der lünite Fall von Hephephilie (Lanrjlois) betrifft eino 25jährige Frau, die seit 5 Jahren vtrheiralet und Mutter von 3 Kimlerii ist. Über ilire Vita sexuaJis ist folgendes niiLzutcilcii:

Da.s Erwachen des Gosehlcchtstriebea datiert die Patientin vom 18. Lebensjahre ab, wo bei ihr die ersten Menses auftraten, also zu eim'ni auffallend s|)ätim Termin. Bald darauf ergali si)' ^ich der MasturbiLtiun, wobei sie sidi zuerst des Fingers bediente. Irgendwelche suniatisdic Schädigungen verspürte die Patientin dabei nicht. Eines Tages entdodite sie ihre eigen- tümliehe Vorliebe für Samti^toffe. Sie eni|)fand, wie sie sich ausdriidite eine grolSe Freude und geriet in Versuchung beim Hantieren mit Samt. Sie be- dauerte teils, teils war sie glücklich, nicht am Samtlager des WarenhaUf^es, an dem sie tätig war, besehäfl igt zu sein. S i e m e i n t e, s i e h ä 1 1 e, w e n n 6ie daselbst tätig gewesen wäre. Samt stehlen müssen, \\Mi b e i ihre P e r v e r b i o n ans Tageslicht g e k o m m o [i wäre. Damen ihrer Kundsciiaft, die in Sann wkleideL kamen fuhr sie über die Kleider und verspiiite dabei wollüstige Gefühle. Kiues Tages ging ihr der Geihmke dnrdi den Kopf, wie schön es wäre, mit Hilfe von Samt m niasturbieren. Sie sdiützte daher weTilge Tage vor dem Einsetx.eri der Periode ein Unwohlsein vor, legte sich auf das Bett mnl masturhierte imler Zuhilie- nahme von Samt. I)i<' Patieriliu emi.fand dabei „um' .sensati.ni indeiiiiis.-^able ■qui la transportait et la l'aisait jouir".

All diese Vorgänge spielten sich in ilnem LS. Lehensjahre ab und seit- dem hat der Trieb nur noch /.ugenommen. BeMUiders vor der Periode wird sie davon lieherrscht, ohne daß ihre Angeiiörigon ihr jemaU dabei auf die Spur gekommen wären. Sie emplindet dabei ein inten^ve^ Judigefüh! -m den Genitalien und ein ausgesprochenes Hitzegefnhl, die sie immer und 'immer wieder zur Masturliation veranlassen. Für den normalen Koitus empfindet sie nichts, dagegen malt sie sich (genau wie die vorige Patientin) die Ehe als ein M,ittel zur Er- langung ihrer sexuellen Wünsche in bezug auf den KaufvonSanitkleidcrnaus.

Die Heirat ging sie auf Wunsdi ihrei- [-:itern ein. [)or normale Koitus gewährte ihr keine Befriedigung, sie gab vielmehr auf Drängen ihres Mannes nach. Bei der BeschafTung der Möbeleinriditiing wußte sie es so einzuriidilen daß das Sdilafziminer in Samt gehalten wurde. Auch der Bettüberzug wurde auf ihren Wunsch au.^ Samt hergeF^tellt. Man machte sich (jber diescii bizarren aeschmack keine weiteren Gedanken, sondern willfahrte den Wünschen der

Erntisclicr SymiiolismiiB.

61

iimseii Frau Für diese b(!doiit«le (jö das liöciisk' Vergnügen, aich in diest-m Sii.iiünilioii iilk'in /,u borffon und der Masturbation zu trolnicri. Die Sanit- bekleidung nahm .io daU-i .uclil. zu Hülc iiua Furclit, d.esolbe bei ilnei. „lasturbatorischon Akten zu bosclimutzeu. Auch logto s,o jctzl .standig Samt- bekbidung an. Eines Taget hatte sie ei.ien wi-llustigen Traum m ,k.u , sie sich ganz nackt i.i Öanit, gehüllt wähnte In ihren G'^'l^^nken ist eni der- artiger Traum nicht mehr bei ihr wiedergekehrt. Im ÄnsehhiU daran trat «ie mit dem Ge.tändni. hervor, ihr Mann würde .le wo.t eher sexue 1 an- ziehen, wenn er öamtkleid.mg anlegen würde und wäre es auch nur die J ra.ht der Zimnierlcnte zum Beispiel. Weite,. üU'.v d>esen I nnkt he ragt, gab «le odi an ein anderer wie ihr Mann würde .ie .e b.l in ^amtk e.dnng re..c-n können Sie gilit an, daü die Vurstolhmg ihres Mannes in biLn.tkleunng hre sexuelle l'IrreLTuny beim nennaien Knitns .teigern würde, bie ist der tber- zeuruig ^be^^i^ VVolhiHt, v.u verspüren als bei der Mas i.rbation mit

simt I ie ausdrückliche Frage, ob sie sich .u Franen .exuel! hmgezogen fühle, verneinte sie: <Oien.^o die l^rage, ob die SamUnaslurbatuni sie au einen Mann erinnere. Sie gab da.u allerdings ^•''■g^n'-'-^"^ , in, .le wurde emen - sonderen Genuli dabei cmi.iinden. wenn der Sand, die Geschlechtsteile ih.o. Mannes berührt hätte. Der Ehemaim wußte von all die.^en j.erversen \ er- gangen gar nichts und lülnte den Pruritus vulvae be, seiner Frau auf den .'.n häu«gen" geschlechtUchen Verkehr zurück anstatl anl dn- n.astnrbato-

rischen Akte. „, , ,, i. i

Die Patientin niaaturbierte meist boi Tage, wenn der Mann infolge seiner Itescliäl-Ügung auswärts weilte. Wurde sie dabei erwi.clit, so sL-liülzte «e Migräne als Grund der Üettlagerigkeit vor. Die Patientin neigte die ge- schilderte Vorliebe nur für Samt, dagegen nicht lur beide, Pel/. oder andere StulTe riftmals b(-schnmt/.te sie mit. den Vagiiialsekretioneii die beim Maslui- biijren verwendeten Saiatkupons. Eine K'-wi^se Hedeulung hat die Wahl der Farbe Am meisten schätzt die Patientin schwarzen Samt. Meist verbrennt .io die Samllappon. die sie anfänglich gescheiil habe, mit den Abgangen aus ihren Gewclilechtsieileii zu bi-schmutKeii,

Es' pind Fälle, die Eulenburg als sexuellen Picazismue be- 7A:U-hnüU möditc. Charaktoristiech für dieac Frau ist die Gcsddechls- kälte für den nnrmalen Koitus und der Iminils. don wir wiedorliolt fils oiiim RiiekBtoi.i in die Vergaiifiienheii. <uithi.rvt haben. Leider IVlili die Psychanalyse dioeor Fälle, dio rein deskriid.iv wiedergegeben w LU-deii. Der Fall nähert sich aber entschieden dem echten Fetischismus. Die Frau iet beim Koitus anäslhetisch, was einer männlichen Impotenz entspreclien würde. Sie lebt ihr Sexuallehen in der Onanie ane, wobei die spezifische Phantasie ihrem Bewußtsein niclit zugänglich zu eein eeheint. Sie zeigt den gleichen klejitomanischen Impuls wie ihre Vorgängerinnen

in diesem Buche. , . , i ■--

Über einen „D i e b 8 1 a h 1 aus F e t i s c h i e m u s bei gleichzeiti- gem AI k 0 h 0 1 i s m u s" berichtet zu Orofi- Archiv, Bd. XXlll, ß. 36r,,

Kersten:

F-ill Nr 15 „Eines Maitage 1905 stahl der 53jährige Fabriksarbeiter (Lampenputzer) F. in einem Städtchen auf offener Straße einem Kinde aus

i^

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l'l'.

[jq Fetisehistnus.

desGfn Puppenwagen ein Puppenkopfkissen, Er gab den Diebstahl zu mit dem Bemerken, er sei sich selbst nicht klar darübei- gewesen, was er mit dem Kissen habe machen wollen, er sei angetrunken gewesen. Seine wiederholten Diebstahlsvors trafen, die stets die Entwendung von Bettstücken bei Kinder- betten betrafen, wiesen darauf hin, daß der von seiner Frau geechiö- dene F., der in seinem Weeen nichts Auffälliges hatte, auch seine Arbeit im allgemeinen zur Zufriedenheit verrichtete, ein Felischist war.

Nach dem gerichtlichen Gutachten wurde bei ihm der Geschlechtstrieb angeregt durcli den Anblick von Betten und Bettstücken. Ein auch nur geringer Genuß von alkoholischen Getränken verstärkte den Trieb so sehr, daß F. ihm nicht widerstehen konnte, zumal er dem Trünke derart ergeben war, daß er schon allein wtgeji hochgradiger AlkoholzcrrüL- tung als geisteskrank angesehen werden mußte, Einstellung des Verfahrens.

(Akten der kgl. Staatsanwaltschaft Dresden, St. A. VIII./94/05.)

Es ist die gleiche Erfahrung, die wir bei allen Impulshandlungen gemacht haben. Der Alkohol zerstört die Hemmungen und macht die infantilen Impulse frei.

Einen hochinteressanten Fall von homosexuellen Kleider fetischin- mus berichtet M. Pappenheim:

Fall Nr. 16. „Der SSjährige Zuckerbäckergehilfe K, L. vmrde am ]. Juni 1919 at)ends bei der belebten Endstation einer Wiener Straßenbahn- linie angehalten, als er emem Manne einen zusammengelegten Plüschhut aus dessen Rocktasche entwendete. L. hatte bei der \'erliaflung einen zweiten Plüschhut und vier Männergürtel bei Eich, die er sich kurz vorher bei der gleichen Haltestelle angeeignet hatte. Bei einer Hausdurchsuchung fand man sodann in der Wohnung des L. noch 8 Hüte und 39 Männergürtel, die L. nach seinem Geständnisse auf gleiche Weise gestohlen hatte. , L. war bereits dreimal, und zwar in den Jahren 1913, 1915 und 1916

wegen kleiner Diebstähle vorlieetraft worden. Der letzte Diebstahl war analog dem jetzt verübten. Im Jahre 1913 war L. gleichfalle beim Diebstahl eines Plüschhutes betroffen worden; man hatte aber damals in seiner Wohnung außer 9 Plüschhüten auch einen photographischen Apparat, 3 Opemgläsor und 1 Zigarrentascho gefunden, dje gleichfalls von Diebstählen herrührten. I Im Jahre 1915 hatte L. in der Statistengarderobe der Oper, wo er aushili's-

weise beschäftigt war, einen Winterrock gestohlen.

L. wiU nie schwere Krankheiten durchgemacht haben. Im Alter von 9 bis

10 Jahren habe er einen Entzündungsprozeß am Gliede gehabt, wie er glaube,

. weil er immer mit demselben gespielt habe. Er köimo eich erinnern, daß ihn

der Vater deswegen viel geschlagen und ihm die Nägel kurz geschnitten habe.

Als Kind, berichtet L., sei er immer brav gewesen. Er erzählt spontan, mit verlegenem Lächeln, daß er schon als Kind „Eigenheiten" gehabt habe. Er habe immer gornomit Puppen gespielt, habesie sogar in der Schultasche in die Schule genommen, und sei vom Vater geschlagen worden, bis er sich das abgewöhnt habe. Zu Hause habe er gerne Krippen und Häuser aus Modellierbogen ge- fertigt, femer sei er am liebsten beim Herd gewesen, habe gerne gekocht, Fuß- boden gescheuert u. dgl. Freunde habe er nicht gehabt; er sei immer' allein gewoBLO, sei im Öujnmer im nahegelegenen Wald spazieren gegangen, halie Schmetterlinge gefangen u. dgl. Er sei immer ein ruhiger Mensch gewesen,

RretiBcher Symbolismus. 63

eniEtor Natur, habe alles schwer genommen. Als Kind habe er eebr gerne Märchen gelesen, später Eomane aus der Volksbibliothek.

Über sein sexuelles Vorleben berichtet h. folgendes: Erotische Be- ziehungen zu Kameraden in. der Schule habe er nicht gehabt. Vor vielen Jahren, er sei damals etwa 18 Jahre alt gewesen, habe er 2— 3mal zu ona- nieren Versucht, da er davon sprechen hörte, habe es aber zu keiner Erektion gebracht. Mit etwa 19 Jahren sei er, weil ihm die andern damit aufgezogen, daß er noch nicht geschlechtlich verkehrt habe, und weil er viel an Aue- echlägon gelitten habe (an einer Akne offenbar, die man im Volke mit sexu- eller Eiithaltearakeit in Zusammenhang zu bringen pflegt), zu einer I'roßtl- tuierton gegangen, habe abor keine Erektion bekommen. Auch ein zweiter Versuch, während eines Zueammensoins durch eine ganze Nacht, sei geseheitert. Spa'terhabe erden Geschleehtsverkehrnieht mehr versucht, Er liabe sieh bei den damaligen Versuchen einen Tripper zugezogen, der bald geheilt sei. In dieser Zeit sei er auch einmal im Dampf- bad von einem Manne beim Gliede angepackt worden, habe aber dabei kein beeonderts Gefühl gehabt. Die ersten abnormen Empfindungen habe ei- nach seiner Rückkehr aus Deutschland, mit etwa 25 Jahren bemerkt, indem er die Wahrnehmung gemacht habe, da[i er, wenn er in belebten Straßen an Männer anstreife, „ein eigentümliches Gefühl" habe, fiie und da habe sich auch eine Erektion eingestellt. Er habe dann auch gerne übenragene Anzüge, ins- besondere solche mit Gürteln, getragen, trotzdem er es nicht nötig gehabt habe übertragene Sachen zu kaufen. Um diese Zeit habe er begonnen, in Kinos G ü r t e 1 z u B t e h 1 0 n. Er sei zum ersten Male bei einem Diebstjihle ei-tappt worden, als er das schon einige Jahre praktiziert habe. In der letzten Keit habe er nur Plüsch hüte und Gürtel genommen; die anderen Gegenstände erwiderte er auf Vorbehalt, habe er auch Männern entwendet. Der Mann, dem er den Winterrock genommen habe, erinnere er sich, sei auch sportmäßig gekleidet gewesen.

D. schildert, wie er, wennereinenHutin einer Rocktasche stecken sehe, aufgeregt werde er könne das Gefühl nicht schildern, es sei so ein Klopfen innen und daß er dann häufig eine Erektion hekonime. Wenn das Herausnehmen des Hutes ücier das Heraus- ziehen des Gürtels mit Schwierigkeiten verbunden sei, dann komme es, L, stellt das in seiner primitiven Ausdrucksweiee dar nach einem schmerzhaften Gefühl, als ob er uri- nieren müsse, z u m S a m e n c r g u ß, wonach eich ein gewisses Gefühl von Mattigkeit einstelle. Gelinge die Entwendung des Gegenstandes leicht, dann habe er kein besonderem Gefühl. L. bestätigt auf Befragen, daß er Angst habe vor dem Ertapptwerden; daß er aber dennoch nicht widerstehen könne. Im Gespräche mit Männern, gibt L. aji, fühle er keinerlei geschlechtliche Erregung. Auch das Gefühl, das er früher beim An- streifen an Männer gehabt habe, habe er jetzt nicht mehr. Nur wenn er einen Mann mit einem Plüschhut oder einem Gürte! sehe, werde er aufgeregt, mid zwar wie er auf Fragen angibt, nicht eigentlich in jedem Falle. Er wisse mdii ob es bestimmte Leute oder bestimmte Gürtel seien, die ihn bosondcra anziehen Nur soviel läßt eich durch Fragen heraus bekommen, daß er Männer mit gesehneckelten" (gelockten) Haaren bevorzuge. Zu Hause hebe er die Gegenstände auf, die Plüschhüte mit einem weißen Tuch bedeckt, auch die Gürtel schön zueammengelegt. . Er nehme die Gegenstände oft m die Hand,

«4

Fetischismus.

l.)ot!isto sie, fühle hiD und da eine leieht-p Ercktuin. Bei spinom eigenen Hut habe er ditises Gefühl nie, nur bei eiitwendetcTi Hüten.

Das üeeunderc aber in dem geschilderk'ii Falle, das mir doine Vet- öllcnUichiing bereclitigir erscheinen ließ ich fand bei einer, allerdings nur tlüchtigen Durchsieht der Literatur keinen derartigen Fall , ist, daß im FctieehmuB des L. eine homosexuelle Komponente zutjigetritt, indem ihm als - Fetisch männliche Kleidungsstücke dienen, dio er Männern entwendet."

, Über einen Fall von Kleidungsfeliscliismus homose.\ueller Art.'" Zeit- schrift für Sexualwissenschaft, Bd. VU, l)e7..'1920, H. 19.

Es handelt sich um einen Fall von echtem Fetischismus. Der Täter ist. nur in seiner Phantasie liomosexuell. Der Hut, der in einer Tasche eteckt, symbolisiert ihm offenbar einen in einer Vagina oder im Anus ßteckenden Phallus. Wir sehen die überwältigende Impulshandlung, das Ausleben einer infantilen Phantasie luid den Haremskult. Der Hut hat tu^■ diesen Kranken phallisehe Uodcutung, vielleicht auch der Gürtel.

Es ^ibt kein Kleidungsstück, das nicht zum Zentrum der fetisdiieti- schen Konstruktion gemacht werden könnte. Audi die spezifieche Form und Art der Kleider kommt dabei in Betracht. Garnier beschreibt einen Fall, in dem das Brautkleid Liebesbedingimg war.

Einen Diebstahl aus Fetischismus teilt Kersteji (Groß' Archiv, Bd. XXV) mit:

Fall Nr. 17. „Eines Februarabends 1906 wurde in dem Dorfe L. aus einem umfriedeten Garten mittels Einbruch ein Ballkleid gestohlen. Der als Täter ermittelte S., ein 4üjähriger Rtcinbruehsarbeiter, der seit 15 Jahren in kinderloser' Ehe verheiratet und bisher unbescholten ist, gestand den Dieb- ötahl zu: nachdem seine Wohnung durchsucht und darin eine ganz auffällig Sroßo Anzahl Frauenkleidei-, Unteri'öeke und dergleichen gefunden worden war, räumte er weitor ein, seit 2 Jahren fortgesetzt aus Gäi-ten Prauen- Ideuiungsstüdvc, die dort zum Trocknen hingen, zur Abendzeit unter dorn Schutz der Dunkelheit, zum Teil mittels Einbruchs oder Einsteigens. ent- wendet zu hal)en, und zwar zur Befriedigung seines Geschlechtstriebes.

Dio geriditsärzÜiehe Untersuchung ergab, daß S. ein Fetisehist ist. bei dem eine krankhafte, die freie Willensbestimmung ausschließende Störung der Gcietestiitigkeit bei Begehung der Straftaten vorhanden war. Der uher- mäditige Tiieli ist bei S., der anscheinend aus einer geistig gesunden Familie stammt, jedenfalls auf dem Boden des angeborenen Schwachsinnes entstanden. Wenn S. einen Fiauenrock hängen sielit. so wird sein Geschlochtstrieij an- geregt, besonders daim, wenn der Rock durch den Wind Gestalt bekommt. Es treibt ihn mit unwiderstehlichem Drange dazu, sieh des Rockes zu be- riiäehtigon. Er nimmt ihn und preßt ihn an sieh, was für ihn schon eine Art Befriedigung ist, Heimgekehrt, zieht er den Rock nach Frauenart an und wohnt so seiner Frau bei. Das Bestreben S.b, der angeblich seit 2 Jahren niemals mehr ohne Frauenrock den Beischlaf vollzogen hat, geht dahin, stets einen neuen, d. h. eben erst gestohlenen Rock zu vcnvenden. Nur im Notfall griff er zu einem alten; dann war aber auch der Genuß nicht der gleiche,. ?';instellung des Verfahrens."

Akten der kgl. Staatsanwaltschaft Dresden, St. A. VU. 103/06.

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Erotisdier Sjmliolisiiius. o-

Wir seilen in allen diesen Fällen eine Kombination des erotischen Symbolismus mit Impulshandlmigen kleptomani scher Natur. Der echte Fetischist ist ein Sammler und jodor monomane Sammler ist miter Um- ständen ein Dieb. Die Leser des vorigen Bandes werden verstehen, daß der kleptomanische Impuls in diesen Fällen ein unwiderstehlicher ist. Die ge«'altige Affektverschiebung ermöglicht emen Affektrausch, der das Bewußtsein einengt und zu einer erotischen Ekstase führt.

Der Impuls stammt aus der Kindheit und versucht eine Neu- belebung der Vergangenheit. Das Stehlen der Puppen ist ein aus- gesproclien infantiler Zug. Es ist, als ob sich diese Parapathiker mit einem Griffe wieder die Vergangenlieit erobern könnten. In der voraiia- lytischon Ära konnte man in solclien Fällen von Degeneration und Im- pulshandlung auf konstitutionell-degenerativer Grundlage sprechen. Erst die Psychanalyse hat die Macht der infantilen Erlebnisse und frühen Einstellungen aufgedeckt. Aber mit der Aufhellung der infantilen Phan- tasien allein ist noch nichts getan. Wer den Fetischismus mit dem Schlüssel des infantilen 'J'raumas auflösen w^ollte, ivürde bald durch seine Mißerfolge eines Besseren belehrt werden.

Der echte Fetischist ist ebenso' wie der erotische Symbolist ein Schauspieler und hat die Gabe, sicli durch Annullierung der Realität in eine Rolle hinein zu denken und hinein zu fühlen. Es gibt keinen Gegen- stand, den er nicht in sein System ziehen und zum Träger der Affekte maclien könnte. Ist der Gegenstand - wie eine Puppe - geeignet, ihm die Vergangenheit zu repräsentieren, kann er die symbolische Vertretung eines Genitales oder einer sexuellen Handlung übernehmen, um so leichter wird er der Träger eines komplizierten Bauwerkes, das ich ein „fixiertes Luftschloß" bezeichnen möchte.

Es bleibt aber niclit immer beim Denken und Phantasieren. Der Zug in die Vergangonhoit, ein unerfüllter M^unsch der Kind- heit, das Bestreben, eine alte Szene neu zu beleben, drängen den Feti- schisten zu einer Impnlshandlung und bringen ihn mit den Gesetzen in Konflikt. Oft erreicht er dadurch ein geheimes Ziel: sich interessant zu machen und den Märtyrer zu spielen, zu leiden und sich an seinem eigenen Leide zu weiden.

SCeksl, StürunBän dfs Triab- und AfTi^ktlabuda. VII. J^

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IV. Die Hieroglyphen des Fetischisten.

Die meisten der sogenannten Fetischisten haben ein kompliziertes System und eine ganz besonders originelle Geschmacksrichtung. Sie überraschen den Arzt durch eine Fülle von Details, deren Wichtigkeit sie mit Nachdruck hervorheben, und fügen oft hinzu: „So etwas Ver- rücktes werden Sie wohl in Ihrem ganzen Leben nicht gehört haben!" Sie haben den heimliehen Stolz auf die neurotische Fiktion, auf ihre sexuelle Neubildung, auf ihre Krankheit, einen Stolz, den man in dieser Auebildung nur noch bei ausgesprochenen typischen Hypochondern findet, die man als narzißtische Fetischisten bezeiclmen könnte. Die Fetischisten zeigen oft Züge von Hypochondrie, während die Hypo- chonder aus ihrer Krankheit und ihren Symptomen einen Fetisch machen, in den sie förmlich verliebt sind.

'■' ' Der Fetischist schreibt seine eigentlichen Tendenzen und die Ur- sachen seines sexuellen Symbolismus in einer Geheimschrift. Er bemüht sich, während der Analyse diese Geheimschrift immer besser zu ver- bergen. Er ist unglücklich, wenn er merkt, daß der Arzt seine Geheim- schrift zu enträtseln anfängt und orgreift gewöhnlich die Flucht. Ich kann daher allen Analytikern den Rat geben, ihre Erkenntnisse nicht zu früh preiszugeben und dem Fetischisten nicht zu früh zu verraten, daß sie ihn durchschaut und sein System erkannt haben.

Es kommen nämlich die merkwürdigsten Verschiebimgen vor. Eine Sand, die Gegenstand eines leidenschaftlichen Partialismus ist, steht gar nicht für sich selbst, sondern ist das Symbol einer einmal mit der Hand begangenen Handlung. Je komplizierter das sexuelle System ist, desto verdächtiger muß es uns ei-schcinen.

Alle diese Kranken verlangen jammernd die Heilung und ver- sprechen ewige Dankbarkeit, wenn man sie aus den Fesseln ihres sexiiellen Symbolismus befreien wird. Man glaube ihnen nicht! Sie stellen sich nur so, als ob sie befreit werden wollten. In Wahrheit hängen sie an ihrer Fiktion, klammern sich an ihre Symbole, wollen von einer Heilung nichts wissen.

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Die Hieroglypiieu des Fetischisteu.

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Wir haben ja gesehen, daß der sexuelle SymboHsmiis die Tendenz hat, seinen Träger vom geschlechllidien Partner abzuhalten, indom er die Bediifgungon der Liebeswahl humer mehr einschränkt und sie oft so unmöglicli gestaltet, daß Fetischismus gleichbedeutend wird mit Askese. SchlieBlich drangt er seinen Träger von dem Mensehen auf ein Symbol, einen Körix>rteil, der möglichst wenig Zusammenhang mit dem Sexus hat, oder gar auf einen Gegenstand.

Aber immer bemüht er sieh, die Geheimschrift beizubehalten und deren Entzifferung mit allen Kräften äu verhindern.

Der folgende Fall bietet hiefür ein sehr lehrreiches Beispiel.

Fall Nr. 18. Fritz K., ein iaSjährigcr Cheunkor, leidet an voHstündiger Unfähigkeit zur Arbeit. Er war ursprünglich von seinem Vater zum Xauf- n.annsstandc bestimmt worden. Mit 17 Jahren erwachte sein Ehrgeiz, er be- gann zu studieren, (nachte die Reifeprüfung für das Gymnasium mit gutem Erfolge, kam auf die Hochschule und absolvierte seine Studien mit großer Mühe, EO daß er nach Überwindung innerer Seliwierigkeiten endlich seinen Doktor machen konnte. Nun scheint er zu jeder Arbeit unfähig. Er hat viele Interessen, aber er bleibt immer an der Oberfläche haften. Er ist ein ausgo- ücichnefer Musiker, kann am Klavier improvisieren, ober es fehlen ihm die gründlichen Studien, Er kann sich für keinen Beruf entscheiden. Die Chemie gefällt ihm nicht mehr, sie langweilt ihn. Er möchte Musiker oder Philosoph werden. Er glaubt, daß seine krankhafte Sexualität die Ursaclie seiner Wil- lensschwäche ist. Er onaniert seit früher Jugend, und zwar immer mit ein und derselben Phantasie;

Er stellt sich vor, wie zwei Frauen miteinander ringen. Die eine ist schlank und hat ein wunderbares Tanzbein, Sie tragt weiße, durch- brochene Seidenstrümpfe. Die andere ist stark, robust und untersetzt und trägt schwarze Strümpfe. Der Kampf ist sehr hartnäckig. Es scheint, alö ob die Sclilanke siegen würde. Aber im letzten Moment siegen die schwarzen Strümpfe. In diese]n AugeiibhckG erfolgt lx>i ihm die Ejaku- lation. Oft aber muß er mehrere Male (sogar fünfaial in einer Nacht) - onanieren.

Er ist immer miruhig und außer Stande, sich zu konzentrieren. Wenn er onaniert hat, wird er etwas gefaßter und aufnahmsfähigcr.

Es ist, als ob dm ein Motor rastlos durcli die Welt treiben würde. Er war in vcrscliiedenen Städten, suchte Ärzte auf und verließ sie nach kurzer "" Zeit. In "Wien ist er uuruhig. Er k;inn nicht in seiner Wohnung bleiben, eilt ' ins Cafe, vom CaiÖ wieder ins Theater,, wo er sich langweilt. Er möchte ein Buch lesen, beginnt es mit großem Interesse und legt es nach einer Viertel- stunde weg.

Er sucht fortwährend. Er lauft die Straßen auf und ab, um sich die entsprechenden Sexualobjekie zu finden. Ihn iiilorcssiert nur die bekleidete Wade. Am meisten erregen ihn Damen in durchbrochenen Seidenstrümpfen.

Er kann ilmen stundenhuige nai-blaufen. Dann eilt er nach Hause und onaniert mit dem Bilde, iadom er die gesehene Dame mit einer anderen ' ringen läßt. . '

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FetiscliismuS.

Er versucht auch den lu-rmaku Koitus. Er h:it gute Potenz, aber sehr edmadicn Orgasmus, .vähreiid der Geuuü der Onanie sehr groL^i^t. Er lat eehr viele analyUeche Bücher geleBen, was für die Behandlung emc schlechte Prognose bietet.

Zweite Sitzung: Er kommt um eine Viertelstunde zu spät. Er habe beim Friseur so lange warten müssen. (Wird aufmerksam gemacht, daß der ihm vorausgesagte Widerstand prompt eingetreten ist.)

Die Onanie war mitunter ein Ausbrach seiner Verzweiflung. Er wollte sich auf diese angenehme Weise ruinieren. Er fühlte nach jedem Akte einen moralischen und hvgicnischen Katzenjammer, Seit der Lektüre meines Buches über Onanie hat er den hygienischen Katzenjammer verloren. Der moralische Katzenjammer nach einem autoeroüschen Akte ist ihm geblieben.

Das Hingen hat ihn immer sehr interessiert. Er hat als Junge ni der Schule sehr viel gerungen, wobei er eich die schwächeren Knaben aus- Buclitß um immer siegen zu können. Einmal nur hat er einen Damenring: kämpf' in Wirkliclikeit gesehen, der ihn sehr aufgeregt hat. Das war aber vor drei Jahren. Da war die Zwangsvorstellung schon giinahch ausgebildet. Er hat auch gegen die Onanie gerungen. (Er wird aufmerksam gemacht, daß er in jeder Hinsicht ein Ringer ist, und nach dem Verhältnis seiner Eltern gefragt) Die Eltern lebton wie Hund und Katze. Es gab immer Streit und er hörte nie ein zärtliches Wort zwischen Vater und Mutter. Der Vater war ein Trinke)' und verübte Selbstmord. (Auch einer semer Brüder!) Er war damals 19 Jahre alt. der \ ater 5b.

Die Mutter war dem Vater geistig überlegen und fluchtete oft m die Krankheit' so daß sie ihren Willen durchsetzen konnte. Er beschuldigt aie Mutter sie wäre die Ursache seine. Leidens. Sie habe ihn verzar elt,_zur sSbstbeohachtung erzogen. Er war auch als Kind immer allem und spielte mH seinem St^inbaukasten. Er kam mit 10 Jahren aus dem Hause. Die Sefe seiner Mutter waren voll von Imperativen. Das sollst du un und das darfst du nicht tun. Du sollt deine Eltern ehrei^ daß es dir_woh ergone auf Erden Dann habe sie ihn zu fromm erzogen. Er war von o-U außer- ordentlich fromm. Er entsinnt eich eines sehr strengen Religionslehrers der aUee dazu tat um sein Herz mit Gottesangst zu füllen. Er fürchtete daher immer vor der Strafe Gottes. Er leidet an einem drückenden Schuldbewußt- sein das er bis heute noch nicht losgeworden ist. Zuletzt beichtete er noch rait'lS Jahren dann habe er den ganzen Krempel überwunden". Allerdings seien immer Ersatzreligioncn eingetreten, Er wurde erst evangelisch, dann schwärmte er für Johannes Müller, Lholzky, Mulford usw.

Er sucht<? bei Gott Hilfe gegen die Onanie. Schon als Knabe kämpft« er gegen das „Laster". Er weiß eich zu erinnern, daß er selbst auf die Onanie kam Er beugte eich zum Fenster hinaus und fühlte plötzlich einen Kitzel in der Gegend der Prostata. Da mußte er mechaniöch die Hand an das Glied geben und sein Unglück begann. Seine ersten Onaniephantasien waren nur mit schönen Beinen verknüpft; Mädchen auf der Straße, die gelbe Strümpfe anhatten, waren seine ersten Lustobjekte. Seine Ringkarapfphantaeien wurden erst in den letzten drei Jahren syeteniatiech ausgebaut.

Seine Onaniephantasien sind nicht immer so einfach, wie er sie mir geschildert hat. Die Hauptsache ist, daß die beiden Frauen

Dio Hieroglypten des Fetiscbisten. 69

um ihn ringen. Als ob zwei Ritter um ein Biirgfräulein kämpfen würden. Ihn reizt die Frage: Welche von beiden werde ich dann besitzen? Das Ver- schlingen der Beine beim Ringkampl' macht den größten Reiz ans. Oft stellt er sich vor, in jedem Lande gäbe es eine Art Gladialorensehule i'ür \yciber. Sie werden dort ausgebildet. Jedes Land sucht dio besten Ringerinnen fins, die dann miteinander ringen müssen. Die beste Ringerin wird dann seine Geliebte. Die Zuschauer bei diesen Ringk-ümpfon sind nur Männer. Es gibt drei Räume. In dem ersten beginnt der Ringkampf, dann schleift die Stärkere die Schwächere durch alle Zimmer in das di'itte. Dort ringt sie mit der Schwächeren und besiegt sie.

Er fährt fori: Ich messe im Geiste Fessel und Wadenumfang. Z.B. Fessel 18, Wadenumfang 32. Die andere hat Fessel 16, aber stärkeren Waden- mnfans . . . also 34. Sie siegt also. Immer ringen GegensätBe. Es siegt meist die Schwarze über die Blonde. Er war 23 Jahre alt, da reizte ihn ein zehnjähriges Jlädel auf der Straße. Er kämpfte gegen den Impuls, eich auf das Kind zu stürzen. Er möchte gerne ein Kind vergewaltigen. Es reizt ihn, daß er der Stärkere ist. Wenn Frauen sich von ihm tragen lassen, liat er einen großen Reiz. Er trug einst ein Mädchen über einen Bach. Das erregle

ihn gewaltig.

Er hat gestern nicht onaniert. "Warum? (Er wird beleiii-t, dah er wußte, daß er sieh beobachten werde, um mir die Phantasien zu berichten.) Was er mir so ausführlich geschildert habe, erschöpfe seine speziüschen

Onaniephantasien nicht.

Im Beginne des Krieges war er so erregt (Ringkampf zwischen Deutach- land und Frankreich), daß er auf das Onanieren vergaß. Das dauerte einige Monate. Dann wurde er verwundet und kam ins Lazarett. Natürlich verfiel er dann wieder seinen Phantasien und mußte onanieren. Das Onanieren sei aber nicht immer Lust. Er wolle sieh umbringen und sich bestrafen. Im Kriege wurde es oft besser, wenn er eine ordentliche Verwendung hatte, wo er kommandieren konnte.

Er schildert seinen Lebenslauf und legt dar, wie er sich vom Zufall leiten ließ. Er hatte immer Glück. Er fand immer Leute, die sich für ihn interessierten und ihm Mittel für seine Ausliildung zur Verfügung stellten.

Er bringt wieder eine Ergänzung seiner Ringkanipfphantasien. Die Zeit spielt eine große Rolle. Die beiden Frauen ringen erst 5 Minuten. Da kann es vorkommen, daß die Schwächere siegt. Dann kommt eine längere Pause. Dann ringen sie 10 Minuten. In diesen 10 Minuten siegt die Schwächere viel- leicht nur einmal, aber die Stärkere sechsmal. Die Siegerin hat dann das Recht einen Koitus auszuführen. Sie stürzt sieh auf die Partnerni, um- schlingt sie mit den Beinen und macht die Koitusbewegungen, bis die Schwächere erschöpft sich für besiegt erkKrt. Die Stärkere setzt dann der Gegnerin das Knie auf dio Brust. In diesem Momente eriolgt der Orgasmus.

4Ie Kind sah er in der „Modernen Kunst" ein Bild, das sich Rivalmnen benannte Zwei Frauen im Kampfe. Die eine liegt mit aufgelösten Haaren am Boden während die andere ihr das Knie auf die Brust stemmt. Er war Tmals 8 Jahre alt. Er glaubt, daß er dieses Bild verwendet, weil es auf ihn einen starken erotischen Eindruck machte.

Er dachte schon darüber nach, oh er nicht den Koitus der Eltern belauscht habe. Der Vater kam oft betrunken nach Hause. Er weiß, daß

70

Fetischismus.

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die' Mutter ihn iiiclit mein liebte. Vielleicht haijc eine Art von Eingkanipl' el-Littgorunden, in dem die Mutter unterlegen war. Er war vielleicht Zeuge. Aber er hat keine bestimmte Erinnerung. Er hält diese Annahme für eine wahrselicinliche Kunatruktion.

Er hat eine ungeheure Sehnsucht nach einem feinen Weibe, nach einer idealen Liebe. Er lernt-e einmal voi einigen Jahren ein sehr liebes Jlädchen kennen. Er glaubte sie zu lieben. Er hatte in dieser Zeit gar keine Ring- kampfphantasien. Abel- or hat in Wirklichkeit nicht geliebt. Er glaubt, dio wahre Liebu zu einem edlen, geistigen Wesen könnte ihn retten. Er wundert eich auch, daß er bei keuschen, leinen Frauen niemals Beinphaii- tasien hat. Ihn erregen nur die sinnlichen, provozierenden Weiber.

„Können Sie mir diese Erscheinung erklären?"'

„Ich glaube: Ja! Ich verstehe auch jetzt Ihi'en RingkanipL In Ihnen kämpfen zwei Strömungen. Sie haben das Bedürfnis, Keeliseh zu lieben, einem einzigen Weibe anzugehören, sie nach den Satzungen der katholischen Re- ligion (nach dem Sakrament der Ehe) heimzuführen. Ich würde das die himmlische Liebe nennen, Sie kennen doch das bekannte Bild von Tizian; Himmlische und irdische Liebe?"

„Fi-eilich! Ich kenne und schätze es."

„Sie können nnr onanieren und Orgasmus haben, wenn die irdische Liebe siegt. In Ihnen kämpfen Eros und Sexualität, Trieb nnd Sublimiernng, Rückenmark nnd Gehirn. Sie wollen den Gott in sich ertöten, das Bedürfnis nach einer reinen Liebe durch rohe Sinnlichkeit niederringen. Der Teufel kämpft mit Gott. (Denken Sie an Hiob imd Faust!) Diesen Kampf pro- jizieren Sie nach außen. Sie sehen ihn bildlich vor sich."

Der Kranke denkt nach und hestüligt mir dicge Deutung. Nun ver- stehen wir auch die drei Zimmer. Sie entsprechen seinen drei Jahrzehnten. Immer hat die sinnliche Liebe die seelische besiegt. Immer hat der Satanicmus ülier seinen Katholizismus den Sieg davongetragen. Auch die Minuten lassen eich auf diese Weise erklären. Er war 5 Jahre sehr fromm, dann kam eine Pause und dann kam die satanische Pei'iode. die jetzt wohl an die 10 Jahre dauert. Der schwarze Strumpf symbolisiert das schwarze, sündenbefleckto Weib, Der weilie Strumpf ist ein Symbol der Reinheit.

Er berichtet von den Furchtbaren religiösen Eindrücken der Kindheit. Er entstammt einer Familie, in der immer Preigei.ster mit Zeloten kämpften. Ihm wurde von seiner Mutter die Religion mit den stärksten Imperativen ins Hirn eingegraben. Es macht ihm die größte Freude, die religiösen Ver- wandten zu einer modernen Religion zu l)ekehren. Drei Brüder seinei' Mutter eind Freigeister geworden und versuchten, sie dem Glauben abspenstig ;.u machen. Freilich nur mit teilweisem Erfolge. Er glaubt, daß ihre Hysterie erst dann ausbrach, als ihr Glaube erscliüttert wurde.

„Wollten Sie nicht Geistlicher wei'den?'"

Er zögert mit der Antwort. Daiin gibt er zu, daß man ihm als Kind einen kleinen Altar geschenkt habe. Er spielte dann Prediger, las Messen und gebärdete sieh als Geistliclier, Damals -war für ihn der Beruf eines Pfarrers das Ideal. Er hatte einen geradezu fanatischen Glauben.

„Sie sind im Innern noch fromm geblieben. Der Glaube ist ein Gefühl, er ist ein Afl'ekt. Ihr Unglaube ist ein Produkt Ihres Intellektes. Der In- tellekt kann nie einen Affekt bezwingen. Es ist der Kampf eines Walfis^ches mit einem Elephanten. Sie kommen nie zusammen. Ihr Glaube hat sich ins

H

Die Uiorogljpbcn des Fötiscbisteu, yi

Unbewulite zu rückgezogen und ivird durch die Parapathie gesichert, llire Riiigkamptphantiisie sichert Ihre Keusühlicit. iteiin Sic nähern sich dem Weibe in Wirklichkeit sehr sflteu."

Er gibt zu, daß er nocli itiiinor l'iuinin i^[ und zeitweilig besondci's im Felde gebetet hat. Er möchte gerne diesen „lächerlichen Glauben" ausrotte», ■was ihm bis heute noch nicht gelungen ist.

Nun weiß er, warum er mit keinem Berufe zufi'ieden ist. Er hüll im' Innern an seinem Ideale fest. Er möelite Geistliclier werden. Sein Ghemie- studium war ein Zufall. Seine Musik ersetzt ihm die Itoligion. Kr betet, ■während er spielt. Choräle zur .phre Gottes tauchou nach wilden Kiimpf- melodien iiuf.

Die Widerstände sleigei-n pich. Er kommt später, die Einfälle sind etückend. Neu ist, daß er jetzt hinzufügt, er habe auch Phantasien, in denen 6 r selbst mit einer Frau ringt. Unii ziviir nur mit dem dorb-tjinnlichen Weibe; niemals mit dem vergeistigten Weihe, das er verehrt und öceiisch lieben könnte. Den zweiten Typus möchte er nie mit seinen Waden- und Ringkampfphantasien in Verbindung bringen. Nur niancJimal macht er sich eine Kombinationsfrau: Sie ist derb-sinnlich und trotzdem feinsinnig. !l!it dieser kann er phantasieren, doch viel schwerer a!s mit dem ersten Typus.

In ihm i'inf^en immer Wille und Gegenwille. Das ist ihm jetzt deutlich bewußt worden. Er träumte heute Nacht. Eine Stinnnc sagte: Du wirst dem Dr. Stekel den Traum mitteilen! Nein! sagt der Gegenwille: Du ■wirst jhm nichts mitteilen! Und er vergißt den Traum. Das geht den ganzen Tag. In ihm ringen zwei Gewalten miteinander. Es ringt auch das miiimliche Prinzip mit dem weihlichen. Er will ein Mann sein und bleibt doch ein Weib ...

Er komiiil immer mehr zur Erkenntnis, daß die unterdrückte lieligio- sität die Ursache seines ,,Eetischisnms" ist. Er sieht in dem Hingkampf der beiden Frauen den Kampf zwischen SinnliclikeiL und Glauben.

Er hatte diese Nacht zwei, Träume:

Ich habe eine Bergpartie gemacht. Es itl mir, aLs ob mein Bruder - abgestürzt ■wäre.

. Mein Vater hatte ein großes gesehäftliclies Unlei'nehmen.' Ein großer Diebstahl wurde entdeckt. Es gab einen unangenehmen Krawall . . .

Zum ersten Traum fällt ihm ein, daß er einmal mit einem Mädchen eine Bergpartie machte. Sie gerieten in dichten Nebel und verloren den Weg. Schließlich kamen sie an eine Stelle, wo sie nicht weiter konnton. Er ver- suchte es und stürzte 30 Meter in die Tiefe, verletzte sich nur leicht, aber konnte dann den Weg zu einer Hütte linden. Dort wurde eine Kettungs- expcdition ausgerüstet, man suchte das Mädchen und befreite sie aus der unangenehmen Lage. Es war schon ünster und kalt, sie war in Gefahr zu erfrieren,

Zum zweiton Traum l'ällt ihm ein, daß sein Vater in geschäftliche Schwierigkeiten geriet und sich aus Verzwcillung ei'liängte. Er glaubt aber, daß die migUirkliehe Ehe auch dazu beigetragen hat, dem Vater das Leben zu verbittern. " . - -

S^^B

72 FetiachismuB.

Es wird immer deutlicher, daß er Angst vor dem "Weibe "uiid vor der Ehe hat, Die unglückliche Ehe seiner Eltern wirkte auf ihn schon in der Jugend wie eine „ewige Warnung". Er nahm aich vor, keinem Weibe zii erliegen. Deshalb konstruierte er sich seinen Fetischismus, der es ihm er- möglichte, den Frauen auszuweichen und seine Triumphe in der Phantasie zu erleben. Für ihn war jede Ehe ein Ringkampf, in dem der Stärkere siegte. Der Schwächere mußte aus dem Leben gehen wie der Vater

Nun wird der erste Traum verständlich. Der Bruder befindet sich in den Alpen und macht Bergtouren. Aus der Kindheit hat er den Wunsch, der Bruder möge sterben, so daß er der alleinige Erbe des kleinen Yermügcne Beiner Mutter wird. Aber neben diesem Wunsche hat der Traum eine andere Bedeutung. Der Bruder ist das Symbol seiner Parapathie, seines zweiten Ich, des frommen, nach Ehe und Liebe lechzenden Menschen. Er versucht mit einem Weibe die Höhe zu ersteigen, aber es wird Nacht, er verirrt sich im Nebel und stürzt ab. Der zweite Traum hat eine religiöse Bedeutung. Der Vater steht für Gott A'ater. Er wollte Wanderprediger werden und den Menschen das neue Evangelium der Liebe geben. Er wollte das Wort Gottes sprechen. Er liat Gott bestohlen, er hat sich um seinen Glauben gebracht. Daher der Aufruhr (der Krawall} in seinem Herzen.

Er hat eine eigene Auffassung der Religion. Religion ist für ihn Altruismus. Wenn er für andere und nicht für den eigenen Vorteil arbeitet so fühlt er sich fromm. Wenn er um der Sache willen liebt (nichl um des Besitzes willen), 60 fühlt er, daß es die echte Liebe ist. Also Religion ist Liebe ohne Besitz. In ihm kämpfen der Egoist und der Altruist . . .

Er träumt;

In einem Postamte, in dem der Bruder Vorsteher ist, wird eine Revision vom Oborpostiiispcktor vorgenommen. Es gab einen großen Skandal, da die Bücher schleclit geführt wurden.

Ich bin der Revisor, der mit der Analyse nicht zufrieden ist. Er selljst ist mit seinem bisherigen Leben unzufrieden.

Er bringt einige bedeutsame Erinnerungen. Er war 3 Jaiire alt, als sein 1 4 j ä h r i g c r Bruder in sein Bett kam und i li ni den erigierten Penis in die Hand gab. Im S. Lebensjahre badete er mit einem anderen Bruder und sie spielten mit den Gliedern.

Seine Sexualität begann sehr früh. Er erinnert sich sehr deutlieh, daß er Luetenipilndungen hatte, wenn er als kleines Kind (2—3 Jahre) mit an- deren Kindeni spielte und sich auf sie legte. Sie spielten Hunde, liefen auf allen Vieren und bellten „Wau-Wau!''; dann war er der stä,rkere Hund, der sich auf den anderen legte. Dabei das Gefühl einer starken Lust. Später hatte er beim Ringen mit anderen Knaljen immer Lustempfindungen und zwar in dem Momente, wo er das Kreuz des Gegners umbog also knapp bevor der Partner zu Boden fiel. Seine ersten Ringkampfphan- lasien waren rein homosexuell. Auch reizte ihn zuerst das Bein von Juugens Noch heute erregen ihn Jungens. Er war vor einigen Tagen im Sonnenbade' Da lag neben ihm ein kleiner Junge in Florstrümpfen. Sofort fühlte er eine heftige Erektion.

I I , ^— ^>-*

Die Hieroglypheu des Fetischislen. 73

Er ist sehr beim ruh igt, daß er so miiclilige sadistische Impulse hat. Auf der Straße kann er plötzlich Mädchen {zwischen 17 und 20) nach- gehen uud ringt mit dem Bedürfnis, sich auf sie zu sti)i'>!en und sie zu ver- gewaltigen. Das nennt er seinen Anfall. Eine Eanie, mit der er einen Anfall hat, ist für iiui erledigt. (Selbstsclmta!) Er verehrt jetzt eine Dame; es sind rein geistige Beziehungen. Plötzlich hatte er den Anfall (Vergewaltigungsimpuls). In diesem Augenblicke war die vorher verehrte Dame für ihn erledigt.

Er iet sehr eitel und möchte immer einen gut-en Eindruck machen. Menschen gegenüber, an deren Urteil ihm viel gelegen ist, wird er verlegen und konfus. Es fehlt ihm die Harmlosigkeit des Genießens. Er (beobachtet eich immer. Er hatte Zeiten, wo er die fremde Aufmerksamkeit erzwingen und immer angesehen werden wollte.

In seinen E,ingkampfphantasien rciKt ihn ein Gegensatz zwischen Fessel uud Wade. Die Wade erinnert ihn an einen Penis. Es scheint sieh um ein bisexuelles Symbol zu handeln.

Immer etärkei' tritt das homosexuelle Moment hervor. Die Mädchen im kurzen Eock machen einen knabenhaften Eindruck. Die ringenden Frauen Bind iu seiner Phantasie Pagen. Deshalb befriedigt ihn ein Koitus nie. Nach jedem Koitus muß er onanieren. Ein einziges Mal gab es eine Ausnahme, das war bei einer Dirne hier in Wien, die kurz geschnittenes Haar hatte (einen Wuschelkopf) und wie ein Knabe gebaut war. Er mochte nämlich nicht in der normalen Lage koitieren, sondeni mit eng verschlungenen Beinen, Er schlingt beim Onanieren die Beine zusammen. Beim Druck kommt er in eine Art Ekstase, Vor der Ejakulation preßt er das rechte Bein fest an das linke. (Er spielt mit de]n reeht-en Bein den Mann, mit dem linken die Frau.) Bei der Frau kann er den In- troitus vaginae nicht finden und läßt sieh den Penis immer einführen. (Er sucht den Anus und möchte auch jede Aktivität, jede Schuld von sich ab- wälzen. Er ist der Verführte.) Es ist der Gegensatz zu seinen Vergewaltigungs- Tihantasicn. Der Mann in ihm war ursprünglich sadistisch, jetzt ist er maso- chistisch. Ihn reizen die Bewegungen der Frauen, Eine liegende Frau reizt ihn nicht. Nur das Bcwegimgsspiel der Muskeln, besonders der Waden reizt ihn Ihn reizen verschiedene Farben. Wenn die Schuhe schwarz, der Strumpf lieht ist, der Rock eine dritte Farbe hat, so erregen ihn die Gegensätze, während' gleich abgestimmte Farben ihn kalt lassen.

Seinen höchsten Orgasmus erzielte er beim Ringen mit Knaben, wenn er sah daß seine Kräfte nachließen und er noch eben mit der letzten Kraft seinen ' Gegner umbiegen konnte.

Plötzlich fällt ihm ein, daß seine Mutler sich sehr viel mit seinen Beinen beschäftigte. Sie klatschte auf die Beine, mitunter auch auf

seinen Popo. ^ , . i,

Fr hat einen älteren Bruder, der schwachsinnig ist Er war 8 Jahre aU, als der 1 7 j ä h r i g e ein en d e- rastiVchen Akt versuchte, der aber mißlang, da er

h eftig schrie. . , , t.. , ui 1

r. 1 u ,„weilen wenn er Frauen ansieht. Ein Auge weicht ab. r ^'.1 ? V sk mn ei parapathisches Schielen handelt. Das Schielen bey^n in der l^ Z tritt'nnr zeitweilig auf. Er hatte allerlei Zwang..

74

Fetischismus.

i

handluiigen. Ei- Impfte wie ein Frosch im Ziuuner aui' und ab und geriet iii eine Art Ekstase. Mitunter stellt er sich vor, er sei eine gi-uße Persönlich- keit uiiti führt allerlei Ritte im Zimmer ans. {Ein General, der die Front abreitet usw.) Er hat eine so lebhafte Phantasie, daß seine Traumgestallen Leben annehmen. Wenn er sieh vorstelU, nuC dem Boden einen Leichnam M sehen, su sieht er ihn wirklich und könnte ihn greifen. Er kann manciiinai Phantasie und Realität nicht auseinander halten. Er glaubt der Köiii" von Japan zu sein nnd geht stundenlange mit dieser Phantasie umher.

Schrecklich ist das Erwachen. Besonders nach der Onanie. Da hat ei' das Gefühl, daß er wahnsinnig sei.

Jedes Bein, das er auf der Straße sieht, ist für ihn ein neues Trauma. Es löst zahllose Phantasien aus. Dabei ist er ein unglücklicher Mensch. Das ganze Leben ist für ihn eine Enttäuschung. Ein Liebespaar auf der Straße stimmt ihn traurig. Er kennt das Glück der Liebe nicht Er niüchte in einem Weibe aufgehen Er tröstet sich mit den Phantasien für seine Enttäuschungen. Kadi jeder Depression onaniert er und nach dem ona- nislischen Akt hat er wieder eine neue Depression. Dabei hat er das Gefühl daß die Phantasien mit ihm durchgehen und im Nebe! zerrinnen.

Gestern hatte er ein charakteristisches Erlebnis. Er sah ein Mädchen auf der Straße vor eineni Theater stehen. Sie hatte sehr schöne Beine and elegante, durchbrochene btriimple. Er sprach sie an. Sie zögerte erst und ließ sich dann bewegen, mit ihm in ein Cafe zu gehen Dort verleitete sie ihn zum Trinken, verlangte von ihm Geld. Willenlos gab er ihr dreimal Geld, immer mehr, war schrecküd, erregt, zitterte am ganzen Körper. Dann begleitete er s,c nach Hause Sie verabschiedete ihn vor dem Hanstore, obwohl sie ihm Geschlechtsverkelir verspi'ot-hon hatte Er wa-te nicht da- Geld zurückzuverlangen oder sie zu zwingen, ihn mitzunehmen

Als nächste Assoziation zu dem Erlebnis fällt ihm ein ' Apachentanz ein, der ihn sexuell sehr erregt hatte. In die.em Apachentanz tötete der Tanzer schembar seme Partnern, nachdem sie ihm zu ^\'illen war

. ^^ :''f ^' ^^ß f'- g'^g';» ^ie Phantasie eines Lustmordes kämpft. Er ist bc. allen Dn-nen scheu und hat Tics, so daß sie sich vor ihm fürchten, Eine sagte ihm: „Du bist unheimlicli!

Er hat seinen ursprünglichen Sadismus verdrängt. Er kann kein Blut sehen, ist sehr mitleidig, konnte einem schwer wehe tun Trotzdem u-oiH er daß er die Frauen haßt und sie töten möchte. irotzdem weili ei,

Er bringt eine Menge von Notizen. Es sind Einfälle die er während des Tages gesammelt hat. Ich warne alle analytisch arbeitenden Kollegon, diese Art von Analyse zu betreiben. Sie verdeckt den Widerstand und er- möglicht dem Kranken, den freien Assoziationen auszuweichen Ich lehne daher die Mitteilung dieses „hochinteressanten Materials" ab

Er weigert sich, seine freien Assoziationen mitzuteilen ' Es fällt ihm «ichts ein. Dann aber begmnt er über mieli zu sprechen und seinen Tadel vorzubringen. Freilich erst, bis ich ihn aufmerksam gemacht habe, daß er mit meinem Benehmen unzufrieden ist. Er erwartet mehr Aufmerksamkeit. Spaziergange Freundschaft usw Er wird aufmerksam gemacht, daß dies die Analyse stören wurde, Ww benötigen das Pathos der Distanz Endlich

Die Hieroglyplien des Fetischismus.

75

bringt er vor, daß er an seinen Sadismus nicht beiiingnngsloä glaube. Er glaube und zweilie andrerseits daran. Als.näclij-ten Eini';ill gesteht er:

.,Ich habe einmal ein Bild gesehen, das mich geWLillig aui'gevegt hat; Ein Mädchen an die Eisenhalmschieneii [ingcschnallt. Man sieht den Zug beraubrausen, der sie überfahren und tiiteti wird."

Den größten Eindruck empfing er, als er einst einen Stier eine Knh bespringeii sali. Die rolle Gewalt Imponieric ihm außerordentlich. Kr ona- nierte gestern mit der Phantasie, er sei ein Mann, der einen Ann verlet^;! hat und in einer Schlinge trägt. Ei- ringt mit einer Frau und besiegt sie mit eine m Arme.

Die Onanie ist l'iir ihn eine Kastration. Kr entmannt sich für einige Zeit. Er liat auch die Phantasie, der Penis sei das Weib, seine recht« Hand der Mann. Er besiegt das Weib.

Es lallt ihm ein altes Haus seiner Jugend ein. Dort gab es Schmutz und Ratten. Es war ihm unheimlich. Er traute sich nicht hineinzugehen. Das Haus soll mit einem nnlei-irdiscben Gang mit einem Schloß verbunden sein. Er wäre für sein Leben gerne in diesen unterirdischen Gang gekrochen. Er fürchtete sich zu sehr . . .

Er wird aufmei'ksam gemacht, daß er bildlich seinen Widerstand gegen die Aufdeckung seines Unbewußten mitgeteilt hat. Seine Parapathie, seine Vergangenheit ist das alte Haus. Er traut sich nichl in den unterirdischen Gang, der zu seinem verdrängten Ich führt.')

Er bestätigt diese Deutung und gibt zu, daß er sich nicht traut, sein unbewußtes Ich zu erblicken. Er würde am liebsten vor sich selbst fliehen.

Er hatte ein aufregendes Erlebnis. Er war im Fostanile und mußte warten. Da sah er eine Dame vor einem Pulte stehen und etwas schreiben. Sie erregte ihn gewaltig, denn sie hatte wunderschöne Waden. Er sah sie nur von rückwärts. Er eilte nach Hause und wollle der Mutter einen Brief schreibe.n. Er konnte nicht. Er mußte onanieren, wobei er sich nur die Beine des Mädchens vorstellte. Dann schrieb er den Brief. Daran! verhol er in einen tiefen, tiefen Schlaf. Er erwachte d;uui wie iieu- eeboren. Er hätte einen Baum ausreißen können.

Man achte auf die Sprache der Kranken. Der Vergleich ist ein psy- chiächer Verrat. Ich hofl'e, wir werden später sehen können, was er damit ausdrücken wollte. Jedenfalls scheint der ungeheure AufreguugsKuslan.l, den er schildert mit Phantasien inzestuöser Natur (Mutter?) zusammenzuhängen.

Zu dem Mädchen assoziiert er den Namen Marie". {Mutter Gottes?) Er kann sieh aber an keine Mai'ie erinnern, die in seinem Leben eine Rolle

gespielt hat.

Er schildert seine parapathischcn Symptome. Er hat ,„ A.„=t aus dem Fenster zu blicken. Es zieht ihn

Bergen, Angst, aus dem ,-■ i

mhlt .sich schwach und klein w.e^emKmd.

Er hat Angst vor hohen in die Tiefe. Er

In eeinen llingkampfphantasien kommt es auch vor daß der Schwad.e . T n ««.inen Ringkämpfen mit den Knaben ließ er manchmal den siegt. Ja, '^«V^"'"'"JJ"S(, ein enormes Lustgefühl. (Phantasie mit dem Schwächeren ^'^^ ''"^^ Lt sich mit dem Vater, während er der Knabe TlH rang w d ihm nicht mitgeteill.) Oft kommt es vor, daß

Vater zu r.

ist. Diese Erklärung

^) überdies enthält die Assoziation ein. deutliche Mu.le.leil.ph.ntnsie.

ire^

76

Fetischismus.

er das Weib gegen den Mann siegen läßt. Das ist gegen sein Gefühl, aber es erzeugt einen großen Orgasmus. Auch wenn das Weib den Mann um- bringt, hat er Woliustget'ühlc.

(Das Weibliche in ihm besiegt das Männliche und er unterwirft sich seinem Vater dem Kepräsentanten des Mannes.)

Am nächsten Tage bringt er mir einen Traum. Er mußte am Abend dreimal onanieren. Nach dem dritten Male schlief er ein und hatte einen Traum. Vor dem zweiten autoerotischen Akte hatte er eine Wachphantasie, die er notierte:

Wachtraura vor dem 2. onanistischen Akt:

Es ringen ä Menschen, wovon der eine ein Weih, der andere auch ein Weib (oder ein Mann) ist. Das erste Weib ist schlank, zart und

Fesselumfang 12,3 cm, Waden- Differenz: 11,5 ««, also kst

schön, (aber)

ein

ewandt und muskulüs. 23,8 cw. Gewacht 112 Pfund.

Über- Weib ihrer

umfang 100%.

Das zweite Weib hat bedeutend stärkeren Knochenbau, ist von Natur aus stärker und überlegener (was rohe Muskelkraft anlangt), aber plumper, ungewandter. Fesselumfang 19,4 cm, Wadenumfang 25,1 CHI, Gewicht 135 Pfund. Differenz: 5,7 cm, also nur zirka 30%.

Bei dem Ringkampf geht immer wieder deutlich die rohe legcnheit des zweiten Weibes hervor. Trotzdem siegt das erste infolge ihrer größeren Gewandtheit, vor allem aber infolge feineren Muskelkraft, der größeren Differenz.

Symbol der zarten Fessel: Schwäche. Symbol der entwickelten Wade bzw. der größeren Differenz: Stärke.

Tiefer Traum nach dem 3. onanietischen Akt (Zeit: V=2-V.3 Uhr nachts):

Ein älterer Herr führt mich in seinen Garten (Wohnung) und zeigt mir diesen. Dieser Garten. (?) liegt in der Mitte zwischen einem fremden Besitztum. (Was wir in diesem Garten gemacht haben, ist mir ent- fallen.) Plötzlich merke ich, daß ich den Haustorschlüssel vergessen habe. Der ältere Herr sieht auf seine Taschenuhr und sagt' Es ist VaO Uhr." Ich antworte: „Da komme ich gerade noch zurecht, um 10 Uhr muß ich zu Hause sein." Zu meinem Entsetzen entdecke ich, daß mir einige Kleidungsstücke fehlen. (Hosen?)

Es kommt ein junger Mann und es wird zu Nacht gegessen. Dieser junge Mann sagt an der Tafel (anscheinend zur Wirtin der Frau des älteren Herrn): „Wenn noch einmal (VJO) so spät gegessen wird, kündigt er und geht!" Der ältere Herr sieht daraufhin den jungen Mann ganz entrüstet an und zeigt auf mich, den Besuch (sozusagen darstellend, daß er hier nicht „allein" ist).

Ich tue so (schreibe), als wenn ich nichts gesehen hätte.

Es kommt häulig vor, daß Patienten erzählen, sie hätten mehrere Male in einer Nacht onanieren müssen.

Das vor rät einen unwiderstehlichen sexuellen Impuls, der durch die Onanie nicht befriedigt werden

. Die Hieroglyphen des Fetisch isteii. 77

kann, weil die spezifische Phantasie nicht zum Ben^ußt- B e i n gelassen und durch E r s a t z p h a n t a s i e 11 in i t i g i e r 1; wird. Patient meint, ihn beschäftigen nur die llingkamptphantasien, er weiß kein Vorhild für diese mysteriösen Hingerinnen, er sah ja einen ßing- kiimpf erst, nachdem er öchon in diesen Pliautasien geschwelgt hu(. Die Wachphaiitasie zeichnet sich durch eine merkwürdige bis auf Zehntel ausgerechnete Präzision der Zahlen aus. Solche Zahlen können nicht willkürlich oi'fundcn sein, sie müssen eine Beziehung zu seiner Paraphihe und besonders zu der spezifischen OnaniepliautiiBie haben. AVir können an- nehmen, daß wir durch diese Zahlen zum tieferen A'erständnis seiner Para- pathic gelangen werden, wenn uns der Patient willig sein Material, d. h. seine Einfälle überläßt. Aber ich rechne mit einem erbitterten AYiderstande. ich kann nicht erwarten, daß er mir das Geheimnis dieser Zahlen mitteilt.

Ich sage ihm: „Was mich bei der ßingkampfphantasio überrascht und interessiert ist die Präzision der Zahlen. Haben Sie zu den Zahlen emen Einfall? Bedenken Sie die Differenz 11,5 und 5,7. Haben diese Zahlen einen Bezug zu Ihrer Farn üiengesch ich te?

Er schweigt und denkt nach. Dann sagt er: „Solche Zahlen fallen mir massenhaft ein. Sie entspringen meiner spielerischen Phantasie. Ich kann beim besten Willen keine Bezicliung zu den Zahlen finden."

Ich bin aber überzeugt, daß die Zahlen determiniert sind und wende mich zur Analyse des Traumes. Ich hoiTe, vom Traume aus einen Zugang zu den Zalilen zu linden.

Da haben wir zuerst die Episode mit dem älteren Herrn, der ihn m seinen Garten führt. Sofort falle „ich" ihm ein. Die funktionale Deutung des Traumes ist klar.

Ich füliro ihn in den Gai-ten m&iiier Wissenschaft, die zwischen zwei

fremden Besitztümern liegt. (Religion und Parapathie.) Er soll mir helfen,

die Auflösungen «einer Parapathie zu finden. Aber er hat den Schlüssel

vergessen. Ich mache ilm aufmerksam, daß es Zeit ist zu genesen und nach

Hause zu gehen, d. h. den Weg zur Reinheit und zur Arbeit zu finden. Es

ist schon V«lt> die Zeit der Haustorsperre kommt näher und näher. Um 10

werden die Haüstoro gesperrt.') Er will auf den Schlüssel verzichten und nach

Hause laufen (diesmal zu seiner Mutter, zu der es ihn mächtig zieht). Aber

pr hat eich vor mir schon entkleidet. Es fehlen ihm einige Kleidungsstücke.

Fr hat sich gehörig vor mir entblößt. Er irit mit der Behandlung unzufrieden.

f1 wird zu spät zu materiellen Genüssen übergegangen. Er wird die Be-

w^l iiir iufeebcn und gehen. Er merkt diese Tendenzen seines neurotischen

^l^ Tstdlt sich so als ob er die Behandlung fortsetzen wollte und nichts

T„. TT^ivfistune seines inneren Menschen, seines Bruders, merken würde.

'"' Ibe^ er hTzu den Zahlen V^O und 10 noch ein rezentes Erlebnis

-. fi F.. <rhnht dieses Erlebnis sei die Ursache semer onanistisehen

?ir Fr^.. J em nach der Analyse sehr aufgeregt und hatte den Impuls, Akte. Er w-ai ^c^t^m ..a^ ^^ ^„^^^^^^ ^^^^ ^^.^^ ^.^

nmherznlanfen und em We J ^^^ ^^^^ ^^^^^ ^^^^^^ ^^ ^^^

Sexualobjekt mi durcUDr ^^^ ^^ ^^ ^^_ ^^^^ ^.^ g^^.^^^j_

f T^lrk^nn^uÄ d Strumpf angebunden sei. (Fessel und Strumpf- band sehen könne una wi« Eingeschnürtseins!) Er sprach era

Shl" a^t: .aS ein?athykleidet war. Er merkte sofort, daß es eia. ^^Wien werden um 10 Uhr c!i. Haustor. gesperrt.

78

Fetischismus.

] ;

Jüdin war. Obwohl er ein Vollblutaricr und Deutächnationaler ist, schwärmt PI- iur Jüdinnen. Sio hätten mehr Rasse ... Er forderte sie auf, nüi üini spaaiereu zu gehen, sie willigte ein und erzählte ihre traurige Lebensgeschiclite. Ihre Eltern seien gesturben, sie sei bei Vc-rwandteii. Trotzdem er scheiiibur sehr gerührt war, hatte er sein Zit-l im Auge. Er wollte sie ins Hotel lühreu. Er versuchte sie zu küssen. Das Mädchen wehrte ab. „Was glauben Sie von mir? Ich bin ein anständiges Mädchen. Ich bin arm, aber ich bin keine Dii-ne." Plötzlich sah das Mädchen auf die Uhr und sagte: „Ich muß um VJO, spätestens um JO zu Hause sein." Er begleitete sie nach Hause imd i'rug, ob er sie wiedersehen könne. Das Mädchen meinte, sie wolle es dem Zufall überlassen.

Dieser Vorfall war eine arge Demütigung für ihn. Er <*mpfand diese Antwort als Zurücksetzung. Er ist gewohnt, alle Menschen zu erobern die er erobern will. Und die kleine Jüdin, die er so leicht genomm-'n hatte zeigte so viel Widerstandskraft. Ist er nicht so Uobenswert und so anregend' dali jedermann glücklich sein sollte, mit ihm zu verkehren?

I Nun gingen die Gedanken auf meine Person, Er empfindet es als Herabsetzung, daß ich ihn analysiere und ganz auf jeden privaten Verkehr verziehte. Ich lasse ihn nicht an der Intimität des Hauses teilnehmen Jm Traume rächt er sieh, er ist Mitglied meiner Familie, er sieht alle häßlichen Familieuszenen an, er ist aber diskret und macht so, als ob er nichts ge- sehen liättü.

Noch deutlicher ist die grob materiale Deutung. Ihm fällt es ein daß der Streifen, der schmale Streifen zwischen zwei Besitztümern die Spalte zwischen den Hinterbacken ist. Der Garten ist der Anus, seine' Hosen sind

T. . , , , . j , -t=<™8 durch eine Ab-

sage. Er ist dann der junge Herr und kündigt mir die Behandlung

Während die sexuelle Deutmig seinem Hirne entspringt mache' ich ihn auf die bevorstehende Beendigung der Behandlung aufmerksam

Er lacht und meint, er wäre glücklich, endlich einen Arzt gefunden zu haben, der die Sache verstehe. Der junge Mann könnte auch jemand anderer sein.

„Hat jemand diesen Ausspruch getan : ,Wenn noch einmal so spät i-e- gessen wird, >sO kündige ich und gehe fort!'?'

„Naturlich", sagt er und springt auf, „das waren die Worte meines Bruders .

„Welchen Bruders?"

„Nun, meines älteren Bruders, der Selbstmord begangen hat"

„Um wie viel Jahre i.st ihr Bruder älter?"

„Etwa um 5 Jahre."

..Können Sie das nicht genau präzisieren? Jahre und Monate"

Er rechnet nach. Und siehe da: Die Altersdifferenz beträgt 5 Jahre und 7 Monate (5.7), während die \ltersdilTerenz mit einem anderen, lebenden Bruder 11 Jahre 5 Monate (11, o) ausmaclit.

Die Zahlen hissen sieh folgendermalien erklären: W"ährcnd er 19 Jahre 4 Monate alt war, hatte sein Bruder das Alter von 25 Jahren mid einem Monat. Sein eigenes Gewicht beträgt 135 Pfund!

Die Daten des ersten Kingkampfes beziehen sich auch auf einen Bruder, und zwar au! den älteren Bruder.

Die Hieiu^lypheii des Fetiscliisten.

79

Es zeigt ä i e h also d i o b o iii c r k o n s w e )■ 1 e T a t s a c ]i e, daß die Zalilen mit den weibliclion AVaden nichts au tun haben und nur die Alters- und Gewichtsdifferenz zwischen ihm und seinen Brüdern ausdi'ücicen!

Die ganze Wadenspielerci ist Lug und Trug! Es handelt sich gar nicht um Frauenwaden. Es handelt sich um sein Verhältnis zu Reinen Brüdern. Wir wissen aus seinen Eizühlungen, daß hünioäexuelle Spielereien zwischen ihm und seinen Brüdern slal (.gefunden haben. Der Bruder führte ihn in den verbotenen Garten der Honiüsexualität. Nun ist der Bruder kühl, hat geheiratet und kommt für ihn als Sexualobjekt gar nicht in Betracht.

Er war auf seine llriider wahnsinnig eifersüchtig. Er war eifer- süchtig, wenn sie untereinander zärtlicli und vertraulich waren und er ausgeschlossen war. Er war eifersüchtig auf den Vater und besonders auf die Mutter, bei der er der Hahn im Korbe sein wollte. Er wünschte allen seinen Rivalen den Tod. Und er hat das Schuldbewußtsein, daß er an dem yelbatmorde des Vaters und des Bruders Schuld habe, weil er ihnen den Tod gewünscht hat.

Der Ringkampf der schwächeren mit der stärkeren Frau stellt seinen Kampf mit dem älteren (stärkeren) Bruder dar. Aber der jüngere und gewandtere siegt trotz des geringeren Körpergewichtes. Der Sieger besitzt dann den höchsten Preis, die Mutter, er darf ihr Leben teilen. Der um 11,5 ältere Bruder v.ohnt jetzt bei der Mutter. Das hat ihn aus dem Haus getrieben. Er will entweder den Bruder oder die Mutter für sich allein besitzen.

Er trägt sich mit Mordgedanken. Er wurde Chemiker, um Leute aus dem Wege zu räumen. Auch in diesem Tramno wird ein Mahl serviert, an dem er nicht teilnimmt, sondern zusieht, als ob es ihm

nichts anginge.

Die Wirkung der Aufklärung, daß die Zalilen die Altersdiff'erenz zwischen ihm und seinen Brüdern darstelle, war verblüffend. Ich habe im Leben noch nie einen solchen Eindruck der tiberraschung mitgemacht. Er war nicht freudig erregt, sondern stand da wie ein Verbrecher, der auf fi'ischer Tat ertappt wird. Er wurde rot, suchte nach Worten and konnte die Tatsachen nicht bestreiten.

Ich hatte gemerkt, daß ich einen Fehler gemacht habe und rechnete damit, daß der „entzückte" Patient nicht mehr konnnen würde. Am nächsten Tage sagte er meinem Stubenimidchen, seine Mutter sei krank, ei' müsse nach Hause reisen und verabschiedete sich von ihr, mir nicht eine Zeile hinterlassend.

Monate hörte ich nichts von ihm. Dann kam ein reuiger Brief. Ich sei der einzige, der ihn verstanden liät.tc, er möchte um jeden Preis

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Fetischismus, üie Hieroglyphen des Fetif=cliistcu.

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die Behandlung fortöetzen. Ob ieli ihm seine Flucht verzeihen könne? Seino Mutter sei inzwischen gestorben, seine Ahnimg habe ihn nicht betrogen. Jetzt habe er nur ein Ziel: die Wadenphantasien zu über- «'inden und gesund zu werden.

Ich antwortete zuetiminend, da mich die weitere Analyse inter- essierte. Aber Roß und Reiter sah man niemals wieder!

In diesem Falle sehen wir die echten Zeichen eines Fetischismus.

1. Das System. Der Fetischist baut sich ein kompliziertes System mit allerlei verrückten und absonderlichen Liebesbedingungen. Dieses System enthält die Hinweise auf die Entstehung der Parapathie und auf seine Familiengescliichte.

2. Der Fetischismus wird benützt, um dem geschlechtliehen Partner auszuweichen. Unser Patient hat bei Frauen keinen Orgasmus, er ver- kehrt sehr selten, obwohl er die Frauen mühelos erobert. Er bleibt bei keinem Weibe länger, er verzichtet auf sie und bleibt bei seiner Onanie. Im letzten Jahre hat er nur zweimal einen Verkehr versucht und jedesmal einen Mißerfolg zu verzeichnen gehabt.

.3. Der Haremskult. Er hat unzählige Photos von zahlreichen Favoritinnen, natürlich Wadenphotos, die er abwechselnd zur Onanie

benützt.

4. Hinter dem Fetischismus steckt die Zwangsneurose. Er zeigt den bekannten Impuls zu suchen, zu laufen, was wir schon als einen Impuls in die Vergangenheit erkannt haben.

5. Er ist fromm und macht aus seiner Frömmigkeit seinen Feti- schismus. Er ist innerlich fromm, äußerlich ein Freigeist, der die Mit- glieder seiner Familie zu neuen ethischen Religionen bekehrt. Der Fetischismus ermöglicht ihm eine Abkehr vom Weibe. Er kompliziert die Bedingungen immer mehr, bis er schließlich die Realität ganz ent- wertet hat. Denn wann wird unser Kranker Gelegenheit haben, einem solchen Ringkampfe beizuwohnen?

Interessant ist, daß er diese Ringkämpfe meidet. Obwohl gerade in dieser Zeit in Wien Damenringkämpfe ausgefochten wurden, blieb er * zu Hause, angeblich um nicht seiner Paraphilie ganz zu verfallen.

Wir wissen es besser. Die Ringkämpf er innen interessieren ihn gar nicht. Es ist der Ringkampf mit seinen Brüdern, der Kampf um die bessere Stellung im Leben, der Kampf um die Liebe der Mutter und um die Liebe eines jeden seiner Brüder, der ihn permanent be- schäftigt und zu jeder Arbeit unfähig macht.

-

V.

Fetischismus und Inzest,

Ein besonders wichtiger Fall von Fetischismus gelangte in die Beobachtung von Dr. Sigg. Der Autor, der den Fall in der Jahres- versammlung der Schweizer Psychiater (1914) vorgetragen hat, stellte mir das noch nicht publizierte Referat für dieses Buch zur Verfügung. Infolge des Krieges verzögerte sich die Drucklegung meines Werkes, das schon 1914 fertiggestellt war. Ich vertiefte die einzelnen Teile und fahndete nach neuen einschlägigen Fällen. Die Arbeit von Dr. Sigg wurde durch meine Vermittlung in der Zeitschrift für Sexualwissen- schaft unter dem Titel „Zur Kasuistik des Fetischismus" (1915) mit einigen ergänzenden Bemerkungen von mir („Ergänzende Bemerkungen zum Falle von Dt. Sigg", ibidem) publiziert. Ich bringe sie mit seiner Autorisation an dieser Stelle, da der Fal) ganz außerordentlich inter- essant und lehrreich ist. Ich lasse also Dr. Sigg das Wort:

Fall Nr. 19. „Mit 4 Jaliron ist der körperlich gesunde, intelligente, jotzt 30jährige Patient zu den Eltern ins Bett gegangen; man epielte zusammen. Er habe sich die Muttor immer mit einem Penis vorgestellt, bis er durch die kleinere Schwester eines Besseren belehrt wurde. Habe sich mehr an die Mutter als an den Vater gehalten, weil sie sanfter war. Bis zum 7. Jahre schlief er im Nebenzimmer der Eltern. Seine Mutter habe er mit Vorliebe am Halse oder auf der Brust geküßt; er habe auch gerne an seinem Peni;? herumgospielt, habe aber dafür immer Schlage bekommen. Es habe geheißen, wenn er das weiter mache, so wachse er nicht mehr. Als er mit 4 Jahre» eine Schwester bekam, glaubte er noch an die Storchfabel, im Gegensatze zum 11. Jahre, zu welcher Zeit er bereite Bexuell aufgeklärt war und wußte. woher seine neugeborene Schwester stammte. Erinnert sieh nicht, je seine Eltern nackt gesehen zu haben. Obschou er eich Mühe gegeben, die Eltern nachta zu belauschen, habe er nie etwas Besonderes wahrgenommen. So sei er durcli die zweite Schwangerschaft der Mutter (er war 10 Jalire alt) über- rascht worden.

Als Knabe war er unordentlich, wasserscheu, unselbständig, nicht spar- sam. Einen sehr etrengen Onkel hat er seiner Schläge wegen sehr (gefürchtet. Spielte mit 4 Jahren gern mit dem Penis, schob ihn mit Vorliebe ganz ins Skrotum zurück. Sei mit 6 Jahren einem Mädchen nachgegangen, habe es „heiraten" wollen. Mit 7 Jahren war er viel mit einem etwas jüngeren Vetter zusammen, man onanierte nmtuell, preßte eich den erigierten Penis

Stekul, Slüriingen d<i Tri«''- und Affuklli.l.Biis. VII. 6

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Ketisrhismuj.

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zwischen dic! ObeI■Bche!lk(^l dos anderen, man spielte „Vater und Mutter''. Neben dieKon uiuiniBtiödieu Manipulatiimeu liaUe zu dieser Zeit bereits etwsÄ anderes eine sexuelle Lustbetonung, das der Fatient aber stets geheim hieli. „aus Furcht, es könnte aufkommen-'.

Mit Ö Jahren gab er einem inneren Verlangen nach den braunen Leder- handschuhen der Mutter nach, nahm sie zu sich, preßte sie sich im Bette zwischen Anus und Skrotum fest gegen den Damm, nog sie an und onanierte damit. Die Tatsache, daß sie gerade der Mutter gehörten, boR keine ItoUe gespielt haben. Lr habe sie „des Gefühle.-^ wegen angezogen", liabe „ein angenehmes Gefühl" gehabt; „das Fühlen des Leders machte mir Freude", Damit sei sicherlieh etwas Sinnliches ver- bunden gewesen. Im selben Kasten fand er Gummischläucho zu Inügtilureu, die er entweder mit sich, wie die Hundschuhe, in der Tasche heruintiug ^'dl^r gelegentlich in unbewachten Augenblicken ebenfalls gegen den Damm preiste oder den'-Penit; damit umwickelte. Dabei habeer einen „angenehm tm Schmerz" empfunden. . Um diese Zeit begann. er sich auch für die llaudsehulie von Mädchen au interessieren,, engagierte im Tanzkurse nur Mädchen, die Glace- handschulie trugen. Graue Handschuhe gefielen ihm recht gut, während ihn die .wollenen der Lehrerin absolut gleichgültig ließen. Er betrieb dabei

täglich ^seihe Onanie.

. Im 12. Jahre bemerkte er die erste Kjakulation. Bald daraul bekam auch der Handschuh eine noch ausgesprochenere sexuelle Bedeutung. Fühlte er das Leder der Handschuhe, so kam es ku einer Erektion, er dachte an Mädchen, die diese' tragen könnten; Koiiusideen will er damit nicht ver- bunden haben. Auf Spaziergänge!) zählte er die Anzahl der gesehenen Hand- eehuhe Meine Augen wa.rCn wie sefesselt.'^ Sein Hauptinteresse galt den schwarzeh oder braunen Handschuhen. Seidene oder gar weiße machten gar keinen Eindruck auf ihn. Um die gleiche Zeit kam es beim Raufen mit anderen Knaben zur .Erektion, auch beim Klettern stemmte er sich mit v\ol-

lust an den Baumstamm. "1,1 1

ZüHause gefundene Guraraisonden benützte er, um seine UreUira Dis in die Blase zu sondieren und spürte dabei einen „angenehmen Schmers ■. Selbstgemachte Rektumeinlaufe behielt er, wie auch den Urin, m.jghchst lange Zeit zurück. Wie für ihn. das Berühren von Leder der Haudschune oder von Gummieachen lustbetont war, so roch er gerne an diesen Sachen, bestreitet aber, je an seinen Exkrementen und deren Geruch ein Intei-esäc gehabt zu haben. Seine Hauptintention ging darauf hinaus, möglichst olt mit Gummi oder Leder in Kontakt zu kommen. (Irgendwelche Liebschaften pflegte er nicht, er war sehr stolz darauf, ein Knabe zu 6ein.)_ Mit \'orliebe blieb er möglichst lange auf dem Abort.

Mit 16 Jahren bekam sein Autoerotismus schon weitere Grfenzcn. Er verwendete elastische Bänder von Schachteln dazu, sie zusammenzubinden und damit den Penis und das Skrotum zu umbinden oder er schob den Penis ine Skrotum zurück. Auch Schläuche benutzte er dazu. Mit der Zeit band er diese Gegenstände in ganz bestimmten Touren um die Penisi^Tirzel, das Skrotum oder um beides. Dabei legte er großen Wert darauf,, daß der Damm gedrückt wurde. Aus diesem Grunde befestigte er daselbst über nuß- grolie Knoten, um fortwährend den Druck gegen das Perinäum zu spüren, „ich hatte so immer etwas Schmerzen, aber es befriedigte mich".

Diese neben der täglich ausgeführten Masturbation betriebenen Hand- lungen hatten mit der Versetzung in ein Knaben insti tut ein vorläufige? Ende.

FflisciiisinuB iitul Ijj:;ost.

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Immerhin versuchte er Ihuidscijuhe mit ^ich ins Bett bis zu deren Ent- deckung zu iiL'iiiiiGn. Dagegen brachte er es mit der H a r ii- r c tentiou so weit, daß schlielilicli ärztliche gezogen wer d c n ui ii li t e. Piitient lüg dii G Wochen aber au einer Aiii)enili/,itis gelitten haben. Der Arzt habe komme von der Onanie".

Vor der Abreise in d\is Institut huL er mit einigen Kameraden jiiie Dinie aufgesucht und d;i vAun ersten Male lioiLiert. Seither drehten sich seine i'iiantasien beim Onanieren oit UJn die nonoaigedlillte lierriedigiing. Er ,^ing iiuch Mädchen nach, habe es aber bei unsehnldigen Liebeleien bewenden lassen. In der Fienide benutzte er dann seine Freilieit, um den Handschuhen wieder erneute AuiiiieiUfsanikeit xii sclienken. Er machte Bukanntschaften niil Uainen, die braune oder schwarze neue Handschuhe tnigen, verschenkte solche und verlangte sie imch einiger Zeit wieder zurück. Beim Spazieren war es sein größtes Vergnügen, die Jlandscluihe seines Mädcliens in seiner IJand zu spüren, er i'ühlte sich sexuell bei'riedigt und erregt. Ein Schaufenster eines S a n i t a t s g e 6 c h ä f t e s war für i ii n einer d e r g r ö ß t e n Genüsse. Er kaufte sich schwarze Irrigutorenachläuche, band sie sich nach der früheren Gewohnlieit (ourenweise um Penis und Skrotumwurzel, tiiig sie bei sich in der Tasche oiicr nahm sie ins Be1t. Er iiiiichle auch die Bekanntschaft eines älteren Herrn: es kam zu etlichen mutuellen Mastui- bationcn. In seinen Phantasien bct^chä ftlgte ihn dieser Herr noch oft.

Nach Hause zurücl^gekehrt, machte er in verschiedenen Vereinen :nit. war in Komitees, turnte, epielt« Theater, übernahm Frauenrollen, trieb etwas Musik, litt aber immci' unter seiner reclit labilen Ötinnmnig. Im Grunde genommen war er menschonscheu, nie mit sich selber Kufrieden, hatte ölter.s Suizid f^erianken. 7,n Hause war er meist verslimnit. Während er als Knabe mit Eiter Indianergesclnchten gelesen hat, so interessierte er sich jetzt immer mehr für den Sadismus des Mittelalters, wo mit Folterwerkzeugen gequält «uj'de; er schati'te sich solche Lektüre an. Daneben kaufte er sich innuer reiclilichei- Gnmmiwaren ein. Mit langen Scliläuchen machte er Achtertouren um ilül'fen und Skrotum, hängl-e Präservativs um, rollte eine Bettflasche aus Gummi um Penis uiul Skrotum, stieß Schliiui'he in den After, machte fcich große Einlaufe, schob Sonden in Nase und Obren. Um seine sadistischen Gelüste zu befriedigen, suchte er mit Vorliebe verschiedene Museen auf und konnte sich von den Follerinstrnmenten fast nicht mehr trennen, um nachher sie in seinen Phantasien weiter zu gebrauchen, in denen er sich selber als Folterobjekt vorstellte. Zur gleichen Zeit hatte er ein se->;uoll normales Verhältnis, bei dem er etliche Male in der Woche normaliter koitierte. Da- durch Rei' die Onauie etwas znriiekgedrängt worden. Er hatte da auch _ weniger das Bedürfnis, seine Gummisammlung mit sieh herumzutragen. " Er niachfe viel Militärdienst, ohne seine Fetische mit sich zu nehmen. Wie sein illegitimes A'erhältnis zu Ende ging, nahm or wieder Zuflucht zu seiuen früheren Gepflogenheiten, er kaufte sich immer mehr Gummi ein, onanierte mit einer Urinflasche aus Gummi, trug sie am Tage bei sich, indem er Penis und Skrotum in die Üflnnng zwängte und so befriedigt herumlief. „Ich habe so anhaltend Wollust empfunden." Vor sexueller Infektion liatte er große Angst, las viel über Syphilis, will auch ans .liosem Gnmde den nor- Tnalen Verkehr beschränkt haben.

Seine onanistiseheu Handlungen steigerten eich von Jahr zu Jahr. Dabei war es nicht sein Bestreben, es zur Ejakulation kommen zu lassen.

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Fetischismus

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sondern die Hauptsache blieb immer die mit der Onanie verbundene Phantasie, wie er reich sein werde, eine schöne Zukunft haben werde usw.; oder er phantasierto von Folterungen, die man an ihm vollführte. Er will ganze Nächte onaniert und dabei masoehistische Sachen gelesen haben.')

! Schließlich verlobte er eich, hatte dabei im Auge, für sein Geschäft eine geeignete Kraft zu bekommen. Während der beiden Vcrlobungsjahre betrieb er seinen Gummi- und HandechuhfetiBehiemus weiter, er ,.wollte es noch recht ausnützen". Der Braut gegenüber wußte er seine, mit sich ge- führte Gummi sannnlung zu vertuschen. Bald nach der Heirat erwischte die Frau seinen Taschenvorait, merkte auch, daß es dci- Mann mit der Ordnung und Sauberkeit nicht genau nahm. Seinem Verlangen an sie, beim Ausgehen immer Handschuhe zu tragen, widersetzte sie eich. Nach 4 .Jahren konsultierte man verschiedene Spezialisten, die eine trübe Prognose stellten. Dabei litt die Frau unter den vielfachen Verstimmungen und den vielen Streitigkeiten, die entstanden, wenn sie den Mann bei seinen Gummispiclereien ertappte. GcschäftsreisGu und Ferien benutzte der Patient, um seinem geheimen feti- schistischen Verlangen nachzukommen, oder anderweitig zu verkehren. Die Frau gebar drei Kinder, von denen das jüngste schon im zweiten Jahre durch starken Sexualtrieb und „Spielen am Gliede und Erektionen" auffiel.

Die Hoffnungen, die er sich einst gemacht haben will, durch die Heirat von seinen Pervereitiiten loszukoramen, erfüllten eich keineswegs. Die Frau befriedigte ihn bald nicht mehr. Dabei int«ressierten ihn die Handschuhe mehr als je. In der Straßenbahn nahm er mit Vorliebe einen Platz ein. wo er alle Damen übersehen konnte. Auch in Theater oder Konzerten schaut.e er nach den Handschuhen aus. Sieht er neue braune oder schwarze Damen- handschuhe, Eo steigt gleich der Wunsch in ihm auf, diese in seine Hand zu nehmen das Leder zu berühren. Er meinte, daß er nicht zu anderen Frauen gegangen wäre, wenn seine Frau die ihr oft zurechtgelegten Handschuhe zum Spazieren angezogen hätte. Er drohtß ihr daher oft, wenn sie sich weigere, gehe er zu solchen Frauen, von denen er wis.se, daß sie eemem \\ unwche willfahren würden. Die Handschuhe haben dermaßen auf ihn gewirkt, daß er immer ei^t die Augen habe reiben müssen, um den Blick von ihnen ab- wenden zu können. Gleichzeitig habe er gewünscht, mit solchen Handschuhen onanieren oder sexuellen Verkehr mit deren Triigem pflegen zu können. Sie müssen ganz straff anliegen, es darf keine Falten geben, sie müssen absolut sauber sein; defekte kann er nicht sehen. Auch gewohn- liehe' Handschuhe aus Hirschleder interessieren ihn keineswegs. Verschenkte Handscliuhe, die er wieder zurückverlangt« und sie gegen andere austauschte, trug er mit Vorliebe in der Tasche bei sich. Er schloß sie in das Innere eeiner Hand, drückte, rieb beständig daran herum und war dabei befriedigt. Er konnte lange Zeit Damen mit neuen schwarzen Handschuhen nachgehen und so seine beruflichen Obliegenheiten ganz vergessen. Immer aber drückte ihn das beängstigende Gefühl, dabei von Bekannten er^^ischt zu werden. So hatte er im Theater beständig Angst vor seinen Blicken auf Handschuhe. Er zog sich zu Hause selber Handschuhe an, onanierte dabei, aber v.wr, wenn er sieh sicher fühlte oder im Bett, wo er auf raffiniert© Weise seine Frau zu täuschen wußte. Beim Grüßen mußte er eich immer erst die Hände reiben, abwischen, nachsehen, ob ^ie trocken seien. Der Frau gegenüber machte ei' immer wieder Ver-

') Vide den Biichcrauszug.

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PcliEchiGmus uiid lu^iCGt,

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eprechungBn, war aber nie imstande, sich seiner Handlungen zu enthalten. In seinen onaiiistisehen Phantasien spielte seine Frau keine Eollej er sah sieh als reichen Geschäfteraann, träumte von rapider Entwicklung seines Geschäftes usw.

Bald begann er sich fiir sadistische Literatur zu interessieren, kaufte eine Menge entsprechender Bücher und vergrößert« beständig seine Fetitich- tammlung. Er halt« auch eine Maitresse, die aber für perverse Betätigungen nicht üu haben war. Beim Verkehre mit seiner Frau befriedigte ihn immer mehr, was er dabei phant^asicrte. Er bcfriedigt4? üie, nicht aber sich. Einige Male urinierte er ins Bett. Auf seine außerehelichen Verliältnisse will er immer durch die Handschuhe gekommen sein. Er fühlte sich, je länger er verheiratet war, desto mehr als Sklave seiner Frau und doch wollte er ihr nicht nachgeben. Die vielfachen Zwistigkeitön und jene Momente, wo er eich ertappen ließ, waren in einer Beziehung auch für ihn wieder lust- betont. Er sah seine Frau am liebsten in Unterklcideni, liebkoste sie, hatte auch nach dem Essen vielfach das plötzlieho Verlangen zu sexuellem Ver- kehr. In seinen onanistischen Phantasien stellte er sich oft vor, als werde er von ilir gestraft und geprügelt. Und doch litt er wieder sehr unter den Streitigkeiten mit der Frau, auf die er sehr eifereüchiig war. Er hatte immer Angst, sie suche sich einen Ersatz, da sie ihm gegenüber öfters ihre vielen Bewerber rühmte. In seinen suizidalen Vorstimmungen habe er nie an einen Sriijstraord denken können, ohne den Vorsatz, vorher seine Frau zu töten, damit sie sich nicht noch einmal verlieiraten könne. Zu außerehelichem Ver- kehre paßten, sofern keine perversen Züge ihn anzogen, magere schlanke Gestalten, nicht aber Weiber von männlichem Habitue.

Ging er auf Reisen, so schickte er im Verborgenen immer seine Fetisih- eiiinmlung voraus und freute sich kindlich auf die Nacht, wo er ungestört 6ich selber leben konnte. Es war eine große K-a r to ns eh a eh tel mit: Magen son den. I r r i g a t o r en s chl ä u ch en, Gummi- flaschen, langen schwarzen Strümpfen, Badehauben, Eisbeutel, Präservativs und einigen Dutzend An- sätzen zu Pravaz spritzen, ferner fanden sich da Ledei- schürzen, ein mit Leder gefüttertes Korsett (selbst angefertigt), Ledergamaschen, cino Ledermaske über den Kopf mit Öffnungen für Augen, Nase und Mund, Lederärmel, die von der Schulter bis zu den Fingern reichten, und s c h w a i- z e L o d e r li a n d s c h u li e sowie eine Menge geBamra elter Handschuhe und kleiner Gumnii- ai'tikel, die er sich auch unter das Kissen legte. Patient eagt selber, er habe immer cjncn möglichst engen Kontakt mit dem Lcder gesucht und zwar habe alles möglichst fest auf der Haut aufsitzen müssen. Patient' war ein loidenschaftüchcr Raucher, kein eigentlicher Trinker. Immer epricht er vom Damme als seine am meisten liistbctonte Gegend am ganzen Körper Bevor er eich in seine Lederklcidung stürzte, die er eich aus feinstem Handechuhleder selber verfertigt hat, preßte er mit Schläuchen zusammen-

Damm, legte Schläuche und elastische

gerollte Handschuhe gegen semen - . , o

Binden um Hüften und Genitalien. Er bevorzugte den Gummi zwischen den Beinen da dieser waschbar i,st„ wechselte überhaupt seine Utensilien ölters, um immer am Neuen dort wieder gleiche Befriedigung zu haben. Die mit warmem Wasser gefüllte Gummiblase legte er sich an den After, band eich die Füße zusammen. Alles am Körper mußte straff anliegen,

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Felisciiismiis.

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wüKu eine Monge Uiemen Iwiiutzt wurden. Schließlich bedurfte ei-, um vöüig berriedigt zu sein, einer stundenlang anduucnidcii Onanie oline lijitkulation deren ungesunden Einiluß ci- immer fürchtete. Als Lektüre dienten ihm dabei meist „les üaiits de l'Idole- oder ähnliche pausende ininderweidige Komane. Wenn möglich, stellte er vis-k-vis soinom Bette einen Spiegel -ml um sieh darin betrachten -m können. lir meint selber, der Gummi habeVür liin mehr sensible, das Leder optische Bedeutung gehabt. In hicU sagte ilim die Ansicht von Lcder und Haut am meisten zu

Tagfiiber legte er sieh Schlauchansätze in den Aller und ging .0 herum. Ion Penis huilte er mit Vorliebe in Präservativs und hielt den Urm möglichst lange Zeit zurück. An das Orihcium urethrae brachte er Hpntzen «nt Oliven, J.re itti Wasser bis 11, d,e Blase, nachdem er sich vorher mit bloßen UretiLral- spulnngen begnügt hatte. Seinen Penis drückt« er mit Vorliebe gegen harte ..egeustandc oder klemiiite ihn ein. Die Erektion beim matrimoniellen Koitus blieb nur bestehen, wenn er beständig in die Dammgegend gezwickt wurde Zu eine,- Ljaen atio praecox ,st es nie gekommen. Seine passive und auch etwas aktive Algolagnie wnrde durch den Verkehr mit einer gleichermaßen .erver-sen Frau sehr unterstutzt. Immerhin behielt seine Passivität die Ober- liand. hr ließ sich fast blutig schlagen, ireute sich nach dem Schlafen m dem „warmen Gefühle-, das er mit einer Bekleidung mit wannen "noseo verglich. Lr ließ sich Kreuzstellung mit nach 0 b e ■. gewendetem Rucken aufs Bett schnallen. Bei der Geifie lung SCI es zu keiner Erektion gekommen, „ich ließ mi^h Kchlageo wcd SIC Freude daran hatte". Nachher wurde die gleiche Piozednr an der Dirne gemacht und beim Schlagen etwelche Wollust empfunden Sie stachen s.ch gegenseitig gegen 20 Nadeln in Gesäß und i:)t3er.schenkoI froiaen s.ch, wenn es zu heltigen Blutungen kam. Allein fesselte er sich aucL L K-l.^ dann in seiner- Phantasie alle n>öglichen Prozeduren, wie Kaitwa^se. di che, bei der genngsfen Bewegung in Funktion treten, Ey ^.imtXu .eiber ni.t seinen Magensonden über Pückeii, Gesäß und ObeAciienl elL

^ach diesen &e 1 bs tgoi ß e 1 un g c n betrachtete er sich ir'wtü-g,'" - SP-g^l- Seine Petischistin habe er daberoft bei-

schtießlieh t""' '"^T" ■^'■^" ™tf™idete er sich immer mehr. Er wurde M^hließl cti ihr gegenüber impotent, simulierte Befriedigung bis ihn die lus-

wa?"^! :.?:,"? ""'t f ° ?^^^ "^"^ Fetisch-Onanh. nthrme ögS

lniU4 1 ieh, I"^^' Beobachtung seitens der Fran mußte er seine au(,^er-

L d t h<^r^^^^^^^^^^^^ a-ifgeben. Um so meiir war er an die Gummi- und

LedLi sacht n geiesse t, konnte nicht mehr ohne sie existieren er kaoselte

r rHei^'p^iirS^t.^^'" -'- ^^--''^^^--^ «eiSs^G^Sn;:

Wegen der Nachstellungen seitens seiner Frau versteckte er .einen Vorrat in seinem nahegelegenen Landhause, trieb sich dort als Um diS

.sich immei mit Leichtigkeit alles deeaen enthalten was Ihn im privaten geheimen Leben f ess el te Dago' n M'uJite er immer Damenbekanntschaften zu machen, diese mit seLm Hlrd

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FettBchisinus imd' Inzest.

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fichnh H.,sch,s,nu,s zu tegriinden. (Mit Vorliebe suh or auch Vi,.], .dikcliten 1 rroizdom er emle.den.chafaiche,- Raucher war, benutzt.- er Je ei f W ansal. ar mod,U> . ui zwischen deu Zähueu „icht leide«, er hatt« auch sehi Urg„ugc.n daran, dio Zigarren auf uun,erkliche Weise k^t^ n An den Bio .t.lteu dagegen w,]i er nie gekaut haben. Hatte er tagsüber keine Gmnm"

lejj seine. Hemdes dermaßen an den Damm leeen daß er 1 TZ "'"'" ''K Q--Pl-n<asieu wurden immer w, htfg , 'rir' du. bkl.ne bn.lalettT EuigrilTe, er sah sidi am liebstem an den Püßeu

m tn «-L. ^^^'^^'"^f ^' ^°" ^"^^ ^««^h eine gewisse Freude daran gehabt

dim>. .Sicbertappenlassen" eine eminente Holle. Kr war oft suilochlor Lanne. verkehrte immer weniger in Gesellschaft, litt imter dem steU'ii uuiuotivierten Stimumngs Wechsel. Nach seinen Exzessen war er be- sonders emiJÜndlich. konnte wegen geschäftlichen Kleinigkeiten fcagelanR nichts mehr reden. Irgendwelche Neigung zu Männern will er eeit seiner Jugend nie mehr gehabt liaben.

Der körperlich völlig gesunde, ^ehr intelligente Mann im mittleren Alte,' könnt« s,ch unter Sedobrolbeh.ndlung mit wenigen Ausnahmen sehr Sd. 'l^d.^rrT" "'^^''^''"■. P^'^-'-S«" l''«""te er im Gespräch nie seine

vern h ^ 'f"^™"\f:f*^ ''" ''^'^ ^^" Cxenitalien. Sein Äußeres

^ernachhi.s gtc er anfangs autfallend, war aber im Verkehr völlig ungehemmt nrnsizim-t*, tanzte mimt.rto andere Patienten auf und wurde .schlief ein

anSTn ?''"■■ '" T™ ^^^^^""' '™*^' «'• nichts mir ha ^

anfang. i uhe, sen, Interesse von den Handschuhen abzulenlam. Sein; Lieb-

ingebeschattigung bestand in der Korbschnitzerei, in der er erfolgreich ar^ be,l^te. Von Tgendwehdien schizophrenen Sympton.en war nie etwas zu b^ merken er war aber .m Introvertierter. Seine freien affektativen Reak- tionen holen semer Lmgebung immer sehr auf. Er verfügte über eine -m- halunide Initiative zur Unterhaltung. Er wünscht« sehr sein Leiden los- zuwerden, mußte aber leider allzu Iwild wieder des Geschäftes wegen zunivk nachdem man vorher seinen giuizon Fotischvorrat und eine aus zirka fünfzig iJüchein perversen Inhaltes bestehende Bibliothek entfernt hatt«. Zu einer KohabitatJon mit seiner Frau kam es zuerst nicht. Infolge seiner Launen- haftigkeit gab es anfangs imhaltbare Zustände zu Hause. Ich fürchtete ein Kezidiv, bis er mich plötzlich aufriuHite, mir die Ei'huibni,'^ zur wissenschaft- lichen Verwertung des Falles ei-ieilte. Er lebe glücklich mit seiner Frau ni- sanunen, vorkehre normal imd befriedigt sich dabei, arbeite mit großem Eifer in seinem Gescliäfte. Selten könne er dem Onaniedrang nicht wider- stehen und müsse noch einen Handseliuh in der Tasciie tragen. Irgendwelche weitere Fetische habe er nie benutzt.

Wir haben einen Menschen vor uns, der von Jugend auf immer onanierte. Auf der Onanie hat sich seine ganze Perversität aufgebaut. Sie wurde durch die fetischistischen, masochietischen und sadistischen Triebe noch e\tra lust- betont, in ihr gipfelte aber je länger je mehr seine ganze Sexualität. Stelcel hat wohl recht, wenn er den früh infantilen Erinnerungen nicht allz« großen Glauben schenkt. Es können nach ti'ä gliche Produkte sein. Als grundlegendes Moment finden wir beim Patienten mit 9 Jaliren ein großes Interesse an "den Handschuhen der Mutter, die er gleich zum Petißch machte, sie gegen

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Feiiscbismus,

euine Genitalien prelJte, damit onanierte oder sie bei sich trug. Was aber die direkte Ursache dieser ereteii perversen liichtung war, darüber konnte keine Klarheit erhalten werden. Ob die Tatfiache, daß dies» Handechuhe der Mutter braun waren, nun dazu geführt haben, den späteren FetieehismuB ' für Handschuhe auch auf die braune Farbe zuzuschneiden, weiß man nicht, p Es wäre möglich, entbehrt aber des Beweises. Von Interesse ist, daß dieser Handschuh außer am Penis noch am Damme die größte sexuelle Lust er- zeugt© und daß dieser primäre autoerotieche Ort für das ganze spätere iier- vere© Leben des Patienten immer die gleiche gi'oßo Bedeutun;; beibehalten hat. Das Leder machte in Jener Gegend mit der Zeit aus Reinlieh koits- und Billigkeitsgründon dem Gummi Platz. An stelle des früher bloßen Hand- schuhknäuelß kam es zu immer komplizierteren Applikationen, die alle auf den „angenehmen Druck" gegen den Damm hinausgingen (Koitus- phantasien). Er wünschte sich seinen „angenehmen Schmerz" und war damit befriedigt. Von einfachen Touren um Skrotum und Penis schritt er zu kom- plizierteren Dreiertouren, schließlich wickelte er in Achtertouren Hüften und Genitalien ein. Damit dehnte er seine erogene Zone schon bedeutend nach oben aus. Immer richtete er die Tendenz auf eine möglichst intensive Be- rührung des Leders mit der Haut. Diese Erotik fand auch auf alle irgendwie zugänglichen Schleimhäute ihre Ausdehnung. Es kam zu Sondierungen der Urethra und zu Blasentipülungen, zum Einkeilen von Gegenständen in den After und zu großen Rektaleinläuten, zu Nasen- und Magenspülungen und zum Verstopfen der Ohren mit Gummi. Schließlieh mußte die ganze Ilaut- oberfläche den Fetisch spüren. Mit Korsetts, Gamaschen und Binden kapselte er eich förmlich in Leder ein und fand in dieser Zwangslage seine Befriedi- gung resp. die günstige Vorbereitung zur genußreichen Onanie. Dieser liaut- fetisch mußte die Beschaffenheit seines ursprünglichen Sexualfetisch h;)beu. welch letzterer sein ganzes perverses Leben dirigiert hat. Vom HanAscliuh verlangte er, der sein Äußeres je länger je mehr vernachlässigte, peinli.-he Sauberkeit, desgleichen von seinen übrigen Utensilien. Die Lust war im Fetisch am größten, wenn er einschnürte, ein Verlangen, das schon beim Handschuh existiert hat. Das Gezwungene, Gepreßte, Einschnürende gehi durch die ganze Pci-vereilät hindurch. Der Zwang erhöhte den fetischistischen Genuß. Nur zu Zeiten, in denen er aus äußeren Gründen dieser Zwangiust nicht nachkommen konnte, genügte ihm der unsichtbare Kontakt mit dem Fetisch in Taschen oder unter den Kleidern.

Neben dieser fetischistischen Richtung hat sich aber seine normale Sexualität ungehemmt entwickelt. Schon mit 17 Jahren kam es zum ersten Koitus und seither während vieler Jahre recht reichlich. \\'enn Patient be- hauptet, daß bei seiner Verlobung, die auf einem Balle stattfand, die Hand- schuhe auch ihre RoUe gespielt haben, so war jedenfalls doch die Tendenz-, bewußt und unbewußt. Aussehlag gebend, eine wackere Stütze im Geschäfte zu finden, um sieh um so eher seiner Perversität widmen zu können und um eich um so weniger um seine beruflichen Pflichten bemühen zu müssen, "b- schon während der Verlobungszeit seine abnorme Triebriclitung auffiel, so kam es doch zur Heirat, d. h. zur Sicherung des Geschäfteinteresses. Soweit wußte Patient doch sicherlich seine Lage zu überblicken, daß er es mit seinem Wunsche, eich noch vor der Heirat ausleben zu wollen, nicht ernst meinte. Die außerehelichen Beziehungen blieben auch nach der Heirat be- stehen, wurden sogar zum Ersätze der eheliehen sexuellen Gemeinschaft, die jede Fetisehbeimisehnng, soweit man sie nicht noch als normale betrachien

FetiEchismuB nnd Inaeet.

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kann, unmöglich machte. Mit der Zunahme der maeochisüschen und sadieti- ßchen Beigaben einerseite rückte er andrerseits immer weiter vom eigenen Weibe ab. Seine berufliche Minderwerügkeit wurde von der Frau zur ge- nüge kompensiert. Die Frau veröchaflte ihm dadurch erst recht die fae- k'Snheit zu seiner perversen Freiheit. Sein Verliält^is mit einer Fetischiatin bildet* um mit dem Patienten zu reden, den Glanzpunkt seines perversen Trieblebens. Strenge und unaufluiltsame Drohungen seiteuB der eigenen Frau sowie Angst vor öffentlicher Bloßstellung zwangen schließlich den i'atieuteu, wieder Autoerotiker zu werden. Gleich zeiti g_ w u r de er auch impotent. Es resultierte schließlich jene eigenartig autietisch- perverse Selbstbefriedigung, wie sie kaum noch weiter ausgebaut werden kann. Jland in Hand mit der Zunahme der Impotenz stieg seine Eifersucht gegen- über seiner Frau. Nach der Entfremdung von seiner Frau genügte ihm noch einige Zeit eine andere mit perverser Veranlagung, bis er endlich da anlangte, wo ihm der Fetisch das Weib völlig zu ersetzen schien.

Überblicken wir diese allmähliche Entwicklung dieser abnonnen Sexua- lität ihr Überwuchern über die nonnalen Triebe, so sieht man dcmi doch im Z-en eine Zwangeneurose im vollsten Sinne des Wortes. Wir haben es wie es äiet«! trefflich sagt, mit einer ^^ '^J! ^, ^ " '"„ ^*: "' Weibe zu tun. Es ist ziemlich sicher, daß auch im Falle, daß seine Frau eeiner Perversität entgegengekommen wäre, sie nicht auf die Dauer

hätte genügen können. , , , . ,- i

Mit dem von Abraham veröffentlichten korsettfctiechiemu^ bilden wu hier eine Menge Übereinstimmungen. „Meine Augen wurden wie von magischer Gewalt auf weibliche Schuhe gezogen, . . . ein uneleganter Schuh stoßt mich ab und flöllt mir Abscheu ein" sagt Abrahams Patient. W'ir brauchen statt der Schuhe die Handschuhe einzusetzen, so stimmt der Ausspruch wörtlich auf unseren Patienten. Auch spielte im HandschühfctiMhlBillus stets der Gedanke eine große Rolle, wie die Hand in dem eng anliegciidcri Handschuh zusammengepreßt werde. Das Interesse für der Mutter Korsett hatte Patient ebenfalls mit lb-18 .Jahren, er zog es sich eUiche Male im geheimen an und fühlte sich wohl dai-in. Seine perversen Neigungen waren gegenüber seiner Umgebung immer ein strenges Geheimnis If ' f JSr Sfecho Traumata konnten auch nicht aufgefunden werden^ Im Interesse fu der Mutter Handschuhe sk-ckte schon die Perversion, dagegen differe imeer Fall insofern von dem Abrahams, als hier die nomale Sexualität rocht früh zur Geltung kam. Die Regression zum Autoerotismus erfolg erst v el ITw Eine Zeitlang war sein Sexualziel vorläuhg auf die Handschuhe TSi sein sexuelles Verlangen ging nicht über das Betrachten respBe- mSu von Handschuhen hinaus. Seine Schaulust war ,n dieser Beziehung ^eauße ordentliche, übereinstimmend finden wir m beiden FaUen eine^ eine *^/**'"™ . Ablehnung" bei unpassender Form oder Farbe des

Seite die 'J'^^^*^,':'^. i^'^r Johe anspruchsvolle Anfordei-ung an ilin. Da- ^'' k^f Z dteToprophile R^^^ nicht aber die Kastrat ionsphauta-

gegen fehl ihm '^ « •^°P™P''' ^^-^^^ Genit,ale und träumte vielfach von eien. Er reute f'^^^"f ^J.^'^/^ , äderen bewundert werde. Zu betonen dessen Große und lavo"- ^^« ^^J^^ ^„^ g,„,ehte Einlaufe zurückzuhalten.

let auch seine Lust, die ^^'''^^'"'"'lih.tfesselunßen mitspielte, war nicht aus Ob diese gleiche Tendenz bei den Selb W^^ ^^_^^^^ ^^_.^^_

dem Patienten 1^?^^"^™^"^^ jÄen „^ eine Einrichtung zu phan-

Sfe™:^Äl?3r^er,;dr^^^^^^ ^^t einer kalten Dusche

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FeliKchismusi

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besLiahlt würde, falls er sich rege. Ich geti-aue mich aber nicht, diese Phaii- tasic mit seiner Lust der Zurückhaltung der Exkremente- zusiiinnienzubrinKon. Eine bedeutende lioile spielte auch hier die Einklemmung der Gcnitaiien, diese starke Betonung der Aiialzoae. In seinen Träumen war das Wasser auch ein immer wiederkehrendes Sj-mbol.

Unser Patient muß schon in früher Zeit von einer besonderen psycho- logischen Entwicklung gewesen sein, wie die Handschuhe in seine Sexualität eingriffen. Vielen anderen Kindern begegnet das Gleiche, ohne daß sie da- durch sexuell verändert werden. Für andere bedeuten die Handschuhe einlach etwas anderes als es für den Patienten bedeutet hat. Er knüpfte au diesen ersten Fetisch eine sexuelle Betätigung in einer ganz bestimmten erogenen Kone. Neben dieser Perversität entwickelte sich die normale Sexualitüt richtig. Erst nach der ehelichen und illegitimen Sexualperiode kam es zu einer i-aschen Steigerung der perversen und zu einem raschen Abflauen des Miinri(ilen Sexualtriebes, Er ist auf Keine früheren autoelotischen Hand- lungen zurückgegangen, hat aber diese seiner intellektuellen Entwicklung gemäß entsprechend ausgearbeitet. Die Libido fand je länger je mehr homo- seNUollc Betätigungen. Seine Sexualität war nie eine rein nürmale. Aus der infantilen Zeit hat er die Onanie mit sieh genommen, sie nicht abstreifen können, wie es der Normale tut. Jung sagt: „E« gehört zum Begriffe der normalen Sexualität, daß alle früh infantilen an und für sieh nicht sexuellen Neigungen möglichst von ihr abgestreift werden. Je weniger dies der Fall ist, desto perverser droht die Sexualität zu werden. Die Grundbedingung der Perversität ist ein infantiler, mangelhaft entwickelter Zustand der Sexua- lität." Ev erblickt in der Perversität ein Zerstörungsprodukt der ausgebildelen Soxualit4it und nicht wie Freud eine Vorstufe der Sexualität. Den Beweis dafür liefert unser Fall. Die normale Sexualität war da, zerfiel aber wieder zu perversen Neigungen, die von neuem Ubidinös besetzt wurden. Und zwar war es die übertriebene, durch die Perversität bedingte und an sie geknüpfte Phantasietätigkeit, für welche fast die gesamte Libido aufgebracht ■wurde, anstatt zur entepreclionden Realanwendung (Jung), fn dieser phan- tastischen Auwendnngswcise blieb sie stecken und kam in meine Behandhmg- Der Erfolg meiner analytischen Behandlung ist nun der, daß der Maim, der der eigenen Frau gegenüber völlig fremd und impotent gewesen ist, wieder normalitcr mit ihr verkehrt, arbeitsfreudig ist und keine Perversitäten mehr betreibt. Schon die bloße analytische kathartische Erfor.>ichuiig seiner Per- versität und die dadurch gewonnene Übertragung haben zu einem annehm- baren Ziele geführt, trotzdem die Analyse des Unbewißten fehlt. Ob der Erfolg daher von Dauer sein wird, weiß ich nicht, aber eine Reihe Spezialisten haben vor -Tahren die Prognose dermaßen ungünstig gestellt, daß Patient keine Behandlung gewagt hat, bis ihn die Not dazu zwang. Die gründliche Aussprache über die Perversität riß den Patienten aus seiner Isolierung heraus, welche die Perversität an sich bisher so lusUjetont gestaltet hat und die ihm wie jedem Perversen so wertvoll gewesen. Er hat seine Phantasien auf mich übertragen, sein größtes Geheimnis preisgegeben, das ihn schon mit 13 Jahren gefesselt hat. Dadurch verlor er die Lust an der Perversität, die er immer ge^heim und still betrieben hat. Einen Teil der Libido hat er außer- dem auf seine Frau und seinen Beruf übertragen, auf reale Objekte, statt wie bisTier auf seine Phantasien. Die Libido ist aus der Perversität in nonnale Bahnen zurückgekehrt, und falls nicht für dauernd, einzig deshalb, weil der Pntient weder sein Unbewußtsein kennen gelernt, noch weil 'diese Ei'kehhuns

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l^'efischismns und Inzest.

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in(;ht mit. seiiifi' Zukinil'L konstruktiv in Üljereinstimmutig hat gebracht werden ktiunen.

Dil' intprt\:!,^iLiift' lOntwii-kliiug dioses FuUfs von Perversität hat mich KU i'iiii^r aiLsiiihrlicheu Dearlieitung voranlalH."

Literatur dte Patienten:

1. Die Miiclit iJcr liiili; und die Matiit der Frauen- 2. Qualvollo Stunden- 3. Die Peitsche iils htKlca EraiehungsmilteJ. 4. Der Sklave «einer Sklüvin. 5. Die Prügelauelit in der Poneion. 6. Die Sei bstbewah rang (84. Auil.)- '■ TJie Zuchtrut-e von Tante Anna; von Else Romberg. 8. Sexuelle Irnvcee; von Sleingieescr. 9. Die Folter in der deutschen li.rlitspilese sonst und jctat. 1(1. Diu Leibes- und Lebenw^trafen. 11. Veiiiis im Pel»: ven L. V, Siicher-Maaoeh. 12. Im Eausche der Sinne. 13. Unter "Ktrenger lland. 14. Klostfrsitten u\]d Nonnendisziplin. 15. Grausame Frauen; von L. v. Saeher-Masoch. l(i. Arzfljelie Unlersueliungen und Seliam- und SittliehkiitBgefühl dts weiblichen Qe- M-Iiledit«. 17. En 1592: Le tour d'curope d'iin FlnRellant. IS. La eeinturo de ehsKtcte ■de Casanova. 19. Le eliätcuu du fouot. 20. En Louisiana 21. Lee grands niarches d'e:^duve6. aä. Uontes PaiUardri. 23. Le Journal d'une flagell^c. 24. L'eselavc gantee. 2,',. Souvenirs cuisants. 26. Lcs millo et une nuits. 27. Le jaidin des Kupplices. 28. La divtno Miirt|uise. 2!!, Les deaequilibrees de l'amour; L'abbe Eeuniilleur. ;10. L'ineeste perverse. 31. Le fouet au nioyen age. 33. Memoire^ d'une fouetee, 33. Le trioniphe du fouet. 34. Kos bollcs tlagollanfes. 35. La pbilosophio du fouet. 3fi. La t*rreur du fouet. 37. L'ecok du fouet. 3ö. Vicrgee fouett^es. 30. La rovanche du marinon, 40. Lg Pensionat, du fouet. 41. Les huiniliations de Mies Magde. usw. usw.

idi lasse nun meine „Ergänzenden Bemerkungen zum Falle von Ik.tiigg'' folgen:

Den genauen Kenner des echten Fetischismuß worden Fälle wie der vörhergeliende niutit übcrrasdien. riic sind gar nicht so selten, als deren Entdecker meinen und als es sich die Kranken einbilden. Aber sie kommen selten zur Keimtnis der .^rzte, weil das Geheimnis der Absonderlichkeit eines der psychischen Momente darstellt, welche der Krankheit Rei/, und Werl verleihen. Auch der Patient des Kollegen tim verlor die Freude an seinem Fetischismus, als er sein lange ge- hütetes Geheimnis aller Welt preisgab.

Es gehört zur Charakteristik dieser Foiischisten, daß sie sieh ein- bilden der „Einzige" zu sein, der an einer solchen Porversion leide. Das erzeugt einen „Stolz auf die K r ankhei t'" welcher auch für den Hvpochonder und jeden Zwaugencurotiker charakteristisch ist.

Wenn iL-h mir erlaube, einige Bemerkungen an die Publikation von J)T.Sm anzuschließen, so tue ich das, weil dieser Fall -^e^außer- ordenthch deuthche durchsichtige Bestätigung memer Thesen bddet. die ich in meiner Arbeit „Zur Psychologie und Therapie des Fetischismus '^ aufgestellt habe.

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/bl. r.Ps.vchounalyec, ßd.4- 1914.

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Fetisch ismuE.

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Wir finden zuerst den „Haremskult", der keinem editen Fetischisten fehlt. Jeder Fetieehiet liat eine ganze Sammlung von Fetischen, welche immer erweitert wird und in der Phantasie einen Harem ersetzt. Unter den Fetischen gibt es immer bestimmte Favo- ritinnen, welche bald ihren Platz einer anderen Favoritin räumen müssen.

Sehr häufig finden wir die Angabe, daü der erste Fetisch dorn Inventar der Mutter entnommen wurde. (Auch Gegenstände des Vaters und der Scliwester können eine Rolle spielen!) Das zeigt uns Brücken zu dem Inzestproblem, dessen Erforschung in seinen Beziehungen zmu Fetischismus noch aussteht. Ich stehe niclit an zu behaupten, daß der Keni der Fctisclmeui'ose eine verbotene Liebe zu einer nahverwandten Person sein kann. Diese Liebe unterliegt einer Hemmung, welclie dann auf das ganze Geschlecht übertragen wird. In dem Falle Slgys wäre das so zu verstehen: Seine erste Neigung galt der Mutter; die Hand- schuhe wurden der eymboliechc Ersatz der Mutter, Das mag l' i n e der Wurzeln sein und erklären, warum er sich auf der Flucht vor dem Weibe beiindet. Jedes Weib wird zur Inkarnation der Mutter und damit zur Vertreterin der sündigen Gedanken. Die Liebe zur Mutter wurde dann auf das Leder und das Gummi übertragen. Er hüllte sich in seine Liebe ein, sie preßte ilm, sie schnürte ihn, sie war der Zwang, dem er nicht entgehen konnte.

Auch dieser Fall zeigt das Moment der „a u t o s y mi) n- lischen Darstellung des Zwanges", auf das ich ein so großes Gewicht lege. Der Fetisch muß den Zwang symbolisch zur Dar- stellung bringen. Also enge Hosen, enge Schnürstiefel, fest umgebundene Schürzen. Verbände, Mieder, Hosenträger, Bauchbinden werden bevor- zugt. (Unter meinen Fällen befindet sich auch ein Bauclibindenfetiscliist, der sich die fremden Bauchbinden so fest anlegt, daß er den Druck als leisen Schmerz empfindet.} Unser Patient schnürt sich in einen ijederanzug. So preßt ihn die selbstgewählte Neurose ein, welche eigent- lich ein Abrücken vom Weibe auf eine nebensächliche Saclie darstellt. Dies Phänomen der Verschiebung \-om Fleische auf totes Material zeicimet den echten Fetischisten aus. Der Fetisch ist nicht nur ein Neutrum, das bisexuellen Tendenzen dienen kann, er ist überdies eine Sache, die mit der lebenden Natur nichts zu tun hat, er ist der tote Vertreter einer Phantasie, wehrlos dem Willen des Petischisteii ausgeliefert. In negativer Form tritt die gleiche Tendenz in den masochisti sehen Phantasien und Betätigungen unseres Kranken auf. (Gesetz der Bipolarität!) Er läßt sich zwingen, sich schlagen, martern, empfindet dabei Lust, weil er imwillkürlich „Schuld imd Sühne" zu einem Akt zusammenschweißt. Beim Militär vor-

Felischramiia iinii liiKest.

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schwinden diese Tendenzen, weil der starke Zwang des Militärdienstes jeden anderen Zwang, auch den des Fetisch überflüssig macht. Ist doch der Sinn der Neurose: It-h inödite zu etwas gezwungen werden, damit ich niclit daran schuld bin. (Lust ohne Schuld!)

Auffallend ist auch der spezifisch infantile Charakter der be- schriebenen Perversionen. Der Patient uriniert ins Bett, wird ein kleines Kind, das mit seinen Puppen spielt. Dazu stimmt das „Sich-Ertappen- hissen", ein typisch infantiles Gefühl, das auf die bekannten Kinder- ^|)ie]e zurückgeht.

Was ist das tiefere Motiv dieser absonderlichen Erkrankung? Was die treibende Kraft, weiche ihn immer in Atem hält? Ich erlaube mir hier meine Schlußfolgerungen aus der erwähnten Arbeit anzuführen;

„Der Fetischismus ist eine E r s a t z r e 1 i g i o n. Er bietet seinem Träger in Form einer Per Version eine neue Religion, in der er seinem Bedürfnis nach Glauben gerecht werden kann. Er entspringt aus einem Kompromiß zwischen einer übermäch- tigen Sexualität und einer starken Frömmigkeit, Er gewährleistet seinem Träger die Möglichkeit

minder vollkommenen Askese, des Satanismus.und der Liber- 6 i c h eine F )■ ö m m i g k e 1 1, deren diese AVelt hinausgehen. Der Fetischist ist im offenen Kampfe mit jeder Auto- rität beson.ders aber mit Gott, dem er sich im geheimen unterwirft und dem er durch besondere Entbehrungen zu dienen glaubt."

Mit anderen Worten jeder ecJite Fetischist kopiert Christus. Er leidet an einer „Christ« sneurose". Er bildet sich innerlich ungeheuer viel auf seine Leiden ein und erhofft sich durch die Besonderheit seiner Leiden einen besonderen Vorzug im Jenseits ... . ^ ^ ^

Diese Behauptung scheint sehr kü!m. Nur eine eingehende Ana- lyse kann in jedem Falle diese versteckten religiösen lendenzen auf- Sen Der echte Fetischist bleibt eigentlich keusch. Er ist ein Lannn

" ""St^om Falle %.b fehlt der Hinweis auf Christus nicht.

vorgeschwebt haben. ., ^ _ _

~ 'z7diem F^^lle ist ergänzend noch zu bemerken: Er enthalt eine ^^ztReihe von Bestätigungen für meine Ausfuhrungen. Wir

einer mehr oder Fnter dem Bilde t i n a g e verbirgt Ziele weit über

!*^

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Fetischismus,

sehen erstens den ganz aiißerordentlielien Ihiremskult, ferner darf ali- mäliliche vollkommene Abrücken vom Weibe, Wir seilen aber auch die infantile Einstellung imd die Maskierung der Inzestphantaeien. Wie in einem Falle das von der Schwester benutzte Steckkissen Symbol der Schwester wurde, so wirkt hier der Handschuh der Mutter, der als erster die Fülle fetischistischer Beziehungen einleitet, als Symbol der Mutter. Wahrscheinlich sind durch die bei dor Kinderpilege entstandenen Streichungen dös Dammes libidinöse Emplliidungen ausgelöst worden, welche den Damm dann zur erogenen Zone machten. Wir sehen aber auch hier die Wichtigkeit des Fesseins und Schuürcns, des Einpressens mit deutlicher Beziehung auf die Lage in den Winddn. Denn der Kranke preßt manchmal das Hemd zwischen die Schenkel, ebenso wie die Windeln .bei Säuglingen durchgezogen werden. (Psychosexueller Intantilisuuis,) * Bei allen Fctiechisten finden wir die Freude an den Schaufenstern, in denen "Waren ausgestellt sind, welche sie fetischistisch reizen.

Dies Starren auf eine Auslage ist eine Rückversetzung in die Kind- heit und hat auch eine bestimmte symbolische Bedeutung. Es ist ein Blicken naeli rückwärts in die Auslagen der Erinnerung, ebenso wie der Wandertrieb nach rückwärts tendiert. Vor den Auslagen tritt immer ein träumerischer Zustand ein, eine Art Absence, in der die Rück- Versetzung stattfindet. Auch diese Triebhandiungen gehen in diesem Traumzustand vor sieh, welcher dem Patienten eine Regression in die Säuglingszeit gestattet, vielleicht sogar in den Mutterleib, Das Pressen am Damm drückt die Geburt aus, welche für diese Kranken c;n(; religiöse Wiedergeburt bedeutet, also auch eine anagogische Tendenz aufweist.

Der Gummi aber ist wieder ein Symbol und steht für den Phallus Was der Patient wünscht, ist ein Phallus, den er sich um den Leib winden kann, den er in den Anus stecken kann. Er will alle Lust aus eich schöpfen. Er ist der potenzierte Autoerotist. Deshalb das Ver- liebtsein in den eigenen Penis, das Blicken in den Spiegel. Er will Weib und Mann zugleich sein. Seine homosexuelle Einstellung ver- schwindet in dem Fetischismus. Diese typisch infantile Einstellung zeigt sich auch in dem ins Betturinieren, der Harnretention | Ih-in- sexualität ' ) 1 und in dem Sicher wischenlassen, bekanntlich bei Kindern eines der lustbetontestcn Spiele. Seine Frau muß immer den Popanz spielen, der ihn erwischt ...

Auf die Christusneiirose deutet auch das Bedürfnis nach sym- bolischen Waschungen und der schon erwähnte Umstand, daß er sich in Kreuzstellung ans Bett fesseln und geißeln ließ.

') Vgl. dae Kapitel „Urin Sexualität" in Band V,

Fu ti s clii Silin M uiiil Ii]/fsl,

95,

^

Kriminelle Impiüse brechen in den eadistischon Impultieji durch;- so wollte er eeine fetischietieclie Partnerin erdrosseln. Es ist sehr wahr- scheinlich, daß sich der Haß gegen das Weib als RepräseritiUitiii der Sündi' richtet. Es ist dies die Auffassung der dn-istlichen Religion, dip Auffassung der Bibel. Das Weib ale Inkarnation der Sünde, wie es sich in den Schilderungen der Kirchenvüler Inulet, Wir worden bald ^ehen, daß ein 'IVaum') diese Auffüssung vollkommen zu bestätigen öclieint.

Dieser Traum, der uns so viel von der Psyche eines Fetischislcn erzählen kann, lautet:

Ich belinde mich in einem äußeren Viertel einer Großstadt. (Paris?) Auf dem Trottoir etoht ein Tisch mit Geflügel an einer Slraßcneckc. Die Vorübergehenden bedienen eich, ohne etwas zu bezahlen. Ich greife nach einem Stücke, werde aber gleich echiof angesehen. Es kommt mir der Gedanke an Apachen und ich gelie schnell weg. Es springen Leute mit Messern auf jnich ein, springen mir nach. Ich «pringe immei' stärker. Eine Dirne konniiL mir entgegen, ruft: „Ich packe ihn sehen, ich' werde ihn stechen." Sie stach mich in die Zunge und rief: „Jelzt ist er vergiftet.'" Ich spüre eineu Schmerz auf dci' Zunge, iingstige niieb gleich wegen BiutvergifUmg, biß mil gleich ein Stück der Zunge ab . . . Plötzlich bin ich zu Hause im Zimmer der Eltern. Weitere Fanhlieu- angehörjgo sind da. Auch die Dirne erscheint, besser gekleidet als auf der Straße, offeriert ein Pulver, um. damit die Hände einznreiben. Die Hände sollten damit echün glatt werden. Ich nehme das Pulver, reibe meine Hände damit ein. Gleich spüre ich ein unangenehmes Kitzeln, es brennt, ich wiU meine Hände waschen. Im Wasser aber brennt die Haut erst recht, es entetohl eine Säure. Die Hände werden voll von Hlut- wunden, ich denke an Schwefelsäure. Ich nife den Angehörigen zu. ja nicht die giftigen Wunden zu berüJircn, auch das Pulver der Dirne nicht. Ich bekomme an beiden Händen dicke Kruaten und erwache mit einem starken Angstgefühl.

(Von anderen Träumen erzählt Dr. Sigfi: Im Tiiiume hatte er oft öinen übermäßig entwickelten roiiis, man gratulierte ihm dafür und bewunderte ilm vielfach. Weiter war or im Traum viel auf dem Wasser, auf schmalen Schiffen, die zui' Hälfte unter Wasser oder dann in der Luft fuhren. Er selber ging im Traume viel in der Luft zirka 30 cw/ über dem Erdboden z. 11 vom Geschäfte in seine Wohnung oder zurück. Andere Leute, die ihn be'wundcrten, wollten es nachahmen, bracliten es aber nicht fertig.) " '- - '

' Die Analyse dieses Traumes ergibt eine ganze Menge von wich- tigen Clesichtspunkten. Es ist an und für sich schon sehr mei'kwürdig, daß er niclit von seinen Fetischen träumt. Das ist eine Ersciieinung,

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' '■) Die beiden folgenden Träume wBnlcii mir in' liilx^iis würdiger Weisi> vun lioki..

Sigg:l(^'lilTk-i) /.in' Vcrfügting .p^stcllt. . '; , '. . .y.., ... .. 1- . .

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Fctisrhinmiis.

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die wir oft werden beobachten können. Die Träume der Fetischistcn leben in einer ganz anderen Welt. 8ie sündigen am Tage und werden in der Nacht zu Heiligen. Sie kämpfen schwere Kämpfe mit den Sünden und. Versuchungen und gehen aus diesen Kämpfen als Sieger hervor. Oder sie sind selbst Heilige und triumphieren über die anderen Sterb- lichen. Es zeigt sich immer, daß der Hintergrund des Fetischismus ein religiöser ist. Die Grundtendenz ist, das Leben zu verträumen oder es noch einmal zu beginnen und als reiner Mensch durchzulcben. Deslialb spielt der Gegensatz zwisclien weiß und schwarz, zwischen Hchmutzig und rein bei ihnen eine sehr große Rolle. Doch gehen wir zur Analyse des Traumes über,

„Ich beflnde mich im äußeren Viertel einer Großstadt. (Paris?) Auf dem Trottoir steht ein Tisch mit Geflügel an einer Straßenecke."

Die Szene spielt im Sündenbabel Paris. Das soll heißen, die Welt ist voller Sünden und Versuchungen. Schon auf der Gasse lauert die Versuchung. (Geflügel phallische Symbole. Tisch für Bett.)

„Die Vorübergehenden bedienen sich, ohne etwas zu bezahlen. Ich greife nach einem Stücke, werde aber gleich schief angesehen."

Alle anderen Menschen können sündigen und werden dafür nicht zur Rechenschaft gezogen. Sie brauchen ihre Sünden nicht zu büßen (zahlen). Ich aber muß für iede sündige Regung sofort Buße tun. ,,lcb wage es kaum, von den Genüssen zu kosten, die allen zur Verfügung ste])en, und schon zürnt man mir" . . . Die Apachen sjnnbolisieren die Vorwürfe in der eigenen Brust. Es sind die gleichen Gestalten wie die Erinnyen. Sie verfolgen ihn und stedien nach ihm. Er will ihnen ent- Hiehen. Er flieht aucli vor den homosexuellen Gedanken. (Siehe das (ieflügel als phallische Symbole.)

Nun kommt die Dirne und er wird von ihr gestochen und infiziert. Er macht den Versuch, die Sünde zu entfernen und sicli das Stück in- fizierter Zunge abzubeißen. (Kastrationskomplex. Vernichtung der Sexualität.) Der Mund dürfte seine stärkste erogene Zone sein. - Die Beziehungen zu der infantilen Lust des Saugens sind ja klar. Die Syphilis aber wird ein Symbol des Unreinen überhaupt und des In- zestes. Er ist von bösen Gedanken infiziert. Nun macht er die Re- gression von Paris (Quo vadis?) in die frühe Kindheit. Folgerichtig ist er zu Hause bei seiner Mutter im Zimmer der Eltern. Der Traum stellt die Beziehung zwischen der Dirne und der Mutter dar. Hier licheinen die Gegensätze verschwunden zu sein. Die Dirne ist auch das Symbol der Sirmenlust schlechtweg. Sie ist die Sünde, die Sexualität ;il8 Gegensatz zur scheinbar asexualisierten Mutter. Das Pulver, das eingerieben wird, scheint mir die Sünde der Onanie zu bedeuten; erat lustbetont und dann brennend. Er will sich dieee Sünden abwaschen.

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l''e tisch isiii II s^ imd Inzest.

Aber im Wasser brennen die Wunden. Er wird immer mehr infiziert er .st von ertragen Wunden bedeckt, er ist ein Lazarus. Die ßlu wa den «au s.n freiwiUige. Märtyrertum, auf seinen PetischismL ht d^lt ri^tl". ^^-"V'^'tung, die Angst, die Mntt.r könnte von diesem Gifte infiziert ^Verden, läßt ilrn erwachen

Id t f^sl. ' M '" T '?"' '" '-''''■ ^^^ ^"'^ Spennatozoenträume md MO besagen .He: „Ich will ein neues Leben beginnen

zu i^andeln. ch will vor allen anderen Menschen stehen, ich will sie .bcrragen Ich will etwas Besonderes sein.- Jetzt ist diL Parap th Zlt^nen" ""' ''''''''''''''' - --h* "- -- Einzigen, zum Der übonnäßig entwickelte Penis seiner Träume zeigt uns aber

h .''"\. ''""^' '' '''^^' '^^"'" ^"^ ^'^"ß*^" P™is haben, daß e^

^hn in den Mund und in den Anus stecken könne, richtig ist. Die Gmnmi-

.chla«che sind die Fortsetzung seines eigenen Penis. Sie ersetzen .vie ein (nnnm.busen das ihm felüende Stück. Es ist ein uralter Kinder- traum, der sich ilmi erfüllt, den größten Penis der ganzen Welt zu haben, jedenfalls größer als die anderen, die er gesehen.

Dr. Sigg stellte mir noch einige Träume dieses Patienten zur ^ erfugung, hs 18t schwer, olrne Analyse über Träume zu urteilen immerhin dürften .sich einige Schlüsse ziehen lassen. AVeitei'ü Träume:

1. Icji habe dem Zar Schuhe angepaßt, mußte sie breiter machen Ich suchl^ dann eine Droschke mit einer lüisine, ein Werkmeister war aucl) dabei, ich fand aber keine, idi irrte umher

2. üuim Essen fühlte; ich midi vorletzt, ich ging do^halb vom Iische weg ms Zimmer, wo einer im ßetle lag und eine Flasche AVein trank. Der Wein lief diesem vom Munde ins Bett, was mich sehr ärgerte Unangenehmes Erwachen. {Dei- Wein war eine rote klebrige Flüssig- keit, „es gab eine Schweinoi-ei im Bett. Ich ängstigte mich, vertrieben zn werden, ich hatte keine Ruhe mehr, habe vor Schmer/, geweint.")

3, Ich bin im Militärdienste als Rcknit (ist i. f. Hauptmann), sollte Soidatenechule auf der Straße machen. Ich mußte dazu mein Gewehr das auf dem Estrich lag, holen, Ich mußte zn diesem Zwecke über 7.wei umgekehrt daliegende Boote kriechen. Oben auf dem Estrich waren mehrere Zimniei' nebeneinander. Ich komme in ein kleines, sollte mich da umkleiden. Beim Zimmer gingen immer Leule vorbei, sie genierten mich. Es ging Zeit verloren. Beim Zurückgehen war ich Pourier, sollte für unsere Küche ein Kantonnement suchen, alles war schon mit Truppen überfüllt. Ein Kamerad verlangte von mir zu trinken. Ich habe keinen Wein bei mii'. reiche ihm eine Flasche mit Sirup. Dieser schimpft es sei ja nur Wasser, und wirklich überzeuge ich mich geärgert, daß nnr noch Wassorreste in der Flasche waren.

Stukol, StärUBgen des Trisb- nnd Affekllebsne. Vn. . .

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Fetischismus.

4 Befinde mich in HerrengeBellBchaft mit bis zu den Knien herab- gelassenen Hosen. Es ist oin Lesezimmer, keine Damen zugcgon. (.bicli oft wiederli ölender Traum.)

5 leh hin unter Scliulkameraden. ich gelie b&trübt herum, da e^ lieißt, ich müsse fortgehen, man sprach von Gesehlechtskrankhcit. Uev kTit sagt, die Krankheit rühre nicht vom Geschleehtsverkehre her. Ich bin traurig, weil man an eine Gesclilecht^krankheit denkt.

6 Ich spaziere mit einem Bekannten B. Wir gehen in ein Hotel. Da beißt es es sei jemand ermordet worden. Man habe Banknoten ge- stohlen Es heißt, ich und B. haben gemordet. Der Untcrsuchungsricliter kommt Man verhört uns. Bei B. findet man eine große Menge Bank- noten (B. ist mittelloB.) Mir hält der Ilnlorauchungsrichter einen Re- volver an den Hals, so daß ich die Kälte des Laufes verspüre. Er drohl mit Erschießen. Nachher geht der leichter zu B., der gesteht. Man schießt ihm in den Kopf, B. ist wie tot, kommt wieder zu sich, er sagi, - die Kugel sei noch im Kopfe drin. Man erblickt BLut auf dem Sofa- Audi die Banknoten liegen da.

Der erste Traum bringt das häutige Symbol des Zaren. Der Zar, der Alleiiüierrscher, ist dae Symbol der dominierenden Kraft, der Auto- kratie, also hier des Fetischismus. (Bild des Zwanges!) Er findet seine Schuhe zu eng. Die Parapathio drückt ihn. Er will die Scliuhe breiter machen. "Er drückt die prospektive Tendenz aus, die Fesseln der Fani pathie, also des Fetischismus zu lockern. Dann sucht er einen Wagen, der ihn weiter befördern will (die Kusine als Inzeetkompromiß, als mitigierter Inzest) und irrt umher. Dieses Herurairren, dieses Huehen nach dem rechten Wege werden wir in den Ti'äumen aller dieser Kranken wiederfinden. Sie spielen auch das Irren am Tage, sie irren in den Straßen, können den Weg zum Arzt nicht finden, wissen plötzlich nicht, wo sie sind, weil sie ja von einem Impulse im Traumzustande einem unbekannten Ziele zugetrieben werden.

Der zweite Traum seheint mir Beziebmigen zur Urinsexualität zu haben (Wein statt Urin!). Vielleicht Hinweise auf Urolagnie und Kannibalismus. Jeder Affekt ist für den Traum von Bedeutung. Der Affekt ist die Erkenntnis, daß sein Bettgenosse, sein alter Ego, ein Schwein ist, er hat Angst vor seinen eigenen Trieben . . .

Zum dritten l'raume ist folgendes zu bemerken; Die meisten Fetischisten träumen, daß sie beim. Militär sind und niedere Dienste machen müssen. Sie sind Rekruten. Der Zwang des Fetischismus nnrd durch den Zwang des Militärs ausgedrückt. Er, der Hauptmann, ist wieder Rokrut, d. h. ein gemeiner Soldat. (Wir werden später einen ähnlichen Soldatentraum eines Fetischisten ausführlich analysieren.) Seine Demut drückt er auch durch das Kriechen aus. Er benötigt eine neue Weltanschauung. Das drückt er durch das Umkleiden aus. Wieder taucht die Trinkszene auf. Der rote Wein ist diesmal durch Sirup er-

FetiscIiismuK iiuil luzpst.

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setzt. Aber es ist gar kein Simp, es ist nur Wasser, so daß der Kamerad schimpft. Es scheint sich um ein rchgiöses Symbol zu handehi. Die heilige Kommunion. Der Leib und das Blut Christi. Aber seine Frömmigkeit ist ebenso wenig wie sein Fetischismus echt.

Der vierte Traum ist von Bedeutung, weil er ein stereotyper Traum ist und sich öfters wiederholt. Es scheint sicli um eine homo- sexuelle Exhibition zu handeln.

Der fünfte Traum drückt seine Trauer darüber aus, daU er mit paraphilcn Vorstellungen infiziert, daß er also nicht rein ist.

Im sechsten Traume kommt die Wurzel seines Schuldbewußtseins hervor. B. ist sein zweites Ich, ist Dieb und Mörder. Die sexuelle Symbolik des Traumes ist sehr durchsichtig und laßt auf irgend eine Begebenlieit in früherer Zeit schließen, von der er noch Erinnerungs- spuren im Unbewußten hat. (Kugel im Kopfe.) Der Untersucliungs- richter dürfte der Arzt sein („Der Arzt sagt, die Krankheit komme nicht vom Geschlechts verkehre her" in Traum 5), auf den er über- trägt. ■ Sein zweites Ich Herr B. soll getütet werden.

So weit sich aus diesen Träumen schließen läßt, besteht eine hypertrophische Urinsexualität. Damit stimmt auch seine Retention, an der er einst gelitten hat.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich erwähnen, daß sehr viele Feti- Echisten diese Neigung zeigen, den Harn zurückzuhalten, mitunter auch den Stuhl. Ihr Ziel ist die Überwindung des Sexualtriebes auf einem Umwege, d.h. auf dem Wege einer Paraphilie. Aber auch die anderen Triebe fordern diese Menschen zu einem spielerischen Kampf heraus. Sie wollen probieren, ob sie sich überwinden können. Sie sind sehr Iiäufig Asketen, haben das Rauchen und Trinken aufgegeben, sind Vegetarier. Sie haben die Eigenschaft, Stuhl- und Urindrang zurück- zuhalten, bis sie Schmerzen empfinden. Die Dcfäkation und die Miktion sind dann mit Lustgefühlen verbunden. Diese Eigenschaft teilen sie mit vielen Kindern.

Vielleicht liegt in diesem Zwange, einen or- ganischen Zwang zu überwinden, in dem Zwang des Willens gegen den Zwang des Triebes, die infan- tile Wurzel des Fetischismus.

Was ist schließlich ein Heiliger? Ein Mensch, der den Zwang semer Urtriebe durch den Zwang der Religion überwindet. Freud hat die Religion treffend mit einer Zwangsneurose verglichen. Der Feti- schismus hat mit der Religion den Gogenzwang gemeinsam; aber noch mehr er hat die gleidie Tendenz: Den Sexualtrieb auszuschalten. Dio Religion greift dio Sexualität direkt an, der Fetischismus schiebt sie

auf ein Nebengeleise.

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IQQ Fetischismus.

Das Schuldbewußtsein drängt den Fetischieten in die Bahn der Religiosität. Er flieht eigentlich nicht den normalen Gesclüechtsverkchr. Er flieht die Sünde. Und der Geschlechtsverkehr wird zur Sünde, weil sieh während des Koitus inzestuöse Phantasien vordrängen und das vorliegende Sexualobjekt mit einem imaginären verwechselt wird. Dieses ( ; imaginäre Sexualobjekt ist in dem letzten Falle die Mutter. Das ist

ziemlich durchsichtig.

Es gibt aber Fälle, die eine noch deutlichere Sprache zeigen.

Diese Inzesteinstellung teilen die Fetiscl^iisten mit vielen anderen Parapathikern. Wir müssen annehmen, daß es sich um Menschen mit einem abnorm starken Sexualtrieb handelt, um Rückechlagser schei- nungen. Das widerspricht der Aneicht von Freud^), der behauptet: [! „Eine gewisse Herabsetzung des Strebens nach dem normalen Sexual-

ziel scheint für alle Fälle Voraussetzung. (E.xekutive Schwädie des Sexualapparates.)" Und in einer Anmerkung meint er: „Diese Schwäche entspräche dei- konstitutionellen Voraussetzung.'" Allerdings schwächte er die Behauptung a.b, wenn er hinzufügt: ,,Die Fsychoanaly.se hat als akzidentelle Bedingmig die frühzeitige Sexualeinschüchterung nach- gewiesen, welclie vom normalen Sexualziel abdrängt und zum Ersatz desselben anregt." Aber die konstitutionolle Schwäche des Sexual- apparates ist für Freud conditio sine qua non. Das widerspricht direkt meinen Erfahrungen.

Der Fetischist ist ein Wesen mit abnorm starkem Sexualtrieb, der infolge dessen früh auf die Objekie der Familie gerichtet ist und sich durch eine starke Betonung aller Pari^philien auszeichnet. Deshalb suciii^ er nach Schutzvorrichtungen und findet sie in der Rehgion. Aber diese frühe infantile Einstellung zur Familie mag Sadger'') bewogen haben, die Behauptung aufzustellen: „Der eigentliche Fetisch, der iramei' wieder, wenn auch in verschiedener Umhüllung oder Symbolisierung- er- späht und erstrebt wird, ist der nackte Geschlechtsteil von Mutter oder Mutter er satz." f, Wie stimmt das mit dem Falle von Fußfetisehismus eines Mannes,

dem die Mutter bei der Geburt gestorben ist? Sollte die Amme oder die Erzieherin auch unter die verbotenen Tabii-Personen fallen? "H' werden sehen, daß es der Vater war, an den dieser Fetischist patho- logisch fixiert war. Wir können nur das eine mit Sicherheit behaupten: Der Fetischist zeigt eine pathologische, infantile Fixierung an seine Familie!

Der nächste Fall zeigt uns die Beziehungen eines Fetischisten zu seiner Mutter in außerordentlich durchsichtiger Weise;

M ürei Abliantllunueii zur Sexualtheorie. 4, Aufl., S. 20. -\ l.i-.S. S28.

l''etisi:liiKm[|fi iiuii luncst. 101

Fall Nr. 20. Max Rudolf Senf {OtoIV Archiv, Bd. 60) bcBchreibt omcn Fall von Unten'ockletischisnms. Der SOjälirigc kriit'lige Landarbeiter liatta trotz nianiiigfaclier Gelegenheit nie mit einem Wtnbe vt'rkelut. Vur 13 Jahren habe er begonnen, die Unterröcke der Mutter and Schwosler nwischi'ii die Beine zu nehmen und zu onanieren. Vorher begann er sehou mit einer Z u- (lecke zu onanieren, üer Mann sagte: „Die Zudecke und spater der Frauen- roek sind für mich ein Mädchen." Senf konstatiert auch, daß <'r bei dem wegen Diebritaiils von Unterröcken verhaftylen Mann einen Biiel' an die MlittiM' fand, der dui'ch seinen ,, überschwenglich sentimentalen Ton'' auffiel. Der Schreiber ein Landarbeiter teilt dem Mutterherz mit. daß er ein- mal nach Hause konmien würde und daß dann" für alle „ein neuer Liebes- frühling anbrechen würde, wie ihn die Dichter besinnen".

Dieser Casus von Dr. Senf zeigt uns ein beBtimmtee Moment, das eo oft wiederkehrt, daß wir es als typisch für den Fetischidums be- zeichiiüii können. Der Landarbeiter erzählt, daß er zuerst mit dem Untei-i'ocke der Schwester und der Mutter zu onanieren begann. Hält man sich die Angaben über sein Verhältnis zur Mutter vor Augen, so liegt der Sßhluli nahe, daß der Fotierli sehr häufig einen Inzest ersetzt.

Der Beginn dieses Fetischismus wirr! für das 16. Jahr festgestellt. Das zeigt mit anderen Erfahrungen, daß nicht immer die früheste Kind- heit zur Erklärung des Fetischismus herangezogen werden darf. Aber die Bezicliungen des Ft;tisehisnnis zur infantilen Einstellung zur Faniilie sind so durchsichtig, daß nur böser Wille dazu gehört, um sie nicht zu sehen. Es waren immer Kleidungsstücke der Mutter, n^elche als Symbol der ganzen Mutter zu onanistischen Zwecken benützt wurden. Das er- klärt uns die Neigung zur Askese. Die Enlstelmngsgeschichtc des Fetischismus hat große Ähnlichkeil mit der der Homosexualität. Aucii der Fotifichist hat einen Horror vor dem weiblichen Gcschlechte und Hüelitet entweder in eine asexuelle, homosexuelle oder auto-ero tische Be- tätigung.

Der Weg zum Weibe ist dem männlichen Fotischisten verscliloc^scn. Vor dem AVeibe steht drohend die Gestalt der Mutter (und der Öcljweeter). So wird jeder Koitus zur scliweren Sünde. Nicht nur weil das Weib das Symbol des Bösen ist, sondern weil seine sexuelle Libido der Mutter oder ihrem iüngeron Ebcnbilde, der Schwester, gehört. Da- durch wird der Koitus zur zehnfacli schwereren Sünde und die Wagschalo der Askese lastet schwerer. Das Unerreichbare des Zieles läßt den Feti- öchisten auf alle Frauen verzichten. Das ewige Suchen ist aber ein Ver- bergen des eigentliclien Zieles. Der Fetischist benimmt sieh wie der Don Juan Beide haben den gleichen Haremskull. Beide stellen sich so, als ob bestimmte Objekte suchen würden und wollen das eigentliclie Sexual-

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.1Q2 FetischisrouB. : i

im öymbole. Dae Symbol gleiclit jeder geistigen Nahrung. Es sättigt die physischen üedürfnisee nicht. Es muß eine ungeheure Kraft auf- gestapelt werden, weil ein unbefriedigter Wunsch unzerstörbar ist und sich wie ein unangetastetes Kapital auch durch die Zinsen der Begleit- affekte immer vermehrt. Das Verlangen wachst und macht aus dem Symbol bald die Karikatur des Symboles. ,'.>ii, i->i

Oft sind die infantilen inzestuösen Bindungen verdrängt und der sexuelle Symbolist hat keine Atmung, wie er zu seinem sonderbaren Gesclunack gekommen ist. -

Eine Patientin, die in der Jugend ihren Vater pflegte und ihm öfters die Urinflasche und die l..eibschüs6el reichte sowie einen Gummi- polster unterlegte, gestand mir, daß sie beim Anblick dieser Trias in der Auslage von Sanitätsgeschäften unwillkürlich in Erregung l;omnn und deutlichen Orgasmus empfindet. Oft genügt eine Urinflasche oder eine Eeibachüssel, mitunter der Geruch von Gummi, der sie an das Luft- polster erinnert, um den Orgasmus auszulösen. Es ist selbstverständ- lich, daß diese Dame im Kriege Krankenschwester wurde. Ihre Ge- ständnisse hatte sie mir vor dem .Kriege gemacht. Sie war etwas ver- legen, als ich eines Tages ein Krankenzimmer übernahm, in dem sie als Schwester waltete. .... . . ■. ■- i;. -. i

"■'■' Solche Erfahrungen machen uns die Fälle wie den nachfolgenden verständlich, der eine schöne Ergänzung zu dem Fall von Irrigator- liebo bildet. Es handelt sich um einen Fall, den Hirschfeld (äexual- pathologie, Bd. III) als Gmmnikissenfetischismus beschreibt:

Fall Nr. 21. Herr B. Z., Student der Nationalökonomie, 21 Jahre alt, zeigt eine eigenartige Fonii von Fetisch isnuis, iiänilicli eine hochgradige sexuelle Reaktion auf G u m m i 1 u f tk i sse n. Herr Z., dessen sehr feiui- nincB Wesen Beiner Familie schon längöt aufgefallen war, ohne daß sie von den wahren Ureachen seines Wesens eine Ahnung hatte, beobachtete an sich nach Beendigung des 14. Lebensjahres ganz plötzlich einen merkwürdigen Drang, sich Luftkissen zu beschaffen, diese prall aufzublasen und sich au den Leib zu legen. Mit diesen heimlichen Manipulationen, die ihm völlig unverständlich waren, vermochte er zunüchst keine Vorstellung zu verbinuen. da er keinerlei Kenntnisse über sexuelle Dinge besaß. Der rein triebhafte Drang, eich mit den Luftkissen einzuschließen, sieh ständig mit ihnen in Kontakt zu wiesen, wuchs immer stärker an und führte' nach kurzer Zeit ;.h tiefgehenden Verstimmungen, da keine Entspannung eintrat, bis eines Abends, etwa 4 Wochen nach dem ersten Auftreten dieses eigenartigen Begehrens, die erat« Ejakulation erfolgte. Er hatte an diesem Abend wie immer im Bett das Luftkissen prall aufgeblasen, sieh dann spontan daraufgelegt, so daii sich die Genitalzone und die Unterbau eh region mit dem Luftkissen berührten. Die von dem Fetisch ausgehenden Reize waren in der Hauptsache taktiler Natur, sekundär erfolgte dann später assoziativ eine erotische Anregung durch die bloße Wahrnehmung des Gununigeruches, wie er dem Luftkissen eigen war. Auf optiseheni Wege vennocM-e das Luftkissen nur geringe sexuelle

Fetischismus uad lu^.est. ]^0g

Wirkungen üuszuübeii, während der akuslisclio Weg in diesem Falle gänz- lich ausgeschaltet war.

Die Vorstclliingon nnn, diu während des ei-öteu, ganz spontan gcrundeuen Onanicaktee auftraten, der nun läglicli während der folgenden 6 Jahre mit wenigen Uiiterbrecliuugeii wiedeiliolt wurde, wiesen stets das gleiche Gru-ni- motiv auf: einen großen, starken, fetten Mann, der von der Phantasie in ii'gend eine Hituation mit masochistischer Tendenz gesetzt wurde. Die 'ust- iietouU,'Bt^.>ii Voistelluiigeri von feisten ScJicnkeln und dickem Leib wurden durch Betasten und Pressen des glatten prallen Luftkissens hervorgenil'eD. Jicmerkouswerl ist. wie in den späteren Jahren die S y m b n 1 i e ie r u n g von dem Drange, in den Besitz des begehrten lebenden Partners zu gelangen, immer mehr zu einem Surrogat hinsteuerte; da jedoch das adäquate Sexual- objekt nicht erreiebbai' war, arrangierte Z. eine Situation, die auf den erdl«n Blick narziLU-ischen Charakter au besitzen scheint, jedoch heterogener Natur ist. Herr Z. zog sieh einen aehi' weiten ileri'enanKug an, den er mit Hilfe deB aufgeblasenen Luftkissens ausstopfte; durch den Anblick des Spiegel- bildes, in dem er dann nicht sich, sondern das begehrte Sexualubjekt erblickte, erfolgte die Auslösung der sexuellen Entspannung. Ale Ausstopfungsmaterial wurden stets Luftkissen benutzt, da andere Gegenstände, wie etwa Feder- kissen, keine sexuelle Wirkung hatten. Die ersten sexuellen Regungen ti'atou, wie erwähnt, im 14. Jaliro auf. Jedoch konnte ein Erinnerungskumijiex i\uf- gefunden werden, der ans dem 8. Jahre stammt, und eine gewisse Beziehung zu dem LurtkisHenfetischisinus auFwoist. S n dies e m Alter 8 a h Z. zum ersten Male ein Luftkissen und an einem der folgenden Tage im Zirkus in einer humoristischen Nummer einen Mann, der wie ein Gummiball aufgeblasen war. Diese beiden Krlebnisse interessierten ihn sehr, ge-neten jedoch zunächst in Vergessenheit, um erst mit dem Einsetzen der sexuellen Reife von der Psyche als adäciuate Sexualniotive wieder ani- genommon zu werden.

In diesem Falle fehlt die Analyse, so daß wir nur auf Ver- nuitnngen angewiesen sind. Aber die eingehenden Analysen in den iiäi'listen Kapiteln werden uns zeigen, wie kompliziert die Psychogenese eines solclien Falles sein kann. Wir registrieren ihn nur als Ergänzung zu dem Iri'igatorfall von Dr. Si{W- Analytiker mit einiger Erfaiirnng werden selbst die nötigen Schlüsse ziehen können.

Sein- häufig sind es Gebrauchsgegenstände, die mit dem Körper in Berührung kommen, welche dann zum Fetisch werden. Es wird daher verständlich, daß Artikel, wie man sie zur Krankenpflege verwendet, erotischen Symbolttert erlangen. Alles, Avas den Körper berührt, kann zum Fetisch worden. Daher werden Hemden, Unterhosen, Bruchbänder, l'eibbiiiden unter Umständen Fetische, wobei sie irgend ein Mitglied der Familie zu vertreten haben. Eine große Rolle spielt das Hemd, wobei der spezifische Geruch des Trägers mit in Rechnung zu stellen ist. In den früheren Bänden finden sich einige einschlägige Beispiele. Aus meiner Erfahrung kann icii folgenden Fall mitteilen:

Fall Nr 22. Herr Adolf N., 35 Jahre alt, Keisender, aus gesunder Faniill stammend, organisch ganz gesund, leidet an einer krankhaften Marne

104-

FetiscliismtiK.

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für Fraucnhemdeii. Er hat zu Hause eine große Saiiiinliiiif:; verschiedener Hemden. Er kauii viele Stunden vor DamenwäsehegeBchäfteii stehen und die Hemden betrachten. Er lauft oft tagelang von einem Geschäfte zum andern, um schließlich ein Hemd zu erstehen. Das Hemd erhält erst für- ihn einen Wert, wenn er einmal in das Hemd uriniert hat, so daß es einen epezifischen Uringeruch hat. Am liebsten würde er alte, getragene Hemden, die uaeh Schweiß und Urin riechen, erwerben und jeden Preis für sie bezahlen. Die Scheu hat ihn bisher abgehalten, ein solches Hemd zu erwerben. Dagegen bat er schon zweimal in Hotels Hemden gestohlen. Er macht, als ob er sich in der Zimmertiir irren würde. An Stelle des gestohlenen Hemdes legt er ein anderes, das einen größeren Wert hat. Er onaniert vor dem Spiegel, nachdem er sich eines der feuchten oder trockenen Hemden anzieht. Er weiß, daß er diese Leidenschaft schon mit sieben Jahren hatte. Ei' pllegte das Nacht- hemd seiner Mutter zu herieeben, das einen charakteristischen Geruch von Schweiß und Urin hutlo. wobei er in sexuelle Ekstase geriet. Er versuchte auch einmal, sich eines solchen Hemdes zu bemächtigen, um es des Nachts bei sich im Bette zu behalten. Aber die Mutter entdeckte das Fehlen des Hemdes und er hatte Mühe, sich herauszulügen, als wenn er es zwischen seiner Wäsche gefunden hätte. ,

Er hat einige Male den Koitus versucht und konnte dabei nicht zum Orgasmus kommen. Nur ein einziges Mal konnte eine Dirne bei ihm F4a- kulation erzielen. Sie hatte ein schmutziges Hemd an, das stark nach Urin roch.

Er gibt die Inzestlixierung zu seiner Mutter zu, da er mehrere Träume hatte, in denen er mit seiner Mutter verkehrte.

Die Verbindung von FetiechiEmiis und Inzest in diesem und ähn- lichen Fällen ist ziemlich durchsichtig. Ilieher gehört auch ein Fall von Gönner:

Fall Nr. 23. Louis I., ein junger Fleischhauer, wurde in folgendem Auf- zuge ins Spital gebracht. Er trag unter einem weiten Überrock; 1. Ein Korsett aus schwarzem Tuch. 2. Darunfj^r ein zweites Korsett. 3. Noch ein Korsett. 4. Ein Kamisol. 5, Einen Damenkragen. 6. Ein fernes Trikot. 7. Zum Schluß ein Frauenhemd. Er hatte feine Strümpfe und Strumpfliander an. In seinem 10. Lebensjahre hatte er einen brennenden Wunsch; Das Hemd seiner um 4 Jaliro älteren Schwester anzuziehen. Während seiner Pubertät sehlich .t sich oft in das Zimmer seiner Schwester und legte ihr Hemd an. Wenn das Hemd seine Haut berührte, war seine sexuelle Erregung ganz außerordentlich und es kam zur Ejakulation. Dann zog er traurig seine Kleider wieder an und kehrte in den Fleischerladen Reines Vat*?r.s zuiiick. Später kaufte er sich zuerst Damenhemden und nacii Jahren die anderen Toilettegegenstände, die auf seinem Leibe gefunden wurden, fl. c. S. 62— R3.)

„.-Irmand Süveslre sagt vom Hemde, daß es nicht die Frau selbst sei, aber derjenige Gegenstand ihrer Kleidung, der ihre „Seele" am besten be- wahre. Zur Zeit des Direktoriums wurde die ganze Bekleidung hemdartig. um so das Weib als solches deutlicher hervortreten zu lassen. Die modenie Mode hat in der Anfertigung von seidenen, leinenen Battisthemden das denk- bar größte Raflinement entfaltet, so daß es kein Wunder nimmt, wenn be- sonders in Frankieich diese pikante Gestaltung der früher sehr einfachen

Fetischismus und Inzest. 105

iiitimeteii Köi-perhiillc eino große Ziihl von eogoiiiinnteii „Hemdfetiächisten"' erzeugt, hat, die eifrig auf die Jagd nach Fraueiibfnidoii ausgehen und in deren Besitze und Liebkosung einzig und allein ihre geechlechtliche Befriedi- gung linden. In einem Gedichte des dekadont<'n Poeten lioUinal übergibt ein Mädchen ihrem Geliebtt'u ihr Hemd mit den Worten:

Conserve la toujoure! Qu'eUe s o i t p o u r ton äme

La p h a i r m y s t e r i e n s e, et v ;i g n e d o 1 ;i f e tu m c Qu'eUe soit Toreiller de tee regrets moroses.

Qu'eUe soit rorciller de tew rcgiTts moiorieö.

Quand tu hi baiserae, eonge aux imdites roses

Qui t'urent ton festiii chaniel! ^

Que les parfums ambres de ina peau qui l'inipregnent, Pour l'odorat subtil de U'n reves y regnent, Candides et hixurjeux!

Qu'ell e ga rd I' ä jamais l'emp reinte de ni es f o rmes! J'ai dit a niun aniuiir: „J'exige que tu dormee Entre ses plis mysk'rieux", und der Geliebte sagt echt fetischistisch:

„Adieu 1" J'ai conecrve la niignonno chemise, Je l'exhume parfojs du coffre oii je Tai miec, Etjelabaieeavecforveur;

Et juon reve est si chaud, qu'en olle il fall, revivre Ce coi-pe ei capiteux dont je euis encore ivre. Gar i! ni'en reste la eavpur.')

Das Hemd repräsentiert die Trägerin! Es wird vermöge der „Ver iaduiig" apczifisclier Stoifo und vermöge der Affektverschiobung die Trägerin Belbst. Im Laufe der Jahre übornimmt^es dann die symbolische Vertretung der Pereon, von der der erste Reiz ausgegangen ist. Diese Person ist gewölmlich ein Mitglied der Familie.

Ich habe bisher nocli keinen Fall von Fetischisnms analysiert, in dem sieh nicht diese Wurzel nadnveieen ließ. Dieses ursprüngliche Obiekt kann entweder homosexuell oder heterosexuell begehrt werden. Der Fetischismus des Homosexuellen kann auf eine solche Fixierung an Vater oder Bruder zurückzuführen sein. Aber nicht in allen lallen. Ofl kann es sich um eine Fixierung an die Mutter oder Schwester, ^TroI^- iLe'der Tante handeln, so daß die Wurzeln des Fetischismus s.h |^

mit denen der Homosexualität verfilzen.

In allen diesen Fällen zeig1 sich ein ausgesprochener psycho-

1 ,. Tnf.ntilismus'- und eine Neigung zu „Impulshandlungen. dT b r m r^zestuösen Fixierung das Rätsel des Fe^sdnsmus

Uali a-Der mit ujl^^^ werden die weiteren Ausfuhningen

s:^::"rts rt^i w™ .,■ ..^.^^>.^^^. a..* -

tanSte Vorliebe ttr E^dcn „o,-., einu.a, zu,-uck.uk„,„nK.n.

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^VI.

Waden-PartiaUsmus, Sadismus, Kleptomanie. '

Hat man Gelegenheit, einen Fall von Partialismue zu anaiveieren, so gelingt es m den meisten Fällen nachzuweisen, dal.i de.- sogenannte Partiahsmus ein Symptom einer komplizierten Parapathie darstellt das nur in Zusammenhang mit den anderen Symptomen erklärt, «erden kann. Oft komi^lizieren sidi die Fälle mit Sadismus und Masochismus und anderen Paraphiheu. Fast immer laßt sieh ein mehr oder minder j . ausgesprochener peychosexueller Infantilismus nachweisen In dem

f "^"^^folg^nden Kall war der Partialismus nur ein S^-mptom in einer

.^i schweren Zwangsneurose, die ihren Träger in seinem Berufe empfindlich

hinderte. Ich-habe einmal die Zwangsneurose den Imperativ der Reue genannt. Die Reue ist aber oft nur der Vorwand, in einer lustbetonten ii^rinnerung der Vergangenheit zu schwelgen.

Diese Krankon konsultieren oft den Arzt wegen Impotenz D h m.t anderen Worten ,hre Potenz ist an bestimmte Bedingungen ge- knüpft. Wenn Ihnen ihre n^dividuellen Potenz bedingungen nicht erfüllt werden, so geben sie das Bild eines Impotenten

Nun ist iedem Menschen das Streben nach dem Normalen imie- wolinend^ Es ist sozusagen ein immanenter Imperativ. Während die I arapath.e auf d,e kürzeste Formel reduziert heißt: Anders sein wollen als d.o anderen!, zeigt sich die Heilungstendenz in dem Bestreben, norma). zu sein, d. h. so zu sein wie die anderen.

Zwischen beiden Tendenzen besteht ein hartnäckiger Kampf, in den nun der Psychotherapeut einzugreifen hat. Jede Parapathie zeigt einen ausgesprochenen Konservatismus. Der Kranke will sich nicht verändern. Er will a.,f seine infantilen Lustquellen nicht verzichten. Er möchte genesen, ohne seine Phantasien und die die Phantasien de- terminierenden infantilen Erlebnisse zu opfern.

Der folgende Fall zeigt uns in wunderbarer Weise die Psvcho- genese einer Zwangsneurose, die Ursache des Partialismus und di. sexuelle Wurzel doi' Kleptomanie. Er ist auch ein Beitrag zur Psycho- genese der relativen Impotenz.

^■x^e:

Wadea-l'aLrtialisnius, Sadismus, Kleptomanie. 107

Fall Nr. 24. MeiT U. T., «in 38jälirigtsr Si;liaußpiek^r, koiiöultiert mich wegen Impotenz. Seit 2 Jahren verlieiiatet, ist er jetzt außerstande, einen Koitus mit seiner aiifFallend schönen Frau ku vollziehen. Im BcgiiiiiG der Ehe debütierte er mit Ejaculatio praecox. Seit 6 Monaten bei der Frau absoJut keine Ercktitm, während er bei anderen Fronen unter bestinimlßii Bodiiigungen den Koitus vollziehen kann.

Über diese Bedingungen erfalire icti fulgondc Talteadien: Patient nennen wir ihn Georg gehört zu jener Gruppe von Männern, welche nur auf Waden fliegen. Wenn er auf der Gasse eine Dame mit schönen Strümpfen und wohigefoi'niten Waden sieht, ist er verloren. Oft Erektion heim Anblick der Wade und bei dei' Vürst^^llung, daß er diese Wade niif. einer Rute peitschen werde.

Seit er sieh erinnert ~ und er hat eine glänzende Erinnerung bis in die ersten Kindorjahre liaben ihn nur die Waden gereizt. In der Jugend Waden von Mädchen und Knaben, jetzt aber nur die Waden von iungeii Frauen, Mädchen und von Kindern.

Die objektive Untersudumg ergibt ein kleines Genitale, ü.vniikomastie, weibliches Becken, sonst nonnale Verhältnisse. Keine erbliche Belastung. Er unterzieht öich einer analytischen Behandlung.

Seine Vorliebe für kleine Mädchen und Knaben mit ^cliönen Waden macht ihm jeden Spaziergang zu einem großen erotischen Erlebnis. Er geht schon mit der Absicht aus, ,,Bich etwas zu finden". Dabei entwickelt er einen psychologischen Scharfsinn und fällt seilen liinein. Wir werden später hören, was er mit den Mädchen macht. In den ersten Stunden sagt er; Nur so kleine, ein bißerl sadistische Spielereien und das Normale. Einmal oder zweimal in der Woche wird er wie rasend. Er ioL unruhig, er kann nicht in der Wohnung, nicht im Cafe bleiben, er muß herumrennen und sich etwas suchen. In diesen Zuständen ist er wie verwirrt, und da fällt er hinein, da ist er schon sogar das Üpi'er von Dirnen geworden, während es ihm bei klaren riinnen nie passiert. Das Kennen ist ein un widersteh lieber Zwang. \\ enn pr mit einem Madclien im FTotel war, wird er etwas ruhiger. Aber nur oim' Weile, Dann könnte er wieder anfangen zu laufen, zu suchen, etwas zu maclien. Er weiß uiciu., was er nuichen würde, um sich zu beruhigen.

In solchen Zuständen ist es schon vurgekommen. daß er gestohlen hal. Er macht bei seinen Bekannlf^n einen Besuch und steckt irgend einen Gegen- stand ein. Meistens eine wertlose Sache. Die wirft er dann wog oder schickt sie zurück- Er hat auch den Spaß ausgebildet, bei seinen Kollegen Taschen- tücher 7.U ziehen und sie ihnen zurückzugeben. Ks macht ihm Spaß, sie -lino Weile bei sich zu tragen. ' '■'■

Er hätte noch eine Passion. Von Fi'auen, die ihm gefallen, mochf© er die getragene Wäsche stehlen und sie bei sicli im Bette hallen. Er hal es aber mir einmal gelan und gesagt, es war ein Verschon. Es war em Hemd .einer Kusine, die ihm immer gefallen hat und an einen älteren Herrn vor- heiratet ist. Er hat einige Tage hei iimcn geschlafen Da hat er ihr Hemd zwischen seine Wäsche gegeben und das Hemd bei Nacht angezogen.

In diesen Anfällen fühlt er auch oft den Geruch von aller Wasche .ide, den Geruch eines Abortes (wie Stuhl). Er kann sich diese llallazinalionen nicht erklären. __ _

Er~er7ählt a7s seinon ersten Lebensjahren: Ich ennnere mich an alle Ereignisse meiner Kindheit mit einer ganz außerordenü.chen Klarheit,. Meine

108 Fetischismus.

erste Hoxuelle Erregung stammt aus dem Ö. Lebeiiejaiire. Ich stand zwischen den Beiiieii der Mutter und streifte, eigentlich streichelt« ihre "Wade. Meine Mutter war eino selir schöne und sehr kräftige Frau. Da fühlte ich ein sehr starkes Lustgefühl, mein Glied wurde steif."

„Dieser Eindruck war für mein ganzes Leben bestimmend Ich suchte immer wieder die Wade der Mutter und verlangte danach, sie zu streicheln. Anfang-s duldete es die Mutter. Bald aber bemerkte sie meine sexuelle hkstase und verbot mir dies Spiel. Ich wußte mir aber zu helfen. Ich wartete, bis die Mutter schlief und legte mich dann zu ihr ;nif da^ Sofa und zwar immer neben ihre Waden. Ich .streichelte .ic uud trachtete, mit' dem Gliede an der Wade .u wetzen. Dabei hatte ich ein außerordentliehes Lust- gefühl. Bald aber war unr das nicht genug. Ich begann auch ohne die Mutter zu onanieren. Ich suchte mir einen ihrer Unterröcke aus, ruch daran, steckte Ihn zwischen die Beine und begann so lange zu wetzen, bis das schüne Lustgefühl kam Oft überraschte mich meine um 4 Jahre ältere Schwester und fragte: „Was machst du da?" Ich stammeUe irgend eine Erklärung- Sie schwieg und sagte niemandem etwas darüber. Sie schien es verstanden ■AU. haben, ich hatte auch eine jüngere Schwester. Weder die ältere noehdiejü-gere waren meine Se.xualobiekte. Sie waren mir nnmer ekelhaft und spielten als Sexualwesen gar keine Rolle, wahrend ich schon mit 5 Jahren in eine kjeine Kusine feurig verhebt war und immer wieder verlangte, zu ihr gefuhrt zu werden'-

Mit (i Jahren kam ich in die Volksschule. Ich onanierte während der

. ^,','."/t "'"^' ^'V^' ""? ^'f''^ '^■'""''^' ™'^ ^^'- sadistischen BlmntasTe

jj .ladchen zu schlagen, besonders aber auf die nackten Waden ch wa

U Jahre alt. da schaute ,ch zum Fenster hinaus. Ein Vetter g^h mir eiln schlag aul d.e Nates und berührte dabei meinen Anus. Das wa de Beginn eines schweren Leidens, das bis heute andauert. Ich glaubte er habe m-- das Kuckgrat verletzt und litt an einer Unmenge von Zw^Svarsttn." ' aber die ich spater berichten werde. Besonders verfolgte nfich dS S eine Ratte konnte mich „i den Popo beißen. Dabei wohnten wir in drtte ; ^,tock. Es war unmöglich, daß Ratten hinaufkommen konnten übe dki

war es ein englischer nicht offener Abort" """i*^"- uoeraio!^

fi ,V'''' ';^"est^ist bei Homose.xuelIen und besonders bei Unbewufit-Homo-

"■■( sexuellen außerordentlich häufig. Ich frage daher d.m pJ- 'f?^^^"''^ ^^"^"^

I homosexuelle Phantasien beim Onanieren prod^iert ifattT'" "" "

; Er wird sehr erregt und versichert, daß er niemals homosexuelle Ge-

danken hatte. Nie habe ihn ein .Mann gereizt. Davor habe ei nur Ekel Er gibt aber zu, daß er in der Kindheit auch Juneenc mir^L w * t.-

wollte. Er fahrt in seiner Erzählung fort ^""^ '"'^''^"'

„Mit 15 Jahren wollte ich der Onanie und meinen sadisti.nlien Phan- ta^ieii ein Endo machen. Ich ging zu einer Dirne. Ich absolvierte den I o ?"s ohne Vergnügen, ch war in einigen Sekunden fertig. Diese Scliw"äcle ist mir bis heut« gebheben. Ich konnte niemals einen lungeren KoHurvoll- ziehen und habe nie den starken Genuß wie bei der Onanie^

\ -M erimiere mich auch, mit 6 Jahren die W^de^meTnerTlnl^ ge^ etre.chelt zu haben^ Ich war wie ein Hund. Ich .Hirzte mich aS iede W^^ Auch heute spie t die Wade m meinem Leben die führende Rolle. Ich weiß, daß ich mit 6 Jahren immer mit Gedanken an die Wade onanier Na.-U

iii

Wncieu-Partialismus, Sütiismiis, Ivloptomauic. ino

dem Besucli dor Tante stellte ich mir ilire Wade vor. Ich steckte ein Polster zwischen die Beine und dachte, es wäre die Wade der Tante.

Einmal erwischte mich d e !■ Vater und \' o ]■ b u 1 mir sehr st r enge das Onanieren. Ich wartete dann, bis dieEltcrn schliefen, stellte mich ychJal'end und konnte dann meinen Lüsten l'röhnon. Ich hatte aber ein böses Gewissen. Ich dachte; „Der liebe Gott sieht es und Vater hat gesagt, daß es eine große Sünde ist!" . . . Ich erhielt auch einmal Schläge, weil ich trotz des Verbotes des Vaters onaiiierle.

Ich wai' sehr eitel. Ich trug lange Locken und bis zum 4. .Jahre Mädchen- kleider. Alles liielt iiiicli für ein Mädel und sagte: ,,Ei, ist das ein schönes Mädorl!" Icli sträubl-e niieli gegen die Hosen und sehnte mich immer nach den Mädchenkloidern.

Ich legte oft die Kleider der Mutter an. was mich immer zum Onanieren reizte. Ofl. nahm ich einen Uulcrruck der Mutter ins Bett, zog ihn über den Kopf, SU daß ich ihren CJeruch genießen kennte, und onanierte. (Es stellt sich später heraus, daß es sich um Mutterleibsphantasien handelt/^.)

Zwischen den Eltern gab es viel Streit. Ich hörte alles und nahm ge- wöhnlich für die Miilter Partei. Ich lag im Uetl« /,wischen den EltA;ni. Las weiß icii. Ich erinnere mich nicht, damals den ICuitus der Eltern belauscht zu haben. Später habe ich oft den Koitus der -Mutler belauscht. Der \"ater verarmte, er verlor im Bankrott all sein Geld, Schmalhans wurde Küchen- meister. Meine Mutter lioll« sich Herren, um Geld zu verdieneji. Ich war 11 Jahre alt, sie nahm mich mit, ergattcrU^ sich einen Herrn und kam dann nach Hause. Wir Kinder iimßten aus dem Zimmer gelien und macliten unsere Spässe. Der „Herr Onkel'- versprucii mir oft Geschenke, gab mir auch Geld, was meine Mutter immer einsteckte und dann I i^dia u ptet*-, sie hatte es ver- loren.

Später hattö meine Schwester auch Verliähnisse. wobei die Mutter die Kupplerin spielte.'"

Die ersten riiasorhistischen Phantasien hatto ieli mit Ü Jahren, wenn ich gegen die Onanie ankämpfte, um dem lieben Gott gefällig zu sein. Ich stellte mir vor, daß icli geschlagen würde. Erst später entwickelten sich sadisti-iclic Phantasien. Doch weiß ieh uichl sicher, ob ich nicht vorher diese sadistischen Phantasien gehabt iialic.

Bei uns wohnten zwei Mädchen, Klavierlehrer innen, in die ich schon mit 6 Jahren verliebt war. Ich war entsetzlich eifersüchtig, wenn sie mit den Schwestern Immdlicher waren als mit mir. Ich war auf meine Schwestern überhaupt sehr eifersüchtig.

Mit 17 Jahren liatte ich eine Aversion gegen die ganze Farailie. Meine Schwestern waren doch Öchonheit^-n. Meine Mutter nech immer eine fesche Frau. Ich konnte keine ansehen, brummte immer, war mit allem unzufrieden.

Sie haben mich aufgeklärt, daß ich mich befreien und eine Distanz errichten wollte. Ich verstehe jetzt meine Einstellung. Dann begannen nicine sadistischen Prozeduren. '■

Ich erkundige miclj nach seinen sadistisciien Prozeduren imd erfalire folgende Einzelheiten:

Er sucht sich seine Opfer auf der Straße. Am liebsten hat er junge Mädchen mit kindlichem Typus. Er spricht sie an, ist sehr freundlich und fragt, ob sie nicht tanzen lernen wollten. Er konntC' ihnen ein glänzendes Engagement bei einer Tänzorinnentruppe verschaffen. Bedingung aber sei

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l\Q _■ Fetischismus. ■, '

ein strenges Training. Dann geht er mit seinem Opfer ins Hotel, wo er gilt bekannt ist und wo hohe Trinkgelder ihm eine bevorzugte Stellung ver- schafft haben.

Das Mädchen muß sich bis auf Strümpfe und Schuhe nackt ausziehe'i. Nach den ersten Tanzschritten findet er einen Fehler und beginnt das Mädchen ]eieht auf die Wade zu schlagen. Er benützt eine Gerte. Wenn sie erschreckt und feige ist und er merkt, dali sie gefügig ist, werden die Schläge stärker, mitunter schlägt er auch das Gesäß. Er bindet das Mädchen ans Fenster- kreuz, so daß sie auf den Fußspitzen stehen niuÜ, und weidet sich an ihren Schmerzen. Am Schluß vollzieht er mit sehwacher Potenz einen Ivoitue, der kaum einige Sekunden dauert. ■._■■■

Viele Mädchen zeigen für diese Prozedur Verständnis und scheinen fasziniert. Die meisten sind erschreckt und weinen. Wenn die Mädchen .sicii wehren oder schreien, hört er sofort auf und versucht einen Spaß aus der Sacho zu machen. Dieses Spiel wiederholt er zweimal in der Woche immer niit einem anderen Opfer.

Er hat auch das Verlangen, Kinder zu schänden und auf die Waden zu schlagen, hat sich aljer bisher aus Angst vor dem Strafgesetz zu beherrschen gewußt.

Er träumt: .■■ ' f-. -, , i . - 1 . " ■■, ' .•

Ich ging mit meinem Kollegen Otto spazieren. Er war sehr freund- lieh. Dann sah ich, daß seine beiden Hände an ein Brett genagelt waren.

Otto ist ein Artist, der ihm sehr gut gefällt. Er möchte mit ihm spielen und sich karessieren lassen. Im Traume sind die Hände Ottos angenagelt, womit er die Tatsache ausdrückt, daß Otto verheiratet ist

Ottos Frau ist ihm sehr unsympathisch. Er kann sie nicht ansehen. Aber diese Antipathie ist gleich seiner Anlipathie gegen seine schönen Schwestern, nur die Umkehrung einer. Neigung. (Selbstschutztendeiiz')

Der Kollege Otto ist sein zweites Ich, stellt seine Parapathio dar. Ei' hat seinen inneren Menschen gefesselt. Was er ausführt, ist offenbar nur ein sehr kleiner Teil seines Programmos. Andrerseits ist auch zu verstehen, daß er an seine Parapathio genagelt ist. Ihm sind die Hände gebunden. Er kann nichts Böses anstellen. Er muß also mit den Händen gesündigt haben. Er hat auch den unbewußten Wunsch, Otto solle mit seinem Penis spielen. Das kann er nicht, wenn seine Hände angenagelt sind. Bretter stallen Fleisch dar. Otto ist verheiratet, Er ist nicht frei. Georg aber, i unser Patient, ist eifersüchtig und möchte Otto für sich haben.

J So gefesselt fühlt sich auch Georg durch die Ehe. Er hat seine Frau

1 geliebt und ist nun impotent bei ihr. Die Liebe seheint erstorben zu sein.

Er empfindet nur seelische Liebe für sie. Endlich sehen wir einen Hinweis j auf Christus (Ghristusneurose). Er ist mit beiden Händen angenagelt wie

i der Erlöser. Georg ist trotz seiner Paraphilien fromm und bestraft sicli

täglich durch selbst inszenierte Niederlagen und Demütigungen.

Nächste Nacht träumt er:

. .;] Ich habe die Frau von Otto auf den Arm geküßt, am Arm ge-

■h] sogen und dabei große Wollust empfunden.

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Wadeu-PartidlismiiB. Sadismus, KleptomaDie. i < .

, /' ^l^^*' il^m dazu ein daß ihn zuweilen auch .cl.öne Arme interessieren

. j T. '^ii "^^" ^^^'' '"^^'^'"' ^™^ ^1^*- "^eine weiteren Einfälle Widei- öüuide. D]G Pran von Otto aelieint für eine andere Person m stehen.

Ein dritter Trunni:

Ein sehr diclver schmutziger Herr, ich glaube ein bei uns ange- stellter Artist, wollte auftreten. Ich scliimpftc. „Wie können Sie in " diesem Zustande in unser feines Loiial kuuunen? Ich werde Sie niclit auttreten lassen. Suldie Schweine gehören nicht in mein Geschäft."

Um diesen Tmum zu verstehen, müssen wir uns mit seinen Zwanss- vorek-Ilungen beschäftigen. Er hat den ganzen Tag nut Zwangsvorstellungen zu tun, die sich auf sein Auft.ro(^;n beziehen. Wenn er du;^ oder das nicht tut, wird er keinen Erfolg liaben. Er hat allerlei Zeremonielle, auf die ich noch zurückkommon werde. Aber das Wichtigste: Er gönnt ..ich keinen grolien Erlolg. Er verdirbt sich seine Erfolge. Er sagt sich immer {nacli omer sadistischen Szene): Du wirst jetzt keinen Erfolg haben! Du ver- dienst das nicht! und bringt sich so uni seine schönsten Schlager.

Wir verstehen nun den Traum. Er ist der Mann, der auftreten s.dl uud 80 schmutzig ist, und er verbiete sich selbst den Erfolg. Er ist das bchwein! Er ist ein aueg<'sprochener Masochist und hatte als Kind eine auegesprochen masochistische Periode.

Es fällt ihm nachträglich ein, daß die masochistisclie Periode nur eine einzige Woche gedauert hat. Vorher schwelgt« er in sadistischen Phantasien. Um sich die sadistischen Phantasien abzugewöhnen, dachte er, daß er ein sehr schönes Mädchen sei, von aller Welt bewundert, das aber von ihrem Greliebten geschlagen wird.

Sein SadismiLs ist die Reaktion auf seine weiblichen Tendenzen. Er will ein Mann sein und den Frauen beweisen, daß er ein Mann ist.

Eine wichtige Rolle in seinem Kinderleben spielte ein Dienstmädchen, das viele Jahre bei ihnen bedienstet und die Vertraute und Freundin seiner Mutter war. Das Mädchen teilte Leid und Freud mit ihnen.

Sie war aber gleich seinen Schwestern füi- ihn Tabu und kein Sexual- Objekt.

Mit 6 Jahren begannen die ersten Zwangsvoi-stellungen. Er begann zu ' grübeln : „Was ist die Freude? Ich darf kein Vergnüge n !i a b e n ! *

Er ei'innert sich, wie ihn sein Vater geschlagen hatte, weil er frech war. Er stellte sich, als ob er in Ohnmacht fallen würde. Seit damals benützte er Krankheiten, um aus allen unangenehmen Situationen in die Krankheit zu flüchten.

Nach den Sehlägen (seine Mutt«r rettete ihn; sie rief dem Vater «u: Jetzt ist es genug!) haßte er seinen Vater und wünschte ihm den Tod. Zur Strafe setzten die erwähnten Zwangsvorstellungen ein. Er verdarb sicli jede Freude. M^as hat man von der Freude? Tut die Freude so wohl? Mit 7 Jahren

forderte ihn ein Mitschüler auf, sein Glied zu zeigen. Sie könnten miteinander ]

spielen. Er empfand Ekel und wollte mit ihm nichts mehr zu tun haben. (Deck- erinnerung?) '

Kurz darnach, also im 7. Jahre, gab ihm sein Vetter den Schlag auf den Hintern. (Zuerst hatte er dies Erlebnis in das 14. Jahr vorlegt.) Er

112

Fetiscliismus,

glaubte lange Zeit, er werde nun rückoiimai-käkraok werden. Er lauschte, wenn die Erwachsenen sprachen und bildete sich alle Krankheiten ein die erwalmt wurden. Uesondcrs fürchtete er, daß seine Adern aufreißen werden, (Beginnende Hypochondrie infolge von Schuldbewußtsein.)

In dieser Zeit fiel er einmal beim Blindekuhspiel auf den Kopf schlug eich die Schläfe wund und war eine Zeitlang ohnmächtig. Die Mutter sagte Ihm damals, das sei die Strafe Gottes. Seit damals glaubte er fest, er müsse an einer Krankheit sterben, wenn er einen bösen Gedanken hatte

Im J.Lebensjahre wurde er an dem Gliede operiert. Kr erinnert .ich an die Vorfalle nach der Operation, an die Schwestern, an den Arzt, auch wie Ihm vorher die Locken abgeschnitten wurden, wie er weinte, wenn er verbunden wurde aber er weiß nicht, warum er operiert wurde Kr war em ungezogenes Kmd und sagte der Wärt<.rin: „Sie können mich in den A lecken!

Er litt nie an Kastrationsangst. Er war nur später unglücklich, weil er- ein kleines Genitale hatt* und glaubte, es wäre die Folge der Onanie. Lr fürchtete das Glied werde nicht wachsen, und war sehr glücklich, wenn es bei der Krektion großer wurde.

V , ^'\}\ '^'"Y''^ "'"'■'^P ^'' '"'"■ ^'™"""- ^' '^'t^t« "»d glaubte, daß der hebe Gott ihm hellen mul von der Onanie erlösen werde \ber er benlitute die Onanie, um sich krank zu machen. Er war mit 13 Jahren in einem Geeehatte als Lehrjunge angestellt. Er wurde schlecht behandelt Da ona- nierte er Gmal in einei- Kacht, um sich krank zu machen und hatte am nächsten Tage Anlallc. Er wurde ohnmächtig. Solche Anfälle von Traum- zuständen und süßer Ohnmacht hatte er zu dieser Zeit auch auf der Straße Es war ihm plotzlicli. als ob er sehr leicht würde und er sagte sich' Ich liin nicht mehr da!" . . , ' "'

In dieser Zeit verdarb er sich jede Freude, indem er sich sagte- Das verdienst du nicht! Er trat erst in einem \'crein als Komiker auf und hatte einen uiigelienron Erfolg, ifald begann er sich den Erfolg v.n verderben. Er mußte immer auf seine Hand sehen. (Es war die Erinnerung an die Onanie!) Er sagte sich vor dem Auftreten: .,Dn wirst nicht an die Hand denken." Natürlich mußte er den ganzen Abend an die Hand denken. Er wußte nicht, was er mit ihr anfangen sollte. Sie genierte ilin. Es war die Hand, mit der er gesündigt hatte. Die Onaiiiephantasien sind ihm nicht klar. Er glaubt, es wären sadistische Phantasien gewesen.

Er hatte zwei merkwürdige Träume: *

Frau L. hat einen Schlögcl in der Hand, es sah w^ie ein Arm oder wie em Bein, aus. Ich wollte es dazu haben. Die Zuwagu . . . Dann zeigt sie nur etwas in dem Hintergründe, das wie ein langer Knochen . aussah. Ich wußte, daß ich die Sachen nicht sehen darf. - Der zweite Traum lautet:

Ich hatte einen heftigen Streit mit meiner Mutter Ich bin im Zorne weggelaufen und war nackt auf der Straße. Zwei Leute kamen mir entgegen und machten Bemerkungen. Ich zog mir mein Nachthemd an. Dann war ich in einer Art Rumpelkammer. Meine Mutter sagte: „Das habe ich jetzt zerrissen!" und zerriß ein rotbackiges, dickes Gesicht. Es war wie eine fleischige Larve. Ich war sehr wütend. ..So. jetzt wirst du den Vortrag halten! Ich brauche die Maske zum Vor-

Wadcii-PartiaiismLis. Sadismus. Kleptomauie. j , ,j

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Die Analyse the ci-shm IVamn.. ergai,, dalJ der fdilondo Knod>en der Pem. ist In VVien erh Ut man zun. Fleisch eine Zmvage vo. Knochen K sucht bei Jrau L die .In, in„..o.- reizt, e.ne Zn^vaso, den n.annlichc-.. Pen

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im von

Wenn er einen Schrecken fühlt, so kitzeil e* in der Hodengegend Bei jedem gniseligen Eindnick die gleiche Sensation. Er führt das auf dio Operation zurück, die er im 3. Jahi-e überstanden hat. Es war eine Hoden- operatioii nach Quetschung des Hodens. So berichtete es ihm seine ältere Schwester, die er darum befragte. Er kommt auf den Kuüben zu sprectien, der ihm einen homosexuellen Antrag niachle. Es war in der ei-sten VoRis- schulklaese. Bisher hatte er angeblich doch imu.e.- mir in der PhanUisie genossen. Endlich gab es einen Partner. Ti-olzden. hatte er ein Grausen, als er das Glied dee Freundes beriihi-en sollte. Es scheint, daß der Valcr ihm da« Berühren des Gliedes als etwas besonders Ekelhaftes seschildrrl hatte. Er vermied es als Kind nach Möglichkeit, sich unten zu berühren. Nur bei der Onanie und beim Urinieren übertrat er das sti-enge Verbot; V.r mußte jede Woche mehrere Male onanieren.

Erst mit 14 Jahren verbot ihm ein Arzt das Onanieren und er stellte es prompt ein. Ab9r seine Parapatliio wui-de immer schlimmer.

Stekol, SMirnottan des Triih uiid Affiikllsbeüs, VlI. g

114

Fetischismiis.

,.

Der Gruiidzug seines Wesene ißt Trotz. Er trotzt auch mit sicli selbst und verdirbt sich seine besten Erfolge, Gestern hatte er den forsten gnt^'H Tag nach vielen Jahren und seinen besten Kriolg. Er liihlt t^irh diirt-h die Analyse sehr erleichtert.

Ich setze die Analyse des letzten Traumes fort, da ich vun iJim wich- tige Enthüllungen erwarte und fordere ihn auf, mir die Einlalle zur .Maske zu sagen, die seine Mutler im Traume zerreißt. Er siigt: '

„Die Maske ist rot und rund. Sie hat einen Bart. Sie sah aus wio ein TheiTOophor. Sie hatte oben einen Riß. Die Mutter sagte: Daher ver- brenne ich sie . .."'

„VerhremieV Sie .sagten doch zerreiße ich sie in der ersten F;itisun£C?"

„Verbrenne oder zerreiße . . . Weil sie einen Riß hat. also verdorben ist."

„Wie sah der Bart der Maeke aus?"

„Ein Bart und Gesicht wie ein Fleischhauer. Ein rolier. ordinärer Geselle. Vielleicht war es das Gesicht des Anton.^* (Es war der Bursehe, der ihm den ominösen Stoß gegeben hatte. Deckerinnermig"-')

„Hatte Ihr Vater diesen Bart?"

„0 nein! Mein Vater hatte einen Spil-zbart und ein feines Gosieht. Es war ein ordinäres Gesieht. Ich weiß Liicht. Ich muß mich docli daran erinnern. Wie sah er nur aue?" (Denkt nach und ruft plötzlich aus): .,Ifih habs. Es war der Mann, über den wir gelacht haben. Eine lustige Geschichte. Dumm! Nicht wichtig!"

„Erzählen Sie mir die Geschichte."

„Nun, die Mutter holte sich von der Ga.sse einen Mann, der sah roh und ordinär aus wie ein Fleischhauer. Dann ging sie mit ihm ins Zimmer und sperrte die Türe ab. Ich und die Schwester wollten durchs Schlüssel- loch sehen und konnten nichts entnehmen. Dann horten wir Stöhnen leises Kichern und alleilei verdächtige Laute. Die beiden kamen dann au.^ dem Zinimer. Der Mann war rot im Gesichte, wischte sich den Schweiß von der Stirne, er sah aus wie die Maeke . . ."

„Waren Sie eifersüchtig oder zornig auf die Mutter?"

„Gar keine Rede! Wir lachten und unterhielten uns köstlich , . -■'

Er schweigt eine Weile. Dann fährt er fort:

„Ich weiß nicht, warum ich bei meiner Frau impotent bin. Sic hat die reizendste Wade, dii^ Sie sich vorstellen können. Tnd wenn ich eine Frau mit ähnlichen Waden sehe, bin ich inipul^nt. Mich reizt am meisten ein Kind. Mit jedem Kinde möchte ich spielen und es ([uälen. Schon als Kind stellte ich mir ein Mäderl vor. Am Schluß der Onanie war ich friiher selig, aW wi-nn ich in den Himmel fahren würde. Ein herrliches Lustgefülil! Höchste W«nne! Oft habe ich später ein ähnliches Gefühl gehabt, wenn ich die Anfälle hatte. Ich konnte sie mir künstlich auf der Gasse erzeugen "

,,Haben Sie immer mit der Vorstellung, daß Sie ein Mäderl sti'afen, onaniert?"

„0 nein. Manchmal, sehr oft gebrauchte ich. wie ich schon erwähnte, ein Hemd oder einen Rock der Mutter. Ich hüllte mich darin ein, roch daran und dachte mir dann, die Mutter wird bestraft, weil sie so stinkt "'

„Wer bestraft die Mutter? Der Vater?"

„Nein! Niemals der Vater. Das störte meine Onanie. Da war mir die ganze Freude verdorben. Immer ein anderer. Der Vater hatte mit dev

Wadeii-ParlialisiiiLis. Sa^lismlL^. Kleptomanie. i,=

Muttor immer ötreit Ich erinnere midi, daß t.. für mich das gi^ößt*. Glück ■war, wenn \ater mit Mutter ruhig .sprach. Irh fiililte mich wie im Paind™

ü-r schweigt ...

.,Wijraii denken Sie':"' An den Traum, ich war im Traimic anf die Mutter wüUmd. Da. .r-

uns Her, b. Lr l^am i'egehiiäßig zweimal die Wociie. „Ein ^honnent^"

K i »^'' ''"'* ""■"■ '"'ttcn dann ein gnte« wanne. NaHitniahl l-:inmal

fad rüden r " '' ^TT ?' ""'^"' ^'^ ^""'^ "-" ^^ Weinol KindiZ - tdd kauten, hr ^nn^ ,u.d die Mnlter ivdlte niclit da^ Spiolmi^ kaufen !ch

do S,.;; '■";''" 7 ^'T' '«'^^'^''"Pt<- 'H" «-tter. „anno .iL ..Hnre", h!is die Mutte sich autmadit,.. das Ka,i .u kaufen. An, WVg,. sagte sie si.

nm dann irgend eine kleiniglveit. Heute .veilS icl,. dat; ^ie das Geld fürs

un<n,, stau, des Herrn b. ein Dienstinann mit einer Karte kam. der die Ab- uZ n u ! '"^^''" ''" '^'''^"' '^^^f^'-* '^'^'" Ni"=">l"i^hl. nur trockene ^ L.n. '',- T ""''■'^i%'"''' ''■"' ^'^'"'**'= '■^'^'' '"■<l^i"^'><-- i't-'Ue nicht, komnum

M..t p , 'V"' ' -'^''"'^ "" ^""^ '^'''"»**-' ^^'1«" l«-'^*'"' "\^''^e sagen Sie ilit'her ..r-rziehuNfri'

„«ie iniissen doch die Mutter vei'achtet oder gehaßt haben?''

fci?" iJn ^'"/'^V'^n'/".-^'"''^"'" ^''""'""'^''^^ "■^'»" >^"-"i^ in- Hause war. Icli ennnere mich, daß der "S'ater der Mutter immer Vorwürfe wegen ihrer Ver- lan,.!, heu. nnulite. K. hat auch am Anfang der Ehe etw.t« gegeben,"

„Und das alles haben Sie gehört^

„Ja, meinen Eltern war es gajiz Wurst, ob ich im Zimmer anwesend war .der nichtDalier hatte ich so früh, ICinhIi.-k in alle diese Verhältnisse.-

l->!imit schließt diese .Sitzung ab.

Er-kommt anl' die Svenen mit der Mutier zurück. Er erinnert sich -iai.( sie alle glücklich waren, wenn der „Abonnenf Herr S. kam Sie aßen oft nur trockenes Brot und ein Stuckchen kalte Wurst. S bedeutete ein gutes warmes Nachtmahl. Trotzdem hat er die dunkle ErinneniDg daß sich etwas in ihm gegen S. strliulite und dal,- er doch eifersüchtig wLr Kr scheint seine Eifersucht gaiiK verdrängt ■/.» haben. Auch. weiß er sich nicht zu erinnern, ob er mit der jüngeren Schwester nicht mittlen\'eile auch «,- spielt hatti^. Nein! Er weiß es bestimmt. Das war ausgeschlossen Die jüngere Schwester war nie ein Sexnalobjekt für ihn.

Sie unterhielten sich nur köstlich, wenn S. gana rot und-hufgeregt aus dem Zimmer kam. r

,.Haben Sie durchs Schlüsselkicji gesehen?''

Er schweigt. Er kann sich nicht erinnern. Er meint, es könne der*' " Fall gewesen sein. * -, >

Er träumte: '" , ■.'* .

Ich hielt einen Vortrag iilDcr Luft. Dann drehte es sich um Mark-' und Krone. Ich sprach mit einem Deutschen darüber. Er hat mich irgendwie beruhigt. Daim bin ich am Klosett gesessen. Das war ganz -i schmutzig mit Urip. Irgend jemand sagte; Es is( doch gut daß die

116

FetiechismiiH.

Deutfichei. herkommen, daß da Ordnung wird! Plötzlich spüre id. riicii- wärts kitzeln drohe mich um und oben aus dem Loch irit ein ganz tleinei Rn\7. heriinügekütnmen. der mich gekii-aelt hat. Ich hatte merkwürdiger- weise keinen Ekel und keinen Schrecken wie im Leihen.

Dann sind wir im Omnibus gefahren. Da war ein sehi- grober Kandnktßur. Meine Frau ist erst später eingestiegen und hfit sich neben mich geeetiit. Wi& der Kondukteur das gesehen, daß .^io keine Karli? genommen hat, sagte er: „Ah, Si'e reden mit der Frau!^' als ob wir wegen der Karten schwindeln wollten. Dadurch bin ich in Streit ge- raten. Am Stephausplatz habe ich ihuL irgend ein Schimpfwort zu- gerufen. Er sagte: „Icli werde Sie einsperren lassen!" Ich wollte micli über die Brüstung herunterlassen, um nuf ihn hin 7.u fahren und mit, ilmi zu raufen.

Ich war in einem Theater im Bühneneingang. Auf einmal war ein Paket das ich in der Hand hatt«, verschwunden. ., Machte keine Dunun- heiten! Das hat einer versteckt!" Ich rankelte mich mit einem kleinen micßen Kerl, der stärker als ich war. Ich konnte ihm nicht heikomnien. Dann bekam ich das Paket. Darin war ein .schweres beschmutztes Tisch- tuch und darin waren andere Sachen. Ich bin mit dem Paket nach Hause gegangen '/ai meiner Frau, habe mit ihr geschimpft, daß sie nicht bei mir war die ganze Zeit. Wie ich das Paket aufmache, war das i'ote Tischtuch weg. Ich bin zurück zum Thent^r. Da fanden sie das rote Tischtuch,

Ich hin in die Wohnung nach Hause gegangen, es war wie in der I K...gaBSe in der Jugend, Es war liuster. Ich habe mich gefürchtet vor Einbrechern, Im dritten Zimmer war eine Gestalt, eine ganz magere alte schmale Frau. gel)ückt. Sie hatte ein Tuch um, Sie hätte nichts . '■■ zum Anziehen, Ich solle ihr doch etwas Kleider geben. Ich gab ihr etwas. Es war ihr nicht genug. Sie schaute nach und wollte Büclier haben, schaute in einem Stoß Bücher nach.

Dann änderte sich die Szene. Ich suche auf der Straße einen Wagen. Da sehe ich plötzlich meinen Vater. Er kam mir fremd vor. Trotzdem hattie ich eine Freude, ihn mir einzuladen, mit dem Wagen zu fahren. Ich habe aber keinen bekommen.

Wieder ein Wagen. Wir fahren drei einen Berg hinunter. Kio dicker Mann, ich und noch jemand. Wir fuhren ein Stückerl steil her- unter, da stieg der dicke Herr aus, um auf einen anderen Berg aufs Kloee'tt zu gehen. Der Kutscher sagte: Er hätte einen kürzeren Weg aus dem Klosett gehen können.

Ich wende mich der Analyse dieses wichtigen Traumes zu. Er wird aufgefordert, seine Einfälle zu „Luft" zu sagen. „Gedanken sind Luft!" So beginnt, er, dann wundert er eich, wie sich die Luft im Traume in Mark und Kronen verwandeln kann. Dann allerdings kommt er auf die Ent- wertung des Geldes zu sprechen und m&int. das Geld sei ietzt wie Luft. (Wir sehen die Zusammenhänge Luft Stuhl Geld Analkomplex^i Seine Frau habe gestern einen Wind gelassen, ohne sich zu genieren, l'''" sagte ihr: „Du bist wirklich ein erstklassiges Frauenzimmer, Eine ordinäre Person würde sich genieren und einbilden, das passe sich nicht !" Dann kommt «1- auf seine Mutter. Sie habe eich gar nicht geniert. Sie hatte allerlei ekel- hafte Gewohnheiten. Sie fuhr sich mit den Pingeni zwischen die Zehe» und

Watieu-Partialisiuis Sadismus, Kleptomanie.

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steckte eich den Schweiß in den Mund. Sie hatte oft die Hand bei ihrer Scheide, so daß die Hand sehr sUn-k roch. Deshalb ekelten sie eich oft beioi Essen. Wenn sie aui' dem Abort sali, gab es dann einen fürchte rlii;heii Ge- stank. Er wollte nie nuch der Mutter hinausgehen. Der Vater hingegen war ein peinlich reiner Mensch . . .

Plötzlich erinnert er aJch an allerlei ividitige Dinge aus seiner Kind- heit. Kr roch eeinen eigenen Flatus sehr gerne. Er zog die Decke über die Ohren und machte sich eine Höhle, um den JF'latus recht lange festzuhalten. Die Defäkatiun war ihm nach seinem Ausspruche iunner ein Fest. Sie war mit sehr starken i^ustgeluhlen verhunden. Nach dem Stoße seines Vetters kam die Angst, im Abort sei eine Ratt«- (Er sagt immer männlich: ein Ratz!) Die Ratte werde ihn beißen. Nun war ilim die Freude im Abort -verderben. Erst stellte er sich auf das Brett dann aber hockte er verkehrt, so daß er es sehen hätte können, w-enn der E,atz hei-vorkonnnen würde. Später \^errichtete er seine Notdurft auf einem Papier und warf dann den Stuhl in den Abtritt. Erst ]nit 17 Jahi-en gab er auf das Zureden eines Arztes hin die Ratzphobie auf. Seit damals ist aber auch das Vergnügen an der Defäkation gan?- geschwunden.

Wir sehen dcutlicli, wie er sich seine Freude selbst zei-stört hat. In diesem Traume tritt statt des Ekels vor dem Ratz das direkte Lustgefühl, ein angenehmer Ivitzel auf.

Wir setzen die Analy.se des Traunu-s fort. Ein kurzer Traum dieser Nacht versetzte ihn zu einem anderen Auahtiker. Er überraschte mii:h dort, sieht, daß ich selber ein Paraiiatbiker hin, der sich einer Analyse untei- Kieht. Es ist die Rache dos Kmnkcii. der aMi der Autoi'ilJit des Ar.ites

beugen muß.

Seine nächsten Einfälle zu Luft sind: Es hatideli^' sich um liicke und 'dünne Luft. Dann konnnt i-r zum Passus: „Es waren mehrere Deutsehe da."

„Was fällt Ihnen zu den Deutschen ein':"'

i^Deutsche sind ordnungsliebend, sie sind rein. Der Vater war auch t6m. Die Deutschen sind homosexuell. Ich hasse die llomosexualitäi ... Sie haben Jiiir eimnai gesagt daß der ßatz für einen Mann steht, für Ilomo- sexualitäl. Der Ratz kam aus einem Uohr heraus."

Die weitere Analyse ergibt, dali i\i sicli um eine Mutlerleilispliaiitasia hand<'l1 Das Klosett ist die Mutter. Es kommen viele Liebhaber zu ihr. ( D-is beschmutzte Klosett.) Der Vater duldet das nicht. (Es wird Ordnung eenvicht durch die Deutschen.) Aus dem IJohr (der Scheide) konnut der Penis des Vat«i-s. (Der Ratz.) Er erzählt ausfuhrlich von meinem Ekel vor Homosexuellen und daß er nie einen homosexuellen Akt hätte machen kunneu.

Wir gehen zur zweiten Traiimstelle vom Omnibus über. Zum Kon- dukteur assoziiert er: „Ein grober/ dicker Eerl wie ein Biei'brauer. Eni sehr

strenger Mann." .

Wer fällt Ihnen zu dem Mann em:* . . e l. .

"Mir kann nur der Vater einfallen. Er war sehr streng und wir fui-chteteu

un, ^"^ ''™;'l^,.p i^insteliung «um Vater (Liebe und Haß) bricht deutlich A«^rh Wenn der Vater mit der Multor die Aufti-itte hatt«, so nahm er immer P t'i für die Mutler. Wäre er größer gewesen, er hätte den Vater %e- t\ \^ Tn. 'l'railWie holt er diese Reaktion nach. Der Vater sprach mit £ Eter oft woohenlange kein Wort. Darauf bezieht sich die Traun>-

118

Fetwchismus

stelle: „Ah, Öie reden mit der Frau!" Die Fmii steht etatt der Mutler. Die weitere Analyse ergibt, daß er aucli eiue Verladung von seinen Schwestern auf diu Frau vollzogen hat. Aue diesem Grunde ist er impotent. Er hat mit ihr ein Verhältnis wie ßrudei' und ^iidiwester.

Wir kommen zur Stelle vom „Einsperrenlaesen". Einsperren war für

Ulli immer eine ekellnifte und angetbetonte Vorstellung. Er wurde als Kind

(dl eii!f^i'tfiJiTi-l. küdi wissen wir, daß er sadistische Szenen in dem Hotel

aufgeführt hat und Angst vor dem Gericht hatte, ja, daß er jetzt einen

Drohbrief von einem Advokaten erhalten hat. Die Angst, eingesperrt zu

1 werden, ist horechügt und briclit durch die Traumgedanken. Er fürchtet.

! wegen seiner Szenen mit der Polinei in Eonilikt xu koininen. Andrerseits

] eteilt der Onniibus eine Frau dar. Er assoziierte das bekannte Witzwort:

„Wenn meine üroßinutti'r Räder hätte, so wäre sie ein Omnibus.'' Er hat die Phantasie, mit seiner Schwester im Mutterleibe eingesperrt /u sein und sie dort zu züchtigen.

Sein niic.lister Einfall zu „züchtigen" ist notzüchtigen. Er hörte schon als Kind von Notzucht und Unzucht und zerbrach sich den Kopf über die "Unterschiede. Als er onanierte, sagte ihm sein ^ ater drohend, er treüw Tln- zucht. El- stellte sieh in der Kindheit iuimei" \-ur, daß der Mann die Frau schlägt und vergewaltigt. dai;\ er sie züchtigt. Er sah einen Hahn niiL einer Henne verkehren und sagte: Der Hahn züchtigt die Henne. Dabei verstand er, daß es sieh um einen Verkehr handelte.

Er glaubte anch die erste Zeit, daß alle die fremden Henen die Mutter schlagen wiinicn und hatte Mitleid mit ihr. Die Vorstellungi Er wolle ein Mäderl schlagen, heißt, er wolle mit einem Mäderl einen sexuellen Verkehr haben.

Er ist ein Liusgesprochenes Kind und hängt au allen seineu Infantiiismen. Er hat die Entwicklung zum Manne iiocli nicht mitgemacht. Er ist das Bubi geblieben.

Mit seiner Frau spricht er nur in der Kmdersprache. Er iicnnl sie: Maupi, Kraupi, Mutzi, Schutzi, Schnuzzi und erhält von ihr ähnliche Namen. Wie er sich als 6jähriges Kind die Freude verderben wolltt'. war es seine Absicht, sich die Freude am Onanieren zu zerstören. Das gelang aber nicht, so daß er sieh sagen mußte: „Von dieser Freude habe ich doch etwas!" Schon in diesem Alter stand er oft vor dem Spiegel und bezweifelte seine Identität, {Dieses Phänomen können wir bei Mutterlei bspban laste» sehr häuhg beobacht^-ui.) Er fragte sich: „Bin ich das? Nein, das kann ich nicht sein!" Er kam sich fremd vor. Er bekam Angst vor dem Spiegel, weil er dort ein fremdes Gesicht sah und sich fragte: ..Wer ist das?"'

Die Mntteiieibsph antasten haben die merkwürdige Erscheinung des ,,Dejä vu" und auch das Gegenteil, daß ihnen eine Stiaße fremd und neu vorkommt. Alle Jahre erlebt er einmal eine Situation, in der er sich sagt: „Das hast du schon alles einmal erlebt. In der gleichen Gegend, die gleichen Gegenstände, die gleiche Stimmung.""

i Er war 9 Jahre alt, als ihm ein Dienstmädchen ihre Genitalien zeigte. Er solle sich einen schwarzen Punkt an,?chaueii. Nachträglich kam sie mit Syphilis ins Spital. Er verstand schon damals, daß es sich um eine schwere Geschlechtskrankheit handelte. Die Hauptsache bei der Sexualität war das Strafen (Züchtigen)'.

Er stellte sich auch beim Onanieren vor, daß ein Zimmerherr, der boim Militär diente, bestraft wurde. Der Ziniinerherr war Einjahrig-Freiwilliger

ir

Waden- Partiiilisin US. Sadismus. Kleptomanie.

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und erzählte vou den verschiedenen Straten, wie Anbinden, FoÄseln. l-'iii- sperren. Diese Erzählungen gestaltete er in seiner Phantasie aus. Dann ließ er seine Scliulkanieradcii auf die Waden peitfichen, was eine seiner Lieb- lingsphantasien war.

Alle diese Einfälle erzühlt er Ijei der Analyse des Traumen. Sie slellea einen Teil der latenten Traumgcdanken dar und beziehen sich auf seiüC Schuld. Damit kommen wir nun zur Analyse des Traumstückes, das von Einbrechern und von der alten Frau handelt, Zur alten Frau lallt ilun die Großmutter ein. Sie war eine ehrsame, rechtsehaflene Frau, ein starker Gegensatz, zu seiner Mutti^i'. Er fürchtet .-jich vor den lleuegedanken, die in seine Seele einbrechen wulleu. Diese lleuegedanken verdichten sich zur ehr- würdigen Gestalt seiner Großmutter, welche die Bücher seiner Seele kon- trolliert. Wie hast du dein Leiien verbracht? Warum bist du kein in- ständiger Mensch worden? Nun will er den Lebensweg mit dem Bilde dfines

Vaters beenden.

Der letzte Teil des Traumes enthüllt, seine Reuegedanken. daß er seine Frau betrügt. Er ist der dicke Mann, der unter großen Mühen ein Klosett auf eine]!i Berge aufsucht und ein anderes ganz in der Nahe hat. (Einlall: „Das Weib ist ein Klosett" aus dem Fulenburgprozeß.)

Der Traum sagt.: „Bleibe bei deiner Frau und lasse alle Eskapaden. Werde ein anständiger Mensch." E^ ist die Stimme seines Gewissens, die in der Syniptonibildung seiner Parapathie die Dominante darstelU.

Auch das schmutzige Tischtuch soil durch ein reines ersetzt werden. Er grollt seiner Frau, daß sie iim nicht vor Untreue bewahren kann. Der kleine micUi' Kerl ist wein zweites Ich. Er streitet mit seinem inuei'en Mensehen . . -

Das rote TiGchtuch weist auf den Blutkomplex hin. Eb ist, ale ob er seiner Frau etwas vorwerfen müßte, was mit seinen blutigen Phantasien zu- riannnenhängt Er bringt molirere Einfälle, welche das Thema dos Lustmordes lierühren. (Will er seine Frau umbringen und ist deshalb impotent?)

Er träumte:

Yh-.Stckd hatte ein kleines Miiderl, welches mit seinem Dienst- mädchen eine sexuelle Handlung vollzogen hat.

\h ei'sten Einfall bringt er, daß er gest«i-n Abend ein Jucken im After

hatte 'das mit einem Wohlgefühl verbumieii w;h-. Dabei hatt* er die Phan-

titsie'daß er ein AVeib sei. Das war ul» Kind sein größter Wunsch und er

,^nnert sich meiner Schmelzen, als ihm im 3. Jahre seine schönen blonden

Locken abgeschnitten wurden. Er glaubt, daß ihr Dionstmädchcn, J>e \ mzi,

ihm die Locken abgcsclmitten hat. Zu meinem Dienstmadehen allt ihm

S dicVinzi ein. Er erinnert sich, daß er f ^.^ ü^v im Bett gelegen ist,

r Glaubt nicht, daß etwas vorgefallen ist. Beim Waschen habe er immer

h ^schrieen Er sagtn? oft: „Mir wird schlecht!" - besonders nach dem

■■StPu Stoß von seinem Vetter, so daß seine besorgte Mutter mit ihm

^n Irzt ging, der nicht. Ernsthaftes konstatiei-en konnte.

Als Kind hatte er einen typischen Traum, der sich oft wiederholte:

Auf dem Dache der Schule war eine runde Arena, wie eine Kugel, leb w-underte mich, wie ieli so hoch oben bleiben konnte.

l-JO

Fetisch ism IIa.

Oft war in iVn'üoi- Arena Sehnet:, abei- iniiiicr in kugolföniiigfr Gf^stalt. Er inußto durch allcrlDi dunkle Gänge niid enge Ltichßr kriochon, um iiinaul- zukuiiiitien. K.-^ ist ein stereotyper Traum, dei- die Erinnerung an die gc- wiiitigo üriist seiner Mutter (sie war eine auffallend üppige Fi-an) fesliiüll. Zum liusen gelangt er nadi der Geburt,

Er daclite olt au Geburt und Tud. Hclioii als Kind grübelte er (ibur die Frage, warum die Menselien sterben müssen, und hoffte, er werde mr- stcrblieli sein. Wemi er andere Kindei" Hebte, so mußte er sie sei lieftig drucken, daß sie aufschrieen. (Erinnorungen an die UmarmuBgen seiner Mutter.)

Er lebte mit 7 Jahren einige Monate auf dem Lande. Da sah er abends oft, weiße Gestalten im Garten und hatte furehtbarc Angst.

Ich übergehe einige Traumanah'sen, die alte Motive bringen: Un- angenehme Affären mit Mädchen, die er gesehlagen hat, Reue wegen seiner Untreue, homosexuelle Phantasien. ...

Ein wichtiger Traum:

Die Elektrische ist Kweimul vor der Haltestelle stehen geblieljen. Ich habe mir gedacht: Es ist schwierig, gefährlich, nniiiöglieh. an das Ziel heranzukommen.

Dei' Sinn dieses Traumes ist, dali e^ gelälirlich ist, ein Ziel au erreichen. Welches ist sein Ziel? Ihm fallen seine sadistischen Szenen ein nnd wir ei-fahren, daß er eigentlich das Weib envürgen oder erstechen müchte und immer aus Angst vor dem Gesetze knapp vor seinem Sexualziele stehen bleibt.

Dieses Trauma hat auch große Bedeutung: Er ist in der Analyse zwei- mal nahe hei den entscheidenden Enthiilhingen gewesen, aber es war unmöglich, lieiiinzulcommen.

Zu seinem Wadenfetischismus fällt ihm ein. daß ei'das erste Mal an die Waden dachte, als er noch nicht 3 Jahre alt war. Tante Rosa bekam ein Kind und ihm wurde gesagt, daß aie der Storch in das Eein gebissen hat.

„Wo?" fragte er.

,,In die Wade!" war die Antwort. Er glaubte, daß die Kindei aus der Wade kommen. Er sucht immer Frauen mit sehr dicker Wade und einer kleinen Vagina.

Er träumte:

Ich iühltc im Traume eine schwere Hand auf dem Kopfe. Ich habe mich an einer älteren Frau begeilt. Sie gab mir einen Stich in , den Kopf.

Ich war auf einem Rennplatz. Aul einer Anhöhe ein kleines Haus, in dem sich meine Frau befand. Ein Pferd ging durch. Alles flüchtete. Leute schrieen mir zu, ich solle das Pferd aufhalten. Das Pferd vei'- wandclte sich in einen Menschen, der war verrückt. Ich lief davon. Eine kleine Peitsche hinderte mich daran. Dann war ich in einem Zimmer und sperrte die Türe ab. Da bemerlrte ich mit Sehrecken, daß eine zwöte Tüi-e ]ioeh offen war. Ich ei-wachte mit Äugst.

Der Traum ist leicht zu erklären. Er ist das durdigegangene Pl'eid, der verrückte Mann. {Er leidet an .\ngst vor dem Wahnsinn.) Er furchtet

Wadt'u-l'urüalismiis^, SadiBmus, Kleptomanie. ' 121

öeineii eigc^nen Öaciisinut^. Er sollte doch seine Uidenechaften liemraen (das Piend ■üufhiilteii) Abei' swne Lcidtaiscliaft zu pt'ilschen. hindort ihn daran, mit eeiiier Paraplijlie fertig zu werden. Die Haupttüre hat er verechlosBen, aber der Sadismufi kann durcli die andere 'rüre hereinkommen.

Er interessiert sich für die Hinrichtung von Frauen. Er inöcht« gerne

ein Scharfrichter sein. r- ■■ , , j vj^iw

Eini! andere Deteiniinaüon seines FrauenhudBes: Lr nioclite das Weib

'^ '^"'zur^Ueren 'Prau. an der er sicli hegeilt hat, lallt ihm seine Mutter ein an der er noch mit grolier Liebe hing, als sie sclion alt war und ihre Eeize verloren hatte. Die Mutter legte ihm die Hand auf den Kopf, wenn er Fieber hatte. Oft klagte er: „Es sticht nüch im Kopf." Dann war die Mutter bosüudcrs lieb und machte ihm kalte ITiiisi-hläge und süß an semeni

*Die Steile von der schweren Hand auf dem Kopfe ivird erst später ver- etäJidlich werden.

Märchen haben Mets einen äUirkeu ICindruck ■.iu\ ihn ijemacht. Die Stelle in Schneewittchen, da der Jäger dem Kinde das Herz ausschneiden sollte sah er in einer Kindervorstellung. Sie kehrt« dann in seinen Onanie- phantasien wieder. Er macht sehr gerne Ausflüge, traut sich aber nicht mit seiner Frau allein /.u gehen. Es geht immer ein Firund mit, Wie '1h\ Analyse ergibt, benötigt er den Freund als Selbstschutz, um sich gegen die Mord- tendenzen zu aiclicrn. . .

Er war 13 Jahre alt, da spielte er mit emer kleinen Gjahngen Nichte. Er gab ihr Zuckoiln und brachte de dahin, dali sie sich gefallen lieli, we^in er ^ein Glied zwischen die Waden steckte und einen Koitus imitierte. Um diese Zeit hatte er schon Orgasmus mit Ejakulation. Nachträglich korrigiert er daß er die erste Zeit noch keine Ejakulationen hatte, sie erst mit 14 oder 15 Jahi-en anftraten. Diese Spiele dauerten dann mehrei-e .lahre ...

Mit 13 Jaliren verliebte er sich in einen Knaben. Es war ein wimdei- schöner Mitschüler. Kr woUte ihm um jeden Preis gleichen, kleidete sich wie or 3 buhlte um seine Freundschaft. Er war sehr eite, wollte sehr gerne der schönste .Mann sein. Mit 15 Jahren ging er zu einei- Dime. weil er lior.e, S man durch Onanie häßlieh werde, während nn Koitus ein ^ erscUone-

'■"""'SelS einen Zimmerherrn, der ihn angehlieh nicht viel beachtete, ^näter wurde dieser Zimmerherr sein Eehrer m der Elementarschule. Er Sf ein äXer Lehrer waren Homosexuelle, die sich gegenseitig schono Knaben schickten und mit ihnen spielten.

Dieser Lehrer schlug die Knaben auf die nackten Wndflnwaßihn sehrerregte.

C e,«h aber u. ^^^7^^^ ^T^. K.ata, .chla.«,. ,.u Knaben .■• _____ --■-

i

iS2

Fetischismus,

n

Die Geschichte dieser Ehe ist chHffll,-+nri^*;^„i, i- Er lernte .eine Frau kennen afse 6 ?2el ""'T '^'^'^■'^'^'-^"^■ Ihrer Bekanntschaft wurde sie sene Geliebte F, ""7^^^'^ l^"'-^'" ^^'''^ ihr potent war, ob.vohl er ga. £ne S^^^^ p";^'"* '''^'- ^^^* '"'^ t)ei

wurde er jedoch ihrer iiberdSsir"lde utt , "f ^'.!^"tasien hatte. Bald daß sie sich ,nit .nderen mZ!' 2^^ t^ ^''^f'' ^'^ ''' '"-'^^■ um sie nach kurzer Zeit abemals zu vedassen l T^'f ""^ '^''^ ^""^'' fa^t ein Dutzeüduial. Immer war er schZ P'<^es Sp,el wiederholte sich verzichtete. Lebten sie zu=^ mmea so tb < "1^°f ^^^'^^^^ «'^"" «'" auf sie heiratete er .sie, weil er einsah dnVs^/. ' -^^""^ "^"^ -^^^^e'-. schließlich Ende ..ner Leiden ^rl^^^^^^^^Jl^l^^ l-nnt. nnd en. er bei seiner Frau impotent und ist es b\^ Z T\ ^^'' Hochzeit war

Ich merkte, daß er eine Identil^fzlrunl T ""^'^''" '^''^ geblieben,

hatte, und forderte ilm auf alle Knn ^ 'T'' Scliweeter vollzogen

.m die Schwester harmitziteil^I "■""^'"' ^'^ '' ^'^'^ -i^'' -'"^«^n^^eit

trou%;^^:^ giL":;dt;.^ ^::^:i^}r ''v-^-'- '-^^

erlebnisse alle E r i n n e r un gen a n \ !' '' ■^'^^^"'^' Schwester ausgelöscht waren n.J. f.P^^le m i i der Erinnerung an ,.ine Kusine vor Dunkel si-^hf f ^"'^^^ ^'''^ '"""^^ ^ie

haus vor sieh, wo er mit uJ^l^Lttl^^tV"^^^^^^^^ Mutter gespielt hatte. Lieschen heißt aber alh i'""""' ^^^"'' "^^

Analyse ergibt, daß Lieschen .nK^ el ..o^ i^ 'Z''^!!' ^'^ "■^'^^''« Schwester verbirgt. Er behandelt seine S«k l' , '^ '''^ '^''^^''*^' ^''^ iiule me tangere. '"^ ^'^ Schwester. Sie ist für ihn

_ In den ersten Volksschulkkssen saete ihn, einer Schwester spielt nmn nicht da mt fuan t- T' "'" ^"^'^«^ -'^^'^

«in. daß er mit seiner Schw^est^r oft gtspTerhär ^"^"'■■" ^^ *"'^^^ ^""' die öcliwester war die reiche und er dif arml %,"; %/'? ^^^^^ ~ ^i'auen, einem Marktplatz zusammen, klafften iih^... ;)■ ," ^^ ^a™™ sie wie auf die schlechten Wirtschaftsverhältnisse ihL E«-„^n l''"\ ^^'^"^ """* ^^'^ .gekommen. Darauf kömie er einen Eid leL^ p ^'"'^ '''^" '^'='^* ™^- ganz genau. , ^ ^^^^*^"- ^r erinnere sicli an alles

Wir wollen jetzt einen Blick auf «Pin,. 7 Die Zwangsvorsteilungen beziehen sich .,? ^""^"/^/"'■^t^Huiigen werfen. Wenn es ,lnn ..chlocht geht, so mul\ : ' . ^ ^'^"'''^'' ^'^ K""^*'^'"- Hand schauen. Er fürchtet dan,r erw-i?ri.- ^^P^^^i^'^'-t auf die linJce

ihn strafen w^ird. In der letzten Zeit ging ^ Z ^f ^'^ ^^^'^«"- «'«il Oott Du bmuchst dich nicht zu strafen, es wfrd Jin u- ' ^"'^ *^' '^^^ ^**''' ^ hat er aber immer die Angst es könr-tJ ii, ^^ ^^"' ^'''■d!'" iJabei

faUen. Es hat den Anschein als ob er l^L''" '^'f^"^*«'' bedanke ein- etrafen würde, bei dem seine Hand eine RollV .^"'u S"'^ ^^'"«^' Ji^send holt, daß seine linke Hand sciiwer auf sdnem V^' ,^^' ''^T^ ^''«d-""- ^wangsvorsteUungen gibt es eine be.nnH., '■ ?' ^ ^'^^e- Unter seinen Oedanken ziicht vtrgessen ta hat eJ«""*''"'*^ ^^^ ^'^ die schlechten ■üese schlechten Gedanken symbolis.ort wirl) '^"^*' ""'^^ ^««»'t d«"*"

J

WjdL-ij-l'anialisiuus, S;.diÄjiiiLs. Klejttomaiiie. ,,,^

Es komnit vor, daß or einen imgetieiireii Unterschied zwischeu d«i- rechten und linken H.nd m^rkt. AI« ,venn e. .w.i verschiedene Hände wären die emandermeht kennen würden. (Auflö.nng: die .■echle Eand darf niat wissen, ivay die hnke getan hat.)

Jch nuiche Hin aufincrksani, daß link. Inzest und Uomosexualität be-' deutet und daß ledits das Nonnah- darstellt. Seine Sehnsucht sei normal zu sein. Uas ^ei ihm aber nicht möglich.

Er kommt auf die Honiusexualität .u spreche]!. Icli mache ihn auf die Differenz m den Angaben aulinerksam. Die Szene mit dem Vetter hätte er zuerst anl das 14. Jahr, später auf das 7. verlegt. Diese Unsicherheit -er- rate, daß es Sicii um zwei Szenen handelt.

Er wird aiiigelorderi, die Szene mil de.n Vetter genau zu erzählen „Ich war / J.hrc alt m,d lehnte- zum Fenster hinaus. Da kam der Vetter und gab mir einen b^hlag auf den Hintern. Da habe ich gefürchtet er habe n.,r eUvus verletzt. Ich hielt mir immer die Hand v.r den Pcpo' Nadi kurzer Zeit knm die Ru.lennngst. Eine Ratte kennte mich in den Hintern heißen.

[ch niaehe ihn aufmerksam, daß die ganze Geschichte etwas unwahr- scheinlich klingt mid daß es sich offenba,. um eine Deckeriimeruiie handelt ü-r Pide an Iraunizusländen und solche Menschen haben die Gabe etwas im Dammerzn.stand zu erleben und dann angeblich zu vergessen

Lr solle sich dudi an den Zimmerherrn erinnern, der oflenbar zu seiner Farapathic gewisse Beziehungen habe.

Er erzäiilt vüu dem Zimmerherrn, der offenbar ein perverser Man.« war. Er hat e mit der Mutter und wal,rscheiiiH<:h auch mit der Vinxi ein \erhallms gehabt. Einmal ivaren beide Erauenzimmer lange Zeit im Zimmer des Lehrers. Er hörte Lachen und Weinen und dann eine sein- erregte, hisüge Unterhaltung.

„Waren Sie nie im Zimmer beim Zimmerheirn?"' „Nein! Bestimmt nicht!"

Nach einer Weile sagt er: „Oder doch ... es kommt mir so vor daß ei- mich unternditet hat, Er rief mich in sein Zimmer und ließ mich etwas lernen. Ja. jetzt sehe ich es vor mir. Er hat mich mit einer Kuie a.uf die Waden und auf das nackte Gesäß geschlagen."

„Hat er sonst etwas mit Ihnen gemacht?"

„Ausgeschlossen."' . . .

Es folgen allerlei homose.xiielle Phantasien aus seiner Eindlieii und seine Erleijnisse mit ITomoscxiiellen. die ihm wiederliolt die lockendsten An- träge gemacht lilitteii. Er halx' alle Aniiäge mit Ekel und Entrüstung zurückgewiesen.

Wälirend der Erzählung bitlcL er um Entschuldigung. Er halle plötz- lich einen heiligen Stiihldiang bekommen. Er kommt zurück.

„Es ist unanständig. Aber ich muß es Ihnen sagen. Es war mir so. als ob ein dicker Stuhl rückwäi-te stecken würde. Und en war gar nichts. So kann mau sich täuschen . . ."

Ich merke, daß es sich um eine hoinose-\ueUe Phantasie gehandelt hat imd mache ihn darauf aufmerksam. Er scheine eich doch über ein Erlebnis seiner Jugend nicht im Klaren zu sein.

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1 124 Fe tisch ism US.

Ei- kann nichts dazu sagen. Die Übertragung gibt er zu, lehnt aber 'eine andere Foiiri dor Liebe als die seelische zu Männern als gemein und onverBtäTidlich ab. Er habe angeblich nie homosexuelle Phantasien.

Die liehandlung stockt. Es gibt allerlei Widerstände. Er äträiibt sieh. gegen eine Erkenntnis. Einige Träume bringen uns ein Stück weiter. Er träumte:

Ein kleiner Raum. Ich bin mit meiner Mutter imd der Schwerter. Ich khnglo dem Dienstmädchen. Ein schönes blondes Mädchen erscheint Ich klingle lOmal.

l Zu tiiesem Traume fällt ihm ein, dali das Uienstmädchen das Glicht

eeiner Schwester hatte. Die Zahl 10 verfolgt ihn seit einiger Zeit Vor j einigen Tagen wachte er auf und hörte die Zahl 10 ausrufen.

»Der zweite Traum lautet: Es war in unserer kleinen Wohnung. Da-.elbst schlioien auch ■' mehrere Aristokraten. Es war dort ein Diener, der alles a,i2uschaffen

hatte. J^'-^var eine w.chtige Persüiüichkeit. (Ein großer Maeher.) Es war eme Art Wettkampt Ich hatte vom Bett ine Vor^inime. vm reiten. f Ich war Sieger und erhielt 6 Punkte. Dann ritten die Ari.t.,kraten mit

.dem Diener in den Prat^n ohne sich um mich zu kümmern Ich ritt nach rückwärts zum Trabiennplalz.

Dann sah ich einen häßlichen großen Vogel auf dessen Hchnabel meine Frau saß. Endlich .ah ich meinen Vater und mehrere andere Personen wegtahren. Immer weiter weg, bis sie mir entschwanden.

AnmhuA war ihm die Frau auf dem Vogel. Es fällt ihn. ein daß er gestern vm wenig emnickte. Se ne Piau weckte il>,i n. \ k. -

sondern eine alte runzelige häßliche Prau. SeSn E^tzuS Vo^Taü^^t S Vogel ist ein Storch, der die Kinder bringt ^

Der Vogel ist hier also das phallische Symbol seines Vaters. Seine

Imirt r ht" r-f ■■ ^^'r'^' ""^ ^P-''"=^tezoenlraum.) Das alte

haliliche Gesicht erinnert ihn an die üreßmutter. Er weiß nun daß sie und nicht de V nzi ihm mit 'J Jahren die H-,:.,..- ,. l wcii.s nun, aAi> sie komplex - Impotenz. Bei seineiP^au i,i e^ 0.^ ^^^"'" "^'- ^"^TT fällt ihm ein, ]aß das Wettreiten v n d m Bette n"v ™'" '"'""f". ^ Im Vorzimmer schlief einst seine Schwester S tiß silh ■'■''h''''' n"

ob er zu ilir geritten ist. Er weiß nur faß ,■ oin I ^ T^ I'VT'T' ihm ans unbekannten Granden -eggeaommL^w «""sf tw 'daraul onaniert zu haben. Mit der Schwester spielte er oft PferdtrI- tdi KuSer und Pferd. Das weggenommene Pferd scheint ak e^nl n i »^"^ -^^

die Schwester zu stehen. ^^^ ^'"^ Decken miening für

Die ersten sadistischen Regungen scheint ,.,- . n^ .

geübt zu haben. Das Pferd kam tuf den S Ld n i?T t ^\f """' Es wurde ihm immer versprochen: ,.Wenn Tbrarb , r^"""-'f^r''T'; Pferd herunter.'- A^r es kam niemals. niemair^iSr '""^'.^^ ^^'de S Teile des Iraumes sind derzeit nicht zu deuten ' duu<,ic

Wir sehen hier deutlich den „Entzieh ungskomnlex" - vn„ p j K"«-

Sprclpferde den Schwanz ausgerissen hat.

\1

Waden-l'artialismua. Sadismus. Kleplomaiiie. Ig5

Ein Traum setzt da« Thema vom Pferd fort:

Ich war tun Laui-öiiKorborg und wollte mit meiner Frau in einen

Einspänner einsteigen. Der Kutscher fiel vuni Bück midi vorne iiljsr

das Pferd. Ich lief dann mit meiner Fr;iu diivon und lieli den ne;iG«

Anzug im Wagen. Idi war im Hemdo und liatte einen Anzug in der

Hand Auf der Brandstatte kaniou aus einem Hanstor ein Mann un4\

eine Frau.

Am Laurenaerberg') hatte er sein vorletztes unangenehmes Erlebnis.

vor der Ehe Er lief damals in ein Gesdiäft, weil er eine Peitsche kaufen

wollte Er hatte ein Mädchen gefunden, das mit ihm ins Hotel ging und

sich dann als eine Hure entpuppte, die ihm ordentlich das Geld abknöpfte. M

Auch anf der Brandstätte') hatU> er ein peinlidies l-^rlebuLs. das totzt« L

vor seiner Ehe. Dann beschloß er zu heiraten, um eich von der Paruphilis >■

Wir sehen also, dali seine Ehe eine Beziehung zur Paraphilie hat. Er fürchtet geeund au werden und seine Paraphilie ku verliere»: Darmn iet er bei seiner Frau impotent. Er kömite dann die Lnst an den Peitscli- szenen verlieren, die ein kostbarei- Schatz aus Beiner Jugend sind und sich auf seine Schwester zu beziehen scheinen. Der neue Anzug bedeutet die J

neue Einstellung zum Leben. Aber der Kutscher {sein Bewußtsein) erliegt ^ 1

der Macht der Impulse. . » ,, v, , . ' I

Er erinnert sich, daß er mit 4 .Tuhren einen Ballen gesehlagen hat,

weil er ihm nicht gefolgt hat. Dann nahm er einen Trichter und steckte

ihn in den Ballen, so daß er ein großes Loch machte und der Ballen dann ^

verdorben war. worüber er sehr weinte.

Die näheren Beziehungen dieser Erinnerung zu semer Paraphihe sind

noch nieiit klar. Das sadistische Moment (Ballen Frau) scheint deutlich

erkennbar zu sein.

Aus verschiedenen Traumon ergeben sidi Anhaltspunkt«, daß er sein erstes Erlebnis mit seiner Schwester hatte. Er ei'innert sich dunkel, daß er als Kind zu ihr ins Bett kroch. Auch bei der Mutter lag er oft im Bette und fühlte sich sehr wohl neben ihrem wannen weichen Körper.

In diesem Stadium bricht er die Analyse ab . . .

Nach einer Pause von 4 Wochen setzt er die Analyse fort und epsuclit. um Analyse folgenden Traiunes:

Ich habe mit einem Kind (Mi/.zi?) etwas gemacht und irgend, eine

Frau ist mir darauf gekommen. {Multer der Mizzi?) Nachher ist das

Kind im Bett gelegen und hat zwei Stangen in der Luft geJiallen, dünne

Stangen, und forderte mich auf. wieder mit ihr etwas zu machen. Ich

' habe absiehÜich gesagt: Nein, ich maclie es nicht!, damit die es vei-

boten hat, hören soll, daß ich es nicht mache.

Wie ich aus dem Traume erwachU-. hatt« ich das Gefühl, daß ich mir

recht.< und links eine Stange in die Hippen stoße. . , , .

Zu den Stangen fallen ihm spontan die Bmne seinw Schwester ein. .

') Gasse iu (iw liuturt« Stadt.

ti*!

'r.

i

126

Fciiscliismiis.

Eb iöt uiiiiiögUch, etwas Näheres über den Traum zu ßrl*ahi-eii. I'^r spi'iflit über Aktualitäten, kommt zur Sitzung zu epät und zeigt heftige Widerstände. Ich enteehließe mich zu einer anderen Technik und hypnotisiere ihn. Er läßt sich leicht hypnotisieren. In der Hypnose erhält er den Aiiltrag, über den Traum nachzudenken und eine Szene aus der Jugend zu i'epioduzioieii, die ihm einfällt und welche den Ti'aum erklärt. Er spricht ungefähr f olgendernnißen :

„Ich sehe meine Schwester. Ich sehe ihren schönen blonden Kupf, Sie liat ein blauts Mascherl. Es ist Abend. Die Eltern sind ins Theater ge- gangen. Vinzi (das Dienstmädel) läßt uns allein. Wir spielen Schule. Sie ist die Lehrei'in. Wir sitzen erst in einer Bank. Sie unterrichtet mich. Dann spielen wir Ilunderl. Ich bin der Hund und fange sie zu beißen an. i«li beiße ganz s;inft die Anne und die Wangen. Dann fällt sie zu Boden und liegt ruhig, wie willenlos, da. Ich ritiirzc mich auf sie und sie gibl die Beine auseinander. Sie i'ühit sich nicht. Dann lecke ich sie. Sie zuckt Iieftig mit den Beinen und hält mich umklammert. Dann springe ich auf. Sie' droht mit dem Finger; Du ekelhafter Bub dul Wir spielen wieder. Ich wiederhole das Spiel einige Male. Da konunt die Vinzi ins ^inmier und drolifc, sie wird es der Mama sagen. Sie schlägt mich ganz leiclit auf den Hintern. Dann sind wir still. Ich esse ein Butterbrot. Wir gehen ins Vor- zimmer, Vinzi ist wieder weggegangen. Sie die Scliwester setzt sich aufs Fensterbrett. Ich lecke wieder und beiße in die Wade,"' Er wird aus der Hypnose erweckt.

El' weil,!! nicht, was er gesproclien hat. Die Szene wird ihm mitgeteilt. Er zeigt heftigen Brechreiz.

In der nächsten Sitzung wiederholt er die Szene mit Ausschmückung einzelner Besonderheiten. Der Kunnilingus scheint sich mehrere .Male wiedei- liolt zu haben. Dann kommt es zu einer neuen Enthüllung. Ohne daß ich eine Frage an ihn gestellt habe, berichtet er ungefähr folgendennaßen;

„Ich sehe einen großen, weißen einen mächtigen Bauch. Icli babe meine Finger unten. Ich rieche an meinen Fingern und stecke sie in ilen Mund ... Ich liege zwischen den Eltern im Bette. Ich richte mich auf. Beide Eltei-n schlafen fest. Ich Icrieche zur Mutter ins Bett. Sie läßt -sicti OS gefallen. Ich krieche zu ihren Füßen und umanne ihre Waden. Ich lecke ihre Füße und lecke dann die Waden. Langsam krieche ich höher . - Pause . . . Nein! Das ist nicht möglich! Doch! Ich sehe es ganz deutlich. Ich lecke meine Mutter. Sie schließt die Beine eng zusammen, so daß mich ihre Knie berühren. Sie kraut meinen Kopf . . .'')

Es folgen dann Einzelheiten und Wiederholungen, die ich übergehen kann. Die Mutter war wie mir zufällig bekaimt wurde eine Mei-etri.-; und genoß den schlechtesten Ruf. Ihre Sinnliclikeit war pathologisch. Noch im hohen Alter oblag sie ihrem Gewerbe, teils aus Lust, teile aus Gründen de« En\'erbes,

Er wird aufgefordert, seine Einfälle zur Rattenphobie zu sagen. Er sah (8. Jahi') im Prater zwei Riesenratten. Die hatten einen so großen Bauch

*) Vgl. den ersten Teil des Traiumes von der „schweren Hand auf dem Kopfe" Seite 120. -

I-

W ade n-l'anialis Ullis, Sartisiniis, l\li'ptnniaiiie.

127

und gewaltige Schwänze. Sah in der Kindheit ein furchtbares Bild: Hatto im MiuiButui-m, bei Watäser und ürot öitmid. Die Mäuse liefen hin und her..

Der Itatteiifänger von Hammeln. Kaulquappen haben aucli bewegliche Schwänzt'. Die Katteii haben bewegliche Schwänze. Ich sehe Schlangen, die sich winden und drehen. Ich sehe jetzt, daLs ich eine Nudel') im Munde habe und wie die Nudel, fett und glatt, feucht und glitschig, langsam hei'initerrutscht. Ich beil.W an einem Penis und lasse ihn nicht los. wie ein Hund, der etwas im Maule hält und es iiiclil- ausla-ssen will. Ich ^ehe einen kleinen Ponif; ohne Haare wie ein ßruunenrohi-. Stadtpark, Donau- Weibchen (Kine halbnackte. Brunnenfigur.) Kinder spielen im Sande. Mit einer Rute, die hin- und herbewegt wird. - Schlangonförmig wird siejwwegt.

Jemand schreckt uns mit dem Sehwanü einer toten Ratte . . . Ekelhaft.

^ngst imd Ekel. Zwei Schwänze, die sich hakenförmig in einander

verschlingen einer hängt an dem anderen. - Zwei Männer umarmen sich, sie umschlingen sich. Sie gehen Hand in Ihmd mit verschlungenem Penis fort Eine Ratte steigt einem Manne aul den Fali und ki'axelt ;»n ihm heriuf (EkeD Die Nudel im Munde. - Ein Kanarienvogel. Mit 5 Jahren sah ich das Glied des Vaters. Wenn ich onanierte und inir die Freude stören

i^ dachU. ich an das GUed des Vaters und die Freude war ..ofor, ver- schwunden. Jetzt habe ich Ekel vor jedem Ghedo wie vor einer Ratte. L. fsm mir der Lehrer ein der homosexuelle, der bei uns wohnte. Er war eLUöne. Mai^ 4 war in seinem Zimmer. Was war in dem Zimmer?"... Hier bricht die Erinnerung ab.

Seine Schwester halle ilnii mitgeteilt, daß er noch mit 13 Jahren an der Wade der schUifenden Mutter onaniert hatte hie war das bei ihm .chon gewohnt. Die UniUv hatte einen entsetzlichen Geruch. Beim Onaniereu «'ar ihm der Geruch nicht störend, sondern wirkte aufreizend.

Er träumte:

Es ißt das Zimmer in der R.-Stralii;. Ich sitze beim SchreibLirfcli. habe auf dem Schoß ein kleines Mäderl und lecke ihr die Augen aus, welche tränen. Im Nebenzimmer ist die Türe offen, da ist ein runder Tisch da sitzt die Familie, darunter ein Herr mit Zwicker. I «llution . . .

Ich habe einen Streit mit Herrn Pfeifler. Er gab mir eine Ohr- feige ich wai- feig und habe ihm nur zum Scheine einen kaum angedeuteten rackenstroicli zurückgegeben, mehr au. Hotz, so daß er sich brüsten konnte, er habe mir wirklich eine Ohrfeige gegeben.

li-h hatte eine Einladung in ein Sanatorium. Das Sanatorium wsr ■luf einem Berg in Wien und doch am J.nnde. Wir sind von lückw^irts angekommen, es war ein schmale« Haus und wie wir hineingehou, haben Bauernkinder gespielt und ich habe gesagt: Schon ist es au dem i.and, wenn die Sonne spielt. Ein Herr, der mit seiner Frau angekommen let, dachte in dm Momente dasselbe. Im Foyer großer Andrang beim. Portier und der hat uns gekannt. (Wir waren schon einmal da.) Drmnen wie eine \-orstenung. Ich habe vorne emen Plat« gehabt und zwei Leute, larunt^r ei« niießer Jud. waren mit mir. runder gebogener Rucke,.. größer als ich Ich habe ein Papier genommen und es ihm rückwärts

•'Vln Wim wird Nudel für Penis gebraöcbt.

V

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.. Fetischismus. ■-"

1 ^o

hineingefit<>«kt, daß die Leute über ihn gelacht haben. Er setztö- sieh auf meinen Platx.

Der erete Traum erhält einen Nachtrag: seine Schwester war auch dabei Er enthalt die Wiederholung und Bestätigung der Kunniliugusszene. Das Auge steht für die Vagina. Der Herr mit dem Zwicker ist der Vater der ihn. einmal aus dem Bett der Mutt^^- gewiesen und beim OnmiieiTii ci-t.aiH>L

und dafür gestraft hat.

Der zweite Traum stelll- .seinen imieren Kainpl dar.

Das dritte Traumstück erhält seine Erklärung durch den Portier, zu dem ihm der verstorbene Schwager einfällt. Seine Schwester führte emen leichtsinnigen Lebenswandel wie seine Mutter. {Im Foyer großer Andi-ung das Sanatorium ist ein Bordell.) Der groise mielk .lud macht seiner Fra.u den Hof. Er nimmt seinen Platz ein. Er fürchtet betrogen zu werden^ wie sein Vater. Die Kinder, die in der Sonne spielen, sjmbolisieren die üeni-

Es fällt mir auf, daß in dem nicht gedeuteten Traume von den Aristo- kraten (S. 124) Georg nach rückwärts zum Trabremiplatz reitet. In diesem Traum steckt er dem niießon Juden ein Papier rückwärts hinein, so dail di^

Leute lachen.

Er bittet um eine Hypnose. Er wird leicht eingeschläfert und. aur gefordert, seine Einfälle zum Traume (S. 124) zu sagen. „Wer ist der Diener?" Er gibt folgende Erklärung:

..Die Aristokraten sind die Ei'wachsenen, die Kinder si'iid die gewöhn- lichen Mensehen. Die Aristokraten fahren in den Prater, das bedeutet, Jat!" die Eltern in den Fral^er gegangen i^ind. Der Diener, der alles anzuschaffen hatte ist der Zirameihei'r. Er hatte auch einen Zwickei', Er war der Mann mit dem Zwicker. Er war der Geliebk' meiner Mutter und der Vinzi. Im Vorzimmer hatt^ ich mit der Schwester gespielt. Der Diener, der große Macher und der große Vogel sind das Glied des Zimmerherrn. Er liatte ein sehr großes Glied ■" _ „Woher wiesen Sie das?'" ,.Ich habe es Ihnen ja erzählt." Bitte erzählen Sie noch einmal." (In Wirklichkeit hatte er nichts von dem Gliede des Zimmerherrn erzählt, offenbar hatte er sich vorgenommen, darüber zu sprechen und glaubt, daß er es getan liat, was in der Analyse außerordentlich häufig vorkommt.)

. Nun ja . . . Der Lehrer hat mich unterrichtet. Wir waren oft allein in seinem Zimmer. Da gab er mir das Glied in die Hand, das ich in meiner linken Hand hielt und rieb, bis ein weißer Saft herauekam." Wie oft kann das vorgekommen sein?'' „Zehnmal ..." Sie wissen es bestimmt?"

Ja, zehnmal." (Siehe den Traum S. 124.) ^

Was bedeutet das im Traume: Wir sind von rückwärts angekommen. Wamm stecken Sie das Papier rückwärts hinein?"

Der Lehrer ließ mich entkleiden und schlug mich mit einer Rute gan^ leicht "auf die Waden. Das hat er später in der Schule auch gemadtU E'' versuchte auch, sein Glied in meinen After einzuführen. Ich hatte Schmerzen und habe sehr geschrieen. Da hat er mir den. Finger eingeführt und ich habe

! ^

Wacleu-Pai'ti^lisniTis, Sailismus. Kleptomanie,

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dabei ein großes Vergnügen gclmlit. Ich stand ganz in öeinpiii Banne. Kr war der Lehror und saglo, ich niüsrio alles inadion. Wenn ich aber dan'ibur s^ji'cclicn würde, su müßte ich sofort stei'ben.'"

„Wissen Sie noeh. wie der Lelirer heiiU'r"'

„Natürlich weiß ich das. Soiinenthal!" („Schön ist es auf dorn Land, wenn die Sonne spielt.")

„Er ist auch der Herr mit dem Zwicker. Kr iiat midi am gan/.en Körper, besonderf^ in die Wangen und in den Popo gezwicki. Er hat dann verlangt, ich solle mein Glied bei üim eiiiführen. Er hat daan den Eiiekeii nach vorne gebugen. Er war eigentlich ein mießer Jud." („Drinnen war Vorstelhmg. Ein mießer Jud mit rundem gebogenen Rücken war mit mir.")

„Erinnern Sic sieli an alle diese Dinge ganz deutlieh?''

„Ja.'-

„Weshalb haben Sie denn vorher nichts davon erzählt?"

„Ich weiß es nicht. Herr Doktor, kann ich die Angeu aufmachen? Ich sdilafe gar nicht. Ich bin ja wach. Ich weiß überhaupt nicht, ob icli bei der ei-sten Hypnose geschlafen habe oder ob ich gespielt habe. Idi glaube, die Sache mit dem Sonnenthal habe ich immer gewußt. Ich wollte sie nicht wissen, wie Sie so richtig schreiben. Idi liegreifo nun, waiuai ich so auf der Gasse herumlaufe. Ich will alle die Sachen wieder edeben, die ich in der Jugend edebt habe. Ich laufe meiner Jugend nadi.-

Es war noch die Impotenz in seiner Ehe zu erklären. Auch diese fand eine unerwartete Lösung. Es konniiL zum Vorschein, daß er sich die Impotenz selbst inszeniert. Er hat doch seil der Jugend den Kampf mit der Freude. Er darf keine große Fi'eude haben und liat sich schon als Kind eine eonderbaro Fragestellung ziirochtgelegl : Was habe ich von der Fi'cude? Er stellte sidi vor, er wäre nach der Freude und daim wäre ja alles das gleiche. Er hat bei .'deiner Frau eine gule Kieklion. Im Momente, in dem er den Beischlaf vollziehen will, l'iilit ihm lier ..philosophische Gedanke" ein: „Stelle dir vor, es ist eine halbe Stunde später. Was hast du dann von der Fi'eude?" . - - Und die Erektion geht dann prompt zurück.

-. Die Erklärung dieser lusKcnierung einer Niededage gellt auf die Kind- lieit zurück. Er hatte ein heißes Begehren auf seine Sdiweetern. Er verdarb sich sein Begdireii durch die Fi'age; ,.Was host du von der Freude nach einer halben Stunde? Was hast du von der Freude morgen? Was hast du von der Freude nach deinem Tode?'' K\ivz. es gelaug dim, seine Sdiwestern zu entwerten und so in den Hinlergrund des bewußten Begehrens zu schieben, daß er im Beginne der Behandlung von dieser Einslellung keine Ahnung hatte und wiederholt, die Frage aufwarf, wieso es komme, daß er gar keine sexuellen Erinncjaingen an seine Sdiwestern habe. Nun, wir haben es gelernt, daß er allen Grund hatte, ein bö.ses Gewissen zu haben. Er fürchtet Gott uiid will sich jede Freude im Leben verderben. Kr ist bei seinei' Frau im- potent weil er sie begehrt und nicht verdient. Sclion als Kind glaubte er: Alle Menschen sind mit Gott gegen mich verschworen! Und diesen Glauben hat er noch heute. Er ist ein Pechvogel weil er kein Glück haben darf. Fr hat die schönste Frau und kann ihr nicht beiwohnen. Er boginnl. zu nhiloeophiercn in dem Momente, wo er koitieren sollte. Das ist kein Fatum. Das ist eine selbst gewollte und gesdiickt inszenierte Niededage.

St.kBl, StÖmuBen fl«. 'rri«!.- n"d AflBlitlel.=n., VII.

130

Fetischismus.

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Die Analyse war beendet. Die Zwangsvorstellungen quälten Georg nicht mehr, er konnte auftreten, ohne sich seinen Erfolg zu hindern. Er verlor den Drang, Mädchen nachzulaufen und die sadisti- sehen Szenen aufzuführen und es gelang ihm nach einer Übergangszeit von 3 Wochen mit seiner Frau den Koitus auszuführen. Sie war ihm nicht mehr Schwester- und Mutterersatz.

Der Fall bietet in mannigfacher Hinsicht ein ganz außerordent- liches Bild. Wir sehen erstens die Macht der infantilen Erlebnisse and den Einfluß des Milieus. Eine verderbte Mutter, die ihr Kind benützte, um mit dem Schein der Ehrbarkeit (eine verheiratete Frtiu mit einem Kind ein Kunstgriff vieler Dirnen, die sich zu diesem Zwecke Kinder ausborgen, auch eine Spekulation auf pädophile Einstellungen) Männer zu erobern und ihrem Gewerbe nachzugehen. Als Gegensatz ein sitten- strenger Vater, der als Vertreter der Moral neben der frommen (jirof-- mutter die Forderungen der Religion vertrat. Der Zwiespalt in seiner Seele war durch diese Umgebung von Jugend an festgelegt.

Die Heirat war ein Versuch, sich aus den Banden des Infantilis- mus zu befreien. Aber durch die Identifizierung seiner Frau mit der Schwester wurde sie Tabu und der Weg zu seiner Paraphilie war wieder geöffnet.

Wir sehen einen mächtigen Impuls, der eine Wiederholung der kindlichen Erlebnisse verlangt. Die Szene, die er im Hotel aufführt, ist eigentlich ein Mixtum compositum und aus mehreren Erlebnissen zu- eammengestellt. (Mutter, Schwester und Lehrer.) Sein permanenter Kampf gegen die Homosexualität führt zu Verdrängung und Ein- beziehung seines homosexuellen Erlebnisses in die spezifische Szene. Er wird der Lehrer und das Mädchen wird der kleine Bub, der auf die Waden geschlagen wird. Es erklärt sich auch, daß er bei dem nach- folgenden Koitus so ungeschickt ist und den Introitus vaginae nicüt finden kann. Er sucht eigentlich den Anus des Lehrers,

Die Kleptomanie spielt eine nebensächliche Rolle, sie wird aber durch die Beziehung zur getragenen Wäsche sexuell interessant und geht auf einen primitiven Trieb, auf den Riechtrieb zurück. Schon als kleiner Knabe benützte er die Wäsche seiner Mutter, um zu onanieren. Reste dieser Neigung sind ihm geblieben und er würde auch jetzt als Er- wachsener gerne wieder Wäsche stehlen, wenn es niclit so gefährlich wäre. Nicht alle diese Fälle zeigen eine Beziehung zum Inzest, wie der vorhergehende.

Wagner-Jauregg beschreibt emen Fall eines Dienstmädchens, welches die Hemden ihres Dienstherrn stahl, um sie des Nachts zu tragen. Ich kenne ein Dienstmädchen, das die schmutzigen Hemden ihrer Fran gleichfalls als Nachthemden benützte und von der Frau .überrascht

Wiidcii-i'ai-iialisuiiis, Sadisiiiiif, Kleptomauie.

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wurde. Sie erlitt einen hysterischen Anfall und wurde mir zur Begut- achtung gebracht. Es war nicht schwer zu konstatieren, daß dieses Mädchen in ihre Frau verliebt war und sich am Gerüche ihrer Wäselie erregte.

Es gibt Kleptomanen, welche Unterhosen, Strümpile, Sacktücher, Mieder usw. stehlen, um sich durch sie zu erregen. Sic werden gcwölm- Ucli als Fetischiäten beschrieben. Wenn unser Patient sicli nur mit den Wäschestücken begnügt, sicli emen Hareui solcher Stücke angelegt, au£ die Frauen ganz verzichtet hätte, so könnte man ihn als FetiBchieten bezeichnen. Sein Wadenpart ialismus ist durch mehrere Erlebnisse de- terminiert. Die Behauptung von Sadger, die angeblich Freuds Ansicht darstellt, jeder Fetisch repi'äsentiere das Genitale (die weiblichen Genitalien) erscliöpft das Problem nicht.

Als Beweis werden Fälle angeluhrt, die eich nach der Analyse gebessert hätten. Ein Busenfetischist {SadgerB Bezeichnung!) verliert nach der Analvse das monopolisierende Interesse für den Busen und beginnt zu koitieren, d. h. sich für das Genitale zu interessieren Das ist natürlich kein Beweis, daß der Busen das Genitale im ^v-orthchen Sinne vertritt. Jede erogene Zone kann schließlich genitahsiert werden, die Rolle eines Gemtäles spielen. Wird die infantile Fixierung auf- gehoben, so tritt das Interesse für das Zentrum der sexuellen Be- ziehungen in den Vordergmnd. '- '

Wir haben in dem vorigen Fall (Kapitel II) von Busenpartial.smus ..esehen wie besondere Umstände das Interesse für eine bestimmte ero- gene Zone auch nach der Pubertät ohne inzestuöse Beziehung fixieren können. In dem erwähnten Falle war der Busen das Erinne- rungsbild der unvergessenen ersten Gehebten. , , . ,, Der Partialismus ist so verbreitet, daß wir ihn als eine voll- kommen normale Erscheinung auffassen können Er hat natürlich seine individuelle Begründnng. Wie viele Fäll, müßte ich anfuhren wollt i-.b alle Fälle von Partialismus psychologisch und analytisch aufklaren! Die' angeführten Beispiele mögen genügen. Das Buch hat n^chtdie Aufgabe ein Kuriosenkabinett zu sein. Haben wir einige dieser Kunosa analyt s h erklärt, so ist unsere Aufgabe vollendet und wir wenden uns der kompli^^i-'t- Aufgabe zu, die Fälle von echtem Fetisclnsmus analytisch zu deuten. ..*.,--

Kehren wir nach dieser allgemeinen Auseinandersetzung zu dem A.^ TT^ll 7iirück Georg spielt eine bestimmte Szene - und er ""■'utl" li 1 M "bs i.t ilnn'ni*. geUmgon, di. intartilo Tyrannei ? Svl Lm n%« über,vindsn und sich an ein Objekt de,- Gegenwart 'Tffri en .nteriiegt dem Z.van,e der Reihenbildnng, e,- ,rt aneh Sohl imstande, .ein- Begehren dauernd auf e i n e Person zu r.eirten, d,e.

ia3

Fetischismus.

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selbe.' MasocUistiii, allen .einen Wünsdien beroit.villig ontgegenkonmit E V rsucM .oh! noch ein paav Wiederhoh-.ng.n, ab.r bleibt n.cht bo. S,nr;vüimhngen Objekte E,- .nuß aul cUe St.aße e. .uß nach neuen Obiekten Ausschau halten. Er sucht nicht das Mädchen, das sich-^Uhg felm «nd schlagen läßt.- er sucht den W > d e r s t a n d, den er über- winden muß und kann. ,,,,,-.- A Ivc Dei- Zufall fügte es daß einige Zeit nach Abechlußdieser Analyst- bei mir ein Kollege mit einer Patientin erschien, welcher der Meinung war das Mädchen leide an einer Paralogie mit Halluzinationen, weil sie einen ganz unwahrscheinlichen Roman üboi' ihre Vergewaltigung kon- struiert habe Ich ließ das Mädchen diesen Roman erzälilen und erkannte sofort daß es sich um ein Opfer Georgs handelte.^) Ihre Schilderung: deckte sich mit den mir sattsam bekannten Tatsachen. Ich konnte den Kollegen beruhigen. Es handelte sich nicht um eine Paralogie und Erfin- dungen, sondern um traurige Tatsachen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich daß Georg mir seine sadistischen „Spielereien" viel harmloser dar- -Geteilt hatte, als sie eich in AVirklichkeit abspielten. Das Mädchen war von einem Herrn an ihn empfohlen worden, um tanzen zu lernen. Geor^ fülirte sie auf eine halbdunkle Bühne und ließ sich einige Schritte vor- machen. Elise so wollen wir das Mädchen nennen eine 'iliährigc Überspannte Hysterika, hatte nur einen brennenden Wunsch: eine be^ rühmte Tänzerin zu werden. Sie hatte aber früher nichts gelernt und konnte nur einige Tanzschritte und graziöse Knixe vormachen. Georg sagte ihr, sie müsse sich eine strenge Schule gefallen lassen, um eine Be- rühmtheit zu werden. Er ohrfeigte sie und yi)errte sie eine halbe Stunde in ein dunkles Ziinmercben, riß sie beim Kopfe nach unten, schließhcii fährte er sie in sein Hotel. Dort ließ er sie bis aufs Hemd entkleiden, schlug sie mit einer Gerte er konnte sich keine Reitpeitsche ver- schaffen — auf die Waden; wenn sie „schlechte Schritte" machte. Er befahl ihr, die Hände nach rückwärts zu geben. Elise folgte willenlos gänzhch fasziniert von dem einen Gedanken, eine berühmte Tänzerin zu werden. In einem Momente hatte er ihre Hände rückwärts zusammen- gebunden. Dann wurde er immer strenger und gransamer. Sie begann sich zu wehren. Sic biß und eie schrie um Hilfe. Niemand kam. Aber er wurde immer böser und warf sie schließlieh quer aufs Bett, so daß ihre Beine an seinen Leib gepreßt waren. Sie flehte, er möge sie schonen. Sie sei noch eine Jungfra.u. Er lachte höhnisch und meinte: „Beim Theater brauchen wir keine Jungfrauen!" Ihr Widerstand ermattete und er de- florierte sie mit einem Koitus, der nur einige Sekunden währte, aber sehr schmerzhaft ^var. Dann band er sie los und gab ihr scliließlich Geld,

>) Dio Analyse dieees Mädcliene wird iti Band VIIT als Fall von MaEOChi^mue erscheinen, _ r _ . . -

Wadeu-Paitialismiis, Sadismus, Kleptomauie.

133

das sie widerstrebend annahm. Die weiteren Sdiicksale Elisens inter- eesieren uns ]ucr nicht. Einee n.öclite idi erwähnen. Sic versuchte gc- viditliche Schritte, wandte sich an einen Advokaten. Es war ohne Erlolg. £).,- Unhold hatte es so schlau angestellt, daß man ihm nichts antun

konnte.^) _ ^ . ,- .

Wir sehen deutlieh, daß er bei seiner großen Szene vier Ereignibbe

v.>rmengt: 1. Die Sehläge des Vaters. 2. Haß und Liebe zur Mutter.

?, Die Szene mit dem Lehrer. 4. Die Szene mit der Schwester.

Es war mir im ersten Momente aufgefallen, daß Elise ganzlich die

Züge Georgs hatte. Sie sah wie seine Schwester aus und glich speziell der

jüngeren Schwester, die ich persönlich kannte und wegen cmer schweren

iparapathie behandelt hatte. . . -i a.^

Folgen wir seiner Szene, so sehe.i wir, daß den Hauptanteil das Erlebnis mit dem Lehrer für sich in Anspruch nimmt.

1. E r i 6 t d e r Lehrer.

" Er wird bestraft. Er soll angeblich im Zimmerchen lernen, wird aber zu einem hoi.osexuellen Akt gezwungen. Seine Ruhelosigkeit i:onnnt daher, daß er immer ^^'ieder diese eine Szene erleben mochte.

2. E r i s t d e r V a t e r !

Der sadistische Anteil an dieser Impulsliandlung stammt von seinem Vater, seinem ersten Lehrer. Dieser hatte ihm „Kopfstücke" gegeben und strafweise in die dunkle Speisekanuuer gesperrt.

3 Er Bchlägt seine Mutter die Hure!

Die Sclüäge auf die Waden sind die sadistische Umdichtung seiner Liebesszenen mit der Mutter. (Andererseits ^vissen wir aus der Analyse daß ihn die Waden schöner Knaben wiederholt sehr geieizt haben besonders in der Zeit zwischen sieben und vierzehn .Tahren.)

4 El- wiederholt die Szene mit der Schwester. Der Koitus wird gewaltsam auf dem Bette vollzogen so daß die

Beine seinen Leib umklammern. (Siehe den Traum S 125.) Stat de KunniUngus macht er den Koitus. Er gibt aber zu, daß er manchmal

^-iTr^:T;rr".dchen,wiedieM.nne

'^ ^^ ' E: Id^I^^^H s!::m;iem der unzähligen L.ebhaber der Mutter

""^ t^nSf- W:r gekommen, daß die Wade dasGenitale

hs ist nici 1, beliaupten. Die Wade

'l*^^:t':ir"s B W den detMuHs,. und dev SCwert... und den

D^nSädlns ..™„,en, die in,n,e,. ,„it, nackten Waden

r^ ^ IvnVat schrieb Elisen, daß dio Frau Georgs de wogen EliebruHi belange«

134

Fetiscbisiniis. Waden -Part ialismus, Sadismus, Kleptomanie.

und barfuß herumspazierte. Überdies repräsentieren die Waden Knaben- waden und den Pliallus, an den er homosexut'U.fixiert ist. Er hat einen ivleinen Phallus, wie viele Sadisten, welche sich dafür an der ganzen Menscliheit rächen wollen. Sein Haß gegen die Frauen stammt aus seiner Einstellung zur Mutter, die eine Dirne war. Folgerichtig hat er eine Frau mit einer mehr als fraglichen Vergangenheit geheiratet, d. h. zur Mutter gemacht. (Auch zur Schwester, die ihr Leben getreu nach den Lehren der Mutter begann, dann aber sich in den Hafen der Ehe rettete, um ihre Tugend mit einer schweren Parapathie zu bezahlen.)

D i e „W ade" ist also ein komplexes Symbol, wie in dem Falle, den ich im Kapitel IV beschrieben habe, wo sie den Phallus des Bruders und viele andere Komplexe repräsentiert.

Es ist gefährlich, Paraphilien mit einem einzigen Schlüssel auf- lösen zu w^oUen. Sie sind meistens sehr kompliziert aufgebaut. Wir werden bei der Analyse von echten Petisehisten diese Tatsache genügend zu würdigen haben.

Im vorliegenden Falle sehen wir, wie die Erziehung einen gut ver- anlagten, hochbegabten, sonst liebenswürdigen und beliebten Menschen auf die Bahn des Verbrechens drängt. Die Schuldige ist eigentlich die Mutter Georgs ... ■.-... ;,,.-.. ■.

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;, I VII.

Partialismus und Haremskult

Variatiü delectat! Unermeßlich sind die Variationen, welfihe der Eros orfinriet, um die eintönige Langeweile des natüi-lichen Sexualorganes für den Sexualforscher interessant zu machen. Der häufigste Pailialismus ist die Leidenschaft für Füße. Es hat mich immer geivundert, daü es mehr sogenannte Fuß- als Handfetiscliisten gibl. Allerdinge habe ich die Bedeutung der Hand für das Sexualleben des MenscJien beim Studium des Autocrotisnms und der männlichen und weib- lichen Impotenz genau studiert und kennen gelernt. In den vorlier- gehenden Bänden dieses Werkes finden sicli Beispiele genug, welche die Bedeutung der Hiind für das monschlicho Sexualleben bezeugen. Verhält- nismäßig selten sind Partialisten, wel.-he nur nach dem Besitz der Hand streben, deren Begehren sich in Streicheln und Drückeii, Küssen und Saugen der Finger ersciiöpfi. Vie! häufiger sind die Schätzer der schöner Hände, welchen die Hand die Brücke zum Begehren und Lieben wird. Ich kenne viele Ästheten, welche keine Frau küssen können, deren Hände sie abstoßend finden. Andererseits sind mir Fälle von Liebe auf den ersfen Blick bekannt, in denen der Anblick der wohlgpforniten oder eine spezifische Liebeshedingung erfüllenden Hände den Kurzschluß zwischen Liebesbereitschaft und Verliehen ermöglichte.')

In zwei folgenden Fällen steht die Hand in ilcm Mitteliiunkte des sexuellen Interesses. Beide zeigen aber ein Abrücken von dem M^'eibe. Es kommt dabei nicht darauf an, ob einem Kranken einmal oder mehrere Male ein Koitus gelungen ist. Das entscheidende ist, daß sich hinter dem Partialismus eine antifeministische Tendenz, sogar eine antisexuelle, asketische Tendenz verbergen kann.

^■- ,- Über den ersten Fall berichtet Moli:

Fall Nr. 25, P. f--., 28 Jahre alt, Kaufmann in Westfsilcn. zeigt keine erb- liche Belastung. Über eein sexuelles Leben macht Patient auf h i n z i c 1 e n d t

■) Gabriele D'Avnmzio bat pei" Drama „Giaconik" dtn ecliimm Händen der DuBe gewidmet. , , , _ . . ,.

^'U.

136

Fetischismus.

V-

V

Frat;(!u fülgeiido Angaben: Die ersten Aiilango geschk'clitUcher Erregiiiis stellten sich iiei Ümi, öowcit ihm in Eiinuonuig ist, büieits im 7. LobL'iitijalire ein. Si pueri eiusdein fere aetatis iningentis nieinl)rnni adspexit, valde libirli- nibiis excitatus est. L. behauptet mit Sicherheit, daß diese Aiiireguiig mit deutlichen Ki'cktioneii verhundon war. Verfiihi't diii-eh einen anderen Knaben, wurde L. im Alter von 7 «der 8 Jahren zur Onanie veranlaßt. „Als sehr leicht ericgbaro Natur'', sagt L., „gab ich mich sehr häufig der Onanie bis zum 18. Leliensjahre hin, ohne daß mir die öchiidlichcn Polgen oder überhaupt über ilie Bedeutung des Yoigange^ eine klare Vurslcllung gckoinuien wäre". Be- sondere liebte er es, cum iionnullis coimnilitoiiibub uuituam mastiirbatioiiem tractai'c, keineswegs ab^r war es ihm gleichgültig, wer der andere Knabe war, vielmehr konnten ihm nur wenige Altersgenessen nach dieser Richtung hin geniigen. Aul' die Frage, was ihn besondere veranlaßte, diesen oder jenen Knatjen vorzuziehen, aiitw-ortete L., diiß ilui bei seinen Schulkameraden be- sonders eine w e i ß e. s c h o n g e f o r m t e IT a n d verlockte, mit ihnen gegen- seitig Masturkition zu treiben. L. erinnert sich ferner daran, daß er häufig hei Heginn der Turnstunde sich ganz allein auf einem entfernt stehenden Barren mit Turnen beschäftigte; er tat dies in der .\bsicht, ut quam ma.vinio excita-vetur idquo tanloperc asseeutus est, ut membro mann non tactb, sine ejaculationo puerili aetate erat ~ voluptatem clare senserit. Interessant ist noch ein Vorgang, dessen der Patient sich aus seiner früheren Lebenszeit erinnert. Der eine Lieblingskamerad N., mit dem L. mutueile Masturbation trieb, machte ihm eines lages folgenden Vorschlag: ut L memlirum X i apprehendcre conaretur, er, N., wolle sich möglichst sträuben und den L. daran zu verhindern suchen. L. ging auf den Vorschlag ein Es war somit die Onanie direkt mit einem Kampfe der beiden Beteiligten verbunden wobei N. . etets bcfliogt wurde.')

Der Kampf endete nämlich regehnaßig damit, ut N. tandem coatus sit membrum masturbari. L. versichert mir, daß diese Art der Masturbation ihm so^\ ohi ivie dem N. ein ganz besonders großes Vergnügen bereitet, hätte. In dieser Weise setzte nun L. bis zum 18. Lebensjahre sehr oft die Onanie fort. Von seinem Freunde belehrt, bemühte er sich nun, mit allem Aufwand von Energie gegen seme üble Angewohnheit anzukämpfen. Es gelang ihm dies auch nach und nach immer mehr, bis er endlich, nach Ausführung des ersten Koitus, gänzlich von der Onanie abstand. Dies geschah aber erst im Alter von 21-/= Jahren. Unbegreiflich erscheint es jetzt dem Patienten, und es erfüllt ihn angeblich mit Ekel, daß er jemals daran Gefallen finden konnte, mit Knaben Onanie zu treiben Kerne Macht könnte ihn heute dazu bringen, eines anderen Mannes G led zu berühren, dessen Anblick ihm schon unangcMiehm ist. Es hat sich jede Neigung zu Mannern verloren und Patient fühlt sich durch- aus zum Weihe liingezogen.

Es sei aber erwähnt, daß, trotzdem L. entschiedene Neigung zum Weibe hat, doch eine abnorme Erscheinung bei ihm besteht

Was_ihn nämlich bei dem weiblichen Geschlechte wesentlich aufregt, ist uerAnblicK einer schonen Hand; bei weitem mehr reizt es den L..w'enn er eine weibliche schone Band berührt, f|uam si candam feiuinam plane iiudatam adspicerel.

Wie weit die Vorliebe des L für A\c «clinn„ u> j - ■! r u„..

' Z^- '"' "'« acjione Band eines weiblichen

Wesens geht, erhellt aus folgendem Vorgang.

') AU.

.\il v,.M rudimeatfiren Sadismus b,i L. mi.\ M.,«„.-hkmus bei N-

h '

Partialisiiius iiiid Haremskdt.

137

L. kannte eine schöno jungo Dame, der alle Reize zur Voifügung slaiidoii; ;iber ihre Hand war zieiiilicii groß und hatte keine Bcliöne Purni, war viel- leicht auch iniinchinal niclit rein, wie L. beaiispruehte. Es war dem L. infolge dessen nicht nur unmöglich, ein tioforos Interesse für die Dame zu fassen, sondern er war nicht eiiinuil imstande, die Dame zu berühren. L. meint, daß es im allgemeinen nichts Ekelhafteres für ihn gebe, als uiiSLUibere Fingernägel; diese allein nnichten es ihm unmöglich, eine sonst noch so schöne Dame zu berühren. Übrigens hat L. häufig den Koitus in früheren Jahren dadurch ersetzt, ut pueilam ufif[ue ad eiaculatiuiiem effeclam nietuluuui suimi manu Iraetare iufiscrit.

Auf die Frage, Wiis ihn an der Hand des Weibeü liesunders anziehe, ins- besonders, ob er in ihr das Symbol der Macht sehe und ob es ihm Genuß be- reite, von dem Weibe eine direkte J^eniütiguiig zu erfahren, antwiirlele Patient, daß nur die scliönc Für m der Hand ihn reize, daß von einem Weibe gedeuiütigt zu sein, ihm keinerlei Befriedigung gewähre und daß ilnu noch niemals ein Gedanke daran gekoniuien sei, in der Hand das S\-inljol oder das Werkzeug der Macht des Weibes zu finden. Die Vorliebe für die Hand des Weibes ist noch iieute so groß, ut maiore volu])t.ate afficiatur si nianus feminae membrum tractat quam coilu in vuginam. Dennoch möchte Patient diesen lieber ausführen, weil er ihm die natürliche, das erstere atier als eine krankhafte Neigung erscheint. Die Berührung seines Kon)ors durcli eine .schöne weibliche Hand verursachi dem Patienten .sofort Ereklion; er meint, daß Küssen und andere läerührungen bei weitem nicht so starken Einfluß ausüben.

Patient hat nur in den letzten Jahren öftere den Koitus ausgeführt. aber es fiel ihm der Entschluß dazu a u ß e r u r d e n l 1 i c h s e h w e ]-. Auch fand er in dem Koitus nicht die volle B e- f r i 0 d i g u n g, die er suchte. Wenn sieh aber L. in der Nähe eines weiblichen Wesens befindet, das er gern iiesitzen möchte, so erhöht sich im bloßen An- sehen der Betreffendeu zuweilen ilie sexuelle Aufrcguug des L. bis zu dem Grade, daß i^jakulallon erfolgt. L. ver.-!ichert ausdrücklich, daß er liiebei ;tl>siclitlich sein Glied nicht berühre oder drücke; die unter solchen Umständen erfolgte Siiei'maenlleeniiig gewähre dem L. einen bei weitem größeren Genuß als der wirklich vollzogene Beischlaf.

Die Triiume des Patienten L, betreffen niemals den Beischlaf. Wenn er des Nachts Pollutionen hat, so kommen sie fast steü in Verbindung mit ganz ■,nde"ren Gedanken vor, als dies bei normalen Männern der Fall ist. Die l)e- treffendcn Träume des Patienten sind Hekapitulationen aus der Schulzeit. In dieser hatte nämlidi Patient, abgesehen von der oben erwähnten unitucUen

S die den gleichen oder verwandten Inhalt habe.,, wie die ehen erwälm.en gjeotel, mt uu. b P;,t.ient hält sich mfolge semes unnatürlichen

Vorgange ^^^/'^Viv^ir unfähig ein Weib dauernd zu lieben.

Fühlens und Empirndens lui uiuaing, tm r,, , ,

" HicM- sehen w,r deutlich eine ausgeBproehon bisexuelle 1 endmz und eine Flucht vor den. Weibe. Die Träume verraten em gehenne. Sexua -

e das dem Bewußtsein des Patienten verborgen , st Alle d.e.e Angst- ziel, aas aem ,, .- ^^^erden und vom Nicht-Errcichen zeigen - wie

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Fetischismus.

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die nicht erreidit -werden kann. Es ist ?anz falsch, zu glauben, daß die Angst, nicht fortig zu werden, den Orgasmus einer Pollution auslöst, Der psychische Mechanismus ist folgender. Hinter die gestellte Aufgabe schiebt sich eine andere viel größere und schwerere Aufgabe. Die Aufgabe wird zum Symbol eines anderen versteckten Sexuallebens. Du wirst dein Sexualziel nicht erreichen! (In dem Falle von Moll ist es natürlich nicht durch eine Analyse aufgedeckt worden.) Die Aufgabe wird dann zu einer Art Orakel. Wc-nn du diese Aufgabe vollendest, wird auch die ^dere, viel schwerere Aufgabe gelöst werden. Es handelt sich aber um eine verbotene Aufgabe. (Meistens Inzest oder eine schwere Para- philie.) Daher ist der Impuls durch Angst gohemmi und gebändigt. Die Angstentwicklung begleitet dann die Auelösung des Orgasmus.

Viel tiefer können wir in die psychische Struktur des Handfetischis- mus in dem nächsten Falle hineinsehen.

Fall Nr. 26. Herr G. L., ein Mediziner im Alter von 23 Jahren, raöchtP von dner Leidenschaft befreit werden, die ihn jetzt so beherrscht, daß sie sein ganzes Denken in Anspruch nimmt. Er denkt den ganzen Tag an schöiie Frauen- oder Mädchenhände, so daß er nicht mehr arbeiten kann. Es ist eben für den_echten Fetischismus sehr cliarakteristiscb, daß er das ganze Interesse deTTrägers in Anspruch niimiit. Wie ein Unkraut überwuchern die fetischisti- schen Vorstellungen den ganzen seelischen Acker. Selbst die vorübergehende fetischistische itelriediguiig schafft kerne walire Kiihe. Das ist eben der Unter- schied zwischen der normalen Befriedigung und der zwangemäßigen. Wenn ein Normalmensch von lieftiger Libido gequält wird, so gibt es für ihn eine Sättigung, nach der eine lange Pause der relativen Ruhe und sexuellen In- differenz kommt. Bei den fetischistischen Paraphilien, die ja Zwangsneurosen Bind, ist die Befriedigung und die Beruhigung nur eine sehr kurze und der alte unstillbare Drang tritt bald aufs neue auf.

G. L. schildert seinen Fetiacliisnms folgendermaßen:

„Ich habe seit meiner frühesten Kindheit eine krankhafte Vorliebe für Hilnde und benütze jede Gelegenheit, einem Mädchen die Hand küssen zu können. Die Lustcmpfmdung habe ich aber gewöhnlich nicht während des Handkusses, sondern wenn ich mir in Ge- danken den Vorgang vergegenwärtige. Die Wollust entsteht also bei mir wahrschcmlich nicht durch die Berührung von ,Hand und Lippe', sondern durch das damit verbundene Gefühl v o n D eni ü t i gu n g Ich er- innere mich, daß ich schon als Sjähriges Kind meiner Erzieherin die Hände küßte und sie - wenn niemand dabei war - „gnädiges Fräulein" nannte, was ihr wie mir Vergnügen bereitete. Ich habe vom 8. bis zum 17. Lebensjahre fast täglich, manchmal auch mehrmals täglich onaniert und malte mir dabei immer alle erdenklichen Erniedrigungen aus. Ich erinnere mich einer besonders woUüetigen Phantasie: ich träumte, Plantagenbesitzer zu sein und mich von meinen schwarzen Sklavinnen peitschen und mit Füßen treten zu lassen. Zur Onanie kam ich auf folgende Weise. Ich besuchte nur ein halbes Jahr eine öffentliche Volksschule. Wir hatten eine Rechenaufgabe zu lösen die mir zu schwer war. Ich empfand heftige Angst, die bald in ein rätselhaftes Gefühl von Wollust überging. Ich machte eine unwülküiiiche Bewegung mit der

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Pai'Cialisiniis und Haremskult, 139

Hand, w o d iir c h d i (? W 0 1 1 11 s t g e e t 0 i g e r t wurde. Im Gymnasium war ich auf iiiran gefälirliclios Gelieimnie sehr stolz, doch f;pürte ich bald eine starke NervenzciTÜltuiig. In den ohn^cn Khiwscn hiitle icli eine ;uisgesprocheno Neigung zur HomosexualitiU. Ich „1 i 0 b 1 o"' einen Kollegen, es ist aber niemals außer unschuldigen Zärtlichkeiten zu irgendwelchen Vertraulich- keiten gekommen. Ich empfand den Umstand, daß er Antisemit war und meini* Schwärmerei für ilm mehr duldete als förderte, als lusteteigernd. Ich karui noch jetzt den Typus, den er verkörpert, nicht ohne gewisse Erregung sehen, n-egen ihn aber empfinde ich, als ob er meine Abnormität verschuldet hätte (was nicht der Fall ist), einen heftigen Haß und halie mir oft ausgemalt, dali ich ilm kaltbliilig ermorden könnte. Mädchen begannen mich ers't dadurch zu interessieren, daß ich {in Tanzschulen usiv.) veranlaßt wurde, gegen sie galant zu sein. iSobakl ein Mädchen allzu freundlich gegen uiich ist, gewinne ich sie lieb, aber sie hört auf, inich sinnlich zu reizen, Ich bin immor auf der Suche nach Abwechslung in den Erniedrigungen. Gegen die Lustempfindung beim bloßen Handkuß und beim Niederknien Imi ich schon etwas abgestumpft. Da- gegen habe ich durch übcrsehwängüclie Huldigungen in letzter Zeit ein Mäd- chen dazu gebracht, daß sie uiir nianchraal unaufgefordert die Hand zum Kusse reicht, daß sie dieHandanmeinoLippen hebt. In solchen Augenblicken hatte ich schon wiederholt Ejakulationen, die mich immer sehr erschöpften. Wenn ich in der Elektrischen einer Dame ineinen Platz anbiete, so fühle ich, daß uieine Stimme zittert. Wenn ich vor vielen Leuten einem Mädchen die Hand küsse, so zucken meine Lip])en, Icli spreche sehr gerne ütwr meine Leidenschaft, leide ül>erhaupt an einem gewissen Mangel von Schamgefühl. MasochiBtische Bücher habe ich bis jetzt noch nicht gelesen. Ich begehe sehr gerne Taktlosigkeiten. die ich nachher bitter bereue. Jeden Murgen waclie ich mit. einem heftigen Angstgefülil auf, das erst vergeht, wenn ich auf die Straße komme. Ich bin ni i t m e i n e ]■ Z e i t s e h r g e i z i g und mache mir über jede Viertelstunde, die ich vertrödelt habe, heftige Vor- wurf e. Ich hatte die Gewohnheit, sehr oft verstohlen auf die Uhr zu schauen. Dabei bin ich aber durch meine Nervosität oft ganze Tage arbeit.suiifäbig. Ich habe eine heftige Sehnsuclit naeli Selbständigkeit, lasse mir sehr ungern Bücher empiehlcn, habe gegen Leute, mit denen man mich zuEummenbringen will sofoil. einen starken Widerwillen und )iöre Ratschläge gewöhnlicli hof- lich''in um sie dann nicht zu befolgen. Ich lüge sehr gerne und habe gerade mit meinen besten Freunden vielleicht noch kein wahres Wort gesprochen. Ich bin manchmal sehr feige, manchmal beinahe tollkühn und immer sehr lauiiei>- h.ft Ich hi'be Anwandlungen von Geiz, die sich sehr komisch äußern: ich v'„„', ■, T^ Ulf einem ßlatt Papier keine unbesehrielmic Zeilo ohne em gewisses Sagt ir d überleg'mir manchmal eine Stadtbahnfahrt gebe aber unneuagi.! ^liil über' üss ge Sachen aus, verliere auch

ann wiedei- ^^J^^J^JZ^,^^^ "-'^ Ortssinn und bin sehr hautig Geld, kh habe yd '^ J^ ^ 7^^;^, mifmerksam zuhörcu-

.erstreut, 1^^^", wLl gerne isTLler,.ietzt kann ich mich oft kaum

Friiherging leh ^f ;"/ j'.^^f ,X^^^^ u, habe die Gewohnheit, notwendige

dazu zwingen, aut J^J.^^"^ "J/" ,nd lasse sehr gerne Leute auf

Arbeiten immer auf f ^ '^ ^^ ™;'"„ ^ nu oder vier Verabredungen gleiob- mich warten. Ich habe oft ^" S^nnt^g^J ^- ^^ ^^^^ ^^^^^,,^^ ^,.^^.,.,,,, ,,,,,,

S'JbS SS^^'SeitJ ändere meme Plä^. s.ir h.ufi.

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Foliscbisiiius.

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dbor in diwcin eiiu'ii PUin wünk^ ich inieli durch nichts boiri-en hissen, er i^t beinaho zur fixen Idee gc«-urden.' Ich glaiiije auch an mein Talcnl, und hin gegen Neckereien von Kollegen suwie gegen sachliche Einwoiiduiigon ziemlich iineiiipfindlich. Dagegen können mich gnt goiiieinle Ratschläge, namenÜich wenn sio von auturitativer Seite kommen, zu wahren Wutanfällen- bringen (z. B. „Lyrik liest man nicht, es ist besser, Kaufmann zu werden"). Ich habe sehr oft mit dem Gedanken gespielt, Selbstmord zu begehen. Seit 10 JLihren fiiiire ich ein zjonilich genauem Tagebuch, das aber (wenigstens so weit es von mir abhängt), noch kein Mensch gelesen hat. Ich war niemals i m- s t II ji d e, auf normale AV e i s e g e s c li 1 e c h 1 1 i c h zu v e i- k c li r o n, spüre aber, daß ich von Tag zu Tag sinnlicher werde. Ich habe iibi'igcns vielleicht unbewußt auch in meinem nur für mich bestimmten Tagebuche die Neigung, Taisaehen so zu fälschen, daß sie mich in ein günstigeres Licht, setzen. Meine Träume sind häufig masochistisch gefärbt.

Dieser Kranke zeigt eine Reihe von Zwangshandlungen, die sehr durchsichtig sind, wenn man weiß, daß seine Mutter am 5. November (ö./ll.) gestorben ist und er sidi we^^eii -der Todeswünsche gegen die Mutter licftige Vorwürfe macht.

Der Patient berichtet:

Ich beechließe jede Eintragung in mein Tagebuch seit dem Tode meiner Schwester rait den Worten: „Ich grüße meine Toten!" Ich habe noch niemals eine Zede m meinem Tagebuche freigela.ssen. Wenn auf einer Seite noch ein paar Zeilen frei sind, so schi'eibe ich gieichgültigo Worte )iin, um sie zu füllen. Bei wichtigen Ereignissen pflegte ich für meine verstorbenen Verwandten in lolgcnder (streng eingehaltenen) Reihenfolge zu Ijeten: Mutter, Schwester, Großeltern, Großvater (väterlicherseits). In meinem ersten Schmerze nach eines großen Künstlers Tode wollte ich auch ihn in mein Gebet aufnehmen, doch erschien mir das bald als eine Pietätlosigkeit gegen meine Mutter. Ich habe auch die Gewohnheit, vor Entscheidungen dae Wort Mutter" 5 oder H Mal in Gedanken zu wiederholen. Die Zahlen 5 und 11 beherrscJien mich ununterbrochen. Ich habe dafür folgende Erklärung: Ich bemühe mich, beim Treppensteigen immer mit dem rechten Fuß zu beginnen und aufzuhören. Dabei Btelle ich nur Aufgabe» z. B. ich muß, bevor mir jemand entgegen- kommt, S Stufen zunickgelegt haben („Aller guten Dinge sind drei") und diese drei Stufen müssen iür mich völlig Übcrwu]iden sein, d. h. ich muß mich durch je einen Schritt mit dem linken und dem rechten Bein vom Endpunkt (nämlich der 3. Stute) ent ernt haben. Mit anderen Worten: Für meine Entwicklung darf es keinen endgültigen Ruhe|jimkt geben. Das gleiche gilt für 9 (3 m-il :^) und 2 Ich zähle erst von 1 bis 11, dann von 11 bis 1 und wiederhole schließlich llmal das Wort „Null". Beim Telephonieren muß ich, bevor ich das Gespräch beginne, zuerst auf dem linken, dann auf dem rechten und schließlich auf beiden Füßen so lange stehen, daß ich rasch bis 5 oder bis 11 zählen kann Ich gerate in tödliche \ crlegenheit, wenn ich in Gegenwart meines Vaters mit jemandem ein Gesprach fuhren soll. Ich gebrauche bestimmten Menschen gegen- über immer wieder dieselben Redewendungen, ohne es zu wollen So sage ich z. B. einem Kollegen, so oft ich ihn treffe, daß ich sein Phlegma für verhaltene Kraft halte. Ein Mädchen hat mir einmal gesagt, daß sie sich für Geaphiche über Reisen un^I über Philosophie nicht interessiere, und so oft ich mit ihr zu- sammenkomme, serviere ich ihr nur diese zwei Themen, Ich habe einen Be-

Partialismiis iiod Itareiiiskiili. ^ 141

kannten or ist gar nicht komieeli boi dessen Anblick ich förinlicli Ladi- krämpfc bekommt', nur weil er mir einmal gesagt hat: „Sie halien su ein ner- vöses Lachen." Snlange icli einen Koüegen „lieliie", kiini icli täglich mehrere Mal u n w iil k ii r li c h scinoni Hause vorbei, und ivühn-nd meiner Schwärmerei für den großen Künstler ging ich sehr oft, beinahe ohne es zn wo]]en, in <)io Oper, wo er wirkte (auch vnnniltags), obwuhl ich in onlgcgen- gesetzter Kichiiuig vom ILul-^o weggcgiuigen war. Auf (h-r ^tralSo liabe ii-li das Bestreben, ni ü g 1 i c h s t viele Leute zu ü b e r li u ! e n. v u r i\\l e ni L i eb e s II ii a r e. Da hal>e ich die Kniijfindung: Ich bringe es im Lel>i'n (uikI in der Liebe) weiter als sie luid ihii> >\a<-hk<inniion. Heuer im Winier halte ich eine Zeillang die fixe Idee, täglich mindestens einem Mädchen die Hand zu küssen. Den Tag, an dem mir die Erfüllung meines WunscJies unmöglich war, betrachtete ich als verloren. Die Vorstellunp;, „Zeit zu verlieren", peinigt mich ununterbrochen. Wenn ich mich wirklich wi^hlfülilen soll, muß ich etwas, das sich schütleln lälil (am liebsten einen langen (Jraslialm odei' eine Haferrispe) in der Hand halten. Es gibt Leute, die ich sehr lieb habe und denen gegeniibei' ich doch noch kein herzliches Wort ülter die Lippen gebracht habe. Ich habe die Gewohnheit, jedes Glas Wasser,, das vor mir steht, auszufrinken, auch wenn ich keinen Durst habe. Auf diese Art habe ich schon manchmal ohne Durst, ganze Krüge ausgetrunken."

Diese Zwansshondlungen erfordern eine eingehende Atialyso. Zn- c-rst gehen wir einen Tolenknlt, der an die Gebräuche der rritnitlvcn er- innert, welche die Rache der Toten und besondeis der CietÖteten fürchten.') Er hat allen Grund, die Radio der Toten zu fürchten. Denn sein Gefühl beim Tode eines andern isl immer Seliadenfreude und Genug- tuung; Gut., daß ich es nicht bin! Was für Vorteil habe icli davon? Also eine auBfjcsprodiene Urrcaktion, auf die er dann mit nioralisclien Jxulturgefiililen reagiert. Auch der To(i .seiner Mutter und seiner Sdiweeter war für ihn eine (Quelle der Genugtuung. Sein Vater war mm auf ilm angewiesen. Er konnte ihn ganz haben. Daß er für alle Verstor- benen helet (dabei hriislet er sidh Freif^eist und Atheisi zu sein!) he- il eist, daß er seine sündigen Gedanken überkompensieren will. Wenn sie schon tot sind, so möge es ihnen gut gehen. Was er den Lebendon nidil gegönnt hat, das wünscht er den Toten: Seligkeif! Nadi dem Tode eineä großen Künsilcrs versagte er sich, für ilm zu holen. Er hatte auch keinen Anlaß Denn der Tod dieses Künstlers liatte ilm wirklidi erschütlerf. Er hatte einen Menschen verloren, der ihm immer Genuß bereitet hatte, einen Mensdien, dem er nie den Tod gowünsdit hatte.

Er verträgt keine freie Zeile in seinem Tagebuche. Er verträgt keinen leeren Umm im Tage. Er zeigt den bekannten horror vacu. der Parapathiker, die bestimmte Gedanken nicht denken dürfen, welche ,hr Schuldbewußtsein ausdrücken würden. Vor wichtigen Entscheidungen spricht er das Wort „Mutter" aus. Sic soll ihn schützen, die Frau, die er

^^ Freud Totnu und Tab», u-kI Le.rn Brühl Das S«k-n!.),.n der Natur- völker, Deutsch vun ]V Jerusalem. Braumüllfr, Wien und Leipzig. 1921.

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Fetisfibismua.

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so geliebt und der er trotzdem aus Eifersucht den Tod geAvünscht hatte, ■weil er sie ganz allein für sich besitzen wollte.

Die Zwangszahlen 5 und 11 erklären sich sehr einfach, wenn man weiß, daß der 5./XI. der Todestag seiner Mutter war. Alle seine anderen Erklärungen sind nur Rationalisierungen.

Mit der llfachen Wiederholung der Null annulliert er einen ihm unangenehmen Vorfall der Vergangenheit. Er hat gewisse Stereotypien im Umgänge, die seine Verlegenheit verbergen sollen. Er gebraucht sie besonders bei Menschen, zu denen er sexuell eingestellt ist. Auch seinem Vater gegenüber ist er verlegen, besonders wenn fremde Menschen dabei sind, weil er fürchtet, sie könnten seine Einstellung erraten. Er könnte sich durch ein unbedachtes Wort verraten. Vor diesem Verrat sichert ihn der Mechanismus der Stereotypie. Andere kleine Züge verraten seine (iraueamkeit und sein Gefühl der Uberlegenlieit, das mit dem Gefühle der Minderwertigkeit und des Neides abwechselt. Er ist unendlich ehrgeizig und will der Erste sein. Deshalb arrangiert er die Wettläufe auf der Straße, die er als Orakel auffaßt.') -

Er ist abergläubisch wie alle Zwangsneurotiker und sieht sich von mystischen Wundern umgeben. Er glaubt an die Allmacht seiner Ge- danken. Daher ist er der Mörder seiner Anverwandten und aller Toten, welche er im Leben einmal beneidet hat.

Er muß leden Tag einem anderen Mädchen die Hand küssen. Hier begegnen wir der bekannten Reihenbildung der Fetischisten, die sich nie mit einem Objekte begnügen. Unser Patient hat seinen eigenen Harem von schönen Händen.

Er hat eine große Auswahl und bleibt keiner Hand treu. Das ist eharakteristisch und gibt diesen Fällen ihr ureigenstes Gepräge. Würde er die schönste Hand der Welt finden, er könnte ihr nicht treu bleiben. Es würde ihn zu einer anderen Hand treiben.

Wenden wir uns zur Analyse des hochinteressanten Falles. Der wichtigste Punkt der Mitteilungen scheint mir der Umstand zu sein, daß er schon in der Kindheit, allen Leuten gerne die Hände küßte. Es war dies in der Kindheit ein artiges Spiel, für das er immer gelobt wurde. Es hieß dann: „Ei, ist der Kleine ein artiger, höflicher Junge!" Er zeigte schon als Kind böse Eigenschaften, die ihm bis heute geblieben sind. Er verträgt ee nicht, daß er den Menschen gleichgültig ist. Er verlangt, daß alle Welt ihn liebe und bewundere. Wo das nicht der Fall ist, wird er unangenehm und ärgert die Menschen. Er kann außerordentlich boshaft werden, wenn es gilt, Mädchen in Affekt zu bringen, von denen er merkt, daß er ihnen gleichgültig ist. Die Pose der Prauenverehrung ist nur eine scheinbare.

^) Vgl. das Kapitel „Der Wettlaut auf der Straße-* in , Masken der Sexnülitäf. Verlag Paul Knepler, Wim 1322, 2. Aufl.

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I'artiaJiBtnus imil Harem skiilt. i ]_43

Er hat für die Frauen zwei Gefühle: Angst und Verachtung. Angst, weil or keine Herrschaft, die dauernd ist, verträgt, und "\'erachtung, weil er ihre Leistungen geringschätzt und sie eigentticli alle als YorfüJirer innen und Sexuahvesen betrachtet. („Ein Uterus mit etwas Dame daran.") Er behauptet auch, er könne jode Dame in sich verliebt machen. Die Poee der Unterwerfung, der demütige Handkuß ist nur der Weg, um so sicherer über alle Frauen zu triumphieren. Die Phantasie des Kusses ist ihm wichtiger als die Realität. Das beweist uns, daß sich gewichtige Vorgänge liintcr dem Handkuß verbergen, die ihm nicht bewußt sind. Seine Unter- werfung ist nur eine scheinbare. Er gefällt sich in der Pose des Weiber- freundes und Masochisten. Seine Grundlage aber ist eine durchaus sadistische. Es ist dies ein Moment, das wir bei der Besprechung des ilasochismus noch ausführlieh bespreclien werden. Die Masochisten sind Sadisten, die ihre Grausamkeit gegen sich selbst gerichtet haben. G. L. hatte auch in der Kindheit eine rein sadistische Periode, in der er in grausamen Phantasien schwelgte. Da er aber von allen geliebt sein wollte, empfand er jedes geringere Maß von Liebe als Zurücksetzung und hißte alle Menschen, welche dieser Liebe im Wege standen. Die Schwester war sein stärkster Rivale. Er wünschte ihr daher den Tod und mußte dann, als sie starb, von heftiger Reue gefoltert werden. Denn sein Charakter zeigt das Bestreben, alle die ursprünglichen sadistischen und egoistischen Triebregungon im altruistischen Sinne zu verarbeiten. Er krankt an seiner überempfindlichen Moral, welche eine strenge und geradezu fromme ist. Er mag sich atheistisch gebärden. Er ist innerlich fromm und durrh un- zählige Gelübde gebunden.

So fesselt ihn aucli das Gelübde: „Du wirst nie ein Weih ganz be- sitzen, denn du mußt dich empfindlich bestrafen!" Nach dem Tode der inniggelieblen und wie alle geliebten" Personen, die seine geheimen Wünsche nicht erfüllten, auch deshalb von ihm geliaßten Mutter, gab er sich das Gelübde, das er nur mit Hilfe seines Handfetischismus halten kann. Dies Gelübde war ihm nicht bewußt und trat erst in der Analyse

zutage.

Wiederholt hatte er Gelegcnlieit, mit Mädchen zu verkehren, bie kamen auf sein Zimmer, sie boten sich ihm an. Er blieb doch immer trotz heftigster Erektion in den Grenzen mehr oder weniger harmloser Spiele.

Dabei kam es ihm darauf an, den Vater glauben zu lassen, daß er ein großer Don Juan wäre, um seinen Vater eifersüchtig zu machen. Seme stärkste Liebe und die wichtigste Ursache seiner Krankheit war se.n Vater Nacli dem Tode der Mutter bezog er das Bett der Verstorbenen und schlief neben dem Vater. Dieser wieder verzichtete zugunsten semes Rohnes auf jedes Liebesglück. So bildete sich langsam eine Art Elm zwisclien den beiden aus. Nur war er dem Vater gegenüber verschlossen

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Fetisfibismus.

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so geliebt und der or trotzdem aus Eifersucht den Tod gewünscht hatte, weil er sie ganz allehi für sich besitzen wollte.

Die Zwangszahlen 5 und 11 erklären sich sehr einfach, wenn man weiß, daß der 5./XI. der Todestag seiner Mutter war. Alle seine anderen Erklärungen sind nur Rationalißieruugen. ,

■- Mit der llfachen Wiederholung der Null annulliert er einen ihm unangenehmen Vorfall der Vergangenheit. Er hat gewisse Stereotypien im Umgänge, die seine Vürlegenheit verbergen sollen. Er gebraucht sie besonders bei Menschen, zu denen er sexuell eingestellt ist. Auch semeni ^ ater gegenüber ist er verlegen, besonders wenn fremde Menschen dabei sind, weil er fürchtet, sie könnten seine Einstellung erraten. Er könnte sich durch ein unbedachtes Vl^ort verraten. Vor diesem Verrat sichert ihn der Mechanismus der Stereotypie. Andere kleine Züge verraten seine Orausamkeit und sein Gefühl der Überlegenlieit, das mit dem Gefülile der Minderwertigkeit und des Neides abwechselt. Er ist unendlich ehrgeizig und will der Erste sein. Deshalb arrangiert er die Wettläufe auf der Straße, die er als Orakel auffaßt.^)

Er ist abergläubisch wie alle Zwangsneurotiker und sieht sich von mystischen Wundern umgeben. Er glaubt an die Allmacht seiner Ge- danken. Daher ist er der Mörder seiner Anverwandten und aller Toten, welche er im Leben einmal beneidet hat.

Er muß jeden Tag einem anderen Mädchen die Hand küssen. Hier begegnen wir der bekannten Reihenbildung der Fetischisten, die sich nie mit einem Objekte begnügen. Unser Patient hat seinen eigenen Harem von schönen Händen. ■>

Er hat eine große Auswahl und bleibt keiner Hand treu. Das ist charakteristisch und gibt diesen Fällen ihr ureigenstes Gepräge. Würde er die schönste Hand der Welt finden, er könnte ihr nicht treu bleiben. Es würde ihn zu einer anderen Hand treiben.

Wenden wir uns zur Analyse des hochinteressanten Falles. Der wichtigste Punkt der Mitteilungen seheint mir der Umstand zu sein, daß er schon in der Kindheit allen Leuten gerne die Hände küßte. Es war dies in der Kindheit ein artiges Spiel, für das er immer gelobt warde. Es hieß dann: „Ei, ist der Kleine ein artiger, höflicher Junge!" Er zeigte schon als Kind böse Eigenschaften, die ihm bis heute geblieben sind. Er verträgt es nicht, daß er den Menschen gleichgültig ist. Er verlangt, daß alle Welt ihn liebe und bewundere. Wo das nicht der Fall ist, wird er unangenehm und ärgert die Menschen. Er kann außerordentlich boshaft werden, wenn es gilt, Mädchen in Affekt zu bringen, von denen er merkt, daß er ihnen gleichgültig ist. Die Pose der Frauenverehrung ist nur eine scheinbare.

'1 Vel.dikS Kapitel ..Der Wettlauf auf der Straße" in „Mafiken der Sexualität". Yerlrtg Paul Kn.>pler. Wk-n 1922. 2. Aufl.

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Er hat für diu Frauen zwei Grfühlü: Angst und Verachtung. Angst, weil

er keine Herrschaft, die dauernd ist, verträgt, und Verachtung, weil er !

ihre Leistungen geringschätzt und sie eigentlich alle als Verfühi-er innen und yexualweeen betrachtet. („Ein Uterus mit etwas Dame daran.") Er behauptet auch, er könne jede Dame in sieh verliebt machen. Die Pose der L'nterwerfung, der demütige Handkuß ist nur der Weg, um so sicherer über alle Frauen zu triumphieren. Die Pliantasie des Kusses ist ihm wichtiger als die Realität. Das beweist uns, daß sieh gewichtige Vorgänge hinter dem Handkuß verbergen, die ihm nicht bewußt sind. Seine Unter- worfung ist nur eine scheinbare. Er gefällt sich in der Pose des Weiber- freundes und Masochisteii. Seine Grundlage aber ist eine durchaus sadistische. Es ist dies ein Moment, das wir bei der Besprechung des Masochismus noch ausführlich besprechen werden. Die Masochisten sind Sadisten, die ihre Grausamkeit gegen sich selbst gerichtet haben. G. L. " iiatte auch in der Kindheit eine rein sadistische Periode, in der er in grausamen Phantasien schwelgte. Da er aber von allen geliebt sein wollte, empfand er jedes geringere Maß von Liebe als Zurücksetzung und haßte alle Menschen, welche dieser Triebe im Wege standen. Die Schwester war. .sein stärkster Rivale. Ei- wünschte ihr daher den Tod und mußte dann, als sie starb, von heftiger Reue gefoltert werden. Denn sein Charakter zeigt das Bestreben, alle die ursprünglichen sadistischen und egoistischen Triebregungen im altruistischen Sinne zu verarbeiten. Er krankt an seiner überempfindlichen Moral, welche eine strenge und geradezu fromme ist. Er mag sich atheistisch gebärden. Er ist innerlich fromm und durcli un- zählige Gelübde gebunden.

So fesselt ihn auch das Gelübde: „Du wirst nie ein M'eib ganz be- sitzen, denn du mußt dich empfindlich bestrafen!" Nach dem Tode der inniggeliebten und wie alle geliebton ' Personen, die seine geheimen Wünsche nicht erfüllten, auch deshalb von ihm gehaßten Mutter, gab er sich das Gelübde, das er nur mit Hilfe seines Handfetischismus halten kann. Dies Gelübde war ihm nicht bewußt und trat erst in der Analyse zutage.

Wiederliolt hatte er Gelegenheit, mit Mädchen zu verkehren. Sie , ;_• kamen auf sein Zimmer, sie boten sich ihm an. Er blieb doch immer trotz heftigster Erektion in, den Grenzen mehr oder weniger harmloser Spiele.

Dabei kam es ihm darauf an, den Vater glauben zu lassen, daß er ein großer Don Juan wäre, um seinen Vater eifersüchtig zu machen. Seine stärkste Liebe und die wichtigste Ursache seiner Krankiieit war sein Vater. Nach dem Tode der Mutter bezog er das Bett der Verstorbenen und schlief neben dem Vater. Dieser wieder verzichtete zugunsten seines Sohnes auf jedes Liebesglück. So bildete sich langsam eine Art Ehe zwischen den beiden ans. Nur war er dem Vater gegenüber verschlossen

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Fetisch ismii'S.

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und zeigte kein offenes Gefühl, so dali der Vater glauben konnte, der Sohn liebe ihn nicht. Diese scheinbare Kälte war eine Öicherung gegen seine allzu grolk Liebe. Er liebte eigentlich die Männer und verachtete : , - die Frauen. Im Leben spielte er die umgekehrte Rolle.

] Er erinnert sich nur an eine einzige große, ihn ganz ausfüllende

' ' Liebe. Es war dies der Kollege, der ihn wahrscheinlich an seine Schwester

. und Mutter erinnerte. Er glaubt auch, daß er ihm selbst ähnlich war, so daß wir auch hier eine narzißtische Wurzel konstatieren können. Jetzt aber dreht sieh sein ganzes Sinnen und Trachten um den ^'ater. Er ste Ut eich aber so als ob er einen fanatischen Mutterkult treiben wurde. Hn; Bild steht auf seinem Schreibtisch, außerdem trägt er eines immer bei sich, ebenso wie einen Ring, den sie ihm schenkte. Diese Pietät hat die Tendenz, die Eifersucht des Vaters auf zustaoheln und ihm Schmerzen zu bereiten, weil jener ihn nicht nach seinem Sinne liebt.

Der infantile Zug in seinem Gehaben zeigt sich in dem Festhalten - der kindlichen Handkußszenen und in seinen Spielereien mit der Zeit. Er behandelt die Zeit wie eine Geliebte, die man bald liebt, bald haßt, hv M'ill nicht alt werden. Er will ein Kind bleiben, denn er fürchtet den Moment, da ihn die Liebe zu einem Weibe von der Seite des Vaters reißen könnte. Denn alle Hände, die er küßt, sind des Vaters Hände.

Er hat den Glaubon an seine große hi&torisrhe Mission. Christus beschäftigt ihn unausgesetzt. Er fühlt sich selbst als Christus und hat

allerlei Erlöserideen.

Auch die Handkußszene hat einen Zusammenhang mit seiner Christusneurose. Es gibt eine Szene im neuen Testamente, die ihn immer sehr aufgeregt hat. Es ist dies die Szene, da Maria Magdalena dem Herrn die Füße mit Tränen benetzt und küßt. „Ihr sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebet ; welchem aber wenig vergeben wird, der liebte wenig."

Diese Szene schwebt seiner Phantasie vor, wenn er eine Handkuß- Gpi6ode aufführt. Er ist der Büßer, der Reuige, der Sünder, dem Gott ver- ziehen hat. Von dem Weibe erwartet er die Erlösung. Er ist Maria Mag- dalena. Er spielt und lebt sich so in die Rolle ein, daß er manchmal an seiner Männlichkeit zweifelt, so daß er seine ganze Sexualität auf diese Fiktion zuschneidet. Allmählich aber geht die Idee von Cliristus und einem Apostel in die Auffassung über, er hätte als Dichter der Welt eine neue Religion zu geben. Er betrachtet sein ganzes Leben als eine Vor- bereitung zu diesem hohen Berufe. Frauen würden ihn stören, der Ruhm ist ihm wichtiger als die Liebe.

Seine Zwangsvorstellungen sind lauter Bußhandlungen in gloriara Dei. Aber diese Buße soll nur Gott versöhnen, daß er milder gestimmt werde und seinen endgültigen Triumph nicht verhindere. Er will allen

PartiaÜBinus und Harem^kult. ] 45

andern vorkommen. Er ist maßlos noidisdi iiul' alle anderen Leistungen und will sich diesen Neid in den seltensten Fällen eingestelien. Oft flüditet er vor dem Neide in eine rücldiaiteloee und grenzenlose Bewundü- mng. Dabei fühlt er sich allen Menschen gegenüber überlegen und be- fioaders den Mädchen gegenüber, denen er die Hände küßt. Allee soll ih]ii gehören, aus allen Quellen des Wissens und der Erkenntnis will er trinken, jeden Zug bis zum Ende. Was er ha T-eben niclit kann (den Becher der Fronde leeren), das macht er in unzähligen Zwangshand- lungen.

Die Hand aber soll ihm ein Schutz sein gegen alle Versuchungen dieser Welt. Mit der Hand hat er gesündigt, onaniert, sie zum Schlage gegen andere erhoben, an der Hand muß er büßen. Überall sieht er Hände. Vom Himmel strahlen ihm Riesenhände, die Hände Gottes, die er immer fiber seinem Haupte fühlt. Er ist ein Ausern-ählter und darf daher nicht ]n die jämmerlichen Schwachheiten der gewöhnlichen Erdonkinder verfallen.

Er fühll, die Absonderlichkeit seines Sexuallebens als eine Aus- zeichnung. Man glaube diesen Kranlcen nicht, wenn sie zum Arzte* kommen und um Heilung flelien. Innerlich beherrscht sie der Stolz auf ihre Eigenart, welche die anderen Mensclien nicht kennen. Wie schwer wird es einem tinderen Mamie, ein Weib zu erobern! Unser Patient bi'aucht ihr nur die Hand zu küssen und schon kommt es zu Orgasmus unii Kjakulation. Er sieht mit dieser Art von Befriediginig nicht ver- einzelt da. Denn ich kenne einige Männer, die sich auf diese Weise be- friedigen. Man beobachte mani'he Männer beim Handkuß untl man wird die Fetischisten sofort erkennen. Sie rierlu'n an den Händen, sie saugen sich daran fest und sie bekommen den eigentihnliehen Glanz in den Augen, der die sexuelle Ekstase erraten läßt. Ich kannte einen großen Künstler, der sich nur auf diese Weise befriedigte. Audi dieser Mann hatte immer Frlösei'ideen, war ein Religionssl ifter, wollte eine eigene Sekte gründen, wurde Wanderpiedigei' und sonderte sich von allen Menschen ab. Er verzichtete mit Hilfe dei' Hand auf den Besitz des Weibes und konnte seine Keuschheit bewahren, zeigte eine stark aske- tische Tendenz, die im späteren Alter siegreidi durdibrach, als er plötzlich den Entsdduß faßte. Missionär zu werden. Er hat1e Einsiedler- idoen, wollte eidi auf einem Berge ein einsames Häusdien bauen u. dgl. Phantasien mehr.

Wie treffend schildert Havelock Ellis diese Eigenschaft der Fett-'

schisten:

„Die Ursache der krankhaften und gefährlichen Ti^olicrnng des Feti- schisten ist. in der extremen IndividuaUtät, die die Entwicklung des erotischen Synibnlismiis voraussetzt, zu suchen. Der Liebhaber, der sich durch alle die

St»li"l, StiirnnBi'ii cäi'sTriflb- und AlfiiktlabBiii-. vn. 10

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146 Fetischismus.

Elemente der sexuellen Selektion leiten läßt, wird stets dnreh den Gemein- schaftsgeist, der ihn mit der Gesellschaft der anderen menschlichen Weseli vei'bindet, auf seinem rechten Weg erhalten werden, er hat zur Seite das Ge- fühl seiner Abstammung, seiner Nation, wenigstens das der Mode. Sogar der ];onträr Sexuelle kann sich in den meisten Fällen bald ein Milieu von PersO]ien. deren Ideale mit seinem eigenen übereinstimmen, schaffen. Nicht so ist es bei dem erotischen Symbolisten, Dieser bleibt fast stets allein. Er isi. von vornherein der Einsamkeit verfallen, denn es scheint, daß auf der Grund- lage übermäßiger Scheu und Ängstlichkeit auch die Entstehung des erotischen Symholismus am leichtesten sieh vollzieht. Wenn dann endlich der Symbolist zur Ausfüliruiig seiner Wünsche schreitet, welche ihm meistenteils als etwas ganz neues erscheinen, und dabei erfährt, wie weit diese von denen der anderen Menschen verschieden sind, so wird seine von Natur bestehende Abgesdilosseu- lieit noch stärker werden. Er ist ein Einsame r. Seine höchsten Ideale sind für alle seine Nebenmenschen Jtindische Wunderlichkeiten oder widerwärtige Gemeinheiten, möglicherweise auch ein Gegenstand für das Einschreiten der Polizei. Wir haben es vergessen, daß alle diese Impulse, die uns so unnatürlich ei-scheincn, die Apotheose des Fußes und anderer Körpert-eile, die Anstaunung der Akte der Miktion und Defäkation, die Neigung zum Kongressus mit Tieren, die emphatische Sclhstexhibition auch sämtlich ethisch auf uneere Vorfahren zurückgehen und bei diesen mit den Begriffen der höchsten LcbenP- gofühle und tiefmystischem Empfinden vergesellschaftet waren.

Ohne ursprünglieli abnorme Anlage kami indessen niemand sich so weit von selbst in seinen Trieben von denen der sonstigen Menschenwelt entfernen. Zum mindesten wird er eine neuropathische Eindrucksfähigkeit für abnorme Reize besitzen. Nicht selten besteht noch mehr Abnormes: Deutliche Degene- rationszeiclien, machraal ein gewisser Grad angeborenen Sehwachsinnes oder eine Disposition zu Geist-^krankheiten.

Im ganzen bieten die Erscheinungen des erotischen Sjinbolismus, ab- gesehen von der Häufigkeit, mit der sie auf angeborene krankhafte Ab- normität hinweisen, für den sorgsamen und unvoreingenommenen Seelen- forscher das höchste Interesse. Sie erscheinen oft als absurd, manchmal als widerwärtig, aber von allen abnormen und normalen sexualpsychologischen Äußerungen sind sie diejenigen, welche am spezifischten menschlich sind. Mehr als alle anderen enthüllen sie die gewaltige plastische Macht der Imagination. Sie führen uns den extremen Individualisten vor, der nicht nur nicht im Ein- klang, sondern im Gegensatz mit seinen Altersgenossen lebt, eich selbst sein eigenes Paradies schaffend. Sie sind der Gipfel der menschlichen Idealisationskraf t."*)

Es iat sicher richtig, daß man unter den Geisteskranken und De- generierten häufig Ansätze zum Fetischismus findet. Das mag mit der stärkeren Betonung ihrer Infantilität zusammenhängen. An und für sich ist der Fetischismus nie ein Degeneration s- zeichen. Man darf nicht vergessen, daß die Paralogie eine Regression auf die Kindheit bedeutet. Sie zeigt die gleichen Mechanismen wie die Parapathie. Der Umstand, daß einer fetischistische Neigungen hat, läßt den Schluß auf Belastung noch nicht zu. Ich habe gerade unter den Feti-

') „Die kraDkhaften GeechlechtEempfindungen."

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l'anialismtiB UDd Harcmskult, 147

Bcliisten Mi'iiächt'n gefunden, in deren Anamnese sich nicht eine Spur von Bclaetung nadnveiaen ließ, die ein hoher Intellekt auszeichnete. Zwei öolcher Fälle werden uns ja im nächsten Kapitel beschäftigen. Oft ist diese abnonne Art des geschlechtlichen Fühlens das einzig Krankhafte, das man an dem Menschen entdecken kann. Dann findet man immer den iinierdriicktcn psyfhisclion Konflikt zwischen Soxualbegehrcn und Sexual- angst, die Angst vor dem geschlechtlichen Partner, die innere Frömmig- keit und die Neigmig, die infantilen Erlebnisse für alle Zeiten zu fixieren.

Ich will nun an dieser Stelle, die merkwürdige Eigenschaft der Rcihenbildiing besprechen, die ich beim Fetischismus „Haremskult" ge- nannt habe. Der Fetischist entschädigt sich für seine Einsamkeit durch eine Menge von Phantasiegeetalten, welche sich in einem Symbol leib- haftig verkörpern. Aber diese Vielheit ersetzt eigentlich eine Einheit, wie der Fall des Polster-Fetischieten (Nr. 4, S. 26) beweist. (Diese Fälle scheinen nach meiner Erfahrung gar nicht so selten zu sein.)

Einer der merkwürdigsten Fälle und für unsere Untersuchungen von großer Bedeutung ist der von Dr. /?. Hahn. (Ein merkwürdiger Fall von Diebstahl aus Gogenstandsfetischismus. [H. Groß' Archiv, Bd. 60] 1914.)

Fall Nr. 27, Es handelte sich um einen Tischler T., der seinerzeit bei der Kiitwendung von Kindorbettzeug ertappt worden war und deshalb in Haft ge- nommen wurdo. Im Verlaufe der Untersuchung stellte ee sich heraus, daß In- kulpat, ein im übrigen völlig unbescholtener Mensch, bereits mehrfaeli wegen der gleichen Delikte vorbestraft war und daß er die Diebstülile, die aut'fälliger- weiso immer nur Kinderbettzeug betrafen, niemals aus oigentliclier Bereiche- rungsabsicht, sondern aus einem, wie es schien, sexuell betonten ahnormen An- triebe heraus begangen hatte. Er wurde infolgedessen gcriehtsärztlich unter- sucht und begutachtet.

Sein Lobensgang bietet nichts Auffälliges dar. Er gibt an, in seinem 12. Lebensjahre dui'ch Zufall, resp. durch die verhängnisvolle Wirkung eines besonderen Erlebnisses zur Onanie gekommen zu sein. Ee sei ihm damals ein die ehelichen und geschlccbl liehen Verhältnisse in allen Details eiitliüllendes Buch in die Hände gefallen, ilui'cb dessen Lektüre er sexuell in hohem Grade erregt iv'orden sei. Gerade um diese Zeit sei seine hoch- schwangere Schwester nach Hause gekommen und habe dioBettchonund das sonstige Kinder zeug für das er- wartete Kind zurechtgemacht. Das Zusammentreffen jener Lek- türe mit dem Anblick der schwangeren Schwester und der Kinderwäsche hätten einen außerordentlich starken Eindruck auf ihn gemacht, lebhafte Erektion bei ihm hervorgeruien und ihn dazu gedrängt, den sexuellen Antrieb durch Masturbation zu befriedigen, und zwar sei er darauf geraten, durch welche be- sonderen Erwägungen wisse er selbst nicht, zu diesem Zwecke das Kinderzeug zu verwenden. Seitdem onanierte er fast täglich und benutzte dazu möglichst immer die Steckbettchen der Schwester, da mit Hilfe -derselben, wie er bald bemerkt habe, der Genuß für ihn ein größerer gewesen sei. In der Folgezeit habe sich dann die geschlechtliche Erregung

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Fetischismus,

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immer eugei- mit dem Gedanken an das Kiuderzeug und den Anblick desselben verknüpft.

Nadi erfolgter Konfinnatiün erlernte er dae Tischlerhandwerk. Er habe stets befriedigende Arbeit geleistet und ein im ganzen solides, ordentliches Leben gi'fülii't, eine Angabe, die in den ihm Linsgestellten Zeugnissen durchwegs Bestätigung fand; speziell hat er niemals groben Mißbrauch mit alkoholischen Getranken getrieben oder Intoleranz dagegen gezeigt oder seine strafbaren Handlungen etwa unter dem Einfluß einer Alkoholintoxikatioii begangen. Alf belirling und Geselle fuhr er fort, in exzessiver Weise zu onanieren. Wieder- holt versuchte er, wie er beteuerte, sich von seiner verderblichen Gewohnheit zu befreien; angeblich gelang es ihm auch, eich mit aller Anstrengung einige Wochen lang des Lasters zu enthalten, darnach aber wuchs der Trieb, wie er immer enger mit dem Gedanken an das Kinderzeug und den Anblick desselben in verdoppeltem Maße niasturbierte. Dabei sei er bei Befriedigung eeinet; sexuellen Triebes immer an den Gebrauch von Steckbettchen, bzw. Kinder- wäsche gebunden geblieben. Wiederholt kaufte er sich solche zum Zweck der Masturbation; da er aber dasselbe Betteheu nicht gern längere Zeit benützte, auch nicht immer Geld zum Ankauf übrig oder zur Verfügung hatte und der Anreiz von solchem gekauften Zeug überhaupt niemals? so mächtig wai' wie von solchem, das bereits benützt war, so sei er scliließlich dazu gekommen, sich Steckbettchen und Kinderzeug auf wideri-echtlichem Wege anzueignen, sofern sie seinem Zugriffe imr irgendwie zugänglich gewesen waren.

Am 5. N(ive]nber 1898 habe er versucht, sich aus Verzweiflung über sein widernatürliches Trieblebcn mittels Revolver ins Herz zu schießen.

Mit einem Mädchen habe er niemals ein Verhältnis gehabt. Da er überhaupt kein sehr lebhaftes Bedürfnis nach Umgang mit dem weiblichen Gesehlechte empfunden habe, habe er auch niemals einen Tanz- boden besucht. Mit 19 Jahren habe er freilich zum ersten Male mit Hilfe einer Prostituierten einen Koitus zustande gebracht. Seit 1903 habe er dann öftei- im ganzen aber doch nur ziemlich selten ein Bordell frecjuentiert. Wiederholt habe er dort auch den Koitus in der gewohnlichen Weise voll- zogen; doch habe er es immer nur mühsam zu Erektion und K j a k u 1 a i i 0 n g e b r a c h t, in der Regel auch mir .^o, daß er .sich Steck- bettchen vorstellte und die Spitze am Kopfkissen der betreffenden Prosti- tuierten (es scheint immer dieselbe gewesen zu sein) ins Auge faßte Wirkliche Befriedigung habe er aber niemals dabei gefunden; meist hal)e er die sexuellen Triebe n a c li dem Koitus noch durch Masturbation b e- friedigt. Jedenfalls sei durch diese Versuche normaler Geschlecht=betäti- gung seine Lage nicht im mindesten gebessert und sein leidenschaftlicher Drang nach Befriedigung am Kinderzeug in keiner Weise gemindert worden Er habe seine Versuche normaler Geschlechtsbetätigung daher auch bald wiedei' ganz aufgegeben.

Selbst nach mehrfach erlittenen, zum Teil recht empfindlichen Gefäng- nisstrafen, die er wiederholt wegen Entwendung von Kinderbettzeug akqui- riert hatte, keJirto der Drang, sich Steckbettchen zu verschaffen mit unwider- stehlicher Gewalt immer aufs neue zurück. Wenn er nur irgendwo ~ '

unterzogen, habe oft die größten Schwierigkeiten zu überwinden gehabt sich oft sogar den drohendsten Gefahren ausgesetzt, ,nn zum Ziele zu gelangen.

PartialismuB und ilarcmsliiilt. ' 149

So habe oi- z. B. und alles d:\s fand eich in den kkion durch Zoiigeniuissagen und sonstige Erliebungen bpstiitigt am den Etageti heraus die am Fenster hängenden Bettehen heruntergeliolt, ohne daran zu denken, daß er diibei ge- sellen worden könnte; auch Leitern habe er gelegentlich zu solchem Zwecke iiorbeigeschairt, odci' ci- yei übei' Zäuiu; u. dgl. gokleUeit inul in fremde ürund- sliicke und Wohnungen eingestiegen usw., nur um sich in den Besitz des Kin- derzeugs zu setzen. Oft habe ihn dabei eine fast fieberhafte Erregung befallen, die erst zur LöEung gelangte, wenn er in den Besitz des begehrten Bettcliens gelangt war. Nie habe sich sein Drang, sich fremde Gegen- stände anzueignen, auf etwas anderes erstreckt; nie habe er sich durch diese Diebstähle etwa zu bereichern gestrebt; nie habe er sich in anderer Weise bisher jemals etwa strafbar gemacht. Die entwendeten Sachen habe er stets mit nach Hause genommen; schon ilire Erlangung habe ihm iiuiere Befriedigung und hohen Genuß verschafft, meist habe es ihn aber noch zur Masturbation daran gedrängt; zu Hause habe er sie gewöhnlich eine Zeit lang irgendwo verborgen geballen und zur Onanie benutzt; dami habe er sie schließlich immer vernichtet, weil sie ihn stets nur einige Zeit zu reizen ver- mochten.

insgesamt konnten ihm etwa 80 bis 90 derartige, zum Teil unter großen persönlichen Beschwerden und Oefahren ausgeführte DIebslälilo nachgewiesen werden.

N u r S t e c k b e 1 1 c h e n ni i t roten o d e !■ allenfalls r o t- und wei ßgos tr elftem Inle1, mit geblümtem Ulwrzug und Spitzen- besatz reizten ihn geschlechtlich so, daß er Ijei ihrem Anblick sehen Erektionen bekomme und nun keinen anderen Gedanken weiter habe, als eich an ihnen zu befriedigen. Diese V o r 1 i c l.> o für so b e s c Ii a f f e n e Steck- b e 1 1 c li e n f ii li i" (■ er darauf z u r ü c k, d a ß seine Schwester. wie er sich noch sehr genau erinnern könne, seinerzeit ganz ähnliches Kinde rbettzoug verwerdet habe. Je größer die Ähnlichkeit damit sei, um so lebhafter fühle er sich dadurch gereizt und zur Aneigrunig dersell)en um jeden Preis angest;Lchelt. Steckbettehen mit blauem, bi'amiem oder irgendwie anders beschaffenem Inlet ließen ihn stets ganz kalt. Beim Anblick entsprechender Bettdicn dagegen komme der Trieb immer ganz plötzlich und mit unwiderstehlicher Gewalt über ihn; er könne dann nicht ei'sf. nach Hause gehen, um :iich Geld zum Ankauf entsprechender Bettchen zu holen, es treibe und dränge ihn dann geradezu zu seinem wider- natürlichen Handeln; aber wenn er auch sein Unrecht einsehe meist freilich komme ihm das Verwerfliche .meines Tuns erst hinterher so recht zum Bewußt- ggjjl _ Bo wisse er doch nicht, wie er sich vor seinem unglückseligen Drange schützen könne; ja er fürchte, daß er wie bisher so auch in Zukunft wohl immer wieder rückfällig werden würde. Habe er die Bettchen einige Zeit be- ■essen so reizten sie ihn nicht mein-, dann müsse er immer wieder neue haben Er habe «^ich das könne or bestimmt versichern, schon oft aufs enist- Inftoste bemüht seinen unnatürlichen Geschlechts- und Sl^hltrieb, über den ftr tief unglücklich sei, zu beherrschen, zu unierdiiicken und zurückzudrängen; Lv wenn ihn. das auch mit Aufbietung aller Energie vielleicht eimual auf ise Wochen gelungen sei, beim Anblick entsprechenden Kuiderbettzeugs '! Alle er eben doch iunuer wieder seinem Triebe. Selbst in seine Träume verfolge ihn seine unglückselige Leidenschaft; er er!el=e darin oft ganz ähnliche !; Vitionen wie er sie schon wiederholt durchgemacht habe, wahrend er sich H e r's a r t i g e s e X u e 1 1 e T r ü u m e n i c h i zu erinnern vermöchte.

150

FetiBcfaismug.

.und erwache dann nicht selten mit Erektion oder nach eingetretener Ejaku- lation. Für ihn ■wäre ee wohl, erklärt er unter Tränen, das beste gewesen, er hätte seinerzeit Erfolg mit sehiera Selbstmordversuch gehabt; ob er jetzt noch einmal den Mut fände, zum Revolver zu greifen, wisse er nicht recht ; so aber sei er ja doch zu nichts mehr nütze auf der Welt!

Da das damals eingeforderte ärztliche Gutachten, dem sich das Gericht anschloß, die Zurechnungsfähigkeit des Inkulpatcn nicht für ausgeschlossen erachtete, so wurde er zu erneuter längerer Gefängnisstrafe verurteilt. Im Untersuchungsgefängnisse wurde er wiederholt beim Ona- nieren betroffen; im übrigen blieb er stets bei seinen oben skizzierton Aue- sagen. Sein Geschick selbst schien er mit iimercr Gefaßtheit zu ertragen. Aus- gesprochen psychische Störungen wurden bei ihm niemals konstatiert. Über das weitere Schicksal des Inkriminierten konnte Näheres leider nicht in Er- fahrung gebracht werden,

Wohl selten erliält man einen so deutlichen Einblick in die Psycho- genese eines nicht komplizierten Falles. Die Verschiebung von den Sexualpliantasien mit der schwangeren Scliwester, mit dem Steekbettchen, muß selbst dem Kichtana)ytiker auffallen, wenn er nicht verblendet ist und den Zusammenhang nicht sehen will. Das Öteekbettchen ist nur die Brücke für die Assoziation zur schwangeren Schwester, die bald ein Kind haben wird. Das unerfüllte Begehren nach der Schwester er- zeugt einen pathologischen Drang. Das Verbotene der Neigung über- trägt sich auf kleptomanische Vorgänge nach emeni Mechanismus, den wir cingeht^nd geschildert haben. Der Hareniskult ist besonders auf- fallend (80 bis 90 Steekbettchen!) und erweist sich einer w^eiteren ana- lytischen Aufklärung zugänglich.

Die Vielheit tritt immer ein, wenn uns ein be- atinimtes Objekt nicht zugänglicli ist. Die unend- liclie Reihe sol! den Ausgangspunkt in eine größere Distanz setzen und unkenntlich machen.

Ich habe ja bei der Besprechung des Don Juan^) auf diese Reihen- bildung als Ersatz Bezug genommen. Unbefriedigte Wünsche erzeugen Symbnlhandhingen, deren unendlich häufige Wiederholung das Suchen und Nichtfinden symholisch ausdrücken.

Der infantile Charakter der kleptomani sehen Handlungen und der ijustgcw Innung wird durch die Wahl des Sexual Objektes besonders unter- strichen. Der Koitus befriedigt ihn nicht, wird nur durch Hilfsvorstel- lungen von Steckbßttchen möglich. Nach dem Koitus kommt es oft zu onanistischen Akten, weil die Onanie als adäquate Befriedigung mit Or gasmue endet. In der onanistischen Phantasie sind offenbar die Inzest- phantasien eingeschmuggelt.

Unbegreiflich ist es, daß sich Richter finden konnten, die den armen Kranken zu einer „längeren Gefängnisstrafe" verurteilten. Der Charakter

M Diiiid I], Rapitd ,,Don Juan und Mess;iiiiia".

Partialismus und Haremskuit. 151

des übermächtigen Zwanges ist so deutlich ausgesprochen, die vermin- - dertc Zurechniingsfähigkeit im Momente der Tat so deutheh, daß man nur unsere mangelhafte Ausbildung in der Sexualwissenschaft für das scliwere Urteil verantwortlich machen kann.

Der Haremskult bringt die verschiedenen kleptomanischen Sammler dem psychologischen Verständnis nahe. Es handelt sich um eine Reihen- bildung, d. h. um Ersatzobjekte. Der Impuls ist ursprünglich auf ein anderes Objekt gerichtet. In dem letzten Falle richtete sich der Impuls auf die Schwester. Der Wunsch: „0 wäre ich ihr Kind und würde ich von ihr gepflegt und verzärtelt", ist die treibende Kraft. Er identifiziert sich mit der Schwester und er ist das Kind im Steckkissen. Er spielt beide Rollen. Da er aber nie eine reale Befriedigung erlangt, da der wirkliche Wunsch unerfüllt bleibt und unerfüllt bleiben muß, so kommt der Impuls nie zur Ruhe. Er ist ein psychisches Perpetuum mobile. Das erklärt uns daf, Ruhelose und Treibende dieser Kranken. Sie unterliegen dem Wiedei- hoUmgszwang, der nach Freud ein Bestreben darstellt, eine vergangene Situation besser auszunützen, die unliistbetonte Situation in eine lust- ' betonte zu verwandeln, „Hätte ich mich diimals auf die Schwester ge- stürzt, ich hätte sie besitzen können!" Er wiederholt das Spiel mit Ersatz Objekten. Nach einem kurzen Rausche muß die Ernüchterung folgen, das Perpetuum mobile kommt nicht zur Ruhe. Das Verbotene des Wunsches drückt sich in einer verbotenen Handlung (Kleptomanie) aus. Das unterlassene Ergreifen der Schwester, die unterdrückte Ak- tivität tobt sich im Wiederholungezwang symbolisch aus. Es ist der Imperativ der Reue über die unterlassene Aggression, die ihn zu neuen symbolischen Aggressionen treibt. ' '■"■

Ich führe noch einige Beispiele von Haremskult der Fetischieten an ohne eine psychologische Erklärung zu geben. Nach den vorher- ■reiiendPu Ausfühnmgen ist es klar, daß es aber eine solche Erklärung yeben muß. Sie kann nur durch eine Psychanalyse der Kranken er- folgen.

Fall Nr '^^ ('bor einen Perückenfetisehietrai referiert Kurt Boas im

Archiv von /^ G.O/J (Bd. 39, H. 1 u. 2, Kriminalietischo Revue). Ein aus-

;,lwr Tranavesüte trachtet immer, eich eine große moderne Damen-

*^''?'r , lerVcSeTund betrachtet sich dann wohlgefäUig im Spiegel. Be-

5'"; oroht und zum erwünschten Abschluß (Ejakulation) gebracht wird deutend eihoh. und zum ^.^^^^ ^^^^^^^_^^^^ Damenhut setmi

dann sen: Gluck, ^^^""^^^^^^^^^^ Storchnestform. Wenn man aus Traum-

^^'T' -S'^d'drdcr Sit das Genitale .ymholisiort, so wird Erregung und

tätswerte depossedieri. hat. .

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Fetischismus.

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tielleii Trans vestiten unterschied er Bieh dadurch, daß l's niemals ungetragene Wäsche sein durfte. In der Hauptverhandlung vertrat ich den Standpunkt, daß bei dem erblich schwer belasteten Manne zum mindesten die freie Willens- bestiirimung nicht mit der Siclicrheit bejaht werden könne, wie es das Gesetz erforderte. Mein Gegengutachter, ein Universitätsprofessor, legte dem Gerichte dar, daß es für die Beurteilung des Diebstahls völlig unerheblich, sei, ob der l'äter sieh hereichern oder sexuell befriedigen wolle. In beiden Fällen suche er doch nur seinen Vorteil. Der Gerichtehof schloß sich dieser Beweisführung an und verurteilte den Mann wegen Einbruches oline mildeende Umstände. Wenige Tage später fand man ihn in seiner Zelle tot vor; er hatte sich er- hängt." {ilirsehfeld; Sexualpathologie, Bd. III.)

Die Leser, welche die vorigen Kapitel aufmerksam gelesen haben und sich an meine Ausführungen über das Hemd erinnern, werden den Fall psychologisch sofort verstehen. Vielleicht hat der Kranke die Ent- Ideidung eines Familienmitgliedes beobachtet.

Oft erreicht der Sammelfanaiiemus dieser armen Kranken eine un- glaubliclie Intensität. Die nächsten Fälle bringen uns schöne Beispiele: Fall Nr. 32. K., 45 Jahre alt, Schuhmacher, angeblich erblich nicht be- lastet, von eigen tiimlichea Wesen, geistig wenig begabt, von männlichem Habitue, ohne Degenerationszeicben, sonst tadellos in seinem Benehmen, wurde frtappt,'ak er am 13. Juli 1876 abends aus einem Versteck gestohlene Frauen- Wäsche abholte. Es fanden sich bei ihm etwa 30fl Toilettegegenstände von Frauen vor, darunter neben Fraucnhemden und Beinkleidern auch NachL- liaubcn, Strumpfbänder, sogar eine weibliche Puppe. Als er verhaftet wurde, hatte er gerade ein Frauenhemd auf dem Leibe. Schon seit 13 Jahren hatte er semem Drange, Prauenwäsche zu stehlen, gefrönt, war, das erste Mal des- halb bestraft, voi-sichtig geworden und hatte in der Folge mit Raffinement und Glück gestohlen. Wenn dieser Drang über ilin kam, sei ihm cigenthch der Kopf ganz schwer geworden. Er habe dann nicht widerstehen können, koste es, was OS wolle. Es sei ihm ganz gleich gewesen, wem er die Sachen wegnehme. Die gestohlenen Sachen habe er nachts im Bette angezogen, dabei sich schöne Weiber vorgestellt und wollüstige Gefühle und Samenabgang verspürt. Dies war offenbar das Motiv seiner Diebstähle, jedenfalls hatte er nie sich eines der gestohlenen Gegenstände entäußert, vielmehr dieselben da und dort versteckt.

Er gab an, daß er in früheren Zeiten mit Weibern normal geschlechtlich verkehrt habe. Onanie, Päderastie und andere sexuelle Akte stellte er in Ab- rede. Mit 25 Jahren will er verlobt gewesen sein, iedoch sei diese Verlobung ohne seine Schuld zurückgegangen. Das Krankhafte Beines Zustandes, das Un- rechte seiner Handlungen vermochte er nicht einzusehen. {Passow Viertel- jahrsschrift f. ger. Mediz. N, F. XXVIII, S. 61. Kram, Psvchologic des Ver- brechens, 1884, S. 190.)

Fall Nr. 33. Ein bisher unbescholtener, 32 Jahre alter, lediger Bäcker- gehilfe wurde ertappt, als er einer Dame ein Taschentuch stahl. Er gestand mit aufrichtiger Reue, daß er bereits 80 bis 90 derartiger Sacktücher ent- wendet liatte. Er hatte es nur auf solche abgesehen und zwar ausschließlich bei jüngeren und ihm zusagenden Frauenzimmern.

Inkulpat bietet in seiner äußeren Erscheinung nichts Auffälliges. Er kleidet sich sehr gewälüt, zeig! ein eigentümliches, teils ängstlich depressives.

Partialismus itinl Haremskiilt. 15ö

teils unniännlieh devoles Wesen und Benehmen, das sieh oft bis zu einem lar- rnoyantcn Ton und Tränen steigert. Auch eine unverkennbare UiibehiUUchkoit, Scliwäche in der AuiTassung, Trägheii, in der Orientierung und Reflexion gibt er zu erkennen. Eine seiner Scliwesicrn ist epileptisch. Er lebt, iu guten Ver- hältniesen, war nie schwier Icrank, entwickelte sich gut. In der Mitteilung semer Lebensgeschielite zeigt er Gedäditni-sschwäche, Uiddarhcit; aucli das Rechnen fällt ihm schwer, obwohl er früher gut gelernt hatte und auffaßte. Sem ängst- liches, uneiclieres Wesen macht den Verdacht der Onanie rege. Inkulpat ge- stand, daß er seit dem 19. Jahre diesem Lastor in exzessiver Weise er- geben war.

Seit einigen Jahren hatte er infolge seines Lasters an Abgeschiagenhcit, Mattigkeit, Zittern der Beine, Rückenschmerzen, Unlust zur Arbeit gelitten. Öfters kam auch eine traurig-ängstliche Stimmung über ihn, in welcher er die Leute mied. Von den Folgen geschlechtlichen Verkehres mit Frauenzimmern hatte er übertriebene, abenteuerliche Vorstellungen und kon]ite sich nicht zu solchem entschließen. In letzter Zeit hatte er jedoch an Verehelichung gedacht.

Mit tiefer Reue und in schwachsinniger Weise gestand nun X., daß er vor einem halben Jahre im Mcnschengedränge beim Anblick eines jungen hübschen Mädchens sieh heftig geschlechtlich erregt fühlte, sich an düsselbe drängen mußte und den Drang empfand, durch Wegnahme des Taschentuches sich für eine ausgiebige Befriedigung seiner geschlechtlichen Rogimg zu ent- schädigen.

In der Folge wurde er, sobald er ein ihm zusagendes Frauenzimmer ger ■wahr wurde, unter heftiger geschlechtlicher Erregung, Herzklopfen, Erektion und Impetus cocundi vom Drange orfaßt, sich an die betreffende Person zu drängen und ihr laute de mieux das Taschentucli zu eiiLwenden. Obwohl ihm Iceinen Moment das Bewußtsein der Stratbarkoit seiner Handlung verließ, konnte er seinem Drange nicht Wideretand leisten. Dabei fühlte er Angst, die - teils durch den zwangsmäßigen geschlecliüichen Trieb, teils durch die Furcht vor Entdeckung bedingt war.

Das Gutachten macht mit Recht den angeborenen Schwachsinn, den zer- rüttenden Einfluß der Onanie geltend und führt das abnorme Gelüste auf einen perversen Geschleehtetrieb zurück, wobei ein interessanter und physio- loeisch auch "oknnnter Konnex zwischen Geruchs- und Goschlechtssimi be- ■stehe. X. wurde nicht liestruft. {Zippe, Wiener med. Wochenschrift, 1879,

Nr. 23.)

Sacktücher sind sehr bolieljtc Objekte des Haremkults, weil sie loiclit zu beschaffen, zu stehlen und zu verbergen sind, ähnhch wie Strumpfbänder und Halstücher. („Schaf! mir ein Halstuch von .hrer Brust - ein Strumiifband meiner Li.boBlusf ruft Faust aus.) Ich ver- weise'auf den Fall Nr. 5 im zweiten Kapitel. Viele Patienten gestehen, a si n das Sacktuch das erste Mal onaniert haben. Of ist es das Sacktuch eines Mitgliedes der Familie, welcher Innstand duu e,n. he- sondere Wertigkeit gibt.

^ über die Bcdoutung der Taschentücher berichtet ein Patient von

Sadger. ^)

') Die Lelire vou

den Gosdilpchtsverirrungm. Wieu und Leipzig 1921.

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156

Fetischismus.

.,Ja, noch etwas von den Taschen t.ü(;lieni. Das betreffende Mädchen muß einmal in Hur Taschentuch geweint hiiben mid dies ein wenig nach Parfüm riechen. Ich selic dann in dem Tuche da;^ Gesicht des Mädchens drin, so eine Art Photographie, die ich dann küsse. Wenn sie vorher weint, hat sie ja das Taschentuch an das (.Tesieht angedrückt. Das erste Taschentuch bekam ich mit m Jahi'eii von meiner Braut, darnach bestand ich bei jeder Bekanntschaft aul einem Taschentuch, doch unter der Bedingung, daß sie vorher darin geweint hat." „Und welches war das allererste Weib in der Kindheit, das mit einem Bulch durchweinten Taschentuch in Beziehung steht?" „Meine Mutter. Als ich 3, 4 .laUrc zälille, kam die Botschaft, die Großmutter sei gestorben, worüber meine Mutter furchtbar weinte. Ich wollte auch mithculen, brachte es aber nicht zus1;ande. Mutter ging den ganzen Tag mit dem Taschentuch herum und weinte beständig. Da wollte ich sie lehrmeistern, wie sie früher mich, wenn sie sagte, ich ginge wie eine Eauernliese mit einem Taschentuch umher, nahm ihr das Tuch weg und versteckte es. Sie suchte und suchte, aber ich verriet mich nicht und nannte sie auch eine Bauernliese. Natürlich Jia-tte ich aber doch ein b(ises Gewissen, es ließ mir keine Ruhe. Später habe ich ganz darauf vergessen und erst bei der Übersiedlung wurde es in der Schublade de« Diwane gefunden, worauf ich der Mutter alles erzählte. Sie wusch es aus und gab es mir mit den Worten: ,Wenn ich es ihr genommen habe, solle ich es auch behalten; sie behalte sich dafür die schönen Taschentücher, die sie mir gekauft habe.' Darauf wollte icJi na-iürlich nicht eingehen, sondern stritt fest mit ihr. Ich wollte es ihr durchaus zurückgeben und meine dafür bekommen, ging auch gekränkt schlafen und weinte die ganze Nacht um meine Taschentücher. Sogar im Traume setzte es sich fort. Am nächsten Tage gab sie mir Mutter w^ieder. Ihr Taschentuch war auch fein parfümiert wie ihre gesamte Wäsche, und für diese Wäsche hatte ich eine furehitbare Vorliebe.''

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„Nun setzte ich das Examen fort: „Warum wollten Sie in dem Taschen- tuch immer das Gesicht des Mädchens sehen? Sind Sie vielleicht von dem Ge- sicht der Mutter zui-iickgowicsen worden, daß sie sich nicht küssen ließ?" „Das tat sie öfters, wenn sie mir böse war; da ließ sie sich nicht streicheln und nicht küssen. Dann habe ich mir rasch etwas von ihr angeeignet, um doch (>1was von ihr zu besitzen, Nadel, Taschentuch, Brosche oder überhaupt was. ich bei ihr fand, imd bin davon. Die Zopfschleifen habe ich deswegen ge- sammelt, um sie zu den Gitarrebändern hinzuhängen. Sie waren so eine Art Kriegsbeute, wenn ich ein Mädchen erobert hatte. Außerdem ist die Gitarre wegen ihrer Form auch ein Symbol des Weibes. Auf beiden spielt man ja auch." „W'ie kamen Sie aber zu den Zopfbändorn?'" „Die erste Gitarre bekam ich mit 11 Jahren. Ich hatte eine solche bei einem Freunde gesehen und auch, daß er durch Singen und Spielen darauf besonders Glück bei den Weibern hatte. Das Spielen habe ich bei ihm gelernt, eine Gitarre habe ich mir bei der Mutter ausgebeten und hatte dann auch tatsächlich Erfolge bei den Mädchen. Bei dem Freunde hatte ich auch Zopfbänder gesehen und wollte sie nun auch haben. Das erste war ein Zopfband der Mutter, dann habe ich mir bei allen bekannten Weibern Zopfschleifen ausgebettelt, gewissermaßen als Sieges- trophäe. Ich besitze jetzt 5d solcher Bänder und auf jedes habe ich den Namen des Mädchens eingeschrieben. Noch eins: Das Taschentuch meiner Braut habe ich beständig bei mir getragen, auch draußen im Felde, bis jetzt, wo ich mit ihr brach. Mir war. als hätte ich damit ein Stück von ihr, als hätte ich mir ihr Gesicht so mitgenommen. Da ich ins Feld ging und Abschied nahm, weinte

PartiiilismuB und Hafomskiilt:. I;i7

sie. ich Lrösteteund umannle sie und habe ihr zum Abschied duM Sacktuch weggenommen."

In diesem Falle scheint das Taschentuch das Gesiclit. zu vertreten. Es handelt sich um einen Fall von symbolischer „Verladung".

Wullfen berichtet teils aus eigener, teils aus fremder Erfahrung über den klopto manischen Sammler einige interessante Details.

„Ein 4ojälingei' Schuhmachof, köi-perhcli uhne Uc-generatinnszeichen. stahl seit seinem ]3. Jahre Prauemväsche, Er zog sie nachts im Bette an, stellte sicli iiicbei Frauen vor und hatte Samenabgang. Es wurden bei ihm vor- aehiedene Toilotlenstiicke gefunden. Ein anderer hatte seit dem 11. Jahre den Drang, ein Jlcind seiner älteren Schw-ester anzuziehen, wobei es dann in fipäteren Jahren zur Ejakulation kam. Später kaufte er sieh immer Frauen- lioiuden, die er mit sexuellem Wohlgefühl anzog. Ein anderer hatte benn Zer- reißen von Frauenwäsche Samenabgang. Fin vierter onanierte mit 15 Jahren angesLclits üiner zum Trocknen aufgehängten Schürze. Später hatte er st^t-i angesichts einer Schürze, mochte sie ein Weib oder Matm tragen, sexueUe l.ustgefUhle. Die Schürze hat wohl schon durch die Leibesstclle, vor der sie getragen wird, sexuelle Beziehung. Ein Kleiderfetischist stahl weiße Rocke von den Wäscheplätzen, probierte sie an, was ihm bereits Genuß gewährte, zog sie an wenn er seiner Prau beiwohnte. Er liatte angel)lich seit Jahren niemals ohne Frauenrock den Beischlaf vollzogen. Sein Bestrehen ging dahin, inuuer einen neuen, eben erst gestohlenen zu verwenden. Mit Vei-wcndung eines alten Rockes war dei' (Icfichleclitsgenuß nicht derselbe (Kurslen). Ein anderer Feti- schist stellte auf einem Feldplatze Stangen im Kreiso lieruni auf und hing die gestohlenen Unterröcke darüber. Er ging um die Puppen herum, streichelte und uniarmto einige derBolbeii. Plötzlich stürzte er sich auf eine derselben los,

Mitten in der Nacht springe er aal, eile ins Freie, hole sich ein Wäschestück und befriedige sich. Er sei dann so toll, daß er nicht wisse, wo er sei und was ,.r Ine- Wenn ei' ku sich komme, linde er -sich in Wald oder Feld wieder:^

Dieser erotische Sammeltricb kann die merkwürdigsten Formen an- nehmen. Mitunter sind es die Siegest rophäen, die der Don Juan sammelt, wobei er verrät, daß es ihm mehr auf die Trophäen als auf die Eroberunti ;,nkommt. Ein älterer Herr zeigte mir ein großes Buch, in das niedliche Visiikarlen eingeklebt waren. Sie waren alle Karten von Dirnen, die er vor jedem oder nach jedem Koitus verlangt hatte. Niemals besuchte er eine Dirne das zweite Mal. Auf jeder Karte war das Datum verzeichnet. Auf einigen war auch der Vermerk einer Paraphilie oder einer Infektion zu leeen'^Ein anderer sammelte Kotillonorden, die er der Dame auf dem Balle gewaltsam -ennmmen liatte. Der dritte liatte eine ]>ockensammhing. fBekannthch nirhf seilen.) Bekannt sind die Sammler der Schamhaare. Über einen solchen Partialisten berichtet Sad{,er. (1. c.) p n >Jr '14 Schon mit 13 Jahren habe ich statt des Geschlechtsteiles der Frau ihre'Schamhaare verlangt. Damals sagte ich nnserem Dienstmädchen,

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Fetischismus.

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&ie 6o11g mir ihre Haare geben, aber nicht vom Kopf, sondern zwischen den Beinen miisse sie sie mir herausschneiden, und diese haben mich dann riesig gereizt, kolossales Wohlgefühl in mir erweckt. Ich habe eine ganze Sammlung solcher Haare angelegt, von jeder Geliebten ein Biiechel abgeschnitten und es fein Gäuberlich mit einem Bändchen umwunden, auf das ich den Namen seiner Trägerin schrieb." Ein Anderer berichtet gar aus seinem 8, bis 9. Jahre: „Da- mals, zu einer Zeit also, da ich selber noch gar keine Schamhaare hatte, stürzte ich mich schon auf die ausgegangenen Haare im Kamm meiner Schwester und band sie um mein Glied herum. Wenn ich jetzt bei meiner Freundin ein Haar sehe, das ihr beim Kämmen ausgegangen ist, bin ich schon furchtbar aufgeregt, ebenso wenn ich einem Weibe durch das Kopfhaar fahre, oder beim Anblick ilirer Aehselhaare. Als meine Mutter schlief sie lag da stets wie tot wühlte ich, der als Kind mit ihr zusammen im Bette lag, gerne in ihren Schamhaaren und zog daran. Auch mit meinen eigenen zu spielen, be- reitet mir besonderes WoUustgefühl. Ich rieche auch sehr gerne zu den Scham- haaren und rege mich bei ihrem Gerüche auf. Ich erinnere mich dabei an den Geruch, wenn ich mit jenen der ^Mutter spielte."

In allen diesen Fällen ist wohl zu unterscheiden, ob der Sammler sich mit dem Objekt allein begnügt oder ob das Objekt als Erinnerungs- bild den Vorgang der Eroberung repräsentieren soll. In dem letzten Falle spielt der Geruch eine große Rolle. Wir haben schon bei Be- sprechung der Leibwäeche-Fetischieten auf diesen Umstand aufmerksam gemacht. Hieher gehören die bekannten Sammler von Klosettpapicren und älmlichen mit Körperduft geschwängerten Gegenständen. Ich möchte in diesem Zusammenliange auf zwei einschlägige Fälle hinweisen.

Ich verfüge nur über eine einzige älmliche Beobachtung:

Fall Nr. 35. Frau W. H. gibt an, nur dann sexuell erregt zu werden, wenn der Mann J uehtenstief cl trägt. Der Geruch dieser Stiefel wirkt an und für eich schon so erregend, daß sie zum Orgasmus kommt. Sic behauptet, von einem Reitknecht in ihrem 7. Lebensjahre sehr oft gereizt worden /-u sein. Sie kam oft in den Stall und er setzte sie aufs Pferd. Später spielte er an ihren Genitalien. Das Erinnerungsbild ist wohl unauslöschlich ein- gegraben und verlangt nach Wiederholung. Sie besitzt eine ganze Sammlung von Lederflceken, die sie aus alten Stiefeln herLiusgeschiiitten hat.

Magnus Hirschfeld (Sexualpathologie, III. Teil) berichtet über einen ähnlichen Fall:

Fall Nr. 3ß. Es zeigte mir einmal eine Dame ein kleines Stück Juehten- leder, das sie an einem Bande befestigt unter ihrer Bluse trug. In starken Superlativen schildert sie die Bedeutung, welche der Geruch des Leders für sie besitze. Die erotische Neigung zu ihrem Manne, der von auffallender Häßlichkeit gewesen wäre sie war früh verwitwet sei ganz von Ge- rüchcn beherrscht gewesen, vor allem von einem „mit Mannesge-ruch ver- mischten Tabaks- und Juchtengeruch". Sie berausche sich noch viel an den Kleidern des Mamics, denen immer noch ziemlich viel von diesem „süßen Aroma" anhafte. Es würde für sie große Beherrschungskraft erfordern, einem Manne Widerstand zu leisten, der sieh ihr gegenüber dieses Lockmittels be- dienen würde. In einem mir bekannt gewordeneu Falle ließ die Frau sich

l'artialianius und Haremskult,

159

die Hemden ihres im Felde stehenden Mamies schicken, ujii, ihren Duft ein- saugend, sieh bis zum Orgasmus zu erregen.')

Ich habe die Psychologie des Saminlere ausführlich in Band IV beschrieben. Ich möchte nur einige ergänzende Bemerkungen hinzufügen. Jeder Sinn kommt beim Sammler in Betracht. In erster Linie der Gesichtssinn, der Geruch, der Tastsinn, abei' ich keime Fälle, bei welclien das Gehör und der Gesclimack eine Rolle spielen. Den Fetischisten als erotischen Sammler haben wir zum Beispiele beim Hemdfetischiatcn kennen gelernt, wobei die Geruchsqualität des Ürines und des Schweißes den Fetisch wertvoll macht. Die StolT-Fetisdiistin erfreut sich am weichen feinen Eindruck, den Seide und Stoffe beim Betasten maclien. Dio Absonderlichkeiten der Sammelwut finden nur durch eine analytische Porechung ihre Erklärung. Ich möchte nocli zwei Fälle erwähnen^ die ich einer Mitteilung des Herrn 0. B. verdanke.

Fall Nr. 37. Herr N. K. sammelt Wurstscheiben aus aller Herren Länder. Er hat ein ganzes Museum von Wurstseheibeu, die in Formalm- spirituE konserviert werden. .Jedes Scheibchen steht in einer Vitrine, die eine Aufschrift trägt, die über Ort und Zeit der Erwerbung Kenntnis gibt. Ee werden weile Reisen unternommen, um das Museuiu um interessante Stücke zu bereichern.

Welche sonderbaren Erlebnisse können diesen Sammler auf eine solche Abßonderlidikeit gebrairht haben? Wie ist sein Sexualleben? Be- deutet die Wurst Pliallueerfiata oder Kastration? Darauf kann niii- mein Gew'ährsmann keine Auskunft geben.

Etwas tiefer war er imstande, in den zweiten Fall zu blicken und seine analytischen Kenntnisse zu verwerten. Ich lasse Herrn O. B.das Worf :

Fall Nr. 38. ,,Icli hatte während des Krieges mein Zimmer mit Haupt- mann E. zu teilen. Er war ein solir entgegenkommender, aber verschlossener Mensch, der sich an mich gewöhnt hatte und mich eiehthch bevorzugte, so daß wir immer die gleichen Quaiiiere beaogen. Es war mir aufgefallen, daß E. außer seinem Gepäck nocti einen sehr schweren Koffer herumschleppte, den er sorgfältig versperrte imd in den er micli nio blicken ließ. Erst nach Monaten vorti'aute er mir das Geheimnis dieses Koffers an. Es befanden sich dort die verschiedensten SchlüsGel, dio E. nicht erworben, sondern zusammengestohlen hatte. Er gestand mir, daß er einen unüberwindlichen Hang habe, Schlüssel zu fil^iilcn. Jeder Öchlilssel erhält einen Zettel, der oben angebunden wird und über Ort und Zeit des Diebstahls Kunde gibt, Die Sammlung enthielt die verschiedensten Schlüssel: großo, kleine, grobe, feine, einfache, kunstvolle und kunstlose. Über den Ursprung dieser Manie konnte E. mir keine Auskunft geben. Eines Tages sprachen wir über Schamgefühl. Wir sahen ein Humlepaar kopulieren. Ich bemerkte, wie ungeheuer stark jetzt sich das Schamgefühl

') Vergleiche au^^h Dr. A. Hauen. ..Über die gL'Sclilechtlii'hwi nerüclic". fVerl.iR H.Barsdorf, Berlin 1900.)

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160

Fetischismus, Partialismiis unil HaremskuJt.

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entwickelt halje. ,Ah was' - sagte E. - ,die Mensehen &ind nicht besser. Ich habe meine Eltern wiederholt beobachten können, als ich ein ideme.^ Kmtl wai, und noch später als Tjähriger Junge."

,Wie haben Sie das bowerketelligt?' .

,In der frühesten Kindheit haben meine Eltern ungeniert vor nur aen Beiselüaf vollzogen. Dann wurde ich hinausgesehickt. Aber ieh blickte durch das Schliieeellocli und konnte doch mein Ziel erreichen. Nur einmal kam der Vater daraut und spei'rtc die Türe zu, drehte den Schlüssel so um, daß ic" nicht durch das Loch hineinsehen konnte.'

Nun hörte ich auch auf meine Frage, daß E., der alle Frauen mied und als Sonderling galt, jenen Schlüssel, der ihm den Einblick in das Paradies der Eltern verweiirte, stehlen wollte, um wieder den Anblick der Kopulation gß' nießen zu können, ß, hatte mir damit die Wurzel seiner Kleptomanie ver- raten.""

Wir sehen hier ein wunderschönee Beispiel von Wiederholungs- zwang im Dienste des erotischen Symbolismus. E. benimmt sich so, ale ob er die alte Szone noch einmal "erleben könnte. Aber der Vater kann ihm jetzt den Anblick nicht verwehren. Er hat ihn in seinem Besitz den bösen Schlüssel, der ihm den Einblick verwehrt hat. Er hält ihn fest in seinen Händen. Die Wiederholung bedeutet im Sinne Freude eine Kor- rektur einer infantilen Situation, sie bedeutet aber auch eine Wieder- holung, wobei jeder Schlüssel als phänisches Symbol die homosexuelle Komi'onente zu befnedigen hat. Der Diebstahl ersetzt die Aggression auf den Phallus des Kameraden. Die ganze Sexualität ist auf ein Neben- ^elcise verschoben, was vermöge einer ungeheuren Affektverschiebung er- möglicht wurde.

In allen diesen Fällen bestellt eine deutliche Tendenz zu Tag- träumen. Diese Menschen haben die Gabe, in einer M'elt der Phantasien zu leben. Auch ihre Taten werden im hyponoischen Zustande ausgeführt. Aber nicht alle Fälle sind so 'einfach und durchsichtig, wie der des Hauptmannes E. Der Fetischismus ist gewöhnlich ganz außerordentlich kompliziert, wie die weiteren Ausführungen beweisen werden. Aber das Verständnis einfacher und durchsichtiger Fälle wird uns das Eindringen in die komphzierten erleichtern und ermöglichen.

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' ; "■* Die Bibel des Fetischisten. ■- '■''■

Der Hareraekuit der Fetiscliisten kann sicli auch in der WeiBe äußern, daß sie sich ein Buch mit Zeichnungen und Geständnissen an- legen, welche ihren Petisdiismus anedrücken. Merzback besehreibt den Fall eines Mannes, der die Sehanihaare seiner Geliebten sammelte und sie in ein Buch klebte, so daß er dann eine artige Sammlung dieser Trophäen aufweisen konnte.^) Es liandolte eich nicht um einen echten Fetischisten, sondern um einen Fall von Partialismus mit Sammeltricb.

Ich kenne aber Fetischisten, die sich eine Art letischisti scher Bibel anlegen. Dieses Buch öffnen sie, wenn sie ihrem Fetischismus frönen wollen. Sie verbergen diese Bibel sehr scheu. Es ist schwer, in ein solches Buch Einblick zu gewinnen. Sie geben es nicht aus der Hand und wenn sie es tun haben sie eben die Absicht, mit ihrer Paraphilie Schluß zu machen. Die Größe dieses Opfers kann der Normal- mensch gar nicht beurteilen.

Um ein Bild von so einer fetischistischen Bibel zu geben, will ich hier einen Fall von Korsettfetischismus anführen, der vor 4 Jahren in meine Behandlung kam. Die Art und Weise, wie er die Behandlung einleitete, war sclion sonderbar genug. Er erkundigte sich Monate vorher nach der Art der Behandlung, nach dem Preise, nach der Dauer, er überlegte und überlegte und kam schließlich nicht, um seinen Feti- Äcliismus zu heilen, sondern um sich von seiner Impotenz befreien zu

lassen.

Es handelt sich um einen schwerkranken Menschen, der sich aus der Hölle satanischer Phantasien in die Reinheit eines geregelten ehelichen

*) .Herr B. iet Kaufmann, in don 50er Jahren und ausgesprochener Liebhaber

ruttmariger Frauen. Er hE'gnügt sich aber nicht mit dem Genüsse dfs Augenblicks. -Kondem er Borgt für eine WicdcraiiffriEehung dieses Genusses in seiner Brinneruns

dadurch, daß er jeder von diesen Rothaarigen; mit der er geschl echt lieh vorkehrt hat. ■eine Schnnihaarlocko ahBchneidot. Diese formt er zierlich, Bchmückt üie inifc einem

schwarzen LSeideiiraden und klebt sie in ein Buch seiner Erinnerungen ein, wo er dns ^eure Pfand güickliclier Stunden . mit Namen und Datum vereieht und seine Ue-

friedigung in dem Durchblättern dieser fetischistiEohen Remlnifizenzen findet."

SlBknl. StüruHB'-'" ilosTriob- iiml .^fTi-'liiluLBin. VII. ]]

162

Fetischismus.

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Lebens retten will. Seine Aufzeichnungen sind ein wertvolles „Document huraain".

Fall Nr. 39. Der 36jährige Polizeibeamte W. G. nennen wir ilm Wilhelm war sein ganzes Lehen lang impotent. Diese Impotenz fuhrt er auf maßloee Onanie zurück. Vor zwei Jahren heiratete er. Es war ihm trotz guter Erektion nicht möglieb, einen KoituB auszuführen. Er meint, es wäre die Ungeschicklichkeit seiner Frau, aber er muß zugeben, daß er auch bei Dirnen total versagt hat. Er ist vollkommen normal gebaut, zeigt keinerlei Degenorationszeieben und stammt aus einer gesunden Familie. Ki" gesteht, daß er sieh eigentlich nur für KorKetts uud für engein gesehniirle starke Weiber interessiert und daß seine Frau diesem Typus nicht eatspricht. Sie ist mager und trägt gar kein Korsett. Ihn reizen sehr dicke Frauen, die eng gemiedert sind, so daß er die Empfindung hat, sie könnten in ihrem Mieder kaum atmen. Dieses enge Einschnüren ist unbedingte LiebesbecÜn- gung. Er hat nie ein solches Weib besessen.

Er führt sein Interesse für Mieder auf einen Eindruck der Pubei-tät /.u- diek. Er war 14 lahre alt, da fesselt© sein Interesse eine üppige Blondine, die neben seiner Wohnung lebte. Sie war sehr stark gemiedert und war an- geblich das Objekt seiner ersten Onaniephantasien,

Er zeigi den bekannten Impuls der Fetischisten. Er läuft viele Stunden herum, bis er ein geeignetes Objekt findet, dann eilt er nach liause. zieht sich ein Mieder an und onaniert vor dem Spiegel mit der Vorstellung, daß er diese Frau ist. Bevor ich auf die Resultate der Analyse eingehe, will ich einige Stellen aus seiner Bibel mitteilen. Er gibt mir nämlich nacli einer Woche ein sehr elegant gehundenee, abgegriffenes Buch. Ich solle es studieren, er werde nach 14 Tagen wiederkommen.

Der größte Teil des Buches ist stenographisch, einiges in Kurrent- schrift abgefaßt. Im Anfange sind mehrere längere Gedichte, die seine Phantasien auedrücken, gut gemeint, sehr naiv. Er ist ein schlechter Dichter trotz seiner lebhaften Phantasie. Dann kommen Geständnisse und schließ- lieh eine Reihe von Bildern, meistens Ausschnitte aus Zeitungen und Zeit- schriften, von denen wir später einige Proben geben werden. Die mei:^ten Bilder sind verändert. Er zeichnet obszöne Figuren hinein. Genitalien er- gänzt zu den Miedern üppige Busen usw. ... '

Ich beginne also mit einigen seiner Aufzeichnungen: Hiemit heute am 18. III. 1905 unweigerlicher Schluß sämtlicher geistigen Onanieaufzeichnungen! Ursache: Selbsterkenntnis, weil dadurch Ursache und Verlauf des Leidens genügend beschrieben, Heüung unmöglich wäre, Geist sich auf dem Wege des Wahnsinns {Gehirnerweichung, geschlechtliche Verblödung) befände! Lieber, wenn ee nicht mehr anders sein kann, Un- zucht mit einem Weibe, ob Jungfrau, Frau oder Witwe, besondere kommt da die öffentliche Hure in Betracht, in Wirklichkeit als zwecklose, konstant veränderliche Ent- und Abartungen bezüglich des weih- lichen Verkehres zu Papier zu bringen. Nur ernste, die Geschlechtssphüre "wirklich betreffende Aufzeichnungen, wie Ergehnisse und Verlauf diesbezüg- licher ärztlicher Untersuchungen sowie Abmoßtabellen über Frauen-(Huren-) körper sowie „Liebeeblätter"-Notizen werde ich in Zukunft notieren. Das walto, mit Hineicht auf meine bevorstehende Heilung von geistiger und körperlicher Onanie, Gott!

Hin IJibcl dos Fctischisfeti. 163

Gestern abends '/i8~8 Uhr orstee und violleicht doth nicht letztes Mal bei meinem langjährigen Beichtvater, der es seit zirka 189(3 ist, früher Pfarrer, P. Erhardus. lläumlichkeit: großes behagliches Zimmer und Links anstoßendes Kabinett. Hübseh und rein, elektrisches Licht! (Geistlichkeit iet recht gut versorgt!)

Ging hin, nachdem icli am 2.11.190:5 unten in der Kirche mit ihm gesprochen, um zu beichten. Betonte natürlich die Onanie, mein Unglück, lür weiß mein Leiden, die Verkettung trauriger Umstände, er kennt meine niaterielleii Verhältnisse ziemlich!

Kurzer Inhalt seiner Aussprüche, weil ich ihn dringend fragte, ob un- ehelicher Beischlaf absolut von GoU aus Sünde und üiiarixir oder ob dies dem reifen, es nicht mehf „aushaltonden Mann" gestattet sei: .> *

„Jeder uneheliche Beischlaf, ganz gleich ob zur Zeit der Reife oder später ausgeübt, ist sündhaft! Kur die Ehe gibt das religiöse Recht, das ja dann 7.ut Pflicht wird."

' Wäre jeder Mann und jedes Weib so durchdrungen von dem heiligen Gebote Gottes, keusch zu sein und bleiben zu müssen bis zur ehcbcheii A er- bindnng, gleichgültig ob die Heirat früh oder spät iniolge Existenzbedin- gungen vor sich geht, so fallen gut die größt« Anzahl Sorgen und t.bel hinv,-eg, vielleicht 99% dos Unglücks! Dann wäre das Leben nicht so elend,. wie es heute ist und vielen dünkt, eben weil sie sich durch Ansteckung oder Veriust ihrer Keuschheit nicht vor weiteren Fehltritten zu halten vermochten! Auf meine Behauptung, daß es ungerecht sei, so leiden zu müssen J"iC/'''ei- leicht erst mit 35-40 Jahren heiraten zu können, während ein ghicklieherer, -Existenzmittel besitzender Mensch vielleicht mit 20 Jahren heiratet, gibt er mit Zuversicht der Anschauung Ausdruck, daß es oft Vorsehung mid gut für manche ist, daß es nicht früher sein konnte. AVeiter sagte er:

Eheliche Liebe, die ja verrauscht, muß gegenseitige Hochachtung beider in sich schließen und den festen Willen, auch bei etwaiger eintretender Ge- echlechtsunfähigkeit des einen Teiles dem anderen Teil zeitlebens treu bleiben

Der Weg zum Verlust der Keuschheit i^t gewiß leichter und hat den Zwang den unehelichen Beischlaf fortzusetzen und immer tiefer hinein zu geraten und dann Jungfrau, Mädchen und Ehefnni, weil man e. nicht aus- haCkann und sich aus Leidenschaft gehen läßt, zu verführen, als die Eückkehr zur Mäßigung und Aufgabe des weiteren unehelichen B'^iscWafs. HUfsrnTttel gegen die Unkeuschheit : BesUind.ge Wachsamkeit durch Mäßig- keit GeStGoTtvertrauen und Arbeit. Scham, Schaffen, hartes Lager usw. ' Er voriangte von mir schließlich das Versprechen, um mir die Los- sprechung geben zu können, „joden unehelichen Beischlaf mit Anwendung aller Mittel dagegen unterlassen zu wollen .

,.Wenn ich kann, ja", sagte ich. , ^ ^ . ^ u, '

Ich frage nicht, wenn Sie können, denn mit den Geboten Gottes gibt es kein Streiten, diese müssen befolgt werden und wenn deren ErfnllunK noch so unmöglich erscheint und schwer fällt, sofern S.o willens sind und mir versprechen, keusch zu bleiben. , . .. , .

Einige Augenblicke tiefe Stille. o. v, ■. ^

Gespannt wartet er im Kabinett, neben mir auf einem Stuhle sitzend, ich knie im Betschomel ihm zugewandt, auf Antwort.

164

FetischTsniiis.

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■,,Ncin, das kaim idi nicht versprechen', sage ich büklo'miiicii, ahor aufrichtig. Dieser Aiigenhlick, in dem sich Herz und Wille cntschiodoii gegen dos Schöpfers Vorschrift aussprachon, war mir entsetzlich, aber ich konnte nicht ander«. Mißtrauen gegen die Wahrheiten und Vorschriltcn der katholischen Religion, Widerwillen gegen die „tote Hand", gegen die Macht des Kleru,'-:, ein Wunsch, mich nicht der Volksverdununung zu beugen, sondern jetzt zuzuwarten; nach Heilung zu suchen, auch ärztlichen Ansspiiiches loil- haftig zu -werden und im Notfall auch als Mensch zu fehlen, im Bomißtsein. nicht mit frevlerischcm Übermut Gott beleidigt zu haben, sondern nur, um in Gottes Welt weiter zu kommen, als aus Gefügigkeit gegen die Träger der Religion, welche dann zur Unterdrückung menschlichen Ehrgeizes und Foi-techrittes gehandhabt wird, als Bekennen "der Volksaufklärung, vielleicht (weil ich allerdings nicht, mehr Heri' der wachsenden Leidenschaft sein kann) um dann zu heiraten und darai als bedrängter Familienvater mich nie des Lebens freuen könnte, withrend andere meiner höhnen und diesen Trieb nicht aus Not, sondern aus Vergnügen ausschöpften, um dann in entspredien- dei- Stellung besser bzw. sich sehr gnt zu verheiraten und etwas von ihrer Jugend hatten, während ich mit meiner Sehnsucht ungestillt früh altere. Ist ja doch das „Zölibaf die offizielle Keuschheit, nber doch die inoffizielle Xrgernisursacho, welche, weil nichts von vielen gehalten wird, dem Ansehen der katholischen Kirche schadet, aber, aufgehoben, ihre mit dem Mantel des göttlichen Nimbus gedeckte Macht schwächt. Dann erst würde ich zu einem Priester mit Verehrung aufblicken, weil man von ihm als Mensch nur Menscli- liehes und nicht, wie ich glaube. Übertriebenes, zu Entsagungä reich es ver- laugt, eh begreife daß viele Katholiken zum Protesta ntl^us ü mr en

mit int^STef F '" r^T""' ''^' ^'^'T^"" '"'^'^ d^"kle ihm, füMle mich nut mne Khe Freude über meme AnOdärung beruhigt, sprach dann noch von der Entecheuhnig durch den Arzt, bat ihn. nicht bl.e zu sein

■Vr li^n^'""',^" T^ ^\'^f-'''^'%'' «agte er imd nahm kühlen Abschied. !nd l . 1 , f ^'' f öffnote.Türe hinaus, versperrte hinter mir

d?h wJ!l ^.V^^^^VV" ^''^^'" ''"^^^^' l^'"^^-- mir wahrscheinlich in t ^ ä r o f '^'""^'T'^ S'^^i^^ä.n, beschämt mid aufgeregt schritt leh chneil von ihm weg und war froh, als seine Schritte innehielten, weil er mit dem bei der Spmseglocke im I. Stock bereitstehenden Diener sprach. Als ich die lur des Vorhauses schloß und in den großen Hof trat, schlug es 8 Uhr.

^Aufgeregt kam ich heim. Mit Gott und der Welt hadernd mit Sehn- sucht zu heiraten, im Bewußteein meines Dranges, auch aus Furcht vor <jottes Richterspruch, wenn ich meine Keuschheit vor Eheschluß vernichte. Vorläufig sistiere icli weiteres Denken, lasse dann möglichst rasch Dr. F. die J^ntecheidung fällen, halt« aber Ausschau nach baldiger Heirat mit hübschem, mitverdienenden oder vermögenden Mädchen. Gelingt es nicJit. so mußte ich vielleicht ein lÖ^lSjähriges Mädchen verführen 10 Jahre mit mr gehen, bevor ich sie als kleiner Beamter heiraten könnte. Oder, wenn

r.l-^l R ■"'l'w^""^"' ^^""' '^^"'^ ^"^'■«"- tWozu erst unaufrichtig „uu- ohehcher Reischlaf sagen?"') Aber ich hofie, daß Gottes Hilfe jetzt, wo dio

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Die Bibgl .des Fetisch isleii. "165

Not am größten; doch noch uücs getreu seinen Xjeboten zu. einem glüuk- lichen Ende, führt. . ^

i EinBif-hi.svo-n sage ich, Pater E. hat gesteni „goldene Worte", ge- sprochen. Er hat recht, ich wäre gliicklicli, so ideal voi'gehen zu können. Aber die Welt ist andere, nicht so gut und nicht so ideal. Und weil eben viel Ideales im lieben höchst real und prosaisch wjrd, eo muß aiich die höchst-e Idealität des Beischlafes einer natürlichen Anschauung, hervjr- gei-ufen durch einen unehelichen Notbeißchlaf, Platz machen. Ich glai-ibe, alles andere geht nielit, kann ausnahmsweise in dem Jammortale, Welt ge- nannt, zustande kommen. Es mag ja enthalljiame, sozusagen bedürfnislose Individuen geben, ich bin es nicht.

Pater N. ganz richtiger Standpunkt, daß Beischlaf nicht ein Ver^ gnügen, sondeni Ijuet-Pflicht sei, denn wäre dieser Akt nicht mit so viel Genuß verbunden, so würde es mit dem Kindermachen dci' mächtigen Kinderr eorgo wegen aus sein. ^ ...

Allerdings hat er auch Recht, als er mir vorwarf, was würde ich denn machen können, wenn ein von Natur, siecher Körpei- mir den. Beischlaf ver- bieten würde; Er sagte, daß er genug in allen Kreisen, bei Gesunden und Kranken, auch Irrsinnigen, Beichte gehört Imtte, genug des menschlichen Leides erfahren aus eigener Schuld!. ...

Walmsimt kann infolge des Mißtrauens in der Kraft zum Guten, aus Nachgeben zur Leidenschaft, nicht aber aus Kenschheitsschaden zustand^ kommen. Auch sie behaupteten, es nicht aushallen gekonnt zu haben, fielen aber aus eigener. Schwäche, aus Glaubenslesigkeit geg-en Gottes unanfechtbar? keusche Sittenvorschrift. Verheiratete Frauen klagten ihm oft, mit dem Maim^ nicht bzw. nicht mehr leben zu können. Warum, weil . Ehebruch vop Patfli- N. erfahren dieeem Ausspruch vorhergegangen war.

Je mehr einer gegen Gott, gegen Gebet- und Kirche ^wettert, schimpft und in Versammlungen dagegen schreit, dann könnte .Pater N. ruhig sagen: Je größer deine Abneigung, dein Geschrei gegen Gott und seine Kirche, desto mehr Schuld, die in deinem Herzen sich aufhäufte, bist du dir bewußt und suchst Euho .211 linden durch Gegnerschaft, welche, Herzensruhe du abef nicht finden kannst. Du fühlst des Herzens Leere."

Daher ist Pater N. auch ein Gegner des Vereines zur Wiederverheiratung geschiedener katholischer Eheleute. -■-". ''■"-:'- . - " ' :\

' - Ich wollte über letzteren Punkt nicht mit ihm debattieren; es -wäre sonst ins ■Unendliche gegangen. Denn wie viele treten buchst^iblich brave Frauen wie Tiere mit Füßen. Ja, soll sie denn dem Liebe entgegenbringen; vieUeicht ihn erhalten und warten, bis er stirbt, anstatt doch noch an der Seite eines anderen glücklich zu werden?

- Die Abneigung gegen diesen Verein ist von ihm generalisiert, vielleicht

iesuiüech-klerikal. Allerdings auch ein Körnchen' Wahrheit liegt m seiiie:

Meinung Hätten beide friihel- einander besser kennen gelernt, nicht erst

. dann, als es zu spät. Er sagte dies nicht, aber ich glaube, es "Ware seine

Antwort gewesen. . ., , , . ,

Schlußbemorkungcn:" Wie '. rich,tig die Einsicht ist, diese geistiger Onanie entspringenden Perversitälen ein für allemal abzuschließen, nach- dem schon genug in den vorherigen Aufzeichnungen davon gesprochen wurde. Weist das in der Buchtasche befindliche Feuilleton von Montag, den 27. März

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FetisctiismuB.

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1905, aus d&m „Neuen Wiener Tagblatto'' „Irrsinn und Phantasie''. Würde dies Buch leidenschaftlich in dieser Art fortgesetzt, dann würde dieser Ar- tikel mein Schicksal zeichnen. Dann Irrsinn, entstanden durch geistige und körperliche Onanie, durch überhitzt« Phantasie, durch krankhaft entwickelte Einbildungskraft, die vielleicht schaffend sein könnte. Denn der Grundziig und Verlauf meiner phantastischen Aufregungen in geschlechtlicher Hinsiclit war und ist immer folgender;

Die meine Leidenschaft erregt habenden weiblichen Geachöpie, gleich- gültig welchen Alters, Standes, Bekenntnisses und Bildungsgrades, werden meine „Opfer"', die mir Untertan sind.

1. Ich begeile mich platonisch an ihrem Wesen, an ihren Sinnen und an ihrem angekleideten schönen Körper. Ich mache dann durch mich, durch die Umgebung, durch mein Küssen, Umarmen, Betasten, Reden, Belästigungen und Handeln die Mädchen und Weiber geil, geiler und höchst geil. Quäle sie auch durch Nichtbefriedigung ihrer platonischen oder geächlechtlichcn Sinnesäußerungeii, betöre sie, blende sie durch Unterhaltung, Putz und Luxus.

2. Ich unterwerfe sie mehr oder minder langsam, schnell, kühl oder heftig in den verschiedensten Toiletten, den verschiedensten sie mehr oder minder erregenden, schmerzlichen, aber ungefährlichen Folterungen, wie Liege-, Hänge-, Kad-, Binde-, Kitzel-, Peitschmassage, Hetz-, Strick-, Wasser- und der überaus beliebten Miederfolter. Diese Folterapoehe, die meiner ersten Begeil ungsepoche folgt, wird auf das verschiedenste bei der Frau angewendet, wiederholt stets aufs neue variiert. Z. ß. das Kind, Mädchen, Backfisch, Jungfrau, dann Ehefrau, Mutter, Matrone wird vielmals a,nders umgekleidet, wieder gefoltert, mehr und mehr ausgezogen, entweder von mir allein oder im Verein mit ihren „Dienerinnen" (Huren, schon ver- dorbenen Verführten), aufs neue abermals verschiedenen Polterqualen untei-- ivorfen, dabei begeilt und in der Körperkraft durch die Beugungen und un- gewohnte Bänder- und Strickfesselungen ermüdet, auf das raffinierteste in den reizendsten Stollungen Photographien, angekleidet, geschnürt, gofilzf.. gekitzelt, gedudelt, gezwickt, massiert usw. Ohnmacht«i. Aufwecken in ihrcu luxuriösen Heimen, Ejholungsaeiten, auch Unterhaltung und Nichtstun in den „Lustgebäuden", währenddessen Kameradinnen und Geechlechlsgenossinnen weiter seufzen und aufs neue mißhandelt werden.

3. Je nach Stärke der „Gefolterten-', je nach der Schönheit und Leiden- schaft des Opfers sowie je nach der Beschaffenheit des sie marternden Herni folgt für das anständige Weib die dritte und letzte Phase des Leidens und der vielleicht heimlichen Freude. Größte Scham, größter Genuß, wechselnd, endlos geboten, nicht von einem Manne, sondern von Männern, ja selbst von Geschlechtsgenossinnen. Es ist der Beischlaf, die Schau dungs'epu che, die beste, angenehmste, aber auch aufregendste, mitunter selbst für das stärksLe Weib. Größter Genuß für den das Weib „behandelnden" Mann, fröhlichste Austohungszeit für die Gefährtinnen (Huren, und zwar immer nur fünfe) und kombinierte, raffinierte, nervenaufpeitschendste Lustenarten des Weiber- leibes.

Wie viele Kinder, Mädchen von 10 Jahren aufwärts, Schülerinnen der Normalschulen und Handelsschulen, Backfische werden überfallen, genot- züchtigt, wie viele reife Jungfrauen und Damen geschändet, welche Zahl von weiblichen Bräuten, Ehefrauen, Witwen vergewaltigt, geschiedene Frauen, Mütter, gleichgültig ob weniger oder vieler, kleiner oder großer Kinder,

Die Bibel des Fetischisten.

167

juiigo und alto Mütter and Matronen „titUare"'), echwaiigore Frauens- pfirsonen ein Leckerbiesen !

Da nützt bei alloii drei Epochen kein Wideretand der Scham, des Schmerzes oder der Vorzweifiung. Der BaekÜech, dio Jungfrau, die junge, eben verheiratete Frau, die schon verblühte Gattin, die Mutter wird dun-h des Mannns Krai't niedergezwungen; genügt die nicht oder will sich der Mann nicht anstrengen, so sind ja die fön!', zu allem, auch zu den scheußlichsteu Orgien mit Vergnügen bereiten, schönen, jungen und auch älteren Huren da, ■welche, eine links, eine rechts, je einen Arm der Dulderin halten, während der rasenden Züchtigen je eines ihrer schönen Beine, z. B. das linke von einer Hure emporgehoben wird, das andere, rechte Bein seitwärts gehalten, ge- zogen wird, so daß der entzückte Mann die Schreiende bis zu der Schenkel- hohe in aufgeschlagenen Böcken sieht, ihre Kleider höher hebt, sie am . . .=) mit der Hand kitzelt, während die 5. Bure lächehid der. gellende Schreie, Flüche und Verwünschungen ausstoßenden röchelnden Halbohnmächtigen den Mund vorhält; jetzt betasten des Geliebten Hände ihre vollen, stark wogenden Brüste, Umarmungen ihres Leibes, Niederschleppen in ein Bett, die Zuckende ringt vergebens, die Binse wird ihr aufgemacht, das Mieder vorne auf- geriesen, die Seidenröcke zerknittert, oft abgerissen, das schone Höschen an der kitzlichsten Bauchstelle zerfetzt, in wildem Kampf helfen ott Mann und Hure die zu Schändende splitternackt entkleiden, Ohnmachteanfalle, SamenflüGse, schließlich Entkleidung des Mannes vor der bebenden bchoncn und ihre gewaltsame Verführung! , '''.„.

Die Schreie verhallen, ihr "Widerstand verschwindet, man läßt die in Liebosrasen versunkene allein im Bette. Entweder hotfnungslos zerknirscht oder verzweifelt oder erleichtert, dankbar und verliebt findet sich das ver- liebt*^ Opfer in ihrem Blute oder in ihren Saraenausflüssen allein mit einein nackten liebenden Manne im sehwellenden Liebesbett und prachtvollen Zimmer Ruhepause. Liebesbelobnung durch achtungsvoUes Wesen ihrer sie vorhin schamlos behandelnden Dienerinnen durch Kleider, Unterhaltung und Luxus und erneute, stets leidenschaftlichere und schönere Liebesnadite.

Das ist nur sozusagen ein Schulbeispiel aus der unzähligen Masse von Sittlichkeitßvergehungcn der Männer gegen Frauen. Wie viele Orgien trieb ?;h B miM^nen schönen Mädchen und Frauen, die ich 1905 '^ <ierV. Inter- nat i um len Aitomobilausstellung ,n der „Gartenbau" gesehen! Wie^wurde ir e ner Phantasie die hochelegant gekleidete Prinzessin H. begeilt go- oltert ausgezogen, zwischen den iiberstarken ..... . - -'). Wie schnell

1 H^ reizende Frau W^ plalonisch, dann auf der Folti^r geliebt, dann

""'u 1 -^^ ,„,d „r.tpr den Achseln von zwei Männern, ad vaginam von einem entkleide-t xmA "^'J« /ien au .^^^ ^^^^^ ^.^ ^^^^^ ^^^_

r\r»ur hr Kö^^Sheiten eitiesselt hatten. Krank, halb wahn- sinnig "or Scham, Schauder. Ekel und Wollust wurde sie m ihr Ruhebett gezerrt.

TTT^ Original, ein ordinän-r Wiener Diakkt.u.dnick: .■^^>^««''■

■■" - Ordinärer Wiener Dialektausdruek für Vaßina: -'l".-^-. ;

^ Enn ordinären Wiener Dialekt an «drücken sieh ergehende Schilderung omer ..Coh.bitiiö mt"r mamnia. eum Quin.^e eiacnlatiooibu. et cum er«.tione „erni.gn.rum

m[imniarum". _ ^ , , _ .

) FtJhili'): ^T'-wvp^ .

1,68 .

!■;»' t'etischismKS'.v;;.- .,;.;_

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.r-,;, Wie,. .schrie die Fürstin Y n]. ; i. ,. mit gerade,- Front i ii r i n i h ^on li . ' " '' ^'^ Mieder ayf das engst« ^"«a,nn,engep-eßt u^,' H°" 7^ ^"^"^' aufatmend auf die weiche ^üfnt, *^' "'"^ ^ ^ *> ^"<^"-

s:an,k,- Während A uguVt di e v oi, qn" ' '^^'^'^"'^ "^^^l«^- ge-Bchnürle Mitte umklammortP .-,'". ^"^ ^ ^"^ ^^^t"

Seideohose, Strümpfe durehbroAen^ und VtlArurn""!''^.' Battisthemd, acböno Gestalt verschlangen und Hairul Stl t' "h ^"^^^^ "^'^ ^^^S«^^^ an ihr geküßt wordBu. Zitternd und halb so7^^' I ""^^ '°'-'^'' '^^^f^""«'' S1.1110 ihr August ihre ganze 2w"4'C w dT^i'^T f^^-Stunda lang jeder Form nehmea mu.se, sich 8c> wie seine Fr n.-.u''''''' '^"^^ ^'^^'^ "' falls ihre fünf Zoten und extra noci grau Lme Pnh '^"''" ^'^^' ""^^^ erzwingen würden. Wie schreit sie nur ., ? "i ^**™^'^" ^^'' "Nachgeben" ihr voller herausgepreßter Busen an Juiv l''Jl^ ^'^^ "'"'■^^^' '^^^ Battisthenid bekleideten Brust fast eingedHk-W 1 i .f "'"" '''''"^^"' ^^^'^'^^ von sich. Küsse regnet es iet.t Li fhre "o, Tllln "'^^™« ^'"^^ i'^ Arme., Sie schreit. Jetzt duddelt er sie hnl ., '''f''^^''^^ B'-üste und Hemde. Klatsch! Er erhält eine Ohrfe g'e K ■ad.'' l'^^'\^'-^^'^ --^ dorn bis zur Miedergrenze von Busen und Schult.,t t , '^'"'^^ ''^'^ ^^^ Hemd .ur Tür fliehen wollende Fürstin a7ihren 1 t I-' '^^"''^' ^'"'''^ '' ^''

bittet Bie um Verzeihung. Stöhnend vor M .S'^'f'""'*'^" ^"''1*» '-^"d seine Anne. Jetzt f.... er sie ruhig am B in 7''^ ","1:^ ^^^^ ^^^ halb ohnmächtige Aristokratin vor den SpiL ' in"" "'"^ P^"'^'^' '^"^^"^ ''i«

und den Bauch ■). Kaum fühlt ^h- i ^^^^'''" ^'^'^^^^^

auf ihrem Geschlechtsteile, als sie st h sehne? ?'^^"/*^'^ Ma.neshände Kau.Df, bei dem das fest gesehnt Mi d^Lr"!^?' "1^^' ^'^'*«^ '^^'^ Wüllto vergebens auf ihr schönes SpiS üd S f °^ '' ^^^'"'''ß^" schnell die „Hose" schließt, seine Hand v'n Z '"'rf "^ ^^"'^<^'^t, sie ^"■'\ "f -■ f'"-^hterlichem Geschrei die Tür auf« 7 .^"""'^'"^ ^''^'^^^' zu Hilfe. Rettung vor Notzucht!" l'Z aufstoßend ruft: „Zn Hilfe, die sieh Sträubende überall betastend ruft er d./ t /'' "'■^''^«'^t und, eilenden Huren zu. (Es waren ihre fünf H " « '^''^ ^^"S^" •'''^■b«'-

welche soeben einen jüdischen, üppigen BackfSK '""S*^ ^"'^'^^^ Huren.

Jungfrau und eine christliche XuLslotp/r'' ^'"^ I^^^^tantische wollen.) Schnell eilten die fünf H^'h X, Alf "".■ '^f '"■^" ^^^^-^en d.e Furstm verstanden, als. sie so aufgeregt 'hH*^'' ^''' ^P^«'' '^''«^'^ befindend, wie nur die vertrauteste Zofe 1 f l ' '" ^'"^"' ^o^t'"" ^^i^h Begehrungskrampfe mit einem fast fremden Mann', "i "?*^ ^'''^" ^^ ^'i'^em kamen aber nicht dazu, ihre Begleiterinnen zoZ',^''? ^^ ^^°"t^" ^elteu, zitternden drei Opfer über den Gang fori Auf i, %'^"'"'^'^ '^^^^ ^^°'-g«"g hielten sie eine die Wahrheit verdeckende t^u ^^"^^sches Fragen or-

sie es noch erfahren würden. Tat6ächUch\vi] , "^'^ '^^"^ «''^^«'S«. ^aß Backflsch die Ida!) vergewaltigt, dt hlten T ^^""^ '^*^'- '^^^^'^"g^ wahrend einer Unterhaltung in ih^em ZiCer !tÄ ^'' ^^''^l'^^" ^^'«^ unten angelangt, nach Absolvierung der Wii>, ^"^' ''''^^'•^^^ die Frau, zurückgebracht, 2 Stunden darauf genau ^uSl . ^f'''°^"" ^" ^^^^ Zimmer geschehen hätte sollen. "'**^' ^^^ dieser schreienden Dame

') Tiiilhre lociirit tiiinorit; restitcnUai'.

Die Sib.ej-dQs' Kotischisten.

\m

..i'. ■.: Die Fürstin atftete auf; Aber dio Huren drängten sie zurüde, die Fürstin ereebrack, packten sie docli fremde Hände, fesselten ihre kleinen Füße wäh- rend ilir eine den kleinen Mund zuhält. Mit Entsetzen fühlte aie verdoppelt Auguste Angriffe, als sie sogar auf die Ottomane niedergepreßt wurde imd nochmals durch öffnen des wunderbar gearbeiteten Hööchens ihre '\

eidit^r ward, fiel sie in Weinkrämpfe. .Als sie beruhigt wurde,' hörte sie fTr iSl w'i f '^;^^«f^^ A^g"st volktandlg gehorchten und zur stra e fu Ihren Widerstand die Felf^pgeräte herbekchaffteu. Sie bat August um

H^nr^. R,Hf H rf' ^^'^ ^°'' ^"^^' ^'^^^'' '''^^ ™r der Liege-,

ih^Lfen und W ;■ .h^'''^.^^'"^ ^'^^^ d"^ch gesobiektes Drohen dufch tot foltl!.n ""t,^"^"^^ ubertnehen. Sie ließ sich lieber „tot schnüren- als

chtln 2 ' ^ "''w^'r '^'^ ^"^"^^^ ^'''^'''' ''' «^1' «Ji" ^"l^en, bereit Äult ; 1 ! ^ """' Widerstand ließ sie sich jetzt schon wie eine Unro von August Jiei Ulli. and wenden, ja, sie sah ihn sogar verliebt an, als er

Ihren Busen küßt« und A . . . und Bauch tätschelte. Die Huren machten I echt viel Lai-m mit dem Rucken der Foltern und Kichten der Riemen und bchnure und Stricke. „Therese, gib an neuchen Riem lier, sonst reißt der

fW ^'^^J'' , "^ ^"'**'"' '^'^ J^ ™^^t stark und gestallt ist. festbindet.-- uaer. „btem bring a Reservemieder, sowie ihr jetziges ebenfalls unzerreiß- ba, s^i^t k.det die Fürstin «u viel und stirbt vieUeicht, w;.nn ihr die Stricke den Leib zu viel einschnüren täten," „Leer-den Kübel aus, Olga, sonst spritzt die Fuietin beim bpoiben alles an." „Glaubst net, Mizzi. daß August die iurstm erst ha btot von der Folter herunternehmen darf - sie vortragt ul^ verwohnte Jrau eh net viel -^, weil eie vorhin ihm net gehorcht hat? Wart nur, Annerl, die Fürstin wird na spitzen, wanns auf dem Rad fest- bunden ist, dann tut scho alles ihm geben, aber dann is z' spät denn bis d]e Folterschmeizen vergangen san, is 14 Tage schwerkrank gewesen" usw. Die Fürstin hörte dies alles. Sie fürchtete sich nun mehr vor der Folter als vor der Liebe Augusts. Sie fiel in Ohnmacht. Durch einen Streit erwachte sie. Fingiert war er! August nahm eine Hure, die schuldig war, folterte sie teils selbst, teils ließ er sie von ihren Kolleginnen vielseitig foltern, ankleiden, dann fest zueaniraenschuUren, peitecheu und in Eisen- inieder einpressen. Die Hure jammerte nnd hat um Gnade, fiel in Ohmnacht und, anscheinend die fürchterlichsten Schmerzen bei Peitschen und Radfoller erduldend, küßte sie die Füße der Fürstin mit der Bitte um Fürsprache bei August. Bleich vor Angst und Aufregung wurde dio Fürstin, von August und zwei Huron gehalten, während die zwei anderen ihre Kollegin gemartc-t hatten, weich und da ihr neuerdings gedroht wurde, wenn sie nicht alles mit August dulden würde, ginge es ihr ebenso, legte sie sich ganz dicht an iiin auf die Ottomane nieder, schrie nicht, als er ihr in vaginani verstohlen fuhr, sondern schmiegte sieh geil an ihn mit der Bitte um Gnade für die in eine stille Ecke gezerrte schluchzende Hure. „Gebt die Steffi frei! Ich verzeih ihr!'' Dio 4 Zofen eilten mit ihrer müden Kollegin wieder zu der schon zuin Ehebruch geneigt scheinenden Fürstin und dankten ihr. „Nicht wahr, jetzt werde ich auch nicht mehr gefoltert", bat die Fürstin. August blieb ab- ;ft'eJ6end und die Fürstin wurde aufgeregt. Die Huren batenfürsie. August

») Vagina.

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170

Fetiacfaismaa.

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nahm die ihn vor Freude küssende Fürstin um ihre Taille und riß ihren üppigen Leib nicht ins Bett, wie sie hollEte, eondern zur Folter. Ach wie schmerzlich! Auf seinen Wink wurde die reizende Frau niedergelegt, gehängt und gerädert. Ohnmächtig nahm man die Fürstin herab, schnürte sie auf, und als sie erwachte, radelte sie August noch enger zusammen. Als eje neuerdings von ihm am Popo erfaßt und zur Folter kommen sollte,. fiel sie ihm um den Hals, küßte ihn stürmisch und sagte, ihre Brüste ihm «eigwid: : .„Nimm mich hin, mein Geliebter, ich liebe dich, sei mein!"

,JIab6 Dank, schöne Geliebte, ich liebe dich, werde dich nicht mehr foltern, aber zur Warnung, daß du nicht mehr so spröde bist, noch etwas biegen!" Die fassungslose Fürstin im Verein mit den Huren am ganzen Leibe hin- und herzerrend, sie im Zimmer hetzend, Bauch und Busen wollüstig be- arbeitend, ihren schönen Leib so fest in ßadform auf der Ottomane zu- sammenbiegend, daß einige Miedemähte rissen und selbst die Huren seufzend die Köpfe senkten und sagten: „Lassen mir's gehen, August, es zwei habt schon genug!" Wahnsinnig stürzte August über das schöne, in Ohnmacht fallende Weib, legte sie in ihr Liebesbett und brachte sie zu eich.

Die Huren hatten sich entfernt, die Fürstin sah keine Poltern mehr, in August nur mehr iliren Liebhaber freiwillig brach sie die Ehe und streckte sich in unendlicher Geilheit, nach und nach sich von August ganz entkleiden lassend, zum Beischlaf hin, der ihr oft und ausreichend zuteil wurde. So hatte die Fürstin und August ausgewoUüstet! Die Fürstin war

genug „gep ". Nach gefiöriger Bewunderung ihres nunmehr entehrten

Leibes schnürte August wieder die geliebte Fürstin auf 40 cm zusammen uud lobte ihre Körperschönheit. G^chmeichelt ließ sich die Fürstin in diesem heftig geschnürten Zustand p.... Wohlgefällig strich sie sieh über ihre vollen, kugeligen "i), über das Atlasmiedor, drehte ihre Wespen- taille und ihren weißen Bauch und ihr kräftig modelliertes Becken Sie war glücklich, am Vorabend den „Siegespreis" als sich am stärksten schnürende Dame erhalten zu haben. Den 2. „Schnürpreis'^ erhielt weil in bezug auf gesamte Körperbildung zu viel geradelte eine ISjährige jüdische ßallerine und eme 20iahrig6 christliche Konfektioneuse. Die Fürstin welche 32 Jahre alt war, hatte, angekleidet von rückwärts gesehen, an Taillenbi'cite nur ein Viertel der entsprechenden Breite des Beckens. Bei den meisten anderen be- trug 06 bis zu einem Drittel des Hüftumfanges. Daher war die Fürstin Siegerin.

Und solche Vorgänge wurden in Unzahl variiert, mit Mädchen uud Frauen und Huren' . Denn auch die sogenannten Dienerinnen wurden oft 80 behandelt mit ihren Hemnnen zugleich. Oft liegen Hunderte von ge- schnurtea und entkleideten Weibern in einem Orgiensaale gebunden in allen btellungen in den Teppichen und die Weiber sprangen, durch Peitechen- hiebe getrieben, auf die S. ihrer Männer los oder forderten sie wie

Huren zum „Begatten auf. Dort sah man alle Bauarten von Weiberleibern beim Sprung von einem st oekhohen Trampolin in untergelegte Federmatratzen, weil den in vollständiger Toilette beßndlichen Damen beim Hinuntereprin^en die Röcke aufschlugen, viele schrien in der Luft in dieser Erkenntnis fürchter- lich auf, denn ihre Zofen hatten sie keine Hosen anziehen lassen und jetzt .sahen die unten stehenden Männer ihre weißen Schenkel und ihr süßes „F . .". Kaum unten, fühlten sie sich auch schon ergriffen, am „F " gef " und

nie Bibel ties Fetischisten,

„gep " usw.

171

ad

an Scheide und Busen und Achsel abwechselnd

"''"'ich' wiederhole kurz: Äußerlich keusch lebend eU ich J'Y , ^^i iplj in, Innern in krankhaUer

^TVir/entwtc\l-g\in Verbrecher am Weibe der U

li n 1 r r 0 n h . u s g e h ö r t. Aber in meiner Phantasie gilt mir kern GeseU

Ir Well keine Kinde«- und Mädchennnschnid, keine Frauenehre. So oH ich

Onanie treibe, kehren die^e drei Grnndeleraenta wieder: Zuerst 1. begeile

ich mich und die Weiber, ob nun angekleidet oder nicht; 2. dann toitere

ich diese mit Geräten. Stricken. Bändern, Maschinen usw. besonders

mit engen hochfeinen Miedern; schließlich 3. zwinge ich jie

noch, aber nicht mehr gefoltert, zum „Beischlaf", ob es ihnen nun paßt odei

nicht, bis sie gemig haben und auch ich! _ „^:-j.:„6„

Während des ersten Punktes gebe ich w.derwühs •"«"^<^-/^^'^f;/;„;

Selbstbeüecknng nach, welche behn --f /"^^ "rd^ei ^dSÄu^^^^^^

Vorbereitungen zur körperlichen Onanie treffen 1=^^^- JL"^^^^;',^^^^^^^

während die Unglückliche in größtem Schmerz -ch<kmh^^^^^^ ,„it

nähern muß, erreicht ^^'^''^\^'''^^\^;'^^^^^^ Samens,

'-^^ .:L^äi^tt ?: V^i^ m^.ioe schwäche, f. mein

^^'^Ttt:rwiir:;::ro::^^ ..et, wachsam-

^^'* "2"\'trr:Siene Besserung, wie Haupttreffer. ßemrde:.ung, lohnende Nebenbeschäftigung. platonische Liebe so wie meine

wäre mein größte« Gluck una es ^^^.^ Vermögen heiraten kann;

nicht heiraten konnte b.w^wei icr. __^.^^ .^^^^ ^^

'^^"" ti^^Tl^^'^ ^^^^-^ -^-^^^^^ "^^'^ ''^''"" ^'" Hure ausgeübt. ^^^^^^

: Bemerkungen zu den obigen un ^^ ^^.^^^ .^^ ^^ j^,

^ ^- ^;:Se SÄU^ -^^^St. Mein GehaU ist größer. Aber er

4 Frauen sind falsch ^j^^^'''^^^, '„,„armt, sonst nichU, hätte sie F., Sdir.ft.et.ersgatt.n 3 J - ^ ^^^ ""1^---^ .ll!

F., Schnftsetzersgattin, 30 Jahre, ^l,^'^, und Umarmungen die 10. XI. 1902 abends fast ^ "J^^^^^^^^^ i2jährigen Schwester dies -e.-

Anwesenheit ihrer in der Küche hindert hätte. . . ...^y „ur platonischen F.-Anbetung vom

5. Folge meiner «tünnischen > de J P^ ^^^^^^^^ ^^^^^^„^„ 32^,,,, IS. XI. 1901. Besuch einer am l'ranzibKi

172

.,,,...,■- ;Petischisuius.: L .

1.?

A

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ngen ihr gleichenden Hixrf; mein Begeilen xug sie aus, sah aber nur i-eib und Glieder, „I" . ." nicht, griff aber hin. Schnüren, Küssen, Umarmen, ') usw., aber mich nicht entkleidet, nicht die „Junggeaelleuschaft" ver- loren!, Aber zum Teufel! Wa:-um? Hätte ich nicht „entjungfert" sein können? let schon ein Erfolg ala erster „Besuch" zum Zwecke der Begattung. In mjiine „LiebesblättfirBammlung", meine Satansbibel, als Mustor aufgenommen . .■. Ist mein endgültiger Sturz eingetreten und ich dwch ersten Besuch bei einer Hure, durch ersten „Beischlaf' nicht mehr Jüngling, sondeni Mann, so will ich das erste Mal meine genossene Geliebte durch TÖmalige Ab- messungen .mir dauernd vergegenwärtigen, um von ihrem Körperausmaße einen Maßstab für das .als meine Frau erkorene Mädchen zu finden. Die 75 Maße sind Längen und Breiten und Umfangsmaße. 14 Messungen an ihr angekleidet vorgenommen, 14 Messungen an ihrem nackten, 27 Gliedmaßen- abmeseungen. 20 besondere Maße, an ihrem nackten bzw. gerichnürten Leibe gemessen. Summe: 75 Abm^sungen mit Zentimeter Schneidermaß.

Vorläufig probenweise Ausarbeitung in der „Buchtasehe" genaue Rein- ürbeit, dann nach vollzogenem Beischlaf hier vermerkt und aufgezeichnet; bis dahin ad acta gelegt. Dies gilt nur vom ersten Besuch einer öffentlichen bzw. Bordellhure. Dann ab der zweitm „Begattung, Weibcrsehönheit" werden die „Liebesblätter" zur Ennnemng nur ihre Personalien und 10 an ihrem Körper vorgenommene Messungen angelegt.

Diese 10 Messungen geben mir einen Überblick und Gefühl der Di- mensionen der Frauenkorper, so daß ich dann ziemlich genau weiß welcher Bau einer Geliebten mem Sinnes- und Scliönheitsbedürfuis stillen würde. Diese wenigen, teilweise sprichwörtlichen nackten Tatsachen beendigen diese bald zu weit gediehen gewesenen Abhandlungen und bezwecken (keine Ansteckung vorausgesetzt), mich vor der Ruchlosigkeil und Krankhaftigkeit jeghcher Onanie gründlich geheilt zu haben. Freilich, mit Liebe eingegangene Ehe, mit ihrem heiligen Beiechlafe, wäre unsagbares Glück' 0 allmncb- tLger.Gott, ich bitte, -dich um mein geliebtes eheliches Weib -und. um ihre Freuden!

Geschlossen am Großjährigkeitstage, den 28. April 1907. 24 Jahre!

; 'Hier Bchließt dieser Teil des Tagebuches. Wilhelm hat seit diesem Tage die „Satansbibel" nicht fortgesetzt. Keine Bilder mehr ein- getragen, keine Phantasien mitgeteilt. Er kämpfte gegen seine furcht- bare Paraphilio mit aller Macht. Erst versuchte er sich durcti normalen Beisclilaf zu retten. Er suchte verschiedene Dirnen auf, ließ sie mit- gebrachte Mieder anziehen, aber konnte niemals Erektion und Beischlaf erreichen. Er begann, dann aber kam fürchterliches Herzklopfen, so daß er davonlaufen mußte.

/'Er suchte einen Arzt auf, der eine Herzneurose konstatierte und ihm Schonung und Aufgeben iedes Sportes anordnete. Sein einziges Vergnügen waren bisher Bergpartien gewesen. Diese fielen weg und er kam. in Gefahr, wieder in seine Phantasien zu versinken. Die sadi- stischen Phantasien traten immer mehr zurück, er beschränkte sich nur

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Die Bibo! äee Fetisdiisten.

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' ™n- Hpni Mieder scliUeßUeh genügte ihm 'die Vor-

ilii-R Taille fest emsclmurt. . , . ,. >-

Seine Frömmigkeit nahm sichtlich zu, er ging liaufigor in die Kirche schränkte daß- Onanieren ein. Soine Sehnsucht nach einer Ehe wurde 'immer stärker. Sein Gelialt war höher, aber er reichte nicht aus, ihm den notwendigen Luxub 25u verschaffen. Er verlangte unbednigl : 1. Ein kleines Häuschen, womöglich eine kleine Villa 2. Einen eigenen großen (iarten. 3. Ein Auto. Ohne Auto konnte er dich kein glück- liches Leben vorstellen.

Er suchte vergebene, fand aber schließlich ein Madchen, das ein eigenes (icBchäft liattc. Es war eine Hutmacherin, die^ ein ganz schiinc^^ Einkommen hatte. .Sie war nicht mehr jung, schon 36 Jahre alt, ab^-r ..IC gi-tiel ihm. Er ^vußte, daß sie häuslich und sparsam war. Aber sie war Jüdin mid er konnte sie nur zivil heiraten. Erst sträubte sich sein religiöses Gefühl gegen die Heirat, dann sagte er sich: Judinnen ^clunecken besser, sie sind leidenschaftlicher und dabei viel bessu Hausfrauen. Sie sind treu. Du wirst nicht betrogen werden, bie ißt iiicbt so schön, daß ihr andere Männer nachlaufen werden.

Er entschloß sich zur Ehe. Das Resultat habe ich eingangs dieser Ausführungen geschildert. Er war impotent, es gab Streit, seine 1 rau war enttäuscht, sie hatte Liebesfreuden erwartet und fand einen Mann, <ier große Reden führte, aber es nie zu einem Koitus bringen konnte. Er ließ die Frau von einem Gynäkologen untersuchen. Sie müsse enien Fehler haben, das Hymen sei zu stark. Der Gynäkologe Jind sie nor- ,nal, das Hymen war kaum angedeutet, es bestand kein Hnidernis fui

die Begattung. -rr- i

Sic hatten beide ErBparnisse. Die IdeB des klomen Hausctai. „..„■ keine Utopie mehr. Sie konnte ausgeführt werden Ja - l'L die Möglichkeit eines kleinen Autos ,vav vorhanden. Iv begam s fne Frau zu diesen Käufen zu überreden und memte er «rde dann SS r potent sein. Da kau> der Krieg und alle Ersparnisse gingen .um Tu 1 Nun hatte er die Frau, die er „.cht liebte, und keiner seiner Wüsche ging in Erfüllung. Er kam .u mir, um sieh seine mpoiniz V, unscm h t. -^ j, „i^ die onvälinte „Satansbibcl .

'"'°^* ffflrnuhti^-geltellen und Bilder aus diesem Buche an die wie sih so n ganzes Denken um Mieder drehte. Er schnill rinno n t, :::.l sieh auf Mieder bezöge. Mr bringe iot.

: , gXben aus seinen eigenen Zeichnungen, i ig. 1-4.)

Fr hält einige Figuren von der Straße fest. Neben den Bildern

. 1 i eingehende Schilderungen der Keize dieser Frauen. Man

S:rüj::t;::t stark eingesdmürten Busen.

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ij,

174

FetiKchismus.

Die Miederphantasien werden durch verschiedene Einleitungen mit hwliegender Annonce eingeleitet. (Fig. 5, 6, 7, 14—18.) ,

-/

Klg. 1.

l'iH. 'J.

Onglasdft&icbDDDg.

Fi((. S,

I'ig. •.

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ü ri B i nalee i thnu ng,

Eb folgen nun einige Miederannoncen, die alle olTenbar ein sehr verständnisvolles Lesepublikum finden.

Neben den Annoncen finden sich Bemerkungen wie die nachfolgende :

„Sehr tief ausgeschnittene Dame (auch Dienerin), sehr elegant

gekleidet und geschnürt, erwartet spielend „Herrenbesuch". Ha, weldie

Die Bibel des Fetisch istp.ti.

17fr

l^ust, die wahnsinnig geschnürte Dame auszuziehen und zu notzüclitigen. (Vorher reißt ihr das Mieder vor schämigen Kampf in Stücke.)" . . .

Fig. 5.

MiadärnDiianco.

Kjg. 6.

M EiidQrttnnODcfi .

Er beginnt aber die Bilder zu verändern und hineinzuzeichnen. Er entkleidet im Geiste die Damen. (Fig. 8—10.)

Pig. 7.

fiR. 8.

Am Binar UIsderftnoDDes.

Aus biiiüT Aduohco.

Tom Kranken auch Beinen

Qeechmack Terftiiderl.

Möbelannoncen werden benutzt, um die gefolterten Frauen hinein- Kuzoiclmen. (Fig. 11 u. 13.) ' ' . - '■ . .

1^6 -

.r.^ii : Fetisch i Sintis.

- Aus verachiedenen Annoncen "ivcMen die Micderbilder gesawiiiült Die umfängreißlie Sammlung z.eigt, daß der Zeichner offenbar au-ch^aiif erotische Wirkungen auegeht.

Jede Zeitungsnotiz wird sorgfältig gesamnieltv 'wenn sie imstande ist, erregend zu wirken. Mitunter werden die Notizen durch Bilder und Bemerkungen kommentiert, "wie das nachfolgende' Beispiel beweist-

iPlB. »■

i i" i' ,^' ■-■ *' '- -'.£ ~i-' ' In aine MöbeUnnonee Bingezeichnite Kreuzatoliung.

Pia. 10.

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. V .,' In oino Mübelanannca aingBKBiehnel.

Dia Dima wird anfRoliänel. Übergang tod dar ErauESlellunB,

(Beiästigiiiig von Tb e a t e r b pp « ch G r i nii e n.) Aue Berlin. 30, d.,. wird uns telegraphisdi berichtet: Wahrend der gestrigen Voratellmig im Neuen königlichen Operatheater wurde ein hier zu Besucli weilender Zahnarzt vom Kriminal beamten verhaftet. Er hatte während der Vor- stellung Frauen und Mädchen, die gleich ihm Stehplätze benützten, in rm- j^rhörter Weise belästigt. Der bisher unbescholtene Verhaftete gestand, die

Üie Bibel des FetischiäCen.

17-7

sittlichen Verfehlungen, iint^T denen in jiinf;el«r Zeil viele T heute rbesuche- rinnen litten, begangen zu haben. (;^1. 1. 19(15.)

„Ich stellte mir mit Vergnügen dies so vor: Mit lueiner rechten

Hand filzte ich im Deutschen Volkstheater, Stehparterre, eine üppigo

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In bIda MnbvLmnoncv L-iiig*<Ei'{<'t]iiHi. Kvuuzi^ii'll.iu^ Vorbi^n^iiuiiy Hinter \'iir|{BWiiltEgitag

Jüdin Olga P. am Oberarm, meine linke legte sirh von rückwärts um ihre weiclic Mitte, Busen und Bauch, meine Füße ju'eßten sich um ihre Röcke und Glieder. Schade, daß sicli das Rendezvous von I., Adler- gasse 4, zerschlug (Oktober 1902). Die ließ sich „filzen", die schwarze üppige Jüdin Olga P." (Fig. 19^21.)

Siflk«^, StürUDBOtk dua Trj«b- und AffvkiJfib&nii. Vll.

1,78

FctiscTiismus.

Ich beschließe damit die Mitteihmgen aus der „Satanebibel'". Man wird es verstehen, daß diese Kranken sich durch Lektüre solcher Bücher

4

['ig. ia.

'>ii , .,.

In eine" MObBlannoniMi BiDgeseiihnet.

l'ip. 14.

l'ig. 15.

Fig. 16,

Aiiniscri: Tur .MiBdL'rgi-werl>s.

Mioderaiinonce-

MiederBimoiiae.

iiiiiiiei' wiodiM- Anregungen verschatl'eii und eich immer aui's neue die nötigen Reize für die onanietischen Akte verschaffen können-

Hie Biliel des l-'etisdiiKtcu.

179

Sein EnlSfliluli, sich von diesem Liuclie zu Irtumen, zeigl. oinon etai-liPii Willen zur Genesung und entspriclit audi seiner i-cilif^ioson. anagogischen Tendenz. Wir seilen an diesem Beispiele sehi' deutlich die zwei Mächte, die um rlie ITerrachaft. in seiner 8eele ringen. Die He-

Kif. 17.

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[■■iK. IS.

MitfdvrAiiiiDiiDe.

Mittd'jrjinEiDiir*' mit BadiBrEBCtiem l^inFfhlB^.

KFk, ib.

Flg. 20.

Vlg. 91.

l>ii> Smhu uns di'in De iitBi.'l 111(1 VnlkelhMuliT üi ili-i I'imuUiBie di'f Kraiik™.

ligion und dor Satanisnius. Solieinbar iial er sich dem yatanisiiuis unterworfen. Aber wte sieht es mit der Realität aus? Kr ist doch keusch geblieben. Seit dem 24. Jahre onaniert er nicht mehr, er hat .seine Satansbihel fortgefi^eben, er hat auch keine seiner Pliantasien au-;- geführt. Nodi mehr! Er ist in seiner Elie kensi-h j^eblichen.

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180

Fetigdiit-mui^

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In der Analyse trat zutage, daß er den Koitus als die eigentliche Ureündü der Menschen betrachtet. Von dieser Sünde hält er dich fri'i, er kommt immer mehr auü die Bahn der Askese, er ist auf dem Wege, Bein altes Ideal zu erfüllen und ein Heiliger zu werden. ' - ""' '

Die Analyse eines solchen Fetischisten ist unendhch schwierig und gelingt am besten bei ganz naiven Naturen, die von der Analyse keine Kenntnis haben. Nun sind diese Fetischisten oft sehr komplizierte Naturen, hocJigebildet mid für philosophische Fragen geeclmlt. Sie ver- stehen es, die infantilen Motive in geschickter Weise zu verbergen. Unser Patient kam mit dem Willen, geheilt zu werden, aber er ver- langte Einhaltung seines Programnies und erst Absolvicrung seiner Lebensbeichtc. Diese wurde durch 6 Wochen trotz meines Protestes fortgesetzt. Unterbrach ich den Strom seiner Rede, so setzten die Ein- fälle aus und jede Bemühung war ohne Erfolg. Die ganze Teclinik der Analyse ließ mich in Stich. Ich erfuhr nur, daß seine Mutter eine starlio Frau war, die sich eng zusammenschnürte und daß er schon als Kind großes Interesse für das ilieder der Mutter zeigte. Er benützte seit dem 11. Jahre zur Onanie immer das Korsett der Mutter, das er anlegte und das ihm angeblich vorzüglich paßte. Außerdem ma^-hte er die damalige Miedermode und mehrere Eindrücke aus der Nachbarschaft für seinen Fetischismus verantwortlich.

Er blieb in der Analyse aus, weil er aufs Land mußte und itam erst nach 2 Jahren wieder, um sich zu erkundigen, oh er zu mir kommen könnte, versprach, eine Stunde telephonisch zu vereinbaren, aber ( r kam nicht dazu. Ich sehe ihn alle Jahre ganz flüchtig zu den unmög- lichsten Zeiten, immer sich erkundigend, ob er kommen kann. Er kommt nicht. Ich weiß, daß er noch immer nicht den Koitus ausgefülirt hiit imd sich mit dem Gedanken trägt, sich scheiden zu lassen und Mönch zu werden. Seine Frömmigkeit hat zugenommen, er verträgt sich mit seinem Beichtvater sehr gut und hat die Opposition gegen die Kirche auf- gegeben.^)

Der Fall gewährt ims einen grauenvollen Einblick in die Phantasie- weit eines asketischen Fetischisten. Ich habe diese Publikation gewagt, weil sie von höchstem wissenschaftlichem Interesse ist und uns die Kennt- nis der Psychologie eines Sammlers gewährt. Im Mittelpunkte seiner Weltanschauung st^ht die gemiederte Frau. Alles, was mit dem Korsett zusammenhängt, ist für ihn Gegenstand eines gesteigerten Interesses. Wir sehen hier mehrere Symptome des echten Fetischisten: 1. Die strenge, trotz der Ehe eingehaltene Askese. 2. Die krankhaft,e Phantaeie-

') Patient war während der Drucklfgung dieses Workee bei am und verspracli, eich in den nächsten Monaten analysieren zu lassen, leb wordr dif Analyse falls si« gelingt im Anhang otler in der nächsten Anflagi; bringen.

Die Bibel des FetischtsWn.

181

tätigkeit, die sich im onanistischen Akte auelebt. 3. Den Haremskult, der hier diiich eine „Satansbibel" ersetzt wird. 4. Als neues Moment eine sadietieclie Einstellung zu den Frauen. 5. Das fetischistische Symbol (Mieder) drückt einen Zwang aus.

Dieser Mann ist im Leben ein sanfter, feiner, gefälliger Mann. Nio hat ev sich in seiner Ehe hinreißen lassen, seiner Frau ein unzartes Wort zuzurufen, gesdiweige sie tätlieh zu insultieren oder gar zu martern. Er strebt nach einer höheren, ethischen T^ebensführung, er ist tiefreligiöa und zugleich in seiner Phantasie ein Lüstling, der die grausamen Prak- tiken eines Marquis de Sade übertreffen könnte.

Man wendet sieh schaudernd von den Ausgeburten dieser höllischen Phantasie ab.. Man würde ihn für einen Verbrecher halten, wenn seine Realität nicht einen unüberbrückbaren Gegensatz zu seiner Phantasie- volt bilden würde. Aber dieser Gegensatz ist das typiedie Zeichen des i'chten Fetischisten. Jeder Versuch, seine Phantasie in die Wirklichkeit umzusetzen, scheitert. Auch bei den anderen Fetischisten, die ich be- (ibacbtet habe, kam es nur zu ganz schüchternen, meist erfolgtosen Ver- suchen, die weit hinter der Realität zurückblieben.

Der Sadismus fehlt in keinem Falle von echtem Fetisc, hismus. Erscheintdieti-efsteUrsacbedieses Leidens, wie jeder Zwangsneurose, zu sein.

Als Reaktion gegen diesen Sadismus wird der Selbstschutz der Religion verstärkt. Als Buße für die sadistischen Phantasien wird die sexuelle Leit- linie der Askese aufgestellt undmelir oder weniger strenge eingehalten.

Dieser primäre Sadismus wandelt sich in Folge der religiösen Bußideen zum Masochismus. Der Fe tisch ist führt seine Martern an sich selbst aus.'''

■' " Auch Wilhelm schnürte sich in Mieder und versuchte sich selbst zu foltern. Er legte sich im eng eingeschnürten Mieder in Kreuzesstelhmg aufs Bett und versuchte sich selbst zu binden. (Siehe Fig. 10 u. 12.)

Er näherte sich damit der Fiktion, ein Märtyrer zu sein und näherte sich seinem Ideale Christus. (Christus-Neurose.) Sein Gang zum Beichtvater, den er so drastisch geschildert hat, zeigt seine ana- gogisch-religiöse Tendenz.

Andererseits ist er Satan. Er ist der Verkünder einer neuen Re- ligion, in deren Mittelpunkt das Mieder steht. In einem seiner Träume ringen Christus und Satan um die Herrschaft der Welt. Christus be- i'ührt den Teufel, der ein Korsett trägt, mit dem Kreuze und der Satan löst eich in Rauch und Dunst auf. . . -

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Fetischismus.

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ijeidei- war es nicht möglicli, die infantilen Wüiieclie seiner Para- philj<? aiifzmveisen. Aber die Inzesteinstellung zu seiner Mutter erklärt uns den Beginn und die Hartnäckigkeit des Leidens.

Um seine Paraphilie zu verstehen, müssen wir die endopeychisdi'^ J)aretellung seiner Kranklieit auflösen. Er ist das Weib, das er überwäl- tigen will. Der Mann ist in seiner Paraphilie der Satan, der das Weib- ]i<:he in ihm vergewaltigen will. Das Weib wird in der Phantasie das Syiiibo! der KeuecMieit, während es im ].eben das Inkarnat der Sünde daratellr.

Dieser Gegensatz z m' i s t.- h e n b e w u ß t. e r und u n- bewußter Einstellung m a c. h t d e n K r a n k e i: liebes- II n fähig. Das Mieder stellt den Zwang der Askese dar und ist zu- gleich Keine höchste Lust. So vereinigen sich Aske^ie und Begierde in einem einzigen Symbol. Im Kampfe gegen seine Askese ruft er 5 Huren, d. i. seine 5 Sinne, seine leidenschaftlichen Hegiei'den zu Hilfe. Er will sich in die Richtung der I.,eben6freude und Sinneshist drängen, während seine infantile Leitlinie (Adler) zu Clott und zur ewigen Seligkeit fühi't. Er ist gläubig und ungläubig zugleich, ein AVüstling und ein Asket, eine echte Faustnaf.ur ohne die Geistesgaben eines Faust. Er sucht und flidit die Analyse. Er möchte gesund werden und fürchtet, die Analyse könnte seine asketische Weltanschauung vernichten und ihn seiner Religion berauben.

Neben seiner Satanshibel lag ruandunal sein Gebetbuch. So drückte er symbolisch die Zcrrisscniieit seiner Seele aus, die sich im Kampfe zwischen Unglauben und Glauben in eine Ersatzreligion flüchtete.

Der Korsettfctischisnms ist verhälinismäliig häufig. Immer handelt es sich um den Druck des Mieders und den Schmerz, den der Di-uck verursacht. Der Korsettfetischisnms ist oft mit Schuhfeti- schismus kombiniert. Einen interessanten einschlägigen Fall teilt Havimovd mit:

Ftill Nr. 40. Der Patient ist ein feingebildeter, hochachtbarer Herr und A^ater von 4 gesunde» KiiRleni. die aus einer äußerst glücklichen Ehe stammen. „Früh schon-', sagte er, „lange vor meiner Pubertät, besaü ich dne A'orliehe \üv häusliche Besdiüftigniigen, weibliche Spiele und weihst Kleidung, obwohl ich es liinsichtlich der letzteren nur bis zum Tragen von Mädchen schuhen brachte. Ich bewunderte auch bei Damen enge Taillen iukI versuchte, im Alter von 14 Jahren mir selbst ein Korsett kii verschatl'en. Als ich älter wurde, wuchs meine Vorliebe für weibliehe Kleidung, aber da ich keine Schwesteni hatte, so bestand meine ganze Befriedigung darin, daß ich "Romane las, die von einer Frau handelten etc. Ich verfalste mehrere Er- zählungen unter dem Titel: ,,AbeHt<^uer in der Krinoline'' und schrieh noch andere Novellen ähnlichen Inhalte«. Sie wurden gedruckt und reißend ah-

nie Hilid (los Fetischistcu, ^ 183

gesetzt. Audi lieKlo nocl. k..(3 idi .eUe.i .i.i<= Gd^KeiilieiL voriih.rgehen, wenn icl, Praoc, rollen von Männern auf de. Bühne dargeslcUt seh..,, k^mn^ Mit 21 Jahren trug er selbst Korsetts, die er ülDer alles liebte und, ob- wohl er sich mehrere Jahre sehr eng schnürte, schien er doch in seiner Geeuiid- heit keine Jieointnichügnng wlilten hubeii. Er gab au dab ei ■immer .-ine gewj^.e sinnliche 13 . I r i e d i g u n g diiduruU er hin gl habe. :iner.st /.wnr .teilten .ich Schiner/.unujhndinigeii n. der liegio pubica imd Erektionen ein. Bald aber fand er.hei-au8, wenn er sein Kor-s,.1t ^.^y,. 1-eFl, nn-/.og, dali die Erektionen aufhörten und Kopulation Howie ilaslinbalion ganz, nnmöglich wuideii.

Aus Furcht vor der Itnpotcnic und aiideieii nachteiligen Wirkungen, dif infolge der Onanie eintreten konnten, vennied er ängstlich jede wiHi^iii- liche Sanieneiii.leerung luid hielt .ich bi« m seiner Verheu'alnng völlig üb- J «ünwit. l::r erinnerte sich iiulessen, daH er dreimal nnwiUkiirliche bainen-

^ ^ntioernng«]! am Tage gehabt habe. Das erste Mal passierte dies w.in'ond des

K-eitens, was ihn veranlaßte. diese sonst heilsame Übung a ul zugeben. I He anderen l'oHiitiunen traten ein, wälirend er ein Paar ganx, enge bcnuno (l)anienschulie mit franKÖsischen Alwiitzen) auxog und sie y.nknopHe.

Nach seiner Verheiratung trug er kein Korsett und auch sonst keine Piuueiikleidnng (mit seltenen Ansnahnien), bis 2 Kinih-r ihn von seiner Potenz überzeugten. ... ,.

Zu dieser Zeit l)egüiui unser Patient den Vmsuchmigen. die ilui uhiia Vfrfidgten. nachiiugeben und vorfiel wieder in da. alte Laster, Aber ich ^vlll ihn selbst reden lassen: „Ich liaufle mir-, sagte er, „eui Paar sehr elegante hohe llamenschuhe mit französischen .\bsätzen. die mir anfangs so i>ng saßen, d a IJ ich hinken m u l.s t e". Diese Stiele! trug er bei «chöneni Wettor oiV™ auf der Fninienado. iiideiii ei- die Heuikleidoi' hi.chliob, um die Absiilw /,eigeii zu können. Hei schlechtem Wetter pflegte er jene Stiefel mrinnü in (h'r Woche anzuziehen und sie vor einoni grolien rfpieget znzukiiöplen. Uies brachte fast immer eine Rrektiou und s.tgar eine feanien- entleei'img hervor.

\ls dies (ieii Heiz der Neuheit verloren halt«, kaufte er sicJi wieder ein Kornett So oft, er nun unbemerkt lim konnte, trug er dasselbe und s^chniirle es manclimal so ft-sl. daii er last ohnmüHuig wurde. \hv^^' beiden Gegen- stünde Knöbfsphuhe und Korsetts, schienen einen ganz, besonderen hinlluti -nif ihn .lusziiüben, '^ft. halt.' w in der Plerdebahn. wenn eine Dame mit tehniaier Taille iiiul zierlichem I^iß ihm gegenüber saß, eine Art idealen Beischlafs "der. wie er es nannte, ein Aussirömeii seiner Gefühle zur (^e- lieblen hin ItiHtUauil erwälint einen ganz iilinliclien Fall, in dem ein junger M-mn nur bei Blondinen, wenn sie ein Korsett, hohe Stiefel und ein seidenes Kleid trugen nicht impotent war. Die letzti'ii drei Gegenstiinde hatten auch ;uif unseren Patienten einen grolien Ein[luli, inoclile der Träger .iersellM-u ein -Mann oder eine Fiiui sein. , , , . , ,

Bald -ab er sich seinem Hange immer mehr hm, indem er nehen ver- schiedenen anderen weiblichen Kleuluiigssliicken sich schließlich em ..diwarz- . sfudem- Kleid kaufte, das ihm g a n /, c n g s a U und auf das er sehr stolz w,,,- Locken und Reifen, lalsches Haar, Ohrringe und nusennadeln, alles mußte seine LeidenschafVn schüren. Ja. er kmn.te slundonlang eng geschniirt ■( wührend ein Friseur seine Haare nach Frauenart kranselte und fn- Üierte" i^uletzt trug er sein neues schwarzseidenes Kleid sogar, wenn er spa- zieren oder in die Kirche ging und hob es anl der einen Seite auf. um die

184

FetiKchismiiP. Die Bibel des Fetischisteu.

H

weiße, gefaltete -Roekborte und die Stiefel mit den hnhen franzÖBischen Abyä.tzt'11 zu Kcige-n. Mit stark aufigeyolsterter Brust, eng geächnürter Taille und enonnon Cul de Pariji. mit phantastisch getui-iiitem Haur, Ohningeu und äulierst engen und unbeciuenieii Stiefeln lujnntü er zu beiner gröliten i'reude meilenweit gehen und stumleulang tunzeu, Ks schien wii'klieli der körper- liciie Schmci-z für seine Glückseligkeit notig /.u sein und er weidete sich fönnlich duran, wolern der SehTiierz nur durth ein weibliches Kleidungüstück venirsacht wurde. Wenn er auch die Manieren und Uewohnheiten von Frauen 'nachahmte, so mißbrauchte er seine Verkleidung docli niemals zu unlauteren Zwecken, abgeüohen davun, daii er gelegeiulicli eine Ejakulatiun hervorrief. Wie bereits erwähnt, empfahl er das enge Schnüren aufs wännete; er "hatte viel über diese Materie gelesen und dk ganze Literatur gcsanuiiell. die für oder gegen diesen Gegenstand geschrieben way. Kr versuchte öfters sich so eng zu schnüren, daß er iihnmiicbtig werden würde, jedoch gelang ihm dies nicht. Er überredete auch seine Frau, sich zu schnüren und zog ihr Korsett täglich enger, bis er ihre Taille um fast ö Zoll im L'udange ver- kleinert hatte, was ihm ebenfalls eine sinnliche Beiriedigung gab. Ein Kind, das yie bald nachhur gebar, war vollkuiiunen gesund und wuhlgebiidet.

,,Er zeigte mir"', berichtet l)\:. llaininnvä. der mir den Fall mitgeteilt hat, „mehrere Phctographien. die ihn in allen möglichen \"crkleidungen dar- stellten: als Ballettänzerin, als Königin l':ii,sabe1h, als eine Polin, als 3iHe alte Magd, als die Gottin der Freiheit, als Julia, dann in einem einfachen Straßenkleid, welches er einige Jahie vorher zur Kirche trug".

Uft schwur er, davon zu lassen, aber immer wieder üel er in sein altes Laster zurück. Manchmal hielt er sich Wochen und Monate lang frei, jedoch kehrte es bald in der alten Stärke wieder. Er hiuiptsaphüch animalische Nahrung, aber kein Fett. Nur AlbuniinaLe i)i-:haglen iliiii. Ich verordnete ihm eine vegetabilische Diät, aber er ekelte sich so davor, daß ich ge/wungen war, meine Verordnung zurückzunehmen. \on Geniißinitteln gebrauchte er nur schwachen Tee und Kaffee. Es wurde ihm eine Zeitlang Brom veraii- reieht, um den ki-ankhaftcn Hang allmählich zu beseitigen.

Dieser Fall ist kein echter Fetischismus, er wurde vielleicht von IHrsckfeld als Transvestismus (Verkleidungstrieb) aufgefaßt werden. Kr zeigt aber zwei charakteristische Momente. Das Schnüren durch das Mieder und das Einpressen des Fußes in enge Schuhe. Von Bedeutung ist in diesem Falle, daß der Patient das Mieder selbst trägt sowie auch die engen Frauenschuhe anzieht. Züge dieser Identifizierung des Fetiecli: trägers mit dem anderen Gesehlechte kommen in jedem von mir beob- achteten Falle vor. Ich habe immer darauf hingewiesen. Die Schmerzen entsprechen der nie fehlenden masochistisch-sadieti sehen Komponente. Ich würde den Fall als einen „rudimentären Fetischismus" bezeichnen.

Eine sehr interessante Beobaclitung eines Falles von Fuß- und Korsettfetischismue verdanken wir Abraham.^) Wir werden auf diesen interessanten Fall später eingehen.

') Jahrbuch für pnychoanaJytieehe Forschuagsn, Bd, III.

^

IX.

Analyse eines Fußfetischisten.

* " " " \? " : V^H ':: e'l vl^Men A^:, es gibt au.h e,„ .ehein,es

dal ienkcru^j Kuhlen der Urzeü .urückBinken. Es wäre mte-essant, '; ,„ Pot dln.us das arAaiBche Denken nachzuweisen und dm-chzu- t en dliede dies..- Paraphilicn eigentlich eine Eegress.on auf ■rgend tn UrzusLd der Menschheit bedeutet. Ich we.ß. «l-ß "-^Iff* ; H er,Beulischen Schulen auf diese Zusanmenhängc großen Wrt legen. fla;«"t H-gend eine Bedeutung für dre Praxis des Analyt.kers? Brmgen

A Prbim-ntniB der ParaiiaÜiie näher? ^"^ '"'l^^^^^^^^^ -ischen .ndi«r und allg. Q Knlik ^ev^Ae beim Fußfetischiemus spielend durchfuhren. Wir „HMner ^^'^^^''^^^^^^ Arbc.t von Dr. Aigremont: „Fuß- und Schuh- , besitzen --/''""^ ^^ ,.^\Volklon.tische und .exualw>s.en.c.hafthd.e e,Tnbol.k und - Eiot.k U OIK ^j^^^^^ Usehaft, 1909),

mtersuchungen, ^-^^l^^,,,,, Lu. Der hochgelehrte Ver- .vch-he jedes ^P^'f ^^"f '% Die sexuelle Fuß- und

fa..or ko,n.nt zu ^^^^f ^" ^^"'trbm et und u.alten TTrsprunges,. SchnhBymbolik ist _ - ^^^^ J^ ^Mbarkeit, .eil er die Erde be- Der .eibliche Fuß i.t ä%S>7J '%,,„,„g. Der Schuh ist das Sj-mbol „ihrt, der männliche das Zeichen ^^l^'^^^.j^^^,,^,. Bestätigungen der Vulva, der Fuß da. 'f^^^^^^^^^^^^^ Aber die ur-

durch ethnographische und J^^^'«"'* f " . ^^^ beugen und Gebären

.Iten heiligen ^y^^^ '^J^^j^^ verwandelten .ich .eheimnievolle heilige Akte gottliche i.eo Christentums zun>

i. dPr neuen spirituali st i sehen Weltanechauu

186

Fttischisimis.

Siiiiilhiif'tüii und Gemeinen. Wie in manche geöchleditliche .Symbolik i:clilicli sich auch in diese ein gewisser Zynismus, eine Art Frivolität ein.

Hcliließlich meint Aigremont, bei den Forschungen über Fuß- und Ödmhsynibohk sei die nialto Gesehleditssymbolik nicht außer acht zu lassen.

AA'ir aiierkeniion die lierechtigunf^ dieser Forderung. Aber wie weit «ürdf i^ine solche Forsrhung führon? Sicherlich, der Instinkt als die Er- lahnmg des Unbewußten spielt auch eine Rolle bei der Wahl des Symbols und Bittet hat sidi die Sache sehr einfach gomadit, wenngleich viele Be- «'badifuii^'im die Wührhcit seiner Anschauungen bestätigen. Es gibt eben vprscInc'dtHic l'^älle von Fetischismus. Die Fälle, die idi als echten Peti- sdnsiiius bezeidme, sind Lille sehi komptiziort und zeigen das Symbol in mehrfacher Verwendung.

Der Fnßfetisdiismus oder sagen wir lieber die Anziehungskraft des Fuße« imd des Sdmhes, der M'ade und der Strümpfe ist so außerordent- lich groß, (laß ich diese Korperteile (und ihre Hüllen) fast zu den sekun- ilären Geschlechtsmerkmalen zählen könnte. Auch in der Literatur finden eich unzählige Verherrlii'lmngen des Fußes und des Schuhes und es lassen sich auch Beweise für diese Annahme erbringen.

Wenden wir uns aber einem bestinunten Falle zu, der uns den Fuß nu-lit als Vermittle!- zum sexuellen Besitze des Ganzen, sondern alß lirenniiunkt. der Wünsdie zeigt. Wn- lernen am besten, wenn wir uns in ^•inen Fall vertiefen und versuchen, die psychisdien M^urzeln einer schweren Parapathie ausfindig zu machen.

Idi wähle aus der Zahl der Fulischwänner, die ich zu beobacMen Gelegenheit gehabt habe, den Fall heraus, den ich am längsten analysiert habe. Es war zur Zeit meiner Frewrf-Ära ,wo ich noch an die langen Be- handlungszeiten glaubte. Der Fall wai- mehr als ein Jahi' in meiner Be- obaditung und ich hatte reichlieh Zeit, ..eine Parapathie zu studieren.

, '■'f 2"''.- ^/- "f'; ^«t^i» ■■iOjähriger, unabhängiger Privatier, dem Be- lub^ m.c]. Pnv:,(,gclelirfer. leidel an verschiedenen parapathiscben Svmptomen. ^m^ <k-nvu K-,h l,c.,mders z«e, herv.>rhebe, wei! er sie «b l>ed,'ückend empfindet: Bcme btralienangst und semen Fußfetiscliismus.

Er kann nicht allein ausgehen, er muß immer begleitet werden. Nur ge- ■ft'i«.e Wege im tlmkreiee semer Wohnung kann er nhne Hilfe seines Dieners zurücklegen Aber zu weiteren Wegen l,enötigt er eine Begleitung. Das zweite leiden Btehi nn direkt..,! Gogensatz zum ersten. Er schwärmt für Füße und muß Menschen nudüaufcn die Füße haben, wie er sie zu sehen wünscht Trifft er sein „Ideal aiit der Straße, .o könnte er ihm stundenlang nachlaufen, mochte es ansprechen und es ersuchen, ihm den nackten Fuß zu zeigen In der ertön Zeit der analytischen Behandlung verlor er die Straßenangst und kennt* weite Strecken allein gehen. Was tat er dann am liebsten? Er suchte sich auf der Straße ein Tdeal aus und stieg ihm nach, e'hne den Mut zu haben, 4las Tdeal anzusprechen. Er konnte dann stundenlang henimiaufen und lief

Auiilyse ^iii«s l-\ißfetisclnsten, 1!S7

a,n li...t.. .ur Donau, .o .s .e,two,.e Männergib., -l^^'« /j« Sch..h. au.- .i.h.n, ,li. Fm vo. .chmut.ig.n. Lappen he reien, .,e " ;1^\ ^«""^ ^f „der in. D.Huu.waesor kühlen. B.t. b.klo mchl dev ^i^^'^'"^''^-.f ^,^'X to

Sd>uh«.rk. wie, viel, .«inor G ..chmacksgenoseen. Er sah bc, '''^, ' ^^^^^^^ - Mnu» >.^1<M- Woih - /lu^rsl iUil' don Fuß imd lipurf ..Ito Lh t. nach d.m h.. u weH^ Fr.u n aU solch. Ucdien ihn kali- Der F.ß muß sehr enge |m S hu - werk .itzon. In der Vur^lollung dos Engen, (iodrücklen 1>^:S"'." ,'1'"^' ^^ »ß ''_ Roiz. H(d,n..raugcu roge, ihn gesr.hleHillidi auf. hr beuDubl jeden Huhne.

.1 » g e n (j ij e r a 1 e u r. i ,, 4 ., ; « b

Er Bchwärmt nur für Män.orfülio. und /.war liir '' " 1 ^'l ^ '= J "' " J// |,5 womöglich s . h w o i IM g .. o n 1. z ü n d o t e M a n n c r E u I^ e. -ibraham 3^^ .Wse., Arl.c.,1 ,eh nu.h .un..kk<.nLn,ou werde, führt, bekannt ich den Fußfei. .ddB„u>. auf dio Unterdrndcung der [liechlu.t ^--^V ^'^^»^'^^f f " f "^J^ .u,i>.k and Fr.ad legt auf diu.o Hypothese großen Wert. Er '"^"'" " J^ ^ .^' h.he sich durch die aulrechte ^t,.llung von, Nasent.er '■"". ^"f" ^^ ^^ . wickelt und die Funktione,, des ««>■l''^l'^""''■^^^'■^^:"■n^^<^hla.8 gt I n >e

schirm,,, breche die.er verdrängte Trieb (f'^i'-';^^'!^^^^''^'-^''!^'"^'^'^"'';^^ ^"f^^ , Fußfetisdn.le,> schwärmten eigentlich für deu f-''^^-^f.'; :/^'S>.™n

.uruckzulühren, wurde y. ,n di....,u Falle, wo on, 8cl,we.ßtuß 1^ iz gt ^ . .ekoinhar .eine Bestätigung findeu. Wir werden bald ^^l]^"'. ^'^ f, ;' j"^, , ' tigere Mecl,m.i.nK.n hier hineinspielen. UuBor Kranker - al. ein ^»1<^ '<^ /j'' .r sich, und er kau, .n n.ir. u,a von der Tyrannei de. Fe ü.cli.^nms betre u ^\erd.n -- hätte ja in Seebäderu reichliche (lolegenheit. Mannerlaße /aiM hui, wenn es ..ich um- uai den Fiii.s handeln würde. Er müßte .un- eine Kiii- in V\ on»- la.fen nach /<"n«-pj).schen Prinz!|uen- durchmachen und könnte unbeiuorkt seinei Pai-apliilie fr.iuen.') Aber diese leicht erreichbaren (Genüsse reizen ihn gai nich, Der Fuß der Reichen läßt ihn ka.lt. Der Fuß eines Mannes, der arbeitet der womoglicli unterdrückt ist. der ein KuecJit ist. der ^}<-h in al.- häii"iiier Slelbmg Iwfindet, der g e z w u n gen wird, liarfuß vai gehen iiessen

,■,,,:,,,„, rnßeu Drucke aiisge^setzt wird, bei dem der Fuß womöglich gi-

;,'eßl wird so daß man auf der Haut die Abdrücke d<* Schuhes sehen kann. ,,,, ,Ue<er Fuli nm.-lil aul ihn (Mueii großen Eindruck,

" ,,,, ,„„,i,, Hi,., ,i,u.„ Augenblick hall und verweise auf dieses so o It n d., Kran^ngeschich.en der ^Fct.chist.. vork— nc. Jioment^ ^^^^

VelVsclf Scliö; dieses >C>u.ent enthält eine symbolische Ih-rstelluiig d-. i e 1 =^ c "■ ^'- "'' p istdiisnnis sit vA seinem Träger wie ein enger Scinih

FetlBC .sunuj ^^^, /^ ,,^^ f „„,, ,.,,„. starken Zwange. Hier sehen wir 7 ^i cl il ie< Fetischisnuis mit der Zwaugsueuro..e.

'"' 't. ml^l^Sische Zug dos Fetischisnius als Reaktnui aul deu lue fehlenden Sadismus -^^^^^^ ' ll^^- ^ Fetischisnuis zu befriedigen. W,e .r:hr ^.Sr :S; ::':^^^ T.gen .r Donau. Dor. liefen dm

—^^ ... M„de., a, -IC MC.ZU, ^-'^J^;;^Z r ' d^ '".^rZ:

.urück' l...- I^"'^f'^;':^'"7;; '^^^"'Euluaasm, Mh.ai-.ac., (iü- So.m.ahäder .aul I,il{,^.,„ isciac ,u..-li W<.nsl,ut<'n. Uie '^'^"' Al-'ti.iETr/.bc«x'g-mR.n ,oi.<.|il>cßm

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FetischisiriuK.

:iriiien Arbeiter in Haufen und baden Ihre schweißigen, roten Füße. Dieser Anblick erregt ihn dann mächtig. Er eilt nach Hause und onaniert. In solchen Fällen ist ee immer wichtig, zu lionstatieren, was sich der Onanist bei dem Akte hinzuphantasiert. Wer glauben würde, daß Herr Beta den Fuß dieaee Mannes berühren wollte oder gar einen honiosexuellen Akt mit ihm auBüt)en wollte, der würde tiich arg tauschen. Herr Beta stellt sieh vor, er nei der Arbeiter mit dem roten, geschwollenen, schweißi- gen Puße. Dadurch erzeugt er sich den größten Orgas- m u B. Dies ist eine Erscheinung, die ebenfalls typisch für den echten Feti- tichisten ist. Der Fetischist identifiziert sich mit seinem Sex INI b jek tc. So wird Beta selbst der Träger des roten schweißig- schwieligen Ful'>es.

Nun könnten wir n;ich Traumen aus der Jugend forschen und Beta hat uoä eine Menge dieser Dinge erzählt, die ich später in den Traumanalysen rait- leilen werde. Er behauptet, er habe gesehen, wie ein Soldat, der Geliebte der Köchin, sich die Stiefel in der Küche ausgezogen habe und bei dieser Ge- legenheit habe ihm der rote Fuß sehr imponiert. Auch erzählt er, daß er von dem Soldaten auf dem Fuße geschaukelt wurde und dabei hohe Lustempfin- dungen erlebte. Doch diese Vorfälle erklären uns nicht den komplizierten Mechanismus seiner Parapathie und sind alle eigentlich nicht präzis erimiert. ,1a. ich halte liafür, daß sie nachträglich in seine Familien- und Jugend geschieh te hineingezeiehnet wurden. Ich glaube, daß sich die Fetisehisten eine Jugendgeschichte nachträglich dichten und in diepelbe alle Erlebnisse eintragen, welche auf der Linie des Fetisch liegen. Ihi'e Erinnerungen sind Trugerin- neruiigen. (Deckerinnerungen, aber nicht im Freiidechen Sinn e.)')

Sil werden wir auch bei unserem Fußfetiechisten die Lebensgeschich erwarten, die uns alle Fetisehisten und auch alle homosexuellen Männer er- zählen. Es gab eine Zeit, da sie das ganze Weib und der ganze Manu intei-eesierten, besonders aber die Genitalien. Dann alxir kam es zu kleinen Vei- änderungen. Erst trat der Frauenfuß in den Vordergrund, dann allmählich der Männerfuß, und erst im Laufe der Jahre entstand das Interesse für den roten, geschwollenen Schweißfuß. Der erste Eindruck des Soldaten müßte aber die f^exuelle Leitlinie gleich in diesem Sinne determiniert haben, während wir er- sehen, daß er aus der Vorratskammer der Erinnerungen hervorgeeucht wurde, ;i.ls Flucht vor der Sexualität und besonders vor dem Weibe in diesem Falle auch vor dem Manne begonnen hatte. Man bedenke: Wie viele Men- schen haben als Kinder solche Erlebnisse und verhältnismäßig wie wenige wei'den Fetisehisten !

Wir betonen, daß sich diese Geschmacksrichtung im Laufe der Jahre erst ..entwickelte und zu diesem Ergebnis herausgebildet hat. Das ist auch eine Eigenschaft des Fetischismus, die betont werden muß. Er bleibt sich nicht gleich. Bas Sexualziol wird immer verändert, und zwar immer im einschrän- kenden, erschwerenden Sinne. Es setzen sich immer neue Zwangs- formeln der ersten sexuellen Formel an, ganz wie bei

') Die Deckorinnerung FrevdB verbirgt hinter einer harmloBen Szeni- . eintn wtch- 1igni Vorgang. Diese T rugor inneru n gen miichm aus harmloseu SzcneQ wichtige ErlebniKBe. Diis, Archiv dtr Erinnerung wird duriihelöbert und daraus werden braui'h- l»are Szenen hrrvorgehoU und neu bearbeitet.

ADB,Iyse eioes Fullfctiscliisteii.

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der Z w ii n g 8 n e u r 0 B e. So war es hier der Frauenfuß, der schon ein Ab- gehen von den Genitalien bezweckU- und diis erotische Interesse von den Genitalien auf den geschlechtlich indiff<^rentün Fuß lenkte. Dann kam aber der Männerfuß dazu. Erst später entstanden die Fürderinigeü nach emeni roten, sehr heißen, ^esehwollenen, gepreßten Schweißfuße. Als »h sich lieta furchton niiiato, sein Sexualziel zu leicht" und mühelos zu erreichen. Ale ob er sich künstlich Hindernisse und Schwierigkeiten machen wollte, die einer geheimen asketischen Tendenz entspringen.

Itci,. verkehlt über mit Frauen oder b&saer gesagt, er versucht inimei' wieder mit Frauen zu vorkehren. Er gehört einer Gesellschaftsschichte an, in der man eine Geliebte haben muß. Seine Kameraden besuchen nach enieui Spiele im Ktub fleißig die Bordelle und er kann eich nicht ausschließen. Sein Benolithcii in rincm Liipaiiar ist .sehr churakteristisdi. Er reagiert f^ehr rasch auf eine Meretrix, die ihm gelallt, wobei er auf die Füße gar keinen Wert legt. Hier suct.i er nur das schöne Gesicht. Im- bekommt .sehr bald eine ^ohr Btarke Erektion, die aber in dem Mumente authört, wo er die immissio in vaginam vollziehen will. Wir merken hier die Funktion einer Hemmung, die geheimen moralischen Tendenzen entspringt. Als ob eine Summe ihm sagen Würde: „Das darfst du nicht machen, das ist eine Sünde!'- Beta Iaht nun den Phallus von der Dirne extra vaginam manu stuprare usque ad ejaculationem. Dieser Vorgang entspricht dem Leitmotiv aller Parapathiker, das ich „Lust ohne Schuld" genannt habe. Seine passive Rolle beim Akte ermöglicht ilun die Fiktion einer Schuldlosigkeit. Diese Logik ist infantil, aber für alle Parapathiker sehr chai-akteristi.sch. Er sagt sich: D u bist ja nicht schuld, s i e hat es gemacht. Deshalb gelingen Praktiken, in denen ihm eine passive Rolle zukommt, Immer besser, was auch auf seine feminine Einstellung zurückzii- führen i.-t. ]i\<- immissio penig- ist, nur in sehr seltenen Füllen gelungen oder nur bei halber Erektion. Einmal mir gelang ein tadelloser Kongi-esBUB, als eine Dirne ihm einen Backenstroieh gab und meinte, er wäre Sehläge wert. Da er- wachte ein mächtiger Zorn in ihm, er wollte sie zurückschlagen, sie würgen, sie di'iiiütiri'n. iln- .^eine Kraft beweisen; in diesem Momente hatte er eine kräftige Erektion, er fühlte i^ich männlich, konnte eine aggreesive Stollung eiii- iielm'i'u iürI seine P'iteii/ ausnütKcu.

Nach diesen Versuchen und halben Akten bei Dirnen fühlt er sich be- echmulzt und muß sofort ein Rad nehmen. Alle seine Pläne, sich eine schöne Geliebte zu nehmen, mißlangen. Verführungs versuche und eindeutige An- näherungen von Frauen aus seiner Üe.sellschaftsklasse halten bei ihm g;ir keinen Erfolg Er begann das Spiel sehr gerne, ließ es al-er ine auf eine Ent- Bcheidung ankommen, welclie für ihn mit einer Demütigmig hatte enden können.

Die Anamnese und psych analytische Erforschung der Jugend ergibt aber viele sehr gewichtige Momente. Beta war sclion früh ein sehi> crütisclies Kmd mit starken aggressiven Anlagen. Er hatte in seinem 7. Lebensjahre eine Freundschaft mit einer Spielkollegin, die täglich aus der Nachbarschaft^ zu Besuch kam. Eines Tages machte er aus instinktiven Trieben heraus den W- .uch einer Kohabitalion, was zu einer Verletzung des Madchens fühlte Die Bestrafung ^ denn die Sache kam der Erzieherin, emer Engländerin, zu Ohren - die endlosen Reden über seine Schlechtigkeit hatten zur Folge, daß .ich sein Charakter allmählich verwandelte. Dieses Erlebnis wirkt« als „ewige Warnung" und stand drohend am Eingange seines Lebens.

Noch immer führte seine Leitlinie zum Weibe. Es kamen dann ver- schiedene Liebschaften mit Kusinen, kleine Abenteuer mit Dienst mildchen.

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Fctiscliismiis.

sicli 111 oiiK' Tänzerin. Sein Vater aber W.*init7.te dJ^^

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venen^hcn K-"|-^;^^;: ^.^^l^;;r'Er;oüe";ur" vorsichtig s.,n m.l

Hen.chat einer K---^ R-^t. Uai« zur Einsicht, daß dem

^^ S^ Hebte ui,d verehrte, ein Ve^altnis ,nit d.r ljnz.ri.>

,1 ih... lauiit eine jede Liaison unimgenehni wäre. E r h a n d s i cli d u ^ ,nd übe 1 aupt ein. J ^^_^^^^ ^ ^^ k,änke,i und, .n !a"go

'"" ,^h nicht mit F,,u.en zn verkehren, außer h i e u n -i

VV' :; ne! Nach einigen J.hren starb der Vater. Da. Gelübdo

;'; ,„-i arlh-h /,..- Folge gehabt, daß er .idi den Tod des Vater, iierbei-

■; c r^^o^^^^ ^^'--1' - -'^ -icn. De.nßl.sein.lelde bei Se.te schieben

nX d h. m<^ht denken durfte Er „verdrängte- diesen {>,danlcen.'

W . l-it er nun. als der Valer starh-r" Abgesehen davon, da!, er den Ar.(,e dl-uhte, er werde den Tod de. Vaters nicht iiberleben, leistete er .otor- Auu. ^'*'" , , ir,. schwor sich, e r w e r d e nun d r e i .1 a h r e tu i L TeiTer ?t^'^-keh-n! Also drei Jahre strenger Abstinenz! Da. '. Gelübde hieli er nur ein .lahr und brach es dann mit der Motivierung, es^-are ni/lt im Geiste seines Vaters, Aber er brach es unter heftigen inneren Wider- sS ir .üe psychische Impotenz prägte sich immer stärker aus und nunu. deulliclK.r traten die Formen seines Fetischismus zutage.

Kalter Sclnveiß bedeekle ilni, wenn er sirdi schheßlieh gezwungen hatte. ,„U der Dirne zu verkehren. Ein heftiges Schuldbewußtsein trat unter aller ei "laskiernngen auf. Beson.lers f,näUe ihn die Angst, er hätte sich eine sexuelle

^"'^'n^r'lSieh ein Freigeist, abe. innerlich fromm. Er stand uni.,- ,1,, Herrschaft von zwei widerstrebenden Tendenzen. Sem Vater war ein be- nuler Liberaler; es war die. die Tnuhlion semer tamihe. Aber ein kleri- kaler Er/iehcr liatie den Knaben in st, enger (ioHesfurelH erzogen und sen. Kinderhirn mit allerlei alierpläubisehen Vorstellungen von Sühne und \ ei-

*^*'""'D'i(f Erklärung seines Fetischismus kam auf sonderbare Weise zustande. !-r L-estind' mir eines Tages, daß ihn der blutende Fuß am meisten inter- eiierte und besonders aufrege. Häufig habe er die Phantasie, daß er sieb

i) U-Ii -^.iB-- 'litlil ""l"' ''■''-' ''''■^'''' ^^"'1'^'*'' f"'' ili" .JnibriviißV "iird- Fiir Frt'vd gU' <lie Vt-nkilii^iiaii;. Ms ei« Hiimli-Kil.U'ii ins Uiilj^uLUe. iO.< .'in Ni.'li'- VVim'n. l'Hir riiicU i^-t die Vmli-äii(;iiTiK i'in la.r boi ^L'ite S^liirlmi, wn tiiclit Ww*«^' \V.>lU-ii' 'v/('öe« l'''^ ■'"' '^''■'■' '''"*'" '^""^■'* '"'' ""■''»'■•'"'■^'■l"' I'-'yi-lKjlogic ilie Fi''*=" .u.fgr^nrf.Ti: ..Ist d i ■' V o r <i r a u s" 'i g ein. uicht G^wulitei. odur '■ i "^ ' .1 t Gcdachtefi?"' h* spwii iiipiiie Ülmm'ugung aus. daß die Vni'.frängiiii'^ l'in'nieM Grdnehtes ™i und ([.■fiiücrte die Vwdriiugu.is Liis imm ii^^ychi^du-» MectiM" duivli ilin wli ''iiu-ii iH^timmUn Gcuaukcii nii-bt dtaikeii woMfii, «'eil (^f rrLtirmnlra ü.iiu=^lH.i|.lia<!unnm i.Pso.ücrt i.l. Dicker Ücdaükc odm- s.go.i -■'J lirhBr diuw Vorst.llung ist vun d.m o.n.r.n HicUt., Ivnii d™. (U^^isRon!) nl. ni.j^i 1 , 1„ -UH d.m /.'.H.rum de. ».«-.ißWiu.rdd« vmto.gt «.rd..,,. Er da.-E in - h t. h. \v<.rdn, nud k^miut cnU'oder in nfsativ.r Form ak E.itrürtung, Ai.Kst. odo ' bcliie Forn. b. da. /..tnim de. .ei..i..n Dl.ekfeldo. Sn wollt. B.t. u.^ü

"hrrr' '''-f 'i'- 1'''-' '"'-^ ^'^^"'■'' '^'''-''"■- "'" "'" ''■'■■''' ^"""" ""* '"'"'■'"

,.u liP^inuen.

Analyst uiiipw l'^ilifftiscliisifu.

191

ein<-ii Nagel in den Fiili g-istulM^ii habe unii dann blutm inüSBe. Dei' Fuß mit doiu Nagel kam iiimior dtnitliclu'i- in seinen ^usuellen Phantasien hevvcir. Kurz. CS i<ai]i li'm' Phantasie zutage, die ich so häuCiu bei Parapathikei-n konsta- i ieron konnte : d i c C li i' i w t ii s ii e ii r ü s e !

Jetzt verstehen wir seine Identifizierung mit dem Träger einet 8chweiß- )Hts-s. Kr w.tv pasiiioiiierler .läfjer imd S i- li w e i !.•> Iiedeutet ihm in ile.r Jägei- s|ii;n--lie immer nur IJlut. Er lial einen hhiteuden Fnß, der mit einem NnRol durchlidbrl ist, er ist Christiiö. Mit dieser Vursteüung onaniert er.

W i [■ erkennen aber, daß der F e t i e e li i s m u e eine wir ii- I i g e Funktion Ii a t. Er soll seine Keuschheit s i ir li e r n, e r toll i h m e i n ü Askese garantieren, für die er einen ii i m ni- lisehenLotin erwartet. Er hat, sich durch diese Be- schränkung ein Anrecht auf Heiligkeit erworben! Des- halb interessiert ihn bloß der Fuli der Armen und der Unterdriieklen. ChristUf war nicht der Gott der Reichen, denen ja das Himmelreich vorschiossen war. ühristuB wai' der Golt der Bedrückten und Dienenden. Und je mein- man sich iiu diesseitigen ].,eben demütigte, desto sicherer w.iv man, im .leiiücit!; belolml 7A\ weiden. Und da ReiT !3eta innerlich fromm war, so gab es für seinen Feti- schismus nur eine Heilinig: Die l^^he. Hier war der Kongressuw keine Sündf mehr. Dieser Fall zeigt uucii klar, daß der Fetischismus eine Maske für seine asketischen, fi ömmleriscben Tendenzen war. Denn in der Ehe schwand das Interesse für den roten, liUitenden Fuß vollkommen und die Potenz war nach den ei'sten in solchen Fällen üblichen Schwankungen vollkommen zu- JViedeiifit eilend.

ich halte darauf aufmerksaiii gemacht, daß der Fetisehisnms den Hinweis auf einen Zwang enthalten muß. Das was drückt, preßt, einschnürt, was man gCKWinigeii 1111. dicnl ilci' syuibiiliscben Darstellung der PaiaiJalbie.

Wir werden in keinem Eallc von eclileni Fclischi.-^nnis diesen Hinweis auf den Zwang vermissen.

Mit ei^-erncm Zwange halte lieta sciin' lm|iul.se in das Prukriislesbett seiner Para|jalliic gexwiingl. Er konsirui.'rle .-iich die St raßei langst, nm den (iefahven der .Siraße zu entgehen. Er ivduzierte sein Begebren auf lien Fuß. um sich von allen anderen sün<ligeii Ciedankcn abzulenken,

lieta halle das Unglück, seine Mutter liei der Geburl zu töten. Er fühlti- sich als ein geborener Frnuei im Order. Aber er haile auch Imimlse. Frauen zu l.ilen sie zu eiwürgen, weil er sie glühend haßie. Sein Vater war em Don luan'und die Frauen standen zwischen ihm und dem \ ater. Schon in der Jugend war er zu den Erzieliungsi)ersoiien seines llaus.'s bii.ohu- eingeslelli . ICr h-»ßte die Erzieherin, weil sie ancii dii- Geliebte des \ a(ers war, und «ai zugleich an sie lixiert. Sie halte aulfallend große Füße, die fast Männedußeir glichen. Aber ;nich der Fuß des Vaters war für ihn ein Sexualobjekl.

Ich iinlerbrcche jetzl diese Darstellung, lüiüe eine Reihe von Ti'aum- malvsen an M die uns die vorhergelienden Hehauiitiingcn beweisen werden. Diu Vnah'sen sind durchwegs auf die Einialle des Patieiilen. der em denkender Geist war aufgebaut. Es war der erste Fall von Fetischismus, den i<-li s.. gründlich kennen l<Tnte. Es, wird interessant sein zu konstatieren, wie mir die.«e Erkenntnissi' gekommen sind.

M Ein Tel! diiwr TraniuiUiiilvr^i'ii iM lii'rcils in ..lJii> Spniclic .ii's Trauin.'^^' (ll.Aiifl-. HiTyinauii. Mmirlii'iil nMlialtfo.

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IV]

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-Q.-j Fetlerhismfi'B

= Elr träumt: ■' ' ". -

Ich eehe ein großes hölzemea Chrietusbild vor mir. leb nehme mir

ein Stück heraus. Dieser Traum ist eymboliscli aufzufassen. Der Träumer ist m seinem Innern noch gläubig, sogar strenggläubig, nach außen hin ein fanatischer Freidenker Er hatte am Tage vor dem Traume ein Buch gelesen, das sich „ba folie de Jesus" (Dr. Binet-SangUe, Paris, A. Maloine, 1908) betitelt. Er mußte plötzlich in der Lektüre abbrechen. Er kann nicht angeteii, warum. Es war wie ein Zwang. Wie ein Gebot: Jetzt höre auf, zu lesen! Die tieferen Beweg- gründe enthüllt uns dieser Traum. Er hat sich etwas gegen seine üofctheitherausgenommen.

Eine zweite Determination: Er ist selbst der Christus. Aber er ist nur eiü Teil von Christus. Er hat sich ein Stück aus dem Leben Christi adoptiert. Er ist daher nicht mehr Fleisch er ist Holz. Er kann nicht mehr in sündiger Fleischeslust entbrennen. Zugleich wird die hipolare Tendenz ausgedruckt : Er besteht uns Kolz, ;lus leicht brennbai'em Mat<;riiilc und könnte leicht in Flanmieii aulgehcn. Welches Stück hat er sich herausgenommen? Er weiß od nicht, aber wir werden es aus späteren Traumanalyseii erfahren. Das Stück, das er eich herausgenommen hat solHe es nicht der Fuß sein? Sein Fetisch, .scims Ersatzreligion, seine Buße? ,- " -

Weitere Bedeutungen wird ein späterer Traum enthüllen.

Ein anderer Traum:

Ich las von einer Klage des Herrn X. gegen den am selben Tage ver- >tiirli('nen Ciyduirtsialdiroktor Weihrich, Es waren drei Klagcpunkto. und Wcihrich würde nur wegen des dritten Punktes verurteilt, und zwar zu einem Gang in Sandalen und noch etwas. Das könnt« ich nicht verstehen.,

Nachtrag :

Ich sah eine Photographie Geßinanns und sprach mit ihm davon, Am Vorabend der Träumer einen schwarzen Wecken mit Butter, der in Wien Boeniak oder nach einem bosnischen Insurgentenführer Hadschi-loja genannt wird. Er erbrach nach kurzer Zeit und hatte heftige Schmerzen in der Nierengegend. Wie er glaubt, wegen der Säuren. Alle Säuren maclii^n ihn angeblich erbrechen. Auch nach saftigen Bii'ueii leidet er an ähnlichen Schmerzen und Diarrhöen.

Die Analyse ergibt wichtige Einfälle zu Direktor Weihrich. Zuerst die Afisoziationen: Weihrauch Weihe Weiher W ei (geschrieen). In Verbindung mit X (-Füßen) Wei- und Geßraann, einem Wiener Antisemiten, eine Schmähung seines Arztes. Er beklagt sich, daß dieser ihm die Lust an seinen Perveisionen verdorhen habe. Man mache ihm einen Schwindel (Rauch) vor! Der Schwindel führt zu Schaukeln. Er erinnert sich, daß er als kleiner Knabe auf dem Fuße eines Sol- daten geschaukelt hat.

Da? ist eine Wurzel seines Fußfetisehismus. Dazu kommt noch die von Adler hervorgehobene Tatsache, daß er an seiner großen Zehe gelutscht hat.

Sein Verlangen geht danach, einen schmutzigen, schweißigen Fuß, res p. die große Zehe in den Mund zu

Aiiiil\eL' «iiius Fulifetisfhi-iteii.

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fe tfckfui. Nach 6vy syiiibulii^clicn Ok'ichung k;uiii Fuß für Hand, die große Zehe liH' den Daumfii, don Penis und die eine Mani.na stehen. Von hier führea Faden zur Paraphilie (Fellatio) und zum Ammenlojniplex

p,«;- .B°«n>'^f< if ein Wiener Aufdruck für einen bosnisrhen Soldaten, Hatschi-loja fuiul .Im auf hat sehen - gehen. Sein Erbrechen, die bcinneraen, d,e iJiardiöe gehen auf die Phantasie zurück, eine Zehe (Butyl- saure - Eutt,-r) in den Mund ge^teekt und Seim-eiß.äuren geschluckt zu haben. Voi der ]nunuanal.y.e halte er ^Yachpluuitasion, einen großen Fuß zu schlucken und in sidi aufKanehiuen

et.-,.^Pl''ir't'''' Y""''^ '^'' Fußfetischisn.u.: Man hafte ihn, den Penis als et^a^s bkellialtcs, dessen man sich schämen nuili, dargestellt. Er übertrug alle ijibitln aul den erogeii betonten Fuß.

Cießiuann geht auf „guess'", (englisch) erraten, zunick. Ich'liin der Mann, der nur errät und ni.l.ts weiß. Die Photographie {«.ein Bild!) ist ihm ■■^elip schlecht vorgokonnnen. Sie war viel zu woi ß. (Geßmaiin ist ein bchwarzer.) Weiß l'ülirt wieder zu Schweiß und zu seiner Idiosynkrasie gegen blutiges Roastbeef. Blut heißt in der Jägersprache Seh weiß. Auch das Roastbeef erinnert ihn an Schweiß, der durch das Gehen in S andalen vermindert wird. (Symbolische CTUueJuing: Blut, Scliweiß, Eiter, Schleim, Urin, öl^erraa, Luft, Sprache, Geld usw.)

^^ Die drei Punkte de« Traumes sind: I. Seine Kngländerin. 2. Sein Bruder. •i. Der Schweißfuß. Yon den ersten beiden haije ich ilin schon durch Peych- aimlyse getrennt; jetzt will icii ilnn noch den Schweißfuß entreißen. Deshalb die bcJuiiälmng, deshalb der Vorwarf; Fuß - Plattfüße - Wei geschrieen! Weitere Gedanken gelieii zum „Ewigen Juden" von Eugen Sue, der wieder zu ,.suer" (schwitzen) führt.

Der Ahapver ist aber wieder er selber. Er ist in einer seiner Lieblings- phantaeien, Ahasver, der fliegende Holländer oder ein anderer ewig Ver- dammter. Seine Fußidecn sind alle masnehistisch gefärbt und Piißideen. Er muß ewig wandern.

\\':i6 er jiiclit verstehen kann, ist das, was er bei uur lernt. Er will es nicht verstehen. In dem Augenblicke, wo er es versteht, ist es mit dem Zwange vorüber. Es hängt aber zu viel Lust an diesen infantilen Dingen. Er will sie nicht aufgeben.

Dieser Ti'auin enthält eine Reihe schwerer Affekte. Es sind grobe Schmähungen gegen mich enthalten. Doch so versteckt, daß der Traum schein- bar gar keinen Affekt enthält.

Schließlich bin ich ja gestorben. Er wirft mich zu den Toten. Der Gang in Sandalen ist der Marsch in die Ewigkeit, Manchmal versteht er mich nicht. ,,Es ist ihm etwas zu geist reich." Ich werde iiier auch zu einem Geist (Geß- mann Geistniann). Ein Geist ist weiß, bleich. Ich bin ihm viel zu schwarz. Ich lebe für ihn nur noch im Bilde (Photographie). Das führt zu einer neuen Fährte: zu seinem Teufelsglauben. Ich bin für ihn der Teufel. Ich will ihn potent machen, d. Ii. zum Weibe bringen. Er will in der Askese bleiben und ein Heiliger sein. Er sucht inmier Situationen, wo - ihm ein Unrecht geschieht. Er wird zu einer Soiree geladen. Die Hauefrau sagt aus irgend welchen Gründen ab. Sofort konstruiert er eich eine schwere Be- leidigung. Er braucht ungerechte Kränkungen! Er will unschuldig leiden. So sehrieb er mir nach der Absage der Soiree und einer Jagd folgenden hoch- interessanten Brief: ' ' "

Siekfl, StrtniniiciD des Triub- und Affi-kili-ljeii'. VlI.

13

194

Fetisch! Bnius.

II

I l

„Die Absage der morgigen Soiree, die Einladung und die darauf sofui't erfolgte Absage dncs anderen Besuches hat mich in einen Zustand einer ganz enormen Depression gebracht, obwohl ich cigenllicli die Ablage der Jagd sehr angenehm eniitfand, da mich die ganze Jagd .nervös' macht. Ja, auch die De- pres&ion war keine verzweil'elle, sondern icli fühlte sie angenehm. Es war eine Enttäuschung, eine Ziii'ücksetzung, aus der ich Lust schöpfte. Ich bni eben Maaochist. Und ein Masocliist ist ein Passiver. Passiv ist aber die Frau, aktiv der Mann. Daher empfindet der Masochisl nach Frauenart mul will einen Mann über nicli kommen lassen, einen aktiven, daher die Vor- liebe für einen Berufssoldaten, einen aktiven Soldaten. Die llaniJthist de' Passiven, des Masodiislen ist das ,passio^ die ,Passion-, daher die Bußideen: seine ärgste Unlust die .Aktion', der Koitus." '

„Kri muß mir in der Kindheit einmal ein grolles Unrecht getan woi'den sein, aus dem ich Lustgefühl abschöpfte und dos zu reproduzieren ich stets ge^oiiiR'ii bin,"

" ..Und jetzt, ver,sage ich mir denn nicht alles? Meine Krankheit ist ein Sich-alles-versagen. Ich koitiere nicht, ich treibe Asexualität, ich sehe kaum einen Menschen "mehr, ich. gehe in kein Theater, ich achließe mich numer mein ab und umgebe mich mit lieben Büchern, ja ich gehe nicht aus, das erste, wa^ man machen m.iß. um etwas zu unternehmen. Meine Angst ist Schutz vor

Jetzt habe ich Momente, in denen ich nichts sehnlicher herbeiwünschen würde" als zu sterben und vergessen zu werden: höchster Masnehismus.'

^,In die.scn Depressionen kam mir auch ein ganz merkwürdiger Phantasie- träum (eine Wachphantasie):

Es war ein Mann, der wegen eines Mordes unschuldig verurteilt -.vurde. Das Merkwürdige war, daß er sich kaum verteidigte und das Urteil mit einer Ruhe hinnahm, wie es eben nur .leniand kann, der fälschlich be- schuldigt wii'd, aber rein wie ein Engel ist. Er wird zu lebenslänglichem Kerker "vtrurteilt. Im Kerker ist er so groß, daß selbst alle Wärter in ihm einen Heiligen betrachten, er tröstet Kranke, heilt sie, ja wirkt las' Wunder. Nach Jahren und Jahren dringt selbst zu dem Regenten die Kunde von der Heiligkeit des Verbrechers. Er b e g n a d i g t ihn, ohne da.j Urteil aufzuheben. Es wird dem Heiligen hinterbracht. Der aber versteht. nichts mehr von der Welt und ihren kleinlichen Schmerzen. Er ist ganz ver kliiit, er ist Christus selbst; sein enormster Triumph ist. oaü er durch seine Heiligkeit das Genitale verloren hat. Er ist geschlechlslo.j! und zieht wie ein unendlicher Lichtstrahl zum Himmel- Der Regent ist sprachlos, aber unfähig, ihm auch nur im geringsten nahe zu kommen; ei lebt sein gewöhnliches Leben weiter!'" Hier schließt sein Brief, der wichtige Geständnisse enthält. Das Wiehtigsle ist wohl der mitgeteilte Tagtrauni, die Wachphaiitasie.

Diese Phantasie enthüllt uns die Wurzel seiner Askese. Er klagt sich bitter an. daß er ein Verbrecher, ein Mörder ist und bedauert, daß er kern Heiliger ist, sondern ein sündiges Leben führt.

Das Wort „W e i h r i c h'" ist vom Unbewußten genial gewählt. Er geht auf seinen Teufels- und R i oc h-Komplex. (Der Teufel stinkt!) Es führt aber auch zum Heiligenkomplex über Weihrauch. Dei' Direktor steht für den Vater. Von diesem hatte er einmal ungerechterweise Schläge erhalten. Dieser infantilen Situation läuff er im Leben nach. „Selig sind, die Verfolgung leiden

LIH

w/mm9

"Analyse eiues FiißfetisehrKteii.

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mii (k-r Gerechtigkeit willen. Denn iliiTi' ist das HinimclRucli.- Da^ ist, sein Leitmotiv.

üikI or will ins 11 i mm o 1 re i c li. Er will .■^cinon Vater übertreffen. Er will dnrch Askive cinon hüliereii Platz im Himmel ei'nbern. Er will ein Weib aein mid keinen Peni.= Iiabon. Allein diese w e i !j 1 i e h o n T e n d e n z e n sollen dazn dienen, über ^len A'iiter xii Irin m ]) Ii i e i- e n. hn ewigen Leben wii'd er iiijer seinem Vaier .stehen und lriuiii|)hieren. Er der Heilige und der \';iter der Sünder. Vor Gottes Stuhl wird er gesen den Vater (Direktor), gegen den Toten drei Anklagen erheben. Allein aii^; welchen Quellen f^lanimt sein Iliiß :,'egen seinen ValerV Aus einer mallen JJivuliliit - wegen seiner Engländerin, Nie Liighuiderin wai' seine sliirksle Liebe. Naeh der iMitlassnng der Amme wurde ilie „nurse'- sein alles. Sie durfte mit kcineni anderen freundlich sein. Da konnte er wütend werden. Sein Vater war mit dei' englisclien Kinder- Pflegerin sehr lieljenswiirilig. Beta behiusciile viele kleine und eine gi'nlio Szene, ilie ihn Lief unglticklich machte. WieV ..Seine" Franziska kcmnie einen anderen Miinn küssenyiJas .slaehelte seine EmpliiKllielikeil und seinen Egoismus zu ver- biechf?rise!;eii liaciii-iihanlasien auf. l)a^ Kind ist den Gi'oHen gegenüber wehrlos. Aber wenn es einGift hätte, so künnt.e es sich an seinen Feinden rächen ! Deshalb das Erbrechen und das Übelsein, die Dianhöen nach dem Genüsse des Hadschi-loja! Der \iiler war ein Pascha und halte einen Harem. Seine masüciiisl ischen Ideen sind die Buße für die kriminellen Phantasien seiner Kindheit.

iJentlich enlliüUt er seine K a s t r a t i o n s |] h a n t a s i c. Er wollt« den \ ater kastrieren, weil er mit iler Fiiglamieiin vei kehrte. Nun will er sicli stAbA eiilnmiuien. Das Stück, das er sieh entnehmen will (siehe den ersten Tmuin S. 192) ist das Genitale. Dann kann er Christus wei'den. Er ist dov Verbreclier. der Muttermörder, der doeh an diesem .Muide unschuldig ist. Deutlich sehen wir auch dii' Wurzel des Wände jiriebe.s (Gang in Sandalen) und das neurotische Zerrbild des Wand<Ttriebcs die Straßen- augst. Ei' wollte auch den Bruder töten, um den geliebten Vater für sich allein zu haben.

Die wichtigste Bedeutung des Traumes: Er klagt sich dreier \'erhrcchen an und muß wegen des dritten Verbrechens Buße tun. Er muß wandern und seine Sünde büßen. Welches sind {iie di'ei Verbrechen? Was hat er begangen, daß er auf irdisches Glück verzichten will? Darauf werden uns die weiteren Träume Antwort geben.

Ein anderer Traum;

Der kletternde Affe.

Es war in Tirol. Die Straße war beängstigend steil. Es waren dort Franziska, mein Bruder, ich. Es kamen drei Lastwagen und ein Auto herauf. Ein einspänniger Lastwagen kam herunter. Ich kletterte wie ein* Al'fc und hatte enoinio Ängsten. Dann riß ich mit der linken Hand einen Ast aus. Meine Kraft wurde Ijewundcrt.

Ein Onanietraum. Er ist der arme Mann, der einspännig fahren muß,

d. h. ohne Weib, und dabei herunter kmumt. (E in e i n ts p ä n n i g e r L a s t-

wagen kam herunter.) Er li'ägl die schwere Last einer Paraiiathie

und l'ühll sich immer matt und zerschlagen. Im Gegensatz der Wunsch:

M e i n e K r a f t w u r d e b e w u n d e r 1 !" Seine Potenz läßt ihn bei Frauen

13*

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Fetiecliismns.

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\nnue,- in titich. Uei- Weg ..mn Weibe ist ihm zu .teil. Er ^f^et ^en \\^^^^^^^^^ die Vagim nicht. Kr kann nie die Imraisio penis vollziehen^ Er i^t 1^«'" Er kann nur onanieren. (Auto und Ast ausreiße...) S<^^ne Emfalle gehen jetz einen merk^vürdigc.n Wog. Wir müssen ihnen gehorsam folgen. Uie ^J;^^^ - A«t - und Last führen zu Laster und Syphilid. Lm a i- nennt man einen Fu.unkd. Von einem Pick- handeln manche .emo, Träume (Pick - Wimmerl - Pocken.) Er fürchtet Infektionen.

Wer 8ind die drei Wagen und das Auto? Drei Menschen, die ei 1k bt und zwischen denen er hin und her schwankt. Er ^ d en l if i z i er t sich balü mit dem einen, bald mit dorn andern. (Der Affe ^ni^k außer dem Tu^J eine, langen Schwänze, und dem K le t ter e r .elir l^^-^'^..^'^^"^^^^^^ de. I d e n t i f i . i e r u n fr aus.) Er macht allen alles nach. Er allt seinen Bruder nacli, der einen leichtsinnigen Lebenswandel führt. Die drei \^ ag sind: der Vater, die Erzieherin (Franziska) und die Amme. Das Auto i.^

"'''seine größte Angst ist: zu fallen. Das Klettern führt auf d- Ammen komplex. Er ist einmal von einer Ainme fallen gelassen ^ <> den. fürchtet, Franziska (die Engländerin) könnte ihn fallen lassen, d. h. ihn au hören zu lieben. Sie könnte fallen, einem andei-en gehören sie konnte de Bruder, seine stärkste Eifersucht, erhören. Er entmannt den Bruder. Er re den Ast aus. Seine liebste Phantasie: Er ist Zeus, der den Kronos ^"fnann . Er hat -einen Vater entmannt und ist nun der Stärkere. Er ist aiicli aui Beinen Vater eifersüchtig. Wenn der Vater Gott ist (Kronos) so ist_ pl Gottes Solm: Christus. Er ist der Mensch, dem es gelungen ist die ieit fUhronus) zu überwinden. Er wird ewig leben. Er ist Ahasver. Veräucht, im<vlücklich ewig wandernd, ewig suchend, aber er hat em ewiges Leben. Das war bcine große Erfindung! Er glaubte, in der Jugend die Erfindung gemacht zu haben, die G^\'igeB Leben und Götterkraft verleiht. Diese Er- findung — bewundern wir wieder die Bipolarität aller parapathischen i-i" scheiiiungcn war die Onanie. Sie war ihm in den ersten Lebensjahren nur der Ersatz für die Brust der Amme. Er wurde bis zum 13. Lebonsmonat an der Brust gelassen. Das Trauma der Entwöhnung spielt eine große Rollo in seinen Phantasien. Er wurde plötzlich von der Bnist weggerissen. Seine ^»«1;?' gedanken gehen dahin, es bei Fremden auch so zu machen. Den Busen und die symbolischen Ersatzstücke (Penis, Füße, alles paan\^eise wie Ohren usw.) nut einer Schere wegzuschneiden oder abzureißen. Er will es wie ein Affe nacli-

machen.

Wir stoßen wieder auf den Kastratioiiskomplex. Er reißt mit der linken Hand einen Ast aus, er reißt seinen eigenen Penis aus dem Baume seines Lehens. Er reißt sich die Sexualität aus dem Leibe. Bei der Frau ist seine größtöAngst. der Penis könnte eingezwickt und abgezwickt werden, sie könnte ihm den Penis abbeißen. Er vollzieht \a eine freiwillige Kastration, da er aul die Frauen verzichtet hat und sich nur gezwungen in das Bordell schleppen läßt wo er eigentlich gar nichts zusammenbringt. Zu dieser Selbstkastration benötigt er eine ungeheure Kraft, die allseitige Bewundermig erregen wird, denn er will ja ein Heiliger werden wie der heilige Franziskus. Der Hinweis auf den Fußfetischismus findet sich in dem unscheinbarem Worte Franziska. Er ist ja ein Franziskaner, ein Minorit, ein Bettelmöneh, der barfuß von Land 2u Land bettelt und das Gelübde der Armut und Keuschheit gegeben hat. Des- halb spielt der Traum in Tirol, im Lande der frommen Bauern. Der Weg zum Himmel geht sehr steil und er schleppt die bewußten drei Sünden (sündig.'

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4

Analyse eiues rußfetisdiistoii. ji^j

Last) hinauf untl einu vierte Sünde, seine sclnvcrste. dii? er iiiclit iibenvitiden kann: das Auto. Wie eine Drohmig sieht er den Lastwagen hinunterraBen. Su wird es dir ergehen, wenn dti die Pfade de-r Sünde wandelst.. Du wirst immer mehr mid mein- lieiinilork.inniien! Du bist ja kein Henrich, du bist ein Tier, du biftt ein Afle!

fni Mittoipunldo des Traumes slelit der starke Angetafleki. Die drei Per&ütien i^ind er .selbst: Er, sein unbewußter Bruder, seine Paraputhie und licine weibliclie (kastrierte) Komponente, der Franziskaner. Er muß aber in die Rühe kununen und alle Hindernisse überwinden. Er hat Angst, sein Ziel nicht zu erreichen. Er hat Angst, in die Tiefe zu sausen und die ewige Selig- keit zu verlieren.

Um die polare Spannung zwischen bewußten und nebenbewußten Ten- denzen zu erniesaon, die ihn in die Schauspielerei einer Paraphilie drängen, bedenke man, daß er im bewaiüten Leben ein Freigeist ist, die Mönche und be- sonders die Schwestern haßt (er könnte sie zerreißen!), sich Lektüre wählt, welche den Glauben zerstören soll (La Folie de Jesus!)

Es folgen nun drei Träume, die in einer Nacht geträumt wurden.

Ich hatte eine alte Jacke mit aiten Tüchei-n in einer Sehaclitel. Nun öffnete ich sie, da war die Schachtel nur mehr mit roten Spänen voll, das war nur ein Teil vom Kreuz Christi mit seineui Blute. Nun konnte ich die Schachtel nur mehr mit Mühe zumachen. Nun war mein rechter Daumen und Zeigefinger voll Blut; ich erschrak entsetzlich und konnte €6 nur mit Mühe wegwaschen.

Papa, mein Bruder und ich wollten im Orientexpreß von Pest nach Wien reisen. Wir sprachen mit dem Kondukteur und bestellten drei Plätze. Ich sagte, ich schlafe mit Papa, mein Bruder könne allein schlafen.

Mein Freund M. telephonierte mir, daß ich eine Verständigung wegen dee Monotelophons erhalten werde.

Das Monotelephon ist, wieder eine geistreiche Bezeichnung der Onanie. Die Träume sind verkehrt zu lesen. Er nmß onanieren. Er ist von feinem Freunde M. verständigt worden, daß die Onanie schädlich sei.

Er wird bald sterben. Er bestellt beim Kondukteur (meistenis der Todl) die Plätze. Allein, er schläft beim Vater. Der Bruder, der mit Frauen verkehrt und ein Don Juan ist, gehört nicht zum Vater, nach dessen Tode er Bich ein Jahr vollkommene Abstinenz auferlegt hat,

Er büßt eine alte Schuld. Er iiat sich gegen seinen Vater schwer ver- gangen. (Siehe den schon analysierten Chrisitustraum mit dem herausgenom- menen Stück!).

An seinen Fingern klebt Blut! Das Biut Christi. Er kann das Blut nicht wegwaschen.

Aber sonderbar, das Kreuz, das ihm einfälK. bat eine merkwürdige Form. Es besteht aus vier Halbkugein, die mit einander verbunden sind.

Von diesem Kreuz kommt er auf die Vorstellung von vier blutgefüllten Tassen Halbkugeln. Von Blut kommt er auf Milch. Er trinkt das Blut Christi. Auch der Orientexpreß geht auf die Christusphantasie. Wie ich schon ausgeführt habe, schwankte er zwischen zwei Extremen: Christus und Antichrist (Satan).

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Fetischismus.

Die Oiiiinie war auch seine Kuße und Strafe l'üi- seine sündigen Movd- gedanken. An seinen Fingern Idobt Hlul.') Er möchte sich gerne rfimva stehen. Er möclite ein Heiliger sein. Als er mm gehört halte, die Onanie sei für die Gesundheit verdeililich, onanierte er, \ini sich zu sliafen und zu töten. Da IdebLe Jus Spernui (nach der syiiibo!i.^cheii Gleichung statt Blui) an seinen Fingern. Die Schachtel ist die Büchse der Pandora. Alle seine Lüste und Be- gierden sltiegen aus der nun nicht mehr zu schließenden Büchse.

Alle drei Träume handeln von seiner Onanie. Die mit Sperma be- lle ckten Finger (S el b s t b et 1 eck u n g), der Expreßzug, das Monotelephon, sie sind drei Variationen des einen Themas „Onanie"'- Die alten Tücher beziehen sich auf die Sacktücher, die er bcini Onanieron verwendet.

Der Kondukteur führt über den Leiehenk unduk t zu seinen Todcätliaiitasicn. Alle sollen sterben (schlafen). Er soll allein (Monotelephon) zurückbleiben. Die Jacke führt über Jack, den Anfschlilzer, zu Murd- und Blutplianta-sien, die sich in dem Bilde einer mit einem Messer aufgemachten alten Sehachtel unschwer erkennen lassen. (Erinnerungen an geöffnete Puppe», die mit Sägespan e n gefüllt waren.)

Das wichtigste: E v i s t ein Weib und kein Mann. Er hat eine Jacke und eine Schachte 1.=) Er hat die Menstruation. Er schläft mit dem Papa wie- die Engländerin. Er hat ein Telephon mit einer Muschel.

Dieser Phantasie entspricht seine Lage beim Onanieren. Er muß am Eückon liegen^ um zu einer Libido zu kommen. Seine sadistischen Morii- instinkte wurden als mannlich verdrängt. Als Weib ist er passiv und Maso- chisl. Kr duldet. Hier führt die Phantasie, ein \Veib zu sein, zu dem ans Kreuz gouagclten Christus. Auch seine liebste Phantasie ist es, sich nageln (besitzen) zu lassen.

Die Onanie (Mono!) ermöglicht ihm das hartnäckige Feslhalten der weiblichen Phantasien. Dabei ht er mit der rechten Hand ein Mann unrl benützt seine linke Seite. Er onaniert mit bisexuellen Phantasien. Auch im nächsten Traume ist er das Pferd und der Reiter in einer Person.

[•]]■ onaniert nur mit der linken Hand, (Er ist Linkshänder!) Er leiT«! im vorhergehenden Tiaume den Ast mit der linken Hand aus.

Die wichtigste (funktionale) Bedeutung des Traumes. Die Jacke mit den alten Tüchern, die er in einer Schachtel verborgen hat, ist seine alte Fröm-

Siiinv Mutter starb bei seiner Geburt.

„Alte Schachtel'' nannte er ült ilie Engländerin.

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Atmivse eines FulJfetistliistoii.

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inigkcil, rlif ihm von dein klcriku!«! Hrnielicr oLnsciriiijfi ivurdL», der ihm un- zjihliRi? Gof^ehicliton von ik'ii AViiiiilcrn dp^ Uliilcs Clirisli Pi'ziihll halle. Aiu'p er liiit seinen (ilaiihcn vci'lurvii. Die Jacki', die kleidel iiiul WLii'int, ist vorloreii! Es sind nur Reste von soiiieni ('hristiis da, Sägespäne. Er hat doch in oineni Traume dem (ilirisinK elwiit; heraiibfit'wt'iinitton. (8iclie den 1. Traum 8. 192.) Er hat sein Heiligenbild zei'slört. Nim klebl day IJlut an seinen Fingern. Er hat gegen seinen Olaiiljen gewütet!

Er will friiiiuii sein. Er will He.-! (die Sünde i^^t die Pest) voilassen und 7.\] seinem \'a1er, d. h. in den Himmel, Kam hiTinulischen \'a1er. Er wird schon ein Zeichen \im üotl erlmlten. Er ist der Einz-ige, dei' Auserlesene, ein Stück von Chrislue (Mnnos!). Er wartet auf daK Wundei- der Erlenehtimg. Er möchtö siilehe Wunder eilcben, wie sie ihm sein Er/,ieker gesdiildeii hatte.

Vergebens wird man in seinen Traumen die Spuren seiner Paraphilio i^iichon. Sehr selten tauchen se.xiielle Tiililer auf inid niemals träumt er von nackti?» Männeni mit sc liwei lügen FUlieii. Er ist hewLiIit ein l'aritphilei, un- iwwußt ein Frömmlingl

Ein andei'or Onanietraiim des Herrn Bela:

Mein Bruder, ein ilillmeistei', und ich rillen im Prater niii einem Reitburschen. Der Rittmeister und ich wai'on voraus und er meinte, ich sollte langHüm aTigaloppiercn, aber ja nicht zu selinell, damit die anderen Pferde nicht jiaciidriingten. So tat ich auch, lriitz(k>i[i drängte mein kleines Pferd, „Nana" gelicilk'n, und ich spielte mit den Zügeln wie mit einer Ehi8tiksc;!nnn-, wobei ich mich sehr nach ifickwiirts Ijeugte. ja mitunter liel.v ich daliei. ich glaulie zweimal, mit den Knien Ins lluiI wäre bald nach rückwärts gefallen. Ein bißchen Angst.

AVioder vier Personen. Es ist ein Riti in den Tod. Der Vater stirbt zuerst, mahnt seinen Sohn, das Leben nicht zu vergenilen. Sein Pferd hcilit Nana Nani und liedeutel. seine Onanie. Er abei' spielt mit den elastischen Zügeln (dem Penis) und macht daliei die chai'akterititisciu'ii Bewegungen. Er onaniert zu viel und vvii'd sich in den Tod onanieren.

Er wird der erste sterben v o r a n g a 1 o p p i e r e n. Das Pferd, eine Erinnerung an die Nacldolgerin der .\mine. ein Kindermädchen, das mit seinem Penis sjiielte. l''i- wai lurchtbar iingebüi'dig nach der Entwöhnung. Das Kinder- iiiädrlnn bei'uliigle iliiL dui'ch eine neue Form dei' Befriedigung.

Dieser infantilen Kinderhist rennt er mich. Er wünscht von jedem Menschen diese Art der Lielikosuug Lmd veihuigle .■^ie auch von seinem Vater.

Dceh wichtige)' isl die fuuklionah' Bedeutung des Traunu's. Es ist wieder ein Angsttraum mid die Angst ist: Er könnte fallen! Sein Rittmeister lehrt ihn. das Loben niehl zu vergeuden und nicht zu rasch zu reilen. Aber die Nana drängt viu'. Nana isl bekannt liili dii- Diiiienfigur, die Zola so trefflich ge- schildert hat. Er lui'chtet," die Dirne könnte ihn erreiclien. Er hat die Zügel nicht fest in der Hand. Die Zügel sind dehnliar. Pferde hedenten Leiden- schaften. Wird Ol' seiiu' Leidenscliaft zügeln köimen?

Auch in diesem Traume kommen weder die Füße noch andere Hinweise auf seinen Fetischismus vor. Dagegen ^ohen wir die Angst vor dem Weibe (Nana), die in seiner Paraphilie eine so hervorragende Bi^deutung hat.

200

Fetischismus.

I .

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Der nächste Traum lautet: . ' ' '-.f

Ich war mit meinem Bruder auf einer Roise nadi Keieheiiberg ge- kommen. Dort suchten ^vil■ den Biihiihof. Alles war doiitsch. Nun fanden wir den Bahnhof, al>er salien kein (leleisc, Vai diesen mußte man in den ersten Stock des Bahnhofes gehen. Mein Bruder fuhr iin Litt hinauf, aljer dieser blieb stecken und mein Bruder s])rang liei'aus. ÖLinn fuhr ein Be-" dit^nsiteter hinauf, es wurde uns gesagt, früher sei die Bahn unten im Tale gefahren, bis das ,.große Unglück" geschehen sei.

Versuchen wir in der- Analyse dieses Traumes nur dem Gedankfu gange des Träumers zu folgen und halten wir uns /.um Schlüsse die Deulung nach miseren eigenen Erkeiuilnissen bevor. Hern Triiimior rilUt ?,ucrat auf, dali voii Jleichenberg die Rede ist. Es fällt ilini ein Sänger Roicliborg ein, der im Irrenhause an P a !■ a 1 y s e geslorben ist. Offenbar hatte ei- eine Lues, ebenso wie ein anderer Sänger G. und wie man e* vom Uichtei' Leu au be-' hauptet hatte. K e i e h b e r g ist aber auch der r e i c h e B e r g, d e i- B u s e n, die m ilch s t r 0 t zenden Euter der Kuh. „Mir hat es inniier iui-' poniert", sagt dei' Träumer, „wenn Homer den Ausdruck gebrauchte: ,Die Euter des AekerlandeB". Den habe ich oft im Tage tausendmal wiederholt. Auch ein anderer Borg fällt mir ein : der M o n s v e n e r i s. Wieder denke ich an einen Sänger, an den armen, so früh verstorbenen R e i eh e n in a nn. Es ist doch sicher eine Verleumdung, daß er ein , Homosexueller" war? Soll nicht von Reich berg eine Verbindung zu Armen tal gehen? Die llmkehrung wäre das arme Tal und da fällt mir eine Oper ein, in der der leider auch Gchun gestorbene Bassist Hescli den Marquis von IVA r mental gesmigen hat. Der arme Hesch! Er ist auch so früh gestorben! Ich schwärme für alle Bassister.".

Ihm gefiilU. auch der Ausdruck fürbaß fichi'citen! (Hier konunt der Träumer auf seine wichtigste Leidenschaft, seinen Fußfctischisraus.) Baß bringt ihn auf das französische bas— Basis und von Iner fallt ihm der Fuß ein. Jeder Berg hat einen Fuß. Man spricht voui Fuße des Berges und man spricht von einer Talsohle; jetzt lallt ihm über Reichenberg. Reichmann ein gewisse)' Her m a n n ein, dessen Füße als Kind sein Entr- zücken waren. Er war ein kleiner Knabe von wonigen .lahren und es machte auf ihn eiueu gioßeu Euidruck, daß def um einige Jahre ältere H e |- m a n ii immer mit nackten Füßen im Hofe herumging.

Hier verlassen die Assoziationen die Stadt Reichenberg. Wir merken, daß die Gedanken sich der Korpersynibolik zuwenden und daß sich hinter R e i c h e n b c r g eine wichtige (jestali der Jugend verbirgt .

Nach einer kurzen Pause kommt er auf den Satz: „Dort suchten wir den Bahnhof" und ei'zähll mir, or habe als Kind die Gewohnheit gehabt, alle Worte umxukehreu. B a h u umgekehrt gab X a ii. Zu N a b fallt ihm Nabel ein und jelat weifi er es bestimmt, der Bahnliol stell! in diesem Traume den Nabel dar. Von da gehen seine Gedanken plölziidi nuf den Mond. Er glaubt, der Traum !i a b e sich i m' M o n d e n s c h e i n a b- gespielt. Der Mond hat einen Hof, daher das Wort Bahnhof. Der Bahnhof ißt der Nabel. Gestern hatte er im Gehen [ilötzlich beim „Österreichischen Hof einen heftigen Angetanfall. Jetzt fällt ihm ein, daß seine selige Mutter dort gewohnt hat. Der Angstanfall erklärt sich- durch Assoziationen,- welche auf das tiefste Problem seiner Paraphilie gehen. Der „Österreichische H o f'' wird mit der Mutter identifiziert, die

Analyse eiües FiiEt'etisehisieii.

201

dort gewohnt hat. ,Jenäcit.ri des Bahiiholes'- (Nabel) l'ülirt ihn auf die für ihn charakteriätiädii; Mutterleibsphantasic. Jenseits des Nabels, jenseits der Bahn wai- einmal seine Wohnung. Die Aseoziationsreihen gehen über Nabel, Tunnel, Halle, Schmutz zur Eisenbalmiiymholik, In den Bahnhof fahren Züge liinein und hinaus. Ev erinnert sich an seine Onanie. Machine heißt französisch der Penis. II a gate sa machine. Er hat seinen Penis ruiniert . . . Er ist impotent. Ihm fällt ein Zug ein, der auf offenem Felde stehen bleiben mußte, -n-eil die Maschine verdoriien war. Er hat auch durch die Onanie seine Maschine [■utiiiert. Er s>inbolisiert mit Hilfe seines Präputiums auch- die Halle des üahnholoö sowie das Ein- und Auefahren der Züge und hat eine bestinnrite Angst: das Präputium könnte henmtergest reift werden; er will die Vorhaut auch ivälircnd des Koiigressus immer obeti lassen, als wäi'e das Mcmbrum ein Kind und müßte immer in- einem gescln'itzteu Räume sein. {Symboli.'iierung der Mutterlcibaphantasie durch den Penis.)

Einen Tag vorher hatte ich ihm den Aufti'ag gegeben, ti'otz der Angst auezugehen, was er mit Hilfe dei' bisherigen Behandlung auch durchsetzte. Beim „Österreichischen Hof" produzierte ei' einen großen Angstanfall und es zeigte sich, wie richtig die von Freud betonte Regel ist, einen Angstneurotiker zum Gehen zu bewegen. Die Phobie ist eine Art geistiger Vorbau, ein Schutz- wall aus Vorstellungen, die er nicht aufgeben und nicht verraten will. Durch das Gehen wird nmi Angst produziert, welche uns die Elemente des Vorbaues paychanalytisch verständlich machen kann. Jetzt bringt dei' Träumer plötzlich einen Einfall, der von groiler Bedeutung ist. Er sagt: „Je kleiner der Kaum ist, desto w o h 1 e r fühle ich m i c li. Ich ii- e i ß auch heute, warum. M'' e i 1 ich etwas ober meinem Kopfe habe. J e g r ö ß G r der Raum ist, desto unangenehmer ist er mir, besonders wenn er nach oben nicht gedeckt ist,'' Wir be- merken sofort die strenge Durchführung, die Identifizierung mit dem Penis (die schützende Decke über dem Kopfe, das Präputium, das nicht abgezogen werden dail, sonst empfindet er Angst). Ebenso geht es ihm als Ganzem. Am

wohlsten fühlt er sich am Klosett, weil der Raum klein und nach oben

gedeckt ist. Das ist auch der Raum, dem er die größte Sorgfalt widmet und wo er sich unter Umständen sehr lange aufhält. (Eine sehr häufige Erscheinung bei Parapathikern, die an der Mutterleibsphantasie leiden.)

Dem Einsichtigen wird es klar, daß hier die Miitterleibsphantaeie, die schon beim „österreichischen Hof" zum Vorschein kam, deutlich durchbricht. Jetzt verstehen wir auch, ivas das „große Unglück"' ist, von dem am Schlüsse des Traumes die Rede ist. Er hatte das wirkliche Unglück, die Mutter bei der (iebiirt zu verlieren. Er war der Mörder seiner Mutter. In den Mutterleib zu- riicknukehi'f'ii, das heißt in seiner symbolischen Sprache ins Grab gehen. Das G r a b M ein Kaum, der eng und oben gedeckt ist. Auch masochistische A^'orstellungon unschuldig verurteilt zu sein und in der Zelle sitzen zu müssen, gehen auf die Ideo des engen, kleinen Raumes zurück.

Seine Angst auf der Gasse hängt mit dem Gehen innig zusammen. Das Gehen ist für ihn ein Sexualakt. Er hat als Kind beim Gehen durch das Reiben der Hose onaniert. Deshalb ging er immer ]uit den Füßen nach einwärts. {Dieser Gang hat sich während der Psychanalyse vollkoumien geändert. Et- geht nun auswärts, wie die Mehrzahl der Menschen.')

') Das Gehpn als !?exTielIen Akt faßt anch Aigremont auf. Alle Sprachen iiWiuuu darauf Rficksielil. Im Lateinischen heillt Ijpischlnfpn i? o i r e. d. Ii. eigontlicli zusammeii-

202

FütischiBmus.

Seine Angst auf der Straße ist hauptääclilich eine Gehangsi. Dii; Mutter Erde wird zur wirkliciien Mutter und (ielien bedeutet für ihn einen Sexualulit.

Es zeigt sich aber noch ein neuer Parallelismus zwischen Gehen und Erotik. Er ist nicht imstande, seinen Penis in eine Viigina zu stecken. Sofort kollabiert der Penis, wenn die Erektion vorher noch so kräftig war. Heute fall!, ihm die Lösung ein. „Ich bin ja froh, daß ich aue einer Frau heransgekonunen bin! Soll ich so dunnn sein. d:i wieder hinein zu gehen?" Es war bei der (tO- burt, wie er nachträglich vernüinmen, die Hede gewesen, ihn zu opfern, um die Mutter zu retten. Wie leicht hätte das der Fall sein können! Er ist eigent- lich glücklich, ilali die Ärzte nicht i h n geopfert haben und hat infolge dessen für alle Arzte ein großes (ietühl dei- IJankbarkeit und Liebe. Er will also nicht zum Weibe, er will auch nicht in den Himmel.'} Ihm fällt ein Witz aus (Ion Fliegenden Blättern ein: „Lieljcr Gott, mach' mich fromm, daß ich in den iliuimel kounn'" soll ein Kind beten und das Kind sagt: „Ich bin gerade vom Himmel gekommen, ich will da nicht wieder hinein kommen."

Jetzt kommt, eine längere Pause. IDann fällt ihm wieder etwas ein: Er hat als Jüngling ein Märchen geschrieben von einer Fee, die sich in einen Berg verwandelt (Mona veueris?) und dann wieder auseinander fällt. Die Fee galj einem sie erlösenden Ritter ungeheure Schätze, so daß der Ritter diese Fee lidiratete. Ein neuer Weg für unsere Ei'kenntnisse. Hier führt die Fee von seiner M u 1 t e r zu seiner Erzieherin, deren Bild mit dem der Mutter zu einem zusammengeschmolzen ist. Überdies wohnten beide einmal zusammen im „Österreichischen Hof". Diese ersten dichterischen Versuche sind vom psych- analyt.ischen Ötnudiiuiikte aus sohl' intcrcsäant. yip enlluilten meist den psychischen Konflikt, mit dem das Kind nicht fertig werden kann, und bedeuten einen Versuch, eich davon zu befreien. (Vgl. meide Abhandlung: .iDiclitung un-i Neurose" bei J. F, Bergmann, 190!).)

Die Erzieherin, die Mutterstelle bei ihm vertrat, lehrte ihn beten, auch das Ave Maria. Besonders eine Stelle regte ihn sehr auf: Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes. Er dachte viele Monate jeden Abend darüber nach: „Was ist denn das die Frucht deines Leibes?" Wie kam die Frucht da hinein? Wie kam sie heraus? Am Ende gar vom Anus? Hier gehen die Ge- danken wieder auf den Abort und auf seine Vorliebe für kleine Räume. Im großen Räume hat er Angst vor P o 1 y p e n a r m e n, die sich nach ihm aus- strecken. Auf der Gasse hat er die Empfindung, als wenn die Häuser große Frauen wären, die ihn ergreifen könnten. Ein Teil dir Angst auf der Straße entschleiert sich als Angst vor den Prostituierten.

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gcliüii. Ebtiirfo Konsiwf'iiB (pigentlitli .das Xiisiimiiicnficheu'j du- Bfischlaf. Im 'Wiciipri- selien lioißt ,init oinoiii gph'n' mit ibrn gfsflilalitlich virkclij™. Man beacliti' fiTnPi' dii' AuMitrik'ko: Puhllritl. .^u^i^i-lucHuii!,'. iiiiÄsrluvdteii. Steigpii, «Tiche alle lür sexuelle Vorgäiigi' vunvciidit werden. Ebenso die anderen Bwegungem Springen (bpsprin^cn, Springer), TanKcn, welche alle eexuellu Bedeutung, wwolil im Leljeii als im Traume, haben. Im Engliw-bon sagt man gleidifalls ,Sbf goot ivitb lum' sie geht mit ilita Im FranKOKiscben heißt .marelier* ea viel wie das dtutsehe äleigen. Le vieii.s mareheur: der alte Steiger. Das ißt nur eine willkürliche Ausleie. Aber sie bp-Aeist doii innigen Zns:immpnhnng des .Gehens' mit erotischen Vorstellungen, '] Nattirlii.-h nur Sehi'uspiderei vor sieh selbst.

Analyse eines FußfetiBcbisten.

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Jfiic'f; Hiiiis ist fin Wdl).') P o l y p c ii ncnnl iiutii nbcr 1' i> | i k im 1 c u 1 o. In 1! p i (: ii tMi be r g soUlüii die PüHKoilciile F i u. k l' liiuiilit'ii eilialteii wie in PrcuRpii. P i c k e 1 !i a u !j LMi, wiclitigü Assuziation zu Pocken und zu Lim £, Wim jsi die GedaiilaMi oiiigaiigs des Traunu's, Koichbors, (j. und J/onau i)i'stälif>;eii- -Die H a ii Ix' fülirl auf eine infantile SeNualthefiiac, in einer Hiiuijo >rei.iüren zu sein. Während dt's An^^laiif:ilteä liiilt er siu:h den Hut aui Knpfe krampfhaft fest, als köiuii.e der Hut infolge des \Ve!i«ns des Windes (( ieljuitöwdien) davonflioffcn. Das lioilJt, er könnte um ^ e i n e G 1 ii c k li- 1] R n i) e k (I rn in 0 n. Vir lial die infantile fSexualllienjae. dal•^ die Kinder wie Eier gelegf woi'den und in einer Klliant zutage konunen.-) Die Voi'Jiaul ersetzt ihm itucli jetzt die ICiliaut. Kr a p i e I l d i e (i e b iir t Irei jedem sexuellen Akt.

Von Ueitheniierg, P i c ke 1 h a u he gehen die Aesciziat innen zu Deutsch. JJoutsch erinnert ihn nn das deutsche Laster (le vice allemand, die Homo- sexualität). Er tliichtet viir dem \Veil)e zum Manne. Der Kongressus ist der gefährlich)^ AVeg zum Weibo, wiihrend die edle Liebe znni Mainie das Leben erhält. Wichtige Beziehungen ergeben sieh aucli aus dem Unistande, daß die Mutter eine Reichsdeutsche und der Vater ein üsteia-eicher wai'.

Der erste Teil des TramiLes heißt su viel als: Er ist sein Leben lang auf y (! r 8 u c h o nach dem M a n n e gewesen u n d h a t immer das Weib gefunden, wobei die Angst vor der Lues eine großi; üolle rtpielt. Nun kmuiuen wir in der Analyse zu dem Salze: ..N u n f a n d e n w i r d e n li a b n li i< f, a b e v f a n d e n kein (i e 1 e i s e." Da fäill ihm ein A\ itz ein. Ein Herr sitzt auf einer Eisenbahnfahrt einer Dame gegenüber, die ihr Kleid so geschickt drapie)1. hat, daß der Herr ihre durchbrt.ehenen Strümi)fo .sieht. Er sagt darauf: „Sie haben ja da reizende (jeleise." Kurz, sie verlangi. einp gewisse Summe, um die Statin n zu zeigen, wohin die Geleise führen.

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') IHi /.il.iorc liirr fulKoiido selir chaMklcrislisclit' Sli'llu uus ,Das Liibeii ilc-i 'l'iiiiniii'ü' vuu harl Alhtrl Scheruei: ,,Dio ullgonicint J^lianhisicbracicIiiiiiriB für lii'ri nicrLsdiliclipn Li'ib iüjiTliuüiit ist das uns .Mauer, Zii'Bd und Gi'lnlk imt teilte Ig Gi'Uuirii', insgemein also diij;, was wir ein ,Haus' iitnnen. Es ist ktur, daß dio Phantasie, indem sie diews: Svmliol für den Leib ivüliK, damit ku treffend das urj-aniselie Gebäude ile.s I^i'ilieü lie/eieliiiel. «elcljC;;. älinlii'li dun t!e)i;ind'' 'iiin Mauer und 'Awei']. .-eine .^r^■lnteli- Tiinik. iK'h-ilzt und mit dii'wii zilf-leieli eine Mentte innerer lliililnngen am! liiiuNU' «eiilein hat; nächst dem alu'i- i'rwdieint diireh diese Bezeiclninng die Vermmflanselinimni; «idi /II iiiiniifest iercn. ilat( '\v- Seele im bi'ilie wie tu iiu'cm flauöe wolinr; and eiidlieli ma;; das uniiiillelliarc UewutilM'in, dal.^ alle;; neltwii-kliela' llinidi'lri und Treiben de^ .Mensi'hen Ai-i\ ebenso an Haus and Hcrii knüpfe wie alle innere Tätigkeit der See!.' unmittelbar ■.\ta und im Leiligebiüide vornelit und damit virsehmaliirn auftritt, zur nntajttelliaren Ki-n'ahhing diese? Symboles beigctranen haben."

-') Ein KWeitor tlberban führt von EilLaiit !'3 i zur E i cliol ycino Eieliel ist y.erbiei.'hlieli wie ein Ei und könnte beim Ilineinöleeken zerplatKen: oder eine Ader in'i der Eieliel könnte platzen. Das pelit wieder auf eine .infantile Sexiialtheorie' zurii.-It. ijr glaubte, beim Kaitiis müsse mall ein Stüek des Glie^le* verlieren. Das abgc.-ehnittene .Sttlek werde diinn liineingesteekt. Diese .infantile Sexualtlieorie' kommt aus dem Ver- CJokiie mit dem l'tlauxen der Bäume und mit dem Inokulieren. Sie ist gar nieht so selten und eine Wurzel der psyeliieelien Impotenz, .\ueli der vielni Kindern mysteriöse Vnrgang der Beselmeidung spielt dabei eine Rolle. Unser Patient sah als Kind ein Hild, d[is auf ihn einen großen Eindruck machte: .Die Beschneidnng Christi', [Kastra- tions-KomplexO

204

Fetischismus.

Er nieiiit, die Siininie i^'äre zu liocli. Er könnte ihr um den halben Preis den S t a t i 0 n s V i) r s t a 11 d mit der roten Kappe zeigen.

Die.Geleise sind also der Weg zum Weibe, den er trotz allen Suehens und Beiiiüheiia wegen seiner Homosexuaütät nicht finden kann. Und jetzt kommt die merkwürdige Vorstellung des Traumes, daß er. um die Geleise zu finden, in den ersten Stock des Bahnhofes steigen muß, und sofort fällt ihm ein, der erste Stock symbolisiere das erste Lebensjahr. Man muß bis zum ersten Lebensjahre in der Analyse kommen, um ihn auf den richtigen Weg zu bringen. (Der erste Stock ist die Brust der Aiume!) Aber auch eine andere Deutung des ersten Stockes ergibt sieh, die der Auffassung von Scherner nahe kommt. Wenn die Yagina das ■Mezzanin oder Parterre ist, so ist der Nabel um einen Stock liöher. Jetzt füllt ihm Neupd ein und' das Wort; Vede Napoli, e poi mori !

Ef- taucht eine neue infanlile Sexualtlieorie auf. „Ich glaubte" sagt er, „die Kinder kämen aus dem Nabel. Der Bauch platzt' und^ia^ I^ind stürzt heraus-'. Er leidet an beständiger Angst, s e i n N a b e 1 k ci n n t e p 1 a t z e n, er läßt sich nicht am Nabel anrühre n. Er glaubte als Kind er sei gar kein Knabe, er sei ein Mädchen. Die Prau hat nur einen größeren Nabel als der Mann. S e i n K a b e 1 w a r s e i n e Y a g i n a. Später glaubte er, er sei ein Zwitter. Seine noch heute bestellende Desorientiertheit beim Weibe bei der er das Foraraeu nie ohne fremde Hilfe finden kann, beruht auf der Verwechslung zwischen Vagina und Nabel. Er steigt immer einen Stock zu hoch Weitere Gedanken gehen auf die Amme, die ihn noch einen Stock höher hinauf- geführt hat, wie ein Lift.

Per Lift ist ihm aber im Gegensatz zur Amme etwas SchreckUche^. Lr leidet Angst, der Litt konnte stecken bleiben und er könnte dann nicht heraus. Wir ^ehen, es ist seine Äugst auf der Gasse: er bleibt dort stecken und kommt nicht weiter; ebenso seine Angst beim Weibe: der Peius könnte in der Vagina abgezwickt werden, er könnte im Mutterleibe stecken bleiben er könnte eingesperrt werden._ Oder eine Phantasie: Er hat einen homosexuellen Akt begangen oder man konnte ihn eines solchen ungerecht beschuldigen und ihn einsperre n.

Seine höchste Angst_ wäre es, auf einem Balkon eingesperrt zu sein. Oben offen, u n t e n ei n A bg r un d. Hier kommen wir auf den früher erwähnten Ammenkoiuplex. Durch die Erinnerung dringt etwis durch als hätte ihn seine Amme einmal fallen lassen. Der Balkon, das häufigste .Symbol lur den starken Busen, „Nach oben offen, unten ein Abgrund" symboli- siert deutlich die Situation de.s Kindes am Arme der Amme Er hatte als Kind AngstTor dem „Schupfen und Aufheben''. Am wohlsten hat er sich schon als Kind im Kinderwagen befunden. Er wollte immer ein Bett mit Baldachin haben. Das Haus ist tur ihn immer eine Frau. Die Angst auf der Gasse- die Frau Icönnte ihn ergreifen und schupfen. In einem Garten hat er gar keine Angst, auch auf der Stmße nicht, wenn er in einen Wagen steigt, weil jeder Wagen für ihn dei- Kinderwagen ist. E r w i 1 1 i m m e r m i t d e n F ü ß e n am Boden haften bleiben. Er kann nicht gehen weil er e i n e n F u ß a u f h eben müßt e. Es fällt ihm eine Illustration aus den Fliegenden Blattern ein, in der die Häuser als Menschen dargestellt sind Die Häuser reproduzieren Erinnerungen an die schrecklichen Leute die ihn aufge- hoben und „geschupft- haben. Der Lift erinnert ihn an die \mme- to lift a chiki, heißt englisch, ein Kmd aufheben. To lift up heißt aufheben Er hat als

Analyse eiues t'iißfctischisteu.

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Kind r=(;lioii sein- früh nur „englisch" gesprochen. In einem Lift «npfiuid er oC'iüe erste Angst.

Jetzt- konuiit ihm tlie distinkte Eriniici'ung, eine Frau iiahe ihn fallen lassen. Wahrsclieinlieh seine Erzieherin. Das „große Unglück" ist nicht nur der Tod der flhi1.U>r suiideni iiu<-li der ..eigene Fa\V\ Von Fall kommt er luif Siindenl'ail. Dann anf 0 m p h a 1 e und P hall u f;. Die Gedanlicn gehen wieder auf den n (i en f iill auf dei' Straße. Er hat besonder^; auf der Straße Angst, woün ein Wind weht. (Kr wäre ia. durch „Wehen" bald getötet worden!) Es fällt ihm ein Bild aus dem Struwelpeter ein, auf dem der Wind ein Kind davonträgt.') Den grüßten Eindruck hatte inmier auf ihn der (.ianymed vitn Rembrandt gemaclit, der die Entführung eines Knaben durch die Lüfte dar- stellt. Der Wind kann einen ebenso aufheben, wie die Häuser auf der Gasse. Es gibt ja auch eine „Windsbrauf^ Es wird ihm immer klarer: Während der ganzen Kinderzeit hatte er die Angst, aufgehoben zu werden. Deshalb schwärmt er für große Füße. Der große Fuß gibt einen sicheren Boden. Er hat auch Angst auf dem Schiffe, Wenn die Wellen das Schiff heben, erinnert ihn das an das Schaukeln, als ob ilin eine Annne schaukeln würde. Br muß dann in seine „enge Kabine'' flücliten und ruliig liegen; dort fühlt er rfich besser. Er hat auch Angst vor dem Luftballon: er könnte nie in einem Luftballon fliegen. (Er hatte Angst, ßleriol könnte unt dem Aeroplan auf seinen Kopf fallen.) Er würde aus iedem Luftballon herausspi'ingen, wie sein Bruder im Traume aus dorn Lift, und sieh gar nicht schämen, obwohl er sich schämte, wenn seine ErzieJierin auf der Gasse mit ihm zärtlicli war. Schon als Knabo küßte sie ihn immer imd die Leute lachten ihn aus. Deshali) kann er bei N'acht ohne Angst gehen, er sieht keine Menschen, die ihn auslachen. Er WLir 12 Jahre alt, als ihn die Erzieherin einmal vor der Schule erwartete und ihn küßte. Er bekam einen "Wutanfall. Er will nicht ewig das Kind bleiben. Er möchte sich auf eigene Füße stellen. Er lernte hener tanzen, um in Gesell- schaft gehen zu können; es fälli ihm ein, wie seine Erzieherin iunner mit Kindern herumtanzte, um sie zu beruhigen. Sofort taucht eine neue Erinnerung auf an einen Lift in R e i c li e n h a 1 1, wo er fast eingequetscht worden wäre, -letzt kommt wieder eine neue Angst; er hat die Angst, daß sein Brustkorb eingedrückt wird. Er weiß auch, wie diese Angst zustande gekommen ist. Er kennt ihre infantilen Wurzeln. Seine Erzieherin war es, die ihn immer so an sich gedrückt hat und dabei schrie: „Ich erdi'ück' dicli noch, ich werde dich noch auffressen." Die Szene in EeichenhairO beim Lifi war so- Ein Liftboy sprang aus dem Lift; er selbst sprang ihm rasch nach, während der Bruder und Vater weiterfuhren.

Hier stoßen wir auf einen wichtigen Komplex. Er will vor dem Bruder aus dem Mutterleib gekommen sein, er beneidet den Bruder um die Erst-

'1 Der .S'lniwi'lprtor wiir für Jim ein uroLk's Trauma. Bcpondwe das Bild, auf dein der Schneider (HLecbneidor!) dem DiiumoiilutKrh« die Dnnmcn nbschneidei, li;it ilim Grauen und Entsetzen eingoflüßt. (KastrationR-Kiniifilix !)

-) In Rp i [■lii'iiliü 11 ularli wiii Viiler an eini'jn Lungen leiden. Das war für ihn ein .grollcK Unglück'. Nach dem Tode meldete sicli das SchuldljeisTilUsein. Vorwürfe peinigten ilin, er halie manches versänrat, was dae teure Leben hütto retten k.iimen. Die Vorwürfe beKogen ihne Affekte aus der Kindheit, da der Valcr ihn mit. ürohungeij <Kastration!) am Onanieren und Liita'ben bindert*'. Damals dachte ev: Wenn der Vater stirbt, kann ich iingeetört onanieren. tJberdies kennen wir ja das Junktim, das er znischen dem Tode seines Vaters und seiner sexuellen Freiheit gemacht hat.

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Fetisch ismiis.

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c 0 b u r t Wiedei' spielt die Mutterloibspliantasie eine Rolle. Auch ein anderer :' V a t e i- u !i d B r II d LM' s o 1 1 c n s t e r h e n (abfahren), er w i H Es niUt ihm ein Erlebnis liua dem fünften Leben4ahre ciLi.

Gedanke: sich retten. Vat

Vater imd Bruder blieben einmal im Lift stecken und er brüllte wie wahnsinnig vor Angst, der Vater konnte e i- drückt w e r J e n. er k ö n n t e g e- preßt werden. Bei der Bahn interessiert ihn am meisten der Expreb- zug: Er will immer nach Preßburg fahren. Matrosen interessieren ihn, weil sie „g e p r e ß t" werden. Er liest immer die „Neue freie Press c". Uiti altö Presse war ihm unsympathisch. Die Neue Freie Presse ist ihm sympathisch. Er interessiert sieh für das Wein pressen, weil es mit nackten FiilJ(=n gemacht wird. Am Sciiluswe uiiios Weges hatte er immer An{;st„ er ist pressiert. Seine Onanie geht durch Pressen des Penis vor sich. Ihn interessieren Soldaten mit engen Uniformen, Soldaten, die in die Uni' formen gepreßt werden. „Pedem (passum) prcmere" heißt schnell gehen. Um interessieren die ledernen Stiefel des Yorreilera bei der Artillerie, weü der Fuß hineingepreßt wird. Er fiiuict .seine größte Libido, wenn er beim Ab- setzen der Fäkalien stark pressen kann.

Wenn er von einem Arzte untersucht wird, so betont er immer, daß ihm der Naliel nicht berührt werden dürfe, er könnte sonst sterben.') Wir sehen aus dieser Analyse, welche kolossal verzweigte und Wichtige (jedanken- giin^e sich an ein scheinbar harmloses Traumbild knüpfen können. Ich habe absi'c-htlich die ausführliclie und doch noch nicht erschöpfende Analyse des Traumes mitgeleiK, um zu zeigen, daß mit der Üljersetzung eines Traume? als solcher nichte gedient ist. Wir erhalten wohl einige wichtige Einblicke in die Struktur des Traumes, aber das wichtigste muß uns doch der Traumer selbst liefern.

Wir merken, daß der verdriingte Wunschgedanke der ist: 0, waren der Vater und der Bruder damals in R e i c h e n h a 1 1 ge- storben, wie meine Mutter bei meiner Geburt gestorben ist, und ich stünde allein auf der Welt! Das ist tatsächlich eine seiner Lieblingsphantasicn. Er will der einzige sein. Alle Menschen sollen aussterben. !^in großes Unglück soll die Welt treffen und er allein bleibt beatehon. Er, der Kleine, Schamhafte, Ängstliche, Gedrückte, der dann der Größie und ErliabensLe wird.

Wir sehen ferner die kolossale Bedeutung der infantilen Eindrücke des Aufhebens, Schupfens und Fressens von Seiten der Erziehungspersonen für die Entstehung der Angst. Diese Erziehungspersonen sind im Traume als „Ledienstete'' angedeutet.

Diese Bedienstete führt uns auf eine neue Spur. Es ist dies eine Kindor- giirtnerin, die den Namen Deutsch führte und aus Preußen war. Sie wurdt^ „La Prussienne" im Hause genannt. Wir erinnern uns der Worte „deutseh" (deutsches Laster) und Preußen (preußische Pickelhaube). Es steigt die Erinnerung an ein großes Trauma der Jugend auf. Tiefste infantile Schichte. Die Bonne ging mit ihm in den ersten Stock zu einem fremden Herrn, wo- sclijst das Kind einer wenig verhüllten erotischen Szene beiwohnte. Das war auch ein „großes Unglück". Er erinnerte sich deutlich an einen exhibitio- nisUschen Akt des Herrn.

Nun verstehen wir erst den Traum. Der Bruder ist sein Penis, der ^lerausspringen will. Er hat einmal von seinem Vater eine Ohrfeige bo-

') Homosexuelle Einstellung zum Arzte als Vater-Imago.

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Aualyse ciues Fiiüfetiscliisteu.

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lioTiuiien, weil er auf der Fronicnadc den Penis lioraiissteekte und si> lieruiii- giui:. Jetzt. Iiul er die PluinlLisric. iiul nackton Füßen und einer großen Z o li c tibcr den Ring spuaieren zu gehen. Die Tendenz zur Exhibitiun ist durch eine \ i-idegung lutch unten tran.sl'(iiniieit.

Allein, seine Angst auf der Sli'aße demaskiert sich als Angst vor seinen Trieben. Er möchte am üelwlen die Hose lüften, den Penis lieriuii^stocken uiul so herumgehen. Er fürcIiLeL, diesen Akt im Wahnsinn zu machen. (Reichenberg, G. Loiiau usw.). Er ivnnscht den Wahnsinn oder er niöehle gerne den Wahnsinnigen spielen, um dieser Lust rriineri. Der Osler- reiehische Hof", wo er den Angstanfall erlitt, liegt am F le i s ch m ar k t. Er möchte seine „Flei s ch bu de" cxhibitionieren.

Warum? Weil er immer eine Szene spielt: seine Geh u r t. Der Penis ist der Kleine, das Abbild des Gi'oßen. Der soll geboren wei'den, ohne daß ein Unglück geschieht. Das heißt, er identifiziert sich mit der Mutter, den Penis mit ihrem Kind, sich selber. Eines von !)eiden muß geopfert werden. Entweder düs Kind oder die Mutlei'. Dem ersten Gedanken entsprechen K a st r a t ) 0 n s phantasien; dem zweiten seine gniße Angst, die Todes- angst. Wenn ein Mann seinen Fuß aus dem Schuh zieht, so ist ihm das ein . S,ymbol der Geburl. Die große Zoho ist das selnuutzige, neugel)oreiie, ge- preßte, rote Kind.

Der Angstanfall spielt die Szene in einer VerleguJig nach oben. Er hat Angst, daß der Hut davon fliegen könnte und hält ihn krampfhaft fest. Kr fürchtet, den Kopf zu entblößen. Hier steht das Kaput für die Ghuis penis.

Jetzt fährt die läahn oben. Alles spielt sich am Kopf (oder an den Püßen) ab. .letzt spielt sich alles o ben, d. h. im Kopfe (geistig) ah. Fiüher ging die Onanie „unfon" vor sich. Wührend die Bahn unten gefahren ist, begab sich das große Unglück mit der Ohrfeige, die er noch heute nicht vei-gesson hat.

Die Szene ti'itt immer deutlicher vor sein geistiges Auge, Er badete [uii seinem älti-ren Hiiider. Sie siiiellen mit den Geiiitaüeu, Da stüi'zte die Erzieherin hinein und drohte mit den strengsten Strafen. M a n w e i' d e den Kindern das P i p i abschneiden. Von diesem Spielen käme eine „fürchterli'^he Krankheit". Schließlicii erhielt er noch vom Vater eine Ohr- feige, y.i. der Klügere, war dei \"erf(dii-er. Der andere kam mit einei- Straf- predigt davon.

Die Eisenbahn ist hier die Onanie, Er hat am GHede gezogen (Zug). Kr hat dadurch seine Maschine ruiniert. Er muß sierben. Die furchtbare Warnung seiner Erzieherin klingt ihm noch innner in den Ohren: „Wenn d u d a u n ten w e i tc r s p i e I s t. so w i rd d i r d a .f i' 1 jn') a b fallen und du wirst sterben." Dazu kam das Trauma der Ohrfeige. Für ihn war es ein großes Trauma, weil er vorher nie geschlagen wurde und maß- los ehrgeizig und cmpfindlicli war.

Von diesem Erlebnis datieren die Haß- und Raehegedanken, die in Phan- tasien gipl'eln: Valei' und Prüder (lelztiMer halte ihn wi-geii dvy Olir^Mge voi- spottet) sollen storlien. lliei' wird zur ICrfülliing die.ses Wunsrhes die Eisen- hahn und der Lift herangezogen. (Das Steckenbleiben des Lifts drückt sieh para|iathisch in der L'niüiiigkeit aus, in einer Vagina sticken zu bleiben,) Ferner gönnt er seinem Bi'udei' eine Lues, an der er bald sterben soll.

') ]n Österreich bedeutet in der K Inders p räche „Pipi" der l'euin.

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Fetischismus.

Warum? Weil der Briidei' reich ist (Rcinhenberg) und er sein Geld erben will. Der Berg (sein Märchen) soll zerfallen und er soll die Schätze heben.

Darum will er ein Weib sein. Einem Weibe kann man das Pipi nicht ab- schneiden. Einem Weitie kami das Pipi nicht aWallen. Ein Weib sündigt nicht. Es ist passiv. Er will ein Weib und ein Heiliger sein und so über de» Vater triumphieren. Oben, d. h. im ewigen Leben, wird er der Sieger sein. Dazu soll ilnn dio Aski-'se verhellen. Er ist nicht würdig zu genießen. Er war ein Mörder in Gedanken. Die Eisenbahn und der Lift hätten seinen Vater, seinen. Bruder und seine Erzieherin töten sollen, damit er ungestört onanieren könne. Eisenbahn und Lift sind hier Todessynibole.

Schließlich betrachtet der Träumer die Zeichnung und sagt: „E.s handelt sieh um einen ,D u r c h s c h n i 1 1\ Dieses Bild drückt mein doppeltes Wesen ans: Halb Mann und halb Weib. Ich betreibe die Onanie als Weib. Und das wichtigste, glaube ich, ist der Umstand, daß das Allel n -auf - der-Straße-geheii für mich ,0 n a n i e r e n' bedeutet. Ich schäme mich •auf der Straße. Ich glaube noch immer, man merke mir die alte Onanie an. Deshalb wünsche ich, allein zu sein. Möge die ganze Welt zugrunde gehen- Dann kann ich ohne Scham und Angst ineiner Lust leben. Das ist mein ,,pBychiseher Anarehismus".')

Dieser Traum zeigt uns die sexuelle Bedeutung des Gehens und die mehrfache Verwendung, weiche der Fuß in seiner Phantasie gefunden hat. Seine Geh-Angst ist Angst vor dem Weibe, sein Pußfetiechismus Schutz vor dem Weibe. Er sichert sieh durch seine Askese den endgültigen Triumph über seinen Bruder. Sein Fetischismus hilft ihm, die Askese iü^tx-ulialten. Üei* Fuß malmt ihn an seine Geburt und an seine Sünden, mahnt ihn daran, daß «r ein büßender Pilger, ein Franziskaner ist.

Es folgen sieben Träume: , :

1. Traum: „Es war ein sehr hübscher, junger Mann, der mir und allen Damen und Herren erzählte, er sei sehr gesund, ' nur habe er Schweißfüße. Dagegen gäbe es nichts, die habe er ererbt 'vom Vater und Großvater.'"

2. Traum: „Ich ging in ein Tal hinab und sah einen Matrosen in einem Landhause verschwinden. Ich suchte ihn und fand ihn nicht mehr.''

3. Traum: „Papa, Bruder und auch ein Herr F. und ich spielten Billard. Ich schlug aber auf die Bälle wie beim GüKspiel. Auch probierte ich sehr lange, bis ich einen trefflichen Coup vollführte, Dann säße" alle; Herr F. zwei Büchsen Sardinen aus und erklärte dann, um Mit- ternacht noch zu einem Freunde essen zu gehen, den er recht gerne habe, obwohl dieser erklärte: ,Ich bin ein Christliehsozialer'.

')■ Die Symbole ,0 b e n' und ,U n t e n', denen Adhr im Sinae von .M U n n 1 i c b und W e i b 1 i c II' einen so großen Wert beimißt, finden hier, wie in vielen anderen Träumen, eine einfache Erklärung: Die Kinder etehen ,unten' und die E v- wachscncn ,o I) e n'. Dae Kind mafi zu den Erwatjhsenen emporblicken. Der psychi- sche Intantiliemus drückt eich durcli .unten' aus. Der brennendete ■\^'unsch des Kindes, ,groß zu sein' und ,größer zu sein, aU die Großen' findet in Träume« ■durch Situationen, in denen der Träumer ,ohen' ist. seine ersehnte Erfüllung. Eine andere schon erwähnte Determination von .Oben' und .Unten' beruht auf dem i'eligiö=<* Komplex und bedeutet: Himmel und Hölle. Am Balkon sieht Beta immer oben <!en Himmel, unteu die Hölle.

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Auaivsi' i'iiH's Kl 1 li Ti' ti seil iiik' 11.

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Diinn wur Piipa ;uif oiniiiiil sterbeiislvriink, und zwar am Kurzen. Er tlurffco sicii nicht rühren und es wurde nur ein halbes Abendblatt der ,N. Fr. Presse' gekauft, dae ich la.--. Ein ganzes hätte ihm schaden können. Dann w;u- aber doch ein ganzes , Erstes Nachmittagsblatt" da. Nun dachte ich, wie sei denn das, daß Papa noch einmal stürbe, er sei ja doch schon tot."

4, Traum; „Icli war!' meine Uhr anl' den Boden, sie brach nicht, sondern es sprang nur der Det-kcl auf."

5, Traum : „Ein ükononi, Herr Christians, und ich waren mit einem dicken Herrn iu einem kleinen Zimmer, Chntitianj; liatie ge- sagt : Wir werden folgendes Spiel niaclien. Zuerst wird er in einem Badezinniier baden, dann ich und schließlich der Dicke, wenn noch ein Badezinnuer da ist. Christians badet in einem Einzelbadezimmei' (nur für eine Person Ijestinnnt), ich in einem, das für vier war. Der Dicke ist weggegangen, weil kein Badezinuner meJir da war. Christians hat mich sexuell aufgeregt. Wir waren beide ganz nackt und ich habe mich gewundert, daß er größer ist als ich. Jetzt iet mein Bruder gekoamiei? und hat mich gefragt, was ich gemacht habe und ob ich gar nichts von seinem Penis gesellen habe. ,Nic]if einmal so viel!' sagte ich uTid zeigte auf den Finger."

(i. Traum: ,,Eine Frau mit einem Stock oder einen Penis in der Hand neigt sicJi über ein Kind (Jesukiiid?) in der Wiege."

7. Traum; „Icli will in die Gruft am Zentralfriedhof hiiuniter- steigen. Dann graut mir davor und ein Engel verwehrl mir den Eintritt."

Der erste Traum betont den Fußl'etischisnius, durch den der Träumer ausgezeichnet ist. Er ist der „hübsche junge Mann" und er fühlt sich voll- kommen gesund bis auf den Fußfetiseliisinus, der hier sehr charakteristisch durch „Schweißfüßo" dargestellt wird. Sein erstes Kindermädchen litt an Scliweißiußen. -letzt besteht infolge der Verdriingung Ekel vor Schweißfüßen. Dage^gen gefällt ihm ein dunkel geröteter, d. li. ei'hiizler Fuß. Wir müssen an die zweite Bedeutung des Schweißes ,,Blut" denken. Der ,, blutige Fuß'' ebenso wie „der Fuß, der mit Kot beschmiert ist'" (das Hereineleigen in Kot) spielen in seiner Phantasie eine selir große Rolle. Eine ;niderü Bedeutung des Traumes: Seine Schuld stinkt zum Himmel. Dieser Traum soll alle por- s (in liehe Schuld auf crl)liche Belastung durch Vater und Großvater schicl>eii. Wii' werden spater noch eine zweite Bedeutung kennen lernen. Vom Vater und Großvater hat er ein großes Vermögen geerbt,

Der zweite Traum spielt auf das schwere Trauma seines Lebens an. Sein Vater (der Matrose, d, h. der große Schiffei') hat in einem Landhause einer Biiuerir. {der Engländerin auf dem Lande) niichtlicho Besuche gemacht. Diesen Vorfall hat er verdriingt. Ei' wollte ihn nicht sehen. Der Traum er- füllt seinen Wunsch. Er sucht (die Erinnerung) und findet sie nicht mehr. Tm zweiten Traume stirbt der Vater wieder. Er verscliwindet in der Gruft, so daß er ihn nicht mehr finden kann. Der dritte Traum ist von fundamentaler Bedeutung, Sein Vater ist wieder am Leben, er ist auferstanden. Darüber wundert er eich. Er hat ein großes Wunder erlebt. Der Vater stirbt z u m zweite n M a i e. Das hat wie wir wissen eine große Bedeutung. Bis jetzt lebte er ihm noch. Er stand unter der Herrschaft vitterlicher Im- perative. Jetzt wird er frei das ist das eine große Wunder und jetzt erst ist der Papa für ihn gestorben. Das ist das wichtige Problem vom

Stetel, Siflniniten dos Triub. und AfToktlBhcnB, VII, 14

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Fetischismus.

Sterben bereits Gestorbener. Der Wunsdi, mit ihnen fertig zu werden und sie endlich zu den Toten zu werfen.

.r«f H^rVl^i'-f^f'* n™ ?!.''" ^'^^^ ''"' ''S'"' Bewandtnie. Es fällt ihm zu- erst der P lattfu ß und dann daB Fußballspiel ein. Der Ballen

Fi^rJn lilüf '"'■* 'Y r 5'*^' ^""^ '"^■^^'"' E^' hat angeblich Ekel vor Fußen, die Hühneraugen haben, die er ebenfalls Ballen nennt ') Auch andeie Ballen interessierten ihn. nämlich die beiden Mamia De " L1 dM a lateinisch Sinus (der Busen) und im Deutsehen Meerbusen Se n Fußfeü-

n,ädoh3„, d. h. das LandtrS d" EngtJSlrdl^:i''tt'tf Kopf (Sdiwanz) dargesWlt werden. Dolh irSarfi Jfn» -f 1°''^''°.°' da» er als pied-„,„„t, d. h. F . ß des Beiges a" ftuSeS S ?00 ) '°'°"' ""'

hi.abS:rd'ti5r?;rt/ä 'trsjrr^; "tt-^- ^''

eleich erfahren Fprr F =nlT , . '"^™- ^^^ ^las zu bedeuten hat, so en wir gieiLu erranien, neu 1' , soll zu einem Freund eehen dp,- p\„ ru.- n' i c i -

.St. um dort zu essen. Es handelt sieh um das l^eilil Äh h ', ^''''''] Griechisch-Katholischen nach Mitternacht nehiLofFt^^^^^^^^ 7^'' ^'" mami. Es fällt ihm aber sofort ein Sohn S ZiViL!' ?* TT

deutung Frauenzimmennann - Don Juan) ein cST^n ^7f" ^n

sich zu Christus bekehren und fromm werden " Zwei . n . ' ^.^^^^ ^°" Vat^r soll sich zu ihm (Clui.tus) bekehren D^tei-mmation: Der

Das ißt der große Konflikt seines Lebens Wie ich rHi„„ -ut^ der Vater und der Großvater überzeugte Libeal^^d befe f'

in keine Kirche. Sein erster Hofmeister war ein fTnattä '" K^? ,' ^'T" ist die Belastung vom Vater und Großvater. Er hat fo t' 7 r k ' ^v mus. d. h^ den ü n glauben übernommen. Nach außln' n "vt-Sh «^^^^^^^^^^

„Dann war Papa auf einmal stpi-ho« i . j

.war am Herzen." An seinem Herzet ?raß der UnZh/ kehrt und erlöst werden. Deshalb durfte er nicht d'l i^S^V J^^^m Freie Presse" Iesen._Nur die halbe Zeitung, d l.te':'pS^",;/l"S

konservative, fast klerikafe Mutter d N^enen Fre;™"?""^"' ^"i! f T'I'' Die Zeit.ung ist hier auch in zwe terSSufunrda/T f ^^^^^^^ Presse (ein Freimädel die Männer preßt), einfw^D llI^pLe''^ de monde._ Ein ganzes Blatt hätte ihm schaden können. Der Papa Sollte Ä Tal™ n'"''" ""' '"^^ ''"'''^^"'^^' ™'t "S--"" d.T;^??ertSen

') Später zeigte .ich, daß die Balle« und Hühneraugen ihn sexuoH .rregt.n. Die Angaben von Ekel erfolgten ,n don ersten Monaten der Behandlung. Die Hühner-

angen waren für ihn ein „Anti-Fetiech" der Eich hnlrf i„ d ^ .- i ■■ i

, ,, ""■'^ ^'cn Daia in einen Pro-Fetisch zurück-

verwnndclte.

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AiiiLljse eiues Fußfetischistcu. y, .

Halbes AbeiidblatL-' führt zu den Gedanken vom „Heiligen Abend- mahl „Irrstes Nacinnittagsblatt' konnte nicht gedeutet werden, WahmcS- J.cl, AiiKpLehing a„ eine Wzitnc zwiflcheii Vater und Kind.Tiniidchen

Der v.erto Traimi zeigt inis die Ubr als Symbol dos Herzens. Sein Herz (der Vater) stirbt n.dit. Er wirft sie zu Boden, sie bricht nicht. Er merkt mn

Ter t^n ^"^'^^^'"V*;^*' ^''f}''^^'' ^'^-'"^^ -"■■) ^-' ^'^^-' hal ihn ,S Ol ersten Szene geschlafen. Aufspringen dos Deckel. - die Aulerstelun^g - die loten steigen aus den Gräbern.

Der lünfto Traum brachte uns eigentlich die Lösung einer Reihe

lo^tnnT'rf '" ' ?7, ^^■'^''■■f S^ng-^'H'n- Uonn die Analyse dauert zirka i^ stunden. Hier sind bloß die Resultate dargestellt

Zum Ökonom fällt ihm sein Bruder' ein. Die Bäder blieben rätselhaft,- bis ich darauf dringe, daß dieser Traum Beziehungen zum religiösen Komplex haben müsse. Er verneint dies; findet jedoeh Anspielungen auf seinen Geiz, somü bucht, Geld zu erwerben, ökonomisch zu leben. Weitere Einfälle ijehen über Aaron zum „goldenen Kalb".

Diese Sclimähung zielt wohl auf den dicken Herrn, der seinen Vater dar- stellt, obwohl er sehr ordinär, wie ein ungebildeter Fiakeikiitschcr aussah Auch stand ei- da wie t o t und s t a r r, was wir ja verstehen werden, da es sich um den toten Vater handelt. (K u t s c h o r, der L e n k e r der Familie

- der Vater; Fiaker, Zweigespann- Ehe, Fiaker kut scher

Ehemann, der Vater.)

Dann fällt ihm ein, daß es gar kein Bad war, nur eine Dusche ein Be- netzen des Hauptes. Schließlich erkennt er den Ökonom als einen Mensehen der an einem chronischen E k z e m leidet und löst ihn in „E e c o - h o ni o'' auf' Aaron - Jean (Jo)iannes), Ko - Kohn und Clinstus. Das Baden bedeutet die Taufa (Johannes der Täufer!) Christus hat als erster die Taufe ge- nommen. Er ist der große Einser! Der Einzige (Monos ! Monotheist siehe S. 1!>9), den er verehrt und anbetet. Er hat eine Zeithing gezweifelt, oh er überhaupt gelaiift wurde, und beneidete Kaiser Konstantin (er nennt seinen Freund Kohn konstant Ko) darum, daß er sich am Totenbette taufen ließ und dann rein in dm Himmel einziehen und die ewige Seligkeit erworben konnte. Der „abscheuliche Dicke" hat auf die Taufe und die Vinedortäufer verzichtet^ d. h. das Himmelreich verloren.

Doch das wichtigste ist der Umstand, daß ihn der Ökonom im Traume Bfixuell erregte. Auch die Frage des Bruders, oh er den Penis gesehen habe, wird verständlich. Christus war seine erste religiöse u n d erotische Liebe' Die Schweißfiiße sind die blutigen Füße des Sohnes Gottes.

Aber seine Sünden sind noch viel, viel größer. Er litt in der Kindheit eine Zeitlang an Größenwahn, selber der Sohn Gottes zu sein. Er war sieh selber Christus. Seine Familie war die heilige Familie. Der Vater Gott, der Bruder der heilige Geist und er der „Sohn Gottes''. Deshalb wundert er' sich im Traume, daß Christus größer ist als er. Er ist der Erlöser. Er büßt die Sünden seines Vaters und liat sich ans Kreuz der Parapathie geschlagen. Seine Hauptsiinde: sein Gott war seine erotische Lielje. Er hat es als Knabe be- dauert, daß Christus immer ein Tuch um die Lenden getragen hat. Eine andere Sünde: Er wollte einmal den Penis des Vaters sehen und sagte: „Bitte, Papa, zeig' mir dein Pipi." Dafür kriegte er ordentliche Hiebe und Schelte. Darauf bezieht sieh die Frage des Bruders am Schlüsse des Traumes. Am nächsten Tage träumt er eine Variante ~ den sechst^jn Traum. Die Frau schildert er: Eine dicke, ordinäre Person, grauslich, gewinnsüchtig. lü,stern, eine Köchin.

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Fetischismus.

dio ilio achlfdilen Eigenschaften aller seiner kindlichen Bekanntschalten liat. Der bisexuelle Chai-Eikter des Träumers ist deutlieh. Die Hauptsache, daß er den Vater (di'ii Dicken des fünften Traumes) als altes Weib darstellt. Er ist das Jesukind. Der Vater hindert ihn am Onanieren.

Im letzten Trainne packt ihn die Rene für die Schmähungen, die er dem geliebten Valor angetan hat. Er will zum Vater in die Gruft hinab.^ Selbst- mordgedanken. Ein Engel (sein Arzt) hindert ihn daran. Der Engel erinnert ihn an das Bild von der Auferstehung Christi. Diese ist ja im dritten Traume (das Wunder als „sich wundern" ausgedrückt) ausgeführt. Auch das Springen des Uhrdeckels ist das Springen der Gruft, da Christus auferstand. Der Engel ist auch der Engel mit flammendem Scln\'erte, der die Sünder aus dem Para- diese vertreibt. Wir erfahren den tiefsten Grund seiner Impotenz. Er kann zum Weibe nicht gehen, weil er nicht würdig ist, ein Weib zu besitzen. Der Engel vertreibt ihn aus dem Paradiese. (Zentralfncdhof Gruft Vagina.) Er hat ein Grauen vor dem AVeibe, das ihm die Sünde personifiziert. Sein Penis klappte jedesmal zusammen, wenn er ihn in die Vagina stecken will. Zwischen ihm und dem Weibe stehen der Tod und die Sünde.

Er träumt von der Auferstehung! Das ist das große Wunder. Er er- wartet die Renaissance seiner Potenz. Sein Penis soll auferstehen Sein Meni- brum ist seine Gottheit. Sein Gott ist tot. Er kann nicht glauben und nichi beten aber auch nicht ein Weib besitzen.

Der zweite Traum zeigt ihm den Tod des Vaters und die verlorene Potenz Er hat keinen Penis mehr. Nur einen Fuß. Sein Pußfetischismus isi die Buße für die vermeintlichen Sünden seines Vaters und seine eigenen Vergehen.

Durch alle Träume klingt es wie Hoffnung auf eine baldige Genesung. Der Coup gelingt. Der Vater stirbt. Die Uhr fällt zu Boden und ein Enge! bewahrt ihn vor dem Verderben.

Auch in anderer Form spielt der Glaube an seine Parapathie hinein. Er leidet an Straßenangst. Eigentlich Angst vor „Revenants" Der Vater konnte wieder auferstehen und ihm mahnend entgegentreten' Der Teufel könnte ihn holen.

Es hat ein Jahr emsiger Arbeit bedurft, um diesen verschütteten reli- giösen Komplex zu heben. Der religiöse Komplex fehlt fast bei keiner Para- pathie, mögen sieh die Kranken noch so aufgeklärt und atheistisch gebärden, bie glauben alle, sind Frömmlinge dem Gefühle nach. Im Intellekt haben si<' wohl den Glauben überwunden. Aber die infantilen Affekte sind für ewig ins Jlerz gebrannt und melden sich in den bösen Stunden. Das Herz, das uner- schut^terhche Kmderhcrz glaubt nocii immer, weiui der Versland sich jenseits von Glauben und Frömmigkeit dünkt.

Auch der Traumer, der an Stelle seiner Mutter die Bibel sieht, ist ein fanatischer Freidenker und Häckelianer. Ein „Monist" strengster Observanz. Doch nur nach außen. Der religiöse Komplex verschmilzt meistens mit dem ElternkomplBX au einem unlöslichen Ganzen, Gott Vater und der Vater werden zu einer Einheit. Die Sünde wider die Eltern wird zur Sünde wider die . Religion .

. Wir sehen mit Erstaunen wie oft wir bei diesem Kranken auf den Christus-Komplex stoßen (Er drückt sich schon in den Worten „Christlich- aozialer und „Christians aus. Überdies erscheint dann das Jesus-Kind.) Im

') AiKkiitung von Nekrophilie. Er liebt auch den toten Vater.

Aualyse eiues FllÜfetis^^llisteiI.

ins

iuße vereinigen bicIi die religiösen und sexuellen Symbole zu einer Einheit die merlaviirdig genug ist. Aber diese Verschmelzung fehlt in keiupm Falle von echtem Fetisehisiims, wenn man sich die Miihe nimmt, die Fälle bis auf die Tiefe 7.U analysieren. Freilich, die Traumanulyse ist eine Kunst und erfordert große Geduld imd Eingehen iuif die oft wirren Gedankengänge des Träumers. In den ersten Träumen sind diese Komplexe seiir versteckt angedeutet Man kann erst nachträglich die Bedeutung dieser ersten Träume erkennen die aber das ganze Problem der Paraputhio enthalten

Ich bringe nun gegen den Schluß diesor Analyse den ersten Traum inemee Patienten. Solche ei-sto Träume sind sehr wichtig. Sie enliuilten das ganxe Programm der Parapathie,

Ich sah ein Stück im Burgtheater. Ich war nicht allein. Jedcnialls mit ein paur Bekannten (M. 11. und K. R.). Da i.st ein Stiick aufgeführt worden, lia waren zwei Personen. Der eine war der Kainz, der andere, glaube ich, der Gregori. Das Stück spielte, glaube ich, im Altertum, weil wir alle in togaartigen Gewändern, wie in Bademänteln, gehen. Ich weili nur, daß wir alle darüber gelacht haben. Auf einmal hat der eine Schau- spieler viel geredet und ist davon gelaufen (Gregori), nachdem er fürch- terlich laut geredet hat. Der andere hat jetzt weiter geredet und auf , einmal mit dem Rufe; „Jetzt müssen alle herschauen!'' hat er seine Toga ausgezogen und ist folgendermaßen dagestanden: Am Oberkörper nackt, wie ein Handfueli um die Lenden') und jetzt kommt das merkwüi'digste! Vor dem Penis ein keill'örmiges, braunes Stück Holz. Auf das hin waren wir alle entsetzt und sind davon gegangen. Der Akt war aus.

Jetzt weiß ich noch, daß wir gesagt haben, der nächste Akt beginnt in zehn Minuten, und daß wir noch länger in einer langen Gasse gegangen sind und dann zuiiiekkehren wollten.

Von der Verdi<:htungsarbeit dieses Traumes kann man sich kaum eine Vor- .=;telliing machen. Die bedeutsamsten Vorfälle dos Lebens sind in den ehizelnen Traumstücken enthalten. Wer die vorhergellenden Träume des Herrn Beta aufmerksam gelesen hat, wird schon ohne Analyse viele unbewußte Traum- gedanken finden können. Bevor ich die wichtigste Bedeutung dieses Traumes, nämlich das Erlelmis mitteile, möchte ich nur einige Bruchstücke der Traum- analyse wenigstens andeutungsweise wiedergeben.

Das Stück im Jhirgthcater weist, wie wir schon wissen, auf das EUeni- haus hin. Er war nicht allein; das stimmt, denn die wichtigsten Akteure bei diesem Stück waren außer ihm sein Bruder, die Erzieherin und der Erzieher. Die zwei Personen des Stückes, Kainz und Gregor i, gehen vor allem auf die Spaltung in seiner Brust. Er sah die beiden Schauspieler zuerst im ., Faust'". Gregori gab den Faust, Kainz den Mephisto. Beide Seelen wohnen in meiner Brust; der Teufel und der nach dem Höchsten strebende Paust sind In- karnationen seiner eigenen Person. Gregori erinnert ihn zuerst an das griechische ,,£YP^1'£'t'''' (Envaehen) auch an Gregorius, den Säulen-Heiligen, den Fa.pst Gregor usw. Kainz spielt auf „keins'' (keines) und auch auf den biblischen „Kain" an. Daraus orgeben sieh die verschiedensten Be- ziehungen. Die Szene spielt im Altertum, d, li, in seinem Altertum, in der

^} Nachtrag: Erinnerte ihn an uiiiL'n Künstler, den er in einem Trikot in einem Variete gcsebon hatte. Dieser Künstler hieß Silvester Sehäffor

3U

Fetischismus.

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Kindheit. Die Schauspieler agieren in Bademänteln, wat^ ihm komisch vor- kommt und ihn einigermaßen an die römische Toga erinnert. Jetzt kommt diese merkwürdige Szene mit dem Stück Holz, die lange nicht erklärt werden konnte. Die wichtigste Beziehung ist wohl die, daß das Holz den Kastrations- komplex ausdrückt, über den wir speziell bei diesem Falle so viel gesprochen hahen.

Doch nun zum Trauma, das sich dahinter versteckt. Einmal nach einem Bade schlichen er und sein Bruder sich vor das Zimmer der Engländerin Sie waren beide in Bademänteln. Sie holten nun einen Sessel, bestiegen ihn ab- wechselnd und konnten durchs Schlüsselloch verschiedene ergötzliche Situa- tionen (Koitus!) zw.schei den Personen, denen ihre Erziehung anvertraut war beobachten Plozhch bekam der Bruder Angst und liel schreiend davon. i>r begann auch fürchterlich zu schreien und wollte davon laufen blieb aber wi^ gelähmt im nächsten Zimmer stehen. Der Bruder war in seinem Bette schon in Sicherheit als auch er den sicheren Hafen erreichen woUte. Er wurde schließlich erwischt und bekam Ohrfeigen und Schläge, die er sich für sein Lebenlang gemerkt hat. Es waren die unangenehmsten Schläge seines Lebens. Diese Szene des Envischtwerdens, wobei er den sicheren Port, das ist sein Schlafzimmer, nicht erreichen kann, spielt er jetzt auf der Straße immer wieder, sie erweist sich als eine der wichtigsten Wurzeln seiner Straßenangst. Die zweite Bedeutung des Traumes geht über Kain und Abel zum Brudermord. Er war innner der Prügelknabe für den Bruder. Auch in diesem Falle heimste er die Schlage ein, wahrend sein Bruder sich ins Fäustehen lachte. Daher rühren seine finsteren Rachegedanken auf den Bruder Eine zweite -Rprlp.t,,nP geht noch über Abel. Sie waren in der Kindheit l^eim LlH W und Erde-', in welchem eine bekannte Mimikerin, Frau A b e 1 <?t i. "a^ m Sie war nackt im Trikot, und n.onatclang vergnügtn Ih' i Sbtlala^ einander die Konstatierung zuzurufen: „Die Abel hat kpin P;.;-^ T ,'

kastriert. Aber auch der Abel, d. h. de.' Bruder solUeSnP^- Vi 'a sadistischen Iiaeliephanta.ien gingen dahin am B ndoS ein''l^ ^';- ^""' vollziehen. Als Strafe trägt er nun seine psych che Imnoflp? '^ ist auch der bisexuelle Charakter des Traum! Die ^^ i Bf^erkenswert mäntel, die eigentlich ein weibliches KleXgsstLk d "^^ 'n^ ^f " oft betont, werden in ähnlicher Bedeutung auch det t^^^^^^^^^^ "'\'''

Schlafrock usw. verwendet.) In einem Bade 1.^1 ' ^^ Sontmo, der

fioinem Bruder verschiedene ^--.^. ~ .- ^^" ^"^'^ ^'«1' =^^^-'S<^hen ihm und

führte er mit seinem Brudei ..,i„i-,., :.„t ,.»„.. ...l ,. .

der Mann, der

jode™ ho ,^ , abg^i^'^^S. sS

w™ spät. =., a,s «0 E,,..n...i„ „.it^::;^:s:-iSe£istr::

Verhältnis hatte, das so offen betrieben wurde daßHp' iTr ^f f tt". ''' . " das Hans verlassen mußte. Der letzte Absatz vo/j ^f ^"^^^"^^ Hofmeister er längere Zeit herumgeht, der ..unendMi t^grwtg-' tt''" '^^''' '' ''% seinen Lebensweg. Das Holz statt des Busens Die Iz'ieheHi .T^'^ Brett, wo er eine volle runde Brust erwarte e (Le andte ti f ^^ -' "" geht auf den Hosenlalz, den die steirischen HoteT haben Arj™T' Ziehungen zur Amme, nach deren Entlassung ei chterb h' ^f ^'■'^™ ^f und viele Wochen nicht zu beruhigen war. (Tiau na de, S T """^ ^^^^u Stärke das Urbild der Kastration ) " Entwöhnung - nach

') Und itm Valw!

Analyse eines Fußfetisch isten. 215

Nach einigen Monaten brachte mir Herr Beta die letzte Lösung dieses Traumes. Die GeKchichto mit dem beobachteten Koitus war richtig, bezog sich aber auf andere Personen. (Ein Soldat und ein Kindermädchen.) Aue Rache wurde sie auf seinen Erzieher und Vater umgedichtet. Die traumatische Szene spielte sieh foigcnderinaßen ab: Die beiden Burschen waren nach dem Bade in einem Bette gemeinsam. Sic spielten i\!anii und Frau. Beta war unten und wurde m den Nabel gestoßen. Dann trieben sie allerlei Allotria. Da kam un- vermutet der Vater Jierein und gab jedem eine tiiehtige Traclit Prügel. Solche Ereignisse verhindern die Aggressionskraft des Individuums und führen zur Fixation einer weiblichen Rolle infolge von Trotz {Adler). So war es aucii hier. Er wollte ein M^eib bleiben und deshalb hat er keinen Penis, sondern ein Stück Holz.

Am wichtigsten ist die Tatsache, daß er ein Stück spielt, daß er ein Schauspieler ist und seine Rolle glänzend ausführt. Er ist Paust, der Gott- siiehci', und Mephisto, der Gottesleugner, in einer Person. Er spielt als Me- phisto den Fetjschisten, den Paraphilen, den Entarteten, und als Faust den Fi-oniDien, Gläubigen, nach Erlösung Lechzenden, den Auserwählten. Das togaartige Gewand ist sein Mönchsgewanci.

Und wie steht er da? Erst läßt er die Frömmigkeit laufen, dann pro- diiziert er sich naekt mit einem HandtucJie um die Lenden. Wir verstehen jotzl diese Figur: er spielt Christus. Aber er hat kein Genitale. Er hat unten ein Stück Holz, das seinen Penis vei'deckt und die Funktion hindert. Es ist dae gleiche Stück Holz, das er sich im ersten Traume (S. 192) herausgenommen hat. El' scliiitzt sicJi gegen die sexuellen Betätigungen durch seine Ciiristus- neurose. Nun will er in der dunklen Gasse des Loben« längere Zeit wandeln und dann zu seiner Fi'ommigkeit zurückkehren,

Wir haben den fundaniontaleii Traum des Heri'n Beta besprochen. Ich habe d;is wichtige Trauniu, da,s im Ti-aume behandelt wird, mitgeteilt. Ich möchte nun einige Auszüge aus anderen Träumen des Herrn Beta bringen. Sie sind lehrreich. Denn sie zeigen, wie einzelne wichtige Elemente inmier wieder- kehieii. Andererseits werden wir verschiedene Uarsteilungen dieses Traumas kennen lernen.

Zuerst einen kleinen Traum seines Bruders:

Ich sollte in einem Variete als Frau auftreten. Ich saii zu meinem Entsetzen, daß ich nur einen Bademantel anhatte und fürchtete, daß dieser aufgehen könnte und alle mich sehen. Ich setzte mich dann in den Zuschauerraum.

Auch der Bruder ist ein schwerer Parapathiker. Wir sehen, wie das gleiche Milieu, die gleichen Erziehungsfehler und das geraeinsame Trauma einen fast identischen Traum zeitigen. Wir finden die Schaubühne {Silvester Schäffei), den Bademantel, das Knlsetzcn, das Teilnehmen an einer Vor- stellung. '

Ich war in einer Kinematographenvorstellung. Da sah man einen Gletscher, darauf kam ein Ehepaar und ein Führer herunter. Zuerst ging- die Frau in einem langen Toui'istenmanlel wie in einem Bademantel, dann kam der Mann mit einer Kapuze. Dann verschwand der Führer und an seine!' Stelle war ein Kreuz. Das Kreuz verwandelte sich in einen weißen Geist. Ich wollte aus dem Kinematographen entfliehen. Ich blieb plötzlich stecken, der Geist mir nach. Ich erwachte mit Schrecken.

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216

Fetischismus.

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Die bokaimleii Sehemon tauchun wieder auf. Er blielit iii (Jen Kincmato- graplicii seiner Seele. Er sieht einen Gletscher, der wohl ein Symbol i'ür seine vereiste Sexualität darstellt. Sein Führer ist Christus. Er verwandelt eich ja in ein Kreuz! Er selbst ist in den zwei Komponenten (weiblich männlich) ülä Ehepaar durgestellt. Wieder erscheinen der Bademantel und die Kapuze. Er ist ja bekanntlich der Büßer, der Franziskaner, Der Geist Christi verfolgt ihn und bedroht ihn. Er hat Angst, die Gebote der Religion zu überschreiten.

Am Schlüsse dieser Traumreihe ein außerordentlich deutliches hypna- goges Bild (hypnagoger Traum).

Ich wünsche, mein Leben sei eine Buße. Zuerst käme eine Öffentliche Beichte 111 der Franziskanerkirdie, dariiaeli eine lange Buße, bei den Mönchen, besonders öffentliche Durchpoitschungen, wobei ich auf ein Kreuz_ gespannt würde. Darauf fragte ich, warum ich so leiden müsse? Ja. ich beichtete, icli hatte Mutter und Vater getötet. Erstes ^yurde mir ver- ziehen letztes aber nicht. Nun fragte ich, wie hätte ich den Vater töten wolleii? Ja wurde gesagt, ich hätte ihn töten wollen, weil ich ihm das Hineinstecken mißgönnt hätte. Mir fiel die Ausseer Szene ein und ich horte Gott \aters donnernde Worte: „Zur Strafe, daß du ihn andern nicht hineinstecken ließesl, sollsl du ihn nie hineinstecken können! Dein Samen soll nutzlos auf den Boden spritzen! Deine Strafe soll sein deinen Penis 1.™ abzuschneiden und er soll dir immer wieder nachwachsen, eme evuge Qual! Denn du wünschtest, dem Vater den Penis abzu- schneiden! Nun bekam ich zur Strafe bei der Züchtigung konsiant Pol- lutionen, die al. ein Opfer aufs Kreuz fielen. M^J^!^^:^ ^'^^^ dio Mouche und wurde zu ärmeren Teufeln, den Soldaten gesleckt; mit diesen zog ich in den Krieg und wurde in Afrika von Schwarzen ge angen imd zu Tode gcmarleri. Im letzten. Moment k-nm-w p V* i -.i,

.Ao die llc,™.t nicht „■*.. D„d. C„r«t „7:1':,^!* ^dt «

:\rr ™»s jät^:.-" -'^ -'- -"- -^' -- ..d^S^.«.,

Dieser hypuagoge Traum spricht so beredt fr,,. ^.Jni w r,^ ,i .-. inerte der Christusneurose zu einem so deiUictn BiU ""** ^'^^^ ^"'/^T mir füglich die Analyse ersparen kann ''""'""''" ^'^^' zusammen, daß ich

Alle diese vorgebrachten Träume variieren das «in. ti ^ .

großen traumatischen Szene seines Lebens Sdn V^f^K^t '""i" Bade, als er gerade mit seinem Bruder s p Ul te Deshalb f ^"'^^'^^ " ''\" "" ein Spiel. (Theater, Variet, f^^^^r.^.'^:^^7S:^::':^^

meldeS':Srt'^Zc^2n/rdiS^;r;^r^, ^^\}f- ^^^^^T' innere Stimme rief ihm zu: ,,N i eh t an ; t h .'en?" ' "■'^^^'^" '^*'"' ^"''

Am nächsten Tage nach der Badeszene Vsm ,1«,. Vr^i , Tr u

u.d sprach n,it jl,,», ,„hig „„d fre„„dlich"4';'Lth -etlicL'^ÖlS^dS

-H a n K 0 n n 0 a a n n nicht g e li e n und m ü s s p i n. ti^ ^ c •■ u +

werden. In dieser Belehrung sieht Herr Beta dl« '''} ^ ^^^^J^ S^i^^rt

Lebens und die Wurzel seiner StraßenangsrErk . nT'''*t J'T '"T Prupliezeiung des Vaters ist eingetroffen _^ ' '^ ^ " " " ^ ^ h t g e h e n. Die

Der Vater ist der Unglücksrabe, der ihm sein Sfiiini,. 1 -u -j. i -j.

A„. d.se™ G^nde ™d weil de. Vale,- i^^'Z^t^^^^V^Z

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AiialvsG eines Fiißfetiscliisteu.

217

don Bruder an den erotischen Spielen verhinderte, setzten eicii diu i'inöteren Kachegedaiiken in .seiner Seele fest. Jetzt verstehen wir erst seinen Fußfetisehis- nius. Er iet Lust und Buße zugleich. Auch diefelifichieliiiehcn Er- scheinungen können durch krtminelle infantile Phanta- Bienfixiortsein. Vielleicht iet das überhaupt der reguläre MeclKiiüsmus. Darüber können nur weitere Analysen, die das kriminelle Moment berüek- Kichtigeji, entecheiden. Im Palle Beta war das folgezidermaßen: Nach einem Bade (!) lief er mit nackten Füßen ohne Pantoffel im Zimmer herum. Seine Engländerin kam schreiend ins Zimmer und rief: „Du wirst dich er- kälten, dir eine Lungenentzündung li o 1 e n und sterben!'* iMs Barfußgeilen erhielt so eine Assoziation zum Tod. Seine (passiven) krimi- nellen Wünsche waren dann : 0, möge der Vater sich erkälten! Das. war seine Rache für die Badeszene und die Drohung wegen der Onanie. Dieser AVunsch wandelte sieh dann zur Angst. Der teure, vergötterte Vater durfte nie ohne Pantoffel durch das Zimmer gehen. Immer peinigte Beta der Gedanke, der Vater könnte sich erkälten. Eine zweite Angst war die Vorstellung, eich durrh einen Schiefer eine Infektion zuzuzielien. Audi diese Ängsten t- sprach einem vordrängten kriminellen Wunsche.

Sein größtes Trauma ist der Tod des Vaters. Der Vater erkällote sieh und starb an einer Lungenentzündung. Der Vater hatte ihn vor einem Ver- hältnis mit der Tänzerin gewarnt. Er wußte, wenn der Vater stirbt, so würde er frei. Alte Todeswünsche erneuerten sich. Er wünschte dein Vater den Tod. AI? Reaktion auf diesen Wunscli traf die Angst auf, der Vater könnte sterben. Wir wiesen, daß er nach dessen Tode drohte, sich das Leben zu nehmen. Dats <ir .sieh einen Eid gab, drei Jahre nicht mit einem Weihe zu verkehren. Be- kanntlich hat er diesen Eid gebrochen. Er maclile A'ersuche, die allerdings i'esultatlos verliefen. Aber sein Fußfefischisnius wurde immer starker und G tärkcr.

Nun kennen wir scino drei Sünden, die drei Lasten, die er hernnischleppt. Die erste d<u- Tiul der Muttur, die /.wolle der Tod des Vaters und die dritte, die Onanie ist seine schwerste. Diese drei Sünden muß er büßen.

Er will sich kastrieren und hat sich geistig kastriert. Aber er hat auch mit dem Gedanken gespielt, sich kastrieren zu lassen, um ein Heiliger zu werden und die Onanie zu überwinden.

Seine Paraphilio ist dureh den Kastrationskonnilex noch weiter deter- miniert. Das werden wir gleich ersehen.

Ich analysiere gerade mit Herrn Beta einen interessanten Traum. Der- eelbe lautet:

Obwohl mein Schnurrbart kurz war, schnitt ich ihn noch mehr ab, und zwar mit einer Schere. Da war er so kurz, daß ich so gut wie ganz rasiert aussah.

Er bringt selber die Deutung. Er will ein Weib sein und keinen Penis haben, Schnurrbart ist ein bekanntes Phallussymbol. Die Frauen fliegen auf einen großen Schnurrbart. Er verspricht gleich einer großen Nase einen grollen Phallus. (Blaubart, der große Frauenverzehrer, heißt nach Grimm ein potenter Mann mit großem scliwarzen Barle.)

Beim Schneiden der Nägel hat Herr Beta Lustempfindungen. Er träumt aucli häufig vom Schneiden der Nägel. Wozu soll die Kastration dienen?

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Mitten in der Analyse schläft er für eine Sekunde ein. Er hat ein merk- würdiges Traumbild. Eine Mandoline, in der er einen Menschen sieht. Dann merkt c-r. daß er der Mensch in der Mandoline ist. Er zeichnet sein Traumbild folgendermaßen auf:

Das Traumbild lautet:

Ich stand ober dem runden TeichT. Dann fiel ich nach vorne mit dem Kopfe zwischen Brücke B und Brett B' und konnte nicht heraus.

Vorher dachte ich an einen Herrn Triasangoli, der einen bösen Rauf- handel mit einem Diener hatte.

Nach allem, was wir gelernt haben, merken wir, daß es sich um eine Mutterleibsphantaeie handelt. Einzelne Bestandteile des Traumbildes sind iW^ wohlbekannt. Die Brücke, das Holz. Der runde Teich ist der Mutterleib, die Urueke die Vagina - der Weg ins Leben. Das Brett' verstellt den Ausgang.

,.., , i^![ ^^^ ^^"" Beta der Träumer, der seine Mutter bei der Geburt ge- tötet hatte.

Er phantasiert sich in die Lage zurück - nur mit einer Variation. Er kann nicht heraus . . . Eine seiner infantilen Geburtstheorien (seiner eigenen Geburt) ging dahin, er habe der Mutter den L^aib mit seinem großen Nagel der großen Zehe aufgerissen.

h.i /''pV''''? ^^^'' ''l^'',' ^^^ -'''^^ N^Ecl der großen Zehe ist der Penis- Er hat die Phantasie er habe seine Mutter durch den erigierten Penis verletzt. Deshalb kann er keinem Weibe den Penis hineinstecken. (Oft stammt diese tS\ZT der Beobaditung der sich begattenden Hunde, welche häufig S Bill n J" ^''seinander können. Beta behauptet bestimmt,

aies ma noch nie gesehen zu haben; dagegen will er es schon ^ früher,. Ja ren an Maikäfern, Fliegen und SchnSerln gen gesehen haben.) Sofort verschwmdet die Erektion unter Angstgefühlen

im F.Srhtr^'V^'!^ ^'l ^^'^''^ ^^ ^"S^t^ de-- Scheide. Auf dem Lande, sl PenTs. ' ^^ '" ^™'^ (außerhalb der Vagina) steht auch

er T?"L^^f,^'f"^ "^f^n^ "f '^'^ Verletzung. Zu Triasangoli assoziier^ 0 lit al ?e t 1 'V'n'' ^''^^ ^'' charakteristische Drelzahl. die ^i-' erle .f P Tn '""^'S'^^}^'} ''^'^^"' ^^'^ ^^^ Angel, womit man Fische 0 SnL . p-l/'r^^'^'! ^^' '^' ^"^'^^- d'« '^-* «i^" Widerhaken und

Deshairdi«%X' H -r "^r^^ ''''^'^''''- D^^halb will er sich kastrieren!

Phantasien bräbe' \ "" '^'l Schnurrbart abschneidet. Diese sadistischen 4e sSL?tM Jn. ? '"""'5.^^^^ ^"^ Bewußtsein. Beta hat allen Grund,

seine Sexualität einzudämmen. Er ist gegen die Frauen mit Haß eingest^W'

Analyse eines Fußfetiscbistcii.

219

Er ist ein Frauenmörder. Er möchte einen RJesenpljallus besitaeii der die Frauen durclibohrt und tötet. Er ist Jack der Aufsehlitzor.

Er muß daher den Frauen aiisweiclien und sich auf den Fuß zu- rückziehen.

Das „N i c h t Ii i n e i n a t c c k e n - k ö n n e n" hat auch eine deutliche kriminelle AVurzel. Beta wollte Ja seinen Vater erstechen! Um eines Weibes- willen (wegen seiner Eügländerin) und um mit seinem Bruder ungestört spielen zu können, wollte er seinen Vater entleriien. Die Ohrfeigen und die Störung nach dem Bade halten seinen Haß aufgepeitscht. Jetzt leidet er an dem Imperativ der Reue. Deshalb entfernt er die Spitzen seines Schnurr- bartes; deshalb ist der Herr Triaeangoli, der einen bösen Rauf handel hatte, in dem hypnagogon Traumbildo erwähnt. Der sexuelle Akt des Hinein- steckens ist mit dem kriminellen Komplex zu innig verbunden. Jeder sexuelle Akt ist ein Mord! Jeder Mord ist verboten!

Er hat aber auch allen Grund, sein Leben neu zu beginnen. Deshalb die Mutterleibsphantasie! Er ist in seinen Fetischismus eingezwängt wie die tigur in der Mandolmo. Er kann sich nicht mehr rühren. Er hat in dieser I'igur auch eine symbolische Darstellung seines Zwanges gegeben den er auf sich selbst ausgeübt hat.

Andererseits muß ich hier auf eine bedeutsame infantile Wurzel hin- weisen, wolche uns alle diese Störungen als Psych osexuellen Infantilismus'- amfassen laßt. Der erste /:wang, deji ein Individuum erdulden inuß, ist das Emschnuren un Wickelpolster.^) In unserer Gegend ist das Einpacken der Kinder durcli Bander allgemein gebräuchlich gewesen, während es jetzt in besseren Kreise nicht melir üblich ist. (In Amerika und England längst auf- gegeben.) Das Wickelkind nicJit. das im Stockkissen liegende Kind ist oft das Vorbild der verschiedenen Einsclinürungspliantasien. Beta gleicht in dieser Zuiciiniing anffalloiid einen AViekelkinde. Er ist also ein ewiger Säug- ling, was durch manchen öciner Träume hoslätigt wird.

Die psychische Inipidenz Betas ist nicbl nur Infantilismus, sie ist die Strafe für seine kriminellen Ccdanken, Auf diese Weise ist fast jede Impotenz ' zu erklären. Ans diesem Grunde träumen alle diese Kranken von Gewehren Revolvern, die nicht losgehen. Aus diesem Gründe ist der Selbstmord junger Leute eine so häufige Erscheinung. Wenn der Revolver schon losgehen soll, so ]:ann er nur gegen die eigene Brust gerichtet werden.

Das hypnagoge Bild hat zu diesen Gedanken eine innige Beziehung.

Die zwei B in der Zeicimung: B die Brücke und B das Brett geben be- zeichnenderweise BB das ist ein Bebe, Als solches steckt er ja noch im llutterleihe. Er macht seine Gehurt rückgängig und konijiif als Mädchen (ohne Penis) zur Welt. Folglich kann seine teure Mutter am Leben bleiben. Er ist kein Muttermörder. (Er will aber auch kein Yatennörder sein.)

Der runde Teich ist der Mutterleib. Der Diener symbolisiert den Vater. Er mußte als Kind vor dem Vater eine Verbeugung maclien, was man einen „Diener machen" nannte. Das hose Holz, das wir aus dem großen Traume von Kainz lind Gregori (S. 213) kennen, hat hier noch eine weitere Bedeutung. Sein Kopf ist mit einem Brett vernagelt. Die bösen Folgen der Onanie (Spielen der Mandoline) haben seine Parapathic verursacht. Ein Weib kann sich durch die Onanie nicht schwächen, weil es keinen Samenverlust hat. Dies hypnagoge

') Vielleicht verlier d;iK Gopreßt werden piiantasie eine so große Bedeutung hat.

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220

Fetiscbisuius.

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Bild beweist uns, wie rasch sich die komplizierten und verworrenen Gedanken- gange eines Parapathikors in ein Traumbild verwandebi. Die Mutterleibs- phantasie setzte sich für einige Sekunden durch, als wollte er dem dringenden Wunsche Ausdruck geben : 0 könnte ich mein Le b o n noch einmal beginnen!

Derartige hypnagoge Bilder sind zu verstehen als ein Übergang von den unbewußten Tages Phantasien zu den Träumen. Oft Brechen solche Bilder auch bei Tage in das Bewußtsein der Patienten und Bie sind meistens sehr erstaunt, daß sie solche Phantasien haben. Alle diese Kranken haben ein doppeltem Denken. Neben dem Ijewußten Strome fließt \umnterbrochen ein Strom der Phantasien.

Man kann diese Phantasien durch uin Verfahren bewußt machen, das ich als Produzieren von „künstlichen Träumen" bezeichnet habe.

Man kann ruhig den Versuch wagen, jeden Menschen einen Traum dichten zu lassen. Dieser Traum wird häufig alle wichtigen Komplexe zum Ausdruck bringen und eine von den normalen Träumen sehr wenig abweichende Struktur zeigen. Man erhält so mühelos einen Tagtraum, der oft das- wich- tigste Material für die Psychanalyse zutage fördert. Ich lasse einen kiinsT- lichen Traum Betas folgen. Ich verdanke ihm sogar einen tiefen Einblick in das unbewußte Seeleniebon des Träumers. Es war gerade eine Stunde, da dem Kranken nichts einfallen wollte. Ich forderte ihn auf, einen Traum zu „dichten". Ich stell te nur eine Bedingung: Er möchte nicht nachdenken und sofort zu erzählen beginnen. Der Tagträumer schloß seine A.ugen mid spj'ack - oiuie zu überlegen - so rasch, daß ich kaum folgen konnte:

Ich war in einem Labyrinth mit ungezählten Gängen. Da war irgend wer vor mir; so sehr ich mich bemühte, ich konnte ihn nicht erreichen. Ich bin viel später hingekommen und mit Mühe und Not herausgo- kominen. Es komiiit mir vor, als wäre ich zii rasch herausgekommen. Ich war aiil Kreta und sah den Mlnos. Ich sah ihn mit einer Krone und einer furchtbar großen, dicken Schlange um den Leib. Mit der Schlange haut r; ^""^ 1;'' .^'^'^■'■'"^'^' ,^" daß es zusammenstürzt. Ich steige auf ein kleines Schiff und werde im ganzen Mittelländischen Meer von einem Sturni herumgcpgL b,s ich beim Papst Ruhe finde, der mich beauftragt, bartuß nach Jerusalem zu pilgern. Dann werde ich gesund.

Von einem wirklichen Traume unterscheidet sich dieses psychische Ge- bilde durch eino gewisse logische S ruktur - es fehlt das Groteske und Un- smnigo mancher Traume - und durch einen siegreichen Optimismus. Der iraumer setzt hier mit emer Mutterleibsphantasie ein. Der Mann der vor Ihm war, ist der Bruder, den er um die Erstgeburt beneidet Er läuft ihm

immer nach und kann ihn me einholen. Er hat aber eine andere Empfindung: Er wollte diesem „Jemand" so rasch als möglich n a c li- la uf an un d h atte d a b e i m , t ei nem Fußtritt seine Mutter umgebracht. Wir kennen ja diese Phantasien des unschuldigen Mnttei- morders, bei dessen Geburt die Mutter starb. Die Mutterleibsphantasie set.t sich im nächsten Bild fort Der Vater erscheint hier als Minos. (Vergl. „Der Erlkönig mit Krön und Schweif''), mit einem riesigen Hl.lr.n m.,.k,.„,» Mit

umgebracht. Wir kennen ja diese Phantasie

mf

sich

Erlkönig miL i^ron unu ocnweii j. mit einem riesigen, dicken Membrum. „Mit

der Schlange haut er usw., verrät die Vorstellung einer Kohabitation, wobei

die Mutter zugrunde geht. Nicht er ist Schuld an dem Tode der Mutter,

sondern der Vater der B.e durch die Befruchtung und seine furchtbar dicke

Schlange umgebracht hat. Auch direkte Phantasien, der Vater habe die Mutter

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Aualjse eines Fußfetisehisteu.

•2-2\

umgobracht,. um mit iindefen Frauen zu leben und ihr tield zu ei'ben, sind ja Wi diesem Träumer nachzuweisen. Wegen dieser grundlosen Verdächtigungen machte er sich heftige Vorwürfe. Viele seiner Bußhandhuigen sind naehtrÜL- lichei' Gehorsam und tiefe Reue.

Noch einmal (üuehl die -Miiltorleibsi)haiit;i^ie auf (kleines Schiff - Mit- te ländliches MeerÜ. Aber auch Mutive der Erlösung, der fliegende Holländer -Ahasver und Tannhauser gestalten sich zu einem Bilde. Die religiösen Heue- geaanken verdiebten sich ku einem Bußgan« zum Paps(, der auch den Vater Uap;i) rciirasentiert. Dei- Weg nach Jerusalem liat mehrfache Determination- 1. Die lie.lige Stätte. 2. Der Ai-zt. 3. Ev lies! einen Ronum „Der beilige Öcara- jxuis von Else Jerusalem, dei' von Dirnen Imndelt. Religion, Medizin und die liaullichen l-rauen sollen ihn heilen. Dabei .soll die Buße, die der Papst ihm aiilerlegt, Ecnie höchste Lust sein. Mit nackten FülJen wandern ist ein per- manenter Kitzel, eine immerwiihiende Lust. Die Schlange weist noch auf das Paradies und auf den Siindenfall, Er sucht wie der Patient Morels (B VI ) das 1 aradies der Tugend. Die Erde ist die Mutter Mutter Erde Er will wieder mit nackten Füßen die Mutter Erde iiuaierw-ihrend berühren.

Wundervoll ist die Plastizität dieses Traumbildes, wenn man es vom funh-tionulen Standpunkte aus betrachtet. Seine Seele ist ein Lahynnth mit ungezählten Gängen. Vor ihm geht jemand, den ei' nicht erreichen kann sein Ideal Christus, der edle, roine Mensch. Er strebt einerji göttlichen Ziele /.ii. .\ber ei' wird gerichtet, .Minos ist dei' Richter der Unterwelt. Dieser Richter war icli, der ich ilun ein Spiegelbild seines inneren Menschen gezeigt habe. Das ganze Labyrinth seiner Parapatbie bricht zusammen. Daß ich mit einer Schlange das Labyrinth zerstöre, ist seine Angst, icli könnte ihn zur Sünde vei'leitcn. Er sucht eine anagogische Orientierung. {Silberer.) Er findet, daß ich ihm zu früli die Freiheit gebe. Er will noch büßen und sich in die be- wußte Religion retten.

Überblicken wir die f,'anze Ki-ankeiigCHcliichte, so sehen wir i.i erster J^iiiie, daß der vormoiniliflie Pnrapliile (Pei'verse) eine Krankheit, ^"cwahlt hat. die ihm i^estattet, das AVeih zu nuüden und seine Askese öiegreifli durchzuführen. Für alle diese Krankon ist dab Weib das Iiietru mentum diaboli, die Inkarnation der Sünde. Die Onanie wird noch als die geringere Sünde angesehen. Beta war so schlau, sich die Onanie als Strafe und Buße, als Icbensverldii'zondes Moment, als eigene Erfindung zurecht- zulegen. Wenn ich schon Lust empfinde, so zaiile ich es mit meinem Leben und meiner Lebenskraft.

Seine sadistische Einstellung zum Weibe wie oft werden wir ihr noch in diesem Buche begegnen! trieb ihn in die Impotenz und diente dazu, die Paraphilie immer mehr auszugestalten. Der FuTs wurde ihm ein Symbol seiner Sünde und seines Strebens. Es war der enge, in einem Stiefel eingeschnürte Fuß, es war der gcQuälte, durch Druck und Hitze verwundete Fuß, der iiui am meisten interessierte und erregte. Der Fuß wurde ein Symbol seiner Kranklieit, seiner Seele, seiner eingesperrten Triebe, seines Ich. Impulse, die er zu fürchten hatte, wurden durch den Zwang des Fetist-hismus unschädlich gemacht. Er war groß in der Kunst

222

Fetischismus.

tili ^i

des UmkehrenB und Verkehmis in das Gegenteil. Sein maßloser Ehrgeiz, der kein Ventil fand, weil seine Kräfte zu großen Schöpfungen nicht aus- reichten, führte dm auf die Bahn des Verzichtens. Alles durch Aberzieht y.n erreichen! Ein zweiter Christus zu werden. Er, der Hasser und Mörder wellte cm Heiliger werden. Aber dieses Ziel war tief in seinem Innen, versteckt. Nach außen spielte er den Ungläubigen, den Monisten, den Atheisten den Freigeist, der sich über die Zeremonien der Religion lustig machte. Aber sein Fetischismus war eine Religion, die er sicli selbst konstruiert halte, und sein Gott hieß: der Fuß

Es ist interessant, daß er die Analyse als Ungeheilter verließ. Er

Z iwih F . "l "T ^'"'^ ^"^^^^^'^^ -d ^-nnte ihm nicht den liiumph. Er begab sich zu einem Masseur der ihn n-ich zw.'i AVochen allgemc..,- ICörpei-massage heilen korkte. ErlJ^te inet Vo;. v.ind zu seiner Heilung und gönnte den Sieg lieber einem unscheinbaren Masseur als einem Analytiker. Kurze Zeit nachher heiratete er und ist heute Vater mehrerer blähender Kinder. Der Fußfetischismus, die Platz- angst und alle anderen parapathischen Symptome sind gäizlich ver- schwunden. Aber er ist fromm geworden und inachf- 3,1. .^^"IJ''^" keit gar kein Hehl. Er benötigt nicht m 1 den rl ""^;^'"f^/7""^^S- Er hat einen direkten Weg zu seinem^ott gefuiZ ^^^'^'^^^^^'"^^^■

Er hat auf seine große historische Mission ver^inhf.f a ^, a Glück m erreichbarer Nähe. Sein Schuldbewuß . , '"'^'^

Ol- m der Analyse das Allgemein-M ns^^^^^^ ^^^^J^' ^'^

gelernt hatte. Er ist nicht mehr Sadist. ^ füXt '"''^ ^""" nicht. Er hat ihn durch das einzige Mittel ih. " Sadismus

.hm empfohlen habe: durch die LiX Cer w!!" /d 't't '" f war unfähig, sich zu verlieben, weil er dTe P J, f .*^'' ^''^' "^'' ^' .obald er sich gefährdet sah. Er mußte erltT '"^ ' ""^ '

Frauen und zur ganzen Welt korrigie'-en. Umstellung zu den

Der Fetischismus ist eine Religion rfp= H«.. ta .. steckt, aber er bricht bei verschiedenen Gel!Xit^r".'''t ^^VJ'"' Zwang führt zu Haß gegen den Zwang, dei s S^^^^^^ ^''''\ ^'^''

Alles und alle umschlägt. Die Zwang nerrosettt'"" T"

Haßneurose. ^^ ®'"^ ausgesprochene

Plexes-, welcher Ausdruck dem einseitigen WortV ^ T^ Y plex" entschieden vorzuziehen ist. „Kastrat.onskom-

Die erste Entziehung war die Entwöhnun- im 1<! T .>, +

I;h halte es f.r einen großen I^^^iehungsfeh,:r:"Kirde:'so1a^^^^^^^^^

1-eag.eren viel heftige,- auf die Entziehung

Ammenbruet zu halten. Sie

Analyse ciuos Fußfetiscliisten.

- SSZ w^ ■^,::™'^^-^- -1^ ^'- Tä„zenn als GeUebte

i^ogik «an „Du hast mu- so viel Lust geraubt, du wärest v.iptidVtet nur die geraubte Lust zu ersetzen." vLipuiciitet,

Es ist s.br .Imraktcristisch, daß der große Ausbau seines Puß- ct.sc Msmus nach dem 2L Lebenswahre erfolgte, hmaor uoch war ihm der A\cg z«m Wo.be oflen. Da erkrankte sein gehebtor Vater und e^ erstor Gedanke war: „Wenn er jetzt stirbt, so bist du frei und der Wee .um V^eibe ist dir offen!" Als Reaktion auf diesen Wunsch trat ein! patiiülogisebe Angst auf, der Vater könnte sterben. Er erklärte dem Arxte, er werde sich sofort nach dem Tode des Vaters eracliießen Er ge- bürdete sich wie ein Walinsiimiger. Trotzdem konnte er am Grabe des Vaters keine Träne vergießen.

Nun war er reif für die Buße. Nun konnte er sieh in seinen Feti- schismus vertiefen und den geschwollenen Fuß zu seinem Ideal erheben Er war ein großer Linguist. Er kannte, wie die Analyse beweist, die alten und modernen Sprachen sehr genau. Der „Scinvellfuß" war für' ihn 0 8 d i p u s.

Er hatte seine Mutter gei,ötet. Er hatte vielleicht auch seinen Vater getötet, weil er ihm den Tod gewünscht hatte. Er wollte auch seinen großen Rivalen, den einzigen Bruder töten.

Das sind seine drei Verbrechen, um deretwillen er Buße tun muß. Die Fußreligion erlaubte ilnu, die Bußideen mit einer komplizierten Paraphilie zu einem Gebilde zu vereinen. Der Fuß wurde ihm Genitale und Religion, Sünde und Lust, Strafe und Belobung.

Wir sehen, wie kompliziert die psychischen Gebilde des Petischis- inus gebaut sind. Als wichtigstes Moment konnten wir in diesem Falle die .„C h r i 6 t u 6 n e u r 0 s e" nachweisen.

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Fetischismus.

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Aiiitlyric eines KiilifeUsKiiistoii.

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Vemuchen wir dei. komplizierten Fußfeti.cliismus in seine einzelnen Bestandteile zu zerlegen. Der Fuß bedeutet: '

1. Genitale Bedeutung.

a) Der Phallus mit der Vorhaut. (Sdiuh.)

b) Dingam: Phallus imd Vagina. (Schuii.)

c) Die Erektion.

2. Seine Paraphilie.

a) Sein Fetischismus, jt;

b) Das Kind.

c) Die Geburt. (Ausziehen des Schuhes.)

d) SjTnbolißierung des Zwanges,

3. K r i m i neU e Ideen.

a) Der Fuß als Waffe. b) Der Nagel als Waffe.

c) Der blutende Mensch. (Objekt und Subjekt.)

d) Der Schwellfuß. (Oedipus Vatermord 1

4. Religiöse Ideen. (Prospektive Tendenz.) . '

a) Der Fuß Christi - mit dem Nagel ans Kreuz geheftet -: ^) i^er Büßer. (AJiasver der fromme Pilger - Fliegende

Holländer.)

c) Strafe für seine Haßgedanken. •- d) Erlösungsideen.

' e) Der Märtyrer.

5. M .u 1 1 e r 1 c i b B p h a n t a s i e n.

a) Geburt. (Ausziehen des Schuhes.)

b) Schutz im Mutterleib. (Regression retrospektive Tendenz.)

Siehe Schema S. 224. , - ' '

Wir stoßen hier auf das Phänomen der Symbolverdichtung. Näheres über dieses und die anderen Pbünomen des Petiselnsmue werden wir in den nächsten Kapiteln erfahren.

Stakel, StCransBU dsB THsb- nnd AfluktlebBOB. VII.

16

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X. Der Symbolismus des Zwanges.

Ich habe am vorhergehenden Beispiele ausgeführt, wie mächtig der Drang des Patienten ist, einen eingezwängten Fuß zu sehen. Ein Fuß in einem weiten bequemen Scliuh reizt ihn gar nicht Der Frß soll die Spuren einer Mißhandlung, eines Schmerzes, eines Zwanges, eines Eingeschnürteeins tragen.

Damit symbolisiert der Parapathiker seine eigene" ParapathJc. Der eingeschnürte Fuß wird das Symbol semer einf^eschnürten in ein künstliches System eingezwängten Parapathie.

Jeder Fall von echtem Fetischismus, den wir analysieren wird dieses Zeichen des Zwanges aufweisen, .ja, der betreffende Gegenstand oder Körperteil kann nur fetischistisdies Svmbol werden wenn er einen Zwang ausübt oder wenn auf ilm ein Zwang ausgeübt werden kami. An dieser Erkenntnis, die wir durch zahlreiche Beispiele belegen können, müssen wir unbedingt festhalten. Wir ersehen aus ihr die spielerische Verwendung des S>™bols. Was der Petiechist einzwängt, das ist seine eigene Sexuaität. Ei' srbpim .■ i --i, ^ J T ,1, , -nr ■. , ., ecneint sicli über dem Normalen

^tältt^^f :;"/ Tr/'f " ''' ™" 'i- -™-^- Gescl.lecl.ts- b ta igung ab. er i.t eigenthch abstinent, wie wir sehen werden fromm, Eisketisch und windet sich unter den Qualen der Askese

Ich führe zur Illustrierung einen .-underbaren Fall' von lUveioC- Mhs n, den ich mit semer Erlaubnis an dieser Stelle publiziere.^) ;■;;' /* ^rmge d.ese hochinteressante Krankengeschichte etw.s ver- kürzt. Sie bietet uns eine Fülle von Perspektiven. Ich kenne k.nn. einen zweiten Fall, der uns .0 viel Menschliches und Symbolisches in so gedrängter Weise berichten kann;

1^1

. ..\.L^-^t- ^ .

iJor SyraliolismiiB dos Zwanges. ^27

sexuellen _Dinge unkundig imd luiLte weder von Dienstboten noch von anderen Kindern je etwas darüber errahren,

„Begegne ich einer Frau, die mir eehr reizvoll erscheint", schreibt er, „so ist mein Wune eh n i c li t, daß ich g ea chl c ch tl i cli e Ver- bindung mit ihr im gewöhnlichen Sinne haben möchte, .sondeni daß ich auf dem Fußboden auf dem Kücken liegen imd von ihr mit Füßt'u getreten werden möge. Dieser merkwürdige Wunsch tritt selten auf, nur wenn der Gegenstand meiner Bewunderung eine wirkliche Dame und schon geliaut ist. Sie muß clesant gekleidet sein am liebsten in einen Abendmantel, ziendich hoho Absätze und niedrige Schuhe haben, die entweder i)ffen. so daß der Spann sichtbar wird, oder nur durch einen einzigen Riemen iider Band geschlossen sind. Die Rockränder müssen genügend erhoben sein, um mir don Anblick der Füße und eines nicht zu geringen Anteils der Knochelgogend zu gestatten, aber durchaus nicht etwa, bis zum Knie oder darüber, denn dann wird die Wirliung sehr gering. "Wenn ich auch oft eine geistvolle oder schöne Frau bewundere, so übt doch sexuell kein anderer Teil eine wirkliche Anziehung auf mich aus als ihr Bein vom Knie ab- wärts und der Fuß, ferner muß sie sehr sorgfältig gekleidet sein. Unter dieser Bedingung steigt mein Wunsch nach sexueller Befriedigung durch Uerühiung mit dem Teile, der nach an dem Weib interessiert. Verhältnis- mäßig wenige Frauen haben ein Bein oder einen Fuß, die .■schöu genug i^ind, um mich ernsthaft und nachhaltig zu erregen; wenn dies indes der Fall ist oder ich mutmaße es. so scheue ich keinen Zeitverlust und keine Anstrengung, unter ihren Fuß zu kommen und ich erwarte dann mit ängst- licher Spannung, mit der größten Energie getreten zu werden."

„Das Treten nmß einige Minuten lang geschehen und zwar auf Brust, Abdomen, Inguiiiaigegßnd, zuletzt auf den Penis, der in heftiger Erektion längs des Abdomen zu konsistent ist, um durch die Kompression Schaden zu erleiden. Ich habe übrigens auch (.Tenuß daran, wenn nur durch einen I'Vauenfuß die Kehle zugedrückt wird."

„Preßt die Dame scliließlich mit dem Gesicht mir zugewendet mit dem Niederschuh des einen Futves meinen Penis, so daß mir der hohe Absatz ungefähr auf das Skrotalendo des Penis fällt, während die Sohle den größten Teil seines. Reales bedeckt und mit dem andern das Abdomen, iu das ich das Eindringen des Fußes sehen und fühlen kann, wenn sie ihr (gewicht von dem einen Fuß auf den andern versdiielit, so erfolgt fast unmittelbar Ejakulation. Diese ist unter den geschilderten Umständen für mich ein Sturm des Entziiekens, während dessen das gamie Gewicht der Dame durchaus auf dem Penis ruhen nmß."

,,Eine Ursache für meinen besonderen Genuß durch diese Art des Kontaktes scheint zu sein, daß zuerst der Absatz und dann die Sohle des tretenden Pantoffels den Durchtritt des Spemia und deshalb die wollüstige Krregung beträchtlich verlängert. Auch eine merkwürdige psychische Er- scheinung ist bei der Angelegenheit zu beachten. Ich stelle mir gern vor. daß die Dame, die mich tritt, meine Herrin, ich ihr Sklave sei und daß sie es tut um mich für einen gemachten Fehler zu bestrafen oder sich selbst (nicht mir) Genuß zu verschaffen."

..Es folgt daraus, daß, je größer die .Mißachtung und die Strenge, mit der ich , .bestraft" werde, ist, um so grüßer mein Genuß wiid. Die Vorstellung von „Bestrafung" oder „Sklaverei" tritt selten auf, weim ich große Schwierig- keiten habe, meinen Wunsch m realisieren und die tretende Person mehr

16*

228

Fetischismus.

als gowöhiilidi hübsch und Bchwer und das Treten schonungslos ist. Ich bin manchmal so lange und so uiibannherzig getreten worden, daß ich jedesmal, wenn der Schuh auf meinen schmerzenden Körper aufgesetzt wurde, auszuweieheu versuchte und tagelang nachher braun und blau aussah. Icl» hin eifrig bestrebt, Frauen zu diesem Verfahren zu veranlassen, wenn ich glaube, daß ich sie nicht beleidige, und habe damit erstaunlich viel Glüdc gehabt. Ich muß unter den Füßen von wenigstens hundert Frauen gelegen haben, vnn denen viele aus der guten Gesellschaft waren, die niemals daran denken würden, den gewöhnlichen Sexual verkehr zu gestatten, die aber durch die Vorstellung, den in dieser Weise zu vollziehen, derart gereizt oder belustigt worden sind, dali sie es oft wiederholt getan haben. Ich brauche wohl nicht zu sagen, daßboiHerbeiführung des Orgasmus In dieser Weise weder meine noch die Kleidung der Damen verBchoben oder in Unordnung gebracht wird. Nach langen und verschieden fachen Erfahrungen kann ich sagen, daß memLieblmgsgewicht 10-il Stone beträgt und daß schwarze Schuhe mit sehr hohen Absätzen und braun..eidene Strümpfe mir anscheinend den größten Genuß veisehaffen und in mir die stärksten Wünsche erregen." Stiefel oder Straßenschnhe verleiten mich nicht entfernt so stark, obwohl .eh hei einigen Gelegenheiten ziemlich großen Genuß durch ihre Anwendung emplunden habe. N ackte Frauen stoßen mich zu- rück; ich finde auch kein Vergnügen, Weiber in Hosen zu sehen. Ich mißachte den normalen S ex u al ve rkeh r nicht und übe Ihn gelegentlich aus. Doch ist für mich dor Genuß viel geringer als der. getreten zu werden. Ich habe auch viel Vergnügen - und gewöhn- lich sterke Erektion - wenn ich .in W.ih .eh.,^Xhes, X ich otn beBchriobeu habe, gekleidet sein muß und welehftR ai,f ^ a l ^ ,.

seinen Füßen befindliches herumtritt - etwa te Snl T. i /f

Fußkissen, in einem Lehnstuhl mit Fußscher^e" ^L Th v I'. '1 paar hübschen Damen hergeschlendert bei eL^ pZk t'e mem Ga^^^fi

Als ich ein Knabe von ungefähr 14 Jahren war, befand ich mich einmal lange zum Besuche emiger Bekannter meiner Eltern Die Tochter des Hauses - das einzige Kmd -, ein hübsches kräftiges Mädchen, das gemS'"' ' ^1*^'- ^ar als ich, war mein hauptsächlicher Spiel-

Di,.s.s Mädchen war immer hübsch gekleidet, besaß zierliche Füße und Knorhol und wußte dies natürlich. Wenn angängig, so kleidete sie sich so, daß Ihre Vorzuge am besten zur Geltung kamen - also mit kurzen Rocken und gewöhn ich mit kernen Niedersdmhen, die hohe Absätze hatten ~ und sie war nicht abgeneigt, diese m sehr unterhaltender koketter Manier zur Schau zu stellen^ Sie schien eine gewisse Vorliebe zu haben auf Dinge zu treten die unter ihren Fußen nachgaben und zusammenfielen, z. B. Blumen, kleines Fallobst, Eicheln. Heuhaufen, Stroh und frisches Schnittgras. Bei unseren Spaziergängen durch den Garten, bei denen wir uns völlig über- lassen bbeben, hatte ich mir angewöhnt, ihr bei diesem Manöver zuzusehen

Der SymbolismiiB des Zwauges.

329

und schalt eie. deshalb gewöhnlieh. Nun war es mir damals ein besonH^r«« Vergnügen - und ich tue es jetzt nocli gern - ausgestreckt auf einen dicken Kaminteppieh vor einem tüchtigen Kaminfeuer zu liegen Ein!« Abends befand ich micli wieder in dieser Stellung, wir waren allein und A. ging durchs Zurmier, um etwas vom Kaniineims au holen Statt über mich weg den Arm auBnuetrecken, tiat sie in neckischer Weise auf mich' wobei sie meint«, sie wolle mir zeigen, wie sie das mit dem Stroh und Heu täte. Naturgemäß gmg ich auf den Scherz ein und lachte. Nachdem öie einige Momeute auf mir gestanden hatte, erhob sie ihren Roeksaum leicht und streckte, indem sie sich an dem Kaminsims festhielt, einen ihrer zier- lichen Füße im brannseidenen Strumpfe und Stöckelschuh in den Lichfsehein dos Kaminfeuers, um ihn zu wärmen, wobei sie auf mich herabbliclae und über mein erhitztes Gesiclit lachte. Sie war ein ganz unbefangoncy, sehr reizvolles Mädchen und bin ich ziemlich sicher, daß sie, wiewohl ihr sichtlich meine Erregung und die Berilhrung meines Körpers unter ihrem Fuße IjL'liagte, bei dieser ersten Gelegenheit meinen Zustand nicht klar erkaunte, ich er- innere mich audi nicht, daß, obwohl mich das Verlangen nach sexueller Befriedigung fast anÜer mir brachte, bei ihr ein entsprechendes Gefühl durch- gebrochen ist. Ich faßte den erhobenen Fuß und küßte ihn und führte Ihn in absolut unwiderstehlichem Drange an meinen erigierlen Penis. Fast im Augenblick, als ilir Gewicht auf diesen liel, entstand zum erstenmal in meinem Leben ein vollständiger wirklicher Orgas- m ü 6. Keine Schilderung kann einen Bogriff von meinen Gefühlen geben ~ ich weiB nur, dals von dem Augenblick ab mein verschobener sexueller Brenn- punkt Inr ininier (jxiert war. Unzählige Male nach diesem Abende fühlte it-h dari Gewicht ihres zierlichen Pantoffels und nichts wird jemals dem -Andenken an den Genuß gleiclikommen, den ich damals bei ihr erfuhr. Ich weiß, daß A. mich mit eben solcliem Vergnügen trat, als ich es selbst daran hatte, getreten zu werden. Sie konnte sich ziemlich viel Tuilctten- HUBgabcn gestatten, und da sie bemerkt«, daß sie mir Vergnügen machte, liij kaufte" sie immerfort hübsche Strümpfe und zierliche Schuhe mit so hohen und spitzen Absätzen als sie finden konnte und demonstrierte sie mir dann mit dem größten Behagen, indem sie darauT bestand, ich müsse mich nieder- legen und sie auf mir anprobieren lassen. Sie gab zu, daß sie sie gerne in meinen Körper einsinken sehe, wenn sie darauf trel«. und freute sich iibei' das Knacken der Muskeln unter dem Absatz, wenn sie diesen iic^wegte. Nach einigen Minuten führte ich immer ihren Schuh an meinen Penis und sie trat bchuteam, aber mit ihrem ganzen Gewicht, ungefähr neun Stein, auf mich und betrachtete, mich mit glänzenden Augen, geröteten Wangen, zitternden Lippen, wenn sie, was deutlich der Fall gewesen sein muß, das Pochen des Penis unter dem Fuß spürte, wenn die Ejakulation erfolgte. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß sie gleichzeitig Orgasmus hatte, obgleich wir niemals offen davon sprachen. Dies geschah mehrere Jahre liindnrch fast bei joder günstigen Gelegenlieit, die wir halten und nach einem oder zwei Monaten der Trennung, vier- oder fünfmal an jedem Tage. Einige Male maeturbierte ich in A.'s Abwesenheit, indem ich mit ihrem Schuh, so etark ich konnte, meinen Penis drückte und mir dabei vorstellte, sie träte mich. Der Genuß war dabei natürlich viel scliwächer. Niemals war zu irgend einer Zeit zwischen une die Kede von normalem Sexualverkehr und wir waren beide sehr zufrieden und ließen die Dinge so gehen. Als ich etwas über 20 Jahre alt war. ging ich auf Reisen, nach meiner Wieder-

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FetJBcliisQius.

kehr, di'ci Jahro spater, [and ich siö verheiratet. Obwohl wir uns häutig eahen, wufde doch nie auf den Gegenstand angespielt, wir bliebun aber gute Freunde. Ich gestelie, ich habe dann oft, wenn es nicht beobachtet werden konnte, nach ihrem Fuß gesehen und würde gern das ^''ergnügen akzeptiert haben, das sie mir durcli gelegentliche Wiederaufnahme unserer tiiei'kwürdigen Praktik hätte gewähren können. Aber es kam nie dazu." „Ich ging dann wiederum auf Reisen. Jetzt ist sie und ihr Mann tot.'' „Von Zeit zu 7^e\i hatte ich gelegentlich Beziehungen zu Prostituierten, etets in der gedachten Weise, ich ziehe gleichwohl eine Dame aus meiner geeellschaftlichen Klasse oder darüber vor, die das Treten an mir ausüben ■will. Das hat aber inerkwüi-dige Schwierigkeiten."

„Von den etwa 100 Weihern (die meiner Schätzung nach in der Heimat und in der Fremde auf meinem Körper gestanden haben), kann ich sagen, daß 80—85 keine Prostituierten waren. Höchstens 10—1^ PmnfpnHp,, dabei

3chst«ns 10—12 empfanden dabei sexuelle Erregung, aber wenn sie auch offenbar Erregung zeigten, 60 wurden sie doch nicht befiiedigt. Soviel ich weiß, hatte A. allein davon vollständigf^s sexuelles Genügen. Ich habe nie eine Fi'au mit vielen Worten aufgefordert, mich zu treten um micli sexuell zu befriedigen (Prostituierte ausgenommen), sondern immer versucht, dies m scherzhafter oder neckender Weise herbei- zuführen und es iet sehr zweifelhaft, oh mehr als einige wenige verheiratete Frauen wirklich gewußt haben, selbst wenn sie mir den äußersten Genuß gegeben hatten, daß sie es getan hatten, da meine Aufregung und die Be- wegung nieiuemeits unter ihren Füßen ebenso gut den Tritten zugerechnet werden konnte, mit denen sie mich regalierten. Ge^^^iß haben viele ver- standen, nachdem sie es einmal getan iiatteu (und die meisten taten es nur einmal), um wae es sich handelte, imd obwohl weder sie noch ich ie davon sprachen, so waren sie doch nicht abgeneigt, mich so viel zu treten als ich ver augte^ Ich glaube nicht, daß sie selbst dabei ein sexuelles Vergnüge.^ hatten, obwohl sie offen eehen konnten, daß ich es hatte und sie weigerten sich nie , , es mir zu gewahren Ich habe bei mancher Frau mehr als ein Jahr gebraucht, um meinem Wunsche immer näher zu kommen - und habe oft zuletzt erreicht, was _.di wollte noch öfter ist es mir aber mißglückt. Ich nskiere es nie bis ich sicher bin. daß ich mit meinem Verlangen Glück haben werde und liabe nie eine ernste Zurückrv'eismig erlebt. In sehr vielen FaUen kann ich sagen ist die Gewährung meines Ansinnens von dem be- treffenden Weil) als Nachgeben auf eine einfältige, vielleicht spaßhafte Grille betrachtet worden, an welcher ihr außer der Neuheit des Reizes einen Mann zu treten, nicht viel gelegen war. G a n z w i e b e i d e r n o r m a 1 e E Verfuhrung ist der Versuch, das Weib dazu zu bestim- men, was ich will, ohne ihrea Widerstand zu erregen, ein großer Teil des Reizes für mich und je höher die Gesell- «chafteklasse ist, der es angehört, um so schwerer wird dies und um so an- ziehender. Ich habe gefunden, daß drei Prostituierte anderen Männern denselben Dienst erzeigt haben und alles Nötige darüber wußten Es ist nicht uninteressant, daß diese drei Weiber sämtliche von schönem starken Körperbau waren - das eine ungefähr 10 Zoll und 5 Fuß und fast U Stein schwer -- aber eigentlich nichtssagende Gesichter hatten. Das Gewicht, der Körperbau und die Kleidung erregt mich gleichzeitig ebenfalls sehr stark. Ich hnde, daß ein plötzlicher Stoß im äußersten Moment des sexuellen Ge- nusses diesen zu erhöhen und zu verlängern imstande ist Mein p^vchischea Genügen geht auf den Umstand zurück, daß, wenn die Frau mit ihrem ganzen

Der SymboliemiiK des Zwanges. g-j-r

G-ewiclit auf lueiriem Penis steht, welcher awisclien ihrem Fuß und dei' nachgiebigen Unterlage meines eigenen Abdomen liegt, in welchen er tief eindringt, die Ejakulationä^eit und der Orgasmus anßeryrdontüch lange währt. Deshalb habe ich auch die große Vorliebe für die Niederschuhe mit den hohen Absätzen. Das Sporiua muß durch zwei verschiedene Hindernisse hindurchgepreßt werden einmal den Druck des Absatzes dicht au der Peniswurzel und zweitens den Fußballon, der die obere Hälfte zusamnien- echnürt; zwischen diesen bleibt nur das Stück unter der gewölbten Sohle des Schuhs frei. Der Genuß ist durch die Urinretention sehr erhöht und ich suche doshalb immer soviel Urin, wie mir möglieh ist zurückzuhalten. Gewicht, Körperbau und Kleidung tragen sehr zii dem Wunsche bei, gerade von dem bestimmten Weibe, das mau liebt ge- treten zu werden, ^ .

Ich habe diesen Fall hier mitgeteilt, obwohl es sich um eiae Mischform handelt. ÜBmi der Mann verkehrt mit Frauen, seine Para- pliilie verlangt die Anwesenheit der Frau, der Stiefel wird nur im Notfälle zur Onanie herangezogen. Die Pamphilie hat ihn noch nicht isoliert, noch nicht ganz vom Weibe abgedrängt. Er ist nicht impotent und nicht asozial. Audi die Eroberung der Frau macht ihm große Libido. Die Realität siegt leicht über die Phantasie.

Aber der Fall zeigt die Mai'hl des ersten Findruckes . . . Und doch? Was hätte dieser Eindruck auf einen anderen Menschen wirken können, dessen s]iezifisc!ie Phantasien in eine andere Richtung gingen? Ferner läßt uns die frühe Jugendgeechichte des Herrn C. P. im Sticli. Wir wissen nicht, ob hinter diesem frühen Eindruck nicht noch ein viel wichtigerer, ganz infnntilei eich verbirgt.

Davon abgesehen, illustriert der Casus den Kampf gegen die Libido und die Macht des Zwanges. Die Sinnlichkeit ist B t ä. r k e r a 1 s d e r T r i e b z u r R e i n h e i t. (Der antisexuelle Instinkt von James.) Das Weib, die Personifikation der Sünde ist stärker als der Mann, welcher die Widerstandskraft der Tugend sym- bolisiert. Was diese Szene ihrem tiefsten Wesen nach bedeutet, da^ werden wir erst bei der Besprechung des Masochismus ^) erörtern .imi ausführen können. Sicher ist, daß dieser Mensch sieh gegen die Herr- Fchaft des Weibes sträubt und der Sieg des Weibes nur ein scheinbarer ist. Denn er läßt die Frauen unbefriedigt weiter ziehen, als würde er Sic zum Besten halten. Als würde er ihnen sagen: „So, jetzt seid ihi- erregt und erwartet alle, daß ich eucli koitieren werde. Ich tue es aber nicht. Ich bin befriedigt und um euch schere ich mich nicht. . . .'' Daher mag es kommen, daß die meisten Frauen diese Prozedur nur einmal vollführten. Frauen lassen sich zu den sonderbarsten Prozeduren bringen, wenn sie dafür durch eine gute Potenz des Partners

1) Band VIU.

FetischismuB.

pntsohädigt werden. Fällt diese Befriedigung aus, so haben sie kein Interesse an dem „erotischen Symbol ismus'' (Bavelock-EUis) ihres Partners. .

Ich möchte noch die eptszifische Färbung der lusterre^enden Objekte hervorheben. Alle Fetischisten beschreiben uns in ausführ- lichen Worten die besonderen Eigenschaften, die sie von ihrem Fetisch fordern. Je sonderbarer und verrückter, desto stolzer scheinen sie auf ihren Geschmack zu sein. Ich habe es beobachtet, daß sie genau auf das Gesicht dos Arztes blicken, wenn sie ihre Absonderliciikeiten er- . zählen und sehr beleidigt sind, wenn er nicht in besonderes Erstaunen gerät. Ich sah den Mann, der in Wien dafür liekannt ist, daß er von einer jeden Prostituierten verlangt, sie möge ihm Federn in den Anus si.ecken, worauf er lebhaft „Kikeriki" schreit. Ich hörte seine Erzählung an und machte mir den Spaß ihm zu sagen: „Sie sind nicht der Einzige. Ich kenne eine Menge solcher Männer, die den Hahn spielen ■' Er

war darüber sehr beleidigt, war sichtlich verstimmt und bemühte sieh zerstreut zuzugeben, daß es für ilm sehr beruhigend wäre daß er noch Leidensgenossen habe . . . Wiedergesehen habe ich ihn 'nie mehr im Leben. . . .

^ Das zeigt, daß der echte Petischist in dem Wahne lebt der Einzige und ein ,,Aueerwählter" zu sein. So ist auch die Oberfläche des Fetischismus ein Zerrbild der großen hietoi-isrhen Mission

Am-h Herr C. P zeigt den Stolz des Parapathen auf seine ahstruse Fonn der Gesrhlcrbtsbefriedigung. «ein dominierender Gedanke ist: Werde '^l^ diene trau dazu bringen, daß sie sieh in die spezifische Situat.on begibt? Hat er sie dahin gebracht, daoin triumphiert er über .le. . Ich kenne Manner, die eine Erau erst dann als ihren sicheren Wz betracMen wenn sie ihnen die Fellatio gemacht hat. Das Weib wird unter der Maske der Herrschaft erniedrigt. Mit außerordent- hchem Raffinement ist diese Situation in den Dienst eines Frauen^ Verächters gestell Denn das Resultat seines Lebens heißt: Alle Frauen sind schlecht; alle kann man mit Geduld und Ausdauer daliin- bringen,, wohin man sie haben will Die narbt« t? , i

- , -1 1, C1- ^--n. ., " - - . uie nackte Frau als soIcüb

reizt lim nicht, bio stoßt ihn sogar ab V,- i-+ t ^ t

, , T. i- 1 . . - , ., '*"■■•■ i^i ist auf der Linie zum

echten Fetischisten und m der Mitte stecken geblieben

^ Bedeutsam ist daß der Druck auf den K e h 1 k o p f den gleichen Orgasmus auslosen kann. Hier schimmert die kri m in el 1 e Wurzel seiner Paraphilie durch, welche nach dem Gesetze der Talion gebaut ist. (Phantasien, einen Rivalen zu erdrosseln. Der Penis ein Symbol dieses Rivalen - viel eicht des Vaters. Verlegung von oben nach unten.) Das Weib mi dem Absatz scheint nur eine bisexuelle Bedeutung zu haben: Das We.b mit dem Penis, das Urideal vieler Männer. Funktional

'\

Der Symbnlismiis des Zwanges. _ oaj,

ist seine Paraphilie zu veretehen als eine symbolische Konzession an seine latente Homosexualität. Das Weib in ihm siegt über den Mann Der Mann ist der gedrückte, gepreßte, eingezwängte, unterworfene . . ,^) Der Druck auf den Penis, der Druck auf die Hand, der Druck eines Kleidungsstückes (enge Hose), der Druck des Korsetts (wir haben ein entsprechendes Beispiel keimen gelernt), einer engen Weste enger Handschuhe, die fest pressen müssen, einer engen Kappe kann eine spezifische Liebesbedingung sein.

Interessant sind die Fällo, in denen von dem Besitz des Objektes ahgeeelien wird und der Druck allein genügt, um Orgaöuuis auszulösen. Es muß aber nicht wie im vorhergehenden Falle der Druck auf den Penis sein, es genügt der Druck auf den Arm oder auf die Zehen.

Ein derartiger Druck kann d™ "Weg zum normalen Koitus bahnen. So erzählte mir ein Herr, daß er sicii ein Jahr lang vergeblich um eine - Dame beworben hatte. Einmal faßte er sie hart am Oberarm an, drückte ' sie fest und sagte: ..Ich könnte Ilmon weh tun! Sie Grausame!" In diesem Momente wird die Frau blaß und sinkt ihm in die Arme. „In den Olierai-m drücken hallen Sic nicht dürfen! Da werde ich schwach und kann niclit widtii^slchen." Sla wurde sein. Vergeblicli beiuüiite er sich den nädisten Tag, sie zu erobern, Sie widerstand hartnäckig. Da erinnerte er sirli an ihren Oberarm und drückte- sie so fest, daß sie Schmerzen empfinden mußte. Wieder wurde sie willenlos und ergab sich ilun. In der Folge merkte er sich, daß dieser Griff der Schlüssel zu iJirem Körper wai'.

Ein echter Druckfetischist verzichtet auf den Besitz des Partners und suclit mir die Gelegenheiten, um an irgend einer Stelle des Korpers gedrückt zu werden. In der Elektrisclien, in den Omnibussen, in jedem Gedränge gibt c^ ein paar Druckfetischisten, die auf ihre Rechnung kommen.

Ich bringe hier den klassischen Fall von Fer^, der wohl einzig dastehen wird, weil er dies Symptom in deutlichster Ausbildung zei^t.

Fall Nr. 13. M. V., 38 Jahre alt, Branntweinbrenner. Schon in seiner Kindheit traten vciäcliiodeiio neurotische Zuatände auf. Er litt während des Zahnens an Kranipfaaialleii, hid zum Eintritt der Pubertät an Pavor nou- turnuri lind ;in Eiiureeis. Noch jetzt erwadit er von Zeit zu Zeit bald nach dorn Einsclilaten mit angtitlicben Beklemmungen, ineidlcna iid'ulge von Über- müdung oder VordauungüBtöruiigen. Er hat wäln-eiid seiner Studien Fleiß und Intclligüiiz bcwiopini; in seinem 18. Jahr hatte er zwei akademisdio Prüi'ungeii mit Erfolg bestundeai. Im Lyzeum, wo er, wegen seiuer nächt-

') Der Fall zeigt duutliclio Beau'huiigcn zur Urinsexualif.üt. (Siehe Bd. V.) I'ie volle Ulasc erliöLt den Genuß. Sollte nicht der erste Zwang von der Blase :tus- gcgaiigeii Boin? Waiirscheinlich heeteliQU SpielcL-eien mit der Blase, die der Patient in meiner Krankengeschiclite verschwiegen hat. ■..■.- -. . --.■■:

ä34

Fetischismus.

liehen Zustände, nur halb intern war, hatte man ilim wegen seines zarten Teiat«, seiner weichen Haut und seines mädchenhaften Aussehens den Spitz- namen „Fräulein V " gegeben. Er nahm niemals an don lärniendeu

Spielen seiner Kameraden teil und liebte die Einsamkeit. Er erklärt ganz entschieden, während seiner ganzen Schuheit keinerlei sexuelle Regungen gehabt zu haben; er hat selten nächtliche Pollutionen mit Traumbildern oder Lustgefülilen gehabt, war aber in der Folge immer inüde und sein Widerwillen gegen die Gespräche seiner Kameraden über geschlechtliche Dinge stieg. Er hat sich nie besonders zu den Knaben, mit denen er in Berührung kam, hingezogen gefühlt und junge Mädchen jagten ihm seit seiner Pubertät einen wahren Schrecken ein, hauptsächlich jene die ihm wegen der Zierlidikeit semer Ersclieinung und seines Benehmens besonderes Entgegenkommen bewiesen. Noch die Ermnerung daran rief einen Schrecken hervor, welcher im erröten machte, Er war 18 Jahre alt, als er zum ersten Male eine sexuelle Empfindung die von einem Wolluetgefühl begleitet war, hatte. Er machte init emer vielköpfigen Familie in einem Break, welches zu klein war um mehreren Leuten das Sitzen zu gestatten, einen Ausflug; mehrere Kinder standen zwischen den Erwachsenen. Ein junges Mädchen von beilaulig 12 Jahren kam gerade vor ihm und nach und nach zwischen seme Knie zu stehen mdem sie ihm den Kücken drehte. Erst war er sehr pemlich berührt, nachdem er sich aber unbeobachtet sah, beruhigte er sich. Die Reibung rief bald eine Erektion hervor. Beim Hin- und Herschutteln des Wagens trat ihm das kmd auf den Fuß und er bemerkte daß dieser Druck das Wollustgefuhl und die Erregung erhöhte. Infolge ein^- heftigeren Erschütterung des Wagens, die einen stärkeren Dmek des Puße^ zur Folge hatte trat die Ejakulation ein. Er empfand eine eexuelS ß^ädlg ng die von keinem penihchen Gefühl, wie es gewöhnlich die nächtliche Polluüon zur Folge hatte, begleitet war. Am Heimwpr- w^- ^ "i v,,a

welches vor ihm den Platz des jungen Echpn? T ^l^^'^' ^

,-, i. ) L , , ■'""S'*" Maacüens einnahm. Es war eine

traO wWe, .iO „ne,., lobhata WclJeMl Z Ze^elT™ Orgasmus gefolgt zu sein. D eses Fehlen dpr F^+.t, «lesmai vu«

in ein den ganzen Tag andauerndes G fühl der F^^"^ ^""'"'^ '^l angenehmen Geiuhle, welche durch den ]> nck ts ^^^ diese ubera,^

waren, hielten den ganzen Tag an. Von da a^ h^f ':T'!^'^\T7.^^^ oftmals wiederholt, wobei er einen KitzeSz und Kall in^H ''t-n'"' ^' ^ Von diesem Augenblick an haben ihm d Anbhc^un^^^^^ Frauen nicht mehr dieses Gefühl der An-tTi t Berührung von

hatte, eingeflößt; aber sie riefen keLtx^ellenwSsS '"''? T''"" M liehen Pollutionen, die früher sehr JX .1 ^™^"^^f ^^ch. Dienacht-

..„„..., .u.acteeu.e,, hatt,n:t.:*:LTSr™ vtTiiJ:^.

fahre,, and dabei f™ Gedränge Sn Er hattft k '\?°=f i'"'' ,h°. intensive GeMÜ gehaR Die Pa'japhiHe f ^0^2 s f ,:;'etr];itt n' durch nur m qualenden Gedankengängen und Traumon * l --v: / i .. Geschlecht gar keine Anziehungskraft aTihn aus "^"^ ^^ "

Mit 27 Jahren ist er nach Paris gekommen. Seither passiert es ihm nun öfters, daß er im Omnibus von Leuten Hi« ai, ;t„« paosici u es iimi anf den F„« getreten „i,d. Zu^uT^J^ Z '^S J^^t^^T^i

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1 .

Der Symbolismus des Zwanges.

33a

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der an, Böi rief

in den gepflaatei-toii Straßen, wo eis durch die nieehaiüöt-he Tätigkeit d^i- Ei-ecliütterung vorbereitet war, geltend. Nach und nach lialjeii eich dieselben Sensationen sogar in der Trambalm eingestellt. Zuerst waren es nur junge Madchen, welche diese Sensationen, ohne Bein Zutun, hervorriefen. Dann hatten alle Frauen dieses Privilegium und er fing an die Gelegenheit m euchen, die diese Erregungen auslöste, trut/deni ^-ne nie genug lange dauerten um den Orgasmus herzuführen, öfters ]jroduziert«n diese Erregungen in dw darauffolgenden Naclit Träume, welche ein immer stärkeres Gefülil Müdigkeit bei ihm zurückließen.

Eines Tages, als er mit dem Omnibus fuhr, sah er. daß sidi auf Plattfoi-m nur Frauen befunden. Er bot einer von ihnen seinen Platz weniger aus üöfliclikeit, als um sich den anderen nähern zu können jeder Unebenheit des Bodens, bei jeder Änderung der Fahrtrichtung ,,„. die Erschütterung ein Sciuvanken des Körpers hervor und nötigte die'PuJi- ttellung zu ändern. Er empland ein ungeheures LustgefüliI; da sein sexuelles Verlangen nur auf die Berührung mit dem Fuß eingestellt war, trat nach kurzer Zeit dei' Orgnsnms ein. Er nahm die Gewohnheit an, sich in den .Straßenbahnen su nali als möglieh zum Eingang zu stellen und die Füße vorzustrecken, wen» er sah, daß eine Frau an ihm vorbeizugehen sich aii- fcchickl-c. Es war eine Enttäuschung für ihn, wenn riie ilim auswich oder wenn sie sicli ont-^f.hiddigle und ihm auswich; er bemerkte übrigens, dnß dies seltener der Fall war als mau glauben konnte, denn die Frauen genierten tick nicht im geringsten und entschuldigten sich selten. Wenn das Darauf- treten eich wiederhülle, so eniphndet er iniinclimal voUkonnnene Befriedigung. Er war zirka 31 .1 a h r e ;i- 1 1, als ihm infolge v o n f r u- 1 1 r a n e n Erregungen z u ni c i' s t i' n Mal de i' G c dank e k a ni, n u r m a 1 e B t- z i e h u n g e n zu s u c ii e n, besser gesagt, er sieht ee plötzlicli ein, eher um seine Neugierdezu befriedige ii, als von einem normalen Instinkt getrieben. Der Versuch wurde in einem öfl'entlichcn Hause gemacht; nach der Ejakulation, welche er nur schwer erzielte, verspürte er eine ungeheure Müdigkeit und einen mi- ühenvindliclien Ekel, Der Ekel wirid mnso befremdender, als das .Madehon, niit welchem ihm der Zufall zusammenführte, durch <lie rührende Schilderung ihres Schicksale eine menieiitane Sympathie und Anteilnahme in ihm wach- rief, die ihn noch heule in der Erinnerung in Erstaunen vei-sotzen. Ein zweiter Versuch, den er nicht viel später ausführte, mißlang wieder; lui- glücklich über seinen .Mißerfolg ließ er sich ohne Erfolg von dem Mädchen auf die Füße ti'eten. Scheinbar hat diese Art von Erregung mir die starke M'irkung, wenn sie unerwartet und in einer bestimmten AA'eise öffentlich hervorgerufen wird. Seit diesen wiederholten Mißerfolg macht ihn der Ge- danke traurig, daß er anders sei als die anderen Männer, daß man es vielleicht, besonders die Frauen, bemerken würde; er bekam Anfälle von Depression und gab 1894 seine Stellung auf. Er hat sich, allerdings ohne zu exzessieren, dem Alkohol ergeben; aber bald fing er an an Schlaflosigkeit und epitepsie- aitigen. nächtlichen Anfällen zu leiden. Als er hörte, daß der Alkohol neue Leiden hervorrufen könne, hat er ihm plötzlich entsagt; zur selben Zeit brach er brüsk alle Beziehungen ab und zog sich in die Einsamkeit zurück, wo er sich nur religiösen Beschäftigungen hingibt.

Als er die epilepsieartigen Anfälle hatte, war er 34 Jahre alt. Seine kleine Gestalt, seine eunuchenartige Stimme, die fahle Hautfarbe und die blonden Haare gaben ihm aus der Feme das Auesehen eines ganz jungen

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236

Fetiscliisums.

II

Mannes. Trotzdem war er wohl proportioniert, zeigte keinerlei Deformationeii, bis auf eine Schwimmhaut zwischen zwei oder drei Zehen auf heiden Füßen. 8eine Geschlochts teile waren ohne Deformation und von nomialer Größe, (liß AL^liHcIliöhlon und der Schamberg waren ziemlich behaart, aber der ganze übrige Körper war unbehaart und im Gesicht trug nur das Kinn einige Bpärliche Härchen. Seitdem er der Melancholie verfallen ist. hat er ein greisenhaftes Aussehen bekommen, sein Körper ist gebeugt seine Hant ver- schi-umpft und runzelig und sein Blick ist stumpf geworden. [L'instinct sexuel. Evolution iet dissolution par OLFire, Paris 18<)q Fpliv Alrni Editeur {S. 262-265).] '

Wir besitzen leider keine Analyse dieses bemcrkcnswerton Falles, aber wir können konstatieren, daß sich zugleich mit dem Drnckfeti- Pchismus die Unfäliigkoit zeigt, den normalen VerkeJrr auszuüben. Audi iniiiidet som Leben in einen religiösen Dämmerzustand

Alle diese Kranken haben ein tiefes Schuldbewußtsein. Ohng Schuldbewußtsein gibt es keinen echten Fetischismu. Der Fetisch stellt dann Lust und Strafe zugleich dar. Ursprünfrlidb soll der Sclmierz (he Lust vertreiben. Der Kranke will sich durch Schmerzen für seine sexuellen Sunden strafen. Er zieht enge Schuhe an. um durch den Schmerz den Fuß als Fetiscli zu vergessen. Da schleicht sich die Sexualität in das Malium, das sie verdrängen sollte, sie bemächtigt sich des Schmerzes, Unlust wird zur Lust und schließlich -ehen Unlust und Lust eine dauernde Verlötung ein. Aber der Hauptzweck iet er- reicht. Das Weib is ausgeschaltet (resp, der geschlechtliche Partner!. Es handelt sich in allen diesen Fällen um Infantilisten für die nur drr Koitus, das Hinemstecker. des Penis in die Vagina die'öünde darstellt. Lust von anderen erogenen oder erogenisierteu (sensibilisierten) Zonen ist. keine Sünde und wrd nicht als Sünde gewertet. Die sündhaften \orstellungen werden dann in hysterischen oder epileptischen An- fallen im 1 räume oder in Traumzuständen erledigt. Auch der vorher- gehende, sichtlich degenerierte Kranke, flüchtet in die Religion wobei ilim seine epilepsieartigen Anfälle ein Ausleben seiner Sexualität ge- statten Ob der Druck auf den Fuß dem Xagel entspricht, der den Fuß Christi durchbohrt, das kann ,ch nicht sagen. Die Möglichkeit ist nach Analogie der vorhergehenden Fälle nicht von der Hand zu weißen. Die Paraphilie ist dann eine Art geheime Heli-ion \uf die „Unnsexualität" weist seine bis zur Pubertät bestehende" Enuresis hin. Der Fall scheint mir wie der vorhergehende mit Mutterleibsphantasien verknüpft zu sein. Der späte Beginn der Paraphilie ist bemerkens- wert. Es dürfte sieh nur um einen parapathisdien L^berbau über ein lange bestehendes System handeln. Welches mögen die infantilen Wurzeln dieser Paraphilie sein?

Der nächste Fall eigener Beobachtung wirft etwas Licht auf die Entstehung solcher Paraphilien:

ll

Der Syriiliolisraiis lies Zwiiii^os. ^j„^

FaU Nr. 44. Herr A. L„ ein 26jähriger Techniker, erzählt, daß er nur auf eine sonderbare Weise zum OrKasniuö kommen könne. Er versuche den Verkehr immer in normaler Weise. Trotü heltigeten Bemühens komme es zu kemem OrgasniUH und zu keiner Kjakülalion. Erst, wenn das Weib seinen Penis mit der Spitze des Fußes berühre, treten beide ein. Die bloße Be- rührung des Fußes genügt schon, um Oi'gasmue und Ejakulation hervor- zurufen. Zu diesem Zwecke lege er Kich innner vorkehrt, mit dem Kopfe nach unten, in das Bett. .... Mir fiel sofort ein, daß unter Geschwistein diese Position sehr häufig vorkommt. Er gibt auch zu, in der Kindheit viele Jahre mit einer alteren Sdiwester in dieser PoKitiou im Bette gelegen zu sein, -leder mit dem Kopfe nach einem 6iifgegengeset.zten Bettende Sin drückte wiederholt den Fuß auf seinem erigierten Penis. Er wisse jetzt nlcJil! ob es .\hsieht oder Zufall war. Er habe auch nicht daran gedacht Meine Frage habe ihn auf diesen Ziisanimeiihang gebracht.

So eine älinliclie Ätiologie mag auch in dem vorhergehenden Falle, wie auch in anderen älmlidien Fällen, anzunciiinen sein. Daß die Menschen dann immer eine und dieselbe Szene spielen, bi'aucht uns nidit Wiuidei' zu ne]nnen. Der Parapathiker ist oben der Mensch, der seine \'ergangenhcit nicht überwinden kann, Ilun schwinden die Grenzen zwisc.!u-n Phantasie und Eealität und das Symbol wird zum alles domi- nierenden Alli-inlierrschcr.

Sehr charaktcristischo Aul'klärunj< über das wichtige Moment des Einpressens und Bocngtseins bringen uns spätere Fälle. Ich luöehle bei dieser Gelcgcnlieit auf die zahlreichen Fälle in Band V (Psyclio- eexuellcr Infiintilismus) aufmerksam madicn. Die infantile Wurzel iet dort durchsichtiger als bei den hier erwähnten Fällen. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß die Kinder durch die Windeln und diirdi das Steck- bett außerordentlich stark eingeengt werden, was bei der Psj'chogonese des Fetischismus eine große Rolle spielt. Denn alle Fetischisten sind ausgesprochene Infantilisten. Das zeigt schon die hartnäckige Per- sistenz eines infantilen Eindruckes.

Wir müssen eben bedenken, daß ein parapatliisches Symptom niemals allein durch eine Determinante zustande kommt. Immer re- präsentiert das Symptom eine Vielheit von Ursaclien, die oft hetero- genster Natur sind. Die Parapathie zeiclmet sicii ja eben durch diese Kompromißnatur aus. Jedes Symptom ist ein Kompromiß aus ver- schiedenen Regungen. Der Fetisch ist Zukunft Und Vergangenheit, Kind- heit und Gottheit, Zwang und Freiheit, Schein und Realität . . .

Lebt tatsächlich in jedem Menschen das Erinnerungsbild an ilio Zeit, wo er in den Windeln eingeschnürt die Wonne empfand ein Kind , zu sein?i) Ich erinnere an den Fall (Band V, Nr. 19) eines Mannes,

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^) Eine Mütter teilt mir fülgüiirle feini> Beobachtung mit: ..Mriii kleiner öj^'iJirincr Sohn pflegt schon seit seiner Mtieeteii Kindheit eich mit Vorliebe die Püläe uiitfjh;Ub <3er Kniee zusammenzubinden. Er versucht dann zu geben, was natürlich kaum möglich

238

Fetisfhismu«.

ii

?

der sich in Leintücher einband und deiazierte, um das Kind zu spielen. Ich glaube daran, daß die ersten Ursachen in somatischen Reizon liegen, sozusagen der primäre Kern des Leidens. Später kommt es einem psychischen Überbau, so daß der Druck den Zwang symbolisiert, den man auf sich selbst ausübt und den die Umwelt auf uns lasten läßt. Die Parapathie ist der Spiegel des inneren Kampfes, sie drückt den Ijsychischen Konflikt und seine Kompromißlösung aus.

Der nächste Fall stanunt aus der Praxis von Löwenfeld unJ bietet gleichfalls sehr interessante Gesichtspunkte.

' Fall Nr. 45. Die erste Syur einer perverKeii Neigung merkte ich an mir echon in nieimm Kinder- \yak. Kiialietijaiireii; damab empfand ich schon eine wollüstige Emplindung, wenn ich an anderen Knaben Rohretiefel mit steifen Schäften eah, besondors solche mit Lackleder. Ich muß hier vor aliem oinsrlialtcn, daß der Vater von B e r u f Schuhmacher war, ich also ein großes Feld für meine Leidenschaft hatte. Deutlich erinnere ich mich noch, in den^erstsn Sehuliahien öfters einem Knaben nachgeschlichen au sein, der solche Stiefel trug. Biese Neigung nuhm aber bald einen größeren Umfang an und richtete sich auch auf Mädctien, die weiße Strümpfe und Schuhß mit Spangen trugen, wie man dies früher oft sehen konnte. Als ICnndschaft hatten wir unter anderen auch einen Professor H. der di'ei hübsche rciaende Miidchcn haft^?. die oft hei uns plauderten und hei der Arbeit zusahen.

Damals schon verstand ich es. wenn diese Madchen da waren, mir einfii geeigneten Platz zu suchen rmd mit der ratHnieiten Sinnlichkeit eines Er- wachsenen diese Mädchen zu heohachten, wie ihre Füße in den verschiedensten Paraden sich zeigten, wie sie neue Schuhe anprobiei-ten usw Auch trieb ich damals schon Onanie. Ich konnte mich im Bette in eine gewisse wollüstig'' Stellmig bringen, mich meinen Gedanken an Schuhe hingeben und ein ge- wisses Höchslgofühl \'on Wollust haben. Später einmal las Ich etw.is über Onanie der Kinder, über Abgang eines gewissen Samenhauches und erinnerte mich an meme damahgen Handhingen. Wenn zu iener Zeit Schuhe von diesen

ist. ihm abor uiigplieuriii Spaß bei-fitet. Er spieLt sehr geme mit Gürteln dir pi' sh-h in allen möglichci Formm, um dm Loib legt. Mich bittet er immer icli niiigu ihn do'-h Linden! Er verklmdet Bich furchtbar gerne, nieht dann von mir Klei dun gäslQcice an, die ihm erreichbar sind. Dae Uauptvorgnügra dabei ist für ihn eich das Gesicht -ji"- /upudern. Sein Ideal wäro aber, woon ich ihn einmal ak Babz verkleiden wüi'de. Kr bettelt midi immer an, ich soll ihn doch einbinden wie einen Säugling in eine Deck« wickeln und dann hernrntragen. '

Wichtig ist Bicherlieh der Umstand, daß mein Jnnge unendlicli an mir h&ngt und leider bj8 zu semem -zweiten Jahr zu mir ine Bett kam wo er sehr zartUeh . init mir war. Er litl bis vor kurzem an Eimreeis und Pavor nocturnus Ich weiß seit der Lektüre Ihrer Büclier, daß ich Eehr viel schnld an Ruinen neurotischen Zuständen bin, weil i«,ch ich meme ganze Zärtlichkeit an ihn vergeh wendete, und ihn dadurch an mich linierte.

Eines Beiner Lieblings spiele war ee auch, sich die RoiileaUächnur als ScUint^e 'um den Hüls zu legen. wol)ei er sie (est anzog. Dann rief er „Schau Mama ich erwfirs^ ■mich!-'

~-iä7S3:^^S^;=-=^ü=r5=-SS

i'er Syiiibolisnms des Zwau^es, „..^^

hübsch™ Kindeni da waren, konnte ich sie nicht Kenue bfit^st*« w u und vor allem iiincingrcifeii. ^ ^ t^tasten, benechoii

So vergingen Jahre. Mein echreddichcr Hang für Schuhe vermf^hH. ...h nur «nd dehnte dch auch auf Knopfstiefel, Mbsche hohe Schnü? 6 tief 6l aus. Ich wurde im Geschmack förmlich raffiniert vnr .,,1 ehrt. .:h solche Stiefel und Schuhe, d.e Mädchen todF™' angeh t^tL" 'd,': nur wenig oder gar keinen P u ß . ch w e i ß hatten. Die Schuld von S'ch' verghch ich im Geiste nur mit einem „engelreinen KelcL" S reizten mich auch vor allem .olche Kiiopfstiofel. die mit weißem Fh^H?

;" i"<-''neii ersten Schuljahren hatte icli auch öftere ohne allen Grund 1*1'

eintretende Erektionen; diese SteilTieit des Gliedes war aber ma keS^^^t ^

Wolliietgefahl, sondern mit einem Brennen im Glied, allgemeinem Unbel hagcn im Unterleihe verknüpft. Aiich litt ich zu jener Zeit an Bettnässen ' dies alles verlor ich aber wieder. Noch mehr aber, als die Leidenschaft füi- Stiefel, machte «ich nach und nach eine schrecklichere und nachhaltigere in mir breit, eine merkwürdige Neigung, unter der ich letzt schon über Jahre leide, und der ich ungeziihlte schnicrzüclie Stunden zu verdanken habe Ich mochte vielleicht 10-12 Jalire zählen, als ich anfing, solche Knaben und Madchen mit Interesse zu beobachten, die steife Kragen trugen. Zu jener Zeit waren gewisse breite Leinencliemisettcu iür Knaben und Mädchen im Gebrauch, und e^ innchie mir ein Wolhistgefühl, an diesen steifen Kragen zu kratzen. Ich erinnere mich an einen kleinen Verwandfen, damals einen hübschen Jungen, der ein solches Ding am Halse hntle; er sagte zu mir, ee sei ihm zu eng. und zeigte mir eine wunde Stelle nm Halse, die ihm der Ki'agen verursacht hätte; damals empfand ich eine heftige geschlecht- liche Erregung. Seit jener Zeit war ich wie von einem höllischen Zauber umstrickt, die Gedanken an steife weiße Kragen gewannen immer mehr Raum, insbesondere konnte mich der Anblick eines solchen Kragens au einem hübsehen Mädchen ganz rasend nuicheu. Ich bekam jedesmal heftiges Herz- klopfen und goschleehiliche Erregung; woun der Kragen hoch war, ein föi-mliches Gefühl von Schwindel. Dazwischen kamen auch noch die Neigungen für Schuhe. Knopfstiefel usw. lu meinem 13. Jahre hatte ich ' .

schon eine Ahnung von dem unseligen Drang, der mich erfaßt hatte, obwohl mir der eigentliche Begriff „pervers" noch fremd war; so glaubt« icli bereits, daß mein Zustand ein besonderer sei, ein unheilbarer, wie ich dies eigentlich noch jetzt glaube. Damals schon las ich einzelnes über Selbsl- befleckung usw. Ich sollte nun auch irgend einen Beruf mich widmen: einige Handwerksmeister verschiedener Professionen schilderten ihr Gewerbe aber selbst in ungünstigem Lichte, warnten förmÜdi vor ihrem Handwerk. und so kam es, daß ich damals das Geschäft des Vaters lernen sollte. Trotz meiner Leidenschaft für Stiefel verspürte ich hierzu keine rechte Lust, das Sitzen wollte mir nicht recht behagen, auch hatte ich ein Gefülil, daß ich hier ewigen Anfechtungen ausgesetzt sei, es wäre besser für mich, etwas '

anderes zu ergreifen. Um keinen Preis aber hätte ich mich entdecken mögen. So kam es also, daß ich zu Hause blieb und mich der Schuhmacherei widmet«. Das Werk Dr. MoUs kam im 22, Jahre in meine Hände. Ich möchte hier noch erwähnen, daß icli auch in jener Zeit mit einem Bekannten zu einer Prostituierten ging, der Erfolg war der bekannte. Über eine anfängliche Erektion brachte ich es nicht hinaus; ich ging mit der halben Überzeuguu"

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L'ctischisiiuii-,

»!

impotent zu sein, und ähnlich den Pereouen in Krafft-Ebinge Werke ver- epUrte ich keine Lust ni^hr, zu einer Öilentlichen Dirne zu geheu.

Von den Mitl-eln, die ich damals ergriff, meiner Triebe Herr zu werden, möchte ich die weiten Spiizicrgängo nennen, die ich damals unternahm, um nur i-echt müde zu werden. Die Freude au den Schönheiten der Natur ist es haiipteächlich auch heute, die mir mein Los erträglicher macht.

Wenn ich z.B, eine (am besten schwarsi gekleidete) Dame sah, die einen liehen, engen Kragen trug, so ging ich ihr oi't solange nach, bis sie mit der Hand eine Bewegung am Kragen machte, oder beim Umsehen oder Seitwärtssehen eine, gewisse Kopfhaltung machte, als ob der hohe Kragen i li r eine Unbequemlichkeit v c )■ u r s a c h o in diesem Momente i'iililto ii-li immer einen Schlag, einen Druck am Herzen, den ich am Besten mit einer Bliitwello vergleichen möeht«. Sobald aber 'diese obenerwähnte Bewegung an Kopf oder Hand des weiblichen Wesens geschah, blieb immer ein gedankonerzeugender Moment dazwischen, in dem sich der Begriff herausschälte: „Kräftig wirkt der Zauber und so bist du verloren" und gleich darauf fühlte ich prompt den Druck, die Blutwelle in der Brust. Und so ist es heute noch.

Ich kaufte einem Jlädchen damals einen hohen Leinenl;ragen, ein paar Manschetten und fi'eute mich wahnsinnig, einen genußreichen Abend 7.u haben. Sie /.eigle auch hierfür viel 8inn, ich könnt« mich nicht satt sehen jenen Abend an ihr. buclistäblich gesprochen, s'ie mußte mir unzählige Male immer wieder den Kragen, den sie sich auf mein glühendem Bitten recht eng gerichtet hatte, mit dem Finger lockern, und als ich be- merkte, daß an ihrem Hals eine aufgescheuerte Stelle entstand verspürte ich die ßiiineslust, wie sie ein Sadist vielleicht empfindet. So oft ei'<> die Hand an den Ki'agen legte, gingen mir die sinnlichen Wollen durch den Korper. Ähnliches konnte ich schildern, als sie einst neue Knopf^tict'el tru"- ah ich die neuen hübschen Stiefel sah, stund mir schon wieder der Genuß vo'r Augen, den mir das Ausziehen geben würde.

Das Verhältnis blieb aber nicht immer so ungetrübt und wurde eben- falls nach kurzer Dauer gelost.

Es folgte eine dritte Liaison, diesmal mit einem Mädchen, das sich als geschwängert und von ihrem Liebhaber verlassen erwies. Es heißt dann weiter: „Ich ihri hier nicht vergessen, eine neue Liebhaberei zu erwähnen, die sich bei mir schon seit geraumer Zeit gebildet hatte: die Liebhaberei für enge Ärmel. Dem Madchen mm wußte ich hierfür Intoresse einzu- flößen. Sie war von etwas voller Figur, und es machte mir Genuß, ihr unter den Arm .u greifen und den Schweiß spüren zu können, wenn sie eine an- gehheßendeiaille getragen hatt^. Ich verstand es jetzt vortrefflich, das Madchen abzurichten. Große Beredsamkeit, listige Komplimente, immer- wahrende Schmeichelei über ihre körperlichen Vorzüge wandte ich an um -sie füi' meine perversen Liebhabereien empfanglich zu machon und ich kann eagen. es gelang mir auch. Im Laufe der Monate entstand' ein fömlicher Briefwechsel m dieser Hinsicht zwischen uns; ich schrieb ihr die phantasie- reichst«n beb i Iderungen, und sie antwort-eto entsprechend Die«e Briefe habe ich, verbrannt, um dem Reiz zu entgehen, den sie doch immer gehabt hätten. Der Inhalt ist mir aber doch noch im Gedächtnisse'"

„Über eine andere Gofiihlserscheimmg möchte ich noch berichten; nämlich daß eine weibliche Person, die einen Zwicker trägt mir auf jeden Fall nur wenig oder kein Interesse einflößen kann wenn sie auch die b^

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Der Symliolismus des Zwaagee, „.^

treffenden AUnbuto am Leib hat. yondcrbar ist mii' auch «chnn .,.. k- d.ß mich «og.r im Traum die.o .^.o>:kU^cn mlLrt,^ °^ , --■ ..nma oftcT« und m.rkwürdigorweiso imm«r dieselbe JlaadE

Ich muß hier Vümu.schicken. daß icli alijährli.-h mindestens ein- nrl.,- ziveimal eme gewieso Undschaft aufsuche; einen mir ■ib^ob.t ,T , " .cheinondon Platz, der mir als eine Zaflucbt vor Irelnen D^gt ersleS - von dieser Gegend nun bringt mir der Tn.um ein Bild vor dleS^b S h.er plötzlich ein Gcbände steht, nnd wenn ich erstaunt unw Sig .'^ ^dt Ecke des Hausos gehe, so begegnet mir plöfzUch eine ältere Fvt, L üoden sieht, gelbigt von drei hübschen Mädchen, die zu Sor R. r das .eigen, dem zu entiliehen ich gekommen wir. Bestürzung

Es gibt Zeiten, wo ich glaube der Sache gegenüber geklärter zu stehen dann wieder kommen Momente von tiefsinniger entsetzlicher TrauriSS?' In formbchen Schrecken und sinnliche Aurrogung kann mich auch etwt Gedrucktes bringen, das meine Leidenschaft berührt

Ich nnii.-!ife nun ku dem übergehen, was mir als das Wichtigste uml Bedeutendste erscheint, nämlich zu dem Gefühl des doppelten Ich das mir bei besündorem Aultrekn der perversen Gefühle zum Ausdruck kommt \Vio schon bericht^'t, bemühe idi mich ja fortwähreiui, die perversen Gefühle und die damit veibimdenen Laster zu unterdrücken, teilweise gelingt es aber mmier kommen die Zeiten der Uttckfälle; es ist wie mit einer auf- und al»- stcigenden Periode. Es gibt Zeiten, wo die perversen Neigungen stärker als sonst auftreten, der Körper befindet sicli wie in einem fieberhaften ent- zündJichcn Znstand, das Druukgofiihl unter einer Leiden- schaft zu stehen, die von Normalen nur mit äußerstem Spott bedacht wird, die Meinung, daß auch (kv beste Arzt hinterher echließlich auch nur ähnlich denkt, wirkt lähmend auf alles. Und wenn dann wieder ein be- sonders reizvoll erseheinendes weibliches Wesen mir über den Weg küinmt, dann tritt der gefürchtete Augenblick wieder ein, wo ich sehe, wie schreck- lich tief das Übel Wurzel gefaßt hat. (Auszug aus Löwenfeld, „Sexualleben und Nervenleiden", 5. AuÜ., I. P. Bergmann, Wiesbaden 1914.)

Dieser P'all zeigt uns wieder einmal, wie das „Beengende" so leicht zum Fetisch wird. Der infantile Eindruck der drei hübschen Mädchen kehrt auch in den Träumen wieder. Die Vergöttlichung des Petisch zeigt sich in dem Vergleiche der Schuhe mit „engelroinen'' Kelchen. Die Abneigung gegen Schwoißfüße mag vielleiclit einer ver- drängten Neigung entsprechen und unterstützt die Beliauptungeu Abrahams, daß der Scliweißfuß in der Psych ogencsc des Fußfetisdiismus eine gewisse Rolle spielt.^) Die Beziehungen zur Homosexualität sind eelir durchsichtig. Das Interesse springt immer von Knaben auf Mädchen. Es fragt sich, ob überhaupt ohne sehr starke Beteilung aor Homosexualität ein Fetiscliiemiis zustande kommen kann. Denn immer wieder zeigt sich diö Abkehr vom Weibe, die Neigung zu Knaben Erst läuft er Knaben nach, dann überträgt sich die Neigung auf Mäddien.

*) üiG aktive llirchhiBt und difl Bedeutung des Schweißes für si'in Koxuaüpben beweist die Tateaeliu, tiaB ihn der AchBciRthweiß ecKuell erregt und daß it direkt unter den Ärmel greift, um den Schweiß zu Epürcn.

Stotel, Slllrungen di'f Tritb und AffolillobonK, Vil.

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Fetisch] Bmne.

Die eteifen großen Leinonkragen interessieren ihn gleicherweise bei Mädchen und Knaben. Daß er impotent ist, weil er vor dem Weiho flieht ist ebenso klar, wie daß er bei Prostituierten nicht reüssieren kann Wir sehen aber, wie das Interesse überhaupt dem eingeschnürten Körper zugewendet ist. Erst ist es der Fuß, dann kommt die Kragen- manie und dann der enge Änuel. Er dieht vor der Homosexualität, vor den Schrecken des Weibes in eine Parapathie, er fixiert sich an ein Symbol. Die merkwürdigen Traum- und Schlafzustände, die wir bei der Besprechung des Infantilismus und der Impnlshandlungen hervor- gehoben haben, sind auch hier zu konstatieren. Deutlich ist auch die vorgeschrittene Spaltung der Persönlichkeit, die allerdings nicht zu epileptischen Zuständen geführt hat.

Bemerkenswert ist in diesem Falle, daß die Paraplülie vom Fuße axii den Hals übergegangen ist. Das erinnert an den klassischen Fall von Havelock-Ellis, in dem das Pressen des Kehlkopfes das Pressen des Gliedes ersetzen kann. Sicherlich spielen sadistisch-kriminelle Phan- tasien mit, deren sich der Kranke nicht bewußt sein will. Hängt es mit dieser aktiv-sadistischen Einstellung der Fetischisten zusammen, daß wir so selten weibliche Fetischisten beobachten konnten?

Einen weiblichen Fall von Stiefelfetiscliismus beschreibt H.Hnri- Hellmyth.'')

Fall Nr. 46. Es handelt eich um eine Generalstochter, die von Jugend auf eine besondere Leidenschaft für die glänzenden Reiterstiefel ihre« Vaters zeigte. „Ein Mann zu Pferd mit den hohen Stiefeln ist eigentlich erst ein echter Mann." Sie wies verschiedene Bew^erbungen zurück und verlobte sich mit einem um 30 Jahre alteren Oberstleutnant. (Vater-Imago!) Sie wies alle Vorstellungen der Famihe mit Hinweis auf seine entzückenden Füße (Reiterstiefcl) zurück. Der Bräutigam starb vor der Hochzeit und sie lieiratcto einen auffallend häßlichen Oberst wegen seiner hohen Eeiterstiefeh Sie ist sterblich verliebt in seine entzückenden Rciteratiefel. Ein Zivilist mit niedrigen „verhatschten" Schulten ist für sie gar kein Mann. „Vor Reiterstiefeln kann man zittern und sie zugleich lieben. Natürlich fällt die Ehe unglücklieh aus. Wahrscheinlich ist sie anäethetisch. Sie rat einer Freundin nicht zu heiraten, weil nackte Füße schrecklich seien. Ein Mann mit nackten Füßen ist ein Sdicusal. „Wenn ich mir nur die große Zehe vorstelle (offenbar ein Penis-Sj-mliol!), graust es mir schon. Und die Mgel, die immer verkrüppelt sind und die kleine Zehe, die nicht wachsen kann, das ist ein greulicher Anblick." Sie selbst trag gerne möglichst hoch hinaufreichende Stiefletten, wegen des strammen Aussehens und des an- genehmen Gefühles des Ein ges chn ür teei ns! Hohe Stiefel sind entzückend dezent, weil sie die Formen der Wade verhüllen, während sie Ledergamaschen und Wadonstutzen unanständig scharf hervortreten lassen.

^) Ein Faü von weibiicliem -Fuß, nchtiger StiefeUotiechieiiiue. Int. Zeit&'lir- für ärztl. Psycho anal yec, S.Jahr, 1915, H.2.

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Der SymboIismiiH dos ZH-anges, 'Jd.-'

AIb Kind wünschte sie sich hohe Keiterstiefe! und war glücklich als ihr der Vater an dem Geburtstage hohe Reiters tief ein schenkte. (Identi- fizierung mit dorn V:itor!)

Hellmuth bemerkt zu diesem Falle: „Für den Charakter dos echten FetiBchismuB spricht der Umstand, daß ilir volles und einziges Interesse an einem Manne dessen Fußbekleidung galt, daß der Mann sozusagün die unvermeidliche Staffage zu dem Fetisch war, was sie selbst in klaren AVorten ausspricht. Sie verzichtet nicht bloß auf das normale Sexualziel, sondern sie nimmt zur Voi'stullung ihres Fetisch Zuflucht, um sich die ehelichen Pflichten erträglich zu machen."

Würde es sich um einen Mann handeln, so würde er wahrscheinlich für den normalen Koitus impotent sein. Ein Weib kann trotz An- ästhesie noch immer Kinder gebären und den Koitus passiv erduMe-n. Wir sehen aber deutlich ein Abrücken von der normalen Sexualität. Sie wählt eicli ältere Mäimer und flieht die jungen, nicht nur nm einen Vater-Ersatz ihr eigen zu nemien, sondern um dadurch der stürmiseiien Loidenschaft der Jugend zu entfliehen. Sic zeigt gleichfalls das S>iiiptom „des symbolischen Zwanges" in ihrer Freude, in hohen Schaf tstiefletlen f-ingcschnürl zu sein. Ihr Ekel vor dem nackten Fuß entspricht wolii dem Ekel vor dem nackten Penis. Keineswegs hewieson ist es aber wie Saßger und Hellmuth es annehmen , daß der Stiefel bloß Ponis- Ersatz ist. J^eider ist der Fall nicht analysiert. Er ist aber durch- sichtig und charakteristisch genug, um hier erwälmt zu werden. . Ein ausgezeichnetes Beisiiiel, wie das Symbol das Geschlechtliche ganz vordrängen kann, bietet der nächste Fall Löireiifelds, der wieder das Thema der Schaftstiefel behandelt.

Fall Nr. 47. .,WaB nun die geschlechtliche Fragß betrifft, so muß icli wohl als Kind einmal irgendwo im Theater oder auf der Stralie eine Reit- dame zu Geeicht bekommen haben, die hohe Sehaftetiofe! trug. Das hat anf mich einen bleibenden Eindruck gemacht; denn ich habe als Knabe iauner die merkwürdige Tendenz gehabt, mit Vorliebe mir den Anblick von Ecit- damon zu verBclmflen, sei es in natura oder auf Abbildungen, und awnr waren es vor allem die hohen Stiefel, dio mein besonderes Interesse erregten, aber nur wenn von weihlichen Personen getragen, dagegen von Männern, absolut nicht. Als Jüngling entstand beim Anblick derartiger Damen dann Samenerguß, und ich gestehe, daß mich die Neigung so packte, daß ich, wenn sich mir Gelegenheit bot, im Theater, Zirkus, in der Nähe von Reit- echulen, einen solchen Anblick mir zu verschaffen, ich der Versuchung absolut nicht widerstehen konnte. Dabei erfolgte dann stets Samenerguß.

Infolgedessen pflegte ich keinen normalen geschlecht- liehen Verkehr, sondern suchte meinen Geschlechtstrieb auf diese Weise zu befriedigen. Da eich in dieser Frage niemand um mich bckiimniert hat, 60 habe Ich es bis zum 26. Jahre so weiter gemacht. Im 2f>, Jahre suchte ich endhch in M. einen italienischen Psychiater auf, Prof. A, R. und hat um Ratechlag. Derselbe riet mir ein geeignetes Mädchen zu suchen, dasselbe

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FetisrhismuS,

'^

SO zu kleiden ' wie es meine Phiintasie liebe und dann dc-ii üoächlerihl.-^ala zu versuclieii. ' Dlis tat Ich und der G eschlccM*ak:t gelang; ich fiidelti> den Donnalen Geschlechtavcrkelu- iangsiim ein. Ich versuchte nun auch ohne Kleid und Stiefel den Akt zu vollbringen, manchmal gelang er, manchmal auch nicht- bei entsprechender Kleidung ist eben mehr Sicherheit vorhanden. "Die weiblichen Geschlechtsteile interessieren nrich

wenig.

Es hat sich nun bei mir die Tendenz herausgebildet, auf der Strai-le die Fußbekleidung der Frauen bisweilen zu beobaehtcn und ruft h o li o elegante Fußbekleidung leicht Erektion hervor, die sich zum Samenerguß stcigoi-n kann, wenn ich der betreffenden Person folge.

In Schaufensterauslagen rufen wohl hohe und Schaftstiefel für Damen einiges Interesse hervor, jedoch keine Erektion und Samenerguß. Derselbe tritt erst ein, wenn der Gegenstand von der Person getragen wird. Da ich nun jedoch den Schlüssel zum normalen Geschlechtsverkehr gefunden habe, so suche ich meine Neigung im Zaum zu halten und den richtigen Geschlechtsakt einmal in der ^Yochc zu vollbringen. Diese Neigung, mit der ich behautet bin, ist für mich von größtem Schaden; leicht schweben mir Gaukelbilder von Reit^amen vor, auch bin ich ziemlieh indifferent im Geschäftsverkehr. Ich betreibe hier ein Geschäft und wäre es später vielleiclit von Vorteil für mich, wenn ich heiraten könnte, um eine Hilfe im Geschäft zu haben. Jetzt unterstützt mich noch mein Vater, aber er ist alt. Das Heiraten wird jedoch absolut nicht gehen, so lange ich solche merkwürdige Neigungen habe. Der italienische Professor, mit dem ich einmal darüber aprach, sagte mir, ich solle eine lieitdame heiraten. Das mag nun theoretisch vielleicht richtig sein, aber praktisch ist es nun nicht durcliführbar; denn was tuö ich in meiner Lebenslage mit einem Sportsweibe, aiißerdem müßte ich doch erst Bekanntschaften machon. Ich würde beim Anblick der Kleiduu" und speziell der Stiefel dcr betreffenden Dame dann immer in Aufregung und Samenvorlust geraten, was mich noch mehr schwächen würde.'' (Ans „Sexual- leben und Nervenleiden", Löwenjeld, 1. c.)

Alle diese Fälle zeigen eine Übertreibung des spezifischen Go- Bclunaclces, die oit an das Absurde grenzt, wenn die analytische Anf^ Ißsung dieser Eigontümlichkciten keine Aufklärung bringt. Der eine liebt Damen init Zwicker, der andere betont, daß sie keinen Zwicker tragen dürfe. Diese negative Einstellung ist eine Eigenschaft, die Hirsck- !eid irrtümlicherweise »An t if e t i s chi s m u s''^-) genannt hat.

Natürlich sind die Abneigungen ebenso zu werten wie die Be- gierde. Ob der Fetisch negativ oder positiv wirkt, das ist dem Psycho- logen ganz gleich. Er sieht in beiden Formen Ausdrucksarten einer und derselben Kraft. Ich kann daher den Antifetischismus HirschfeUs als selbständige Paraphijie ebensowenig gelten lassen, wie seinen Transvestismus. Die psycho sexuelle Teilaversion-) ist nur eine markierte peychosexuelle Teilanziebung. Einer seiner Patienten hat eine un-

') Audi der „Zwicker" dient häufig der Symbolisiorung des Zwanges ') Über Horror BexualiB partialis (sexuolle Teilaversiün, antifetiEchistisdic ZwaLgsvorstellungen, Fetischhaß). Neurolog. Zentral bl., 1911, >Jr 10

L_

l'i^r Symbolismus des Zwanges. 9^ =

überwindlicli« Abneigung Regen wciblidie Brüste und sclieut sich sogar da& Wort Urust auszusprechmi. Er ist Arzt und kann die Frauen vorne nicht perkutieren und auskultieren, gcsdnveige denn die Mamma palpioren. Er wurde doshalb Kindei'arzt. Die Ursache dieser Anti- ])athie wisse er nicht. Nun kommt die bekannte Tlirasc der Parapathiker nnd besonders der parapathi sehen Ärzte: „Er habe sich genau geprüft unt! nichts entdecken können, worauf diese Abneigung zurück -eli+. " IJae ißt natürlich kein Beweis, wie der eigene Fall von Antifetrschi^- iiius, den ich dann referieren werde, zeigen wii'd. . . . Eine andere Piitientin halit die Männer mit einem Vollbarte, der dritte haßt "eihe Sc-hulic, so daß er sie sogar in Hotels beschädigt, wenn sie vor der Türe stehen. Ich lasse nun einen solciien rharakter ist Ischen Fall aus der Kasuistik von Uirschfdd folgen. Er ist sehi' verräterisch und zeigt, dii[J hinter dem Anfil'etisohisnms auf (iegenstündc der sexuelle Ekot steckt, der diese Gegenstände als sexuelles Symbol wertet, wie wir es ja bei der Bes]irociuing der Kleptomanie kennen gelernt haben.

Fall Nr. 48. Mechaniker, 31 Jahre ult, leidet an einem „wahren Haß'' pcgeu „Wäschek nöpf e"'. Er köimo sich nicht eriiuierii, diese tief in ihm wurzelnde Abneigung jemals nicht l)escssnn zu haben, er sei sich aber erst ypiiler dniiiber khir gi^worden. daß sie mit f^eiiiem Cie.^chleclit.strieb zu- sammenhänge, der sonst ganz normal und ausscliließlich au( das Weib ge- richtet sei. P. sagt: „Alle Arten von Knöpfen an der AVäsehe erseheinen mir unanstänilig, ja ßugar nach meinem uamaßgeblichen Urteil unsittlicli; je größer nnd glänzender sie sind, um so liÜßUcher, um nicht zu sagen griil5- liehcr finde ich sie. Die bescheideneren mit weißem Stoif überzogenen stören mich weniger. Lebhuft erinnere ich mich, wie ich im Alter von 7 bis 12 Jahren gegen die Knöpfe vorging, die eicb an AVäschestnckcn meiner Schwester befanden. Abreißen kennte icli den Knopf nicht, denn es war mir nicht möglich, ihn anzufassen, deshalb schnitt ich ihn mit einer Schere rasch fort imd beförderte ihn dann durch Stoßen mit dem Fnli weiter. T':h wurde öfter von meinen Eltern wegen dieser Unart bestraft, konnte aber von dieser Absonderlichkeit nicht lassen, trotzdem ich sonst ein folgsames sanft- mütiges Kind war. Auch beute noch liassc icb diese Knüpfe, wo ich sie finde. Gebe icb liinler einer Dame hei', die von vorne oder von weiloin gesehen mir sjTiipathisch war, und ich entdecke dann eine nur mangelhaft oder garnicht verdeckte Knopfreihe am Kückensclihiß der Bluse, so wird njir die Bluse und ilire Trägerin höchst un^jinpaihiscli. Ein Monstrum an llaßlietikeit sind für mich jene lieforin- oder Gesundheitskorsetts, die an Stulle des üblichen Hakenversehlusses Knöpfe hallen. Abstoßend häßlich würde mir ein iu solcher Verpackung steckender, selbst körperlich schöner Weibtypus vor- knmnien. .Je nieJir der wideiwäitigen Knöpfe in einer Reihe stehen, utu so ekelhafter ist es mir. Merkwüi'diger weise nndi icli seit meinem 37. bis ISL'Jahre bei ihrem Anblick immer an die in einer K e i h o stehenden Brustwarzen von M u 1 1 e r s c b w c i n e n oder 11 ü n di n ii e n denken. Am lieljsten wäre mir, wenn an der Damenwäsche. Idenid- blueen usw. alles gebunden wäre. Ich babe aber nicht für Bänder einen FetiBchismuB. Auch Haken nnd Ösen oder Druckknöpfo sind für nnch keine

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Fetisch! Bm US.

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Ärgemiserreger, dagegen fühle ich einen an EkeL grenzenden Abseheu, wenn ich an mangelhaft zugeknöpften Blusen und Taillen der Frauen H e ra d- lücken entdecke. Trotz meines furchtbaren Widerwillens suche ich un- willkürlich nach diesen abstoßenden Sachen und entdecke sie leider ziemlich oft. Sehe ich an solehon schlecht zugemachten Kleidungsstücken entblößte Knöpfe, 60 kommt mir ein solches Weib schlimmer vor, als ob sie nackt ginge. Der Ekel steigert sich dann aufö höchste und nie könnte ich mit einer solchen Frau verkehren, auch nicht ungeschlechtlich, geschweige denn geschlechtlieh."

Es ist nicht schwer zu erkennen und wird vom AntifetiGchisten feelbet betont, daß diese Knöpfe nur symbolisch als Mamillen aufzu- fassen sind. Gerade bei dem Fetischismus zeigt sich die ungeheure Bedeutung des Symbols für das Sexualleben. Auf die sadistische Kom- ponente weist das Abschneiden der Knöpfe an Wäschestücken, die seiner Schwester gehörten. Dabei benützte er eine Schere und schleuderte den Knopf mit dem Futie weg. Es scheint sidi um eine Haß Verladung von seiner Schwester, der Rivalin in der Liebe seiner Mutter, auf ein Objekt zu handeln. Das „M u 1 1 er seh wein" mit den zahlreichen Brustwarzen spricht eine deutliche Sprache. Der verdrängte „Voyeui''" verrät sich in seinem affektbetonten Abscheu vor Enthüllungen des Busens.

Als weibliches Gegenstück zu dem vorigen Falle berichtet Hirsch- fetd (Sexualpathologie, III.Bd.)-

Fali Nr. 49. „Ein höchst eeltsamer Fall meiner Beobachtung betrifft eine Dame, die an K r ug e n kno pf f e t i s ch i s mu s leidet. Ihre Grund- empfinduiig ist ein intensiver Fetischhaß gegen diesen Toilettengegenstand, dessen Anblick am Halso, einschließlich der Druckstellen, die er vielfach in der Haut hintei-lülit, sie stark irritiert. Erweckt aber iemand in ihr eine starke geschlechtliche Begierde gewöhnlich sind dies, wie sie sich aus- drückt, „stilreine" Lebeniünner, so verwandelt sich diese mit Berührungsfurcht einhergehende Aversion bei ihr in heftige Neugierde, das sonst verabscheute Objekt zu sehen, in den Mund zu nehmen und wenn möglich, zu zerstören. Für den Üoruhlsumschlag eines negativen in einen positiven Tropieinus und umgekehrt, sind solche Fälle überaus lehrreich "

Dieser Fall ibt ebenso durchsiditig wie der vorhergehende. Der Fetischhaß ist eine verdrängte Fetischliebe in diesem Falle Abwehr einer Fellati o-Phantasie.

Ich möclite nocli erwähnen, daß Ilirsckfeld in der erwähnten Arbeit den Roman „Fetisch-Haß" von Gustav Adolf Weber (Berlin, York-Verlag) zitiert. Es wird dort die Lebensgeschichte einer Frau geschildert, die eine leidenschaftliche Abneigung gegen den Frack hatte. Sie hat allerlei /'-ueanimenstöße mit befrackten Kellnern, erstickt fast Uli diesem Haß und . . . verliebt sicli in einen jungen deutschen schwarz- bi'fracktcn Zimmerkellner. Der Autor schildert, wie der Haß gegw seine Kleidung mit ihrem Verlangen streitet, bis sie unterliegt. Als

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Der Symbolismus des Zwanges.

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sie nach dorn ersten intimen Verkelir, die Augen aufschlagend, den wieder angekleideten Geliebten in seinem Frack erblickt, „durchtobt plötzlich eine ungeheure Wut, ein ungehinderter Haß ihr Gehirn; wie rote Flanunen, auG denen der schwarze Frack hölinisch hervorleuclitete tanzt es vor ihi'eii Augen, und ehe sie es ausdenken kann, hat sie einen im Schubfach liegenden Revolver ergriffen und ihn auf Reinhards so ist der Name des Kellners Eopf abgefeuert."

Dem Analytiker sind diese Fälle klar. Es handelt sich ja um das psychologische Abc. Solcher Fälle vom scheinbaren Anti-Fotischis- nius könnte icJi eine ganze Zahl anführen. Ich erinnere mich an eine I'rau, die mir sagte, sie hätte nur eine Abneigung: Große starke, selbst- bewußte Männer mit einem „Es ist erreicht" -Sclinurrbart. Ihr erster Geliebter, der sie zu Fall brachte, zeigte diesen Typus, gegen dessen Anziehungskraft sie sich durch diesen Antifetischismue schützen wollte.

Die Reihe dieser Fälle möge eine eigene Beobachtung schließen, die HirschfeM gewiß als „Antifetiseliismus'' bezeichnet hätte.

Fall Nr. 50. Der achtzehnjiihrige \V. B. leidet seit einigen Monaten Uli einer völligen Unfähigkeit zu Studioren. Er war ein guter fleißiger Schüler, küm immer mit einem guten Zcugiiie davon, hatte noch Zeit Neben- studien zu betreiben. Seit einiger Zeit wurde es ihm immer schwerer aiif?;«- papsen imd dem Unterrichte zu folgen. Er kann nicht lernen, wenn nicht der i-lauelchn'r eder seine Mutter bei ihm sitzt, Er ist reizbar und hypochondrisch, immer verstimmt, zeigt gar keine Lebensfreude und keine Interessen. Er klagt über Rückonsch merzen, schläft sehr schwer und spät ein. ist morgens schwer zu onvccken und meist niiido, fühlt Kopfschmerzen, die vom Nackeu biß in den Rücken ausstrahlen.

Da solche Erscheinungen sehr häufig nach oder bei sexueller Abstinenz auftreten, frage ich nach seinem Sexualleben. Er hat nie o n a n i e r ts da er schon mit 12 Jahren von einem Onkel belehrt und vor den fürchterlichen Polgen der Onanie verwarnt wurde! Er hat auch nie einen Geschlechtsverkehr gehabt. Er wurde mit 14 Jahren von Mitsehiilem sexuell aufgeklärt und erzählte das seiner Mutter, welche wieder den Onkel beauftragte, ihm die notwendigen Mitteilungen zu machen. Dieser erzählte ihm von den sehreckhchen Folgen des allzu frühen Ge- Bclileehtsverkehrcs. Man werde rückenmarksleidend, man ergebe sich leicht der Ausschweifung, es gäbe verheerende Geschlechtskrankheiten, an denen man zugrunde gehen oder sein ganzes Leben leiden könne. Er möge sich nur beherrschen und warten, bis nr heiraten könne

In letzter Zeit wurden die sexuellen Phantasien übermächtig und er wulite sich manchmal keinen Rat. Er hat öfters erotische Träume, die mit einer Pollution enden, nie mit Männern, immer nur mit Frauen. Er sieht sich alle Frauen aut der Gasse an und spinnt seine Phantasien weiter. Plötzlich sagt er spontan: Ich habe eine unüberwindliche Abneigung: Frauen mit großen F ü ß o u. Vor diesen habe ich einen großen Ekel. Ich könnte mit so einer Frau nicht zärtlich sein. Wenn ich eine Frau betrachte und ich bemerke zu- fällig einen e r o ß o n F ii li. f= o ist sie für mich erledigt.

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fctiscliisrnus.

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Diesen „AnüteüschiemiiH" führt er auf einen seiner ersten infantilen Ein- drücke zurüelt. Er war 12 Jahre alt, da zeigte ihm ein Kollege eine Slowakin, wie sie in Wien so zahlreich zu sehen sind. Sie tragen kurze Röcke, so daß man ihre Waden sehen kann. Der Kollego sagt«: „Schau, was die für fesdie Wadeln hat!'" Er sah hin und bemerkte külo.ssale Waden die fast über die Füße hinunterhingen." Seit damals sei ihm der Ekel vor großen Prauen- füßen bewußt.

„Hat Ihre Mutter oder Schwester große Füße?" „Nein, meine Mutter hat wunderschöne, eher auffallend kleine Füße Er erzählte dann daß er in der Jugend sehr fromm gewesen sei, 'so daß er .jeden Morgen m die KutIic ging. Dann hatten sie einen sehr strengen. Ihm antipathischon Kehgicmsprotesso.'. Er haßte ihn und wurde durch den Einfluß eines aufgeklarten Kollegen, eines getauften Juden, vollkommen un- abhängig von ( er KuThe. E,- gla,dK- wohl an einen Gott, aber nicht an die Normen der kathoh.xlien Kirche. Penier sei er ungeheuer abergläubisch und werde dainr in der Fanube verlacht. Er hat seine Unglückstage, glaube an die verhängnisvolle Rolle der Zahl 13; der Freitag sei ein besonderer ün- glucksl^g und solcher Dinge mehr. Er glaube auch an glückbringende Orakel, z.B. daß der Professor ihn immer jene Seite pHife. die er sich gerade durrh- gelesen habe. ... -^ -

Er sei sehr mißtrauisch und vertraue keinem Mensehen. Seine Mutter «berwachc ihn immer und wolle ihm gar nichts glauben. "Er gehe täglich spazieren, seine Mutter aber glaube, er sitze im Cafe oder bei irgend einem Kollegen. Er sei leicht zu beeinflussen. Wie ihn der erwähnie Freund der Famihe absi.enstig gemaclit habe, sei ihm das aufgefallen. Er habe sich sofort gegen die l'amilie emnelunen lassen. Er habe eich schon einmal hvpnotisieron lassen lind sei soloii. eingesclilafeii.

^ Er schwärme tiir diö Kunst und besonders für alte Bilder. Die modernen Bilder könne er nicht leiden, sie seien Parbenkleckse. Aber die allen Bildei' zeigten schäm' abgetönte Farben und eine wunderbare Ruhe während die modernen unruhig waren und das Gemüt nicht erheben könnten

Er haßt alle Menschen. Die anarchistischen Bücher ziehen ihn W r ordentlich an und er begreift ihre Lehren als selbstverst^'ndllrh p findet iede Autorität als störend und stallt sich Tu ilu ^ti? xti ^"l^'

macht ihm eine Freude, wenn er hört, daß die \narchi-tl 7 f "' Attentat .„sgo.bt h.bon. Ich ».-Märe ta. iA dtTt'S^lh.T n>nbl" von einem Haß gegen seinen Vater stamme. »^"iiiih uncnuai

Das gibt er sofort zu. Er ist ein uneheliche« ICinH .^„a i . - Vat... nicht Dj. MuU«- hat ih,„ „,e™al, den SSnt „'es t^"" 3^^ Aber er haßt ihn mgnmmig und er wurde ihn töten won„ V fienannt.

erfahren wiirde. Wie dürfe man ein Kind in dFe Weit « '\ ^'"-T

darum weif^u- zu kümmern? Sein größter Schmer, lil TT' """' 't Schule weiß, daß er ein uneheliches Kind ei Er kön^' ^T. '"1 f^''

Seine größte Angst ist aber, daß sein Va1.r vielldcht et jTde ^i" Denn e^tn

er .u^^aussehe, tr.gt gerne ein Kreu. . ^ ^^TtT^^^^.

Nach einigen Stunden erzählt er. daß er ^(^^:■ r.\fr. ■■ w i Schwes^r sei. E- zähle die Minuten .^nnlie^kltstef utgthe^ ^ :^ den Mann umbrmgen, der seiner Schwester nahetreten ^^iirde. Schließlich

Der SjmlinLiBniuB des ZwaugoE.

249

gibt er freiwillig m, daß er die Schwester liebt, daß or wiederhoH gegen den Gedaiilioii kämpfen muß, die Schwester zu seiner Geliebten zu machen Auch die Inzestphantasien, die sich mit der Mutter befassen, sind ihm be- wußt, Ti'äuuio Yon Vorkehr mit Mutter und Scliwcster sind außerordentlich hitufig, Ei- wagt es nicht mit fremden Madchen zu verkehren. Da er seinen Yatcr nicht kenne, so könnte ja dies Mädchen zufällig seine Schwester sein, (Solche Umwege liehen die Para- pathiker, wenn sie in jedem weiblichen Wesen ein Uild ihrer Schwester seilen. Jede Frau wii'd ilun zur Scliwester . . .} Alle diese Kräfte drängen ihn in die homosexuelle Richtung. Er interessiert sich für schöne Männer; Einem feschen Offizier kann er nachgehen und ihn immer so bewundern als wenn er ein Mädchen wäre. Er ist besonders bei :<einer Schwester auf Offiziere eifersüchtig, weil ei' fülilt, daß man ihrem Werben nicht wider- stehen kann,

„Gestern,- fängt er zu erzählen an, „sah ich einen Offizier, der mir sehr gilt gefiel. Ich ging ihm eine Viertelstunde nach . . .'■

„Haben Sie auch seine Füße beobacliict?"

„Die sehe ich nie an. Da schaue ich nicht hin ..."

,. Warum denn?"

„Weil . . . ich kann es Ihnen nicht sagen."

„Ist es so peinlich, daß Sie es verschweigen wollen?"

,,.Ta , . . ich habe Ihnen nie davon 'gesprochen. Mtinner reizen mich nicht. Ich sehe sie nur platonisch an. Aber wenn sie einen schönen Fuß haben, elegante Schuho und Sporen daran, n'erde ich sexuell seiir aufgeregt. Ich fürchte micli dann, ich konnte homosexuell werden."

„Muß der Fuß dier Offiziere, wenn er sie erregen soll, klein oder groß seitt?"

,,!•] igentlich erregt mich ein große ]■ Fuß und eine große Nase. Ich habe von einem Kollegen geiiört, daß Männer mit großen Füßen und einer großen Nase auch ein großes Glied haben . . ."

Ich breche hier die Unterredung ab. Es zeigt sich, daß der Antifetiech die Ei'innerung an den Männorf ist. Außerdem ergibt die Analyse, daß ihm als kleinen Knaben der große Fuß der Mutter sehr interessiert hat. Er versuchte ihre Schuhe zu tragen und steckte immer sein Kinderfüßcheii hinein. Obwohl die MulU.^ sehr kleine Füße habe, war der Schuh ihm innner zu groß. Das war sein Schmerz. Er wünschte eicli einen so großen Fuß zu haben, daß er in den Scluili der Mutter passe. Es handelt sich auch um einen erotischen Symbolismus, wobei der Fuß ein phallisches Symbol repräsentiert.

Sein Antifetisch ist eine Sichenmg gegen die Inzeelgedanken und gegen die aus der Verdrängung der Inzestgedanken aufkeimende Homose.vualität.

Wir sehen in diesem Falle die infantile Wurzel seines Partialis- mue um einen solchen handelt es sich ja. (Anti-Partialisnuis könnte man mit llirschfeld sagen.) Es ist der Fuß der Mutter, der ihm als Kind sehr yroB erschien. Andrerseits sehen wir die dciitlicho homo- eoxuelle Komponente. Er !mßt das Weib, wenn es ihn an einen Mann erinnert. Der unbokaiinle Fuß seines unbekannten Vaters ist es, de« er sucht nnd haut. Er würde diesen Vater töten sagte er, wenn er ihn finden würde. Er weiß nur, daß er ein reicher Mann ist und auf croßem Fuß lebt. Diesen Ausspruch liörtc er oft von seiner Mutter,

250

Fetischismus.

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die auch so lange auf großem Fuß lebte, als eie die Geliebte des Mannes war, während sie jetzt von den Zinsen seiner Abfertigung lebt. Jede Frau, die elegant ist und auf großem Fuß lebt, weckt in ilun die Assoziation: Das ist auch eo eine „ausgehaltene Maitrosse". Seine Angst ist, die Schwester könnte eine Maitresse wie die Mutter werden.

An Offizieren reizt es ihn am meisten, wenn sie in ilire Uniform eingeschnürt sind, Am vorlockendsten erscheinen ihm Husaren mit vielen Schnüren, engen, prall sitzenden Hosen und hohen Schaftstiefeln, D e r große Fuß muß iu einen engen Stiefel gepreßt sein.

Seine Vorhebo für Oftiziere entspriclit einem hartnäckig fest- gehaltenen Infant ilismue. Auch die Vorliebe der Frauen für das zwei- farbige Tuch entspricht einerseits einem Infantilismus, andrerseits der Vorstellung, daß sich die Offiziere und Soldaten durch besondere Manneekraft auszeiclmen. Übrigens findet sich diese Anziehungskraft des färbigen Tuches aucli bei Homosexuellen, bei denen man alle Formen des Partialismus beobachten kann. Immer wieder hörte ich die An- ziehungskraft der gut sitzenden Uniform preisen. Der Soldat ist ja &n und für sich ein Symbol des Zwanges, der „euphemistisch" Disziplin genannt wird.

Sogenannte fetischistisclie Neigungen sind bei Homosexuellen ebenso häufig wie bei Heterosexuellen, (Wir werden einen solchen Fall kennen lernen,) Es kann sich dabei nur um Toilanziehung oder um echten Fetischismus handeln, wobei der Fetisch den Mann ersetzt. Be- sonders beliebt sind die verschiedenen Soldaten, was entschieden auf die infantile Wurzel dieser Neigungen hinweist. Denn jedermaiui weiß, was für eine große Rolle die Soldaten im Seelenleben des Kindes spielen. Sie sind vermöge der Uniform geeignet, den Sinn des Kindes, seine Phantasie zu erregen. Ferner kommen die kriminellen Instinkte zur Geltung, da sie ja Träger von Waffen sind und das Ersteclien und Er- schießen auf diese Weise gespielt werden kann, ohne daß die auf- keimenden sozialen Gefühle das hindern. Hirschfeld betont diese Eigen- scliaft der Homosexuellen. Seine Ausführungen über diesen Punkt sind sehr interessant:

„Abor auch hier gibt es innerhalb jeder Gruppe immer noch sehr starke DÜferenzicriingen; .«o finden wir unter den „Soldatenfreiem" solche die nur für die Mannschaften mklmieren, darunter wieder welche, die fast ausschließ- lich am Unteroffiziere, andere, die fast nur auf Offiziereburschen „fliegen"; <iann gibt es welche, dio sich nur mit Offizieren befassen. Daneben spielen die verschiedenen Truppengattungen eine Rolle. Für viele existiert nur die In- fanterie, für andere die Kavallerie, für dritte dio Marine. Ich kannte einen HoraOBOxuolIen, für den nur die „ersten Garde-Ulanen" von erotischer Be- deutung ^\'aren, die ganze übrige deutsche Armee schien für ihn nicht vor- handen au sein. Vor einiger Zeit hatte ich einen Arzt zu begutachten, der aus- schließlich Kavallerieoffiziere liebte. Da er mit ihnen anikTWcitig nicht in

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I>cr Symbolismus deB Zwangen. ^\.

Konnex kommen konnte, hatte er sie dadureli auf sein Zimmer zu locken veretandon, daß er mit ihnen Geldgeachäfle eiitrierte. In allen diesen Fällen Bpielt offenbar der Fetischismus eine beträchtliche Rolle, von dem eich Anklänge übrigens auch bei allen anderen Homosexuellen meist unschwer nachweisen lassen.

„Daß oe sich hier talsächUch um Fetischismus handelt, geht daraus hervor, daß, wenn der Feiisch fehlt, an die Stelle dor eoxuellon Attraktion oit völlige Indifferenz, wenn nicht gar Aversion, tritt; so erzählen Soldafcen- Iremido, wie völlig „abgekühlt sie seien, wenn ihre früher geliebten Freundo sie als „Reeorvisten" aufsuchen. Diese wiederum, meist sehr erfreut über die schon längst ersehnte Zivilkleidung, sind oft nicht wenig verwundert über das gänzlich veränderte Bcneimicn ihrer Gönner. Ein junger Priester schreibt mir: „Ich bin vollständig homosexuell. Der Typus, der mich an- zieht, ist der kräftige, schöne Mann im Alter von 25 40 Jahren. Ob dieser Typus nun blond oder schwarz ist, ist mir gleichgültig, nur muß er sym- pathische Gesichtszüge und vor allem einen Schnurrbart aber ja keinen Viillhart haben, bartlose Männer können mich auf keinen Fall reizen; wie M'hr die geschlerhtÜche Heizung von dem Schnurrbart abhängt, ülustriere lolgendes: Mein Onkel ein hölieror katholi.scher Geistliclier bei dem ich nüch studienhalber aufhielt, hatte einen Kaplan, der jeueu kräftigen si-höncn Typus darstellte, den ich liebe, und welcher als katholischer Geist- licher keinen Bart tragen durfte?. Wir beide verkehrten freundschaftlich miteinander, ohne daß ich meincrecite sexuell von ihm erregt wurde. Ich brachte nun eines Tages einen beim Friseur gekauften Schnurrbart mit heim und bat ihn. er möge ihn anlogen, was er auch tat. Sofort bemächtigte sich meiner eine tiefe Erregung und ich hatte Mühe, ihn nicht an mich zu reißen imd zu verküBsen."

„Wie ungemein detailliert und sjiezialisiert die Geschmacksrichtung der Homosexuellen sein kann, mögen noch einige seltenere Fälle belegen. Ich kannte Urninge, die sich erotisch ausschlielilich für Schutzleute mtereesierten, aridere, die nur .,Studeiitcn mit Schmissen" liebten; einen Urning lernte ich kennen, dessen ausschließliche Leidenschaft Hirten waren. Nach diesen lugt« er aus weiter Ferne aus. „Einmal," so ei-zählte er, „erblickte ich in der Gegend von San Remo oben auf dem Borge einen Hirten inmitten seiner Herde; leider hatte ich meinen Feldstecher vergessen. Da mir seine Gestalt jugendlich er- schien, machte ich mich zu ihm auf den Weg, es war ein sehr beschwerlicher Weg durch ein tiefes Tal, wohl über eine Stunde. Als ich oben angelangt war, i^ah ich, daß es ein ganz, alter Mann war. So ist es mir mehr als einmal ge-

Ein anderer wurde durch den am Nacken stiirk hervortretenden siebenten Halswirbel mächtig angezogen, andere durch Kahlköpfe; von zwei urnischen Brüdern, die ich in Briissel kennen lernte, liebte der eine nur „Chasseure'', der andere nur Chauffeure." _

Ich kannte einen Urning, der prinzipiell nur mit Rhomlandera, Woet- faien und Pommern sexuell verkehrte, ganz ausgeschlossen-' seien für ihn Sachsen Hamburger und Elsässer; einer wurde nur durch Leute, die kurze Shaghpfeife lauchten, erregt. Verschiedene Urninge und Urlinden teilten mit, daü schöne Menschen sie kalt ließen, dagegen fühlten sie sich angezogen durch Leute von grotesker Häßlichkeit, Überhaupt ist bei den homosexuellen Frauen diese Differenziertheit des Geschmackes ebenso groß. So konnte sich eine mir bekannte Urlinde nur für verheiratete Frauen interessieren, eine

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Fetischismus,

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amieii.' nur füi* Dienstiiiädclieii, ciiiü weitere wurde durch Pelze, eine andere durch große Ohri'inge mächtig angezogen, eine liebte „Frauen nicht iuiUt 200 Plund."

„Wenn Kriogsminislcr von Einem über die Homosexuellen oagte' Ich habe aus Broschüren und wiseensehaftlichen Sclinl'tcn gelesen &d\l Jen»; Männer, die mit dieser Leidenschaft behaftet sind, sich diejenigen Männer aussuchen, die ihnen die Verkörperung der Stärke und Vollkommenheit .u sein >=chemeu : z B sollen Lastträger, Rollkutscher und Dierkulsclier ganz besondere Objekte direr Lust se.n." so zeigte er sich nur sehr einseitig orientiert.

,,Ein speknlaUver MiUliirschncider in Berlin, der ein vielbesudites Ab- sleigquartmr ur Hen.osexuellc unterhielt, hatt« in seinen Schränken alle

m Lianen, Land- in heesoUlaten umwandeln konnte. \uch sonstige Reoui- siten, nnt denen er fetischistischen Ansprüchen genügen konnte lehllen nidU : vom Apachcniialstuch bis zum Prie^terl;!-.»^« i-^T,, c- ' ' , ,

vMudlc- Ab»nJc,.lid.koito bis m dL G fZ^'^r "[=»«=1>™, »l*"' "»1'-

'■Jf'i.i'^' 7" Jiteotat richtig. Beobachtung des Autors. Auch der k Ute Patien den .ch als Antifetischistcn beschrieben habe, hatte selbst sehr grote Fuße und krankte sich darüber. Aus den, zu kl inen Kinder- Mchen war e„, R.esenfuß ge.-orden. Ursprünglich .-ar er auf diesen tu s oz dann stell te s.ch d,e polare Einstellung in den Vordergrund. D^o analytrsche Durchforschung dieser Fälle ,vird imu.er die infantile Wurzel der mdn-,duellen Geschmacksrichtung nachweisen

Eni r«l der von Hirschfeli erwähnten Fälle hat mit dem echten Iet,sch,smus nichts zu tun. Es handelt sich um Fixierung infantiler Emdrucke -- um Falle von Partialismus. Aber auch d.ese Fälle zeigen un. das Phänomen des Zwanges. Der Partialist ist in eine b st mmte Geschmaeksr.chtung eingezwängt. Er kämpft oft gegen den Zwang und ,st außerstande ,hn zu rfterwmden. Sollte ein einziger intartilor Eindruck „nstaride sem, das ganze Leben als Zwang zu wirken' Ich zwerflo an der Theorie von «„, seit ich die FäUe^nalnisth durch- lorseht habe, bio ist zu billig

Daß abor damit das Wesen des Partialismus und Anti-Partiali.- mus n,ch erklärt ist, das beweist uns die Psychogeneso des letzten Jalles. Hier war der große Fuß das S,™ibol einer Maitresse. Aller- dings findet sich auch das sexuelle Interesse für den Fuß und der H.n- weis auf den großen Fuß der Mutter. Aber eine analytische üur.h- forschung der Falle zeigt, daß es gefährlich ist, sich auf eine bestimmte

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Der Symljolisnius des Zwanges. 9-0

Hypothese festzulegen. Ko ließ ßieh im letzten Fülle kein Aniialts- punkt finden, daß der Scliweißfuß eine Rolle in der Ätiologie dieses Pal-tialisitms s|)iclt. Es ist auch a priori nicht anzunehmen. Denn ich hahe viele Fälle von Hand-Partialisnuis gesehen, die an Intensität dem Fuß-Partialiemue iiidit nadistanden. In koijiera Falle war ein Anhalts- punkt für eine Hchweißhand vorhanden. Bald war es die Hand der Muttei', die mit deifi Gliede während der Kinderpflege gespielt hatte bald die Hand einer Erzichungspei'son, bald dei- Hinweis auf die Onanie und viele andere Zusanniion hänge. Diese Fälle haben mit dem Feti- schismus nichts zu tun. Ganz anders der Fall eines Handschuhfeti- schiston, der die Handschuhe der Frauen sammelte und den es besonders erregte, wenn der Olacehxlerhandschuh sehr enge anf der Hand saß so daß er die A'orstelhnig haben konnte, die Finger seien in den Hand- schuh fest eingepreßt worden. Interessant ist der Umstand, daß dieser Patient nur durch festes Drücken und Zusammenpressen seines Penis Orgasmus erzielen konnte.

Doch ich würde mich iiiy Fnendliciie wiederholen, wollte ich die adäqiiaten Vcrhälf ni.';s{i beim Handl'etischidnms aufweisen, wie ich .*ie beim Ful.U'etischismus finden konnte.

Gemeinsam ist beiden Kraiüiheiten der Zwang, die Vorstellung des Eingeschnürtseins, das Abrücken vom geschlechtlichen Partner und der Haremskult.

Oft führt das Bedüi'fiiis nach einem Zwange den Patienten dazu, sich das Glied einzuzwängen. Oft hört man, daß parapathischo Xranke ihren Penis mit Stricken oder Bändern eingebunden haben. Viele legen eine solche JJinde des Nachts an, andere tragen sie am Tage.

Viele sonst rätselhafte Vorgänge finden auf diese "Weise ihre Eiklärung. Maresch demonstrierte in der Gesellschaft der Ärzte in Wien ein Referat {„ein Fall von jahrelanger Einsclmürung des Penis durcli einen Fingerring", Wiener klin. Wochenschr., 1920, Nr. 5). Der Ring hatte zur Entstehung einer Urethralfistel geführt.

Die vorgeiKiimiicncii katamncsli scheu Keclicrclieii ergaben, daß dür Vei-- elorbenc, der vei'bciratet gewesen war, in den letzten zehn Jahren keinen ge- Kchlechtliclieii Verkehr mit seiner Frau gepflogen hatt-e, und daß er damals (also vor aohn Jahren) über lästige echmerzhafle Erektionen geklagt h;il>e. Scdno Frau halte ilim den Rat erteilt, einen Arzt zu befragen, nnd als sie sich später wieder nach seinem Befinden erkundigte, meinte er. es sei eine ärztliche Konsultation nicht mehr notwendig. Von dem Itinge wußte die Frau nichts. Wir wei'den daher nicht feiilgchen, in dieseu Zeitpunkt die Applikation . des Ringes und die Inkarzeration des Penis zu verlegen, zumal der ana- tomische Befund dieser Annahme durchaus nicht widerspricht. Der Mann hat die mit gewiß nicht unbeträclitliehen Beschwerden verbundenen Folgen der Inkarzeration ohne ärztlidio Intervention ertragen und sich auch mit der UreUn-alfistel abgefunden. Deim hätte er einen Arzt konsultiert, so wäre er

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Ketiscliismus.

zumindeEt von dem Ring befreit worden. Der Pfleger und die Zimmei- genossen gaben auch an, daß dcc Kranke auffallend häufig das Klosett auf- euchte und sehr viele Tücher verbrauchte, mit denen er sich und wie das Präparat zeigt, erfolgreich vor einem Ekzem bewahrte.') (Siehe Abbildung

Nr. 24.) ■-,.■.:■

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Einfache MenBchen wählen ein einfaches Bild oder Werkzeug dos Zwanges. Je komplizicrtei- die Psyche des Menschen ist, desto kompli- zierter der Mechanismus des Zwanges.

Ein wichtiger Umstand erfordert eine gesonderte Besprechung. Wir haben gesehen, daß es eich in allen diesen Fällen um Impulshand- Inngcn dreht. Viele dieser Fußfetiscbisten sind Kleptomanen, sie stehle» die Schuhe, von denen sie ein ganzes Lager haben, sie stehlen Hand- schuhe, sie stehlen Mieder. Wie verhält sicli nvm der Impuls zu diesem merkwürdigen Symptom des Zwanges?

Erstens empfindet der Kulturmensch diesen Impuls wie jede IIi'- reaktion als lästigen Zwang. Der Kulturmensch kämpft gegen die Triebe, er will sie überwinden, er will diesem Zwange nicht erliegen. Die innere Freiheit - das höchste Ideal eines jeden Menschen ist nur zu erreichen durch Überwindung des Zwanges. Der ursprünglidie

') Einen ähnliehm Fall von Sclbstverstrimmlung hat Jeanseime in der Jt"i"' nunimor 1921 des „L'Enccplialc" vcröffintlicht. Ein r^Jähriger hatt^? sich den Pem^ im Sulcue so eingeschnürt, daß diu Glang gangränös nurdo und während des Urinierena abfiel. Zu dißBom Fall macht Sam^re in der „Int. Zeitschr. f. Psychoanalyse" (1922. Bd.VIlT, H.3. Bemerkungon ku einem Fall von Selbstvorstüramelung) einige intcrcesante Bemerkungen. Fr erwägt die Mögli<:hkeit von Kastrationsideen, verwirft sie aber, dw Knabe Bonst den Penis an der Wurzel abgeschnürt hätt«. Meiner Ansicit nach scheint es sich um eine symbolische Darstellung eines Zwanges zu handeln, der voni Genitale ausgeht und am Genitale bestraft werden soll. Auch an Schutzmaßregeln gegw» Onanie ist in solchen Fällen zu denken.

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Uer SyraboIiBmus des Zwanges,

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Zwang ist im echten Fetiechismue nicht mehr zu erkennen. Der Imnul« liat eich verwandelt, der Affekt ersciieint versdioben, der Zwan/ha^ B.ch vom Sexuellen auf ein Sj-nibol verschoben. Der Kranke strebt nicht mehr nach dorn Besitz der bogehrten Person, er erliegt wohl den. _>;wange. aber in einer symbolischen Form, die seiner asketischen (endonz dadurch gerecht wird, daß er dem Gesdileclitsverkehre entgeht oder Jim auf ein Minimum cinsdiränkt. Er hat dem Zwang einen Gegen- zwang entgegengestellt. Zwangssymptorae sind Reaktionen des Ge- wissens auf eine unerfüllbare 1'riebforderung. Die Urroaktion ver- wandelt sich in eine vollkommen atypische Kulturreaktion. Er erliegt wohl einem Zwange, aber es ist ein Zwang, den er sich selbst geschaffen hat, um der ursprünglichen Forderung seiner Sexualitiit zu entflielien. Der Fetischist hat sich in eine Parapathie hineingezwängt, um einem anderen Zwange zu entkommen. Er spielt den Paraphilen und bleibt der Asket. Der Zwang der Kultur, der Erziehung, der Religion, des Ethos bleibt dodi siegreich. Aber er empfindet diesen Zwang nicht mehr als das Fremde, weil ja die Parapliilie seine eigenste Sdiöpfung ist. In Wirklidikoit reizt ihn der Fuß gar nicht. Er benimmt sidi nur so, als ob er ilm reizen würde (VaihingeT). Er arbeitet mit einer Fiktion, um der Realität der Sexualität zu entgehen. Die bipolare Tendenz, Don .luan, Satan, Libertin, untreuer Ehemann einerseits, Priester, Heiliger andrerseits kommt in seiner eigensten Schöpfung '/.um Ausdruck. Dann wird der Trieb als das Fremde und der Fetischis- mus als das Eigene empfunden. Der Impuls wird sozusagen durdi deu FetisdiismuB immunisiert, er wirrt für das Leben unschädlich gemacht. Die Kraft des Impulses geht nicht verloren. Er wird nur von dem oigentlidien Strombett abgelenkt und gezwungen Arbeit zu leisten, die seiner Tendenz feindlidi ist. Er wird dann ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und doi'h das Gute schafft.

In dem eingeschnürten Symbol drückt der Kranke dann beide Tendenzen aus: den Zwang des Triebes und den Gogenzwang der Zwangsneurose.

So komme ich zu meiner alten Formel zurück: Der Fetischismus ist nur eine Abart der Zwangsneurose, seine psychische Struktur kann nur als Zwangsneurose verstanden worden. Der erotische Symbolismus des Fetischismus drückt diesen Zwang in der Wahl des sexuellen Fetisches aus, der diesen Zwang anschaulich und überzeugend vor Augen fülirt.

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Kasuistik.

Alle unsere Untersuchungen liaben das eine Resultat ergeben; Der FetiscliismuB ist ein Zwang, den der Kranke sich selbst aus Motiven der Buße auferlegt." Es ist scheinbar eine Paiaphilie, in Wahrheit eine Religion, ein Kult. In dieser Religion herrschen die Götter der Kind- heit. Der Fetisch muß imstande sein, den Zwang dieser Religion, die ja immer den Cliarakter eines Zwanges') hat, symbolisch darzustellen. Er muß etwas Schützendes, Umhüllendes, Einschnürendes sein. Aus diesem Grunde eignen sich Schuhe ganz besonders, denn sie schützen den Fuß vor Verunreinigung. Es eignen sich auch enge Hosen sowie Korsetts zum Fetisch. Ee ist nun klar, daß auch eine Mehr- heit von Fetischen nebeneinander bestehen kann, wenn sie das Gleiche ausdrücken. Es ist so, als ob man einen Ausdruck in zwei verschiedenen Sprachen verwenden würde. Es kann sich daher der Schuh fetischisnuis mit einem anderen kombinieren. Einen solchen Fall beschreibt auch Abraham -) und über diesen Fall möchte ich einige Worte sprechen. Fall Nr. 51. A. beschreibt einen SSjährigen Hochscliüler, der sich sciion in der Pubertät von anderen Altersgenossen dadurch unterschied, daß er sich für das weibliehe Geschlecht nicht interessierte. Er hielt sieh für impotent. Mit 14 Jahren begann er sich zu fesseln. Mit 15 Jahren begann er elegante Schuhe der männlichen Mitschüler zu beobachten. Nun kam das typische Erlebnis. Er verschob dies Interesse auf die weiblichen Schuhe. Besonders erregte ilin der Gedanlfe, wie unbequem das Gehen in soldien Schuhen sein müsse.

Er verwechselt die Schuhe, den rechten und den linken, um aus eigener Erfahrung zu lernen, wie das Gefülil des quälenden Druckes beschaffen sei. Diese Verwechslung von links und rechts ist eine wunder-

^) Vergleiche die Aupfülirungen über die Darstellung der Parapatliie im Traume. Zbl. f. Psychoanalyse, Bd. III, S. 6G. Der Scln:h ist ein sehr häufigee Symbol (fe-r P'"''''' pathio seihst. EbenKO der Handschuh.

*) Psychoanalyse eines Falles von Fuß- und KorsettfetischiBmuB. Jahrbuch für pBTclioanalytieche und psycho pathologische Forschungen. III. Bd., 1932.

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Kasuistik.

bihöne eymboliöche Handlung. Er möchte aus einem Manne ein Weil» ijerden. Das dürfte aus einem eminenten Idontifizierungsprozease mit i^emer Mutter stammen. Denn mit 16 Jahren naJim er ein altee Korsett der Mutter, schnürte sich darin fest ein \md ging so damit auf der Straße spazieren. Wieder begegnen wir dem Fetischismus mit. Re- quisiten aus der Toilette der Mutter, Patient erziUiit : „Sehe ich eiii- -eselmürte Frauen und Mädcheii und vergegernväi'tige ich mir den Druck des Korsetts auf ihre Brust und Unterleib, so kann ich Erektionen er- zielen." Seine Träume handeln oft von Korsetts und vom Schnüreu c-iii Gegensatz zu den mir bekannten Fällen. Er hat ausgesprochen kepiophile Rieclilusl, die auf seinen Iniantilismus zurückzuführen ist Eine seiner häufigsten Erimiecnngcn ist eine Szene, in der die Mutter im Wasser watet. Ich sehe darin den Kern seines Fußfetischismus. Kl- war bis zum 10. Lebensiaiire mit seiner Muttei- sehr z.artlich und hatte bis dahin aucii sehi- häufig ihi' BetI aiifgc^uciil Sehr stark ist :Jeine Sehnsucfu, ein Weib zu ^ein. DaunI dürften seine Kastralions- ]ihantasien zusamnieidiängen. Er zeigt die charakteristische infantile Neigung, den Hiirn und den Urin zurückzuhalten. Seine Fesselungen iVaidcn meist im Klosett, statt. Sie dürften der Phaniasie entstammen, in Windeln i'ingehunden zu sein. . . . Dazu stimmt, daß er sich seine (ienitalien gern einsclmürtc

Abraham bringt auch einen Traum des Patienten:

Er ist mit seinem Brudei' iiuf einem Schiffe, das durch einen Hafen fährt. Um au? dem Üafcn zu koiiuiicn, mii^^eii sie einen eigentümlichen wie ein iiaiis über dem Walser gebauten Du^chliit^ pasMieron, Sie fahren dann durch freies Wasser, sind dann aber plötzlich auf dem Lande und fahren mit dem SchiHe durch eine Straße, ohne jedech den Beden /u lieriihi-eii. Sii^ fahren in der Jjiiri; ein Sclnitumuiin reicht ihnen rliilx^i zu.

Der Traum ist in seiner fundamentalen Bedeutung von Ahrnham nicht erkannt worden, da er in jener Zeit der Publikation die Symbolik der Spermatozoenträume noch nicht kannte. Der wichtige Einfall des Patienten „Koloß von Rhodos'" erklart deix Traum. Der Koloß stellte einen gewaltigen Mann dar, der mit ausgespreizten Beinen über dem Hafen von Rhodos stand. Er erinnert den Patienten an den urinierenden Vater. Der Traum stellt den Patienten als Spermatozoon dar und be- schreibt seine Reise durch den Körper der Mutter. Daher dai^ merk- würdige Fliegen . . . (vgl. den Mutterleibstiaum eines voi'hergehenden Falles, S. 218), Der Sinn des Traumes heißt: Ich möchte noch einmal auf die Welt kommen und ein neues lieben beginnen. Ich möclite noch einmal Kind sein. Einmal träumt der Patient, daß die Schuhe hinton niedergetreten sind, so daß die Ferse sichtbar ist. Das bedeutet neben anderen Determinationen, daß er seine Parapatlüe zu verlieren glaubt. Das ist in der Psychanalyse häufiger der Fall, als es die Analytiker

SlBkel, SlOtangon dos Trieb, aud i-ffuliUebeas. VH. yj

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Fetischisniuii.

selbst wissen. Denn diese fetischistischen Neigungen verlieren für ihrra Träger den größten Wert, wenn er sie einmal mitteilt. Sie sind sein tiinge behütetes Geheimnis nnd entschließt er sich einmal sie mit- zuteilen, Bo ist er sthon halb entschlossen sie aufzugeben. Richtig ist, daß wie Abraham betont die Ferse die Bedeutung einos Genititl- ereatzes hat. Jeder Fetisch ersetzt das Genitale und kommt zustand-', weil eine erogetie Zone dabei beteiligt ist, aber damit ist das Wesen des Fetischismus noch nicht erklärt, wie wir ja bereits gesehen habeu- niese Itomerkungen über den Fall Abrahams mögen vorläufig ge- nügen. Über seine Auffassung des Fulifetisuhismus will ich mich später äußern. Ich mache liier nur auf die starke Tendenz aufmerksam: U-\\ will ein Weib sein! Diese Tendenz fehlt in keinem Falte von echtem l'otisehismus und erklärt uns auch das riierkwürdige Ausspielen lies Fetischismus gegen das Weib. Sammelt der Fetischist Frauenschuhe, so stellt er sich vor, wie sie ihm passen würden: so geht es ihm mit den Hemden, Korsetts, Schürzen, Hüten usw. Die homosexuelle Grund- lage des Fetischismus setzt sich in diesem Wunsche mächtig durch. Auch der Spermatozoentraum mag neben anderen Bedeutungen auch diese haben: Wenn ich nochmals auf die Welt komme, möchte ich eine Frau wie die Mutter oder die Schwester sein. Von diesem Wunsche biß zum Transvcstiemits von Hirschfeld ist nur ein kleiner Schritt. In der Tat zeigen alle Transvestiten die Kigenschaftcn der Fetischisten, sie sammeln weibliche Toilettestücke, sie treiben den Haremskult sie versenken sich in eine ihnen verschlossene Welt mit der ganzen Macht einer irregeleiteten Phantasie.

Der nächste Fall zeigt uns alle diese Momente neben anderen sehr interessanten. Er ist von Dr. Olto WaWier publiziert worden. ^^ ir liissen ihm darüber das Wort:

Fall Nr. 52. M. K., .Journalist, war zur Zeit seiner .\ufnalmie in die irronaiifitalt xweck^ Beobachtung seines GcistesziistJiiidcs 3(i .I;ihre alt. Ülwr orblicIiP Uida^ilniig w;ir nichts zu erfahren. Er hat in der Schule mäßig ge- lernt, ahoi- doch luil. 20 .Jahren sein Maturitätsexamen bcsümdcn. In Berlin imd Marburg hat K. dann Rechts- und Staat swjssensehaften studiert. Nach- dem fi in lviis.-icl zweimal vorgeblich die erste juristische Staatsprüfung vor- quellt lial, wurde er nach dem Tode (^pines Vaters .Jounialist und hat sich dabei durchwegs pekuniär gut gestanden. Vom Hause aus war er so gut wie ver- mögenslos. Meint war K. an konservativen Zeitungen tätig, so in W., wo er eine recht iingcwcheiio Stellung einnahm, in den ersten Kreisen veikehrto. Mitglied des konservativen Wahlvereinea war usw. 1895 verheiratete er sich, die Ehe blieb kinderlos; 1898 adoptierte er ein kleines Mädchen auf dringenden Wuuscli seiner Frau. Mit seiner Frau hat K. geschlechtlich nicht verkehrt. 1899 bis Juni 1900 war er als Chefredakteur in K. l.ätig. Nach Angabe des Zcitungs Verlegers hat er stets zur Zufnedenhcit. gearbeitet.

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KuüuiÄtik.

2.")!1

K. witifle anfe'pkiagt, wegen iriehrfach vtrsuchten, aber nicht vollondoteii Iktrugrü;, indem er unter Vorspiegelung fälschet- Tatsachen, erstens oiii Gut in Schlesien zu erwerben versiiehte, zweitens wohlhahondo Loutp um Darlehen iiiigegnngen hatte.

Erst als rinr Staatsanwalt 3 Jahre Gefängnis beantragte und das GericiiL die Ur(<'ilsvcikiiniligiiiig verlagt hatte, machte er seinem. Vei-l«idiger die Mit- teilung, dali er das Gut nielit allein ans Interesse an der Landwirtschaft kaufen wollte, sondern weil er f,'laul)t(\ daß m- auf dem Lando seine Neigung hoHser knltiviei'on kännc. Kr habe iiämlicli mm ilini unerkläiliclie Neignu" KU Schiiiztin und Waschkleiduni unil glaubte, daß seine Frau in der ländlichen Einsamkeit sich eher dazu entschließen küime, sich seinen Wünschen ent- sprochetiil xii kleiden, als in der Stadl. Kr bat den Vortoidiger noch weilen- Mitteilungen u\)vv Tagebiiclici, liricle und einen KonÜikt mit der i'uiizei in Ilr. wegc'n angeblichen Sittlichkeita Verbrechens gemacht. Der Verteidiger boanlragto daraiillnu Unlcrsuchuog de.^ Geisteszustandes dos K. Diesem An- irago wird ritallgegebt'n und K. einer Anstalt zugelulirt.

Er datiert seine Neigung zu Schürzen schon von früher Jugend her, N'acli seiner Ansicht ist die Neigung dadurch liervorgprnl'on, daii seine Kind e r f |- a u i h in z u r li o r ii h i g u n g Schürzen ins Bett g c- gohon hat. /uniiclist beschi'anktft sich diese l^eidenschaft auf Öcliürx.eu der Mutter und der Schwester, die er lianlig heimlich an .sicji genommen uml versteckt batle. Trutz teilweise recht e!Hi)tindliclier Strafen blieb die Neigung biisteheu. Auch als Slndent ist liic \eigung stets vorhanden gewesen, lind als er sicli noch als ein Student mit seiner jetzigen Krau verlobt hatte, bat er bei den häufigen Besuchen bei seiner Braut heimlich einVx'lue ihroi> Schürzen mit nach Berlin genommen, in dieser l^eit erwachte ancli all- mählich (lic Liebe zu Waschkleidern nach seiner Ansicht, weil seine Braui und deren Schwestern häufig Waschkleidei" trugen, aber am liebsten sind ilim bis heute die Schürzen geblieben.

Die Scliüizen müssen aus Waschstoff sein, auch müssen sie gewisse Farben und Muster xeigen. Am liebsten sind ihm Schürzen und Kleider, die getragen sind, ja .s cli m u t zi g sein können, er duldet z. li. nicht, daß seine Sachen gewa.«chen werden. Per Gedanke, daß seine ., Sieben tjehürzchen" nicht sorgfältig behandelt, ja durch Waschen mißhandelt werden, bereitet ihm fast öinen körperlichen Schmerz, tlberhaupt ist es ihm peinlich. Schürzen und Kleider, dio seinem Geschmacke entsprechen, von Fremden getragen zu sehen, weil er dabei immer den Gedanken hat, man gehe nicht ordentlich und zärtlich mit den Sachen um. Di^lialb, und weil eben seine Leidenschaft für solche Sachen durch den Anblick erregt wird, ist er häulig den Trägerinnen ULichgegangen und hat die fraglichen Kleidungsstücke zu kaufen versucht, obgleich er ganze Seh ranke und Körbe voll im Laufe der Zeit angesammelt hat. Bei einer solchen Gelegenheit ist er in Dr. in den Verdacht des beab^jicht igten Sittlichkeitsverbrechons gekommen. Er hatte ein kleines Mädchen mit einer ihm zusagenden Schürze gesehen, war ihm bis zur Wohnung gefolgt und hatte CS beauftragt, die Mutter zu fragen, ob sie die Schürze nicht an ihn verkaufen wülite. .Kr wolllo am Abend wiederkommen und die Schürze hulen. Bei dieser Gelegenheit wurde er verhaftet. Er erklärte der Polizei, daß er nur die Schürze für seine Sammlung habe kaufen wollen. Die Polizei Heß nachsuchen und fand eine große Anzahl von Schürzen und Kleidern, über deren Erwerb und Schicksal C4' in gleichfalls gefundenen Büchern gewisser-

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PetischiBmus.

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)Raßen Tagobiieh geführt hatte (vom Jahre 1897 an). In B. beauHraglö er eine Althändleriii, Frau U., für ihn eine Schürze, die er bei einem Kinde gesehen hat, zu kaufen und trägt ihr auf, noch andere Schürzen für ihn /u ei-werhcn. Aber nicht nni' alte Schürzen hat er geliauft, sondern, wenn er in einem Gescliät't ein ihm zusagendes Stück fand, hat er es eich angeschafft. Über sein Geschlechtsleben äuliert er sieh: ' Nnr als Student hat er kurze Zeit onaniert-, jedoch ohne besondere Be- 1 riediguiif;. Wie er dazu gekommen ist, will er nicht mehr wissen, aber jedenfalls haben seine Schürzen uew. nichts damit zu tun. Er hat dann bald ohne jeden Zwang die Onanie unterlassen nach Lektüre eines Buchee über die Schädlichkeit der ünanic. Mit einem Weibe hat er nie geschlechtlich verkehrt, auch nicht mit seiner Frau während der nunmehr 8jährigen Ehe. Das ist häufig die Ur- feacho zu häuslichen Unfrieden gewesen, da seine Frau sehr kinderlieb ist. lleshalb hat er seiner Frau wegen ein Kind adoptiert. Er meint, ecin Vei- kehl' mit seinen Schürzen und Kleidern müsse wohl als Ersatz für den Oeeclilechtsverkelir angesehen werden, nach welchem er nie Verlangen gehabt habe. Mit seiner Frau verbände ihn eine auiriehtise Neigung, die aber wohl nichts mit Sexualität zu tun habe, wie ihm ja auch die Trägerinnen seiner Scbürzen iu dieser Hinsicht gleichgültig seien, es interessiere ihn eben nur der Gegenstand, den sie trügen, Nach seiner Angabe ist ihm sehou niehi'cre Male der Gedanke gekonuncn. den Wunsch seiner Fiim zu erfüllen. in dem Gedanken, daß er für sein zu erwerbendes Gut einen Erben haben wollte, aber die Sehürzehen haben sich ihm hindernd in den Weg gestellt. Es sei gewesen, als ob die lieben Schürzchen zu ihm gesproch?n hätten; das dürfe er ihretwegen nicht tun.

Seinen Verkehr mit den Schüi-zen und Kleidern schildert er: Der Besitz und der Anblick seiner Schürzen und Waschkleider, sowie der Verkehr mit diesen, gewährt ihm ein Gefühl des Wohlseins und der Befriedigung, Zu einer sexuellen Erregung kommt es dabei nie, ebensß benutzt er sie nicht zu onanistischen Zwecken. Er findet seine Befriedigung darin, daß er sie ansieht, wenn sie von Frau und Kind getragen werden. Ferner urngilJt er sieh nachts mit Schürzchen und Kleidern, und die ihm gerade liebste Schürze nimmt er auch ins Bett, immer ohne sie zu ona- nistischen Zwecken zu benutzen. Am Tage hängt er sie im Zimmer auf und eti'eichelt sie, küßt sie und redet mit ihnen „wie mit P r a u und K i n d". Auch auf Reisen hat er immer eine oder mehrere Schürzen mit- genommen, so auch auf seine letzte Reise nach Pommern. (Er hat tatsächlich bei seiner Verhaftung zwei Schürzen bei sich gehabt.)

Eine große Freude gewährte ihm auch das Füliren von Tagebücheri (von 1897 an), worin er eich über den Erwerb, Auesehen und Schicksal seiner Schürzen und Kleider ausläßt.

Da .^ieh Frau imd Kind häufig weigerten, die zum Teil unmodernen, zum Teil schmutzigen Kleider und Schürzen zu tragen, ist allmählich der Godanke bei ihm laut geworden, daß sie sieh auf dem Lande wohl nicht mehr wcigeni würden, weil sie sich dort in ländlicher Einsamkeit nicht zu genieren braucliten. Daher ist allmählich die Absicht groß geworden, ein Gut zu erwerben- Hierbei spielt nun nach seiner Angabe nicht allein der Wunsch, seine Schürzenleidenschaft auf dem Lande besser kultivieren zu können, eine Bolle, sondern dazu kommen noch allerlei Vorstellungen, die eich in den letzten Jahren bei ihm festgesetzt haben. Er glaubt näralidi,

KasiiiBtik.

261

im Besitze eines Rittergutes allerlei Pläne verwirklichen zu können, die ei' y.ur Verhcseei-ung der sozialen Verhältnisse seiner Mit- men sehen vor hat. Er will zunächst gar nicht mit diesen Plänen heraus, läßt sich aber schließlich herbei, einiges davon zu verraten. Bei meinen parteipolitischen Verbindungen glaubt er, als Gutsbesitzer eventuell ein Rcichetagsniandat bekommen zu kcinneii, dadurch in Fühlung mit hühr>n und höchBte.n Kreisen zu koiiuiien. Er spricht von Tiitigkeit im Ministerium, ta ganz heimlich taucht auch der Gedanke auf, selbst Minister werden zu können. In diesen Stellungen hofft er, eben seine Pläne zur Verbesserung der sozialen i^age ausführen zn können. Wgs er für Pläne hat, will er noch nicht sagen. Ven seiner Tätigkeit als Redakteur spricht er keineswegs mit (Tberhebung, sondern gibt nur an, daß er stets zur Zufriedenheit seiner Auftraggeber gearbeitet habe-

Aus dei' weiteren Krankengeschichte während seines Anstältsaufen t- haltee ist noch zu erwähnen seine Angabe, seit 3— 4.)a]iren (1S98— 1899) au anfallsweisen Koplschmerzen zu leiden, die vorwiegend in Stirn imd Hinterkopf sitzen. Hat Jalü' und Tag bis 3 Migränepulver genommen. Seit 2— 3 Jahren ist der Schlaf ungenügend mit tiäuligeni Anischrecken. Er vei- hingt dauernd die bei seinen Sachen lieiindlichen Kinderschürzen, die er seibat bei sich gehabt habe und ohne die er es nicht aushalten könne. Ist häufig weinerlich verstimmt.

Ich lasse letzt einen Aueztig aus seinen Tagebiieliern folgen:

„Dunkelblaue Schürze mit blaugcslreillem Rand. Band die Schürze wieder früh, r)achdcm sie angezogen war, um, auf meine Bitte. Heute aber erst, nachdem sie auch Marga gewaschen und angezogen hatte, so daß mir das Furchtbare erspart blieb, zu sehen, wie sie in der süßen Schurze Marga wäsclit. Frühstückte darin und trug m ihr das Geschirr in die Küche. Wusch Margas Haar in ihr mit Bayrum ein. Zog ui ihr Marga die Kamascheu <ler Gummischuhe an, berührte dabei mit ihren Annen die l.erabhängende Schürze, die dadurch wieder ganz zusammengebogen und .ge- knutscht wurde usw. Schürzidel hängt zu meinen. furchtba.-sten bchmerz ganz zerkniitscht und zusammengebogen herunter, ist voller Knulscli teilten, die sich von oten bis unten hinziehen, auch der blaugestrei te Rand ist auf lieiden Seiten voll direkter KnutschfalUm und der süße blaugestreifto Stofl' ist oben rechts und links ganz zusammengebogen und zerknüllt. Ich bin tief traurig, daß das süße Schürzidel durch das Umbinden so fnrehlbar mitgenommen usw.

Kleine dunkelblaue Schürze.

Sonntag ,1 band zu meiner innigsten Freude wieder die kh'ine dunkel- blaue Schürze um, und zwar gerade zum Sonntag, trotzdem Eie noch unge- waschen und schmutzig war. und ich gar nicht erwartet hatte,, daß sie ^16 «ich in N-Str. umbinden würde. Das herrliche Schürzidel ist noch von R., W St Dr. und St., ja sogar noch von 0. sclimutzig und ungewaschen, seit sie 'sie'vor nahezu 12 Jahren in 0. umgebunden hatte. Beim ITmlnnden ei- innert*> sie mich daran, daß das eine von ihren ältesten Schürzen sei usw. Zu meiner tiefsten Betrübnis sagte J. dann weiter, die Schürze sei sdMU fadenscheinig und würde wohl bald mal wie Zunder auaeinanderfallen usw."

Schildert dann einen Streit mit seiner Frau über das Tragen dieser Schürze. Frau gibt nach.

96?

Fetischismus.

Fülgoii noch Geechichteu über einige undeie Öcliiirzeii, ao z. B. weiLve geripptf Scliürze mit ßchmalcn Kaspcln, bl angestreifte gerippte Schürze, (hmkolhlaii gerippte Schürze mit rotgcrippt-eii Borten und Halskragen (.ydilieljtfchiJrKo), kleine mittelhlau, gerippte Schürze mit rotgeblümt«r Kantt-, Jidlgclb gerippte Schürze mit blaugerippter Borte.

Dazwischen Schilderungen von WaBclikleidern : Blaugestreifle Blueo mit Matrosenkragen. Blaugestreiftet- geripptes Waschkleid. Dunkelblau ge ripptes Wasclikieid usw.

Auch aus Briefeu an seine Frau geht die Sorge um seine Schürzen und Kleider hervor. Er schreibt, daß sie in seiner Abwesenheit ja niciit seine lieben, süßen Schürzidel umbinden solle usw.

Seine Alutter gibt bei der gerichtlichen Vernehmung an, daß ihr Sohn als Knabe und auch als älterer Gymnasiast eine eigentümliche Neigung iui Schürzen gezeigt habe, und zwar hauptsächlich für. blaue Schüi-zen.° K s wäre (j t' 1 vorgekommen, daß ihr von ihren eigenen Schürzen Stücke fehlten, die sie dann oft erst nach "Wochen in e i n d m W' i n k cl oder einer Ecke eines Kom- me il en s t-hub fach c s ihres Sohnes wiedergefunden habe. Ermahnungen und härtere Strafen halfen nichts. Ihr verstorbener Mann Imbi' e,-^ fiii' eine Spielerei gehalten, wenigstens als die Neigung auttrat. Sie i-x'llisl glaubte zuerst auch, daß die Sache von einer alten Kinder- frau ihres Sohnes herrühre, die ihm ihre Schürze zum Spielen zu geben pflegte. Wie die Neigung sich später eutwickelt habe, und ob sie noch bestände, wisse sie nicht. Sie erinnere sich jedoch, daß ilir verstorbener Mann ans Briefen ihres Sohnes, die er au Anfang des LiebesverhiiltniseeB zn seiner jetzigen Frau au diese geschrieben habe daß er auch ihr gegenüber die alt^^ Neigung für SehÜi-zen betätige. Von 'einer PaBsioii für andere Kleidnngsstücke sei ihr gar nichtig bekannt. Sie habe ihren Sohn seit IL. fahren nicht gesehen.

Die Ehefrau des K. bestätigt bei ihrer gerichtlichen Vernehmung im großen ganzen die Angaben ihres Mannes in bezug auf die Neigung für Schürzen und Kleider. Sie bestätigt auch, daß dadureh viel Unfrieden ent- standen sei, namentlich wenn sie sich geweigert habe, sich nach dem Ge- Bchnmcke ihres Mannes anzuziehen. Bezüglich des Gutskaufs ist sie der An- ^iclit. daß ohne Zweifel der Gedanke alleinbestimmend war daß sie und (las angcneminene Kind eich dann nach seiner Laune und aciiien Kei'^ungeu cnf^sprecheiid kleiden kömiten, Sie schildert ihren Mann als durchaus" spar-

sam und arbeilsam So lange er noch nicht die unglückliche Idee sich ein (nit /,n kuulen, gclmbt habe. se>en sie bei ihrer Sparsamkeit stete ohne Sdiuiden mit dem Gehalte ihies Mannes aufgekommen, hätten sogar Ideine

in unabhängiger Stellung ein bequemeres Leben führen zu können Ferner hebt sie noch hervor daß außer den ihrem Manne besonders zusagenden Farben, wie blamveiß gestreift blau und rosa, auch die Zeichnung des .Musters eine Rolle spielt. Es käme vor, daß trotz zusagender Farbe und Form das Muster nicht seineu Anforderungen entspräche und dadurch das ganze Stück für ihn wertlos sei, während er für ilm passende Stücke viel Geld ausgeben könne, was sonst nicht in seiner Art Hege Als Ersatz für

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Kiieuistik.

363

Jen uonnaleu GeöchJechtäverkobr bleibt eben iiur uuter diesen Eindrücken der Verkehr mit seinen Sehürzeri und Kleidern bestellen und befähittt ihn seine Neigune, wenn auch zum Teil unbewußt, sein sexuelles Bedürfaiö nur im Veikelir mit seinen Suliüry-en zu befriedigen, ohne diiÜ es zu Äuße- iimyen dci' Cicnitaluryaiu: kumnit. Allein der Besitz, der Anblick und der "Unigimg mit «einen Üehiirzen bereiten ihm das Vergnügen und die- Befriedi- frniig, die der iioniiale Menseh im legel rechten GeBellöclial'lsveikehr empfindet, Ji<i= Weib ülri öuldiey tritt ganz bei ihm in den ilinU^rgrnud, wenigsLena ist z. B. KCine Neigung zn aeiiiur Frau erst in zweiter Linie sexueller Natur insorern er sie ula 'J'riigeriu «einer Schulzen und Kleider ansieht. (FeÜsehisrawa Dnd l'ayelitxic. Ein Beitrag zur Kasuistik. Inaugural-Diseertatioii. Otto Walfher. llostüek. Carl Buldt'schc Hol'-Buehd ruckerei, lüOfi.)

Diüsur ganz außerordeiitlielio Fall bringt uuh in oJnei- ßeltenoii lifinkultur alle Charakteristika eines celiteii Feiisdüeiiiua. Wir lindau:

1. Der Fetisch bat eins Weib voilkonunen ersetzt. Fr ersetzt sogar ui'.' Onanie und gestattet dem Patienten eine relative Keiiaehhcit.

± Der Hareniskult ist besonders deutlich ausgesprochen.

;i. Die infantile Wurzel besonders dcutlidi. Die ersten Fetischo \\iren Schürzen dei' Mutter und Kchwester. Die Iteinniung, die ihn ver- hindert ein Weib zu besitzeii. scheint in geheimen Inzestmotiven zu

liegen.

4. Er trägt die Schürzen selbst, will ein Weib sein, identihziert

eicii mit seiner Mutter.

5. Der Weg zur Homosexualität wurde niclit eingeschlagen, dafür

Entstand der Fetischismus.

6 Der Glaube an seine große liistoriseho Mission reicht nicht bis zm Gottheit empor. Kr will Minister werden. Er ist nicht sicher, ob nicht eine genaue Fsychanalyse die Chnstusneurose nachweiGWi würde Leider haben wir keinen Traum des Patienten zur Verfugung. r.ocb könnte nach meinen Erfahrungen die Schürze für die. Schurze stehen die Christus auf den Bildern tragt. Ich vermute, dali der Kranke ein Heiligenbild sah, auf dem Christus eine weiße Schurze tni- (blau - die Hinnnelsfarbe). Doch es ist eine bloße Vei-

mutun" und natürlich nicht zu beweisen, wird aber aus einem ähn- lichen Fall dessen ausführliche Analyse folgen wird, zu ersehen sein. Srfion das 'Führen eines Tagebuches läßt auf seinen inneren Größen- wahn schließen. .

7. Er hat ein Gehehnnis, das ilmi allem eigen ist - einen kost- baren Schatz. ,, . , P M

Eine besondere Besprechung verdient- das Moment, dali er ein Ab- rützen der Schürzen fürchtete. Die Schürze ist das Symbol der Pani- T,.thie Sie schützt ihn vor dem Schmutz der Welt. Diese Sicherung darf nicht verloren gehen. Sein Fetischismus darf sich mcht abnützen, sonst ist seine Keuschheil verloren. . . . Ferner scheint mir die Liebe

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Fetischismus.

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zur MuUer dnt' iibevi-agende Rolle zu spielen. Es nidcht nichts aus, daß er sie llJahre nicht gesehen hatte. Die Schürze stand für die Mutter und begann die Mutter volkomnien zu ersetzen. Doch scheint mir, daß das Gut nur gekauft werden sollte, damit die Mutter hinkomnu'ii sollte. Das sind nur Vermutungen und der Ankauf des Gutes kann a.uch das Erwerben des höchsten Gutes bedeuten. Ich muß gestehiTi. daü dieser Fall an Plastik alle anderen mir bekannten übertrifft. Er ist. in der Tat ein Triumph der men schlief len Phantasie, ein hartnäckiges Ringen um das Ideal der Keuschheit, mit einer Versenkung in ein Symbol, wie es wohl selten zu linden ist. Für sein Symbol wird K. zum Verbrecher. Hier erwacht in ihm die Angst und er gesteht sein lange gehütetes Gelreimnis. ... . - ' . ' '

Ich bin in der seltenen Lage, einen ganz analogen Fall mitzu- teilen, der einer eingehenden Analyse unterzogen wurde. Er wird uns später beschäftigen und uns beweisen, daß die Verhältnisse beim Feti- schismus noch viel komplizierter liegen, als wir es bisher geschildert liaben.

E r \v ä h n e n s w e r t ist hier die a n i m i s t i s c h e Ten- denz. Die Scliürze lebt und spricht zu ihm, die Schürze leidet beim Waschen, sie ist kein totes Gebilde, sie ist ein Teil seines Ich.

Noch tiefer in das Wesen des Fetischismus führt uns der nächste Fall. Er zeigt uns in wunderbarer Weise die ganze Systembildung, die dieser Parapathie zugrunde liegt und die man umnöglich mit fmeni infantilen Erlebnis erklären kann. Auch werden wir hier an Hand einei' Traumanalyso einen tiefen Blick in die Psychogenese dieser Krankheit werfen dürfen.

Fall Nr. 53. Es handelt si.h um einen 27jährigen sehr kräftigeu Mann, nennen wir ihn Herrn K a p p a, der sich für Mäimerhoscn mid y.war für Sporthosen interessiert. Er konsultierte zuerst verschied- nc Arzte, die sich nicht zu helfen wußten und schließlich Schrenk-NotzU"/, der ihn zu hypnotisieren versuchte und ihn in der mißlungenen Hypnose den Auftrag gab, zu einer Dirne zu gehen. Dies versuchte Herr Kapi.a Aber mit welchem schrecklichen Erfolge! Im Lupanar brach ein Schweiß aue, er wurde von Schüttelfrost gebeutelt, es kam zu keiner Erektion, so daß er verzweifelt davonlief. Trotzdem mußte er noch einige Male diesen Versuch wiederholen, jedesmal mit demselben negativen oder nur halben Erfolge. Doch lassen wir Herrn Kappa das Wort zur Schilderung seines Leidens. Denn auch er leidet unt«r diesem Sporl- Iioeenzwange sehr bedeutend und bittet um Abhilfe außerdem ist er Masochist und huldigt dem Flaggelantismus. Wir haben Herrn Kappa ersucht, uns eme möglichst genaue Darstellung seines Svstemes zu

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JJII ILI1--

^r-M

Kasuistik.

265

geben. Denn darum handelt es sich ja iiamei- in dieaen Fällen und wir lassen hier seine eingehende Schilderung folgen:

„Eine geschlechtliche Erregung findet statt, wenn die Kleidung irgend eines männlichen Individuums im Alter bis zu etwa 30 Jahren der Vorstellung Raum gewährt, daß sie ihrem Träger lästig ist oder daß er bei deren Tragen c i n o ni Zwange unterliegt. Djeso Vorstellung erwecken in erster Linie Hosen oder Röcke oder ganze Anzüge aus Manchester, in zweiter Linie aus anderen minder- wertigen Stoffen wie imitiertem Leder oder aus echtem Leder. iCine bevorzugte Stellung nehmen mit minderwertigen Stoffen bekleidete .Schüler ein, namentlicli ältere und solche höherer Lehran- stalten.

Der Reiz erhöht sich, sobald zu der Besonderheit des Stoffes Be- sonderheiten des Schnitteö der Kleidung kommen, d. h. sobald diese eng anliegend gearbeitet ist, so daß Nates oder Oberschenkel oder auch die Kniegelenke plaetisch hervortreten. Erregend wirken ferner e i n- schnürende Bestandteile der Kleidang, wie Leibriemen oder die Knievorschlüsse von Sporthosen, weiterhin lange Stiefel, Stiefel mit -enagelten Sohlen oder lederne Gamaschen. Die Wirkung eng sitzender Kleidungsstücke ist unabhängig von der Besdiaifenhcil des Stoftes, was 2. B. bei Soldaten zur Geltung kommt.

Die Fetieehkleidung gewinnt an Reiz, wenn sie Spuren lanf^en (iebrauches zeigt, wobei das Gesäß den Vorrang einnimmt. Sehe ich jemanden radfahren, so wirkt aiicli dio VoiateUung von dem körperlichen Gefühl erregend, das die Berührung des Anus nnt tlem Sattel hervoiruft.

Bekleidungsstücke aller geschilderten Arten nehmen auch di-ini mein sexuelles Interesse in Anspruch, werai sie u n b e n u t z t etwa in einem Schaufenster zu sehen sind oder sich in meinem Besitz befinden.

Olme all diesen Anloi'derungen betrefi's der Kleidung entspreclien zu müssen sind ferner solche Leute Verursacher sexueller Lust, deren äußeres sie als Angehörige körperlich arbeitender oder dienender Stände erkennen läßt. Soldaten sehe ich zuweilen an auf die Heschaffenlieit ihrer Hände hin, ob diese vermuten läßt, daß ,hre soziale Stellung im Gegensatz zu dem Rang steht, den ein dreijährig dienender Soldat e i n-

"'"* Gegenstand meiner Schaulust sind weiterhin Knaben oder junge Männer, deren Gesichtsauedruck gewissen Anforderungen entspncht. Es soll entweder etwas Keckes oder Sinnende« dann hegen Bartlos>g- keit ist ebenso reizvoll wie das Vorhandensein eines nicht zu großen Schnurrbartes Starke oder interessant gezeichnete Augenbrauen, lang

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FetiächiEmus.

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bewimperte Lider, kleine oder lebhafte oder ^roße dunkle Äugen, ge- bräunte Gesichtsfarbe, eine in Falten gezogene Stirn, regelmäßig ac- etellLe weiÜc Zähne, Haupthaar, das im Nacken in einen spitzen Winkel ausläuft, sind reizvolle Kinzclhuiton. Dunkle Behaarung genießt ehien Vorzug vor heller. Eine schlanke Taille wiegt viele andere Vorzüge auf. Uei der llctrachtung derart gckcimzcichnetcr Männer entsteht uft der Wunsch in mir, so schön und so jung wie das je- weilig e S c h a u o b j o k t z u g e i n. ,■.,-.*. . - -

Eine andere Art meiner Sexualbetätigung besteht darin, feti- sdiistiscli verehrte Kleidungsstücke zu kaufen und anzuziehen und mich darin vor den Leuten sehen zu lassen. Jedech werde ich ihrer in der Regel schnell überdrüssig und verlange nach neuen Reizen. Die Bevorzugung einer bestimmten Farbe des in jeder Hinsicht am höchsten bewerteten Manchesters unterliegt stetem Wechsel ; in allen Ab- scliattungon wiid bald braun, bald grau, bald grün, bald blau oder sdiwarz bevorzugt. Der Reiz der Fetisehkleidung würde sich erst dann voil entwickeln, wenn ich gezwungen wäre, sie täglich zu tragen, und dadurch iin'o Haltbarkeit erproben und Spuren der Abnutzung hervor- rufen würde. Dicseni Mangel lielfe icli zuweilen durch scheuernde J3e- :*-weginigen mit dem Anus auf Stuhl oder Fußboden ab. Mit einer ' F c t i s c h h 0 s c angetan, vermeide ich es, mich auf einen gepolster- ten Sessel zu setzen, was ich sonst bevorzuge. Jedesmal enttäusclit mich die Fetischklcidung in bezug auf iin-e Haltbarkeit. Breit ge- rippter Manciicstcr wird höher bewertet als sclmsal gerippter. Seine . weiteren Reize sind sein glänzendes Aussehen, das er allein, und sein Geruch, den er mit anderen minderwertigen Stoffen gemeinsam hat. Eine lange Manchesterhose entfaltet erst dann ihren höchsten Reiz, wenn sich der Glanz von schwarzen Stiefeln dazu gesellt. Einen weiteren Vorzug der minderwertigen Stoffe erblicke ich In der Dicke, die sie vor anderen voraushaben.

Was den Flagellantismus anlangt, so werde ich ilnn in der Haupt- . Sache mit Hilfe eines Stockes gerecht, dessen bloßer Anblick oft schon genügt, um Erregung zu erzeugen. Die Schläge versetze ich mir auf die Schenkel und, . soweit es geht, auf das Gesäß, das entweder nackt oder besser noch mit einer Fetischliose bekleidet ist. Besonders be- achtenswert erscheinen mir die Hautveränderungen, die nach den Schlägen sicli vollziehen.

Ein nie fehlender Bestandteil sadistischer Phantasien ist die

Forderung, beim Geschlagenwcrden keinerlei Schmerzensäußcrung von

Bich zu geben. Häufig erscheint das Schlagen als eine beabsichtigte

Gewöhnung an das Ertragen von Schmerzen. Gewisso Vorbereitungen

; inbetreff der Kleidung vor dem Geschlagenwerden, wie etwa das Weg-

4

KaBtiistik.

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lassea von Unterkleidung oder das Anziehen dünner enger lloäeii die UnJfoi-m für irgend eine angenommene Kategorie von Leidensgcfalirten sind, gehören weiter zu den Phantasien. Prügchuaschinen, die vor- iiehmlicli für den eigenen Gebrauch dienen sollen, und J3än]<.e mit An- schnall vorridi tu ngcn konstruiere ich in Gedanken. Desondere Lust erweckt die Vorstellung, daß jemand halb freiwillig, halb u n-' freiwillig sich bückt und sein Gesäß den Schlägen darreiclit Nach der l'ruzedur evecheint der Gedanke reizvoll, dali der Gesclilagene unter der Kleidung, versteckt vor den Leuten, als Be- cken der hei t, von der nur er weiß, die Spuren der Schläge mit sich h e r u m t r ä g t."

Wir eehon nun aus diesem Beispiele erstens die genaue Dar- stellung der Hystembildung. Et; liegen eine Reihe verwirrender Details vor, die einer eingehenden Analyse bedürfen. Ferner erkennen wir die Neigung, sich einen Harem anzulegen. Unser Patient hat eine- stattlidie Sammlung von süldicn Hosen, die er versdiicilentlich verwendet. Ferner sehen wir wiodei' wie im vorhergelieudeii Falle, daß die Voisl.ellung des Zwanges heim Fetisch erregend wirkt. Audi Kappa muß sich denken, daß die Hose dem Träger lastig ist und er einem Zwange unterliegt, Er symbolisiert schon im Fetisdi seine ganze Krankheit. Er cmplindot seine Krankheit als lästig und unterliegt einem Zwange. . . Wieder begegnen wir den minderwertigen Ötoflen und dienenden Indi- viduen, Wieder spielten die Einsdinürung mid der Sdmm-i durch den Fetisdi eine große Holle. (Die unbenutzte Hose dagegen ist ein syni- bülisdiei- Ausdruck seiner unbenutzten Männlidikeit, die er sidi bisher aufgespart, hat und aud. dieser Gedanke hat für ilu. einen großen Reiz) Wichtig ist aber. dai,> die Fetisditräger Angehörige der Arbeiter- oder niedrigen Soldatenklasse sind, wobei ihre ursprüngliche soziale -Stellung einen Gegensatz zu ihrem nmmid.rigen zeigen so I. Das ist .0 zu verstehen: Merkt er, daß Leute mit feinen Händen und intelligenten (Jesiditszügen drei Jahre als gemeine Soldaten dienen miissen, so erregt das seine Sinnlichkeit in besonderem Maße. Auch hier hnden wir eine ] )arstel]ung seines Lebens und s e i n e r Tendenzen. Er ist der Sohn eines reichen Mannes, besitzt große Intoliigenz ist sdn-iltstelierisch be-abt und hat es zu nidits ^.cbracht. Er haU sich gewaltsam von . 1 ü eil Stufenleiter fern und dient der Menscldieit als Gememor. . , n iedem Sinne des Wortes. Er hat ein anderes Ziel im Augo a s d e Erf Ige dieser Welt. Wir merken ferner die "- /^'^^^ «^^^ J ^ ^ V^ fizierung mit dorn f et i seh i s 1 1 sehen Objek t e^ Lr . ,,. „„,1 sn sdiön zu sein, wie das Schauobjekt.

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Fetischismus.

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daß er <;& sich recht hart, im Leben gemacht und sieh nicht weicl] ge- bettet habe. Er ist der Büßer, der halb freiwillig, halb unfreiwillig sich bückt und sein Gesäß den Schlägen darreicht, und es freut ihn, daß niemand sein Leben kennt und erkennt. Denn pr sagt: „Nach der Prozedur erseheint mir der Gedanke reizvoll, daß der Geschlagene untei' der Kleidung versteckt vor den Leuten als Besonderheit, von der er nur weiß, die Spuren der Schläge trägt.'- So freut ihn seine Para- pathie, die er sich zurechtgelegt hat, weil sie von den Mensehen nicht bemerkt wird. . . . IJieser Patient wurde von einem erfahrenen Schüler Freuds durch 14 Monate analysiert und durch die ganze Hölle der Sexualsyinholik geführt. Und das Resultat? Es war beschämend genug. Die Jagd naeJi infantilen Traumen, nach einem „Erlebnis mit einer kurzen Hose" ergab gar kein Resultat. Der Kranke war verzweifrlt lind der Arz1 machte ihm noch Vorwürfe. Der Psydmnalvtiker könne nichts leisten, wenn der Kranke nicht dä^: Material bringe. Er braclite iihoY genügend Material. Das Material bestand in einer langen Reihe von Träumen, zu dem dem Patienten gar nichts einfiel. Ich liatte dann Gelegenheit, den Kranken, der mich um seinen Rat fragte, zu analysierou und konnte das gesamte Traunmiaterial und die gewissenhaft «tepo- graphiech notierten Einfälle kontrollieren. Es war eine heitere Lektüre die nafürlich nicht eines tragischen Beigeschmackes entbehi-te. Eine Reihe von Ti-iiumeii dienten nur dazu, dem Holme Über den Trautiidenrer Ausdruck v.» geben. So lautete ein Traum:

„k-li liege -.mi dem Sola. Hinter mir siUl. Dr. X, un,t träufelt iort- wiihreiul wiirmea WaHser über mein Haupt. Ich denke, .so lan^e mein Helm fest anliegt, kann das Wasser nihig plätschern' .

Die stenographischen Notizen

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zeigen, daß dieser Traum lüs Zeichen der „Urmerotik" aufgefaßt ^^■urde. Als ein infantiler Wunsch den analysierenden Arzt mit Urin zu beträufeln! Einfach unglaublich und doch wahr! Und der Traum heißt: Ich liege bei dir am Sofa^und das warme Wasser deiner Rede ergießt sich über mein Haupt. Ich habe aber meine Parapathie (Helm!) in giiter Hut und höre nicht auf dein Gerede. Aus seinem Seelenleben wären folgende für die Psychogenese' 'ies Fetischismus wichtige Tatsachen zu konstatieren. Er stand unter einem sehr starken Eindruck der Kindheit. Wenn \ui- nachforschen, so werden wir in der Anamnese der, schweren Parapathiker inmier einen Todesfall in der Familie finden, von dem aus die Parapathie ausgeht. Er ist die Ursache des Schuldbewußtseins. Der geheime Glaube an die Allmacht der eigenen Gedanken, das Vertrauen auf seine eigenen übernatürlichen Kräfte läßt den Gedanken aufkommen: Der Tod kam zustande weil du es wünschtest. Du bist eigentlich ein Mörder. Wir dürfen aber diese komplizierten Prozesse auch in den ersten Kinderj,ahren annehmen. Sie

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Kasuistik.

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treten mit den kriminellen Gedanken auf und bilden den Kern der Parapathie. Unserem Kranken starb ein Schwesterchen an Dipliieiitis als ei' kaum drei Jalu-o alt war. Sie wurde durch ihn infiziert. Er muß iliren Tod mit offener Schadenfreude begrüßt haben. Denn er zeigte ak primäre Grundlage seiner Paraphilie echon sehr früh deutlicJi eadistische Züge. Er vorhaute Sofakiesen und selbst andere Jungens. Er fessolic mit 11 Jahren einen Mitschüler mit einem Stricke, er freute Eich grausainor Darstellungen, er tötete Insekten usw. . . .

Autj diesem primären Sadismus, der schon früh kompensiert wurde bildete sich ein starker Maeochismus aus. Sclion mit 6 Jahren schnürte er sicii mit einem Riemen im Bette die Beine zueaninicn. Mit 13 Jahren sclilng er sich selbst auf Oberschenkel und Gesäß. Das Einschnüren zeigt deiitlicli infantile Phantasien an das Steckbott, ebenso wie sie seine mlanlilen Spiclereioii mit dem Stuhl und Urin, die er als Kind schon sehr gerne zurückhielt, eine Erscheinmig, die für den psychischen Infantilismus typisch ist und die wir so häufig schon bei echten Peti- scliisten feststellen komiten.

Er zeigt die hier schon erwähnte typische Vorliebe aller Feti- sciiieten, vor Schaufenstern zu stehen und die geliebten Fetische zu bewundern. Dieses und das Stehen vor dem Spiegel sind Blicke in die Vergangenheit und versetzen ilm in die Sf immung des Halbti■aume!^.

Charakteristisch ist eine Wnnzenfurcht des Krank('-n. Sie ent- spricht der Angst vor Infektionen und vor Gewissensbissen und ror Flecken in der Kleidung. Er zittert vor den Insekten, welche alle Vor- ■würfe symbolisieren.

Er onaniert, seit der frühen Kindlieit, mitunter exzessiv bis zu sechsmal in einer Nacht, dazwischen aber konunen Perioden längerer

Zurückhaltung vor.

Während er auf seinen Fetischismus .tolz ist, zeigt er eine un- geheure affektative Abwehr gegen seine Homosexualität, die sehr stark ausgeprägt ist. Dieser Widerstand gegen die Homosexuahtat ist vielen männlichen Fetischisten eigentümlich. Die Homosexualität wird ihnen noch mehr als das Weib der Vertreter der Sünde._ Wie ich im v;ongen Kapitel ausführte, ist Fetischismus oft ein Ausweichen vor der Homo- sexualität durch einen Zwang. Auch unserem Kranken .st das am stärksten lustbetonte Moment der Umstand, daß jemand gezwungen sein könnte, sich in minderwertige Stoffe zu kl^den. n der gezwungenen Demütigung liegt der größte Reiz. Die Parapathie ist nach den treffenden Ausspruche des Kranken eine überkomponsation, .st eme bis in die letzte Konsequenz getriebene Symbolisierung, wo das Smbol di. Realität vollkommen ersetzt. Die Paraphilie ist ein Umweg zur Askese, zu deren Verherrlichung der Patient entschieden neigt. Er ist

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FetJBchifimiiSi

nicht der Mensch, für den man ihn hält. Man halt ihn für einen Paia- philen und er ist ein frommer Asket. Das besagt auch ein Traum, der ßßhr charakteristisch ist. Er lockt einen schwarzen Pudel an sich, der sich in einen Menschen mit einem schwarzen Manchesteranzug ver- wandelt. Der schwarze Pudel ist das Symbol des Bösen, des Tierisi-heii wie im Faust. Er vorwandelt aber die Sünde in eine Buße.

Zum Beweise dieser Auffassung könnte ich das ganze Traumbin^ii des Patienton veröffentlichen. Ein jeder Traum erzählt von diesen

Kämpfen um seine Heinhcit und verrät uns das geheime Ziel die

(.Tottwei'dunj^ seines tierischen Ich.

Er hat die Paraphilic, sich selbst zu llagellieren. Charakteristij^cli ißt, daß er von seiner Mutter geschlagen wurde, -was in lustbetont t-u Träumen als wichtiges affektbetontes Erlebnis wiederkehrt und nach Wiederholung verlangt. Aber Schmerzen muß man ohne Schmerzens- äußerung ertragen können wie ein antiker Held.

Einer seiner ersten Eindrücke ist die erste Hose, die er erhielt. Sie war aus Samt. Er hatte seinen Bruder sehr beneidet, daß er schon längst Hosen tragen durfte. N"un kam es ihm wie etwas Außerordent- liches vor. Er sei der einzige Bub in Samthosen. Diese Freude ein dem Besonderen, Außerordentlichen ist ihm auch bis heute gebliehen und eine Wurzel seines Systems geworden. Aber diese Tendenz zu kost- baren Stoffen hat or eben wie seinen Sadismus in das Gegenteil ver- wandelt. Er hat den Zwang, sich in minderwertige Stoffe zu kleiden. Dabei hat er ein Gefühl des Hochmuts über seine Maskerade: „Tch bin gar nicht der arme Kerl in minderwertigen Kleidern, für den ihr niicli^ haltet. Tch hin ein Edelstein von Schmutz und Kot bedeckt.-'

Nun lasse ich einen der vielen Träiime dieses Kranken folgen, . Er gewährt uns einen tiefen Einblick in die Stmktur der Parapathie . und in die Motive seines Fetischismus. Ich bemerke, daß ich die Ana- lyse erst ohne die Einfälle des Analysierten durchführte und daß er allerdings dann durch seine von mir gelenkten Emfälle das dazugehörige Material in überreichem Maße brachte. Gerade diese Trauraanalyse ist ' (un glänzcndci- Beweis, daß man in den meisten Traumen mit der Methode Freuds nicht weiter kommt und unbedingt nach meiner Methode ar- beiten muß, wenn man zu neuen Erkenntnissen kommen will. Freiliclu es. ist bequemer, auf den Einfall des Träumers zu warten, als durch eigene Einfälle auf die richtige Deutung zu kommen. Es ist' auch nicht iedormann für diese Art der Traumdeutung begabt . . . Ich möchte noch . betonen, daß mir dies TraummateriaP) deshalb so wertvoll ist, weil es-

■) kh l.e«it.e vier Traumbücher diesem Patienten, die er während der Hmonat- lichen Anal.vBc anlegte. Er war hesondcrs für den vorliege.nden Tramn infeix-ssiert, dii n von eeinem .^rzte nicht gedicutt-t werden könnt*.

KHeuJBtik.

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von mir gar niclit beeinflußt wurde. Denn ich habe wiederholt betont. daß unsere Kranken in dem Jargon ti-äiimen, den sie bei uns lernen und die Tranmanalyse dazu benützen, sich über den Arzt lustig y.n iiiacJien und über ihn zu triumphieren . . .

Der Traum lautet also:

,,Wir sind zu ciiioi' Pelddientitübiing aiisgerüdct. Ich erhalte doii scliriitliclien BcMü, um 7 Uhr ÖO-Min. südlich an der Elster, dort, wo der Weg nneli dem l.)r;iclienloch abuM-eipt, zur Verfügung des Obersten zu stellen. Ich sondoro mich sofort von der Kompanie ab, tim irgend etwas an uioinem Anzug in Ordnung zu bringen. Die Kompanie [nar.^chiert in der Richtung, die anch ich einzuschlagen habe, weiter; ich muß. wenn ich fertig bin, sehr schneli gehen, um sie zu überholen imd noch vor ihr ;in dem bozeichncton Rcndezvoueplatz eiiiznlrefl'en. Die Zeit ist ao knapp, daii ich knnm schon um 7 dort sein wenlc. Obendrein geht das IJniziehen sehr langsam von .blatten, so, als ob ich in meinen Bewegungen roriwährend gehemmt würde. Endlich bin ich so weit fertig, daß ich nur noch die FuiMteklei(bm2 zu weclijjeln habe. Mit Itncksicht daranl' aber, daß ich gar keine Zeit mehr habe, und .seihst auf die Gefahr hin. mir die Füße wnud zn lanlen. stehe ich davon ab. Nur weiß ich freilich uichu wo ich die llesei vefiißbekleidung las.^en soll. Vor mir stellt ein Soldat, vielleiclit mein Burpclus mit einem Tournister. in den ich schon allerlei hineingestopft liabe. Rs geht nun aber nichts mehr hinein. .\ni der i^andstraßo passieren fortwährend weitere Truppen. Ich lüii mit dem Oberst in einem liallenähnliciieii Raum zii.eauuTieii. Kr zeigt mii' eine Karte, die ein Schema für den späteren Gelechtsbericht enthält. Einzelne Angaben darauf. Striche und Ähnliches, sind sehr .sauber mit roter Tinte oder Farbe verzeichnet (wohl ein Werl; des Regimentssclireiljcrs. denke ich hei mir; nioiiie eigene Schreib- und Zeidienkunst würde mich dabei völlig im Stich la-ssen). Die erste auf der Karte vorged ruc-kl e Frage fragt nach der „Kultur". Ein dicker, roter Strich gibt die Antwort darauf. Das heiiM. so erklärt der Ober.st. seine I'artei sei der Feind. Nach seiner Auf- fassung sei das die richtige Antwort auf die Frage nach der Kultur. Dann folgen auf der Karte niichstaben und Ziffern, die offenbar die Truppenteile angeben, aus denen das Delachcment besteht. Ich weit! das traue mich a.ber nicht mit der Sprache heraus, als der Oberst nacii der Bedeutung dieser Zeichen fragt, l'^r läßt mich die Stelle in der Felddienstordnung aufschlagen, die darüber Auüknnft gibt. Wenn idi auch sonst meine Unwissenheit nicht verbergen kann, so zeige ich wenigstens Gesehicklichheit beim Nachstldagen in der Felddienstordnung. Mir ist fortwährend sehr schwach zn Mute, Meine Besorgnis wach.M. )6 mehr mir klar wird, daß der Oberst offenbar beabsichtigt, mir einm;il gründlich auf den Zahn m fühlen. Es ist jetzt noch sein Bursclie zugegen, ein hübscher Mensch mit einem blonden Schnurrbart. Dieser sei viel pünktlicher dagewesen als ich, wird mir vorgehallen. Ich ver- wahre mich gegen jeden ^'orwurf in dieser Richtung, indem ich auf-s bestimmteste erkläre, ich sei Punkt. 7 zur Stelle gewesen. In die Halle dringen jetzt fremde Soldaten ein. Einige von ihnen tragen, wie mir .jchelnt, gelbe Lederhosen. Sie machen sofort kehrt, als sie uns

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Fetischismus.

gewahren.. Der Oboi-st jedoch hat sich über sie aus irgend eiiiem Grunde ontrüstet und gibt mir den Befehl, sie zurückzurufen. Obwohl ich niehr- male, so laut wie ich es vormag, „Half" gebiete, kümmert man eich doch wenig darum: einige verhalten zögernd, andere drängen in? Freie hinaus. Noch che ich (etwas unsicher überhaupt, was ich kommandieren Süll) Befehle gegeben habe, etwa wie: „Ganze Abteilung kehrtV und dann „ohne Tritt ~ marsch'", iahrt der Oberst auf mich los nud luaciit sich vor allen Leuten über die Art meines Koninmndos histig. Es tauchen für einen Augenblick (.^uediinburger Damen und Herren auf, wie ich sie einmal gelegentlich einer Tagung des Vereines vom roten Kreuü in München vei-siimmelt gesehen habe. Öie wollen sich als Schlachtenbummler betätigen, Der Oberst steht jetzt wie eine Garderobefrau hinter einem Drüsen und beschreibt mir auf umständ- liehe Weise den Ort, wo icii ihn erwarten soll. Ich höre aus seinen Worten etwas von einer Wand und einem Ziekzackw"cg heraus, und obwohl ich hei7,lich wenig von der Beschreibung verstanden habe, bitte ich doch nicht um eine Wiederholung, sondern bringe es nur zu dem zustimmenden ,.Zu IJefehl, Herr Oberst!" Bei der Vorstellung jedoch, ich möchte ihn vprielüen, wird mir schwach zu Mute. Vor dem Dj-äsen befinden sich die Damen des ObereU^n, Während ich mich von diesem streng militariscli verabschiede, mache ich jenen eine halbe Verbeugung (die, wenn sie üliei- liaupt nötig war, in ihrer mangelhaften Ausführung leicht als das Gegen- teil von der beabsichtigten Höflichkeit ausgelegt werden kann, fällt mir hinterher ein), Ich habe mich an einer Stelle der Landstraße etabliert, lialh hinter einer Höhe versteckt, und hin dabei, einen Gefechtsbericlit KU Hchreibüii, was jetzt meine Hauptaufgabe ist. Der Oberst kommt imd tadelt sofort den eingenonnnenen Platz. Es sei nicht der von ihm angeordnete. Er zeigt dabei auf einen Häuserkomplex halbrechts im Gninde als auf den Ort, der dei- richtige gewesen wäre. Ein hoher Schornstein besonders, der aus den Gebäuden hervorragt, hätte das l'reilich auch mich erkennen lassen können. Der Oberst erfüllt nun seine Führerpflichten, naelidem er mir noch gesagt hat, ich äoUe, um ganz unsichtbar zu sein, im Liegen meine Aufzeichnungen machen. Mir schwebt dabei eine niedrige Stellage mit schrägem Brett vor. da^ mir als Unterlage beim Schreiben dienen soll. Der Oberst sprengt mit seinem Pferde Stufen liinan, die fast senkrecht auf einen Berg führen. In eigentümlicher Weise springt er. während das Pferd vom zieht, mit den Füßen, dem linken zuei'sl, die Stufen hinauf. Diese Leistung des alten Mannes flößte uns allen Bewunderung ein. Auf halber Höhe /er- harrte er. Wieder erscheint die erwähnte Quedlinburger Gesellschaft. Man unterbau eich iiljer die Möglichkeiten, nach Hause au gelangen. Ein umständlich fahrender Zug (es werden Namen von echleswig- holst^inischen Stationen genannt) wird vorgeschlagen. Ich könnte ihn empfehlen, da ich einmal mit ihm gefahren bin. unterlasse es jedoch. Ich beginne den Gefeehtsbcricht damit, daß ich auf der Karte, die ich glücklicherweise in der Rocktasche flnde, den Namen des Ortes nach- sehe, wo ich weiio. Er klingt wie Vita oder Zita. Ich hatto micii von meinem Beobachtungsposten entfernt und kehre nun zu ihm zurück. Ich bin darum liesorgt, nicht vom Feinde gesehen zu werden. Besonders verräterisch ei-scheint mir mein blitzender Helm. Nicht auch dadurch noch mag ich den Oberst gegen mich aufbringen, daß ich unsere Stellung

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Kasai Etile.

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verrate. Km einzelner Mensdi, holTe ich, wird nicht gL-sohcii werden Obendrein erBclieiiie ith jetzt als Zivilist, mit eiaom Strohhut auf deni K,üpf und oinem Stock in der Hand. Der Generalmajor von Ende mit aeiiiein Adjutanten von Fcslcuberg-Uackisch kommen über das Feld gesprengt. Erst^rer ist sehr zornig und schimpft über eine , blödsinnige Meldung". Wie sei es mügiich. daß der Kerl 2 Tage vorher ihn Namen des Obersten gewußt habe! Der Oberst reitet vor mir vorbei. Ich höre die AVorte: So ein Eseil und kann sie ebenso gut auf den vom General- major Gemeinten wie aiil' micJ! lie/iebi-Ti. .-\n meinem Stimdnrt angelangt will ich micJi wieder an den unglückseligen UefecJitäbencht macheu] obwohl ich eigentlich nichts dazu weiß und andere nach ihren Bcob' achtiingen fragen muß. Es sitzen mehrere l.eute an einem Tisch. Meinen Platz nimmt ein gewisser Sonlje ein, gibt ihn aber, etwas widerwillig freilich, auf mein Verlangen frei. Der Oberst erscheint aufs neue. Er will sich eine Zigarre anzünden und hat schon seine Streichholz- schachtel herausgeholt. Ich beeile mich, ihn mit Pouor zu versehen. Er murmelt so etwas wie: Ei'weisen sie mir welligsten:- diesen Liebes- dienst! Meine Hände zittern heftig dabei. Ein Streichholz erlischt, ein anderes bricht entzwei. Dann nimmt er mir die Schachtel aus der Hand, In der Weise bin ieli ihm nun behili'lich. <hil^ ich meinen Rock auf- schlage, um den Wind abzuhalten. Der Schweißgeruch, den mein Körper ausströmt, scheint ihn wider meine Erwartung nicht zu be- lästigen. Plötzlich fragt er: Sie sind bomoae-xuoll'^ Auf meine öu- etürzte Frage, wolier er das wisse, antwortet er ausu'eieliend. Diie Stuarts seien davon gestorben, fügt er warnend hinzu, ich solle mich vor dem Tode in Acht nehmen. Er entfernt sich, während mir der Ge- danke durch den Kopf schießt: Nun, nachdem mein Gclieimnis verraten ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als mir das Leben zu nehmen.

Dieser merkwürdige Traum erfordert eine eingehende Analyse. Er ist durchsichtig, wenn man einmal den Sehlüseol gefunden hat. Wir können uns nicht anders helfen, als daß wir Satz für Satz der Analvße unterw^erfen, um an einem großen Beispiele zu zeigen, daß die Soxual- ss-mbolik allein noch keinen Traum restlos erklären kann.

„W ir sind zu einer Felddienst Übung auege- rückt. 1 c Ii erhalte den schriftlichen Befehl, um 7 Uhr 50m südlich von der Elster, dort, wo der Weg nach dem Draclienloch abzweigt, zui' Verfügung des Obersten zu stehe n."

Die Fei ddi ens t ü b u n g ist das Leben. Das beweist uns noch später das plötzlicli auftauchende „Vita". Der Oberste ist liier ein Symbol der liöeheton Gewalt, also Gottes. Der „schrift- liche Befehl" bezieht eich a.uf die heilige Schrift. Er ist Protestant und kennt seine Bibel sehr genau. Sein Leben wird also als eine "Übung, als eine Vorbereitung zu einem anderen Leben aufgefaßt. Das Drachenloch symbolisiert den Eingang z\u- Hölle. Die Be- deutung der Zahl 750 ist ihm wohlbekannt. Er hat den geheimen Glauben,

Stokol, Störnncen dps Trieb- nod ABoktlobene. Vtl.

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Fetischismus.

75 Jahre alt zu werden. Der urste Satz hat also folgendpn Sinn: „I ch s-oU mich nach vollbrachtem Leben vor Gott v e i'- antworten, wie ich es in der heiligen Schrift ge- lesen habe und es soll entschieden werden, ob ich in den Himmel oder in die Hölle kommen werde.'" Fahren wir fort:

„I(-h sondere mich von der Kompanie ab, um irgend etwas an meinem Anzug in Ordnung au bringen. Die Kompanie marschiert in der Richtung, die ich auch einzuschlagen habe, weiter; ich muß, wenn ich fertig bin, sehr sciinell gehen, um sie zu überholen und noch vor ihr an dem bezeichneten Rendezvousplatze einzutreffe n."

Er sondert sich von den frommen Menschen, die hier als „Streiter Gottes", also als Soldaten erscheinen, und geht seiner eigenen Wege. Sein Kleid ist nicht in Oi-dnung. Hier merken wir schon, daß das Kleid') das Symbol der Parapathie und seines Glau- bens wird. Der Rendezvousplatz ist der Himmel respektive der Ort, wo die Menschen geprüft und gewogen \\^erden ... Er will alle Mit- streiter überholen, d. h. übertreffen und den ersten Platz einnehmen. Er will sich durch einen besonderen Eifer im Glauben auszeichnen.

„D i e Z e i t i s t k n a p p, d a ß i c h It a u in u m 7 U h r d 0 r t sein werde. Obendrein geht das Umziehen sehr langsam von statten, so als ob ich in moinen Be- wegungen fortwährend gehemmt würde. Endlich bin ich so weit fertig, daß ieh nur noch dieFnIi- bekleidung zu wechseln habe. Mit Rücksicht dar- auf aber, daß ich gar keine Zeit mehr habe, und selbst auf die Gefahr hin, mir die Füße wund- zulaufen, stehe ich davon ab. Nun weiß ich nicht, wo ichdieReaervüfußbekleidung lassen soll. Vor mir steht ein Soldat, vielleicht mein Bursche, mit meinem Tournister, in den ich schon allerlei hinein- gesteckt habe. Es geht aber nun nichts mehr hinein. Auf der Landstraße passieren fortwährend weitere Truppen."

Auflösung: Alle Truppen gehen in einer Richtung, gegen d&n Hinunel. Das Üben ist kurz bemessen. Er muß sich noch uraziehesi- Das erfordert eine genauere Erklärung. Er spielt im Leben den

') Habe icti wiederholt gefunden: Der Anzug für Jen Charakter dos Menechen.

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Kai^iiistik.

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Nieizscheaner und Freigeist. Er muß seine Konversion zum Glauben vollziehen, er muß als Frommer^) (andere Fußbekleidung!) durch das Leben wandern. Allein sein Intellekt liommt ihn. Aber er kann j.a als Atheist durch die Welt pilgern, denn er hat eino Reservehißbekleidung, einen Reservogiauben. Dieser Reservcglauben ist sein F et isehi smuB, der eine besondere Form der Religion darstellt. Sein Bursche ist das Symbol seiner Parapathie, seines „neben- bew'ußtBH Ich". Freilidi hat er diesem so viel aufgeladen, daß nichts mehr hineingeht. „Er hat in den Tornister allerlei hineingestopft'', das ißt wohl die am meisten verräterische Stelle. Das stellt die ganze Konstruktion der Paraiiathie dar. Was mußte sie nicht alles aufnehmen! Religion und Sexualität, Sicherung der Keuschheit und seinen ganzen IjsyehoHexuellen Infant ilismus.

Nun geht der Traum weiter und er erscheint vor Gott, der ilmt mitteilt, was er von seinen Lebenskämpfen (GcEerhtsbericht) hören will.

„Ich bin mit dem Obersten in einem hallen ähn- lichen Räume-) zusammen. E r z u i g t m i r c i n e K a r t e, die ein Schema für den späteren Gefechtsbericht, enthält. Einzelne Anlagen sind mit roter Tinte oder Farbe bezeichnet, wohl ein Werk des Regi- men t «schreib er s denke ich mir. Meine eigene Schreib- und Zeichenkunst würde mich dabei im Stiche lassen. Die erste auf der Karte vorgedruckte

Frage fragt nach der „Kultur". Ein dicker roter Strich gibt die Antwort darauf. Das heißt, so e r- klärt der 0 b e r s t, s e i n e P a r t e i s ei der F e i n d N a oli seiner Auffassung sei das di^e richtige Antwort auf die Frage nach der Kultu r.'"

Wie ein T,ehrer hat der Oberst einzelne Fehler rot angestrichen. Die Farben stellen die Flecken dar, an .ienen das Leben eines Menschen so reich ist. Sehr schön ist die Vorstellung vom Regimentssdireiber. In vielen religiösen Träumen wird man die Vorstellung finden daß de. liebe Gott aFle Sünden in einem großen Buche von einem Schre her notieren läßt. Unser Träumer seufzt, daß er über sein Leben eigen id. so wenig Bescheid weiß. Gleich die erste Frage Gottes nach der Kultur, de rot angestrichen ist, kann er nicht beantworten Gott -t, aber seh gnädig in diesem Traume und erklärt ihm, die Kultur sei der Fmd Gottes und der Frommen. Damit hat sich der 1 räumer, der alle Kultur- bestrebungen verfolgt und unterstützt, als Frommimg entpuppt, der die Kultur als Werk des Teufels betrachtet.

"^TatT barfüßiger Pilger wie Beta, der Fußtetiechiet. ■') Kirclie!

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Fetischismus.

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„Dann folgen auf der Karte Buchstaben und Ziffern, die offenbar die Truppenteile angeben, aus denen das Detachement besteht. Ich weiß das, traue mitili aber niclit mit der Sprache heraus, als der Oberst nacli der Bedeutung dieser Zeichen fragt. Er läiJt mich die Stelle in der Felddienet- ordnung nache.ch lagen, die darüber Auskunft gibt. Wenn ich auch sonst meine Unwissenheit nicht ver- bergen kann, so zeige icli wenigstens Geschicklich- keit beim Nachschlagen in der Felddienstordnung. Mir ist fortwährend sehr schwach zumnte. Meine Besorgnis wächst, je mehr mir klar wird, daß der Oberst offenbar beabsichtigt, mir einmal gründ- lich auf den Zahn zu fühle n."

Die Ziffern und Zeichen sind die Stellenangaben der Bibel, die hier als „Felddienet Ordnung" symbolisiert wird. Er ist sehr bibelfest, fürchtet aber trotzdem die Prüfung Gottes, der ilvm einmal auf den Zahn fühlen und nach seinem Lehen und seinen Sünden fragen will ...

„Es ist jetzt noch sein Bursche zugegen, ein hübscher Mensch mit einem blonden Schnurrbarl- Bieser sei viel pünktlicher dagewesen als ich, wird mir vorgehalten. Ich verwahre mich gegen jeden Vorwurf in dieser Richtung aufs bestimmteste nnd erkläre, ich wäre Punkt sieben zur Stelle gewese n."

Wer ist dieser fremde blonde Bursche, der früher da war? Es ist wohl in erster Linie sein Bruder, der ihm zuvorgekommen ist. (Erst- geburtsthema!) Die viel wichtigere Determination ist ;iedoch die reli- giöse. Der Bursche des Obersten, der früher dagewesen ist, syniboüsiert Christus. Auch unser Träumer leidet an der von mir schon oft erwähnten Christusneurose. Er hat den Glauben an seine große histo- rische Mission und will nicht daran verzweifeln. Er beneidet Christus, daß er die Menschen erlösen konnte. Er sagt eich immer die Verse von Schiller vor:

Es iai kein leerer, sehmeichelndcr Wahn, Erzeugt im Gehirne des Toren, Im Herzen kündet es laut sich an: Zu was Besserem sind wir geboren: Und was die innere Stimme epricht, Das täuscht die hoffende Seele nicht.

Der Ausdruck „Bruder in Christo", die Erstgeburt (das Früher- kommen), geben die Brücke vom Bruder zu Christus. Er will auch

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Kusu is tili.

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leiden wie Christus und seine Ptirapathie ist das Kruzifix, an das er sich genagelt hat. Wir werden später die spezifischen Eigenschaften der Parapathie unterstreichen, die auf die Identifizierung mit Christus zurückzuführen sind. Gehen wir jetzt in der Traumanalyse weiter:

„In die Halle dringen jetzt fremde Soldaten ein. Einige von ihnen tragen, wie mir scheint, gelbe L e d e r h 0 s e n. Sie machen sofort kehrt, als sie uns gewahren, Der Oberst jedocli hat sich über sie aus irgend .einem Grunde entrüstet und gibt mir den Befehl, sie zurückzurufen. Obwohl ich mehrmals so laut ich vermag Halt! gebiete, k ü iii m er t m a n sich doch wenig darum. Einige verhalten zögernd, an- dere drängen ins Freie hinaus. Noch ehe ich (etwas unsicher überhaupt, was ich kommandieren soll) Befehle gegeben habe, e t w a wie „Ganz e Ab t ei Ung - kehrt!" und dann „Ohne Tritt - marsch! , fahrt der Oberst auf mich los und macht dich vor alUn Leuten über die Art meines Kommandos lustig.

Diese Episode ist nur zu erklären, wenn man weiß, daU die ein- zelnen Gedanken als Streiter (Soldaten) ge:ceiclmet sind, die miteinander im Kampfe liegen.') Die Hallo wird zum Symbole ^-^es Ge-' hirnes, die Frömmigkeit liegt im Kampfe mit dem Intellekte. F omde Gedanken dringen in seine Seele und verlangen Aufklärung und Ab- schwören der alten Gefülde. Er will diesen rebelhschen kulturgodankeu Halt'" gelueten; sie verhalten sich aber verschieden. Eimgo Schemen sich m seinem Intellekte festsetzen zu wollen. Aber Goit^^f^r^pen^u ganzen Glauben und eine gründliche Purifikation ^^-^[.^^^^^^^^J' auch über die laue Art, w.e er die Kultur .md Aufklarung bekämpf , nicht zufrieden. Wunderscliön dringt durch die Traumgedanken das Ge- fühl der Unsicherheit, welche ihm ,cde Orientierung m Leben erschwert und seine Parapathie als Schutzmittel erfordert. o ,i e d 1 i n

Es tauchen für einen Augenblick Q u c d 1 1 n^ "buiger Damen und Herren auf, wie ich sie gelegent- lich einer Tagung des Vereines v o m R o t e n Kreuze ,n München versammelt gesehen habe.^^Sie wellen sich als Schlachtenbummler betätigen

Das Rote Kreuz deutet schon auf die fromme Bedeutung dieses Vereines. "Überdies fällt ihm ein Quedlinlnirger pietist.scher Kirchen-

""T^ Soldaten mit LoderhOBoa sind adne Pmphili«. die Lhm Gott vorhält a. dei.cn er ol.-as Anstößige, findet. Diese Par.pb.Uen panoron .bm meht. Er .1 unsicher, ob und wie er sie behemchon solL. -■■;..', " -.-r ' - .V.

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Fetischismus.

verein ein, der sich ja in der Tat an den Kämpfen für den Glauben be- teiligt. Die Färbung dee Bildes wird konstant mit großer Geschick- lichkeit festgehalten und der unerfahrene Deuter könnte wirklich ver- leitet werden zu glauben, es handle sich nur um einen harmlosen Manövertraum eines Reserveoffiziers. Es sind aber die anderen Menschen, die keine so ernste Prüfung durehKuinachen haben wie er.

„Der Oberst steht jetzt wie eine Garderobe- frau hinter einem Dräsen und beschreibt mir auf umständliche und schwer verständliche Weise den Ort, wo ich ihn erwarten soll. Ich höre aus seinen Worten etwas von einer Wand und einem Zickzack- vieg heraus und obwohl ich herzlich wenig von der Beschreibung verstanden habe, bitte ich doch nicht um eine Wiederholung, sondern bringe es nur zu dem zustimmenden „Zu Befehl, Herr Oberst!" Bei der Vor- stell ung, i ch möchte i h n v e r f eh 1 en, wi rd mi r schwach zu M ute."

Hier baut sich eine Brücke zu seiner Paraphilie. Der Oberst, der liebe Gott, ist eine Garderobefrau, Er gibt jedem für das Leben ein Kleid, das man tragen muß. Er gibt Gestalt, Rang, Konfession, kurz er bestimmt das Kostüm, in dem wir auf Erden wandeln werden. Wir bekommen es nur geborgt für das kurze Leben, wie man eine Maske oder ein Kostüm in einer Lcihanstalt borgt . . . Doch hat man einmal das Kostüm von Gott erhalten, so ist es nicht so leicht, ihn auf dem recliten Wege wieder zu finden. Gott zeigt une zwar den Weg durch seine heilige Schrift. Aber wie sie verstehen und sich auskennen? Welches ist der richtige Weg? Jedenfalls geht unser Träumer keinen geraden Weg, sondern trachtet durch allerlei Kunstgriffe und Kunst- stücke in den Himmel zu kommen. Wieder wird er „schwach" bei der Vorstellung, Gott zu verfehlen und durch ein sündiges Leben um die ewige Seligkeit zu kommen.

„Vor dem Dräsen befinden sich die Damen des Obersten. Während ich mich von diesem streng militärisch verabschiede, mache ich jenen eine halbe Verbeugung (die, wenn sie überhaupt nötig war, in ihrer mangelhaften Ausführung leicht als das Gegenteil von der beabsichtigten Höflichkeit ausgelegt werdenkann, fällt mir hinterherein")..-"'

Die Damen der Familie sind Maria, die Mutter Gottes, und einige katholische weibliche Heilige. Er zeigt eine deutliche Neigung zum Katholizismus wie alle Parapathiker, die nicht Katholiken sind, denen der mystische Sinn des Katholizismus sehr anziehend erseheint.

Kasuistik.

279

Er zeigt einen gewiesen Marienkult (die halbe Verheugung) , macht

sich aber auch über diesen K,ult lustig. M'^er diese sonderbare Form der

Religionssymbolik, welche die Götter entttiront und menschlich näher

bringt so wie die antiken Religionen, nicht lernt, der wird den religiösen

Sinn cinee Traumes wohl nie entziffern können. Hier vorbirgt er seinen

Katholizismus, welcher den rechten Weg zur allein scligniachenden

Kirche darstellt. Auch möchte er die Religion wie ein Kleid wechseln

und so den alten Adam ausziehen. Nebenbei wird seine (halbe) Stellung

zum Weibe in geschickter Weise mit dem religiösen Motiv verquickt.

Doch fahren wir weiter:

,,I c h habe mich an einer anderen Stelle der

Landstraße etabliert, halb hinter einer Höhe ver- steckt, und bin dabei, einen Gefechtsbericht zu schreiben, was jetzt meine Hauptaufgabe ist. Der Oberst kommt und tadelt sofort den eingenomme- nen Platz. Er sei nicht der von ihm angeordnete. Er zeigt dabei a u f e i n en H äu e e r k o m p 1 ex h al b rechts im Grunde als auf den Ort, der richtig gewesen wäre. Ein hoher Schornstein, der aus dem Gebäude hervorragt, hätte das freilich auch mich erkennen

lassen könne n."

Der Weg ist ein falscher und führt nicht zu Gott, er ist gar nicht nach dem Willen Gottes. Seine versteckte Frömmigkeit will Gott nicM gefallen.') Er sollte sich an die rechten Parteien (die Konservativen) halten Der hohe hervorragende Schornstein ist eine Maske des K i r c h- turmee. Zurück zur Kirche! - lautet die Losung dieses Traum-

fttiickcB

,- Der Oberst erfüllt nun seine L eh r e r p f 1 i c h t en,

nachdem er mir noch gesagt hat, ich solle um ganz „nsichtbar zu sein, im Liegen meine Aufzeich-

D ese Leistung des alten Mannes flößt uns allen

Bewunderung ein. A u f h a 1 b e r H ö he v e r ha r r t e r u n d

.eder erscheint d.e erwähnte Quo dl . nbu r ger G e-

leHBchalt. Man unterhält sich über d,e Möglich-

') Seine fetiBchifitiechn Stplluiij! ist aur

.■li uii;ht dtT von (iiitt gewollte Plata.^

980

Fetisi'liismiii;.

i

ommeu [ozoen-

lieiteji, nach Hause zu gelangen. Ein umständlich fahrender Zug wird vorgeschlagen. Ich könnte ihji empfehlen, da ich einmal mit ihm gefahi'en hin, unterlasse es jedoc h."

Sein Gefechtehericht, dies ist die Beichte über sein ganzes Leben, ist noch nicht fertig und Gott zeigt ihm als Lehrer den ''rechten Weg! Er solle seine Frömmigkeit verbergen und im Liegen seine Auf- schreibungen machen. Ein artiges Wortspiel des Traumes, denn es heißt „im Lügen". Er solle nur alle Welt belügen und sich als Freigeist deklarieren, wahrend er innerlich fromm bleiben könne.^) Die Schreib- vorrichtuQg, die or nun beschreibt, ist ein Betpult. Der Oljerst sprengt wie Odm (das Bild stammt aus der Ballade „Odins Ritt") in den Kimmol zu lichten Höhen. Er zeigt ihm gewisserinaßon, man mit dem linken Fuße, also mit der Sünde, doch in den Himmel komm kann. (Hier mengen sich erotische Motive in die religiösen Der kundi Deuter wird ja sclion längst erkannt haben, daß auch Spermat Phantasien und Mutterleibssituationen eine anderweitige Determination zulassen würden.) Hier imponiert die Reitleistung des alten Herrn seinem Schüler.-) Brauche ich das noch zu erklären' Dfp Tl^m^r, pt-

scheinen wieder und man berat, welcher Weg am sichersten und sclinellsten zu Gott (nach Hause!) führe. Unser Träumer verrät daß er einen „sehr umständlich fahrenden" kennt. Freilich, sem Zug ißt wohl der komplizierteste, den je ein Mensch ausgeheckt hat ,, „Ich beginne den Gefechtsbericht damit daß ich auf der Karte, die ich glücklicherweise in der Rocktasche finde, den Namen des Ortes nachsehe wo ich weile. Er klingt wie Vita oder Z i t a " ■'

Er weiß jetzt, daß es sich um das Leben (Vita) handelt Zita geht auf die andere Determination zurück und ist der Name der Ex- kaiserin, die eben in dieser Zeit geheiratet hatte.

Ich hatte mich von meinem B e o b a cht u ng s- Posten entfernt und kehre zu ihm zurück. UhbiW darum besorgt, nicht vom Feinde gesehen zu werden. Besonders verräterisch erscheint mir mein blitzen- der Helm. Nicht noch dadurch mag ich den Obersten gegen mich aufbringen, daß ich unsere Stellung verrate. Ein einzelner Mensch, hoffe ich wird nicht gesehen werden. Obendrein erscheine ich ^etz^ls Zivilist mit einem Strohhut auf. dem

0 Das „Liegen" ist auch die SteUung der Domut und Unterwerfunfc =) Mau denke auch an den Analytiker, der die Oberst- und Vater-taago i.t und ■do Semen Schüler. , ' ' ^

Ö

Kasuistik.

281

Kopfe Ulli] laineni Stocke in der Hand. Dor General- major „von Ende" mit seinem Adjutanten .,v o n Fostenberg-Rakißch" kommen über das Feld ge- s p r 0 n g t. Der e r s t e r e ist sehr zornig und s c ii i m p f t über eine blödsinnige Meldung. „W ie ist es möglich daß der Kerl zwei Tage vorher den Namen des Obersten gewußt habe?" Der Oberst reitet an mir vorbei. Icii höre die Worte: „So ein Esel!" und kann sie eben so gut auf den vom Generalmajor ge- meinten als auf Uli eil beziehen."

Der blitzende Helni des Glaubens ist seine Farapathte^). seine Farapliilic, die ihn gegen alle Gefahren schützt. Sein Lebensplan ist, seine Frömmigkeit nicht zu verraten und zwei Tage vor dem Tode sich als gläubig für Gott bekennen. Der Generalmajor von Ende ist der Tod! Die Namen sind seinem militärischen Bekannt enicr eis entnonmicn. Er trägt jetzt nur einen Struhhut, d. Ii. ein leicht brenn- bares Kleidungsstück, seine Paraphilic, die unter dem Bilde des Lasters seinen Glauben verbirgt. Zwei Tage vor dem Tode will er fromm werden. Darüber ist der Tod, der hier einen höheren Rang hat als Gott, ent- rüstet. Auch der liebe Gott, der jetzt immer melir dem Vater ähnlich wird, unterläßt es nicht, ihn einen Esel zu nennen, was er im Traum ganz richtig ebenso aul' sich bezieht wie den Ausspruch des Todes. Denn OS ist offöiihiir eine Eselei, sich ungläubig und lasterhaft zu stellen und dabei innerlich fromme Ziele zu verfolgen . . .

„A n m e i n e m S t a n d o r t o a n g e 1 a n g t, w i 1 1 ich mich wieder an den unglückseligen Gefechtsbericht machen, obwohl icheigentlich nichtsdazuweißund andere nach ihren Beobachtungen fragen muß. Es sitzen mehrere Leute an einem Tisch. Meinen Platz nimmt ein gewisser S. ein, gibt ihn aber etwas widerwillig auf mein Verlangen wieder f r e t."

Seine Lebensbeichte, die Schilderung seiner Kämpfe wird immer schwerer Er betont seine Unwissenheit, seine mangelnde Orientierung im Leben und den Umstand, daß er unselbständig auf fremde Fülining angewiesen \^t. Wie ein Bhtz taucht sein Bruder^) auf (Herr S.), der als' der Erstgeborene ihm immer im Wege stand und dem er nun den Platz streitig macht, was schon vorher in der Determination einer Spermatozoenphantasie zu erkennen ^var. Alle diese Phantasien heißen ja, wie Silberer selir richtig betont hat: Ein neues Leben beginnen. Doch hören wir die Fortsetzung; •. ' .' ■" *■■ ... - ..'-■ X : ' r

^) Verglüicho dDn Traum auf S. 268. _^

') In einer anderen sehen erwäint^n Determination sein Vorbili! „C li r i r 1 ii s

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FetiBchiBmus.

„Der Oberst orecheint aufs Neue. Er will seine Zigarre an zünden und hat schon seine Streichholz- schachtel herausgeholt. Ich beeile mich, ihn mit Feuer zuversehen. E r murm e 1 1 e t w a s w i e: Erweisen Sie mir wenigstens diesen Liebesdienst! Meine Hände zittern heftig dabei. Ein Streichholz er- lischt, ein anderes bricht entzwei. Dann nimmt er mir die Schachtel aus der Hand. 1 n de r W e i s e b i n i ch Ihn. behiin.ch, daß ich meinen Rock aufschlage, um den W,nd abzuhalten. Der Schweißgeruch, den mein Korper ausströmt, scheint ihn wider meine

o:??o!""^."'.^''*''^,''.l^^.^^'g^"■ PlötzUch fragt er:

meine bestürzte Frage,

Die

Sind Sie homosexuell? Auf

woher er das wisse, antwortet er aueweichend. ^ . -■ htuarts seien daran gestorben, fügt er warnend hinzu. T^h solle mich vor dem Tode in acht nehmen.-' Diese Stelle ist für das Studium der Traumanalysen sehr wichtig und zeigt, wie stark d'e Tendenz des Kranken ist, sieh über seinen Arzt lustig zu machen und Ihn hinters Licht zu führen. Man könnte diese Szene für emen Dnrchbrueh der Homosexualität halten und der

lysierendc Arzt, dem die ersten Szenen

ana-

ein undurchdringliches Dunkel

waren und blieben, .türzte sich mit Feuereifer auf diese Stelk, welche eigentlich eine homosexuelle Beziehung zwischen Vater und Sohn zu schildern schien. _ ....

Man sei aber sehr vorsichtig, wenn intelligente Patienten - und um einen solchen handelte es sich in diesem Falle - er war seinem Arzte turmhoch überlegen - m ihren Träumen plötzlich irgend ein Trauma oder eine sexuelle Beziehung Bchndem, die der Arzt von ihnen erwartet. Sie stellen Ihm gewiß eine Falle, in die er hineinfällt, wenn er nicht foi'twahrend auf der Hut ist.

Hier erhellt der Sinn des Traunipc ai,^ a -, . u

,, o- , . ,. . ■^^'^^imes aus dem ganzen Traurabilde.

Jei' binn kann nur cm religiöser sein unA ;,-». i . . ,. .■ u r, * '^ ^^'^ ^^'" "nd ist auch ein religiöser, waE ia die erotische Determination nicht ausschließt. Er will sein Feuer an Gott entzünden. Er will glauben Gotf ™i T \

r,- + n n^ V Vi ^^ verlangt von hm d esen

einzigen Dienst^ Den Glauben. Er versteckt sich in seine Kleider, um den bösen Wnd die Bewegung der Zeit abzuhalten, die das keine flackernde Lichtdien seines Glaubens erlöschen könnte. Er zittert um sem Stuckchen Glauben Er soll sich im Schweiße seines Angesicht. sein Brot verdienen. Er hat sich aber sein Leben durch die Paraph.lie und den Masochismus sauer genug gemacht. Dieser Schweiß kann Gott nur l'reude machen und ihn nicht genieren

iJi,

"

Kasuistik.

283

Jetzt koinint die EnUarvimg. Nämlich die Frage; öind Sie homo- sexuel]? Diese Frage enthält ein artiges Wortspiel. Der Homo ist kein iuiderer als wieder Christus. Sein stärkster Eindruck ist ein Bild von Tizian, das bekannte „Eece homo!" Auch er ist ja ein Christus. Ancli er leidet für die Menscliheit, um sie zu erlösen. Die Frage lautet also: Liebet du C h r i s t u e? Bist du katholisch? Die Stuarte seien daran gestorben, Eine rätsolhaftp Stelle, deren klare Deutung mir erst nicht gelungen ist. Sie scheint sich auf Maria Stuart') zu beziehen, welche als Künstlerin der Liebe und als fromme Frau galt. Hier spielen auch Reminiszenzen aus dem Drama von SdiÜler eine Rolle . . . Die spätere Warnung Gottes, er solle sich vor dem Tode in acht nelunen, finden wir jetzt verständlich, da er wieder fromm werden will, d. h. offen sich zu seiner Frömmigkeit bekennen will.

„Er entfernt sicli, während mir der Gedanke durc'h di'ii Ko])i' schießt: Nun, nachdem mein Ge- heimnis verraten ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als mir das Loben zu nehme n."

(Sott hat jetzt erkannt, .daß er fromm ist, an Christus und Maria glaubt, daß er immer ironun war. Sein Glauben hat sicii an dem Feuer Gottes entzündet, er kann jetzt ruhig sterben.

Wir erkennen, wie dieser Traum die ganze Lösung seiner I ara- nhilie und Parapathie enthält. Denn nie hat ein Fall klarer dargelegt. , daß der Satz von Freud: „Die Neurose ist das Negativ der FcTverBion niohi zu halten war. Die Perversion (Paraphilie) ist eme Neurose (Parapathie) und zeigt den gleichen seelischen Mechan.smus wie die Ldei.^ Neurosen. D a s g-a n z e L e b e n d i e s e s ^^-^\'\^l ■Lnf das Zielgerichtet, den Himmel zu erobern-und ich die I iebe G o 1 1 e s z u b i ch e r n. Sein ganzes Gehaben ;it auf die Identifizierung mit Christus zurück, den orbenei et un offenbar übertreffen wilh Sein geheimer Glaube an s e i n e groß, h i s t o r i s e h 0 M i B s i 0 n" ist eben unerschütterlich.

Wekhe Momente in der Parapathie unterstützen unsere Auf-

''''" dL Paraphilie ist eine selbst diktierte Strato für seinen Unglauben Die Paiapnii ^^^^^^^^ ^^^^^^^^ ^1^,^ p^^.

und seine Sunden, l'.^r tragt t-a «» uh.;A^,- träet die einen

halb erregt ihn die Vorstellung, daß jemand kleide, tragt, die einen Halb eriegi um u „.üKsen minderwertige Stoffe sein. Auch

Zwang auf *" au..*». Es ,u Ben ^^^^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^^

se,n L«do„ gM .hm -ta^B ^^^^^^ ^^^^^^^^^ ^_^___^ ^^^^ ^ minderwertig .1 *''!°=™™„J; .„^j ,e,ner Parapathie. Die Paraphilie ^r*fL1::t iil^^rln Lehe„ enttr^det, s,e .st ein a.rf- ;71S;h.,äglich .rtuh, id, die D»t.™: Sl..rl i.t to W«b. ;

234

FetiscUisinuB.

:

ßrlegter Zwang, tio regen ihn die Kleider auf, welche einschnüren, Riemen, welche binden, lange Stiefel usw. Wir kennen diese Gegen- stände ßchon aus anderen Träumen als Symbolismen, welche die Para- pathie beschreiben. Unser Patient regt sich also über seine eigene Para- patliiö auf, er schöpft sexuelle Lust aus seiner Parapathie, er berauscht sich a;n sich selbst und seinen genialen Konstruktionen. Alles Dienen und Gehorchen regt ihn auf, weil er sich auch als Soldaten, als Diener Gottes betrachtet.

Warum aber hat sich dieser Kranke gerade die Sporthose als Fetisch auegesucht? Wird diese Wahl wirklich durch ein infantiles Er- lebnis determiniert"? Hat sein Bruder in der kurzen Hose auf ihn einen Eolchen starken Reiz auegeübt? ^., . .

Diese Erscheinung werden wir nur verstehen, wenn vnr die Tat- sache kennen, dali der Fetisch im Laufe der Jahre degeneriert. Er wird verändert, so daß er seinen ursprünglichen Charakter besser maskieren kann. Wir haben ja gesehen, wie aus dem mit einem Nagel durch- stochenen Fuße von Christus ein roter schweißiger Fuß geworden ist und daß dann später das wichtigste Attribut, der Nagel, wegfiel.^) Auch unser Patient hat seinen ursprünglichen Fetisch verändert. Denn es reizte ihn ursprünglieli ein Tuch, wie es die Orientalen um die Lenden tragen. Dies Tuch erwies sich als Abkömmling des Tuches, das Christue um die Lenden trägt. Der He]m ist wieder neben dem Symbol des Glaubens der Ersatz der Dornenkrone, welche ja die unsichtbaren Schläge ins Physisclie übersetzen. ' --'.'■

' Der Simi der Parapathie lautet: Ich bin Christus, ich b'in ein Erlöser und wenn iehniich mit Chri'stus identifiziere, so empfinde ich die höchste Lust.

Eine andere Quelle seiner Erkrankung ist sehi überbetonter Nar- zißmus. Er ist in sich verliebt und bewundert sich auch, überall sucl-t und sieht er nur sich und seine Selbstliebe ist sehier ohne jede Grenze. Er sieht sich in kecken und sinnenden Knaben, in bartlosen Männern und wünscht sich so schön zu sein wie die anderen, d. h. er identifiziert sich mit den Objekten, die ilun am besten gefallen. ■■..■- Seine ßußideen dringen in den masochistischen Prozeduren deut- lich durch. Er straft sich für seine sexuelle Lust und die Strafe selbst wird ilmi zur Lust. Er beherrscht sich aber und leidet. Und er bezieht seine stärkste Lust aus diesem Leiden ohne Klagen. Er schlägt 5i--h ja fortwährend mit den Widerwärtigkeiten des Lebens herum. Er ver- sagt sich jede Freude und jeden Erfolg und hat sich an die Paraphilie

^) Nachträglich goetand jener Patient ein, daß er eine LiuMingsphantasie habe; Mit einem riesigen Nagol am Fuße über dio Ringstraße zu gehen

Kasuistik, 2Sb

geschnürt wie an eine Folterbank. Er bückt sich freiwillig vor Gott und reicht seinen Leib freiwillig zur Strafe.

Den beimliclien Stolz auf. die kunstvoll gebaute Parapathie ver- rät aber der Satz: „Besonders reizvoll erscheint mir der Gedanke, daß der Geschlagene unter der Klei- dung versteckt vor den Leuten als Besonderheit, von der er allein nur weiß, die Spuren der Schläge herumträgt." Das ist sein Stolz. Er hat eich selbst geschlagen und leidet und kein Mensch weiß es, daß ein so heiliger frommer Mann unter den Menschen wandelt, der zu hohen Taten bemfen ist und die Menschheit, erlösen soll.

Es wirft sich die Frage auf, wie eine solche Paraphilie entsteht und wodurcli sie festgehalten wird. Diese Paraphilie ist eine Karikatur der Erziehung mit iln-em Zwange, ihren Schlägen, ihren Einschnürungen. Uie Kinderhose zeigt schon auf die Kinderzeit. Sie stellt eigentlich eine Abart des Infant! lisnius dar. Der Kranke möchte noch ein Kind sein und Kinderhosen tragen. Solche Wünsche (welche ja auch aus seiner Determination des Traumes als Spermatozoenphantasic liervorgehen). deuten auf innere Unzufriedenheit mit dem bisherigen Leben und tiefe Reue. Er möchte noch einmal leben und dann würde sein Gefeditsbericht ganz anders ausfallen. Diese Unzufriedenheit mit sich selbst stammt aus einer Zeit, da or dem Vater den Tod wünschte. Der Tod des Vaters würde ilm von iedem Zwange befreien und ihn selbständig machen. Eben- so haßte er seinen Bruder, der iluu als Kivale in der Gunst der Mutter und des ^'aters im Wege stand. Auch diesem wünschte er den Tod. Erst die Erkenntnis dieser eigenen Schlechtig- keit erzeugte in'ihm das Gefühl der Minderwertig- keit und er sagte sich, daß er weder Freiheit noch Glück verdiene. Seine Religiosität riß ihn immer tiefer in den Strudel der bchuldgefuhle und bald gab es für ihn keine andere Rettung, als sich vom Glauben zu emanzipieren. Er wurde Atheist und Freigeist Mit welchem Erfolge, das zeigen sein Traum und seine Parapathie. Aber innorUch wurde er immer frömmer, je nntiklerikaler er sich nach außen gehardete

Die Parapathie schien aber unlöslich durch cm .Tunktim (Adler) das er sich gemacht hatte. S o I a n g e e r d i e s e A r t d e r b e x u a 1- befriedigung betreiben werde, so lange werde sein Va t er 1 ben Dieses Junktim entfernte ihn vollkommen vom AVeibe. Es war aber auch die Quelle neuer Konflikte. Jetzt mußte er ^.'Unschen, daß der vi er sterben sollte, wenn er zum Weibo kommen wollte. Die Angst vor dem Weihe als dem Symbole der Sunde^) war aber so stark,

^etz^ch. betont ebentalk dia „c^'igc FnebcH des Ma.nos vor dem Ew.f,- weibliciieu". "

386

Fetischismus.

; ;.

!

daß er diesen Öchutz gerne vertrug. Wäre nun der Vatei- gestorben, so -Mite trotz alledem die Befreiung nicht eintreten können. Dann wäre das Schuldbewußtsein wieder in den Vordergrund getreten, etwa wie: Du bist Schuld an dem Tode des Vaters. (Die Allmaclit der Gedanken! Freud ) Er hätte sich neue Sclmld und Bußjahre diktiert und sich so wieder vor dem Weibe geschützt, das für ilm gleichbedeutend mit dem Tode ist und sich im Traume im Symbole „Maria Stuart" nennt. Hüte dich vor den Frauen! lautet ein geheimer Imperativ seines

Inneren.

In einem anderen Traume sagt er : „E i n M a n n li a t andere grausam behandelt. Der Rächer tritt auf in Ge- stalt eines anderen älteren Mannes. Dieser be- fiehlt mir, einen Kasten, der so groß ist, daß ich ihn mit beiden Händen tragen muß, mitzunehmen und geht, den Übeltäter vor sich hintreibend, eine enge Treppe hinauf, die offenbar zum Hausboden führt. Unterwegs erhält der Schuldige fortwährend Schläge. Oben angelangt, entnimmt der Rächer meinem Kasten einen großen Lederknüppel und schlägt damit den Übeltäter in grausamer Weise." Er ist der Sünder. Der Kasten sjTnbolisiert den Hirnkasten, der alle grausamen Strafen enthält. Ebenso der Dachboden. Der Kasten ist wieder eine Darstellung seines Hirngespinstes, der Parapathie . . - Er schlägt sich als sein eigener Radier und Richter für seine Sünden . . . Aber nun hat er den Schlüssel zu dem Leiden, das in seinen Träumen als sein Bruder symbolisiert wird. So sagt er in einem Traume:

„Ich finde den Schlüssel zu dem Sehranke, in welchem die Sachen meines Bruders liegen. Das ist mir sehr unangenehm, weil ich fürchte, man wird den Schlüssel brauchen und darnach suche n."

Der erste analysierende Arzt hielt den Schlüssel für den Phallus und übersah die wichtige Bedeutung: Ich fürchte, der Arzt könnte den Schlüssel zu meiner Parapathie finden und -mich gesund machen. Er raubt mir dann den Weg zur Seligkeit . . . Und wir sehen wieder die Angst vor der Genesung und den Stolz auf die Parapathie.

Betrachten wir die ganze Paraphilie, so erkennen wir, daß es sich gar nicht um eine wirkliche Paraphilie handelt. Es handelt sich um ein Arrangement im Sinne Adlers,, er benimmt sich, als ob er ein Paraphiler wäre. Sein Fetischismus ist eine künstliche Konstriüttion, eine zweite Religion, welche ihm den verlorenen Glauben ersetzt und als Ersatz für die verlorenen Freuden dieser Welt, für den Verzicht auf Ehre, Ruhm und das Weib den Himmel sichert. Festgehalten wird

Kasuislik. ^o

aber dieso l^ara])hilio, diese Karikatur einer ParaphiliL' kÖTinte man eher sagen, durch ein Gelübde. Dies iiiüchto ich besonders unterstreichen Sein Vater wird so lange leben, so lange er dem Weibe entsagen wird' Ein älinlii:heß Gelübde war auch in all den anderen von mir analysierton Fällen gegeben werden. Erst dieses Junktim macht die P !i ]• a p a t h i e unlöslich und enthält die Strafe für d ie vcrbree herischen Todeege danken. Das Weib ist dan Symbol der Sünde. Aber hinter der Angst vor der Sünde steckt auch hier die Purchi vor dem Weibe, die Furcht vor einer Niederlage im ge- j^diieehtliclion Ijeben. Dagegen finden wir keine Spur einer organischen Minderwertigkeit als Grundlage der Parapüthie und ich nmß iimner wieder betonen, daß ich diesen Teil der Lifhre Adlers für unrichtig halte und das Gefülil der Minderwertigkeit nur als Folge des Schuldbewußt- seins auffassen muß.

Wie wunderbar ist jedoch die geniale Konstruktion unseres Kranken, den Perversen zu spielen und der Fromme zu bleiben! Wie ich es in meinem Aiirsatzo „Der Neurotiker als Schauspieler"^) sagte: „Der Neurotiker (Parapathiker) ist Akteur und Publikum in einer Pereon. Kr spielt mit seinen parapathischcu Symptomen eine bestimmte Szene." So spielte dieser Kranke vor sich selbst den Paraphilen und war ein FrÖramling in der Maske eines Satanisten , . . Die Paraphilie riichertc ilm vor dein Weibo und vor der Sünde. So wurde seine feti- schistisdie Sünde zur frommen Handlung und die Frömmigkeit zur Sünde wider seinen Intellekt ... ' .

Wir sehen, wie kompliziert sich die Analyse eines Falles von echtem Fetiediismus gestaltet. Sieherlich führen auch bei diesem Falle Fäden zur primären Inzesteinstellung. Er betont, daß Manchester wie Urin riecht und kommt wiederholt auf sein Verhältnis zur Mutter zurück. Es ist ja möglich, daß er die Mutter eimnal in prall sitzenden Unter- hosen gesehen hat. Leider spricht er nichts davon und seine Träume enthalten nur Andeutungen, daß er ein Geheimnis verschweigen will, verraten aber nicht die Art des Geheimnisses.

Dies aber zugegeben, ist die Parapaihie dieses Kranken ein so kompliziertes Gebilde, daß sie sich nicht einfach mit einem Sclüüssol,

wie der Inzest es ist. auflösen läßt. Auch der Rieclitrifb, der bei diesem ,

Kranken sehr stark ausgebildet ist, gestattet noch keine Erklärung 1 ,

dieses komplizierten religiösen Überbaues. Wir merken nur eine un- '<

widerstehliche Tendenz, die sexuelle Aktivität durch den Schein einer '

Sexualität zu ersetzen. ,, ,■ -^-^

Abraham betont die Herabsetzung der sexuellen Aktivität seines Patienten. Das konnte ich ja in allen meinen Fällen konstatieren.

') Zeaitralbl. f. Psychoanalyse. 1911- S. 38. I. Bd.

•288

Fetischismiis.

PIM

Eine übergroße Aktivität führte zu der DroGse- lung derselben durch einen Fetischismus. Die Angst vor der eigenen Sexualität fülirt zur scheinbaren Ertötung derselben, zur Abbiegung von der sexuellen Leitlinie, die ursprünglich aiif den ganzon Mann und die ganze Frau geht. Diesen Bestrebungen ent- riprechen wieder als symbolische Ausdrucksraittel die Kaetrations- phantaeien, an denen alle Fetischieten leiden. Sie haben in der Tat eine ideelle Kastration an sich vollzogen, spielen auch mit dem Gedanken der wirklichen Kastration, was ja einer völligen Entsagung gleich käme und auf der Linie ihrer aBketisch-frömmlerischen Tendenzen liegt.

Aber Abraham, der schon die Mischung von Parapattiie und Feti- schismus bemerkt und auch betont, daß Freud seine Ansicht, „die Neu- rose sei das Negativ der Perversion", nicht mehr aufrecht erhält, sieht als Ursache der Parapathie: Dem Fuße kommt die Bedeutung eines Genitalersatzes zu. „Schautrieb und Rieehtrieb, von jeher in auffälligem Maße auf das Exk rem enteile gerichtet, wurden einer weitgehenden, freilich sehr ungleichen Umwandlung unterzogen. Der Riechtrieb wurde in weitem Ausmaße verdrängl, der Schautrieb hingegen um so stärker betont, freilich von seinem ursprünglichen Interessen- gebiet abgelenkt und idealisiert. Dieser Vor- gang, dem nur der eine von beiden in Frage kommenden Trieben zum Opfer fällt, verdient dsn ihm von Freud gegebenen Namen der ,Partia!- V o r d r ä n g u n g'."

So weit geht das Bestreben der /'Veurfschule strenger Observanz, alle Erscheinungen der Parapathie auf verdrängtes Triebleben zurück- zufüliren! Wie würde aber Abraham mit seinem Riechtrieb den Fall von SporthosenfetisehismuB erklären oder einen Fall von reinem Korsottfetischismus auslegen, wie er mir bekannt ist? Wir sehen, wie wichtig die Kenntnis der rehgiösen Motive und der von mir geschil- derten Mechanismen für das Verständnis dieser komplizierten Fälle isl- Ich stehe nicht an zu erklären, daß ich jetzt diese Fälle psycho- logisch begreifen kami, während die Part ial Verdrängung nichts bleibt als eine geistreiche Hypothese, die ein nicht unwesentliches Detail als Hauptsache behandelt . . . ' Abraham betont auch die therapeutische Machtlosigkeit seiner

Analyse und meint, der Patient hätte größere Widerstandskraft gegen seine fetischi et i sehen Regungen erhalten. Dies beweist, daß diese Art von Analyse ohne Aufdeckung der wichtigen Mechanismen, welche Simi und Zweck der Parapathie, das geheime Ideal verraten, eben nicht von

Kasuistik. 906

"Wirkung sein kann, wie eehon der vorher geschilderte, 14 Monate ana- lytisch behandelte Patient beweist.

Der Fetischismus ist eben eine Krankheit, nicht nur eine zweite Religion. Er ist auch ein geistiger Parasit, der seinen Träger zu jeder anderen Donkbarkeit untauglich macht. Alles wird in den Dienst dos Fetischismue gestellt und in der Spraclie des Fetischismus ausgedrückt Sehließlicli kann der Fetischist ganz arbeits- und lebensunfähig werden Er versinkt in Sfine Ti'äuiiiereion. Er kann den Affekt nicht mehr auf seine sozialen PQichten richten, er bringt keine Aufmerksamkeit für den Beruf auf, weil alle seine Affekte an andere Interessen gebunden sind (Bleuler). Diesem Umstände verdanke ich es, daß der sonderbare Fall, von dem ich jetzt sprechen, werde, in meine Behandlung kam.

Fall Nr. .'54. Es handelt sich um einen zirka 30.iährigen Beamten, der nicht mehr im Amte bleiben konnte, weil ihm die krankhaften feti- schistischen Ideen keine Ruhe lielien und ihn iirbeitsuiifähig machten.

Er ist wohl einer der merkwürdigsten Fälle, die je publiziert wurden. Unser Patient nennen wir ihn Herrn Lambda interessiert sicii nur für Männer, die eine ge- schwollene oder vorletzte Backe haben und ver- bunden sind. Es sollen womöglich junge bartlose Männer oder nur mit einem Anflug von Bart sein. Er benimmt sich sehr sonderbar, wenn er ein solches Sexualobjekt siclit. Er sitzf; beispielsweise im Kaifce- haiiso lind sieht zum Fenster hinaus. Plötzlich sielit er einen Mann mit einem schwarzen Tuche um den Kopf. Oder mit einem verbundenen Kopfe. Er ruft mm in höchster Aufregung: Kellner zahlen' Kommt der Kellner nicht sogleich, so wird er sehr ungeduldig, schimpft, hält sich auf, daß er gehindert wird und läßt das Geld am Tische liegen, um sein Obj^ckt zu suchen. Wenn er den Mann nicht mehr findet, ist er sehr erregt, unglücklich und in höchster Spannung. Er kann viele Stunden den gleichen Weg absuchen, warten, ob er nicht vielleiclit zurückkommt, ja auf dem Platze, wo er ihn gesehen hat, bis zu 6 Stunden stehen und ausharren, in der Hoffnung, er werde doch kommen. Er geht dann am nächsten Tage wieder um dieselbe Zeit auf die gleiche Stelle und wartet wieder und das kann er eine Woche so fort machen, bis ein neuer

Fetisch die Vorstellung des alten verdrangt hat. Immer aber bleibt ilim die Empfindung, als ob er gerade bei dem versäumten Objekte be- sondere Sensationen und überhaupt etwas Besonderes er- lebt hätte. Nehmen wir aber jetzt den Fall an, er habe sein Objekt doch erreicht. Er beginnt ihm zu folgen, ihm vorzugehen und ihn von allen Seiten möglichst unauffällig zu beobachten und umkreisen. Geht der Fetisch in ein Geschäft, so wartet er geduldig stundenlange, bis er wieder zum Vorschein kommt. Dann spricht er ihn unter irgend eniem

Stekal, StSmngon das l'riub- und AffökUebenfl. TU- 19

f

•290

FetischisiiiQK,

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1 I

Vorwande an. Meistens e r se. hier fremd und bitt. darum, ' leht g,„ ^V3g I^^^^^^,^ ß^. ^.^^^^ Gelegenheit fm-^t er auch n.«.d.g, woran der Herr le.de, ob e. große Schmerzen habe^Jd . dagegen mache. &o geht er eine Weile neben ihn, her, so lange er T' t" 'T''\''\ '' ^^^' ^'^^-^ d- Ma.n n;oint, er . '.f de^ gle.chen Weg sie könnten ein Stück miteinander gehen Wenn " sich dann verabschiedet hat, seht er in f>m r. i ^L , , om Tuch, ähnlich wie das isltlel I der P.ttf ^r^^^^^ ^f ^f' 1-nd.toif, eine schwarze Binde usw.) Je e nSr , nT^ f ' ■^\"'' stellender der Fetisch ist destn ..■■- '^^'""^^'^^' ""^ ^o?Aal niedrig

andet Lambda ein: e:L Xr ^^En uH '^'^'"- ''^''^ ''''- l..-es Verlangen, das nicht er^im:^^et2t^'J: 7 T^"' imt dem J-'etisch allein zu bleiben oder .«,- . i ^ ' Tendenzen,

Akt zu vollziehen. ^"' "^'^ '^™ *""«" homosexuellen

Im Gegenteil! Nun kommt die '/.,^H i benutzt, um sich die höchste Lih do u tL ff ^ E '^7 'f "' den Spiegel, legt sich den Verband an, lZ7ntljLf "^'^ Z s t e i 1 1 e i c h u u n V 0 r, d a ß e d e I ^ ^^'^'■'^^'" ""'^

geistige lüontiiizierungmit dem Se^al M kt ^ ZI'?' ''' '^"^ er «ud blickt dabei immer die Binde an "J.! T ^^ ?' ^"" """^"'''^ ganzen Harem. Meist verloren «t Z\ ^^"^'" ^"^ '' ^'"™

f..her die Wirksamkeit.^tr:!:!:^ Ä^ V'' al er vergessener Liebling wird wieder Favorit «t. V 1 ' 'T

solchen Fetisclien ist unstillbar und übermäch g Fr 2, ^'^ T falirenden Autobus, aus der Elektrischen wenn er ^ T '"' '^'"' hat; er hißt die Karte verfallen, die er si;hreirer W '' f n'" oder einem Konzerte mühsam erobert hat- er v^ Theatervorstellung die Rendezvous, die Arbeit, wenn ilmi i'n Fetr ,7' ''' '''™''"'' Damen und Vorgesetzte stehen, mit denen er IrCi ^^'^"'^- ^' ' iBt. (Interessant ist, daß der Zwang des Mimärf ^^T'"''" °'''""'^'" des Leidens. Er versäumte während ine t. n ^^-l"" ''' '"' Übung und lioß sieh von keinem Fetisc Hin t !f "'''^"' '"'"' die Anpassungsfähigkeit aller dieser ra,S.'' '"^'^^^' ""' immer das Gesetz des geringsten Wid s^d '^t" A?'"-? ''" f'' wir oft diese Tatsache bestätigt hören. BoiTmüS":] U eiserner Zwang. Dieser Zwang ersetzt dann den Dn '';"'^'^''\,^'"

De^ Imperativ wird durch den I.« d^rM:;^::^:^^

kommen °''- ^' '"^ ^'^ ^«^hlen W.g abR.^

I^RMBü

Kasuistik.

29]

ilm sein Vater einen We. durd 2 c V^ '^ ^^"^ ™'' ^'''''t'^

vorbei. Monatelang konntf ^'.^ Zctt: 1 r'^ß '" '^^^^"'^^^•^^^ Weg zu goJien. Erst nacl, oinigci Ze t k,r ü; """^ '"^^^^'"^

ilim der liebste der in d,e MarialWIo,;? , r T" ^^'^'^' ™" '^''"'■'"

an deren Ende eine Ki.che ^^^ '^^t'^T ''^^"f """"'' ^^^^'^' m die Kirche, „außer wenn er einmal .hö,;, T ""'' ^'"'^ "'^

Er hat in der antiklerikalen Bewogu"^ " j 'I "'""" '""" ^^■'"''

Rollo gespielt und ..rdo deshalb 'J^J^-^I^^TV'''''''' aiigegrifTen. ' '^'^'^i^alen Zeitungen

furchtbar ist sein Jähzorn. Er fürciitet R,.m» r -.^ Z.ei Jahre lang ..r er do,n Spieltoulo, .J^S. Zl^^^^Z ennogon e,n. S.ne Stellung verurteilt ihn zur Einsan,keit aufd:" Landa l.r muß u. d,e nächste Stadt fain.n, ,nn scnor Leiden chaft zu frohnen und em Objekt zu Buchen. Zu diesem Bciuifo kleidet e l^h um, veranstaltet eme förmliche Maskerade. Er ist Amtsperson und n2 auf eme Wurde schauen. Desiialb verschwindet er aus der kleinen fatadt, um e,ne größere aufzusuchen, postiert sieh in der Nahe dos Spitals oder emes Zahnarztes, bis endlich das Obickt m:t der gesclnvol Ionen oacke zu sehen ist.

Vorübergehend ^vollte er ein Trinker werden. Er bleibt aber immer ke^e Freude "" '"'" ^''"'''' ''^'''''^'"- ^^' '^'''''^'" "^^^ht ihm

Seine einzige Lust .st die Onanie vor dem Spiegel, wenn er sich das lach um das Gesieht gebunden hat. Er kann aber auch ohne Spiegel m lange J raumereien versinken, wobei er ganz geistesabwesend i^t Am bchlusBo der Miktio hat er ein Lustgefühl. Er war ziemlich lange Bettnässer und zeigte die für die Fetischisten charak- teristischen Blasonstöruiigen.')

Sonderbar ist sein Benehmen mit Frauen. Er ist mit selir vielen j^rauen bekannt, mit denen er sehr gerne plaudert. Er weicht aber än"st- hdi sexuellem Verkehre aus. Ursprünglich hatte er ein sehr lebhaftes Interesse für Madclien, war schon mit 12 Jahren in eine Kusine leiden- schaftlich verhebt. Vor 6 Jahren verliebte er sich in ein Mädchen das ilun sehr gut gesinnt war und auch zu verstehen gab, daß sie seiner Werbung kein Nein entgegenstellen würde. Er stand nahe vor der Ver- lobung und führte dann, um das Mädchen zu prüfen, einen Freund, einen ßdimuckeu Offizier, bei ihr ein. Nach einigen ^tlonaten verliebte sich der Offizier in das ebenso schöne als wohlhabende Mädchen. Aber seine

^) Auf drn ZuEammrahaitg zwischen Blascnstöruneon und Zwanssueurose hat zuerst Hitschmann aufmcrksaro gemacht.

19*

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FetiscliiSBius.

,1 [

Werbung hatte erst nach einiger Zeit Erfolg. Das Mädchen wartete immer darauf, daß Lambda sich erklären würde und nalim erst den anderen, als sie alle Hoffnung, eine Erklärung Lambdas zu provozieren, aufgab und verzweifelte, ihn zu erreichen. Ihre Verlobung war aber für Lambda der Anlaß zu einer schweren, monatelang währenden Depression. Er fühlte sich unglücklicii und betrogen, verlassen und verraten. Hier zeigt sich wieder dieser heuchlerische, spielerische Zug, der diese Art von Kranken auszeichnet. Denn er hatte ja selber mit schlauer Be- rechnung den Offizier in das Haus eingeführt, um einer Entscheidung auszuweichen, seine Angst vor dem Weibe und der Ehe zu bemänteln und um ein Eecht zu erlangen, sich unglücklich zu fühlen. Er wollte sich sagen können: Du hast dein Möglichstes getan, um zu heiraten. Du kannst nichts dafür, wenn die Mädchen so unverläßlich, so falsch und so treulos sind ... - .■

Momentan verrät er mir steht er in ähnlichen Beziehungen zu einer Kusine. Diese könnte er heiraten und bei dieser werde er bestinunt potent sein, wie er ja an seiner Potenz nicht zweifelte". Aber heiraten hieße seine Paraphilie aufgeben . . . und das war er vorläufig nicht imstande. Es sagte ihm zwar eine innere Stimme, daß er in der Ehe den Weg zum "Weibe finden würde, aber er hatte noch nicht die Kraft, dieser Stimme zu folgen.

Diese merkwürdige Erscheinung werden wir in vielen Fällen von Fetischismus konstatieren körmen. Die kunstvolle Fiktion einer Para- philie bat ursprünglich nur den Zweck, den Träger gegen die Gefahren des außerehelichen (sündigen) Koitus zu sichern. Denn nur dieser wird als Sünde angesehen. Mit der Zeit aber wird diese sexuelle Leitlinie verdeckt, der Weg zum Weibe versandet und die Möglichkeit einer Ehe wird immer geringer. Trotzdem ist die einzige Heilungschance die Ehe , und ich habe schon zwei Fälle in der Ehe den Weg ins Normale finden gesehen. Grundfalsch ist eine Therapie, welche die Fetischisten zu heilen sucht, indem sie ilmen den Kongressus mit Puellis publicis oder anderen außerehelichen Verkehr empfiehlt. Die innere überempfindliche Moral dieser Mensehen sträubt eich dagegen und die Erfolge wenn sie überhaupt zu erzielen sind, halten nicht lange. Meistens sind es aber Mißerfolge, die das Vertrauen des Kranken erschüttern und ihm den Weg zur Ehe versperren. Manchmal verlangen solche Menschen eine Garantie ihrer Potenz oder sie wollen es erst bei einer Publica ver- suchen, um sicher zu sein. Solche Versuche mißlingen in der Regel.' So war es auch bei diesem Fetischisten. Die Versuche seines Hausarztes, der mit ihm sogar ins Lupanar ging und die Dirne untersuchte, weil Angst vor Infektion als Sicherung vorgeschützt wurde, mißlangen voll- kommen. „Nun kann ich ja nicht heiraten und meine Geliebte ist mir

Kasuistik.

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ewig verloren", jammerte der Kranke, der so wieder einer Entscheidung aoBweiclien konnte.

Er wollte aber seine Paraphilie nicht aufgeben, weil er einen großen Stolz auf seine Krankheit hatte. Er war der einzige, der eine so ver- rückte Form der Soxualbefricdigung gefunden hatte. Dieser Wider- stand äußerte sich sofort in der Behandlung, indem er mir schon am zweiten Tage mitteilte, er glaube nicht an die Möglichkeit einer Ileilung, die ich in weiser Voraussiclit gar nicht vereprochen hatte. Ich versprach, ihn wieder arbeitefähig zu machen. Ich wollte dem Kranken keine Ge- legenheit geben, am Schlüsse der Behandlung über mich zu triumphieren und mir vorzuwerfen, daß ich mein Wort nicht gehalten hatte. Tcli erwartete aber die Heilung, weil ich wußte, daß diese Krankheit nach gelungener Emsiclit in eich zusammenfallen mußte. Schon am di'itten Tag hatte der Kranke nichts zu erzählen und gestand mir später, daß er sich gedacht hatte: „Justament sage ich dem Doktor nu-Jits. Wie wird er sich helfen? Er soll midi hoiten, ohne daß ich fort- während reden muß." Dami ließ er schon die vierte Stunde aus und kam nicht. Er hatte verschlafen, Wir wechselten die Stunden, da er jeden zweiten Tag die Morgenstunde verschlief. Der Widerstand war einen Tag besser, dann kam er ancli am Nachmittag zu spät und brachte es sogar zustandcs bis in den Naclmiittag hinein zu schlaren. Die ganze Behandlung war ein fortwährender Kampf, der den Kranken immer wieder überzeugen mußte, daß er nur ein Ziel hatte: Seinen Fetischis- mus zu behalten und über den Arzt zu triumphieren.

Doch versuchen wir, der Frage der Tarapathienwahl näJier zu treten, wie Umbda gerade zu dieser sonderbaren Form der Paraphilie. kommen konnte und mußte.

Sein Hausarzt teilte mir mit, daß Lambda als Knabe eine schöne (louvernante gehabt habe, die er eehr liebte und die viel an Zahn- schmerzen gelitten hat, also oft verbunden war. Wir sehen hier die Aufmerksamkeit des Kindes früh auf ein verbundenes Gesicht gerichtet. Aber wie viel geliebte Mütter und Pflcgepersonen haben verbundene Gesichter und es kommt nicht zu einer so sonderbaren Fixierung des sexuellen Begehrens! Dio Gründe müssen tiefer liegender Natur sein. Keineswegs können sie damit erschöpft sein.

Wir erfahren nun aus seiner Jugend folgende Tatsachen. Er hatte ein geradezu immenses, unstillbares Bedürfnis nacli Zärtlichkeit. Zu seinem Leidwesen war der ältere Bruder immer krank und zog die gan.e "rksanikeit der Eltern auf sich. Die Eltern, besonders der Vater^ fl fn dn« z-xrte Kind in rührender Weise; wiederholt wurden Bade- ;S unt n " 1 -s der jüngere mit eifersüchtiger Kegung über- Tchte und immer sehr schmerzlid. empfand, besonders wenn der Bruder

'294

Fetischismus.

;

von den Wundern der neuen Gegenden erzählte. Der Bruder reizte ilm immer und setzte iiin immer herunter. Was er machte, war kindisch und nebensäclilich, was der Bruder machte, war schon etwas GroiScs, obwohl nur ein Jahr Unterschied zwischen beiden war. Infolgedessen sonderte sich Lambda ängstüch-von ilmi ab. Er hatte seine Spielsachen für sidi und war unglücklich, wenn der Bruder sie berührte. Einmal ging er mit einem Schießgewehr auf den Bruder los und schlug ihn so lieftig aufs Auge, daß der Bruder um ein geringes das Auge hätte verlieren können. Der Bruder trug damals das Auge und die Wange verbunden und er selbst erhielt eine omphndlicho Strafe neben endlosen Ermahnungon über seine Schlechtigkeit und Bosheit, er werde noch ein Verbrecher werden, man müsse sich seiner schämig, der liebe Gott werde ihn dafür schwer bestrafen. . . . Wir sehen also, er hat auch ein Motiv für die Krankheit, das dem Schuldbewußtsein ent- springt. Die Talion verlangt, daß die Erinnerung an sein Verbrechen immer wieder behalten und ihm wie ein Memento vor Augen geführt wird. Überdies war ihm ein jüngerer Bruder gestorben, was ihn damals mit großer Befriedigung erfüllt hatte. Oie Erinnerung an diese Schadenfreude trübte sein Gewissen und die Vorstellung, daß es Revenante gäbe und die Toten sich rächen können, spielt in dem Fetisdiiemus eine eigentümliche Rolle, von der wir noch später eprechm werden, wenn wir das Mysterium seiner Religion um! seines Leidens ganz entschleiert haben.

Er war mit 5 Jahren an Rotlauf erkrankt und wurde durch eine Woche in aufopfernder Weise von den Eltern betreut. Er wurde wie alle lebensgefährlidi erkrankten Kinder mit Zärtlichkeiten überhäuft und jeder seiner Wünsche aufs schnellste erfüllt. ... Das war die schönste Zeit seines Lebens und nacli dieser Zeit tieht sein ganzes Sehnen. Wir haben erzählt, d^iß er immer wieder die a 1 1 e n Wege gelit und zu Orten zurückkommt, wo er einmal gewesen. Er blickt eigentlich immer in die Vergangenheit.

Er möchte diese Krankheitstage noch einmal erleben, da er von einem Arm in den anderen wanderte. Damals war sein Gesicht auch mit Salben bestrichen und verbunden, Er sucht also sich und die Jugendzeit. Er geht immer die alten Wege, das sind die Wego der Jugend, wie wir bald sehen werden noch aus anderen Motiven. Aber sein Fetischismus hält die Erinnerung an die schöne Zeit der Krank- heit fest. So möchte er sein ganzes Leben verbringen immer Krank sein und immer von den Eltern behütet. Es war auch sein heimlicher Triumph, daß er jetzt so schwer krank war und den Eltern großen Kummer be- reiten konnte. Sein Bruder war längst genesen und ein stattlicher Mami in Amt und Würden. Er aber war jetzt der schwer und vielleicht un-

i^mmmt

Kasuistik.

295

heilbar Kranke. Der Hausarzt mußte seinem Vater von der Schwere der Erkrankung Mitteilung machen, der Vater mußte ihn unterstützen, für längere Zeit einen Urlaub zu nelnnen, mußte die j^roßen Kosten für eine Behandlung aulbringen, kurz ... er konnte den lange vorbereiteten und langersehnten 'l'riumph auskosten, der Sohwerstkranko in der Familie zu sein. Nun hatte sich das allgem-eine Mitleid der Familie auf ihn konzentriert. Parapathiker erpressen die Liebe in Form von Mitleid und es macht ilmen ein unbändiges Vergnügen, wenn die Eltern für sie Geld ausgeben müssen. Dies Geld wird dann auch ein Grad- messer der Liebe. So kommen parapathische Kinder leicht ins Ver- schwenden hinein, wenn es sich darum handelt, die Langmut und Liebe des Vaters immer wieder auf die Probe zu stellen. So auch in diesem Falle. Er hatte eines der Ziele erreicht, das ilun seit der Kindlieit voi- geschwebt hatte: Er war krank, der am meisten Kranke in dei- Familie, er war arbeitsunfähig, sein Vater mußte ihn erhalten und er hatte eine Kranklieit in einer absonderlichen Form, wie sein Bruder sie nie gehabt, hatte, wie sie überhaupt kein Mensch vor ihm gehabt hatte. . , . Seine Krankheit war seine größte Leistung und sein größter Stolz!

Ein anderes Erlebnis spielte noch in seine Jugend hinein. Die Schwester, die um zwei Jahre jünger war, ging in ihrem achten Lebens- ialire an einem Laden vorbei, in dem eine Explosion stattfand. Sie wurde am Obersehenkel verletzt. Es machte ihm die Wunde - er war im Zimmer, als sie vom Arzte verbunden wurde - einen großen Ein- druck Allgemein sprach man davon, daß sie hätte blind werden kennen, wenn sie im Gesicht getroffen worden wäre. Ob es sich hier auch um das Phänomen handelt, das Freud die Verlegung von unten nach oben nennt, das wage icli niuht zu entscheiden, da der Patient darüber nichts zu sagen M-eiß. Dagegen von einer anderen Verlegung.

Er hatte sich Phantasien über die Geburt gemacht und schwangere Frauen erschienen ihm immer als g e s ch w o 1 1 e n. Als ihm der Zahn- arzt einmal mit der Zange einen Zahn gezogen hatte, he e^ ihm eni. ,, wäre auch mit der Zange zur Welt gebracht worden und hatte längere Ze einen geschwollenen Kopf gehabt. Um beschäftigt sehr lebhaft das T en a von der Wiedergeburt. Auch bat er sich die Frage vorgelegt, obTein G hirn bei der Geburt durch den furchtbaren Druck der Zange

tJZ. S " GlrU-ien und an die wi.tige Frage der Wiedergeburt.

Fr habe doch manchmal so sonderbare Ideen. E^ ^i^^« "''''^J- f „. lob! od: geelrhen sei, Manelm^al glaube er, er sehe Tote auf der

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Fetischismus,

Straße. Ja, er erinnere sich, einen wie furchtbaren Eindruck aiif ihn der Anblick eines Toten gemacht habe. Dem toten Briiderlein ivurdf auch das Gesieht verbunden und man verbinde Toten immer das Ge- sicht, um das Herunterfallen des Kiefers zu verhindern

Er sucht also aul der Gasse seinen t o t e n B r u d e r. Er sucht Tote, die vom Grabe auferstanden sind. Wenn ihn seine Rachepliantaeien peinigten und er grausa^ne Todesarten erfand, an denen er seinen Bruder sterben lassen würde, so quälte ilm der Gedanke, daß der Tote wie ein Varapyr wieder kommen und sich rächen könne. Und ein abergläubisches Kindermädchen wußte eine Menge solcher Schauergesclüchten und sie prägten sich so tief in sein empfänglidies Herz ein' Er suchte einen solchen Wiedererstandenen. Er suchte das Wunder auf der Straße. Er suchte seinen toten Bruder, d.h. sich selbst, alles Schöne und Fromme ;n ihm, das längst tot war.

Aber die Krankheit war durch ein Junlctim mit seinem Schuld- bewußtsein verbunden, die sie schier unlöslich machte. Ich habe darauf anlmerksam gemacht, daß in kemem Falle von Zwangshandlung oder Zwangsvorstellungen die Todesklausel fehlt. Auch unser Fetischist hat semo Todesklausel und diese muß ich in Kürze mitteilen. Sem Vater hatte seine erste K rau verloren und hatte die Schwester der Verstorbenen geheiratet Der Knabe hatte wiederholt Gelegenlieit gehabt, manche Auseinandersetzung des Vaters mit dem Hausarzte zu hören. Seine Mutter war auch kränklich und schwächlich. Immer wieder mußto der Vater für ihr Leben zittern. Tud der Knabe hörte, wie der Vater sagte: .'".' ^. .'l' ^'" '^'^^ "i^^^^^- P>-au könnte ich

,rH . ""v"] t7- ^"^ ''^''^' ™^^- ^"i" if^»-^^' Grabe eine Kugel durch den Kopf schießen . . ." Auch sein Bruder hörte diesen Ausspruch und es war einer der wenigen Momente brüderlicher Harmonie, an die er sich erinnern kam», daß er mit dem Bruder -über diesen Aussprach des Abends im finsteren Zimmer plauderte. Nun lag er viele Wochen seh aflos und dachte darüber nach. Er war schon 12 Jahre alt, als die Mutter wieder emmal erkrankte. Ihm fiel sofort der alte Ausspruch des Vaters em Damals hatte er mit einer Art Grauen darüber nach- gedacht, wie das wäre, wenn beide Eltern sterben würden. Er käme dami zum Großvater, m der Schule würde man ihn so bemitleiden, alle Leute in der Stadt würden ihn bedauern. ... Es regte sich etwas wie e,n Wunsch nach dem schrecklichen Erlebnis in seiner Seele. Nun kamen die furchterhchen Bilder wieder und er schwur sich, so lang« kern Weib anzurühren, so lange Gott die Eltern leben ließe. Er brachte seine Sexualität Gott als Opfer dar, wofür er das Leben der Eltern verlangte. Und er glaubt an dieses Junktim. Er, der aufgeklärte Frei-

Kasuistik.

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seist gesteht mir, daß er die „Perversion", wie er seinen Zustand nennU nicht aufgeben kann, weil er der Ansicht ist, dann würde sofort der Vater oder die Mutter sterben. . . . Mit diesem Junktim hat er sich den Wes zur GesundlieJt verschlossen. Es ist das jener Zustand, den ich auch das Vexierschloß der Parapathio genannt habe. Stirbt sein Vater so kommt ein neues Gelübde und das Weib ist dann mit so viel Zäunen von Stacheldraht des Gewissens umgeben, daß es nicht .möglidi ist, diese Hindernisse zu überwinden.

Solche Gelübde spielen m allen Zwangshandlungen eine groß« Rolle Die Analyse bringt sie selten zutage. Die Zwangsneurotiker sind in dieser Hinsicht genial. Sie bringen es zuwege, ein Jahr mit einem Arzte zu reden und ilim die wichtigsten Dinge zu verschweigen. So erzählte der Fall von Abraham ihm eine verwirrende Fülle von ex- krementellon Details, als er merkte, daß der Arzt sich für seine kopro- philen Tendenzen interessierte. Ja, die Patienten gehen so weit, Mate- rial zu erlinden, um das zu verschweigen, was den Kern der larapathic ausmaclit: das religiöse Problem. Und das möchte ich ietzt an unserem Falle besprechen.

Ich betonte t;chon seine prononzierto antiklerikale Stellung. Kr h.tte ein klerikales Gymnasium besucht, an dem er von kathohschen Priestern unterrichtet wurde. Bis zu seinem 14. Lebensjahre war er selir fromm. Er hatte sich vor seinen aggressiven Phantasien und ve.- breeherischen Neigungen zu Gott und in die Religion gefluchtet. Em n besonderen Eindruck hatte auf ihn im Gymnas.uni sein KoLgumBlehu. gemacht als er die Geschiclite der Heiligen und Wunder vortrug. Und Wu nsd ein solcher Heiliger zu werden und ein Wunder zu o^ebei. wurde übermächtig in ihm. Er konnte ^^^^^^ ^^J^ ^^f'^f^l Gebete vor einem Heiligenbilde knien, um ein Wunder und um 1.1 ung von dl Sünden bitten. Da sich in der Pubertät surm.scb sein ■ir?e' e er von Kollegen hörte, sie hätten schon em Weib besessen IJlut re le,^ u ^. j^ ß betriebene Onanie, von deren

■In der vierten Gymnasialklasse 1«™*^ "-^ «'" ^^^^^^^^^ ^^^ beimlirli einen äußerst aufgeklärten Vater ha te. ^ f ^ ^^'^^^„ton Er warf mit allerlei B^chej-n bekann^^^^^^^^^^^ ^^.^,,,„ ,,,

den ganzen ^^^^g^^^J^jf ^^^^^h Bald begann er Philosophen zu

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29K

FctiEehismus.

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gelesen und erklärt wuiden. Und so kam er in die Stellung eines leidon- scbaftliclien Antiklerikalen.

Aber iede Leidenschaft ist verdächtig. Solche Wandlungen sind als Befrei ungs versuche von der übermächtigen Autorität Gottes auf- zufassen. Das Individuum revoltiert gegen die Alleinherrschaft und All- gewalt Gottes. Es macht einen heroischen Versuch, das Schuldbewußt- sein abzuGchüttehi und sich frei zu machen. Eigentlich ist der Kampf ein Kampf gegen ieden Zwang. Jeder Parapathiker kämpft gegen alle Autorität und ist auf dem halben Wege zum psychischen Anarchismus.

Doch die Analyse ergab, daß diese Freigeisterei nur eine schein- bare war. Er zeigt eine Reihe von Zügen, die deutlich seine versteckte Religiosität beweisen, wie ich sie in meinem Aufsatze „Masken der Religiosität" 1) nachgewiesen habe. Er trug bis vor kurzer Zeit noch das, Ökapuher, das er als Schüler als Schutz gegen den Bösen getragen hatte. El- hatte noch immer sein Gehetbueli und seinen Katechismus aufbewahrt und kramte wiedoriiolt wie zufällig in seinen Büchern, um sie in die Hand zu nehmen und „aus Kuriosität" diese „Durainlieiten", wie er geringschätzig sagte, zu lesen. Auch er war ein Frömmler in der Maske eines Freigeistee, auch er hoffte durch die Askese den Rang eines Heiligen zu erobern.

Er hatte sieh eine sonderbare Art zu beten zurechtgelegt. Des Morgens im Halbschluminer und des Abende ebenfalls in einer Art Halb- narkose sagte er eich Gebete vor, von denen sein Bewußtsein dann gar nidiLs mehr wußte. Seine Wege gingen immer an Kirchen vorbei und e.> ei-laubte sich manchmal, wenn er müde war, in eine Kirclie hinein- zugehen. Deshalb hatte er in meiner Behandlung seinen ersten Wog immer wieder und immer wieder so gern gemacht, weil er zur Stefans- kircho führte. Er wollte den ersten Weg, den Weg des kindliclien Glaubens gehen, der zu Gott führte. Besonders hatten auf ihn in der Kindheit die Geschichten von den Martern gewirkt, denen Heilige aus- gesetzt waren. Er hatte sich selbst eine Reihe von solchen Hartem auferlogt. Er konnte sich plötzlich mit einer Zigarette die Hand an- brennen, ohne eine Miene zu verziehen. Er schlug sich mit einem Hammer gegen die Zähne und war wütend, daß er niemals an Zahnschmerzen litt. Lr wäre glücklich gewesen, wenn er eich einmal im Ertragen von" Schmerzen hätte üben kömien. Er fragte seine Objekte auch immer genau über ihre Sdnnerzen aus und wie sie die Schmerzen ertragen wurden. Er konnte sich mit einem Stocke schlagen, legte sich auf dm harten Fußboden schlafen.

Sein größtes Interesse aber galt Christus. Diese Figur be- schaftigte lim immer und er sagte: „Ich bewundere Christus als Mensch

'1 Maskm d.'r Religiosität, Z™tra!bl. f. Psychoanalyse. III. Bd.

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Kiiauiütik-

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und nicht als Gott. Er war der größte Mensch, der je gelebt hat." Dabei brach aber sein Neid gegen den McnBchensohn, der es zum Gotte gebracht hatte, immer wieder darch.

In der Analyse kam auch eeine innere Frömmigkeit immer mehr zum Vorschein, wie wenn bei der Restaurierung eines alten Bildes die übermalung weggebracht und das alle Heiligenbild zum Vorschein kommt. Diu wichtigste Lösung aber brachte die Frage des Wunders. Was ihn in der Zeit der beginnenden Zweifel am meisten beschäftigte, war eben die Frage des Wunders. Er erwartete von Gott ein Wunde r, um seinen Glauben neu zu stärken. Der Religionslehrer hatte ihnen erklärt daß die Zeit der Wunder nicht zu Ende war. \A'under waren noch vor kurzer Zeit vorgekommen und er liatte ihnen sogar aus einem dicken Buche die Wunder von Lourdes vorgelesen. Warum sollte er nidit das Wunder erleben können?

Es kam zutage, daß er noch immer das Wunder erwartete. Ch r i s tus w andelt unter den Menschen. Er wird Christus sehen. Der Mann mit d e r g e- schwoUenen Backe erwies sich aU eine Ent- stellung dos leidenden Gottes mit der Dornen- krone. Diesen hoffte er unter den Leidenden z„ finden Er war auf der Suche nach Christus. Und er stellte sich dann beim Onanieren vor, daß er Christus wäre er h dann am Kreuze die Schmerzen des Erlösoi-s und konnte daduich die höchste Libido erzeugen.

Die Analyse ergab neben dieser anagogischen Tendenz en.e zwei e: die satanische Er Zeigte Inzestphantasien hetero- und homosexueller tt und üb^u.s die Scste eines psycho sexuellen Infantilismus. Eine

71, seinem Vater: Haß und Liebe.

rmöchte noch einen Traum dieses Patienten anfuhren, der d,e geheimen Motive des Fetischismus aufdeckt:

„,H .,.■ ™t ."-- -- -- n„°r ™s= "SS

Kirche. AI. wir hn y"f"'""f, ,f'", ^^^ p, ft ug, die .^ aucli ablegte, meine Mutter eine sonderbare Sc uu au. icU g, _ ^^^^^.^^^^^ u,„

Ich fragt«: Zu was dieut ^lese ^^ J^^^ ,^.,,, ;,, ,, ,ie„ Spiegel Vcrküiilungen zu verhüten ^»Jh n ^^^.^^^ ^^^.j^^, ^^.^^^^^ g^^^,„g

und sah, daß ich ""'■^f>^'"*' "?;''!'',. la^niiß mich rasieren lassen und und die Schuhe sc mmtzig. Ich sagto. 1 ^^^^^^^_ .^^ ^^ ,,^^i, j,.«

meine Ivleider putzen, sah aut aie ui..

300 t'etitichismus.

zum Essen Zeit dazu. Ich eioK mit mr>inon i.-)t, e ^ ..

dem Palai. auf die Straße IrLraJ ich e^lfü - ""' ^r

Bürste, konnte aber keL finden bis ^rnnr". ^"^'^*^ "^^^^ einer reichte. Ich .prach mit .nei^;: j";ud äZZ^a T" f"',"- ^''" ui Folge der Protektion des mit „n« hl '. rf'' ^^''»'"■^'^i'^^nl"^" Bischof geladen wurde. Wir keh" «n nun in p" '" ^""^'^'^'™ ^' ^"^ sofort in den Spei.o.aal, .vo das Diner ^l,.?, ''''' ^"''^'^ "'"' ^^"8^" vom Sitzo auf und ging ia SnomT-p n '^^"''- ^'' Bi^i^-hof stand wo er mit einer düni t we.biiZ SLZ ^""l '""' "*^^"*^^ F^»^^^'' tärischo Komn.ndo.orte Mnat He\ ' ^^ wl^kt^a^^^^^ °^^'"

Mürnento hofromdend. Dann dachtP i^, >, T ^"^ "^^*^'' ^'"ö^" Recht, die bei einem Gottidioltt t'' '^'' ^'"'^'^^ '"ätte das

kommandieren." ^otte=d,enet erschienene Ehrenkompanie /..

auf 'nl^TSCtSralirr'^^^ ""^"'--"' ^"^ ^^'^ "^ d. Analogie mH de.u Trll: des In-I^ "r'" ""' '^^""'^^'^ ^^'^" nisvolle Stolle i.t der Pelz, den die Mutter S^'^T?'" ""'' ^''^''"^" eino erotische Färbung unterlegen 'könne TM Tr ./"" ™^" ^^ ^'^'^'' das Symbol seiner Parapathie n st T ":. ^ ^^''^^^' '^^ ^^^' ^i.r ziinmor abgelegt werden soll Das hei U '"/''''' ^^' '"^ ^°'-

ablegen. Ihm schwebt da. Bild vor En wL ^''"''^^ ''''' ^^'^ deutet lachend: Ich bin gerade das Y.X^ , V"^ Schafspelz und er Das ist in der Tat das Ltse ^Lr Pat tth "rT ^" '^^^^'^^^^^•■ dieser Traum sein Schuldbewußtsein aus' p''^" > "'' ^'"^ ^'''"^' rasiert, er muß sich den Erdenstaub abh f ^^™^"tzig, or ist nicht geilen die glücklichen weißen Lämmer und weißen . V.^^^'^''"^ '^''''" und er hat kaum Zeit, die nötige Umwon^ '''^^' ^"' ^""^ ^""^^

vorzunehmen. Das E^sen. zu £m er ein^r, ""' ^^°'''' ^" ^^ ^chaf Abendmahl. *' eingeladen wurde, ist das heilige

Wieder stoßen wir in diesem religiösen "iv ' . emer militärischen Organisation: Ecclesia m,l! , w ' ^"^ '^''^ ^^'^ des Herrn Kappa der Oberst, ^otZ^'l^'^^ ^;^^^ ganze Kompanie ... "'^"^ ^^r Bischof die

Genug von dieser Analyse. Ich will in ;. ^- Traumanalysen bringen, sondern nur zeieen 1^ iT' ^'^"'^ ^^"'^ denken dieser Kranken in ihren Träumen ve^h^f l ^''*''""''" ^'"■ _ ^ernuiit und unverhüllt zeigen.

'J Vorgleiclm moimn Aufsatz: Die DarstellunK drr «. f. I'B.vdioanaljsp. IJI.Bd. ^ '^' ^^"''^^' "" Traume. Zentralbl.

Kasuisiik. ,,., ,

Das Bild vom Schafe im Wolfspelz ist das beste Charakteristikum dieser Fälle von Fetischismus.

Wir sehen aber, wie kompliziert diese Fälle von FetischismuB gestaltet sind und wie schwer es iet, ihnen mit den bisherigen Erklärunss- methoden gereclit zu werden. Wir können aber aus den hier vor- geftUirten Fällen einige Schlußfolgerungen ziehen.

Der Fetischismus ist eine Ersatzreligion. I^r bietet seinem Träger in Form einer Paraphilie eine neue Religion, in der er seinem Bedürfnis nach (Hauben gerecht werden kann. Der F&ti- schismuB ist demnach keine Paraphilie, er ist nur die Karikatur, die Fiktion einer Paraphilie. Er entspringt aus einem Kompromisse zwischen einer über mächtigen Sexualität und einer starken Frömmigkeit. Er g e \\' ä h r 1 e i s t e t seinem Träger die Möglichkeit einer mehr oder minder vollkommenen Askese. Unter deiTi liilde dos Satanismus und der Libortinage verbirgt sicli eine Frömmigkeit, deren Ziele weit ii b (m- diese Welt h i n u u s g e h e n. Der Feti- schist ist im offenen Kampfe mit jeder Autorität, besonders aber mit Gott, dem er sieh im geheimen unterwirft und dem er durch besondere Ent- behrungen zu dienen glaubt.

Meine Fälle zeigen das deutliche Bild der Christusnouroso. Weitere Untersuchungen müssen erst erweisen, ob es sich um ein allgemein gültiges Gesetz handelt. Für alle Entbehrungen im irdischen Leben erwartet der Fetischist eine Kompensation in der anderen AVclt. Er ist nicht die Folge einer dcgenerativeu Anlage, sondern als Versuch eines starken Triebmenedien aufzufassen, von seiner sexuellen Leit- linie abzubiegen. Der scheinbare primäre fetischistische Trieb erweist sich als sekundäre Bearbeitung und Vergewaltigung des primüren normalen Gesclüechtstriebes.

Zu betonen ist das Bestreben der Fetischieten, die Paniimthie unlösbar zu machen. Dies geschieht mitunter durch ein geheimes Junktim welches das Loben teuerer Familienmitglieder von dem Fort- bestand 'des Leidens abhängig macht. Für das Brechen des heimlichen Eides droht als Strafe der Tod und die ewige Verdammnis. Dieses Junktim kam zustande, weil der Kranke in seiner Kindheit aus Gründen der Rivalität gerade dem Menschen den Tod wünschte, den er jetzt zur . Wahrung seiner Askese in die Todcsklausel einbezieht. Hier, ergeben sich Beziehungen zu Inzestphantasien, die mir in keinem Falle zu' fehlen

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302

Fetischismus. ~ Kasuistik.

schüinen. Der Fetiechismus iet eine Kinderreligion, er if5t aber auch ein hartnäckiges Festhalten an den infantilen sexuellen Idealen i)

Die Therapie muß mit diesen Tatsachen rechnen Die Analyse hat dio gclicime Frömmigkeit und die religiöse Tendenz der Parapathie aufzudecken den Kranken mit der Realität auszugöhnen und seine Ziele vom Himmlischen ins Irdische zu verlegen. D.e Ausgänge sind dann entweder offene römmigkeit oder vollkommener, nicht getrübter Atheismus. Der Kranke muß sich für vollkommene Frömmigkeit oder wirkhche mncro Ircheit entscheiden. Als einzige mögliche sexuelle Befriedung erscheint in den meisten Fällen das Eingehen einer Ehe.

') Es ist kein \V idersprucli. wenn ich vorliiü den FctiPchifimi.« ^T 7 unä iot.t als Religion au/faßt., d.nn di. Zwangsneurose iTtHelbt ^,7^"""" (\r\. Freud. Imago, 1. S.m-. „Die Hv.torio ,^i oin 7,.rllu i ^'^'^""^

ein. Zwan..K.u.se ein. Heli^ion. ^n ,..:.Z:r ^VZ^'"''''''^? 6o,,]n.du.n 8j.stcn.."} E. i«t a.eb nchtig. daß sowohl beide 7want ' t

d.r ].eli,ioa der Kernpunkt im Verhältnis z.m ^M.rlZZTTTT/' diizelnon ZwangHneLirose und beim ciiiK.lnen Fall ^■r,n V r .. ''™. '"■ ■^''^'' ^^^ d9r

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1

XI i. Analyse eines Falles von Schürzenfetischismus.

Fall Nr. 55.

Allml G., Olli ;iOiiihi-igor Beamter, will von seiner unglückseligen Leitlonsdiatt i'iir 8diiirzon und von seinen quälenden Angstzuständen befreit werden. Er komito bis vor einigen Jalireu eeino Frau mir be- gatten, wenn sie eine fcuclite, womöglich sciunutzigc SchürzD anhatte. In der letzten Zeit merkt er, daß er das ecxuelle Interesse für die Frau immer luelu' verliert und sich wieder ecinor Schürzennpignng nähert, die in der Jugend sein großtoe „Ideal" war. Mit 14 Jahren hatte er eine Anzalil Schürzen gestohlen, darmiter war auch eine seiner Mutter, die lir teile im Keller, teils am Dachboden versteckt liielt. Er onanierte dann, wenn er sich die ächürze umgebunden hatte, manchmal manuell, manch- mal nur durch Bewegungen. Mit 28 Jahren heiratete er aus Liebe und komite in den ersten Monaten seiner Ehe den Koitus olme Schürze aus- führen, dann nur mit Hilfe einer Schürze. Seine Frau kennt seine „Marotte" und trägt immer Scliürzen im Hause. Er wird sehr ärgerlich, wenn sie die Schürze wechselt, weil er die Objekte reclit sclumitzig haben möchte, was natürlich auf die Dauer unmöglicli ist, da sich seine Frau vor den allzu schmutzigen Schürzen ekelt.

Er ist körperlich bis auf leichte Degcncrationszeichen am Ohr und der Andeutung eines Spitzschädels normal, hat sich normal entwickelt, ?.eigt Spuren von asthenischem Körperbau und bekleidet eine gute Stel- lung in einer größeren Firma, bei der er infolge seiner organisatorischen Talente und seiner mathematischen Fähigkeiten sehr geschätzt wird. Er beherrscht mehrere Sprachen, hat aber kein besonderes Interesse für. Wissenschaft und Kirnst.

Er interessiert sich eigentlich nur für Schürzen, kann sie in den Auelagen stundenlang anschauen. Ein Mädchen mit einer schmutzigen Schürze regt ilm auf; er ist gczwimgen, ihr nachzulaufen. In früheren Jahren pÖegte er, angetan mit einer Schürze, vor dem Spiegel zu ona- nieren und sich vorzustellen, daß er das Mädchen sei, dem er nach- gelaufen ist.

Dies das Ergebnis der ersten Sitzung.

304

Fetischismus.

Schon in dor zweiten bringt er viele wichtige Änderungen soiiier erster. AngEibon. Über die Entstehung seiner Schurzenleidenschaft, die mit einem merkwürdigen Wasserspiel kombiniert ist, erzählt er folgende interessante Details:

„Ich liihre meine Krankheit auf ein Jugenderiebnis zurück. Als Junge von Jahren^) ging ich mit mehreren Kameraden in dem Hoch- wasserbett der Isar fischen. Dabei mußten wir die Hosen aufstülpen, um nicht naß zu werden. Einmal geriet ich nun in ein tieferes Loch und wurde bis zum Bauche naß. Wie das Wasser meinen Bauch bespülte, hatte ich ein außerordentlich wohliges Gefühl, das ich mir damals noch nicht erklären konnte. In der Folgezeit wollte ich dies süße Gefühl wieder erzwingen, ich suchte mir daher immer tiefere Stollen aus, um trotz aufgestülpter Hose wieder naß zu werden. Das ging natürlich nur im Sommer, den ich zu diesem Zwecke gehörig aus- nützte. Aber o wehe! der Herbst kam, es wurde kalt und ich durfte nicht mehr ins Wasser. Man hatte sich ohnedies gewundert, daß ich in deji Oktobertagen, wenn es kühl und regnerisch war, immer wieder fischen iring. Nun wurde es mir strenge verböten. Ich wollte aber um jeden Preis wieder das Wohlgcfühl genießen. Ich verfiel auf den Gedanken ein größeres Schaff auf den Speicher zu tragen und mit Wasser zu fiillen. xVber meine Kleider durfte ich um keinen Preis naß machen. Da hätte ja man meine Spielereien, deren Charakter mir bewußt war. entdeckt' Ich entkleidete mich und suchte andere Kleidungsstücke auf dem Speicher und fand welche: einen alten Rock der Mutter, einige Fetzen, vielleicht waren "Überbleibsel einer alten Schürze darunter, ferner einen groben Sack. Ich band diese Stücke fest um meinen Leib, so daß ich enge ein geschnürt war, und setzte mich in das Schaff, in dem gewöhnlich nur der mittlere Teil meines Körpers Platz hatte. Ich hatte eine heftige fast schmerzhafte Erektion, wenn das Wasser durch die Stoffe drang und mein (llied naß wurde. Ich schaukelte hin und her, so daß das Wasser auch durch gewisse Stellen durchrinnen oder, besser ausgedrückt durch- sickern konnte. Nach einiger Zeit des Bespülens der Genitalien empfand ich die höchste Wollust. Bald darauf erfolgte eine Erschlaffung des Gliedes und des ganzen Körpers. (Damals hatte ich noch keine Samen- cntloerungcn.)

Ich fühlte mich nach solchen Akten schuldbewußt. Ich wurde ängst- lich, echänite mich und hatte ein unerklärliches Gefühl der Reue als ob ich eine schlechto Handlung begangen hätte.

') Man beachtr die WiderBprüche. Zuerst will er mit 14 Jahren begonnen haben. Viele Parapathiker zeigen difse TentJtnz zur hietorischen Fälechung ihrer Anamnese.

!

AnaJjsR eines Falles vou SchürzcnfetiBchismna. ^q^

lull iieli ;il)(;i' niclit ab. Im Gegenteil! Ich erfand neue raffinierte ^Steigerungen meiner Wolhiet. Ich band mir die Fetzen enger um den Leib und kraxelte mit den feuchten Lappen auf die Speicherbaiken oder rutschte auf dem Kellerboden hin und her. Mein Zweck war: mich schmutzig m maclien. Der auf den Balken oder auf dem Boden liegende Staub und Schmutz haftete den nassen Fetzen an, ich gab Wasser hinzu, bis mein Bauch recht schmutzig wurde. Diese Kletter- und Rutsch- partien erhöhten mein I>ustgefühl bis zur Ekstase. Am liebsten ver- wendete ich zu diesem Zwecke eine Schürze meiner Mutter oder einen alten Sack, der wie eine Schürze umgebunden wurde.

Diese Art der Befriedigung dauerte bis zu meiner Heirat. Ich scljänie mich, es Ihnen zu gestehen, daß ich Sie m der ersten Sitzung be- trogen habe. Icii habe diese Art von Onanie nach der Verheiratung fort- gesetzt. Ich onanierte aber immer seltener, weil ich rastlos dagegen ankämpfte. Seit zwei Jahren onaniere ich überhauptr nicht mehr. Meine Frau mußte aber die Schürzen übernehmen. Sie mußte immer Schürzen anhaben.

Ich wünschte, daß sie naß und schmutzig werden, dann konnte ich Orgasmus erzielen. Ein Koitus ohne die nasse (schmutzige) Schürze verlief ohne oder nui- Tiiit einem minimalen Orgasmus. Jet.zt hilft mir di? Schürze auch nicht mehr. Ich bin bei meiner Frau impotent und lobe seit zwei Jahren eigentlich das Leben eines Asketen.

Mit dem Beginn der Onanie bin ich sehr menschenscheu geworden. Es fällt mir auch lioute sehr schwer, Freundschaften zu schließen, ja auch nur Bekanntschaften anzulniüpfen. Die Furchtsamkeit macht sich besonders benu-rkbar, wenn ich allein bin, sei es nun bei Tag oder bei Nacht.

Im Walde erschreckt mich alles, wenn ich allein in einem Dickicht bin, wo ich keine freie Aussicht habe. Das Rascheln der Blätter, Ge- räusche von Tieren, Schritte hinter mir oder aus der Ferne, selbst das Fallen der Blätter, das Summen der Insekten und der Ruf der Vögel versetzen mich in Schrecken. Auch wenn ich mich in einem größeren Büro oder in meiner Wohnung allein befinde, habe ich keine Ruhe. Ich kann nicht allein sein!

Bei Nacht steigern sich die Angstgefühle. Ein leises Geräusch macht mich orbeben, die Erregung wird so stark, daß mein Herz zu zer- springen droht, daß meine Glieder zittern, Ich habe Schüttelfrost, fülüe, daß ich in Ohnmacht fallen werde.

Dabei fehlt mir der Mut, die natürliche Ursache der Geräusche zu erforschen.

Siekel, StliruiiKon dti Tritli iinii Affaktlebens. VH. 20

I

r306 . u - Fetischismus. .: -. -

! -; Nebenbei will ich bemerken, daß ich schon mehrere Male in der Fat

verfolgt wurde! Darüber ein anderes Mal!

f I;(. Meine Ängstlichkeit äußert sich besonders beim Zusammentreffen

i mit fremden Personen, mit Unbekannten, besonders, wenn sie gesell-

i schaftlich höher stehen als ich, oder wenn ich glaube, daß sie gebildeter

j sind, daß ich micli blamieren werde, daß sie höhere Schulen besucht

haben als ich, der icli bald nach den ersten Klassen der Mittelsdiule in eine Handelsschule kam. ■.• _; ^.

Sehr oft bleiben mir bei solchen Gelegenheiten die Gedanken stecken oder sie verschwinden, sobald ich reden möchte. Dieses Abreißen dor Gedanken kommt aber auch oft im täglichen Leben vor und stört mich in meinem Berufe. Ich schreibe einen Brief. Plötzlich vergesse ich die Worte, die sich mir schon im Geiste geformt hatten, ich fange zu zittern an, die Feder verliert ihre Haltung, die Schrift wird unleserlich und kindlich, icli kann den Brief nicht absenden, ich muß ihn noch einmal schreiben, nachdem ich mir alle Gedanken zurecht gelegt habe.

Ich bin auch ängstlich beim Betreten eines Gasthauses, wenn ich nicht gleich einen für mich günstigen Platz erwische, das heißt, einen freien Tisch. Ich würde mich nie zu fremden Leuten hinsetzen. Lieber .renne ich gleich wieder fort. Älmlich geht es mir im Eisenbahnwagen. Am liebsten steige ich in leere Kupees. Ebenso peinlich ist mir das Ein- kaufen, das Eintreten in fremde Geschäfte. Ich gehe oft zehnmal vorbei. ,. _ ehe ich eintrete. Ich wiederhole das gleiche Spiel einige Male, immer mit

dem gleiclicn Erfolge. Dabei habe ich etwas Wichtiges zu kaufen was ich notwendig brauche. Ich blicke immer in das Geschäft, ob viele Leute dort sind, ob ich allein sein werde, wie die Lage des Gescliäftes beim Eintritt ist, ob mich viele Leute anstarren werden usw. Besonders schwer fällt es mir, etwas zu verlangen, wenn andere Käufer anwesend sind und zuhören können. Ich werde verlegen, bekomme einen roten Kopf ich schwitze, meine Stimme zittert, ich stottere zuweilen, mein Herz klopft und ich fühle mich unbehaglich, ich möclite am liebsten hinaus- laufen. . .

„„ Ich trachte daher immer, nur mit e i n e r Person zu sprechen, und wenn es nicht möglich ist, lieber auf die Erfüllung meiner AVünsche zu verzichten. Nun kommt es vor, daß ich stundenlang herumlaufe von Ge- schäft zu Geschäft, immer hineinstarre, als ob ich etwas suchen würde mich überzeuge, ob Leute drinnen sind. Gestern wollte ich mir eine Zahn- bürste und Kalodont kaufen und rannte von einem Geschäft zum anderen, es dauerte zwei Stunden. Ich war schon ganz ermüdet und trat endlich :n einen Laden, wo nur eine Verkäuferin war. Da sah ich rückwärts den Eigentümer, ich wollte schon wieder hinauslaufen. Aber mit dem Mute der Verzweiflung brachte ich mein Ansinnen vor, kaufte die erste Bürste,

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[

AoaljBe eines Falles von Seliürzeufotisehismiis. 3Q7

die mir vorgelegt wurde, gab zitternd das Geld und eilte davon wie ein Verbrecher, der etwas Böses begangen hatte!

Diese Eigenschaft, diese Angst vor Fremden hat mir schon viel Ungemach gebracht. Und täglich leide ich neue Qualen. Ich kann bei meinen Gesprächen, Handlungen niemanden um mich haben, außer schon sehr gute Bekannte, an die ich mich schon gewöhnt habe. Jeder neue Beamte, der ins Geschäft eintritt, ist für mich ein Gegenstand des Schreckens und der Fein.

Ich wurde aus T. nach Wien versetzt, also in ein neues Büro. Wissen Sie, was das für Qualen für mich bedeutete? Ich habe es noch nicht zuwege gebracht, mich mit den hiesigen Kollegen in größere Ge- spräche einzulassen, ich spreche nur das Geschäftliche und nur das ab- solut Kotwendige, so daß ich den Ruf habe, ein ciugebildeter und un- zugänglicher Kollege zu sein. Und niemand wäre glücklicher als ich, wenn ieli mit den Kollegen so ungeniert verkehren könnte, wie die anderen normalen Menschen. Ich trachte mich zu überwinden imd meine Erregung zu verbergen. Ich habe bei allen neuen Bekanntschaften während dei' ersten Worte immer eine erregte, zitternde Stimmung, aber ich über- winde mich, eo daß ich jetzt in der letzten Zeit kaum etwas merken lasse.'"

„Meine Hauptstörungen sind die schlaflosen Nächte. Ich huste, huste, huste die ganze Nacht, ohne etwas auswerfen zu können, höchstens' nach Stunden ein kleines bißchen Schleim, ich ringe nach Atem, ich wechsle die Lage, setze mich hoch und dann lagere ich mich wieder tief, rolle mich in die Decken ein wie ein Igel, um dann wieder alle Hüllen ab- zuwerfen; ich stöhne und puste kurz es ist ein Jammer!

Die ersten Störungen der Atmung bemerkte ich vor 6 Jahren ge- legentlich einer Urlaubsreise in Salzburg und ein paar Tage darauf in Traunstein. Sie äußerten sich folgendermaßen;

Nach einem Schlafe von zirka 3 bis 4 Stunden erwachte ich aus einem Traume, an den ich mich nicht mehr erinnern konnte, mit einem Druck im Halse und einer Beklemmung auf der Brust, he Atmung gmg nicht mehr so frei von statten, ich konnte mich von den Gedanken an irgend welche harmlose Vorgänge des Vortages nicW: bere.ensie ver- folgten mich wie Zwangsgedanken. Ich ging zum Lenster, öffnete es

und rang nach Atem. , t

Das war der erste Anfall. Der zweite kam nach ein Pjar TV^^n mit den gleichen Erscheinungen zur gleichen Nacld^tande. Allmahhch steigerten sich die Anfälle, sie dauerten bis zu zwe, StA.nden, s,e dehnten sich den Tag hinein aus, bis schließlich im Mai dieses Jahres das Asthma durch 3 Wochen anhielt. Alle internen Mittel waren ohne Erfolg. An- fangs hatte ich nur einen trockenen Gaumen, später kam d^r Husten-

' I

oQg Fetischismus.

reiz dazu endlich wenn das Asthma länger aniitelt. kam audi '.'in sdileimig-eitriger Auswurf, von gezai:kten und gewellten, feinen Fäden durchzogen. Die Zwangsgedanken durchtobten dabei mein Hirn, icli schwitzte am ganzen Körper, die Hände wurden schwacli, es überkam mich dann zum Schlüsse eine grolie Müdigkeit, die Gedanken flössen träger ich war wie in einer Narkose. Die Anfälle zeigten immer den gleichen Beginn. Nach 2- bis Sstündigom Schlafe wachte ich mit den ge- schilderten Beschwerden auf, quälte mich bis zum Morgen, auf dem Wege ins Büro linderten «ich die Symptome und verschwanden daselbst im Verlaufe einer Stunde vollkommen.

Ich war armer Leute Kind und hatte daher keine gute Erziehung genossen. Wahrend der Ferien mußte ich meinem Schwager, das heißt dem Schwager meiner Mutter') den Laufburschen abgeben. Er hatte meine Eltern dazu überredet, damit ich beschäftigt sei und etwas Geld verdienen konnte. Das kränkte mich außerordentlich, besonders wenn meine Mitscliüler mich mit den Waren durch die Stadt laufen sahen. Ich war ein guter Schüler und brachte gute Zeugnisse heim. Ich kam dann frühzeitig in die Handelsschule, die ich mangels an Mitteln ver- lassen mußte. Ich wurde Lehrling in einem Geschäfte, hatte bis V-.9 Uhr abends /.u tun, so daß mir keine Gelegenheit geboten war, mich fort- zubilden.

Ich wurde nie sexuell aufgeklart. Mit 17 Jahren kam ich ins Aus- land, war selbständig und auf mich allein angewiesen. Mir fehlte ein Führer, ein Wegweiser in meinen Nöten. Ich kämpfte gegen meine Menschonsclieu und vcrsurhte alle möglichen Mittel. Mit 21 Jahren kam ich nach München zurück und trat in verschiedene Vereine ein, um micli zu zwingen, Bekanntschaften zu machen und meine Scheu abzulegen Icli war sogar Mitglied eines dramatischen Klubs, trat nach einem dramati- schen Untcrriclit in kleineren Rollen auf. Ich lernte schwimmen natür- lich in einem Schwimmverein, ich kaufte mir Bücher, naschte von allen Wissenschaften. las natürlich viele populär-medizinische Werke die mich vollends zum Hypochonder machten. Aber meine Menschenscheu blieb bestehen.

Es kostot mich eine große Überwindung, meine Briefe einem Fräu- lein in die Maschine zu diktieren. Ich schreibe sie oft allein mit der Feder. Mein Gedärhtnis läßt mich oft im Stich zum Glück nicht in geschäftlichen Angelegenheiten. Aber Wiedergabe von Witzen, Erzäh- lungen, Liedern, Versen ist mir unmöglich."

Rr neaDt (kn Mann seiner Tante immir ..Sthwager".

Analyse i'ines I'alles von SchürzpnfptiKchismiis. 303

Mich interessierten in diesem Bericlite vor allem die Anfälle von Asthma. Patient wird aufguf ordert, zu erzählen, an welche „Kleinig- keiten" er zwangsmäliig beim ersten Anfalle gedaclit hat.

Er kann sich der Details niclit erinnern. Er glaubt, es wäre ein Gespräch mit seiner Frau gewesen. Er bringt einen Tramn, den ersten Traum in der Analyse, der gewiß von grolkr Bedeutung ist. Der Traum lautet :

Ich war im Tlieater und wollte dem Spiele von der Büline aus zusehen, weshalb ich mich auf die Bühne schlich und hinter einer , Kulisse einen versteckten Platz einnahm.

Eine Sängerin war gerade im liöchsten Spieleifer, als sie während ihres Spiels weiter zurück auf die Bühne kam, mich hinter der Kulisee entdeckte. Sie mußte hierüber furchtbar erschrocken sein, denn ee schien, als ob sie im ersten Momente ihre Stimme ver- loren hätte, konnte sich aber rasch fassen und weiterspielen. Mit dem wahren, von tiefer Auffassung zeugenden Spiele aber war ob vorüber.

Als ich dies merkte, machte icli mich auf, wollte die Bülme ver- lassen, es kam mir aber schon ein Bülinenpolizeimann mit enian Gewehre auf dem Rücken entgegen, um mich zu fassen. Ich ent- schuldigte mich sofort mit den Worten: „Verzeihen Sie, ich habe - glaube ich eine große Dummheit begangen, aber ich hatte so großes Verlangen, einmal hinter die Kulissen zu kommen."

Der Polizeimann zeigte mir hierauf Handschellen mit der Be- merkung, er hätte Auftrag, mich gefesselt abzuführen, doch scheint ein Mißverständnis vom Präsidenten vorzuliegen. Er ließ mich un- gefesselt. Nunmehr weiß ich, daß icli in einen Garderobcraimi ge- kommen bin. Ob ich durch ein Trinkgeld ganz frei gelassen wurde und ungehindert das Theater verlassen koimte, ist nur verschwom- men noch in Erinnerung.

Der Traum ist in jeder Hinsiclit sehr interessant. Betrachten wir erst seine Einstelhmg zur Analyse. Er ist die Sängerin und hat die Auf- gabe, sich zu beobachten. Aber er wird ergriffen, gefesselt und entkon.mt schließlich. Das zeigt den bekannten Fhichtreflex aller Petiseh.sten die vor der V^ahrhcit fliehen und nichts sprechen wollen, was das Wesen ihrer Fiktion vorraten köimte. Die Sängerin verliert in dem Momente, wo sie sich beobachtet fühlt, die Stimme und mit dem wahren Spiel ist es vorbei Wir müssen uns daher auf einen harten Kampf mit dem Kranken gefaßt machen. Schon bei der Besprechung der Zwangsgedanken (Ursaclie des Asthmas) versagte sein Gedäclitnis, er konnte sich an kern . bestimmtes, determinierendes Detail erinnern.

310

FetiKcliiamus.

: I

'■■ Noch interessanter sind dio Beziehungen zum Fetischiemüsund zu seiner Parapatliie. Fetischisten haben sehr oft Schauspielerträume. (Auch Bt'ta debütierte mit einem solchen Traume.) Und zwar sind oft die ersten Träume bozeiclmendcrweise Theaterträume. Damit drücken sie die aehauspielerieche Natur ihrer Parapathie aus.') Er spielt eine be- stimmte Rolle und beobachtet sich selbst dabei. Doch er sieht ein, daß er eine große Dummheit begangen hat. Er liat eich aber selbst gefesselt, Sein moralisches Ich legt ihm Handschellen an. Wir sehen hier wieder den Zwang des Fetischismus, den wir in jedem Falle feststellen konnten.

Die infantile Wurzel dieses Traumes ist unbedingt die wichtigste. Wir erkennen, daß er etwas in seiner Kindheit belauscht hat, was er nicht hätte belauschen sollen, wofür er vom Vater (dem Präsidenten) erapfind- licli bestraft wurde. Um ihn nicht auf eine falsche Fährte zu bringen, fragen wir, wer ihm zu der Sängerin des Traumes einfällt. •■ ■"" ! Er sagt sofort: „Es war Fräulein R., die in raemem Leben eine große Rolle gespielt hat." ....;;, ^ ' '.- j

Nun soll er seine weiteren Einfälle Bagen und die Rolle des Fräu- leins R. feststellen. Er produziert einen Hustenanfall, kann nicht reden, wie die Sängerin des Traumes, die Zeit läuft ab.

Am nächsten Tage bringt er seine Einfälle aufgeschrieben. Ich gebe sie mit seinen Worten wieder: . _.,

„Die Sängerin des Traumes erinnert mich an die kleine Hedwig R- in München. Ich wurde in das Haus ihrer Eltern durch meinen leider ni- zwiechon gefallenen Freund Otto eingefülirt. Er war mit der älteren Schwester verlobt und wollte mich als Schwager haben, um unsere Freundschaft enger zu knüpfen. Seine Braut hätte ich gleich genommen, aber gegen die kleine Hedwig hatte ich meine Bedenken. Sie war flatter- haft, kokett und liebte die Abwechslung. Sie hatte auch einen kleinen Schönheitsfehler eine leicht gerötete Nasenspitze. Trotzdem hätte ich sie Otto zu Liebe geheiratet, um immer mit ihm durch enge Bande vereint zu 6ein.=) Aber sie schwärmte damals für einen bekannten Schau- spieler, Lothar M., sandte ihm unzählige Liebesbriefe, Ansichtskarten Blumen usw. Ihr Werben war - wie ich hörte - ganz erfolglos Sie sprach immer über Lothar zu mir, was mich natürlich kränkte, und mich in dio zweite Reihe stellte. Ich wollte der Erste bei ihr sein und fühlte mich gedomütigt und zurückgesetzt. Ich wünschte dem Schauspieler alle

") Vgl.mcinrn Aufsatz: Der Neoroüker al« Schauapiclcr. Zbl f Psv,.l,oanülvse Bd.l, 1911, Verlag I. F. Bcrgniimn. Wiesbaden. '■ '■ f»)'-üoaü^ljse,

') Wir werden apäUr ein ander« Motiv g^hen -

Schwager eoin.

Er wollt« auch ein

AnalysB eines Falles von Schürze iitetiediismus. 3j^j^-.

böson Unfälle und CrGuie mich, wenn ich eine schlechte Kritik über ilin las. - "■ '

- Auch fürchtete icli ihvo Leidenschaft. Ich hatte bisher noch nie bei Frauen einen ordentlichen Erfolg gehabt. Meine Onanie mit den Schurzen ging mir über alles. Werde ich ihr genügen? Sic schien mir überaus tcui- peramentvoll. Dabei zogen mich ihr munteres Wesen, dir scharfer \ er- stand und ihr Mutterwitz an. Ich langweilte mich nie in ihrer Gesell- schaft. Dann versuchte ich wieder, sie zu entwerten. Ich fand Fehler, bie sei zu anmaßend, sie werde zu große Ansprüclie stsllen, sie werde keine gute Hausfrau sein. ,

. , So sehwankte ich hin und her, bis ein unerwartetes Ereignis mich eines Tages fast aus dem Gleichgewichte gebracht hätte. Wir hatten immer unsere kleinen erotischen ^'ergnügungen. Unter dem Tische traten sich unsere Püßc, wir saßen immer enge bei einander. Trotzdem hatte ich nie eine Erektion. Frauen ohne Schürze reizten mich ja niehtmehr.

Da waren wir eines Tagee im Familienbad. Wir hatten benachbarte Kabinen und ich bemühte mich, durch eine Ritze ihr Auskleiden zu ver- folgen. Es gelang mir auch; ich sah, daß sie ehien kleinen, sehr schoueu Busen hatte und wurde etwas erregt. (Erster Beitrag zum Verstandms dee Traumes. Er hat etwas Verbotenes gesehen, die Sängerin Hedwig. . Oberste Traumschichte.) Hedwig sang beim Entkleiden ein lustiges Lied vor sich hin. Sie hatte eine schöne Stimme und icii hörte ihr gerne zu. Die Melodie hatte etwas aufreizendes, was mich an einen Geschlechts- verkehr mahnte. Dann hetzten wir und jagten wir herum. So lange sie trocken war, ließ sie mich eigentlich kalt. Ich tat alles mehr aus einem knabenliaften Gefühl des Übermutes als aus einem heißen Verlangen heraus. Dami gingen wir ins Wasser. Im Wasser stieg mein Begehren. Ich hatte heftige, schmerzhafte Erektionen, wenn ihr nasser Leib sich an meinen schmiegte. Schon verlor ich die Besinnung, Wir gingen seitwärts und ich wollte sie besitzen - was natürlich mich für ewig an sie ge- bunden hätte - da war die Erregung so stark, daß ich mich nicht mehr beherrschen konnte; ich hatte eine Pollution und die Gefahr war vor- über. Der Eindruck des nassen Leibes war so überwältigend, daß ich ihn nie im Leben vergessen werde. Am Lande war ich auch erregt, wed sich die nassen Kleider gleich einer nassen Schürze um ihren Bauch schmiegten. Nachher vermied ich es, mit ihr wieder ms Bad ^^ f^-^- }'^^ wußte, daß sie mir im Wasser gefährlich war. Ich verlor sie bald ausdem Auge, denn ich mußte München verlassen, und hörte auch von meinen, Freunde nur sehr selten."

/ jfc^

3J2 - - Fetischismus.

Analysieren wir seine Erzählung, so merkeTi wir, daU er unter einem homosexuellen Antrieb (Liebe und Freund) versuchte, Hedwig näher zu kommen. Allein seine Angst vor dem Weibe trieb ilin dazu, sie zu entwerten und allerlei Fehler zu finden. Er fülilte sich gedemütigt, weil sie ihm einen Schauspieler vorzog; er fand sie flatterhaft. Dann aber vollzog er die „Flucht vor dem Weibe". Er fühlte sich glücklich, daß er der Gefahr entronnen war. Ja noch mehr. Er hatte eine Stellung aulser- iialb Münchens angenommen, um dem Mädchen zu entHiehen.

Er meint, er liätte fast eine große Dummheit gemacht. (Nun ver- stehen wir die große Dummlieit des Traumes.) Nur unter dem Eindrucke ihres nassen Körpers konnten die Hemmungen überwunden werden. Aber eine Ejaculatio praecox wirkte als Schutzfunktior,.') Wir werden bald sehen, daß noch andere Fluchtinotive vorhanden waren.

Ich betone ihm, daß noch ein älterer infantiler Eindruck im Mate- riale des Traumes verarbeitet sein müsse.

„Haben Sie schon vorher darnach getrachtet, eine Frau navkt zu sehen?"

Nach einer Pause sagt er:

„Ich weiß daß ich mich bemüiU habe, die Mutter nackt zu seilen'. Ich raochte 10 Jahre alt gewesen sein, da hörte ich, wie sie sich wusc)..

w If , w' '" 'i V ^" '^' ^™'" ^'^ ^t^'""i "ackt vor dem Waechtiedi. Wie sie mich sah, nahm sie eine alte Schürze und d e c k t e s i c h v 0 r n e z u. Sie wurde rot im Geeicht und schrie- Mach' daß du hmaus kommst! Du Lausbub! Habe ich dir nicht verboten ein^ zutreten wenn du nicht vorher klopfst?' Später bekam ich von ih; und

vom Schwager tiichtige Haue und wurde, weil ifh t^>,.h N. , ir i n- , . ^" irecn War, m eine

fmslere Kammer gesperrt. Einmal blickte ich durch das Schlüsselloch Dann lauschte ich hinter der Türe. Mein Schwager kam herein und ich wurde als ,Spion von der Mutter verprügelt.''

Somit hätten wir ein Erlebnis, das die Schür zenmanie erklären könnte. Aber, wie w>r später sehen werden, hat sich sein Fetischismus aus vielen Komponenten aufgebaut. Jedenfalls hat das erwähntP Fr Zi dazu beigetragen, die Schürzenmanie zu fixieren Wir J^neonis

die Sängerin des Traumes die Mutter, der Theaterpoiizisrd^" V.' 1 den Schwager (Verdichtung) symbolisieren. Inzwischen geS I^ rEn fälle in eine andere Richtung.

„Es fällt mir auf, daß ich dem Polizisten ein TrinL- i^ habe. Diese Stelle des Traumes muß einen Sinn haben ]b\^l"

pathologisches Verhältnis zum Trinkgeld. Ich fürrtif« -,^ ^'"

1 LI, j 1,-- -11 "ii-iiue immer, zu wenig

gegeben zu haben und schäme mich dann vor den Kellnern TJ !■■

ich mit meiner Frau 14 Tage in einem Hotel. Ich zerbrach mir den Kopf'

'] Vgl.Baüd IV das KapiU-J über ..Ejaiiulatio praecox".

Aualyse eines Falles v.mi SchilrzeufetiscIiiBmus. 315

Wie Viel .nan geben BoUte. Ich half mir schließlich aus dem Ditoia, ' indem ich meine Frau die Trinkgelder geben ließ. Aber ich ließ micli nicht mehr im Hotel blicken, weil ich die enttäuschten und unzufriedenen Geeichter der Kellner und Stubenmädchen nicht sehen wollte

Auch Armen weiß ich nicht, ^vie viel zu geben, und sclrame mich oft vor ihnen. In Tr.est gab os im Beginne des Kriogos ,roPe Not. man ^vurde sehr häufig um Unterstützung gebeten, selbst ^on besser ge- kleideten Menschen. Das sind für mich äußerst schmerzliche Empfm^ düngen. Ich möchte am liebsten meine ganze Börse ausleeren. Das war mirnicht möglich. Deshalb wählte ich Straßen, wo .eh ^v^ßt^ ich ko nte nicht angebettelt werden und machte große Umwege. Ich kann mcht weiter gehrn, ohne etwas zu gehen. Daher umging ich oft Bettler, .pielte „VogehStrauß-Politik", als ob ich sie nicht sehen ^^'''^^_- '''f^^^ drängte mich etwas, hinzusehen und wenigstens einen Blick aul den

Bettler zu werfen. . . 4. „„

Ich vertrage kein Unrecht und keine Bedrückung, ich vertrage nicht, wenn ich sehe, daß andere «ehlecht behandelt werden. Dann kann ioli meine Scheu verlieren und mich überall einmengen.

Ich möchte alle Welt lieben und von aller Welt geliebt werden, ich möchte wie ein Heiliger durch Tugend alle anderen Menschen überragen. Imtre- achäfte muß ich mir großen Zwang antun, um meinen Untergebenen gegenüber die Haltung zu bewahren und nicht entgegenkommend zu werden. Ich möchte alle zufrieden stellen. Ich vertrage aber nicht, schlecht behandelt und beherrscht zu werden.

In dieser Hinsicht habe ich hier schlechte Tage. In Triest war ich Ab- teilungschef, hier habe ich noch keine richtige Verwendung und fühle mich wie in einem Gefängnis, wie gefesselt.'- (Siehe die Handschellen des Polizisten!)

Am nächsten Tage beginnt er von eeincr Frau zu sprechen. „Den größten Genuß hatte ich bei ihr, wenn sie badete und im nassen Bade- kostüm war. Das war in Triest oft der Fall, wo wir im Meere badeten. Ich ging dann mit ihr in die Kabine und vollzog den Beischlaf. Es war ein unwiderstehlicher Drang und meine Frau wußte schon, daß jedes Bad eine oder mehrere Umarmungen nach eich zog."

„Wirkt das nasse Kleid stärker als die Schürze?" ',Das kann ich nicht sagen. Ich stelle mir oft die Frauen und Mädchen im nassen Badekostüm vor, wo man alle Formen sieht. Dann ist es lierrlich, den nackten oder eng bekleideten Körper zu fühlen. Das nasse Kleid kam erst nach dem Erlebnis mit der Hedwig auf. Sonst inter- essierte ich mich und interessiere mich noch heute für jede Weiblichkeit,

^iA, - . ■. . Fetischiemns. ■•;»I ■.

wenn sie eine Schürze trägt. Mein Entzücken bilden Köchinnen, Kell- nerinnen, Dienstmädchen in Schürzen. Ich habe einige von ilmen verführt und gebraucht. Sie mußten sich aber in Kleidern mit der Schürze ergeben. Sonst war ich fast impotent. In ein dauerndes, ernstes Verhältnis habe ich mich daher nie eingelassen. Meist ging ich diesen Mädchen in der Dunkelheit auf der Straße nach und scheute mich vor verkelirsreichen Straßen. Ich hatte auch nie ein Gefühl der Liebe für diese Geschöpfe. Ich sah in ihnen nur die Schürze, und da meistens nur die schmutzige Arbeitsschürze. Weiße Schürzen berühren mich wenig. Es kränkte mich, daß die 'Schürzen nicht naß waren. Ich suchte meine Objekte daher am liebsten bei Regen, wenn die Mädels keinen Schirm hatten, bot ilmen, wenn sie ordentlich durchnäßt waren, meinen Schirm an und hatte so die Gelegenheit, mein Ziel zu erreichen. Viele Mädels wollten die nassen Kleider ablegen, ich aber schützte Mangel an Zeit vor und vollzog den Koitus in nassen Kleidern, was für mich ja der Hauptreiz war."

„Haben Sie nie wirklich geliebt?"

„Das kann ich nicht sagen. Ich habe zweierlei Richtungen. Bei der Schürzensache ist nie wirklich Liebe dabei. ^ Zu anderen Mädchen fühlte ich schon Liebe, aber eine blasse, schwache Liebe, ein dunkles Gefühl von etwas Hohem und Reinem. Zu einer wirklich hohen, heißen, alle Sinne be- rauschenden, hinreißenden Liebe ist es nie gekommen. Meine Sinne waren nie ganz berückt! So eine Liebe habe ich leider nie kennen gelernt Sobald ich mit den idealen Mädchen Beziehungen hatte, machte sich in mir der berechnende, überlegende, kritische, scharf beobachtende Menscli bemerk bar. Und wenn ich sah, daß die Verbindung materiell nicht günstig sein könnte, so Heß ich mich gar nicht ein."

„Sie wollten also unbedingt reich heiraten?" •:■;.. '■

„Ja, ich war armer Leute Kind, hatte die Armut qualvoll emp- funden und wollte emporkommen. Meine Kinder sollten es besser haben "

„Sie wollen auch Geld haben, um andere beschenken zu können?"' ■' „Das ist mein größter Genuß. Eigentlich etwas anderes Ich habe eine Angst, ich könnte für einen „Schmutzian" gehalten werden."

„Dabei ist doch Ihr Ideal eine schmutzige Schürze !"

„Das sind eben die merkwürdigen Gegensätze in meiner Brust Ich bin im Leben ein peinlich reiner Mensch - auch in moralischer Hinsicht Ich vertrage kein Gespräch über „Schweinereien", lasse mir nie obszöne Witze erzählen, ich würde mit Frauen niemals Zweideutigkeiten reden Ich bin ein strenger Sittenrichter. Ich sagte Ihnen ja, ich hätte Hedwig geheiratet, wenn ich sie sexuell gebraucht hätte. Ich habe nie das so- genannte „Stinkfinge rln" getrieben, wie man bei uns sagt "

:; ') Diese Behauptung orweist eicii am Schluß der Analyse ala falsch!

Analyse eiues b'aUes von Scli ü rzen f et i sc hieraus. 315

Eine Weile schweigt er und kommt dann auf eeiiie Mutter zu sprechen: „Als ich ein Hjähriger Junge in Ala war bat ich die altero Tochter meiner Wirtin um die Erlaubnis, sie mit Mutter ansprechen zu dürfen und verlangte von ihr, geduzt zu werden, worauf s.e leider nicht

einging," ., , ,, ,.„„o"

„Hatte sie eine gewisse Älmlichkeit mit der Mutter. Ja, entschieden. Ich brauchte einen Ersat. ur meine Mutter, ob- gleich ich eigentlich froh war, von München -^f «T^^^^^rj, . ,- Plötzlich gehen seine Einfälle von der Mut er auf ^"^^^ Sruc!' '- „Das Wasser übt immer auf mich einen faszinierenden EindrucK aus. mmer.ichtes mich zum Wasser -<i besonders zu grolle en - Wassermengen. Ich war 8 Jahre lang Radfahrer Bin jeder A-^'-^^™'^ zu einem See führen. Ich suchte stets eine Wirtschaft od r ein Cafe m Aussicht auf den See oder mit einer Terrasse auf den Se^ -laus und .a überglücklich, wenn ich es gef^deu hatte und dort m den Anblick de. Sees versunken sitzen konnte. Ich geriet in eine Ar Ekstase m e men schwärmerischen Tagtraum, aus dem mich meine Kollegen erst weckten was mir oft Hänseleien eintrug. In Tnest wohnte ich nur m Zimmern mit Aussicht auf das Meer. -Jede freie Zeit benützte ich zu Schiffsaus flu gen ,md starrte stundenlang in die Wogen- Sturm und Wellenbewegungen lösten direkt sexuelie Gefühle aus. - ■■' '

-i Jedes Wannenbad war für mich eine ee.xuelle Gefahr, es endete mit einem onanistiechen Akte. Die Versuchung war zu groß. Da war warmes Wasser da gab es Badetücher, die ich eng um den Leib binden konnte, ich war allein, wie hätte ich da widerstehen sollen! Deshalb ging ich in München immer in die Schwimravereine, um stets von Menschen umgeben und beobachtet zu sein. So schützte ich mich gegen meine krankhaften Regungen.

Damit m Zusammenliang fällt mir ein, daß ich eine jede Frau mustern muß, oh sie nicht schwanger ist. Wasser und Schwangerschaft haben bei mir Beziehungen.

Man crzälilte mir als Kind, daß der Storch die Kinder aus dem

Wasser bringt

Ich habe ein feines Üefüht für jede Sel^wangerschaft. Ich rieche sie förmlich Ich erkenne sie am Glanz der Augen, am Teint, an einer sonst für jeden anderen unmerklichen Rundung der Figur. Konstatiere ich eine solche beginnende Gravidität, vielleicht im Stadium nach dem ersten Ausbleiben der Periode, so üben diese Frauen eine riesige Anzieliungs- kraft auf mich aus. Ich möchte mich am liebsten auf sie s t ü r z e n u n d s i e n m a r m e n. Ich könnte ihnen stundenlang nach- laufen ' Im Gedränge suche ich nach schwangeren Frauen. Es glückte mir einmal den Bauch einer Graviden zu berühren; in diesem Momente war

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ifmm!^#^

316

Fetischismus.

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ich Überglücklich und hatte eine Samcnentleeiung mit gröRtem Or

gaemue.

Auch während der Schwangerschaft meiner Frau war ich he sonders in den ersten Monaten überglücklich, ich trachtete, sie immer am Bauche zu berühren und wohnte ihr fast jeden Tag bei. viel öfters, als in den gewöhnlichen Zeiten.

Ich interessiere mich beyoiiderö für den Hinterteil der Frauen- Frauen in Hosen (aucli meine Frau) reizen mich besonders (lionio- eexuelle Kumponente!). In den Seebädern und Faraihenbädern blicke ich immer auf den Bauch der Frauen. Entdecke ich eine Gravide, so bleiben meine Blicke wie gebannt haften. Ich schaue anstandehiilber etwas weg. um sofort wieder auf die Stelle des Bauches zu starren.

So erinnere ich midi an eine Geschichte aus dem ^■origen Jahre.

Auf meinem Büroweg fiel mir einmal eine jüngere Frau auf bei der ich Schwangerschaft vermutete. Von da ab begegnete sie m.r'fast täglich und ich brauchte nicht allzu lange zu ^varten, imi meiner Ver- mutung sicher zu sein.

Die Begegnung war für mich jetzt ein tägUches freudiges Ereignis. schmerzte nndi sehr, wenn ich sie enunal eines Tages nicht sah. Auch hatte ich nicht übel Lust, s,e anzusprechen, doch hielt mich nn Moment des gefaßten Entschlusses eine Lrresung über den ganzen Körper und l>e- sonderes Zittern in den Füßen ab. Ernst damit zu macb.n. Idi bemerke aber dabei, daß diese Dame - vielleicht war es ein Fräulein^ - keine Schürze trug sondern mtweder ein rotes Jaquet oder einen langen Saint- mantel anhatte. Außerdem war sie hellblond. Dies ist meine Liebiin-s^ ^rbe! Hellblonde, goldblonde, auch schon mit einem SüTl^':^, Haare tragende I rauen hatten ,mmer aucli eine besondere Anziehungs- kraft auf mich ausgeübt. '^

Er fühlt sich m M'ien sehr schlecht. Er war selbständiger Bürochef in Triest, wurde naclrWien berufen um einen Oberbuchhalte':: eise t en der einrucken sollte. Dessen Emruckung wurde aufgeschoben daher steht er ohne entsprechende Beschäffgung da und sträubt sich Lege, min- derwertige Dienste zu leisten. Vor allem wiederholt er, .laß er sich nicht beherrschen lassen kann.

Damit dürfte zusammenhängen, daß er nie pünktlich B" kommt. Er kommt auch zur Behandlung regelmäßig um 10 Minuten später, die seine Unabhängigkeit und Unbotmäßigkeit n>arkieren sollen Er geht lieber em bißchen spazieren, wenn er zu früh vor dem Büro oder vor meiner V/ohnung erscheint, als daß er den Gehorsam der Pünktlich- keit zeigen würde.

Analyse ''ines Falles von Schürzenfctischismus. ^ 317

Handelt es sich aber um sehr wichtige Angelef^^eiüieiten, so daß er pünktlich sein muß (Vorgesetzter - Kommissionen ~ dringende Arbeit), so wird er unruhig, verliert die Beherrsdiung semer Kräfte, imcht irgend einen Unsimi. Dagegen ^vill er das Büro immer pünktlich verlassen und nicht eine Minute länger arbeiten, als es die Pflicht vor- schreibt. In Triest war das nicht mögUch. Er sollte warten, um die Post zu unterschreiben. Es kostete ihm tägUeh einen schweren Kampf zu bleiben, er wurde wütend, hätte am liebsten etwas zerrissen und richtoto es nach Möglichkeit ein, daß sie fertig wurden. Seine grenzlose Herrsch- sucht, seine übergroße Emptindiichkeit, sein pathologischer Wille zur Macht drücken sich in diesen Zügen deutlich aus. Er kämpit um seine Unabhängigkeit, wie alle Fetischisten,, die unter einer infantilen Fixie- rung zu leiden liaben. Sic haben genug mit dem einen Zwange, bie sind nicht fähig, eine stärkere T3elastung mit fremden Imperativen zu er- tragen.

Er bringt folgenden Traum, den zweiten in der Behandlung:

Ich fuhr nach Triest zurück, um meine Familie nach Wien zu holen. Vor der Abfahrt in Triest wurde ich darauf aufmerksam ge- macht, daß die Italiener inzwischen vorwärts gekommen seien und gegenwärtig die Granaten in und in nächster Nähe des Bahnhofes Nabresina oder Opcina (nicht ganz klar) einschlagen, wie ich mich selbst überzeugen konnte.

Ich ging nun ans Fenster es war Nacht und überzeugte mich selbst von dem Einschlagen der Granaten, die furchtbare Feuergarben aufspringen ließen. Es war fast eine helle Nacht durch daß Feuer der Explosionen.

Ich fi'ug, ob denn der Zug dennoch über Nabresina oder Opcina seinen Weg nehme und erhielt eine bejahende Antwort. Daraufliin wollte ich von der Reise abstehen und sagte zu meiner Frau, unter solchen Umständen könnten wir immöglieh reisen, doch bestand meine Frau auf Abreise und wir fuhren. Von da ab war der Traum unklar und ich glaube mich erinnern zu können, daß die Granaten neben unBcrcm Zug einschlugen und glaube auch, einen Waggon trafen, wir aber trotzdem unverletzt durchkamen.

Dieser Traum bringt uns das wichtige Thema seiner Ehe. Er weiß nicht recht, warum ei' geheiratet hat. Er wollte um jeden Preis seine Paraphilie überwinden. Seine Frau hatte etwas Geld, sie gefiel ihm ganz gut und er wollte nun absolut einmal eine Jungfrau besitzen. Das malte er eich als höchste Wonne aus. Aber er kann sich in die Ehe nicht finden. Er ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, zu stark an seine Phantasien gekettet. Ihn locken alle anderen Frauen, wenn sie seine Liehesbedin-

S18

Fetisch iamua.

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gungen erfüllen, während der Reiz seiner Frau immer mehr abninmiL. Nun zeugte er vier Kinder, um Wonnen der beginnenden Gravidität aus- kosten zu können. Der Arzt hat weitere Gravidität untersagt. Er muß Coitus interruptus machen, seine Potenz hat abgenommen, er verzichtet auf den Verkehr. Er lieht seine Kinder nicht. Er ist zu sehr Egoist, um jemanden anderen heben zu können. Er ist angeblich liehesunfähig.

Die Analyse des Traumes zeigt, daß er mit Todesgedanken gegen ßeine Familie kämpft. In diesem Traume, dessen Schluß er willkürlicli unter dem Einfluß einer moralischen Zensur redigiert hat, läßt er seine Familie zugrunde gehen. Er ist wieder Junggeselle.

Ich frage üui, seit wann er an Husten und Asthma leidet. Es zeigt sich, daß die Beschwerden n a c h der Verheiratung aufgetreten sind. Seine Frau war damals im vierten Monat der ersten Schw^angexschaft. Ihr Reiz verlor sich immer mehr und ihm graute vor dem Gedanken, ein „versim- pelter Familienvater" zu werden. Er fürchtete den Verlust seiner Frei- heit. Er haßte jeden Zwang, wie alle Fetischiston, die so unter dem Zwange ihrer vergewaltigten Sexualität leiden. Er wollte wieder unab- hängig sein und reisen. Er haßte auch den Zwang des Militärs und war glücklich, daß seine schwache Konstitution es seiner Firma ermöglichte, ihn von jedem Dienste entheben zu lassen.

Vor dem ersten Erstickangsanfall, den er uns auf Seite 307 so an- schaulich geschildert hatte, war er im Kino. Er sah ein Stück, in der ein Mann seine Frau erdrosselt hatte. Dies Stück hatte ihn sehr aufgeregt, denn das Erdrosseln, hatte ihn immer außerordentlich . interessiert und seine Phantasie beschäftigt.

Er versuchte sich auch als Schriftsteller und hat eine kleine Novelle geschrieben, in der eine Frau erdrosselt wird.

Er haßt die Unannehmliclikeiten der Ehe. Er möchte wieder Mando- line spielen und darf es am Abend nicht, weil seine Kinder gestört werden. Was gehen ihn seine Kinder an? Er will sein Vergnügten haben! Er möchte gerne singen und sich von seiner Frau am Klavier begleiten lassen. Sie hat für ihn keine Zeit. Alles für die Kinder! In solchen Mo- menten haßt er seine Kinder.

Er beginnt zu begreifen, daß er seine Frau erdrosseln wollte und daß der Hustenreiz und sein Astiuna mit kriminellen Phantasien zusam- menhängen. Wie lästig er jeden Zwang empfindet, das beweist die Auf- zeichnung, die er in der folgenden Nacht machte und die uns ein deut- liches Bild von seinem Seelenzustande gibt.

„VaS Uhr morgens! Gestern abends brachte meine Frau die Kinder etwas später als gewöhnlich (^/JO) zu Bett und kam aus dem Schlafzimmer mit aufgelösten Haaren zurück. Dies gab mir einen Stich

-i

Analyse eines FaUes von Schfirzonfctischisiniis. 3^9

durch den ganzen Körper, denn ich empfand darin eine indirekte wortlose Aufforderung, zu Bett zu gehen.

Ich las ehen im „Platen" („Natürliche Heihnethoden") über die Kapitel: „Die Luft xmd das Licht", worauf ich im ziellosen Herum- blättern gerade stieß. Ich hatte vorher nachgesehen über „Huflattich- tee", den ich gegenwärtig als Bicrersatz trinke, zeigte hierauf meinen Kindern die farbige Abbildung der Pflanze mit gleichzeitiger Aui- forderung, auch einen solchen zu trinken. Während mein älterer Sohn sonst nie freiwillig derartige Tees trinken wollte, griff er diesmal rasch m, probierte ihn und fand ihn gut. Icli hatte dabei merkwürdigerweise

ein unangenehmes Gefülil. *" t, 1 1 n

Auf die Aufforderung meiner Frau hin schloß ich das Buch, obwohl mich das nächste Kapitel: „Wie sollen wir wohnen?" interessiert hatte (trotzdem ich es schon einmal gelesen hatte) und ging auch zu Bett.

Idi muß hiebei bemerken, daß wir stets zusammen zu Bett gehen. , ... Einschlafen jedoch konnte ich nicht und stand endlich um 2 Uhr wieder auf und fing an, diese Zeilen zu schreiben. Der Hustenreiz hat merklichnach gelassen.

Abertausend Gedanken schössen durch meinen KopE, als wenn d'" Fäden eines Weberschiffchens unendlich rasch durcheinander laufen würden. Ich wollte schreiben und meine Gedanken fixieren. Da fiel es mir ein, daß ich ein armer, eingebildeter Narr bin.

Mein Hauptschmerz ist, daß ich keine Originalität habe! Ich könnte daran zugrunde gehen. Mein Bestreben ist, originell zu erscheinen. Ich will kein Alltagsmensch sein! Ich will nicht als dummer Philister enden."

Wir sehen, wie er sich dem Zwange fügt und mit seiner Frau schlafen geht, wälirend er noch lesen möchte. Er wagt es nicht, offen zu rebellieren. Er ist der Anarchist mit der Faust in der Hosentasche. Aber seine Erregung ist so groß, daß er keinen Schlaf findet. Ich gehe zuerst von dem Tliema der Originalität aus und sage ihm:

„Ihre Sehnsucht nach Originalität haben Sie mit Ihrem Fetischis- mus erfüllt. Daher sind Sic stolz auf Ihre Krankheit!"

Er leugnet erst diesen Stolz, dann aber gibt er zu, daß er wohl der Ansicht ist, er sei der einzige, der aneine r solchen ver- rückten Perversion leidet.

Er möchte aber etwas Außerordentliches leisten. Der Weltkrieg hat ihm gezeigt, wie schlecht die Menschen sind. Er möchte eine neue Religion der Liebe verkünden. Er möchte wandern von Ort zu Ort und überall Liebe und Vertrauen predigen. Darin hindert ihn jetzt seine Familie. Sein geistiger Aufschwung ist gehemmt, seit er verheiratet ist. Jetzt ist die Gelegenheit, sich auszuzeichnen, für den Frieden einzu-

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320

Feti Schiern US.

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treten, ein Märtyrer zu sein, für seine Idee zu sterben, aber er muß für seine Familie leben. - ,

Nun führe idi ihn auf die EpiBode vom Tee und frage ihn, warum er den Kindern den Huflattichtee gegeben hat. Er meint, damit sie sich später an die Schrecken des Krieges erinnern sollen. Aber langsam er- kennt er, daß andere Gedanken sich eingemischt haben, w-elche uns seine Eischcmungen nach dieser Episode und seine Aufregun- nachher erklären helfen. Er hEiltc die Phantasie, seine Kinder und ganzl Familie zu vorgiften. Wie leicht kann man den Huflattichtee mit einem anderen giftigen Tee verwechseln! Wie leicht kann ein Unglück geschehen und eine ganze Familie zugrunde gehen. Vor einigen Tagen hatte er in der Zeifung gelesen daß eine ganze Familie nach dem Genüsse giftiger Schwämme gestorben sei. Wie hatte ihn diese Notiz erregt!

So kämpfen immer zwei Tendenzen in seiner. Brust, ' die religiöse und die satanische. Er will ein Heiliger sein und ist in Gefahr ein Ver- brecher zu werden Auf den kriminellen Komplex deuten schon 'der erste 'l'raum und sein Schuldbewußtsein, seine Menschenscheu, seine An^st mit anderen allein zu bleiben. ° '

Noch weiß er nicht - oder will es nicht wissen, warum er diese Angst hat. Wir erhoffen von der Analyse die Aufklärung dieser dunklen Punkte.

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Er hat einen sonderbaren Traum:

Ich befinde mich in einer Kirche. Der Prediger spricht von der Uebe der Menschen und von der Pflicht, für den Kaiser zu sterben, Dann werde ich erregt imd rufe aus: „Zuerst kommen die Pflicliten gegen sich selbst und gegen die Familie!" Große Erre-une m der Kirche Ich springe auf die Kanzel. Alle meine Scheu ist ver- schwunden. Ich rede m. emer solchen Begeisterung, daß alle Menschen auf d,e Knie faUen. Sie drängen sieh um mich, sie küssen meine Hände und meine Fuße und den cjan.rv, \~. j

,, . c V ^ TT ,- ^^""^ meines Gewandes.

Manoho rufen: „Er .s ein Heiliger!" Ein alter Mann lacht höhnisch auf. Ich will mich auf ihn stürzen. Er hat eine Hacke in der Hand und we.Bt auf emo Schurze hm: „Diese habe ich in Stücke zerhackt. So werde K-h auch diesen Schwindler entlarven!" Die Menge stockt

und b ickt mich sprachlos an. Ich famre 711 =+^.+4 , ^■

_ ,^ , ,' -, '"'f'^ 2u stottern an und verliere

meine Kra t. In diesem Momente fällt eine Bombe in die Kirche. Ein Flieger hat sie geworfen. Em Splitter fällt dicht neben meinen Kopf. Ich erwache mit Schrecken . . ,

Es fällt ihm zuerst ein, daß es eine katholische Kirche war Er ist

Protestant, zeigt aber große Neigung zum Katholizismue. Er möchte

AnaiyBi; eiuGS Falles von Scliilrzenfotischismua. gg.

gerne mit Beiner Frau und seinen Kindern zuin Katliolizisuius Übertreten. Aber seine Frau wehrt sich dagegen. Er geht immer in die katlioÜBche Ivirdie, die ihm viel besser gefällt als der nüchterno protestantieclie Gottesdienst,

Am liebsten würde er eine neue Religion gründen, die zwisclien beiden Religionen steht. Er war sehr fromm in seiner Jugend und dachte daran, ein Mönch zu werden. Er schwärmt für Christus und beschäftigt sich viel mit den Christuslegenden.

Andererseits mischte sich seine Sexualität in den Glauben. Er fragte sich als Knabe oft. ob Christus auch wie ein Mensch gebaut sei und versuchte hinter das Tuch zu blicken, das die Geschlechtsteile Chi-isti verhüllt. Da sah er einst ein Hild in der Kirche: Die Beschnciduj:;: Cliristi. Dieses Bild machte einen großen Eindrui'k aid ilm. Er spielte oft mit dem Gedanken, sich zu kastrieren und ein Heiliger zu werden.

El- H;ollte ein zweiter Christus sein. Er wollte die Selvte der Wiedertäufer einführen. Das Wasser 16 1 ein Symbol der Wiedertaufe. Die Scliürze isi ein Symbol der Schürze, die das heilige Bild Christi verhüllt. - .

Von Christus gehen seine Gedanken auf seinen Vater, der auch ei^i frommer Mann war. Er war aber iähzornig und kam manclimal betrunken zu Hause. Er quälte ihn und schlug ihn grundlos.

Der Vater trug oft bei der Arbeit eine schmutzige Srhürze. Einmal nahm Patient ein Beil und zerhackte diese Schürze in tausend Stücke.

Er fürchtete, daß man seine Missetat entdecken werde, nahm die einzelnen Fetzen mit sich und warf sie in die Isar.

Der Traum zeigt uns, wie diese Sünde sein Gewissen belastet. Er weiß es im Unbewußten, daß dies Zerhacken der Schürze ein symbolischer Vatermord war. Und er, der Verbrecher, will jetzt das Wort Gottes pre- digen! Gott wird ihn bestrafen. Eine Bombe wird ihn zei-sdiinettern, weil er seinen Vater nicht geehrt hat. (Der Kaiser im Traum ein Symbol dm Vaters! Die Bombe erscheint schon im zweiten Traum auf S. 317.)

Unter Widerstreben erzählt er einen Vorfall, der sich in seinem 17. Jahre in Ala abspielte. Er ging einmal in das Klosett und fand dort alten Kot. Er dachte, das ist der Kot seiner Hausfrau oder einer ihrer Töchter. Er nahm, eine alte Decke und gab den Kot in die Decke. Damit eilte er zur Etsch. An einem versteckten Orte breitete er die Decke aus. Dann legte er sich auf den Kot, so daß die Feuchtigkeit seinen Baucli benetzte. Er wälzte sich so lange, bis Ejakulation und heftiger Orgas- mus eintraten. Dann versenkte er die Decke in die Etsch, badete sich rein.

Slekol, StUruiiBOQ dea Trieb- und Affoktloboiis. VU. 21

332

Fctiscliismti'i.

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Nachher tiefe Reue und Beschämung. (Er spielte einen Säugling in den Windeln.) Der ganze Vorfall ist ilun unerklärlich. Er handelte unter einem Impulse, der umviderstehlicli war. Er war wie in einem Traume.

Im Anschluß daran erzählt er, daß er sich ursprünglich vor deji Bchmutzigen Schürzen der Mutter geekelt hatte. Die Schür3en der Mutler waren angeblich für ihn niemals Sexual- Objekte.

Er haßte seine Mutter, weil sie roh war imd ihn sehr oft ungerecht geschlagen hatte. Er führt seine Krankheit auf die Schläge zurück, die er ungerechterweise bei den geringsten Kleinigkeiten von seinen Eltern erhalten iiatte.

Er hatte zwei Träume:

1. In einem Restaurant sagte der Kellner zu mir; „Die Ita- liener sind mir doch lieber als die Slovenen, weil sie sich nicht so tief Gingrahen." . , . .

2. Ich war in Nürnberg und sollte eine neue Stellung an- nehmen. Ich sagte „Unter Vorbehalt!". Kollega Neuleben sagte mir, daß der neue Posten mit einem Verzicht auf Geld verbunden sei.

Der erste Traum drückt die Kämpfe in seiner Brust aus. In Triest gab es Immer Streitigkeiten zwischen Italienern und Slovenen. Er eym- pathisiert mit den Italienern. Die Slovenen sind ihm zu falsch. Die Italiener seien ehrlicher. Die Italiener symbolisieren hier die katholi^t-ben (frommen) Tendenzen im Gegensätze zu den satanischen, weleiie die S!o- v(Tie]i übernehmen. Die satanischen sind tiefer eingegraben. Er will sie nicht ausgraben. Den gleichen Widerstand gegen das neue Leben (Neu- leben!) drückt der zweite Traum aus. Er behält sich vor, die alte Stel- lung (lies Einstellung) zu behalten. Er will auf die Genuese der alten Paraphilie (Geld ein Symbol für Liebe und Sexualität) nicht verzichten..

'Wh können aus der Kotepisode in Ala ersehen, wie mächtig sein Infantihsmus ist. Seine mysophilen Instinkte hängen irgendwie mit der Mutter zusammen, mit einer infantilen Phantasie, deren Bedeutung wir noch nicht gefunden haben.

Er bringt plötzlich eine Erinnerung, welche uns seine Leidenschaft

ur beginnende Gravidität in deutlicher Weise erklärt. Ich habe an diesen

K.anken sehr wemge Fragen gerichtet, weil ich den Gang der Analyse

mcht beeinflussen wollte. Ich erkundigte mich auch nicht nach seiner

i- amil^ngesdnchte, m der Hoffnung, daß er selber daraufkommen werde.

.,. vi. f. ''^'' '^cf .^"" ^'^' ^"^ "'■'■ '^ ^*ädchen, das ihn an .eine um v.er Jahre altere Schwester erinnerte. Er war 13 Jahre alt, als er be-

Analyse einee Kalles vtiu S trhilrzenfe tisch isinuB. -j^jy

merkte, daß etwas mit ihr vorging. Sie hatte schon seit einem Jahre eine heimliche Liebschaft mit einuiii Studenten. Nun glaubte er zu entdecken, daß sie gravid war. Er beobachtete sie eehr genau und i'and immer mehr Anzeichen, die dafür sprachen. Bald kam es im Hause zu einem Skandal. Der Vater drohte, er wci'de sie aus dem Hause jagen. Aber die Mutter legte sich ins Mittel. Der Student war aus sehr reichem Hause. Sein Vater zahlte eine größere Summe, t^o daß die Gravidität der Schwester als gutes Geschäft stillschweigend hingenommen wurde. Er aber sdiämto sich, weil seine Kollegen und dio Nachbarn darüber sprachen.

Aber er gibt jetzt zu, daß er die Schwester mit lüsternen Augßn betrachtet und den Studenten beneidet hatte. Er wäre gerne an seiner Stelle gewesen. Nachträglich fällt ihm ein, daß er seine Schwester öfters hei ihrer Toilette beobachtet hatte. (Die Sängerin des Traumes. Ver- dieliLung.)

Bei dieser Gclegenlieit fällt ihm auch ein, daß er als ganz kleiner Knabe (5 Jahre alt!) den Koitus der Eltern belauscht hatte. Die Mutter titöhnte sehr und der Vater sagte: „Mir scheint, dcv Bub echlalt niehf\ weil Alfred plötzlich gehustet hatte. Darauf wurde die Mutter ruhig. Er wußte nicht, um was es sich handelte, ahnte aber dunkel, daß es ver- botene Dinge wären.

Zum Nürnberger Traum trägt er nach, daß er sich in Nürnberg sehr für die Folterkammer interessiert hatte. Foltern und Martern regten ihn m der Jugend sehr an. Die Folterknechte trugen alle Schürzen, und blutige Schürzen ecii einen in dei- Parapathie eine große Rolle zu spielen.

Endlich sagte er:

„Die Schwester trug auch sogenannte Schür- ze n k I o i d e r, um ihre Schwangerschaft zu verdecken. Diese Schürzcn- kleider sind wohl für mich die größte Anziehungskraft, wenn sie feucht und schmutxig sind.

Seine Vorliebe für die Schwangeren erklärt sich aus diesen Mit- teilungen von selbst. Sie bedarf ki'ines Kommentars.

Er bemüht sich, an seine Jugend zurückzudenken und meint, sich an eine Begebenheit zu erinnern, als er 5 Jahre alt war. Er wurde ein- kaufen geschickt. Da traf er auf der Straße vier Elefanten, die von Hagenbeck auegebrochen waren. Sie wurden gefesselt heimgebracht.

Es scheint sich um eine Deckerinnerung zu handeln. Interessant ist, daß die Fesselung schon hier vorkonunt, die bei jedeni Fetischisten eine solche Bedeutung hat. Heißt die Deckerinnorung: Ich habe meinen wilden Trieb gefesselt?

Sil*

FetiBChianius. 334

Dann folgt die Erinnerung an den Koitus der Eltern und später eine in der Zeit naheliegende: Zwei Knaben onanierten sich gegenseitig in einem Pissoir; er sollte mittun mid weigerte sich. , . ■^.^^ folgen wieder einige Schür zen er innerungen:

Ein Frcmid, der in einem KolonialwarengeGchäft angestellt war, trug eine Schürze! Er beneidete ilm und zog öfters seine Schürze an. Auch die Ladenarbeitcr hatten Lederschürzen. Er half mit, nur um Schürzen anziehen zu können.

Die ölarbciter hatten Schürzen aus Säcken, die vorne feucht vom Ol waren. Großer Reiz! Versuch, sicli eine solche Schürze zu verschaffen.

Selbstmordtendenzen sind bei ihm sehr häufig, seit er Todes- wünsclie gegen seine Familie hat. Er dachte auch daran, sich und seine Familie zu töten, wcim es mit ilmi nicht besser \\1irde. Er ist oft depri- miert. lioBondcrs in "Wien, weil er keine rechte Stelle hat, Er scheint seinen Posten in Triest verloren zu haben und will nicht recht mit der Sprache heraus. Ich verharre in der Taktik, alle Geständnisse an mich 1/ ' herankommen zu lassen.

Er spricht von seinem Stolze. Er konnte schon als Kind nicht „IJanko" sagen und wiu-de oft dafür geschlagen. Er erhielt auch in der Schule öftere Prügel auf den Hintern, weil er sieh nicht bedankte. Er kann auch Beinern Chef nicht danken, wenn dieser ihn befördert oder ihm eine Remimeration gibt.

■, Lieber möchte er sterben ... . " ' ,.■■ ^>'

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Er bringt als Illustration seiner EinsteUung folgenden charakte- '. ristischen Traum:

Dr. Stekel hatte am Fenster zu tun, bekam das Übergewicht

und drohte herauezustürzen. Dies sehend sprang ich herbei und mi1

Aufwand aller meiner Kräfte und unter Einsetzung des eigenen

Lebens konnte ich Herrn Doktor vor dem Sturze bewahren

f ' I*^'^ '^■■'''^^'^ ^^^ Rettungsmedaille und außerdem sind mir noch

die Worte: „Nun sind wir quitt!" aus einem Gespräche nachträglicii in Erinnerung gekommen.

Der stolze Patient verträgt nicht den Gedanken, daß ich ilm retten soll und er mir dann Dank schulden sollte. Er rettet mir das Leben und mm sind wir quitt.

Freud hat eine treffliche Analyse des Rettungstraumes gegeben Einen retten heißt ilm sexuell besitzen. Es melden eich homosexuelle Gefüllte der "Übertragung.

Analyse eines Falles vou ScliiirzenfefiscliiBmus. ggpj

Er erzählt: •"- "'■

. „Wie ich in A. war (17 Jahre), speiste ich in einem Wirtshause, wo zwei sehr schöne Schwestern waren, die Schürzen trugen. Ich schlich micli einmal in das Kebenzinuner, zog eine Schürze an und onanierte. Die Situation war scln^ecklich, man hätte mich leicht erwidchen können."

„Einmal stahl ich einem Bierträger eine alte Decke, wickelte mich zu Hause damit ein, schnürte mich zu, machte den Boden naß, legte mich darauf «nd wetzte so lange, hie die Nässe den Bauch erreichte, darauf sofort Ejakulation."

„D i 6 S c h ü r z e n müssen festgeschnürt sein, j o fester sie zusammengebunden sind, desto gröUer das Verlangen. Zierschürzen, die rückwärts nicht zusammen- gebunden sind, reizen mich gar nicht."

„In A. ging ich mit zwei Kollogcn ins Bordell, hatte vorher ein?- sehr starke Erektion ~ aber trotzdem Impotenz. (Honi. Ziel!) Ein Kol- lege regte sich so dabei auf, daß er später im Cafe ein Eis bestellte und den Penis vor uns damit kühlte."

Er onanierte mit der Decke, als er mit einem Kollegen in A. im gleichen Zimmer wohnte. Jedesmal nach der Onanie Ekel und Angst vorher geht er in den Keller, holt die Schürze, hat nie Angst. Nach dem onanistischen Akte sieht er Gespenster und zündet Kerzenan.

Wir können aus diesem Umstände ersehen, daß sieh mit der Schür- zenonanie kriminelle Phantasien verknüpfen. Er kann aber die Phanta- sien niclit schildern. Er sei zu aufgeregt, um einen Gedanken fassen zu köimen.

Nach einer kurzen Pause oi'zählt er folgende verblüffende Tat- sachen: „Meine Frau hat die Gewohnheit, mit den Genitalien der beiden Buben zu spielen (sie sind 4 und 6 Jahre alt!). Ich fragte sie, warum sie das mache. Sie sagte, sie habe es bei ilu-cr Pflegemutter gesehen, die sehr kinderlieb war und viele Kinder heranzog. Sie spielte immer mit den Genitalien ihrer Pflegekinder. (!)

Ich erinnere mich, daß die Mutter meinen Neffen (7 Jahre alt) badete und dabei mit den fienitalien spielte."

Plötzlich sagte er: „Nim habe ich meine erste Erinnerung. Ich mag drei oder vier Jahre alt gewesen sein. Die Mutter spielte mit meinem Gliede. Sie spielte sehr lange und ich hatte ein großes Vergnügen daran. Ich habe es offenbar bei ihr gelernt. Denn wie ich acht Jahre alt war, be- schäftigte ich mich sehr viel mit meinem Neffen. Ich trug ihn ins Bett, ich schlief oft mit ihm zusammen und hatte nachts beim Einschlafen sein Glied in der Hand." : . .

-- Er beginnt heftig zu husten. ' ■' ■'--■ ■■ ' "<

32ti

fetischismus.

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Wissen Sic, was der Husten bedeutet?"

"n aber mir fällt ein, daß ich das Glied des Neffen in den Mund 'genommen habe. Ich glaube, meine Mutter hat es auch mit mir gü-

ich zu erinnern, daß sie ee auch dem Neffen tat."^

tan. Donn ich meine m

S 'n Trotz geht so weit, daß ihm das Beten schwer fällt. Er ist

1" ]'s und kann trotzdem nicht seinen Nacken beugen. Er karm Gott

"■ -1 1 danken, nur in der höchsten Not entringt sich ein stammelndes

Gebet.

im Gewitter erkennt er die Macht Gottes. Er zittert und kann nicht

allein bleiben. Das sind die Momente seiner größten Angst. Da fühlt er das Gewaltige der göttlichen Macht, das iim niederschmettert und be- weist, daß der sich empörende Promcthevis nur ein kleinwinziger Erden- wurm ist.

Dabei macht er die gewühnlidien Umwege der anarchistischen Pani- pathiker, die Gott in Form eines Aberglaubens lieber anerkennen als '\'> gläubigen Gebeton. Er neigt zu jedem Unsinn, der sich als Aberglaube aufdrängt. So lieli er sich ein Horoskop stellen und glaubt bestimmt, daß alles in EriuUung gehen werde. Das Horoskop prophezeit ilim nach un- endlichen Mühen eine überragende Stellung und ein sehr langes Leben. Er glaubt fest an seine Mission.

Der Husten war seit der Analy.so eine Zeit lang besser, für einige Nächte sogar verschwunden und kehrt nun wieder. So geht ee immer, wenn man eine Determination des Symptoms entdeckt. Es schwindet für einige Zeit, um wieder zu kommen, weil es vielfach determiniert ist und jede Parapathio, also auch jedes parapathisehe Symptom mehr dimensio- D&l aufgebaut \si.

Zum Husten bringt er einige neue Einfälle.

„Ich hustete schon zwischen ß und 8 Jahren. Meine Mutter hustete auch, ebenso der Schwager (der im Hause und in seiner Parapathie eine so große Rolle spielt).

„Es gab aber im Hause einen Gesellen, der war tuberkulös und hustete sehr viel. Dieser Geselle es war um die gleiche Zeit f6— 8) spielte mit meinem Gliedc und gab mir auch sein Glied in die Hand." Er führte ilm in das anatomische ]\fuaoum und in die Pinakothek wo er ihm die nackten Frauen zeigte.-) Dort sah er Adam und Eva. ' Beide

') Leider eind dicee VorkoiamniBBC beim Volke nicht so selten, als ich es hühoi got'laulit luibr. Audi in den „be^tpn Kroieen" habe ich ähnliche MissetMrn der Mutter koiiKliitit'i'cii ivönnen.

') Ich sehe wiederholt kleine Kinder in den ve rech irdenen Bildergalerien. Einmal Sah ich, wie ein engliacher Viitei- seinem drcijährif^cn Söhnchen die Grausamkeiten des Kindermorclea von Bethlehem erklärte. Andere Kinder gehen hin, um ihre Schaulust. 7.(1 befriediKin- Auch die sadistische Komponente kommt reichlich auf ihre Rüchnuns.

!.'

Aualyee eiaee fallen vou SchHrzcnfetiscliismus. -inn

hatten Feigenblätter, die wie Schürzen aussahen. Der Geselle sagte ihiii: „Du weißt ja, was dahinter steckt!" Der Mann war ein Homosexueller oder ein Bisexueller.

Jetzt hat er einen Ekel vor allen Homosexuellen. Er könnte nie wieder ein männliches Glied in die Hand, geschweige demi in den Mund nehmen. Ais Beweis erzählt er die Episode mit einem dicken Wirt, der ihn verführen wollte, was dem „widerlichen Kerl" nicht gelang.

Er berichtet, daß er während des Hustens einen Zwangegedanken bat, der ilim hilft, den Husten zu überwinden. Er muß sich denken: „S i c sind alle vergessen!" Manchmal sagt er sich die Zauberformel laut vor.

Wir sehen, daß er gegen die Erinnerungsbilder der Fellatio käinpl'l, und sic'h vormachen muß, daß sie alle vergessen sind.

Ein bemerkenswerter Traum;

Ich sah einen Mann in einem tiefen Brunnen in Lebensgefalu-. Es gab aber eine Person, die ilm vor dem Verhungern schützte und ihm Speise und Trank zuführte. Eines Tages kam die Befreiung. Er wurde durch einen Strick herausgezogen, halb Imlf er sich aeU)fit heraus.

„Der Traum dauerte sehr lange. Ich sah die Leiden dieses Mannes und sah, wie er ernährt wurde, und sah die Rettung, die ziemlich lange dauerte."

Die funktionale Deutung des Traumes ist ja klar. Es lebt in ümi ein „besercs Ich", das nie gestorben ist, das heimlirh genährt wird, das iinagogische Ich (Silberer), dem .jetzt die Rettung naht. Ich soll ihn au.-^ der Parapathie befreien und er hilft mit. Der tiefe Brunnen ein Symbol der Seele.')

Ihm fällt zu dem Mann im Brunnen ein Arbeiter in Triest ein: Tiberio. Das war ein ehemaliger Athlet mit einer wunderbaren herkuli- schen Gestalt, der sehr gefürchtet war, man wußte wohl, daß er ein Dieb war, aber konnte ihm nichts anhaben. Jetzt stocken seine Einfälle, wie immer, wenn er auf Dicbetahl zu sprechen kommt . . .

Dann gibt er zu, daß Tiberio ihn sehr gereizt habe. Er habe oft nachgedacht, wie groß der Penis dieses Athleten sein müsse. Die zweite Bedeutung seineB Traumes: Die homosexuelle Komponente wird langs-im ans Licht des Tages gezogen. Es folgen mehrere Bestätigungen, daß er fich für siOiöne Männevkörper interessiert.

') SiehiC „Die Träume dn- Dii-Iilür" 'las rrst.' Kapilcl ..Uer tieff Rruniicn-.

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«28

■L.i.i.:

E'ßtiscViisniiis.

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Er hatte eine böse Nacht. Er hustete 60 arg, daü seine Frau ihm sagte: „Mir sclieint, du hast einen Keuchhusten." Da fiel ilim ein, daß er im ö. Jahre einen schweren Keuchhusten zu überstehen hatte. Seine Mutter war rührend lieb mit ihm, Btand unzählige Male in der Nadit aui', gab ihm warmen Tee (eiehe den Traum vom Huflattichtee), nahm ihn zu sich ins Bett und beruhigte ihn oft durch dae alte, unfehlbare Mitte! Sie spielte mit seinem Penis! ■- -

Seine Husten anfalle sind als W-unech nach Wiederholung der mütterlichen Z ä r 1 1 i c li k f> i t e ii aufzufassen.

Seine Mutter lebt noch, aber er schreibt ihr sehr selten. Er grollt ihr, ohne über die tiefere Trsache des Zwistes orientiert zu sein, Er meint. weil sie ihn oft ungerecht geschlagen habe. -- '

Er träumte:

Ich bin wieder in Tnest am Molo und sehe dem Wellenspiel des

Meeres zu. Es ist kurz vor memer Abreise. Ein Leichenzug zieht

vorbei. Umstehende Personen sprechen, als ob der König von

Griechenland den schweren Kämpfen erlegen sei

Die Deutung .st nicM schwer. Seine Krankheit soll sterben und

oegraben werden^Er halt die schweren Angriffe der Analyse nicht mehr

lange aus Zum Konig fall ihm ein, daß er Konstantm heißt und daß

.r die ubie Gewohnheit hat, das Wort „konstant" bei allen mögliche,..

Gelegenheiten zu gebrauchen. Er denkt eben Irnnct +

fantile Szenen. ^'" ^"'^'^^"* ^" ^«^'^.^« '"'

, Ihm r.nte. Spielkamerad ei^^)^^^^^

erstickte^ weü er kerne Luf mehr hatte. Er leidet unter der ^ngst, durch em Stuck Schleim „n Munde (Pellatio-Phantame?) zu erstf^en Er er- zählt mir, daß kürzlich hier in Wien eine Proetitnil-t k a m' Zr Fellatio erstickt sei. t'-'oetituierte bei Ausübung de.

Er trachtete friüier immer, am Abend zu koitieren, um eine ruh.ge

r Hai: ^^. ^r Kiti^s:^" r ?^^- ^--^ r

/inn Diirphhn,r-h P..t l '^^'^^^^^ ^"c^ und kam des Nachts

Bum Liuichbiuch. (gestern nach zwei labi-^^n ,u, ^ ir ■, v,

Dflbfti l.^ttQ ^. „ri.j IV , Janien der erste Koitusvereuch.

Dabei hatte er wieder nacliher den unei-tracrlip^m, vi i tt , /c

sich dann tcigert. Vielleicht auch um kriminelle Impulse gegen sein.

Frau. Erwürgen? Selbstverständlich wird ihm keine Mitteilung von der

letzteren Vermutung gemacht. Die erste Deutung gibt er s her /

Unvermutet kommt er auf seine Sü,mli/ J '

l.nge an der Bru.t der Mutter, TglauU dar"" ^ ^l "" T n',

gidUDt, daß pr zwei .Jahre gestillt

Analyse emes FüJIgb von SchürnODfotiEchismuB.

329

wurde. (Im Anfalle verlangt er nacli warmer Milch, ivas oft den Anfall zu kupieren imstande ist.) Diese Zeit ist ilmi unvergessen. Weim er eins Frau ein Kind stillon sieht, so beneidet er den Säugling. Er hat auch, während seine Frau Amrae war, wiederholt an ihrer Brust gesogen. V.a bereitete ihm einen großen Genuß. Er ist ein „ewiger Säugling" und die Fellati o- Phantasie ist nichts anderes als der Brustersatz beim Manne. Die Atembeschwerden traten in Salzburg nach einer schlaflosen Nacht auf. Er hatte zufällig eine Frau gesehen, die seiner Mutter sehr ähnlich war. Auch war er im bischöflichen Palast und ließ sich Schauer- geschichten von den Foltern erzählen. Dann ging er in das schon ev- wälmte Kino. Er hatte Todesgedanken gegen seine Frau und dachte, er würde, wenn er frei wäre, in München bei seiner Mutter leben. Das ißt ihm erst jetzt ganz klar geworden.

Er leidet an WutanfäUen. Er stürzte sich einmal auf seine Schwester mit einem Messer und wollte sie erstechen.

Er bildet sich ein, daß er eine zu enge Speiseröhre hat und daW die Bissen stecken bleiben. (Verlegung von unten nach oben. Es dürfte bald das Thema des Anus darankommen.) Im Gasthaus hat er immer Angst beim Essen, wenn ihm die Männer (!) zuschauen. Er muß dann den Kopf nach links ft-enden (nach der homosexuellen Seite), dann wird es besser. Er kommt vom Essen auf Kunnilingus zu sprechen, den er Öfters ausführt. Mit Vorliebe macht er auch 69. (Kunnilingus mit Fellatio kombiniert.) n ■-

Er hat heute das Gefühl, daß ihm etwas konstant im Halse steckt. „Was soll in Ihrem Hülse stecken?"

„Ein Wurm! Ich habe einmal als kleines Kind einen großen Wurm erhi'oclien. Ich leide unter schrecklicher Angst vor Bandwürmern. Ich hörte einmal, daß er mehrere Meter lang aus dem Mastdarm heraus- kommt. Schrecklich! Jetzt fällt mir die Zahl 1889 ein, die ich zwangs- mäßig diese Nacht sagen mußte."

Ich frage um Rinlällc zu dieser Zahl und er bringt zuerst die Tat- sache, daß er 8 bis 9 Jahre alt war, als der Geselle mit ihm spielte. Er habe mit ihm im Bette geschlafen. ' ■■ -■

Er wird sehr erregt. - Etwas muß da vorgefallen sein. Ich habe ^etzt ein furchtbares Kitzei; im After, als wenn ich Würmer hätte. Ich glaube, «r versucht^ mir sem Glied einzuführen. Ich habe geschrien. Es war :m Schlafe. Ich sehe es nur undeutlich. Mehr eine Empfmdung als eme wn'kl.che E,-

"""Seine (lldanken gehen auf Blut. Er kann kern Blut sehen. Enje blutige Metz-gerschürze ist ihm ekelhaft. Er konnte hrechen und fühlt

I '''

330 Fetisch ismut:.

einen kalten Schauer. Trotzdem muß er sieh die Metzgergesellen an- schauen und hat schon mit der Versuchung gekämpft, eine solche Schürze zw stehlen.

„Wie sind Sie von dem Gesellen auf den Metzger gekommen?" „Ich habe vorher etwas ausgelassen, weil ich mich geschämt habe. Ich erzälilte vom Kunnilingus. Ich genierte mich aber zu gestehen daß 'ich das mit besonderer Vorliebe in der Menstruation gemacht habe' Das brachte mich auf Blut. Der Geselle zu Hause hatte einmal eine blutige Schürze, weil er cm Huhn geschlachtet hat."

Die Ursache seiner Wutanfälle ist ihm unbekannt.

Er bringt zwei Träume;

hn Kene!tr!''rv1"^'?'"''^ °"^'^*^'-^"- '^-^" '«^"^ befand mich nn Keller und traf \ orbere.tungeo, konnte e. aber nicht ausführen weil drüben das Waschhaus besetyf- w^t- n ausiunren,

in kurzen Hosen (Pumphos mt Blus^nrT ^^^^\^^T schmutzige Wäsche. Ich suchte den Spefche Hi'c ' , ""f" '" Gesellschaft befunden haben, denn ich traf J?J;;"'^ "^^-^I^ ^^er .n erwachte ich mit starker Erektion un^ätj^ K S!: T" lang andauernder Husten folgte. Kitzelreiz, dem ein

Ich schlief wieder ein und hatte einen zweiten Traum: ! II '^- I'''! gi"g mit meiner Gesellschaft ai,f «;„ d' .,

■■ ^ ein Kissen am Arme. Dort angelangt nete'l " d "T

ich; „Nun muß ich zu meiner Frau und 7,, . ' ^"" '^^*''

Ich fand sie in Gesellschaft mein" We „"sT'' *^^^^^"^^'^^^'" kur. und kühl begrüßte. Meine Frau saß in h 'f '''' ^'^ ''^

der inneren meine Mutter mit' vielen VortändtT '^ " ^'""- ^" „Hast du schon Vetter B. und Tante V he^rmJ^."^^^^ '"^ ™''^ „Vetter hin und Tante her, Onkel hin und ScW , ^^^^^ *^'''

mich in dieser Gesellschaft nicht wohl {f^"^' '>«'"'" «nd fühlte distische Worte, suchte mir einen entfernteren S7'*'^"'"^se paro- meiner Frau: „Komm, schauen wir daf\ wir , '^ ^^^*^^ ^'^^

herauskommen." ' ' ^^« ^'^ser Gesellschaft

Dieser Traum liat eine große Bedeutung weil die spezifische Phantasie seiner Onanie zu heben E ^"-n^"^ ^^^^^^" '''*""' Frauen in Pumphosen stören ilm. Damit drückt ^ 1 °"^"*®^™' ^^«'' Wesen seiner Phantasie aus. Dann sehen wir d a\ ^^^ bisexuelle

etwas mit dem Waschen zu tun hat Die Forts^t ! onanieren irgend

Beziehungen zu seiner Mutter, die im inn.r! iJ"^ T^^^mes ergibt , .^itzt., u-ährend seiner Frau nur ein äußerer f^tflrrerT P^at!™

Aualyse eines Fiilks von ScliuiüeutctiBchismtiB. ggj

wiesen ist. Die Mutter war eine Verwand temiärr in, die mit allen Ver- wandten einen förmlichen Kult trieb. Er war aber so an sie fixiert, dali er sie ganz allein für eich haben wollte. Er war mit den Verwandten immer unfreundlich, was ihm oft Schläge eintrug und eeinen Haß ver- mehrte Sein siieziellcr Hali war ihr Schwager, der hier durcli den Schwager seiner Frau dargestellt ist, den er kurz und kühl begrüßt. Der Schwager ließ ihn in den Ferien in ein Geschäft gelien, um ungestört mit eehier Mutter chaiinieren zu können. So war der Verdacht des Jun- gen, der einmal die Mutter überrascht hatte, als der Schwager-sie küßte. Er sagte es seinem Vater und erhielt für diese „Lügen" wieder -- Schläge. Seit damals bedachte ihn der Sohwager mit seiner Abneigung und er haßte ihn wie keinen zweiten Mensciien auf der Welt.

Die Ursache seiner WutanfäUe war Eifersucht auf den Schwager und auf die anderen Verwandten, auch die Ursache des Hasses gegen Beine Schwester, die er bekanntlich auch ermorden wollte.

Am nächsten Tage bringt er wieder wichtige Traume:

Herr \i. machte neue Vorschläge, die die Mögliclikeit in sich schließen sollten, die Filiale Triest verlustlos durcli den weiteren Krieg zu ziehen mid wollte schon bedeutende Transporte vorliegen haben, so daß ich schon zurückkehren könnte.

Ich besah mir die vorliegenden Avisen und konstatierte, daß es sich wohl um viele Sendungen handeln würde, doch von einem wji'klichen (lewinn dabei keine Hede sein könne. Es handelte sich um die Sendungen der Apotheke rtirma J. S., Triest, die schon von Spe- diteur zu Spediteur gewandert ist und als ganz besonders preis- drückend bekannt ist.

Außerdem handelt es sich bei den vorliegenden Avisen um pharmazeutische Artikel, deren Ausfuhr gegenwärtig verboten ist und die Expeditionen nur mit Falechdeklarationen vorgenommen werden könnten. Weiters sind die meisten Sendmigen für Italien. Verona, Mailand liestimmt, also für unsere Feinde, was zu Un- annehmlichkeiten führen könnte.

;• Er erzählt:

.Darauf anfgewa.-ht, tauchte ein Geschäft vom vorigen Jahrevor ,nir auf, und zwar: Wir hatten für einen Zwischenhändler für Tnest, der früher in Lebonsmitt,el handelte, 2 Waggon Teigwaren .n Itahen abzudisponieren und nach Triest zu expedieren.

Die Waggons kamen kurz nacheinander an, ™-den verzoll nnd gegen Bezahlung von Fracht. Zoll, Spesen übergeben und regelrecht verbucht Kurze Zeit darauf kam eine Verfügimg des Ministeriums, wo-

VT

oA'2 Fetischismus,

nach Melil uiicl Mehlprodukte zollfrei eingefülirt werden komiten und 'i'.. .die Verordnung wurde mit Rückwirkung auf einen bestimmten- Tag vei'-

» 'J lautbart.

Unser ZoHspediteur fand nun heraus, daß ein Waggon von den beiden schon unter die neue Verordnung fiele und der Zoll hiefür zurück- verlangt werden könnte. Ich berichtete diei? Herrn B.. welcher sofort bemerkte: „Dies gibt ein Geschäft für uns."'

Die^Zollbollette wurde herausgesuclit, der Zoll reklamiert und nach einigen Wochen auch tatsächlich rückvergütet

Herr B. wollte nun dem Empfänger, da dieser selbst nicht darauf gekommen und für seine beiden Waggons Wucherpreise erzielte, den Zoll nicht ohne sein Verlangen vergüten und ih]n eo noch einen weiteren : , mühelosen Gcwimi zuschicken, sondern er teilte den Betrag zwischen

J «ch dem Zollspediteur und mir unter der Bedingung, daß, falls der

; Empfänger noch daraufkommen sollte, das Geld wieder herausgegebei>

, werden müßte.

Mi , ,, ^r ^'7; Erinnerung konnte ich m,cl. nun für mindestens 1 bis

^ I 2 Stunden n.cht mehr befremn. Alsdann tauchten die schon oft gehabten

'f- Gedanken wegen Ansied uns in Syrien p * , ^ j

ließen dm schon oft gesehl^n Bildn 7p, . ' -^'^^ "'^''" ""^ ""^

ziehen. Weiters bekam ic^vfo^Jitn'^^r^""' '" "" ^""'r'"

wunderte die Zähigkeit, mit der si h " ^ ".^^^^"^^"^ zu tun und be-

Schlingen zieht, ohne eine Selb nd /?' "' '" '^" '"""^ ''''"''" Hidie besonders zu stören. ''''^'^^'"^'^^'"^ ^'" verli.reu und ohne die

Ich-zog Parallelö mit meiner gegemvärfi.. t \' ^

mir verschiedene Gedanken wi. ^7^"'y^^^'Se" T^age und es kamen

wahren könnte." ' ^" ""'^'^ "=^ ">eine- Unabhängigkeit be-

Wir wissen, es ißt sein Schmer? d^H.j 7" ^ "

Meer hat verlassen müssen. In W e^ W 'f '''"' '^^''''^ ""^ '"'

Donau ist ihm zn fern. Der Tram'^ T "''^'^ ^^'^^^ S^""- ^'' Traumes, in dem ihm Handschellen n 'eleS ^H '" ^f '""^ '^^ "'''"

Er ist ein übertrieben ehrlicher mIT 7'"'"' redlichkeH zuschulden kommen laltn E I Tt ''' ^"^ ''"l 1." der em leichtsinniger Fraueniäeer und T f ^^'"^"^ Freunde B-,

den Zoll eingesteckt, den er reklaTert wf' "S" ^^'^^-'^''^'' '''• schlimmerte sich sein Befinden seinTMl« ^ " ^'' "'^"^^ ^^*' ^''' ärger. Er ahnt letzt, daß sein; Csetr;:^^^^^^^^

mehr als sein Freund B. entlassen wurde ^"'"^''' ''^' "'" ""

Er würde am liebsten den ganzen V^vF.n

, soine gute Stellung zu verlieren. SeLo Seih tri '? !^'"' ^^'''''' "^''' einen realen Grund. " " ^^^^bstmordabsichten haben also

Aualyso eiues Falles von Sclitirzonfetischismiis. ggg

liitorotiüant ist, daß er das Geld geuomnien hat, um die Bettlei- beschejiken zu können; ein Motiv, das wir bei der Kleptomanie schon kennen gelernt haben und das die Erhöhung des Persönlichkeitsgefühles durch Beschenken (Erniedrigen) anderer, die danken müseen (was er in nicht kann) bezweckt.

Unsere Vermutung, daU es eich um ein reales kriminelles Faktum handeln müsee (siehe S.320), erwies sich also als unzutreffend.

Die Aussprache und das Geständnis erleichtern ihn sichtlich. Er meint, es werde nie mehr in seinem Leben vorkommen und ninmit siclj vor, der betreffenden Firma das Geld anonym einzusenden und so den Schaden wieder gutzumachen.

Die Metzgei'pliiiutasien drängen sich immer mehr m den Vorder- grund. Er träumte: ^ ..; . Ich suchte naeh Butter und kam in einen Metzgerladen; da war ein großer Biillen wie ein halbes Faß. Meine Frau meinte, ich hätte falsfh gesellen, es sei nicht Butter, sondern Margarine. Sh- ging fort, ich gab ihr Kronen, sie aber griff in meine Tasche, um sich mehr zu holen und sagte dabei: „Laß mich tippen." Ich wollte mich überzeugen, ob "es wirklich Butter war, sah auf dem Pulte den Ballen liegen. Er war Margarine.

'■. Seiner Frau hatte er den Vorfall in Triest es scheinen mehrere yeweseri üu sein ganz versdiwiegen. Fr ist falsch. Er ist die Marga- rine, wahrend sein Chef und seine Frau glauben, daß er Buiter sei.

Er wundert sieh, daß in einem Metzgerladen Butter vorkauft wird. AVie kam er nur auf den Metzgerladen? Das muß etwas mit seiner Schürze zu tun haben!

Plötzlich fällt, ihm ein, daß er in München jedes Jalu- den Metzger- srii'ung gesehen hat. Die .langen Metzgerburechen kamen auf Pferden, sie zogen Felle an und etürzten sich in einen Brunnen (siehe den Brunnon- traum S. 327) nnd kamen dann naß hervor.

Er ist voll von sadistischen Phantasien und Erinnerungen. Er warf einmal (5—6) eine Kntze vom vierten Stock auf die Erde, sie bliel) lebend aber er quälte sie dann entsetzlich. Er lebte ganz in Karl May und seinen Indianergesehichten. Er tötete in seinen Träiunen alle seine Widersacher. Er sah gerne zu, wenn in Triest die Skorpione aufgespießt und dann lebend verbrannt \^^^rden,

Oft denkt er an einen vierfachen Raubmord, der sich in Salmdorf ereigaete. Vier Frauen mirden ennordet. Er zählt andere Raubmorde. die ihm in Erinnerung geblieben sind.

Er trug bis zum 10. Jahre selber eine Schurze!

'(,

(1

' 334 KrtiseliiMDiiK.

I I

Mit 2:^ Jaliren war er Zeuge, wie ein Geisteskranker sich auf daä i! Pflaster wart und zcrBchinettert liegen blieb. (Vgl. den Traum S. 324.)

'^ Ei- lief davon. Er kann nicht unmittelbar helfen, wenn es gilt zu handeln.

In Träumen, die ich übergangen habe, kam das Wort A u r i e 1 vor, das ihn zwangsmäßig verfolgt. Der Name hat Beziehungen zu seinem Verbrechen. Auch hatte er mit einem Freund Aurel sexuelle Bczielmngen (12—14). Seine Schwägerin reizt ihn sexuell, weslialb er auf seinen Schwager eifersüchtig ist. Er fühlt eine sexuelle Erregimg, wenn er von ihr „Schwager" angesprochen wird. Erinnert sieh an Konditorgehilfen (7), die lialbnackt waren oder Schürzen um hatten.

Nun ei'innert er sich an den Beginn seiner Parapliilie. Er war

i2 Jahre alt, da lullte er ein Schaff mit Wasser, zog die Hose aus, legte

sich in das Schaff und machte Wiegebewegungen. Damals tauchte er mif

den Popo ein. Erst seit der Schwangerschaft seiner Schwester ivurde auch

f ; der Bauch benetzt. Mit 4 Jahren wurde er von seinen Eltern in eia

Variete mitgenommen und sah eine indische Bauchtänzerin, die ihm gewaltig imponierte. Hatte damals den Wuiiöch, eine Bauchtänzerin zu g( werden.

Er sah gerne zu, wenn die Schwester ihr -Kind stillte und beneidete den Säugling. ^

Htirt gerne von Verbrechen und Mördern und liest in der Zeitung zuerst den „Gerichtesaal" und die Mordgeschichten. Am meisten regte ihn die Geschichte von „Jack the ripper" auf. Er wurde nicht müde, die Geschichte zu lesen. Er schlitzte einmal ein Badekostüm seiner Schwester mit einem Messer auf und onanierte in den Schlitz. (Phantasie eine^ aufgeschnittenen Weibes.) Wenn die Schürzen verdorben waren, schnitt er sie mit großem Vergnügen entzwei, hatte dabei Erektion!

Vielleicht erklärt das die faszinierende Wirkung der roten Farbe. Sah einmal in einem Wirtehausc eine appetitliche Köchin in einem roten Kleide jnit emer weißen Schürze und wurde sexuell sehr erregt, Jim; Während ihn sonst weiße Schürzen kalt lassen.

1.1; " ^'■'' '^'^'^'■*^" ^'■^^^" stoßen ihn schmutzige Schürzen ab (Mutter?).

er kann nicht hinsehen.

Er hustete sehr stark, hatte eine förmliche Ideenflucht dabei, konnte aber keinen Gedanken festhalten.

Er hat1e vor dem Einschlafen ein hypnagoges Bild: Ein offener Mund, die Zahl 10 (Zähne). Er bezieht das Bild auf die Phantasie einer Fellatio. (Befindet eich im Stadium starker Übertragung, wollte mich bei Nacht an sein Bett rufen lassen, weil er sich so schlecht fühlte.)

Analyse eiües FallcB von Si'lLiiizeulcliscIlisiijiis, 335

Kr sah in Triest Abbildungen von Orgien, die ihn «ehr erregten Beeonders die nackten Männer mit den erigierten Phalluesen regten ihn üuf. Für gowöluilich lassen iim die Bilder nackter Frauen ganz kalt.

Er gibt eine ZuBainmenfassimg seiner Angetzustände. Er hat Angßt zu fallen, aus dem Fenster zu stürzen. Er geht in der Oper nie dm d.e vierte Galerie, er kami nicht hinunterschauen. Angst vor dorn AJleingehen, vor finsteren Gängen, vor einem Überfall (trägt einen ge- iadenen Hevolver). Ein Mann, der hinter ihm einherschreitet, ist ihm wmeimhch. Dreimal lief er vor Männern davon. Hört bei Nadit oft Ge- ' ansehe und hat nicht den Mut, sich zu überzeugen, woher die Geräusdie i^ommen. Er ist in joder Hinsicht ein Kind geblieben.

Er hatte folgenden Traum;

Ich sitze mit meiner Familie bei Tisch. Es wird eine Torte ver- abreicht, die giftgrün ist. Ich sage; „Das kann man nicht essen.'"- Meine Frau sagt: „Du kannst sie ruhig essen." Mein Bub kostet , zuerst und verfärbt sich. Auch die anderen Kinder wechseln die ■carbe. Sie haben alle schon von der Torte gegessen. Auch meine . Frau würgt und bricht. Ich rufe ihr zu: „Ich bin nicht schuld! Du hast die Torte ins Haus gebradit!"

Er kämpft mit Mordgedanken. Er möchte seine Familie vergiften. Er hat immer Sublimatpastillen (mit dem Totenkopf) zu Hause und fürchtet jedesmal, wenn er den Kindern oder der Frau Aspirin gibt, er habe das Aspirin mit dem Sublimat verwechselt.

Er hat aucJi Angst, daß Gas ausströmen könnte und Überzeugt sich emige Male, ob der üaehahn geschlossen ist. (Ideen, die Familie durch GasauBströmcn zu töten.)

Er siolit jetzt seine starke Homosexualität ein und gesteht, daß es ihn mehr zu Männern in Schürzen zieht als zu Frauen. Seine erste Schürzenliebe waren Metzger mit blutigen Schürzen.

Und plötzlich fällt ihm etwas wichtiges ein. Er war in S., dem Ge- burtsorte seiner Eltern, bei seinem Onkel. Vom rückwärtigen Trakte des Hauses sah man in den Hof eines Metzgers. Er sah zu, wie die Schweine geschlachtet und wie die Würste gemacht wurden. (Siehe den Traum von der VcrwandtecJiafL, wo die Familie des Onkels B. vorkommt. S.330.) (4—6.) Ferner fällt ihm ein, daß er die Köchin mit der weißen Schürze »nd dem roten Kleide schon in der frühen Jugend gesehen hat (7 8). Der Wirt war Metzger und schlachtete seine Schweine und Kälber selbst.

Auf der Gasse sieht er nur Schürzen. Jetzt reizen ihn besonders hlaue Schürzen. Er flieht vor dem Bhitkomplex. Daher hat er die Metzgerschürze, die seine erste Liebe war, mit Ekel belegt. Er kann

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■^;'g - Fetischismus.

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kein Blut sehen, er kann keine Blutwurst, kein blutiges Roötbeel' essen. Kr kann in der Küche nicht das rohe Fleisch sehen, weil er es dann nicht essen kann.

- Er hat beim Raseur Angst, das Messer könnte ihm den Hals ver- letzen. Er rasiert sich deshalb selbst. Das Halsabdrehen der Hennen und Tauben kann er nicht sehen. Er hat Zeiten, in denen er gar kein Fleiscli GBsen kann. Er versuchte oft, Vegetarier zu werden, aber die Ärzte rieten ihm immer wieder Fleisch an, weil er eine schwache Lunge hat, Ale Kind ging er gerne auf den Friedhof,- besonders beim Onkel. Nun kann er keinen Friedhof bcsuclion, kann keinen Leichenzug sehen (siehe Traum S. 328). eine Leiche anzusehen, wäre ihm immöglich. (Nekrophilie?) Als Kind lief er den Leichenzügen nach und besuchte gerne die Toteji, wenn sie ausgestellt waren.

Während der Gravidität pflegte er seine Frau so stark an sich zu nrücken, daß sie ausrief: „Alfred, gib acht auf das Kind!" Er weiß, daß er das Kind im Mutterleibe zerdrücken wollte. Beim ersten Kind war es ein dunkles Gefühl, beim zweiten war es ihm vollkommen bewußt. Das Kind litt an Darrakatarrh und sah elend aus. Er hatte „Mitleid" mit dem Kinde und hoffte, es werde sterben, um erlöst zu sein. Er trug eich mit dem Gedanken, das Kind heimlicli zu erdrosseln. Seit dieser Zeit ver- stärkte sich der Kitzel im Halse.

Er ißt wieder potent bei seiner Frau. Gestern beobachtete er sich beim Koitus. Er stößt immer mit aller Gewalt und hat dabei eine Art Traumzustand. Der Penis wird zimi Messer. Er schlitzt seiner Frau den Bauch auf. Er sieht jetzt alle kriminellen Gedanken ein und sagt: „Wie werde ich mich von den kranken Gedanken befreien? Solche Gedanken kommen mir vor wie konservierte Mumien."

Es wird ihm erklärt, daß Mumien oft zerfallen, wenn sie in das Lidit des Tages gebracht werden, was ihn sehr beruhigt.

Er sah gestern einen Metzgerwagen und kämpfte mit Brechreiz. El' erzählt, daß ihm das sehr unangenehm war, weil er gerade einer an- genehmen Erinnerung nachhing. Er verliebte sich mit 10 Jahren in einen entzückenden Blondkopf. Das Mädchen trug eine reizende cremefarbene Schürze. Er lief ihr immer nach und -suchte ihre Bekanntschaft zu machen. Sie ging in eine Klavierschule und er sekkierte zu Hause so lange, bis man ihm erlaubte, auch in derselben Schule Klavier zu lernen. Damals ging er im Sommer einmal fischen, seine Hosen wurden naß. Er hatte eine sexuelle Erregung. Das beschäftigte ihn so sehr, daß er das Mädchen vergaß.

^

' ^ Analyse ßines Falles von Sclnir/pnfciiscbismus.

Eigentlich war es keine rechte Liebe. Er hat angeblich nur einmal im Leben geliebt, und zwar nur den -Fi'eund, der ihn mit Hedwig bekannt machte. (Siehe 8. 310.) Allerdings war er sehr früliroit' und hatte schon mit 5 Jahren eine kleine Braut, der er bis zum 7. Jahre treu blieb. Doch interessierte ihn als Kind am moiaten das Glied der Männer. Schon im 4. Jahre sah er immer zu, wenn die Burschen im Hofe urinierton. Ein Nachbar mit einem sehr großen Gliode imponiei'tc ihm um meisten und er lief immer zum Fenster, um zu sehen, ob dieser Mann kommen würde.

Er hatte folgenden Traum:

Für das Gast- und Schankgewerbe tritt wieder eine Steigerung ein, und z^var für Lagerbier. Als ob ein Kind vor das Haus gelegt werde, aber man darf es nicht drücken, daß nichts passiert

Er fürchtet eine neue Gravidität seiner Frau, die hier das Lager- bier darstellt. Sein Haus wird als Gast- und Schankgewerbc ausgedrückt. Gedanken, das neugeborene Kind zu r-rwürson, weil er es angeblicli nich+, mehr ontspredicnd ernähi'en kann.

Er gesteht eine bisher versteckte Paraphilic, die seinem Int'anti- lismus entspricht. Er merkt mit Schrecken, daß ihn kleine Kinder inter- Rssieren, besonders wenn sie die Notdurft verrichten. Er machte eich selbst darüber lustig. Er ärgerte eich, wenn er Kinder in kurzen Kleidchen sah, so daß er alles erblicken konnte. „Aber hingeschaut habe ich trotz meiner moralischen Entrüstung doch!" Bei der Schwägerin beobachtet er oft ein achtmonatliches Kind, und zwar blickt er mit Vor- liebe auf das Genitale. Vor einigen Wochen sah er auf der Gasse ein Kind, das die Notdurft verrichtete. Er blieb stehen und sah gespannt zu, obgleich er sich über seine kindische Neugierde und sexuelle Erregung ärgerte.

fn dor Analyse jnclden eich nun die verschiedenen Infantilismen. Jetzt beschäftigt iim die Anal- und Urinsexualität seiner Kinder und »meiner eigenen Jugend, von der er so viele Eigenarten beibehalten hat. Auch Tiere betrachtet er mit gi'oßem Interesse. Urinierende Hunde inter- essieren ihn. Mit Spannung verfolgt er die Begattung der Hunde auf der Gasse und gerät in sexuelle Erregung. Er hat oft die Empfindung, als ob er selbst ein Hund wäre.

Eine Woche vergeht unter Widerständen. Er bringt mir Stimmen der Gegner der Analyse. Er meint, er wäre schon fertig mit dem Mate- riale. Die Übertragung wird geleugnet und ine LäoJicrliche gezogen. Wie wohl ich für seine Analyse sehr interessiert bin, sehe ich mich genötigt ihm die Behandlung zu kündigen, weil er darauf anspielt, die Analytiker

Str-knl, Rtnrnii?iT äea Trrab- aaü AffHltllnbans. VH. oo

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338

Fetischismus.

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nützten ihre Kranken endlos aus. (Ich gebe allen Kollegen, die sich niil. Analyse beschäftigen, den Rat, den Patienten nie zu zeigen, daß ihnen an der Analyse etwas gelegen ist und empfehle ilmen zu versuchen, den Patienten dadurch zu halten, daß sie ihn nur „bedingt" behandeln, d. h., wenn sie Aussicht auf einen guten Erfolg haben.) Ich stelle ihm also ganz frei, die Analyse abzubrechen und meine, die Behandlung wäre in- folge seinem Widerstandes aussichtslos. Aber nur wegen seines Wider- standes. ■

Am nächsten Tage kommt er ganz reuig. Es sei ihm klar geworden, dali er sich um sein Verhältnis zur Mutter drücken wolle. Er sei über- haupt ein zerrissener Mensch. Er wolle krank bleiben und raöelite doch gesund werden. Es seheint, er könne auf seine Schürzen nicht verzichten. Er sei grausam und doch weichherzig. Er hatte vor der Analyse eme Streitszene mit seiner Frau. Als er seiner Frau etwas Böses sagen woUto. wurde er von Schlucltzen überfallen und hatte einen längeren Wein- krampE. Er sei grausam, ab'er nicht von Natur aus. Er sei von seiner Mutter grausam gemacht worden. Er war der Dienstbote im Hause. Er mußte Gänge machen, Bier holen, um die Milch laufen, zum Krämer, um Tabak, zur Tante und zu den anderen Verwandten. Und es gab immer wieder Scliläge! Einmal fehlte an einer Uhr ein Zeiger. Natürlich soUto er daran schuld sein. Er beteuerte und schwor, er habe die Uhr nicht an- gerührt. Da wurde ilmi vorgehalten, daß er ein verstockter Sünder sei. der noch einmal am Galgen enden würde. Er schrie: „Ich habe es nicht getan!" Da wurde er mit den Füßen getreten und mit dem eisernen Schür- liaken unbarmherzig geschlagen, so daß er ohnmächtig niederfiel. Oft wurden ihm Holzscheite nachgeworfen. Das Furchtbarste war, daß i'r nacliher um Verzeihung bitten mußte, sonst gab es noch ärgere Quü Icreien. Er durfte sicli nicht an den Einderspielereien beteiligen wie alle seine Kameraden. Oft sah er sehnsüchtig nach dem HofR, wo die Kinder spielten, während er sich im Hause betätigen mußte. Er wurde von eoinen Kameraden ausgelacht, wenn er mit seinem Einkaufskorbe vorbeigim;. Kaum blieb er bei ihnen stehen, so hörte er vom Fenster die schrille Stimme der Mutter gellen: „Alfred!" Dieses „Alfred" u^rde ihm in der Schule naeligerufen und klingt ihm noch lieute in den Ohren.

D i e S c h ü r z 0 w a r s e i n c S c h m a c h. Er trug sie, wenn vv einicaufcn ging oder im Hause arbeitete. Er war ein Dienstmädchen er identifiziert eich mit einer Magd. "Überdies trug die Mutter immer ciiifn Stock unter ihrer Schürze, der urplötzhch hervorkam und ihn he- arboitete, auch wenn er gar nichts verbrochen hatte.

Er gibt weitere Schilderungen seines Martyriums, die an die herz- zerreißenden Kinderquälereien erinnern, die Dickens in seinen Romanen (Oliver Twist usw.) so grauenhaft gemalt hat. Er hat eine regelrecWe

Auaiyso Riiipg Falks von Schilr/oiifetiscliismus. :- j);^t|

Erzidiung ziun S^idistcn und Vcrbi-cchcr initgcinaclit. Es zeigt von seinen glänzenden Aiilagen, daß sich bei ilim eine Christ usncurose entwickeln konnte.

Er träumt : . "

Ich mache, eine Autofatnt, ohne es zu Hause zu sagen. Ale ich nach Hanse kam, schrie mich die Mutter an und drohte mit dem Stocke: „Wo warst du jetzt?" Ich entgegne ihr: „Was willst du denn? Ich bin großjährig." ~ Ich halte ihr eine lange Predigi.

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Man sieht, er kämpft noch mit dem Gespenst der Mutter. Die Auto- fahrt deutet auf den Autoerotisiiius. Er onaniert mit Gedanken an die Mutter. Er hat es nie gewagt, ihr die Wahrheit zu sagen. Nun findet ev den Mut zu der Strafpredigt. Er hat ihr merkwürdigerweise nie im späteren Leben Vorwürfe gemacht. Er kam gar nicht zum Bewußtsein seiner traurigen Jugend. Erst in der Analyse tauchen die Grausamkeiten der Mutter auf. Er hat sie alle annulliert nnd wollte von ihnen nichts wissen. Deshalb tauchte in der Analyse Widerstand auf, ehe er das Bild der Mutter nach Wirklichkeit zeichnete.

Die Analyse dieses Traumes dauert last eine Woche. Aber die Mühe wird durch die Ergebnisse reich belohnt. Wir finden, daß Patient in de-- Kindheit Bettnässer war und dafür von seiner Mutter gezüchtigt wurde. Das Bettnässen war mit Lustgefühlen verbunden. Er hatte wun- derbare Empfindungen, wenn er im nassen Linnen, von feuchtcni warmen Dunste nmgeben, liegen konnte. In diese Lust griff seine Mutter grausam ein und legte ihn auf den kalten, harten Boden, so daß er kein Liimen mehr naß machen konnte und erbärmlich fror.

Auch in seine erste Onanieperiodo, die jetzt langsam aus der Ver- senkung der Verdrängung emporkriecht, mengte sich seine Mutter. Der Traum wird verständlich, wenn man weiß, daß er als Etnd auf dem Ab- orte onanierte und die Miitter i!m immer fragte, wo er so lange verweilte, Sie verbot ihm, die Hände unter der Decke zu halten.

Er haßte seine Mutter, weil sie ihm jede Lust entzog, ohne ihm dafür Ersatz- zu bieten.

Seine Parapbilio ist zugleich eine Trotzeinstellung gegen dii> Mutter. Jetzt, da er erwachsen ist, läfst er sich nichts verbieten. Jetzt wird er erst recht onanieren!- ' ' , ' :', ;.

In vielen Fällen von Haßeinstellung gegen die Eltern werden wir als Wurzel das Onanieverbor. dieser Eltern finden.

Unser Patient hat seiner Mutter nie über ihr grausames Verhalten, über ihr Prügeln, Strafen usw, Vorwürfe gemacht. Er duldete es und

28*

340

Fetisch i Emus.

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schwieg. Audi als Erwachsene!' konnte er ihr nichts nachtragen. Er wollte oft über ihre Erziehungsfehler sprachen, aher er hatte Mitleid mit ihr und schwieg, Aber sollte er ihr doch zu Dank verpflichtet sein und verbotene Liebkolingen von ihr empfangen haben?

In diesem Traume setzt er eich endlich mit ihr auseinander. Der Inhalt der langen Rede, die ihr das Sündenregister vorwarf, ist leider am Morgen vergessen. Er macht diese analytische Arbeit ohne niieli. Er will seine Mutter nicht weiter belasten und entwerten.

Traum:

Ich hatte einen heftigen Streit mit meiner Schwester, weil

sie sich in meine Sachen hineinmischte und meine Frau angriff. Ich

schrie sie an: „Kümmere dich um deinen Sohn und lasse mich in

Rnhe!" , ,

Er erwachte und hatte heftigen Kitzel im Halse und ein Jucken

in der Glans. Es ist klar, daß sieh nun Erinnerungen an die Scliwester

melden, die scheinbar auch mit ihm gespielt hat, als er Kind war. Sie

vertrat die Mutter und er war ihre Puppe. Sie setzte ihn auf den Topf

und nahm ihn oft ins Bett.

Folgen verschiedene Erinnerungen an die Schwester, die seine Fixierung beweisen.

Er träumt; ' . -

Ich sehe große Buchstaben: S . . : . . T T. N.

E r h a 1 1 e den Einfall in der Nacht: Stekel traue nicht.

Er wehrt sieh gegen die Mitteilung des nun folgenden Materials. Er meint, seine Krankheit könnte organische Ursachen haben. Seine Mutter habe ihm erzählt, daß er eine so schwere Geburt mitraachto. Auch sei er in der Kindheit aus dem Kinderwagen gefallen und trage noch die Narbe von seiner Verletzung am Schädel.

Als ich darauf beharre, daß sein Leiden psychisch entstanden sei, kommt es zu einer Pause und endlich sagt er:

„Ich habe nie davon gesprochen, daß ich eine Schwangerschaft meiner Mutter beobachtet Iiabe. Ich mochte 6 Jahre alt gewesen sein. Meine Mutter trug eine Schürze und sah immer nach, ob die Schürze fest sitze oder ob sie genitscht sei, weil ein Zimmerherr sie beobachtete und auslachte. Er sprach immer, daß man den Baiun schon durch die Schürze durchsehe. Auf diesen Zimmerherrn war ich eifersüchtig."

„Warum waren Sie eifersüchtig?"

Analyse eines Falles von Schar/.oufetischismus. 341

„Weil ineine Mutter mit ihm schön tat und sie sich oft zusammen in ein'zimmer zurückzogen. Icli vermutete, daß sie dort etwas Sexuelles

machten."

„Was geschah mit dem Kinde, das nach Ümen geboren wurde:'

I^Es starb bei der Geburt. Icli habe es nie gesehen." (Pause.) „Ich

glaube, meine M u 1 1 c v hat es umgebracht, weil sie

keine Kinder mehr haben wollte. Mir kommt die Sache

nicht geheuer vor." ^

Er iulilt sich besser. Er hat nicht mehr das „Dr auf ganger ieche''. Er muß den Schürzen und den Schwangeren nicht mehr nachlaufen. Er fühlt sich wie von einem Zwange befreit.

Er meint, die S c h ü r E e sei ihm etwas Heiliges, w i e e i n 0 R e 1 i'q u i e. Es könne ihn zu Tränen rühren. Es vereinigt sich in der Schürze alles Gute, was er von der Mutter erfahren hat

Hier ersehen wir die bipolare Einstellung zur Mutter. Ich frage ihn, was denn das Gute war, das er von der Mutter erfahren habe.

Erst schweigt er und dami sagt er: „Ich liabe heute Nacht einen merkwürdigen Traum geliabt'" ;

„Ich hörte eine Stimme: Die Mutter hats - die Mutter kanna! Dann schwebten mir Zahlen vor: 408 oder 802 - vielleiclit 208, . Die Mutter Bagte mir: Ich kann deine Schuhe viel besser wichaen als du und deine Frau. Ich gebrauche Fettglanz wichse."

Zum Traume hat er die Einfälle 12 (4 mehr 8) und 10 (8 mehr 2). Zum Schuliewicheen fällt ihm Onanieren ein.

Unter Widerstreben erinnerte er sich, daß in seiner Phantasie seine Mutter mit dem Gliede spielte, als er schon 10 und einmal als er 12 Jahre alt war und neben ihr im Bette lag. Kr onanierte neben der Mutter und mit Gedanken an die Mutter. Im Keuchhusten mirden seine Anfälle durch Spielen mit dem Gliede beruhigt. Die Schürze symbolisiere die gute, mit seinem Gliede spielende Mutter.

Er bringt am nächsten Tage folgende Aufzeiclinungen. die ich mit seinen Worten wiedergebe:

Das Schriftstück trägt die Aufsclmft: Die Liebe zur Schürze und ihre Erklärung.

Ich hatte meine Mutter unendlich lieb, trotz ihrer Grausamkeiten und Härten und liebe sie wahi'schcinlich noch heute mit unverminderter Anhänglichkeit. Ich erwarte ihre Briefe mit Spannung und zittere, ehe ich den Brief aufmache. Ich ertappe mich stündlich bei Phantasien, daß ich mit ihr spreche und in ihrer Nähe bin. Ich zähle die Tage bis zum nächsten Briefe und würde sofort alles in Stich lassen und zu ihr reisen.

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342

Fctisfliiamua.

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wenn sie krank sein würde. Meine Liebe zur MuttBr wie sie heute ist ist nur ein Teil der alten gewaltigen Kinderliebe, die mich ganz er- füllt liat. Es mischte sich jetzt zu viel Haß und Bitterkeit in unser

Verhältnis.

Die Liebe ist nicht normal, sie ist gestört, der Strom ist unter- brochen. Meine ganze Liebe hat sich zur Schürze ge- flüchtet. Sic ist mein Ideal, etwas Hohes, etwas Heiliges, sie nimmt die ganze Liebe auf, die eigent- liehmeinerMutter zugedacht war.

Meiner Muttor selbst kann ich in ihrer Nähe keine richtige Liebe entgegenbringen. Ich fühle mich wohl m ihrer Nahe, ich rede mit ihr gerne, aber wenn sie mich anrührt, so fiilile ich Grausen, Ekel, es wirkt wie ein negativer elektrischer Strahl.

Ich erkläre mir die Umwandlung der Gefühle folgendermaßen. Icli wurde immer ffC]n-ugelt, aber zwieclien 8 und 12 Jahren erhielt ich die Prügel auf Anregung des Schwagers, den icJi haßte und der erkannte, daß ich ihm gram war und seine Beziehungen zur Mutter durchschaute. Dabei wurde weder auf meine körperUche, noch auf meine geistige Ver- fassung Rücksicht .genommen.

Besonders e i n e Prügelszene kann ich nicht vergessen und es ver- geht fast kern lag, daß ich nicht daran denke.

Durch diese ungerechte Prügelei hat sich die Mutter ihre Liebe iius meinem Herzen gerissen. Ich war aber nicht fä),i„ . '"'''^y'*" lösen und die Liebe auf andere Personen zu üw'' T^' '"" '^'' '" Mutter Wählte nun den Umweg übe Te Scl^:* Te 'iT ^'^'^ Z' nun mein Fetisch und mein Tyrann der ^ li -u ^'^'""'^^ ''""^''

leide. Ich bin dadurch der unSigst und '' r ''i r". ''" "" ™^'''^ worden. Menschenscheu. Alindete ^ .^^^^^^^^ ^^-

zustände stammen aus dieser Quelle. ^ "^'^'^^''' ^"'^ Verwirrung.-

Ich habe einen Beweis für diese pathologische Mutterhebe Icl. suchte immer nach einem Mutterersat? TpVi h^u , ^"'''''^^^"'"^- '■^^

reizend, gutmütig, lustig, zugänglich, die Se« Ttr S ' t

verdriemid,. a„e,. Reize l.,-. Ob„M . f^ jt *t ^SS' schloß ich m,ch an die Ältere „nd bat u,n die Erlaub:,;' .rMul »agcn zu dürfen. S,e venve.gerte mir den Mutterersatz. Damr ,-andte ich m,ch wieder den ki-anlchaften Venrrungen zu. Icl, habe keinen Auswe-. gefunden. "^

Ich möchte noch einen Beitrag zur Schürzenonanie Uefern Es war mir nicht genügend, wenn ich die ganze Schürze umband Ich verlangte nach mehr. Ich wollte eigcntUch den ganzen Körper einschnüren Ich wollte mich so fesseln, daß auch Arme und Beine nicht frei waren um

Ijchu

Analyse eines Falles von Schilrüenfcti-ichismiis. 343

Onanieren gezwungen, zu sein, durch Baudibowßguiigen wie eine Schlange den Reiz und die Befriedigung hervorzurufen. (Es ist die deut- liche Säuglingsphantasie, der in Windeln eingebunden ist und durch Wiegebewegungen, wie sie Hevoch als erster beschrieben hat, onani- stisdic Befriedigung erzielt - ferner Erinnerungen an die Bauch-, tiinzerin.) h-h konnte aber diese Fesselung nicht ausführen. Ich mußte jeden Moment gefaßt sein, überrascht zd werden. Ich hätte nicht Zeit gentig gehabt, mich der Fesseln zu entledigen, während ich die Schürze oder den Sack in einer Sekunde abwerfen konnte. Aber ich band mir fast immer die Kniegegend oiu. Ich glaube, icli wurde als Kind im Wickel- kissen fest um das Knie eingebunden. Ich mache es jetzt gerade so, wenn ich die Knie mit einer Binde umwickle. Ich kann auch von der Mutter in den Windeln unten beriiln-t worden sein- Denn ich habe sie bei der PHege anderer Kinder (des Neffcn) beobachtet und bemerkt, daß sie dem Kinde unter den Windeln Liebkosungen erweist. Sie fuhr über die Scham- gegend und rieb daran, was dem Kinde Freude zu machen schien. Daraus kann ich schließen, daß mir iUmliche Liebkosungen mi Steckkissen und unter den Windeln zuteil wurden.

Schürzen reizen ihn nicht mehr. Er hat eher eine peinliche Emp- findung, als ob er sieh schämen würde, solchen Kindereien nachzuliängen.

Er hatte einen sehr wiclitigen Traum ;

Ich befand mich in meiner Wohnung, da kam der Hafner oder

Maurer und reparierte den einen Ofen vom Wohnzimnier ; nach Fertigstellung ging er ine nächste Zinnner und warf mit Hilfe von anderen Arbeitern diesen Ofen um, obwohl volikomuien in Ordnung imd oiiK' B,eparatur von mir auch nicht verlangt win-de. Ohne Rücksichtnahme auf die Möbel ließen sie den ganzen Ofen auf den nebenstehenden Diwan fallen. Auf meinen Protest wurde erklärt, der Hausherr verlange es. Er war auch im Zimmer anwesend, olme daß ich jedoch mit ihm ins Gespräch gekommen wäre.

Später entdeckt,e ich, daß die eine Wand vom Wohnzimmer w-ickeli" war. ganz schief zu stehen scliien, die Tapeten hingen nur mehr lose daran und die Wand drohte einzustürzen. Auch entdeckte ich an der Decke plötzlich ein großes Locli. Trotz aller dieser Un- bequemlichkeiten vorließ ii'h jedoch die Wohnung nicht und wollte auch nicht; empfing sogar Besuch, an den ich mich allerdings nur mehr tranz schwach, nebelhaft erinnern kann. Er emi.öi'1. sich in diesem Traume gegen die Analyse. Der Foti-

.an.mus wird nut einem warmen Ofen verglichen. Ich habe meine Be.

Ci^ überschritten. Er wollte eigentlich nur die Angst loswerden und

344

FetiBchismus.

bei Beiner Frau potent sein. Was bin ich für ein schlechter Hafner! Ich zerstöre ihm den echönsten Teil der ?arapa.thio (Ofen). Ich überhöre alle Proteste seines inneren Menschen. Aber nicht der Ofen das "anze Haue droht einzustürzen! Alles was er sich kunstvoll errichtet hat, soll zugrunde gehen? Und das große Locli in der Decke, durch das er bequem in sein Inneres sehen soll! Aber trotzdem! Er gibt seine Parapathi«^ (seine Wohnung) nicht auf. Er richtet sich neu"ein, neue Gedanken kommen hinzu. (Er empfängt sogar Besuch!)

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Viel tiefer in das Rätsel seiner Paräpathie bringt uns der nächste Traum, der ein sogenannter Schlüsseltraum ist.

Ich war im Theater bei einer Festvorstellung , gegeben wurde „Faust ■- In der Hofloge sah ich rechts in der Ecke, fast ganz an die Wand gelehnt, die „Königin" mit einer großen, hohen Krone auf dem Haupte, die last etwas schief sali. Links sah ich dagegen in der

- gleichen Loge den „Prinzregenten^; um ihn zu sehen, mulite ich mich von meinem Platze aus vorbeugen.

Es sollte dem hohen Paar eine Huldigung dargebracht werden

, und ich sah einen .Herrn in schwarzem Frack sich der Königslo^e

nähern. Dort angekommen, zeigte sich mir dieser Herr plötzlich mit

r einer großen weißen Schürze angetan und ich dachte sofort' Wie

kommt denn dieser Bäcker jetzt hieher?

In der Pereon dieses Bäckers erkannte ich jedoch den Besitzer einer Handelskunstgärtnerei von Triest und Mitglied des Triester Männergesangvereines, Namens „German". j, Weiters hörte ich plötzlich in meiner Nähe auf der Galerie

Italienische Worte; ich sah mich um und bemerkte zwei Mädels' gleich gekleidet, rot karierte Kleider, die mit einem iun<^en wildeu Tier (Löwon?) spielten, und zwar schoben sie das Tier fortwährend vor sich her.

Die Vorbereitung zur Huldigung dauerte mir scheinbar zu lange, denn ich ging fort und wollte etwas holen. Beim Wegeehen sehe ich, daß m,r das Tier nachlaufen will und auch wirklich tat Um mich davon zu befreien, machte ich einen größeren Bo^en das Tier bheh zurück. '

Da kam ich vor einen Bäckerladen, .ah in den Auslagefenstern eine Ankiindigung von besonderem Kornbrot.

Ich ging in den Laden, um solches zu kaufen; es wurde mir aber von einer alteren Frau gesagt, es sei ausverkauft Auf meine

- l'T Tfl ^f''''^ v'''' /'^'f '^^ ^^^^^"^ ^^ne verneinende Antwort. Ich sah mich hierauf im Laden um und entdeckte irgendwo

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AualySB eines Falles toii ScbiirzenfHisclii.iiHiB. 345

einme Hörnchen in oinem Glaskasten. Auf meine Frage, ob icli die haben kömite, erhielt ich enio bejahende Anüvort und k^^ufte sie;

um W .°c Lt. und rochnst. und bekam „ichl die r,d,t,go Sunm.e,

nach weiterem Rechnen kam .ch auf d.e '^--^^^.f.^^^^^tiJm hlipb Als ich den Laden schon verlassen ^^ eilte, sah icli aul emem blieb Als ICH üen ^. ^^,^.^^^g^ lockeres,

Fenster docli noch em fatiuW \on ae ^^^^ ^^^

mit großen Löchern ^ff^'^^^^'^, von memem ge- Bäcker selbst in den Laden und ich eizahte m habten Wunsche und dem negativen Ausfall l^m ^ , ^^^ ^^^ ';^ auch das Stück Brot hegen und wollto es vasch v-sch. m^n las Ich bemerkte dies mxd sagte sofon m i lun: "^^^^^^^. ^^^^.^^^^^^^^^^^ liegen, ich habe es schon gesehen, es macht nichts. S,e ueidui es halt für jemanden reserviert haben."

Nun ging ich aus dem Laden, es regnete, schaute aut die unr

- und konstatierte 7 Uhr. Donnerwetter, jetzt habe ich den größten

Teil der Vorstellung schon vorpaßt und besonders den Teil mit Mar-

earete und die schönen Reden von Faust. , , ,

Hierauf erwachte ich etwas in Schweiß gebadet und bekam

einen Kitzelreiz mit nachfolgendem Leichten Husten. Nach einer

Stunde etwa sclilief ich wieder ein.

Wir erinnern uns des ersten Traumes von der Säng^-m (S 309)-

™.,i -'-■"''7-- ";V J' r»; e„ *l'Hehen KoHu. belauscht

Vertreter) »"'*'■"• *"^;.''7;„,I ^uen Herrn im rfiwarzen Frack, hat. D>e Hnldig^g g-o« t d d e,„ ^_^^^^ ^^^^ ^^^

der eme weille Bäckerschur.e tu. t ^' J ,.^ j,, „.„^

„German", d. h, «1. T^™'*-, J^^ ,,f „„>) , der hier offenbar Beines verhaßten R.valen, des R'^'^S^^ ^ ^ j^,^,. ,„do,.l.elt als

den Kön,g vertritt und P™-?"tüteA M "--haft.

;i46

Fetisch ismus.

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teiidenz. Er will dem Tiere, dem Löwen entkommen, und flüchtet. Wir wissen, er hat München verlassen, weil er es nicht länger aushielt. Wir werden gleich die Ursache dieser Flucht kennen lernen. Der Bäcker ist sein Rivale, der Schwager. Der Bäckerladen eeine Mutter. Er kann keine Liebe mehr erhalten (das im Kriege geschätzte Kornbrot). Die Bäckerin hat nur Hörnchen. Sie hat seinem Vater Hörner aufgesetzt. Die Hörn- chen siiid in einem Glaskasten. Jeder kann es sehen, nur der Vater nicht. Jetzt koimnen die mysteriösen Zahlen, die schon an den Tiuum (S, 341) erinnern. Dort waren es die Zahlen 208 und SO'2. Wir erkennen die gleichen Zalilen 422 ist (4 mal 2), gleich 82, ebenso verbirgt 71 den Achter (7 + 1), «äln-end die Zahl 93 noch rätselhaft bleibt Er sieht aber, dali der Bäcker Brot hat. Er liat etwas gesehen („Ich habe es schon gesehen- ). Nun wissen M-ir, daß die Vorstellung des ersten Tramnes taust ist. Der Traum wird aber erst verständlich, wemi man weiß, daß seine Mutter Margarete heißt.

An den Zahlen analysiert er einige Tage und zeigt, daß sie alle mit den Geburtsdaten semer Familie zusammenhängen. Aber das Wich- tigste kommt erst Er werß nicht, ob er mir schon gesagt hat, daß er einen Kotus zwischen dem Schwager und der Mutter belauscht hat Er kam einmal im Sommer -es war August - zu früh nach Hause und horte ein verdachtiges Geräusch. Er sah nun, wie die Mutter dem Schwager eine Fellatio machte und wie er an ihr den Kimnilingus vollzog Er weiß auch das Datum. Es war am 2. VIII. 1893. Er ist 1887 geboren lind war damals 7 Jahre alt. Sein Geburtstag ist am 5 XI fSlii a fieburtstag der Mutter am 22. IIL (223). " ''■■■'' *^^^

Dies Datum hat sich unauslöschlich eingegraben. Er haßte dann den Onkel, der ihm die Liebe seiner Mutter gerauht hatte An dem kriti sehen Tage wendete er sein beliebtes Mittel an. Er hustete um sich be merkbar zu machen, die Mutter beendete rasch dio Liobesszene und er wurde über Geheiß des Schwagers, weil er zu früh aus dem Geschäfte ^e gangen war, bestraft. Der Schwager war kein Bäcker ahnr ^r i .^7 ■- Konditorladen und verkaufte auch Gebäck, das tsertmer un^T ragen mußte. Nun erkennen wir die Ursache seiner Widerstände Er hat lese Szene, immer gewußt, glaubt aber, sie mir bestimmt erzählt zu haben. D,o ersten Erzählungen aber waren entweder Phantasien oder Deckennnorungen.

Er träumte wieder:

Ich war beim Nachl>ausegehen (nachts), trug einen Schreib- t schstuhl vor mich her und war schon fast am Hause angelangt, als ich emen Herrn m das Haus eintreten sah, der kurz nachhe

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A.%.c d.cs Falle, vo» S«bün:.«f<^ti ->»--■ Ml

1 infl,i TTiit und es hatte den Än6clieiii, ,. .viodor herauskam; er ^^■^-Z ^'^^ ^ '^^ 'eder zurück köimte und aU ob er mangels eines ödilussels mclit

auf mich wartete. ^ Haustüre war,

Im selben Momente, als ich ^^^;"/^^; ;V und Jaquet be- sah ich neben mir ein Weib a^^taucl^n - t Hut ^ ^^.

kloidet, und bevor .h noch ^^^;:^^:: U.,.. gepackt. Ich

"::r:;;ir;:r;rheS^;L.e.^

auch sofort kam und mich befreien ha r _ ^^^^ ^.^.^^^

gepackt; eB Mai ancüun ,., „„.i, „.eine Frau einsprang,

Neuerdings um Hüle rufend b d- «^^ .,.,,^^ ^,^,.,f, ist mir niclü- mehr klar, ^onr^l^J^ \,, w.ih zurückbheb, immer wieder erwehren, b » ^ < ..folgten nur

wenigstens sah ich sie "-'^V hl ' denn eigentlich von niiv ,n.hr vom Mnnne. Den Mann frug ,eh, ^^^f^™ i^^^,,. Sohheßlich .olle und was ich ihm getan Mt o, er ^l^^^^^'^, ,,,,,,,o die ging er in .inen Laden - -ch glaube O'^^^^^'^^^^^^^^f,^^,.. „,,ine Frau Gelegenheit, um zu Hüchten, und zwar m ^'"^ f ^^^'j '; '"'^^^e ich, k.n. .u mir, nachrufend. Im ersten Stock des Ha"^^/' ^ ^ war ein Cafe, in das i.h später ging imd von da aus Ausschau nacn dem Angreiter hielt, von dem ich aber nichts mehr sah.

.ssen, daß er den «^ ;;--^-^^^;:rLnchen. un. nicht zum

ihn abgeslochon - J ^^^ \ 'V^, ,,„ue auch den Vater verstau .gen

Mörder zu werden. (U" ;; ;,\^^,^ ^j^,, ^^U auf. (Schreibti.chstuhl.) ||

ihn, schreiben, aber e. '''/^f ; "g" ,. ^as Weib die Mutter. Von

l-„. Mann des Traunu. ^f^^^^;^,, Schwager wollte er auch ■(

beiden Bildern kann er sK-h mit ^^^ ^^^^ ^,^^^^ ^^^^^ ^^^,^^ ,u.

erdrosseln (l^"^^-^";"=^l: ' ', ^t mit dem Hamlet-Motiv.) Seine Frau.

(Tahon. IMerkwürd.gc ^■^l'"\'^'^'^" ' ' ^, ^^,, Mutter und der Hon>osexuah- |

d, h. .eine Khe .oU Uru au. ''"^^^^ , ,,., -,„. Vertreter der Homo-

tat (Vater ^ Arzt) .e'-l-cn De S^ n i . ^^^^^^^^^^_^ ^^^^^^ ^^^^^ ^

Bexualität. Er weiß y^^^^^^,!^^^, .ar, sielte der Schwager m.t lieh in Ihn verliebt war. ^^^^^ e, ,,dorte erst seine Emstellung, a,, ,,d machte ihm ^l""^,^;^^^ durch seine Eifersucht unangenelm. als er merkte, daß der ^^^'^^ '*^^^^ ,, i^u-chtete, er könnte das Ver- bemerkbar machte, besonders nachdem hältnis seinem Vetter verraten.

F'etiEchiemus.

i

348

Der Konditor verkaufte auch Kaffee in seinem Laden; das erklärt den letzten Teil des Traumes. Im ersten Stocke seines Ladens wurdo Kaffee ausgesclienkt.

Patient will die Erklärung wissen, warum er das „1" nie in Ver- bindung mit einem „d" schreiben kann. Er wird aufgefordert, nachzu- denken und bringt als erste Assoziation „Luder".

Es war das Schimpfwort, das er im Geiste seiner Mutter zugerufen hatte.

Er bringt wieder ein Schriftstück:

„Ein Beitrag zur Psychologie meines Hustens."

Mein Unglück ist meine grundfalsche Erziehung Sie hat mir das Rückgrat gebrochen und mein Selbstbewußtsein zerstört. Ich habe n.ein Personhchke. sgefulü ^ Das Grundüfael war die Art, wie men.e

Mutter mich behandelte. Spielte ich mit Kameraden im Hofe oder kam ich von einer der endlosen Besorgungen nicht rascJi genug nach Hause - und ich konnte meiner Mutter nie rasch genu^ sein L !+ i . den Kopf zum Fenster hinaus und es gellte dm-ch Zn.\ m uw bist dur Die Rufe ..rden in der ganzen ^^^^^^^^^ .nicht gleich zum Vorscliem, so begann ein Fluchen 7 1 "^^"^ , Schimpfen, ein Drohen und Beschimpfen, daß sich a rV/fT -k lustig machte. Meine Kameraden spotteten me ht Z rief ]

der Gasse nach: „Alfred! Wo bist du?" DasTär L ^ / """ '^""^

Oft drohte Sie mit einem roten Gesichte " W^rte^d t"'k K freue dich, wenn du heraufkommst! Du wirst «.h " / ' ^^'^^'«''ub, Ich wußte, es wird Schläge absetzen, und der gfnze HoT t '"''""!" Ich kauerte mich zusammen, ich wollte in ein Ninht ''''' ""

in die Erde verkriechen, ich flog hinauf und sab w.^' '''''*^"^"'i«'^' "^'^h nach links, um meine Schande zu verbergen. ^^^^^^ "'^^'^

Und diese Frau liebte ich trotz dieser Mißha täl

Aber ich bin menschenscheu geworden Ipb 1 'ri ^'^^™* Wertigkeitsgefühl, das ich nimmer überwinden kann W ^'"^"^ ^'"'^^'" heute ohne dieses niederdrückende Gefüld dpr-JT " ^^^^ "^^^ ^*""

In Triest war ich Bürochef. Ich zitterte vorVedem r""'"^'''' ja sogar vor oino.u neuen Laufburschen Der ». J .^'^^"g^s*''-!!*^"- war mir eine namenlose Pein. Ich glaubte, alle Neu . " '!''''^'^^"'' AVissen und Bildung überlegen und müßten gleich .nf 7 ?"" '""" """ kennen, daß ich ein minderwertiger Mensch se Tel . '''^'" ^^''^ '" melte, ich rang nach Luft, ich blickte zur Erde l '''^' '"'^ '*''"'' auehalten! "" °' ^^ ^^^ nic^M zum

Auch der Empfang neuer Kunden, der Umtran*. »«;+ j

stehenden Personen war mir eine Marte Ich iZ^f ^''^''Z ''''"

"'<n. icn zitterte am ganzen Körper,

Aualyso oinea Falles von SüliürzOTifotiachisinns. 349

Ol," i,-, cn HsU ich kauin 6telien bleiben konnte. m.ch überkam eine Schwach3 so dal. ^1 ^;^ ^^^. .^^^^_

Oft hatte .ch Stdüdrang und muß^^^^ ^^^ ^^^ ^^^^,^ ^^,^.,^ .„

Das begann m Ala. l'^' , f ' ^^ ^^^, ,„i,h sehr freundlich .1er Welt. Ich kam in eme gebüdo e \^^^^ j^j^ ^^^^^,^,,, -pag auft^ahm. Aber ich sah, daß -ch l^^J^/^^^^^ '^V^ fehlte die nötige nnd Nacht, u. d. ^^^^^^.J^.:^^^, aber ohne Führung und ea stoppelte ich alienoi jvu System und "l^^^^^ründli chlort ^^^^^^^^^^^_^^ ^^.^^^. „^,^ ,i,.

Besonders der erste ^''^''^'V'^^ " .^j^ ^^ einen Ausweg,

.chier unüberwindliche f^^^^^^f^keit So karn^ ^^^^^^, j^j,

um die Pausen der V-logeid^eit aus.ufuü^^n. ^ c^^^ ^^^^^^^^^^ ^ .^,^^

hustete mich über jede l>^^'^^^' ^~tZ des Hustens die Worte

zu reden, konnte Zeit S-™«"^' ; f ''^^^^ ^ntel kam wohl von meinem überdachte, die ich zu sprechen b.tt^^ ^^^ ^^^^^, i„ ^i,,

.^veiten Ich. Ich b,n mir ers je zt ^e^nu^ „,,i„,n Keucb-

dieses Mittel gewählt hat, ^'^^^.^f .'\X ^ g^nvacht hatte! I.h Imsten, der meine Mutter so mild und nactiyemt, 0 warb förmlidi um das Mitleid der Mensclien

Ich erinnore mhl, .letzt n.anchcr ß-fj'^"! ''^^ /^^^ ' Doktor, die Tnir hätte zu denken geben sollen. Aber erst Sie, ^^'J^ '

haben imr die Augen geöffnet. Sie sagten mir S^f "^..''^'' .^'^'"^en mich immer mit einem Husten." Und neulich betonten S-e: „Se husten immer, wenn Sie d;was Wichtiges sagen sollen mid es nicht he.aiis

bringen können!" , j.,r. c-ifi voll-

Ich dachte nach, überblickte mein Leben ;"f'i/''''^'/.f^,„7 T^;^^^

kommen recht haben. 'Der Husten drückt meine Verlegenheit und meme kommen lecni p^^^^ j^^^^^.^^^

'"^'^Sfm'^oc Feuerwehr, die immer löschen muß und stet. . ■. in mu Ich habe die Bereitschaft meines Hustens, bereit bcin mui.s. richtigste Bezeichnung.

|.„sitioncn. Ich bnngc •'■«!»* "^^^^ .,i, ,,„,i„ge mir einen Urlanb. Mitleid, ich verdecke me.ne S*"d«n ^^^^^^^ ^^^ ^, ^ ^^,^

leb ziehe ndeh "»-; * '^ ^4" a„3„ eine Freude .. machen, fähig, mich in „ndere einznM en nn ^^^^^^^

loh lebe wie in e.nem Tranm und =c _^_,.^^^ ^,_^_,^^^^.,^.

Ich weiß, daß meme M™f »Xta >ch bei ihnen getent. Aber rUchen G^^-''™ jr:::^""^.*™ gogeniiber .0 befangen' W»s warum hm ich jedem neuen , erwarte ich. was fürchte i^. ^on ih ^^^^_ ^^^ ^^^.^^_^^ ^. ^^ ^^^^,^^

Sie sehen also ^^-'^^^^^J ,,, sexuelle Bedeutung des

in den Husten war. icn ^^^^

350

FetiscbiGmus.

Hustens, Sie ist mir vollkommen klar geworden. Ich spreche nur vom Beginne und wie ich den Husten ausgenützt habe, um muine Minder- wertigkeit zu verbergen."

Dieee Darstellung des Patienten bedarf noch einer Ergänzung. Der Husten repräsentiert auch ein Erinnerungsbild an die Untreue der Mutter, an die gute Mutter, an seine Sünden. Der Kitzel im Halse ist das Verlangen nach einer Fellatio, die er dem Schwager ursprünglieb an Stelle der Mutter machen wollte. Ihn beherrscht die fixe Idee- „Werde ich einen Freund gewinnen, dem ich diesen Liebesdienst er- weisen kann?" Daher ist er jedem Neuen gegenüber verlegen. Er er- wartet die Erfüllung seiner geheimen Wünsche. Aber er wendet ein Mittel mit bipolarer Tendenz an. Er schützt eich gegen Niedcrla-en durch eine Pause, die der Husten ausfüllt. Aber dieser Husten ist eui seelischer Verrat und fordert zu einer Liebesszene heraus

In der Behandlung war in den ersten Tagen immer 'der Husten- stoß die Enileitung zu einer begeisterten Erklärung über die neue Methode, womit er seine Übertragung ausdrückte. Je mehr er- über- trägt, desto stärker wird der Husten.

Der Husten ist ebenso kompliziert aufgebaut wie seine Sehürzen- neigung. Er setzt sieh aus zalilreichen Komponenten zusammen

, Er erimiert sich heute, daß ihn seine Mutter in den ersten Jalu-on immer in ihrer Nähe hielt, so daß eine Nachbarin meinte- Der Kleine ist ja an ihrer Schürze a nge wache enl" Er hat oft das Gefühl, daß die Schürze kein Kleidungsstück, sondern eine Haut sei, etwas Lebendes!

Er ist die Mutter! Er raöclite die Mutter sein!

Der nächste Traum erklärt die Schürze und die Fellatiophantasie mit einer neuen Variante.

Ich bin in einem Zirkus, der wie eine Glaskugel aussieht. Rotes L.cht. Ich sitze in omer kleinen Loge und blicke aus einem kleinen l'cnster m den noch nicht erhellten Raum. Da steckt ein Mann eine Stange aue Zucker in die Loge, gerade auf meinen Mund zu. Ich beiße ein Stück ab . . . und erwache mit einer heftigen Erektion. "^

Der Traum ist ein typischer Mutterleibetraum. Er ist im Leib der Mutter, sieht aus einer kloinen ÜEfnung hinaus, der Vater erscheint und er beißt dem Vater den Penis ab.

Seine erste Assoziation zu diesem Traume, dessen Deutimg ich ihm nidit verrate, ist ein Flohzirkus. Er habe einen Flohzirkus sr(v sehen, der selir drollig war. Dann berichtet er, daß er eine Geschichte

Aiialyae eiucs Fallfs von SHiflrzoiifctisi-hisiniis. _^f,i

geschrieboii liabe, von einem Floh, der an der Sclieide einer Frau sitzt und von diesem Beobachtungsposten aus Dinge betrachtet, die er genau und lustig wiedergibt. Er hat auch die Phantasie gehabt, ein ganz kleines Monschlein zu eein und im Leib einer Riesin zu leben.

Spontan fährt er fort: „Manchmal wird es mir in engen Räumen ungemütlich. Ich stelle mir dami vor, daß ich in einem Sarge bni. Ich fürclite mich auch vor dem Lebendigbegraben werden. Und doch spiele ich jeden Abend vor dem Einschlafen das Eingraben. Ich grabe mich förmlich in mein Bett ein. Icli rolle midi wie ein Igel zusannnon und ziehe die Decke über die Ohren. Meine Erau hat mir oft gesagt, es wäre für meinen Husten ungesund.

Ich rieche meine eigenen Winde sein' gerne. Icli habe gar kerne,, Ekel vor meinem Körper. Ich habe alles gekostet. Den Zehenkase, den Käse am Giiede, das Ohrensdmialz, meinen Urin. Ich verstehe nicht, daß Menschen sich vor ihren Produkten ekeln können. Emo Mutter hat dodi diesen Ekel beim kleinen Kinde nicht."

Von da gdien seine Gedanken wieder auf seine Mutler und die ersten Kinderjahre. Er denkt an seine Geburt imd sagt: „Idi bin unter einer Glückshaube geboren worden. Aber Gluck liabe idi nicht im Leben. Ich glaube, die Haube ist auch die Schürze mid die Haut meiner Mutter. Ich denke bei Schürze oft an die „Hotlcntottenschürzo^-, Ich sdiaue mir gerne beim Kunnilingus die Schamlippen an und möchte sie ver- längern. Ich wollte eine Frau mit sehr großen Schamlippen haben -■ mit einer Hottentottenschürze."

Es fallen mir verschiedene Träume ein, in denen icii lebendig be- graben war. Ich war oft ganz klein dabei. Es ist, als ob idi wieder m den Leib der Mutter zurückkdu-en wollte. Ja, die üdiürze ist die Haut der Mutter! Ich entsinne mich eines Traumes, den idi hatte ehe idi zu Ihrien kam imd der mich sehr aufregte, ohne daß idr dio tiefere Ur- Sache erkannt habe.

Td, wähnte midi mit einer nassen Schürze angetan, die sich

eich in ein Kind verwandelte .. . „- gerne erleben würde, zum zweiten Male ein knul zu .ve.don.

^ ;

352

FetischismuB,

Er identifiziert sich in diesem Traume mit semer Mutter Wenn er <iiG bdiurze anzieht, so ist er die Mutter. J^in^tei. wenn er

Er kann vor einer Scliürze bpfpn F. - i^ '

Heiligenbilder mit Sdmrzo. verhält und H ""^ ^^'^'''" ^''

richten. ernangen und dann seine Andacht ver-

Die Schürzerimanie ist für ihn beendPt Wir, o u. ~"

keine sexuelle Bedeutung mehr. Er br nn oL T) ^ ' o '^' ^^' '^

für die Mutterleibsphantasie Er TnfJ . "'°'' ^^^^ätigungen Kannibalismus und sdnvc-lgte in dem Ged.nt ^^ f*" ^^^'»"^ers für leibe eigentlich von deu Lten und det B "if^ ''v"""' '" ^"""- Saugen sei dann ein Erhitz des Blutel ' '"^' ^'^^- ^^'

Es melden sich dann Gedanken die auf w i .-, pinsmus zu weisen scheinen. Nekrophihe und Vam-

l'^r ist leicht erkrankt und sendet mir tr.i j ^ Einfälle: ^ "'' ^°'8«i^de Schilderung seiner

»Ein GeGchäftskolh,gü erzählt mir von seinen Fm,h - . hch der Leichentransporte, die er zu begleiten hat/. '" ^'''"'"^■ nder (iardano Salo nachts zu übernehmenTare^ ' '" ^™' ^'^^

Seine Schilderungen über die dort geselienen P. . Limgenkranken erweckten in mir teils Grauen ^4.?"""^"" ^^* Mitleid vor an solchen Leiden erkranktTu-S 1 t^'-^f ^ ^■'^^^'• Zeit versehiodene quaivollo Träume hatte. ' ' '" -^^"^r

So träumte mir mal, daß ich auch einen I ■>;„! . begloiton und di» um. ,„ Arco .u übe™L;rSr"v'"V" Angehörigen des Verstorbenen war ich zum ^ .^°^ ^^^

welches im allgemeinen Speisesaal des Sanatt>ri.,m^^" ®'"^^^^'^«»- werden sollte. Sanatoriums eingenommen

Ks widerstrebte mir, mich in den «aal zu setze,, .^ ^ essen, wo alle die Lungenkranken um mich her wam r u '"

mich teilzunehmen und konnte es durchsetzen H 11 a ^'''^^^^^^^ einem anderen Separatlokal eingenommen wurde ^ ^ ^^^^^ '" niclit hinkommen konnten. Ob ich dann p= ' .^"^ '-"""Pnkranke " ich nicht mehr. ^^^" ^''""te, das weiß

Ein andermal träumte mir wieder von ein «inom hauj.t.sä,-Wicli von Lungenkranken aufßes.,.M T'""'^'*^ '" .cb sah auf allen Wegen und Stegen, Promrad ' h"''" "^^ Räumen des Hotels nur immer und immer w"X L" f -'". '""' öpm.:knäpfc. Ich sah Wandelnde mit Tauchens uck-nSf"rd "^' ■n die Taschentücher spucken. E. ekelte mich Cctb, ""'',' -nh hatte fortwährend Angst, ich könnte angesteckt we den "'

Aiiiilyae eines Falles von ScIiüi'zeufeliscliismiiF

353

- Ein andermal begleitete ich eine Leiche in einem G üterwa^Pr,

Irotzdem ich wußte, daß die I.eidic in drei Särgen geborgen war'

liatte K-h immer Angst, die Leiche j^Önnte wieder aufersteJien Auch

wollte es mit dorn Transport nicht ^nit vorwärts gehen; denn os

ergaben eich immer neue Hindernisse.

Bei der Ablieferung wollten die Angehörigen die Leiche ohne

Bezahlung ausgeliefert erlialteu und erst später bezahlen; ich aber

durfte dies nicht tun. IcJi hatte strenge Aufträge von meiner Firma.

So gab es ein langes Hin und Her. Dies Feilschen um die Leiche

* war mir sehr peinlich im Ti'aume.

■■ Solche mid älmliclie Träume dürfte icli wohl noch niehi' gehabt

haben, doch sind mir keine weitei'en mehr so klar in Eriimerung. Lungen- kranlce betraclitetc ich aber von dieser Zeit ab als für das Leben er- Uxligte Menschen: sie erregen mein Mitleid und ich sehe sie immer öi^hon als Leiche im Sarge, von Würmern zerfressen und zernagt.

Die Erinnerung an diese Erzählung dürfte auch in Zui^ammenhang stehen mit dem. Verhalten meiner Frau gegenüber, vielleicht als eine J^olge der damals in mir aufgenonuiiencn Eindrücke anzusehen sein.

Die Eltern meiner Frau starben beide an Lungcnerki'ankungßn, der Vater trotz oftmaligem Aufenthalt in südliclien Sanatorien, die -wutter nii Wochenbett.

Wegen dieser Tatsachen hatte ich eine gewisse Angst vor meiner J'i-au, da ich fürcliteto, es könnte ein ererbter Keim in iln- stecken und 5ich auf midi übertragen. Es kamen, wie mir heute ganz klar vor Augen kommt, besonders in den ersteren Jaliren meiner Ehe beim ge- scWeehtlichen Verkehr und beim Küssen Gedanken, die eine besondere Angst der Ansteckung vorrieten.

Ferner möchte ich heute die Schürze, di'c ich beim geschlecht- lichen Verkehr so gerne an meiner Frau sehe, die ich während des Aktes zumindest mit einer Hand fast krampfhaft halten muß, zum Teil als eine Art „S chu t z ge i s t" ansehen, die mich ■durch das Dazwischenliegen vor Aiisleckiing Schulzen soll (? '?) ')

Ale ich nun im vorigen Jahre angeblich an „Lunten verschleimung" erkrankt war, madite sich entgegengesetzte ^^'irkullg bemerkbar, d.h. ich scliränkte den Geschlechtsverkehr möglichst ein, aucli das Küssen aus Angst, ich kömite meine Frau anstecken!

Vielleiclit ist auch aus diesem Grunde der Verbrecher in mir er- w-acht, der verhüten wollte, daß meine Frau das Wochenbett nicht niit dem Leben bezahlen müsse.

Gedanken, welch© die Angst anzeigten, es könnle mir und meiner Prau ebenso ergehen wie den Eltern meiner Fi'au, wir müßten die Kinder

') Die Fragezeichen slamnicn vom Püticnttii.

Stekal, Stüningaii di-a Trii-Ij- uTid AlTiiklloben». Vll, g3

354

Fetischismus.

. !■

als Waisen zurücklasBen, tauchten öfter auf und quälten mich. Sie tanzten vor meinen Augen, wenn ich den Beischlaf vollziehen wollte.

Auch das große Interesse, das ich dem Auswurf entgegenbringe, die überaus starke „Untersuchungsneigung", das Suchen nach etwae Besondürem im Schleim (Bazillen?) bekunden doch jedenfalls die Angst vor Lungenerkrankungen.

Ich möchte das noch deutlicher ausdrücken: Ich sehe oft mich und meine Frau als Leichen! Ich sehe uns tot und wenn ich verkehren will, also meinen Lebensdiung betätigen möchte, melden sich diese Bilder und sprechen mir von Tod und Verwesung. luh verliere die Lust am Koitus, meine Erektion geht zurück, die Schürze behalte icli aber in der Hand und schlafe ein, immer die Schürze krampfhaft festhaltend, träume etwas und erwache mit einer selir starken Erektion, die idi aber gleich verliere, wenn ich einen Koitus versuche. Das hat sich alles. gebessert. Ich kann ohne Schürze verkelu-en, aber die Todes- gedanken stören mich noch zuweilen."

Wir erfahren da eine Tatsache, die er uns bisher verschwiegt hat. Seine Frau mußte beim Koitus eine Schürze tragen, sonst war er impotent. Diese Schürze hielt er krampfJi'aft f t Er zerdrückte sie in der Hand. Das heißt: Er nahm das Erinnerii^B- biUl an seine Mutter in den Beischlaf hinüber. Seine Frau wurri Mutter, im Gegensatz zu dem Traume, in dem sie zum Kind wurde Er sieht seine Frau tot, er muß also nekrophile Phantasien mit "■ Mutter gehabt liaben. Er ist der Wurm (Mutterleibphantaeie ^lT bendigbegraben werden), der am Leib der Mutter frißt. Tat's"' ir i' spricht er in der nächsten Sitzung über die Angst, seine Frsi V- im schwangeren Zustande sterben und ein lebendes Kind in d r u mitnehmen. ^^ ^^"

Seine Angst vor Leichen entspricht einem verdräntrf« -nr sich mit Leichen zu beschäftigen. ^^^" Wunsche.

Es kommt oft vor, daß Menschen beim Koitus ehvsR in i tt ^ zerdrücken müssen. Ich kemie eine Frau, die immer einen pl\ zerdrücken muß, wemi sie zu Orgasmus kommen will Es 1h p/ ."'" vom Erdrosseln, die sich derart ausdrucken. ' Phantasien

„Ich merke, daß meine asketische Tenden? im™.. *- , id, „* die I^pot... ..„M ve.o™ u„. ben^tr^r^ S Sc^. be,m Verkehr. Aber es geht mir im Kopf her„m, ich sollte mieLcho"«, ich konnte ja an Auezelu-ung erkranken. Id, soll einen SpitzeiAatar h haben. Ich kem,e mich nicht aus. Beim Militär sagten sie etama h sei links krank, dann hieß es die rechte Spitze. Es wird wohl nicht viel

Analyse eiues Fallea von Seh öizeufe tisch isnius. ..tc

dabei sein. Aber ich benütze alles, iiin mich von den „ehelichen Pflichten'" loszumadien, wiewohl ich weiß, daß jaeine Fmu darauf wartet.

Auch habe i&h inicli bei Tag jetzt strenger kontrolliert und sehe «in, daß Sie recht haben, wenn Sie behaupten, die UrGache meiner Zer- streutheit seien meine Phantasien. Ich habe nie gewußt, daß ich bloß mit einem halben Kopfe arbeite. Jetzt erkenne ich klar, daß ich mich immer wieder mit meinen sexuellen Phantasien beöchäftige. Gestern ertappte ich mich dabei, daß ich ein Kinderliod summte, das icli bei Muttei'n geiernL habe. Ich denke oft an sie mid möchte eigentlich am liebsten nach München fahren, um sie m besuchen. Ich weiß, daß es eui Unsinn ist und ich nur tiefer in meine Krankheit hineinkomme. Ich habe zahllose andere Phantasien erwischt, die ich für unmöglicli gehalten habe. Ich denke offenbar von Morgen bis zum Abend an meine Jugend und an meine Mutter. Ich spinne Rachephantasien gegen den Schwager, obwohl er jetzt ein kranker gebrechlicher Mensch ist." Endlich kommt er auch auf seinen Vater zu sprechen: „Der Lieblosigkeit meines Vaters messe ich große Schuld an meinem Leiden bei.

, . Mein Vater wai der einzige Sohn eines m guten Verhältniesen lebenden Handwerkers. Er starb sein' früh, die Mutter heiratete ein zweites und später ein drittes Mal (den Werkmeister des eigenen Ge- M'iiäftes). Mein Stiefgrol.Water Nr. 111 war ein krasser Egoist, ein be- kannter Raufbold, Spieler und Trinker. Mein Vater war damals 9 Jahre alt und mußte zu fremden Leuten, weil der Unhold ilm nicht im Hause duldete. Er wurde Goldarbeiter und hat sich sein ganzes Leben schwer geplagt. Mein Stiefgroßvater aber verjubolte das ganze Geld. Gescliäft und Haus kamen unter den Hammer. Das lieben meines Vaters war von Jugend auf ein sehr trauriges: Entbehrungen, Mangel an Liebe, Not, Aufregungen. Das mag seinen Charakter bccinUulit liabcn. Sein ein- ziges Vergnügen war der Gesang. Er verfügte über eine ki'äftigo, hell- klingende Tenorstimme und war stolz, weim er in seinem Gesangsvereine glänzen durfte.

Er war selu- strenge mit mir, hat mich aber verhältnismäßig selten geschlagen. Gegen die Mutter war er machtlos und liatte zu Hause niclits zu sagen. Vielleidit war er in den ersten Kinderjahren zärtlicli iint. mir. Später habe ich nie ein freundliches Wort von ihm gehört. Er war still im Hause und sprach fast kein Wort. Die einzige, mit der er sprach, war die Schwester. Doch nahm er sieh ihre Entgleisung sehr zu Herzen und wui'de noch verschlossener und ernster als vorher. Ich "laube er wußte von den Verhältnissen der Mutter, vielleidit auch von ihren Beziehungen zum Schwager. Aber er schwieg, weil er seine Ruhe haben wollte und trachtete immer wieder, aus dem Hause zu seinen

23'

356 Fctiscliismus.

Sangesbrüdem zu kommen. Ich war' daher ganz der Mutter aiiegeliefert und habe nie die Liebe eines Vaters genossen. Jetzt scheint das Ver- hältnis zwischen den Eltern etwas besser zu sein, da beide alt und auf einander angewiesen sind. Bei dieser Gelegenheit will ich betonen, daii ich trotz der traurigen Vorkonmmisäe meine Eltern unterstütze. Ich sende das Geld immer an meine Mutter, die regehnalug dafür dankt". .".

Er bringt einen Traum, der für ihn stereotyp ist. Er hat ilin in verschiedonen Varianten wiederholt geträumt:

Irh habe ein Zimmer in einem Bordell in Miete, wolme und schlafe aber nie dort, sondern komme nur ab und zu hin, um nach- zusehen, ob Post da ist. In meinem Zimmer, 3. Stock, 'angelangt, erwarte ich eigentlich stets etwas Besonderes: den Besudi eines liiibsclion Mädels, das aber nie kommt. Dagegen aber tritt aus dem anstoßenden Ziniini.'r ein Weib heraus, meist angezogen zuin Fortgehen bereit, das wohl Absichten auf mich haben dürfte, denn es versucht immer, eine Unterhaltung auzubaimen. Da midi aber dieses M^eib vollständig kalt läßt und ich nicht das geringste Inter- esse für sie Iiabe, dauert die Unteriialtung nur sehr kurze Zeit Auf dem Tiscli im Zinuuer hegen unordentlidi hingeworfen einige Bnefe Ins Auge fallt iiu.' eine Vermälilungsanzeige. Im weiteren \ erlaufe des Traumes verlange idi stets nadi einem Glas Bier, das idi aber ebenfalls nie erlialte, immer werde ich vertröstet oder kommt etwas dazwisdien.

Ifemi lelzlen Bosudi meines Zinnners fand icli mm die Schank im PartoiTe leer; der Schankkollner war gerade nidit da. Idi be- nützte die Gelegenheit, um doch endlicli mal ein Biei zu bekommen nahm ein Glas, schenkte mir selbst ein und wollte es in mein Zimmer tragen. Es gelang mir jedoch nicht, denn ich veradiüttete auf dem Wege über die Treppen das ganze Bier, so daß ich oben mit leerem Gefäß ankam, allerdings kam mir das leere Gefäß dann nidif melir wie ein Glas, sondern wie ein großer Löffel vor von dem bald Jinks, bald rechts das Bier herunterlief, .

Solche stereotype Träume enthalten gewöhnlich eine die Par. pathie ausdrückende Situation, welche sich symbolisch nach dem Gesetze des psyduschen Parallelismus ausdrückt. vjebctzc

In erster Linie ist der Affekt zu beaditen. Er befindet sich in einem Affekt der Erwartung. Statt der zu erwartenden P^. 1 komm eine andere die .hm ge.digültig ist. Der Affekt des zu erwartenden Genusses, der nie gestillt werden kann, ist durch das zweite Bi d dS Bieres ausgedruckt, das er trinken möchte und nie erhält

Analyse emes Falles von Schiirzeufetiscliismus. ye^

AbLT dei- T-öffo], dev übwgohi, verrät die infantile Situation, Er erwartet Milch und erhalt statt dessen einen Brei. Es ist das Trauma der Entwölmung, das in diesen Träumen nachklingt. Er wurde erst nach dem 2. Jahre entwöhnt, was sicherlich ein starker iinhistbetonter Ein- druck für ihn M'ar. Die Untreue der Mutter wird dadurcli auegc<lrückt, daß er in einem Bordell ist. Statt der jungen Mutter (des hübschen Mädels) findet er eine alternde Mutter (die bald sterben wird, d. h. die im Fortgehen begriffen ist). Seine ganze Enttäuschung über die Lieb^ losigkeit der Muttor wird in diesem Bilde ausgedrückt. Er sehnt sich aber nach der Zeit zurück, in der ilim zu trinken gegeben \™rde. Er ist ja ein ewiger Säugling. Seine affektative Einstellung zum Trinkgeld erklärt sieh aus seinen Phantasien. Er möchte bei jedem Menschen

Liebe trinken.

Er äußert sieh sehr offenherzig über seine kriminellen Gedanken:

„Als mein erster Bub so weit war, daß er in dem Wagen, wo er schlief, aufstehen komite, kam es eniige Male vor, dali or infolge seiner Lebhaftigkeit in unbewachten Augenblicken aus dem Wagen fiel.

In solchen Momenten tauchten immer zwei sich ganz und gar widersprechende Gedanken auf.

Der eine Getlanke gipfelte in dem Wunsche, daß der Sturz ohne Folgen bleibe, keine Gehirnerschütterung eintrete und ich ein normales und nicht et^-a verblödetes Kind aufzuziehen hätte.

Der andere Gedanke jedoch ließ deutlich den Wunsch durchsickern, CS möge der Sturz so ausgefallen sein, daß dem Loben des Kindes ein rasches Ende bereitet werde, wahrscheinlich um der Fesseln der Ehe wieder entledigt zu werden."

Ich wai- heute im Konzert. Gespielt wurde zuerst die „Eroika , als zweite Niunmer der „Trauermarsch aus Götterdämmerung". Während ich bis nach der ersten Pause vollständig ruhig blieb, bemächtigte sich meiner bei Beginn der Trauermusik ein starker Kitzolreiz, den leh nicht mehr zu unterdrücken vermochte, der mich zum Husten zwang, was mir sehr peinlich war. Ich fühlte mich beengt. Es war mir zu heiß im Saale. Der Kitzelreiz steigerte sich. Es durchströmte meinen ganzen Körper ein Rieseln, das man allgemein als „Gänsehaut" bezeichnet.

Ich ertappte mich bei dem Gedanken, daß ich dem Leichenzuge^ meiner Frau und meiner Kinder folgte . . .

Meine zwei Buben hatten im Alter bis zu 2 Jahren einige Male Erstickungsanfälle, und zwar so stark, daß sie schon ganz blau wurden und die Augen hervorquollen. Diese Anfälle traten auf, wenn von ihnen etwas gegen ihren Willen verlangt wurde. (Wntanfälle!)

Bei diesen Anfällen, bei denen die Kinder unter die Wasserleitung gehalten und mit nassen Tücliern geschlagen wurden, um sie wieder

HlJJjiJi

358 Fetisclnainus.

zum Bewußtsein zu bringen, fiel es mir sehr schwer selbst Ufi^ n,if .uhelfen lc..h war eigentlich lueist^ns nur ein v^Clns^^^e.

Wahrend ich von Angst erfüllt war «= i.- i ., "^'■^^^^^^- .urtoßon, machten sich glelhze.t g ta,ke Z^Z f '""^

bar. die ven-ieten, daß der „andere Mensel t ^''^Z^'T Tt' de. Kinde,. .«„se.,te als .hr Zn,.üekkehren "Z Be^LTeL ■'" ''^*"

„ich habe boim Husten Angst ich könnfp «,..+■ i t , ich meinen Kindern oft den ^^^^^^.^^^T^^X^ t^'

ich ein 80 unglückseliger Mensch? k wiH Xn i , w?u ^'" erweisen, icli kann keinen Menschen leiden IL^rndf'" f ''"^ lieh auf den Gedanken, daß ich mein FaSbin^h "'^ '""'^ *'"'

lasse. Habe ich noch immer nicht au die fiTe H "^"^^'^V*'^ ^*^^^^"

Mut.r ..ck.ke,nen und ihrent.^^^rr;:S^^^ Verstand macht sich über diese, von ihnen entdeckte five Idee luX aber mein Unbewußtes strebt mit allen Kräften diesem Ziele zu."

„Manchmal glaube ich, daß die Schürze einen Spiegel meines inneren Menschen darstellt. Irli habe während der Ehe eine sexuelle Infektion durchgemacht und sie meiner Frau verschwiegen. Seit' iener Zeit merkte ich eme Steigerung meiner Vorliebe für besehm, t,f Schürzen. Ich habe mich oft geärgert, daß meine Frau dL '2^^ schm^zen gegen reuie umwechselte, Warmn weiche ich ihren Blicken at ^^■enn sie nnrh zärtlich suchen:-- Weil ich mich als unreiner scbm„+ Mensch fülile. Es kommt mir läriierlich vor. daß ich die A,?"" erlösen und ihnen eine neue Religion der Liebe geben ^vol]te1 ''f , '"f'^ Verbrecher, der seine eigene Frau und seine Kinder sein Fl Ü' I Blut umbringen will, der ich täglich ihren Tod wün^ich*. ''^ .^"'^ egoistischen Ideen nachzuhängen. _ ' "™ ™°'»'-"

Oft sagte ich mir, daß ich frei sein müsse, um für a\. ht zu wirken. Jetzt erkenne ich, daß es sich um Schleiclr -^^""^'^^^'^'* istischen Ich handelt, wie Sie zu sagen pflegen um R.f r"""'' '^''' Und ich will hoch hinaus, bin so krankhaft Wizi. n". -T"'^^ * anderen Menschen übertreffen. Meine Tagesphantasien a\ """^ *' ^^^' meinen Träumen. Ich träumte oft, daß icfoW F "''^' "^'^

Bei^e,.ehe^gt..e.en^

Er träumt: . .

Ich war wieder in meinem früheren ap=^i,äff ni- , ™, ™. es in eine, ande™ Ba.o. Mein Z "„^rLt 11^^*:::

^s;

Analyse eines Falles von Schürnenfetisdiisiniis.

359

Seite zu schiefe Wände, also gleich einer Dachkamnier. Ich war soeben im Gespräch mit meinem früheren Oberbuchhalter wegen eventuellem Wechsel des Zimmers nebenan war ein größeres luf- tigeres Zimmer, in das auch die Sonne drang, nur hatte es die Un- annehmlichkeit, daß vom Direktionszimmer ein Fenster in dieses Zimmer mündete und man so den ganzen Tag hätte beobachtet . . werden können ~, als durch das Zimmer ein Fräulein, mager und . kränklich aussehend, eilen wollte. Ich erkaimto das Fräulein jedoch sofort als eine frühere Kollegin, und zwar als Fräulein K., und hielt sie durch Zuruf auf. Wir begrüßten uns sodann, sie mit den Worten: „Ach der Alfred!" Ich: „Sie wieder liier? Sieht so das Glück aus, das ich glaubte an Bord der „Bohemia" gebracht zu - haben?"

„Ja, ich bin das Unglück, darum Iiabe ich Ihnen auch nidit den Abschiedskuß gegeben, den Sie noch von mir begehrten'-' Hierauf verschwand das Fräulein. „Ich hatte für dieses Fräulein große Sympathie, ich liebte sie viel- leicht, es hätte sich vielleicht mehr entwickeln kömien, wenn es nicht em zu freies, ungezwungenes Leben geführt hätLe. Sie war mir zu über- legen. Dann suchte ich nach Geld und sie selbst war vermögenslos, dafür stellte sie aber große Ansprüche, wollte immer hochmodern ge- kleidet sein. Ich verlor sie aus den Augen. Ich erwähne noch, daß wir oft im Scherzo vom Heiraten sprachen. Ich hatte Angst vor ihr und suchte Geld. Icli verließ München und verlor ihre Spur. Ich war bereits

2 Jahre in Triest, als eines Tages das Fräulein ins Büro kam und erzählte sie würde eieii nach Indien verheiraten und sich an Bord der „Bohemia" einschiffen. Sie hielt sieh 3 Tage vor der Einschiffung in Triest auf, während welcher Zeit ich ihr Gesellschaft leistete. Nach

3 Jahren wollte sie zum ersten Male wiederkehren. In diesen lagen ,iie>-kte ich, daß ich sie sehr lieb habe. Ihr munteres Wesen regte mich unendlich an. Ich glaube, bei ihr hatte ich keine Todeswünsche, denn heute nacht träumte mir fortwährend vom Tode meiner Frau und meiner

Kinder, bald war der eine tot, bald der andere."

Je mehr er mir von Fräulein K. spricht, desto mehr erkenne ich, daß er sie wirkiicli und innig geliebt hat und aus intellektuellen Motiven diese Neigung unterdrückt hat. Sie ist die Sängerin des Traumes. Hedwig die er zuerst assoziierte, war eine Deckügur fiir dieses Mädchen, an das er nicht mehr denken wollte, die ihm aber immer im Kopfe iierura- geht Er gesteht, daß er oft von ihr träumte und viele Träume hatte,

in denen er mit der K. verheiratet war. Im Traume wechselt er das Zimmer (lies Frauenzimmer), die alte Wohnung (lies Ehe) ist schief. Bei diesem Fräulein hatte er „ein größeres luftiges Zimmer, in das

r^

^^^ t'GtisfhisinuK.

auch die Sornie drang" Ei- rühmt iin,

ih..n W.oh. .. .a.l;e l^^Z^ ^^^ ^--' \^- An..., und zu sicher. Bei ihr hätte er auf st ne ^f '' ""^^ ^''"^ '^ ^^^^ müssen. Sie hatte auch durchschaut daß etw«. h 'f'™^"'" verzichten u-ar und hatte ihm oft gesagt- Ihnen wH ^' "" "''^'* '" Ordnung Stube abgewöhnen müssen'" Er fiihUp t "T ^^'^^ ^'^''^ ^'^^^ Kinder- Bieht man vom Diroktionszimmer direkt n ^''"'^f'^''^ (^^ Traume

er beobachtet wird) und fühlte sieh manchmr f'^T'^T' '' ^^^' gemert. 'liicnraal m ihrer Gegenwart

Er weiß aber, daß er bei ihr gewiß ■„,? i a -^ zicJitet hätte. Trotzdem floh er sie, verließ Münnh '''=^'*^^^"»^^"i<' ver- zu gehen (da. zweite Mal, ,ch spreche elf "i^^^^'"""- ^^^ fremde r«se), heiratete dann oimc Liebe, um s h mater ^ ^ '''*'° ^^" «orgen und wählte sich eine einfache Frau die er hi T '" ^^^- er seine Schürzenmanie aufzwingen konnt^ ^^^errschen und der

Und die Folge dieser Vergewaltigung'^ Eine ,.„<,! ».1 1- i " t,. seine Parapathie verschlimmerte sich vL Tag f^k "t 1 ^ t1 f^'' quälen, weil er fühlte, daß er zuweilen seine FamiliJ h rl ^""

den Tod .^nschte, um .u Fr.u.ein K. zurürkeilt:': ^^^ """

Im rraume ,st sie auch leidend, sie sieht sehr schlecht . .■ Behnt sich nacli ilun. Sie ist unglücklich. Die Bohemi.^ , '■ ^'^

Schiff, hat Sie ins Land des Leidens geführt. Es gi^ fr ;ben' ''^"^'^ wie >hm. Sie gehören ja beide zusammen. Siett iZv T T^^''^' noch einnml ta.cl.l. ihm die Szene auf, als sirfüril" " ^'"'^ Abediied nahm. ^ *"' '"^""e-- von ilim

Sie waren nach drei glücklichen Tagen an Bord H t- , sollte sich von ihr trennen. Sie waren sehr lieb mit^ J *"' ^■' hatte sie nie berührt. Sie war zu stolz und sagte- r / , ®''' ^^er er von dem Manne küssen, den ich heiraten werde'"" Trot T^^ ""'^^ "'"" ßie ihm einen Abschiedskuß. In letzter Minute verweis t ^^^^P''ach und meinte: „Es ist vielleicht besser, wir küssen uns ni hTi^ ^^^ ^""^^ sonst nie voneinander los!", wandte sich ab und kommen

war »uch ers.hfiitort und verließ wortlos das Schiff ^^IT'^ ^"'^*'^- ^'' verließ, war es ilun, als ob sein Glück für eivie ' / i ^^ ^^^ ^^^^"

In den letzten drei Tagen hatto «:„ . , ^^^'^'^^^^'inden würde .etobt. E. .,„,, ,,. sagen::,;lrdald^^^^^^^^^^^^ ^^^^ i" ihm opfere d,r memo ganze Krankheit, meine Mu tern '"f"' ^''''^' ^c'^ Phantasien", aber ein Dämon z;angThn i ' '"' ^'^"^■^^"' "'«i"^ Fehler vorzuhalten und sich Tu "'en '^ ^^^^^''^^n, sich ihre einander usw. ... ^^^^^' «'« Paßten nicht zn-

-anonen hatte vergessen madien

asss

Analyse eines Falles von Schflr/enfetiscliismiis. .,„,

können! Er hat sein Glück zerstört. Jeder Mensch hat eine Stimme in seiner Bnist die Sängerin , der er folgen soll. Diese Stimme sagte ihm immer: Heirate dieses Mädchen! (Für eine Liebeehaft rfar Bie nie zu haben!) Aber er begann sich zu beobachten. (Er ist der Mann, der hinter die Kulissen des Theaters blicken will.) CInd die Sängerin verlor ihre Stimme. Die Liebe zog sich zurück. Er aber wurde wieder in die Fesseln seiner Parapathie geschlagen. Das ist der Siim des ersten Traumes, in dem er mir das Unglück seines Lebens erzählte, an dem er selbst schuld war.

Er hat das größte Verbrechen begangen, das ein Mensch an sicli begehen kann: Er ist an seiner Liebe vorbeigegangen und lief dem schnöden Mammon narli!

Eine andere Bedeutung des Traumes bezieht sich auf sein Var- Iiältnis zum Direktor. Er hat ja manches auf dem Gewissen und fühlt sich hier zu viel beobachtet. Er hat keine Freude an der Arbeit. Er möchte am liebsten im Bette bleiben und sich mit seinem Husten ent- schuldigen. Er fühlt sich am Morgen matt und abgeschlagen.

Ich übergehe eine Reihe von Träumen, die zur Aufdeckung seiner kriminellen Phantasien führten. Schon das Zerdrücken der Schürze während der Begattung zeigt, daß er die Phantasie hat, eine Frau zu erdrosseln. Das erklärt wohl seinen Huslonroiz. Aber ein Traum bringt uns auf die Fälirte, daß es ihn drängt, in einem Geschäfte eine Ver- käiifsrin zu überfallen und sie zu erdrosseln, üu: dann mit der Schürze den Mund zu stopfen. Er wehrt sich gegen diesen krankhaften Impuls, aber er benötigt wenigstens einen „Fetzen Reixh'tät''. Er spielt immer den Beginn der Phantasie. Deshalb sucht er die Geschäfte, in denen sich nur eine Vorkäuferin befindel;. Das erklärt sein scheues Wesen und sein Schuldbewußtsein, Er beschäftigte sich immer so viel mit kriminellen Phantasien, daß er jetzt die Wirklichkeit mit diesen Phan- tasien durchsetzt hat.

Seine Mutter hat ihm oft gesagt: „Du bist ein leichtsinniger Strick. Du gehörst auf den Galgen!" Er sah sieh oft im Kerker, sah sich dem Henker ausgeliefert.

Er beschäftigte sich viel mit der Phantasie, ein Scharfrichter zu sein. Die Henkersknechte tragen Schürzen, wenn sie die arjnen Opfer foltern. Die Schürze der Metzger ist nur eine Abschwäclmng der Schürze des Foltei-knechtes. (Wir stoßen liier auf die sad ist isch-raasochisti sehe Komponente, die in keinem Falle von echtem Fetischismus zu ver- missen ist.)

!

362 FetiEchismus.

),

f . ('

Das Asthma iBt vollkommon verßclnvunden. Er weiß, daß er das

ü'r,li" 'IVrT ^'''^"7^P'^lt hat. Dagegen inerkt er eine Ab- nahmo dar Libido be. seiner Frau. Er beeehäftigt sich viel mit ihrer Schwester, seiner Sdnvagcnn. (S.oho Traum S. 330) Sie eeftilt iim sehr gut ihr Kind in^ressiert ihn und es freut ih. sie Tei' Pfl^o des kmdes zu beobachten, er will selbst als Schw;ger mit ihr et^s zu tun haben um d.e alte infantile Konstellation neu z" b loban Er sah das Kmd an einem Polsterzinf =<.„., / oeieoen.

daß er auch an der Schürze gesogen a' Die S" "'"f* "'*' nie etwa. Totes, wie ich Ihnen ^on^säg^ habt dL Tr"'" "'^' .n rätselhaftes, mysteriöses lebendes Wesen' S e t. al'^'/^.l.r:

das Gefühl, das ich kaum in Worte fassen kann als war ^Z <lie Schürze. Oft habe ich ein gehenonisvolles Ge'führ derVermenSI'^'^ aller Begriffe gehabt. Ich war die St-hürze und die Schürze war ich eme Unio myetica, die sich nur fühk-n, nicht aber beschreiben läßt ' Ich weiß auch, daß ich die Schürze zu krampfliaft beim Koitus gehalten habe, weil ich auf das Alte nicht verzichten wollte D Sie Autismus nennen, ist bei mir am stärksten ausgebilHpf- r ifv'^u^

, P . . in diesen Tagen fürchterliche Kampfe. Die Schürze SDri.hf ^Z .

■' (i lieber Stimme: Gib mich nicht auf! Gib mich nicht auf- Und TT-lf

daß ich schwach werde und will jn die alte .Marotte verfalle^^^ V Sage icli mir, du wirst nicht nachgeben. Ich habe heute ^"hf T' erste Mal ohne Schürzenhilfe einen Koitus vollziehen k'" Schwägfi-in schlage i';h mir auch aus dem Kopfe, geit " b^^""- ^''^^ ich nur den Schwager bei meiner Mutter spielen will " '

„Gestern war ich im Uade und wurde sexuell seh ~

kcmnte mich zurückhalten. Nur wie ich beim Einseif '"^'^St. Ich

der Genitalien kam, empfand ich einen mächtigen Rei? n '^ö&ßnd wie ScJmppen von den Augen, üio Mutter iiatte mich ' ^ ^^ ^'"^ geseift, biß mein Glied steif war. Sie hatte das gleich '^""^"^ ^^ '^"^^ dem Neffen getiieben. Deshalb war jedes Bad für h '^^ ^^^^ "^'* halb werde icii im Bade so erregt. Deshalb wilj ™i' ^'^ ^^^*' ^^' spült werden. Ich will der SäugUng sein, ich win' f, ^"^ ^^^sor be- liehen Bäder wiedei' erleben, in denen meine \r tt ^"^^ ^*^ ^^"" unten mit Seife reizte. "^'' ™'cli wusch und

Bei diesem Bade trug die Mutter imn. Schürze, da Ich im Wasser immer herumsprUzte""' ^'*' ^«^^"tzige

Ich habe den ganzen Tag an das Fräulein '.^ v.. . loren habe. Sie haben recht: Ich habe mZh ^ '^*' ^^' ''^' ''^'-

mrd.tet, weil ich das Alte n.ht aulX^Su^T^MTb'^^. 'f'' ^^"

""iK- ICH habe doch memo

^"H-

Analye eines 6'alles von ScharKeitfetiscIiismus. ..^.0

Prau geheiratet, weil sie mir ungefährlicli war und meinem Herzen nie nahe kam. Das hat sich bitter gerächt. Icli hänge an meiner Mutter, ich hänge an meiner Jugend. Ich verlange das Unmögliche. Ich möclite das Tote lebendig machen. Die Vergangenheit soll wieder auferstehen. Die tote Schürze soll sifh in die lebende Mutter verwandeln. Ich muß jetzt von meinen Phantasien Abschied nehmen. Meine Gefahr ist daß Tagträumen. Ich bin glücklich, wenn ich nicht arbeiten muß, weil ich träumen und meine Luftschlösser besuchen kann. Ich kämpfe jetzt einen erbitterten Kampf gegen meine Träumerei. Ich zwinge mich zur Arbeit.

Ich habe auch meinen Hocluniilsteufel m der Arbeit und ringe ihn nieder. Ich weiß, daß ich niclits Besonderes werden werde. Ich will jetzt ein Mensch sein wie alle anderen Menschen. Mein Ziel haben Sie mir gezeigt: Ich will mich der Wirklichkeit anpassen und mein stilles Glück im Winkel suchen. Ich beschäftige mich mit meiner Frau und mit meinen Kindern. Ich will im Cieschäfte wieder memen Mann stellen. Meine Vorsätze sind die besten. Ich hoffe, daß ich sie aus- fühi-en kann."

Er war beim Arzte, der keinen organischen Fehler linden konnte und ihm Luftveränderung empfahl.

Er fülilt ßieh in bezug auf die Schürzenmanie genesen. Er hat eine gewisse Zuneigung zu seiner Frau, kann mit den Kindern spielen. Er sieht ein, daß er Träumen nacldiängt, die nicht zu erfüllen sind. Er hat noch immer die besten Vorsätze.

In der letzten Sitzung sagte er: „Es ist mir etwas eingefallen, was wohl der Ausgang meines Schürzenfetisehismus sein dürfte. Ich mußte als kleiner Bub - schon im 7. Lebensjahre oft in den Keller gehen, Holz und Kohle iiolen, mußte aber das Breimraaterial vorher im Keller zerkleinern. Ich sollte dazu eine Schürze anziehen. Ich weigerte mich, das zu tun, weil ja die Nachbarn mich mit der Schürze gesehen hätten. Ich weiß aber, daß ich s c h 0 n 1 n j e n e r Z e 1 1 eme eigene Schürze zum Onanieren am Boden hatte. Ob ich sie vor dem Holzhacken besaß, das kann ich nicht entscheiden. Ich weiß nur, daß ich manche Schürze a u s W u t m i t dem B e : I 1 n tausend Stücke zerhackte. Ja, viele Schurzen fielen dem Beil zum Opfer. Besonders wenn die Mutter mit dem Schwager im Zimmer war und ich geschickt wurde, um Holz zu hacken war eine Schürze das Opferlamm und wurde sinnlos zerhackt und in die Kohlen hineingeworfen und verbrannt. Ich war eifersüchtig und wollte die Mutter und den Schwager töten. Ich spielte oft mit dem Gedanken, Feuer an- zulegen wenn beide im Zimmer waren. Weim der \'ater dann von der

364 Fetischismus.

Arbeit nad. Haus« kam und seine Arbeitsschürze auszog, dann war ich 80 traurig, daß ich oft geweint hätte!

Meine Mutter war böee mit mir! Aber wnim i^i, i i sio zärtlich. Doshall, flüchtote ich in die K^J^eit L Th .

heute die Tcnden., allen Angriffen des Lebtns tt h .^ '""f

gehen. Jeder größeren A,ifordernng kann ZZ,, , f '"*" den Husten vergrößere. Dann kl tS" in B tt H ' J™™ ""

Träumen naddrängen, d.e sie ja alle zur Gen^ fkeSIn """'""

Das letzte habe idi Ihnen li«,*-^ „. 1 r ^^^^^- und den Schwager .nit den, BeU Xng^L t;:°'f ^'V'*'^ brennen lassen und war zu schwach dSn °*"".^^"^'J\"'»'n. >i- h- ver- schichto von Orestes und Aga_ g ese'' ll ^^ "" .'"^ '^^ Denn es war mein Konflikt. Ich fühlte oft etalv» t vf '»■'**"*en. z,. rächen. Als der Vater einmal tan^Variatth ^n' gS ^f' daß die Mutter ihn vergiftet haben könnte. Aber iAwt d^^ r™' danken zurück. Ich weiß^ er wird eines natürl^' TorsS ^ t ,et vielle.cht gar n.cht bhnd. Er war froh, daß der Schwager iL dil Wide l»r„scheWe,b abgenommen hatte und er seine Ruhe habenl^n^ ,

Er fährt zur Erholung in die Berge mit der Ah^i.^f ~ 7'~ ,,Ate„,pause" ein neues Leben zu beginnen und die Ver^aTp 'hT ' heb abzneclmtteln. Seine Voreätze sollten nicht auiTf^w ^^"'"

Er wurde von einem Freunde zu einer Autofahrt narbM™''^'"- einem berühmten WallfaJirtsorte, eingeladen An ein^r <? ^^^^'^azell. riet der Wa^en ine Schleudern, er wurde aus dem Wa^Pn '^""I'"^ ^'" und starb sofort an den Fnl^Rn Aino= S^hö^.ii.-.., ^ "■ geschleudert

und starb sofort an den Folgen eines SchädelbrucI'

Die Analyse ist beendet. Ich habe sie aus wissenRPh.ff.- . ' ~ eeeo so durchgcfülirl, dalJ ich an den Patienten u p^^^^'^'^^-^ Inter- die als Suggestion hätten aufgefaßt werden könn^^'^^T ^^^" achtete, weisen, daß wir Analytiker nichts in den Pati T' ^'^^^^^ ^^'^^'

nicht auf bestimmte Bahnen locken. Patient hatti-^ ^'^einlegea, ihn gelesen. Er brachte sein Material ganz unbefan T^ "'^'"^'" ^^^^^

die Träume, die uns auf eine neue Spur bra hf^"' ""^'^^^^^ ^^'aren es notwendigsten Aufklärungen und Boruhi^m "■'''^'*^ ""^ ^'^

Zuerst die Frage der Diagnose p/f ^ i von echtem Fetischismus. Alfred war kp a , ^'^^ "^ ^*^®" ^»11 iuif dem Wege zum Asketen GewisRP oT ' ^^'' ^^ *'^^and sich

immer wieder zum Weibe und zum KoS^Jt^'t''''''' ^'''^''' ^^^ lim. nur mit Hilfe einer Schürze möglicl p/ '/^''" ^"''^'^^ ^^

ogi'ch. Er zeigt den Samineltrieb,

^SA

Auaijse eiues Falles von tichürzeEfetiscliisaius. «g^

denn er hatte daheim eine artige Sammlung von Schürzen, die er zum 'J'eile seiner Frau vermachte, welche eich mit der Marotte ihres Mannes abfinden mußte, weil sie sonst nicht zur Sexualbefriedigung gekommen wäre. Man sieht solche Kompromißse in den Ehen sehr häufig. Er zeigt den charakteristischen Zwiuig und das kmistvollc 8ys(ein einer fetischietis(^iion Parapathie. ' ' -

Auffallend ist die ganz außerordentliche Ver- dichtung des Schürzensymbols. Wir sehen, wie schema- tisch und überaächlich die Erklärung von Binet ist, welche den Objekt- Fetischismus auf einen einzigen, den ersten hifantilen Eindi'ock zurück- führt. - " , '

Freud') betont mit Reclit : „Tiefer eindringende ijsjchanalytische Untersuchung hat zu einer berechtigten Kritik der ßinetsd^en Be- hauptung geführt. Alle hicher gehörigi-n Beobachtungen haben em erstes Zusammentrcften mit dem Fetisch zuii. Inlialt, m welchem dieser sicli bereits im Besitze des sexuellen Interesses zeigt, ohne daß man aus den Begleitumständei: verstehen kömile, wie er zu diesem Besitz gekommen ist. Auch fallen alle diese „frühzeitigen- Sexualemdrucke in die Zeit nach dem fünften, sechsten Jahr, während die Psychanalyse daran zweifeln läßt, ob sich pathologische Fi.^ierungen so spät neu- bilden können. Der wirkliche Sachverhalt ist der, daß hinter der ersten Erinnerung an das Auftreten des Fetisch eine untergegangene und ver- gessene Phase der Sexualentwieklung liegt, die durch den Fetisch wie durch eine Deckerinnerung vertreten wird, deren Kcst und Niederschlag der Fetisch also darstellt. Die Wendung dieser in die ersten Kinder- jahi-e fallenden Phase zum Fetischismus sowie Auswahl des Fetiscl» selbst sind konstitutionell determiniert."

Audi in einer spälei'en Arbeit-) iiaJt Freud an dieser Anschauung fest, er präzisiert m^ genauer. Er spricht von einer primären Fe r-

Eine der Komponenten der Sexualfunktion sei den anderen in der Entwicklung vorangeeilt, habe sich vorzeitig selbständig gemacht, sich fixiert und dadurch den späteren Entwickhmgsvorgängen entzogen, da- mit aber ein Zeugnis für e i n e b es o nd er e, a n omale Konstitution der P o r e o n gegeh en. AVir wissen daß eine solche Perversion nicht fürs Leben zu verbleiben braucht s>e kann noch später der Verdrängung verfallen, durch eine Kcaktionsbildung ersetzt oder durch Subliniierung umgewandelt werden. Wenn aber diese Vor- gänge ausldeiben, dann erhält sicli die Perversion im reifen Lehen, und

nD^i Abhandlung™ zur Se^iuilthcoriD. S. 21. Anm.rk.ns, IV. Aufl

=) „Ein Kind wird g<«ehhig™" in Sammlung klein. .Sd.nILen z. Nenroeenlelirc.

Fünfte Folge, S. 198. " '

;^gß Fetischismus.

WO wir beim Ei-wadispniin eine sexuelle Abirrung Perversion Fe- tiBdusiiiuB, Inversion vorfinden, da erwarten wir mit Recht ein Bolclies fixierendes Erlebnis der Kinderzeit durc^h anamneBtische Er- lorechung aufzudecken. Ja, lange vor der Zeit der Psychanalyee haben Be- obachter, wie Binet, die sonderbaren sexuellen Abirrungen der Reife zeit auf Bok-ho Eindrücke, ge.-ade der nämlichen tinderiahre von 5 und 6 an, zurückführen können Man v,-ar hiebei allerdings auf eine Schranke unsei-eB Ver.tandn.sseB ge.toi.,en, den., den fixierenden Eindrücken fehlte :iede trau.Mali«,-i.c ivralt, sie waren zumeist banal und fiir ..^ ™/*:"^';^ .iuen nicht aufregend; man konnte nicht eagerwanl J f"f '^^^-i^^- h,hen gerade an sie fixiert hatte. Aber man konn L Ze BeH ." "^T^'' .uchen, dai. .0 eben der voreiligen ::T:l':.T:T:^lr- S e X u a I k o n. ,0 n e n t e den wenn auch zufälligen Aulaß zur Äilef tnng geboten hatten, und man mußte darauf vorbereitet sein d k7 Kette der Kau sa! Verknüpfung irgendwo ein vorläufiges Ende f ^^ " werde. Gerade die mitgobra^Iite Konstitution schien allen Anforderungen an einen solchen Haltepunkt zu entsprechen."

Diese Ausführungen haben einen wahren Kern, üio angeblich .r . Erinnerung .st in der Tat meistens eine Deckerinnerung fb' ''l^f unzweifelhaft Fälle, in denen sich eine pathologische Fixierun ' ^ Eindruck zwischen dem 6. und sogar 18. Jahre feststellen ä^ ""'" «ich um ein<.. sehr stark affektbetonten Eindruck hande H Vr w'' dagegen ist, daß diese Neigung zum Fetisch konstitutionell L l'^ ■at. Unser Fall zeigt keine Spur einer solchen konstitu Lf'""^'' ^Mündung, welche in der Psychanalyse immer herangezoeen ^^^ die Lösung des Rätsels nicht vollkommen gelingt. ^' ^''*""

Ebenso einseitig und oberflächlich ist die Behauntun daß der Fetisch nur das Genitale der Mutter (resp d V^'*^ ^adger, stellt. Nehmen wir an, daß diese Behauptung einen ri hr ^^^^^^ '^^^- da ja unser Kranker auch zu seiner Mutter und zu ihr B^" ^^""^ ^^^' was wäre mit dieser Erkenntnis gewonnen? Ist di ^"I". ^^'^^^ strebt, licli nur ein Ersatz der mütterlichen Vagina"^ W \ 7^^"'"^^ ^"e^ wirk <ler Fetiscliisnms in diesem Falle einem Mosaikh'ii'" . ^"^^^he". daß

«■erdcu unzählige Steinchen eingefügt und n ^"^*^*^- ^^ ^»6 Bild «ret das Bild des Fetisch. ^ zusammen geben una

Versuchen wir eine Analvse des voHi*. a d. h. versuclien wir die zahlreichen Knmn. T" " Krankheitsbildes. aufzuweisen. Komponenten d.eses Petischismu..

1. Die Schürze ist ein Symbol seiner 9" r

sexuellen Infant ilismus. Die ganze For ^^''"S^^^*^' meines psycho-

immer wieder die Zeit seiner ersten zwei I 'k ""'' '^"'"^^ ^^^'S*' ^aß ei' besonders die Zeit, da er in Windeln k^ n"'o ' durchmachen will,

^' "*^ ScJiürze wird dann ein

Aual)fe eioGs Falles von Schürzeiifctiiidiisiniis.

367

Syinbol der Windeln und der Scliürz© seiner Mutter. Die organischen Lustgefülile, die er durchmaciite, als er naß in den Windeln lag, mit Urin und Kot beediniiert, werden festgehalten und neu belebt. (Zahl- reiche Beispiele in Band V, olme daß es zum Fetischismus gekommen wäre.) Die Schürze ist also ein Erinnerungssynibol der Säuglingszeil..

2. Die Regression geht in seiner Phantasie weiter, sie geht bis zum Mutterleib. Diese Phantasie kann nicht als Er inner ungsspur auf- gefaßt werden, sie muß Gpäter entstanden sein und drückt einen ana- gogisehen Wunsch nach einem neuen Leben (Silberer) aus, zugleich den Wunsch nach der intimsten Vereinigung mit der Mutter oline die Schuld eines geschlechtlidien Verkehres. Die Sdrürze wjrd,zmu Leib der Mutter, zur Mutter schlechtweg (Muttoi-leibsphantasie).

3. Audi die Phantasie eines GeschiechtB\erkehres mit der Mutter - durch ihre zahlreidien Treulosigkeiten augeregt nnd dni-di trau- matische Beobachtungen verstärkt wird durch den Umstand betont, daß er während des Gesdileditsaktes eine Sdiürze zerdrücken muß. Er hält sich an die Mutter. Er verkehrt mit seiner Mutter.

4. Die Sdiürze ist deutlich bisexuell. Männer in Schürzen das erste Vorbild wohl der Vater, was in der Analyse nur nebelhaft zum Vorschein kam, später zahlreiche Männeridcale in Schürzen. Sein Inter- esse für den Phallus ist ebenso groß wie für die Vagina. So wird die Sdiürze auch zum Symbol des Phallus des Vaters und des Mannes über- haupt, wie sie andrerseits auch die Vagina (Hottenfottensdiüi'zo) ist.

5. Die Schürze ist das Symbol seiner Demütigungen. Seine erste Demütigung wurde durch Ödiürzen verursacht. Die Sdiürze drückt seine Schmach aus und fordert zur Rache auf. Sie ist ein ewiges Memento (Adler) und dient zur Aufpeitsclnmg seines Ehrgeizes.

- 6 Seine sdimutzige Seele, die voll von kriminellen Phantasien ist, wird ilun wie in einem Spiegel durdi die Schürze entgegengehalten. Dm Sdiürzo drückt die Sprache seines Gewissens aus. Sie druckt seine Tendenz aus, zum Verbrecher zu werden (kriminelle Phantasien) und den Schutz gegen diese Tendenzen durch ihre moralische Verurteilung.

7 Die Schürze ist zugleich etwas Heiliges mid Hohes, vor dem er beten köimte. Sie drückt seine Sebnsudit nach der reinen Mutter aus de dann zur Mutter Gottes wird. Sie deckt die GeB»te. e Chr sti. Sie fordert ibi auf zu büßen mid zu f -^fj^/'i^f ^ J^^" denz wie beim Tabu. Die Sdiürze ist Tabu und ist Gott. Die Schurze ist ein Symbol seiner Christusneurose. , - ,

8. Die Sdiüi-ze ist seine Sdmtzkonstiniktion und seme eigenste Erfindung. Sie ist die eigene Sdiöpfung seiner Phantasie, das Einzige, das ihn vom großen Durchschnitt unterscheidet. (Solipsismus - Aut.s-

0/.Q t'etisclitsmus.

mus.) Die Scliürze ist der Triumph seiner Persönlichkeit, sie sym- bolisiert seine Eigenart, seine Unabhängigkeit von den Sexualobjekten der Welt, sie befreit ihn von der Tyrannei des Weibes. Die Schürze ist das Eigene!

9. Die Schürze ist etwas Lobendes und zugleich der Repräsentant des Toten. Er identifiziert sich mit der Seliürze. Er ist die Schürze und die Schürsie ist er. (Animismns.)

10. Die 8chürzo ist blutbeeeckt, es ist die Metzgerschürze, die Sehürzo des Henkers, bie sjTnbolisiert das Verbrechen und seine Sühne Die Sd.iirze ist das Symbol seiner kriminellen Phantasien und seine.' Buße. (Sadiemud.)

11. Die Schürze muß eng gebunden sein. Sie symbolisiert den '/waiifj inid zugle.cii den Impuls. Er muß jeder Sclmrze nachlaufen So ist er an die Eindrücke seiner Jugend gebunden. Schon in der Geste beim Koitus (er hält und di'UL-kt (..int- Sclmrze) drückt er diesen /iwang diese Fixierung an die Mutter aus. Die Schürze ist ilun ein SjTnbol dieses Zwanges.

12. Die Schürze hat eine mystische Bedeutung, sie hat eine magische Kraft, sie ist wie ein Zauber (Talisman), sie macht ihn potent lind impotent, sie ist nicht tot, sie ist wie ein lebendiges Wesen

Er hat aus einem lebenden Menschen ein Symbol gemacht und stattet dann das Symbol mit menschlichen und göttliclien Eigenschaften aus. Sie ist für ihn tatsäciilich der Fetisch, der geheime Gott sein versteckte Religion, die in der Anbotung der Mutter gipfelt und der Muttor und der Jungfrau Maria eine mystische Einheit macht I Vater, die Mutter und das Kind in sich schheßt. '

Die Scliürze ist die Dreieinigkeit. -

Mit diesoii Determinanten haben wir nun einen Teil sein F t schismus klargemacht. Die Verdichtung geht viel tiefer und wp,?«, v" benutzt ioden Vorfall im Leben, um ihn auf die Schürze zu bez ehen Die Scijürze ,st der Mittelpunkt .einer Vorstellungen, sein Schwel Punkt, die Aclise, um die eieJi sein Denken dreht. ' Wir kömien uns die Entstelmng des Fetischismus nur so vor- stellen, daß irgend ein zufälliges, aber sehr stark atfektbetontes Erlebnis dor Knstalhsationspunkt eines Systems wird. Darin stimmen wir mit

7Zl/nr\'J^"' "''" ^™ ^"■'^^^^ ^'^^'' ^'-^^ "i'^ Kristallisation sfb u ^' K '' f^* ^'^ Systemisierung, Schichte legt sich an ^chidite an, bis ein kompliziertes Gebilde entsteht, ein Svst^m wie bei de Zwangsneurose. Jeder neue Schür zeneindrnck legt sich wie eine neue Z..ebelscluUe um die alten Hüllen. Schließlich wächst das Neu-

^R^

Analyse oiiu's Kullos vmi SL-|iilrKentPtiRi'liismn<.

369

gebilde immei' mehr in das Norinale hinein, bis es den Rrößten Raum des Seelenlebens einnimmt.

Wann koitiiiien dii'se Kotisfliialen zmn Analytiker? Warum kommen sie? Nie weil sie an dem Fetischiemiis leiden, sondern weil der Peti- sdiiemuß sie arbeite- und lebensunfähig macht. Auch unser Kranker betont immer wieder seine Zerstreutheit, seine Lebensunfähigkeit, seinen Mangel an Konzentration. Er muß immer schwerer danun ringen, ar- beiten zu können. Die Tag(;sphantasien werden immer stärker, er be- nötigt immer ■'mehr Anstrengungen, um die Flucht in die Krankheit (hier der Husten) nicht in Szene zu setzen.

Was-ßtP(rkt aber hinter dem ganzen Gebilde? Die Absperrung eines Affektes, eines krankhaften Impulses durch Selbstschutz, durch Verschiebung und Symbolisierung, durcli Entstellung und Schauspielerei. Das ganze Problem wird auf ein anderes Geleise geschoben.

Im Mittelpunkt des Kranklieitsbildes steht der Impuls. Dieser Impuls ist komplexer Natur und setzt sieh eigentlich aus einigen Im- pulsen zusammen. Die wichtigste Komponente dürfte wolil der Zug zur Vorgangeniieit sein, der Impuls, das versunkene Leben neu zu beleben, der sich in dorn verborgenen Wunsche ausdi-ückt, zur Mutter zurück- zukchven, sie zu umarmen, sie zu küssen, sie zu erobern und vielleicht ^11 besitzen. ' " *

Die Mutter ist eine alte Frau, die ihn apwidcrn würde, wenn er Wirklichkeit und Phantasie trennen könnte. Es handelt sich ja um eine hindere Mutter um die Mutter seiner ersten Kinderjahre. um die Mutter, die am Bette des keuchhustenkranken Kindes saß und mit seinem Gliede spielte. Er verlangt das Unmögliche. Aber für die Konstruktionen der Parapathiker gelten nicht die Gesetze der Wirkliclikeit. Sie zeigen das prälogische Denken, wie es LevjtBrühl so anschaulich an den Natur- völkern nachgewiesen hat. Der Impuls ist seine Urreakt.on. Ein un- M-üllter W^msch drangt nach Erfüllung und Erlösung und setzt de.e Erfüllung in s^bolischer Form durch, üas ganze Krankheitsbild is in- p-14- ,1/ ;'■ \ «,r. ÄlROh" in welcher nur die Gesetze des „Mist- ;t°; ■': ;;r^ D I^ö:.l;>;.» >Hrd in ei.... mu.en Welt ...

And™ rmp,.ls. Bind krimineller N"'"^' V^I^n „f L töten, er niBcMe den verhaßten Schwager, (und den V..ter!) m.t dem

fiel] zerhacken. ,. t, i «-.-(k-j-

,■11 •+ röfi-ihi ist durch die Erziehung zerstört

Sein P-'^°"'''*^'t,f.frund hätt ebenso gut ein VerbreCer worden. Er wurde ^ä^d^™ ^';\,X; ein Verbred.er, der die Gesell- werden können w.» e.n F^^^I'^™'';^ j^ j ^„ „,„, „rbruchen hat.

rrL:irahrin':rGi:r und i .....^..^. >> i.

S(Bkl^l, StöriinBBii doB Infi' """

370 Fetiscbismus. - Analyse eines Falles von Schi.r^cPnfotischi^Tnii,..

der Gute der Edle, der Mitleidsvolle, der iedem Bettler seine ganze Habe spenden wurde. Dieser edle Mensch hat aber eines nicht lernen können was den echten Erloser kemizeidmet: die Demut. Er kann sich nicht beugen, er kann mcht danken, er will herrschen. Auch >n Z Liebe wich er dem einzigen weiWichen Weeen an« A.. i.-^.. ^ können, d.h. dem er sich hätte unterwerfen können F T f "^" Herrin: die Schürze. Zu ihr blickt IraTf Th; /""^ "''' "'"' anerkennt er. Diese Schürze sd^ützt ll' ,i T'^' '' '''^' ''' und Demütigungen. Er ^^1711^1^ T ''"^'''^ Niederlagen sein. Nicht ohne Grund "ef eme^'h "^'"'T T? '^'" "" ^^''^^ eine Kunst, die ihm im hohrMaße .^ '' n^' ^"^^ ^' '''''''

.ich selbst und spielt vor dl Welt w, "'JJ T' ^'"" '' '^''^' ''' Bcheuen, zaghaften Tuptln '''"'"'*' ^^"^''" '^'^^^^ menschen-

Herrseh;ucht un^ie^cS^^^ .^^ ^'^ °"^^-^^^-^

aUen Grund «.1. Bcnrankenlose Grausamkeit vermuten? Er hat

^To^irLtZZrV::' "^'^ ^^ ^^^^^^-^^- ^- »^^^en gesehen,

Auf dem Wege zu seinem Gott ereilte ihn ^Tod F , ^tV'''''' an Wunder und hatte mir oft gesagt daß er stn t? ."^'' '""'"^ «inem Wunder erwartet hatte. '"'"' ^'"""^ "'"' ^o"

Auch darin zeigte sicli seine ÄhnlichkHf ,.,;+ ^ Alle dieee Fetischisten warten auf die Tri« ^ '" Pn^utiven.

di^ch die Erleuchtung, durch dtepLluT' ." '"' '^^•^'^^' Wanderungen sind Wallfahrten m d^ K j l!';t d"'' w^'^' '^"-^ erwartete, war das absolut WunderLre 1 il "'v ^'^ ^^^' ^^^''^^

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Schuhnägel und Absätze in ihren Beziehungen zum Liebesleben.

Es gibt kein Organ des menschlichen Körpers und kein Kleidungs- stück, ja keinen Gebrauchsgegenstand, der nicht der Trägor eines echten Fetischismus werden kann. Wir haben in dem letzten Falle des Sehürzen- fctischisten die unglaubliche Verdichtung des fetischistischen Symbols kennen gelernt. Wie in einem Brennpunkt vereinigen sich die Bewußt- seinsstrahlen in dem einen Symbol.

So lange man dieses Phänumcn der Verdichtung nicht könnt, er- scheinen einem derartige Fälle unbegreiflich mid verschroben.

Ich werde nun in diesem Kapitel zwei F'iUe vorführen, welche uns das Phänomen einer speziellen Art von Sdiuhfetischismus vor Augra führen. Ee handelt sich um die Bedeutung der Nägel oder der Zinken^ welche das Leder befestigen.

Der erste Fall ist nicht analysiert, der zweite liegt in einer voll- ständigen Analyse vor.

Fall Nr. 56. C'harcoi und Magnan berichten von einem verschrobenfin Manne, auf den nur dio Nägel von FrauciiRchuhen sexuell erregend wirkton und den eeine Verirrung zu den auffallendsten Extravaganzen trieb.

Er bemüht eich, die Nägel in Frauonstiefel zu sehen, Gorg- fältig prüft er deren Spur im Schnee und im feuchten Erdreich, or hiuscht auf das Geräusch, welches sie auf dem Straßenpüaster hervorrufeu, er findet ein namenloses Vergnügen daran, W0H.0 zu wiederholen, welche bestimmt sind, ihm das Bild dieser Dinge vor Augen zu stellen, kurz, er faßt eeine ganze Seligkeit in dem Auedruck zusammen: „eine Frau zu beschlagen", ferrer

une i'emme.

Dieser Kranke gibt sich der Masturbation hin. die hier, um d™ glück- lich gewählten Ausdruck BinetB anzuwenden, die Rolle des Resonanzbodens spielt. Während seiner onanistischen Handlungen denkt er nämlich unab- lässig an Stiefehiägel, und zwar mit der ganzen Intensität, welche die Ge- echlcchtserregung dieser Praktiken zu verleihen imstande ist. So verhaftete, man ihn eines Tages, während er sich auf der Straße voi' einem Schuhwaren- laden mastiirbierte.

Schon im Alter von 6 oder 7 Jahren trieb diesen Patienton ein unwider- ßtehlicher, inßtinktiver Drang, Frauenfüße zu betrachten, um zu sehen, ob sich in den Schuhen Nägel befänden. Nahm er dann solche Nägel wahr, so bereitete-

24'

•t72 Fetischismus.

ihm dies oiii unaussprechliciies Glück. Zwei junge Mädchen, Verwanrllc vnii ilim, ivohaten bei seiner Familie. Er begab sich an den Ort, wo ihr Schuh- zeug eland, bemächtigte sich unter Fieberschauern desselben, berührte die Nägel, zählte sie und konnte seine Blicke nicht von ihnen abwenden. Abends, im Üette, nehtete er abwechselnd seine Gedanken auf eines der jungen Mädchen, die er in seinen Vorstellungen eine phantastische Rolle spielen ließ. So Bah er ihre Mutter sie zu einem Schuhmacher führen und hörte, wie eie Auftrug gab, der Schuster solle die Stici'el ihrer Tochter mit Nägeln ver- sehen. Dann sah er den Schuster, wie er die Nägel befestigte und die Stiefel dem Mädchen übergab. Dann wieder suchte; er sich auszumalen, welche Ge- fühle das junge Mädchen haben müßte, wenn sie mit diesen nägelheschlagcnen Schuhen ginge. Schließlich ging er in seiner Phantasie so weit, dem jungen Mädchen die grausamsten Martern aufzuerlegen, indem er ihr Hufeisen unter die Füße nagelic oder üir gar die Füße abschnitt (Steigernng zu sadistischen Vorstellungen). Glciclizeitig befriedigte er sich durch Masturbation die er aber nicht nur ausübte, um eich diesen Genuß zu verschaffen, sondern der er sich viebnchr hingab, um sie als Beglcitakt für seine eingebildete nhan- tastische Geschichte zn benützen.

Alle diese Dingo wiederholten sich reichlich häufig, ohne daß der Kranke irgendeine Anstrengung machte, den Zustand zu beseitigen. Ohne Gewissens- bisse genoß er das sinnliche Vergnügen, von dessen Tragweite er sich ein Kind, wie er ja noch war, keine Vorstellung machte. Später, nach Beendigung seiner Studien kam er zu emer Verwandten aufs Land. Dort sah er häufi» zwei junge Mädchen seine Basen, die in der Nachbarschaft wohnten W.J er dann allem im Garten war, setzte er sich auf eine Bank und erzähT sicli selbst cme seiner phant-astischen Geschichten, in deren MittolmmH ? lieh als Heldinnen diese beiden jungen Mädchen standen Dabei mihm '"

sich selbst alle möglichen unzüchtigen Berührungen vor die er aivl ^^ i^" folgenden Tagen wieder fortsetzte, ohne indes den onanistischen AVt *"" ."^ enden. War or dann wieder mit den jungen Mädchen zusammen J"^ "v ^" er immer ihrer Öchuhnägol ansichtig zu werden. Die eine von ' h ^^ dies bemerkt hatte, berührte immer, ohne daß er ihr etwas ^^^^^^ die besondere wenn sie neue Schuhe trug, mit ihrem Fuß den se" ^^^^^ hB.tUi, dio Nägel fühlen zu lassen. Eine solche Borühmug führt "^'^^^' "™ *hn Orga.sinus bei ihm herbei, nicht durch den Eindruck, den das iti-i^?^™'^'''^'^!'^!' durch den, welchen die Nägel herrorriofen. Häu'fie m f"^'^' sondern er die Stiefel der jungen Mädchen von dem Orte wo «IT T ., ^ ^'""' daß den Eicholteil seines Penis auf die n .- ,'*^"' fortnahm. legte, wobei, ohne jegliche Untei-stützung der Hänrin ft^l . "^ ^ r b e 1 b e n eintrat. ""'^' ^«^«rt die Ejakulation

Im Alter von IS Jahren kam er nach Paris wo " seinen Körper durchrieselte, wenn er an den Sehuliw^l" p^l^^^^iger Schauer wo sich Damonsticfel mit Nägeln in den Auslacen I, r ^«niberging

seiner geschlechtlichen Erregung eicht der Kranke Vf'^'^- Außerhalb' sich seiner bemächtigen und trotzdem er sie ,„ .-^ ^^^"^ Vorstelluncen folgen sie ihn wie Furien. Dann ist es ihm al P^"' ^^«trebt ist ve" eein ganzes Denken lege, der seinen Geist wj'e ]! V ^fl ^'^ Schleier über werden ,hm schwer und mit halblauter Stimm, '? ''^"«- S^^"^ Augen Phan.sf.chen Geschichten, wobei er zug] r Jl'^*^ \«^ ^'^^ eine seiS üand, te>]s, indem er seinen Penis zwischen äTnu^' ^^' ^'^^^t mit der indem er eich auf seinem Stuhle zurüci^^^W t". Oberschenkeln reibt oder

seinem Stuhle zurücklehnt nTd '7^^^'

mit dem ganzen

Srfiuhiiä(,'el null Alisiitzf in ilireu Beziehiingnii /um Liebesleben.

;>7:

Üewiühl, Beines Körpera drückte. Zu gleicher Zeit, wo er die größte Arbeits- kraft in eich spürt, hat der Kranke eine exaltiei-te Einbildung. Die Über- ipizuu" des Gehirne geht bisweilen so weit, daß sieh hei ihm Sinnes- tüuBchungen imd fast Halluzinationen cinsteUen, ein Zustand, der besondere dann eintritt, wenn er gegen seine Gcdatikeu und die sie begleitenden über- wältigendeu Eindrücke ankämpft. Dann luit oi- das GGfuh! al« et^ndo en> .weites Wcson neben ihm. da. ihn, darch Worte, welche ihn. durch das Hut. tönen vernehmlich den Rat erteile, voa dem /.«eekbson \\ idersü nd abzu- lasTS. Wie in den meisten Fällen ist diese Venrrang aul dem Boden der Degeneration gediehen.

Es ist nun sehr wohlfeil, solche Fälle cmfaoh als Degeneration abzutun und von jeder psychologischen Erklärung abzusehen^ M>r Bclieint - von allen anderen Determinationen abgcsehe^ - eine Ident.- Iiziernng des Weihes m,t einein Pferde vorzuliegen. Aber wa. können wir ohne .ingehende Analyse über solche Vertrrungen aussagen? bichei- lich steht nach unseren Erfahmngon fest, daß d,e . Nagehnan.e vieK fach determiniert sein muß, um .u. einem all beherr Behenden 1-etisch .u

werden. j- *

Woliltnend hobt sich von dieser deskripten bchildernng die „Ana- lyse einer hysterischen Phobie" ab, die uns in mustergültiger und fast erschöpfender Weise Ludidg Binava'riger') gegeben hat.

Pal] Nr. 57. Es h.indelt sich um ein ^Oiähriges Mädchen, das wegen einer Beit 15 Jahren bestehenden Phobie in die Behandlnng Binswanger^ kam. Sie hatte Angst, in einen Sehnhladen zu gehen und war trotzdem gezwungen, allen Menschen auf die Schuhe zu blicken. Dire größte Angst war es, daß der Absatz sieh vom Stiefel trennen könnte, so daß man die Zinken sehen könnte. Der Zeitpnnlit der Entstehung des Leidens ist bekannt und knüpft sich an ein bestimmtes äußeres Ereignis.")

Ks ivar an einem Januannorge» auf dem Eise, als unsere dainais 5^V. Jfthre all« Patientin - wir nennen sie Gerda - mit ihrer Kmdorfrau nnd ihren Geschwi,.tern Schlitlschuhlaufen lernt«. Plöf.7,lich maciten die Ge- chwL dae Kind lachend darauf aufmerksan,, daß ihre Haken ^)abgeriss<m ei m d nur noch auf einer Seite am Stiefel hänge. Gerda «ah nach und fmg biiirlth an 7,u weinen. Sie ging bald darauf mit der Wärterin nach Hause, ünterwis '-afe sie den jüngsten Brndor Max der von seiner w"Se hl im Kinderwagen spazieren gefahren würde. Gerda fing dabei wieder ^^^n w lin^^- Sie weiß kaum, wie sie dann nach Hause kam. Hier angelangt fnrf 1 sich der Mutter schluchzend an den Hals mit den Worten: ch ütLdie Zinken*) gesehen!-' Die Mutter zog .hr hierauf den defekten

i^^hrbueh für psychoaiKiJy tische und psychüpathische Forschungen, Bd. III.

''-' ^^;ie w^äS?™:!— "SL .. d. Ana... .„d durch .l.no.n D... g,tann.oich.ot ^^^^ _^^ ^^^^ ^^.^^^ ^^_^ ^,^^.^^^^^^ ,„„.uch.icha Aufdruck für Absatz,

n Zink™ nennt Gerda dio Holz.tift«, die di. einzolne,. Lederkgen d^ Absat.ca unt^roinancUr und mit der Stiefdsoble verbinde. ...

Fetiscliismiis.

ytieM aus; in diesem Moment fiel Gerda in eine Ohnmacht, Als eic er- wachte, fand Bio eicli auf dem Sofa liegen. Nachtraglich eei eie von iliren Geschwistern wegen ihres Benehmens ausgelacht worden."

„Mit 7 Jahren trat, wie die Mutter angibt, beim Schlittschuhlaufen das- selbe auf: Gerda wurde wieder ohnmächtig. Diesmal war der Absatz ganz abgegangen. Von da an wiii-dcn ihre Stiefel genagelt und ihre Absätze mit Schrauben veisehen. Trotzdem ^-lederlioUe sich mit 9 Jahren das Ereigniö noch oinmal."

Ich möchte auf den Umstand aufnierkeam max^hen. dali Gerda noch

mals zu weiiion anfing, als sie den jüngsten Bnider Max getrolTen hatte

Ebenso bedeutungsvoll ist der Umstand, daß sie zu Hause m Ohnmacht

fiel, üiese Szenen verbunden mit Olmroaehten wiederholten sich noch

einige Male. Sie wurde auch schwindlig, als die unterste Platte des Ab

Satzes mit einigen Nägeln abging (11). Sie hatte die Empfindung a 1 a

üb sie eine ungeheure Last am Fuße m i t schl e p'p't e"

' Audi der Anblick von Stiefeln, deren Absätze niclit fest saßen ver'

setzte Sic zweimal U-^) in Ohnmacht. Neue Stiefel (IG) verurgaciitei. ihr Schwindel. Gerda berichtet seihst:

„Als ich mit 17 Jahren in einem Laden Stiefel probierte fiel it-h in Ziemlich tiefe Ohnmacht. Seit der Zeit ging ich jedesmal mit oi^er gewiss^ Angst in Schuhgoschatte. söwibsen

Im Gefühle, es sei etwas an meinem Absätze geschehen ah i<-h h^' einer starken Kurve hinten auf der elektrisclien Bahn stand vnri " ' i? j Bewußt-sein niemlicii lauge. Ich hatte schon vorher gesehen d R ■!} Orrlnune war. doch war das Gefühl zu stark. Mit. ir 'i„i ' ," '^ •"

iV::

_j_ .. .ll'll n^ 1 11 fc^Ji ivriv n i iji-in 11*4.

In der Eisenbahn horte ich vor einem Jahre, daß eine Dnm Maiino sagte: „Dein Stiefel ist zerrissen." Ich habe nicht hin i!'" "*

das Wort ging mir durch and durch und ich kämpfte gegen J nu"' ^^^' an. Der Gedanke war mir enlsctidich: Zwei Stunden mit demselb tT'^''^ der vielleicht einen losen Absatz hatte, zusammen im Kupee sein ^" ^ic'ii. Das konnte ich nicht ertragen und fiel in eine sehr tiefe Oh '""^*'®"' darauflülgende Zeit bis X. w;ir gualvoll; alle Augenblicke w"™^i' "^'^ daran, wieder daw Bewußtsein 7a\ verlieren. Die näch.sten drei otu'- ! ^^^^ war ii-h iihholiil. unfähig, zu denken, der ganze Köqior, vor alle '^' ^'■'^'' "^^^^ war bleischwer, ich konnte weder esncii noch schlafen -^ Scir h"*""^ '^'*^^' überkommt mich manchmal in der elektrischen Bahn oder sn'n t -^ Anfall Gchlosscnen Räume, wenn ich mit fremden M e \^^^^"'^ ^e- eammen bin, eine plötzliche Angst, e.s kö"^"^ ^"'

passieren. Auch auf Ausflügen usw. überkommt mich .""f-*^ etwas Unruhe, ineitjt, wenn es mehrere Leute sind. Sobald di *■*'" ^ "^^''^^■''icl'ö gekümmen ist, verläßt es mich oft den ganzen Tag' nieht^^*T K "■^' ^^^^' am liebsten allein, um wieder ruhig zu werden: in solch' 7 bleibe dann ich an nichts Freude, eher einen starken A b sc 1, o ^^ '^'Jstande habe

>.iieu gegen alles."

Schuhaögel und Absätze in ihren BeziehuDgen zum LiebcBlcben. 3T5

In der Ohnmacht habe ich das Gefühl, als ob ich keine Beine hatte, aie ob die auf der Erde geblieben wären. Ich war nur bis zur Hüfte, daa audere entfernte sich.') Da konnte niemand an mich heran. Ich hattö kein« Verantwortung und brauchte mich nicht um die Menschen zu kümmoru. Ich hatte Angst, wieder aufzuwachen und auf die Erde zurückzufallen."

Diese Unruhe beim Verkehr mit fremden Männern entspringt sicherlich einer mit Angst gemischten sexuellen Erwartung. Sis erklärt uns auch den Umstand, daß Gerda ihre letzte Ohnmacht mitmachte, nachdem ihr ihre Freundin von einem Heiratsantrag Mitteilung ge- macht hatte.

Gerda wurde mit 11 12 Jahren vollständig sexuell aufgeklärt. Sie hat keine bewußte Scxuaiabneigung. Sie zeigt auch angeblich kein besonderes Interesse für die Gesclilechtsunterschiede und die Vorgänge

der Geburt.

Wenn Gerda nur das Woi-t „Absatz" in einem Gespräche fallen hörte , " gjpij aus an einen Absatz denkt, dann schwebt ihr das Bild eines h Ibabcerissenen Absatzes vor, mit den hervorstehenden Nägeln oder Holz- stiften (Üinken); zugleich regt sio die helle Farbe des Leders der Bruch- flache auf. Oder sie stellt sich vor, daß ihr ein Schlitlsehuh abgenomuien und abgorisseti werde und liinten noch etwas festhake. Oder sie erblickt sich in der Situation, daß ein Mann auf dem Else ihren Fuß z w i e c li e n seinen Beinen hält, ihr den Schlittschuh raech anlegt und dann die Schraube dreht. Sio empfindet daher Angst, er könne die Schraube zu rascli und zu fest drelieu. Dieser Gedanke eei der allersehlimmste. Sie hat das Gefühl, eine solche Situation könno gar nicht anders enden als mit einei' Ohnmacht. „Das langsame Hineingreifen der Zacken (hinten am Schlittschuh) in den Absatz ist das Schlimmste," lautot ein anderer Aus- eyrueh. Sie hat daher das Gefühl, wie wenn ihr selbst eine Klammer ange- legt werden würde! Diese Übertragung dos Gefüliles vom Fuß auf den canzen Leib ist zu beachten! Bemerkenswert ist femer, daß Gerda auf der Straße den Zwang verspürt, den Leuten, die vor ihr gehen, auf die Absätze zu scliauen. Ihr selbst ist es in hohem Grade peinlich, wenn andere Leute auf ihre Füße sohen!"=)

Drückte Dr. Binswanger mit zwei Fingern auf den Absatz, zeigte Gerda eine furchtbare Angst vor der Ohnmacht. Auch ein Gefühl, wie wenn auf einen Knopf gedrückt wird, wie wenn ein elek- trischer Schlag durch ihren Körper gehen würde. Nichte ge- horcht ihr mehr, sio ist absolut willenlos, als ob sie i r g e n d jemand anderem preisgegeben wäre! Sic fürchtet, der Absatz und

n Später äußert« Gorda einmal: „Wenn ich an eine Geburt daikfl, ist das unten echwächer, wie wenn ee nicht mehr zu mir gehörte."

') „Gerade, wenn der Fuß sicL hebt, sieht man die Spalte (zwischen Suhle und gelockertem Absatz), \^'™n man stobt, macht ca mir niclifa, aber ivenu man geht. DaK Hocbziehen des Fußes ist das Rcblimine; dann flieht mau, daß etwas nicht in Ordnung iet. «lann klafff es." Außni' ihrer Furcht vor Absütüpn finden wir also den Zwang, auf Absätze hinzusehen!

(

I

ä7(j . - FetiBchiamus.

Bio könnten es niclit auehalteii. Sie macht die Augen zu und merkt dann nicht mehr, was die anderen mit ihr machen.

Es ist eine auegesprochen sexuelle Empfindung, welche Gerda schildert. Der Absatz hat die Stellvertretung einer erogenen Zone über- nommen, ja, er ist eigentlich ihre stärkste erogene Zone

In der Ohnmacht erlebt sie seltsame Sensationen, als ob sie keine Borne hätte nur einen Rumpf, sie besteht nur 1>,« zur Hüfte, das andere entfernt sicli. Niemand kann an sie heran. (Auch wcmi sie an oine Ge- burt denkt, ist „das unten" schwächer und gehört nicht zu ihr ) Sie hat keine Verantwortung.

Sie möchte aber dann die Hand an den Absatz pressen Sie hat ein „offenes Gefühl" an der Sohle. Sic möchte die Forse reiben und drücken. Sie verspürt ein starkes Prickeln im Fuß. Er kommt ihr wie abgestorben vor.

Sie hat ihren Absatz sexualisiert. Sie ist zu den Stiefehi sexuell Gingestellt. Sie hat auch eine animistische Auffassung des Absatzes

„AlG Kind halic ich die SticCei .a gerne gehabt, i'ch weiß n.cht warum AU der Absatz .bg.ng, tat es mir wen, als d b ob w h .'^ L c b e n d e r; war o."

Vor dem Trauma auf den. Eise hat Gerda mit Hitfe dc^ Stiefels masturbiert. Diese Stiefelmasturbation faüt Bins>mn(,er als .symbolische Vorwertung ihres Anal- und Exkrementkomplexes auf. Sie leidet seit der Kmdlieit an hartnäckiger Obstipation, neigt zu Erbrechen und hat zugleicli wahnsinnige Angst davor; sie benutzt nur das hansliclie Klosett, hat Angst vor dem Klosett und vor dem schwarzen Loche natiirlicli auch Angst Iiineinzufallen.

Gerda neigte schon als Kind eine auseefinrori,nno pk^k- liehem und tiori^cheni DamunhuU. AI. .TZt^Z ^IT<CZ T"''" Walde in Kot getreten wa., wollte .le nicht n,ehM„ d,n b7t nl ^ w \'ü gehen. Als i!u-e Schwester von den Brüdern -eneit wnrH ^'^'f '=."'^™ ^ald mit Kot in Berührung gekommen war, lief si^tJ de,i' Z uneT' T T ^T wagte sie inoht aulzntrcU-n. au. Angst vor Kot- ü 1 k' i ^'" ^""''^^"

verursacht« ihr „Todesangst". Sie war immer äuSTt ''■w'" '" ^''^'="' Schnhon und hatte nie .chnuUzigo Schuhcr?l ro Pho 1/^''^'''' n"' '^'"" mit Kot ging .0 weit, daß .io Kindergeseli chaC ''■■ '^^/ B'-'™!"''"^^ den Gark-n v.rnnreini.t halten, am licbfSn abgol^^Ti i^"" "'^"'^f ^''^-^^ könne jemand in den Kot treten. Sie hatU^ überh^ L ' '^^^/^"est. es gc^en Hnnde wegen ihrer „Unreinlichkeit". Dü^t; t IT ^^ '^'''■^'"^'" eondors ekelhaft". Womi eie aa Durchfall leidet X.ht "l ''^'' ^^^

zu sein. Bei dieser st.irken Vordrängune d<^ p.. ^^*^ »'^terhen« krank-

es sich, einer Sjmiptomhandlung Gerdas zu gedenken h!^^""'?^'^'' ^°^'"^ da die Affektverkehrung noch nicht stattgefunden nnri I ? ?"' ^"'^ '*^'"™^- und Darminhalt noch ein unverhohlenes war C a ^'^«''^fiäe an Dann

"" ' ^"■"" ''"'^" '""''- ^'^^' <^™ ^^^^!^iz^ :t

*) Vg], die Abfiatzphobie!

tm

Schuhnägel lind AbsiltKo io ibrcn BoKielnitigcii /um l.icbesldinn. 377

fernt. dann die Öffnung aufgerissen und darin iierunigowühlt hatten, bis die a- ' - 1^,-aiiBfiplpn Es war uns inioreseant zu sehen, was darin ist, tr'drsSnfdlße,, .Bt." Sio .chauWta dann kräftig, da,„it „och r Wo„=fipI<* Abends etecktcn sie den Schwanz wieder hineui, um morgens r^nLeTfzü n„t.u.hen". Dies war vo,- der Episode auf den. Eise.''

Sifi litt oft an Jucken im After, das sie durcii „Pressen und Offnen"

K Lti^pn suchte Die Darmentleerung war tustbctont/) weil dann

L Juck n aufl^örtc. Sie drückte beim Stahlabsetzen sebr stark, bis

das JucKen a ^„^^^^^^ ^^^^^.^^ „platzen". Si«

e.„o Wärter. "J f ;.- ^,^ p^-^^el., wenn ein Fuii eu^esdüafen T fd-nn dasBlut wieder hineinkonunt. Diese. Prickoln in, F«üe ' riot durch Sitzen mit ^.kreuzten Beinen, „leb .aß oft

r;e?:::kt otn ..n fe.t auftreten. da,mt das Blut wieder

hineinkommt."

hmeinkommt. ,11

n >,-.,. 7i,m ersten Male auf Bezieliungou zwischen Darni

„Wir stoßen Jie. jm ^^^ ^^^ ^as Prickeln oder Jucken auf-

(After) und Fuß- An be'den li-^gi«-!^ ^^^^^.^^^ Abwehnnaßregeln; sie

getreten und an beiden ^«^^■^ ":. .''^™ ^|,,„ p,ßo fest auf. zieht den Darm

drückt oder preßt dagegen; tritt mit.

Kiiearamen. Würfprin ob könne beim Driickcn etwas platzen,

Die Warnungen der W ar e vorübergegangen. Denn sie be-

waren nun offenbar J''^'"^.. P"^^^^^^^ hab« sie oft das Gefidil gehabl.

richtet weit^^r, bei ''^'; J^^^^^ ,^^ i^aput dabei, er wird auseinandergerissen,

" '"■"" '''^/'iw' Genau dieselben Befürchtungen werden oft wört-

,^der Dam kann

;P kann nid.t f^^'^Z^^^^orU i

lieh in b..7.ug au Absat. und Stiel J ^^^^^^^ _^^^ ^^. ^^^ ^^^^_

Gerda empiindet ^^ ' ;™ ;;'' j^^^ Augen sind nicht klar, es herrsdit entleening wie bei 'l^;" ^f ^^^g.M es rascher nach der Stuhleutleerung

'•'" ""f i '^"oÜnaSt n Nach befden fängt sie leicht an zu weinen, wenn \

al6 nach 'l^" O'^^'^^^^jj,,, |„t sie Angst zu sprechen. Wenn mau einei, n,an sie ^'i.^^*^^' ^;"" (^.^ dem Hinein.ch lüpfen), hat sie Angst, „es gäbe Stiefel auBmnandeuiehtvor^^^^^.^^^^^^^ nur nicht fest auf don Absai. auf-

einen Kuacko . „-■"; _ .^ Kopf"

treten, sonst fühle "■^"j^ ^n ausführlich^^) die Beziehungen zwischen

'rr^rStX -mg. vom mit. Kot gefüllten Bauch ergeben Ohmnacht und f '^^™ ,,,. Schwangorschaftskomplox. Sttihl

sich interessante ^<^^'^'; ^.,,„ .^mi Stuhlkomplex. Gerdahatte -JAhsat.^-^- Darme an wie .it Wurzeln. Der

,. ^^„yi „och nuf dio urtjihiDglicho Lust au der 1) Die öinifie«" ^^'''"'"'l' .■'" Angabe sie habe besonder« gern auf des Vators MäkLttion uew. tinA^ut™, «'"^^ .^ ^^^ der Vater eie bei dor DotSkation auF großen Topf geeessen, und ein ^ i,,f' einen deutlichen Exhibitionstrieb. wSbrend <ler dem Topfe überrascht. VntiM ^^^^^ .^^ ^.^^^ ^^^ j,^, r^„„„^_ ^^

Scbautrieb bei ibr stark vordr ^^

Leuton auf dio Abeütze ^'-"; öriBinidurbeit llUix^cangtrf^ jedem Analytiker wärrn- ') leb kann die Lektüre dor Ungroi" : , , , Dr. W.Sl.

Bt£D6 empfeblen.

r, _

378

Feti Schi Sinns.

I

l 1

i

Schleim heftet den Kot an die Darmwand. Das Losreißen des Absätze« findet sein Vorbild in dem Losreißen und Durchbrechen des Stuhles in die Bauchhöhle. (Infantile Exkrementaltheorien.) Vor der Eisepisode hatte eie zuweilen das Bett verunreinigt. Sie zeigt ausgesprochene Anal «oxualität. Ebenso deutlich ist ihre Urinsexualität. '^^'^"^'^^ "^"^^

„Im Anschluß an die Bciiierkung, wenn sie ntwas a„f.„„ häulig Wasser lassen, berichtet Gerd^ daß ihr 5^ w ^f ' """''^ ''^ ^^^' oine angenehme Empfindung verun^achrbe^^ndeS ^Z'^ITTJ"'' ^''" Sie habe mit 7 Jahren audi öftere mit den Händi.r.n o ^^'^'^ ^''^'*-

Es passierte besonder., wenn s^a^ de" Sr«

Situationen. Sie halio dabei jene Gebend eenau fn Zl ^^ ^'^'^l'^S«"

Dannausgang, „Ich wollt« L nichtTn'd lILrc^^SX V%t .s geljort sich nicht/; Noch mit 11 oder 12 Jahren habe sie t gelan'

W.r erfahren hier Beziehungen zwischen „dop vorderen Gefend^' ..i. wir in der Analyse die Vnlva bezeichneten und der AnaWimf rp ' * Beide« sind für Gerda crogene Zonen, die ikzt immer märaTi/r^^ Vorschein kommen, neben der dritten, in der NWse wichfiS ' ' '^ Zone, der F..cn-Absatz-Kog,on. DiJ BoziehungT zliJAt itn ITZ gionen werden im folgenden klar zutage treten

nrnnJ^^w*^ ^'■folgt das Prcsseu vome, dann das Hinfassen, dann kam der Drang, Wat^sor zu lassen und dann ein „offenes Gefühl" ein rS . ob es vorne nicht geschlossen wiire. Dikes Gefühl nußt^P.^i' ^"f den Druck der Hände «teigern, sie „konnte es St Lr«^^ "^ '""*

Wir denken hier unwillkürlich an das offene OefüM" ,1 n j 7.ichen am^ Absat. verspürt, und ihren un^E ehi^ Dran, t ^'"^ SU pressen . *^^aog, „dagegen

Bei jenen Manipulationen an der Vulva konnte GeH« ^.r. n . erhöhrn. indem sie sich in recht traurige Stimmi,n^«n ^'^^,^'*™ ^enuß noch die Elteni würden sterben, es könne Albert etu-arrL ' ^'"^ ^o^teUte,

sie an gelbe Stiefel .lachte, wurdo das Gefühl Srk^'^''''" "'"'" ^"""^ ^^'^

Wer die Beziehungen zwischen Sadismus und Aiials,^vn.rf«. . / der wird erkennen, daß die Furcht, Albert könnt/r ^* '''^*'

Umkehrung de« Wunsches ist. möge Albert .f P^s^ieren, die

erste Anfall hat ia Beziehungen z.m .jüngsten Bruder'Ma'xTr'. -^?" sich gerne so zusammen, daß niemand an sie b.r i ^'^ '^"i'^^'^«

Dabei preßte sie die Stiefel zwischen die Beine J' "-""«" l^^nnte. demonstriert, hat sie das Gefühl, der Absat? r.,t. i "^ . ^" Vorgang «'eg. und muß weinen. (Tod des Bruders?) '' '^''" ^^'^^«^

Der Zwang wird wie bei allen r'etischiRtpn «,; ^ i. ,

Der Absatz ist ihr Ideal, er ist ihr Kind ihr P.k u

darauf sitzen, inn Lust zu empfinden. Nachher 'kn , ^^'^^' ^"^ "^"^

daraufsitzen, aus Angst, er könnte abbrechen Sie ZTx T"" "'** ™^'^'

T . n . . , , , ^^'^^"t es selbst ein:

„Ich muß mir em Ideal aus den Stiefeln gemat-ht h^\. xt

auf dem Eise dachte ich mir dann: Ich habe JL ^^'^^ ^^^ Unfall

ßie aber emmal so lieb gehabt

Schuhniijii'l miil AI.'^hIk.; iJi ilireu Be/iehiingeu Kum Licbeslebeu. 379

und muß weiter an ihnen feethalten, weil eie so echwach sind. Ee war ein gewölinliehes Pfiichtsefülii. Die Pflicht trat aber an Stelle der Liehe !"^)

Idr Sie müBscn aber auch großen Haß gegen die btiefel empfunden haben weil' Sie eie nicht mehr zu Ihren Manipulationen verwenden konnten!"

Tprda- Wenn ich später wieder kapiitc Stiefel sah, schleuderte ich sie weg da brach der Haß durch! Ich hatte das Gefülil ich hätte es nicht um Stiefel verdient. Ich hatte gerade so dafür gesorgt und anderen passierte ;f Hn.i. niP die viel gröber damit umgingen. Ich fand es so ungerecht. Ich habet immer wie etwas Lebendos behandelt Wie mein Absatz at. ging, war es wirklich eine Enttäuschung. '

' Es ist ziemlich durchsichtig, daß der Stiefel die Mutter repräsen- tiert und der Absatz das Kind, das sich aus dem Mutterleibe loslöst. Das wird bald klar worden. Ihr Haß geht gc^en die Geschwister, be- sonders ^egen Max. Daher verknüpft sich m,t diesen \ erste iungen ein peinliches Schuldbewußtsein. Koi herauspressen und e.nen Absatz ver- lieren scheint Identisch zu sein. Binmanger fuhrt aus:

-,v- 1 v,«n ,„ld7t nur die Genitalkomponente der Masturbation niiher „Wir haben zuletzt nui uie A„^iko„,ponente. Krinncm wir un.,

betrachtet. Nicht minder ^^ f ^^ i'^j . J^^^^j^ j J Stiefel inasturbiert. Auch daß Gerda zugleich -" ^.^^^f ;!1 „r ein „angenehmes Gefühl"." '" ' terwu^S''dati/erSrnich^ kommen (Stuhlabgang erfolgen), denn der Darm war dui^. ^ ^^ ^ TS^'^^^^tlZ trcS=' S .Se. ^^^et S Lm und seit^in furchtba. Ai.st vor SS Wenn ich allein saß. habe ich mich entschieden am meisten mit Dam und Stiefel abgegeben. Die beiden gmgen Hand in Hand gehörten für i ,7,=.„u>iPn- sie waren meine besondere Unterhaltung. Als es damals ■" ffk rrabe h mch furchtbar geniert, daß die anderen es erfahren' nachts kam haue ii^n "'i^' ^. , ]^,„,, j.j,.,,;f ,^,^.5 Monate

um-don und ging allen aus dm A^^^^^^^ ^^^^^ ^^^^^^^^ _^^^ ^^^^^^ .^^^^ ^^^^^^

.päter. ka-; <'-* nmt gut, md nun hat der auch (d. h. wie der Darm)

.umuten, ^<=J .Pj;^^, '^l^hgegeta und sich geöffnet. .Jetzt war es der Stiefel,

mcht '^lS':^f'^-^^t^^^^ nach dem anderen fiel von n.ir ab und

der mich .m Stich gci^u ^^^^ ^^_^^^^^ ^^^^^^^^^ ^^_,^.^j^^ ^.^

^"T- Tiht iinti en SexlKheorien, wie wir .päter sehen worden). Wie auch auf 1'"« >'^™ , .^3 ^,,,, ,„eino lelzto Hilfe der Absatz (sc. um weiter der Darm "^«l^Sogeben Imtt^^ ^^^^^ ^^^ ^.^^^ standhielt, fühlte ich mich

masturbicren au ^"""J" j^,,^^ ,„^1,^ .^m Zustopfen, denn mein blcßer

gsinz verlassen. Nun haiie »^a Fuß war nicht hart genug.

fM\f d-iB Absatztrauma auf dem Eise als den Verziciit ^^'"^'^Ti i .male S iefelmasturbation auf. „Dieser Verzicht auf die genitale "^^ ^nalf ^^ ^^ j^^ wahrscheinlich, daß sie mit dem

Absltf ;:t::?d S'pielte. Kurz vor dem Trauma erfolgte die

Oeburt des Brüderchens Max.

.■ vv.niMuiie (k:^ MutlLTkomplcKos! .) Vgl..p^- <>'':! ;;'."„l! N-'bt.« in da. Mi. '1 Sic maclit.c aamUOt unimn

380

Fetischismus.

^

„Das Ereignis, welches vor dem Trauma auf dem Eise am gewaltigsten in das Ijcben Gerdas eingegriffen hat und deesen Spuren wir bei der Ver- folgung der Analyse der Absatzpholjie immer deutlicher auffinden werden, war die Geburt ihres jüngsten Bruders Max. Gerda war damals 5 Jahre und ;i Monate alt. (Das Trauma auf dem Eise erfolgte kaum ein halbeß Jalii- später.)

Bevor wir uns die Wirkung ^lieses Ereignisses auf das Seelenlehen des Kindes klar machen können, müssen wir seiner infantilen Soxualforechuug gedenken, die ihrerseits durch die Geburt von Max mächtig angeregt worden sein muli.») Fiel sie doch gerade in ein Alter, wo jene Forschung ihren ersten Höhepunkt bereits erreicht hat. Hören wir Gerda selbst: „Kinder waren nacii meiner Ansicht Ableger der Mutter; wollte Bio ein Kind haben, so mußte eio etwas Besonderes essen'-'), Haferschleim usw., um dick zu werden Hatte sich im Leib genug angesammelt, so platzte er auf. Zuei-st sprang derMagen- knopf^) auf, dann riß es weiter nach unten längs der dunklen Linie (Linwi alba). Das Kind sdioh sich langsam heraus') ein fortiger Meusdi nur winzig klein.") An einer Stelle war es noch mit der Mutter zusainmen- gcwacheon, das löste sich nicht von selbst, sondern mußte abgeschnitten worden. Der Arzt nlihte nachher alles bei der Mutt-er wieder zu. Sobald dae Kind nun das Tageslicht erblickt hatte, wuchs es sehr echnell, biß es ein nunnaks Baby war. So wie idi's mir körperlich vorstcUte, dachte ich mir auch die geistige Beziehung zwiseheEi Mutter und Kind."'

Hier stoßen wir auf den „M a g e n k n o p f", womit sie den Nabi-I bezeichnet, (Sollte Nabel nicht manchmal das Wort Nagel verdecken?) Wir erinnern uns, daß das Drücken des Absatzes das Oefülil auslöst als wenn ein elcktrisriier Knopf berührt werden würde. Dann beadite man die ßadietisclie Auffafisuns der Geburt. Gerade wie der Dann 'beim Stuhldriickeii zerplatzen kann, so platzt der Leib der Mutter bei der . Geburt. Das Kind reißt sich von der Mutter los wie der Ahsat?, von einem Stiefel oder wie der Stuhl aus dem Darm. ' .

Die Anschauung Gerdas, daß Kinder Ableger der Mniti..- -«i^r, ' auß ihren Beobachtungen im Pflanzenreich. ""^' ''''"^- ^'^""""^

„Ich fühle mich ganz und gar als ein Ableeer oH.-r- AK^t„.i, M„tW, ,c„„il,t Gonda. J,.., hatt« ich oft ta Man^'n'ei* Xlrdal

*) Wir Briniicrn uns, dtiß Gerda noch einen anderrn i ■• -"

Albert. Bei de.ecn Gohurt war m- 2 Jahrp alt. Wie *-oit Fri.n *^™ ^""^'"^

E«i^i. erhalten und etwa mit ... Gob.rt v„. Max ^^r,^:::XTj^1^ zu eniicren. Es Fcheint, wio wenn er immer Ua eewcepn w'i^„ i j und atrtB bevorzugte Begleiter .i.r Schwerter. ''' ^" un.ortrennli.h.

=) Ein aiidLWB Mal gebniuchtc Gerda den Ausdruck ..einnehmen" ') In ihrer Kinderspraclie gebräuchlicher Ausdruck für Nabel *) In dirsem ZuBammenhang sei daran erinnert rliß r, a' tJünti erscheinen wollte. ihr<u i.eib einzog upw. Nur nianchtml 1, i t. gehabt, wenn der Darm ganz voll war; dann hatt. .ie J G^lvU 71'^" ^T"^ anch durchgehen, es schiebt bo viel nach". Rie habe dann n,H "Jl.l f .T "^ begreiflichen HungtT gegeesen!

") Su groß wio eine „Badepuppo".

Gerda immer möglichst

■' i^f^^fi ti III Uii

dann mit einem ihr sdbst

SchuhDiignl und AbsiLun in ihrea Beziehungen /um r.iebBBlebpii. ;.jgj_

dif iimeen Fflanzoii ans den lüten hei-au6wacheen Wenn sie dann groß gemig diV so werden sie geLrcniit und in einen lopf iür sich ul cm gesetzt. Ganz !i .1-^ .nUinn,^ ich mich einer AmaryHis, an der t^icii hnigäani eeitwäi-ts ^^KnSonVneuo FUa«.. entwickelte. Jeden T.g habe ich nach- '" Tn ^ kmmk' nicht abwarten, bi. iol. de von der Mutter trennen psel en nmi ^^^ '"^^ ^^^ ,, ^,j„ |^,,i„^ Wunderwerk. Genau die Formen der konnte. U ''%''^^'^.^^,, i,,„j,,„„ snchfe sie nach unten Halt zu be- großen A^'-^H^^- '■;„,', "^^^ ,'hon die Erde, aber .ie mußte doch noch ''""'T\, 1) ^Shrl w S. Dann «eUten sich nadi oben Blätter an, von der Mutter f'";f ^'^ "^^^.i.^i^ ,,^, Licht. Da glaubte ich ee wagen schoben --^Ytf V '^Sl Se ich sie lo.goiöst. um nicht, zu zerreißen - zu kennen. Ganz ^°^-'';";*' ,^,, .bellte idi sie in mein Gewachshaus,, an

die beste bteitc, ^^^ •'.,;•„, i:„k «io t^osar niich und fing an zu welken.

a«i none Schöße. '^^t^\Sä'^'i war das gerad. mein Fehler. rc:h habe s'« bego en und fe ' J ^^^^^.^^^^^^^ ^,^.j ^.^, _^^^j^ ,^j^,,^ ^.^ j^,.^^^^

Uie kleine AmaoU ^ ^^g cii ^^^^^^ zugeführt wurden, in sich

bobaß, alle die -'^"1^'^^^°*!'' J" [,), ,,,un, .ie m irüh von der allen Flianze aulzunehinen und 7.u ^erwei ^,^^^.^^^^ j^j^am. Sic hätte sich auf iiatür-

viel Fiireorgc." j

] motovi-il für dit* Zinkensymbolik. Die Zinken }

E. kommt "-- ^*f ;'^ ^,,H den Spalt zwischen Absatz und I

sind etwas Klomes, W^-ßes da au ^ ^ ^^^ ^^ ,

Sohle hindurchBciuinmert. 1.B tiU inr j etwas Lebendes wäre. (Ein Kind.)

, - ü^„.7w.1■J'^ll[r im Walde einen alten zerfetzten Stiefel ^

„Als wir bei mnem bpaz efcang ^^.^

am Wege liegen sahen und .b -^^^^^^^ ^.J^ ^^^^.^,j,, i^^^e. ' ant-

Anblick di^^^^^^^'^hr ^f-J^-'^S die (.liunlu.h die allen Stiefel) leben 1

SÜ' meiln dl! zS Sil uSr^nehr hell, nicht mehr fn.ch, sind ab- 'l

gefitorben, t^t-'" ^innere sie sich ganz besonder., daß die Zinken,

I^,Gcgen.at i /-> yi^ ^^,^ -j,^^,,, ,i,,„,„ Absat. .ah, „so "

.];,. ein bei der Lju^f*"" ''"' ." „.,,.... -„ t^M ,.^ k:,Tn mit- cpstprn auf

innerUA, das VVeibc. um. ^^j|^^ h^bendig an^. Wenn man enien

Und das Gelbliche nn Absat , ^^ ^^^^.^^^^ ^^^^ .^^ ^^^^^.,^ ^j^^^,j. j^^,, ,^^,, ^.^..^^^ As*, absehneidet, da sind au< c'^^^.^^ ^^,.^ j^,^,^^,,^ ^^^(^ Holhmderzweige ah- ,nnne™ mich die /^'"l;*^;";, !^ ,;„<, ,(,) ,md Peitschen davon gemacht. Wenn geschnitten als Kinder ("^ ; '^.^ ist das Mark eingetrocknet und dann die langen Zweige abgcstointa ^,^j^^^ ^,^^,1,. ^^^^^-^^ anfangen;

haben l keine Kraft -f ;' .-^, ^ ,h'U, Stiefel, der so verwittert dahegt. dann war es tot Dam" t-i-'^'f' . ]^,, m,,- beim Stielel, der getragen w,rd. Da stören mich die ^mkim yn ^ ^.^ ^^^ g^^^,.^ j„ d^,,, f,ig,l,^.g

sind die Zinken lieller r^^^^^!^. an frisches Mark, in dem Saft drin Mark drin ist. Zinken ^^^lüohln in den Zinken mehr Leben mehr Saft ist Ich dachte, daß bei Kiutit ^^_j^^^ ^^j^^. .jy^ppdorrt. da sind sie

drin steckt; bei Mämiorn. aa

582

Foiischismus.

schon älter und kräftiger. Ich stellte mir vor, daß, wfiui die Schuhe alt werden, auch die Zinkon leblos, tot werden ; dann iöt es nicht mehr so echlimm Kinderscliuho sind eclilimmer, weil ich das Gefühl habe, sie sind jüngur' Wenn ich Stiefel lange getragen habe, habe ich das Gefühl.' jetat können eie's anshalten, Ich wußte, was ich davon zu halten hatte, was ich ihnen au- muten konnte. Dies ist mir gestern ganz klar geworden, wie die ganze Natur lebte und der Stiefel tot dalag."

Ihre sadietischcn Pliantasien (Töten der neugeborenen Kinder?) vorraton weitere Assoziationen, die verständlich werden wenn man statt HoUundcrsaft Blut Betzt. Hollunderstäbe sind pflanzhche Zeu-ungs- organe, schon wie die Zinken aus. Sie erklärt in diesem ZusammeSiang „Vom Absatz habe ich nie reden hören wollen wie von der Zeu^^un"-^

Am nächsten (79.) Tage erfahren wir noch folgendes:

„Im Frühling sah aileö noch gleich aua von außen, erst wenn man es abschnitt, merkte man, ob noch Leben drin war oder ob es tot war Wir eoIlt«n die frischen Zweige niclit abschneiden. Wir wurden auch angehalten die Kosen richtig abzuschneiden, sonst verbluteten sie und es ginge so viel Kraft fort, llauptsächlich, wenn man daran reißt und es nicht ganz ab- kriegt, dann bleibt es hangen. Dann hat man es eigentlich getütet, ver- dorben, der Saft steigt dann nicht mehr nach oben. Slilnchmen koimte ich es nicht, weil es ganz fest saß! Sonst hätte ich's ins Wasser gesteckt I-h hatte es zerstört, ohne Nutzen und Freude daran zu haben. Wenn so "' Zweig am nächsten Tage baumelte, dann hatte ich ein Schuldgefühl I'-m"'

81. Tag: llollunder? „Es war mit rätselhaft, wie Blätter und BlüL herauskamen aus dem einfachen Holze, rote Blüten! Da müßte m-n l ü schon vorher Farben und kleine Blüten drin sehen. Man sagte immer H 'v Saft drin, der macht alles, aber es war mir unverständlich, rätäelhaff ' -^ a sein sollte. Ich habe oft gefragt, wie weiß man vorher was d-i 'f" -^ Blume herauskommt, z.B. wenn ich etwas gesät hatte; gerade weil u'"' ^^"^ vorher gesagt Ijatte, daß die und die Farbe herauskommt Ich hatt^" T^^ wegen das Gefühl, ich könnte es bestimmen. Ich habe mich furehtbf ärgert, wenn mir widersprochen wurde. Ich glaubte näinlicli wenn ' i, ""i ^^' schrecklich gern wollte, dann müßte es geschehen."') ' ^ ^''^'^

Wir nehmen also an, daß Bie die Geburt von Max seh r i

empfunden hatte und allerlei sadistische Phantasien ausi t-t ^^|" ■^^ ihn umbringen würde. Wie stimmt damit, daß sie die M tt ' ^i? ^^^ hatte, ihr noch Zwillinge zu sdienken? Einerseits können " " ^^ ^^ ^^" bipolaren Einstellung eine gewisse Heuchelei und Schau"'T " '' nelimcn, wie wir sie bei Kindern so häufig beobachtet hnhpn^^^^H^'"^^ ^" vielleicht die Vorstellung, daß der Leib der Mutter dann s^^ütZTol «■erde. Der Groll dürfte sich also auf die Tatsache der GebuA 'eine- Konkurrenten beziehen. ' **

») Deutliche MaBturhationsphuntasie mit auffallend „männlichem" Clia

') Gerda hatte auch ihre Muttür oft gebeten, sie miichto ihr noch T ilHni-.-

«chenkcn; ;i1b eich dieser Wunsch nicht erfüllte, machte rip ,-i„;;„ j ,^ 11 ,: iiTi. 1 II i. j f . .1- . . *in/ig und allein de-n

Bchleclitin Wulcn der Mutter dafür veriintn- ortlich und grollte ihr des

"^ 1

SchuhDägül und ÄbBütKe in ihren Beziehungen zum I-^ioboslebeii. 353

Gerda hat übrigens den Stiefel als Henne benützt, darübei- ge- brütet damit ein Ei herauskommen soll. Das l'latzen des Stiefels ist, also das Platzen des Mutterleibes. Dabei betont sie immer wieder, daß Zinken, Stiefel und Absatz für sie etwas Lebendes sind.

Wir sehen ukc, wa. iu dieser Schicht* der Analyse die Absatzphobie

Phantasie. Wk haben ^'".f.^^f ' Jf^ ^\1,_ ^ie Gerd. ..gt, einen Keim Ab.at. und S.efel «'"! A' ^^^^"^^e n -leu^^^ entwickelt. Dieses

Organ ist ge^ohnheh ^""J^ Wachstum des LebewosenB und ni dessen der Stiefe offen, so ^^^ ^^^,/ jf,S ^ Hinsicht bestätigt linden."

des Mensehen übertragen wurde. Der lianm lautet.

r . i I mil Mima eebadet. Wie wir heraussLiegen, hat sich bei

u ^'' tücl^el Seim gelöst und blieb im Wasser. Und da war

Mama ein S^'?'^;^,^" ^fS weili nicht, ob es Stuhl war, der hing

noch ^t^-^;^^;'^,f;'£iS:''üä guckt, ich e; eioen Moment au und da zusammen mit dem bcblenng ^^^^^_^_ ^^^ ^^^ ^^ .^^^^^

ÄSf üf fr'ut h Man-, was das wäre. Sie sagte ein tctee deutlicher, m rrub ^^^ ^^.^^ ^^ grauenluift, wie

Lma^S%a trt.ß'siö':ht Ki.d noch m sich gehabt hatte. Das Swamm im Wasser; da bin ich aufsewacht.

A I ,™ i,'nni>,inik-i(> hat sii^h alles entwickelt, au.-- deu Nachträge: Aus d«''" l^^" 1;}^ ^J i^nge^ogoncn Armen und Beinen. Fetten kamen die Gheder, Das Kind ' f '"^^"^f^J^^ehrbnche der Gebnrt«- ..e ich e. mit 12 Jahren auf «"^«" '^J^^ i^"'dom Momente, wie Mama hilfe) in unserem Kranzchen ^ ;^''^ ^ ^'^^^j ' J, „.t.et.,t, dali sie das sagen das sagte, war ich nicht -fl^^^^ {^ find es grausam von Mama, konnte, ich war jetzt ihre 0 e g n e . 1 ° . \ - ^ j^ ^ m e h r G e f ü h 1 d a b e i das .11 sagen. Ich ^^■ar empor^ daß sie ^_^^ ^^. ^^^^^ .^ ^^^_ ^^^^^^^

hatte. Ich glaubte übrigens ""/''7';,i ^, durch einen Zufall heraus- gewesen, schon seit Jahren und mm sei

f-ekommen. Tranmes verrät deutlich ihre verschiedenen

Der erste;ieil de J^^^^^ ^.^^^ „ömite noch ein Kmd ge- Geburtsphantasien und ihre Ang , Herzlosigkeit auf die

hären. In dem ^^.l^^^^^'^^^^^^^^^^ ihren Haß und ihre

Mama und wird ^^^^^f ^"'"^l '^^^^ es aber, welche jedes neue Ki.id Empörung g^^en f « ^^«"^^ ^j^^^^t,^ ,, könnton neue Rivalen

Z^ ^Z^^^--^-^ ''-- '^' ''-^'''^''-

lange im Leibe der Mutter -chse^. ^^^ ^^-^^ ^^^ ^^^^ ^^^^ ^^

Sie .st f -^^-^ "^^Vwelt kommen. Auch dio Schwangerschaft

rbr^erl 1:1"^^^^ sie eine Zeit der Besorgnis. Die Gravide

384

FetiBchismuB.

1

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könnt» fallen, straucheln, stolpern oder mit dem Fuüe umklappen, wenn, sie die Treppen herunterginge.^) Gerda selbst fühlte beim Zu- sammensein mit der Schwester in der kritischen Zeit ein Gefühl der Unsicherheit in Beinen und Knie und besonders in der „Absatzgegend", Bei der (Jeburt dieses Kindes trat ein Gefühl auf, als wenn etwas abgetan wäre, als ob etwas in ihr sterben würde, tiie begräbt wieder etwas. Es ist offenbar der Wunsch, der neue Rivale (ein Enkel) möchte sterben oder totgeboren werden, den sie begi-äbt. Der ganze Schwanger sdiaftskomplcx führt m der Analyse zur Aufdeckung des sadistischen Komplexes: Operation, Blinddarmentzündung, Aufsclnieiden des Bauclios bei freiem BewuiJtsein, AuseinandcrreiUen, Ausweiden Stuhl- ontleerung und Ohnmacht. Wird als Experiment der Absatz während der Analyse gedrückt, so liat sie die Angst, es würden ilir alle Ein'- gewi'ide durchgor issen, sie werde von hinten nach vorne durclirisseii, sie werdo ausgeweidet. Sie empündet das Berühren des Absatzes wie eine Narkose plus einem anderen unbekannten Gefühle.

Man Sicht, der Absatz symbolisiert in erster Linie die Vertretung des sadietisclien Komplexes. Der masocliistische erweist sich als Än^st vor der Strafe (Talion).

Sie kommt in dieser Schichte der Analyse auf das große Trauma ihres Lebens, meiner Ansicht nach das Urtrauma: Die Geburt von Max.

Der Absatz erweist sich in ihrer Darstellung als der Bruder Max- „DaliL'i hatte ii;h doch das Gefühl, ich wisse etwas, wovon die anderen keine Ahiun ig liätttin. Ich liatU' iimiier tU unschuldig zugehört und die anderen waren so unvoreichtig! Mama war etwa 3 Wochen getrennt von uns. Be- sonders x.iicr.^t hat sie mir sehr gefohlt. Als nie dann wiederkam, freute ich mich ^ichv und docli war das Verhältnis ein andcrea geworden. Von da an hatte ich einen kleinen Bruder, der die Hanplaulmerkeamkeit auf sich zog und i(-h wiir für ihn die große Schwester. Die Schwester nmßte mir aUes 7cigi'n, wie fr gcpUogt werde, damit ich e6 genau .so machen konnte bei meinen Puppen. Sie lehrte mich für mcmen Bruder sorgen, das eei meine Pflicht als iiltere ychwestcr; als ältere liättf^ ich auch die Verantwortlichkeit für ihn So fand ich mich auch allmählich sehr gut in meinen neuen Po-lpn ein 1 machte mich dadurch viel .=oibständigcr. Im Bewußtsein der Verantwi! tr l keil, für meinen jüngeren Bruder Ueßen meine Ungezocenhoit/.,. nmortncn- nach. Als es aber buld darauf benüUt wurde, umS^n i>2 ZfxvT m brechen, empfand ich es ak Druck und Last und suchte oft mich daJZ zu Sporren! ■!&«&' "

Nach der Geburt von Max war ich eii.p>.ti- v, ^

aus meiner früheren Stellung im Hause verdrängt Ih'^'''' langU) nicht mehr to viel von meiner Mutter, denn in mir erwachte iet t''^"^" starkes, mütterliches Gefühl. Ich wurde selbstloser und fühlte mich schon ganz und gar verantwortlich für alles das, was in der Kinderstube geschah. Ich wollte mich unentbehrlich machen, wollte den Gesehwietem wirklieh etwas

') Der Stirfri und Absatz als Kindesmörder!

Sühtih iiüfe'ul und Absätze in ihren BeKiehungen zum Liebeslebeu. 335

oein. Deshalb durfte ich nichts Dummes sagen, noch fragen, damit sie keinen Grund hätten, über mich zu lachen."

Das Trauma auf dein Biso (Absatz!) wird vci-ständlich. Der "Bruder wird geboren und stirbt. Sic ist ja wahnsinnig eifersüchtig und in ihre Mutier verÜebt.

Wir finden bei Gerda ursprünglich eine sehr starke Mut U-r Übertragung.

Wenn'sie als kleines Kind abends im Bette lag, mußten die Mutter oder deren

^rsatzi Sson die Kinderfrau, noch einmal nach ihr sehen, sonst ^^'eml« sie

-tund hmg Oa hat .ie die Muttor „n Schlafe noch umarmt und geküßt

esondergern .drängte sie sieh in den ScholS der Mutter, damit niemand

ganz von ihiei ^^^ /^ ^'" j,,!,, ^„^er den Arm der Mutter. Das sei ein dabei den Kopf an hie Biusl, luio ^' dagegen" und dabei

wunderschönes Geluhl ^'}''''^\^^^^r;^l^',,^^^^^ Gerda war .tolz darauf, mußte die Mu f J-aunj^^G^^ ,, jen iüngeren

von ihrer Mutter selbst S«:*^'^ \;",^ Übertragung und als weiteren Beweis Brüdern Entspreciend dieser a.KÜb^^^^^^^^^^^^ ^,^^_ ^^^^^^^^ ^^

dafür hnden wir bei Goida ein ^ .^^.^^ ^^ju,,,. ^^Wemi ich so

vor dem Leben ^J'^'^fJ^^^X ,s i^ünne sich etwas ändern, dann hatte ich bei Man., sal und ^^^"^ J^^^^te ^^^^^^^^^^^ lj,,„„ „mochte ich auch immer

Angst vor Welt und ^<^'"''^ oi^c^ e ^^^^^^^^ ^^^_^^^^^ ^^^.^^ ^.^

uur zu Hanse bleiben. ^^Ti^Z^^ 3 « wünschte nur immer, „klein" zu

außer sich vor Angst und b^"»^,';^- J'' ■^^^. j,j^ Änderung in ihren

bleiben, „Mama immer zu behalten . Da er ^J^ "

Kleidungsstücken, v 0 r allem 1 n ihi en btieiei u

dabei, daß die Zeit verging, daß sie iiltoi- wurue.

Sie identifiziert sich mit dem Stiefel! . tt n

Doch ihre Einstellung zur Mutter ist bipolar: Liebe und Haß.

(Und zwar Haß infolge von Eifersucht.)

Vor Max' Geburt war Gerda nun besonder, viel mit ihrer Mutter

.n^aninie Oft durfte sie auf dem Sofa neben ihr liegen, wobei sie dann dSt g .lie egeUnäßigen Atemzüge der Mutter verfolgte. Dann gmg die

M ftte P^ lei t die StSdt und Gerda war allein. ..Mama konnte mir niemand

Mutl«! piouuui damals tast einzig nur an

""^ !"tuo? r^ ^ucrSiSich'tn aLn meinen Ge.chw.steni am

niemei f '^"'^ ' ;'"' ^^ ^, bestand ein vollständiges Verstehen zwischen

ähnhchsten .^f ^" ^f ^'-i^^^^t allen Fasern meines Herzens. Nun piötz-

„ns beiden, 'f^ "/ '^J/ i' ™^ ,■ Geburt etwas dazwischen!"')

lieh schob ^}ll\ j^,^, ,,,ße„ Eindruck, den ihr folgende Erzählung ,,Gerdabenchtet 011 dein g ^.^ ^^^^ ^^_^^^^_^ ^^^^^ ^.^ ^ ^^^^^^^

iiirer Mutter geniacht "^^^- ^^^ ^ ^ g,„ ^ i s e. Als ihre Mutter etwa 6 Jahre aieo vor der LP;^ geslorbcn. Um die Tote im Sarg zu sehen seiihre alt war, sei deion .mu ^^^^.^^^^^^ ^^.^^.^^^ gj^ aber sotort zu ruckgerissen Mutter auf emeni ^^™ J' . g^jj^ „i^ht so neugierig sein, das passe sich

worden sei mit den ^'^ ''[^'^^„.„-„uif, .ü^ mir immer den größten Eindruck

.11 . Ti-ic war die i^tesL.!'"--" i*^' nicht usw. „Uas wai

^— '^ .■ n-insicht voll zuiu BewußtBein gekommen war, fühlte sie sich

^) Als Gerd. dies. Emsioht vo ^^^^^^ ^^.^,^,,.

«0 fm im Eopf., ..^lenverß.«gt , "^ct nd

Hl

886

Fetiscbismus.

machte", sagte Gerda. Wenn sie nacht* allein im Bette lag, habe sie oft mit Grausen und mit furchtbarem Mitleid mit ihrer Mutt-er daran denken müssen. Dann fioion die Gedanken gekommen, wenn es ihr selbst so ginge, wenn sie selbst ihre Jlutter verlöre! Sie etelltc eich dann vor, die Mutter läge im Sarg; sie selber hätte ihn auf- gemacht, wäre hineingekrochen und hätte den Deckel zugeschlagen- sie hätte sich ganz klein gemacht und zugeschlossen.

Wenn wir hier schon Phantasien über die Rückkehr in den Mutterleib yennuten so finden wir diesen Gedanken ganz offen ausgesprochen, indem Cxerda erklart, sie habe sieh schon als Kind eingebildet, sie würde sterben und dann wieder von ihrer Mutter geboren werden. Es wäre Nacht alle- wäre zu Ende und linge dann wieder von neuem an. „Ich wollte wieaen wie alles gemacht werde und alles gegangen ist in der Zeit, wo ich mich au nicht« ermnere, wo Max und Albert noch nicht auf der Welt waren." Dann wollte sie eich aber hesecr an ihre Taufe (?) erinnern!"

Also eine typische Mutterleibepliantasie, wie wir sie in alten diesen Fällen konstatieren konnten! Doch hören wir, wie Max' Geburt auf sie gewirkt hat:

Ein uuffallendos Gebaren Gerdas aue der Zeit der Schwangerschaft der Muter wurde uns bekannt im Anschluß an einen Traum den Gerda an, *^S7. Tag erzählte:

„Ein Paar schwarte Knopfstiefel, die meiner Mutter gehören sollten . . standen vor mir. Die Haken waren ganz heil, aber das Leder an Aev ierse hatte Locher.') Mir war das teils widerwärtig, scheußlich mid dann tat es mir auch weh, daß ich am liebsten geweint hätte Der Anblick war für mich persönlich ein tiefer Schmerz, und zwar so stark daß idi davon sofort aufwachte^ und nicht wieder einschlafen konnte' bis ich an andere Dinge dachte."

In diesem Traum, der im abringen für eich spricht, fällt der Patientin eine bestimmte Szene ein, aus der Zeit vor Max' Geburt, die sie folgender- maßen beschreibt:

„Ich sehe Mama noch deutlich vor mir, wie sie sich in ihren bequemen Polsterstuhl setzte und langsam Stiefel anzog, zu meinem Entsetzen aber nicht wie g (.> w ö h n l i e h K n o p f s t i e f e 1, s o n d e ]■ n n e u e r- d i n g s S c h n ü r s t i e f 0 I. Eine Änderung war mir nie recht; daran mußti> ich mich immer erst gewöhnen. Jedenfalls ging ich zuerst etwas im Boc um sie herum. Mama lachte über meine Abwehr gegen Neuerungen 1 klärte mir, sie habe schon leicht geschwollene Filße, deswegen "tr^^J- sie Schnürstiefel, die könne sie enge oder lose schnüren, wie sie wolle E' gewisses Etwas stellte sich in den nächsten Tagen zwischen Alain-i und mid'^ etwas Fremdes, gerade an meiner Mutter, was ich nicht Übersehen km,n+^' und heimlich schielte ich öfters auf ihre Stiefel!" '""^"^

Gerda muß also die geschwollenen Füße der Mutter nachträsl' I h wesentliches Schwangerschaftsinerkmal aufgefaßt haben was i «'p^^*-'' übrigen stimmt. Die geschw-ollenen Füße haben ihr damals offenSi noch inehi' Liiidruck gemacht als der geschwollene Leib.

') Hier handelt es sich um die „weibliche" Schuhgymlpolik

1"

Schutmägel und Absätze in ihren Beziehungen zum Liebeslebea. 387

Von nachträglichen Bemerkungen zu jenem Traume sind noch für die Analyse besonders wichtig:

Der Gedanke, daß ich einmal im Leben bei einem anderen Sehuhniacher meine'stiefcl maclien lassen müßte oder vielleicht Sclmüretiefel tragen müßt« ütier fertig gekaufte, war mir entsetzhch. Darum schente ich meine Stiefel doppelt, damit sie nur nicht kaput gingen.'")

Der Traum zeigt eine sehr durfhsichtige Symbolik. Die schwarzen 8<-huhe sind Todcesymbole. Das Kind (die Haken) ist erhalten, aber die Mutter geht zugrunde, sie liat Löcher, der Sdmh ist zerrissen. Gefühle des Ekele und der Widerwärtigkeit (Kkci vor sich selbst!) und ein tiefer Schmerz (Traaer über den Verlust der Mutter!) über- wältigen sie so daii sie erwacht. Die geschwollenen Füße mögen sie an Krankheit und Tod und vielleicht an die Erektion erinnern (was aber nicht bewiesen ist, wie die ganze Phallussynibohk, die m der Ana- lyse noch uichf zutage trat). Der Schuhmacher dui-fte der \ator sein, der neue Schuhe in die Welt setzt. Sie will das Liternhaus niclit ver- lassen. Der Gedanke ist ihr entsetzlich. ^ ^^ , ^ ^ ^ , .^^ ^

Weilere Einfälle zm- Geburt von Max: , Mit Max Gebmt schnitt etwas Neue."! ') Mama hatte alle. Alte lünle. .ich geworren.^) Mama w,rd dem weuee ein. } mciiua, i.n,nmf ptwas Neues, was gar nicht zu uns paßt.

Alten abtrnmng; ^"^ ''';""^[,h"^'",t„ii;'' /e^ hi !t nun doppelt am Alten

was ich ^■"/'"''^■^7^"'S^*^";äSar^^--' Z" J^-" Taule von Max .eilte f^t, weil Mania davon abgeg..- j^_^^^^_^^ m^.^^ wurde sie

Gerda neue ^^ ^«^ '; ^ " 'jj ; ^^^, i^ einem iiiibewachlen Moment, sie

l^hSer^gien difarn - vertauschen. „Ich konnte miniö.Uch nene

Schuhe --f -. „^^tul'demlL'bemerkt .ie jetzt: „Da ri.sen meine Stiefel

' . th wS den ^n-i.senen Stiefel .sah, da riß auch etwa, in mir.

auch noch wie '^'' "i^ -„iBeinamler; bis dahin war alles gut, gewesen,

Auf einma ging der Stiefel an^^^ In dem Moment gmg, >ch weiß nicht

hatte ich die ^^'""^^^^^ ^''\; -^^^^ ^,,[ einmal «ehcnd wurde! So w.iß ich, :^ S'anIS'Vr'votMax' Gebul-t an mich an gewisse Dinge erinnere, bi.

''^'"Dir'ieSn"s^U>nltSn den nun folgenden seclischoa Kampf des t.- A rhl deutlicher Bevor wir aber weitergehen, muß noch einer Be- Kindes ^;l'"; J^^™ die in die letzte Zeit vor der Geburt Max' fällt gehenhoit gedacht wenKn g, ^. a r de r T o d e i n es V e tters,

äe'r 8 C vt SSrt erfolgte. Gerda hatte den Vetter zwei Tage

""~VTi7 G.rda wirkliot oinma! in ci.K-m ancit-ron Sdiiihmacherliiden Stiüfd aii- ,.■ . ,u.l .iL. wie wir wissen (b.S.374), in <ine Obüinucht. Sie erklärt, damals V riL iha )'t zu bau., Bio hab. .id. von etwa, losgesagt, sie habe dn Unrecht das Gefühl gdiabt ^_^ oiiunm.ht in den. Momente eintrat, wo die \'exkäuferin

getan. ^^7'''™ ;'"' ''.'.,; ^„swdteto, damit Gerda bequem hindnlret«! könnte! ^'^" '';%r aS,": tinn:^ .com an das Ein.ehndden der Stidd ia dn., g. d, Umii Faß (vgl »ucb die Angaben über das Sich.chnün^Ji!), ak an tia. Kin.ehneiden

388

Fetischismus.

vorher noeli gesehen. Sio habe damals „das Blaue vom Himmel heruntei- gefragt und als Antwort immer \xieder gehört, er wache nie wieder auf"

Dae "i^ort kouDte ich gar mchi recht fassen; „für immer eingeschlafen'^ wurde mir gesagt. Ich stallte fortwährend Fragen, nn, mir eiiL Bild vom bterbeii eines Menschen machen zu können.

Ich wollte genau den Grund wissen' Da kt- auf ^i^^^i t i . fehlt etwa. Aul den. Wort: „Nie nieder" t^t th' i LT l™ t Lat nicht davon ab, das war entsetzlich. Ferner- Wozu wprHm, ^ Äl' u die Erde gesteckt, wenn sie noch gan. sind? Icl hTtte J' ^'r^r-i'! kennen gelernt, daß alles m Ende ist." ^ ^"""^ ^^' ^^^^"^^

Man sieht aus diesen Ausführungen, wie Geburt und Sterben ihr ganzes Denken beherrschten und wie sich alles wieder im Stiefel Hakten bilde symbolisierte und ihrem Denken aufdrängte.

Zum Sc-hwangerschaftskomplex in seiner ^Beziehung zum Stiefel ist noch einiges nachzutragen:

„Wenn Gerda eine dicke Piau sieht, die sich schnürt muß eiß ' denken: Genau so,_wi6 wenn die Zacken vom Schlittschuh in den aS einschneiden! Da wird auch allmählidi etwas zerstört da auillt f^iLiV l unten oder oben. So auch beim Absätze. Das Leder wird doch a A

gezogen. Darmii sind mir auch ausgebogene Absätze schrecklicr^WA^? ' eine Taille babeu. Wenn ich daher Leute mit solchen Schuhen laufenseW habe ich das Gefühl, sie kneifen sie einfach ab. Besonders habe icrfiir Gefülil, wenn schwangere Frauen hohe Absätze tragen' aieseö

Wenn schwangere Frauen sich schnüren, dann muß immer etwas reiR^» und dann wu'd etwas zerstört, dadurch und das Kind kommt früher nri . es wird zerstört." - ^'■"

„Bezeichnend ist forner der Ausspruch Gerdas: „Wenn ein Mensch äich schnürt, dann fängt das Becken an zu wackeln wie ein lockerer Absatz " Gerda selbst liat liiir einmal eine halbe Stunde lang ein Korsett setraf» Dabei hatte sie Angst, sie würde „daraufgehen". Sie tnig ihre Kleider immer sehr lose. „Ja, nichts Festes um den Leib, sonst merkt man so leicht w der Leib geschwollen ist." Am schlimmsten sind ihr die Korsetts die' vo ^ in die Leisten einschneiden."

"Wer die vorigen Kapitel genau studiert hat und meine A führungen über den Zusammenhang von Zwang und Fetischism L- der wird die folgenden und vorhergehenden Auefühi-ungen le' bt^ ' St/Onon. '

„Leib wie Absatz dürfen nicht eingeengt, nicht einee^rhnü.f ; geschnitten werden, damit innen nicht« zerstört wird! Ai f !? ^^°'

geechlagenen Bahn führt uns eine Beobachtung weifftr',1- i, ^"^'' ®'"' vor der eben mitgeteilten erfolgte. Gerda hatte hei Jrl , , '?S^'^^ ^^itUch auf der Straße einen losen Absatz gesehen Sie hLttl T nV -^^^'^^^^" verpflichtet, dem Kinde zu sagen: „Bleib stehen ^f. P^^"""^' ^'^ ^^' Mncin; die sollen nicht merken, was da gleich m~c^tZ ^^S?" ^"^^™ ^^ ein lähmendes Gefühl uud dachte dabei: P^'^reu wird." Sie empfand

„Das Kind macht etwas durch, 'wovon es iiberwält;„f etwas, das es in seiner Natürlichkeit noch nichf .-r?, ^, ^'^'■''™ ^^' .veiter geht, kommt das Ereignis, dann kommt de. R,^ ^™- "^^'"" *^

uei Haken ganz ab, das ist

'^

Schuhnägel und AbsäWe in ihren Boziehuugeu zum Liehesieben. 3g9

die Katastrophe!*) Ich dacht«, das Kind gibt sieh oiiic Blöße; ieh hätte mich darüber werfen und sie mit dem eigenen Leibo Bch(it/en mögen!"

Auffallend, aber sehr lehrreich ist der Umstand, daß Gerda bei Knaben nie auf den Gedanken gekommen ist, es könne ihnen etwas mit dem Absatz passieren. Harmlos erklärt sie: „Mädchen sind nicht so geschützt wie Knaben, daher passiert ihnen eher etwas." Es braudit kaum betont zu werden, daß wir hier auf Beziehungen zwischen Ab.satz und Gesehleeht stoßen."

Allerdings Knaben müssen nielit Kinder gebären, so daß ihr Leib platzen kann. Andrerseits zeigen sich hier Beziehungen zum Kastrationskomplex und zu einer Attitüde, die in ihrem weiteren Aus- bau zum „Kampf der Geschlechter" führt.

Der Absatz ist ein phallisches Sjiubol, sein Losreißen eine Ka- stration, sein Entblößen ein exhibitionistiecher Akt:

Wemi bei einem Manne etwas am Absatz passiert, dann zeigt er mir die Zinken und dann kann ich nicht anders, dann reagiere ich darauf, dann bin ich unten. Dann hat er mich absolut in seiner Gewalt. In der Ohnmacht weiß ich dann gar nicht, was er mit mir tut! Tch bin empört in dem Moment! Ich muß immer hinsehen, das Gefühl ist so stark, dann falle ich sofort Er hat auch etwas drin in sich! Sobald ich das sehe, fühle ich meinen Haken ^ bin unten. Mit 12 oder 13 Jahren habe ich zum ersten Male bei einem Manu einen losen Absatz gesehen. Ich hatte gleich das Gefühl das ist ein ordinärer Kerl! Das sagte ich auch dem Manne auf der Straße' {dem Exhibitionisten), ohne zu wollen. ,,.,.,,

Allein die Sjonbolik Gerdas erstreckt sicli nicht nur auf den Stiefel, «ondmi auf alles; was mit dem Stiefel in Berührung kommt. So wird der Schlittschuh ein Symbol des Kindes, das fe^t an der Mutter hängt^ mnswmwer macht das Experiment, einen Schl.ttBchuh anzulegen uni mit einem raschen Zuge den Absatz loszuhebeln. Gerda wird blaß, der Puls sinkt auf 48 Brechreiz und Schweißausbruch. Sie nimmt aber den Schlittschuh samt dem Absatz in den Arm, sie zieht ihn wie ein kleines

Kind an die Brust. , . , ^ r,

. Die Zinlcensymbolik erweist sich als sehr reich determiniert. Der

Stiefel ist ein bisexuelles Symbol. Der Absatz ist der Penis. Sie ist

ein Mann und hat ein Glied. „Der Stiefel mit dem Absatz erweist sich

als em Ganzes, einzeln ist es wertlos " . ,.,,-,

1)1= kam mir vor wio Max, den Mama zu sich genommen, direkt mit

. i!,,n,im. hatte und der mich verdrängt hat. Wenn ich einmal mit

sich verbunden hatte umi dazwischen tun sollen. Max

Mama verW -^^^^^^^^^ Mama und mir, ich stand daneben!"

^^ Die -Zinken stallten für mich das Schicksal dar da« sich dazwischen

+ n^ zerstörend in ein Ganzes eingreift. Mit Max semer Geburt

schob sieh unwillkürlich etwas zwischen Mama und mich und ich wurde

''''""'Ttzt sehen wir ganz aus ihren eigenen Worten, daß Max durch die Zinken symbolisiert wird. Aber die Determination geht nocli weiter:

) Sc. die Geburt. ' '

390 Fetischismus.

h ! sterben bcgriircii."

„Zu Gerdas AuÜ'üSsung von dem SÜefpl alo vn« „*„, r> i-

trennbarem und UnzerstörbLm sei noch figtdren Ih.V IHn'" T wark^n, bi. das im Absatz a««gewachson iet ganz dun^ i H '' .- r allniahlidi ab, dana ist es ja egal ob es kann? .! '*^ ■■ d^nn stirbt.

Dann ist da. Lobon des Sti^Is'be ndet dann' st ^iTLT ''" f '^^■ sind .i. zusammen gestorben und hab n nich f du Si.elSf Tk^ '^'"" f^ammcngehalten und alles gefeilt." amchgemacbt, haben zu-

leh: „Sie hatten ako den Wunsch TusWu-h mi* ik ms ., . Gerda : „Der Gedankt, daß me^ Ste ' .or ir^tlr'." '^''■''"■ " .n,r en;.otzlieh. Da «-äre nicht, mehr ül>er mir geCen -' " ™^' ''"'"

„Wenn ihre Mutter vor ibr fiterben würdi' 1 .

üae Wäre aber ein furchtbar beängstTglis Gemhl T' '!? ^''' ^'"^ ^"'^"■■ Neues konimon, dann müßte das Ne'rS.nt tm'Tngfalle"'''^ '^^^"^ wieder an und sie wäre oben." ^^ '^'^^^ ^"" vome

„Ich hatte immer da.s Gefühl, Mama etebt ü h^ , ich hänge mit allen meinen Gefühkn an Mata Da LTh" ''v.*^"'"""^^'■■ vom Absat. in den Stiefel greifen. Wenn Mam imn .ot^ I ^'^'''' ^''' müßte ich auf ihren Platz rücken, dann müßte bei Z ^^'" ^'^'^' '^^"" Dann gingen meine Gefühle wieder nirinten In le^ M ''" ^'"^ ^^="- die Zinken da heraus kamen, hatte ich yonZtJlZ ^ ' ""

da. durfte ich doch nicht, das kan, mir dod gat Seht ,f /" Xt''^ ""•""• geboren war und Mama noch mitten im Leben drin war nn.l ^^^^ ß^'^^^ sterben begrilfen." ^^' ^^^^^ "icht im Ab-

Gerda stellt diese Verhaltnisse graphisch fnlpon^«™ n Lebea erscheint ihr wie ein aufrecht stehTder kL f (sTtet? f"" ^^' eine Baggeiraaschine!). auf dem die einzelnen p7,^^ Cspater sagt sie: wie ve,.chiodene Positionen oinnehmen Zu .Tr t « dVlllS^^^ '""'? t'^' abend, in der Mitfo die altere Schwester, zu unte^ die Pa t "'Vi.*""'" Episode auf den. Ei.e gestehen sich aber die feTMUntf^n p ''^ ""■

.0. daß die Mutler sich schon jenseit. des Höh 0^ ?^d K- ^'TY''" und sie .elbst schon beinahe anf den früheren Stendoi; S l:''''"^ ^'^""^ ^var. Patientin erwähnt ferner hiezu : "'^ ^'' ^^"^'*'" ^'^''ni'^kt

„In dieser (2.) Position kam mir schon etwas n.,f.i, f . >

^ nicht .ein! Ich hatte mich fast auf den Posten v lu ""^"'' ^''' it schob ich Mama ab, brachte sie dem Tode nH . ^ ^'"^ ^'^^^''^t.

ich ihre Rivalin und habe einen kolossale^ ""^ 'er, verdrängte m. Da

ist mir alles so klar, als ob ich es hSgllb * T^ '^"^ ^^^an. -iir- 1 . . gleich sagen kÖnnen'"'1

Wir sehen, wie jetzt die Machtverhältnisse in / l' hineinspielen, das „Oben" und „Unten" (Adler) ^\ ■?. P^^'-iPathie Sie ist oben und der Absatz unten. Der S Lfe, tn h ".".^ ^'"^ ^^''^'^■ das Symbol des Beherrschten und des GetreLe. n ' ''*' "•'''^''' tatsächlich der hindläufigen Auffassung Bei d J J,' ^'^tspricht ja

der Trauun,' dio Dräute den Männern auf den FnP n ^''^''' ^'^"'"''^ Vorbedeutung. Sie werden dann die Herrp." tt^^ '^* ^'""^ S"*^

~ n~^~ , u " ^ "ä^se sein Das

') D,cfior Ausspruch zeigt, daß wir t* hier niclit Mu

Phantasien zu tun haben, sondern mit altem infantilem Mal 1" "'^" entstandenen

worden ivur. Trutzdem Udurfte ee der gtschüdcrlon Er R ^^ "'" ^^"^ vergessen Vordrlingimg ]iervorzuhcl>cn. Ist dies geschehen so ch 1 "'^'^"''*' ""' '^^ ^""^ 'l'''" immer gewußt zu halwn'', und spotten so scheinbar ,W T^" '"'^ Kranlten stets, „ca

vorhergegangene!, Anstrengungen.

durfte Damit bin ich

Das ist m

Schuhüägcl und Absätze in ihren Beziehungen zum Liebeslebeu.

391

'JYeten mit dem Stiefel bedeutet auch eine Besitzergreifung. Sie ver- trägt es nicht, daß die Mutter zu oberst steht. Wenn sie in Olmmacht lallt, so wächst es unten immer stärker. Sie fällt von oben nach unten sie gibt eine Herrschaft (über sich selbst?) auf. '

Ihr Traum vom toten Kinde (S. 383) erhält eine neue Erklärung: Ich hätte ch.r das Kind .ein inögoa, das noch in ihr war, dann würo es anders gewesen. Aber wir süiiiden nobe neinander imd rf-, },-,+(■> 1 etwas Totes in sich. Dadurch hat sie mich verletzt T^b v l r i . , ■^ geschoben, leb hatte im Traume den Platz den ich tn^ ^"''^'^^ ^^'f '^ Call., abgetreten. Früher .tand ich u n tf^SL „d t^rrTo'?'"' -.-orzug. Das hatte ich alles aufgegeben. Dafür verlangt^ thLrd.ft"'' allen bleibe. Da hat sie .ich aber nLwa.s E>:tra.s ge.eh!flTof und "^i'thS davon geäagL, etwas, was ilir Inlialt war und wovon sie lebte Hätte sie e- mir gesagt, daß sie das Knul m sich habe oder hätte sie es nar in dem Moment gesagt, als es heraaskain; hätte sie es mir nur anders gesagt dann hätte sie alles gut macheu können. So aber rissen die letzten Gofüble für sie lind ich hatte das Gefühl, es isi etwas m mir wieder kalt geworden "

Sie unterwirft sich der Mutter, sie steht gerne unten, aber sie will dafür l.iebe und will nicht durrh neue Rivalen (Max) in der Liebe ge- stört sein. Sie kann nicht teilen. Im Traum« steht sie neben der Mutter sie ist ihi- gleichberechtigt. Die Anfälle gehen auf dies Verhältnis zur Mutter zurück. Deshalb kann sie mit der Mutter über ihre Anfälle jiicht reden. Sie läßt sich nicht zn Leibe rücken.

Und doch hängt sie mit allen Fasern an der Mutter und kann sich nicht von ihr trennen:

„Etwas hatte sich mit den Jahren zwisclien uns geschoben und trennte uns Wir wurden durch nichts mehr so fest verbunden wie früher Mama hatte vielleicbi nicht, genug Di'uck auf nncii ausgeübt, hatte mich nach und nach losgelassen oder beiseite geschoben und das vertrage ich nicht. Deshalb habe ich inich immer mehr abgesondert, hm meinen eigenen Weg gegangen und doch kann ich nicht ganz auf eigenen Füßen stehen, denn in meinem tiefsten Innern - oft verdrängt und beiseite geschoben ist noch immer ein Gefühl mit dem ich sehr an meiner Mutter hänge. Es läßt mich nie ganz los sunderä schleift mich immer mit; ich kann midi nicht ganz los- reißen weil ich zu viel Gefühl habe."

Man beachte die Sprache, die Wahl der Worte und den seelischen Verrat der eich in diesen Worten ausdrückt. Sie ist wie ein Absatz, der losgelöst doch noch am Stiefel hängt und sich nicht trennen kann. Ihr ist die Loslösung von der Muttor nicht möglicli. Bei den Haken ist ihr das Losreißen das Schreckliche. „Die Zinken ritzen Wunden in das Leder des Stiefele - in das Mutterherz."

Der Stiefel ist also auch das Muttorherz und sie der Absatz,

Her an diesem Herzen hängt. Die Zinken sind aber auch die Finger

der Phallus^) Sie sagt vom Handgeben bei befreundeten Menschen:

^Das greife ineinander wie Finger einer Hand in Finger der anderen

39-^

Fetisch ismus.

greifen. Je näher man befreundet ist, desto intimere Sachen bespricht man, desto tiefer greifen die Finger ineinander ein.'"

Sie erkennt, daß sie zu frühreif war und zu tief die Probleme von Tod und Geburt überdachte:

. „Pur mich hatte das Schicksal zu früh und übei-ft-ältigend in mein Daseiu eingegriffen. Icii verstand es nicht, war noch nicht kräftig und widerstands- fähig genug, um es zu begreifen Ich ahnte nur die Macht dos Sehicteak und hatte Angst vor dem Leben Das wurde mein Märchen vom Stiefel .,n,! Absatz; das scliönste und auch dae grausigste enthielt es zugleich für miT Werden und Vergehen!" ^ " '"^ "^'^'^-

Ja, der Stiefel war ihr das Schönste: Die Liebe und das Grau- sigete: Der Tod.

Aber auch ihr Verhältnis znm Vater tritt in der Tvim^^..„i,-- Analyse deutlich hervor. Der Tod „„d da. Be^^^^'l^T^ZTlTZ grauenhafte BegebniBse. Sie hatte eine „furchtbare Ähnlichkeit" zwischen den Gefühlen beim letzten Stiefelexperiment (Abreißen des Haken ^ a den Gefühlen bei dem Begräbnis festgeBtellt. Der Haken ist Jl. ""J^ der Vater! Ihre Mutter sagte oft lächelnd der Paca tv.r i\?'^

sie. Sie hatte das Gefühl, sie müßte für ikn Ireen Z T "^^ '" sie neben Mama und hatte dieselben Rechte wie Mamr 1^%+^!;"! mit dem Haken wird dadurch zum Symbol der Ehe D^r q+ ?,] Mutter, der Haken der Vater, beides ein Lingam ^^

über die sexuelle Bedeutung des Stiefels gibt um Binswana... reichlichen Aufschluß: ^

„Durch die Masturbation war der Stiefel ihr Freund ihr Liebbn^ il,, Sorgenkind, ihr Allerschönstes, ihr Ideal geworden, das sie mit aller So?kaU lüteto, man kann wohl sagen verhätschelte, das sie vor den Blicken andere, behufsam barg und mit dem sie bozcichnenderweiso einen wahren P i v keitskult trieb. Die Stiefel waren ihr Eigenstes, -aren nn^r^S bar m^t t verbunden, goradezu mit ihr venvachsen. Wer den Stiefehi etwa t letzte Bio selber im Inncret^-n. So schon war die inniee Ver..;«;^ ' '^""

Stiefel, daU Gerda stundenlang sich ihr hingeben und damit in r^^ '"'^ ^^"^ von der Welt abschließen konnte. '" ^^''g«" Träumen

Mit überschlagenen Beinen, den Stiefel feet eeeen H^r, n so daß er Vulva- und Analgegend berührte, saß Gerda d-T^^?"' ^'^Pi'eßt. der harten Sohle und de« Absatzes tat ihr wohl et Einschneiden

chistiechen Komponente ihres Sexualtriebes die wir ^^*l, ^ ^^^ "^^<'- erotischen als in der allerotiechen Phase finden Der F "«^^Ji ^" '^^'^ ^"*«- ein, ein angenehmes Prickeln trat in ihm auf und «ff t lu ^^^ ^^'^^^ 'eicht ein, dessen Befriedigung als besonders angenehm üf^ ^'"'^ Harndrang Gerda mit dem Stiefel so „dagegen preßW' daSn h f "^^'^ ^'"■^«- ^enn Gefühl, daß da unten an Vulva und Anu.' aC Jl '" ^^^ beruhigende niemand an sie heran könne, zumal ja auch UnteridbT? ■,?'''" '^'' ^^^ Kleide gut verdeckt waren. Der Stiefel diente aber l?,u ^^'"^ ^^^ dem zur Beseitigung des „offenen Gefühls" er soUte , , ""^ ^""^ Seliließen

ein Ausdruck, der an das Verstopfen einer OfTnnne m h i ^^'"^ -'"^'^Pf'

""ing mittels emes Zapf

:en'-. ^ens er-

Schiihuiigpl und Absätze in ihren Beziehnngen zum Liobcsleboo

393

innert und der uns an die mit dem Sehaukelpfei'de vorgenommone Svinptom- handlung gemalmt."

„Die Stiefolmasturbaüon war nun bei Gerda nicht die ursprüngliche Ponn des analen AutoeroUämus. Hir muß jene Form vorausgegangen eein. die in einer willkürlichen, durch öfl'nen und Schließen der Sphinktermuskulatur hervorgeru teilen Bewegung der zurückgehaltenen Fäknlmaseen selbst hoeteht. Gerda beschreibt diesen Vorgang ja ganx genau und führt ihn zurück auf daB lästige Jucken im After, eine selir häufige Ätiologie dieser Art der Masturbation. Bei der Darmentleorung hörte das Jucken von selbst auf und das war angenehm, berichtet sie. Durch das Zurückhalten des Danninhaltoe konnte sie diesen Lusterwerb beliebig ausdehnen.') Erst nachdem sie das gelernt hatte, muß dann der Absatz als unterstützendes Hilfsmitlel hinzu- gekommen sein; dadurch, daß er den Darmausgang verschloß, eine etwaige ungewollte Stuhlentlecrung verhinderte, konnte or jenem Sjiiel nur Vorschub leisten, ganz abgesehen von seiner direkten Reimmg der Analgegend."

Wir seilen eine neue Determination des AbBat2es. Er ecliließt wie eine Kotsäule den After ab.

Nun kommen aber die Einflüsse der Erziehung, welche das Symbol verändern und reieiier ausgestalten;

.,Die6e autoerotisehe Betätigung fand aber bald allerhand liindemisse. Kinnial wurde das Kind durch die Worte der Wärterin erechrei^kt, bei dem starken Pressen könne etwas platzen (und was die Wärterin sagte, war ihm ein Evangelium!); dann kam es zu jener unireiwilligcu im Anschluß an Be- rührung mit dem Fuß iiufgetrotenen Stuhlentlecrung im Bett, die Gerda so ■sehr iE Schrecken versetzte. Sie zeigte ihr, daß sie sich auf den Darm allein bei der Masturbation nicht verlassen konnte: und doch mußte sie sich darauf verlassen können, daß kein Stuhl erfolgte, emmal um nicht von den Ge- schwistern ausgelacht, von den Envachsenen gescholten zu werden, zu aller- meist aber wegen ihres eigenen, jetzt schon exzessiven Horrors vor Dann- inhalt."

Wir müssen auf die erscliöpfende Darstellung der Sexualgeschichte in der Arbeit von Binswanger Mnweisen und uns mit den notwendigsten Hinw-eisen begnügen. Er erkennt, wie die ganze tiexualitiit und der Kon- flikt zwischen Erziehung und Trieb an dem Symbol des Stiefels ab- gewandelt werden. Der Urspi-ung der ganzen Phobie ist ilim ganz klar. Nachdem wir die Absatzsymboiik durchgearbeitet, ihre Assoziations- , u "fSJ haben ist es an der Zeit, des Ereignisses zu gedenken, bahnen ^^S]';^^^^^^^^^^ das Motiv all dieser Phantasien zu suchen

m dem wir den f^'e?.f 'X^atzohohie nicht denkbar wäre: der Geburt von haben und ohne das die Absatzpnuuio^u ^ ^ _ ^^^^ ^^^^^ _^ ^^^^^ ^ _^ ^

}!iax. Ich kann n Gehörige weitsch Gerdas, den KemkompU

'^ noch heut, bestehend. Obstipation m.i

ß zum Teil als Folge dieser An-

gewöhnung betrachtet ^J^^''^""^.^ ^^ ^^^^^ Erkenntnis führtoo (Operationen, Schwanger- .ohaJ. t;äord?sd.wa;.or.cl..ft »ü G.bu.t a,„ „g.n.n Leib.), .eh. ich „i«h.

mohr ein.

394

Fetischismus.

Ibst Kinder schafft (aus Puppir G ^Sn l^'t^^^^" ^^ Phant..!!. ..ereni F.Uo a». dorn Absatz), andrcrse te Lern V H^'^'"'^"^" ''^^'^' *" Jn Vul^r) beseitigt, sich an deren sSue se^t n/ ■^"''''' f*'"^'- ^'"^^o .rck.„ zur bÖBen StiofmutÜ3r, zu einonri er in un ,' "^ ,'1'^^^^^^^^, in. I am,t ,st dor er«t<3 große Konflikt in der £le d "T /''"' ^"«^ Stiefel. Konflikt ™i.c!,en Liebe und Haß zu efncm der ?l. ^^*^'^ «ti^tanden, de,- ■st dje Schilderun« Gerdas über der" repariert m f™"- ^''"" -^'-'-el^^i^Uig versehenen Stiefel, den «io nach dem Traumrauf dem Fir"" T''' ^^'^^' zuruckßescluckt bekam. Trotzdem die Zitle7oin™,P''' i""* Schuhmacher hatte B.e lieber wieder den alten Absatz gSt Ter vnn a f ^'^^^^ »^^tt«n, ■Stiefel gebort hatte, ai. .0 einen Jrenln A ' ..J \^ ^^^"S ^- ^u den

heseitigen, w.lHe an ihren ■^^n^nFUi.r^"^^^^^^^^

und versuchen, .vieder Vertrauen zu !Sr u ^omi: ^^'''''*^'- ^«'■^^''»- riß der Absatz los, alle Vorsuctie, das alte 7u^ vZ' l'' """"^' ^''^de'' .«.Stellen, waren vorgeben.. Wir .rkc-nnen hie^^uct d'" V ""'" 7''^'' ^^'- -Mutter: Wa.. brauchst du in de,nen> Alu.- n.d, ei, u- V'"'''""^ ^^^^^ «"io Die Geburt von Max ist ihr Urtrauma U^l t^^ ^" bekommen r^ Her „fremde Mensch", der Fremdkörner der r.VI,' , ' ^''"^'"'"Slins,

Mutter drängt. Si. aber wollte der Mutter al ■' " '"' ^"^ '^■•' .^ie wollte wahrscheinlioii auel, den Vater verdränT."' T -^'^ ^*'"^- ein kastrierter Knabo: „Mama ist schuldig dad 1 ^^^ ^^ "'""

Binsminger betont die reiche überdeW "" ^^'^'^'" ^'"-" Symbols und gibt wertvolle Hinweise auf die Fnfl ü"o ^^^ -^Iisat?,- Der Erfolg der Analyse war ein glänzender "u S^'^^^^^-^^olik. Behandlung konnte Gerda einen .Schubladen betreten 1 o ^^ "^^^ ^^^ Sechs Woclien nachlior verlobte sie sich. Sie heir t f " ''^'^^"■

auch viele andere hysterische Symptome. ^'^^ ^"^ überwand

Biimranger faßt den Fall nicht als Schubfeti. 1 meint: „Wir haben es hier mit einer einfachen n, , ""^^^ ^^f. Er indem der Stiefel, speziell der Absatz, nur den p '!'^-™^olik zu tun. reagiert darauf, wie sie auf den Anblick eines P ^""^ ^'"^^^zt." Gerda

WY^ud, AnalysL. oin^ Sjöhrieen Knaben / /„„„ !!" '''^'"■^" '''^'^^''• hchcn Seele. Dieses Jahrbuch. II, R..'i.'lfr. ' ^' ^'^^ Konflikt« der kind-

Schuhiiägf] und Absätze in ihren Bezieliungen zum Liebesleben. aoR

Das ist etwas ganz andores, als wenn ein Schuh oder ein Kleidungs- stück einer geliebton Person infolge der Sexual überschätz im ■; zum Fetisch erhoben wird und fürdcrhin sclbetiindig sexuell erregend wirkt. Er betrachtet den Fall als ei&en negativen Fetischismus und reiht ihn den Fällen von Antifetischismus an, die Hirschfeld beschrieben hat.

Ich bin anderer Ansitht. Wir haben es hier mit einem etwas atypischen Fall von Fetisehisunis zii tun, der durch eine gründliclie Analyse geheilt und abgebaut wurde. Was wäre Gerdas Scliicksal ge- wesen, wenn sie nicht behandelt worden wäre? Hätte sie sich von ihrem psychosexuellon Infant ilismus und ihrer Fixation an die Familie be- freien können? Wäre sie vielleicht zuiu Stiefel als Sexualobjokt zurück- gekehrt oder besser ausgedrückt: AVäiv sie niclit dabei geblieben? Ihr einziges Interesse waren die Stiefel. In ihnen konzentrierte sirli ihr Sexualleben mit seinen positiven und besonders negativen Komponenten (Ekel, Angst, Scliam, Grauen usw.)-

Sie zeigt deutlich die Abkehr vom Normalen, die wir bei allen Fällen konstatieren konnten. Ich möchte micli nicht endlos wiederholen. Meine Leser finden in diesem Falle die ganze Verdichtung, wie wir sie in dem vorhergehenden Schürzenfetischismus gefunden haben. Der Stiefel ist ihre Höhe und Tiefe, Gott und Teufel. Sie hat die Weltanschauung

des Stiefels und des Absatzes. »t . i. i

Ich stehe daher nicht an, den Fall als cm Musterbeispiel eines echten Fetischismus zu erklären. Der Erfolg der Therapie ßn,.s,.a»,.rs weist uns die Wege des the^vapeutischen Handelns in ahnl.clien Fallen. Mierdings kommen die meisten Patienten im spaten A It^,- zu uns. Auch s es viel schwerer, erneu Mann zu sexueller Aktivität .u bringen als n We™ dem die Natur eine passive Rolle bestimmt hat. Es wa,. rchtig zu wissen, ob Gerda in der Ehe eine kalte Frau geworden ist. Fast könnte man es befürchten ...')■

"~ -. ™, 'J^iinksiile wfahro ich von Hr. BimKaiißer: „Ich hal>B

.3 ^, f-V7:rmc ;ln und kaum ..h. direkt von ihr .d,.rt. Id, Gerda seit der Analj.e "'^'^'l \ ,,,, „^r echr gut. Borirhte «andto, Ilann

kom.pondic,rt,. an angs ^^ ^ auf'Um«-eg™ zu Ohren k.m. daß sie „rd.kfiillig" hiirte ich langp mcbt«^ mpln. »s ^^^^ ^^^^^^^ ^^^ ^^^^^ ^^^ ^.^ ^^^^^ .cb«crsto

sei. Die Erklärurg <!afui omi ^ ^^^j^^ ^^^^ ^^i, ^-^^^^ überliaupt als ßnbr minder- «.nttäuBcht, hat ihr Vermf)gen a-rafc ^_^ ^^^^ ^^^^^^ ^^,^^,j^ ^,^^^,^^ ^.^,^_ ,^.^ fünfiährigcm wartige Persönlichkeit or^i'.csm iu^_^^. ^_ ^^^ ^^^^^^^^ ^^^^ ^.^ Patientin ..ahst wieder Bestand geschieden. Die Ain er ^^^^ ^^.^^^^ geschrieben liat infolge- u «analysierter bei ihrer Mutter. Ob "'^^ ^ . ^^,„, „lünnliehon Gwebicd^t blieb ja leider un-

Hemmungen (ihre gan^.e ^"^^^'^ ''^._. ,^^^ Enttäuschung und ihr Unglück nicht mit-

XIV. Maskierter Sadismus. (Pars pro toto.)

Wir haben in allen Fällen von echtem Fetischismus eine ausee- eprocliene Beimciigiing von Sadismus konstatieren können. Auf den ersten Blick sehen die Fälle wie ausgesprochene Masoehisten aus, Sie quälen sich und zwängen sich ein, sie versagen sich die Freuden des Lebens Erst die Analyse zeigt, daß dieser Masochisnius den Überbau über einen or" ginären Sadismus darstellt. Schuldgefühl und böses Gewissen formen d ^" Fetischisten zu einem jammervollen Gebilde. ^"

Sein Leiden entspringt einer schier unerschütterlichen Bußtendenz Wofür hat er zu büßen? Was ist die große Sünde? Darauf -eben die vorhergehenden Analysen eine unzweideutige Antwort- D^'e r F tischiemus ist oine selb std i kti er te Strafe iü-

^-rausame Einstellungen und Phantasien. Auch in dem fetischistischen Ideale konnten w.r überall die sadistische Komponente des Zwanges nachweisen. Der Zwang muß unangenehm und mit Schmerzen oder zumindestens Beschwerden verbunden sein wenn er seinen fetischistischen Zweck erfüllen soll. '

Der verkappte Sadismus gibt uns das Verständnis vieler bisher vollkommen unlosliclier psychologischer Rätsel auf d^w. n l .7 Fetisdiismus. Ich bin in der glücklichen Lage d 'lu™ ^'^'f' ^'' eines solchen Falles vorlegen zu können. Bev-or 'vir ^T"' f "^^^'^ schreiten, müssen wir uns mit der Kasuistik dieser Fnl T"'^^''^'/'' mus etwas eingehender beschäftigen. Ich m\] \n H Fetischis-

Abart. des Leidens besprechen, weiclie sich bishe. n t?™ ^^'^'' ^'"^ sprochenen Formen einreihen ließ. Der Fetischisr + '" ^""^ ^^"^ ^^' ganzen ein passiver Charakter. Er stiehlt wohl SacHr V"" l'"'^'" "'''* sammelt allerlei Gegenstände, er läuft seinem Oh^lT ' ^"■"^^^^S' ^' schreitet sehr selten zur Tat. er beschädigt da. OV, , 7 T ' ^'"'^ ^' begnügt sich n.ei.t mit dem Besitze eines harmlosent!.^^' 'f '" ^' in den meisten Fällen mit dem Anblick als Zünd.fn f f "" '°^^' entflammbare Phnntasie. Er ist wie die meisten P ''^''' ''''^*

hrecher ohne den Mut zum Verbrechen Seine , '. .^^ ^'''^' ^'^ ^^'-

eine \ erbrechen sind Symbolis-

Maskierter Sadismus. .iq-

meö, Ereatziiaiidliiugen, blasse Schemen im Vergleiche zu seiner blut- i'iinstigen Phantasie.

Mitunter aber vergreift er sich am Körper, und zwar an einem leicht faßbaren Teile des Körpers. Haare und Zöpt'o sind behebte Objekte in der Welt der Fetischistcn. Das Abschneiden eines Zopfes ist schon eine arge Beschädigung des Objektes, das oft seiner schönsten Zier be- raubt wird. Ebenso unangenehm wird den Frauen das Beschmutzen und Beschädigen ihrer Kleider.

Von der letzten Form gibt es zahlreiche Variationen. Im heurigen Jahre wütete in Paris ein Mami, der eleganten Damen den Pelz mit einer unbekannten ätzenden Flüssigkeit verbrannte imd ganz wertlos machte. Es gelang der Polizei niclit, seiner habhaft zu werden. Andere dieser aktiven Fetiechisten beßprengcn feine Toiletten mit Vitriol. Eine dritte Variation schneidet mit kleinen Scheren Stücke aus Mantel und Kleid.

Alle diese Handlungen werden mit großem Affekte in einem hypo- noiechen Zustande begangen. Die Kranken Bind sich des sexuellen Mo- tivs der Tat meist nicht bewußt. Diese Beschädigungen gehen wie die Diebstähle im Gedränge vor sich, in dem der Attentäter nicht beob- achtet werden kann, besonders an öllentliciien Oricn, in Theatern, Versammlungen, in der Eisenbahn, im Omnibus, ni der i:iektri sehen. Oft wird das Andrücken an das Objekt lustbetont empfunden, oft wird jede Lust geleugnet, wie in dem Fall von Jastrowitz, der eigentlich nicht in diese Kategorie gehört, aber trefflich die i^.ri'egiing schildert und durch Fehlen einer bewußten sexuellen Empfindung ausgezeiclinet ist;

Fall Nr 58: Ein 31 Jahre aRer, seit neun Jaliren in guter Ehe lebender Mann Vater von fünf gosundcu KiTidern, verapürli^ ^eit einiger Zeit die Sucht, sich Gceiistände. die Frauen geliörteii. anzuoignon, ohne jedoch dabei ein WoUuet^efülil zu emiifinden. Als er hinter einer nichts weniger als hübschen Dame süind eiitwe.ideto er ihr so das Poi-t^uioinuiic aus der Tasche ihres Jaketts Bei der Derühning mit der Dame vibrierten und zuckten seine Nerven' er hatte ein Gefühl von Beklemnnmg, da^ in der Unterbrust auf- stieg und ihm den Hals .a^dmürte. 1> litt an Schauder ivie im kalten Wasser wollte uin der Aufregung zu enkeheii, enien anderen Platz suchen, war aber im überfüllten Wagen wie eingekeilt. Zeugen bestätigten seine große \ufre-ung bei der Tat. Er hatte angestrengt Klavier zu stimmen und \rar infolgedessen in einen Zustand nervöser Überreizung geraten. Er wurde von der Diebstahlsanklage freigesprochen. {Jastrowitz, Deutsche med. Wochenschrift.)

Der Schauder und das heftige Angstgefühl zeigen, daß es sich um eine svmbolische Tat handelt. In der Phantasie scheint dieser Mann viel weiter zu gehen als in der Wirklichkeit. Er nähert sich dem Typus, dessen Taten ich „Pars pro toto" bezeichne. Charakteristisch für diesen Typus ist es daß es sich um abgeschnittene oder ausgobrochene, gewalt- sam vom Körper getrennte Teile handelt. Hier reihen sich die Nägel-

398 Fe tisch i Sinns.

Sammler ein, die einen Harem von abgeschnittenen Frauennägeln an- legen, die Sammler ccliter und faleclier Zähne und vor allem die Zopf- fetisch isten, die wir als Typus dieser Reihe etwas eingehender besprechen wollen.

Über einen solchen Zopfabschneider berichtet Petersen^) in der „Münchner med. Wochenschrift" (1921):

Fall Nr. 59: „Ein 30j-ihrigor, unverheirateter Kaufmann wurdfi am OBt.™ta, 192Ü dabei al.gofaßt, wie er .inen iungen Sw^n Stüc^ des b onden Zopfes abBclinitt. Der Zopfabschneider ist erblich '.ehr bdast^-t ■Mve: TaMen mnd in einer Irren.nstall, ein Onkel ist blödsinnig, ein zweiter Saufor. ^■ un z.hn Gosohwistoni sind fünf früh an Krän.pfon gesto ben" von de» funl l.lK.„do,i ist eines schwadismnig und vier augenloideni D^r Zop- absdinndcr is korpt-rlicli gesund, geistig ein wenig zurückgobliehen Vor ^ohn Juhron etürzto er in eine fünf Meter tiofe Gnibe auf den Kopf und brach dm Ann, der so schlecht verheilte, daß der Kranke aufs neue ins Krankenhaus kam und operiert wurde. Infolgedessen litt er monatelan? ^r. großer ICrreguriK, iiianKLdndem ScLlaF. Während des Krieges war er voll^ vier Jahre im Felde und nahm an 27 Gefechten bzw. Schlachten teü ohn<^ schwerer verwundet zu werden. In bezug auf seine Paraphilie machte er iolgendo Angaben: Ale achtjähriger Junge mußte er Unsere Zeit hindurch regelmäßig in einer Wirtschaft Essen hi.lon. Hier sah er immer, wie ein glei ch altr i g es blon de Madchon frisiert wurde. Das Verlangen nach dem Mädchenhaa'r steigerto sich allmählich immer mehr, so daß er oft tagelang phvsisch und psychisch aus dem Gleicligewicht. war. wenn er Blondinen gegehen hatte- Schlailosigkeit, Erregtheit. Angstgefühle, Kopfschmerien, Herzbeschwer- den usw. hemmten dann seine Arbeitskraft so, daß er seine Geschäft«- hiiduT unoidoiillif^li Fülirle und Auseinandersetzungen mit seinem Chef der sonst mit ilirii zufrieden war, bekam. '

Niemand ahnte etwa« von seiner Paraphilie und seinen inneren Kämpfen - bis zu jenem Ostersarastag 1920. Er hatte an diesem Tag nach- mittags eine halbe J lasche Wem in einem Restaurant Pot,-,.„i-, j i als er auf die Straße trat, gleich ein blondes MädS Da ka^ d^ V'''. nach dem Besitz der Haare mit solcher Gewalt über ihn d f i' ohne sich seines Verlangens oder irgendwelcher Gegenvo;stell^cnTwußt zu werden, zirka 10 Zentimeter vom Zopfe mit einer o-™kv, r "*''-" '^^"'^^ schere abschniU, dabei aber sofort verhaftet wurde wX a f H wT noch bei seinen spilte'ren Vernehmungen oder Untersuchungen "h i ^^"^^ über dio Motive seines Handelns aussagen können- hfitnmV ^'" ,^^ wenn aneli der Alkohol seine lähmende AVirkune a^f i i "'^'" 5 "'''^' mag. Er gab stets nur an, daß dio Begierde nach den SV"^^" plötzlich mit solcher Intensität über ihn gekommen sei Ifl -,? '^^^*'" unter einem Zwang stehend, gehandelt habe; er hätteTcT^'r .n °'' '''''' daß er in dem Augenblick so hätte handeln müssen ^^^^''^•

Das Schöffengericht ventrteilto ihn zu einem Mnn-,f r t in dem Zopfabschneidoii eine körperlidio Mißhandiune >n h , ^"^^'S' ""ß'' liehen Werkzeugs und ein hinterlistiger Überfall zu erbl Tr *'"^ ^^^^^'^

"üLKen sei; mit dieser

') Ein TiOptahsrhrnklBT. Jg. 69, Kt.U.

Maskiertor Sadismus. „qq

Entetoliung sei eine schmerzliclie Kmpfindung unvermeidlich. Die Berufunee- Instanz konnto sich alici'dings von dieser „schmor zlichisn Empfindung" nicht überzeugen, nahm ebenMls das ist die ühliche juristische Auffassung 'eine Korpürverlotziing mittels eines gefiihriichon Werkzeuges an und ver- urteilte ihn inl'ulgü geistiger Mindei'wertigkeit zu einer Geldstrafe.

In der Krankengeschichte des Zopf abschnei dcrs ist die schwere erb- liche Belastung sehr aulfallend. Auch die späteren äußeren Lebensechicksale des jungen Mannes, der Unfall und vor iUlem die Teilnahme an zahlreichen Schlachten sind gewiß nicht ohne Einfluß auf sein Nenonsysteiu geblieben, dürften dasselbe vielmehr ernBtlich erschüttert und soino psycliische Wider- standskraft herabgesetzt haben. Zu beachten ist fenior seiuü Angabe über das erste Auftreten des Tj'iobis in den Kinderjahren und die allmähliche Entwick- lung desselben: man ist ohne die Pöychanalyse anzuwenden selten in der Lage, die cipten Anfänge der Perversion so genau feststellen zu können, wie gerade im vorliegenden Fall. Von Interesse ist auch die Schilderung, wie der Kranke bei der Begcliung der Tat von seinem Trieb einlach üben-umpeJt wird, dei' su ur]ilotalich und i^ugleich in solcher Stärke auftritt, daß jeden- falls „zur Zeit" der Begehung der Ilandhmg das klare Bewußtsein getrübt und die fi'eie Wiilcnsbeetimmung beträchtlich eingeengt, wenn nicht ausge- ?

schaltet waren; es ist wie eine vorübergehende seelische Störung, wo die jahrelangen Hemmungen der Erziehung, Bildung, Religion, des Standes usw. einfach über den Haufen geworfen worden, und der Naturtrieb in seiner Ur- gewalt — wie ein Bergstrom alle bisherigen Sehranken zerbricht.

Hervorzuheben wäre noch die Tatsache, daß vi- beim Anblicke des acht- jährigen -Mädchens eine heftige Erektion hatte. Später onanierte er immer, nachdem er Blondinen gesehen hatte.

bemerkenswert ist, daß er aus religiösen Motiven keinen Beischlaf ausübte, währondersich die Onanie gestaltete, ein Phänomen, das wir bei so vielen Fetischisten beobachten

konnten.

Nach der Verurteilung wurde er einer hypnotischen Behandlung unter- zogen, welche vollen Erfolg hatte.

Der Mann Iia-t vor einem Vierteljahr geheiratet. Er soll derzeit voll- Btändig normal, ein braver Ehemann sein, ohne irgendein Interesse an den blonden Haaren fremder Mädchen und Frauen.

So \veit der Bericht. Es ist natürlich sehr fraglich, ob das Mädchen mit den blonden Zöpfen, das er im achten Lebensiahre sah, in der Tat der e r s t e bestiramondc Eindruck gewesen ist. Wir müssen annehmen, daß das ZopFabschneiden tiefer determiniert ist und vielleicht auch mit dem Kastrationekonipicx zaeanimenhängt. Leider ist es mir nicht ge- lungen eines solchen Falles für die Analyse habhaft zu werden. Aus- gezeichnet ist das Übenvältigendc der Impulse dargestellt. Er geht angeblich aus, ohne die Abeicht des Zopf abschnei dcns zu haben. Doch das stimmt mit vielen anderen Beriditen nicht überein. Viele dieser Zopfabschneider tragen immer eine kleine Schere bei sich. Allerdings kommt es auch vor, daß der Impuls zu Hause auftritt, dann erst die Schere ergriffen wird, um mit ihr wegzurennen und die Tat auszuführei^

;^*»—

400

Fetischismus.

Einen anderen Fall entnehme ich der Sammlung von Krafft-Ebing: Fall Nr. GO: Ein Zopfabeclineider, P., 40 Jahre, Kunstsehlosser ledig sUiimit von einem Vater, der tßmporiir iri-siimig ^-ai-, und von einer selir nervösen Mutler. Kr entwickello eich gut, war intelligent, aber früh mit Tics und Zwangsvoretellungen behaftet gewesen. Er hatte nie masturbiert Hebte platoniBch, trug sich öftere mit Heiratsplanen, koitierte nur «elten mit Freudenmädchen, fühlte sich aber vom Ver- kehr m 1 1 b o 1 ch en n i e b ef r i edi g t eh er an g ewide rt Vor etwa drei Jahren trafen ihn schwere SchiclcsalBschläge (finanzieller R„;ii1 ,>r^? machte er überdies eine fieberhafte Krankheit mit Delir durch T)\Z Uinstiindo scliädigten schwer iW^ Zentnünei'ven.'ivrik'm dos r^rhlinV, n i TI Am Abend des 18. Auguei 1.S9 wurde P. auf" dem ^0^10 in Sr^^^^^^^ flagranti verhaftet, als er im Gedränge einem jungen Mädchen .ior^ 7 , ,. geschnitten hattx>. Man verlmftele ilm mit den» Zop hider W ? Schere in der Tasche. Er en Schuld igte sich mit momL^et Sinnel..r rang, imBOhgor, uiibezM-inglitliBi- Leidonscliaft, gab m daR n J\.T Tn , Zöpfe abgeachrntta hatü,, „ie er daheim in ^.l,^,:; EalüZ "„aS^:

F. gibt an, daß er seit drei Jahren, wenn abends allein im /■ sich unwohl, ängstlich, erregt und schwindlig fühlte und dann vom DrT^ hem.ge.ucht wurde Frauenhaar .u bete^ten. Als er gelegeotlieh den S .unea jungen Madchens wirkbch m der Hand halten konnte Hbidine valdn excitatus est ncquc airiplms pueUn tacta, erectio et eiaculatio evenit Heim gokehrt, schämte er .sich des Vorfalles, aber der Wunsch, Zöpfe zu besitzen imgomein wollüstig betont, wurde immer mächtiger in ihm. Er wunderte sich sohl' darüber, daß or doch früher beim intimsten Verkehr mit Weih iiio etwas dorai't empfunden halte. ICinos Abends konnte er dem Dran' nicht widerstehen, einem Mädchen den Zopf abzuschneiden. Daheim m't dem Zopf in der Iliind. wiederholte sich der wollüstige Vorgang Es 7'w ' ihn, mit doui Zopf über seinen Körper zu fahren, seine Genitalien dar ' °^ wickeln. Endlich ganz erschöpft, schämte er sich, getraute sich w"'^h" ^A einiger Tage gar nicht auszugehen. Nach Monaten der Ruhe trieb ^ -^ wieder, Frauenhaar, gleichgültig wem gehörig, unter die Hände K„i. ^ Gelangte er zum Ziel, so fühlte er sich wie besessen von einer fih.m f- IT"" Gewalt, außerstande, seine Heute loszulassen. Konnte er den r"" seiner Begierde nicht erreichen, so wurde er tief verstimmt .^^^"ätand

mächtigen Orgasmus und befriedigte sich durch MaEturbatin/'^?"% ' '" Auslagekästen der Friseure ließen ihn ganz kalt Es mußten r T^ l^ ^®" Frauenspei-son herabhängende Zopfe sein. " ^ °"i ^.opf emer

Auf der Höhe seiner Zopfattentate will er iewpil= in .r.^ i, 1. gewesen sein, daß er mir unvollkommen Apperzentiou LTa ^'''^e«ng innenmg hatte von dem, wa. un. ihn her voSf Seh.lH ^^'^."^^f^^äß Er- ^

den Zopf berührte, kam es zur Erektion anJim^Io^ I^'ai '^ ^"Y'" zur Ejakulation. -^loment des Absehneidene

Seit seinen Sehicksalsschlägen vor etwa 3 Jahrer. «7iii .. ,

schwach, geistig rasch erschöpft, von Schlaflosigkeit und u=irfr^^^^^"T schrecken heimgesucht sein. P. bereut tief seine steicbe. ''''^^^'^'™ ^"f'

Maskierter Sadismus.

401

Man fand bei ihm nicht bloß Zöpfe vor, sondern auch eine Menge von Haarnadeln, Bänder und andere weibliche ToilettegegenstÜnde, dio er sicli hatte schenken lassen. Kr hatte von jeher eine walire Manie gehabt, derlei zu sammeln, nicht minder Zeitungen, Holzstiickchen und anderen ganz wert- losen Kram, von dem er nie hatte lassen wollen. Auch hatte er eine sonder- bare, ihm ganz unerklärliche Sciieii, eine gewisse Straße zu jmssieren; macht43 er einmal den Versuch dazu, so wurde ihm ganz unwohl.

Das Gutachten erwies den Hereditarier, den zwangj näßigen, impulsiven, entschieden unfreien Chai'akter der inkriminierten Akt«, welche die Bedeutung einer Zwangshandlung, hervorgerufen durch eine mit abnormen Bexuellen Gefühlen übermächtig betonte Zwangsvorstellung haben. Preispruch. IrrenliauB. (Voisin, Soquet, Motei, Annales d'hygiene, 1890 .\pril.)

In diesem Falle sehen wir die uns bekannte Ersfheiining des Ekels vor dem Weibe. Patient koitiert selten und ist beim Koitus nicht be- friedigt, eher angewidert. Er zeigt den charakteristischen Haremskult, der sich aher nicht allein auf Zöpfe erstreckt. Die Tat geht in einem hyponoieclion Zustande vor sich. Der näcliste Fall ist teils von Lepp- mann, dem ausgczciciiiieton Keiuior dieser .Materie, teils von Wvlffen bearbeitet.

Derselbe sei erst aus der Ärztlichen Sachverständigenzeitung in extenso wiedei'gegGben. (A. Leppmann.)

Fall Nr. 61; Der zurzeit 23 Jahre alte Student A., erblich schwer be- lastet, ist beschuldigt, hn Laufe des vorigen November, Dezember und Jänner weiblichen Personen, insbesondere Kindern und halbwüchsigen Mädchen, die Zöpfe auf der Straße abgeschnitten zu haben. Ziii- Anklage stehen Ifi Fälle, es wurden in seinem Hause 31 Zöpfe verwahrt gefunden. Die Erklärung, H'elche er bei der Polizei über die Ureaehe seines seltsamen Vorgehens abgab, stimmt ganz mit den Angaben, welche er mir über sein Geschlechtsleben machte.

Er war immer trüumei'isch, still und verschlossen. Trotzdem er ein guter und selbstloser Sohn war, trotzdem er von Freunden und Verwandten wohlgehtten war, hat er über sein Fühlen sich nie mit jemanden aus- gesprochen. Auch seine Freunde traten ihm in dieser Beziehung nicht näher. Er machte nie den Eindruck der Selbstgefälligkeit, sondern nur der größten Bescheidenheit, so daß sein Verteidiger Zuschriften von urteilsfähigen Per- sonen der besten Gesellschaft hat, daß denen, die ihn kanulcn, sein Handeln ein Rätsel ist.

In der letzten Zeit, wohl nach einer Seereise, ist er sogar auffallend still gewesen. In der Unterhaltung ließ er ein einseitiges Intei-osse für mathe- matische und' technische Probleme erkennen. Für Literatur und öffentliches Leben hatte er weniger Interesse. Beim gesellschaftüchon Verkehr erschien er in der leitzton Zeit auffällig interesselos. Im Schachspiel gelang es ihm nicht mehr, die, denen er sonst gewachsen war, zu besiegen.

Niemals zeigte er eine Spur von Sinnlichkeit. G-e- sprächö über Mädc hien, beziehungsweise über ge- ßchleehtliche Dinge interessiertea ihn gar nicht. Er trat auf Wunsch seines Freundes E. in einen Studentenverein ein, welelier da& Keuechheitsprinzip zur Bedingung der Mitgliedschaft macht. Er erklärte,

Stakel, StürnaeifU des Tri«b- und AffiiktlubenB. VU- 26

±02 FetiscliiüinuE.

daß es ihm gar nicht schwer falle, ein diesbezüglichee Vorsprechen zu geben. Er zeigte aber nie irgendeinen Fanaütjmus bei der Hesprechung des Prinzips. Ein einziger Vorfall ist den Freunden jetzt nachträglich als ungewöhnlich aul'gel'allcn. Als er bei einem studentischen Feste sich gegen seine sonstige Gewohnheit einmal berauscht hatte und von seinen Freunden nach Hause gebracht wurde, öffnete ihm die Wirtin die Tür. Da sprang er auf sie zu und begann sie an den Haaren zu zausen.

Die Befragung der Mutter spezieU über nervöse Symptome ergab folgendes: Robert A. hatte immer einen leisen Schlaf, öfter war er echlaf- loE. Er klagte schon als Kind liiiufig über Kopfschmerzen. Spontane Ohn- mächten oder Schwindelzustände hatte er niemals gehabt, wohl aber ist er oft in Ohnmacht gefallen, wenn er Blut sah. Auch konnte er mit hängendem Kopfe nicht turnen, ohne schwindlig zu werden

Über sein Innenleben, namentlich Über die Ursache seiner "stiUc und VerBchiossenheit berichtet er folgendes:

Soweit er zurückdenken könne, habe er immer ein gewisses Gefühl des Druckes und der Verstimmung gehabt. Er habe dabei immer die Empfindung gehabt, als ob er auf jüngere Personen sowohl auf männliche wie auch auf weibliche keinen Eindruck mache, als ob er, wie er sagt, bei ihnen nicht durchdränee obgleich er sich innerlich sehr viel zutraute, ja sogar zu Großem h&- rufen fühlte. Dieses Gefühl der Verstimmung habe zugenommen nach- dem er sich während seiner Seereise und dann bei der Examenarbeit sehr an- gestrengt habe. Freier gefühlt habe er sich nur im Verkehr mit älteren Personen.

Eine sinnliche Regung zu Personen anderen Ge- schlechtes habe or nie empfunden. Es sei ihm dies recht klar geworden, als in dem Verein Ethoe über die Schwierigkeit gesprochen wurde geschlechtlichen Anfechtungen zu widerstehen. Er habe damals aus ehrlicher Überzeugung gesagt, für sich könne er garantieren, und habe gar nicht be- griffen, daß auf andere die Versuchung so stark einwirken könne. Er habe auch niemals männlichen Personen gegenüber etwa irgendwelche sinnliche Regungen gehabt. Er sei auch niemals dazu gekommen, recht darüber nach- zudenken, wie wahrscheinlich es sei, daß in seinem geschlechtlichen Fühlen etwas Abnormes stecke, da es wohl von dem der anderen wesentlich schieden sein müese.

Über dieses Fühlen berichtet er folgendes:

Schon in seinem achten Lebensjahre ungefähr hätten die Haa Freundin seiner Schwester sein Wohlgefallen und wi^^ ^^°^^l

von den Maaren der bchwester welche ah, s-^-vebon.

So sei er frühzeitig, wohl im 12. oder 13. Lebensjahre zur Onan^' ^ 'l " ^ ' ""

indem er in den Gedanken an schöne Haare mit seinem aiS f?"'""'™'

unterläge rieb. Mit den Händen habe er niemals on^t'^f '^1 ^'\ ^ett-

Tührung seines Gliedes unbehaglich, ja ekelhaft gewZn \V^ t^ ^^

welche er später in seinen Besitz bekam, habe er niem.l! «-. ''' t^ ^^*^'

in Berührung gebracht. Dieselben seien ihm wieT i ""''"''' Genitalien

.gewesen. Er habe sie um seinen Kopf gewunden \Z ^^^' ^" ^^'^'S dafür

■sich auf dieselben gelegt. In früheren Sn s"' d^' Cnf !" .'^^'''.''"

"'-^ "-Tang nach derartiger

Maskierter Sadismus. 4Qy

geschlechtlicher Erregung seltener geweßen, Heftiger sei er geworden nach seiner Schiffsreise und n;u;li der Vorbereitung zum Vorexanien, also nach geistigen und körperlichen Anstrengungen. Er liahe den Drang bekomTnen, sieh durch Absehneiden von Zöpfen. Material für seine geschlechtlichen Phan- tasien zu verschaffen. Der Gedanke, daß er dadurch der von ihm ange- griffenen Pereon einen Schaden zufüge, sie in ihrem Aussehen schände oder beeinträchtige, sei ihm nie gekommen. Er habe niemals etwa eine Gcschlechts- erregung sieh dadurch erzeugt, daß er sich in die Situation versetzte, jemanden au peinigen. Die Personen, welche die Haare trugen, seien ihm völlig gleich- gültig gewesen. Essei ihm egalgewesen, ob os alte oder junge gewesen seien. Er habo sich an Kinder und Halberwachsene deshalb angedrängt, weil sich bei diesen am ehesten geflochtene und herabhängende Zöpfe fanden, deren er habhaft worden konnte. Im Momente des Absehneidens schon habo er einen wollüstigen Kitzel empfunden. Das wesentliche sei absj- immer dann das Kosen mit den Haaren gewesen.

Die Sucht, in seiner Weise zu onanieren, habe sich im vorigen Jahre 60 gesteigert, daß er es täglich wohl zweimal getan habe. Dabei habe er sich in seinen Gedanken eine Phantasiewelt aufgebaut. Er habe sich in die Idee eingeträumt, das heißt bei wachen Sinnen, er sei ein mächtiger Mann, der ein kostbares Schloß auf einer Insel besitze. Er habe auch die Gabe, eich unsichtbar zu machen, und könne sich auf diese Weise aus allen Ländern Mädchen mit schönen, das heißt namentlich mit blonden, trockenen Haaren, auf sein Schloü holen.

Diese müßten ihn bei Tisch bedienen und dann eehuitt er ihnen die Haare ab und ließe sie ziehen. Dieee Haare benütze er dann zu seiner ge- Bchlechtliclien Erregimg und namentlicli wollüstig wirke auf ihn der Ge- danke, er könne sich einen ganzen Saal mit solchen Haaren ausUpezieren lassen. Auch hier sei ihm nie der Gedanke gekommen, daß das Bedienen etwas Unwürdiges, Demütigendes für die Mädchen sein solle.

Sein Drang nach dem Besitz von Haaren sei eehließiich eo stark ge- worden, daß er überzeugt sei, wenn er nicht entdedit und verhaftet worden wäre, hätte er immer wieder versucht, solche an sich zu bringen. Jetzt sei er gleichsam wie aus einem Eaueehe aufgewacht. Jetzt habe er das erste Mal über eich und sein Tun nachgedacht und meint, er werde sich beherrschen können. Er könne eich keine Selbstvorwürfe über das, was er getan habe, machen, er könne nur sagen, daß er wie ein Kind ohne Erkenntnis und Ver- ständnis in seine Ideenkroise, die er jetzt als verrückt bezeichnet, gebannt

gewesen wäre. ,-> . .^ j

A. wurde unter Anklage gestellt, aber auf Grund eines Gutachtens der psychiatrischen Sachverständigen, die ihn ale geisteskrank bezeichneten, frei- gesprochen. Während des Verhörs hattö der Vorsitzende A. gefragt, ob er für die Zukunft eine Garantie dafür übernehme, daß er keine Zöpfe mehr abschneiden werde. A. antwortete: „Eine Garantie könnte ich nicht über- nehmen. Der Trieb ist bei mir stärker als der Wille." Das hat sich nun wirklich gezeigt. Nachdem er aus der Heilanstalt als geheilt entlassen worden war siedelte A. nach Hamburg über, und dort fiel er wieder seinen perversen Keigungen zum Opfer. Sieben Hamburgerinnon beklagten den Verlust ihrer ecliönen blonden Zöpfe. Über sein Sexualleben machte er dem Sachverständigen folgende die früheren Auefühningen ergänzende Angaben, die einen vollen Einblick' in den patbologischen Seelenzustand des Zopfabschneiders gewähren. Was ihn eigentlich zum Abschneiden der Haare bewegt hat, sei ihm früher

26*

404 FetiscbiBBouB.

überhaupt nicht klar gewesen. Das Haar allein sei es, was er liebe nicht auch die Person, der es gehörte. So sei es ihm auch erklärlich, daß er' seiner Schwester Haare abgeschnitten habe. Auf der Schule hätte er den Mädchen ■wie es auch die anderen Jungen getan hätten, den Hof gemacht sexuelle Vor- Etellungen und Gefühle hätte er dabei nicht gehabt, auch nicht' als er einmal einem jungen Mädchen einen Kuli gegeben hätte. Von früh ak habe er von Haaren und Zöpfen gott'äumt.

, Auch jetzt träume er öfters derartiges, von einem lebhaften Traume könne er noch jetzt Mitteilung machen:

Er sei^ in einer einsamen felsigen Gegend mit viel Gestrüpp Ge- wesen. In diesen Felsen seien viele verschlossene Höhlen r-pw^-«^ ,T den Höhlen hätten Mädchen mit blonden Zöpfen gestandet iuZzöZ hatten bchlussel zu den Hohlen gesteckt. '-"pii-u

_ Schün in der Kinderzeit hätte der Zopf in seinem Leben eine Eolle gespielt. Wann zum ersten Mal ein se.vueiles Fühlen dabei aufgetreten sei wisse er nicht, es sei ihm das auch nicht bewußt gewesen, als er den Zopf abschnitt hs sei wohl mehr ein körperliclies Drängen gewesen dem er nach- gegeben habe, ohne zu wiesen, «^orum es sich handle. Aufgeklärt üher sexuoll. l.mge sei er erst eigentlich durch den ersten Prozeß geworden Mit einem weibhclien Wesen habe er nie sexuell verkehrt er hab " l entfremdet und abgestoßen gefühlt sohalH ^^^

jemand wußte, daß er. mit W e i\ern U m gang h a b 'b7 aonders widerwärtig eei es für ihn gewesen w .otiger Weise über derartiges g e sp/o den w ur d "n " halb sei er ai.ch m den Verein Ethos eingetreten. Nach seiner P,-il iT^'' in B. halte er den festen Vorsatz gehabt, seinem nnnatüSien Dr ? .?

mehr naclizugeben. Ein Jahr sei ihm das gelungen im ahreq??' "^'^^ aber wieder rückfitUig g..wurden. Er fürchte, diesem unSrl ^^"- T nicht mehr widerstehen zu können, er wolle iede^^fr^ t^'*'" ^"'"^^ auch immer sie komme. Hier in der Anstalt fühle er ZI ",'"^™^°' """^ ^o sei er aber n.ch nicht gekommen. Er frage sich immer J'h""°'"' "^•" ^''^'' einziehen werde iu seine ringende Seele, Im SommeTseml."'' T" ^""^' allein in Hr. und ganz auf sich angewiesen gewesen D-) "■ '^ . -^^^'^ sei er mit ihm geworden. Er hätte geahnt, daß er bei dem T h ^ Nieder schlechter Festes leicht wieder einige Zöpfe abschneiden könne ,i '^'^i ^'^'^'^ *^"^^ Wochen vorher beschäftigt und gequält Seit BeriirV' tT '^^ ^*^^™

auch nicht einmal eine Nagelschere im Besit?. gehabt Fi ^^ ^*^'"^ Schere, dem Feste sei er zweimal vor einem Laden auf und \ ^^ '^^^^ ™^

mit eich gekämpft, ob er eine Schere kaufen soU^ .h'"^^^^"^^" ^"^ ^^^^ habe er sich beherrschen können. Einige Tag - ' ^'^''^i^'^l''-'^

sich doch eine Schere gekauft und das sp-^^^^^r ^'^^'^ ®^ Wösen, jetzt sei die Erregung immer stärker geworden ^^? Verderben ge- Schere wegwerfen wollen, halie es aber nicht eetan "^^ die er auch trotz. Schere seinem Z watige""'- ^JI ^ ^^ ^^"' '^^^'^ und es sei eo einfach gewesen, sich selV*- nachgebe, ee sei eine Nagelschere, die er doch br ^ h '^'^•'^ulngen, sei er allein durch die Straßen geirrt, habe nur auf^Z'^^f " ^"^ Festtage achtet, etwaigen Bekannten, die er zufällig traf sei °k """* Haare ge- Wogo gegangen, Trotz großer Erregung habe er L^h ^^'*'^^^''^^ aus dem herrschen können. Aber am nächsten Tage sei er e l ^" ^^^™ '^^® ^'^■' :. . erlegen. Abends sei eine

Maskierter Sadismus. 405

große Ovation vor dem SchloiJ gewesen, dort liabe or verschiedene Zöpfe abgeschnitten. Beim ersten sei es ihm nicht völlig gelungen, ihn durch- zuschneiden, da er zu dick und zu üppig war, der zweite sei ihm gleich entfallen. Dunn stieß er auf ein größeres Mädchen mit wundervollem, ge- löstem, autfallend langem Haar, das Haar wallte in wunderbarer Weise bis zu den Knien. Bis /-um äußorrilon war er erregt. Er griff hiuein in die Fülle, da zieht das Mädchen seine ganze Pracht nach vorne über die Schulter. Das sei ein harter Schlag gewesen und doch habe er sich nicht von der Stelle gerührt, denkend, sie würde das Haar wieder zurücklegen. Als er dann sah, daß damit doch nichts würde, habe er sich losgerissen und weiter gespäht, doch alle halten ihr Haar nach vorne genomincn. Schließlich riß er einem Mädchen das Haar über die Schulter zurück und echnittsieh eine Locke ab. Gegen Ende der Feier sei er in furcht- barer Erregung gewesen, die zum Teil wohl Wnt war, daß er das herrliche Haar nicht bekommen hatte. Als er später allein war, holte er die erbeutete Locke aus der Tasche, um sie anzusehen, hat dann mit ihr geliebkest, sie geküßt und ins Gesicht gedrückt, achüeßlieh habe er sie zusammengeballt und wohl Kwanziguial darauf losgcschnitten, die Haarschnitzol habe er dann verstreut Warum er das getan habe, wisse er nicht. In diesem Zustand sei er auf mehrere Freunde gestoßen, die ihn zu einem Glase Bier einluden und er sei er könne es selbst nicht verstehen ~ wirklich mitgegangen. Durch derartige Schilderungen dem Sachverständigen gegenüber wurde A. sichtlich

erregt und initgenonimen, er klagto denn auch noch an dem nächsten Tage, daß er, nachdem die l'Irinnenmg wieder einmal geweckt sei, anaufliörlich an den langen dicken Zopf denkeu müsse. Er sehe den Zopf, wenn er Bett liege, aus dem Bett baumeln, könnte nicht einschlafen, bekomme Frektionen K«"" '-'s überhaupt so lange und so dicke Zöpfe geben?" Er

p«sp an seinem Körper aus, wie lange er wohl sein könnte. Er messe Trqa-erin ■schlafend vor, träte an das Bett derselben, fasse

f 7.'nf le die herrliehe Dicke, drücke ihn gegen Mund

", ÄAsaUKe deu Duft ein, nähme dann schließlich die Schere und i,nd Nase sauge .^^„,^,^^,,j ^^^ Aufächzen, der Kampf, dem körper-

6chneide.hnaL> i.. ^^^^^ ,|^_^ ^^.^,^^ .inschlafen; er legt sich

liehen Dniek nnl t i^it b ^^.^_^^^^ ^^^^^^^^ ,.^.^^^^^^^^^ .^, ^^_. p,^^^,^^^.

anf den l^";f^"'.^;tf ,,t 7^^^^^^ uuendUchen Locken und Zöpfe, die wirk- heit von allen hut^n ^.^ gedachten, und die Erregung wächst,

liehen sowohl, d' ^ ''^'^.^.^^^ ^^ber ihn. Er zwingt sich .ur Ruhe, zwingt eine furchtbare Uniuhe^Kom^^^ ^_^ ^^^^^^ Phantasien koinuK-n, die alteir

sich etiU '•^^'j'iS^"- ,., 7nnt'trägerinnon werden herbeigebracht, ganze Städte Bilder: ^^»^ ^ch oß, die /"Ptl^^^S^^^^^ B,,u.nschweig, London, Stockholm, und werden ^"«geraubt, isen ^^^^^ g^i^„i,,yi; von der Straße weiden sie entführt, immer nur scihone ^opic^, ^^^^^^^ anwesenden werden sie hergerichtet,

Die hübschesten Mädchen v ^.^^^^^^^ ,^„,i ^-efiochtwi, jeder Zopf wird unt*n die Haare werden «o^:^'^'^;"^J'. „^schmückt "und erhält Vermerk mit Namen und oben durch em J"^^''":'" ,. Q^^turtsort und Haarfarbe der Elfern und

«nd. Alter der J''^^"";' ,(„,„,,1 abgeschnitten. D ann we r de n i mm e r darüber, ob das Haar schon em|^^^^..^^^^^^^ ^^^^ geführt. Früher

fünfzig m den aa ^^_^^^^ aufstellen und er schnitt ihneu einzeln mußten sich all^^J^ ^.' , ^jh gelier sinnreicher Apparat eingerichtet, die Zöpfe ab. Jetzt sei ^^^ ^^^ niechanisch mit großer Gesehwindig-

Durch eine lange sch^^\l .„ y-A^^ ^yf einmal dicht am Kopfe glatt dnrch- keit hinabsaust, werden alle ou p

406 Fetischismus.

geschnitten. Dann kommen sie in die großen Glassciiränke, dort werden sie hineingehängt. Dann habe er noch besondere Lieblinge, auch deren Lucken fielen der Schere anheim, es gelit dabei besonders ieierlich zu und dis Haar wird in pi-iichtigen Ilolzkasten aufbewahrt, die innen mit tärbiger Seide hus geschlagen sind. Dann seine Frau, die hat zwei herrliche hellblonde Zönfe'die weit langer sind, als sie g.'oß ist. Nachts sdiUift er neben ihr w^nn sie schläft, spielt er mit ihren Zöpfen, morgens kämmt er ihr selbst' da.^ Haar und zwai- auf einem besouderon Stuhle, der sich in die M hl . - nl' damit das lange Haar frei herunterhängen kani SdüießlicS ^tirH ^^ ^'

auf der Bahre schneidet er ihr die Zöpfe ab und sSßt .t^^^^^^ Ähnliche Szenen erlebe er auf einer Lust acht er mte dl? h ^™^ ,'^"" ^arg. Manchmal habe er das Gefühl, als ob das ga z/^^^^^^^^ bestehe und auf ihn einige duftige Locken zer^eut S T ^^" T^"^ diese sein Gesicht und um Brust, .\rme und Ge icht su e^'f. TT^V' Locken. Nachdem er dann durch Onan.eren Sam tlifS brMtf\^^^^ er sich ^anz matt, erst nach und nach könne er dann ante Ah r' . Erregung einschlafen, meist aber finde er erst ^-u^li f t >^"^''' '^'' selten hätte er in einer Nacht mehrfach slmeL'gittrbt'^E^'b "^'^^^^ eem Glied dabei nie mit den Händen, er läge meS^nf ^ . ^'™'"'^

und mache stoßende Bewegungen, wobei si h scrSi.. ^Z '''^^'^ ^^^' decke reibe. Es dauere dabei .uänchmal iSge e Z^ ibi?^-^ %" ^'^ ^^^*- erfolge, wenn er aber sein Gesicht in die HaarfvLtbe d.nn V'S'^^^'f'^ eine Ejakulation bekommen. A. wurde für unzuSuakf^T l^. "' '"^"''^ teilung der Polizeibehörde zu Hamburg.) ""'"' ^'^""""S^f ahig erklärt. (Mit-

Über das weitere Schicksal des Robert St lind-^ i.T. ^ Charakler'- ergänzende Angaben.') Sl sine vnn ir . '" »Geschlecht und

Am f; [J'f ^''^^ ^i<=ht«i- flehend, ---^- ""SsZS 'T '^"^^^ "^-^ht wider- nun STjährigc festgenommen, als er sich im C h "' Berlin wurde der

heranmachte. In seiner Wohnung fand man 150 flTn^ ^" ^""^^ Mädchen Valparaiso erobert hatU'. Aber auch acht Dam ^^"^onzöpfe, die er in

zwischen auch Taschendieb, vielleicht nur ,-, '" P"''^^"^"""^^^'^- Er ist in- _ ^'qnoniane geworden.

Wir Imbon einen typischen Fall von Feti«.;,- meidet den geschlechtlichen Verkehr er legt , ^^"^"^ '■'°^ ""^s. A. schwelgt in den charakteristischen PiiantasL ^d ^'"^"^ ^^''^'^ ^^' ^^ Bibel des Petischieten" so deutlicli können eel .'7' ^^^'*^^ "^^' same Piiantasiegebilde hat wohl jeder echte F "ri,^^^"' ^''^"^^ ^^^*" ,; ■■ Die Abkehr von der Sexualität zeigt siTt' *■ Gleichgültigkeit bei sexuellen Gesprächen Er t "'"^'" ^"S^^^'*^^^" Diese Eigenschaft ist den meisten dieser Kranke ^ '^^^ ^^^^^ ^"^^en. Phantasie sein kann, so zurückhaltend und üh"^ T^T' ^" ^^Se\\°& ihra im Leben. Daher ist die Umgebung sehr überr f'^^" P"'*^**^ «ind sie .Toecf sich plötzlich als ein Exhibitionist oder p^! J^"^ ^^^ keusche Kausche iedoch kommt die wahre Natur des letzt^ "*f ^^ ™tpuppt. Im

lieh zum Durchbruch. Er zaust seine Wirtin bei , V'"''"''^" ^^'^ ^^''^■'

^" iiaaren. Beim letzten ') 1R2I, K. 1, B(i.X.

OüaraKler ergänzende Angaben.') St. ging von Ut 1 »'^esctilecht und

Buenoß-Aires mirl kam wieder vor das Gericht E ^ t '^ ^^^ Ini?enieur nach ihn löbonslänglich einzusperren, da er seinem krsnl-h^fl ^^m^ Richter flehend, stehen__könne, abt-r er wurde wieder frcigesprochr i 5^^^ "'*'^* '^'^'""

Maskierter Sadismus.

40?

Ueiikt. wendete er sogarGewalt an.^)Er zeigt jene Form des überkompen- Bierten Sadismus, der uns Analytikern, die wir die Kehrseite aller jjsychisclien Erscheinungen studieren, wohlbekannt ist. Schon als Kind fiel er in Ohnmacht, wenn er Blut sah. Seine erste Erregung seheint vom Haare seiner Schwester herzustammen. Ihre Freundin war es, die ihn als Achtjährigen erregte. Er gibt aber 2u, daß ihn die Haare der Schwester erregt hätten und daß er sich mit wollüstigen Empfindungen Locken ab- geschnitten hätte. Doch scheint auch eine Fixierung an die Mutter vor- zuliegen. Es ist ihm gleichgültig, ob die Haare einer Alten oder einer Jungen angehören.

Er zeigt ein starkes Minderwertigkeitsgefühl, das ihn wohl au! die Balm der Paraphilie gedrängt hat. Er glaubt nicht, daß er einem Mädchen oder einem Manne (sie!) gefallen könnte. Nur in seiner Phan- tasie tobt sich sein Machtgefühl aus. Er ist ein mächtiger Mann, er hat Schlösser, die Frauen sind in seiner Gewalt. Das beweist doch, daß er sie im Leben fürchtet und daß die Angst vor dem Weibe einen Bei- lrag zu seiner Paraphilie liefert.

Sein Traum ist sehr interessant. Sein eigentliches Ziel ist versteckt. Der Zojif ist nur ein Symbol. In seinem berichteten Traume stecken die Schlüsse! zur Höhle in den Zöpfen. Die verschlossenen Höhlen sind wolil die Kammern seines Innern, in die er niemanden blicken läßt.

Die Zöpfe, welche die Schlüssel zur Paraphilie ontlialten, sperren iliin auch den Zugang zur normalen Sexualität. (Die Höhlen mit den

Mädchen.)

In wunderbarer Weise zeigt sich hier die Schauspielernatur des

Parapathikers. Er kauft sich eine Schere, um sich zu beweisen, daß er

trotz der Schere nichts anstellen wordo. Dabei weiß er doch, daß er sie

für alle Fälle parat hat. Er spielt vor sich Komödie, rationalisiert noch,

daß er eine Nagelschere dringend brauche. Aber warum läßt er diesen Ge-

braudisgegenstand nicht zu Hause? Er will ihn eben mitnehmen.

Den Zopf als phallischcs Symbol verrät deutlich die Schilderung der verschiedenen Zöpfe. Der Zopf muß lang und dick sein; er mißt, wie lang er wohl sein könnte. Er fühlt die „h c r r 1 i c h c" Dicke. Er drückt den°Zopf an Mund und Nase. (Fellatio?)

Seine Ahstinenz zeigt, daß er sich psychisch kastriert hat. Sollte das die poena talionis für eine Kastration sein, die er an einem Rivalen vollziehen wollte? Wahrscheinlich handelt es sich in diesen Fällen um eine Mutterleibsphantasie, der wir ja so oft begegnet sind. Ich würde annelimen, daß er im Mutterleibe seinen Vater kastriert. Es ist natürlich nur eine Annahme, die aber durcJi große Erfahrung einen Schein von

1) Er zerfitüiikdt einmal iÜp Kcraiibtcn Hiiarc!

408 i''otischi8iiius.

BerecWogung erhält. Aber erst eingehende Analysen solcher Fälle werdeu uns Klarheit über die Motive dieser seltBamen Krankheit geben können In diesem Falle ist der Hinweis auf den Sadismus ziemlich klar In semer Phantasie hat er eine Zopfabsdmeidemasehine konstruiert die oO Zopfe auf einmal abschneidet. Der Zopf scheint hier für den Konf stellen und es könnte sieh um eine Dekapitation handeln \fan k a i daß a. K..a.ke d. Frauen „aüt. .eil e- „iß, ^:!'n^::^^ lallen kann. Er ist ausgeschlosson von der Liehp 3,.=«« + c Ge™,ns.,aft der Genießenden. Wah,.ehein,i* v.^diSt flTo«:

Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß es sinh .™ - r, kastration handelt. Wir haben in vielen Fällen . , "'"' ®'^^'*-

Masturbation mit dem.Fetisch vor de:Spii1;'oi::t"i,1 ^'^ ""' Fällen suchen die Kranken sich selbst sie t J '^ , ^"'" ^'^^^''

ab, Sie sind das Mädchen, sie ..ra^binlrn^^^^^^^^^^^ .f-

Hzieren sich mit dem Obiekte, genau wie mit dem SpISÜ^I n ' A '"*'" der Talion herrscht aucü hier uneingeschränkt W et.^ ?'' ^''''^ antun wallte, tut es sich selbst an. So erklären ^^F^'T^' fnlfiendo: raiie wie der

Pail .Nr. G2. PI. wird von einer tiefen Tri.m,. k p i. Untätigkeit und Gldchgültigkoit. die er L K. ^''"*^"' ""^^ ^er sici.

teschroibt ohistellen. Un. .i.h daraus hcrauszui'oTß ^ /«" J^ebensüberdruß" <imx-h f> M 0 11 u t e V 0 r s u . I, t, 6 i c h z u b 0 ,■ , u^' ^ ""^^ ''''" ^f" ^''zählt, unterlialten. war erfolglos. Dann faßte er den Fn'l? ,"'"* ''"^^ g"*- ==» Von dem AngeiihHck an, wo er plötzlich den Gf.in i .' ^'^^ '" ^öten. faßt, fühlt er sich bedeutend RÜk-klicher üLl^ t ^" '^'' Selbstmordes viel mehr an, als alle vorhergehenden Bdusti^,.nJ° Z^'"?'^"'^^ '-''^Ste ihn welche er hervorrief. Er fülilte .icli viel wohle, ,' '^ ^'^ E'-^gung, rührende Abschiodsbricfo sclirieb. Er hat sich dan.'+ 1 f ^^^"™ Freunden gegen sein Spiegelbild abzugeben. Als er sich ei t^^^'^^^ ^^non Schuß geschossen hatte, die ihm übrigens nur eine leicht^ ^ .^^^ *^ ^'^ 1^'Tfit da empfand er in dem Augenblick einen solchen Pr''^""*^^ beibrachte. Monaten nicht gehabt hatte. Sicherlich i^oigt fü,lu^^i!'"iV ''■''' ^'' ^i'" seit Impuls nicht dieso Eigentümhehkeit, es ist aber imm i, ^^^ Selbstmord- Bie manchmal aufweist. (Janet.) mmerhin möglieh, daß er

Die Ziifiammenhiinge zwischen ZopfabschneiH hellt blitzartig om von //. Groß (Groß' Archiv Bd \n ^^'^^'"'^^ «^- peychopathischem Aberglauben") veröffentlichter Fall "^'" ^^'^ ™"

Fall Nr. 63. Ein ehemaliger ArmenhauszöElir,™ h '■ , schwer diszipliniert, psychopathische Mlnderwertiekftit -k? "^'l'tär dauernd ein JOjähriges Mädclien, um es zu notzüchtigen V i^*" ""'^ 29Jahreii stemmt ein Knie auf ihren Hals, zieht das Messer 7 a^ ^^ ^" ^o^ien schneidet ihr, einer plötzliclien Eingebung folgend ri y Tasche und keinen Koitus, sondern steckt ihr nur den Finecr 'in !?- o^^ ^^- ^r maclit

" die bcheide. Deu z^pf

^mm^mmma^m^

Maskierter Sadismus. ,.,'

hat er angeblich abgeschnitten, weil er das Haar zu einer Bürste brauchte Mit 54 Jahren nach einer Strafzeit sieht er ein lejährigcö Mädchen will es überfallen und notzüchtigen. Er tut es nicht, „da damals noch nicht der Blitz in ihn gefahren wäre". (Schöne SjTnbolisiorung dm Impulses!) Aber gleich darauf überfällt er eine ältere Frau, die er zum Beischlaf auffordert, was sie verweigert. Darauf erdrosKelt er sie, schneidet ihre ]3rüste uud Ge- schlechtsteile ab. Diese kocht er zu Hause in einer saueren Brühe und ver- zehrt sie während dreier Tage {Kannibalismus^. Als Grund gibt er iiiner- lichß Gier an. Er hat eine pathologische ÜkM-empfindlichkeit gegen Pfeifen. Wenn er einen Menschen pfeifen hört, hat er einen Wutanfall.

Groß macht mit Recht auf die schwache Rationalisierung des Zopfabsclmeidens aufmerkaani und meint, daß es sich um einen Aber- frlauben handelt, der Teile eines Körpers zu f,'ewisBen mystischen Zwecken verwendet. Ein deutlicher Fall. Das Zopfabsclmeidenein Ersatz des Aus- schneidens der Genitalien!

Verschiedene sonderbare Fälle von Pikazismus (Eulenhurge Aue- druck für sexuelle Gounnandise) sind sadistisch zu erklären und ent- springen einem Gefühle der Übei-Iegenheit, wenn man es mit minder- wertigen Liebesobjekien zu tun hat. (S. Bd. III, „Besondere Liebesbedin- frungen'V und Bd. IV, „Bedingungen der männlichen Potenz".) Hirsch- feld (1. c) führt aus seiner reichen Erfahrung interessante Fälle von Pikazismus an:

Einen von mir beobachteten Herm;iphroditenfetiscliiston erwähnt Bloch in seinem „Sexualleben". Dieser Mann, ein Ritüneisti'r, war ganz von der Zwangevorsteilung erfüllt, Zwitter ausfindig zu machen, mit denen er in geschlechtliche Bezielmngen treten könnte. Ich kenne ancli Fälle, in denen eich Männer besondere zu Frauen mit Sprachfehlern (wie „Lispeln") hinge- zogen fühlen, und auch eine Frau, die Stotterer allen anderen vorzog, be- findet sich in meiner Kasuistik. Sogar ausgesprochene Kranlchdton, wie Bleichsucht, Gelbsucht, Schwindsucht, bilden fetischistische Ziele, ja, was vielleicht das merkwürdigste ist, nicht eiinnal Geschlechtskrankheiten er- scheinen ausgeschlossen. Bine vornehme Dame, die (jich an mich wandte, wurde durch Warzen, Schwielen und vor allem ilülmeraugen sexuell erregt.. Fetischisten für Holzbeine, Liebhaber für Frauen mit starker Bartentwickluug sind beobachtet worden. Einen merkwürdigen Füll sah ich vor einiger Zeit: einen Mann, der eine leidenscliaftliche Neigung für schwangere Frauen hatte. Er suchte auf der Straße nach Frauen, die guter Hoffnung waren, und giijg ihnen oft lange Strecken nach. Je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten war um so heftiger regte sich sein Geschlechtstrieb.

Diese Zusammenstellung zeigt eine gewisse Verwirrung in der Auf- findun" der tieferen Motive. Menschen mit stark homosexueller Kom- ponente suchen ein bisexuelles Ideal. Das erklärt uns die Neigung für Zwitter und für Frauen mit Bart. (S. Bd. II, „Masken der Homosexuali- tät")- Andere Fälle gehen auf eine Furcht vor dem Partner (Adler) zurück, wobei infantile Eindrücke in Frage kommen. Die Neigung für Schwangere hat oft eine sadistische Wurzel, wie ich in zwei Fällen be-

41Ü FetischiBmUB.

obachten konnte. Es bestand die Phantasie, das Kind im Mutterleibe mit dem Penis aufzuspießen. Auch ist es oft der Anblick der schwangeren Mutter, der sich dauernd fixiert. Aber diese Pälie dürften nicht als Fe- tischismus aufzufassen sein, sie gehören zu den spezifischen Liebes- bedingungen. Sie rangieren nicht unter die Kategorie „Pars pro tote" Nur wenn der Kranke am Symbol haften bleibt und nicht zum Besitz übergeht, kann man von seinem Fetischismus sprechen, wie ich wiederholt betont habe.

Nun gibt es merk^vü^dige Fälle, die in der Literatur eine gewisse Berühmtheit erlangt haben. Die Neigung zu Menschen mit Krücken und zu Amputierten. Ich führe sie hier an, weil ich in der glücklichen Lage hin, eine Analyse eines solchen Falles vorzuführen. Bevor wir auf diese Analyse (im nächsten Kapitel) eingehen, möchte ich einige analoge Falle aus der Literatur und meiner Erfahrung vorführen

Da sind vor allem die Männer, die sich für Krücken und Prothesen interessieren. Während des Krieges annoncierte ein reicher Sander in allen Ze.tungen. Er Heß verwundeten Mädchen, die eif^n vSore" hatten, eine Prothese anfertigen und soll sich mit ^in™ . i i -^7 , , schließlich verheiratet haben. Die Neigung zu Ki^Z V i'^f"

Fetischismus auftreten. Das Interesse beschräSttil aTd, V l" oder d,c Krücke bildet den Weg zum Besitze d^s Weihet t^h^ ^ Fallen liandelt es sich um einen maskierten Sadismus. Solche Mens eh n haben d,e Phantasie, eineTi anderen zu verletzen, ihm ein Bein ab T- schncden (oft em verschobener Kastrationskomplox) und kommen mU Umgehung ihrer sadistischen Impulse zu einer vollzogenen H.nTi (Prinzip der fertigen Sache.) vollzogenen Handlung

Einen Fall von Kriickenmanie schildert JHrschfeU fl c^ Fall Nr. G4. Dr. S., Sc^hriftstellor, liolländi'.rh..r Aw alt. wird von seiner Gattin zur KonsiltS ."ral ^^^^^

ehelichen Verkehr zu, Jin Krücken zu gehen die Kwint .' ' "^ ^^^^ ^^™ or gehe auch selber dabei an Krücken. Patient ciht '"^ ^" nehmen;

Regungen seien damit verknüpl't gewesen, daß er al"' Pü^-^^^**'- ^^^'"^^'^" Knaben zuschaute, der an Knicken eine Wifrl^^ -i,^ ^jahnges Kind einem

Krücken einen f a s z i n i e rfn^rlel . ? V.f-"^ ^ ^ ^'^ ^' -> " auf ihn aus. Das Weib als solches sei Wo Jnlnri\ 1 '^^^ ^^^'' Geschlechtfiwesen gar nicht in Frage gekommen ' Rpit l'"'™ ^r ihn als in der Vorstellung an Krücken geschwelgt habe sich .i, ^^'^ ^^^^ '"'"

gekauft, immer ^ber nach einiger Zeit sie aus Scham i.nH rf , f ^"'^ ^''''^''^"' oder verbrannt. Es habe aber nicht lange gedauert b iTi ''^^■^'^v^'**^'^«" gekauft. Besonderen Lustgewinn habe er empfunden **"" ^''^'^ "^'^**

Krücken des Abends heimlich ausgegangen ist Es sei äh^^"\^^ ^^ solchen gewesen, von Vorübergellenden bemitleidet zu werden T ^^'" ^ß'^^"'^« selber mit den weichen AcliBclpolsteni hätten ihn prr .^%^ ^^^ Krücken Ehe kcuech gelebt. Seine jetzige Frau sei seine ».!f t , ^^^ ^'^ ^"^

16 Jahre älter als er und habe ihn, abKeeehp? , J^' ^'^ ' '^ '

bt;«enen \on ihrem geistigen

Maskierter Sadismus. ^i-i

Wesen, dadurcli gefesselt, daß sie immer so reiches Pelzwerk trage, welches ebenfalle einen starken erotischen Reiz ausübe. Sie habe ihm anfangs volles Verständnis entgegengebracht. Besonders glücklich sei er in der Ehe gewesen, wenn seine Prau ihn unter die Schultern faßte, um ihn zu stütKen, da er sehr schwächlich sei, oder wenn er seine Frau in der gleichen Weise beim Treppensteigen untei-stützte. Neuerdinge aber fühle die Prau nich hinter den Krücken des Mannes in ihrem erotischen Wert zurückgesetzt; ein Einwand, der in ähnlicher Weise nicht selten von Frauen in Hinblick auf Pctische ihrer Milnner erhoben wird.

Wir wollen den seltsamen Krüclfeni'etischisten, der keineswegs der ein- zige seiner Art ist, den ich beobachtete, noch selbst zu Wort kommen lassen. Er schreibt:

„Ich bin am 15. Mai 1890 geboren. Mein Vater war zur Zeit meiner . Gebui-t etwa 46 Jahre, meine Mutter 33 Jahre alt, beide meines Wissens durchaus normal. Als ich 5Vi Jahre alt war, zog mein Vater mit uns nach R. Dort sah ich täglich vor unseren Fenstern auf der Straße einen Junten von etwa 12 Jahi'eu spielen, der infolge seines verki'üj)peltcn rechten Beines an einer Krücke ging. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm wenden, sondern empfand schon damals einen mir natürlich in diesem Alter nicht erklärliclion Reiz, den Jungen zu beobachten. Weiter entsinne ich mich aus der R . . . ner Zeit, auf Spaziergängen mit meiner Mutter Öfters einen gutgekleidelen Herrn gesehen zu haben, der an Krücken ging, aber, wie ich mich noch entsinne, offenbar ebenso „markierte", wie ich dies später tat.

Nach dem Tode raeiiieg Vaters zog meine Mutter nach Berlin. Damals, in meinem 11. Lebensjahre, begannen meine ersten „Gehversuche" an Krücken. Genau vonnag ich es allerdings nicht anzugeben, es kann auch später mit etwa 15 lahren gewesen sein. Letzteres halte ich für wahrscheinlicher. Jeden- falls besinne icli mich erst von dieser Zeit ah. Ich hatte mit 14^/. Jahren einen sehr schweren Pall von Gehirnhautentzündung und Genickstarre durch- gemacht Seit dieser Zeit habe ich - in großen Zwischenräumen - nur au- Hngs selbst Krücken aus Besenstielen und dergleichen hergestellt und bm heimlich im Zimmer daran gegangen. Später habe ich als Student, zuerst in Kiel dann noch weitere dreimal Krücken gekauft und bm nunmehr, ge- wöhnlich spät in der Nacht, längere Zeit daran in den Straßen spazieren eeg-ingen Eine Ausnahme bildet die Zeit, bevor icli meine jetzige Frau kennen lernte Ich habe meine Scheu vor der Öffentlichkeit damals Wmter Jq17 _ soweit überwunden gehabt, daß ich während meiner Referendarzeit in L mit Ausnahme der wenigen Schritte zu Gericht etwa 14 Tage laug auch am Tage an Krücken ging. . '

Ich bin bis zu meinem 26. Lebensjahr nicht bei der Prau gewesen. Eine auch noch so geringe homosexuelle Empfindung habe ich nie verspürt. Dagegen hatte ich vor dem noi-malen Verkehr stets oßo Scheu Teils hinderte mich meine anerzogene Schüchternheit, teils fircht vor Ansteckung, teils sehr knapp bernessenes Tasclieugeld, mir auf (\fr Straße eine Gefährtin" zu suchen. Also ich onanierte. Gewöhnlich em- m.l selten zweimal jede Nacht. Als Anreiz stellte ich mir schöne Frauen vor, in große Peize gehüllt, an Krücken gehend.'"

412 FetiscLismus.

Über denselben Fall berichtet Kronfeld:

Aus der Sclbslbiosraphie eines eigenartigen Falles von Petiöchismus iJer Verfasser, ein nicht unbokirnnter Schriftsteller, ist ein hochbegabter aller m sexueller Hinsicht abnormer Mensch; eine schwere neuropathische Ivonstitntion, arischer Kasse, belastet von unausgeglichenem Trieb- und Ge- m.i(«lebon, mit Tendenzen y.^ phantastischer und hysterische. Entgleisung Neigung zu affektiv überwertigen und zu obsessiven Seelenvoiängen körperlich hochgewachsen, aber v«. asthenischem Habitus, mit WirbelsS- verkrummung und mancherlei Degenerationszeiehen. Sein^ p.vchischr'^r-vul lifät ist eine originelle Vereinigung infantil istischer Züge m den R^fta überwertig gewordener Pubertätsei ndriicke und starker ahL ^n r- iT Sexualverdrängung. Er berichtet über sich selber folgendes ""^^^"^'^'^^

l.KinaheitCS'/s— 14 Jahre): Von meines Wis^^en« V ,ni malen Eltern ■} im Jahre 1889 geboren, kam "di b^Somiii^r IS^S'^Tr" nach B. V.r den Fenstern unserer im Hochparterre geleZ. WM '^ '^T ein etwa 12iiihr.ger Knabe, der rechtsseitig velriSSt"^u^^^^^^^ Krücke ging. Meine Klk-rn haben es «ic beSt daV c^ \Z ^'"""l Jungenart zu spielen, lieber am Fenster .tand und dL n V^h *>f'f acht^txB. El^enso ist es meiner Mutter nie aufgefallen ^^^1^1 ^'"^' gangen einem an zwei Krücken gehenden HeTm 'l' dem w,r 'f ^T''" begegneten - wie hypnotisiert nachsUirrte. Die beiden ('^.t^t ^ 'l*''^" nnd^^d. e^-achsene Mann, haben sich mir nL^hS^iröetn^^r

Im Herijst 189fi zogen wir nach F., im Februar iqm .t », Vater, im Oktober VM) eröffnete meine Muiter mit ihJe fast eleiS.-^lt'""'' Schwester eine Fremdenpension, die bis zum OktoberiVl« b. f'^^^^^^^ Bis zum Fifhiaiir 1911 bes^nd zwischen meinen M^i'^^^d"' meinem Onkel - einem Leiter des dortigen Invalidenhauses - ein reeer .nl., täglicher Verkehr und ich ]iat1x> wiederum Gelegenheit, im Invalid^nZ» häufig dort wohnende Oi'fiKicre usw. an Krücken zu beobachten "^"'"^"so

Im Sommer 1903 erkrankte icli lebensgefährlich an Gehirn- und Rück™ markshautcntzündung. Während der Krankheit war ich recht^seiti- voll l gelähmt, der Sprache und des Gehöres beraubt. Nach meiner wie ein Wunder anmutenden Genesung schleppte ich das rechte Bein noch lange nach Da- nebon hatte aber aiicli mein Gehirn insoweit gelitten, daß ich für das nächste .Jahr dem ordnnngsgemäl.len I.ehrplan im Gymnasium nicht zu folgen ver mochte inid die Anstalt verließ, um auf einer „Presse" mich zn erholen

Seit der Zeit nach meiner Krankheit datieren meine ersten aktiven „Abrionnali täten".

2. Jünglingsalter (14V.-21 Jahre): Im Oktober 1904 Kogen wir nach 0. Doch schon in der Zeit vom Frühjahr bis Herbst 1904 begann mein „zweites Icli". Aus Besenstielen, die ich auf eine gewisse Länge snaltete und mit Qaerhölzern (Feuerholz) aus der Küche, mit Stoffresten Lalstert benagelte, entstanden meine ersten Krücken. Zugleich bildete sich bpi W ein Pelzfetiscliismus, der so weit ging, daß ich heimlich in die Zimmer unse-'r " Pensionäre micli sclilich und dort hängende oder hornmliegende Pobhiiiu., befülüt*, mich darin einhüllte, oft nur auf Sekunden, wenn alt/ bei S

') Irrig. Patient ist erheblich hereditär belastet, in direkter mütterürliPr A a Qaa Geburtfiiuhi- wird jetzt mit 188!) angogob™, vorher mit 1S90 ABzonoenz.

Maskierter Sadismus. 4^3

noch saß. „Meine Mütter" besaßen als sparsame Hausfrauen eo gut wie gar keine Jr'elzgogejistände, wie auch ich persönlich nur einen kleinen Biberkragen. Ein Zufall bracht« es mit sich, daß die Witwe eines Arztes den Nerzpel/, ihres Gatten bei uns zum Verkauf ließ. Während der Wochen, in denen -ler Mantel noch nicht verkauft war, bildete er für mich eine Quelle von Freude und Qual zugleich. In ihn eingewickelt und auf meine eeibstfabnziei-t«n Krücken gestützt, gsib ich mich hemmungt-lus den erwachten erotischen Selbst- befriedigungen hin, allabendlicli ein- bis zweimal, unter Umständen audi

am Tage.

So verlief die Zeit bis zum Abiturientenexamen (Herbst 1910). Als ich dann ein Jahr später zum ersten Mal das Klteinhaus vei'ließ, begann meine zweite „Aktivitas".

3. Bis zum Beruf (21— 28'/-.- Jcihro): Im Winter 1911/12 war ich in X. Dort kaufte ich mir zum ersten Mal ein paar richtige Krücken im medi- zinischen Warenhaus, benutzte dieselben jedoch mit einer AuriiialiinG --- lediglich in meinem Zinnner. Ais ich im Frühjahr 1912 nach B. zurückkam, verbrannte ich meine Krücken vorher. Ebenso kiinfre (und zerstörte bei der Abreise) ich mir Krücken in G. und ging rlaniit nachtü in den Anlagen spa- zieren (Frühjahr 1913 bis Frülijahr 1914). Desgleichen nach meiner Rück- kehr ans G. zu Hause mit näclitliehen Spaziergängen in den belebtesten Straßen. Per Kriegsausbrucli ließ auch niicli sooliscli nicht unberührt. Wenn ich aucti zunächst nicht niitkonnle, überwog in mir das Vaterlandsgefühl selbst meine abnormalen aktiven Betätigungen insoweit, daß ich mir noch nachts zum Zwecke schnellerer SclIjsLbefriedigung an Pelze und Krücken dachte. Im Dezember 1915 wui'de ich Soldat und blieb es bis zum Herbst 1917. Am 1 Januar 1916 besaß ich Kum ersten Mal eine Frau. Mein Hang zur Onanie ließ damit erheblicli nacli, kam aber mit aller Kraft wieder, als ich im März 1916 als Freiwilliger an die Front kam. Mein „Verhältnis" traf ich während meines dreimonatlichen Examen Urlaubes (Mai bis Juli 191G) wieder Dann verstärkte sich wieder die Onanie und hielt ziemlich gleich an bis 'zu meinem vollendeten 28. Jahr (Oktober 1917)

Im September 1917 wurde ich vom Kammergericht reklamiert und dem Wegerieht zugeteilt. Alsbald kaufte ich mir wieder Krücken. Wälirend der ersten 14 Tage ging ich außer zum Dienst - auch am Tage an Krücken (Nervenleiden vorschützend), später nur noch spät abends wieder heimlich. Als ich meine Dienststelle verließ, überwies ich die Krücken dem dortigen lleservel^zarett.

Mein Pelzfeti Schismas hatte sich in der Zeit von eUva 1909 an eben- falls — so weit es noch möglich war verstärkt. Einige Ablenkung erhielt er dadurch daß ich selbst seit 1909 einen sehr großen Biberkragen besaß A -^ TTörhci 1916 von meiner Mutter einen Unifo nn -Pelzmantel ins Feld

und im ntilUb^ -^^ ■,..._i„i /j_„ „i„ rif i,„fi 4^1 „i-„, 13^1™.

7nm Zivilpelz umarbeiten. Insoweit war icn nun nicnt menr gezwungen, hei Pensionären „Anleihen" zu madien und nur passiv - im Anschauen

Pelzen tobte sich daneben meine Anormalität aus. ^^"^ Im Dezember 1917 starb meine Miitter. Im Januar 1918 lerate ich Cm Mai 1920 leider verstorbene) Gattin kennen. Seit dieser Zeit ist "'^-"^ Ai,«r.t.m«litJit in etwas andere Bahnen gelenkt.

""^"^ irBrunbirzum Tode meiner Gattin); Im Februar 1918 nahm ich meinen' Abschied aus dem Staatsdienst und ging zur Schnftstellerei. Zugleich

414 Fetischismus.

begann ein dauernder, ziemlich regelmäßiger Geschlechtsverkehr zwiechen mir und meiner zukünftigen Frau. Ein Rückfall trat noch einmal im Novemhcr 1919 em, als es zwisclien uns beiden zu einem fast vollkommenen Bruch gekommen war, der mehr als drei Wochen anhielt. In dieser Zeit kanft« ich nur wieder ein paar Krücken, die ich soäl^T mif in a;^ tti -^ '' "■'^'""■« auf die Größe meiner Frau umbaute, wX^d^l-^i^^^'S ^ "" ''''^ Krücken kaufte, die ich noch jetzt besitze ^^ '^™" "'^'

Meine Frau hatte aus dem Felde als Geschenk ein Flieger-Pelzfutter (Biöiimriicken) erhalten. Da mein eigener Pelz sich ,m^u i! 1 1 eizruuer schenkte sie mir dieses Futter und kaufte sich selbst "'^'^^f . \^'^^^^^^^ ^'^^' einen Sealbisammaiitel, während ich mir auf d^l^ T t' '^ ""'" ~ schweren Gehpol. machen ließ. Jetzt haS ich mir 2 H T', ^"^^' ^''^"" Frau ebenfalls einen zweiten, sehr s W^n Z Wen pS^'?f -""r lassen. Meine Krücken - an sich schnr. wp,.r ^^"f f P^l^n-antel machen

indoiiTsrs:iiiSkrde^onS:sr^/-^i^i= ^^^ ^^^^^■

einmal breit treten. ErwähurBei nur dTß n^*^h ' ^' '''** ""'^

gongen - zwei Hauptfaktoron L"te;den d7e mt^ v'mTorn'^"""? ?f zurückhielten: Der Ekel der „käuflichen lL?' den^rn?! "t ''^"^'' habe, und auf der anderen Seite der ebenso lübe^'H^' T ^^™™deD mit sozial gleichstehenden Frauen - Li t^hrMm SltieTF^^^!! mich einzulassen. Schon die verarbeiteten Hände von DienstmSl.i flößen mir eine unüberwindliche Abscheu ein, ^Dienstmädchen usw.

Außerdem - ich hatte ja meine „hölzernen Frauen" was hra,ir.>.+. ,-.», solclie aus Fleisch und Blut? So kam es, daß auch meine Fnti^^f ^ am 1. Januar 1916 mehr von der Frau - ^iner Gr^otkaXanÄ''™,^; ging als von mir. Ich ließ daneben - wie schon erwähnt - die Onanie ntZ vollkommen „unterm Tisch" fallen. Immerhin, es waren berard.lH Stunden. Jene Frau hatte mit weiblicher List bald meine Unnatur erfoiSt und kam etete im Sealpelzmantel zu mir. Aber dann war ich wieder un beweibt", bis ich diejenige kennen lernte, die im März 1919 meine Gattin ^vurde und die mich bis zu einem gewissen Grade umgewandelt hatte als sie - leider viel zu früh - hinwegstarb. Oder - war es besser für mich'

Während der Zeit vom Februar 1918 bis Dezember 1918 (wo ich zu meiner späteren Frau zog) ließ mein llanR zur Onanie erheblich nach und auch die Betätigung meiner Abnormali täten erlosch bald wie ich glaubte vollkommen.

Am 25. Dezember 1918 verlobten wir uns offiziell, am 11 März IQIQ fand die Trauung statt. In diesen drei Monaten hatte ich mir - „nf furchtbaren Nervenkrämpfen und wiederholten hyeteriechen Krisen _S y Onanie so vollkommen abgewöhnt, daß ich jetzt erst wieder {Ende Juni IqS^ und kaum etwa wöchentlich wieder angefangen habe ■^'"^yj

Meine Ehe hat mir in vieler Beziehung genützt. Ich habe den normalen aus gegenseitiger Liebe entepringenden Verkehr in allen spin^r, i T-^ .7' kemien gelernt. Ich habe den Zwang zur täglichen 0 aL H? ^.*^^^^'.^f Qualen bereitet hat, so überwunden daß ich nur noch z«; MrZr l" ^f' leichterung dann und wann rückfäUig werde. körperlichen Er-

Maskierter Sadismus. 425

Meine Krücken liabea ilire Eigenschaft als Anreiz zur Selbstbefriedigung verloren. Sie dieneu mir in der Hauptsache nur zur wirkliehen wohltuenden Unterstützung nach Nerven und Körper anstrengender Boruftätigkeit. Sic sind mir Bedürfnis, um einem Schwächegefühl nachgeben au kennen. Ihre weichen Polster lösen ein ungemein wohliges beruhigendes Gefühl aus, das sich aller- dings auch auf den Geschlechtsteil erstreckt, ihn momentan anschwellen läßt, aber sonst nicht übermäßig aufreizt. Daneben ist die passive Anomalie, die sieh vorher im Anschauen jedes an Krücken gehenden Menschen gefiel, jetzt nur nocli auf iunge, gut gekleidete Frauen beschränkt. Das kommt meines Erachtcns daher, daß meine Frau eelbst einmal mehrere Monate an Krücken gegangen ist. Ich erfuhr es ganz harmlos im Gespräch von ihr. Und wenn uns alles getrennt hätte, ich glaube fast, die Krücken hätten uns wieder zusammengeführt. Bei gelegentlichen Nervcnversagem benutzte meine Frau auch während unserer Ehe die Krücken, die ich ihr zurecht gemacht hatte. Und ebenso diente ihr Sealmantel dazu, unser Liebesleben bis zur Wildheit zu eteigeni.

Mein Pelzfetischiemus ist dagegen der gleiche geblieben. Wie früher starre ich jedes Mädel mit einem hübschen Fuchs an und errege mich im Winter an den langen Pelzmänteln mit den großen Kragen. In meinem Zimmer daheim habe ich alles zusammengetragen, was an Fellen und Peb- decken vorhanden war. Ich schlafe unter einer Pantherfelldocke, über die ich im Sommer eventuell noch eine zweite leichte Wolldecke lege (im Winter dazu Federbett). Meine Sommer- wie meine Winterhausüchuhe haben Felleinlegesohlen. Meine Hausjacke hat einen breiten Kragen aus Sealsbisam.

Meine fi-ühere Zurückhaltung wae das Gehen an Krücken anbe- langt — ist im übrigen ebenfalls bo weit gesehwunden, daß ich zuweilen nach Dienstbeendigung (also abends) auch an Krücken ausgehe und daheim mich vor gelegentlichem Besuch nicht mehr geniere. Erleichtert wird mir diese Betätigung allerdings dadurch, daß die eingeweihte Tochter erster Ehe meiner Frau (die mir Wirtschaft führt), eine mir geschlechtlich indifferente Witwe von 26 Jahren, mich meist begleitet.

Das ist also mein gegenwärtiger Zustand: Polzfetischismus größter Stärke Krücken für mich persönlich mehr Stütze geschwächter Nerven als _ -wie früher rein erotischer Anreiz. Krücken an anderen : Nur bei jungen gut gekleideten Frauen (am liebsten in Verbindung mit Pelz). Onanie: Früher aUnächtlich, jetzt etwa zweimal in drei Wochen (zirka jeden zehnten Tag). Im Beruf hie und da einmal der Gedanke an meine „Frauen", aber ohne jede Erregung und ohne auch nur den leisesten Wunsch auf Betätigung.

Doch daneben schwingt unvertilgbar seit den glücklichsten letzten zwei Jahren die Sehnsucht nach der Frau. Der Prau meines Typs. Der herben Brünetten mit der linienschlanken Figur, den todestraungen Märchenaugon, den kleinen Händen und Füßen. Aber sie müßte Jerständnis haben für meine Nebenfrauen" und sei es auch nur das Verständnis der allmachtigen Liebe "Die^e Frau die meine geschlechtliche Schwachheit durch weiche schimmernde Pelze, in die sie den nackten Körper hüllt durch weichgepolsi^rte Knicken auf die sie zuweilen den müden Korper stutzt, aufstacheln konnte zur höchsten Leistung, zum tollsten aWl, diese Frau wäre erst meine wahre Erlösung Sie wäre mir erst das vollkommene irdische Gluck, das Pelze und Krücken mir letzten Endes doch nur unvollkommen gewahren. Denn Anea IJeidBn fehlen die weichen Arme, die sich um den Hals schlmgen, die roten

416

FetiBchismus.

heißen Lippen mangeln ihnen, die jauchzend dem Liebessudienden ent- gegen blühen.

Ki-üeken und Pelzwerk! Abei- meine Frau hatte doch nicht recht, wenn sie zu mir einmal sagte: „Du brauchst gar keine Prau."

Aber wo finde ich die die für mich die rechte sein kann und wer könnte mir helfen, sie zu finden:'

Ich bin pervers. Und dennueh will mire scheinen Als ob bei allem, was mich „glücklich" macht, ' , . Als ob mit all' den Mittelchen, den kleinen, Die wahre Glut in mir doch Tiie eull'aeht.' Pelzwerit und Krücken sind mir nur Erlösung,

Solang' das Herz, nur leise atmend, tichweigt '

IJnirdisehc Webeemacht erst, die sich neigt Dem Suchenden, gibt mir Genesung.

Ks handelt sich um einen Fall von rudimentälera Fetisch ißn,,,. Es ist bezeichnend, d.ß der Patient bis zum 25. Jahre, dhbirzü Eh nicht mit Frauen verkelirt hat und daß seine Frau Rieh hinf^. ^ x- . zur..k.ese,,zt fühlt. Wie alle diese K^.nken ^irer'dlrotnl^t: er sieli in di^r hvmtzüt mit eiserner Energie abgewöhnte. Die Beziehnn gen zu seiner Mutter sind ziemlieh durehBichtig. Normal gebaute Men echen, die gut gekleidet sind und auf Krücken gehen, verursachen ihm sofort eine Erektion.

Ich mache auf diosee Moment aufmerksam, das uns später in der großen Analyse wieder begegnen wird.

.'[^EsistdergesundoMensch, derKrückenhat, der am meisten irritiert und fesselt. Das beweist.'dafl es Eich um ein Spiegelbild des Kranken handelt, der zeitweilig auf Krücken den Kranken markiert,

Er vermutet, auch, daß der Mann, den er mit seiner Mutter gesehen liat, den Lahmen markiert hat. Bettler und Amputierte interessieren iiin nicht. (Analogie später.) Er benützt angeblich die Krücken nicht a sexuellen Motiven, nur weil er müde ist . . . „Nicht der Reiz gesehlechT lieber Emjjfindungen ist es, der mich persönlich darnach schreien läßt" wieder einmal an Krücken 2U gehen. Es ist ein Gefühl körperlicher Müdigkeit, das ich empfinde, wenn ich lange in der Straßenbahn st h muß, wenn ich als Redakteur weite Wege zu Fuß gehen muß usw " So lächerlich ist die Rationalisierung dieser Kranken. Bekanntlich ' "t d Gehen auf Krücken viel anstrengender als der normale Gan Ah a^ Patient benötigt die sexuelle Erregung, deren er sich nicht bewußt^^rA

Maskierter SadiBmus.

417

Von seiner Potenz berichtet er, daß er nicht bo stark sei, wie em normaler Mann .ein müßte. Er benötigt lange Zeit, bis der erste Erguß kommt und erreicht die Ejakulation oft nur dadurch, daß seine Frau üym von der Zeit ihres Rheumatismus erzählt, da sie Krücken gebrauchen mußte Das heißt, er kommt nur durch seine spezifische Phantasie zum 0 gasmus. Er freut sich eigentlidi auf die Zeit, da er infolge Alters aSe Frau abstinent leben wird und sieht sie schon m Krücken. Er eTgnet daß er seiner Frau durch diese Phantasien die Liebe entzieht, (Und kas ist nicht wahr.") Und das ist doch eine traurjge Waln-heit . . . *" Als Kuriosität gelten m der Sexualliteratur d.e FäUe von Mannern .eiche sich nur in Amputierte verlieben könne. BekW is d^r F^^^^^^^^ Ludsion (A Lecture on sexual pervers.on, Clncago 1890) . latient untei hi^lt e?n Liebesverhältnis mit einer amputierten Frau und suchte nach dren Verlust gieri. nach einem Ersatzobiekt. Don Übergang bilden die Se, in denen ein hinkendes Mädchen bevorzugt wird, ja das Hmken eine Liebesbedingung darstellt.

Zwei charakteristische Fälle berichtet Krafft-Eftf«f7 aus eigener

Erfahrung:

Pal! Nr 65 X., 28 Jahre alt, werde seit dorn 17. Jahre ausschließhe 11 rit durch de« Anblick von weiblichen Gebrechen, gauz Bpezid :r Webern dt Ikon uiid Unniimc Friße hab.n. Seit der Pubertlit .ei 1 im BanTd-«^^ ihm selbst pohdidH.u Fctischism... Das nonnale Wcib ^..iTfrrn nicht den geringsten Reiz, nur das kruume, hntoade, mit Ge- whi anden Füßen behaftete. Habe ein Weib dieses Gebrecben, so übe f,Tihn eSen mächtigen Binnlichon Reiz, gleichsüHig, ob dies««.We.b "^i nder iSlich eei. In PoUutionsträumen Bchweben ihm anssehließh 1 ' ;i htiende Franen.in>mor vor. Ab und zu könne er dem_ Antrieb nicht H iE et solches hinkendes Weib nacbznmachcn. In dieser Situation rf hftigcn Orgasmus und eine von lebhaftem Wohlgefühl bogleite e ^J'VZZ PaSt versichert, sehr libidinös zu sein und unter der Nicht- S? tiZg sein Tncbc sehr zn leiden. Gleichwohl habe er m t 22 Jahren ^^J S nn 5mal koitiert. Er hal>e dabei trotz Potenz nicht die genngstc ^nd seither ^^'^^' ^^- ^^ ^^ Glück hätte, einmal mit einem limkenden ^^:^ZSjt^^n, Würde die. go..ß andei. sein. Jedenfalls könne er sich nur entschließen, eine Hmkende zu heiraten.

T?«n Nr 66 Analoger PaU. Herr V., 30 Jahre alt, Beamter, Btamint

\' 19 T«I,re fib eßlangto der jedenfalls nen-öse und hypersexuell yer-

?T t otne Yermhnmg zur Masturbation. Um dieselbe Zeit erfolgte

^'^^'l^.^" . .ticHunftd ä ist wohl zweiteUos, daß die ersten sexuellen

i" ^tifdcs V t a„3^L G-cWccht« gegenüber mit dem Anblick des

Regungen J^,; ■"'"'„„ ^jn^enfieien. Von nun ab erregten seine Sinnlichkeit

'""' vt"Jf Fr'cn^ir. B in Fetisch wurde eine hübsche Dame die „u, hmkende Frau™ ^^^ ^^^^^ ^^^ ^.^j^^^_ ^^^ ausschhoß-

{ttetlroBetale -Sd da^^i oiorm sexuell bedürftige V. versuchte mit dem

' siel.«!, S.öra.Ban de. TnBb .>.na Aff.WUb^n,. Vif.

•27

418

Fetiachismus.

SSe.? Ä '" '''' f "" '^ ^'■•'^^"' ^'^^- ^ber absolut impot.at nieht-

Sn, ' m/i;? r '"^""^'"' ^^ "■ ""^ ^"«"ah>ns.-ei.e seinem Feti- abe ä i T '"'«'''" ''°""*^' ^^"' ^'- ^'^l' ^'^•■^^' -Masturbation, die ihm l^ erof 1 ?"'n-^u'' ''''"''*'^ "■^'^'"^"' ^'^'- '''^' «oxueUs Situation

Skllf ., ,f "ngiuckhch uud dem Suizidium nahe, vor dem ihn nur die

daß e IrlT', w'^'^^i ^'"' -"«-li^ches Leiden gipfelte darin. Kenden Dame dacht«, aber er fühlte, daß er an einer solchen Gattin 'lur

scnoii deswegen ans Resignation an Kastration gedacht.

'für lall^^!!n,?-' ?■' f"^f *'«'■' ^"^ belasteter Familie, ^viU schon als Kind ^^.r i ' in t; 'i- r ' ^T"''^ besonderes Miüeid empfunden haben. Es Kn c£n h n ^^ ^^ ^, '""^^^ f""' ^^"''^t<^"ter Genuß, mit z^vei Besen als £-ä e H r. '" ''"■,^^^'^' herumzugehen oder auch auf menschenleerer a hüb c o^ '-;ynarkieren^_ Allmählich gesellte sich da.u der Gedanke, als hübsches lahmes Kind einem schönen jungen M ä d-

r^aiiSr F" T- ~ i^^^ i

von Gcehlecht u.TSilchthtL kX ?'"^ ^^-'r'" "'''''''"' ^"«^^"<^ 2.,

>-.« einem musturbatonscheu Akt hinreilion, deni Xle fvoite'e7olln F ^^

Ak^' und iraiimpollutionen von solchen Phantasien begleitet E/f,Al 7 sclbBt auf, daß ihm die P e rs 5 n 1 i ch ke i t i L I n ), \ V " gleichgiiltig ,var nnd sein I n te e .e s ; ch ^ u f d e^. '' konden Fuß bos ch r-i n kt e. Zum Ve rs uch eUe s K o iV "" mit einem seinen Fetisch a u f we i s en d en F rl ^oitns

iUZ. bisher noch n i e g.l a ngt K fühh 'i^h ^^ " ' V"'" " disponiert und mißtraut auch 'seiner Potent &ine P tnta !e /'?' ''T um Masturbation am Fnße des hinkenden Weibi zT^lT.rT"'' '''l :.ur .„„ Gedanken, die Liebe eines keuschen hfnkentr Mädch t Tu T' winuen und daß d,e.es, gerlüirt darüber, daß er liebt, .vas an ihni e n G^ broclion ist ihn von seinem Fetischismus befreit, indem sie „seine Liebe von der beele ihrcr^ 1 ußes zum Fuße ihrer Seele emporführt". Darin erblickt er seine llettung. Er fühlt .ich in seiner gegenwarligen Siluation höchst un- glücklich.

In allen Fällen sehen wir das charakteristiselie Abrücken des Mannes von der aktiven Sexualität. Z. machte nie den Versuch eines Bei Schlafes und H. flieht die Ehe mit der heuchle ri seilen Rationalisierung daß er an der Gattin nur das Hinken, nicht die Seele lieben wurde '

■f

SS

Maskierter Sadismus.

EAlämng für ,1„. Uiden p'tie" X itor,'™? -T'"'™ "■'^^=" "-''"'^

""rr:™ -*,^™ -" -™ -— ""^"

m allen i'ailen scheint das Miflojj" a- r. Schwachen, von größter Bedeutung zu sein ' ^^'^"«'^"'keit de-

sind und ich mich gCMisscniiaßon v. ,■« In '''"''? ^^'"l'^ltnisse oheiiticrf, Hon. Kollege, daß i.h el. ^^S^S^ S^^^:^ --'^'■^-

Ich biu im J;ihre 1S94 zu N hIs th^v s^hn ,>;.>„- n Jngend b.el.t. a.ßeHich keine „;;^„ti:S„"re£-2^^ Volks- und Mittelschule mit dorduveg. gutem LoIge,'rn Inö o fa^ Z^^ spielend; die Erziehung, die ich durch meine KUein g^Mu^^Ti difr ?f be^te Ich verehre n;eine Eltern und namenilich ..^tx^ t^^^ \on frühester .Jugend an wurden wir, idi sowie auch mein J l\i Bruder, durch da. rocht. Maß zwischen Arb t ^ n t.W V'"'''''". edle Yergnüguugen, ,vie ich ohne überhebung t^ i\r " r'Tr""'' Menschen herangebildet. Auch eine große Zahl von tva den n 'u^''^''"

brachten mich IVüh.eitig dazu, unter Anhdhuig n ^ „^V wT ^"rV^'"'''!; ihre Wunder ÜGbeii und die Men.chcu kennen .u n v, ^^^ "■■ ""1 Mitlx^lschnle absolvierte ic!i als ICinjährig-FreiwilHg ' h,^1v' ''ff'^'-''^\ bezog ein Jahr darauf die Universität in Innsbn, 'm i ,i " '"S; H' ""'^ Unliebsam und jäh wurde im August 1914 m.in 811^,^,, ..^^ . l'

nmßto sogleich einrück.u und leistele hi. .,„„ lüide derCr el^ p ^J]- "'^ als Artillerieul-hzier. Ein gütiges Geschick hat Lh r^tz eh e> II '"^^^ von Geiahren das Kriegsende heil erleben lassen. G..^^.^^Z^^Z Heißhunger nahm jch meiue Studien wieder auf und erlangte Ende 90 den Doktorgrad. Schon als Siadent war ich teils Volontai. teil Hilf , . I an ve^chiedenen IJ.eoroUschen ]..HO<anzel„; dernS™ "i.^^ AdS:;^ einer chirurgischen Klmik. Ich kann nur noch hin/adügen d-iR -nilh Berufsmtigkeit voll und gan. auslullt und l,efriedigt '"'

Bezüglich übriger ananmestisclior Angaben vom rein ärztlichen Stii.d punkte aus wäre niciit sehr viel /,u erwiihneu Meine irii„.n i .

gesund ebenso mein Bruder. In meiner übrig. \",t^^^^^^^^^^^^ Erkrankungen von Bedeutung .u verzeichnet. W S^^^^^^^^ so war ich, abgesehen von den obligs>ten Kinderkrankheiten nt. .?-^t'

krank. Auch heui. (ühlc ich mich lä.-perlich voiß;o;i?S;rd. '''"^'

Nach dieser etwas lang geratenen Einleitung will ich Il,nr.n n i,

meine iKÜhologische Vita sexualie berichten. Bei ,ni be i , . T "

will CS gleich vorunsnehmen, eine ziendich seltenri o 1 ' .r ' "^'

ich weiß, sehr verehrter Kollege Sie nennen ^nf ,n'''""'"' ~ im eigentlichen Sinne. Es vermag nLlirnfmic "'^'.'[^.^.^tisdmmu.

de. ein Bein amputiert ist, ein^ ^^^^ ^tZ::^^^::^

27*

'"ü Fetisch iBm US.

ziiübon und zwar habe ich mich wie alle Fetischisten „spezialisiert", denn aas Maximum des sexuellen Reizes stellt für mich ein 3«ng08, hübsches Madchen dar, das am Oberschenkel amputiert ist und einen Stelzfuß trägt. Amputierte Männer mteresBiei-en mich gar uieht. „Ausgeübt" habe idi diesen Fetiächisnius. wenn ICH mich so auedrüelcen darf, eigentlich nur in sehr bescheidenem Maße, uolegentlich lief ich wie ein dummer Junge hinter einem Mädchen her, das emen Stelzfuß trug oder mit einer Prothese ging; einmal, ich kann mich noch erinnern, saß ich lange auf einer Bank im Hofe de^ Krankenhauses und beobachtete gierig ein junges, einbeiniges Mädchen. Ich war zu befangen, um jemals mit einer Amputierten ein „Verhältnis" anzufangen, wie ein solcbes' der yon Merzbach zitiert« „Mediziner" besaß, worum ich denselben, nament- lich ti-uher, wahrhaft beneidet^'. Manuelle Onanie betrieb ich niemals, nur gdü es Zeiten, wo ich, durch intensive Vorstellung meines Idols, heftii^e i^rcKtionen und auch Ejakulationen erzeugte, also rein psychische Onanie ausübt«. Im übrigen verlief mein sexuelles Leben in normalen Bahnen ich iJtite mehrmals mit Genuß und Befriedigung den Beischlaf aus. Kur geschah dies bei sogenannter Gelegenheitsursache und nie mit Dirnen sondern immer mit fiogenannten „anständigen Mädchen". Hatt^ ich keine Gelegenheit zum Koitus, so stellten sicli nicht allzu oft, etwa alle 10—14 Tage PoUuUonf-.. om, die sehr häufig, aber nicht immer mit Träumen v7v bundeu waren, in denen mir Aninu'tiertP Pr-^i," Schließlich will ich noch anführen, daß das Voi^hli meiner ab^imenViS sexualis immer mehr und mehr abklingt, namentlich seifde^ f^ v. einem Mädchen verlobt habe das irb .nW in hI i k .T ^'^^ "^^'^^ "»^ welches ich auch in "Uchster^ea%u'X t^e ^nt "sl^ Tf'

Ziehungen mit meiner nunmehrigen Braut inniger ätaSnh-;? ^'l ^r alle, .■ahriieitsgemäß und offen mitgeteilt und tlrSSch JL'tt zu finden und em Verstehen meiner Schwächen zu Sen di^. . f

^^^^t^it'r^^sr* -^^' '-^' ^^- ^^ -^g mss

Teil der AnUvorten kann ich vielleicht vorCehir S m^warTf dem Gebiete der Sexolegie gar nicht bewandert und habe eigentUch Tur aus der nur zugänglichen Literatur analege Fälle herausgesucht und ktntedS- Uezughch mit rechlichen ZiUl.n dienen. Das Wesen und der VeS meiner exucl -psychologischen Erkrankung sind mir trotzdem noch nicl gaaz klar Zunächst was das erste Auftreten dieses meines Fetischismus anlanS Es W mir leider beim intensivsten Nachdenken nicht möglich mit SiS'eirl sogonann e „infantile Wurzel' zu finden. Ich kan^ nhchtir etne da«;

^^ljn.:;:ti^z^ ^m^^h^V'derg;^^-- ^^P ^

fußos etwas zu richten, heftige EreSicnt TekaT u^ToS ^mS" ohne SU recht zu wissen, was das zu bedeuten habe Snätpr .1 ^^Plf"^*^' Anblicke Amputierter immer wieder Erregungen einstenSV-H ^, ^T bestürzt, sucbto mir Aufklärung in allen erreichbar! tf' "f. '. ^"^^

weiß ich so ziemlicli, wie ich zu urteilen habe " ^"^ "^"^ ^^"^

Da der Kollege mcht zur Analyse nach Wien kommen konnte. Hchtete ich einige Fragen au .hn, darunter die wichtige Frage nach den

Maskierter Sadismus

421

ersten Kindheitserinnerungen die oft ,l^„ v ^ r.

Ich erhielt nach längerer Zeit folgendes Schreiben: „Sehr geehrter Herr Kollepfii «;„ t. i gesteht, die ich nun ^ ..eit S" estr^g^-^^L^or IT ''■*^^^"

^^.^l^^^r^:l!J:ti^Z^^^^ - n^'e ^^^ bei .ir .. ein., dahin abzielenden Prägen (AusSßen t rr '"^^^'^ '" "^^^^^"- ^^"° '^'1« h«chen von Spiel.eng) kann 107™? v^iLp^T "^"^ Puppenbeinen, Zor- antworten. Wa. Ihre wd^/Fragf bltrjf o^'^'m"''^^ ''"' "^^'"■" ^- nackf^ Bein erregt habe, so kann'lcht t^il n S^asToH '7"?"n ''? wenn id. „Jugend'^ in, weiteren Sinne ^'idcliso ze tit ddrE nt'-^f f ' Pubertätsalter. Ich muß da noch hinzufügen daß Pf,. i f v**^ '"^ '^^^ Bein eigentheh starker errogend wirkt« als e;o\^^i?J\tr4 ^ ^^^ stand mag erwalmenswert sein, daß es meine „individuelle LiebeÄe^ngunL ' erl ordert daß beim Vorstellen oder auch beim Träumen ampnüorkr Mädchfn das nicht amputierte Bein möglichst elegant mit Strumpf und Schuh be- kleidet sei. Und dabei besteht bestimmt kein Fetischismus dessen Inh'ilt die genannt™ KleidungsstÜLtko für sicli allein bilden würden. Noch ein weiterem Moment seheint nicht uninteressant: der Anblick oder die Vorstelhmg ii selbst der sexuelle Verkehr mit einem doppelseitig amputierten' MildH, .ii wurde gar keine besonders erregende Wirkung ausüben. Was mm die Mil t^ilung von ..Amputiertentraumen^' anlangt, so ist es mir nicht möeli.'h gehabte Träunie «o genau zu reproduzieren, daß sie für eine cventuelid Analyse verwertbar wai'on. Ich werde aber nicht ermangeln einen eeleee ,f lieh wieder aultretenden diesbezüglielien Tranni Ihnen mit allen 7u£hlt auch minder wichtigen Details mitzutcih-u. Ih'e leizie Frage nach H ersten Erinnei'ungen ist mir nicht ganz verständlich, Ich teilte Ihnen K in meinem ersten Briefe das mir am frühesten erscheinende Erlebnis mit Es kann sein, daß diese Begebenheit früher erhaltene Eindrücke übertönt hat. Ich kann mich derzeit an kein vorher etatlgchabtes Ereignis erinnern das in dieser Hinsicht von Wichtigkeil, sein könnte. '

Ihnen für das Interesse an diesem „Falic'^ dankend, verbleibe ich mit kollegialen Gi-iißen Ihr ganz ergebener

N. N." Auf meinen zweiten Brief, der die Fragen genauer spezifizierte auch einige Aufklärungen über die Kastrationsphantasie gab und nacli den täglidiou Träumen forschte, habe ich keine Antwort mehr erhalten. Ich habe nun nach dieser Umscliau in der Literatm- nichts hinzu- zufügen. Wir sehen die gewaltigen Unterschiede zwischen der analyti- sehen Periode und der deskriptiven, wenn wir einen solchen Fall ein- geliend analysieren und uns bemühen, die Wurzeln des Leidens auszu- graben, die Verdichtungen des Symbole zu zerlegen und das Motiv der ParapatJiie zu erforschen.

Alle die Fälle. di^B wir in diesem Kapitel angeführt haben, zeigen uns die innige Verbindung zwischen Petiechismus und Sadismus. Auf

422 Fetiscliismua. Maskierter Sadismus.

den ersten Blick erscheint der Fetieehist als ein Masochist reinsten Wassers. Er fügt sich allerlei Schmerzen zu, er bindet und fesselt sich, er leidet füi seine Paraphiliu. Aber hinter diesem Masochtsmus verbirgt sich ein schrankciiloeer Sadismus, Die ursprünglich nach außen gerich- tete Grausamkeit wendet sich gegen den eigenen Körper und gegen die eigene Seele. Gerade die Grausamkeit ist es, die den Fetiechisten in die Ai'uie der Religion treibt. Er sucht bei Gott Schutz gegen sich selbst und seine wilden Triebe. Wir verstehen es jetzt, warum der Fetisehist den Partner meidet und am Fetisch Genüge findet. Er gleicht in dieser Hinsieht dem Homosexuellen, der aus Angst vor seinem eigenen Sadis- ums, das heißt wegen seiner sadistischen Eineteilung zum entgegenge- setzten Geschlechtc sich zum eigenen Geschlechte flüchtet. Daher kommt es, daß Fetisdiisteji eine Kombination beider Paraphilien konstruieren. Sie werden homosexuelle Fetischisien. Der nächste Fall. wird uns die Psycliogenese einer solchen kombinierten Paraphilie vorfüln-en.

t^

XX.

'r.

'. Ein Fall von orthopädischem Fetischismus.

Fall Nr. 69.

Der Patient, dessen Analyse ich im Folgenden wiedergebe ist ein 27iähriger Arzt und stammt aus Riga. Seine Mutter ist Russin, sein Vater ein Deulsclier. Seine Großmutter war Jüdin. Sein Vater wanderte schon 10 Jahre vor dem Krieg nach Deutschland aus, ■woselbst er eine Fabrik gründete, die ilmi genügend Geld brachte, um ein stattliches Haus zu führen und seine Kinder standesgemäß ei'zielien zu können. Unser Patient nennen wir ihn Otto war immer ein kerngesundes Kind. Er litt inuner unter seiner Abstammung, da er sich nicht ah „Urgennano" fühlte.

Wegen eines sehr komplizierten Fetischismus, der später eingehend geschildert wei'den soll, wandte er sich an Prof. X. um Hilfe. X. verwies ihn auf mich. Otto hatte schon vorher einige Bände meiner vStorungen studiert und sah selbst ein, daß ihn nur eine Psyclmnalyee von seinen Störungen befreien könnte. Er beschloß, sich in meine Behandlung zu begeben. Allerdings wollte er diese Behandlung ohne Wissen seines Vaters ausführen, was gewisse inatorielle Schwierigkeiten ergab.

Bevoi' wir auf die Analyse des Falles eingehen, lassen wir Otto das Wort. Er schildert in einem ausführlichen Briefe die Psychogonese seines Leidens. Diese Scliilderung ist außerordentlich wertvoll. Sie stammt von einem Arzte, der die Bedeutimg verschiedener psycho- logischer Momente gebührend erkannt hat. Er hebt viele Einzelheiten hervor, die später in der Analyse sieh als wortvoll und bedeutungsvoll erweisen.

Ich lasse ihm nun das Wort:

Sehr geelirtflr Herr Doktor!

Unter dem Eindruck Ihrer Arbeiten über „Störungen dos Trieb- und Affekllebens" habe ich zu meinen sexuellen Verhäituissen eine neue. Ein- Stellung gewonnen.

Ich habe midi deswegen heute an Herrn Prof. X. liier gewandt inid ihn um Rat geboten. Prof. X. sagte inir, daß er nach moincn Schilderungen

424

Fetischismus.

glaube, daß Sie mir raten könnten. Ei- selbst sei dazu nicht in der Lage, da Ihm die notwendigen speziellen Erkenntnisse und Erfahrungen fehlten. ich bemühe mich, im folgenden Ihnen eine Schilderung meines Sexual- ierjens, wie es jetzt vorhanden ist, und der Entwicklung, soweit ich darüber im Augenblick berichten kann, zu geben.

_ Ich bin zur Zeit 27 Jahre alt, Arzt und habe die Absicht, die akademieche J^arriero einzuschlagen. Augenblicklich beschäftige ich mich mit der Ab- fassung einer größeren Arbeit über orthopädische Fragen

Memo Mutter hebe ich sehr, meinem Vater gegenüber habe ich immer starke

Hemmungen zu beseitigen, wenn ich ihm näher kommen will

(Onani? Sn'" ^^ ^vl^f'' ''^^!'^'' Unverstehen für meine sexuellen Nöte

lähreid m. 'q^'I''"? ""'^."''^ ^^' ^^^^^^-^^ Verhältnis, da.

wahrend meiner ganzen Schulzeit zwischen uns bestand, da meine Leistungen

K^>,rf/''^*" ^'^'"^ "'^'^ ''^' "^^'"^^ S"^ ^'^^^^' nnr i,4rm t »rund Mchhilfe versetzt wde. Außerdem habe ich noch 3 SchTJtern 28 2^ und

t: me- f r"r glücklich verheii-at.^ die afdZ^'^.ShSalt

meinef S^h^n^StTd-^^cir la™^^^^^ ^- ^^h"

leichte Sachen) anfertigte. Ich glaube daß d. /^"^^"^^tieh und älinhche

liegt. Mit meiner ältesten SchwX war th 1 ' T' "''^^'^' ^'^""^''^

Etwa mit 9 und 10 Jahren führten wir T- M ^^^^"*"^'^"-

initemandor Ringkämpfe auf, im Hemd und ,mW^ u '^'"' ^^^ '^""^^ '°"'*^ lagen nebeneinander, im Einschlafen duS S S'^^'^ T"' ""^^^"^ ^™^^ l<on.g war, sie Elfenköuigin, öfter .stii.idenhiig '' ""'"^'^ ^'^ Gespenstev-

^xisr^si^^-d^x^^^^^

weite Ebene: einen kleinen Knludd'"/''^'^^''^''^"- '^'^ ^^^^^ ^^"^ näher kam. mir die Luft benahm bis ,vf ^'' ""'^ ^'" ^^^^^«1 vergrößerte, wachte. Vorher und vor dem EinJ.h .fö. , "''/"'t wahnsinniger Angst auf- Gefühl daß mouie Pinger gan Sl^wL '"l^? ^^^^^^ ^"^ '^- -^ 14- J-hr: "'<MU Körper schieu sehr groR unä Zl?' '"^ ^'^'^ ^"^« wahnsinnig laut, endlich ^-eit. Das letztere trat in sntt ff ™^ ^^'^ Gegenstände un- An meine erste PolluHrm . ^''^'*^" ^^^"^^ ^"ch oft bei Tage ein. :0V. Jahre alt. D ab e i tr t um tTi^V^' f''^ '^^"^»-h. Ich wa' etwa liehen Auftritt ei n er K u ts .S' ' '. ' ^ ' * "'S ^ ^ " f den seit- den Leib gegen den Wagens h! ^^^'■*' ''""^ drücke

h.be„'"""^- °'^""'"" -' -'* "'*. .-hre!Mi*e Erlebnis, gehabt .u

Etwa mit 11 Jahren bin i^v. . v. im Schlafzustand h erumgelan f ^^^^ ^"^ge^tanden und

heulend im Eßzimmer gefunden wo ich n^ h °' "^^'^^^^^ "^^^^ »c-li dann Tischkanfo stieß, dann auhvachte und mL hmi'""' ^,"°"^''^'ig «i^ch an der Einmal kamen meine Eltern nachts in" H«. >? ""^ unorientiert vorkam.

Penstorbrett stand. ^' ^™'"^'"' ^le ich gerade auf dem

Mit 11 Jahren nahm mich ein mehrerP Uh -.. war in der Quarta, mit und onanierte mit m r W ^ ^.T ^^^''^^^^'^ ^'^ machte und die ersten Vorgänge dabei sind^r nichreriunerUc™''^ ''""^"'

-^' *■ '•^^^ '!¥nt

Ein FaJl von orthopädischem Fetisch ismuB.

43Ö

Er befriedigte sieh an mehreren anderen Jungen meines Alters eben- falls, bei mir onanierte er nur.

i,-'—

rig. aa.

FiK, 2fl.

Fig. 27.

i'ig as-.

Fi'EUi'on T erändert.

Einer Aufforderung zur wechselseitigen Onanie kam ich nur sehr widor- ■\villig nach. Die Berührung seines Gliedes muß mir sehr widerlich gewesen sein wie der ganze Eerl. Anziehend war er nur durch den Kitzel und haupt-

426

Fetisch JBm US.

süchlidi ilurcli alle mögliclicn Getallißkeiteii, die er mir erwies. Kr schenkte mir Bnerinarkeii, Geld, Kuchen etc. etc.

Beim Onanieren ließ ich mich von ihm festbinden, d. ü. an andere Vüretellungen erinnere ich mich zunächst nicht. Dieses Fest- iJindon tand mit Stricken und Riemen auf dem Diwan statt. Dadurch wurde nur der J^itzei sehr versiärkt (das war wohl mit 12 Jahren). War die Eja- Kulation vorbei, so verlangte ich ungestüm danach, losgebunden zu werden. V)ir liaben auch einmal einen dritten Jungen gefesselt, ohne da!i an ihm eni sexueller Akt vorgenommen wurde.

Als geistiger Reiz ist mir folgendes erinnerlieh: Auf unsere Schule Kam em Junge, der an Unterschenkeln und Füßen vernickelte Stahl-

Fift- 29.

l-ig. 30.

Vurtodtrl.

MlTh^r^iTflfarit^ni^^^ .eh^nselt, wurde. Dieser A n-

Erinnerliclicr w.d mu'L." Pe i dV i^? beschäftigt, sonstigen ästhetischen und moralischen fV,^nS' l "^ ^"^ ethischen und

von meinem Frennd golM^aurn ^Usen S" ^'''^''''' "^'"^ ^^''^''^

Zunächst ist wohl leides gei^hzcitt n«W ^^T'^'' ^'^^ ^"''i" ^^'•^i''^'-- lieh konnten weder Beine Ver^S^^^^^^ hergegangen. AUmäh-

des AkU. bringen. Da muß ir abo, So" If Lt t '" '" ^e^^rnns SteW durch die ilami. Em pUderastischer^ odetä^d^rl "!(,r""r '"'T' von Ihm noch von nii,> gefordert. Möglicherweise tlTll ^kt wurde weder in den Mund genomnion. s'^-nerweise hat er mein Glied (selten)

_ Bei meiner nun foigenden autoerotischen Periode, m x. beginnend ansetze, dienten mir zunächst Selbstfesse unL /'J- 'T ^"'- ^"^"' Verbände und Knebelungen, Aufhängen zwischen "Äätihfjr^j™ ^'''^ auderes mehr. Dabei niuLUe ich immer eine Hand fil.^lt u ^■*!'^'*^''™ """* ..tischen Akt. Dann zog ich mir Pumpen ^:t.^^^]^^-

..

iäm

Ein Fall von ortlioiiädischem FetischiBmus.

42-

. i

die in meinem Ziiiiiner stand, als Kopf und legte mich mit diesem lebens- großen Ersatz ins Bett, dem ich mm die Verbände und Fesselungen die ich mir vorher selbst angelegt kvtte, anlegte. Dann legte ich mich auf die Vor- st<'llungskraft, die ich durch Bilder und Druckschriften unterstützte Be- schreibungen von Fessolungon und Verbänden und den Unbequemlichkeiten dio diese für ihre Träger bedeuteten, regten mich an, dabei gleichgültig ob Weib oder Mann. Jedoch mußten es junge und schüne Menschen aein. Ich ergänzte Zeichnungen oder Bilder dadurch, dali ich Ketten und Verbände hJneinkonetruierte und zeichnete.

Ganz dunkel begleitet mich seit langen Jahren die Erinnerun«- daran daß ich aus dem Haus eines Orthopäden in meiner Vaterstadt ein Kind wohl einen Jungen, henvuskommen sah, der, wie mii' heute seheint, durch ein orthn- pildisches Korsett auffiel und in der Beweglichkeit, besondei-s des Halses

gehennnt war. Ich nuiß damals wie alt ich war, weiß ich nieiit lanee

und oft nach dem Bilde gesucht haben. Oft, wenn es mich in den Jahi'on

Fi«. 31.

Ueeonder« arrcHendeB Bild.

uieines Kampfi-s gegen diese Triebridituiig zur Flucht vor mir durch die 8i[-aßen trieb, wnr mir diewe undeutliche (ioritalt ieliendig. Das Kind war von einer Fnui begleitet, die es an der Unken Hand liielt,

Der tJbersichtliehkeit holbcr lawse ich die Bemerkungen über die Kämpfe und Seelennöte, dio seit meinem 14. Jahr dauernde sind, fort. Es ^ind das durch meine Erziehung und ethiseli ästhetisch bedingte Einstellung erklärte Kämpfe, die für viele Onanistcn typisch sind,

Bemerken will ich nni', daß ich zunächst ReizstofT sammelte, daß diese Sammlungen, die ich immer wieder verbi^annte, wenn als Reaktion die Depression folgte, allmählicli doch dauei'h.after und großer wurden und die Verbrenimngen sollener. (Siehe die \erächiedenen Bilder aus seiner letzten Sammlung.)

Mit steigendem Reiavei'langen stieg d;inii mit der Sucht nach neuem Material der Ärger über den Verlust des alten. Demi der Autoerutismus lÜllte mm die Zeit, in der ich mir selbst überlassen war, ganz aus und mein gauKcs Leben wälirend der Schulzeil, war bestimmt durcli die Sucht nar^li Rei/,en.

In meiner schlimmsten Zeit habe ich vielleiclit 3mal tüglicli unaiiiert.

428

Fetiscliisums.

Dann bin ich, während icli vorher sehr zurückgezogen lebte, mehr unter meine Schulkameraden gegangen. Floh das Alleinsein und sehnte mich danach, die Sache loszuwerden. Meine Erinnerung verblaßt.

Auch an homosexuelle oder heterosexueUe Neigungen vermag ich mich

nicht zu erinnern.

Dann aber folgt von 1912-1914 eine Periode starker erotischer hr-

lebnisee. ^ .

Zunächst trat ich in der Jugendwehr in fieimdschaftliche Beziehungen zu jüngeren Mitschülern, die von mir aus durchaus körperlich betont waren.

Flg. sa.

A'

US HARTER

DZEIT

KiistC^od*! TllrltiilU.

Ich habe auch einmal versucht, beim gemeinsamen Nachtlager die Genitalien eines Jungen zu berühren, was er abwehrte.

Auch in der Folgezeit habe ich noch zuweilen die Möglichkeit gehabt, das Genitale eines anderen zu berühren. Jedoch war das mir immer nur in- sofern Wunsch, als ich mich überhaupt nach körperlicher Berührung, nach der Körperfühlung, dem „Contact des epidermee" zu sehnen begann.

Das ist auch heute dereinzige Wunsch, den ich neben autoerotischer Sexualhetätigung aufbringe. Und heute

Eiu Fall vcii orthopäilii^clipin FetischUmuE.

429

beeteht dieaor Wuiiöcli nur gegonubor meinen Freunden. Nie mehr oder wenn, dann automatisch unterdi-ückt gegen eine Frau.

Zunächst die heterosexuellen Erlcbnieee:

Eine verheiratete 23jiilirigc Frau, die sich mit mir angefreundet hatte, gelangte, nachdem ich sie in Berlin oft vergeblich (d. h. für sie, ich hatte mich gui. amüsiert) bemüht hatte, am Karfreitag des Jahres 1913 endlich zu ihrem Ziel d. h. wir saßen bei Vollmond nebeneinander auf dem Sofa, als sie mich mit der ganzen Schwere ihrer etwas üppigen Blondinenhaftigkeit (4 Kinder!) ans Herz drüclcte und mit Küssen, die ich sogleich erwiderte, bedeckte. Ich geriet in gewaltige, aber lähmende Erregung, zitterte am ganzen Körper und konnte sehr leichl ihrem Verlangen, nun mit ihr

rig. :'3.

EigflDB KompoBillon.

'" "Dl'Zd. dieses Verhältnisses eriolgle erst Ostern 1914. als ich in

meine dritte Liebe '««»"^Xnlpiol mit einem kleinen blonden Müdel, das Dann ein kurzes «°™''^° ^^.^^m nns auf der Bühne geküßt und mit mir Theater gesp.lt h>"- ^^^^^^ „,,, ä,a,rti,„h nicht. Die Mutter setzten das spater t^^l^J^^Jf J '|„,he erledigt.

!S^tdif^eSi!;/^kS= CrU^t sprOde/rch sMUe ein mi-

4ft0

Fetischismus.

SiT/ ""'" "^''''*'" '^'^^ ^^"^ '"^^ ^"^^^ """i Körpergefühl, so viel ich

uns sfhr'Z ^'"^f^^^' f'-'i^^*' ^^^^ d'^'- id-'^Ue Bau keineswegs. Wir hatten 6ehi go,n und meine Sexu^lii^fc (körperliche) war voll befriedigt.

eo J,Z,^'fn'''uT'''^^' ^'^ ^" '^^^ ^''^"-''°»' ^^' Abschied wurde mir

LS iik ak Jahr? """ '''^'" '""'' '"'"' '*"'^^^^' '""^'^"'^ ^"^ '^'^'"

IJinebon Ovaren noch wenige andere Mäddien, die mich sehr «uzogen,

andi körperlich zusagton, die aber .ehr umlagert und besetzt waren

m auch kokett. Ich wollte das Mädchen, wenn ich mit ihr zusammen war,

meint S i '? '^ ^''''''"' "'^°' körperliches Gefühl, meist Freundinneu memer »chivester,

Fi?, 31.

■M

?^

i

w

J^

ElltniB Konpotlrion.

wurdo beendet durd, den Ab^chiedsbrtf mr n^^ ^ I^^ verdrangt wurde. Veranhissung ihrer .Mntt.r tcirieb "' ^'''^'^"'' '*'^" ^''' ™'^ ^"f

der ÄcJoüsml^'w^^der' '"' "" "^^ ^''^^™'^^- ^^^'^ -^^ete .ich

^■^^V^^^ri^rLj'T^ ^:'^\^^ -di^tischen

Leuten und Knaben, mit -leneV id^eT de^ pL<^^Lo^?"S'"'^^^ ™'^ '"^^^" zusammen wanderte und lebte (Student in Rigl) ' ''"^^^^^e.

') Unter „Kürpcig^fülil" veretdit der ratient rfi« n, -i.

Umr. nn. wnr ,li. Gren.- .-in. Akti'Jt "L^dT^wT " "^"'^ ''^^'''" /-u gfhon. ''"'" '^"'^ »»naus wag^« er nicht

ba-

Kiii Fnll van oniiopädischem Fetischismus

431 _ Es war eine in .ior Ennneraiig sehr schöne Zeit 7„ , u- , jüngeren und gloiehiilLrigen, uudi wneni ■ilt^roii Sludont^.lZl'^'^^"^'' sehr hingezogen, war aber sehr verantwortungsbewußt Li ^ f ^ ""'^ eexuelJe Anerbietungen eines anderen Jüngeren ab F^i u "** ^'*'""-

das Ideal, dem ich schon in den letzten Jaliren meiner S^ i -f "' '" '""' war, weiter aus. '^^ Schulzeit zugestrebt

Sich reinhaH*-»! A!so auch nicht onanieren i A^U. r /t r auf der Schule der oin/Jge Absiiiient und XichtranH,^ * '^'^'" ^*^''™ Kaffees und schweinigelte nicht.) ' ^'"^ ^"'^'^ nicht in

VI». IG.

Eigens KompcuitloD.

l^'t. große Liebe kam /iiinich.t nicht, sondern der große Kriee und dafür eine Unmenge homo-sexueller und sadistischer Atüicken

Ich meldete mich als Kriegsfreiwilliger, Eninfand dinn Hi„ tr -r als eine st^arke HeizBtarkung und die Beh.andluug ^^^ ^^r^J^^Z Olgnet, meinen Autoerotismue zu stärken. ^^

Solche Traumon für meine Se.xualiüit wurden nun dis 'Str. f., das Anschnauzen, die Vorstellung und später das Erlbtn der S^eTs

r"

432

Fetischismus.

{

Aobindens usw. usw. und uieht zuletzt die verwundeten Soldaten, die ja durch- aus wenigstens in großer Zahl den Aneprüehen meines Autoerotismus ortei

besser Sadismus genügten. j„«n

Mit Frauen kam ieh nun überhaupt nicht mehr zusammen Undwar dann

vom DezoEuber 1914 bis Jänner 1919 ununterbrochen bei der kampfenden

Truppe, seit Mai 1916 als Leutnant bei der Artillerie.

Meine sexuellen Verhältnisse während des Krieges waren also erschwert.

Ich verließ auch die Prinzipien der Abstinenz und besonders je l^^g^^ ^«1

Krieg dauerte, Bpeziell als Offizier, bemühte ^^^ ^'^'''^'^''''^ -Zt!" Z

Alkoholgenuß und Rauchen einmal mit meinen Kameraden ™thaU^" /;".

können, dann auch mit den eigenen Gedanken, besonde.-s auch dei spatei

wieder notwendigen Onanie fertig zu werden.

Fig SO.

f>ur^u.«iic.

'■■*~'''^

Onaniert habe ich walirend des Krieges hauptÄächlieh im Winter 191 (, wo wir einen furclitbar öden Stellungskrieg führten. Aber auch s^st, be- sonders nach sexuellen Traumen, die für mich auf dem sadistischen Komplex immer stärker wurden. ,

Dabei habe ich es nie nötig gehabt, Menschen besondere zu quälen, sondern war im Dienst bestimmt und streng, aber kein Schleifer oder Striotzer, wie bei uns die Militärsadisten genannt wurden, im Gegenteil eubli- niiorto ic'li mein Lustgefühl zu Mitleid und Empörung über eine derartige Be- handlung, wie z.B. das Anbinden als Ersatz des Arrestes etc., während ich in Wirklichkeit ja nichts lieber gesehen hätte, als daß alle anderen recht streng wären, damit ich die ai-men Opfer bemitleiden und trösten könnte. Dieses Helfen- und Tröst«nkönnen ist mir auch schon früher die bestimmende Komponente für meine Berufswahl geworden.

Ich bin mir jetzt darüber klar, daß immer das Treibende war: Du mußt Arzt werden, damit du deinen Sadismus dort in Mitleid sublimieren

Ein Fall von orthopildischem Fetischismus.

433

kannet. Es besteht ja natürlich die Frage und die Gefahr, ol> ich mich aut- dieser Einst-ollung hpmuK zu einem Handeln,, das nicht ärztlich wäre treiben lassen würde.

Ich glaube, diizu zwingt mich allerdings auch der letzte Funke der Selb^t- erhaltung, duß idi ein sadistisches Handeln gar nicht nötig habe, sondern daß das normal» ärztliche Handeln nur, auch im Falle es für mich mit sexuellen- Heizen verbunden wäre, wenn also eine Heilung dieses meines jetzigen Zustandes nicht möglich, immer zur Befriedigung gQnügen würde.

Denn, verzeihen Sie, wenn ich jetzt einen großen Sprung mache. Jetzt geht es mir rio, daß mein Autoerotismus meine körperliche Sexualität allein befriedigt und dieser richtet sich auf Reize, die fast sämtlicli dem Gebiet der Orthopädie entÄÜimmon. Das orthopädische Korsott. Kein Fetiechismuii, sondei-n Erregung nnr, wenn ich bewußt das Korsett mit der Person iit Ver-

KiB- 37.

.^^ä^

blia^jiri Kompiiaiiion.

bindniig setze. Früher war die Frau in meinen onanifitisclien Phantasien gleicliweftig, sogar bezüglich der Fesselung bevorzugt. Jetzt ist sie fast ganz verdrängt. Nur noch Surrogat. Das Gehen an Krücken. Der Schienen vorband am Ann. Die Schi oneuappa rate etc. etc. sind für meine Phantasie Reize. Das Verbinden eines Patienten kann für niieli durcbaus mit bewnfi>tem Lustgefühl verbunden sein, wenn der Patient meiner homosexuellen Einstellung eut- epricht. Dieselbe i'ichtet sich auf nüiimliche Wesen etwa vom 15.— 25. Lebens- jahr. Es findet da eine Verschiebung der Altersgrenze entsprechend meinem Ältorwerden statt, früher war ich schon an jüngere und nicht mehr an so alte fixiert. Der Schnurrbart stört. Ein paar Härchen werden ertragen.

Wenn ich meine Abneigung gegen das weibliche Geschlecht jetzt nach der Lektüre Ihres Buches betrachte, so glaube ich, daß meine Schwester recht hat, wenn sie mir sagte: „Du hast Angsl davor, mit. Frauen zusammen zu sein." Frauen sind mir nicht einfach gleichgültig, sonderu je mehr das Sexuelle bei ihnen hervorstidit, um so widerlicher, öfter fühlte ich selbst:'

Stekel. SWrmiK"" ''"" ''''■i"li- "«il AlTsktlubnBB. Vl[.

•28

434

Fetischismus.

, f

leh hate Angst, ich küiinte ihnen etwas tun. 1919, im Sommer, war ich mit einem sehr sexuellen Mädchen, Freundin meiner Schwester, zusammen, die mich „aul'tanle". Schließlich kam es so weit, daß ich ein gewisses Lust- gefühl dabei empfand, daß ich sie quälte, eine Vorstellung, die mir auch einmal den Beischlaf bei einer Prostituierton möglich zu machen schien.

Gegenüber einer Studentin, dio sehr libidinös sich im Winter 1920 an mich heranmachte, auch körperlich beim Tanzen mich aus d&m seelischen Gleichgewicht brachte, verfuhr ich ähnlieh.

Sie wird von mir ihrer starken sexuellen Einstellung halber sofort als widerlich empfunden. Und bei Aufführung lebender Bilder reagiere ich dieses Uulustgeluhl ab, indem ich sie als indischer Fakir in einen Karton packe und denselben nach Art dieser Schausteller mit einem gedachten Degen durch-

yie- sa.

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■^^57*^--»

bohre. Das w;n- mit keinerlei Lustgefühl verbunden, vielmehr von Ekel gefolgt, daß ich mich durch meinen Widerwillen so weit hatte hinreißen lassen, sie in diese zienjlich lächerliohe und unbequeme Lage zu versetzen. Der Gedanke: Was nützt dir eine Fi'au, wenn du nicht als Frau mit ihr zusammenlelien kannst, ist häutig.

Andrerseils verliebe ich mich dauernd in junge Leute meines Geschlecb.^ Mit mehr oder weniger Intensität. Die ..richtigen Homosexuellen-' d li Manner, die das von sich sagen, sind mir unangenehm und reizen mich soweit iHi sie kennen lerne, nicht. Ich habe mich auf den Mann mit meiner ganzen hwUk eingestellt, nur hört auch die Potenz und der Wunsch aesen- ubcr dem Mann mit dem Wunsch nach geistiger Genieinschaft und l^e atmosph.re aut. Ver..uelie, die ich besonders während des Krieges in Hms cht enies weifergeiK.nden Geschlechtsverkehrs gemacht habe. fiÄe "o S

r.uen l'cl, 1 ? ,7'i '"'\-'\^''^'^^ -- Sl-^'- Versuche bei käunTchen Flauen, ch habe letzteres 2mal versucht, ohne Erfolg. Auch die perverse

z^'S ""' ' ^'''''^" l'erbeiführen. nicht einmal Erektion kam

"-'■TfiZ-J— ■■

Ein Fall vou orthopädischem FeHsdiismus.

AIbo ich betone das Verhäituis dcd griechiscIiPn F.-m,^^ . , Sinne als dn mir w UiischenswertL^, oli„o aber dabe dL V^^^i^u "\"^'^^'^ letzt™. al.u geyenödtigen sexuellen Akt du.Thzuiülu.en Sondin'r \^uT d.h. die durch Erektion gekennzeichnete Geilheit die >"icr7t n . '*^"'

verfolgt mich nicht in meinen Verhältnissen .u knn ^wj ' ^S?'' "'^\' da znwciien zu Erektionen kommt, sondern i.st gek.iüi f ' - , ^t'"'' ^^'Z"*^'' meine Phantasien oder Gedanken herstdlbar und zu befr Lr ' """' ^'''' die Onanie. ueiuecligen nnr durch

Ich habe gefunden, daß diese antoerotiech-sadistisehen Ph 4 - u geschwächt .vurden, ja verdrängt du.di Liebe, und z^v r dS nl, '11 f"

hotcrosexuellen und die homosexuellen Verhältnisse iedo !,;!,"'' -Tf."" unbelViedigendor, da sie sieh auf heterosexuelle ' fdci doch nT

.Männer bezogen und die Herstellung der körperlichen Uodingun^'en 'o St .ehr orscliwert oder unmöglich war. »""^Ln ort sehr

Fig. 39.

KiK"Nti Kiirnj.roiliOD.

Ferner ließen die autoerotischen Komplcve, also der Zwang sich sadisüsche Szenen voizusteilen nach, wenn die iMüglichkcit der Sublimicrun" .des Sadismus zu Mitleid, also /.. B. auch während meiner Tätigkeit in d&r ehirurgisclien Klinik gegeben war. Ich muß aber sagen, daß Moiiscben die im \bjinont dadurcii, daß ich subÜrnierte, nur das befriedigte Gefühl helfen zu können in ]nir auslosten, späl<;r iii meinen autocrotischen Vorstellungen eine sehr wesentliche Rollo spielton. Heiepiele könnte ich anführen sehe aber davon ab. '

Die männlichen Wesen, die ich lieb habe, scheiden ebenfalls bei den sadistischen Ideen aus. Ich schütze sie vor mir selbst und reagiere mit Un- behagen und Nachlassen des Reizes, wenn ich den Versuch inticho

Objekte meiner Phantasien sind Menschen d i o ich auf der St-r a ß e ges e h e n habe. Kranke, die ich gesehen habe, und Bilder in medizinischen Lehrbüchern Zeitschriften (Fig.25~3n. '»tiicin

:" 28*

und

436

Fetischisiaiis.

Solche Bildtir mir zu beschaffen, ist in der Zeit des Unterliegen^ unter den Äwiing mein BeHtreben; ich kaufe die Bücher oder verschaffe die Bilder nur oft erst nach Widerständen und tügciauger Uni'uhe, unter Umständen durch ungesetzliche Zugriffe. ■_

Ein Sammelbnch .solcher Reize für mich ist z. B. die Monographie Wull- slcim iiboi' die Behandlung der Skoliose. Dies und viele andere Bücher habe ich nur im Januar 1918 in Berlin angeschafft, als ich dort zu einem Kursus war.

Ein Buch, das einen wesentlichen Teil meiner Phantasien gleichsam im Vordruck enthielt, ist Neumami, John Bull ak Erzieher, und das mir kürz- lich bekannt gewordene, Büdigcr. Aue harter Jugendzeit, und zwar in den

l-'iK- <».

l''iB- ■*'.

EigBPB Eompaiitlan.

Ssiii Idsal.

Punkk-n, die von de.' Erziehung junger Burschen durch strenge Gouvernanten

Ein Fall von orth.ipädiKclioni Fctiscbismus.

437

ÜbeiTdzung zurücküul'iihi'eii. Sieh also liebei' zu daß ri., i ,

hilt jetzt daran wieder aufzubauen. ' '^'"' ^^"^ '^"'«l' "id

Darüber, daß ich, wenn ich lebend und gesund -m. a .^ Ar7,t we]'den würde, war ich mir ganz klar. ^''"' *^"^^g ^äme,

Ich ging dann in suKiakm und Jugend bcwegeriädiPn N * u und besonders da^ Znsaninienscin mit jungen MensM^r f ^.".^^'^'^^ngen auf Sublimicnmg meiner Triebe. Nur leider folgte dem ll^ f "^^ ^"> ^^'■ auch oft erst iiaeli Monaten der ühlieiio Rückfall' Tml-^rll Vv*' " '^"''«'lisotzen Du bist nicht honiose.xuell. Die Grundlagen doi.ie/H fn l i "■''*'' '''^ '^''^^' ' rein und nicht von perverser Sexualität Hirigiuit ' T T l '''"■■' "'^'^^ ""^ danken, wie Abstinenz, A-eKet.,M-i.smu. etc., waren ™"''' '■'"''"''*^ ^^- latigungsfeld mit vielen Begründungen, ßlüher zog JL '" ^^'Snei^ Be- , ^ ""<-" an und ich konnte

Eiffüiib Komposition.

Wühl fü,. ihn eintreten, wie ich auch stet« für die vernünaigo Benri^ilung vüu Ona,ne um Uomn.exua .tat cmtrat,, aber seine Mün.ierlieMen nicht bojaho-n Und bei allem buchen und Lieben, Hassen, hat mir immer die gefohlt von der ich m.ch iramer fester abschließe, violleicht weil idi sie (meine Mutter! zu sehr verehre und für sie von mir Sadismus befürchte! Ich bilde mir ein die Frau, das_ Weiblieiie könnte mir Kulio geben und einen Ort zum Aus- ruhen, den mir die Autoerotik nicht geben kann, meine Liebe zum Mann nicht geben konnte?, weil dieses Aufgehen der Frau für den Mann eben et^Z dem Mann nicht eigenes ist. ' " '^»■"'■"b

Ich habe die Meinung daß ich einer der infantilistisch abgeirrten Menschen bm, von denen Sie sagen, daß es möglieh ist. ihnen zu helfen Ich hebe oberbewußt weder meine Pervers.on noch meine Homosexual tS"

Wie weit ich unbewußt daran hänge, weiß ich nicht. Ich leide unte. den Ideenverbindungen, wenn ich meinen Beruf ausübe, wenngleich ich mir

r

438

Fetiscliisuiiis.

jetzt klar bin, daß ich äio oft suche, udi der Spannung eine Auslösung zu geben.

Wio weit ich Ijürgerlich und sozial dadurch gehemmt und geschädigt bni und bei weiterer Entwicklung iioi'h werden kann, ist für mich nicht ab- sehbar.

Mein Menschliches leidet und mein sehnlichster Wunsch ist es, für dio Menschen zu scJiaffen, ein Wunsch, von dem ich nicht glauben kann, daß er an meinen Tonis gekiiüpft ist.

Ich erinnere mich, daß ich völlig vergessen habe, auf mein Traum- leben einzugehen.

Meinen frühest*'» Pollutionstrauni habe ich erwähnt. Ich habe dann jahrelang nie Pollutionen gehabt. In den letzten Jahren habe ich mit einiger

Fi«. 4».

EigoiiB Kompnsition. . . , ' '

Kegölmäßigkeil, soweit nicht ouanistische Akte da?wi=^l,.n i «ie.'t. Soweit ich mich erinnere, waren die PolluHnn. ■■ tl'"' ^'^^''^'^'

und ,lem Gefühl: Du darft nicht on «Lt ode "rbn^sTT '\"'' ^"f* onaniert! verknüpft, später blieben die.P S'. r ' ^^^°" '''''^'■^"'

Ich begrüßte die^o!I,a.ion.t,tnr a etwt^^ -^■

waren die Auslösungsreize Träume, de mich irda. Sv?'^''-- ^^"'^^^ erotik versetzten. °^^ ^^^^^^ "einer Auto-

leh werde in Zukunft vorsuchen, Träume 7u n.,+io,.i tl

gegebenen Fall zur Verfügung stdlen zu I^Z J r ' ""' ''' ^'^"''" ""

sehr viel träume. Fast keine Nacht ,n ,W h" ^^'n^" '''^^ ^'^' ^'"-^ ''""^ oft asexuelleh Anstri hs in gSt r Ment L""'" "^'T'' '^' '''''''''''' die Träun. nun-gens noch d^xhL; if glu^ßS""' '^''' "'' ^"' "'^

Eiij Fall voj] Orthopäd LBcbcni Fetisch isinus.

Der Krieg, hesondcM's der Gedanke, ich müsse wiedm- u> ,i. ir käme zu meiner Koinpaiiie /.uiiick, suche unter Ln-oßpr LJ ^^'

Kompanie und kann .ie niclil (iiKlen. Idi üvlo Mioder , M ^^"^ """"*'

icli doch eigentlidi Otli.ier bin. Ich reite sehr oTt Ei f'" T,"' "■'^"'""^ auch im Oberbew,ißl«ein ist der, einmal wieder reiten zi l- in 'w7'f'' sdiwer verwundet, ßiesenwunden, die mir nicht wehtun .nla'i '^ '""

Ich Inibo ein oder zwei künstliche Beine, ge e aber Sdoir 'V ■, Alle Leute freuen sich »üichtig. daß ich wieder da hh ^ ? T ' ^f" ' falleü. Die Artillerie schießt wahnsinnig usw. usw. ™"'^'" ''^^'■"

Zu den Träumen, die mit Angst und Aufwachen vn,.i,„„j die periodisch, nachdem der Pavor noctun..s S d,r ?Se. 11 ''h™",' """^ Füi-m nicht mehr auftrat, gehörte ein feststellendes Schema \'''^''"^'"^'r" stimmten \yohnung fühle ich, daß jeti^t die Männer kommen' mcistenT.inH es Indianer, aber auch andere Männer. Ich suche mich zu versteck™ 1 ^ regelmäßig in dasselbe Zimmer, krieche, trotzdem ich weiß, daß ich d \ gefunden werde. In diesem Zimmer, das übi'igens in Wirklichkeit gar nicht ext.stie.rte, unter das Uett, unter furchthö-iw Angst höre ich die Suchenden immer tiäher ktimmen. endlich werde ich entdeckt und erwache mit großem Angstgefühl.

Seit 1914 glaube ich diesen Traum nicht itiehr gehabt zu liaben. In neuerer Zeit sind die Träume, in denen ich meinen Prinzipien iinlrou werde rauche, Schnaps trinke, häufiger gewesen. Ich leistete üuer^t Widerstand' machte mir im Trautit die Folgen dieser mit meineit l^riiizipion unvereinijaren Handlitngen klar, erwachle verzweifelt.

Allmählich gewohnle ich mieli daran, im Tramn zu rauchen oder üu trinken ohne Selbstvorwürfe, gleichsam, als wenn ich wußte, daß es nur Tranin wäre. Diese Träuitie sind in letzter Zeit nicht mehr auWtret^n

Die Träume liofenjsexuelleri Charaklers müssen selten sein, kommen aber vor. Ich träumte nach einem vorhergehenden sehr wüsten Scliuldtraum ich war wegen eines Vergehens verfolgt uml nur mit Miihe entkoimnen' ich habe mich mit Nelly K.. einem mir aus ileiti Wandervogel bekatmten Mädchen das mir sympathisch isl, verheiratet. Wir kamen vom Standesamt, ich hatte ihr den Ann gegeben, meine älteste Schwester (die in Riga ebenfalls studiert und tnit iler ich eine verwandte Unterredung über sexuelle Fragen kurz vorher gehabt hatte) wai' daiwi. Ich war sehr glücklich und hatte das Gefühl. jet7.t ist alles gut.

Ich halie mir damt das Mädel bei Tag besehen. Icli muß zugeben, daß sie unter den ganzen Mädchen mir die erträglichste ist. Warum? Aber die Taggefülile i>estäiiglen mir ilen Naclittrantn tiicht. Ich leistete nun zweifel- los auch sofort Widerstand, indem ich mir vorüberlegte, daß sie ja doch nicht meine Frau werden könnte, seilet wemi ich jejiials ihr gegenüber auch Jtörperliche Neigung verspüren t.üllte usw. Ich muß vor einiger Zeit auch mal einen Traum gehabt haben, in dem mich eine Frau sexuell erregte erinnere iiiicli aber aljsolut nicht mehr an die Einzelheiten.

Von den heterosexuellen 'J'räumen würde ich bei Überlegung und Bedarf schon Eritmerungen aufbringen können. Kürzlich, nachdem ich mich aus „wissenschaftlichem Interesse"' mit der Bibliothek eines Masochisten be- schäftigt hatt«, unter der sehr viel Hagel laut istische Literatur war, moldeie sich in einem Militärtraum der Anblick einer Prügelszene, bei der ich Zu- schauer war. Das flagellantistische Moment tritt bei mir sonst nicht auf allerdinge wirkt die Idee, daß der geliebt« oder sexuell reizend empfimdene

t

440 Fetisthismus.

Cfegenstand der Neigung gepeitscht worden ist, als ein Stimulans in der onaiiietischen Vorstellung,

Sonst träume ich, es läge ein junger Mann bei mir im Bett, drückte sieh an mich, greift nach meinen Genitalien, was ich dann niit sanfter Ablehntmg aurückwcise {entsprechend meinem Verhalten in der Wirklichkeit), obwohl ich es im Traum als angenehm empfinde. Übrigens ist das „Krabbeln" an der Genitalzono mir auch im wachen Zustande nicht unangenehm, wie mir meine Erinnerungen zeigen. In dei' Zeit, in der ich noch hemmungsloser in der Hingabe an aktive homosexuelle Betätigung war, muli es mir angenehm gewesen sein. Aber damals lag bestimmt die Hemmung vor weiteren aktiven Handlungen echun vor.

Das war also im Krieg im Winter 1916 und Frühjahr 1917.

Ich habe 1914, bevor ich mich in die Dritte verliebte, eine Freundschaft mit einem 3 Jahre lungeren Mitschüler gehabt, der mich onanistisch-auto- eroüsch beechältigt*. Ich habe ihn iiuch veranlaßt, zweimal mit mir zu- sammen zu schlafen. Trotzdem ich den Wunsch hatte, sein Genitale zu be- rühren, waren die Gegenhemmungen so stark, daß es weder zur BerUhrunff der Zone noch auch sonst zu etwas anderem kam, als daß wir eben zusammen im Bett lagen. Ich war dann später ganz froh, daß ich diesen Grad von ..Helbstbeherrschung" aufbringen konnte.

Noch einiges muß ich über meine perverse Fixierung sagen k-h gehe auf der Straße vielleicht in bester Stimmung, optimistisch, da sehe ich einen Jungen der an seinem rechten Bein eilten Apparat trägt, der wahrsclieinlich dafür bestimmt let, eme Kontraktur des Beines nach Kniegelenksentzünduu- KU verhindern. "vi"u„

Ein eigenartiges Gefühl durchllutet mich. Wenn ich den -fungen iet^t ansprechen koim1e,ih,i al.. Arzt hehandeh, könnte ich mich abiea-^ieren' jetzt zwingt es m.cli. hinter ihm herzugehen und auf die Art wie er'' -eht zu achtem, es ist in sehr ausgeprägte» Fällen, in denen der Gegenwind niemn- Fixierung auch meiner sonstigen homosexuellen Ein.telhmg ent- .spricht, wie eine Art Rausch, der über mich knnnnt

Ich .nuß, trüt/.lem ich sonst gewissenhaft im Kollegbesuch bin, ohne Rucksicht, ob mir Kolleg oder sonst etwas verloren gehen, hinterher und wenn ich es nicht tue. wenn ich nicht versuche, gleich in dieser Weise ab- zureagieren so verlulgt es mich durcli die Zeit, läßt n.ich nicht zur Ruhe kommen, laßt nnch nac 1, dem Betreffenden suchen, wenn nicht ich auto- erotisch mich ausgiebig hefr.edige oder sich eine Gelegenheit bietet, den Affekt durch einen anderen starken neuen Eindruck zu paralysieren oder m eine Ahreaktiou mitzuverarbeiten. Gelingt es mir, mit dem Betreffenden ein Gesprach uher sein Leiden zu führen und ihm meine Anteilnahme zu zeigen, dann übt das eine hervorragende Wirkung aus. Die Erregung geht sofo.i herab und der Zwangsvorstellung ist die Spitze abgebrochen Tch habe Ruhe, und fühle mich sogar wohler. Das ist ein Beispiel für 'viele eh konnte eine große Reihe anluhren. Wenn sich der autoerotische Komplex- bemerkbar n,ach , das tut er besonders, wenn ich in dieser Hinsicht Tange ganz abstiniort habe, steigt auf einmal der Wunsch hoch: Wenn du doch |etzt mal einen richtigen Menschen sehen könntest, der geeignet ist dein Mitleid .u erregen, Geht das nun nicht, weil ich zu Hau^r bin uid'kSe Gelegenheit habe, mit Kranken zusammen zu sein, besonders nicht mit dL für besonders in Frage kommenden chirurgisch und orthopädS Kränke? v,'.ll ,ch aber auf der anderen Seite auch nicht onanieren, so muir ch die

«tt^

. Eiu PivU von ortliopädisclipin Fetischismus. Flucht ergreifen, renne durch die Straßen, gehe an Steiler

nur mit großem WicIoi'siTobe], imd nacli folgen der DepreseTon tue ' """""'

Ich habe natürlich alle möglichen Pluchtmitte] die öfter h if wandere, radle, turne, treibe Sport, suche durch Anblick «^lin„ Tf"' 1 und meine Frenndeehafteii davon loszukommen. Mensehen

. Aber bisher sind nücli immer wieder diese Schmflp-/lii6:fcL™v. ■-. , :, Wunsch des Sadisten durchgebrochen. ^^'"'le^lustemheit und der

Körperlich bin ich gesund. 1,76 Militamiaß. Und beaondei's bei Frauen aber auch sonst gelle ich für einen gut ausselienden jungen Mmn

Wesentlich ist oine krankhaft anmutende \na^t vor dem Zahnarzt, unter der ich seit Jahren leid'e ri ich mit allen möglichen Grün den larviore die 'ab^^- dazu führt, daß meine Zähne in einem besonders die Backen Kähne betreffenden sehr schlechten Zustand sind, ic!i aber bei dem bloßen Gedanken an da« Surren der P 1 0 m b i e r m a s c h i n e N u r v e n- und F o i g li e i t e a n w a n d- 1 u n g o n habe, die mich im besten Fall nur b i ^ zur Tür des Zahnarztes gelangen lassen.

Meine Mutter gab es nach meinem 13. Lebensjahr uul, mich zum Besuch deK Zahnarztes zu zwingen. Ich muß die iännnerlichdten Szenen gemacht haben.

Beim Onanieren hatte icli mir angewöhnt, die Ihindlnng inuuer wieder zu unterbrochen, äcildcm ich die Onanie bekämpfte, dadurch zog sich der einzelne Akt durch Auskostung der Vorlnst stundenlang hin. Oft kam ich besonders in den Ictzlon Jahren, dadurch von dem Trieb los. ' '

Meist endete es dann ofl nach tagelang protrahieiler Vorlust mit Ejakulation und Kilzelgefiilil.

Sowie der erste Kitzel einsetzlo, unterimich ich entsetzt den oimnistischen Akt, drückte mit den Fingern der rechten Hand die tiefste mir erreichbare Partie der Pars cavcrnosa penis so zusammen, daß mechanisch die Ejakulation verhindert wurde und aiicli der lieiz „aljgeklemmt". Daljei lief icli im Zimmer lierum, nm den Koiz zu kupieren. Ekelte niicli vor dem ripezilisclien Sperma- gerudi. Auf diese Weise habe ich seit etwa dem 14, J;ihr freie Ejakulationen mehr oder woniger verhindert (das Spritzen).

Mein Glied ist sehr stark entwickelt, ebenso beide Testes. Es bestand bei mir geringe Phimosis, die ich aber durch onanistische Manipulationen so dehnte, daß das Froniihun der Vorhaut durchriß und ich heute auch im erigierton Zustand dit" Vorhaut über den Penis zurückziehen kann, allerdings unter gewisser Spannung. Bei nicht erigiertem Glied h;ilt sieh die Vorhaut nicht hinter der Eichelfurche, t^ondern ist in infantiler fjage.

Morgens erwache ich fast immer mit Erektion. Je nach meiner Not- wendigkeit, sexuelle Komplexe zu fixieren, bleibt mir die Erektion gleich- gültig oder führt zum Genuß der Vorlust. Zur vollen Onanie ist bei mir im allgemeinen ein größerer Apparat notwendig: Meine Sannnlung in meiner Richtung sadistischer Bilder (jetzt etwa 15) und schriftliche Aufzeichnungen, in denen ich ähnliche Szenen oder Erlebnisse beschreibe.

Solehe Fixierung ist mir auch schon aus meiner 11- und 12jährigen Zeit erinnerlich, zum mindesten aber seit meinem 13. Jahr bewußt. Ein Mit-

443

Fetisdiismus.

lit

Sm V rd™ 1 "*"1T' ""f'^'^"'' ""^ --«"■ dadurch, daß er sich ?Liu h ' ! '■"''^=' ^''-^ ""g^^ 2.it den Am im Verband uad einem Ann- Ann iid.fnT- ^" ^'^'' ""^ ^'"- -^'^'^•'«k emes Knahci, der den wa 1 l; li n "^'' "■;"■ '""■ ^^"""'^ ^^hon sehr reizvoll. Auch damals wdi-en Ob ß eidiall.ngo und jünf^a-rc, die rnith erregten

•,].. Mlieier Sc-Iiuler mir einmal, und zwar auf einem Schulausflug in

1 ; '""'"?'';- 1"-^ '-''-- '''^' '^■•' i^^'-^t weiß, ein Korsett (Messing mit Ha ..tutze oder ahnl.d,} trug, von dem ich nur den Halst«il sah, der nach ab nioruonlan solurt la..inierte. Ich war in der Zeit des Vorfalles noch n «0 mit me.nem Innenleben vertraut imd trennt« mich, aii.ch unter dem : A 1' '^'^7'^'^*"''<^" Kameraden, leicht von dem Anblick, wenn ich ihn

Z i"' If , '^T' "''"'' '-^"S^'' '^'^»l^=i*^li*<'t hätte. Später habe ich unter aei hchnäueht nach diesem Anblick sehr gelitten

Momentor, l,onut.te, spielt besonders in Verbindung dieser Traumi^ de niannliciieii Individuum eine gewisse Rolle

Auch der Katheter, der in die männliche Harnröhre eingeführt ist der Gedanke .Dauerkatheter- i«t bei dem erregenden Gegenstand ÄrVersirkung des sonstigen Komplexes wesentlich. Betonung der Männlichkeit hnnSl! durch die Genitalien sehr wesentlich. -^'anniichkeit nn Bilde

])a.s weibliche Jaemoiit tritt bei Zeichnungen, die ich verfertigt habe van <leiK.i ic , aber zurzeit keine besitze, auf, meist als GouvemaSe ode; sfronge ]u7.iehenn o er Wärterin. Jedoch sind auch hie und da T pIndan

^nvi. '"'"'''" "'""""■" '^'""'^ ""'* ''''''^''^ P-"- --nStJh Doch nur hie und da und nur in Verbindung mit dem Mann Dabei bemerke ich: Wiihrend meiner Studienzeit ist mir der Besuch der gynäkologischen Klinik unangenehm, meine Empfindungen be gynäkologischen Untersuchungen, wenn ich .i. nicht mit .issenschafU ehern will P'l'-^lj'^"--™' "'f "-i"^:^ J^-^-n der \-ulvageruch sehr stark ist: ÜnZ willen. Auch gynäkologische Oi^erationeu. Blnl. Schmerzen der Patientiine» sind mn- rem wissenschaftlich interessant, unnötige Brutalität drÄ-^t^ 6niK>rt mich auch hier, ohne daß jemals das Erregungs- und Mit™ gcfuhl verbunden ist, das ich z. B. haben würde, wenn diL Brutalität gegen- über einem mir Fympafiiischen Manne begangen würde

Icl, habe auch nie den Wunsch, daß so etwas notig wäre sondern ei- irage le Gynäkologie eben nur, weil sie notwendig zum Studium i tu d ^v 1 ,cl, ,n memer b eo des helfenden Arztes natürlich auch die Frauen ein c ließe, bemühe mich, alle.^ genau zu lernen, um Müttern und Frauen später hellen zu Iconnen und schließe sie m meinen sozialen und helfen wollenden Komplex (inrchaiiR i-in. i^>j"uijeiiuen

Eine Abneigung habe ich gegen Frauen- und Hautspeziali=tentuni Mein Wunsch richtet sich auf die Chirurgie und daneben auch s hr S k auf d ie Psychiatrie. Seitdem ich aber mir die Kenntnisse über Z\n iL 1 ^ und die Beurteilung desselben durch Privatbeechifti^nl "1^^" ^^^^^"J*^^,^" -heint mir damit die Neigung zur P^vchiatr^Ltr Sa^^ bt^de^sl^

jwauiji

Ein Füll von orthopädischem Fetisc]iism,is ,,.,

ich Angst habe vor der psychiatrischen Praxis in ihren A.,=T,-i,L- r

mich auch da .ch .eihst nicht obäokt.v .c,. kann, sondL ^ ^^Sotu" bm.Jurchtx;, 111 meiner .uggestivon-und psychotherapeutischen Arbeit gehemmt

^ An der Cliinirgic- langweilt mich die OperELtionstoehiiik de,- ^, r Chirurgie und ich hiibe in früheren Jahren meine Kichtunc b^),.,,, ^°j f angezeigt, daß icii den Wunsch hatte: Es wäre sclitin TeL H >^ f "f ^' worden könntest bzw. im Krieg S.nitül.soldat geworden wE-l " ^!''^'''*ff die anderen EinÜiissc und das gegen diese Ideen Ankämpfen die-« Z-^ ^ zu einer Uninüglichkeit gemütht häilcn. ^^ h,instellung

Ich stelle also l'cal : Aid Grund meiner sexuell-saiiisfiechen Fin i 11 ist mir der Komplex der chirurgischen Fliege besondeiä angenehm Ddurclf daß ich das Interesse an diesem Sonderzwclg sublimiere, wird mir das sl d' ' der geäamten, damit KiiHammenhäiigemieii Medizin interessant und ieh"lnb^ unter Umständen eine gewisse erhöhte ArheÜ^kraft. Jcdoeh richtet sich die' *^ Pflegebedürfnis nicht auf Frauen.

Hie Idee, auf einer Frauenstation fanuilicren zu miisseii. war mir un- angenehm, als ich das erste Mal dem Ziel meiner Wünsche nahe war. d. h auf der chinirgischen Klinik faniulieren wollte. Ich war entschlossen zu er- klären, ich wüßte mit den gynäkologischen Untcrsuchungsmethoden nicht genügend Bescheid und ähnliches.

Während ich iiei meinen Premidschaften Männer bevorzuge, die nichts Weibisches, aber etwas Mädchenhaftes liaben. nUo nicht robust sind ein Typ, der unter den Studenten meiner Gegend sehr häufig ist, ist mir' eine gewisse männlich lobusie Enlwicklimg bezüglich meines sadistischen Kom- plexes durchall.'- nicht, hinderlich.

Während des Feldzuges in der Ukraine war ich sexuell an mehrere Untergebene geknüpft, ohne daß ich dem Trieb nachgegeben hät'e. außer in einem Fall, ein Einjährigci-, dem ich näher stand und mit dem ich ge- legentlich Ringkämpfe produzierte, bei denen icli abreagierte. Übrigens ein Mittel, von dem ich seither des öfteren Gebrauch gemacht habe wenn die Spannung zu groß «iirdc, und stets mit niomenLaiiem und tagelang an- haltendeni gutem Erfolg. D. h, icli kam wieder zu Besinnung, der Trieb ließ . nach und ich wurde ruhig.

In der Ukraine habe ich einem Mädchen gegenüber se.^elle Reizungen empfunden und auch ein Verhältnis nach der Art meiner früheren hetevo- eexuellen anzulangen versucht. Grund; Dieses Mädchen hatte oinen sehr schönen Bruder meines MännertjTJS. Icii liebte in der Schwester den Bruder. Dadurch wurde mir die Überwindung der Uemmungen möglich. Wurde aber S(;hr bald von ihr getrennt.

Sehr eindrucksvoll war mir immer die elterliche Mahnung; .,D e n k e bei allem, w n s Du mit einem anderen Mädchen tust, was würdest Du sagen, wenn das ein anderer mit Deiner Schwestertäte!"

Moral habe ich immer übergenug gehabt. Mein Vater hielt mir Rein- haltung bis zur Ehe als Ziel vor. Er hoffte wohl, ich würde das Ziel er- reichen, das er, er deutete es einmal leise an, nicht ganz erreicht hat Empfahl mir auch, danenid mich zu vci'lieben, zu veilieirafen, wollte mir die T^eirat ermöglichen (während des Krieges). Leider waren mir aber schon alle Wege versperrt und außerdem gab es auch lOUO Gründe außer dem einen Hauptgrund, daß ich keine Fi'au lieben konnte. Alle Fluchtversuche

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444

fetischisinus.

\ ei-Buche, mich in Frauen, zu dienen ich eine Neigung verspürte, zu verlieben 8cheita|«ii unter völliger Ableluning durch meinen anderen übennächtigen Teil! 'eil lege liinen ein Bild bei, ist iiu Anfang November vorigen Jahres iiiiigenoiniiien. Darauf wüi' noch ein Freund von mir, gleichaltrig und mir tbontalls Irenndschaftliche Gefühle entgegenbringend. Ich woUt« ihn ganz oeeitzen. vc war aber schon verlobt, hat inzwiächen geheiratet, geht cjanz In seiner Frau auf, ich war einmal hei ihnen und nieikt*, daß ich die Frau y-u hassen begann oder zu beneiden, merkte, daß ich ihn an die Frau ver- loren hatte. Und entfernte mich.

leh schicke Ihnen das ganze Bild, Ich bin überzeugt, daß ich das tun kann, bitte sie abei-, den Teil des Bildes, auf dem mein Freund sitzt, wenn möglich KU vernichten.

Ich bin der blonde links, mein Freund ohne Schnurrbart rechts auf dem Bild.

. Ich trage übrigens gescheiteltes Haupthaar, einen kleinen Bart und einen Schnurrbart (kurz gehalten) auf der Oberlippe.

Denselben mag ich nicht abrasieren, weil ich fürchte, dann weibisch auszusehen.

leinen Arzt habe ich noch nie konsultiert. Mein gestriger Besuch bei Richtmi' "'"' ■' ■"'"^*' bekannt war, war der erste Versuch in dieser

Ich bin Ihr ganz ergebener

Otto N. Soebon fallt mir ein : ich habe z. B. im Sommer 1910 also mit 14 J-ihren

oeim inc.nu und 1 auherspiclen mit Jüngeren Knaben, Dabei war eine gewisse Lrregnng vorhanden, die aber durch gleichzeitiges DenLn meine iM-aclit.ns unU-rhalten war. Solche Versuche sind auch bei KnabenÄ noch 0 l.r von ,nir gemacht worden, dadurch kam e. höchstens zu EreSe ' nie zu Orgasmus oder Ejakulation. Ein ganz alte.. Erinnernng,.bild .e^gt Tir den «chonen ark meiner Heimatstadt, den wir als Kinder biuchten um zu spielen: hm Madclien. das von Knaben an einen Baum gebunden ist und von Ihnen HU brennenden Wattestückeu beworfen wird. Das Madehe nmß emo Impfbinde Zeichen der Wiederimpfung, um die anderen zur Schonung des Armes anzuhalf.n. he. Schülern üblich) um den Arm gehabt haben und ich habe das Erinnern, daß sie mir wie große, also im Verhältnis zn mir sehr md altere Kinder vorkamen. Dieser Vorgang hat mich sehr bescl äft "

Mein frühes es Erinnerungsbüd überhaupt ist das folgende Ich stt ganz klein im Wald auf einer Decke, Mein Kmdermädcherimt e She e' Waschkleid an, also ein Leinenkleid wahr..cheinlich Sie h, rT\ sammelt (Heidelbeeren), ]Iai, sich in die ge ä melten B]„h '"■''' f " und hat .iet., auf dem hellen Rock <^^n.:^ ^^^7^1,^'^,^^' steht ,a gebückter HaHnng mid ich sehe den großenXck ' J , . ,?"

Bock. Dies Bild war mir stete erinnerlich. "^ ''^'™ ^^"™

Hiemit schließt die erste Beidite do^ Patif^n+on i i , ^ -,

Ein Fall von orthopiitliscbem Fetischismus.

Er geht auf meine Bedingungen ein.

Zu seinem Beridite muß ich noch einige Bemerkungen machen

Wir sehen zuerst den S aram e 1 1 ri e b, der sich in Anlee -■ '

fetischistischen Bibel äußert. Diese Bibel wird zerstört m ] I ^^^^^\

- die Zerstörung bedauert und eine neue Sammlung angebgt Fern •' \"

wir die begleitende Farapathie, die mir in keniem Falle zu fehlen ^scir^ T

Früh treten Angstzuständo als Zeiclien des inneren Karnnf-^^'^f' Die Zahnarztphobie steht im Mittelpunkte des Krankheit bildes. Wir ei'kennen daraus, dalJ der Mund des Kranken eine eroglne Zone ist und dali ein Zusaninienliang zwischen der genitalisierten Muudzone und dem Fetischismus bestehen muß.

Bemerkenswert sind nächtliche Wanderungen iui somnambulen Zustande, die wir in Hand VI eingehend besprochen haben und die einen Inipuls veri'aten, der durch die fetischistische Konstruktion gefesselt werden soJl. Wir finden auch die Onanie unt masoch ist isch- sadistischen Phantasien, wir selim ds« Abrücken vom Weibe und den Ausbau einer homosexuellen Einstellung. Seine Erfahrungen mit Frauen sind spärlich und laufen alle auf einen Hautkontakt hinaus. Der Koitus wird als Sünde gewertet, wozu der strenge Imperativ des \ aters. dor ein Junktim zwisclien der Reinheit der Scliwester und seineu (d h des Patienten) Erlebnissen geschaffen hat.

Sein Vater gab ihm den Imperativ „sich reinzuhalten" und er . j

führte ihn mit Hilfe seinor Paraphilie aus. Der Zwang, den er auf sich )

ausübte, ist durch die Waid der orthopädischen Apparate und Banda-^on deutlich dargestellt. Er ist wie ein Pferd, das eine ivandaro trä-H.

Seine stereotypen Träume sind sehr diarakter istisch. Er muß nieder zu seiner Kompanie zurück, d. h. er will wieder in die Vergangen- i

heit, ins Jugendland. Er zeigt jene retropulsive Tendenz, die wir in 5

allen diesen Fällen feststellen komiten. Er hat künstliche Beine ein ' {

anderer Tramn, womit er seine Para]iatliie syiiibolisiert. Überwältigungs- )

Phantasien durcli Männer tauchen als Indianertraume auf und zeigen 1

den bekannten Charakter der Pubertätsträame. Selbstverständlich *■

durchbricht er im Traume alle asketischen Tendenzen, er trinkt, raucht, ]

ja, ei- heiratet sogar Nelly, wobei die Gegenwart seiner Schwester zu (

beweisen scheint, daß die Braut einen Schwesterersatz darstellt, 1

Bemerkenswert ist hier die zu großer Virtuosität ausgebildete . i

Masturbatio prolongata mit Hinausschieben oder mit Um- gehung der Ejakulation. Das rülirt niclit allein von der Angst vor J dem Samenvcrlust her. Wir werden im Verlauf der Analyse lernen, daß es sich um ein Spiel handelt, das einen präparatori sehen Charakter hat wie es Grooß für die Spiele der Menschen und Tiere nachgewiesen hat Auch bei der Masturbation begegnen wir dem uns bekannten Phänomen

r;

■**D FetiscliiBinus.

dee Dmekes auf den Penis, den Patient so stark ausübt, daii er den Orgasmus und dio Ejakulation verliindert.

bcüne erste Erinnerung ein Fiet-k aul dem Kleide seines Kinder- mädchens — wird später eine bedeutsame Aufklärung erfahren.

Seine spezifische Form des Fetischismus zeigt eine Ausbildung, wie sie eigentlich nur bei einem Arzte auftreten komite. Sicherlidi hat seine Paraphilie seine Berufswahl determiniert.

Die Analyse dürfte großen Schwierigkeiten begegnen, da Patient analytisch vorgebildet ist. Schon die einleitenden Präliminarien geben uns einen Vorgeschmack künftiger Kämpfe.

PatiDnt kommt unter imgeheueren Widerständen zur Behandlung. Zu- erst setzte die EntworUmg ein. Auf meine Auffordcning. iiacli Wien m kommen und sieh hier iils Kollege unentgeltlich behandeln zu las&en, geht er IreiKhg ein. Aber er findet die Aufmachung meines Briefes lächerlich und reklamehaft.^) Er schreibt einen Expreßbrief, der nicht ankommt. (Wahr- echoinlich war die Adresse dcr;u1 geschrieben, daß er nicht ankommen konnte. Symptomhaiidlung.) Er wird wütend. Ich Insse ihn warten. Endlich schreibt er einen zweiten Brief, der sein Ziel erreicht. Er versprach, alle Träiune ge- wissenhaft zu notieren, ohne daß ich es verlangte. Aber von diesem Momente an kann er sich kaum einen Traum merken. Er hat alle am Morgen vergessen

Er erinnert sich nnr an „Lauteträume". Er k^bt jetzt in seiner Laute" Er hat sich die Laute angeschatTt. um eine Ablenkung zu haben, da er lurchtete ganz ni seme fetischiatischen Phantasien zu versinken. Er strebl na,-h dei-i Idealen, Gerade weil er als halber Slave in Deul^chlaud lebt will er -Im Üentschen ein Mu.sU3r geben. Er will besser sein als alle die DeuLscbeu und schon aus diesem Grunde möchte er alle krankhaften sinnliehen Regungen überwinden, e^'i^t^ii

Be.clj;ifligon wir um ziierst mit drei Träumen, die er aus der gan7en Zeit zwischen dorn ersten Briefe und seiner Ankunft (3 Wochen MretfJ konnte: '' "='''-'^'

Er i räumte also vor der Behandhing:

. ^-J^l l^'i"^ '««^in«^'; Mutter meine Laute zur Reparatur gegeben Meine Mutter kam zurück und gab mir die Laute. Da waren falsche Wirhe emgeset. Da sagte ich: Das sind doch nicht die richten A^irbel. Ich nmß sofort hingehe« und sehen, daß ich meine Äe wieder bekomme. Da bin ich an der Ecke an dem Musikladen. Da std große Schmuizh,.,,, en von alf^m Schnee und Schmut... Dabei waren zwei

Jln 'Tiei'Triiß:;'' n""' ''i ''" '"'"""^^ '^^^™ ^"'^ mCghcren Wi b von allen (iroßen, Die meisten waren aber von der C,ri\K<. -i« '"'J^'

2. Es waren sehr viele Menschen zusammen Es war t>.;« . t __T„«„„„ v„„ Wandorvög*. Wir «l,te„ aufbreche :„T»'Lf„rj'

»../i^Ht^irr'M^« XSr K j.*' '"*'--» «*'--'

Ein Fall von orthopadisrhein Fetiscliismus

Laute nicht. Icli suchte und sah überall Lauten von den ,„>™i n- i . Formen heiumliegen. Dazwischen lagen auch ^\^^^" "»f , ^jl'sten Leichenteile. Ich hatte meine Laut« auf einmal und ein Jm,f a x. nicht nälici- erkannte, nalini ."^ie mir wieder fori und wollf meines Prok-Btes nicht iviedergeben. ^'^ '""" ^^'«'^

3. Ich stehe vor oiner Kmnpiuiie. Icii war Fähnrich Der Gma herzog mit seiner Frau und anderen stand rechts von mir auc, v ^ Front. Ich sollte dam eine Predigt halten und ich wuß e d ,1 '/'' über lachen würden. Ich liabc dann auch gesprochen, eh f ir!"; tT ob ich beabsichtifrte, koniisd, ,u wirken, aber es wurde dauenid 1 f'l' ' Dann traten die we^ und ich blieb allein zurück. Ich fol-te ^ f und konnte den Weg. den ich eigentlich genau wußte, nicht lindr r"" mal glaubte ich, im Büro des Norddeutschen Llovd oder überham f '

Schiffahi'tägeaellschalt zu sein. Dann ging ich auf den Weg aber p .'^^'^^'" falsch und führte auf einen Abort, der nach einem sehr häßlichen duntT^'' Hintergebäude üllenbar führf<> .... Eine Unterbicchimg j JJ

gehe mit 3 Freunden auf einem (ricliligen) Wege. Wir «ind' auf der Wanderung. Plötzlich muß ich aus iigend einem (^ruiid den ganzen langen und schmalen Feldweg zurücklaufen, Die anderen warten auf mich. Wie ich dann wieder zu. ilinen liinsche, ist rechts und link^- vom Weg der Nachhiß von Erml Uai'ckH aufgebaut. Es waren lauter Knochen und Bronzeligurcn und anderes - fast wie in einem iluseum Ich wollte mir etwas milaehmen, es war mir aber alles zu schwer. Ich war schon voll bepackt. Schließlich steckte ich 2 ganx kleine Figuren un(J ein kleines ^ntimetennaß ein und kam dann wieder zu meinen Freunden, die auf mich "Warteten.

Die Traume sind zum großen Teil AVidei-siandsträume und werden vei- standhch, wenn man weiß, daß die Laute seine Seele und seine Sexualität

darstellt. Im ersten Traume merkt er, daß seine Seele nicht dii^ r'ichti-'en '

Wirbel hat. Seine Wirbel sind alle im Schmutz zwischen anderen Wirbehi

Seme Seele ist belh'ckt. Er findet nicht die passenden Wirbel Das drückt s

sein Mißverhältnis zum Leben aus. l';r luit noch nicht den ri''hti"en Wq^

gefunden. Wollen und Können zeigen ungeheure Gegensätze. Die wlrbel die er findet, sind zu gr.iß zu seiner Laute . . '

Ferner Bezieiningen seines Leidens zu seiner Mutter. Die Mutter hat ihm das Leben gegeben, aber er kann es nicht veri\cndeii. Die niatei-iale Deu- '

lung ist noch unvei'ständlich.

Im zweiten Tnimue ist das Leben als eine ■Wandeiuiig dargestellt Er kann ^eine Seele nicht Ündeu. Es gibt unglaubliclie .Mensehen, verschiedene

Formen (er interessiert sich für Psycho lug ie). Keine Laute besitzt ein Junge I

(Sein Infantilismus. seine Jugend.) Er hat seine Seele und seine Sexualität i

an die Jugend verloren. (Fixation an infantile Eindrücke,) .

Im dritlen Traume bricht im Beginne seine Frömmigkeit durch die ja ' !

in keinem I'uUe von Fetischismus fehlt. Dabei lial er die -Vtigst ^ich' Sicher- ' ' i

lieh zu machen. Kr fürchtet, ich konnte mich über seine Absoiidcrlichkoiten i

belustigen. Seine Familie (der Uroßherzog) versteht ihn nicht. Sein Vater d'

hat keine Ahnung von seinem Leiden. Er hat ilim auch nicht mitgeteilt wai-um \

er nach Wien gefahren isl, Kr würde lachen oder verzweifelt sein ' Darum

ist er allein und kann den Weg nicht finden. Er muß die Lebeusreise (Lloyd) ' '

in die neue Welt (Stelcel) allein machen. Er fürchtet, er werde bei mir '

448

Fetischismus.

I

^ =pin bewußtes Denkeu. Im Traume furchtet moralisch erzogen werden, sagt- sei«"« ^.^^^^ -j^^ ^^„, ^y^i^e bringen

er, ich werde ihn auf einen Abort lunr ,^_^^ ^^^^.^^ zurückgehen. (Analyse, und unmoralisch machen . . . r." ^.^^^^^ ^yoÜe. Dann kehrt er auf

der Weg in das Infantile.) Aber ""'JfJ^^^j^, ^^^ g^^^boi meiner Parapathio.)

seinen alten Wog »u^'i«^^- ,*;JJ"\ L^t„[ Haeckel ist ihm wegen seiner mann- PJrnsL Haeckei steht für Wilhelm Stekei^ ^^^ Gelehrten schätzt er ihn

haiVu polilirichen Haltung ^'^'^f^'^^^^^^ ^,,,0^ im vorhinein zu den Toten. nicht sehr hoch. Er ist ^ot. ^"-' ^^ '^if^^^^^^^a beschweren. Er will sich ^^-^''^^^^^r^-tC"rg rernutnehnien und e.n kleine. Maß (infantües „ur e.nige '^'^'"^^^"Siuem Leiden /.nruckkeluen. .

^"'^^bar.ibt^;rouLj:h£^^^ _ __

" "^rhaTniürUcirwie die raei.len Fetischisten eine Bibel, eine Sammlung

br hat n-^Y ' "' 7* Büchern die er beim Onanieren benutzt, br

von Bildern -<^ .^u -igen ^-^^^,"^ ;^';-,^„.,,,„.,, ,vUerdings nach heftigem

"^''' r L Ser ^n Xo? t.n widerstanden. Kürzlich hat er eine .«che

iV^'"'' ^; " uSegt die er mir übergibt. E. sind Ausschnitte au. or ho-

y.,n,u luni. ;5^^^^ Zeit.chrifU-n. Kr wird rufend vor Verlangen, solche

Ifn n be i i"d Bchr.K:kt seilet vor dem Diebstahl nicht zuriick, um

"'t' Luy S chönen Stückes .u kommen. Er leidet Hölleni,ualen und

1" ; kene 1 r ehe er es besitzt. Neuerdings fertigt er sich die Zeich-

^h so it an Wir haben eine sehr charakteristische Reihe semer

„uugon ^"'^^'J'^'^j fj- j^i^, i3iij,, ,,,„d,n von ihm verändert, wenn sie ihm

''''r!'''"'^T'''^'^onT\\^nn.v. Mädchen in Knaben verwandelt.

FrleT t ai w iMiehen Bilder al. Se x u al re iz.-) Frauen

.ihn nie! Die Sannnlung liringt eine Menge von adaptierten Bildern.

w -k ^lm2 Hulli- (Sidie die eieene» Ze.chnungei Fig. 38 bis ii.) ''^°"^: rruü,..n, „„..nvirn. o.- «ich de. Weibo. während e,- e,, .n, ,..he„ ve..cl,tM - - l.^.h« ^__^ „T,,„,„di„,.hoe- ei. l^r

l'iitient leitet iu "^^"^"^^ '^ . „„.räumt hat, nimmt sich vor,

krankt sich, daC. er d.. ganze ^^^;« ;"f^ sS uVd kr.ti.iert während

' -'■ S'' '^''■^^"'"■=iu:f Sr^ tg^t in Sin. Ennnern zu analysieren.

dos Tmumes ^^f^J^J^ ;^ 't^o^n Wert und solche Schwierigkeit.B hat

Diese Traume haben ku cn ^^ j^ j^;, ^3, Analyse

- ':':,! dJ?; aSS Trotzdeni erhalten wir von diesen Träumen einige Aufklärungen.

:^y .-.rdL.» später .elien, daß diese Darstellung unrichtig ist. Er h.t früher i.- .-1 „„ «.■..llilu-lie Obipktc seinen Sammlungen liingefugl- ■""•""tu^ttli. M «.., wiatig ™d ,.,gl. -»ß -io B,„»n ™t..l.r «ad*. repräBüntic-ron künnPn.

Eiu Fall vou orthopftdiBch<^m FftischiBmus

449

Ich teile eist die Träume mit: - . ■*

1. Ich habe eine gauze Keihe von PorzL'lIauiigure», die ich selbsl gemacht habe- Sit' sind bunt und viele haben mit kloinen Heiligen- figuren oder gi'oßen Zinnsoldat^'n Ähnlii:hkeit. Wenn ich sie anfasse, sind sie sehr zerbrechlich.

Zu einer Serie ist Liuch ein Karton mit Zeichnungen. Ein Trom- ■peter bläst, hinler ihm steht der liebe Uott und der Teufel. An drei Gruppen sieht man ilen Elfold diti Blasens. Drei Zeichnungen, von denen eine einen Trompeter xcigt. den das Trompeten gerade beim Ver- richten seines Hedürinissos gelrollen liat, veranlassen mich danu am Ende des Traumes zu der Bemerkung: Wenn Freud daa sehen würde,. würde er natürlich sagen : Lodi.

Vorderhand fand sich aber an den Gruppen gar nichts Erotisches

oder Sexuelles. , ^ f, - , ,.1-1

•? Ich befühle mein ICinn und linde, daß ich eigentlich schon wieder

/.iemlicii rauh bin, trotzdem ich mich erst gestern rasiert habe.

3 Ich will mit einem anderen zu einer Gesellschaft sehen, die in irgend einem Lokal im Freien sitzt. Wir kommen zu einem breiten Pl.iß. Ein Bollwerk aus breiten Bretterbolileu ; wie wir herauftreten, stellen eich einzelne Bretter hochkant, so daß ich ängstlich werde. Der andere redet mir zu. Wir sind über einem Sumpf. Ich mache absichtlich lächer- liche Bewegungen, um meine Angst zu verbergen. Falle mehrfach. Von der anderen Seite kommt Familie AVagner angegangen. An der Spitze geht der verstorbene Hoi'r Wagner. Die Fi'au Wagner sagt, mein Mann ist nicht tot. Ich habo das Gefühl, du darfst ihn nicht ansprechen! Dann müssen wir hinäbergeganjimi sein und es folgt der Figurentraiim.

' 4. .lugend Versammlung. Ich trage eine Matrosenbluse und Knie- strümpfe und -lioetn. Fühle mich sehr wolil.

AUmälilich merke icli, daß die Blu^e mir nicht paßt. Sie verändert sich, "ich habe mein graues Hemd an. Will mir einen Kiemen umgürten.

Er ist zu kurz. Wache auf. ,„ ^ . u ^..

5 Wir liegen im Freien. Em .Madehen soll sich für einen von un-^ ontsciiciden. Ich wünschte, sio täte es für mich. Schwacho Erinnerung ■m Fräulein Sauger. Als sie es tut, ist ee Rosa, eine Jugendbekannte. die mir immer herzlich gleichgültig war. Und ich sage zu einem anderen, der mir eine Bemerkung niaclit; Gott, die kenne ich schon von meinem 2. Lebensjahr an.

Der erste Traum ist sehr eharaklerisiiseh. Seine neurotischen Spiel- zeuge (sein Infantilismu.'^n werden s>Tnl»olisiert durch Porzellanfigurea. die h-ilb Spielzeug Iialb Ueligiun (ileiligenliguren !) darslelleii. Er zittert für seine Fiktionen Sie sind sehr zerbrechlich - die kleinen Porzellanliguren. Die Zeiclinuiigen be/.iehen sich auf den Karton mit Zeichnungen, den er mir «esU-rn nach liartem inneren Kampfe übergeben hat. Em Normalmensch wird die Größe eines solchen Opfers nicht begreifen können. ]")ie Bipolarität der Psvche wird durch Gott und Teufel ausgedrückt. Den Trompeter faßt er anägogiscli als die Stimme Gottes auf, die ilin autfordert, die Parapathio zu zerstören (Die Trompeten von Jericho.) Die drei Gruppen stellen DeHika- lionen dar Es ist po, als ob der Trompeter die Defäzierenden auffordern würde das seliinutzige Geschäft aufzugeben. Man sieht deutlich die Be- ziehungen zum Analkomplex. Patient behauptet, daß die Frewdsche Trias

8t.lc»l, StarnnjiBri den Trieb- und AffBhUpb«"»- VII.

29

4ö0

FetiEchismiis.

;

dor Analerotiker: „Sparsam trotzig ordnungsliebend'' auf ihn auffallend Ktimme. Er hat in der Jugend Freude an Spielen mit dem Flatus gehabt, Kogar den Schwelelwasserstull seines Leibea in einer Flasche aufgefangen, um ihn zu uutaündeu, belustigte sich im Bade an den aufsteigenden Blasen der Gaee, hatte deutliche Lustgefühle beim Defäzieren, hielt sogar den Stuhl zuiTick, um das Lustgefühl zu verstärken. Die Bemerkung, die er im Traume über Freud macht, richtet sich gegen mich und soll die Beziehungen zum Anus entwerten und lächerlich machen.

Der zweite Traum drückt eine Festsellung aus, daß die bisherige ana- lytische Reinigung (Hasieren) noch keine Erfolge gehabt hat.

Im dritten Traum wird seine Sexualität als breiter Strom dargestellt. Er hat sieh gegen die Strömungen seiner Seele durch ein Builwerk (Para- pathie) geschützt. Die Bretter sind nicht sehr fest und ei hat Angst, seine Parapiithie aufzugeben und in den Sumpf zu fallen. Bisher hatte er sich ja von jeder Aktivität nach Möglichkeit ferngehalten. Er fürchtet, durch die Analyse verführt zu werden. Wir sehen den Sinn des Fetischismus- Schutz vor dem Weibe und vor der aktiven Sexualität. Er findet daß er sich mit dieser Angst lächerlich macht und hat die Selbsterkenntnis, daß sein Be- mühen, diese Angst zu verbergen, lächerlich ist. Die Familie Wagner steht für seine Familie. Er hat seinem Vater, der das Haus tyrannisierte und die Mutler Ijeliun-schte, oft den Tod gewünscht. Er träumte häutig schon als Kind daß der Vater gestorben sei, hatte im Traume ein drückendes Schuldbewußt- eein, als ob er den Tod verursacht hätte, und erwachte immer glücklich daß CG nur ein Traum war. '

Sein A^eiliältnis zum Vater, der auch im ersten Traum vorkommt (Nach- trag:^ Hinter Gott und dem Teufel steht der König!) ist ein sehr merk- würdiges. Er hat einen kurperlichon Widerwillen gegen Feinen Vater, Er hat vor ihm eine nnei'klärliche Scheu und kann mit ihm, nicht in eiiH-ni Zimmer bleiben. Wenn der Vater ihn umarmt, so erstarrt etwas in ihm. Er kann nicJii zäi'tUcli mit iiirn sein. In der Form? anerkennt er seine Ver- dienste un(i Vorzüge. Aber wenn er den \'al.er nackt sah. iialtc er ein Gi'auen. Er machte auch dem Vater Vorwürfe wegen der Erziehung und mißt ihm (wie er einsieht ungerechter Weise) eine Schuld an ijeinem Leiden bei. Vater war zu Hause der Papst und jedes Wort war ein heiliges Gesetz, Die Mutter liebte Otto immer ganz außerordentlich und nahm stete für sie gegen den Vater Partei. Seine ältere Schwester ist parapathiseh (Waschzwang), ver- kehrt nicht mit Männern, die railtlero ist das einzig wirkliche weibliche Wesen in der Familie, darum hat sie früh geheiratet, die jüngste ist auch sehr „sonderbar" (Waschzwang, Infantilismus, Naivität gemengt mit Zynis- rauB). Im Traume überschreitet er die Sehranke und kommt dann erat /u Traum 1,

Traum 4 ist deutlich infantil. Er hat Kinderkleider an tmd das Wander- vogelhemd. Das Hemd paßt nicht recht zum Kragen, der Riemen ist zu knrz Das Mißverhältnis zwischen seiner Parapathie (Infantilismus) und den lonierungcn des Lebens ist symbolisch dargestellt. Der Riemen svmbolisiert wieder emen Zwang. Er wächst aus seinen infantilen Einstellungen hinaus- er will sich anderwärts einschnüren. Graues Hemd - Riemen ^Büßerhemd' Monclisschnur. -^'.«.luema,

Nun zu Traum 5. Fräulein Sänger ist das einzige Madchen der letzten Jahre, das auf ihn einen gewissen sexuellen Eindruck gemacht hat. Er war jedoch immer bestrebt, Madchen, die ihm gefallen, zu entwerten und zn

m^mmm

Eiu Fa,ll von ortliopädiscliem Fi'tiBchismus

451 asGXualieieren Es gelingt auch ii, diesem Tmume, Sie u-iv,) , p Ihm muner g eichgiilüg war. Spätero Traumanalyseii müin ,^ Eo^^a die Beziehungen Kosa zum Scliwestenikoinplex IniL . . . '^^"' ^^^'^"^''e

Er ist eich «einer Widerstände bewulit. Es ist ihm alc t, einen Schlüssel zu seinem Innen, gehabt hillte und als ob H " a "'"''' verloren gegajigen wäi'c. Er versinkt inmier mehr in «eino Phfl ^,'^'^^^^««1 entfernt sich von jeder Kealilät ^ au.I, in homosexueller Richtut p "" ""'^ speziell den Orgasmu.. i:;r hat sich die Onanie so eingerichtet ..R '"'':*'^ der Vorlust bleibt. (Er nnterdriiekt ja den Organums ' n,| dt' ^u^ f ^'' durch einen sehr krältigon Druck auf die Peniewur^icl womit er 7'^'*"^''^*'iün sjiiibolisicrt.) Sein letztes Abenteuer hatto er mit einem Patienten t!'- 7/"'^ konsultierle ihn, der von Onanie mid llüinosexualitdt befreit werd. '" ,f und zwar durch Hypnose. Er war eelir leicht zu hypnotisieren T,? i ^''n ' nose erlebte der Patient seine homosexuellen Phantasien Er entblei' C und onanierte, doch ließ es der Anaiysand nie /um Orgasmus kommen n Patient griff auch an den Penis des llypnotiseuiti. Er ließ ihn im Änf gewähi'en - angeblich aus Zwecken der arzilichen Beobachtung- erst 'ak der Patient kühner wurde, gab er ihm den strengen Befehl abzulassen.

Otto zeigt eine Reihe spezifischer Infant! lismc-n. Er kann Jen Geruch besfimmfer Personen nicht ausstehen. Sein VaLer und seine Schwester riechen ihm unausstehlich. Mancher Gei'uch von Kameraden bringt ihn zur Ver- zweiflung. Der speziÜsche Vaginalgoruch der Frauen ist ihm besonders ekel- haft. Kr riecht aber <iie eigenen Sekrete zwischen den ZeJH-ri und sein Smegma sehr gerne. Seine Paraphilie hat innige Beziehungen zum Riechtrieb

Patient ist natürlich feindselig gegen mich eingestellt. Er haßt alles was an einen Philister erinnert. Ich werde auch unter die Pbilistor und Spießer eingereiht. Idi rauche während der Analyse eine Pfeife Das ist Spießertum. Alles Zufriedene ist Spießerium. Jeder, der ehrgeizig ist ist ein Spießer. Er will um Gottes willen nicht der Masse gleichen. Er 'will sich unterscheiden und seine eigenen Wege gehen.

Die AVideretände gegen die Behandlung drücken sieh in dem folgenden Traume aus: *

Ich treffe vor den Postfächern den Obcretleiitiiant Vorinann Er gibt mir die linke Hand und drückt mir meine linke Hand sehr kinftif' Ich fülile, wie meine Hand ganz scliwarh in der seinen lie^^t Fr findet das jammervoll und faßt meine rechte- Hand mit dei- linken Ich vor suche aus allen Kräften zu widerst^en, aber er drückt mir auch die rechte zusammen. . .

Dann faßt er mit beiden Händen meine beiden Bande Ich habe das Gefuh , er drückt sie mir aus den Handgelenken und will protestieren Ich erwache mit dem Gefühl, daß mein Unterkiefer nach vome ve":

_ Er träumt« den Traum am Nachmittag, nachdem er zwei Briefe -e- GChneben hatt«. Der eme gmg an den Vater und verengte eine PrlVo^„r-t des Monat.beitrages. Der zweit, an die Schwester und lindelTeÄ^^^ ob er semem Vater - wie ich es geraten hatte - von seinem Leiden tht

29*

^* Fetiscliiamus,

U, ung maehtm sollte oder nieht. Er teilte auch der Schtt-ester meine Prognose mit, daß er nach 14 Tagen die Flucht ergreifen werde.') der GohHn Jn ," .'';''■/"' ''""■' Ti'aumanalyse. Vormaun ist ein Offizier, darste Ji? f ' '^^""'^'.^«^•■ei^'^li. für ihn da. Vorbild eines Urgermanen ßrSß^r ak nnf "p f'T^l^'' ^^'^''^^- I'" Tnmme war er am wei Köpfe Ste fLT7J ' r'" /v'', '"'^''"^ ^^^"-^"^^ "'^l^t zufrieden ist. Er

ist stein BPi, ^1.1 T l" i i Vormann, ein Mann, der ihm vor

durch seine ideale Forderung gebändigt ,.,,^"1 .-,^* ^^'*^' '''®'"'^''" er innerlich I^rntestiert. j2t sSÄ b"de hS I ""1""^ ''^t' *^'"^'"^' norn.ale (rechte) Botnedigung ^i. dlTpSnUrctÄf ;^^^^ "^'^

schlössen Seine askeli^chon Tendenzen clrin^zu^'^öil f l^^^^Sr. T" raucht nu-,ht. er wurdo gerne Vegeterier s.in, was im Kriege und na^chher sehr schwer möglich war Er ™ß aber, daß er .ich durch seine ideale Fordorung ganz dcformiort hat. Er hat wohl erreidit, daß er kein Soießer isl, aber am wolcli.n Preis! Seine Handgelenke sind überdreht eein Unter- kielcr verrenkt, ei' kaan nicht handeln nnd nicht sprechen

In zweiter »eterrnination ist Vorraann der Vater und 'sein Stellvertreter der Analysator. Sem V^ter hat ihm beide Handc- gebunden. Er hat den Einfall, da Vorniann d.o inke Hand boiiützt, weil er etwas „Unrechtes" hegolien ;v,ll Wir komien also annehmen, daß die Berührung eine verbotene soxueUe ist d,e er vom Arzte erwartet, wie alle Patienten mit der gleichen Vatereuistel nng. Er bewundert.- seinen Vater und war unglücklich übe den Zwang im Hau«e. D,e.er Zwang wird hier bildlich dargestellt. Ab.7au l" der Zwang durd, micl. der ich ihm Vorschriften gebe. wiUeolo,. ma 1 e m d ,im ,anuuervoll hnde. belbstverständlich kann er mit einem verrenkten UnS kieier nicht reden and d,e nnangenehme Analyse ist beendet. Ich wercb ihn noch inehr verrückt nmchen, ai« er es schon i.t. Das ist der Sinn des Traumes der seine Spitw gegen nncii nchtot. Er will protestieren Sein schw h Protest geht unter, er ist willenlos, er nmß seine Parapathie opfern ^

Wunderschön ist da. ans bekannte Druck- und Zwangssvmptom des i'etischisten in diesem i räume ausgedrückt.

Es folgen eine lieihe Einfülle. Er Oeriehtet erst Über verschieden« stereotype Träume. Oft triiumt er, daß er mit der Gssch.^dlgke t t " Torpedos durch das Wasser schwimmt, wie überhaupt Schwinnnerträume seh^ hauhg smd. (Spermatuznent.'aume?) Sem typischer Eisenbahntraum ist d-iß er m einen t^I^'^l'en Zng eingestiegen ist, daß er sein Gepäck nicht finden kann, daß er das Wichtigste emzupackcn vergessen hat. Wie er einst^^^en ^nll, snid alle seine Koffer und Sacke von fremder Hand geßifnet Auch dn. sind charakteristische Fetischistenträume. Der Zug ist seine Lebensreise bv kann sem Ziel nicht erreichen, seine Richtung nicht finden er hat sich für die Reise nicht genügend vorbereitet. Die Angst vor deni Verrat und dem l<]ikanntwei'don äußert sicli in der Angst, seine Koffer könnten geöftnet

^)" Eine solche Mitlcibing ist ein MjtTcl. um rii?n Fluchtrellex abzuschwächen. Alis Trotz bleiben dk: Patienten in der ßoliundlung. Audi arrangieren ts boIcIiu Kranke BO, diiß sie ohne Geld bicibrn und den Arzt nni Darlehen ersuchen, ganz ent- Tiifitot sind, wenn er es ablehnt. Darüber wird der Kranke uuph aufgekljirt.

Ein K;il]

\-0ü urtliopäiiischem Fctischisinus

4m

Er hat wie alle Ehrgcizigra Sdnvebe- und Fl ice<;ti-ä „,„„ l- . - auch oft von oinoiii Sturz in dio Tiefe. Er erinnert sich n ^'■'"""*

Traum, deu vr nocli vor der ifehandhmg hatte und der tl *'""^" "''''^''^''' iMud.ack auf ihn machte. Es i^t eiucr .seiner st<.re.>l vpo„ iSträ^''®'"^'*'''^"

ial

Brücke, deren Plcilcr die hohen Banrnstämmo hildon und di n '■'" lal auch nur ein tJauiiLstiunm. Ich Idainnieie mich an F.- ^J "^'"cke u]itcr in diu^ Flußhett. Es daueit 1 Sdumden. er ist trotz derR?,:,.';''' gut angekniunien. Ich weiß nicht, ob ich springen soll ]y,„ /-'^Dlodvo Angst. Zurück kann ich auch nicht. ' ^''"^^^^

In diesem Traume drückt er die Vergewaltigung des ziveiten Ich d, i ■'incn Mitschüler aus, aul dem er reitet. (Zugleii-li ein iiomoaexuelleti Bil.! i Der Sturz in die Tiel'o und das langsame Fallen des Kameraden, die sroHo Angst ergänzen day Uild. Äiinlidie Triiume mit langsamen Springen aus schwindelnder Höhe konnnen liaiilig vor.

Er hat wilde Triebe, gegen die er sicli schiiUen mut;. Welches sind diese Triebe? Vielleicht erhält man einen Anliallspunkt, wenn man weifi, daß er vor dem Eiiischlal'en in die Decke oder ein Taschentucli heißen nuiß, daß er Nägel bi>ißt, daß er die üble GiM\-iihuhe)t hat, des Nachls nnt den Zäimcn zu knirschen. Audi juuß er vor dem Eiuüchlaieii die Decke l'ost gegen den Bauch drücken. (Erinnci'uug an das Eingewickoltwerdon als Säugling?)

Als Knabe .slalii ei' ,, tüchtig" uiul kaufle sich danu Näschereien. Ei- kann nichts wegwerfen. (Aiigsl, die Pai'apathie zu voi-liei'en.) Er erliielt alfi Kind zahllose Eiiililufe oder .AbrüJu luittel, wurde kuv Analsexuaiität er- zogen. Seine Teniiieiiitur wiii'de bei jeder iielegenhei! itu Aftt'r gemessen.

Er zeigt bi.s in die jüngste Zeit allerlei Infantilismen.- Er gerne den Nasenädileim oder die Nasenkrasle, interessierte c?idi für alle Sekrete und Exkrclo. Er steckte sich alles Mögliche an<l Unmogliclie in seine Körpei- üllnungen. Unter anderem eine B<dine in die Nase und ins Ohr. Die letztere wurde nach Jahren zufällig von einem Spezialisten entdeckt.

Wir haben oben auf die öinu'en des KanLiümlismuB (Beißen der Decke) hingewiesen. Dazu stimmt, daß er gerne das eigene Blut Icckk' und die Fleischspeisen immer als Tierieichen bezeichnete, stets den Kollegen sagte: .,Ieh bestelle mir jetzt eine TieHeiche vom Kalb" de.

Er hatte die Gewohnheit (noch als U— löjährigei- Hub), vor dem Ein- schlafen mit sidi im Bette zu reden. Er sprach sich an und es gab Rede und Gegenrede. Manchmal kam er ins Heulen, so daß seine Mutter bei ilim er- schien odei' ihn zu sich rief, um ihn zu irösten.

Er niödite inuiier ein Held sein. Im Felde ging er im Granalenregen spazieren, um seineu Mut zu beweisen, und zweifelte dabei, ob er wirklieh mutig wäre oder sich das nur vonnachte.

Wir stoßen hier auf einen primitiven Sadismus, den wir in allen Fällen von analysiertem Fetiediismns feststellen konnten. Seine Spaltung der Seele wird durch Rede und Gegenrede ausgedrückt eine Erscheinung, die bei vielen Zwangsneurotikern zu linden ist und ihre

454

Fetischismus.

besondere; Art des Denkens ausdrückt. Es handelt sich ura die zwei Pole: Primitiver Mensch und KultiirmenGch. Der Sturz in die Tiefe, einer seiner stereotypen 'rräuine, ist der Fall von der Höhe der Kultur in die Tiefen der Bestialität.

Er träumte:

leh traf meinen Patienten auf der Straße. Er wollte wieder hyp- notisiert werden und wurde zudringlich. Icäi wehrte ihn kühl ab.

Der Arzt, der sieh bei mir als Piitient fühlt, eicht sich im Traume in' der Rolle des Herrschenden. Kr hat iiuch die Widerstandskraft, die homo- sexuellen Anti-ägo seines Kranken idihl zurückzuweisen. Er ist wiedei- in seiner Heimat. Er analysiert andere und seine Analyse ist vorüber

Kr spricht über seine pathologisclie Angst vor dem Zahnarzt. Sie be- gann schon im frühen Kindesalter. Nun hat er eine Menge kariöser Zähne Er stellt sich in seiner Phantasie iuuner vor, daß er hingeht. Er war vor drei Monaten bis zur Tür eines befreundeten Zahnarztes gekommen und fand nit:ht den Mut, anzuläuU'n. Unt-er seinen Pliantasicn spielt auch ein Sarkom des Kiefers eine Rolle. Wichtige Frage, ob er eich in einem solchen Falle operieren loeson solle oder nicht. Er schämt sieh vor dem Zahnirzt Was wird er sagen, wenn er diese Menge fauler Zähne sieht^ Die faulen zkhnp smd ibm «in Selbstschutz gegen jeden Kuß. Was wird sie oder er denken wenn em fauler Geruch beim Küssen k-morkbar wird"^ Wird dP, P? f nicht Ekel empfinden? *^ "" ''^' Partner

Im Kriege, während dessen er ja immer seinen Mut heMeisen wnlltp kam jlim <.hB Idee, wenn er Zahnsehmerzen hatte' Da dJ,-f f Z ^ 7 ' Zahn ziehen h,ssen, sonst wirs. du am nächsten Tage Stn ' wlr'L ^ liier (uno Assozmtion zwischen Zahn und Tod wai; ia hI^ .^^ tt ,,

Klauben entspricht (S. Sprache d. Traume^"', d^ ^^"^SS^ Er .st sehr abergläub.scl, und religiös. Er ist Protestant liebt es aber m kathohsche Kn^chen zu gehen, die ihn „mystisclr' sehr anregen Mt äS semes Glaubens und Aberglaubens hat er sich allerlei Lmlt;^ i «

um nicht zn,n Znhnnrzle zu gelier,. Der Zahnarzt sS^/«^^ 7 .^'^Z'"' zu sein. Er hat hudig Zahnträume. Jemand chlätl bricht ihm e.nen Zahn aus. Oder: Er soll zom ZahnSz " ^"g.bt": ,erfe Hmdernisse, er ist vor der Tür, aber geht nicht hinein

DasSchmerzender Zähne verschafft ihm auch Lust Er «a-igt gerne an den schmerzenden Zähnen. Es macht

;ie;'s^^?!e';ütJ::;^L^"''^^ -■-"'"---- ^^t-ini"

_ Er dachte schon daran, sich selbst die faulen Zähne zu extrahieren Je langer e.. dauert, desto mehr schämt er sich vor dem Zahnm-zte oTe Karies der Zahne ist ihm ein Symbol seiner faulen Seele. Die £' d^ Zahnärzte ausgeliefert zu sein, ist iliin Uiiertrüglich Er fürrbflt /nn « t noch mehr als die Zange. Schon da.s Schleifen ein^MLer iS h,f . vT' geschweige das Bohren eines Trepans, Er vSSft ^u rlhtV^rP '^ ''^ der Schädeltrepanalionon. ^urragt auch nicht das Geräusch

. ') Verlag I. F. Burgiiiaiiii. MiincLm 1,922. f I. Aufl.

KiE PaU von orthopädischem Fetisch!

BniQB.

455

Er zeigte schon in der frühen Jugend einen SchäH*.iir« , .. pflegte den Disteln die Köpfe abzuhauen und ich dS p^^?^ ' ^r vorzustellen. ^ ^iiiQeseehädel

Er hat einen ausgeeproehenen Zerstörungstrieb Er zprh i, Flaschen, Töpfe und andere Gegenstände, wobei das Kitzeln in der ?T^ ^^^ aufti-at. Auch in dor Marterkammer (in Kastans WachefigurenkabUmtf Berlm) fühlte er Lust gemiedit mit Ekel und Grauen. Er war als Knabe in einen Hemeskopf verliebt, den er bekleidete und sogar bemalte, um ihm mehr Leben einzulmiiuiieu. Das Sezieivu interesHierlc ihn anfangs gowaltia später hcß das Interesse wie bei allen seinen Bescliäi'tigungen nacb

Er ist immer unruhig, '" ' '

ruholüB herum. Bei den or

köBtlieho liuho über ihn. Leider verlor eich die Ruhe bald.

Er wuide wieder unstet. Er kämpfte einen stetigen Kampf zwischen ii-ht und Piiraphiüp. Er hörix) plotiilidi aut zu studieren und besdi-iftio-f^

g, er kann nirgends sitzen bleiben, es treibt ihn irsten Präparierübuiigen im Seziersaale kam Ri.,n

eine

beschäftigte

Pfl

sich mit Reinen Zeidinungen und Ausschnitten. Er hat übrigens auch" vor einem Buche über Kiefer beb andlung im Kriege onaniert, und zwar vor den Bildern mit den Kicferverbänden und Kieferprotheseii.

Sein Muiidknebel (Fig. Nr. 39, S. 4.'i5) zeigt schon sein Interoase für Mund und Schlund. Er hat eine ausge.sprochene Mundsexualität. Er war lange LutEcber und Nägelkauer. Er liebte Schleckereien und Zuckerwerk, rauchte im Kriege leidenschaftlich. Aber er verschwor eich mit einigen Kameraden, alle Süßigkeiten aufzugeben. Immer siegt seine asketische Tendenz über sein Verlangen. Er hat Jiaufige Zuckerl träume. Er kommt in reich ausgcatattole Konditürladen und ti'ägt Diiten voll nach Hause. Ähnliche Träume hat er auch von Bricl'niarkenhandhingen. Er war loidonsciiaftlicher Markensani ml er und hat aucli viele Stücke für seine Sammlungen geetohlea.

Eines der ordton Bücher, die er in die Hand bekam, war die Bibel von Dore, die er mühsam buchstabierte. Er erstaunte immer, wenn er Gott oder Jehova mit den großen Lettern sah und buchstabierte G— o— t— t. Die Bilder von Dor^ regten ihn furchtbar auf. Er sah alle möglichen Greuel- taten und glaubt in diesem infantilen Eindrucke eine der Wurzeln seines Leidens zu erkennen.

Er hat eine dunkle Erinnerung, als ob er als kleiner Knabe unter den Rock eines Dienstmäddiene gekrochen wäre. (4.) Mit seiner älteren Schwester, mit der er lange das Zimmer teilte, raufte er sehr viel. Sie war lange Zeit die Stärkere, bis das Verhältnis eich verkehrte. Dann fand sie keinen Spaß mehr daran. Die Raufereien hörten auf. Er sollte jetzt in R. wieder ihr Zimmer teilen und wehrte sieb dagegen. Ihre Ausdünstung ist ihm unangenehm. Er vorträgt die Luft in ihrem Zimmer nicht. Sie ist offenbar das Vorbild der Gouvernante aui den Dildoin (Fig. 38). Sie trug vorübergehend ein Lorgnon und benutzt einen Zwicker. Die Schwester leidet an allei'lei Beschwerden. Sie wollte von ihm hypnotisiert werden; er möge in der Hypnose nach dem A''orbild von Forel ihre Menstruationsbesch werden Ireheben. Die Hypnoso gelang nicht . , . Oirenbar ist der Patient dra Hypnosctraumes (3.454) seine Schwester und nicht Herr C. . . .

Als Kind hatte er eine lebhafte Phantasie and niußfa den Kindern immer Märchen erzählen. Das war in einem Garten, wo sich auch ein offener Locus befand, für den er ein sehr großes Interesse hatte. Er kontrollierte niit großem Interesse die verschiedenen Formen und Farben der Fäces

"IP-

4ü6 ■'■ •"' Fetischismus.

Eine seiner frähesten Kindheiteerinnerungen (2—3) ist eine Eindoi- heiletätte. Seine Schwester war an ilasern erkrankt, er wurde in die Heil- «tätte gebracht und sah dort einen Knaben, der keine Arme hatte (sie waiBii beide amputiert), wae auf ihn sehr starken Eindruck macht«.

Er kämpft gegen einen laclierlicihen Gedanken. Er kam doch nacii Wien, um seine Paraphilie zu verlieren. Er denkt immer nach: Was habe ich dami vom Leben? Wie werde ich meine Befriedigung finden? Yor Frauen habe ich einen Abscheu, sie sagen mir zumiudeslens nichts. Vor einen homo- sexuellen Akt habe ich auch Ekel. Also was werde ich tun'

Das Kino erregte ihn schon früh. In der Kindheit (12— 14} freute es ihn, wenn im „Kintop" Mädchen gequält wurden. Jetzt geht sein Interesse nur auf niäiinlicho Objekte.

Im !7. Jahre erlebte er scnie große Liebeeonttäuschung. Er war rasend in ein Madehen verliebt, so daß er zu Hause sogar verlacht wurde Er hatte •seine sadistischen Phantasien zurückgedrängt. Sie waren in den Hintergrund swincf^ sexuellen Interesses getreten. Er erinnert sieh des \nlasses ' Zusammenbruches sehr genau. Er stand am Bahnhof. Sein Ideal solltrver" reiben. Er war dem Weinen nahe. Da gab sie ihm einen Brief und stiee in den Zug, der in den nächsten Sekunden davondampfte. Der Brief e fVi' T+ ontschiedeiie Absage. Das war für ihn ein schwerer Schlag Mit^lfi' T T"^ kam noch eine blasse Episode mit einer EnelänHerin 1,^,1 j Janren

Frauen für ihn erledigt. 8 anaenn und - dann waren die

Er wollte sich nicht mehr demütigen lassen'

Vo. ihm standen zwei Wege. Der eine führte zum Weilie D«. . ,. nun versperi-1.. Der andere zum Manne. Vor homosexuenen iS . !! ^ '''"' So wählte er als Ausweg die Keu.ebhei,. Er wolS 'h l^ll' t" ''^^^■ Holu', für sein Ideal rein erhallen. ^ ^"'^ ^^ ^'"^' R«'"«-

Er kam zur A!,s)inenz, die er auch auf Rauchen und Trinken .».a u . hv trank sein- gerne. Das Trinken als solches marhJe ilm. Pre»r ^^^■ mhlte s,cl. nach einem Tru.ke vu,l besser und ^^^^^^r^^^'^T^ZL'^lZ i'r die Abstinenz din-ch. '-^uem setzte

Hier in Wien wurde ihm einmal ein Glas Schnaps vorgesetzt Er tr-.nk' es mit viel Behagen. Er tragt sich mit dem Gedanken, die ganze Ab..tinen7 'luf- zugeb,.,, ich merke einen Schachzug gegen die Analyse. Die AnaIvsJ soll Jlo Hemmungen autlieben. Er w.U trinken, rauchen, eventuell zu Dirnen gehen sein Geld verjubeln, um gezwungen nach Hause zu fahren Ich soll T.n der böse Verführer figuric-ren. Ich mache ihn aufmerk am daß ^ . .

der Analyse keine Änderungen in seinen Ein^.teM, !■ T" *"' ^^»^'■«nd

will nicht in die Rolle des Verf ler^nd S , i ^ " vornehmen soll. Ich gedrängt werden ^^''"^^ '"'°^^ anagogen Tendenz

l^-n. Höchstens Fach.simpeln. unll trisTb d"^rledij Mi Ka"" '?^T''" er siundenlange reden. Kr inszeniert sich diese Snstl^un/Jrj'f ^'t." '^''^" die er seit seiner Niederlage {17'M haßt m, Sn i- ^,?.^ " ^'^ ^r-^um. .UBtellen. Dafür spricht de^lnJtani SLr \lÄ "^^ ^^^"^ ■"^- Abor sie zählen niclil. Ihm zählen nur dt pL m t. '^^"^" rede» kann,

die Gesellschaft und mach ung -n b1 he W n^ 'T" ^' "'^'^'^* ^'"^^^ er immer soziale Probleme. E> sprifht über din H ^ '^'"'^^' ^^ «P™^

haltung. Jedermann denkt an warande^ "nd smT." ^'' ""Z^'""' ^"^^^- spHcht or gerne. Auch ü..r die Lüge ^ ^^^t^S^tr"^^

5-SS

a»*n^^mB|

Ein Fall von ortliopüiliscliciii FetiscIiiBmiis. . = .7

Offorilieit und soxirollo Freiheit,. Aber wie jeder echte Prouhet ■!■ diese Froüieit nur für die anderen, nicht für sich. (Wie 2. B AHet *" /' 1 TV^' Diskrejjrmz zwischen dem, was gesagt und dem, was getan wird iBr*h erträglicli. ' ' "' """

Otto spricht auch genie über die sexuelle Not der Jugend rh Unverständnis der Lehi-er für die Soelo ihrer Schüler. In rueinen Büchern'h- h* er zuerst die Offenheit eiiies wirklichen Forschers gefunden.

Er liegt heim Sclilalen innner auf der rechten Seite, rollt sich wi Igel zusammen, nimmt die foetale Stolhmg ein und ziehl die Decke übp^ ^"^ Oiiren.

Eino der ersten Erinnerungen iHt aucli eine Art orÜiopiidischer Aiinaraf sein erster Hopenträgor (4). Er war aul dem Aborte und hatte Hosenträger. Er konnte eich nicht lielfen, er heulk^, das Kindermädchen knni ■iiiiii bracJito den Anziis in Oi'dnuiig. Er zeigte seJKm l'riili Angst vor dem Yvasser und vor dem ]-!aarBclnieidon (ü— S). Er war unendlich empfindlich und «ehlcidig. Einmal hatte die Schwester sicli den Magen verdorben, klagt« über Üaiichsclimorzcn und nnilUe erbreclien. Er ramite wie verriickt im Zimmer herum und lieullc. die t>chwesl«r könnte sl^-rben. Es wurde ihm erzählt, thiii er als SiiugJiiig in den ersten ljebenst;igen fast gestorben wäre. Er lag auf einem Haufen Liltei' Wäsche uad schrie entaetzlich. Miin band ihn auf und fand, duli der ganxe Körper von Wanzen zerhissuii war. Aber dii'j^e Wanzen hätten ihm das Leben gerettet. Denn die Nurse packt« das Kind ;iuf und da sah m;in. daß iloi' Nabelvorband losgelötst wiir; er soU blut- iilier^trÖTut ge\vei>en sein. Er mulite rascli fn^^cli verlmiiden werden. Er war fast ausgeblutet. Der Vorfiill ivuide ihm (tft erzählt und sch&int sein Inter- esse auf (Jic Vcriiäiidc gelenkt zu haben.

Im- war fi'ühreif, welir |)l!iinL;ii;tise]i, zu allen Leidenschaften geneigt, eifersüchtig, .iälizoi-nig. Er hatte oft Phantasien, daß der Vater sterben würde, dann wüi'de er die Familie erhallen und für die Mutter arbeilen. Die jüngen^n (leschwister begrüßte er mit gemischten Gefühlen. Sie raubten ihm die Zärt- lichkeiten seinor Eltern. Er erinnert sich, wie zornig er war, alö er ins Kindor-

zinnner kam mid sein Vater soiiie kleine neugeborene Schwester gerade auf »i

den Popo küßte. („Auf die Backe mit Genuß drückt er seinen Vaterkuß"' -1

zitiert er nach Busch.) t|

Ein schweres Trauma scheint für ihn der Tod der jüngeren Schwe*it*r gewesen zu sein, die an Masern verschied. Er sieht ein dentlichet; Bild: die Kleine im Bett, die Großmuttci; die jedes Kind wahrend der Krankheiten rührend pflegte, an eiueni Tische sitzend, eino bi'cnneTide Lampe ... Er er- innert siih auch, wie er nach der Geburt dieses Schweäterchens zum Bett der Mutter kam, sie ihm erzählte, der Storch hätte sie in die große Zehe ge- bissen, ihm die große Zehe zeigte, die eine Art Verb a n d hatte. Ein Wasch- lappen war um die Zehe gebunden. Er hatte sclutn damals Zweifel an der ganzen Geschichte, konnte aber nicht auf die Wahrheit kommen, obgleich er immer fleißig in der Bibliothek seines Vaters kramte und mit Genuß die gi'üßen Bilder im Konversationslexikon betrachtete.

Es scheint damals die erste Forschnngsperiode gewesen zu sein, die aber der Verdrängung anheimfiel. Noch beim Militär machte er sich lächerlich, weil er Stut^^ Hengst und Wallach nicht unterscheiden könnt« und den Seliweif aufheben mußte, um die Diagnose zu stellen, die ein Wteriniirlehrer von ihm verlangie. Mit 10 bis 12 Jahren soll er angeblich den Unterschied

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^^" Fetiscliisnius,

zwischen Mann und Weib gar nicht gewußt und nur dunkle Vorstelhmgen gPhabt haiDea Das stimmt mit der Tatsache nicht überein, daß er das Baden der kloHieii Gesdiw,st<^r mit Interesse verfolgte, wobei Neid, Eifersucht mit -Neugierde gemischt waren. Er wurde fitih in die Bildergalerie geführt, wobei Ihn ein Hiid sehr interessierte: Konradins Abschied vor der Hinrichtung. AUCH are andoi'cn Jrichladitenbiidcr weckten sein Interesse. Er entsinnt sich auch ojies Jijldcs, auf dem eine Karawane gefeeselter Sklaven zu sehen war, die auf den Markt geführt wurden. Bei der Hinrichtung Kanradinß interessierte ihn das Jvopfaoschlagen.

Er hat viele Ei-innennigen. die zu einem stark ausgeprägten Kastra- tionskompiex lüliren. /uersf. eine dunkle Erinnerung, als ob ihm die Mutter gesagt hatte: „Wenn du da*; oder das nicht unterläßt, so schneide ich dir etwas weg." Vielleicht war es der Penis, vielleicht der Daumen. Denn der Struwelpeter, dessen Verse er noch heute auswendig kann, hatte einen dauern- den l'^mdruck aui seine Seele ausgeübt. Darin kommt der schlimme Bub vor, dem der Schneider wupps-schwuppa die Daumen abschneidet, weil er daran lutscht. Er hatte alle Untugenden des bösen Friedrich im Struwelpeter. Er hat diese Untugenden noch nicht abgelegt. Er reißt den Fliegen den Kopf ab wenn er sie fängt. Er ist seit der Kindheit ein wütender Fliegenfänger- es war auch im Feld seine Lieblingsbeschäftigung und er hat es teils mit 'der Iliind, teils mit der Pliegenklatsehe zu großer Geschicklichkeit gebracht Wemi er die Fliegen mit der Hand fängt, so reißt er ihnen aus „Mitleid" den Kopf ab, wei! sie dann angebUch rascher sterben.

Eine neue Wurzel seiner Orthopädiemanie: Man drehte ihm in der Jugend m,t allerle, orthopädischen Apparaten. Saß er beim Schreiben chief so wurde da. Schreckgespenst eines Geradehalters an die Wand g malt tS er zu sehr nach en^^^rts so wurde mit Schienen usw, gedroht. Kurz ' ser« Aufuiorksiuukot wurde schon m der Kinderstube auf orthopädische Apparate gelenkt. Er machte aus der Drohung eine Lust. Er kam dem Schreeken der Apparate zuvor, er entwertete sie, indem er sie sich an anderen Knaben vor- s eilte und dabei Lust empfand, schließlich auch dazu kam, sich selbst solche Apparate zu wünschen. Er machte es wie die Geusen, welche aus einem Schimof eine Ehre miicliton. ^

Dies Prinzip der Umwertung der Empfindungen

und Gefühle zun; Zwecke des Selbstschutzes hat in der Psychologie des Fetischismus eine große Bedeutung die wir bisher nicht genügend hervorgehoben haben.

Er hat Angst vor Krankheiton und vor weiblicher Krankenpflege Der Gedanke, er liege krank zu Hause und Mufter und Großmutter verhätschelten ihn, scheint ihm unerträglich. Im männlichenLazarett mit männlichen Pf lefiern yar ihm im Felde das Kranksein recht angenehm. Er haßt nur die „Schwestern" mit ihrem aufgetragenen Mitleid Er hütet Sieh, zu Hauso seine Gefühle zu zeigen. Fühlt er sentimental, so spricht er zynißch oder ironisch, er maskiert und verbirgt seine echten Gefühle Er macht auch eine Or hopädie seiner Gefühle und legt sich Zwang auf als ob er auch hier ein Redres^oment vrdlziehen wollte.

Eine seiner frühesten Erinnerungen (3-4): Er lag mit einem Kinder- mädchen in. (J rase. Seine Eltern kamen auf dem Rade anstiegen ab sprLchen omige Worte, stiegen wieder aufs Rad und radelten davon. Er l^nS sf° daß 816 sich so frei und so schnell bewegen konnten. "^r^f^Hlete sie,

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Kill Fiill von ortliopildiseliem Fotischismus i^n

In der Kindtieil. ütt er unter dem brennenden Wunsche, groß zu sein iirid wüiisdito glühend, schon die Kechte der Großen zu besitzen i leisten. Dann kamen die erwähnton PhantaBien. Er ließ in seiner' Ph- \ -" ' wiederholt den Vater sterben, dann hatfe er für die Familie zu sorgen n" t^-^^ lieh bewährte er sich trotz Boiner Jugend glänzend. Er konnte in seinen L ft'

selilüssern der Mutter ein viel besseres Leben bieten, als sie es beim Vater ' '

nossen hatte. ^^' }

Die Widerstände setzen prompt ein. Er kann keinen Traum fixierend Er bt'ginnt sich, wie alle Ärzte, die ich behandle, für meine Differenzen mit Freud zu interessieren. Er erwartet meine ausführlichen Belohrungeü Der Koidlikt gellt ihm nahe. Ich erledige die Angelogonlioit in einigen Minuten Er wird Ixdohrt, daß es sich nur um eine Fonn des Widerstandes handelt Das bestätigt er an einem zweiten Beispiele. Er war in der Univereitäte- biblioUiek. Er wollte mir um .jeden Preis behilflich sein. Ich gab ihm die An- rLgung, eine gewisse kriminalistische Literatur für mich durchzusehen. Darauf ging er mit Freuden ein. Allein nach kurzer Zeit ließ er sich die „Zeitschrift für Chirurgie und Orthopädie" geben und erfreute eich an seinen Lieblingen, hatte aber so viel Selbstbeherrschung, nichts zu beecliädigen und keine Aue- schnitte zu machen. 1

Er ist den ganzen Tag müde und hat ein übermiichtiges Schlafbedürfnis. JJr war heute in einem Garten und wollte lesen, versank aber in Schlaf. Er wird von seinen inneren Komplexen beheri-sflit. Irinner gaukeln ihm die Bilder aus der Zeitschrift, vor den Augen. Kr weiß auch, daß er gewisse orthopädische Traume hat, die tust. betont sind. An einen solchen Traum kann er sieh er- innern und würde glücklich sein, wenn er ihn wieder träumen würde. Er träumte ihn noch, ehe er an mich geschrieben hatte. Der Traum lautet:

Ich bin in der Heimat. Ich muß mehrere Treppen hinaufsteigen und komme in einen Saal, der mit meinen Phantaeiegestalten gefüllt ist. -Junge Männer mit verschiedenen orlhopadisrlicn Verbünden. Ich habe das Gefühl: Ich habe da eigentlich nichts zu suchen. Ich geliere nicht hier hinein. Ich bin ein Eindringling. Daher wage ich nicht zu sprechen. Da kommt plötzlich meino Mutter und bringt mir etwas. (Decken?) Sie ent- fernt sich, um Mitt,ag zu cesen. Ich schreibe währenddessen. Dann kommt sie zurück. Wae dann vorging, weiß ich nicht. Ich glaube, ich hatte eine Pollution.

Sein Affekt war: ,,Was hat meine Mutter hier zu tun? Was macht sie hier?" Die Deutung ist nicht schwor. Der Saal ist sein (jehirn, das mit seinen Phantasiegestalfen erfüllt ist. Aber etwas stimmt nicht. Die ganze Sache ist nicht echt. Den Umstand, daß diese PhantasiegcKtalten nicht zu ihm gehören, daß sie Eindringlinge sind, daß sie etwas verdecken seilen (Decke!), ver- wandelt er vom Passiven ins Aktive. Er ist der Eindringling, er gehört nicht zu den Phantasiegestalten, was ja einer inneren Wahrheit entspricht. „Er wagt nicht ku sprechen." Das entspricht den Taisachon. Er hat nie den Mut gehabt, mit seinem Vater offen von seiner Paraphilie zu sprechen und fühlt sich sehr erleichtert, seit er sich mit mir aussprechen kann. (Sein Gewissen sträubt sich gegen diese Euphorie. Er fürchtet, daß es ihm in Wien zu gut geht.) Nur seiner Mutter hat er einige Mitteilungen über Homosexualität und Onanie gemacht. Allzuviel wagt er ihi' nicht zu sagen, weil er weiß, daß Sit bestimmt alles dem Vater uiitteilen würde.

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460 ' Fetischismus.

Üer Tniiirii zei^t aber, daß die Paraphilic Beziehungen zu »einei- Mutter hat. Die Pollution i.nn Scli!iisf;f könnte eine inzestuöse Einstellung verraten, von Ller ihm nichts bewußt ist. Er kam wohl als kleines Kind ine Bett der Eitern, Ol- sdilief, wenn er ki'ank war, im Sdihifzimmer der Eltern, aber es b'ub keine übergroßen Zärtlichkeiten im Elternhause. Die Muttor war ober Ivühl und i'Pserviert. Sie konnte auch energisch zugreifen und ihn verhauen. Von beiden Eltern wurde er innner auf den Kopf verhauen, so daß er einmal seinem Vater den Vorwurf gemacht hatte, er hätte ihm die Intelligenz aus dem Kopfe gehauen. : - - _

Die Schlüge erfolgten immer im Atfckle wegen Kleinigkeilon. Er hatte einmal etwas angestellt imd oi-hielt Schläge auf die Xates. Er stand gerade vor dem Waechlisch und putzte die Zähne. Er war im Hemde. Da kam der \ater und hol) ihm sein Hemd auf und verhaute ihn gehörig, so daß die Zahnbürste nn die Zähne schlug und er fürchtete, er habe sich einen Zahn ausgestoßen. Es ist möglieh, daß diese Szene in dem Mimdkm^bel fixiert ist, welcher dann die Funktion eines einem Ressentiment oalspriiigenden Meniento hätte. Sonst hat er nur angenehme Erinnerungen an die Mutter. Sic ist beherrscht, gilt als kühl und hochmütig, unterwirft sieh dem Vater, so düß er sie bedauert. Sie soll eine ausgesprochene Schönheit gewesen sein.

Er orinnwt sieh an einem Oslerbraueh, der ihm viel Spaß machte. Schon als vioriähriger Knabe kamen er und die anderen Kinder mit einem' Palm- katzchcnzwoige in das Schkifzimmcr der Eltern, die in den Betten lagen Die kuidor hauten lustig auf die Elfern los, die sich unter die Decken verkrochen und allerlei übertriebene Sdnuerzäußerungen zum best^-n gaben. Dann legt^ die L fern lur .ledes Kuid eni ()storei, mitunter von beträchtlicher Groß? So erhielt er einmal zu Ostern ein Bücherbrett, das angeblich gelegt worden war

Wir seilen, daß er mit ßeiner Zahnarztphobie eine Erinnenmg au Schläge seines Vaters verbindet, bei denen er fast einen Zahn verloren hätte. Es ist, als ob er in kindisclier Weise seinen Vater dafür be- strafen wollte. „Du biet schuld, wenn ich jetzt meine Zähne verliere!" -ledenlalls zeigt ee sieh deutlich, daß der Zahnarzt den Vater repräsen- tiert und daß die Angst vor dem Zaimarzt eine Parallele zu der schon (irwähnfon Angst vor seinem Vater darstellt. Der Zahnarzt reißt die Zähne aus, sein Vater hatte ihm einen Zahn ausgestoßen oder fast ausgestoßen - er weiß es nicht mehr genau. Die Szene ist unauslösch- lich in sein Gehirn gegraben. Leider weiß er sich nicht an den Anlaß dÜHi'r Szene zu erinnern. Es schwebt ihm dunkelvor. als ob er seiner Scliwoster etwas beschädigt hätte . . .

:-!■ ]f:|

, ,,.,. , , '" "''''^.- ""> Y'^^iten zu können, i^r benötigt Affekte und kann ohne A lekt.rausch n.clU leben Seine Zeichnungen machte er auch in einem /Zustande der Ekstase. Er zeichnete die letzte hier publizierte Serie von 4 Uhr nachmittags bis 2 Uhr nachts, stand am Morgen wieder auf und arbeitete bis 2 Uhr nachmittags. Dann war er erschöpft und vollkommen abreagiert Er brachte nichts mehr zusammen.

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Etn Fall vnii iirtliop.udjsciiem t'Giisdiismus.

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Seino küiiellL'rißc.lu- Kral'l äußört.eich nur in diesen ZuBt'indeii Vb 1,+ er jetzt, in einer i'uliigtiti Zeit, eine seiner fetiscliistiechen Zeiclm.,no-' '*^ ,,* enden, so fällt der Versuch jiimmorljeli aus. ^e'(.tmungen zu voll-

Er träumte:

1. Ich stdu! an dur ÖtralJe und sehe an einem Garten ciniei M- arbeiten, von denon dci' eine mir sehr Itekannt vodvomnit Er ict .^""ß'' wieser L . , ., den ich u!s Uli LeroHi zier in meiner Gruppe "-eh'ilif l f*^ Während Jdi noch überlege, oh ich iiin ansprechen soll, werden m"- ^ t die anderen MÜTniei' bekannter. Wir erkennen unö f^egonseititr A^^ kommt eine große Menge anderer Soldaten hinzu, die mir alle an H Kriege bekannt sind. Sie freuen sieh sehr, mich zu sehen. Ich aucli Pi'i. lieh müssen alle sofort antreten. Der t'berst will eine Parade abnehi» Es entsteht ein wüstes Gelaufe. Ich überlebe mir, ob icJi mit antreten 11 Ich habe zwar Offiziere rang, aber bin Zivtlarzt oder etwas ähnliches" ■\Vie ich durch die beiden Säle gehe, m denen die Leute antreten, stürzt der Leutnant, ein unangenehmer Keri in Husarenuiiifui'iii. .m mir' vorbei Alles erwartet den Oberst. Kr kommt aber nicht. Der Buredie des Leut- nants soll das Geriiehl verbreitet haljcn.

2. Ich stehe an der Ecke mit Herrn W. Der spricht luil mehreren anderen und ich ärgere mich, weil er mich warten läßt und sich nicht mehr mi( oiii' nnlerhäli. Diuni gehe ich mit ihui zu einer bekannten fariiilic und Itin mit meinen Schwestern und den 4 Kindern zusammen. Später kommt der Großvater, der schon etwas senil ist, und fragt mich nach meimin Körperbau und (.!> ich ein kräftig entwickeltes Glied hätte. Ich renonnniere und sage: Der Punkl läßt absolut nichts zu wünschen übrig. Auch meine älteste Schwester fragt er. Die antwortet ihm irgend etwas. Meine zweite Schweptei' sagt: „Ihr wißt doch, daß wir auf solche Fragen immer hysterische Anfälle bekonniien." Der alte Herr lacht. Da wird ihm schwach zumute und ich halte ihn. Er tat so, als ob er zusam- menklappen wollte; ich stützte ihn und er kam wieder hoch.

Zum ersten Traume lallt ihni ein, daß die Männer an einer hohen .Mauer arbeiteten, die einen Garten umi'riodete. Später sprangen sie üln-r die Mauer und daim war es nur ein Zaun. Es war wie ein Obstgarten. Der Unteroffizier L. war ein älterer schwächlicher Mensch, der ziemlich intelligent war und mit dem er gerne sprach, Er hatte dlo üble Gewohnheit, laut aus dem Schlafe zu sprechen, und so hörte ihn Patient wiederholt i'ufen : „Ach Gott! AV a s hah ich bloß vor h !■ o c h on!'' . . . Ihm fallen einige ErgäTizungen zum Traume ein. Beim Antivten im Zimmer machten die Soldaten erst die merk- würdigsten Freiübungen. Er war im Zweifel, ob er sieh einreihen sollte oder niclit. Einerseits hatte er das Gefülil, daß er eich doch in Reih und Glied stellen mußte, andoj-erseits das Gefühl, als liätte der Oberst ihm nichts zu sagen.

Der Leutnant war blond und sah wie ein unangenehmer Deutschiiatio- naler aus. Sein Bursche war großer als der Leutnant, aber er war schwarz. Im Beginne des Traumes Affekt der Freude, mit so vielen Bekannten zu- sammen zu sein. Dami im Zimmer waren ihm die Leute fremd. (Gefühl der Vereinsamung.) Dabei die Vorstellung: „Jetzt kommt der Olwst, was hast du liier zu suchen?"

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462 Fetischismus.

Die Deutung des Traumes ist iihiilicli wie in dem Falle des Hosen-

feliechisfen, auf deeecii Soldaten. träum it^ii hier hinweisen muß. (S. 271.1

f^dion der Ausspruch von L. deutet auf büaee Gewissen. („Ach Gott, was hab

ich nur vorbrüchcn!") Die Soldaten sind die Frommen, die sich dem lieben

Oott unterwerfen und fleißig beten (Freiübungen). Der Leutnant ist der Re-

praseiilünt des schneidigen Menschen, der sich der Autoriüit beugt, für den

(ler Vorgesetzte ein kleiner Gott ist. Der Bursche stellt den Slaven (Semiten!

iin Gegensatz zum Arier dar. Angst vor der AVahrheit, vor der letzten

Musterung durch Gott. Angst vor der Analyse. Aus dem Traume sprechen

Schuldbewußtsein und Zweifel, ob er mir die Wahrheit gestehen solle. (Wille

7.ur Macht gegen den Willen zur Unterwerfung.) Eine weitere Determination

folgt Epäter.

Der W. des zweiten Traumes war em Privatlehrer, der ihm Nachhilfe- stunden gab. Es war sein liebster Lehrer. Er hatte Zuneigung zu ihm weil er ihn für den Stoff zu interessieren wußte. Er war ein Parapathiker und schien yn Exanienangst gelitten zu iiaben, weshalb er nicht Professor wurde. W. stellt wie der Großvater für mich. Er liebt mich, ist auf die anderen Patienten eifersüchtig („weil er mich warten läßt und sich nicht mehr mit mir unterhält"). Er hat als Kollege mehr Aul'merksamkeiten von mir er- wartet. Er macht mich zum Parapathiker. Überdies bin ich der alte impotente Großvater, der an Dementia senilis leidet, der seine Hilfe benötigt und von ihm gestützt werden muß. Während ich mich in der Analyse um seine Geni- talen niclit kümmere, frage ich hier nach seinen Genitalien (LVReaktion ) Ich kümmere mich auch um das Sexualleben seiner Schwestern was ihm dHii- hch anangenehm ist und hier von ihm im Namen der Schwester ab-^elehnt w,r . D,e Erkenn ms sickert durch die Maschen des Traumgewebos. d^ d^ i>.t.onschen Anfalle nnt dem Sexualleben seiner Schwestern Zusammenhänge haben müssen. Andererseits repräsentieren der Oberst, W und der Großvater seuien eigenen Valer. Er zeigi^e ..lets großes Interesse,. das Genitale seines VaLei'B zu sehen. Lf. war kein erfreulicher Anblick. Es war ein „abgearbeitetes" Glied, bei dem dir Vorhaut hinter die Glans zurückgekrochen war. Er liebt den Anblick der Glany nicht. Sie ist ihm ekelhaft. (Auf seiner Zeichnung er-* scheint die Glaiif; überbetont.) Alte Glieder sind ekelhaft. Kr sehnt sich nach dem Anblick von jungen fri-schen Bur.^iichen. Er freute sich als Offizier auf die Foi,'enaiiiite ., Sehwanzparade" beim Militär und war sehr enttäuscht, daß die Männer nicht mit entblößtem Gliede warteten, sondern einzeln zur Unter- suclmng vortraten. Es kam iiim vor, als ob der Militärarzt eich allerlei Sciierze erlaubt hätte. (Projektion der eigenen Wünsciie!) Erinnerung an einen Kameraden, der beim Baden permanente Erektionen hafte. Zu diesem Kani.;raden kroch er auch ins Bett, aber jener war kitzlich und ouitsclite wenn er ihn berührte. '

Sein eigener Großvater ist lange tot. Im Traume vertritt der Groß yater mich und seinen Vater. Wir sehen Beziehungen der Parapathie zum Vater und seinen Schwestern. Auffallend ist im Traume die Häufune der loten. Der Mann mit den 4 Kindern, Herr T., ist im Kriege gefallen AV ist tot. L, ist vielleicht auch tot, ich werde wie der Großvater zu den Toten ee- worlen. Er laßt mich liier sterben, ich habe einen Ohnmachtsanfall Ich kann Ihm und seiner Paruphilie nicht mehr gefahrlieh werden. Ich werde sterh^n ehe die Analyse beendet ist. Sein Verhältnis zum Tode ist durch iSanSe dem Tode "■""'""'^- ^'"' ^^^' ''^ '^^' ^'■«'""' ""^ leidet an Angst vor

!■):

Kill Fall von orthopädischem Fetischismus.

Der Frage nach der Größe seines Gliedes folgt ;ine älteste ädnvoetcr. Sollte doch etwas zwischen c rfallen sein? Die Fragen sind ihm sichtlich i.n..n,..„.i

463

seine älteste ächweetcr. Sollte doch etwas zwischen" de^R ^/^^' "'" gefalle, sein? Die Fnvgen sind ihm sichtlich unanjoneh, / r '"" Grunde lälU er mich sterben. Er kann dann sein Ge^ ^'' ""'''^

und ungeheilt nach Hause fahren.

Ullis behalten

Wir sehen deutlich, daß seine Parapathie Bezieh Scliwesternkomplex hat.

"Igen Ktmi

El' ist sich soiner starken Widorstando bewußt. Er war vo ii ~ xi handluijg oin lebliaftor Traumer. Er hat jetzt diu größten SchwleV ?■+ einen Traum zu erhaschen, Diese Nacht träunilL' er, daß er Sold H ''^ " exerzierte. Er war also ein Komiiiandant. Er fügt sicli gezwunKen h n"" handhing. Er merkt, daß er den l'km hiii, hier zu bleiben und sieh niJht ändern, so daß er sieJi sagen kann: „Du hast alles dazu getan, um gehoilf '^" Verden; du warst auch bei i)r. Stekel, es ist nicht deine Schuld, daß du krank geblieben biet." ^

Er weiß, daß er wiihrend der Analyse auf meine. Gesellschaft nicht rechnen darf, aber er ist trotzdem beleidigf, daß ich mich außerhalb der Behnruilung nicht um ihn kümiiiei'i'. Er l'iihlt sieh einsam und benötigt einen Fmmd, der ihn homofiexiiell anzieht und mit dem er dann nichts macht. Er leugnet die Möijl ichkeil, einer Übertragung auf meine Person. Er will sie nicht sehen, wie er die Liebe zu eeinem Vater nicht yelieri will. Er gibt aber zu, daß ihn bis.' vor divi Jalircn iiltere Personen sehr angezogen haben. (Dafür spricht auch der Großvateriraum S, 4liL) Zu dem Lehrer W.. zu bestimmten Offiziereii. Zu einzelnen Hoelischnlpi'ol'essorrn hatte er eine ausgesprochene Neigung. Aber er vorsteht es, jede ihm peinliche Regung zu verdrüngen und zu iiber- sehen. Er hat leider alle meim' Bürher studiert und kam schon narh Wien mit dem Vorsatze, eine Übertragung nicht zuzulassen.

Er ist sich klar, daß er in diesen orthopädiechen Fi- guren sich selbst sucht. Als er die 1 etzten eichnungon, die wir hier veröffentlicht haben, verfertigte, merkte er mit S c ii r e c k o n, daß z «■ e i Bilder s o i n e Züge trugen. Er radierte so lange, bis e-r die Gesichter v e !■ ä n d e r t und unkenntlich gemacht h ,a 1 1 e.

Er hatte auch früliei' vor dem Spiegel onaniert, jetzt „derlei Scherze'" aufgegeben. Einmal verliebte er sii-li in einen Burschen, der ihm auffallend ähnlieh sah, so daß er als sein Zwillingshruder gelten konnle.

Er wird belehrt, daß seine Paraphilie der Ausdnick eines Zwanges ist den er auf sich selbst ausgeübt hat. Seine seelische Orthopädie dient dazu' um die Askese festzuhalten. Was macht er mit Männern? Das äußerste, was er sich erlaubt, ist ein bißchen zu balgen und neben seinem Obiekt {ange- zogen) aut dem Sofa zu liegen. Er liat hier schon einen Freund gelUnden nach dorn er sich sehnt, den er sucht, mit dem er Ausflüge machen will Er sehnt sieh nach einer Aktualität, welcJie der Analyse ein Ende bereiten wird. Er träumte:

Ich war irgendwo in der Küche. Wir übten uns im Schießen Es \\ar noch jemand anderer da, der gab uns verschiedene Ziele an Ich zielte darauf, nahm DniH;[)imkt und setzte wieder al). Dabei ging d'uin der Schuß lus und iüimer ganz wo anders hin. Einmal durch das Spiegel-

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464

Fetischismus.

glae, das wie ein Ivioiüeuchter von der Decke hing. Schließlich schoß ich wieder. Dann war ein Wald draußen und ich hatte ein Gefühl, ich hätte etwas Schlimmes getan. Ich glaube, ich hatte auf einen Hirsch ge- seliosscn. Wir waren in einem Blockhaus. Durch den Wald kam eui Mensch gerannt, dessen Oberkörper stand in Flammen lichterloh. Daran war icli schuld, i'> versuchte, in das Haus hinein zu kommen. Ich habe luieh gewehrt.

Ich komme zu einem Eliepaar. das sitzt am Tisch im Garten um! i ißt Mittag. Ich bin eingeladen, weil ich durch meine Eltern empfohlen wurde. Der Mann iBt erst ganz ablehnend, bemerkt mich gar nicht. Später wird er freundlicher. Dann bin ich im Auto und fahre durch wundervolle alte Parks mit riesigen Schlössern, sehr altertümlich. Das eine gehört diesem Ehepaar. Es müssen sehr vornehme Leute sein. Das Auto fahr! durch sehr schmale AUeen, Ich wundere mich, daß wir da durchfahren küiinen. Dann sehe ich rechts vom Wege eine sehr mei-kwürdige Land- schaft, zorklüftet mit tiefen Abgründen und Schlössern und sonderbaren Gebäuden. Wir fahren weiter. Icii glaube, wir sind bei meinem Onkel S- imd der schickt mich fort. Ich bin angekommen und sehe meine Groß- mutter und meinen verstorbenen Onlcel Rudolf mit seiner Frau. Sie freuen sich Hohr, duß ich da bin. Merkwürdigerweise ist an Stelle des Autos, mit dem ich glaube gekommen zu sein, ein Kinderwagen da. Zwei alte Diener. Ich weiß nicht, ob icli ilinen Trinkgeld geben soll. Mir fällt ein, daß meine Gi'oßmuitcr bei der Abfahrt von meinem Onkel gesagt hat, eie würde ihnen schon etwas geljen. Icli frage: „Soll icli Ihnen etwas geben"? Ich habe mir österreichische Kronen Ixji mir!" Der erste wartet immer, daß icli ihm etwas gebe. ÖchließÜcli geht er ärgerlich fort. Dem zweiten sage ich: ,, Meine Großmutter wird es schon erledigen." Xuii muß ich ühpi' einen Zaun, der ist aus Weidenruien geflocliten und paar MiÜnuM- rutschen dariiljer weg. Ich setze mich auch auf den Zaun. Die Wciikiinit'.'n biegen .«ich (es kann auch Stroh gewesen sein) nach der Jiichtung liin um, wu mein Onkel und meine Tante sind und ich rutsche eehr nngenehm iiuf den Weg.

Er woiß, daß ein eehr wichtiger Traum vorangegangen ist. Diesen Traum wollte er sotort hxieren, hatte ihn aijer in dem .Momente vergessen, als er ihn niederschreiben wollte. Zum ersten Traumstüek ergänzt er, daß noch ein älterer Mann in der Küche war, der seine Schüsse kommandierte und luchte, wenn der Schuß falsch war und er war immer falsch. Es kam immer eine andere Richtung heraus, als er intendierte. Das Gewehr ging nämlich beim Absetzen allein los. Er erinnert sich an das Laden im Traume. Es waren kleine tchwai'Ze Dingerchen, vorne abgeplattet, wie er sie nie verwendet hatte. Und der ältere sagte bei jedem Fehlschuß: „Ja, siehst du, wo das hingegangen ist!" ,Es waren immer Versager bis zum letzten Schuß. Da war er nicht mehi' in der .Küche, sondern, in einem Blockhause. Der Mensch, den er getroffen hatte erst war es ein Hirsch war halb tot (verfault), halb lichterloh brennend. Die Flammen scJilugen von innen heraus. Wie eine Dryade, halb Baum, halb Mensch, als ob es eiue Figur aus Ovids Metamorphosen wäre.

Er hatte immer Interesse für Schießen. Mit 12 Jahren schaffte er sich einen Bolzen an und schoß auf alle möglichen Gegenstände im Hause. Bei«! Militär wuLcn ihm die ersten Schüsse unangenehm. Er hatte Angst vor dem Knall. T-ji Felde mußte er sich an die Schießerei erst gewöhnen, dann ging

^^^---^.■.r,S:

mmm

Ei" Fall von .rthapadi.cl,o.„ l^eti.chismus.

es schon. Dann fiilU ihm das Märchen von R,.,;^ i

Da. ßrü,lor.hcn ist oin Reh, vorSert n^ H f '" T^ Sehwesto.chen ein.

milieron fJdails .rinnorl. rr ^i.h nSl "'^^"''"^''' ^^-rt wird erlöst. An dio

Die Bcaieliung <kv Tiainiies zur Analvse ist H„,.ni, l,.- ältere Mensch, der ihn konn.andiert und ihn z^^ngt au tint ^^^ ''^ ^'^ <i- (die Paraphiliel zu sehi.ßon. E. will sein .wei,2 Ic" g Ti .^"10?; ''T?" er triilt wider seine. Will.. i„ kostbare GogonsLande (Spiegel) £" ^m aiK-h .e.n IJruderchen, seinen Anüigoniston, d,.« iialb tot. halb brennend «7 Aiiderersuts ivehrt er Eich gegen seine paraphilen Impulse, die in ihn ei., dringen und ihn in Fhimnien setzen wollen.

Eino zwriteBedeulungsdieinUidi auf denTod der Schwester "zu beziehen br nniR dir den Tod gewiinecht haben, AA^eitere Beziehungen zu seiner iilfesten Scliwester wi-rden erst später klar werden.

Der zweite Teil des Traumes wird verstundlicii, wenn man weiß dii'

er mjl der Pliantasie hergekoninion ist., in meinem Hause zu wohnen' *

meinem Tische zu speisen, meine ücsollschafi. zu genieüen. Die sclionen Ph'"'

tasien sind zerronnen. Aber er hat einen reichen Onkel S. in der Niil I)""

wollte er gerne aufsuciien. Er rocluiele damit, daK sein Geld bald alh ^"

werde, daher die Kur ein rasches Ende fiaben niiisse. Dann bleibt '1 '" ^d'"

Heise zu Onkel S., zu dem oi' ohnehin einmal fahren konnte Außerd"" I r

ihm Peine Mutier eine Empfehlung zu reichen, vornehmen Leuten gesehiokl

ini Traume ist er bereits der Gast dieses Eiiepaares. Dieses Pa,,- i *-

lieh auch ich mit meiner Frau. Er macht die Reise in die V ^*" "^tur-

(Kinderwagen.) Onkel fi. war ihtn immer sehr lieb. Er ist srb,>n f^^^^" ' T I .1 1^ - r - 1 . '^' '^cnon seit einieen

Jahren gestorben, hr wirlt micii iiiimi'r zu den Toten. Mit Trink- 11 <

eehr geizig. Er gibt nur jungen netten Burschen, die'sein erotisches Wuli7"

gefalien erregen. Natürlich werde ich zum Diener gemacht dem f- ,i-

Fahrt ein Trinkgeld gibt. Er iiat ein ÖcbuldgofüTil. Er mua'zuhien. Dcl^ein'"

gezäunte Garten Hegt zwischen iJnn und dem Onkel (Friedhof) Dieser Teil

ist noch dunkel und muß in der nächsten Sitzung analysiert werden

Wie alle analysierten Äi'Zte spricht er mit allen Kollegen und Fremden über Psychanalyse. Er ist glücklich, wenn er ein ab.^prechendffi Urteil hört Gestern machte er dio Bekanntschaft eines Arztes, der die Ansicht ausspi-ich die ganze Analyse sei ein großer Schwindel. Natürlich fehlt es nicht' ■iii scharfen Kntikcn ütier Fread und Stekkt Solche Äußerungen fängt er im Inf m- efse seines Widerstandes gierig auf und verwendet sie zum KaniplV gegen mich.

Seine Träume verraten diese Widerstände:

1- ^■■- Stekei sitzt vor mir. sieht micii an ,M,d links von ihm an der Wand hangt meine Laute. Ich sehe besonders das Schalloch Ei sa^ dann zu mir: ,.Sie können gerade so schön Hier Iriiikcn, ^y\.^ \\uv Laute"

2. Ich soll zu einem 1-tegräbni.s gehen, und zwar wird ein Kind b,. graben, Jünger wie ich, vielleicht ein Mitschüler. Aber ich drücke tnic), davon. Dann sitzt der alte H. da und fragt mich, warum ich nicht gehe. Die anderen gingen doch alle mit. Ich sage: Ich mag nicht

3. Ich liege der Länge nach auf einem Mamie, und zwir mn a Bauche auf seinent Rücken. Er ist wie ein kräftig;,- JlClt T f" erscheint er mir viel größer als iclt. Ich versuche, ihn in ein ' i iTf^'' oder Windel einzuwickeln, dabei habe ich starke Ln^lempfindun,/ '.7!

Ktolcel, .SHiruiiKeii Üef Triali iinil AlT.'klli'bBns Vrt "'

30

^»•Mjn

i

46(1

Fpiischisniiiü.

wolirt sich dagegen; wie ich glaube, seine Arme lest zu haben, sehe ich, daß er wieder losgekoiiunen ist.

)\enii er aul'gorcgL ist, spielt er leideiiöcliuftlicli Laute. Zum ersten Traum IxTichtet er, dals der lelztc SüIx geheißen haben könnte: „S'e können gerade su suhön Bier trinken, wie Laute spielen." Er will mir uffenhar Laute vorspielen und ist sehr gekränkt, daß ich ihn noch nicht dazu aufgefordert habe. Die Laute verrät ihren analen Charakter durch das „Sehallofrli'", Er gibt zu, daß er den \yvinsch und die Phantasie hat, einen Mann oder schönen Jüngling zu piidizieren, meint aber, er könnte sich mit dem Gedanken eijier passiven Päderastie nicht befreunden. Bier ist ihm ein Symbol der Männlich- keit. Bier steht hier für tJrin. Er hat in der Kindheit öfter den Finger in den Urin gceteekt und ihn Keknetet. Der Traum slelLt im Zeichen der Übertragung-

Auch der zweite Traum stellt den Widerstand dar, seine ParaphiÜe be- graljen zu laBsen. Der Mitschüler ist sein alter Ego. Der alte H ist sein ehe- maliger Hausarzt, ein eingefleischter Junggeselle. Sein Name hat Beziehungen zu seinem reUpiöweii Komplex.

im dritten Traum umklammert er seinen Antagonisten und will ihn nicht loslassen. (Seiu Valer hatte die Gewohnheit, vor dem EinschhJcn sich von den Kindei'ii fest einwickeln zu lassen, so daß er sich lüeht rühren konnte. wolu eni Infantil! smus, der an die Zeit erinnert, da man als Säugling fest ein- gewickelt war.) Otto will someu infautilismus nicht aufgeben. Er umklammert _ihn und furchtet, daß das zweite Ich loskommen könnte In der Tat benutzt er von seiner Sexualität nur den Kontrektationstrieb. {Moli ) Er berührt den Partner und läßt es ebenso wie bei der Onanie nie zu einer Detumeszenü kouimen.

Es luulA ein l^rlchnis aus der Jugend sein, das ihn so ;m die ParanhiÜe le.sseit, ein Erlebnis, von dem er nicht loskommen kann. Wie er über den zweiten Traum michdcnkl. 'fäUt ihm ein Traum aus früherer Zeit ein ilor ihn so erregte, daß er ihn bi^ lieule noch nicht vergessen hat.

Der alle Traum lautet:

Ich sehe eine Schwester, wahrsclieinlieh meine jüngste. Sie ist am ganzen Leib wie \ erstochen. Sie blutet. Sie ist ungefähr 4 Jahre alt. Ich soll sie getötet halx^n. Ich bin in großer Angst und es wird dann ein Eamilienrat einberufen. Dak^i ist aucli unser Hausarzt, und ich beruhige mich, wie ich höre, daß meine .Schwester noch lebt. Mein Vater schlag! eine Samirilung vor, damit ich mich mal erholen kann. Dr. H. will erst einen 5Ü-Mark-Sc]icin gelx>n, nachher gibt er nur 2 Mark, und zwar 2 weiß- i'otc Einmarkscheine,

Wieder sehen wir den alten Hausarzt i)r. H. und das Begräbnis. Es handelt eich um die jüngste Schwester, die an Masern gestorben ist. Im Traume eielit er auch, wie sein Vater eine große Summe Geldes auf den Tisch legt. In diesem Traume annulliert er den Tod der Schwester. Wir erinnern uns, daß seine Masern im Krankenhause den Beginn der ParaphiÜe darstellen. Dort sah er den Jungen, welchem beide Arme amputiert waren Die kleine Schwester hat im Traume Flecke, wie sie von Wanzenbissen') herrühren, sie hat Masern, bliifunterlaufen, ein hämorrhagischoe Exanthem, wie es bei letal

') Er weist Siphe S, 457.

da.raiil' liiti, tlnlJ WiinKenbiese einst sein- Lt-beii gerettet ha1>i?ii.

wm

Ein Fall von oiÜiopödiscliPiii Fetischismus

-IGT

verlaiirciidt'ii jMorliillen häufig Vüi-komnit. Die SelnvoBter atarh -l- ,. i r i

Dr. H. eine gewisse kloine Schuld an dem Tode'" der sIliwS h"i'' ^V"!"^'' großü seinem Vater. *-'' "^^ ^™

lir lullte seiner kleim-ii S*^liweeter den Tod gewünscht und u-iv h i ilironi Tudo ecliuld. Er hiit ein bösos Gewissen. aaher an

In diüBüm Ereignis erblicke ich den Korn Par:ipat!iiB. D o, r T .nl der St-.hwcsler iM dio Sc Ii ,i l ^ "i"'' C.V durch seine K. r ;i ii k !i e i t b ii B, e n in « ß. " .' ^

Kr hiit iiiifjelihch f?iir keine Eriiini'i'inig an das Begräbnis, Plöt-ll sieht er luii Hild; Heine Mutier im srhT,vnrzpn Kleid und schwarzen Ti'aiierluit In diescni .Monicnto verfälll er in eine nierkwüniige Stimmung, in ojne a,.i Trance. Solcher ZuHläiidc erinnert er sich aus der frühesten Jugend' aber auch später mit und im i'oifen Alfer ülierküni ihn dieser sonderbare einem Ta^tnunn ähnliche Zii.-Iiind.

Ihn ü b o r k u in in (■ e i ii (i e f ü h I, als w ä v e d e r K a u m u n- e n ü 1 i 0 li u n d e r b e f ä n d e s i cJi in einem unendlichen Räume. Die Beine werden länger und länger, die Arme dehnen sich au s. (I ii I' r u h e r e n Anfällen wurden auch die Finger g r 0 ß in ä G h t i g u n d d i c k, w a s li c u L e nicht angegeben w i r d.) Alles erscheint i !i m weit und entfernt. Meine Stimme li ö r t e e r n u r a u s der Ferne. Seine eigene Stimme er- scheint i h m 11 n n a t ü r Ii c h s t ;i r k, E h p n b o dröhnen a 1 1 e G e- l-Üusche, die duiwh das Fönst er k o m in o ii. (Wagen ger as- sel, Pf ci'ri eba hn, Pfeifen usw.) Eni leichtes Si^hwindol- l^efühl. Als ob sieh alle freien Teile hochheben würden, während die Körperteile, die das Sofa b e r ü h r <■ n, mit dein Sofa verwachsen erscheinen. Alle freien Glied- ni a t.'. e n s c h w e li o n 1 e i c h t^ 1 w a s d i" e h t s i c li in seine m K o ]3 r c ; wie ein Wirbel verdreht es ihn. Er sieht mich und alle Gegenstände im Zimmer wie durch ein u m g e- li 0 h r t p s 0 |i e r n g 1 a s ; ganz Ic l e i n und in weiter Ferne.

Solche (leitililc leiteten friüiei' immer einen heftigen Angstanfall ein. ZiHirst trat das merkwiii'dige pelzige, wie abgestorbene fjefiihl in den Fingern ein. Die Angst pflegte sicJi dann zu steigern. Dann sagte er sich: „Mensch! Du (rämiist ja! Wache auf!" Aber es half nichls. Die Angst wurde immer stärker, es lag ihm wie ein Aljidruck auf der Brust, bis er sich mit einem Schrei oder Sprung aus der ftituatiuii befreite.

Als Junge hatte er schon oft, über Mikrniioic und Makropsie zu klagen. (12.) Er wurde zum Augenarzt geführt, der Übermüdung konstatierte und ihm eine Brille verordnete.

Einen ähnlichen Zustand lieschrcibt er als ^ipaTUlung ini (üe«ichte dae sein fivundliciics (Tesicht. in ein Dienstgesicht (Militärgeeicht) verwandelt Er hat finsteren Ausdruck und die Lösung will ihm nicht gelingen. Ep ist in Zwang, der ihn nichl freigibt.

Die Erkläiung des ersten Phiiimmens ist sehr schwierig. Es scheint sich in teüweises Sterben, um eine Auflösung im Dnendlichen zu Juindeln Anderersei'ts wii'd ci' der r.rnRe und die droßmi werden klein. Es ist, als könnt

wie

um ein

468

Fetiscliismiis.

er fliegen und üei doch an die Erde gebunden. Das heftige Angstgefühl zoigL uns, daß es sieh um eine phantastische Darstellung des Sterbens hEindelt. Die Angst; ht diinn die Todesangst. Macht er den Tod seiner kleinen Sc-hwester mit? Die Aiiiilyso wird uns hoffentlich diese Frage li5sen.

Der gestrige Anfall ei'weiö.t, sich als eine Art „Rückstoß in die Ver- gangenheit". Alles Gegenwärtige (z. B. meine Stimme) erscheint ihm ferne. Alles ferne, von außen Eindnngende erseheint ihm nahe. Er ßieht wie durch einen verkehrten Operiiguoker. Er sieiil seine Kindheit.

Er hatte gestern einen entschiedenen Rückfall. Er sah einen Menschen auf der Straße. \A'ir gingen gerade spazieren, als so ein c-rbännlichor Mann vorbeihumpclte. Er schien an einer IvoxLIis zu leiden. Patient sagte: „Sehen Sie, vorher wiire dieser Mann mein Ideal gewesen. Er hat Schienen an beiden Beinen. Aber er ist mir nicht scjiön genug."' Nichtsdestoweniger machte er sicli spiltrr Vorwürfe, daß er dem .Manne nicht nachgegangen war und sich nicht sattgesehen halte. Er phantasierte über diesen Menschen. Er beruhigte sicji ersi, als er in einer kriminalistischen Zeitschrift das sympathische Bild eines jungen V<'rbrcchi'rs sah, iler vorne eine Stange trug, an die seine beiden ilände gefessoll waren.

Mir war es auffallend, daß sich der Anfall und die Erregimg an einen Brief angeschlossen hatten, den er von seiner ältesten Schwester erhalten hatte. Auch war ku bcrÜL-ksichtigen, daß die beiden Schwesterträume {S 466) eich auf eine lebende Schwest/r bezogen. Er hatte den Wunsch die Schwester zu überwinden, sie xu begraben, und war es doch nicht imstande.

I'atient gibt zu, daß ihm seine af fekt ative Einstel- lung zu dieser Schwester in der letzten Zeit etwas V 0 1- d ä c h t i g w a r. Erstens der physische Ekel, den er vor ihr hat zweiten- die Verlegenheit, die er in ihrer Gegenwart bekundet. Die Schwester litt an einem schweren Gelenksrheimiatismus. Er war damals 10'/- Jahre alt Sie hatte oft Verbünde, Kr erinnert sich, daß Dr. H. einmal zur "immobilisienin- eines (Jelenkcs »nien Pappscliienenverband angelegt hatte. Dieselbe SehwesteT- litt auch an einem Ohrenleidon und wurde operiert, so daß sie längere Zeit einen Kotifvcrliaiid tragen mußte. Das war in seiner frühesten Jugend (4—5) Er iiat keine Hriniierung an diesen Verband. Er Ix'fand sieh vielleicht damals mit Masern im KinderhoHpital. Damals halte die Schwester ku rzgesehnittene Haare, an die er &ich erinnert, weil er einen mächtigen Lockenkopf hatte. ICr war ein auffallend schöner Junge, wurde übertrieben verzärtelt und oft für ein Mädchen geliallen. Er weiß auch, daß er ziemlich oft mit der Schwester gemeinsam gebadet wurde und daß sie in späteren Jahren hintereinander liadeion. Abends erzählten sie einiMider Geschichten, in denen sie die Elfen- koi.igiii und er der GeMpenslerkunig war.

Als die jüngste Schwester geboren wurde, wurde sein Sehmerz über die Ankiinfl der Rivalin durch eine große Ziickerwcrkdüte gemildert, die die Kleine angeblich mitgebracht hatte. Er beobachtete in den ersten Monaten sehr genau das Baden und Einpudern der Kleinen. Das Einpudern wurde ..Miil!nr-Kilz" genannt. (Gestern fühlte er den ganzen Tag ein Kitzein in «ler Gcnitalgegend. Es war das unterbewußte Verlangen, wieder Kind zu sein und eingepudert zu werden.) Er sieht sieh in seinen "Phantasien oft aU Kind liegen und eingepudert werden. Um den „Müller-Kitz"^ hat er seine jüngeren Mcliwestcj'n sehr beneidel.

E^^K

^Ae

Eiu Fall von orthopädisch cm Feiiscbismus.

469

Aurt'allend ist, dali in scincTi ürUiüpädisclieii Phantasien Korsetts eine großi! läcrfeiil.ung luiboii. Scini^ Miiltof trug iinnior ein starkes Korseftt währeiu! KPine Schwesloni nur stcifo Ijuibdicn gebi'auchLen, Bei seinem Erlebnis mit do' vt'rliL'iratoleii Frau (S. 429) war ihm ihr Korsell unangenehin und störte ■' Vcr«niiRcn. Sie war sehr dick und üppig luid feöt oingeschniirt. Dei der Kuisode mit di'iii Miidchen (S. 429). das l'est oiiiseschniirt war, iiiuchte ilmi die ßi. lastung des Korsetts und das Knarren Vergnügen, wühj'end er bei der er' wähnten Frau bei der Berührung Ekel enipfaml. Die erste Frau war eiii' (Icullicliü Miiiteriniagü. wiihrend das Mädchen eine .Muttor hatte, die sei '■ dick und l'eöl. eingOEchnürt war. Da war das Korsett ein großer Anreiz Ho ) eine Hemnunig. Er woll)st haltt- sicli nie ein Korsett angeleg.t, glaubt aber zur Zeil, da er .sich Verbände maclite, solche l'liantnyien und Wünsche geh'ibt zu haben.

Charakteristisch sind dio TrLiunie dieiäer Nacht:

Wir sind in einem YAnwwv. I'ls isl Krieg. Wenn wii' die Türe auf- maclicn, so seliielnn die andoicn liinciii. Der er.sle Si-luili geht in mein (lopäck. Daim soll ich mit jemand anderem zusammen irgend jemanden verfolgen. Dazu soll ich mir einen falKcheii Bari ankleben. Weil er suhr unnatürlich aussieht, schneide ich ihn mit lior Nagelscheif ganz, kurz und drehe ihn hoch. Die Revolver funktionieren nicht. Ich lialH? keine Munition dazu and kann sie aucli nicht finden . . . Dann waren wir in einem großen Hau.se uial ich niulite irgendwie V()Tn Dache heiunler. Icli lialle Angst. Wie ich heruntergekommen, weill ich nicht, ydiließlich trüuinto ich, ich sehe Tuir irgendwelche mlhiiiiädische /,(Ml,-.chririen an und (innniere ilannL.

Er iöt im steLen IvLimiife iint sich selbst. Jetzt bin ich der Feind. Er fürclitül, meine Schüsse kunnten ihn treffen, wenn die Türe aufgeht. Er will die Türe zu seiner Seele fest versperren. Dann soll er iemandeii verfolgen. Natürlicli verfolgt er sein KweiU's Ich. um! Kwar mit mir /nsiinnneii. Dabei maskiert er sicii. Er dichtet sicli eine Mäimlichkeil (.falscher Bari) an, die er gar nicht besitzt. Gestern hatte er den Impuls, sich seinen Hart rasici-en zu lassen. Er will ein Weil) und ein Kind sein. Er ist kein Mami. Sein Re- vulvor (Phallus) funktieniei't niidil, er hat keine Munition.

Neben dem Impotenzgedanken sclieinl ihn ein zweiter Komplex zu be- Bchäftigen. Alle diese Fotischi.^len laufen einem infantilen Eindruck nach. Ursprünglich sclieint sein üegeliren auf die Schwester zu gehen, mit der er ^0 viel raufte und r^g, was sein Bedürfnis nach Kontakt ohne sexuellen Akt erklärt. Es it,t die Eriimerung an das histbetoni.e Raufen mit der Schwester, llir will er nachlaufen, sie will er erringen. Er sieht sie mit ihren Vorbänden, wie sie im Bette lag. Soll damals eich etwas abgespielt haben? Der Kollege glaubt, daß eich hinter seinem Anfall (llüekstoß in ilie Vergangen- heit) ein Erlebnis verbirgt, d;w er nicht bewulit machen will unii ilarf. Diesen Erlebnis und der Wunsch nach Wiederholung scheint ihm den Sündenfall zu symbolisieren. Ei- hat Träume, in denen ei fällt oder Angst vor dem Fallit hat. In diesem Traume soll er vom Dache in die Tiefe kommen. Kr hat Angst. Schließlich ist er unten. Das Wie verschweigt die Ei'iimorung. Aber er träumte noch, daß er onanierte, und zwar vor oi'thopädisehen Zeitschriften, Der Siindßiifall und die Onanie hängen zusammen, d. h. er onaniert mit der spezi- fischen Phantasie. Wichtig ist, dali er keine Pollulion hatte und keine Spuren einer solchen an seinei' Wäsche finden konnte. Der Traum zeigt nur die Tie-

mmmm

-i70 * fetisehismiis.

za-liiiiigeu der UiiaiiiL- niii dwv. ürliiopädisehon Bilde, hinter dem sich seine Sehwostcr »u vcrbei'gen seheint. Daö Schneiden des Bartos erinnert im seinen Kastrat lonsliumplüx, an den auch das Bedürfnis, sieh glatt rasieren zu lassen, mahnt. Er will ijoin Mann sein. Er fürchtet seine Männlichkeit. Er ließ den Bart stellen, weil er bewußt gegen diose femininen Tendenzen kämpft, Er soll Rieh überall als echter Mann ei'weisen. Aber der nicht fnnktiimicrende Revolver zeigt, dali er offenbar mit seiner Männlichkeit böse Erfahrungen gemacht hat. ]3ic Impotenz wieder ist ein Selbstschutz gegen verbotene sexuelle Regungen.

Ich hebe nocJnnals die Beziehungon der Paraphilie zu seiner Schwester liurvor. Der Mann im Scliienenvcrband symbolisiert ihm seine Schwester, die wegen Rheumatismus Schienenverbände trug. Im Anfall (■riebt er eine Szoiic mit seiner ydiwester. Der falsche Bart im letzten Traume beweist uns, daß er sich vor dem Analytiker maskieren und etwas verbergen will.

bchun vor der bmnde, als er gestern den lahmen Mann gesehen hat saß er lauernd in einem Cafe und bhckte gespannt aus dem Buche zum Fenster hinaus. BichtiK kam sein Ideal dahergehumpelt. Er ging ihm nach weil üim die Spannung um^rträglich war und er ein Stück Realität brauchte' .\iui ging der Kampf in seinem. Imierii los. „Das ist ja heiler Wahnsinn Du läufst deinem eigenen Öpiegelbildc nach! Denke, was Dr. Stekel gesagt hat'' .spracli die eine Slimrue. DU: andere dr.gegcn erholj ihre Einwände. Wenn du nicht ri,icligehst, nv wirU da wieder stehleii und Bilder ausschneidwi müssen Kb ist also bosior, wenn du iiiin nacligohst." Er begloitete sein Ideal UichtiE - sein Scharfblick hatte ihn nicht betrogen. E.s war offenbar kerne Koxfiis der -MiiTin trug Schienen und ging in das Ambulatorium des hiesigen Ortho" [iäden Lorenz. Unser Pctischist folgte ihm, sah sich den Warteraum an wo oin paar Leute salJen, die alior nicht .meinem Geschniacke entsprachen. Dann wartete or über eine Stunde, bis d.-r Kranke wieder herauskam. Er folgte ihm wieder erfreut, daß seni [_H).iekt von einem Loidensgeiiossen begleitet war Sie gingeii beide ins llathaus Er wullle erst warten. Aber es «-ar Mittagszeit und er mußt« die Vertülguiig aulgebi'u, wahrend der er zeilweise seine Ph-iii- taeic spielen ließ, zeitweise sich an dem Anblicke des Objektes orfreute Er sagte sich, weim er diis nicht tun würde, so würde ihn der Gedanke an' das Objekt wochenlang verfolgen. Er würde wieder eine „Sammlung- anlegen inüsBen. Oder er miißlc onanieren, L'nd die Onanie nur mit der spezifischen l'hantasie würde ihn viel tiefer in das fiestrüpp seines Fetischismus bringen AVenn er vor den Bildern seiner Sammbnig onaniert, so hat or wenigsten-^ em Stück Realität. Aber leider hat er mir die ganze Sammlung gegeben Sollte er sich eine neue imlegen? Dagegen kämpfle er mit ganzer Macht

Der Mann im Buche (mit der Stange) reizte iini nicht mehr seit er das Oblekl gesehen hatte. Al»r er s])rach das Objekt nicht an Er würde es ietz^ nie tun. Auch ist ihm der Mann nicht schön genug. Sein Begleiter Inlte ein amputiertes Bein und eine Prothese. Solche Manner reizen ihn nicht Ihn erregen nur junge kräl'tige Männer mit geraden Gliedern, die dami in irgend einen Verband gezwangt werden. Auch Krücken erregen ihn Wenn aljer der Mann nur ein Bein hat. so ist der Genuß kaum ein Zehntel von dem Genuli. den er hei einem ganv.ou Mann empfindet.

Ein Fall von orihopäiliscLem Fetiscliismus.

471

Nach mittags raiiiito er claiiii im PraLer liüriuii und abends s;ili or ^idi ein« VeranBtaltung der WandervÖeel an, die ihn nicht bt4i-iedigte.' Er kann nicht, arbeiten. Er erwartet, daü ich ihn zwinßi', ihm den streiitrJn Auftrat gebe, w;iß ich ebenso vermeide, wie ihn ku nötige», znni Zahnarzt zu gehen Er hatte diese Nacht wieder Zahnschmerzen und ül>erlegte, wanim ich ihn nicht zum „Zahnechlosser'- (in die „ychnauzenklempere!") sende. Ep beneidet ein Ivrokudil Das Tier hat ihn immer niiii-htig interessiert, weil es im Alter die sdilcclilen Zähne verliert und iinu neue nachwachsen. Der Krokodükomplex muß für ihn eine ßewisee Bedeutung haben. Denn or warf die Frage aul:

„A^'eiui hinic!' meinem Fetischismus eine viel schlimmere ParaphiSie -neckt, %. ß. dali ich Kindcj' anlessen wollte oder wie ein Vampir Blut saugen i\-iirrie, ist es nichl btw«'!-, daß irh Fetiscliist bleibe?'"

Er wird beleJirt, daß er niemals den erwähnten Paraphilien vorfallen ■.viirde, auch wenn die Analyf:o diese Wurzeln ergeben würde und daß «r ja symbelisch die lusprünglichc Parapliilie irgendwie aiisloblc. Er miilkc er- k<iiuien und offen überwinden.

\\v wird auiiucrksani gomacht, daß sein Fotischismus irgendwie mit dem Leiden der Schwester (Operation nach Miusteidilis) zusammenhängen miisBe. Hier scheinen auch die Wurzeln seiner Zahnarztphobie verborgen zu sein. Der Anfang der Paraphilic müsse eich am Kopfe abgespielt haben. Er be- stätigt, daß er sicli zuerst verschiedene Ki.i)fverblinde gemacht hat. Und nnn kommt eine wichtige Fährte.

Sein e r s t c .-^ V e i- b a n d m i 1 1 e 1 waren F 1 a n e 1 1 b i n d e n, die seiner Mutter gehiirten und die sie irgendwie v e r- w endet hatte,

Die wichtigötun Fragen sind: Ob die Mutter diese Binde nicht während der Schwangerschaft zum Wickeln der Unterschenkel tenützt hatte? Ob diese Binden niclit beim Itheumatismus der Schwester in Verwendang standen? Das weiß er nicht, aber er will nachfragen.

Es ist von großler Bedeutung, daß er zuerst einen Gegenstand ver- ,vendete, der am Leibe der Mutter gelegen ist. (Siehe den Traum von der Laute S.44Ö, der auf die Maller hiiiwei.4.)

Bb war zwiKchen 12 und 13, als er mit den Binden im grolien Stile begann. Er knebelte eich auch den Mund, er nahm zwei Besenstiele und machte sich Krücken, er machte allerlei phantastische Vorbände, wobei er auHi Haiuitüclier, Sacktücher und andere Leinensachen verwendete. Seine Mutter schien etwas zu ahnen. Sie kam oft plötzlich in sein Zinuner, so daß er große Übung hatte, die A'orbände rasch abzureißen. Man fand aber einmal hinter dem Ofen verschiedene verknolote Handtücher, so daß er ein peinliehe^s Kreuz- verhör zu bestellen hatte. Mit 11 Jahren hatte ihn ein Kamerad zar Mastur- bation verleitet. Nun Fiind .^eino Mutter auch die bekannten Flocke in seiner Wäsclie. Auch wurde er manchmal des Nachts kontrolHcrt, Sie sprach aber nie offen mit ihni.

Gewaltig erreglo ilni das „S t r c !■ k b e 1 1" {Fig. 31). das er sich beim Onanieren vorstellte. Als Knabe (9) erhielt er einen Tierschutzkalender, dort war ein Mensch abgebildet, der eine Kandare trug. Es sollte das Unhuniane der Kandarenzäumniig im {.legensalz zur gewöhnlichen Trensenzäumung nacli- gewiesen werden. IJie Kandare machte einen tiefen Eindruck auf ilni, (Kan- daren brechen den Kiefer nach olien.) Seine ersten Zeichnungen waren Men- schen mit Kandaren, (Ein Beitrag zur Zahnarztphobie.) ,, -

'^72 Fctiscliisuiits.

Mil II -luhii^u wur suiiie Kloploiuanie auf dem Uöhepimkt. Er bestah! süiiie Gnjßiiiuttor, und zwar im großen, weil sie das Portemonnaie liegen ließ. Immer ein Goldstück (20 Mark). Nur einmal stahl er ein Einmarkstück und da kam man ihm darauf. Kr slalil auch bei Fremden, wenn er zu Böslich mitgenommen wurde. Er stahl Briefmarken in den Gescliäften. Seine Brief- inarkensamtnlung besLeht zum größten Teile aus gestohlenen Marken.

El' träumte:

Bin kleiner Junge hat eine Briefmarkensammlung, die ich adioii keime und sehr gurne besitzen möchte. Er will sie mir verkaufen und verlangt schließlich zwei Einmarkstücke. Ich gebe ihm .5 Kronen eigent- lich einen Zehnkronenscliein imd komme mir dabei äußerlich sehr vornehm vor weil ,ch ihnj uiehr gebe, als er vcrJangl, innerlicli habe ICH bedenken, weil seine äaiumlung viel mehr wcrl ist

Ich hin auf Giner großen Konferenz, wahr..clieinlich einer «ozialisti- scben, und e. sind alle möglidien Größen und Fülirer da. Au ^Tschit che- nn und andere. Ich w-..,-de von den anderen sehr Whtel, bin yenti 'ehr angesolieii, klar und ruiiig. Red.> aucli manchmal

Ich geh.- hintei dem Hauptmann durch die Stulx-n. Mir fallen alle moghchen Klenngkeiten und \achlä.s.igkeiten im Dienstbetieb auf Der lauptmann ist ein sehr nervöser Mann und hat sich durch sein vieles Geschrei ,nu den Respekt gebracht. Ich nehme mir vor, in aller Ruhe und Bestimmtheit dafür zu sorgen, daß die Sache wieder anders wird Der erste Traum zeigl seinen Kampf gegen seine Paraphilie Sein I e ischisnius w.rd a s kleiner Junge dargestellt. (Infantilisoms' Er wo

"ng ' u t,- m:- '"; r; "■ "■"'; "^'""v ^^^" ^^^^ ^^^^'^^-'^ ^-- ^-^ -

nsnsui. bie kamen schL'u im I räum S, iji; v,,r ni,, ;,,,.,,; iri,. ■,.,. ,.,.i-i-

aas dem Umstände, daß er an einem ,1. gcbu;J ^u 1^ ' Z M 50 k mm^

hier weder vor. Wir fanden sie in Verbindung mit dem nf sar t D H

Horbsl. .^, 1, \h'v,v seheinl einen „geheimen Kalender" zu haben Vielleicht i.a|, .,eu Ihm da. Dalmn .ingcphigl. Er will nachfragen

MissJ^eS^Ä^'t^^^^^^

Der Hauptniann des dritkm Traumstüekes ist nach seiner \nsicht sein \ator. Sem Vater war ein nervöser Mann, machte im Hause ein grX Ge schrei, alles umßLe mäuschenstille sein, wenn er da w-n- Pr hTf*? . «

Er lief gestern wieder seinem Ideal" nMch H-.,,» r.k i licher Arbeitseifer und er hoffle s dieren und^frtV ,'" '''" "'" ''"'"•

aber sehr zersire.il studieren und arbeilen zu können. Er war

ir zersi reu Er hatte folgenden Traani:

11'

,1,,,, ■,,„"" " --^•'^'=1', cnHir sie saßen

'lim .le mit den Fingern fort und zerdruckte sie.

Eiu Fall villi ortliopjicÜBclieni Fetiscliianius

47.H

Ich bin zu Haiisu. Aluiiie MiiUuf muß sehr viel Kiidien ] I T I Ijin in i'iiiem /iiiiiiier und liege im Bette. Da küiuiiu. ein MiHol,'^! "i"' da^ lial. i-üte Haare, ungeliihi' ,lie (.li-ÜIJe einer r2iahngen, korainl '-

cvii ans BeU., dann ins Bett und legt mir die Hand ans Genil' 1*^" '"^■'' hat einen pickclarligen Aussclihig, dicke nrto Knoten. Ich ßehe^^l '^'^ einer Stelle ihres Körpers, walii'srheinlich ;ini Leih. DariibGr ist eJTi'V^" woiwwiß eine seJir wdtnmscliig geslrickLe Cberzieliiaeke aus dickerW 11^ Dabei seheiiit sie mir jetzt größer, bleibt aber kindhalt entwickelt "l 1' weise sie aus dem ßel;tc, halie abei' dentliehe Lustgefühle dabei ael'v ht' Die Türe gelit wieder aul, da erseheint, ein kleines ^iäde]leIl UnK^f-h' 3- oder 4.iiihng und will sieh auch zu mir ins Bett legen. TcJi nehme auch herein, :^ie hat auch einen Ansschlag am Körper. Sie weiß daß ihre Seliwesler dagewesen ist. leli l'iihle auch wieder die Hand in der (ienitalgcgeiid, kurK vnr <ler Kjakulation ral'i'o ich mich zusammen und schicke sie !iin;nis. -Meine behwesler 11.') kommt und sagt, Multi hatte gescholten, daU i<:li das erste Kind bei mir geliabt hätte, weil bei den Leuten Dii)hl.l)eritis wiLre. Ich gelie in das Eßzimmer, um mit. meiner Mutter KU spreclieri. Meine Mutter steht du uiid pujiki. daö Silber fori. Ich neJime ein Sttick Kranzkuchen und weil sie mich nicht anspricht, gehe ich wieder fort.

Nachtrag: Das kleine Miidchen sagte heim Furlgehen: „Wir haben alles tiir dich xurecht gemacht, du mußt jetzt hernnterkonnuen, da™ Wasser ist heiß."

lieiui Jili'wachen sagte er sii-h. daß doi' Traum wohl sehr wichtig sei und den Sclilüssel zu seiner Kranklieit geben könnte. Dann begann er ihn zu entwerten und iilitle ihn sidier vergeesoii. wi^mü er ihn nicht sofort nieder- geschrieben Jiiltte,

Er katui es echwei' begreifen, daß ei' das „schöne Kitzelgefiihl" im Traume durch die Berührung einer Mädchen band hatte. Va- glaubt jetzt ganz ..Horno" zu sein. Ihn reiKen nur schöne Jungens und angehende Manner. Auf der Gasse hat. er (dt das .,s c li ö n e (i c t' ü h 1" in der (ienital gegen d. wenn er seinen Idealen nachgeht und sich vorstellt, daß sie mit seinen Genitalien spielen. Er merkt .jelxt deutlich, daß er eine Transposilion von weiblichen Objekten der Familie auf Manner vullzogen hat.

Es fällt auf, wie oft AuBschlägo und Infektinnen in seinen Träumen vorkommen. In diesem Traume hat er Kriilze. Er ist ein Aussätziger. Die Ilolzzecken pflegten innner fest an sitzen und wenn man sie ausriß, dann gab BS Wundon und Entzündungen. So süzen die bösen siindigön Gedanken in seinem Hirne und es wird viele Schmerzen geben, wenn sie ihm enirisson v.erden.

Yai\i\ Thema ,, Kuchen"' fällt i)un ein, daß er leidenschaftlich gerne Kuchen und nie genug bekam. Dr wertete die diversen üeburlstags besuche nach der Größe des Kuchens, den er vorgeBotzl erhielt. Für das gestohlene Geld A'nrden entwedei' Marken oder Kuchen gekauft. In diesem Traume ist die Mutter Verwalterin der Süßigkeiten und Ijeckereien, was uns auf einen Zu- sammenhang der Parapathie mit. dem Muttorkoni plex führt. Zum rothaarigen .Mädchen fälil ihm KuersI ein Kindei'ittädehen ein, Rike. Es wai' das Mädchen, dem er unter die Köi-ke iiihi' uder (ahi'en wollte {4). Im Traume kommt aU-

') Er IwzeirhiLet die Scliweetern imcJi dem Alt.^r 1 11 HI.

474 t'ctischisniiifi.

oigenllicii zweimal vor, denn er lial den Eindi'uck, aU ob beide Miidchen. die rail. ihm spielten, eine und dieselbe I'ei-Bon in versdiiedenen Lebciisallcrn «-äre. ihr Ausschlag sah fast wie eine Furunkulose aus. Sie ü»g ein gi'obinasdngeb WoUjäcltchen. Zwischen den weiten Lücken sah man die Furunkel durch- leuchten. Aber das Gesicht war ganz rein. Merkwürdig die Sicherheit: Die l-iBute wohnen unter uns. Schon bei dem ersten Spiel war er über den naiiendeu Orgasmus erstaunt und beim kleinen Mädchen wuchs das Erstaunen. Noch im Traume kam iimi der Gedanke: „Du bildest dir ein, nur homosexuell em|]findoii zu können und bei Miidchen impotent zu sein, und nun empfmdest du Ijei weiblichen AVesen!'-

Fl- hatte tl i e letzten J u h i c nur J u n g a n s t r ä u m e. wenn L> r p o 1 1 u t i o n i e r t e. Er erinnert sich nicht an M ä ri- eh e n t r ä u m e vor der Behandlung,

Er glaubt, dali die beiden Mädchen für seine Schwestern stehen. Sie sind ja im Traume als Schwestern gekennzeichnet. Sie hatten als Kinder die Gewohnheit, zu einander ins Bett zu kriechen, besonders am Morgen. Sie be- suchten einander, selbst als die Betten nicht mehr im gleichen Zimmer standen. Später wurden die Besuche im Nachtkostüm an den Bettrand gemacht. Man setzte sich an den Bettrand und plauderte. Schwester II, die sich gerne als Wärmel'laBche anbot, kam noch in den letzten Jahren im Nachtkostüm an sein Bett, um ein wenig zu [jlaiidern.

Zum Öilborbcstock der Mul.ler fiel ihm ein, daß die Mutter das Besteck gerne persönlich in den Kasten einsperrte, besonders das große, wertvolle, das nur bei feierlichen Gelegenheilen herauskam. Im Traume macht ihm die Mutter einen Vorwurf. Er hätte etwas nicht machen sollen. Er denkt an die kleine Schwester, die an Ma.sern gestorben ist und v^ kommt ihm vor alt wenn er zu ihr ins Bett gekrochen und etwas angestellt hätte. Ale ob ihm die Mutter gesagt hätte: „Das darf man nicht machen! Davon stirbt deine Schwoster und du könnlesl auch dadurch krank werden!'" Das ist nur ganz dunkel. Eigentlich keine Kriimentng. Vielleicht nur eine Konstruktion. Es fallt iltiii auf, daß so oft Exantheme in seinen Träumen vorkommen. Immer die rolo Aussaat am Körper, die an M;i*ern erinneri. Er weiß nicht mehr, wie die Kinder im 'J'raumc neben ihm gelegen sind. Sie haben sein Glied nicht direkt angefaßt, nur in der Gegend des Daramee gespielt. Als wenn eine Hand ihm sanft berühren würde. Im Traume hatte er ein Gefühl: „Das kannst du niclil vorantworten! Ei* ist ja verboten!"

Seine Mutter hatte auch eine Frühgeburt, von der er bisher nicht ge- sprochen liatte. Es war ein kleiner Hrnder. der in seiner Familie „Archibald" genannt wird. Er weiß sich niclil zu erinnern, wann der Abortus stattge- funden hal.

Er weiß jetzt, daß die FhinelUnnden der Mutter wegen ihres (ieruches eine große Anniehuiigskrah. auf ihn ausübten. Er wird durch den Geruch von getragener Wäsche und von getragenen Kleidern erregt,, wenn ihm eine Person gelallt. Der Wanderkittel mancher AVandervögel erregte ihn außerordentlich und or ergötzte sich an dem Geruche des Schweißes. Auch der Anzug seines Freundes roch sehr kräftig. Dieeer Geruch war für ihn ein sexuell«; Stimulans. In der niasochistischen Liieratiir erregten ihn Szenen, bei denen der Maso- chist einen weiblichen Unterrock aiizieiien mußte. Er dachte an einen ge- tragenen Unterrock und wie gut er riechen müßte. (Besonders eine Szene in den Memoiren des Viscoiiiil <iF Hnbiiison.) ,, , . .

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Kill Ftitl von uithopüidiscbcm l''cliscbiüuiu$. 4.7^

Wir öt'heii ganz deutlich dio Konturen infantiler Ülrlobnisse durcli schimmern, weicht' seine Parapathie verursacht haben.

Was hat sich zwischen ihm und den Schwester n abgespielt?

Welche R o 1 1 f k p i e 1 1' n die D i ü n s l ui ä li i; b e n, die 1 11 seiner E r i n n e i- u n g auftauchen? Auch bei der Mutter scheint er sich etwas herausgenommen zu haben. (Das Stück Kranz- kuchen!)

Wir müssen geduldig den weiteren \erlaul der Analyse abwarten.

\'a- iiiille gfötcni eine furditbiirc Keiiktiiiii. Kriiiiieruiigoii wollten auf- Btfi;:c)i Im- liriuiKt« sie -/iiriitk. Er lugte wieder nach seinem Objekt aus und war ungbirklich, ak er es nicbt sali. Den fe'anzcn Tag wußte er nicht, wa? .r mit sich anfangen sollte. Abenris gi»),' er in cm Ivonzerl. Bald war ein luib^clier Junge - blond, schlank - gelundcn. .Icner zeigte kein Entgegen- kommen Er beneidet.' andere, die .ich scheinbar gohmden hatten. Endlich näherte er eich einem kleinen net.en Burschen, nut den. er m eme Partitur .ah Alx.r er bekam Sehwindel und ture.htele, er konnte nmtalen. Kr konnte nicht, mehr von der Musik anrnelnnen. Er mache knnnrnmlte Versuche, sSe Helerosoxaalilät zu unterdrücken nnd alle Regungen auf die homo-

sexuelle Seite zu transpmiieren. r. - .

Wir nnalvsieren den letzton Teil des leUt^-n Iraumes. („Du m,.].s jet^t hinunterkun.m;,.. Das Wasser ist lieiR") Es ist ihm. als ob es auch geheißen ab körn (e: „Das Wasser wird kalt.- Das erinnert ibl an Schwester III. die nmer pel. ■, wenn äio Suppe am Tische st^md. Hie hat rotblende Haare, 5 . ' 4 als er l'^ -bibre alf, war. Das erkUirt die Zahlen um I räume, n nkV. ,ml-hro Er bm.rung al. ob sie des Morgens öfter« zn ihm in-. Bett S w^ - S Ist ncäi heute „furchtU. zärtlich;;. Sie gab im Hanse :k Z vanuc U>nschlug-^ oder „dio Wanne lasche-. Sie knii e und .arloUe ,i<.n \uum Tae Es ist die Schwester, welche den klassischen Ausspruch nmchte- 'ich muß einen Mann haben, sonst nehme ich mir einen Steck zum Kuu^hen" Sie litt schon in der Kindheit an ^a^ er nüctn,.,UB. Auch Schwester' 11 ist in ihn verliebt. Sie ist unghicklich. wenn er sich seine Schönheit rniniert. Sie luilt ihn fär den scl>niucke.ten Burschen der Weh. Sie war besonders stolz aiil' -.em ihjd m bmform. Linnial stopll. ei sich bei einer Untcrlialtimg einen dicken Bauch an und tanzto (als Bankier teitelos einen Juden karikierend) im Zimmer lierum. Seine Schwester weinte, weil

er Mßlicb aussah. . ., , , ..

Das Ausstopfen Inhrt uns ani das ihema der beb w a n ger s ch al t. Schwangere Frauen wari>u ihm fi-üher abstoßend und ekelhaft, .letzt hat er 'angeblich diese Einstelbmg überwuHdcn. Abel' er weiß, daß es eine Zeit cab da er sieh für Brüste sehr interessieite. Das Bild einer eingeschnürten Negerin bei der die Brüste plastisch hervortraten, regte ihn .sehr auf.

Mitten in der Analyse fängt er leise zu .singen an. Eine Arie aii^ Tnnibiidour: .,0 tßure Mutter, du sollst nicht sterben!- . . .

Es seheint, wenn niaii aus dem Traum Schlüsse ziehen darf, daß in seinem 12, Jahre sich die ^Vl'^dung znm Fetischismus vollzogen hatte. Er onanierte wohl schon vorher mit inasochistisclien Phantasien, aber das Sy.stcm baute sich damals aus. Oh sich etwas zwischen ihm und Rchwester zngetrageii

47(5 Fetischismus.

hat, was öeiii Gewisson boUistfl? Im TraaniL' ist die Schwester aggressiv. Es ist hüdiste Zeit. Sie ist heiß. (..Dü:^ \Vasser ist heiß.")

Er ist zu Hause immer gehemmt, übler Laune und gerät in große sexuelle ■') ErreguiiK. Kr onaniert, und zwar richtet er dann die D a u e r o ii a u i e ein.

Er setzt den Akt bis zu 3 Wochen l'urt und liißt es nieiit zum Orgasimis kujiniien, so daß er in ständiger Erwartung des Orgasmus herumlauft. Er (Spielt eine Erwartung, deren Erfüllung er hinausschieben muß. Er scheint zu wnrt*;n, daß ilas große Wunder geschieht und die Schwester zu ihm itis Bett kommt wie in dem Traume. Dann würde er sicher nicht« machen. Zu Hause ist er daher zorriSRm, in ständiger Erregung und unglücklich.

Wenn er aber mit einem Kameraden wandcrl. da reagiert er alles ab, er begnügt sich mit den kleinen Vertninlidikeilen und erlebt seine glück- lichsten Tage.

Gestern war ein Sonntag. Da es Samttag regnete, gestattet© ich ihm. ;ius!iahmswoise am Sonnlug /.n kommen, wenn das Wetter schlecht sein sollte, i'^r l'reule sieh auf die SonntagssLunde, siiann allerlei Phantasien, mir näher zu kommen, hoffte, ich werde ihn zu einer Jause einladen, schien aber die Grenze der erlaubten Phantasien überschritten zu haben. Denn plötzlich kam iluii die Idee, zu Tristan in die Oper zu gehen, als ihm ein Collega mitteilte, er gehe in die Oper. Das Wetter war zweifelhaft. Was tun? Er beschloß, zu Tristan zu gehen. Er stellte sich schon früh an. Es begann zu regnen, er dachte, er wolle doch zu mir, hatte einen heftigen Kampf, blieb jedoch in der Oper, war zerrissen und hatte gar keinen Genuß.

ICr lichaudcll mich wie seinen Vatei-. mit dem er sehr gerne normale und IVeuiidscliafUicIii' Beziehungen hätte. .\ber er entwertet ihn liei jedei- (lelegenhei). Wie er im Felde war, schrieb er die herzlichsten Briefe. Daheim t;teht zwischen ihm um! dem Vater eine unüberwindliche Scheidewand. Diese Scheidewand ist. seine sexuelle Kinsleüung. über die er entsprectic-nd ebenso wie über die iletminmg durch die Übertragung aufmerksam gemacht wird.

Verschiedene wirre Träume von Krieg und Gefangenschaft:

Der Oberst will mit uns in unser Quartier zurück. Der Weg ver- engt sich. Links ist ein Haus und rechts und vorne ist ein Drahtzaun. Der Oberst sagt, wir müssen durch. In dem Haus ist eine ältere, aus- gemergelte Frau, die auf uns .■ichinipfl. Ich will vorbei und bleibe dauernd an dem Drahtzauti Iiängen. .Mit dem Anzug. Ich hackele mich immer so an, mache mich los und bleibe wieder hängen ...

Dauernd Krieg, Ich wurde mal gefangen genommen von den Eng- ländern. .\ngsl v(ir dem Tode beim Schießen. Gefühl der Sicherheit nach dei' Gefangennahme.

Wir begegnen deui Motiv des eingezäunten Feldes schon das dritte Mal. Er hat ein Stück seiner Seele umfriedet. Dieses Stück stellt seine Para-

Ijathio dar. Er bleibt aber inuuer dan.n hängen. Ich (_der Oberst) befehle ihm hiniibei7.usteigeu. Er bringt es nicht zusammen. Die alte magere Frau erinnert ihn an eine Arbeitersfrau, Nachbarin, sie zeigt aber die Figur und die Züge seiner Mutter. Im letzten Traume waren auch die Vorwürfe I dei' Mutter dargeslellt. Es ist. als ob seine Mutter ihn hindern würde, da«

eingezäunte Stück v.n betreten. . .■

ICiii Fall von orthopäiiisclieiii Fetischismus ,--

Darf KWLMl« TruuLiistück zeigt den Widerstreit in ücIiilt Seele (Kriee) Er ist von dm frommen Tondonzen tluigliiiidi-rii) gelangen günommon worduii lind ist glücklich, daß er der Gefahr entrunneii ist.

Er fürclitcl den K ll in ]) f des Lebenri. Er fürchtet die

8 ü n d e. S e i n f P ii r a p n t li i g e w ä h r 1 e i s t e t i h in d e n P r i e d e n Wir sehen dcutlidi die Parapliilie als ÖelbulöchtilT, gegen äeiiio böKen Triebregungen. Er fürchtet ungeheuer, dali er ohne seine P;iraphilie ver- loren wäre. Kl' befindet sieh nach der erschiittemden Aufregung der letzten Tage in einem Stadiiini der Apathie. Im Theater hatte er Phantasien. Wie wäre es ietKt. wenn alles zusiininienkiadieii wiinle? Er stellte sieh neben eine Säule, um geschützt zu sein. .Dann stellte er sich vor, daß sich die Decke hingeam. langsam heriintersenken würde. (..Mutterleihsphantasien?)

Er kann sidi nicht vorstellen, wie er gesund werden könnte, und ver- langt eine Menge theoretischer Erklärnngen über die Analyse. Warum ich den Parapathiker i\U Hüc-ksddagseL-seheiiuing auffasse? Über die Bedeutung <ler koiistitutionelleii Anlage usw. will er belehrt werden, [eh kläre ihn auf, daß es sich um Widerstandsphänomenc handelt. Kr will davon nichts wissen. [\,r mnli erst Klarheit haiien.

fichließlich geht er auf seine Phantasien ein. Er erwartete die beiden letzten Tage sein Objekt und konnte es nicht linden. Er ist sich jetzt klar, was das Objekt für ihn bedeutet. Kr |ihantasiert dabei und denkt sich seine Geschichten ans. Das Objekt dieiii nur als Illustration zu seinen Geschichten. Es ist das Stuek Realität, das den Phantasien Leben gibt.

Er träumt:

Irgendwie oder ivo oder wann bin ich zum Zahnarzt gekonnneii. Da ist ein älterer Mann mit Spitzbart, der soll eicli paar Zähne ziehen lassen und da beninunt er sich redit kläglich. Dann sehe ich wieder durch eine Gla.stür ku dem Zahnarzt hinein und sehe meme Sduvester. Später erkenne ich mit Itestimmtheil meine Schwester lU, die sidi in zahnärzÜidier Behandlung befindet. Sclilielilich läuft sie vor Angst we^'. aber ich halte sie an der Tür auf und bringe sie zurück. Dann habe ich ein Zahnfnigment in der Hand und glaube einen kurzen Moment, idi wäre schon drinnen gewesen. Ich fühle mit der Zunge nach der Ducke, aber dann melke ich, daß das Fragment nicht von mir ist.

Ich liin lieini Militär und habe Otfiziersunitorm an. kleinen Hock, silberne Achselslücke, GarnisonsunitüMii. Ich stehe mit anderen um einen großen Haufen Ausrüstungsstücke herniii. Tornister. Kucksäcke usw. Ich suche einen Rucksack für mich, finde aber nichts Brauchbares. Viele alte Stiefel, EiiUegsolilcn. aber alles verbraiidit. Wenn idi mir etwas näher besehe, so sind aiidi die Tornister und Rucksäcke eng, fuÜJ^ral- artig. Als Rucksack wenig geeignet. Plotzlicli sagt ein Leutnant y.u mir: ..Sie sinil widil Offiziersstellvertretcr?" Ich frage ihn erstaunt, wie er darauf kommt. Er zeigt, daß ich keine Spiegel am Kragen habe.

-Ich gehe mit dem Hauptmann Vonnann. Er spricht mit mir über meine Zukunft. Scheinbar hat er vorher mit meinem \'atcr gesprochen. Kr sieht vergrämt aus, tragt einen getragenen Lodenanzug, das bunte Hemd and der Ditokragen sind stark sdimutzig. Er scheint zu meinen. ich solle wieder zum Militär gehen. Idi kann meine Bedeidien dagegen

s:s

478 Fetischismus.

iiiehl reelit iitissiircclipii. i^fhlicIMicIi i.-^t er ärgerlicli und ^^nsi ??iaube ich: „Am bosleii wiU-den .Sic Ki.cli!-

ich bin irgt^Tidwo mit Vcrbiiuhiiigsstudeuk-n zusammen uhne ileutliFhe Kriiinenmg, Duiiii bin icli Räuber . . . Wir sind im Schlaf- Kimmcr meiner Großmutter. Es Bielil aber ganz anders ans. Bei mir iwl. nodi ein Junge, sdnvarzhaarig, kleiner als ick. Meiu Vater kommt berein. Wir spielen Itiiiitjer und der Freund geht in scherzbafter Weise mit dem Messer auf meinen Vater loa. lim ihn zu Verbindern einzutreten. Ich habe auch ein Messer in der Hand; aber das Messer, das der andere liat, ist mir genau bekannt. Es ist ein schwedisches Messer mit Hörn- sdiale, das in dem Toilettotiseh meines Vaters liegt. Mein Vater macht gute Miene zu dem Spiel.

Hast du auch geweint? . . . Zahlen: 2mul 1 ... 6 ... 10 .. .

Dieser Traum bringt uns wieder ein großes .Stück weiter in der Er- kenntnis seines Leidens. Das erste Traunistiiek behandelt seine Angst vor dem Zaluiarzt. 7.uerst sieht er einen alten Mann, d. b. mich. Ich benehme mich kläglich. Ich leide an der gleichen Angst wie er. Dann zwingt er seine Schwester zur zahnärztlicben Ifehandlung. Er hält ein kleines Stück von einem Zahn in der Hand und (uerkl. daß es nicJit sein Zahn ist

Der Traum ist voidäulig duidcel. er hat keine Einfälle dazu' Im zweiten Stücke kf>innien semo Unniclierheit und sein Minderwertigkeitsgefühl zum Dun-hbrucb. Kr lindet nichts Passendes im Leben. ICr kannes zu --ar nichts iiringen. Der Ilaujitniann Vormann im dritten Traumstück ist in^Virklich* keit, selir elegant. Hier ist er vernachlässigt. Er erinnert ihn an seinen Vatei'. Ähnliche Gespräche hat er mit seinem Vater geführt. Ganz dunkel ist ihm das vierte Traiimstiick. Er liat nur das Gefühl, daß ihm sein kleines Messer ganz mibratichbar vurkani im Vergleiche zum schwedischen .Messer seines \'ii(ers. das ihm innner sehr gefallen und seine Phantasie leb- lial't beschaffigt bat. Nim klalfl eine. Lücke und er entsinnt sich nur des ihm nnverstiindlichen Satzes: ..Hast du auch geweint"?"

Der ganze Traum wird erei vei-ständlich, wenn man weiß, daß es sich um seine Einstellung zum Vater handelt. (Das große und das kleine Messer.) Die Angst vor dein Zahnarzt entschleiert sich als Kastrations- und Impotenz- komplex. (Vorlegung vi.ii imteii nach olwn!) Das Ziehen eines Zahnes ist für ihn gleich bedeuten ri niii dei' Extraktion des Penis, mit einer Kastration, Seine Zahnarztphobie ist die Angst vor der Kastration. Es muß in der Jugend eine arge Kastrationsdrohnng stattgiefunden haben. Ihm füllt ein, daß seine Großmutter einmal hinter der .Schwester III einherging, die ilir zu langsam vorwärts kam. un<l ihr drolilc: „Wenn du nicht rascher läufst, so schlage icli dir mit dein Schirm hinten ein Loch hinein !". worauf die Schwester proniiit erwiderte: ..Da liab ich schon eins."

Im ersten' Traumstück macht er mich impotent, ich habe alle Zähne verloren. Die Schwester ist ein kastrierter Mann und ei- hält ein Fragment ihres oder seines Penis in der Hand. Aber er findet kein Loch Er ist beruhigt. Es ist der Penis seiner Schwester, der ihr abgeschnitteil wurde Xnn vorstellt man auch das zweite Traumstück. Der Rucksack symbolisiert seinen Hodensack. Kr lindet. daß er einen zu kleinen Sack liat. Er litt al< Knaiie an dem Minderwertigkeitsgefühl, sein Genitale sei zu klein. Er greift noch jetzt manchnLaI an die Hoden, um mit Befriedigung zu konstatieren

Ein F"«!! von orthopiiilischein Fe tisch ism um. 479

(laß SIR groß goiiug sind. Äbor der Vater ist der große llcld iiiiL dem iiiäch- ligeii (jeiütale {Der Üni/.iei'.) Er iet nur der Offiziersstellvertreter. D. li. er möchte gerne den Vater bei eeiiier Miittei- vc-rlreteii. Alx-r an seiufin Kragen {nn »hallisches Symbol!) leliH etwas, ^ein Vuter rät linii einen weiblichen bmil l']r .oll Koch werden. Oft hatte sein Vat«r über meinen Mangel an- Männlichkeil, geklagt und .ein schlappe. We.sen geü^delt Allem er "-.1 ^'ch am Vater riiehcn. Er geht mit dem Messer anl ilm io.. Er hatte offenbar die Phantasie den Vater 7.n kastrieren.

De^Kneh gehtanrli auf einen Giftkomplex. (Hatte er die ld«o, «eine» ^, . -w .,vi l.\- li^it^P -lU Kind den lel.halten Wuiiscli. koch zu worden,

'^^^r'^e Soi^ir^^ W vor dem Zahnarzt. Der Zahnarzt ist der Vater der ihn kastrieren wird. Er wird seine fanle« Zahne (d. h. seine

'^''^'\SrwrP:;;aphüie steckt ein sd,..re. S.huldhewußt...,. Er 11. ,;,; V-iler entmannen, Aul seinen Ifildern malt er die '' .^ r 1 ehi.orga,e immer auffallend groß. (Ich habe sie in der

männlichen f^<^f ^'^'''^,"'^', ,,.5,,,,, ) fli, .tohe.i im ^:ißverhäitnis m den Reproduktion ^^'"^^^^^^.1.1 da.u dienen, das Genitale .1 .arten Figuren. S^Hte dei \^ .,j.^^^_. verschöbet?

""'T. Sl;: w rd'^^ä Tom^Tode und vom Regraben gesprochen. Er war

Im ^la"^« ^"^^ ,.„. ^„ t.i,.uritis, In dieser Zeit starb sein Lehrer.

mebei. -Tahre ^ilt u'"^^ " ^ ,i_ ,„ußtc er mit dem Vater das

Otto wurde danials PI Küert.^a,g ^ j^^ Vata's liihH, auf

^e^EHSb^f Tk^ ersehorall Kind da.u, das Thema de« Todes von allen Seili^-n 7m betrachten ...

vT ifißle aiiiii-bmen - wenn man eiii .Neuling in der Analyse ist -, ' "^ " i I- Ar/t über die gewonnenen Erkenntnisse nachdenken daß ein ^'^^tj-siertei ^^^^_^ ^,^^^^,^.^^, ^^^.^^^^ ^,^^^ ^.^ Annahmen

.vurde und f ''^ ;' ""^L ^i^he gegen unsere Erkenntnisse sprechen. Von bestätigt, oder .1 1. k, ^ f^;,,^^,b ^,, Wasscr von einer öligen Eläehe. unserem kranku Ui ^^^^j^^. .^^ ^^^.^^^ Einslelhmgen und schafft

^'" ^Th nd; u 1 di Analyse zu saboti..ren. ,S, ruunlo er gestern naUir-

ITzmnTS bi .' .1 Obickt vorheigehon sollte. blickt<^ wieder aus i t^ k.l^.,« u die Rtraße, um den erwünschten Moment nicht zu ver- Sle^^ D^rsucl :■ auf de'r Straße mid war KlücUich, ein neues Objekt nHt Schienen zn erhaschen. Es war zwar nur em Madchen, aber er ist seit er Analyse enlfichieden freundlicher zum weiblichen Geschlechte eingestellt. Er hatte "auch am Ai)eiid (im Konxerle) Wohlgefallen an einigen Backfischen

gefimden. ,. ,

Zur Zuhnar/tlihobie macht er einige wichtige MitU;ilungen, die beweisen. daß sein Mund eine <Togene Zone allerersten Hanges ist, was ja a priori an- zunehmen war. Erst /.eigen sich Znsainmenhänse zwischen Zahnschmerzen

und Onanie. . ,

Wenn er sehr von Zahnschmerzen gequält wurde, so mußte er onanieren und schaffte sich dann E r 1 e 1 c h-

i e r n 11 g-

Es ist nicht nachzuweisen, ob er sich Zahnschmerzen provoziert hatte, um einen Voi-wand für die Onanie zn haben. Auch die Defakaüon hat Be- ziehungen zu den ZSbnen. ,

480 Fetisch ismu:;.

Wenn L' t* d c u S l II li 1 lange z u r ii c k li ä 1 1 und c n d S i c !i d e- f ä z ! p r t, so 0 m r f i 11 d e t (M' eine Art „S c h m e r z i ii s t" in den Zälinpn. Darunter versteht er einen Sclimci'ü, d e i- zu- gleich lustbetont ißt.

Manchmal saupt er an den kariösen Zähnen. Das erzeugt einen kurzen, scharfen, steeliendon Setimerz, den er wieder ala Lust empfindet. Er saugt auch gerne an den i:aulen Wurzeln, die eitrig sind. Der t^üßHehe faulige Geschmack ist ihm anf;ciiehm. Er spuckt-e oft in das Taschentuch, um länger daran riechen zu können.

Er gibt 7.V, daß w heftige Tude-swüiidclie gegen den Vater hatte. Auch Vorstellungen: „Wenn ich jetzt sterben* würde, wie würden sie mich bemit- leiden." Er befindet sich in einem permanenten Lustgciuhl der gespannten Erwartung, welches sich in seinen Triinmen ausdrückt.

Ei- träumte:

Ich woline in einem Hotel und iiabe ein separates Zimmer. Es müssen dann andere da eingedrungen sein. Es ist mir nicht angenehm . .

Ich komme in den Speisesaal. Es steht eine reich besetzte Tafel. Kuchen, Torte, Süßigkeiten. Es sitzen Bekannte von mir daran, unU-r anderem G. S. Ich möchte gerne etwas essen, aber es lädt mich keiner ein, etwas zu nehmen. Wie ich zugreifen will, ist auch schon alles weg- gegessen . . .

Ich stehe in dem Bclt eines Baches, der vei-hältnismäßig wenig Wasser führt. Steiniger Untergrund. Ich bemerke eine Anschwellung auf dem rechten Fußrückon, ziemUch erheblieh, in der Mitte eine kleine Öffnung wie eine Fistel. Icli denke, ich muß in die chirurgische Klinik gehen. Dann entleert sich beim Auftreten aus der Fistel ein dicker Strahl wie über einem punktierten Hydrops abdominalis. Viel mehr als in der Schwellung ilrin sein kann. Ich will den Fuß im Wasser ab- spülen, CS hängt eine ekelhafte Mas.se daran, wie dicke Madenmasscn und Schmutz. Sie hafl-en fest, ich mufs sie mit der Hand entfenien. Es ist ein schuu in Verwesung übergegangener, sehr langer, znsammengeknollter Bandwurm.

Auf dem Weg komme ich an einen mit Wasser gefüllten breiten Graben. Er ist mit Stacheldrahl- abgezäunt. Desw^en kann ich so nicht hinüberkommen. Auf der anderen Seite liegen mehrere Gebäude. Ein Mann steht mit einer Schwester und nift zu mir herüber. Ich glaube, ob ich von der empörenden Behandlung der Elsässer gehört hätte. Die Schwester bestätigt das. Dann habe ich zwei Balken, einen 5 langen und einen halb so langen. Beide werfe ich über den Fluß. Der größere fallt durch das Tor in den Hof. Dann bin ich selbst drüben. Ich gehe in die Häuser links hinein, weil ich den Ausgang suche, h-h bin in einem Kinderheim, da« von einem mir bekannten Arzt aus ){. geleilol wird. Ich suche den Ausgang. Scheinbar bin icli im AVasch- haiis. Da begegne ich dem Arzt. Er sagt; ..Das geht aber nicht, daß Sie hier auf eigene FausI henimlaufeu.'" Ich gehe in das nächste Gebäude, komme auf den Abort, zwänge mich durch das Fenster und muß so in.i Freie grküinineii sein. Der Arzt sagt zu mir: „Eigentlich sind Sie v.u alt, um so heruiiizulaiifeii!'' {Wandervogelkluft.} Ich sagte: Ich würdo davon wohl kaum loskommen. Die Neigung, mich so zu kleiden imd zu wandern, säße doch seit Jahren in mir. iJann bin ich Ijei Bekannten

Kiri Fall v(.n ni-tiiopadischem Fetisdiiamus. 40,

V.U KalTfe .,, eineiu Givrteiiiokal. Sie geben mir von den, Kuchen, den Sil' iiabon. J'.r ist, nichi besondere gut. Es ist eine Frau P mit ilirer i'ainilie,

^ Diese Träume sind Widerstandsträume. Das Luslgef.ihl der geßpaimto» ErwartnnfT bczielit sidi auf iincli. Er übcrträgl, es auf seine Parapiiilie Er erwartet, i!aß idi seine sexuelle .Not erkennen und eeine geheimc-n Wiinsehe erfüllen soll. Welches sind seine Wünsche? Das zweite Traunistiii-k verrät öie. Icti fioli mich wip sein Kamerad G. S. benehmen, der ihm das Onanieren beibraelile und mit, iliiii zusammen ünariierte. Icii soll mit ihm «pieleii Das erwai-lfte er ofJenbar von seinem Vater. Weil diese Erwartung niclil eriulU HTirdc, geriet er in die Trntzein Stellung. '

Im ersten Tnuimstiicii hat er ein elcganl^-s Zimmer im Hotel während er jetKt in Wien in einer Art Massenquartier woJinen muß. Er kann im Hotel emzelne Personen cm])fangen. Er konnd' seihst, Analv.^e treiben wis ihm letzt unmöglieh ist. An.h'erseits drückt er aus, .laß es" ihm niiaugenehm ist ■UaJ'i i«'h in die tieheinniiöse seiner Seele eindringe.

Er steht im uweiti-'n Tniiimstiick vor der reich besetzten Tafel des Lebens Es sind Freuden der Lielie, die ausgestellt, sind, worauf U.Ö hinweist \be,' er let von diesen Freuden ansfiesL-hlos.sen, Er ist Asket. Im dritten Stück vollzieht t^ich die analjtisdio Keiiiigung in Form eines aufgestoehenen -Ab- szesses. Er hat mehr unangenehme Erlebnisse und Komplet' aU er q< ^idi vorgestellt hatte, TTnd es bleibt immer etwas vun den, S.-hnmt.i' hän-orr 'l)io Analyse wird nut emer Eandwurmkur vergüHieu. Seine ParaphiliiT ist ein ■ekelhafter, .usammengekn,dlt..r Dandwurn.. (übrigen, hatte er wirklieh einen Bandwurm ,1, seiner lugend.) I,n vierten SUiek begegnen wir wieder .pngezauMten stalle, Audi eine Schwester taudit auf. Er wird vun mir schlecht behandelt, fbchled.to Behandlung der Elsässer.) Idi gehe mit ihn, S spazieren und lade Ihn zn keiiuu- .lause ein. leh husse ilin allein heru, - laufen Er zeig nur aber die Absicht an, von seiner Paraphilie (Wander- vogelkluft) nicht losznkormnon. Schließlich wird seine Sehnsudit nach K-ifi'cv und Kuchen im Kreise einer Fiimiliei (leider nicht meiner Familie) orfüllt Er ist nicht sehr ziifriedeti. Frau F.. eino frühere Ziramerfrau iiat einen' Sohn, der Arzt ist iiiul sie sehr schlecht behandelt. Ihre Tochter starb plötzlich Ferner Geburt«- iiml Scliwaugei-schaftsphantasicn.

Die schledite Behandlung der Elsässer erweist eich als eine schlechte Behandlung von Elsa. (Elsa vnn lirahant aus dem Loiiengrin eine Schwesteriraago.)

Die Fülle seiner 'J'rtiume ('J'raunidiavrliöe) niaclit eine Tiefen- aiialyse der Träuiiio unmöglii'ii. Patient uiöchto auf diese Weise dio Verlängerung unserer Arbeitszeit erzwingen. Ich hatte die Wahl, ent- weder einen einzigen Traum zu Ende zu analysieren oder jeden Ta^ ■die Träume zu erlotiigcn. leli wählte den letzteren Weg, weil man bei dem ereteren leicht die Widerstände iiiiersehen kann. Der Erl'ols hat später meine Technik gerechtfertigt.

Alle Patienten, die an Angst vor dem Zahnarzt leiden, zeigen Be- ziehungen zum Saugekomplex. Entweder ist es die Brust der Mult"er oder -der Penis des Vaters, zu denen die Assoziationen gehen. Unser Patient wird über Fellatiophanlasicn befragt und gibt zuerst ein paar wirkliche Er- stemal, StDroDKen den Trieb- und AffeklleboiiR, VII. .,

482 FetMchismus.

lebiii8üe KU. Der Fi'cuiid, der ihn verfülirte, fing seinen Samen mit einer Schale üui', loc^kto danm luid scheint ihn auch geeehluckt zu haben (11 bis 12 Jahre). Von einem späteren Freunde (16 Jahre) wird zögernd zugegeben- daß es vurküm, dali er ecin Glied in den Mund nahm. Dali dieser Vorgaiip einem Wuii^iclie entspricht, beweist der Umstand, daß er seineni Homosexuellen in der Hypnose befahl, sein Glied in den Mund zu nehmen. Im vorhergehenden Falle war die Erfüllung leicht. Denn es war ja der Wunsch des homosexuellen Knallen, der nur für große Glieder schwärmte. Im letzteren Falle sträubte eich der Hypnotisierte, mußte es aber schließlich maclien. (Man sieht deut- lich, wozu die Hypnose dient und wie sie unter Umständen ausgenützt werdsn kann. Viele Parapatliiker er^i'arten ein solches Vorgehen. Der erwähnte Patient ist unserem Arzte, der ihn angeblich bedeutend gebessert hat. sehr dankbar und schreibt ihm lange Briefe.)

Weitere Erkenntnisse kommen aus den Träumen dieser Nacht, die er wieder reichlich bringt:

1. Meine Laule ist. durch irgend jemand beschädigt, stark gedrückt, Bu daß sie ans den Fugen geht. (Ich glaube, es ist der Sozius meines Vaters, N. gewesen.)

Zunächst zwinge ich mir etwas erkünstelt Tränen ab, aber all- mählich fange ich wirklich an 7a\ weinen, als wenn mir em großes Un- glück passiert wäre,

2. Ich bin in die Kompanie zurückgekommen, hatte bisher keinen Frontdienst mehr getan. Bin Ofli Ziersstellvertreter. In einer Stube soll ich exerzieren lassen, Freiübungen, aber meine Kommandos werden so schlecht und ungescliickt ausgeführt, als ob ich keine rechte Autorität hätte. Mehrere Ivcuto konnnen in die Stube und stehen am Fenster und an den Betten herum, sie braucht™ nicht mitzucxerzieren.

I Dann kommt A. herein. Er trägt sein Glied mit der Hand, es ist

sehr groji und elwa 'h. m lang 5 nii Durchmesser, zuerst wie ein Wurm : , oder eine Schlange. Dann zeigt er im.-; den Penis. Ich sage: Sie haben

eine Phimose und sehe auch rule Pickel, wie Ausschlag auf dem Glied.

Daß Glied ist nicht gestreckt, sundeni unregelmäßig gewunden. Ich [ betrachte den ganzen Vorgang mit Ekel und Erstaunen. Dann habe

|, ii-h Angst vor dem nachfolgenden .\I. G.-Exerzicrcn, weil ich so lange

keinen Dienst (nelir gennichl habe und wahrscheinlich mich beim Feuer- 1 , befehl etc. blamieren werde.

3. Ich muß zweimal (mit einem dazwischenliegenden Traum, der mir verloren ist) eine Chaussee entlang gehen, die schließlicli steil an- st-cigt. Ich weiß aiin friiheren Träumen, daß jetzt gleicli ein Mädchen in einem Automobil in rasender Fahrt diesen Buckel herimterkomnu'n

J wird. Es handelt sich um eine Filmaufnahme. Früher kam dann noch

j einer im schwarzen Auto gleich hinterher. Das zweite Mal fuhr sie lang- I' eamor als das erste Mal. Wie das Mädchen zum zweiten Mal vorbei ist.

, gehe ich in das Gutshaus. Dort bin ich eingeladen, ich komme in mein Kimmer. Da steht ein Doppelbett (Ehebett meiner Eltern). Und in dem rechten liegt J. H.. ein ungefähr IGjähriger junger Mensch. Ich freue mich, daß ich mich zu ihm legen werde. Es kommt der Vater H. herein, der zu meinem Erstaunen ganz einverstanden damit scheint, .■' daß wir zusammen schlafen werden. Später scheint mir der Vater der

Ein Fall von orthopitdisfhcm Fetischismus. 403

ükuiiüiiiicrji L ii. f^ewtweii zu tiuin. (Der Stier von Uri.) Die bcidou H. und M. waren aber beide solir gi-oß und stark.

Tniuiii I ist einer seitiei- typischen Lauteuträuine. Er ergänzt, di'r Sozius fi'eincy Vntcre, N., hütle eiuli auf die Liiuto liinaufgeseizt, sie also mit seinem Hinterteil zerdrückt. Der Sozius stoIiL l'ür den Vater. Der Vater ist Schuld an seinem Leiden. Sein Viiter iiat. zur Laute ein feindseliges Ver- liältnie. Er fitidot, daß sein Sehn iiborl reibt, Fatioiit aber ivill .iedermann mit seiner Laute crolji'rn. Er liat auch den AVunt^irli, ]iiir vorznsiugon und ist sehr gckränitt, daß icli ihn dazu noch nicht au f(;;ef ordert habe, Er identi- fiziert sich auch im Lcbi-u inii .-einer Laute, Sie hi ein lobendes Wesen (Animiemuö!). Er spricht /.u ilir uiul mil. ihr, er hüllt sie ein und legt eie schlafen. Wenn die Laute sehnarrt, so ist es, als ob seine Seele verstimmt, wäi'e. Alö er den Entscliluii faßte, nach Wien zu fahren, da i'iß er ,, seiner Laute den Baucii uuf". Er singt sehr gonie vor und ist eifersüclitig, daß Vater sich lieber von einer Dauie vorEiiigon läßt. Er glaubt an die Zauberi;cwalt seiner Stimme und meint (lialbbewußl), ich würde mich sofort in ihn verlieben, wenn icli ihn nur singeri hören würde. Er singt .jetzt selir gerne nidancholische Lieder. Liebliiifisliod: „Drei Zigoutier" von Lenau, Mensclieii, die das Leben verrauchen, verspielen oder verschlafen. Anderer Beits breclieii auch aktive Tendenzen durcli, So mußte er dreißigiiial die Strophe bnillen: .,'s war eine rechte Fj'eudc wie Tiiich der Herrgott sctiuf! So'n Kerl von Samt und Seide Nur schade, daß er suff.- Er ist \v seine Laute verliebt, wie er in sieh vorliebt ist. Er kann aucli Mädclien aji- siiigen und eie aiischmnclilen. Das heißt, er konnte es früher hesser, jetzt liai. er eine ilernnujiig: „ICorl, was hast du davon? Du kannst ja nicht oimiuil küssen !'■

Zu Traum 2 liemcrkl er, daß das vorherrschende Gefühl das der Min- derworligkeit war. Er ist nur der Vertreter und nielil der Ei-ste, nicht der. der eif^entlieh was uTizuscbafien hat. Die Leute, die er kommandierte, waren alle jünger; es waren Freunde und Kameraden. Die anderen, die nicht mit- exerzieren, .-^ind alle älter. Es kommt der bedeutsame Gegensatz älter und jünger zum Vorschein. Aber wie l>eiie]nnen sieh die .\]te)vn? Der Lehrer A. kommt mil einem müehl.igen erigierten Glied. Es ist der^elk' Lehrer, dorn er einet, die Not der Dnanie geklagt hat.to und der viel liebevolles Verständnis für seine Note hatte. Er scliien ein Homo gewesen zu sein; aber es kam nie zu irgend einer HiimlhiriK. Tni Traume wird der Phallus von A. allerdings ge- Iiörig entwertet. Er ist infiziert (Piekel-Lues) und trotz seiner Größe, die imponierend ist., ekelhaft. Er isl gebogen und windet sieh wie eine Schlange. Otto ist erstaunt und doch von Ekel erfüllt.

Der Lehrer steht natüi'lii'h für den \'ater und l'ür mich. Er erwarief von mir die [■^xhibition, (Urreaktiuii der Entkleidung.) Er erwartet einen homo- sexuellen Akt. Er will mir Fellatio maeheti und dabei den Penis abbeißen.

Die letztere Phantasie eiitspricht t^einer Kastralionsphant.asie und ei-- scheint ihm sehr natürlich. Er gibt sie zu. Er weiß, daß er sich der- artige sadistische Szenen wiederholt, vorgestellt ha f. Trotzdem weiß er nicht, daß er in der Übertragung mit. mir eine dieser Phantasieszenen aulfüinen möch.te und daß er sieh in dein Traume vor diesem Wunsche durch Entwertung schützt. Ich bin doch infiziert und mein Penis ist eine ekelhafte Schlange. Da will er lieber die Mädchen M. G. exerzieren

SIEB

4(^4 Fetiscliisinus.

was -dbcr MaschiiumgeweJirabteilung tieißen soll, offenbar das gleiche. Du fühlt er sich impotent.

Bei der Analyse des 3. Traumes assoziiert er zu „Hügel" den „Bauch der Mutter" und kommt auf eine Mu1terleib=i(ihantasie, die vorläufig noch unver- sUiidlicIi iöL und ihre ersten Konturen zeigt.

Die Größe der Parapathie läßt sich aus der polaren Spannung zwietlien dem bewußten und dem unbewußten Menschen ermessen. Im Bewußtsein wüi-de er mich und den Vater abweisen, wenn wir ein Boiches Ansinnen an i li n stellen würden. Im Unbewußten (in der Phantasie) h ii II g t er an seinen infantilen Wünschen. In der Phan- tasie ist er ein Kind mit K i n d e r w ü n s c h e n, in der Reali- tät will er ein JManneein. Die Spannung zwischen dem be- wußten Menschen und dem Antagonisten ist gewaltig g r i> ß und wird durch die Konstruktion eines F e t i s c h i s- m u s ii ber li i'iicl; 1,

Zu dem Traum .3 fällt ihm noch ein, daß er im Traume das Gefühl hatte, er wis--o, was jetzt kommen werde. Es war wie eine Kinovorstellung. Als oh es für einen Kintop aufgenommen werden würde. Jetzt fährl das Mädchen im wahnsinnigen Tempo herunter und jetzt fährt der Mann ihr nach. DasAuto des Mädchens war rot, das des Mannes schwarz. Die Straße war steil und in Ser- pentinen gewunden. Kr war in großer Spannung, als wenn er das Ereignis er- warten würde.

Heute Naelit träunile er:

Ich bin in einer Gesellschaft mit Prof. R. und dem Kronprinzen. Es ist, als ob II. micli nicht dem Kronprinzen vorstellen wollte. Ich spreche dann mit dem Kronprinzen.

Der Kronprniz war ihm immer .--ehr sympalhisch. Im Traume is-t Prof. R. sclir unsympathisch. Otto hält ihn für impotent und glaubt, daß seine Frau <'in Vcriiältiüe hat. Er macht sich allerlei Gedanken über meine Familienver- liältnisse und mochte meiner Familie vorgestellt werden. Er erkennt, daß er diese Herabsetzunger. als Widerstände benützt.

Seine Haup Lei genschaft ist Eifersucht, die er sicli nicht gestehen will. Aber in eiiizclncii Punkten tah er sie doch. Fr merkte, daß die ältere Schwcstei' von seinem Vater, der Großmutter und einer Tante direkt verwöhnt und ihm vorgezogen wurde. Sie ist es, die vor ihm in das Tal des Lehens sau:?t. Er be- neidet sie um ihre Erstgeburt. Er fühlt sich von seinem Vater schlecht he- liandclf. Er glaubt, daß jener sich nicht genug um ihn kümmert. Daher ver- trägt er die Gcselläcliart. .seines Vaters nicht. Schon im dritten Lebensjalnv stahl er seiner Schwester den Kuchen, der für sie am ersten Geburtstage ge- backen wurde. Er dachte: „Was hat denn dieser Wurm davon?"

Erinnerungen an den Maler, der sein lehensgroßes Bild gemalt hatte und zugleich ein „Zauberer'" war. Er zog ihm wunderliare Pralines aus Mund und Nase. Otto war auch auf seiner „Bude", woselbst er Äpfel bekam.

Er schlief einmal als kleines Kind mit dem Vater in einem Zimmer. Er wollte imoie]' den Vater oder die Mutter für sich alleine haben. Er kann nicht teilen. Im Zinnner waren zwei große Ehebetten und ein kleines Kinderbett. Er woUto nicht in das kleine Bett und wollte partout neben seinem Vater Hchlafon.

■■ Tjii- 1 y

Ein Fall von ortlinpädiscliem Feiischisinii*.

480

Er war 15 Jaliiti alt, tl:i waren öio ziisaiiiiiii.'ii ini lliesengebirga Sii' liattoii nur e i ii Ziiiiiiicr, ICr muß des Naclils Lidil Iiahen, sein Valer liebt das Dunkel. Er fiirrlitole sich ilamnls ciitsi't.zlich uiul war !^f]ii'tTkli(;li ;iu[g<'r<'st. Da sah er (.'lullioli durfli eine TiirrilKi' einen Liclilr^cliinuiier und war glücklicL, (laß hinter der Türe Lieht ivai'.

'/avi-'i Jahre S|jiit.or wai' ei' iiiil seinen ICIIern m der lSi;liweiz. Es war ciiie iingliiekliciie Zeit. I'iir ihn. Kr wußte nielil, was anzufangeü. Kr war immer allein uiid konnte sich keinen Kariieraden finden. Er hatte offenhar Kelii)fft, mm werde der Vatei' ihm einen Teil der Freien Zeit widmen. Ahm YerzweifliinL; begann er in einer SiiifHiaiik zn spielen. Das (xeld atah! er. Es Riinie ihm ver- boten. Was sollte er nun mit der Zeit anfangen? Er wollte inn jeden Preis wiedi'r narli Hause. Er verträgt die gesamte Familie nicht. Die l}ekaiinten Stjnnta;isiuisllii«e waieii iinn ein (ireiiel. llr wollU- immer ein Mitglied der Familie für sich allein lial)eu.

.Seine Liehe Kam Vater miselile sirli mit ßewunderiinf:. Vater war ein sßhneidiger Slnileiil gewesen inid hatte viele Anhänger iind Verehrer. Er la^ä aiieh heimlieii die Briefe, welche der Vater ant' dem Schreildisch liegen ließ. Er wallte den Vater Mir sirh ganz allein hal)i-Ti, inid da er dies nirhl erreiehle. wurde er trotzig. Ei' lernte selilechl. und brachte sehlechle Ausweise, was wiedei- zu ^izeiien iTdn-(e, so daß lüi' Sihialiun wirkljil! unerliiiglifh war. Sein \'ater liiell. ihm große Muraliiauken und wies aLif fein eigenes Heispiel hin Aber der Vater war iInn ein unerreieJibanv Meispiel. \\r war ihm ein „sehn'ek- lich nKU'alischer Mcnsclj''. AVeil si-in Valer Suzialdemulu'at \\;iv. su wurde er ans Oppiisitiun ein Kommunist, wariilier dein Vater sich selii' kriinkle.

Er vei'triigt das Schaukeln und das Falireu in Bei'g- iiiui Talliahiien nicht. Fühlt dabei ein nnangenelimes Ziehen im Bauclie.

Erkundigungen bei der Mutter ergaben, daß der Todestag d e i- Sc h \v e s t. e r t a (■ s ii c h I i c h die v e !■ m u I e t e ii !i e z i e h n n g e n zu den o r iv ä h n t e ]i Kahlen hat.

Im Alter van ]'A .fahren winde er an Adenoide" operiert, was noch leid- lich ging. Die -Vngst vur dem Zahnarzt sciiuint von seiner ersten Erkrankung (.'i) im ,, Kinderheil" hcrKU-ilannucn. Er hatte Diphtherie. Es ist möglich, daß er damals viel mit Sjialel und Halsspicgd ge)ilagl \\ lu'de.

Er ist eniptindlicli gegen alle tleräusclu' des .Messersclileifens, des Kratzens der Kreide auf der Tafel, des Behrens der Zähne, des Trepans. Er hat dabei Schmerzen in den Zähnen. 1 l'a- seihsl knirscht mit den Zähnen hei Nacht.) Weitere ICrkuiLiiigmigeu nach kauiiiiialislischcn ilegimgen ergaiien einige Anha!t.s]rjnkte. Alles Krachen der Knochen ist ihm widerlich. Er kmnite als Kind keine i^iisse essen. Sie halten einen Itiesennußknacker (Ki'mig Nuß- knacker) zu Hause, der die Nüsse aufknackte. Er war für ihn (h-i' Menschen- fresser. Er spielte selbsl voriges .fahr auf einer \\'!nidervngelbühne im „Tapfe- ren Sclmeiderlein" den Menschenfres.ser. Mit IS .laliren irat bei ihm die Nei- gung zum Vegetarisnuis auf. In einem Disjiute mit einem Vegelarier, der iie- hauptete, er sei Pfhinzeneseer, weil er keinen Menschen zum Mörder nmchon wolle, führte er den Beweis, daß diese Einslellung eine Abwehrreaktion gegen die eigenen Mnrdinipulse wäre.

In seinen Phantasien spioUen :iui;h Siralamputalinnen eine große Rolle. Er behauptel, sie hatten keine Beziehungen zur Kaslration, da er dabei immer das Glied sehen mußte. Es scheint sicli aber um .Abwehr zu handeln. Denn er zeichnete friilu-r viele Fellatio-Bilder. widu'i ilun r|as Aerschwinden des

48Ö

b'eiiscliismiis.

Gliedes im Miiiidii sciir uiiungfi n^li m war iiini er so lange herum radiertes bis das Glied wieder zu sehen war.

Die Kot- und Urinphantasien traten erst in der letzten Zeit in den Bil- dern auf. (Deulliches Fortßch reiten der Regression.)

Er erinnert sich, daß er als Kind mit dem Vater zärtlich sein ^'oUto und diiR der beecliäftigte Vater immer abw'ehrte.

Hftutü bcechültigt ilin das^ SduildgeiTihl, das er hatte, als Schwester 111 an Brechdurchfall erkrankte. Kr warf sich zu Boden, er faltete die Hände und heulte: „i-.ieber Gott, laß sie nicht sterben!'^ Er halte das Gefühl, daß ei' an ihrem Tode schuld wäre, wenn sie sterben würde. Üb er ihr etwas Unrechtes zum Essen gc-Kcbcn halie? Er kann sich nicht deutlich daran erinnern.

Eine dunkle Erinnerung, als ob der Valer beim Schi-eibtiseh gesessen würe. Er kommt als ganz kleiner Knabe auf ihn zu und will seine Fuß« um- armen. Der Vater ist unwillig über die ytörimg.

In der Behandlung erweist sich dieses Verlangen nach väterlichen Zärt- liclikeifen aU arge Hemmung. Mein wissenschaftliches Interesse genügt ihm nicht- Er wünscht wiedei' und spricht es aus, ich solle ihn zwingen, zum Zahn- arzt zu gehen und gilit sich zni'riedeu. als ich ihm eine Empfehlung an eineu Iwfreundeten „Zahnschlosser" gebe. Kr hat sieh endlich aufgerafft und will sein Gebiß in Oi'duung bringen. Er glaubt, daß die Zähne sein ganzes Leben dol-,ernnniert haijon. Er wäre vielleicht Sänger oder Schau.=pieler geworden, wenn sein schlccliles f>hiß ihn nicht daran gehindert hätte, Andererseils ist er sich klar, daß er selion im riymnasiuui dachte: „Du mußt Arzt werden, da kannst du dein Eeiden ausleben, sonst machst du noch irgend eine Dummheit."

Si.'iiir Eiiislellung /.um Weibe erhellt aus einem gestrigen Erlebnis. Er hatte huT einen Kameraden, der iliiii seine Freundin übergab, weil er abreisen nuißte. Gestern maciite er mit dem kleinen .iüdieehen Mädel einen Ausflug. Es war ihm uiiangenehiu. daß sie klein und daß sie .lüdin war. Jüdinnen wären nicht sein Typ.. (Aber sie ist sehr intelligent, gebildet und sehr lieb, so daß er gerne mit ihr ausgeht.) Sie kamen auf eine ÄViese und lagerten im Grase.. Plötzlich wurde- sie ihm unortriiglieli. Er fühlt ein körperliches Unbehagen. Ekel! Am liebsten hätte er gesagt: „Nun gehen Sie mal bloß weg! Ich möchte allein bleiben!" Dieser Ekel tritt auch bei Urgermaninnen und bei jeder anderen Weiblichkeit auf. Audi \>q\ seiner Schwerter, deren Geruch er nicill vorlrägl. llir Zimmer im Winter, wenn es nicht gelüftet ist, ist ihm unerträg- lich. Auch bei der ,, kleinen Jüdin" störte ihn hauptsächlich der Geruch und die ganze Weildichkeit. Er hatto plötzlich Zahnschmerzen. Die Zahnsch merzen scheinen auch als eine Art moralischer Wächter zu l'niik- tinnieren und treten immer auf, wenn er sich ablenken soll. Er fürchtet das "Weib! Ei' I' ü r e h t c t s e i n e Impotenz nicht so sehr als seine Potenz. Er fühlt sicli nicht als Mann, weil er seine Minderwertigkeit benötigt und sie bei jeder Gelegen- li ei I unterstreicht und verstärkt.

Gestern trat in die ßaraekt>, wo er wohnt, ein Rioscnkerl ein. Er fühlte sieh ganz niedergeschmettert. Er war bisher der stärkste Mann. Nun ist er nur der zwcil.stärkste und das verträgt er nicht. Er beneidet den „Neuen" um

seine Männliclikeil.

^^

Ein Fall von orthopädischem Fetischismus. 487

Er ti'äunifce:

Zuletzt Tanzatuiidü. Wir laufen hintereinander im Kreise im Zim- mer herum. Ich bin in Zivil. Außer mir ist noch ein OffiziorBstell Ver- treter, ein junger Miimi von der Artillerie, da, der in den vorhergehendfu Tniuinen eine Rolle gespielt hat. Ich will mich an einen Flügel setzen, der etwas im Wege steht; schlage der Liinge nacli hin. Alles iimüsiert sich <I;inibor; werde gefragt, ob das auch ein Tanz wiire.

Vürher Reitstundo. Ich bin viel im Traume geritten. Wir ritten innner im Kreise Galopp. Aber im Freien. Ich dachte, wir könnten auch einmal aul dem Zirkel reiten. Schließlich liefen wir ohne Pferde hniter- cjnander Oalopp. i),T .^rfekt im Traume: Er wird ^lusgelacht. Er vcreuciit es mit eineni kleinen Klavier {der kleinen Jüdin) und blamiert sich. Die Heit- und Tanz- beweguiigen entsprachen einem Koitus. Er ist unfähig zu einem Koitus, wäh- rend der OffizierBBlellverl roter (sein Freund) seine Sache ganz gut gemacht hat. So wie der neuo große Kamerad ihn enirückt, so fühlt er sich durch die Polenz der anderen Manner erdrückt.

Aufgefordert, zum Traume zu assoziieroa, fällt ihm zuerst die Schwester, dann seine Eifersucht ein. Er hat eine Abneigung, mit den Schwestern /.w tanzen, obwohl er das Tanmi bei ihnen erlernt hat. Die älteste Sehwesiei- tanzt ihm zu „scliwülslig"". Sie macht so eigentümliche Bewegungen und aui:ii ein eigontiimliches (Jof^icht dabei.

Er sieht sieh als kletiion Jungen, wie er gcspainit die Arbeit der MutTt^r aui Wickeltisch der Schwester beobarhtel. Eine Tante mit einem Lorgnon spielt dabei eine ihm unverstündliclie, ihm unangenehme Rolle. Denn er halite sie. Sie scheint das Vorbild der stvenRon Gouvernante in eeinen Bildern zu sein Aui meifiien muß er seine Schwestern um den Kinderwagen beneidet haben. Er konnte es schon gar nicht vertragen, daß ei' aui einmal gar nichts ijedeutele. sich alles um die kloine Schwester drehte und um sie herumtanzte. Der Kinderwagen scheint unzerstörbare Eindrücke hinterlassen zu haben. Wenn er Bauchechuiorzen iial- drückt er sich an einen Stuhl und macht rhyth- mische Howegungen. Bei Zahnschmerzen klopft er rhyth- misch an den Zahn oder erschüttert den Körper durch ,-hvlhmische Bewegungen. Er übertönt die Unlust durch eine infantile Lust. Schaukeln und Fahren war ihm immer ein Hochgenuß bis auf »■irapathieehe Stiirmigeu. Seiu ersk-r Pollulioiislraum (vv sprmgt aui euien fährenden Wagen) wird verständlich als eino Eriimerung an den Knidcrwagon. ^uch der Hatersatk, der den Boden de-; Kinderwagens füllte, hatte für ihn eine große Anziehungskraft. Kr i^pielte uiit ihm und drückte ihn oft ans Ge- sicht. Auch die schon erwähnte Wickelkommode hatte er in sein Herz ge-

In seinem Objekte sieht er sieh, er sieht al}er auch die eingewickelte Schwester. Er identifiziert sich mit der Muiter und das Objekt iet ein von ihm eingebundenes Kind.

Obwohl er gespannt das Baden der Schwester beobachtete, hatte er keine rechte Vorstellung über die Geschlecli-tsun forsch iede. Diese gewollte Un- wissenheit ißt iliin bis heute geblieben. Er kennt sich in der Topographie der Vulva nicht gut aus. Es ist. als ob ei- die Periode, da. er auf sein Glied slolz war vergessen hätte. Er kann eich nicht erinnern, ob er die Schwestern darum beneidei. haile. daß sie schon kastriert waren, während er mit seinem An-

48H

Fetisch iemiis.

fiüdgsüi der Willkur dtis Messers ausgesetzt war. Da er die ersten anatomi- Bchen Studien an seinen Seinvestcrn vollzogen hatte, ist ihm die Erinnerung Hiclitiiuli iiiiangeiiehni und deshalb verdrängt. Die VorstcHung einer Vulva ist mit Eia'l odsoziiei'L.

Das Unglaubliche ward Ereignis. Patient suchte den Zahnai-zt auf. an den ich ihn empfohlen hatte, und ließ sich ohne Widerstreben einen unteren Molar ziehen. Heute f^oU er wieder hingehen. Ich rate ihm, die ganze Sache in einem zu überstehen.

In der Nacht hatte er einen merkwürdigen Traum, den er noch nachtb fixiren konnte:

M o 1 1 0 d CS T r a ii m I) i 1 d e s erschien mir am Morgen in grüner Schrift, wie von einem Kinemalographen.

Ach Marta, wir könnten doch ~

Oder ist dir so

Adi sei .0 Nach Ostern (3. Zeile traglich )

I r !i u iLi i n ha 11 : -Meine Schwester 1 mui ich >,\t^a t

einer Vergnügungsreise und in ein mehr unimehJ ^^^-=">""f f

Lokal gekonnuen, das schließlich kaba J Higet Ch W 1

Meine Sr-hwe^ter will sich auch noch die 2 l^VJZ.nt \ '"?"'"f " mir zu. V. iände auch eine Di.kus.sion statt S^'^^T? """^^T Ich entschließe mich. dazuhleil>en; als aber das HilU^? " ' \ ^-'l" nimmt meine Schwester zwei liiUett- ich seil ? 't^-'"^"^'^"' ^""""^■ Ich sage onlsct.t, aber wir ^nJi^L^ ^^t^^^''^' TT '\ In-ligere. and das ^^^^^_^^^ ^0^. :;:n^lS::: ^^^

noch eine rosa Sorte (P.i. ^). ^ ,.„,,^,„ ^.„ ^^^ ^^^

I , 1, , . i^'i 'I lindef es sehr vorstiin

Ich will nur noch enien grufienKelchSekl Wi-nr, a >■ , t,

u..;.... ^'.i ..- --..:.. - . '■"'3'^'^iimen, der aul dem Tische steht.

lein, das die Billetlo verkaiitl, findet es sehr Meini

vorstiindlicli. daß ich gehe.

-Mein Vater iuaclit mii' Vorwürfe, weil setzen habe und da])ei selbst . . . y?? Ich wiJ

e Wclnvestei' bleib! da und wenn sie auth -av ksln r«u i *■■ ^■ Reise übrig hat. Ich nmß um den Tisch herlg'Lon "d d I '" /r/ um den Sekt zu trinken. Dabei kann ich mich kfum . T^ dabei aufstehen. Ich ..rinke ilm aber. Irotzdem ich tanml^ tXem t' ^''"^n" ''f7 im Lokal -sehen, daß ich betrunken bin. ^'^" '^"S^'"' ^^'^ L«"*"^

it-li an ihm dauernd aiiszn-

(.Tcsctienke meiner Eltern (Schokf.l.irU t , , ,,

etc.) von einen, hohen Schrank (KinderschJ^nSt^kinS S?^ Y^.

schwierig, denn ich kann kaani liinaafreichen und ob?i! in u «

in Stangen fällt zerbrochen. " """'^^^ Klebng-sußes

? will bei mir Üiusclie werden.

ein

Clei,,, ... .u.u .p .....u. .u, ,„.,„,.,„ von einem andern belegt. Dann will ich inem Gepäck nnterbnngon and weil ich recht inkomplett bin gehe ich nach Hause und will memen Rucksack holen, der wohl schon gepackt mi. Jetzt habe i.h bequeme Offiziersunifonu an, weiche Mütze, ganz ins Oenick gezogen. Ich springe die Treppen hinauf. Auf der zweiten

'■".'V ^",:'' "p " '-■""-■ ,'""!7f^^'/^'"""''"nilitbetten. Die kommen Für mich nicht ni l- rage, weil sie viel zu kurz snid. (Trotzdem) belege ich dort .in Spind, weil die enrten o bpmde von links (oder 7) noch frei .ind. f.leirh wird auch das Spnul vor meinem von einem ^ll,ln,.„ k i ^ n„„r,

Kill Fall von orthopudisüheni Petiscliismus. 400

Trt'ppt' riieht der Unlerwoliiicr, liluiid, -ll) Jahre, iii weißem ÄmLe-

luanfcel, rotes, vcrclridiliclies Gesicht, aus der weiß lackierten Tür.

Er sriißt niclil luid zieht sich Bol'ort ■zurüf^k, weit ich nun doeli

(irutx früherer aiidcmi' Meiminf,') in den Kriop; gehe. Üben macht, iiiii- ein

Fi'ihilein :liiI' inid ich hcf-iniie gleich mit dem l'jiii|)aeken (1 Paar Strümpfe,

1 zweitea l'aar Stiefel i'l.c). Ich treffo einen jungen Soldaten und frage

Ihn, wo er steh t. Er sagt, beim 33. Regiment, win] dnrt sein Bruder ist.

llas tat mir leid, weil icli ihn sonst in meinoTii l}ej,'iiiicnl gehabt hätte.

IJc-im Erwaclien waren ihm die drei voranstellenden 8;it7.e mit gj'ijßen

Lottern vtirschwobcnd, Martii ist Scliwesler 1. Wie sind sie wohl zu crfiäniien':'

Sind Erinnerungen ;ius der Kiiiderzeit oder .-^iml e,-^ unerfüllte Wtin.sche":' Soll

es heißen: „Aeli Maria, wii- konnten doch clwa^ machen!" ,,Odor ist dir so

zu Mute wie mir?'' „Ach sei so gut und laß uns nach Ostern einig worilen."

So ungefiihr liißf. sieh mit Hilfe des Kranken .ieder Suiz ergänzen.

Was ihm zuerst benn Traume auffällt und sein größter Affekt ist, war das Taumeln mit einem llieseiikclchglaB in der Hand. Zuerst denkt er nn die Mutler, Ks ist ihm, als ob er wie ein kleines Kind, das noch nicht gut gehen kann, zur Mutter gehen und fiillen wünle. Der Traum stellt es so dar, als ob er etwas mit der Schwester in der Kindheit erlebt hätte. (Erste Voi-slellung!) .\un soll es eine zweite Vorstellung geben, Abei' der Preis isl ihm 7.u hoch. Zu 23.000 Kronen fällt ihm ein. dal'^ er seiner Mutter geschrieben hatte. 23 Jahre kiimpfo ich unbe\\ußl mit den Konflikten, 10 Jahre ganz hewußt. (Daner der Paraphilie.) Die SOOO erklün er. daii seil ilem Trauma (o) acht .iahro verllossen sind und dann selzle die t.lnanio ein (."{ -|- S.— 11). Das Fiüu- lein erinnert ihn an die Mutter. Im Glaee war eine goldgelbe moussierende Flüssigkeit. (Urin?)

Die erwahnie Diskussion sollte über das Thema „Student iL 1 s Teufel" stalll'inden. Dit Kabarett]ei(.er, der auch die Diskussion dirigieren sollte, war ein schicker .junger Maini. Er sah aus wie Herr l^.ein gewesener So- zius seines Vaters, der Dijisomane war. bald heiioti'le, sich eine Kugel la den Leib schoß und l'nili verstarb. Dieser Manu sieht als „E w i g e W a r 11 u n g" vor seinen Augen. Im Felde trank unser I'atient wohl tüchtig, aber jetzt ist <'r absolut abstinent. Der Sinn des ersten Traumes; Er hat für seine ersten Veignügungcn mit der Srhweslcr einen hohen Pivis ijezahll. Hie Schwester isl willens, in diesem \'ergniigungslolial v.w bleiben. Sie hat keine Liebe ((leid) für andere. Ei' ist tnmken, aber er druck! mit der Tnndtenheit seine Intoxikation aus. Er ist berauscht von einer Phantasie. \<\n einem ^^'lulschc oder vt.n der Erinnerung eines tatsäciilicheii l"i-leliiiisser<.

Im zweiten Teil des Traumes macht ihm sein Vater Vorwürfe, Er fühlt, (laß er mir iingei'eddei'weise Vni'würfe macht, und daß er nichts dazu loi, daß die Analyse voi'närts gehl. V.v « ill .letzt seine Infanlilisnun hergeben. Kr wjl! wieder dienen, sein eigener Bursche sein, er will kämpfen, er will zum Militär. Er sieht, daß ov in die Kiiiderbellen iiiclil hinein ])aßl. Er merkt, daß seine Infantilismon einen Gegensatz zu seinem realen Leben bilden. Der Zwang seinei' Neurose soll aufhüren. Er hat eine bequeme Offiziersuniform und weiche Koppe. Zum „T.Tnt.eiT\-ohner" fälH ihm der Penis ein. Die weißlackierte Tür ist eine weiße Hose, er siciil oinen Penis, dei' sieh gleich zurückzieht. Die weiche Kappe und der eich zurückziehende Penis, der nicht in den Krieg will, deuten auf seinen "Widerstand gegen das Weib und gegen den Geschlcclifsver- kehr. Das Fräulein ei'inncrl ihn an ein Kinderfräulein von Schwester 1.

iCE^-:;:^^^

4',)Ü Fetischismus.

Der .iiiiigc Soldat voiri .'i'i Regiment lial die Züge sciiiei' ychweeter. Er hätto du' Schwosißi' gernu bei seim.'in Regiment gehabt. Zu 33 fällt üiiii ein Burschenlied ein:

33 Jahre 33 Jalire währt die Knechtschaft schuii.

Nieder mit die Hunde, nieder mit die Hunde von di>r Reaktion!

Blut muß fließen, knilppelhageldick,

Daraus soll ersprießen unsre neue deutsche Republik.

Hier blicht d'n.- 'l'raiiniinialyöe ab. Wir wollen uns morgen mit dem iutereesiinteii Traume noch einmal beschäftigen.

Wir setzen die Traumanalyse fort. Er faßt das Kinderbett in der Sol- datenstubß als Flucht vor dem Weibe in die Kindheit und in die Homosexuali- tät auf. Beim Militär, bosoiiderp unlei' den Soldaten, fühlt« er sich sehr wohl. Y.h waren nur Männer um ihn hi'Luin.

Zu ,,Ostern" assoziiert er grün Mutter Menagerie Tier-

;j;arten , dann tieht er die Scliweeterl mit kurzgeschnittenem Haar wie einen Dllben vur sich. Ks war nach der Ohrenkrankheit. Kr selbst trug lange krause jjocken, so daß er wie ein Mädchen und sie wie ein Bub aussah. Er weinte auch als ihm die Locken beim Eintritt in die Schule gesctinitten wurden. Ihn erregen Eui-schen, wenn sie Haare tragen wie die Freideutschen, d, h. Haare, wie sie die Schwerter als Kind halle. Solche faszinieren ihn. Gestern sah er eine Dame mit äbnlicli geschnittenem Haar, er blieb stehen und fixierte sie lange. Sie saß auf einer Bank. Er wartete, bis sie aufsland, um zu konstatieren, ob sie ein Hursch in Fr;iueuk]eideru oder ein Weib mit männlichem Gehaben wäre.

Ostern winnei't ihn an Faust, woran auch der Pokal eemahnt. Ostern ist der Tag der ^'el■J:otzullg und der Priifunt;. ein Wendepunkt. Er glaubt, es beziclie -sich auf die Wende in seinem Leben durch die .'\naiyse. Er war wieder beim Zalniarzl und opferte zwei schlechte Zähne.

Seine Schwester I will ihn dinrliau,-; mit einer ihrer Freundinnen ver- iieiraten. Das fällt ihm ein, als er zu Kabarett assoziieren soll. Dann .'Spricht er über die Farbe der Billette. Zuerst eiu schmutziges Weiß (grau), das an schmutzige; Betfwäsche gemahnt, dann eine gran-violeife Farbe, zuletzt rosa. Lila ist seine ljieblingBfa.rbe. Die Vorliebe dürfte noch aus der Kindheit stammen. Seine Scliwester hatte einen lila Schlafrock. Rosa mahnt an das liebliche Erroten von Mädcheu und an rou- Grütze. Zu Lila fällt ihm ein Lied von der schönen Tila eiu. Sie ertrinkt, im Meer und ruft beim roten Sonnen- untergang: Nicht rot, sondern lila. Seit seine Schwester ihm das Lied sang, ist ihm die Farbe verekelt. Er zeigt deutliche Audition colore. Er .sieht Lila bei tiefen Viola- und Holzbläsertönen. Lila geht oft in ein Schwarz über und zeigt Beziehungen zum Todeskomplex.

Es scheint das Verlangen vorzuliegen, eine infantile Szene mit der Schwester (erste Vorstellung) wieder zu erleben und eine zweite Vorstellung zu geben. Aber der Preis ist zu hoch. Die anderen Leit- motive sind uns bekannt. Die Angst vor den Vorwürfen des Vaters, das Dienen beim Militär, das auch in diesem Traume eine religiöse Bedeutung hat. Wieder verraten die Traume seinen übermäditigon Schwestern- komplex.

Ein Fall vou ofthopäilischem FetiacliiBmiis. 49J

Er zoigl- heftige Widei-ständo gegen den Zahnarzt iiiid Ul lief verstimmt. Er iiit wieder unruhig und fürchtet, öeiiu' Piiraphiiic zu verlieren. Er kani seldießlich zu einem Kompromiß: „Du kannst dir die Zähne richten lassen und trotzdem krank bleiben."

Er iriiunil^^:

Wir yind wahrscheinlich im Felde draußen, es ist gegen Abend. Wir -sind am Rande eines lichten Gebüsches (ErlcTi- oder Birkenwäldchen.}. Rcchferhand liegt das Schloß, i;i dem unser Stabsquartier ist. Hnkerlumd befindet sich der Geenor, Aber diese iiiiliti\ri.-;rhe Fiirbung ist nicht von vorhinein vorhanden. Es blitzt. Uio Blitze konmien immer näher, llinier dem Hause sthiägt ein Blitz ein. Da sagt einer von uns: „Jetzt denkt er sicher, er hätte gotrüfien."' Der nächste Sehuß liegt al>er wirklich in einer zu dem Schlosse f^ehörigen Scheune. Angriff! Der Gegner kununt! Ich stürze nach dem Unterstand, in dem wir unser M. <j. haben. Ich ijin der erste. Die Sache spielt auf unsereni Öchulhof, Der Unterstand ist in einem Kcllerfenstei' da- Vorschiil!;eliä»det;. Ich zerre das Gewehr heraus, wir bringen es in Stellung links von dem Aborthäusclien. Dort steht auch in Wirklichkeit eine Gruppe weiJJer Birkenstämnie. Ich hole meine Lautti und nocli iigend ciwns und lege sie rechte oben auf einen Vorsju-ung, der . öicli auch neben ileni Aiiort beiindet. Ich glaulx-, ich Imiie die Laute aus meinem Zimnici' geholt, in dem 2 Vizel'cldwehel und Offiziersaspinintan meiner IConipanie am Tische salJen. Sie nuu-h(eii einen etwas gedrückten Eindruck. Dann fing es an zu regneJi und ich fürchtete, die Laute würde naß werden.

Dieser Tniiuu drückt ■Widerstände gegen die Analyse iius. Ich bin der Feind und die Scliüt^sc beginnen ihm etwas ungemütlich zu werden, nachdom er erst meine Bemühungen verlaclit hatte. Kr rüstet zur Gegenwehr. Er will nicht mehr zum ZLihiiarzt gehen. Er holt auch seine Laute mul fürchtet, sie könnte verdorlien werden. Die Laute ist ja seine ParaphiJie, für die er jetzt ernste Besorgnisse hegt.

Aber der Triiuni bringt uns trotzdem einen Fortschritt. Er leitet mit dem Abort das Thema der Analsexualität ein. Sein Vater ist ein ausgesproche- ner Analsexualist. Er sitzt sehr lange auf dem Lokus, liest Bücher und Zeitungen, so daß dieser für die übrige Familie so lelienswichtige Ort von ihm stiniilenlang blockiert wird. Im Hause entspannen sich oft Kämpfe um den Lokus besonders mit einem Onkel, der die gleiche Leidenschaf t hatte, so daß man schließlich zwei Lokusse einrichten mußte. Seine Schwester protestierte heftig dagegen, daß Vater ihre Bücher auf den Lokus mitnahm.

Er luit al^ Kind den Stuhl zurückgehalten und dalwi Lustgefühle emp- funden. Noch heule Lustgefühle bei Dcfäkation und Miktion nacb längerer Rctention. Vielleicht ist dieser Moment der Ursprung .«eines Zwanges. (Viel- leicht luu'h Jones der organische Ursprung einer jeden Zwangsneurose.) Es ist iedenfalis der erste Zwang, den ein Kind auf sicli ausübt und Lust erzeugt.

Sein Anus ist eine eiogene Zone. Kr hat Verlangen nach aktiver und passiver Pädera&tie. Bei Versuchen, aktiv vorzugehen (S) trat, wie schon er- ' wähnt, voUkommeno Impotenz auf.

Die weitere Analyse ergib t, d a ß sei u M und seinen Anus repräsen lici't. Der üble Gei-ucli aus dem Munde ermöglicht ihm die Identifizierung, -^uch Verlangen nach aktivem uud passivem Anilingus

491

Felis cbisuiii».

■wini zügcriKi /.iiHtwIioii. Hinter seinen ortliopiUlistlien Hiidorn steckt eine wichtige PhiinLuaii.', dii; or &idi t^isher nitht eingeslaiiden hat.

Er möchte in einer Zwaug^lug« gebunden sei» und zu li u iii u s e X « e 1 1 e n Akten gezwungen w e r d c it

Er berichtet über ein Buch, das die deutsche Lig;i herausgegeben hat, iii dtm <lie rireueiiaf^ii der Gegner .geschildert wurden. Der Herzog vun Vcndome r^oil einen angebundenen deutschen Gefangenen (einen Vizefeldwebel) sexuell rnirsbraucht haben. Jetzt verstehen wir den Vizeieldwebel und den Ofrizicrs- s' eil Vertreter Beiiier Traume. Das Schloß iia Traume ist der Abort Er liebte den Aborl und hat sogar ni)i;h bis in die letzte Zeit lailbe Ötunden lemid auf dem Aborte gesessen.

Daa Bild wird thirch Ralienangst vervollständigt. Eine Kalte könnte i n, wahrend er die Xü1 dürft veri'ichtet. Er behauptet, im Felde währe Icfäkatiun vun einer Ratte berührt worden zu sein. Besondprs ^l-r.}h.

ihn nd

beißen

der DcfiiKaMuii vun einer ivatte nerunrt worden zu sein. Besonders ekelhaft ist ihm der lange Schwanz der Ratte. Nun wird die Angsi vor dem Zahnärzte etwas verstand lieber. Er ist der Mann, der einem in den Mund (lies ^nas) fährt und dorf. heruniarbeitet.

Als Knabe hörte er eine Geschiclite von einem eingemaiierfen Löwen Er hatte clt Angst, aus der Wand konnte ein Löwe kommen. Diese Angst ist symbolisch leichf zu deulen. Er hat seine Leidenschaften eingemauerl, fürchtet aber, sie küniiteu die \\ iiade ihres Kerker.* sprengen.

se- nd

Icli übergelie ciriifje 'I' räume, die nur «inen Widerstand gegen die Analys aiisdrü<!ken. Kr bescliäftigl .sich den ganzen Tag mit dem Zahnarzt um, fürchtet, er werde nicht mehr hingehen können. l':r kann die anale Sexualität niclit erkennen. Dubin führt er f.dgende Symptoinhandlung auf. Er kommt ;,tir Stunde und eiilschuhligl sich mit plützliclieni .Stuhidraiig. (.)der er brii-hl die Sitzung mit der Bemerkung ab, er müsse auf den Lokus. Ich erkläre iiim daß er offenbar den gkächon Lokus benutzen will wie sein .Meister. (Das Ter- lium dcraeka.lioin.^.J Aas dem nun folgenden Traummaterial der nächsten zwei Tage, das ich noch nicht kannt«, ergibt sieh die Bestätigung. Es war ihm sehr unangenehm, nach dem Vater hinauszugehen, wenn der Sitz luieh ganz warm war. Trotzdem muß er zugeben, «laß vor dieser Zeit der Abneigung eine posi- tive Kinstelliijig vorhanden war. Auch den Lokus seiner Schwester benützt er mit Vorliebe. [Cr glaubt, daÜ er Ijei den Besut-heri sexuell aufgeregt werde mui sich ihm jede se.xuelle Einigung nuf den Darm „schlage", eine Erklärung, die nicht von der Hand zu weisen ist.

Einen weiteren Fortschritt in der Uehandlung bringt der folgende Traum :

Ich träume; . . . Dann bin ich zu.HU'Use, sehe meine Briefmarken und denke sofort: Fein, jetzt kannst du sie gleich mitnehmen, wenn du nach Wien fährst, und da verkloppen. Daneben bin ich doch erstaunt, ohne es weiter zu betonen, daß ich zu Hau.se {in Riga) bin.

Ich gehe mit anderen und gerate, von links kommend, in folgende Situation. Links eine Stadtmauer, aus deren Tor ein Zug Mönche in grauen Kutten hervorkommt. Rechts (jcn.seits des Baches?) eine Schar Kleriker, die das Allcrhciligste bii sieh führen. Ich sehe die Monstranz iierübei'lencliten. Zwischen beiden Scharen liesfeht eine zornige Spannun". ohne daß davon gesprochen wird. V<in links, außen an der Mauer entlang, kommt ein neuer Zug Mönehe, dei uns aufnimmt. Wir gehören jetzt zur

.

Eiu Fall von orthopädischem Fetiscliismus. iq-j

linken ÖKhar. Es wii'd an uns ein VL'rliingeii gcütoÜt; wiy n-oigern uns. Man Miff , die jungon Ldiüp sollen pe mit Wai'feii austragen. Mceser 2 oder 3, funiicln über der errcglon .Monge. Dann hat cinci' von der Gogonecite iinj^crc jungen Mäiuior erschlagen und schreitet nnn mit einem grußoii (rt:iKier-)Messer durch die Menge, überall den Miinnorn in Arm. Bein und am KürpDi- klaffende Wunden setzend. Koptiosigkeil. Angst. Kr ist gut genährt, etwa 25 Jahre, blond, lockig, rosiges Geeicht.

Ich verwandle Angst in Zorn. Habe ein Messer und töte nicht nur ihn (iniklar), sondern im ganzen ^ (?) .Jünglinge. Der letzte isi mir deut- lich. Nach dem ersten Schnitt durch don lUilä s;nik er inil eröffnetem Kehlkopf Kiirück und stöhnte turchtbai'. Ich erschrak und setzte noch einen Schnitt bis aufs Rüclrgral dai'auf. Ans der klaffenden Spalte quoll es grau-roea hervor. Merkwürdig wenig Hhi(. Ev war schlank, etwa 18 Jahre und von blußgrauer Farbe.

Allen, die ich tötete, habe ich mif einem Schnitt von rechts nach links den Hals durHigetrennf. Wundei'te mich, daß die Karotidon nicht spritzten.

Zu diesem Ti'aume hatte er sich unmittelbar nach dem Erwachen einige Schlagworto notiert. Dann schrieb er den Traum aus dem (iedäehtnisse nieder, ohne die Notizen zu l)cntitzen. Später warf er einen Blick auf die Nulizen und merkte mit Erstaunen, daß daselbst eine kannibalietische Kpisode vermerkt war, die er schon vollkommen verdrängt hatte.

Die Notizen laut*n:

Der Sieger, ein etwas fetter, junger Mann, hat unserem Vertreter die Gurgel durnhgwchnittcn, dann schneidet er M'chrloöe.

Mich packt die Wut, ich ergreift^ den Duh-li und schneide nun 3 oder 4 nieiöt jungen Lcnlen die llälse ab.

Dabei iwt mir grauenhafl zu .Mute. Meist muß ich uiehrnials schneiden, ehe ich die Schlagader treffe. Aub der Wunde stülpt es sich heraus. Wir essen von dem Fleische. (Leber.) Ich mag nicht mehr. Zwei andere disputieren deswegen. Der andere ist auch meiner Meinung.

Nun schreiten wir zur Traumanaiysc. Die Briefmarkensammlung steht für seine fetischistische Sannnlung. Er ist bereit, die ['araphilic aufzugeben Da entspinnt sieh ein mächtiger Kampf zn'ischen seinen asketischen Tondenzer. und den noi'malcn. Link,^ kämpft er in der Reihe der Asketen. Der Anführer der Rechten hat blonde Locken. Ei' dachte sich: Der sieht wie Amor aus. Bei dem Kampfe dachte er an tlie Braut von Messina (Die feindlichen Brüder), wo auch zwei Chöi'e aufmarschieren. Vitr dem Rasiermesser hat ei' eine gewisse Angsl. Es iet ihm sehr unangenehm, sicli rasieren zu lassen. Gestern iicß er sich plötz- lich die Haare schneiden und opferte seine schönen Locken, um männlicher zu «rscheinen. Seine Schwester fuhr ihm oft in die Locken, und bei seinen Kämpfen greift er zuerst in das Haar. Zu dem ilnar hat er eine affektative Einstellung. Ein behaarter Sehamberg bei Mann uTid Weib ist ihm unangenehm, beim Weibe sogar ekelhaft. Der Schamberg der jungen Mädchen eri'egt ihn. Er wollte sicli gestern häßlich machen, weil er fürchtet, er könnte mir und dem Zahnarzt zu gut gefallen. Er will ein .Mann sein. {Vielleicht auch Ersatz für Kastration bipolare Tendenz.)

Zu der Kampfszene in seinem Traume fällt ihm oin, daß er im Felde frei- willig beim Schlagen des Viehes geholfen hat. Einmal wurde eine Kuh mit

494

Fetischismus.

einem Messer llui Halse abgestochen, sie könnt« nicht sterben, es wurden ilu* noch einige Schüsse gegeben, schließlieh mußte sie mit einer Axt erschlügen werden. Er war über und über mit Blut beschmutzt wie ein Metzgergeselle.

Die kimnibalistiecihe Szene weist auf jene Frühe kannlhalistreche Periode, die sieh später als eine orale Parapathie äußert (Abraham).

Er wundert öiidi, daß es .jetzl in den Traumen zu koijier Pollul ion kuniml . Eb ist iuinier eine Erregung und blimniung, wie vor einer Pollution, aber es kommt nicht zur erlösenden Ejakulation. Es scheint sich um eine verborgene Paraphilie zu handehi, welche noch nicht zum Vorsehein gekommen ist. Dio Ejakulation scheint, an oine bestinnnlc Liebes bedingung geknüpft zu sein

El- sah gestern 3 Objekte, die ihn früher sehr erregt hätten. Zwei ließen ihn ganz kalt, während das dritte ihn ein wenig interoesierte, aber nicht im entferntesten wie vorher. Die ganze Sache kam ihm etwas fremd und sonderbar vor und hatte den Affekt wert so ziemlich verloren. Ersah dem Manne nach unddrehtesich um, ohne ihm n a c li z u 1 a " f i! n u n d 0 h n e s i c h i n d e r P h a n t a s i e m i t i h m t' !■ !■ n e r h i n zu b c s c h ä f 1 i g e ti.

IJie Träiiino der nächsten Nacht sind sehr charakteristisch.

Undeutlich: Sehr viel geritten. Messerstechereien.

Deut lieh: 1. Eine mohretöekige, graue Häuserfront, auf dem Jiodcn des mehrere Stock\\-erke tiefen Lichl Schachtes im Halbdunkel zwei Gestalten, dio miteinander rinpon.

Trau massoüiat ion: Ich und mein Vater.

2. Ich bin Leutnant, gehe wieder in den Krieg; bin mit Österreichern

Kusannnen. Dr. H knunnl mit mehreren anderen an der Hütte, vor

der ich stehe, vorbei, Hr>l erkennt er mich gar nicht. Dann ist er beküm- mert, als er von meinen kriegerischen Absichten hört, aber auch aner- kennend.

S. Ich treffe iiifineu Vater. Der will aucli zmu Geburt(^tag gi'atnliercn gehen. Ich denke: du mußt mit iljm zusammen gehen. Er geht aber nach kui-zem Zusaimnenaein in der liichtung eines dort befindlichen öffeutliehen Aborte.s. den er ci'st benützen will. Ich gehe allein weiter.

4. Geliü mit hoch geklapptem Kragen (Militärman'tel und Spnri- mütze) durch die schlecht beleuchteten, alwndlichen, sehr ijelebten Straßen der Stadt. Mensehen werden auf mich aufmerksam, betionderri ein langer Bursche. Ich merke dann, daß mein Wunsch, unbemerkt zu bleiljeii. daher kommt, daß ich nicht merken lassen will, daß ich mein Taschentuch gc- kniiult habe und darauf beiße.

5. Bin zur Gratulution (Grete Kolbei-t). Wir em-arten: Wen? Ich ' merke später, dall ich verbundene Augen habe. Kann iitier trotzdem alle?

sehen. Gertrud Ziegenriicker kommt gratulieren mit ganz verklebtem Ge- sicht (weiße Pflaster), besonders über der Nase. Sie hat ihre Kinder mit. Nickt mir aucJi zu. alwr es besteht die Tendenz, einander nicht zu kennen und niclit ku beaclilen.

6. Alter Park, Kiga. Aber es fährt da jetzt eine Elektrische. Die Gegond ist sehr schön (Weidlinp). Es sind aber große Terrainarbeiten im Gange. Wir fahren unter mit Erde und Schutt beladenen Tribünen und Rampen durch. Ich denke: \^'enn die nur nicht durchdrücken. Dann geht

L

Ein Fall von oi-thopädischrm Fetischismus.

495

aber dui'ch die Hügel, AHpp ist hell und icb sehe die großen Fclsblöcke, die, im Sande eingebettet, von der Decke liiinKfii. Auch hier die Angst vor dem Heninterätürzen. Aber wir sind schon ausgestiegen.

Ich stehe allein auf weiter Flur. Rechts ist Wald und Bueeh, der mich nicht anzieht; links steigt der Hang zur Straße an. Ein Bchmaler Weg führt empor (Weinberg). Oben ist ein Tor in dem Stacheldrülitzaun.

Unten steckt ein Schild: Achtung! ,,Hu!id!" Dann lese ich noch wo: Das Tor ist geschlossen." Ich kehre also um und gehe zurück.

Piff. u.

vig. in.

van Vorne

7. Und komme zu mehreren gewaltigen Hiöckon. Itutcr Randstein. Sio bind behauen, bearbeitet. Einer ist so wie ein kleines Haus. In seinem Schatten tagt die MueeuniskomraiBBion. Die Blöcke liegen vor dem Mueemn. Itiehtig, dii sind auch die Beknnuten dabei, die ich suchte, t'rol'. N. besondere deutlich viiul jindcre.

Schon im vorigen Kampftraunie hatl,e ich die Vennutmig, daß es sli-h um «jnon Mutterleibstrauni iiandelt. Kr bringt im Mutterleibc seine ficschwiat^r um er frißl. .sie alle iuif. In diesem Trainiibildo ringt er mit dem Valer. Im Grunde seiner 'Seele findet er seinen Kanipl mit dem Vater. Vielleicht auch eine Muttorleibsphantasie. Hirn fällt .jetzt ein, daß die "ilonslranz im vorher- gehenden Traume die heilige Liebe zu den Eltern und der Familie bodeulcn könnte, die Liebe überhaupt, wozu der „Amor" ja gut stimmen würde.

Traum 2 bezieht sieh auf seinen jetzigen Kampf gegen die Paraphilie. Ich bin Dr. H.

Traum 3 bringt eine Abortszene. Er benutzt den gleichen Abort wie der Vater. Inter Faecws et Urinas nascinmr. Der .\bort. -wieder ein Symbol für den Mutterleib.

Ini Traum 1 ei'ziihlt er die Tatsache, daß er jede Nacht mil einem Taschentuch zwischen den Zähnen einschlafen nmß. Er tut es, um nicht zu knirschen und um seine Zähne zu schonen. Er beißt fest auf das Taschentuch lind dann schläft er ein. Er assoziiert solbsi FelUitin-Piiantasien und kannil)a- listische Impulse. . ■'

Traum .5 bringt ihm ein verklebtes Gesicht. Möglicherweise Erinnerungen an den verklebten Nabel seiner Schwestern . . -

49tJ FctischisniHB.

Traum 6 eine deutliche Mutter leibsplmntasie und Bezieluinsen zur Pehwestor. Dio beiliegende Zeichnung stellt di<> Situation diir. Die Schwester iBt Virgo, daher ist ihr Int.roitue mit Stachcldraht (Hvmen - Domröschen) vorsperrt. Die Inschrift (Achtung! Hund!) ist auf ihn zu beziehen. Er ist ein biKsiger Mund und soll Rieh vor sich selbst in Acht nehmen.

Die Widerstände werden immer stärker. Sie konzentrieren sich auf den Zahnarzt. Die Aniilyse ergibt, daß der Zahnarzt, der Vater und der Anah- !?at<)r eine Einheit bilden. Er crtvartete, ich werde ihn für seinen Gang zum Zalmarzt, den er als höchsten Heroismus auffaßt, durch besondere Lieben^- würdiglicit belohnen. Er versteht es nicht, daß er sich das Gebiß richten läßt, Ulli ein gesunder Mensch zu worden. Er matrht es mir zu Liebe und ich muß ihn täglicli ermahnen: Tua res :»gitur! Er hoffte auch, ich werde mit ihm hingehen und ihiu bthilflich sein, die Widerstände zu überwinden. Er erwartet Liebe und Aiurkennung. Er ist wieder einmal entrüstet, daß iuh ihn nicht an meinem FLimilicnlebcii leihiehnien lasse. Bewußt hat er wohl gelernt daß der- artige Verlraulichkoitrn in der Psychanalyse unmöglich sind. Aber unbewußt besteht er auf seinem Schein und kann sich mit dem ,, Pathos der Distanz" nicht befreunden, das ich im Interesse der Analyse anwende.

Seine ewige Klat^o; Sein Vater versteht ihn nicht. Er fühlt sich wohl von mir verstanden, aber er erkennt, daß hinter dem .,N i c h tve rs t a n den- werden" das „N i c h t g e 1 i e b t w e r d e n" steht.

Trotz meiner Aufklärung komml er in hochgradiger Aufregung zu mir, muß meinen Abnrt beiiützori, die Ableitung auf ilen Darm vor sicli gehen lassen, ■di« er als Angs1 vn!' dem Zalmarzt erklärt. Der Zalinarzt ist ihm ungcniütlicii,' weil er giir nichl iiiil. ihm siiriclit und ihn für seine tapfere Hallung nicht be- lobt. Obwohl Ol' schon einen Zahn plombieren ließ und gar keine Schmerzen dabei fühlte, zilterl er vor der Hohriiiaschine. Vergebens mache ich ihm die Scxualsymbolik des Bohrens und den Mechanismus der Affektverschiebung bt- groiflich. Er will nicht begreifen. Ater das Resultat ist doch ein gutes. Er geht xuin Zahnarat und die Behandlung nimmt ihren Fortgang.

Er hat sich gestern wieder einen /ahn ziehen lassen. Er brachte ihn mir mit der Bemerkung: „Das ist mein kleiner Taschenpenis." Er betrachtete ihn lange liebevoll und steckte ihn dann in seine Börse.') Dann lief er den ganzen Tag wie verrückt hcnuu, k;im nach Sehönbraiin, dem Schloßparke, wo früher der Kaiser gewohnt hatte, und warf dort den Zahn in einen Papierkorb.

Ich habe ihn daruuf hingewiesen, aus welchen Moliven er immer meinen Abort benutzen will. Die Entziehung dieser Gunst beantwortete er mit Trotz. Heute ist er sehr erregt und setzt mir alle möglichen Grunde auseinander, wes-

') ;\Iiiii kann haiilig die BemTkunK maclieii. daß die ilenFchcn sicli iinRcru von iliiTU Körperteilen trennra. leli ki'iine Kranke, welche ihren lierausgenammenen Blind- darm spimn lind behalten wollen. Dio narzißtische Liebe zum eigenen Körper üiißcrt Bich a.uf diese Weific. Bemerkungen tilicr diese Eigentümlichkeit Cndcti sieh bei Schilder. „Über eine Tsychüse nach Staroperation''. Intern. Ztschr. f. r.^vehanalyse, Bd. VIH. H. 1, 1922. Auch in Leoiihari Franke ergeh ütteradcm Buche ..Der Mensch ist gut" wirJ gGBchildert, wie echner sidi die vcrH-undeten Soldiifen von ihren amputierten Gliwl- niaiion li'onneii.

HH8

Kill l'\i!l viiti ortlinpiidi^clicm Fctiscliismua. 497

halb er garado moiiien Abort Ijoniitzon müsse. Die anderen Abtritte seien pcIimuLzig, dio öffontlirlicii seien teuer, im KaffeeliauB iiönne man sich eine Infektion \io\cu usw. Icli klare ihn über die Jtationalisioriing auf. Es wird ihm kiar, daii er ein ähnliches Spie! mit seinem Vaicr getrieben hat. Seine Ein- ßtclliiTi!^ nuni Vater hat sich sehr goliesaerL. Er schrieb einen vornünftigcn Brief nach Hause, teilte dem Vater mit, daß er erkenne, in welch lächerlicher Woisi' er sich infolge eoiiioa. vornieintliehen Mißverstanden Werdens l>enommen habe and driidctc dio Hoflnuiig aus, ku eineui guten Einvernehmen zu kommen.

In den Trilumen dieser N^achl. ivar er Offizier, d. Ji. der nornialo, bowußtu Mensch. Alle die Träume begannen interessanL und setzten vor jeder Aktion aas. Er erinnert sieh nur an einen einzigen Traum ganz deutlich:

Icli gehe mif. dem Kieinon, Er sieht so runzelig und verdrießlich aue.

Zu diesem Traume asBOziiert ej- sofort: Der Kleine ist der Penis.

Das war mir sofort klar. Nun hatte er einmal behauptet, der Penis iUterer Herren interessiere iJin nicliL, weil er welk und runzelig sei. Er schwärme nur für jugcndtiLrutzondo Glieder. In diesem Falle tritt die ursprüng- liche Einstellung hervor. Er zeigt« angeblich immer eine Abneigung gegen ein hangendes Skrotum. Er kränkt sirii, daß bei ihm dar; Skrotum lang herunter- hängt. Sie machten beim Militär Prc>l)en, wer woiil seinen Sack am längsten ausziehen könne. Da war, er der Sieger. Überhaupt scheinen dort niedliche homosexuelle Sitten geherrscht zu haben, Rekruten mulJten den älteren Sol- daten die „Eier <;ehauke]n". Von (iie.sei- Prozedur hat er scliün geträumt.

Er sah gestern Kinder auf der Gasse und hatte das Gefühl: „Du willst irgend etwas mit ihnen machen.- Dies irgend etwas wäre, sie zertreten wie einen Wurm, sie packen, sie tüten, sie zeniuetschon.

Wenn or sich die Situation lx>im Zahnarzt aktiv vorstellt, d. h., daJJ er ihm vorschreibt, was heule gemacht worden soll, wächst seine Unruhe. Am besten geht es ihm, wenn er sich jyassiv einstellt und dem Zahnarzt die Ent- scheidung überläßt. Er hat offenbar Ijcim Zahnarzt Phantasien, an den Opera- tionsstuhl gebunden und ihm ausgüliofort zu sein. Er erwartet PeUatio, Päd- erastie oder Kastration.

Seine Urphiintasie tritt zutage: f)em Vater im Mutterleibe den Penis abzubeißen. Er kann sonst nichts Näheres über seine Ivastrati ansangst an- geben. Es fällt ihm nur selber auf, wie gleichgültig er gegen den Geschlechts- unterechied war und wie wenig er sich scheinbar für das Genitalo von Mann und Weib intcrossierte. Er glaubt, diese Gloiehgültigkcit wäre die Folge einer früheren Verdrängung.

Seine Paraphilio hat viele Varianten. Zwei Einstellungen scheiden sich. Er sucht den blühenden jungen Mami, dpr gesund ist. Das ist eine rein homo- sexuelle Einstellung. Da spielt er den Vater, der mit seinem gesunden Sohne spielt. Da ist keine Sjjur von Haß daliei. Dann hat or seine orthopädische Manie. Der Junge ist ein Symbol der Schwester, or hat sie zuerst verwundet und dann verbunden. Diese ort^hopädischen Objekte müssen lange Haare haben wie seine Schwcstei'. Seine Differenzierung von der Schwester geht auB dem Umstände hervor, daß er sieh jetzt seine Haare schneiden ließ.

Patient Mindet sich in hochgradiger Aufregung. Er läuft den ganzen Tag sinn- und planlos herum, sucht irgend einen Vorwand, um mich wieder aufzusuchen. Die Objekte haben jetzt allen Reiz für ihn ver- loren. Er fühlt oine große Neigung zu mir und zu dem Vater und be-

Sttkul, .ii-TUNKi-u lins 'Iritti iiiiiJ Affuiili'litni. Vli

498

Fetiecbismus.

■5 I

scbäftigt sich sehr viel in Gedanken mit dem Zahntirzt. Der Zahnarzt hatU' ihm einen Ruhetag empfoUen. Das paßt ihm nicht in sein Programm. Er fürchtet, später den Mut zu verlieren. Es wird ihm immer klarer und klaror, wie stark er an seinen Vater fixiert ist. Er kann sich nicht et,al>lii3ren und Belbstandig werden, er kann die Arbeit nicht vollenden, die er vorhatte, weil er die Nabekclinur des Geldes, die ihn mit dem Vater verbindet, nicht durchreißen will. Er wiU in Abhängigkeit vnm Vater bleiben. Er ist sehr bescheiden, geht eigentlich vernachlässigt umher, trägt Eisen an den Schuhen, benützt einen alten, abgerissenen Militärmantel und hätte es gar nicht nötig, weil ihm sein Vater immer so viel Geld schickt, als er verlangt, und iedasmal seine Bescheidenheit rühmend hervorhebt. Aber hinter seiner Bescheidenheit verbirgt sich die Angst, der Vater könnte eines Tages sagen: „Nun geht es nicht weiter!"

Er ging an dem „zahnfreien" Tage doch aum Zahnarzte, ließ eich an einem Zülino herumbohren und einen anderen extrahieren, so daß er jetzt bald mit dem Extrahieren fertig wird. Er Latte das Gefühl, daß er etwas Großes geleistet habe. Es war für ihn eine Heldentat und der Anfang der Selb- ständigkeit.

Er ging dann in die Kirche und setzte sich in der Ecke nieder. Fortwah- rend gingen ihm die Verse durch den Kopf, die Christus als Junge in dein Tempel gesprochen hatte: „Soll ich nicht sein in dem, das meines Vaters Haus ist." Er hatte einen Rausch von Größenwahn. Er kam sieh unendlich groß vor, als würde er den ganzen Dom auefüllen.

In der folgenden Nacht träumte er:

G. S. schreibt mir, er habe sich nun ale Spezialist für Steinleiden niedergelassen. Dabei ist der Kerl noch gar nicht Arzt! Wenn er nicht weiter kommt, dann wird ihm (?) ein Mann ...(?) helfen.

leh bin englischer Offizier. Husarenoffizier. Blendende Uniform. ein mutiges Pferd. Bei mir ist ein junger Soldat, auch Engländer, den ich zu seinem Truppenteil bringen will. Ich bin abgesessen und wir begeben uns in die Feuerzone. Es ist gegen Abend. Straßen wie bei einer Stadt in französischem Kampfgebiet. Überall sind viele Soldaten, die sehen auE ihron Quartieren. Ich frage, wo die Engländer sind. Man sagt uns Be- scheid, aber das Auffinden macht Schwierigkeiten.

S. ist der oborwähnto Burschö, der ihm die Onanie beibrachte. Er eym- boHsiort hier seine Paraphilie. Die Krankheit wird als Stein dargestellt, den man zertrümmern soll Das Zertrümmern stellt die Analyse dar. Er will Analytiker wei-don, um Mensehen von ihren Steinen (Besclnverden) zu erlösen. Ich soll ihm dazu helfen. Er ist noch kein Arzt, d. h., er kann noch zu wenig Analyse.

Im zweiten Traume ist er Offizier in strahlender Uniform. Er ist Eng- länder. Die Engländer symbolisieren die frommen Tendenzen, während die Franzosen die Bündigen Menschen darstellen. Sein zweites Ich ist hier als lunger Soldat dargestellt. _ Wir kommen auf seine frommen Tendenzen zu sprechen und es zeigt eich daß er bis vor kurzer Zeit noch ein Abendgel>et sagte und gerne in Kirchen ging._ Bei eingehender Besprechung entdeckt man, daß er gestern in der Kirf.ho seinen Vator mit Gott Vater und sich mit Christus identifizierte.

In einem meiner Bücher machte folgender Ausspruch auf ihn den größten Eindruck: „Der Neurotiker hat sich ans Kreuz seiner Neurose geschlagen.''

Ein Fall von Orthopäd isclicm fotiscliismiis.

499

Er veretehtietzt. daßerein Märtyrer eein wollte, oin xwüiter CliriBtue, Dazu dienten ilini die ^Zahnschmerzen. Jeder Zyhnwar ein Nagel, mit dem er ans Kreuz genagelt war. Die Angst vor dem Zahnarzt war die Angst, dieee N ä g e i zu verlieren und dann in die Tiefe zu stürzen, d. h., weltlich zu werden.

Auf die Christiiöiieurose weibt da« Taechentucli hin, das er sich jeden Abend vur dem EinechlaXen in den Mund slcckt. Es ist dae Sehweißtuch. Diese Tage halte er das Verlangen naeh scharren, in Essig eingelegten Speieen. (Schwamm mit Eesig aus dem Neuen Testament.)

Als Wurzel der Einstellung hält er eine Bibel mit Bildern von Schnorr v. Carolefeld. Da sah er als kleiner Enabe das Bild vom Lazarus. Da lag der arme Lazarus, mit Seh wären bedeckt, vor der Türe des Roichen und n ä h r' t o sich von r o k a m e n. D a n n a b c r s a h m a n i h n i n A b 1- a h a m 6 Schoß sitzen, während der Reiche in der Holle gemartert wurde.

Damals kam ihm der Gedanke, ein armer Lazarus /u werden und im Himmel in Abrahams Schoß zu sitzen. Er geht wie ich schon erwähnt habe -- selir einfach, last dürftig gekleidet, tragt in der glühenden Hitze und im Sturme keinen Hut.

Jeder Kranke mit Krücken und Verbänden ist für ihn ein armer Lazarus. Seine Zahnschmerzen und seine Paraj'atliie machen ihn auch zum Lazarus. Und das wichtigste: Er meidet das Weib und die Sünde, erkämpft sogar gegen seine Onanie. Er lebt in Wien vollkommen abstinent.

Gestern kam er sich sogar größer vor als sein Zimmerkanierad, den er um seine Größe beneidet hatte. Er hatte sich selbst ubern-unden und alle seine Schmerzen waren Qu;i!on, die er als Märtyrer zu erdulden hatte. DaJür war ihm das Himmelreich sicher. " ,

Der größte Wideretand gegen die Aufdockung der eexuellen Begohrunge- vorstellungen zeigt sieh in den Träumen. Es kann zu keiner Pollution kommen, weil er die PoUuüoiieträume zu ächarf beobachtet. Ks sind nur Vorläufer einer Pollution, danu aber bricht der Traum ab.

Einen solchen Traum konnte er erhasehen:

Meine Schwester I kommt auf mich zu. Sie ist mit einer anderen Pereon. Ich glaube mit der Mutter. Die Schwester ist groß und ei^ wachsen. Ihr Gesicht hat etwas Männliches. Fahlbraunes, volles Haar. Sie hui einen AusEchlag. Zuerst seheint es am ganzen Korper, dann sehe ich besonders die rechte untere Gesichtspartie und Halspartie infiltriert und belegt wie bei einer ausgedehnten Trychophitiasis oder Aktino- mykoeJB profunda. Ihr Kleid zeigt eigentümliche Ornamente wie die antiken Friese.

Zum Traum fällt ihm zuerst ein: Lionel der Löwenraensch, der Lieb- ling der Frauen und Kinder. Dann denkt er an die Furunkulose, an der die Schwester lange gclillen hatte. (Siehe Trnum 8.-173.) Sie hat einen schlcphlen Teint und leidet auch an Akne. Er litt lange Zeit an Syphilidophobie. Er denkt immer wieder an den armen Lazarus, wie er sich aus den Linnen und

»2*

500 Fetischffiinus.

Liippen aufrichtet. Def Traiim war luetbetont und echien zu einer Pollution fiihrfcn zu wollen.

Wir üborgehen einige Träume, welche nur die Schwierigkeiten der jeLzigen ÖituaLion spiegeln. Er hat sich bereits aUe faulen Zähne reißen lafisen. Er ivird fleißig plonil)iert und er macht sich an eine große wissen- schaftliche Arbeit.

Icli mache ihn ;iurmerk8ani, daß ein Detail des gestrigen Traumes nicht erklärt wurde. Das Kleid der Schwester! Er berichtet: „Ich habe erst ge- glaubt, der Ausschlag spi am ganzen Körper. Dann sah ich, daß sie ein gestreiftes Kleid anliatto. Auf der Brust sah ich die Zeichnungen, wie Mäander oder wie Sjiliynxe."

Von der Sphynx kommt er auf ödipus. ödipus hatte einen schweren Eingriff überBtanden. Er wurde aus- gesetzt, nachdem ihm die 8ehnen durchschnitten waren. . y"\ff i-i-gibt sich die bemerkenswerte Tateacha daß ■i das Objekt einen ödipus darstellt.

Er gibt zu, daß er offene Vatermordimpulse hatte. (14.) Noch vor

emem Jahre träumte or. daß er soinen Vater erschlagen hatte. Er ging mit

, einem Messer oder einem Säbel auf ihn los. Solcher Träume hatte er mehrere.

fn der Jugend dachte er oft: „Der Hund behandelt mich, wie wenn ich nicht

» sein Sohn wäre. Ich bin vielleicht ein unterschobenes Kind. Oder er haßt mich.

weif ich nicht von ihm abstamme.'' (Familienroman.) Natürlich phantasierte

^ or sich eine Abstammung vom Kaiser. Oder er phantasierte, wie er dem Kaiser

dfis Li:!ieii rotten und dafür ausgezeichnet würde.')

j jj Er hatte auch das lächerliche Gefühl, daß der Vater ihm das Leben

I vordanke, weil er so gütig war. ihn nicht umzubringen. Ein alter Armee-

! rcvolver, dei' zu Hause im Kasten des Vaters lag, spielte bei diesen Phantasien

eine große Rollo. Wir haben eine neue große Erkenntnis iz:- Wonnen: Der verkrüppelte Mensch ist ein Vatoi^ morde r, der seine Impulse eingezwängt und über- w li n ri nn h ;i t.. "

Ein kleiner Traum führt uns wieder zum Thema der Onanie:

Ich ging zu S. in die Wohnung, ohne daß jemand etwas merkte. Im Zimmer war seine Briefmarkensammlung. Es waren 174 Marken. Sie gehörten nicht itim, sondern einem anderen. In der Wohnung traf ich dann seine Mutter . . ,

S. ist der Vorführer, mit dem er allerlei niedliche Scherze aufführte. Para hiuL ''^" '''"^^ "°'' ^^'^^' ^' ^^^* ^^ ^^""'^ "^"^"^^ ""'^

Die Zahl 174 wird durch seine EinfäUe folgendermaßen erklärt- 174 ist em Paragraph des Gesetzbuches, der dem homosexuellen 17.5 vorangeht und s,ch auf Unzucht bezieht. Beim Regiment 174 (Gibraltar) diente ein Offiz er de^ Bein väterlicher Freund war und das Lied von der freien deutschen S

.. /^ ^^f^ ^'^'"'"' "'^^''*""e ''«'■ HettUDgsphantade (Retten und Toto.) macht Abraham m der Interaationaln. Zoitschrirt für Psychoanalyae, Band VI[I 1922 in «mom Artikel „Vaterrettung md Vat^rmord in den ncurotiBchen Phantasiegebilden''

wm

Ein Fall vou urthupüdischuiii l'> tisch iBmii». jjni

Ijubhk (8.-J9U) aang. 174 ist die HäUU? von 365 (was riieht Ranz t^timnit). Er ouaiiierle fast jeden »wi-ik'n Tag, to d!iß die 'Aah\ uiigdahr ^mn -lahrefe- leißtung in der Oiüiiiio darptclit.

B o i Dl Z a li ti ii r z t i b I ii ii s e r Patient ganz ruhig. In den crRi,en TLifun war er eehr erregt und macht bei der Kxtraktiun einen arc de eercie fOpJEtotonus), hatte boi der Extraktion ein lustartiges Gefühl, glaub t.e einen großonSehmerz zu empfinden.

Dit! lotzten Wurzeln ginfien «elir leinht, so daß er sich sagt«: „Nanu ist die Cbose schon vorüber?"

Der Zahnarzlaffekt ist überstanden. Er hat das Hochgefühl einee Siegers und rüstet zu neuen Kämpfen. Aber der Teufel stirbt nicht. Geatern eah er ein MädcJien mit einer Halskrawatte, bliekto ihr nach und konstatierte eine Erektion. Er regiütrierte als Fortschritt die Rüekkehr zu einem hetoro- sexuollen Objekt.

Merkwürdig ist, daß er selbst keinen Vorband vor- trügt. Mit 14 Jahren machte or Schluß mit dem Solbst- binden und S e 1 b e t f e a s u 1 n, konnte aber nie - auch bei eine]- \V u n d e einen Verband e r t !■ a g e n.

Um diese Zeit (14—1,')) waren seine Ideale noch Frauen. ICr las viele Käuberruniaiiö In Furtsetzungeri, weit eteh dort oft ßÜder gefesöoltcr Frauen befanden. Er borgte diese Bücher in einor Loihbibliutbek, scheute sich aber nicht, die Bilder und seihet einzelne Seiten auszusebiieiden und sein ersten Albam anzulegen, Beeonders wenn vorstehende lijüste zu sehen waren (Frauen an einen Mast gefesselt, dabei ein üppig vorquellender Busen), war er begeistert. In eini'Tn Eniriüno befand eich eine Folterszene. Einer Frau wurden die vorquellenden B ]■ iU l e mit einer Zange (!) herausgeriKsen. Dieses Bild waj' lange Zeit in seinem Harem seino Favoritin. (Sein eigenster Äusspnieh.) Hinweis auf Kastratiotiskomplex (?).

i'-iy. *u.

Wie soll er sich jetzt an Frauen machen, wenn sein Vater von ihm Abstinenz verlangte VViederhoH gab ihm sein Vater die Imperative: Halt« .l.ch rem! Bleibe keusch!-' - Als sein Vater von .einer Onanie hörte (MutlcJ lallte Ihm das Geständnis de* Sohnes mit), so weint* er wie ein Kind und

wenn

Kind und in sprach,

hen als wenn es deine SclMvester,' i edV F?.,!,'"! i ' es deine Mutter w ä r e!" J *"! * ' r a u a I g

- . j , . ■" ■■'-^iiini VI wiu (iij ivinrl lind

mc.ntc, er werde sieh ganz rum.cron. Wem. Vater dann von Frauen sorrh so wiederholte er mit Emphase seinen Ausspruch: „Behandle \Jt.: Madchen als wenn es deine Schw»«*.«^ : .. . ,. ■^'-"ee

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I 1

RQ9 Fetischismus.

Wii- sprnciion iilwr seine homosexuelie Periode. Er gestand der Muttor den Vorkehr mit einem Jungen. Er war daiiiale 21 und Leutnant. Der Vater war hÖchUdiBt entrüstet und nieinle: „Du kommst ins Zuchthaus! Über deino Familie hringst du fichunde! i^eine tSchwestern werden nie Leirüten können! Meine Karriere ist verdorben!" . . . Er hätte dem Vater an die Gurgel fahren können, aber er fühlte andererseits Liebe und Mitleid mit dem alten Herrn und eeiner Familie,

Seine sexuelle Autkläi'ung durch die Mutter war auch merkwürdig. Erst teilte man ilim das Storchmäi'chen uiit, dann aber sagte sie ihm: Das Kind wachse untor dem Herzen der Mutter und entstünde, wenn sich zwei Menschen besoiiderB lieb hätten. Er selbst hatte Angst vor dem Kinderkriegen. Er muß olwas von einer Geliurt mit einer Zange gehört haben. Das bestätigt er. Es ergibt sieb eine neue Detenninierung: Der Zahnarzt ist der Ge- burtshelfer und dor Zahn ist daß Kind.

Seine Stellung zum Vater verrät der folgende, sehr affektreiche Traum:

Ich bin auf einem sehr sanft ansteigenden Hügel. Eine grüne Wiese. Weit im Hintergrund ist der Horizont von Wald und Busch abge- schlossen. Ich nniß zuerst allein gewesen sein. Ich bleibe auch später allein, oder bin ich doch der Führer einer großen Schar? Ich werde ver- folgt, niemand steht juir bei, Ich muß die Lücke in einem Dnihtzaun- gowinde, das sich auf der halben Höhe des Hügels entlang zieht, ge- winnen. Das macht mir große Mühe. Hinter dem Zaun bin ich gerettet. Aber bevor ich ihn noch erreiche, kommt „Er'". Der Führer der anderen! Der König! Ich bin mitten im Sehlachtgetümmel. Es ist die Alexander- schlacht. Er steht auf dein Htreitwagon, hat einen blonden, viereckig go- sclmittcnen Vollbart wie Herr N. und wirft die Lanze nach mir. Ich muß auch mehrmals geworfen lialjen. Wir werfen immer abwechselnd. Die Lanzen sind sehr dünn, mit langen eisernen Spitzen. Ob ich jemalt treffe? Es scheint nein . . . Oder liai}e ich gar nicht geworfen? Er trifft mich fast bei jedem Wurf. Auch Pfeile, werden von anderen aus dem Gewühl geschossen. Ich habe Angst vor den Geschossen, aber keine SchmerzeinpFindiing. Hagen hat mich verraten.

Der Drahtzaun Bah aus wie der Kai in der Oper Mäanderfigur. Der feindliche Führer glich Christus, Er sah strenge aus, blaß, und warf seine Speere, als wollte er sagen: „Ich muß es leider tun! Ich muß dich abstechen'" „E r" aber war unverletzbar. Er war ein Gott. Er war Gott Vater. Arzt und noch mehr. Sein Iwsscres Ich, das seine Paraphilie tötete.

Ihm fällt als wichtigster Einfall sein Vater ein. Er fürchtet dio Aue- einandoi-setzung mit dem Vater. Er will eich ein Mädchen suchen und nor- malen Verkehr haben. Der Vater ist gegen jeden außerehelichen Verkehr Werdo ich ihm im Kampfe gegen denVal-T beistehen oder wie Hagen verraten''' Ah; er 21 .Jahre alt war, wollt« ihn der Vater, um ihn zu heilen, verheiraten und erhalten. Das wäi-e heute viel schwerer. Auch will er seine Frau selbst er- ha!t,en. Wie löst er das sexuelle Problem?

n ^^."'^'l^' 'l''"^ '^'^ Alaxanderschlacht ein, das berühmte Relief aus Pompeji. Die bchlacht zwischen Alexander und Darios EsistderKampf zwischen ihm und dem Vater. Und plötzlich kommt ihm die Deu- tung. Der ansteigende Hügel, das Loch im Drahtzaun (auch die Parapathie, wo er sich sicher fühlt), der Ruech und Wald ...: Erstehtvorden

Ein Fall von orlliojiiiilisr.hcm F'etiscIiiBraus. 508

T h e r iii 'ip y 1 <^ " und v g r t. 0 i d i g I die Scheide der Mutter gegen die Angriffe dee Vaters. Hatte er sich doch eine Hypo- these gebildet, daß dor Vater die Mutter icdeemal vergewaltigt. Nun eteht er in dem Engpaß, ein zweiUjr üdipua, und läßt seine Mutter nicht berühren. IJas Motiv d^ Kampfes ist Eifereudit. Er will keine Geschwister haben. Er will der Einzige sein. Er wollte keine Schwester haben. Dio Muttor ßollte riidit nuihr der Gefahr der Schwangersehalt ausgesetzt werden . . .

Überdies ist der Ti'uuni ein Spemiatozoeiitraum. (Gefiederte Pfeile flogen wie Samenfäden um ihn harum.) Er ist im Mutterleib imd tötet alle seine Gosfliwihter.

Seine Stimmung schwankt zwischen Größenwahn und Depression. Er fühlt ganz deutlich, wie der «weite Menech in ihm gegen das Goeundwerden kiuiiiift. Fa- arl>citct jetzt, wiseensdiaftlidi mit einem Feuereifer, der ihm selbst verdächtig itit. Er beginnt auch ncmv. Tagesphanfasien nu boobachten. Ein Teil dor Phanta.'iien findei- Nalining in i^eineni Größenwahn. Er hat seine große hirttorifirlic Mission. Er wird einer der grüßten Psychiater werden. Er wird dio Anaijec in neue Hahnen lenken. Er wird unziihiige Menschen or- lÖRon. Dor andere Teil ist sadistischer Natur. Er weiß jetzt, daß er phan- tssiert. die ganze Familie wiirde stei-lwn, er werd<^ (iuB ganze Geld erlx^n und lelwn können, ohne Rücksicht auf seine Familie und Bpezieil auf Bcinen VatJ^r zu nehmen. Oft wenn dor Friseur den Vater rasierte, hatte er den Wunsch : .,0 iiiögii i^r ihm den Haie abschneiden." - Soino Schwcptom ließ er in seinen Tagträumen täglich von der Elektrischen überfahren.

ICine wirre Naxjht mit vielen Träumen, davon einige in Erinnerung:

Szene am Frühstiickstisch. Wir sitzen an einem Tisch. Ich nitze moineni Vater gegenüber. Die Stimmung ist etwas gedrückt. Mein V;iter wie gewöhnlich im Schlafrock mit Miitzchan. leb lialw das übliche un- angenehme Gefühl ihm gegenüber- Schließlich sage ich zu ihm (Franz Moor) : „Geht es, Euch wieder besser, lieber Vat«r?" Er antwortet : „Jedon- faÜK geht es mir wohl b(*isor als dir!" leb habe ein schlochtes Gewiesen. Dann sagt er: „Ich halw dich auch sehr lieb und die Sache ist erledrgt. Ich nehme an, daß du dich jetzt auch po benehmen wirst."

Ich stehe rechts in dor Ecke, ziehe mich an und wiU mir gerade mein ziemlich schmutziges (schmutzsteifes) Hemd anziehen. Da wird mir ge- sagt: „Du. der König int schon sehr wütend auf dich!" Das ist mir ganz Wurst. Indem kommt der König, untersetzt, schwarzer kurzer Vollbart, älterer Mann und sagt: „Du wirst sofort aufbrochon und Briinhilde über- winden. Du hast dazu 24 Stunden Zeit, Zehn goldene Eier sind dein eigen, wenn es dir gidingt. Ich gebe dir . . . als Ratgeber mit." Ich denke mir: „Was, diesen falschen Hund"?" Und bin nicht sehr sicgessichor.

Ich fahre in einem Selbstfahrer mit einem Pford auf der Straße. Bei mir ist nocii jemand, zunächst unklar, später ist es Schwestrer III, Wir fahren um die Ecke roclits, kommen in eine SacJcgasso, die abge- Bcblossen wird von einer großen Kirche, Moschoo oder griechJeth-orth.o- doxeK HetbauB. Man verweist uns. Ich kehre um und fahre auf die Haupt- straß(! zurück. Wir sehen die Stadt sich auf der anderen Seite des Flusses erheben. Mächtige Bauwerke, die sich stufenweise ülwreinander aufbauen. (Luzern?) Ich weise sie auf einen Bau hin, das ist da« Schloß dee Kar- dinal Richelieu, Es erhebt sich in vielfacher Gliederung gelbbraun am

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•1

50-t Ketiritliii^irnis.

Abhang. An drei Stellen ist iihcr Eingängen (jder Fenstern leuchtend rotfi Stukkatur. Das sind die KiirdinalEemblenm.

Ich etehü allein auf dm- Stralie. rechts sehe ich ein Haus, linkp auch ein Haun. Das rechte lljiiie wird tiueben von dem Wirt mit seiner Frau verlassen. Er grinst mich an, ohne ahcr etwas zu sagen. Ich sage zu meiner Tante (?): „Wollen wir nun in das Haus gehen, wo die eben herausgegangen sind? Oder wollen wir in das andere gehen?"

Das orstoTraumstück antizipiert die große Abrechiumg mit demVater.Er zeigt einen sonderbaren Aberglauben, daß immer das Gegenteil seiner Träume eintrifft. Er trüumto oft von guten Schulaufgaben, natürlich machte er sie dann schlecht. Er faßt den vorliegenden Traum als böses Omen auf.

Im zweiten Traumstüek wird Brünhilde die Vertreterin des Weibes. Er ißt natürlich Siegfried. Die 10 goldenen Eier sind 10 Tausendmarkscheine, die er vom Vater für das Richten seines Gebisses verlangt liatte.

Im dritten Stück werden dio Hindernisse der Religion dargestellt und Bcino Paraphilie als kunstvolles Bauwerk symbolisiert. Ei- ist der Kardinal Richelieu. Also wieder seine große historische Mission. I^udwig XTV. ist. sein Vater.

Im vierten Stück soll er die Rrajikheit, das alte Haus, vorlassen und in ein neues Haue einziehen. Uer Wirt trägt meine Züge.

Er fühlt nicht mehr das Interesse für die Objekte. Ja, er sieht sie wohl an, abor er hat nicht mehr das Gefühl einer 7,wangsiacke. Er erkennt nh Zentruni seiner l'arapathio da^ Vcrhällniö zum Vetter und leilt mir ver- schiedene Züge mit, welche die latente homosexuenp Einst^'Hung seines Vaters verraten.

Das Ringen mit seinei' Schwester sieht er als schwerstes Trauma an ' Sie lagen ja auch einmal nackt nebeneinander. Beim Ringen fühlte er ihre Brüste. Das Kontaklgclühi der Brii.ste aiil seiner Brust hat ihn lange vei^ folgt. Vor der Frau mit mächtigen Brüsten fühlt er Angst. (Sphynx.)

l^nd noch eine neue Erkenntnis if^t ihm gekommen: l J i u Laute ist sein Vater. Sie h u t s u i n e schöne b a- r y t o n a 1 0 Stimme. Er kann mit i ii r spielen, mit ihr zu- sammen singen, mit ihr spazieren gehen. Er kann neue Saiten aufziehen (eine S v rn p t o m h a n d 1 u n g der letzten Tage).

Hoffnunp: Wird der Vati?r mit mir ueui- Saiten aufziehen?

Er träumte:

. •"> Halbdunkel kramo ich in doi' mittelgroßen Hoiztruhe herum. Memo Schwester 1 ist anwesend. Sie baobaehtet mich. Zwischen lauter .nTe^ll ?M 1 ' '^^^10■"™ Kronen, die mir fehlen, und noch einen Haufen -indeie^ Geld von dorn ich gar nicht wußte, daß ich es besitze.

ro.« ninl, rfT'.^ ''? ""'"^ ^" '^'"'^" Piinftausendkronenschein in Uhren, eine .mmer ni.UicLer als die ande're, die leki ITt "ilc^lX:

Km Fall von ortliiipadisclii'iii Felisehisumsi, nl):t

iiml als AiJtiband ist ein schwarzes Moiiecl»;ind daran (Pig. 47). Er Sügt. dio Uliron hatten 260 M gokobtet (das Stik'k'O. Ich siige, dann sollto er Kio doch lieber nicht vorkaufen, doiiii so viel gäbn ihm jetzt nKiinimd dafür. Llixbai donko ich an meine Roldeno Horronuhr iind duli ich die nicht verkaufen werde.

Ich hin (in der Baracke?) mit Kameraden zusiininien. Da eohlagt mich einer mit einem I m langen, niaßstabahiilichen, vierkantigen Stcic-k KWeinial über den Kopf oder aueli gleichzeitig mit den in KrcuKronn (Fig. 48) gekn-iiztcn 2 Stäben Ich liihlo et^ hart auf dem ge-schoi-enen Schädel. Woll ich den Kerl fi>rdeni? Irgend was muß ich duch daraufhin tun, das kann ich mir doch nicht gefallen lassen! Aber fordßni mag ich ihn nicht imd weili nun nicht, was ich tun soll.

In der alten Truhe findet er uiivermutetSchätz<>. lir entdeckt dioKostbjir- keitöQ der Vergai]|.;enheit und will sich von ihnen nicht trennen. 7ai den Farl>en UfJHij/.iiert er verrichie{h'ne l'-ii'iihruiigeji von Audition colure. Zu lUi^a fallen ihm din Maschen der Kinderwäsclie und der Kinderwagen Gin. Die drei Uhren sind seine drei Schwestern. Er iet 2G Jahre alt, was die 260 erklärt.

Den heftigen Kamjjf mit seiner Faraphilie (ChrietueneuroBe) symboli- siert das letzte TrauniBlück. In der Tat kiimpfen in ihm die uwei Tcnden^eii- Er iet unruhig, weil er keinen Brief vom Hause hat. Kr hat eine ziemlieh aufrichtige Beichte nach Hause geschrioben. Heui« kam ein Brief vo» seinem Vater. Er Bei ganz ert^chii ttert über alles, waB er erfahren. Er habe das Ver- langen, ihn zu pphen und alle Mißverständniese aufzuklären. Seilest ivdtaid erhielt Otto auch das Geld für den Zahnarzt.

Der Brief vorsetzt ihn in eine hochgradige Aufregung. Er malt sich die WiedersehcnssKene mit dem Vater aus und sieht ein. daß er nicht imstande ist, nie auezuhalten. Der Vater konnte mit ihm über seine Paraphilie ßprecben dieser Gedanke IkI ihm iincrtriLglich. Während er vorher den Valei' haJitc und mich liebte, di'eht er jetzt den Spieß um. Er hatte das Unglück, mich uiil einer Dame Kjiazienn gehen zu sehen. Seine Eifersucht ist aiifp höchsle enl- llammt. Auch hal)e ich ihn schwer beleidigt, weil ich mir wählend dej' Sitzung die Nägel Bchnift. Das hätte ich mir mit einem zahlenden Patienten nie erlaubt. Er sieht .ietzt meinen teuflischen Plan, ich will ihn nicht gesund worden la.sscn. Er soll krank blciticn, sonst könnte er mich übertreffen. Ich leide überhaupt an einer schweren Parapaihie, die ich .geschickt verberge. Ich leide an der Schü lernen roKe. Ich fürchte meine Schüler. Aber er wird sich rächen. Er wird der \^ olt zeigen, was ein echter Analytiker ist. Er wird mich übertreffen und die Welt wird über mich zur Tagesordnung übergehen.

Der Zahiiaiztii.ffekt ist ganz vc-rschwimden. Das Plombieren ist ihm ein Vergnügen. Beim Bohren hat er Lustgefühle im Penis, Überhaup! lüufl, er mit einem KUzdn im Penis umher. Er ist nicht mehr zur

3äc

50«

tisch isin US

Arbeit fähig. Er kl mit AlTi^liton U\a zum Üersten überfüllt. Kr sieht eine Menge seiner InfaiitillKtnen ein und will sie überwinden. Er möchte trotzdem

einen Toil seines Leidens behalten und benimmt Bich so herausfordernd, daß <!J- einen Hinauswurf provoziert. Aber sein Intellekt sie^t. Er sieht ein, daK

er .jetzt seinen Entscheidungskarnpf kämpft.

Er hatte vorige Nacht einen sehr merkwördigen Traum:

. . N (Oberdiener der Rigaer chir. Klinik) oder A . . . , .

(mein letzter Bursche während des Krieges) kommt und sagt, ich BoU der Schwester mal Bescheid sageJi, die hätte sich unbej-echtigtei-weiso meinen Papierkorb (?) angeeignet. Ich gehe in das Zinuner (Aasoziatiou : det Kinderfräuieine) und dort steht das Bett quer mitten im Zimmer und auf der anderen Bettseite, rechter Hand, steht der Wäscliepuff (meiner Eltern), gefüllt mit schmutziger Wäsche. Auch das Bett ist ungcmacht. Eh ist aber niemand in dem sonst zienilieh kahlen Räume. Da sehe ieh auf dem Botte einen Kasten, in dem unter ajiderem ein Bandmaß, wie mein verlorenes, liegt, mit gelber Messinghülse, zum Aueziehen. Aber das ist zu groß, nicht wie meines. Auf dem zweiten, denn jetzt sind noch mehr solche Bandm;jße da, steht eingraviert: Sehr. Neuburger; das will jeii erst nehmen, aber es ist doch nicht meines. Und dann finde ich meinee- es ist etwas gedrückt und ich fürchte, es wird kaputt sein. Auf dem etehl' auch mein Name eingraviert. Ich ziehe es heraus und lasse ee wieder zu- i-ückgehen. Ti-ntzdem der Haltring am Ende abgerissen iat, geht ee doch

iiicjil gmii', liiMoin. sondLMii l'/jf-m bh^'iben draußen, so daß man es wieder gebrauchen kann. Die Metalihülle wird größer und es ist sehr viel eir- graviert. Dei' Krciw wird inmier schmaler, venvaiidelt sich in eine Kllipee und wird schließlich ein Bolzen (Fig. 49).

./ I

Er erinnert sich im Anschluß an den Traum, daß die alte Wäsche immer einen faszinierenden Eindnick auf ihn auegeübt hatte. Er schnüffelte immer im Wäscliekoi-b heniiu uikI roch an den einzelnen Stücken.

Neuburger ist ein äuidat, der schon tot ist und neun Kinder hatte. Er ist also Repräsentant des Familienlebens und sein Zukunftsbild. Er will wieder ein Mann soin. Dazu l>enötigt er das alte Maß. Er hat die Dinge mil falschem Maß gemessen und das alte Mali verloren. Nun findet er es wieder. Der Kreis (Vagina) verwandelt sich in eine Ellipse (Phallus). Etwas an seiner Sexualität ist verändert. Der Ring, der ihn an die Familie gebunden hat, echeint verloren zu sein.

Er machte einen Ausflug mit seinem niedlichen Mädchen, spielte mit ihr, hatte mächtige Erektionen, scheute aber vor dem letzten Sehritte zurück. Er

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BIB^

Ein Fall vou ofthopädischcm l^etiscbisuius. 507

will von ilir aurgcl'oriiöi't werden, um keine Verantwortung zu haben. Er Bucht Laßt ohne Srlnikl. Zeitweilig verfiel er in Phantasien und da lajigweilt« ihn die ganze Siiflu;.

Er läuit noch imiiier den ganzen Tag mit dem Kitzolgefühl im Penis umher.

Immer mehr tritt in der Analyse ein etarkiT Narzißmus zutage. Seine Faniiiio leiet.nto sich iJ^rkloddichcB in der Bewnndorung des einzigen Sohnes. Seine Großmuttor wies immer auf seine Schönheit hin, seine SchweBtem hatten die Wände mit seinen Bildern taijeziert. Es iiiuli anderen Leuten aufgefallen aein, denn iiei der Koniinniil.i(m hatte ihn der Pastor vor der „Großmanns- sucht" gewarnt.

Es steigen Jangsmii Erinnerungen an Miadrey auf. Besonders ein Kutscher, der Gemüse ausfiihrto. Er am Kutschhock die Defükation der Pferde beobaclitond. Ferner: Greftunitler hatte einen Kratzer. Ihm macht© das Kratzen direkt woiliistige Eniiifimiungen.

Er beneidet die Baren und Lüwen. Er biß wohl auc!i seine Schwestern.

Er trchÜdort einen Traum und gibt eeine eigene An;ilyse. Ich lasse nun dem Palieni«n das Wert, der nun größtenteils ülwr seine Analyse selbst Ix?- rieht.et.

Naeht vom ^fi, auf den 2(i. 1) i- u t. n ng und Einfälle: -

„Icli Ijin beim MiEUgeesen, sitze mit lunleren heim Tisch; da* Mädchen, das uns bedient, kommt mit öiiior Platte, auf der alle möglichen guten Sachen liegen: Zitronen, Apfelsinen, Pfeffernüsse. Mehlsimise. Ich will aber erst die anderen nehmen bissen. Endlich kommt sie zu mir; oe sieht nicht mehr so appetitlich aus wie vorher. Ich neinne eine halbe Zitrone und eine Handvoll Mehlspeise, die weich and warm und schmierig irit, an der Hand bleibt aber nichts hängen. Da^ Mädchen sagt zu mir, ich sollte doch noch die Apfelsine nebnien, die sei auch für mich, aber ich mag nicht rocht, trotz ihre^'; Zuredens, und weiß auch nidit, ob ich sie ge- nommen habe.'' Beim Erwachen scheint es mir, daß auch die Zitrone ausgepreßt war und von der Apfelsino nur die Schalen. Zugleicli assoziiere ich zu der Mehl- speise Fäzes, und dann Fäzes meines Vaters. Es fällt mii' folgendes Traumbild der gleichen Niicht ein:

Ich bin in einem l.ebciismitteigeschäft, m dem ich schon vorher etwas"eingekauft habe, da* ließ ich aber da, weil ich eine neue Wohnung suchte. Ein hallies Pfund Fett war dabei. Dlu^ will ich jetzt abholen. Ks liegen auch eingepackte Dinge auf dem Ladentisch, aber ich glaube, menic« ist nicht darunter. Unter den ausgestellten Waren fällt mir em Gebäck besonders in die Augen. Weißer Mürbteig. In der Mitte des etwa hand- tellergroßen Kuchens rote Mannelade. Sofort habe ich das Empfinden, das müßte aber süß und gut schmecken.'^ Zu diesem Kuchen füllt iTiir der rote PhH:k auf dem heUeu Waschkleid') ein und die Idee, daß dies Erlebnis einen Defäkationsakt meines Vaters dockt.

'} Siel»' i'tii' ''r^^tl^ Eriiinpnaig S. 4S4.

fj08 Fetisch ism US.

Weitere Einf;ilie: Meine Neigung aJe Kind, stete aiif dem Bock neben den Kutscher zu yiLzeii; ich setzte alles daran und war unglücklich, wenn ich im Wagen fahren mußte.

Ich fichü lustbatotit einen riesigen Pferdehintarn, und zwar ist das Pferd im Trab. Der Schwanz hebt- sich und die Rosette des Darms wird hervorge- preßt, dann folgt die Entleerung dor Roßäpfel. Die steife Haltung des Pferdes, dati gezwungen wähnmd des Laufes die Defäkation verrichtet, matht mir großes Vergnügen. Auch der scharfe Geruch der Pferde und alles dessen, was damit zusammenhängt, iio richtet sieh auch meine erste henio^exucllc Neiguny auf Männer, die mit. Pferden umgehen. Derbe Burschen, Kavalleristen. Kutscher. Den Pferdegeruch liebte ich auch als Soldat sehr. Ais Kind hatte ich ein Schaukelpferd, dem drehte ich immer den Schwanz aus, klemmte ihn mir zwischen die Bein« und spielte selbst Pferd; aber viel größeres Vergnügen gewährte mir ein schwarzer RoßhaarscLweif an eijieiu Ausklopfer. Den klemmte ich zwischen die Beine, dann hatte ich vorn den Griff (erignirter Penis) und hinten den Schwanx. Diesen Ausklopfer liebkoste ich, drückte mein Gesicht hinein und kitzelte midi damit im Gesicht. Dieser Ausklopfer war ein prachtvolles Pferd.

Fiß. so.

Pferdo liehe ich auch heute sehr. Reiten möchte ich sehr gerne wieder. Zoophile Neigungen sind mir nur so weit bewußt geworden, als ich mein Reitiifcrd als Kiimeniden emiifaiid, ihm gerne den Hals streichelte., auch mich an den Hals mit dem Kopf anschmiegte. Sowohl vom Sattel aus, als auch weim ich heim Kujife stand. Auch sonst liahe ich mich sehr gerne im Stall auf- gehalten. Als Kind kam ich in der Großstadt kaum mit Pferden in Borühnmg. Nur während dey Sommers in Misdroy, wenn ich mit meinem Gärtnerfreund das Gemüse auefuhr und d.aboi mit großem Genuß ihm Obst klaute.

Besonders aber wenn wir im Ormiibut^ oder Wagen nach dem Jordansee fuhren und ich neben dem Kulscher auf dem Bocke saß. Wenn ich heute Frauen küsse, so empfinde ich Mißvergnügen, weil die Lippen so dünn sind. Mein Ziel ist die weiche, sciiime Rosette am Amis, die mir l>eim Pferd so herrlich ent- gegengoproßt wurde. Ich suclie also lieber fleiscliigire Zonen auf. Am liebsten würde ich die Brust küssen, oder wahrscheinlicher den Anus, wenn das Nr, 1 gestattete. Als 14iährig(!r etwa holte ich mit starkem Affekt für meine Mutler Kuhfladen aus einer Molkerei. Sie wollte den Balkon düngen. Ich tat es mit -itarkem Affekt, reagierte aber so stark mit Widenrillen, daß ich mich später nicht mehr dazu Ijereit fand. Auch den Bauch des Pferdes habe ich beim Pferde- putzen mii. besonderem Affekt gereinigt Die große Anziehungskraft der Haare 61 MLniuei-ii und Frauen; ich vergrabe hei Frauen mein Gesicht gerne in die naare und küsse den Nacken. Ergibt ParaUelen. Dabei bin ich stete unbe- friedigt, aber doch verhältnismäßig erfreut

^B

Kill l'\ill von (irt.lio|)ii(liscln!Jii l'^linohismiip. 509

Dae Pferd wird oingespanut; man legt ihm eine eiBemi) Trense durch das Gebiß. Empfinde ich das Eisen an den Zähnen, KLirren der Gabel, besonders das Arbeite» des Zahnarztes am Gebiß? Ich hatte imniui- großes Vergnügen daran, andere LcuU' xu vorrüppelii.

Wieder steigt dio Abbildung eines Menschen, den man wie ein Pferd auf- gezäumt hat und der, den K(»])f im Nacken durch den Zügelzug, ein qualvollew Gesicht zeigt, vor mir auf. Erregt mich auch iutzt.

Dies Bild sah ich mit 8 10 {?) Jahren iu einem Tierechutzkaleuder. Dan I'l'crd wird su in da.s Goscliirr gosclnKiHt und gepeitscht, b'h h:ibp oft als kleines Kind Pferd gespielt, indem ich Stühle (Schaukelstuhl) oder Plättbi-ett- ständer kutschierte; dio wackell;eii und fielen doch nicht um, aber mehr Spaß machte e^ niir, wenn ich Pferd war (Der kleine Klaus imd der große Klaue; ,,llüh, alle meine sieben Pferde.")

Wie ich aJs Erwachsener die Angst vor dem Pferde Überminden hatte, lieli ich mir sehi' gerne von eineiu Pferde aus der Hand fressen. Die dicken, weichen Lippen iiiachten mir Freude.

Diihor ist auch jetzt die erregendste orthopädische Vorstellung der Mensch im Korselt, das den Hals und Kopf mit umfaßt und ihn an der Be- wegunc dos Kopfes 11 intern (sollte hindert heißen). (Selir starke Erektion.)

Dieser bezciuhiiende Schreibfehler konnte sicli bilden, weil der Gedanke: „Du mußt dir mal das Bild in dem l-ehrbucb der Chirurgie ansehen" .■^ehr mächtig wurde. Davor ergriff ich dann die Flucht, trotzdem es noch niciit Zeit ?iim Mittagessen war.

Mir winl eino Plattt; gereicht, auf der ich Symbole der verrichiederisl^n Art finde.

Dio halbe Zitrone: 1. Symbol der weiblichen, spitz hervortretenden Brust. 2. Ich esse Zitronen oder vielmehr presse sie in den Mund, die Säure ist mir. nachdem ißh doli ersten Geschmacksimpuls JiberwundciL habe, r^ehi' ange- nehm: Die Zitrone ist sauer, aber maji kann auch aus ihr Lust gewinnen.

Die Zitrone: Symbol des MasochismuB. Sie erscheint mir ausgepreßt: Tenden/, nn entwerten odei' Einschhig von .^eil«n der Schwestar \r. T,

Die Mehlspeise, die mir später immer kotähnlicher scheint, symbolisiert die infantilen Einstellungen der Munderotik, bzw, Analerotik, Es bleibt nichts hängen: Selbstschutz und Zensur. Man ißt doch keinen Kot. Wer Kot anfaßt, besudelt sich.

Die Apfelsine: Symbol der Fi'uchtbarkeit, Mutter, Weib; äpeziell Ge- nießen der Frau; Koitus, die Frucht, die man brechen will.

Das Mädchen bietet mir die Apfelsine sogar an, sie erklärt sich bereit, mir die Frucht zu geben, aber ich kann es nicht tun. Genau der. Vorgang zwischen mir und der Freundin, dio im Traum durch die Bedienerin, dio blond und schlank ist, während das Mädchen klein und schwarz ist, vertreten wird.

Aus den Träumen:

. ', , „Ich bin mit dem Mädchen, mit dem ich mich verlobt habe, in dem kahlen, weiß getünchten Zimmer. Rechts beim Fenster Btolit die Mutter und der imponiorendo Herr. Es ist nicht meine Mutter, sie ist blond und hat eine Raubvogehiase. Sie behandelt das Mädchen sehr schlecht, dabei wird sie von dem „getreuen Knecht" uiiteretützt. Der Mann ist wolilwolleiider.

510

Fetischismus.

Dor unverschämte Bursche geht endlich raus und will die Treppe

hinunter, ich nach; er trägt eine hi mmol blaue, eteife Mütze, dann ein

breites, roiEeidenos Band danim. Ich pacice ihn auf der Treppe und presse

ihn mit beiden Armen so zusammen, daß ei' quietscht und ihm die Kraft

ausgeht. Dann ist mein Kacheduret gestillt."

Einfälle: Nach diesem Traumstück wachte ich auf mit Erektion und

pnißte, wie das meine Gewohnheit ist, das erigierte Glied mit den Unteramien

an den Leib.

Dr. Stekel „macht auf die Identifizierung der Person mit dem Penis und umgekehrt aufmerkeara. Der Mensch im Koreett erigiert, eteif als Symbol dee Penis!" Ich stimme zu und zitiere die gerade Haltung der Impotenten. Vae ZieJ wäre also, dauernd einen erigierten Penis zu haben.

Dr. -Stekel: „Der Wunsch, allen Ansprüchen genügen zu können. Die Ejakulation wird vermieden. Beim Onanieakt wird dauernd nur die Vorluet ausgekostet, die Ejakulation nicht zugelassen."

Ich erinnere mich an den Versuch, dem Gliede einen Verband anzulegen 1. wenn es erigiert, 2. wenn es schlaff war, um den /.watig bei der Erektion auez 11 kosten.

Die Vorsuche seheiterten am Nachlassen der Erektion beim Anlegen dee Verbandes.

Die Vorstellung der Schlittenvorriehtung für Impotente erseheint mir gleichgültig.

Aber das Einführen dem Kathotors! Dauerkatheter! Welche Wonne!

Ein weiteres T r a u in s t ü c k :

„Ein Schlafraum, in dem ich mit andern jungen Leuten zusammen schlafe. Ein Burpchß, der enlfernt von mir schläft, ärgert mich. Ich gebe hin und umfasse ihn und drücke ihn so zusammen, daß die Beine und Armo an den Olierkürper gepreUt werden. Er ist ganz wehrlos. Ich trage iim durch den Kaum, presse ihn dabei fest an mich und stoße ihn dann mit dein Kopf nach unten oder mit dem Hinterteil mehrmals fest auf den Boden. Dabei presse ich ihn, bis ich denke, daß er genug hat. Er ist halb- tot, ich bin befriedigt mit einem leisen Unterton von Schuldbewußtsein."

Einfälle: Sofort drängt sich mir die Idee auf, so halten die Leute die Meinen Kinder, wenn sie sie abhalten. Die Erinnerung daran, so gehalten zu werden, muß etwas lustbetonte* haben. Die Beine werden an den Schenkeln auseinandergenügcn (gynäkologischer Untersuchungestuhl). Der Unterleib zu- sammengepreßt. Der Rücken nnd Kopf liegt gegen den Rock der Person, die das Kind hält. ist eine sehr unbequeme Situation. Angenehme Empfindun- gen beim Hocken auf Militärstangen, -latrinen oder beim Defäzieren in hockender Stellung. Sehe ich heute, wie Kinder von Frauen abgehalten werden, 60 ist geringer Affekt noch immer vorhanden. Als Kind war besonders das nachfolgende Abwischen sehr eindrucksvoll.

Der Gedanke, daß zwei Burschen, die in Ketten geschlossen, in der Eisen- bahn zur Zwangserziebungsanstalt transportiert werden, unter Aufsieht des Begleiters und in durch die Fesselung oder auch Korsetts bedingter Zwangs- haltung während der Bahnfahrt den Abort benützen müssen, war mir stets ungeheuer lusterregend (jetzt wollüstige Erektion). Besonders in der Bahn. (Siehe meine Zeichnungen.) Dieser Vorgang ist ein von mir in der Phantasie typisch wiederholter, auch in Wort und Bild. Das Abknöpfen der Hosen, be-

M

Ku\ Vn\] vou ortliopüdipcheni iTclischiBinus. 511

sonders daß üftiicn der HosentQr raiL dor iiutweiidigen Berührung des Gliedes, dann die Notwendigkeit, daß der andere zusehen mußte, vielleicht Anilingus oder ähnlieho Lockakte aufifilhron imißiu, Eheiifalle untor Äwang stehend.

Dann die Fellatiü, der Deliiziei'eiido uriniert, in den Mund des andern. Jüngeren. Zahlreiche bildüche JJaretellungen, die leider vernichtet sind.

Di^r Burnche Tuit der roten Hinde i^t der Penis erigatus, er cjuietscht: PolhitienswunsdifEr quietscht su wie die so viel beliebten Gummieehweinchon, die aufgeblasen wurden und eiidlieh wieder mit einem Quiek zusammensanken. Die fliegenden Würste. Bas Sehwein i-.hen, dem ein Stift iji den Anus gesteckt ivurde, der dann angesteckt, eine mächtige Kotschlango aus Asche entwickelte. Das beliebte Bierbankspiel : Emser Pastillen in Asche gelegt, mit Spiritue übergofisen und angesteckt, geben mächtige Ascbeachlarigen.

ßeßonilei'(} VorlicbL- für die ScheE'e. die sich Iwini Selilutt eti'eckt.

Wa.r als Kind einer meiner sehnlichsten Wünsche. Also starke Vorliebe für alle Symbole der Erektion.

In dem Traume bin ich dreimal vertreten.

1. Das Traum- Ich: Der Neurotiker, der sicli nach der Frau sehnt und sich mit dem blonden Ideal verloht hat.

2. Der seriöse Herr: Der mämilicbe, analysierende, die Gesundheit wol- lende Teil meines Ich.

3. Der grobe Bursche; Meine körperliche Sexualität, die koitieren will.

Die Frau mit dem Raubvogel profil, die so erbarmungslos auf mein blündes Ideal loshackt, ist Dr. Slekel, der mir klarmacht, daß ich mit dieser Frau nicht zur Ruhe kommen würde, da ich ganz anderes ersehnte. Dich kann dies platonische Ideal nicht befriedigen, weil du körperliche Befriedigung brauchst. Der grobe Bursche, das dritte Ich, brüllt Beifall.

Der sei-iÖBe Herr hat zwar gegen das, was Dr. Stekel vorbringt, nichts einzuwenden, ateht^mir und meinen Wünschen aber wohlwollender gegenüber. Wie der dritte Herr, der Penis, nun wirklich die Treppe herunter will, d, h. in die Vagina, und die Eichel sclion ganz rot wird, nicht mehr so blaugrau ist, wie sie vorher war, da stürzt der Neurotiker hinter dem Penis her und um- klammert den Penis so lange, bis die Erektion, der Wille zum körperlichen Ge- nuß, zurückgeht.

Die Situation ißt einem Detektivroman entnommen, den ich kurz vorher gelesen hatte. Dort will in einem Kapitel eine Mutter ihren Sohn von der Heirat dadurch abbringen, daß sie in seiner Anwesenheit dem Mädchen Un- annehmlichkeiten über ihre Vergangenheit sagt.

Das zweiteT räum stück:

Der junge Mann: Ein mir bekannter Neurotiker. Ärgert mich. Regt hoiöosexuello Neigungen in mir. Ich bin energisch, bekämpfe dieselben. Der junge Mann wird also Byrnboliseh für die erledigte Homosexualität. Sie ist

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Fetisciiismus

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lialb M)l, dai'iibor tiabti i):h docli ein Bedauern, Angel, tiaß ich keine koiiio- sexuellen Lustgewinnü meiir haben könnte.

Fcniür ist. der zu-Kanimcngopreßte junge Mann wieder mein Penis, düii ich aus aller Kraft ;in minh presse, bis die lästige Erelftion abklingt. Auch er wird .schlapp.

Die Eint'ällß sind schon früher erwähnt.

Weiter« Einfälle:

Bei einem Ringkampf mit meinem damals iiebston Freunde, (sineni kleinen, untersetzten, stännnigeu Arbeiter, hatte derselbe, der sehr zu Wut- anfällen während des Üingons neigte, mich um den Unterleib gefaßt und stieß mich eu mit Kopf und Schultern jiach unten mehrfach auf den Fußboden,

Das Steifwei'den während der Zahnextraktion auf dem Zahnarztstuhi iiiid daraus resultierende Lustgefühl.

Üb ich wolü meine Schwestern so auf den Boden gebumst habe oder mich mit dem Gedanken trug, sie so tot zu machen? Die Fische schlägt man bei uns gegen eine scharfe Holzkante mit dem Genick, damit sie sterben. Das habe ich als Kind im Seebad oft gesehen.

Träume aus der Nacht vom 28. zum 29.

Die Tage vorher standen unter dem Zeichen zunehmender Angst vor denj Nichtverstanden-n erden von seilen nioiner Familie. Ein Brief der Eltern am 27. brachte dio Affektsteigerang in I'^nn der Abneigung gegen die Frau merk- barer Belegung der homosexuellen und fetischistischen Positionen. Die Nacht vom 27. auf den 28. äußerte durch Anmesie für alle Traumbilder die Stärke des Widerstandes. Nachträglich folgendes Traumbild:

Ich sitze beim Mittag, mir gegenüber zwei bekannte Verbindungs- studenten aus Riga, der eine mit sehr rotem Gesicht und mir unsympa- tiiisch. Der mit dem roten Kopf fragt mich: ,,Sind Sic eigentlicii katholisch oder christlich?" Ich sage: „Ich bin Christ." Er: „Sind Sie eltwa kein Arier?" Ich sage: „Nein, ich bin Semit." Er: „Und Sie sind hier noch nicht raus!" Der andere, sympathischere sagt auch, ich müßte gehen. Ich: „Ich habe meine Eintrittskarte bezahlt und kann ebenso hier bleiben wie Sie." Ich bleibe da und die- anderen sind wieder ruhig, aber ich denke, moi'gon gehst du nicht wieder her.

Die Nacht vom 2S. auf den 29. ließ bis 4';, morgens nur undeutliche Reste reproduzierbar. „Dauernde, starke Depression, Mutlosigkeit." „E.xamen- anget." „Der eine Zahnrost, den der Zahnarzt noch als Brückenpfeiler be- nutzen will, ist herausgebrochen, ich halte ihn in der Hand und denke: „Da wird Dr. R. {der Zahnarzt) schimpfen.'-

Diese Bruchstücke notiere ich, nachdem ich mich beim ersten Erwachen, als ich noch mehr Erinnerungen hatte, nicht zu Notizen zwingen koTm.te. Dann schlafe ich wieder ein und habe nach dem Erwachen folgende TraumerJnnerun- gen, die ich in der Reihenfolge des Traumes bringe.

1. „Ich bin mit meinem Vatör zusammen, erlebe mit ihm die Szene, vor der ich Angst habe. Er versteht meinen Zustand nicht. Dr. Stekel iet ein Charlatan, so viel verstehe er auch von der Psychanalyse, ich sei sclilapp, faul usw. Ich verteidige sehr energisch aber auch angstvoll Dr. Stekd. Mein Vater geht auf und ab. Wir bleiben in immer heftiger werdendem Gegensatz."

Ein Fall von ortiinpütiifichcm Fetischismus. 513

Zusatz: Uiieser Traum enthält die Affekte, die aucb in meine Antwort auf den Firief meiner Eltern überströmten, in theatralischer Aufmachung. Er löst die Spannung niciit.

2. „Ich bin in einem Raum und habe einen Bünderbai-en Standpunkt; ieli fasse von oben in den Kaum, der mil. Jungen und jungen Burschen ge- füllt ist; es ist ein Jugend verein, in dem ich täti;; war. Auch ein anderer Erwachsener, der 'riiniloiter. ist da. Ich imili i'hva auf einem Balkon unter der Decke stoben.

Ich liabe einen kleinen Jungen «rgriflfu und halle ihn am Hein frei- öchwolieud in der Luft. Erst fürchte ich, ich könnte ihn fallen lassen, aber dann macht mir sein Zappeln Spaß. Er versucht, sich iilwrall aiizuklani- mern, aber ich hisse ihn erst nacii langem Zappeln sicli festhalten und lasse ihn dann los. er muß sich sehr iingstigen. Das wiederliole ich. Jedes- mal sehe ii-h ,uu Scliluß einen Penis, wie einen Kindcrpenis mil i'himose, so daß bei der Erektion die (.Hans sich nur wenig durch die Vorhaut zwängt. Daran hängen ein oder Äwei helle, iirinähnlicbe Tropfen. Ich denke, daß der Penjp mir gehört."

3. „Ich sehe einen Offizier stehen, er hat Hochwasser an den Hosen, d,- h. dJG HoEen sind zu kurz, einen Degen in Nickelscheide an der linken Seite und eine breite Silberborte um die Mütze . . . Dann ist da ein Bhunenladen. Der Offizier ist seitwärts davon im Gebüsch. Ich finde einen silbernen Herrenklemmer, den hebe ich auf imd gebe ihn in dem Blumenladen bei dem Mädchen ab; er ist aber jcizL eiii silberner Opern- gucker geworden. Aucb von mehreren lOO-Kronenscheinen kommt etwas vor. Dann soll ich den Offizier beleidigt haben. Er kdiiiiul. mit seiner Begleitung auf mich zu, es sind mehrere Herren und auch Mädchen. Sie wissen aber nicht j'echt, ob sie mich fordern sollen. Ich erkenne in dem Offizier den einen Bruder Rehtalei. der andere .iünf^ere it^t auch da. ich entschuldigt' mich, wir vertragen uns und gehen zusammen, uns unter- haltend, weiter.

Dann bin ich mit dem jüngeren Bruder zusannnen. Homosexuelle Neigungen werden wach, wir liegen dicht zusannuen, er legt mir die Hände aul die Stirn. Ich fiilile seinen Körper und sehe durch das (litter seiner ge- kreuzten Finger, die über meineni Gesicht liegen; wie er die Hände fort- zieht, liege ich und auf micli herauf legt sich ein Mädchen, seine Scbwedter. Sie rafft das Kleid vorne hoch und legi, sich auf mich. Ich wundere mich, wie ich schon dio weiche Vagina um mein erigiertes Glied fühle; sie windet und dreht sich vor Vergnügen und ich habe zwar mächtige Erektion, al>er nicht den geringsten Gefühlorgasimis, iMeine Gedanken verlaufen in zwei Bahnen; 1. Wenn sie bloß nicht krank ist und ich mich bei ihr anstecke. 2. Na, ich werde ihr schon trotzdem meine Riesenpotenz beweisen. Nur Technik muß man haben: ich werde ihr einen mächtigen Orgasmus machen.

Stakd'l, StüruDieii iui Trieli- uiid Affekt leben«. VU. .>•>

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514 Fetischismus.

Das Mädchen schciiil dum, Licfriciligt, jedenfalJö äiiicl wir von dem Sofa aufgestanden und icli will nur das Glied, das noch halbsteit ist, säubern. Es ist vorne ganz mit tipernia befichniierl oder ähnlichem, und auch am Schaft sind einige käseähnliche BriJckel. Aber die Waeserleitimgon sind alle nicht recht erreichbar für mich, weil idi über die Becken davor nicht hei1ii)erreichcn kann. Eigenflich sülltc ich die Freundin auch noch koilieren.

Während das Mädchen auf mir lag und ick uiigatiich bemüh! war, mit ihren Bewegungen zusammenzustoßen, schien der Freund viel größer zu werde]]. Er saß zwar noch an meiner Seite, aber es war doch eine viel größere PerKon alri ich."

Sofort erwachte ich, glaubte, es wäre doch etwas Sperma entleert. Es ■war aber alles trocken.

Es war V^fJ Uhr früh.

Ich hatte sofort die Überzeugung, daß das Mädchen in dem Traume meine älteete Schwester war, und dies besonders, weil ^ie auch ]neincr Schwester aul ihren Kinderbildern durchaus ähnelte, besonders das vei'gnügte lachen während des Vorganges war, durchaus das meinei- Schwester I.

]^ic große Person neben mir wai' nach uu'inei- sol'orligwi Asrioziation das Kindenniidehen oder Kinderfräulein. Auch war mir beim "V\''aächen im Traume der Penis phimotisch vorgekommen. Die Eichel komite gar nicht durchtreten, aber das Glied war nicht mehr so kindlich wie im Trauiae '2.

Dadurch gewann ich auch solort die Ülx-rzcugung, daß sowohl deih Traum 3 als auch dein Traum 2 infantile Erlebnisse zugrunde liegen müßten.

Die Reaktion, die sieh im spärlichen Fluß der Einfälle zeigte, war eine sehr starke, und verstärkt durch andere, ungolösJe Widerstände führte die Analyse meinerseits zu keinen weiteren Einlällen.

Ich bemerke weiter, daß ich früher, wie schon erwähnt, eine mittlere Phimose hatte, die ich erst durcii onanietische Exerzitien überwaiul Es war mn' vor meineui 12. Lebensjahre unmöglich, die Vorhaut über den erigierten Penis zurück zuslreilen. Auch heute ist es nicht ganz schmorzloB.

Nachdem das Bändchen der Vorhaut durchgerissen war, mit 13 Jahren etwa, ging &s dann immer besser und es bereitete mir eine große Lust, wenn ich am Penis erigatufc die Vorhaut zurückzog, trotz der damit verbundenen Sclnnerzen.

Dr. Stekel luaeht mich darauf aufmerksam, daß eine unter den vielen Deutungen uioiiies Korscttfetischs auch die sein könne, daß die Phimose den Penis ebenso eclnnerzhaft einenge, wie das Korsett den Träger, speziell Knpf und Hals. Ich bo,iahe dies und betone besonders das Gequetscht werden und Zusammengepreßt werden der Lippen und Backen in der Glissonschen Schwinge, bzw. im Wallsteinr ahmen oder Korsetts mit Halsstütze und Kopf- teil. Dr. Siekel sieht in der Phimose vielleicht eine Grundlage der Zwangsidee.

Auch weist Dr. Hiekel darauf hin, daß die Onanie eine Vorbereitung für das spätere Leljen ist. Was man im Leben zu leisten wünscht, wird vorher in der Onanie erprobt tmd geübt,. Das Hinhalten der Ejakulation durch Tage imd Wochen würde alt^o mich iM;lähigen, dauernd mit erigiertem Peiiis alle Frauen die mein Se-xualziel sind, zu befriedigen, ohne sie zu schwangen.

So erklärt sich also auch das .ietzt 2Monate übersteigendeAuebleibender Pollution, bei daiionulem Reiz im Glied und dauerndem Affekt aus dleaeui Wiinsdie.

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Eiu Fall voD ortliopädiscliem Fetisch iBmiiM. " 515

lioim Zahnarzt wandelte sich der Wiiiii^tli, weitere seelische Erlebnisse nicht mehr von mir zu geben, m eiue UberctiiiifiiidUchkeit. besonders Über- macht iEM'erdeii dei' !üohr|ihantufiio und üboreniplindlichkoit gegenüber den durch die. Tür veriiei im Lünen Geräudclien aus dem Zimmer des Zahnarztes.

Dor Wunscli, niciits weiter zu entdecken, zeigte sich auch darin, daß ich entgegen meiiior Ahsiclil. \)i-.Stpkei um I'iipier zu bitten. die.s nicht tat. .^.Is ich dann apäter in ])r. Sielceln Alwoseiiheil in sein Zimniei' trat, e-mpfatid ich seine Körpclichkoit und nahm 5 Bogen, liiebei ist mir 5 das Symbol der Hand •ind dessen, was man mit der üand tu', (Ünajiie. das Glied berühren), über- haupt ist aui'h die ICnttänsclmng und der Wunsch, daö Körperliche wenigstens äußerlich in gcmeinriLimem Theaterbesuch zu genießen, sehr stark. Als Doktor Stekcl daraut einging, wenigstens z. T. und mir ein Theuterbillett auf seine Kosten schenken w(dlte, war das Vergnügen sehr stark. Natürlich lehnte ii-h ab. Ich warte noch iruuier auf die Kinladuiig zum Kali«.

Ei'klärlicli wird mir nach Traum -"i aiii;!i, daß mir die Momente beim kör- perlichen \'erkelir mi.l Frauen am lueUslen sind, in denen ich denke: Jetzt wird Bie etwas unternehmen. Ich liege ;nif ileni Hiicken, schlii'do die Augen (im Traum werden sie mir versclilossen) und erwarte, dali das -Madchen jetzt auf meinen Penis steigt.

Auch scheint e.-^ mir. daß liie Kleidung des M;idchens im Traume, „sie hebt die Röcke und legt sich bekleidet auf uiicli," lür mein be.xualziel von Be- deutung ist.

Vielleidil isl es auch nur eine koiitairtiihnliclLc Handlung gewesen, die mir in der Erinnerung :i1k Koitus ini|)üniert. Immerhin war das fletuhl am Penis 60 deutlich und angenehm, dali ich geneigt bin, ea auf die Vagina /.u beziehen.

Itelitaler l, der Ot'li/ier. der ,-^icli iint mir duellieren will, den ich bdeidiut habe, ist eine Maske dias Dr. Sl. Nachher unterhalten wir uns ja wieder giurz friedlich und ich habe an dorn Ort, an den er mich hinluhrt, sehr intimes Zu- eammensein mit seinem Bruder und seiner Schwe,-:ter.

Die überhaupt komplizierte 1. Abspaltung scheint mir der Offizier, der in vicJo Beziehungen zu setzen ist. Er ist 2. B. mein Neurotiker. aber auch Dr. Stekei, und mein Vater.

Verfolgen wir eine Deutung. Mein Vat,er sitzt links im Gebüsch und kontrolliert den Blumenladen, die ,Juiigfrauen, meine Schwestern. Mi1 Hilfe der Anschauung, die ich an Vater (der silberne Herrenklemmer) und Groß- mutter {innner sich wieder aufdrängende Assoziation zu dem silbernen Psr- spi'ktiv) gewonnen habe, will ich jetzt in den Blumenladen hinein. Dadui'eh beleidige ich meinen Vater, der vom Gebüsch aus zusieht, weil er nicht hineindarf.

Oder aktueller: Ich darf jetzt die neuen Anscliauungen meinen Schwe- stern nicht mitteilen, weil mein Vatei' durch die.se Handlungsweise beleidigt würde. Material: Das Eindringen in den Blumenladen, die Defloration der Schwestern. Und nach dem Traum bin ich drin gewesen, zumindcstens habe ich das (refundene abgegelion. also, wenn ein infantiiles Erlebnis zugrunde Hegt, verwertet, soweil dies meiner kindlichen Aid'fassung entsprach.

Mein Vater sitzt im Gebüsch, d, h, er hat die Mutter, Das Gebüsch: Schanihaar. Aber von da sieht er immer nach den Schwestern und bewacht sae eifersüi^htig.

Wenn ich den Offizjci als Neurose belracht<': Die zu kurzen (in- fantileu) Hosen, der Degeu blitzt; aber er hi kein Ivampfdegen (Penis) die Mütze ist grau (der Peniskopf), sübergi-au. Dabei steht er wie ein Gockel

33* -

t ,-

11

r)lß Fetisch ism US.

auf dorn Mist., ihx^ wird liiwIi ^ml dwi Vater and Dr. Siekel angcwaiidl. wicli- ümiä übtT rmiine augenblickliche EinKlelliuig zu ihnen ergeben. Damil über die Al'l'ektlai^f üt^erhaupt.

Züiii 'J'rauiii 2 wäi-L' noch zu bemerken, daß öit^li ila-ö infanlile Erlebnis i'I.wa so (lenken ließe, daß ich mich des jüngeren Öchwestcrcheiis bemäehtigL habe und e,s iiabe zappeln lassen. Oder liegt dem nur ein Wunsch zugi'unde. -iedüch erscheint mir der immer wieder erscheinende Kindoi'penis mit den herausgepreßten Tropfen darauf zu deuten, dafs laiBächlieh eine öulche Situation mit starkem Luhtgewinn tür mich bestanden haben muß.

Ich hatte vor dem Tiirnen am Keck immer eine furchtbare Angst, über- haupt vor jeder Tuiriübung, bei der ich meine Gleichgewichtslage aufgeben »nd mich überechlagon mußte. Frösche und Raupen ließ ich gerne zappeln. Erritere hielt ich am Hein, letzteren entzog ich immer wieder die Sttieke, an die sin sich ankUimnieni wolltwi.

Zu Traum 3: Mit den beiden Brüdern Rehtaler war ich als Kriegs- i'roiwiUigei' zusammen. Her jüngere zog mich sexuell sehr an, nur störte mich, daß er schielte. Es kam auch zu keinem Verkehr, da er, boeundcrs aber der Bruder, stark heterosexuellen Ei'folgen nachliefen..

Hier schiebe ich in den Berichten des Patienten einige Bemer- kungen ein. Es ist interessant, daß er einiges vergessen hat. Zuerst drückt er es nicht ganz deutlich aus, daß sein erster Einfall nach dem Erwachen war: Pauline, das Kindermädchen, hält ihm die Hände vor das Gesicht, jutchdem sie den Koitus zwischen seiner Schwester und i)im in- szeniert hatte. Dazu würde die erste Erinnerung (der Fleck auf dem weißen Kleide) stimmen. Es ist ihm, als ob er sich dunkel an diese Szene erimiern könnte.

Er.dhch vergaß er, die Onanie als Vorbereitung seiner sexuellen Aufgabe entsprechend darzustellen. Er hatte Angst, seine Schwester zu schwängern. Daher lernte er onanieren, ohne zu ejakulieren. Er kann die Masturbation stunden- und tagelang hinausziehen. Das heißt er kann die Schwester koitieren, er kann jedes Mädchen koitieren, ohne Gefahr zu laufen, sie gravid zu machen. Seine Onanie ist also eine Vorbereitung (ur den Sexnalverkehr mit seinem Privathareni, d. h. piit seinen Schwestern und ihren Freundinnen. Auch die ganze Zeit der Analyse in der es trotz i-rotischer Träume nicht zu einer Ejakulation kommt deu'tct auf eine bestimmte fixe Idee. Das würde heißen; Ich habe es gelernt, andern Orgasmus zu machen, mich mit der Vorlust zu begnügen ohne daß ich Oefahr laufe. Die Gefahr ist der Vater. AVonn die Schwester gravid würde, könnte der Vater alles erfahren.

Er war vorigen Sonntag mit seinem Mädciwn im Walde, Er spielte mit ihr,ließ esaber nicht zuraKoitus kommen.Er erwartete die Szene, wie er sie im Traume geschildert hat. Das Mädchen solle sich auf ihn setzen; pr wollte ganz pas.5iv bleiben. Deshalb streckte er si»h oft im Grase auü und verlangte die Aggression des Partners. Sie blieb aber passiv. Sie

Kill Fall von ortliopiuli schein Fetischismus. 517

wollte gonomnien werdeii. Für diesen Sonntag sagte sie ihm ab, ofionbar weil sie die sexuelle Spanmuifi ohne Befncdignnp; nicht ertragen kann.

Der Patient bcricliü'! :

Die Nacht ergiljt mw. ik-ugu TräuiiiL', von liwnen. gtigen starken Wider- fitand, 3 Traumstücko wiedergegeben werden können.

1. Ich bin in einer .\rt diiiurgiseliem Höi-saat. Dort ißt ;;oeb™ eine Operntion ansgel'ührt worden. Der Operierte, ein Litauer au^ meiner BiinLcki' CKlopriieiigst), gellt, fort und sieht mich an. Icli sah eine große Wunde am reciileii 'iiHirsrlienkol, seitlieli eberhnlb des Knies. -letKt soH der niic.hsle daran kom!nuii,(ler bin i(.-li.„lcli denke ja gar nicht daraii,iiiiuli operieren zu las^on, iidi mochte Heber noch etwas warten!"

Ee soll die rechte Hand an den Ol.ei.schctdvcl oder das Knie angenäht werden und die rechte H;uid al)goh;icki wn-den. „Aber die Hand brauelie ich doch nrjidi. kann ich die nidit lielialien?" „Mein, aber Sie können es Äweizeit.ig niiLchen lassen." Dann wache ich auf.

2. . . . N. N. kiniiiiil XU nni' und ■^agt, mir droiite ein kriegsgericht- liches Yerfaliren. Der Kni^^er (\a.pok>on) IhI kiMnk. Ich denk(^ „vor .^rger", ich weiß hesliiniiil, tn- Iiat «ich krank gcärgerl.

Ich hätte dr.ich einen meiner Leute, n\it Namen Atoplian l?), den liussen liochverräLerische Dinge lierichtet. Ich sage: ,.Ifh konnte den Kerl ja gai' nichi vers(eli{-ii. wie k:iim ich dafür verniil woiilich sein, w:is der gesagt hal?"

.'f. Mein Vater und ich im /immer. Irgend etw-iis hangt von der Decke oder steht ant" dem Tisch in der alten Wohnung- .Te1/i (k^uke ich, OS war eine (Kiiulei'glocke) grelle (ilocke, die in einem liahnien hing. Sie konnte nicht schwingen, weil sie irgendwo an den Rahmen stieß. Ich wollte nachsclieii. Aljer iiiobi Vater iiiminl Kannnei- und .Meißel und schlägt trotz meinem Protestes auf die schöne Cdocko los, so daß sie ganz zerbeult und zerdrückt wird. Ich sage: „Aber du machst ja alles kaputt!-' Er ist wütend, daß ich mich -■inmisehc. Schließlich ist sie sanx verbeult und verliopvn. alier si(' kann widil wieder schwingen.

Dr. titek-d halt 1. und '.i. für sehr widitig, weil sie auf den Kastrations- komplex hindeuten, dem gegenüljer ich aber nur einige altbekannte Be- Kiehiinsen finde. Dr, Btckel ist mM mir inizufrieden, ich kann ihm nicht hellen. Bei mir wächst die Neiginig. die Anaiy.sc al ix. abrechen. Icli singe: „Wehe, wehe, du Wind'', „Es wellt der Wind der Heimat zu" und ahnliche schöne Lieder.

Dann kommt ein schwacher Versuch, mich raiiswerfen zu la.sBen, da- dufcii, daß ich über seine felopathischi'n Triiuiae skeptisch urteile. Aber ich bin vom vorigen Mal gewitzigt. Dr. Siekel hat aber wieder das empfindlic-he Gesicht gemacht. Sein Medu.seidiaupt.

Also ich orkemie ihn AViilerstand gegen die Analyse, aber das hilft nicht prompt und es bleibt Hemmung. Das Erlebnis mit der Schwester will auch nicht Frucht tragen. Dr, Siekel findet das Restrcbcn, das Kindermädchen zu unterschlagen. Ich wundere mich, daß er nicht, mehr auf die Oroßmutter ein- geht. Die hat nach meinem Gelulii auch iinangenelime Gedanken be/Jiglich der Analyse. Tut mir für die aU.e Dame leid.

Aber tiuoad amilysuni. Der Li lauer kommi mir tatsächlich etwas kastriert vor. Die Hand, besonders die rechte, liatto bei mir stets zum Penis

518

Ketisüliirimus.

sehr engl' Hezichuii>,'fn, links !iliI)c ich mit viel weniger fn-nuß onaniert, bclion möglich, daß die Hand für den PoniP steht. Ängmiähi soll sie werden Su \vie lji!i Aut.ntransplnn1al«n in zweizdtiger üpcraUon beim 1. Tempo. Dadurch wird iinle-r UmstiindL'Ti eine iür den Tatienleu i^chr üble Zwaiigsiialtiing er- zeugt, die- mich oft zum Onanieren reizte.

Traum 3. Erstens: Der Vater = Dr. Siekei. Die Kinderglocke meines Infantilismiis büI! sich der Realität, dem Ralimcn, anpassen, damit ich wieder was leisten kann. Dazn benutzt ei' den Hammer und Holzmeißel des Aaliii- arzies. Der sphlügl damit immer die Kronen auf den Äahn fest, hm ver- dammtes Yergniigen. , ■" .

Also Widerstand gegen die Analyse.

Oder Angst, daß der Vater wieder - oder Wut gegen den \ater der «hircb Ei'ziolning und Strenge (Einlage gegen den Kopf) mich m die Realität

zwhigen will. ...

AVährend ich mich bemühe, zu erkennen, wo die Hemmungen liegen, will

er, daß ich als Krüppel verbeull weiterlelw, wenn ich nur seinen Ansprüchen

Traum "2 Der Vater hat gehiu't, daii ich durch den Atophan, d. h. Beulen- lusen also den Gosiniden, zu den Feinden ülier seine Angelegenheiten Auf- klärungen gegeben habe. Vor Angst ist er schon krank und wird sich an mir rächen. Die Feinde wiiren alle die, denen meine Erklärungen neue Ansichten über meinen Valtr und meine Familie niitleilten. Andeix-rseits bin ich auch ielbet Napoleon, <ler große Mann, der mir sehr imponiert und auch die Frauen so schlecht behandelte. Ich habe mich selbst verraten und ziehe mich also selbst zur Kechenschaft. In dem Falle wäre der Feind Dr. Siekel

Aui'h im kriegsgerichtliclien Verfahren kann Tn;in den fPenis) Kopf ver- lieren. Wenn uian will, auch hier eine Beziehung zum Kaetralionskomplex. Es liegt wieder in der (ieburl. was ich nicht liochkonimen lassen will. .Auch diese ricliriftliche Aufzeichnung gehl nicht vnrwärte. Der Drang, fort- zugehen, ist sehr stark. Keine bestimmte Fixierung, nur starke rnnihe.

Am Abend; Ich habe einen ruhelosen Tag hinter mir. Einerseits muß ich in die Bibliothek gehen, komme abei' dort nicht zu ruhigem Arbeiten.

Nar.li ilem Mittagessen führte mich mein Weg an der 38er vorbei. Ich bin, einem Impuls Inlgend. eingestiegen, wollte fast wieder heraus. Fuhr dann aber doch nach (ii'inzing. Durch das letzte Kupitd im V. Bd, wurde meine De- pression noch verstärkt. Anderei'seils wurde Nr. 1 aufgebracht. Ich ging wieder in die Stadt usw.

Ich wü) .letzt das auf Kastration liezügliche au.-; meiner Erinnerung

znsmnmcnstellen. , , , , r^

1. Der Schneider mit der Schere. Ich lutsche intensiv Daumen und hatte

große Angst vor dem Daumen abschnei den. Damit wirde uiir auch ofl gedroht. '? Mein Vater ist beschnit'ten. Ich fand schon früh, daß die Vorhaut über

meinem Penis etwas, minderwertiges war, zog sie zurück, aber sie rutschte

immer wieder vor. ,.,.,., , . ,

;3. Ich habe den Penis verschiedentlich wegbniden wollen, und zwar zu- erst erinnerlich in der Verbandperiode. Auch ijei den dauernden Erektionen hatte ich oft den Wunsch, den Penis hochbinden zu können, weil er mir in der Hose Unbequemlichkeiten machte. Andererseits habe ich zuweilen l)edauert, kein Weib zu sein, so daß der Penis des Partners irgendwo untergebracht werden könnte. Aber die paedicatio in amim war mir gar nicht das Ziel, vorne hätte ich ihn aber geme untergebracht. Vor allen schneidenden, knallenden usw.

Kiu Fall von.örtliopiidiscliem Fetiscliisinns. nl9

liistmiiientGii haUe ieli grolieii Respekt. Besonders den kuallendwi. Kiuiil- buiibone zog ich um- iiiii. «rolior Aiiget. Ich \v;ir ük'Humiit tVigt» und habe diese Feigheit in den wt'SünLlichen Funkien, den uuf nurniale Ziele gerichteten, erst s|>ät überwunden. Wagemutig bin ich auch heute noch nicht.

Ubiif.'eii& licÜ ieh mir zionilicli hinge die Fingernägel von anderen schnei- <len Meine Schwester 1 hat erst mit fioder L;Uahreii golernt.Slreichhölzeran- znzünden Vorher war sie nicht dazu zu bewegen. Jetzt ist es wieder so weit, d:iß nichts einfällt. Süll ich Pleile raiidion? Ut das FesUiallen des Nicht- raiicliens eine Askese, die das Verbleiben im Infanlileii gestatten solP^ Dabei habe ich weniger sexuelle Krroguiig, nur bin ich dunnd' und gleichgültig. Ab- wechselnd energisch zumlend, aber d;inn wieder imeligelwnd. Jetzt habe ich \ngst (den Wun>^ch}, daß ich in der Nacht nichts trännieii werde. Angsl vor Itiga. Dem Alleinsein. Den Aiirord<'ruugen des lAauicii.-^. Dem dorl wieder frbermiiclitigwerden der ff^tischiH tischen und homosexuellen Neigungen.

Kurz und gut. Unter Null, teine Lust zum Essen, zum Laute spielen. Das Heden der anderen ge!i( mir auf die Nerven. Dabei dumpfe Spannung.^

Zu (lioscin 'rvnniTu? ist tiorli xn lioinerkcii, .laß die rechte Hand offen- bar auch seine Schwester symbolisiert. l=:r ist an sie fi>.ier{ nnd soll nun von ihr getmml;. werden. Er reagiert auE diese iiieim- Versuche mit Haß. Er will nicht auf seine Phantasien vcrzicliieii. Er befindet sich im .Stadium einer tiefen Depression uml macht alle Austvenginigen, sich «elbst zu analysieren. Er wird holehrt, di\\> er dieses ("irüheln aufgeben solle. Es wird iluu Ablenkung (Lektüre, Tiieatcr, Arbeit usw.) empfohlen. Die nächsten Träume bringen Variationen der alten Gedanken- gänge. , Ich lasse ihm wieder das "Wort:

Ale Endo einer Traumreihe bleibt mir folgende Erinnerung:

. . Ich bin doe längeren mit meinem Vater zusammen; ich bjn sehlieRüch ganz verzweifelt, daß ich mit ihm nur in gegenseitigem Streit und Ärger zut^ammcn sein kann, daß er mich absnlut nicht verstehen will. Schließlich sage ich; „Weißt du, ich halle heute nachts einen Traum, ich habe sehr geblutet und dami . . . (damit verläßt mich die Tranraerinne- riing) ; ich gehe dann liinaue.

Und treffe im Schlafzimmer meiner Eltern T - . . P . . . - Ei» er waehsones, großct Mädchen, etwa 25 Jaiire alt (re vera: Freundin meiner Tante). Sie ist auch wirklich sehr blaß. Und legi, eich auf das Sola; ich [-cibo ihr die Stirn mit Eau de Cologne ein und sie klagt, daß es so brennt. Da tauche ich ein Handtuch ins Wasser und lege ihr es auf die Stirn. Da ist ihr wohler.

Dabei steht dauernd Fräulein (unser letztes Kinderfräulein) und grinst teuflisch bUide von einem Ohr zum andern, Daim gehe ich wieder

nacb nebenim. 11 ist inzwischen {rekommen und Iragt mich nach

der Diagnose. Ich sage; „Kann sein Hysterie, epilepsoid oder organische Grundlagen." Er sagt: „Die war ja schon Kieptom an in."

[] w'ird dann g;inz bartlos und immer vertraulicher. Wir

eind in der „Gesellschaft der Ärzte"". Plötzlich packt er midi um den Leih und macht einen Kingkam[if mit niir. Ich finde den Ort etwas nierkwürdiii; und die Umstehenden sind auch sehr erslaimt. Er hürl also gleich wieder

fl

520

KetiBcliisimis.

auf. Wir sprechen dann von der Patientin. Er üagt. urgaiiisch ist sie ganz gesund, nur um ßückeii hat sie eine kleine Anee]nvellull^^ darin ist eine Lymphdrüse fühlbar. Ich sage: „Das :i;agt, doch gar nirlits. dann hätte ich längst ein Kieforearkom, denn ich liabe am Halse unter dem Kiefer genau die Drüsen, wie sie inmier in der Chiniigie als Symptome gezeigi werden." Ich ftill die Driisen herausdrücken über den Mandibelraad.

H liihlt audi findlüg hin und -sagt dann: ..Ja, es steht aber in

dein Lehrijiii^ho der Chirurgie."

Mir sieht. ietzL wieder die Frau in einem blauen Leinenkleid vor . Augen. Ich glaube, sie war sehwunger. Aber Benno sagt, die könne gar nicht mehr schwanger werden. Im übrigen ist mir noch immer steinübel vun der gestrigen Pfeife; mir steht es bis zum Hals.') Ich liabc keine Einfälle, nur das grinricnde Kinder- fräulein ist Iconstant und sehr deutlicli. Interesse . erweckt die Großmutter. Ich überlege, welche lleziehungen ich zu ihrem Schlafzimmer hatte. Bringe auch eine Erinnerung, daß wir als Kinder, wenn wir bei der Großmutter waren, nachmittags dort schliefen. Ausgehend von dem Eau de Cologne, da? bei meiner Großmutter im Schlafzimmer stand und mich sehr anzog. Meine Groß- mutter bewahrte auch in einem Holzkastchen unter anderem einen Eckzahn (dens caniinis) meines Onkels Karl uuf. der, obwohl ganz gosmid, von einem Zahnurzt zu ihmr Empörung gezogen worden war. Er hatte dieselbe entirrae Wurzel wie mein kiemer TiLSchenpenif^.

Ich erinnerte mich auch nüch der Extraktion meines Zahnes an diesen Onkelzahn. Aus der Ansicht Dr. Stekels, daß der Traum ein Decktraum für das Koitueerlcbnis mit der Schwester sei, erwachsen mir neue Hemmungen; ich komme iiiinu^i' wieder auf Lindere Dinge zu spreciieii. Besonders äußere ich mich energisch bezüglich meiner Abreise. Der Gedanke, daß ich Pfingsten von Dr. Stekel versetzt werden werde, kränkt mich wieder sehr. Ein Besuch in der Polterkaiiiiiier des Xiederösterr. Museum.-^ erleichtert mich etuas, ebenso der Zahnarzt, der mich etwas piesackt. Aber im übrigen häufiges 8chwäehegefühl und eine nicht zu befriedigende Eßlust mit staiiem Durst. Ich trinke ein Seidel lliei'. Das schmeckt mir besser, als unzähliges Wasser vorher; aber dB ist auch nicht das richtige.

Der Zahnarzt hat heute mit den Patienten vor mir st-undenluiig ge- redet. Mit mir -T Worte. Natürlich, wahrscheinlich ärgert er sieh, daß er mich billiger behandelt. Warum redet er nicht mi1 mir? Ebenso bin ich auf den neulieh n^ich mir gekommenen kleinen Knaben eifersüchtig. Kurzum, ein schöner Blumenstrauß von Widerständen und Übertragungen. Hei dem .hingen überwog die Tendenz, ihn zu bevatern. Zu dem Mädchen zu gehen, kann ich mich noch niclit wieder entschließen. Da ich in ihr die Schwerter sehe, erso sie koitieren will, ist die Situation liei meinem Verbot höciist uiierquicldicli. Da ich mich nicht zu viel mit .Analyse beschäftigen darf (Dr. Stekel hat gut. redenl, so überlasse ich die Traumdeutung meinem Seelenarzt.

Patient kommt nicht vorwärts. Er steckt in Widerständen. Heute Nacht konnte er sich nur an einen kurzen Traum erinnern: Dr. Stekel spielt mit meiner Laute . . .

') Er vereuchtR aus finer Pfeife zu rauchen, die ich ihm geschenkt, hatte. Phantaai« einiT Fcllafin!

I':iii Fall von .)rlliopä(iiscliein Fetisch ismus. 52!

Der Tr-aurii zdgt, daß fr auf sdn ui'sprüiigliclies Begehren, icli sollte mit ihm spielen (Laute Genitale), nicht verzichten wil!. Er fußt die Analyse als Ringkampf aiil', wie di(' Träuino dor \<mgm Nacht beweisen. Ich solle ihn mcht hcpiegen. Er günnt mir don Ti-iuniph niclit, ihn geheilt zu haben. Die Affekte werden vom V:iler ;iuf mich übertragen. Er verblutet sicli an dieser Liebe. (Siehe Timuui 1.)

im Trduu! 2 finden wir die Variation des Sehwoster-ErlebnisBea. Aber es koiTiiiii kein neues Material. Auch über Ka.sti'ati(ui kann er nichts sagen. Er sieht mit 8chrecken, daß Pfingst^i herannalii inid daß er zwei Tage keine .-Xnalyse haben soll. Was soll er machen? Soll er mit dem kleinen Mädchen ausg(*hen? Er fürchtet die Hlamage. Er lurchtet den Koitus. Es stellt sich herau.i, daß er sie beleiciigl hat. F.r sagte ihr das letzte Ma.l: „Ich komme, wt-nri ich nichts besseres vorhabe." Oann ärgert« er sieh, als sie ihm absag^-e. Nun kam em rrenndlicher Vorsiihnungsbriel' und er s1eh1 wieder vor der 'Enl- sehoidung. Soll er die alle Einstellung aufgeben? In dem Momente, indem er sich das Mädchen ninnnt, sinkt eine alte Phantasie in Trümmer.

Seine lixe Idee: So lange ich ab^iineni bin. bleiben die Schwestern abstini-nl. Wenn er mit dem Mädchen iniim wird, gibt er auch^ seine Schwe-^teru, seinen Harem auf. Dagegen sträubt er sich. i:r kann ;iiil' 'lio Ver- gangenheit und auf die abenteuerlichen Flane niclil verzichten.

Nun .-^iud die Widerstünde so stark, daß keinen Schritt weiter geht. Er ver.nichl allerlei Ti'iks, Er sagte sich g<-fi1ern: „Du wirst das MiUleliea küitieren, um dicli an deinem Vater zu rächen," Er war mit ihr beisammen, Sie waren allein im Zimmer. Er spielte mit ihr. Die Erektion kam und ver- schwand. Er konstruierte sich Widerstände und begann sie zu entwerten. Er entdeckte natürÜch, daß sie einen Gerucli aus dem Munde hatte. Schon auf der Tram hatte er ein schönes Mädchen gesehen, das ihm gefallen hätte, wenn es nicht aus dem Munde geroi-bou hätte. Er versucht imn. den Ekel in Be- gierde KU verwaiidihi. Er will niiw diesem Genicli einen Stimulus maclicn. Ein- mal war es ihm bei einem Soldaten gegbickt. dei' an Schwcißrüßen litt, Dieser Genich erregte ihn nach Überwimhmg das Ekels, Er liebte als Soldat, den (lenicli der ,Mannscliaf1, diese Mischung aus Schmutz, Schweiß und anderen KÖrperai'ediinstungon. Es t.a,t ihm leid, als er Offizier wunli- und seinen eigenen Kaum erhielt. Er suchte dann die Unterstände auf, mil dein Vorwand, zu inspizieren, in Wahrheit aber, um sich wieder an dorn Geruch zu erfreuen. Er erinnert sich an den .Morgengeruch der Mutter, der so eigentümlich war. Sein Onkel nannte das: Die sauere Morgenschnaiize, Diese sauere Morgen- schnauze war gleichtall^^ ein Stimulans für ihn. * _

Das kleine Mädclien konnte gestern nicht gut küssen, sie hatte zu dünne Lip[icn und er fühlte gleich die Zähne, Dann konnte sie keine rechte Lage finden. Kurzum, er findet Rationalisierungen, weil sein .Innktim ihm den Koitii.'^ verbiete. Und dies Junktim ist: So lange ich keusch lileilie, werden meine Schwestern auch keusch bleiben.

Um die Analyse nicht ins Endlose anschwellen zu lassen, übergehe ich nun die meisten Träume. I'a.l.ient eröffnet., die Sit;zung mit der Ansage seines Kampfes bis aufs Messer. Gestern war er mit seinem Mädchen beisammen. Er iiberdnchte alle möglichen Folgen, natürlich auch Gravidität, und kam zum Schlüsse: ,.Nur gewissenlose Mensehen können gesund sein! Also gut! Werde gewissenlos.'" Da.s war leichter gedacht als ausgeführl. Im Traume hatte

522

Ketischi Sinus.

«r ein Diidl mit yeiiiem zweiten Icli, mit dem ai-ieL-hfii Ideal, üaii ariöchc Ideal ist der Asket, der Semite genießt gewissenlos. Der Arier hat Vei'ant- wortiingsgefülil, der Semite ist egoistieeh, asozial.

yfibließlicli dachte er über das Junktim /.ivjschen Koitus und Schwestem- ehre nach. Es wurde ihm klar, daß sein Vater ihm die Aulgabe gestellt hatte, em Wäcliter ihrer Ehre zu sein. Er könnte nie einen anderen Mann zur Ver- antwortimg ziehen, der sich an Beinen Schwestern vergangen hätte, wenn er selbst nicht keusch wäre. Er ist der Gustos virginitatib äororuni!

15 er Vorband ist ein Keuschheitsgürtel und da^ Objekt ist ein Asket. Der urapr angliche Verband sollte Ja. den Penis schützen und zugleich an der A k- ti V i t ä t V e r h i n de r n.

Auch der Gedanke, daß die Abstinenz stark macht und sein Schal'fen liegiinstigt, scheint mitgespielt ku haben.

Gestern liatt*' er offene KoLtusphantabieu mit Öchwester 1. Seine Mutter bestätigt ihm, daß sie mit der Zange zur Welt gebracht wurde. Es war Kine sehr schwere Operation, Die Nabelschnur war um ihren Hals und sie war fast erstickt. Ülier diese Gobai'l wurde im Hause gesprochen deim er erinnert sieh, davon gehört zu haben. Die Angst vor der Zange des Zahn- arztes erscheint neu determiniert., ebenso die Halekrawattc. übrigens machte er verschiedene Versuche, sich selbst aufzuhängen. Er «chcint als Kind ver schiedone Gespräche belauscht zu hal>en. Aus dieser Zeit stammen die ersten Wurzeln semer Angst. (.iolku

Patient «etzt wieder auf sein Veilaneen «einp Q,i,;u

l.t s.^. endlich als Mann erwH.en. m^ZL^Zt^^Zr ''''' ^'

raiiren, ausmai^chiorl war, traf es sich sehr güns ig w, ? "' ""'■':

einein Bett tei Baue,.» hatten. Sie war vorho, seh Intt .m T% '"''

nung, aber entschlossen. ..mich glücklich z^mÄr'^ V ' J P "[■'f'' ^^T schnell ii!ierwun<ien. An Stelle der Liebe di -T^ '-t ,P^'"''<^'«' "'"'■d'^ zurückzog - ich war wie em Stock und .te^et IStZ ''" ''t\ '' .'"l"" Herz durch die Schilderung' meiner kiäeliehen f Jl >^t ~ "'^"^'' "^'^ '^""

, Darauf bestiegen wirdas B^i u^' X^S^irö ^r!r''7''^''- . anstrengende Übung. Sic war sehr heiß, icl sSal.l ftf ^'"^'i ''^^ dem wir lange Vorübungen einfachste Iri tmaeht h. •'"*^^''/''^«^"- ^^'^^'■ absolut als Geliebte Ijegrüßt Mwden wollte fTT , " ""'' ''" ^°" "'"' rung entschuldigte, ging ich entscirerzu t^ri^f t^^Vn^rT" Eingang nicht. Sie stand mir bei und ich Iiemin>i. !, -T I r. ^'^"'' ''^^'' '^''" zu orlialten. Ich war aber gan ^e ,hlt 1 if'' ^'^^^'•'" ^^^^='^'

krampfle bei jedem ]^:.nffihren d ' Mu ku u, ;^. ^'^*' ""^" '^^^''"■'^- S'" ia vorsichtig zu sein, es täte rasend weh D.nn^^T'" 'T', ''" '"'^'^' ""'' ler Impuls. Und ich gab es auf. Der zweite Ver uTf l ^^''^''' '^'^^ l-hantasien hatte ich beim ersten abgelehn^s e wiil^'J^l^" '"=^^^!; ''''''- momentan .nächtig. Die Erektion war schon heirE w V ;''M'^'''i'"i'''' Ich dachte aber nur an mich. '"■ ^^^'^'^ ^'«^"^1 vorhanden,

Danach wieder kindliches Boisanimeiiseiu Ruhe uml p,.- ^ o- .la^w^ auch sehr schön. Ich war etwas deprinne,-t F ufd dt;: ^ S^^

•) ly^e ganz^ Affiir. .pielt^ «ich auf dnem Ausfluge ii, di. IVachau :>L.

Eiu Fall von nrümpruüficliem Fetischismus,

52ä

rtuig der Perineal- imd üenilalgegeiid durcli bie öuhr erregend und kam dann beim dritten Versuch nach längerer starker Erektion, deren Nachlassen teile physiBch, teils pGyehisrh überwunden wui'de, zu mäßigem Orgasmuc^ und etarkem Samenerguß. Sie war dauernd in großer Sorge, ob ich auch recht- zeitig raiiBzjehen würde, infolgedessen setzte ich viermal zu früh ab. Dabei äußerte sie bei jedoii Wiedereinführen stiirkeii Schmerz. Zeitweise unter- stützte sie wohl durcli Mitljewegungeu, dann kam ich aber aus dem Takt.

Endresultat: Ich hatte es zur E.iakulation gebracht, war zwar angestrengt, aber doch liefriedigt. Nur froh, daß die Sache Ende war, und am näehslen Morgen etwas mitgenoinmeii und zu Rückschlägen geneigt,'

2. Nach t.

Da der Tag ims neben der Nacht sehr angesitrengt hatte sie war ebenfalls hundemüd<' , legten wir uns früh schlafen. Ich auf dem Fußboden sie im Bett. Ich dachte: ,,"\Venit sie bloli nicht wieder anfängt," war aber ent- schlossen, alle Kraft zu sammeln, um sie zum OrgasnniS zu bringen. Das hatte ich ihr auch schon tagsüber gesagt und ihre Einwände, ich liebte sie nicht genug, mit dem (iegeneimvand, sie sei zu anspruchevol! und habe irgend einen Gnuid, sich den Orgasmus zu verbieten, zu liickge wiesen. Ich hatte auch selbst den M'unsch, sie einmal zu einem großen IjUstgeliUil xu bruigen, damit sie auf die dauernden kleinen Wilzchen mal eine Zeitlang verzichten könnte. Also nahm ich alle Kraft zusammen. Spürte aueh bei dem Gedanken große Lust zum Koitus und zum Beweis meiner Männlichkeit, TJm 'lill Uhr legte ich mich zu ihr, ohne daß ei^ zu Zärtlichkeiten kam. schliefen wir bis 5 Uhr früh. Dann begannen wir and hald fand ich, daß ihre kitzliche Stelle am Mens pubis und davon uuegohend in der Vulva und Vagina lag, wenn sie dabei die Schenkel ftst zusammenpressen konnte. Sie reizte mich am Genitale, was wohltat, aber von mir dami als infiuitil abgelehnt wurde. Ich hatte dauernd starke Erektion. Art>eitele aber langsam und gab Hilfen am Mons, was nach ihrer Behauptung gut war. Das dauerte sehr lange. Ein paar Mal verstaud ich so etwas wie Klugen über Schmerzen und: „es wird doch nichts.''

Trotzdem ich also mirli bemühte, ihr gerecht zu worden, wurde es mir schließlich zu störend und ich führte dann mit sehr schönem Gefühl den Koitu!^ zu Ende, Nachdem wir uns gewaschen hatten und das Bett sauber gemaclil : Wiederlmhmg mit iihnliehcm Bemühen meinerseits, sehr starker Hreldiim, unter zeitweilige!' Beihillu durch Berührung ihrerseits am Perinäum, Schließlich nach di^r Interruptio und Ejaeulatio blieben wir noch etwas auf- einander liegen, wobei wir uns aber nicht l)eweg1en, weil sie etwa die Berüh- rung mit dem Samen fürchtete.

Ich ging dann es war etwa V'8 Ulir in die Donau baden. Wie ich

ihr benötigten Bewegungen, „ganz zart und langsam und tief" wobei sie dann ■tarken Orgasmus geriet. Danach war sie dann ruhiger und ich stand dann

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vom "dritten Mal ab. Sie bat mich auch darum. Aber es war wahrscheinlich doch eine Dummheit von mir.

5?5i-l-»!«:*!lJ^H

Ö24

Fetischismus,

Zur 1. Niicht wiil ich nticli lieincrken, daß iirli auch dip Rückmlage Hieinoi'soits versuciiie, dabei ahev gänzlich ohiie Erektion blieb. G<?nie hätte ich die Seitenlage benutzt. Das ging aber nicht.

Als wir abends zuriiekluhren, war ich sehr glücklich, leider ließ sie aber die M'iener Atmosphäre und ihre wachsame Haiiafraii so gehemmt sein, daü wir, ohne viel zu sprechen, auseinander gingen.

Zii dicsiun Rei-ifli1(i des Patienten möclite Jeli benierkoii. daß icii ihn (getreu meinen Giiindsätzen) nicht zu heterosexuellen Heldentat«'!! angefeuert habe. Der Entschluß, sich endlicli normal zu betätigen, kam aus freien Stücken. Dabei Iwtte der Kranke ungeheuere Widerstände zu überwinden. Das Mädchen wollte aus seinem Jhinde die Vereieherun^ hören, daß er sie liebe. Kr verweigerte diese Ver.sic]ioning. Er vermied iede seelische Annäherung und beschränkte sich auf i)hysischo /^ärtlidi- kejten. Seine Fixation an die Sdiweetcr war zu stark, als daß er es tun konnte. Seine Überlegimg war: „Wenn ich schon die physische Fixation an die Schwester löse, so will ich wenigstens die seelische Liebe zurückbehalten und sie als ihr Eigentum betrachten."

Von der Größe seines Opfers und seines Seelen kanipfes gibt seine Schilderung nur eine leise Ahnung. Er zieht die Sache ins Lächerliche und schlägt einen zynischen Ton an, der keineswegs dem wahren Sach- verhalte entspricht. Ich habe übrigens die realistische Darstellung etwas gemildert . . .

Er bringt noch eine Traumanalyee und setzt .seine Schilderungen fort. ]. . . , Ich bin mit Prof.B...'. in einem Flur, Uecht-s ein Fenster, in day m^ni wii> iji ein naturwissenschaftliches Kabinett hineinschaut. Er Irugt mich, ob ich die neue Samnüuiig schon gesehen habe. Die Tür ist verschlossen. Nebeu der Tür hängt aber ein Kasten mit allerlei sehillcni- den Sehmetterlingsfliigehi und Käfern.

Er sagt, JeuLand muß doclL drinnen sein; dann gehen wir zum zweiten Feaister. Dort liiiiigen auch im liahnien bunte Schnitte von Prä- paraten. Ergelett konnnt heraus, aber wir gehen nicht liineln.

2 sondern stehen d;um wieder auf dem Fhu". Ich merke daß ich

kerne Krawatte umhabe. Emer der üerron, groß und männlich mu'itert mich tmt omem eigenartigen Blick. Ich fange mit einem Assistenten an zu scliäkern und schlage ihn wie auf eine Trommel mit den Fäusten oder Ellliogen auf den Leib, und zwar an den Seiten. Er findet wohl auch : daran Spaß, aber ich höre dann auf. besonders des großen Herrn wegen, der sehr verwundert ist.

:r . . . und bin im Eßzimmer meiner Großmutter. Dort ist noch meine Tante hmter nur mi Znnmer. Auf einem Schrank liegen neue lila- seidenp. lange Strümpfe, die meiner Großmutter gehöi'en Ich will mir einen iils Krawatte umbinden. Trofzdciu ich schon höi-e. daß meine Tante hinter mir sag! : „Daß du dich nit-hl untersteliHl. einen von Großmutters Strümpfen zu nehmen," nehme ich ihn doch und gehe durch den Flur in ; das Schlafzhnmer meiner Großmutter, Dorl finde ich auf einem Siuhl

Eil) Fall vuii orthopädiscliem t'i^tisehismus.

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eine Socke, dio luicli Jiieiiier (ji-olJmutter yohöi't und achwarz und woiM klein karriort ist.

Aber dio biiidp icii ;iiicii jiiclH voi.

Wie ich dann wieder inil |onen zuäiuiiincn bin, bemerke ich aul' ein- mal, daß lob pitieii ydiwarzen yölijBlbinder umhate, den trug icii unter dei' anderen Krawatie und habü nur iiicbt dai'iui gedaclu. AUi.i kann ich mich ia ruhig vor meinem Vater sehen lassen.

Einfälle. Das ist iodenlnUö öonderüar, daß wieder daa 8chlat'zimtiier nieiner Großmutter, ineino Tanf.e als drohende (iouvornante und die lihi Farbe zuBammen aul'tretoii. Auch daß der Traum mich wieder in das Zimnier meiner Großmutter führt, an dessen große Anziehungskraft ich schon wiederholt er- innei'le. Ic!i saß als kleinei- Jun^je immer auf dem Fußkisseii und habo den Flui und wühl aut-li die Waden meiner GrußmutU'r id't gesehen. (Meine Abscheu vor dicken Frauen!) Meine (Iroßmiitl^r war ziemlich stark.

Ich habe ihr auch später noch zuweilen die Schuhe an- und ausgezogen, venn icli gerade da war, alts Kavalieri^dieuoL, damit die alte Frau sich nicht so bücken brauchte. Sic hatte nämlich einen Bauchbruch. Merkwürdig, daß ich mich so lange niclil daran erinneilc, daß sie auch ein Bnichb;ind trägt, so lange ich lobe. Sie trä^t aiicli ein Knrsetl. und icli weits. daß ich sie als Idoines Kind oft beobachtete, wenn sie sich das Korsett zueclniiirte. Meine Mutier Irug auch ein Korsett, ich sah oft zu, wenn sie es zuschnürte, wälireiid meine Schwestern kein Korsett trugen. Mein großes Kntscizen und Kkel, als icli bei einer meiner ersten Licbpsaniiäherurigen die Korsettstangen fühlte, fällt mir jetzt ein.

})v.Stekel ist „entzückt"' 0 und behauptet, daß das Brachband der Aus- gangspunkt üom mütisc. Ich muß als kleines Kind das Anlegen des Bruch- bandes beobachtet haben, denn als etwa Sjähriger suchte ich selion dauenid in dem Zinnner meiner Großmutter nach irgend etwas, das ich besonders im Naehtlisch vonnuftcto, ohne jnir klar zu sein, wa.s das war. Als ich dann nach dem Kriege zum ■ersten Mal bewußt das Bruchband sali, war es mir furchtb;ir eklig. Wie überhaupt mein Ekel vor alter Menschen Geruch und KiSrporlichkoit sehr groß ist, bzw. wai'.

Dr. Stekel glaubt, daß irgend eine iiilantilc Gcburtsphantaeie sich hier- hinter versteckt, etwa, daß der Bauch gc])latzt sei, als das Kind herausge- kommen ist und daß deswegen meine GroGmiiHer und Mutter sich dauernd so zusammenbinilen niüßli-n.

Bei der infaniiien Einstellung liai dann die Angst, auch ein Kind zu bekommen und dann der Glaube, man könne das durch festes ZuBammon- schnüren verhindern, y.m dem späteren Schnürti'ieb und Feli.'^ch geführt. Daiiei ist das lli'uchbaml von mir völlig verdrängt, auch später habe ich nie mit Bruchhandei'n in der Pliantaeie gespielt und das Fraucnkorselt mußte schon sßhr stoii' und lang .sein, war dann aber noch verwendbar, besondere lx>i den Knaben und jungen Leuton, die als Mädchen erzogen wurden.

Dr. Stekel sieht auch in der Krawalle ein Felisc)isymboi; es ist der Zwang am Balse. Der Selbstbinder.

Neben einem aktuellen Erlebni.';, ein Anpreiser auf dem Markte, der einen Damenstrumpf als Schlips verwandte, erinnere ich mich auch daran.

*) Davon war in \Virklichkeit kt-iue Rede. Ich vermeide derlei Affoktausbriiche. Der Patient drückt damit aus, daß ei' niii' mit seinen Enthüllungen eine große Freude bereitet zu haben glaubt. . .

i .

Ö2Ö

Fetischismus.

l!

daß StriimptV öclinii in mf.iiier i'riiln'sif.eii (.^iicUiiezeil durch Gerucii und üt'- brauch alp Stiicke itin iloii Hals uder IjcsonderH als Binde üi)<?r die Augen oder- Knebel im Munde eine große Rolle spielten. Allerdings eigene Strümpfe.

JJalJ f.s gerade wieder lila Strüinjife sind, läßt mir keine llulie. aber 'n nidner Krinrienmg trug sowohl meine Multer ah auch Großiiiutter und Tante irgend wann einmal ein libi Kleidungsstück. Ich komme da vorläufig niclil !-(^eht weiter.

Auch das MinderwortigkeiLdgefiihI, das Schwächegefiihl gegenüber der Frau wäre erklärlich, wenn ich einmal durcli deu starken Leib meiner tlreß- nmttor einen überwältigenden Eindruck; in Aniietraclit meiner eigenen Klein- heit, em|)t'angen hättc.

Ob meine Tante mich einmal bei meinem Suchen und Kramen üijBr- raschte und die im Trauzn gesprochenen Worte mir einmal früher gesagt hal, weiß ich nicht. Es steht aljer sofort eine andere, spätere Szene vor meinem .\iige. Meine Tante vertrat bei uns Elt^mstelle. Ich hatte Schokolade geklaul und sagte auf die Frage meiner Tante „nein", trotzdem ich den ganzen Mun<i voll hatte. Sie quittierte mit einer Oln-feige.

1

H

T r a 11 m.

Zunächst unklare Erinnerungen an unruhige Gange durch Zimmer im Hotel-Restaurant und zuletzt zu Hause. Viel von gutem Essen, aber zum Essen komme ich nicht. Schließlich sehe ich vom Balkon unserer Wohnung im 2. Stuck auf der Straße Lina Kreidler mit einer anderen Person. Auf ihrem linken Arm trägt sie eine große Tüte. Es ist '!■■ ? (y /.;(/ '? Zentner ?). Sic soll da-s bei uns abgeben. Ich gehe direkt vom Balkon auf die Straße und nehme ihr den Zucker ab. Sie muß aber gleich wieder gehen.

Da sehe ich, daß um die Ecke ein Pöiielhaufen angezogen kommt. Ich lialie Angst, daß sie zu uns in die Wohmrng wollen. Aber sie halten ziinächöt vor dem Hause davor. Ich gehe auf die andere Straßenseite und will mich entfernen; starke Angstempfindung. Da sehe ich den Schulz- tiiann. Er sitzt zu Pferde und hat einen Vollbart. Er wird von dem Pöbel beläsligl, aber er läßt es sich gefallen und reitet vor ihnen weg. Ich biege links um die Ecke. Der Schutzmann dummerweise auch, hinter ihm her der Pöbel. Drum ist da ein kleiner Junge, der auf einem Handwagen leere Kisten und Kasten liinler sich her zieht. Er faßt den Schweif des Pferdes und zieht mit aller Kraft daran; aber statt daß der Schutzmann sich wehrt, wird er ganz schlapp, legt sieh weit auf den Hals des Pferdes vor und wird nun von der Menge mit Schnee beworfen, so daß er ganz weiß wird und sein Pferd auch. Endlich wird er energisch, dreht um und geht gegen den .langen voi'. Ich denke: Jetzt wird er donh wohl schießen. Da springen zwischen ihm und die Menge zwei uniformierte Männer. Ich weiß dann, das ist die neutrale Kommission. Die springen mit großen Ge- bärden, und weim er schießen wilh schreien sie: „Halt, Sie sind noch nicht daran, erst die anderen."' Ich will sagen: „Meine Herren! In Deutschland ist man empüi't über ihre Ungerechtigkeit," aber dann überlege ich mir, das könnte für niicli unangenehme Folgen haben, und sage: „Erwartet man von Ihnen wahre Neutralität". Dann undeutlich und Ei'wachen.

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Ein Fall von orthopüdiMclieiii Fetischismus. . 557

Der eine v(ni lier jiciitraleii Kuiiiniiiäeioii orinnerl [iiicli an einen Fran- zosen, der mir gestern in der Bahn gegenüber saß. Er halte griechiBche Uni- form an, weiß iiiÜ fjl;ui, inid hatte Kintoplioiistablerbewegungfii.

Lina K. ist ein Miidclie» in Riga, das ich kenne. .Mir liillt nu ihr gleich iixriri Freund Rolf B. und dann Kurt M. ein. vnn dem winde mal ci-zählt. ei' Hei mit ihr verlnbl oder su.

Dr. Stekel meint, sie verberge meine Schwester. Ich glaube mehr an die hdiiiosexueUcn Neigungen. Meine Freunde felüteu luir zu Hause immer sehr, lieöundery ItolT B. und ivur) M. hätte ich gerne hei mir gesehen.

Funktional würde sich also ergeben, daß mir die vielen (ZimimT und Eesen) Frauen und Cenüi-fte, die ich zu HauBu Kui'he. uiidit genießbar :^ind, ich halte micii an die IJemo^^o.vuaiitiit, die mir aber nur halben Halt gibt und mich de» Angrifl'en der Triebe (Pöbel) preisgibt. Der Sclmtzuumn, Stek-eh Prawi- dialgewissen, meine .^wkefie madip iuh gegen die Triebe mobil, aber die rückt vor den Trietjen aus, liat Angel vur iluien, das heißt, dieser Schutz ist nicht mehr kräftig, der Fetisch entwertet. Die inlantilen Spielereien beant-wortet er nicht energiricii. sondern er läßt sich von den .Jungen zum Besten halt^'n.

Wir gehdi itut die tielere Analyse des Träumet; ein. Patient hat sehr liäufig Restaurationstriuime. ICr ktiunul in ein Onsthaus, es sind viele Leute da, er kommt nie dazu, sich salt zu essen. ICr erinnerf sich nie an einen Traum. in dem er das Gefühl der Öättigmig goluihl hätte. Er steht vur den Genüssen des Lebens und Jial incht die Macht, wie sich zu eigen zu machen, Andiwseits zeigt dei' Traum deutliche Beziehungen zu eeiiieni Muttorkomplex. Die Mutiev ist das erste llttslnurant des Menschen. Er reproduziert eine Menge von Ein- fallen aus der Jugemlzeit, die sich auf das Essen Iwziehen. Schließlich stoßen wir aui' die Tatsache, daß das Obiekt den Säugiing bedeutet. .Jeder Fetischist drückt den Zwang der Windeln und des Eingebundeneeins durch den Zwang emes Objektes aus. Er erinnert sieh nun an den Kinderstulil. in den er oft ein- V^wängl wurde. Er scheint die ersten Kinderjahre nicht vergessen zu halxin. Er sah oft zu, wenn die jüngeren Oeschwister gestillt wurden, wobei ihm das Herauspressen der Brust sehr anregte. Etwas ähnlicheÄ kommt auch in seinen Phantasien vor.

Die Entwühinu»?" scheint er sch»u;r vertragen zu haben. Er war lange Lutechor. sein Daumen wurde mit Sent eingeschmiert., was zu einer wahren Benlleidensehaft führte und das Gegenteil erzielte. Erbsensuppe, die er als Kind oft erhielt, wurde ihm eine widerliche Speise.

Der Lutscher und die MuUerbrust wui'den ihm gowaltfiam entrissen. Das mag auch zur Zahnajztphobie beigetragen hal)en. Er läßt sich nichts mehr aus dem Munde reißen. In seinem Objekte sieht er den einge- wickelten Säugling, ein Symbol seiner glücklichen Zeit. Er läuft ihm nach und denkt an seine Kindheit : er läuft seiner Vergangenheit nach.

Otto setzt seine Analyse fort:

T !■ ü 11 m.

. . . Wii- sind in Paradeaufstellung und erwarten den Kaiser und die Kaiserin. Ich bin bei den Elisabethen! angetreten. Ich bin Haupt- mann, abor etwas befangen und nicht ganz klar, ob mein Platz bei der Aufstellung richtig ist. Laim stehen wir in Gruppen herum und die Kaiserin Auguste Viktoria und der Kaiser Wilhelm kommen. Die

■SIM"-*"

■l ( ) !

Ty.}^ FetiMcliisiuiis.

Kaisei'ii: .spricht niieii soforl an. Als den e.i=>ten von ailon. Icii LTweise

Ehrenbezeugung, aber stau, dm KUm anlzuhohalten, halt^ ich ihn vor

- das Gesicht und sehe durch ein rundes, 2 M.-ÖiÜclv großes Lo<;.li im Kolrii-

- dach mif dir KLÜscrin. Dann lallt mir aber das Voi'sehritlswicU-igü nieni«. Handlung ein. Ich nehme den Helm in die rechte Hand Der Kaiser sieül mich mißbilligend an. Ich kann den Helm gar "i^^lit ordentlich haRünei ist so uni'önnig, der Helnirand so dick und die Spitze bietet l^einc feMe Handhabe. Auch stehen kann ich nicht sicher, mir ist so sclmndeig trotzdem i<-h dann im Rücken oinon Stützpunkt fahle und nnch an ihH anlehne. Die Kaiserin erkundigt sich, ob «,i.er Garien ictzl besser ge- pflegt sei. Ich sage: „Darauf kann u-.h W Majestät keine Auskunft geben." Sie fragt dann noch einmal, ob der bchmutz aus de,n Galten jetzt entfernt sei; ich sage wieder, ich wüßte das nicht. Dann sitzt du e.n kleiner, verhungerter Österreicher im Garten d^wn- aus Mitleid auf- genommen haben. Der Kaiser sagt, er solle sich jetzt eritfernen. An alle Soldaten sind inzwischen Platzkaren verteil*, so daß ich für niemen Platz bei den Elisabethern keine Berechtigung mehr habe, ich gehe zu den 9ern meinem alten Regiment; dort lasse ich mir von einem Soldaten (Hen-y) eo «»"<^ ^^^^^ zeigen, es ist c-ine vürgeschriebene Ansichtskart«.

ich laufe mit dem kleinen Mädchen einen steilen Berg hinunter. Ich habe eine Gerte in der Hand, Sie ist sehr ängstlich und fängt dann sehr zu weinen an, daß sie zu spal in die Schule kommen wird. Hinter mir ist noch einer, von dem fürchte ich, daß er schwatzt. Links ist der Weg wir laufen rechts auf der Wiese und zwischen uns und dem Weg ist ein Beet von etwa T/,— 1'/- Moler Breite. Ich springe ül)cr das „Bcef und komme glatt hinüber, das Mädchen tritt auf das Beet. (Im Original steht zuerst einmal „Bett".)

Ich sage: „Wenn gofragi wirst, dann s;igi- nur. daß ich daian Seliuld bin. Ich übernehme die Verantwortung." Sie heult, wischt dami aber die Tränen ab und die Schule hat auch noch nicht angefangen. (Frida Naht.) Die Lehrer sind noch nicht in den Klassen. Es sollte da auch ein Vortrag für Eltern und Erv.-achsene sein, mil Lic.litbildern. den wollte ich mir ansehen. Aber die Vorbereitmigen waren noch nicht fertig getroffen. Ich sehe viele kleine Madchen (Schulmädel) in dem großen Saal, sie ver- schwinden fast und eine Gruppe Lehrer in einer Ecke.

Ich gehe wieder fort.

Einfälle: Der Kaiser und die Kaiserin: Vater und Mutter. Sonderbar, dife Kaiserin Auguste Viktoria ist tot. Todeswunsch gegen die Mutter? Ich sehe durch den Helm: der Helm Mutterbrust. Ich sehe also aus meinem kindlichen Gesichtswinkel auf die Mutter. AVie ich die männliche Ehren- bezeugung machen will, wird mir schwindelig, ich kann kaum stehen. Mein Helm wird zui' „Vulva". Ich kann ihn nicht ordentlich halten. Ich habe neulich digital an der Vulva meiner Freundin gespielt. Das darf meine MiiUi-r nicht wissen. Oder bin ich nun, nachdem der Helm meinen Kopf nicht mehr bedeckt

dorFetischzwang ist abgelegt , nicht mehr in der Lage, vor meine Mutter zu treten Sie muß sehen, daß ich die Hand an der Vulva gehabt habe. Und ■dann habe ich auch einen Degen in der Hand gehabt. Bin ich bisexuell? Penis und Vagina habe ich in der Hand. Deutet das durch das Luch schauen auf ein infantiles Voyeurt.ura? Ich verkroch mich gerne unter den Tisch, auch den

iPffTlwW

^K^mm

Kin Fall von orlhopä.rtischi'm (■'titiadiisniiis.

529

SclireibÜHcli iiiuiiiw Vaters und spielte dami Wauwau. Durch VorhanglÖclior und Löcher in (iiirdiiieii und Uecken .sali ich mil großem Vergnügen Der Garten iM \vuh\ jnemo Seele. Zu Hause eolUe ich etiiinal auf Wunseh ineinec Mutter den kleinen Hulgarten uniRraben. Alw ich schob os immer auf D'i- «egen huddelü' ii-h in der fileiclicn Zoit l.ei den l-^ltorn eint* .jungen Freundes Karlnffoln. Danuie uiaclite mir nicine Mutler einen Vorwurf, der mich auch l.raf. lind auch die Frage ist mir unangenehm, me kann ich dae wissen'-' Icli hm ja so lange nicht da ge.wi«en. Dalioi weiß ich wohl, was sie meint. Ich kmin nicht sat;eii. jotzL i>in ich gesund, ich zweifle, ich habe den Wunsch dali der Schmulj; in meiner ßooJe bleibt, weil der vcrwiidei-(-e Garten mir lieb ist. Auch die Angsf vor der Fra^e: .,Hisl du nun gesund?"

Der Österreicher hl Dr. Slekel. Kr ist entwertet, ich bni großmütig habe ihn aufgenunuiu-n. Mein Vater Bcliickt ihn fort, daß heißt ich. Und nuii komm! dat^ Dileujrua, Ich war hier liei den Elis;i M.hern oder Franzoni. also Oetorreichern. halte Anschluß Kt'lunden {dah Mädchen), dann habe ich dem Infantilihmut^ wieder den liomof^ejtucüen Krworh geopfert. Und nun kann ich nichi aichr zu iiir Kurück, fOrgn ge}ie ich /u uu'inem iUl^n Sexualziet. dem alten Hegiment. den %ni. Zu den ge^chrieUsneii Ansichtskarlen fallen mir Posl- karlt^n mii Rarrikalun-n auf di<- Kiniumg nii1 f;ikeimiiicrt.er Schrift ein.

Der Sokiat. der nur die Po^^tkaj-U' /.eigl. it;t .Mfjwi, Koi: ein Klsäss-r riioiiMjr Kumpajiie. ist währt^nd div Kriege^p an Dungenentüündunp gestorben. h> Kfeht wohl Für Ki-iuen Freund .\laily. der Ihu ujir lange Huivche war und rail ilenj ich «ehi- enge körperliche iieziehungeji ha^.U^ und ihn auch sehr lieble. AL«(i RiieJ<kehr zum homosexuellen Sa\ua!ziel. Entwertung der heterosexuellen F'nsitiftn. In dw ich mich ja auch noch gar nicht sicher fühlt«, denn ich füfilte HMch bf^i den Kii^alxithern nicht huigelitirig. -

Xu deuf kleinen Mädchen im Traum 2 fällt mir Frida Ü. oni. eiue Freundin meiner Scl]wc«ter. Wir .spielten zuwamraen auf dem Sandhaufen und waren Braut und Bräutigam. Wii' gmgcn dami Arm in Arm. Als Kinder haben wir wohl auoh Doktor gespipdt. aber ich erinnere mich mir an Spiele mit Puppen. Dagegen h(4oiio ich noch einmal mein Vergnügen, unter die Tische zu kriechen.

Pup}>en intereBbierten mich sehr, l)esündert- was im Bauch wäre und warum sie mit den Augen klappern könnten. Dae habe ich dann auch gelegMit- lich gründlich uiitert-uchl.

Die Gerü^ in der Hand: «in Penissymbol.

Dr. S'tekel iragt, ob Kchulöspiolen und Schlagen und Geschlagenwerden wohl für nnch eruinerlich werden. Schule haben wir sicher gespielt. An gegen- seitiges Schlagen kann ich mich nichi- erinnern. Die Puppenkinder haben sicher Schläge beJvommen.

Ob sich dahinter .-u, infantiles P>iebms verbirgt? Die Angst, daß etwas

herajiskommt?

T r a u m.

... Ich liege mit dem kupf m Dr, Stekel& Schoß odei> vielmehr auf seniem linken Oberschenkel, Ich fühle mich sehr glücklich und empfinde die Wanne seme. Körpers. , . . Rolf Riemer, den ich vorher lange gesucht halK. kommt und hat von Ih--Stekel gehört, er sagt: „Ich war früher 1

;!:!ll"'**fr:^^";!?l^"'?/^^?*^ ''\ '■"^'■■^'t''"- ^^^^ nieder jemand lieb

. . Kr scheint mir auch «ehr

haben." Dr. Stekd sagt ihm dann etwa

Sloki-I, SIÜroiiKeo d<^K Trinh und AlTi-kllolii'iiB. vn.

■M

530

Fetischismus.

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froli gowonlen au .fwn. Ich hahc .jetzt d^m \Vun«di. bv.otekei liätLe nur im 'rraiini die Häudc auf den Kopf golpijL.

Das iiHiß etwa doi- Ausgang einer liuigoii, err«gton, dauernd simlicmiwi Ti'iiijnireilie f^'cwcsen sein.

Immer doutlicher tritt in der Analyse die Beziehung zum Vater auf. Er iUnTträgt alle seine Affekle auf mich. Er hofft nooh in letzter Stunde eine Wendung. Er will oijien Abend mit mir verbringen und mir „nienBchlich" näher kommen. Er sieht es ein, daß ich ihm so viel Zeit und Mühe geopfert habe, aber sein Herz verlangt nadi mehr. In diesem Traume ist seine Sehnsucht (T- füllt. Er ist in Abrahams Schoß. R. E. ist ein Symbol für ihn selbst. Seintv Ecxuellon Bezioliungcii sind ganz normale. Er ist sehr potent bei seinem Mädchen imd hringt sie mohrfach zum Orgasmus durch seine Fähigkeit, die Ejakulation hinauszuschieben. Die Zähne sind ganz in Ordnung, die fehlendwi durch Brücken ersetzt. Jetzt will er eich an eine wissenschaftliche, große Arbeit machen, die ei' während der letzten zwei Wochen ein wenig verniich- täsßigt hat.

Otto setzt den Bericht fort.

Trau m. Dazwischen in Klammem die Einfälle.

. . Ich bin aui' dem großen Balinhof, der mit seinen Gängen und Treppen in die Stadt übergeht, ein Gewirre von Häusern und Höfen und - Straßen {wie meine Neurose) und sehe hinter einem Zaun (Kaserne) einen Burschen, von dem ich weiß, daß er reiten lernt und dort beim Reiten (ich sehe immer nur den Oberkörper über dem Zaun) gequält wird. (Einem .., Soldaten wurdt; im Frieden einmal an jedee Bein ein StaUeimer mit ,- "Wasser gefüllt angebunden und er so gezwungen, Trab zu reiten.) Ich

gehe hinunter, da ist das Bild verschwunden. Ich bin wieder oben im Balmhof und sehe jetzt den Eingang der Kaserne. Ein Bursche wird von zwei Männern geführt gebracht. Er ist gefesselt und trägt eine sonderbare Zwangsjacke (erinnert an den chineeiechcn Kang). Die Augen sind vor-

. bunden, im Mund steckt ein Kneliel. Er wird in das Tor hineingetriel.)en. (Anch der andere, der ritt, war aufgezäumt, er trug, glaube ich, Scheu- klappen.) Ich vci-euche wieder, das Schauspiel aus der Nähe zu genießen, aber verwirre mich in den Straßen und Häusern.

Ich bin auf dem Bahnhof, mein Zug soll abfahren. Er steht schon da. Er ist überfüllt. {Lauter Valutaausländer.) Ein Luxuszug. Ich sehe einen Speisewagen. Einen Friseur und ein Stoffgeschäft. Das kann doch nicht der Zug für mich sein. Nein, da steht ja auch daran: „Nach der Schweiz." (In den Bergen wohnt die Freiheit.) Ich muß ja in den näch.sten Zug. Da steht daran: „Nach Berlin." Aber auch der ist überfüDt. Ich . suche alle Abteile ab. Endlich finde ich hinten im letzten Wagen Platz. Da sitzen wir wie auf dem Heck eines Dampfers. Außerhalb des Schutz- . daches. Es regnet, aber ich werde wohl nicht naß. Ich spreche mit einem Herrn, Der Zug fährt rückwärts los. Die Wagen vor uns sind lauter Plattformwagon, sie verschwinden unter der Wasseroberfläche, man sieht aber, wie sie mitfahren. Wir fahren um den Molenkopf herum. Mir ist daß . sehr wunderbar, und machen dann aai der anderen Seite des Mole fest. Jetzt fehlt mir mein Gepäck. Ich öffne eine Tür nach der andern. Überall viele Leute, meistens junge Bursehen (Wandervögel, Pfadfinder). Sie

■PIP

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Kill Fall von örthopüdischom Fe fisch ianius.

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liüfjwi iilwr- iniil (iiirehciiiimdcr und schliiif.'ii. Wenn ich einen umstoßt- \rdhi- i<:ii imiiior AiiKsf. ^>.r konnü^ aiifwiipheii. D;inn komme ich in ein /iiuiiicr, il:i siiul nur zwiii Frauen. Stinst ist (la.-^ /iiinnu>]' hell, alwr in der Mitte liegt «in Kdiriclitiianl'pn (Sowjelrulilajid, H<ilst;li(?\visioi-un(,'). Hie Friiu linke liißt ihi- hliimles Kind an der Jtnisl trinken, Sie iw| auch blond, RttcJit.-^ silzL eine Seliwiirze, (Spiiler bilde iuh mir oin, diu Hchwai'ze hätte ein Kind luif den Naehttupf gewetzt. Es ist Annn: „Schwerter I,'-)

Die niieliHte Tür: ICino Radewanne, darin schläft ein Biirscho ganz jingezoKeii niul in i)<^cken gewickelt, i)io Wanne ist voll Wassor, Das (Jc- Kicht wird wie (bs einer katholischen Schwester, meiner Schwester I. (Sie ist tot, liegt ijn Siirg! Sio itii im ITt^erus eingezwängt, nchwinnnt im Knirhtwasser,) IcJi haljc, Angst, er könnte iuihvachen, Suiihp weiter nach trieirieiii (ie|iäek. Im Hahiiliof ist i'.< ii.ui:b nirlit. Diis uniß ja meine Familie mit im '/aih hiiben, die «iiid ]a in dem Zug drin. Ich laufe zurück. ICin Ziinn mit; Pfählen iwt im Wi^. wird iiberklettenl. Ein Drahl.aaun, ich /.u'änge mieJi durch, noch ein Zaun; aU ich auch den überwunden habe. sehe ich gerade iiocJi den Zug abfahren,

Herrgott, jetzt bist du witKcn geblieben! AkT dann öage ich mir. das (iepiick niiili ,ja m iifgegelicn ^cin. Du fährst eben mit dem nächstBn Zug iiiu:h. Dann liasl du ebeii dnen Tag verloren , , .

, . , Meine Mutter sagt zu mir: „Iwt et denn wirklich wahr, daß du Anna.') koitiert hat;!.''?" Ich ^ige: ,,.)a, und e?; war eine e^^■acheenp Person dabei.'" Meine Mutter: „Üae ist sicher dies Fräulein gewesen!" Ich hatte Sorge, meine -\hitter konnte sich durch die ei-wachsene Person betroffen fühlen. (Vorher war wohl auch mein Vater da. und wir hatten uns ganz ruhig miteinandei' über mein Ergehen an egesp rochen.

Die eingehende Analyse dieses Traumoe hat sich Otto geschenkt, dessou Bericht*! immer kürzer wurden. , . . Der Traum zeigt die deutliche Abichieds- Btimmung vor dem Ende der Analyse, Er fährt nach Hause und verläßt Wien. Seine Parapathie wird al« Gewirr von Häuseni und Gängen Hymiiu- Ijsiert, Er ir;t der araie PncKche, der reiien lernt. Er stellt es so dar, als oh ich ihn zum het«roeexuellen Verkehre animiert hätte. Sein Liebcaabenttner wird als Quälerei seines parapathi sehen (asketischen) Ich geschildert. Der Zwang der Parapathie erscheint durch den Zwang des Nonnalen und des Analytikei-s ersetzt. Er ist gekneMi und trägt eine Zwangsjacke.

Das Fahren konnnt ihm nicht leicht an. Er weiß nicht, wie es ihm im Leben ergohen wird. Er vetvucht, das Dunkel der Zukunft zu durchdringen. Er ist frei wit^ ein Wandervogel und hat kein Gepäck inil. Die Schwe.-^ter ist verheiratet und hat ein Kind, das er beneidet.

' Er möchte aber auf seine Schw-<wt<'r und .«eine Parajihilie (sein Gepackl -nicht verzichten. Sich und seine Schwester läßt er wohl sterlrfn, aber' um wieder aufzuerstehen. Der Traum führt ihn in die fötale Existenz zurück Er kann ein neues Üben beginnen, auch die Sehwe,sf^r wird neugeboren- sie können dann jede sündige Tat vermeiden. '

Er versäumt den Zug. Er kann noch einen Tag in Wien bleiben Ei* muß ja bleiben und kann wieder zu mir kommen. Und er hat .^icii da-; läsi" (it«ländnis daheim ers])aii, ßeine Mutter weiß alles. Er hat nic'liL ' 'P

■1 Sch«-cst<;r 1.

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Fetisch ismas.

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en l^dl ^"'''^'f/'' 'r ^"'"■^""^'<^^-- ^^e Zahnarztphobie .st r bä^^^^^ h T ■-'■W-1'Lsv..koh,- hat s.ne Paraphüt «r.etzL

i-']t Objekte habei, jeden J.ie,z tui- ihn veriom,

lehne eh. Aber haben «„■ A,,t. da« Rechl dazu"?')

ri,.,, V 1^ ^'^^^'^ ""' giänzeiide Bestätigung aller Themen, dit ich in

de. vongen Kapit.eir, über den Fetisdh.niu« aufgestollt habe, Trachten W" ni kurzem di,- hrgebiliss..- ZUHaintn.iazufasöeu

Wir .ohen. inen Men.chen. der «,d, b.nmht. seine Sexualität zu rd ueken und aU Asket zu leben. Er rü.kl ganz von der Hetero.exua- ! tat ab imd betrachtet sich als Homosexuellen. Ja. er bringt sich einen f reund m. Hau. nnd .osteht seiner Mutter, daß er mit ihm l'L Ötxül, Beziehungen lud. ^e„, Vater ertahn e. durch die Mutter; wa wohl d Absieht des Gestänchi sses war Er rächt «ir-h ..,„ l- T

Punkt« de. Km„kl.e,t.bildes „tol„ .e,,« ),ieb. »u„, vZr an d™ 1 ».xueU feiert i... ,.,e.e L,ebe .chein, ..■ößte.U«,; t'^™: :::,

nmgen »„ M„u»,.. Schwellen, „„d d,e Großmutter wa,-e„ it„ v„, d r Analyse nicht bewuHt.

Für das Zustandekciuaen de« L.iden.< konunen zwei Traumen m Heiracht. Da. eme ,«t der Tod der Schwester IV. Er fülilfe H,-h s.-huldiL- er war em Mörder, well er diesen Tod gewünsdil haite. Aus dieser Ou.dle «tummt^sein Minderwertigkeitsgefühl und hier haben wir den Kern seiner Rußtendenzen .u ,.uch.n. Seiu bremiender Khrge.z wird von rhe.en G.- luh c der Minderwertigkeit n, Sci.adl gehalten. Er darf niclite erreichen

(Asketis ho renden. ausgedrückt In Abstinenz von VVe,b. Alkoliol u.i.l labak. durch strenge, entbehrende Lebensführung, unscheinbare Klei .iung usw.) Durch die.e asketische Haltung l,otft er den Zorn Gottes zu .rvve.dien und selbst zum Heihg.n zu werden. (Chri.tnsneurose ) Ein schft-eres Irauma war der Verkehr luit der Schwester den er ■üs Kind vollzogen liatte. Sehen die ersten '[i-äume deulen a„f dieses Erlebnis hin

^l Vhc-r diu ueitHrwi Schickw^ilc Ottoj: hnffn w.\i ;. j bu-ichU-n. Er .t^t .o.h .. .d,. unt.r d.„, ^^^ "' fV'-''^'- A""^'«- - um .m klur.. Bild ,.b«, ..„ k.nncn. '"^^ ■'""'>'''• ""*' ^"twöhn,„,g.

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Kin Füll von tirthopüdisrJicm Fetischismus.

r»:-i3

Die Analyse muß zwoinial ^-closon worden, dann kiiiin mun oi-echen. wie (jff Hphon in don ftrsteii Träumen die späteren Krkonntnissr präludierl worden. Bestimmend für die spezitiscihe Form seines Leidens waren ver- Rihiedene infantile Eindi-Ucke. 1. Der erste Hosenträger. 2. Der rettende N^jibelverbiind. 'i. Das Brueliband der Grolinnitter. 4. Die Binden der Mutter. 5. Die Erinnonme ;in die sltir.klicJie Siinjjlingszeit. Das Lenden- 1,Hi-,li Christi.')

In seinen fetischist isi'Jien Objekten saimnein sich die versdiiedenen Komponenten seiner Parapathic.

Das Objekt stellt dar; '■ '

1- Ihn selbst. Ei- ist verstüinmell und durch Selbstschutz gebunden, 2. Die rtdiwester und ihren Kopfverband.

■i. Einen (leiKt. einen Revenn.nt, den toten Bnider nnd die tote Schwester.

4. Christus.

.'). Kin Opfer der Kastration, (i. Ein eingewickeltes Kind. 7. Ödipus und den Vatermörder.

H. Den armen Lazarus. Eine ewige Warnung! (iSei froh. rtalÄ du dlrine geraden Glieder Imßt!)

Determinierend waren auch die Eindrücke. Der Knabe im Ijazarett, den er .sali, als sein Schwesterchen starb. Das ßild vom armen I>azarufi. D(!r Zehenverband der Mutter bei der (ieburt des Schwesterchens. Der Miiulknebel als Erinnenmg aji den l.utseher und die Zange. Die .Schienenverbände der Schwester. Das Korsett der Mutter. Die Identi- (izieninjr niii einem Pferde. (Kandaren^ Die Phimose und der anale Zwang.

Der wichtigste Kindrni-k war wohl das Bild vom armen Lazarus. Er ist der arme Lazanit; und wird als solcher einmal in Abrahams Schoß sitzen.

Der thera).eu tische Erfolg beweist, was ich immer behauptet habe, die Dnabhängigkeit dieser Zustände von der inneren Sekretion, die Heil- barkeit der Homosexualitäl. und des echten Fetischismus.

') Dr. Mißrtegler vermutet noch oinu M*;iiKtrua.tioiisbiiKle. wozu aber kciu MuU>na] an Bmfiillrn gfibradit wurde. .\-Qch dw Verhand nie CubIcip virginitntis wJire in Betra.'ht ■Ml ■/.ifhcD,

:

; ,

xvr,

Analyse eines Falles von Trans vestitismus. Vim M. U. C. J'Jmil (tuthi-il.^)

Fall Nr. 70.

E i n ] IM I. (' II li !■ B t! m i; r k u n g: PationMii ging aüi' iljo Aiiaivrii' untör einer Bt;dijtgting i3in : daß wir i li f c- ri e \ u e 1 1 o T r i e b l' i ii- K t e 1 1 u n g n i c h t z e r s t ö !■ (' n. Sie wünschte ledigiidi, wir inöchteii ihr bei den Beiiiülmngen um eine polizeiliche Erlaubnis, Männer kl cidunu tragen zu dürien, (Uircli ein ärztlii-lies AUesl behilfli'-h sein

Elsa B., 34 .JLilirt all, Bvindcsbeamtin.

Status praesens: Schlanke Statur, kirdidachförmige S.-hu'- tern, schmaler, asihenißßher Tlioi-ax ; anämische Hautfarbe- Kehlkuiif ^v('ihli<-h. Primäre nn.l sckimdäiT OesclileclitBmerkiuale nurmal l.aut An gaben der Kranken sind die Menses regelmälMg, erste Menstruation im 13. Lebensjahre. Während dor Periode kann Putientni angeblich übn SHnnengkeit™ auch BergpaHion und dergleichen unternehmen Si.-heres .\iiftretoi,. Sfhi-ifte groß, inännhciie Gangart. Die Altersangabe erfolgi, /iigernd. Leichtes Erröten bei Bespreclmng der Sexualität. Altstimme PiiMt.'ntin hcliauiitel, Tenoi' zu singen, in der Piibcrtäi hah(- sirh die Stimme gesenkl. Die Verrichtung der Miktio erfolgt in stehender Posi- tnr. Keine weseii Midien Degenerationfizeichen. . ' '

M -.1 l> l^ -) I II Z r 11 i I 111 e t e 1 11 :

M ni,. v..rli,^^..„.l.. Analy... .-urd. v„n ,n.me„i Miiarh.-il.r unl.,r mein.,- L.,Uin«

*'"'^' '"'■'' ""■"' ' ^'"f ''''■ \'-'-tirfu"E ninzHn.r Traunm.Mhv,.« ,„„1 Fomuli.-runK dnr

.*> I li I II ß I 11 1 f; !■ r II n n {■ 11 iiiwhivlnktc.

■Mm^k ,.!,. ßd.,s, II.:., 1921, clor Zciterf.nfl für ,S<.xuahvi,s....n.chalt Ur 1/,,:. if„,,„.. nnrlin. Vn-la« A^Man:,,. & il Wnh.r.. Honn, ^ ^) Kntf.nmn« der l..idon Pr<,.^us --riK-md,.,. - ) Entfnrmii.K der i.e>d.„ ,.rob.n 'IVod.mteron. - ", E„tR.rni,n.' dr-r heicb., Sp.nitr jt.ii.M,. iin1,erior(v< ,.ii per iure«. - -) E.itfrrnunir vom 8eh,.ik.l bis 2„r Sd.l,. - •1 liiurr.i-i.MNK vmii l'r.H-. .or.....id,.,.. I.i. .,„■ Spit/.,- dt^ MitWliaKer.. - ») Entrcrmin« MINI ScIintH Ins miiü SlcilS. - "I KiilfiTuiirm v-m ,S|,,ii; i,;, ^u,. ,,^„,,j,.

Analyse eiiiDs Falles von 'Iraiisveatitismufi

ö.-ir»

SaxDBlIu Proporbionon

Schaltsr : BMlcen

= loa:

RchultfirTlIurt« = 100:

103 (94, 97] '1

111 182. 861

ObcrISiiKe : UntBtlftngB = 100:

110-4 1106, 911

Apex ne 11« Proiiorticm

Stand I An git : AnnlUnKR = lOO:

42-5 144, 44]

Eine DurcitsohiiitUliitclligcnz, gute AulTassunjitilaliigkril, kinisÜi- n'wJifi Interessen (Violine).-)

Das E i 11 I' ii li r II !i g s s i- li ]■ (• I b (' II :t 11 Dl-. ^' t e k e t:

„Ht>n' Doktui haUcii in>i incinüiii letzten Besuche die Forderung an midi gestellt, Ihnen eine Boöc-hreibuiig meiner Wesensart zu über- riiilteln. Obwohl ich kaum über Sclircibegewandtheit verfüge, so will icii il<^riiiiH-h veisiii-jicii, Ihnen, sehr geeiii'ter Hen- Doktor, ein einigerniiilAeii Ziili-ci'ifndes Bild meiner l'eröeii zu geben.

Soweit ich mich an meine Kindheit zurückerinnern kann, hatte ich L'<igen weibliclie riiuelsaclien starke Abneigung. Beediäftigt habe ich mich .'M]8ß<:lilic(.Mic]i mit Knabenspielßarhen, wie Säbel, Gewehr, Soldaten; ein große?; ScbaukelptVrd war mein Jacbüngsspielzcug. Eine ;\n!äßlic.h eint's Weihnachtsfestcri erhalLeno Puppe Tiel der Vernichtung iinheim, eine Haiiflarbeitssd lachte] wanderte ins Feuer. Meine Lust zum Reiten, weldier ich anläl.Mich eines Sininneraufcnlhaltes in M. auf einem Beni- hardinerhund ausgiebig l'iönte, 1rug mir eine bleibende Erinnerung in Form einer Nurbe ein. Auch entsinne ich mich noch eines W i n t e i- Ml a II I <■ U ans dunkelbliiuem HtoCl" mit Vers^i-iiiiiiningon, an weldieni ich

') Itu' ciiiKckliiiiuiirnci: Ziihlcii ciilutiuiiiucii .kr Arbuit von Ür.Weü ll.v..); 'i"' i-reieru l..-v.id.i «idi uul' huiiui^uMidk'. die /.vv.nti' auf hclcrospxiidln Fi-utini ^fiiKT Br-il'- ;i.-hn.,,g. Wie crsidhtiidi, ist in imBcn-i.i Falle ,lii. Ifclalio.i NdiulN-i— licckm 'in.l .SdinlUT-Höftc ziigimst,™ ,|er liwikni-llüiu.pm'li,.. .„mil sl;,ik luu-li ,lrr l,otüro^Lxiivlli-ii Ki.'lilu.,^. v.r.<:liob™. D,.r ..tl.™i«cl,e Thor^ix l,m nlkrdin^K z.i .ii.wm HL-.uHat. in ■Mrlil «.nnKrri. M.iU,. heiK.li-uK.Mi- niu,-l-i„go-Unt,.vliinK.. s,»v„. di.. .m-xm.II. Pmporl.

'1 Icli hring,. .„„iicii.l ^^.kii|.«i ,li.. w„.|mtf.u.i. An^ub.,, tk-r Krauk.-u .x»^ a.:a •■'"y^iun. Sit..,n«.n. Es soll hier .Uirg.tan ^u.^cle«. ».>s man v.m ,k.„i Bericht*- d.r liir;u,:.Unk,.r ni di-r Zoit vor der v„ll..„ n„in,]L.,nf; der nn-vir..auu>, /.m halten habe hid.I;,n|i,vtik..r |,l|.p,, «..wühnliel, den .r.len Angabe,, de. Kranken zun. O,,for m n.len, |l>„. um einen, Su,n,^ Cl be/oiehn«tan Angaben entsprcehen niel.t den Tat- ^a,-h..,. .„ul w„rd..n spJile,- von .k-r l'nlieatin korrigiert. Es handelt skOi an, teiiwei-^.' n„he«-«ßt^ knUtellnngen der Ix.l. n.f-es.lüdae („Krankheilsgrwnni-) Die nehliW" .tell ,.,, S:.!... ,.ind mil einem Kren-.e (t) bD.mdmrt.j Schon die^-r eine Un,.tand gibi. ein Kdd vun den «el,\^ieriKkeiten der Analyse wi«kr. D.ü.ei fehlte liier d:i. di-ängi-nd.' Homeni deK HeilnngsbKÜH-rni.ses, l'ntienlin envartcte keine Vuüadenin« ihre. Za .Linde, dureli die Annlv^e, - ila. «i,y.nn^.«Ti.e ..nfgenonimene Material bi-inRt es M.il sieh. .hdJ die Diirslellung stüUcinveise der ICii,liem,..hk.Mt enibel.ren innli; «re Kettiriiil aber LindrcrueiW an Pkfilik.. :'-' -,:- ■:

11

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t'etiBchismits.

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r. Z ' , ^'"^- ^^"^'^^^<-l-'"l'^-h war .. di. grolk. Ähnlichk.H-.

d^mOI H '"' . ? ^'■■^'^'"^"»■tßn Öniformröcken der Husaren, ^v.Mmn iu. b d,e g,aU. Hcliebthct .u verdanken hatt., so z.ar, daß ;ch .ogar iHhr „nd Sommer darauf bestand, diesen Mantel zu tragen und die. ■^"'f mit alk'ri Mitteln durch zusetzen versuchte.

/ugleidi ,nit den Jahren wuchs uieine Abneigung gegen «'eiblirJie" ■■^Piclereien. Ua meine Zerstörungswut mir hart. Strafen eingetragen Hatte, begnügte i.h mich damit, derartige Spieisaehen ,n die dunkelst. ^A^e zu verbergen, da ich mich ilirer ..-hämte, und sie hiemit ihren, öchicksal zu überlassen.

wahrend meiner Sdmlzeit, kann ,ch nneh nicht erinnern, irgend e.ne ..ndin oder Spielkameradin- besessen zu haben. Mitteilm.gsbedürfnis «ar keines vornanden und ihre Spiele waren nicht die meinen So war ich muner einsam. Da mir mit der Zeit meine Lieblingsspielsachen entzogen Mirdon, weil sie angeblich tür mich nicht passend waren, hielt ich Tfm^ schau nach anderer Beschäftigung. Meine besten Freunde «iwden von d-i an nicht Menschen, wohl aber Bücher.

Mit z u n e h m e n d e n J a ii r t- n w u r d e d i e K I "' 1

^:Zb:z^-s~:ttft:^^^^

"...-war es nnmer wie eme Erlösung, wenn .eh endUch dt g^n : zL^ Wieder vom Le.be atte. Ich hatte damal. dasselbe Unbehagen in dter K mdung ,vie ich es auch heute noch habe, rjegen iedes I Kleid wurde ein erbitterter Kampf geiuhrt und wenn ich es dennoch e.n- mal anziehen inuMe, hätte ich mich lieber ni .rgend einen Wink.l ^e- riuchtot, als damit unter Monscheii zu gehen. * '"

Alle diese Gegensatze führten naturgemäl.s zwischen n.ein.T Ka- mihe und mn- .u einer Kntfre.ndung, die imn.er großer wurde und zun, Schlüsse überhaupt n.cht mehr zu überbrücken war. Meine Verwandten ormten memo Wesensart nicht verstehen und ich war mir dan.a k ü das Woher meiner Emi)nndungen selbst noch nicht klar

Seit v,eion Jahren lebe ich. nun allein auf das angewiesen, was ich .n.r nrch redliche Arbeit verdiene. Aber immor noch bin ich gezw n- m eine Kleidung zu tragen welche mich heute noc]. ebenso .enig glückl h .nacht und befriedigt, wie ehemals, und die oft auf der St .■ ß .u den peinlichsten Situationen führt. AVährend de. Krieges bin ich zu v^^iederh ölten Malen beanstandet worden da man stet« emcui Mann in mir vermutet hatte. Aber aucli heute noch ist es für mich

ITkT"' ^'Z^^^^'^ '" ?'''"■ ^^* "^^"'^ '^'^ «^ "'-=•'• vermeiden, mi Kollegen und Kolleginnen auf die Straße z. gehen, und wie peinlich

Anylysr' oinpt; Falles viiu TranKvpstilTKiniis, 537

(li*!s für iiiicli JB!. wpnn dio Lonto stt^hcn ))leilj(>n und ihre (ilofiBpri übor itiicli marhon. im TieiBeinnieim-i' JJpK'ltiitpt'vsonon. (\ivs siaiibc trJi. bniui-iip irh Ilinf^n j!i gar nicht weiter au schildern.

Aber nicht nur auf der Straße, .sondern auch auf der EiBenbaliii, StraÜonbahn. ja überall wiederhol! sich dasselbe.') Da ich fast täglicji den i)ft rei'ht ordinären Anspielungen der Leute ausgesetzt hin, bd sehe ich mich gezwungen, nur die alloniotwendigsten Gänge zu machen. So mache ich jetzt täglidi nur mehr den Weg in das Amt und nach Hause. Sjiaziergänge oder Ausflüge unlerbleibon jetzt gänzlich, um allen ün- annelirnliclikeiten auKzuweichen. Wie sehr dies auf mein soelischcK und iun-[>erliches nefinden einwirkt, werden Sie selbst, Herr Dnktor. am besten zu beurteilen wissen.

fJlauben Sie, bitte, nicht, daß ich m11 diesen Schilderungen über- trieben habe. Es wäre mir daher angenehm, wenn Sie zur Überprüfung dieser Tatfiachen eine Person hören wollten, die oft und oft Zeuge soicher Sit.uationen war.")

Hitlier möchte ich mir erlauben, an Sie nochmals die Hitte richten zu dürfen, mir das Tragen von Herrenkleidern zu ermöglichen und mir dadurch ein menschenwürdiges Dasein zu bereiten. Ich glaube dadurch wohl niemandes Rechte zu schmälern imrl mir wäre dadurch eine Wohl- tal LTwiesen. für die ich mich stets dankbar erweisen .würde."

l- .-\ ti ;' irj II t^ ,< V 11 II fl .\ II -.1 1 y K (■ de r T r ii a m ß,

Mt/. Uli« 1. Rückeriiiueniiig 3./4. Lebeasjahr [e. Kiufiihrungs- j schreiben !].») Ich soll ein 7-Mnnato-Kind gewesen sein. War richwüclilieii '( lind habe iilli., Kiiidorkranklieiü-n durciigenntcht. Vater starb 70 .Tahre alt. . i iii meinem 2. Lj.. an Paralyse. War Lehrer an einer LehrerbiJdangöanstJilt. t'.r hatte die Mutter im :iS Lj. geheiratet, obwohl sie erst im 17. Lj. stand. | Dioeer große Altersunterschief] führte später Öftere Differouxen zwischen l den Kltem herbei, bosoudei's da die MulU^r lebenshistig und putzsüchtig und j der V'vtor ein cmsler and Kolider Mensch war. Die Mutier hiitte. da sie un- | niilerbrochen Vergniigiuigen uachging, für meine Erziehung keine Zeit übrig. ? so daß ich von den Großeltei-n erzogen werden nmßte, (rroßvaier (Ethno- ' '"«e) und Großmutter kümmerten sieb jedoch ebenfalls nur wenig um mich lind so kam es, daß ich zum größten Teile mir seihst liliertassen wiir. Vier '. I

') Das Kxtcricar dvr Kr.tnken iet in der Tat auffallend. Auf dem kurnKwclioremai.

w*<'-beitelt«n Haupthaar sitzt oin Horrcnsrhiapphnt. Kiii faul bi« zu den Knöcheln j rcii-hender KeEenmanlp) läßt dem Zwpifpl llanm. nti darunter Hoswi oder Hock ver- lifrR™ m-ien, AW es briindrt sii^li dort ein Praiienroi-k, das einüiRn weibliche Attribut 'ler KlftidunR. T.lber einer Hmndbluso trüßt rntiratin ein Herrmplor, aiioh einen i^taifm

Kraben mit finur Rindekrawatte und M.inKHictten. Herren wäselic, Herrenschiiht;, alle . Kl(!inigkeit4>n, wie TafichnnmefiKcr. Taw-lionfnierzcnn. Zip;arett^nHoKe et.-., nnfh HorrMi- art- (Rkhe Fig. .53 und .=)4!)

'*) «emoint iM. Frau Justine. (Siehf .Sitziiüf: l!l f

^) Tn düj eeiigeii Klammem bnlindoii sirli meim' Anmcrkiinpen.

Ö3g

Fetischismus.

Jahre nach .ium Tudc int>iiie,s Vak-rs lioimtflc liit^ Mutk-r zum zwoiu^ii Maie. Mit der iMiluiituiig iiioiiior Voran higudg wiii'di-. da.-; bis dahin tTträglidie Vc^i- n.iitnis 7.U (lün Oj'ulM^ltoni aiidi xfii'stört und ich ging aus dem Hause fort. mii iriir oino sollwtäiidiKü Exislon/ zu firiindfii. Dari Gliipk war mir hold, ich t'Gkam eino Anstellung im Staatsdionsl^ und lebe bereits zirka 10 Jahre von ilcr hamilio getrennt, vom Ertrage meiner Arbeit. In meinem 25. Jahre starb <jer Grulivator, zwei Jahre später die Grolimuttcr,

Unter meiner Voranhigung leide ich iiiclii,. (•) Habe in der Kindheit größtenteils mit Kmibeii gespielt. Mädchen habe ich nicht gerne gehabt, treundimmri bis zum l.^j./lO- Lj. keine, das erste Freiindschaft.sverli.-iltnis bi^

!)i^ Arli-Mtfkl"iduiiK J.'k Krl, H. - Ai.f der SlroBü wird darüber der in dar B-nlUn,. k .-,» wahniB Manlol hui™,-.,.. - Di. V<.riHf«ntli,.|,un« dieser Bilder ^urX- ^q. von P,. f " ibren, Scbreii™ v«„, 10 [ik.ob... *!.2. I,.«iai„.. w„,el,„ Um.,n.d ...h f ./Z- bIu^. C^

((i,.»,c-l,i duri.'!, H.Di^nMKunB "iues Schnnrrbnr.Br, uakPOEClich RBrnich,,, i ^ ,

^taiid im KL'iiicinBanieii Musizicreii. (•) DU- einzige Person, zu der ich tief frcinidschafllidie Gefühle hege, ist Frau Justine, hei der ich wohne Sie ist {>i Jahre alt und ist mir wie eine Mutter lieb. (Idi pflegt' sie auch „Mutter" Z'j nennen.)

D.S AWiltnis ziim Manne ist. rem kanieradschaftlicli. .hnc K rotik; nii Gegenteil, beim Gedanken an eine ncrülmm" habe ich ein starkes Ckelgenibl, [auf meine Frage] auch wenn er Prauenkleider tr^«e„ .eilte. Sexuelle Aufkhirmig .spät, erst 18,/Hi. (•). nm dieselbe ZcU kam anch ^.n- .cxuclle Trieb zum Vorschein (}. eine sexuelle Hetatigung hat jedodi nie ■-l'ittgefunden (*) 1) e r fe o x u aUr. e b ist auf F r a ue n ger i c L to t.

Aiinhsc i^jiios l''iill<?s villi IVaii^vostitismiia

539

l'aä Lioliesvcrhahnis diiiikc ich inii' ;iIhm- wlct.-; ideal und vi>ial>sr.lii'iK' dii' kiirjiinlHrhcn iJiiinanfc^i'on'H'n (*)•

Was die Kidduiif: aiihrlangL, Ix'lriijdigL midi schon das ALdi^gwi dm- IKirroiig;N-dori)bc'. Der Vui-gang g Um c li t d o r s p an n e ii den K r- w ;i r t II ii g f i n es G o n ii s w t^ s, d o r s j c li d a ti n u I .-^ 1*^ ii t d !> a n ii u ii g. H (• !■ u li i g II n g und \V u n s a ii 1 o s i g k o i l ä ii Ii c i- -L, w c n ii i c li d i *• Tr.-i IIS ven. i 1, n i- v u I I / u g<Mi !i a b i'. Auc^h in don Ti-üunicn oricbc K-h oft- ^Yoliust/.llständ^■.

'i'raiiiii J: ich goh<' in iloMTiikioidiing fii-i Inniiin in licglüituiig mi'iiii'i ...Mutier- |.Tiistino|,

llit ni.i(i,ili(.(io TrmOi' d..h Vrl. H AlllliT ilt"" ;aiK"l>niluti'" ,Sli-uH,.ii:.ii/uj. v.,rf(lill si.. IHuir i.id.wi

Hfhrnuk und oiiii'ii JUii-ivn/nK. Ili» «■lik'-liU'U iiiol"ri.>ll„n V.tIU.Uiiib-iii i..rliind..rii »i.i, ihr., üard,.-

rol." iinfl. Wuiiscti iiiid I.Hiii"' Kii .rwüilarn.

HiBfipht (lliwh üiii/.iirilffuiif: "i"!*' Si'h.iiinlHi«.;« uiikmintlloli Kflmiicht.l

|.\nf itioim- Fragi'-I In dfr Kli'idiiiig liddi- ich inic-li so* widil inul im- Krawungcn dal.s icli nie dae Bediirl'nis habe, in den Siiiegel zu schatii'rK rnciii.-lw.'o-oi, ijraiichU' en ilbci-haiiid. keinL^u ?m geben. (•) Wob! habe ich mich ^^mina) in Herrenk leidem pheüigrapliieren lassen. Man behaii!,teU i.-li sei aut diewr Himographie d e m V a t <■ r n n ff '■ m '■ i n a li n 1 i i" h.

i „Freut Sie das?"]

.leb habe ein groLi^es Jk'dürlni^s nadi dem Faniilienlebeii. leb iiiiißu- aber der iiint; tiigürhe Urol sni-gende Teil sein. In der i'hanÜLsie sehe ieii iuicb uft nh einen l'\imilicnvater. lier lui i'ine Knui .-»rgt. Hn ist jel/.L auiib riieiii Verhällnis /.uf ..Mutter": ich s n r g >■ 1 ä r nn-eroii ü (■ in « ui-

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540

Fpiisi:iiismus.

K h III <■- 11 1.1 t) (M) K 11 11 1. e r h a, 1 1^ K i 0 dagegen k ü c ti i. n ä h i ii ii d h c- K r g f. die sonstigen 0 li 1 i e g e n !i e i t ö n der IT a u k f r n u.

Sit;:iing i. \c.]] IwAniduie. [udiieii ZusUitid als aiiKebüroii luui wohl iilinunn. jednch diin-hiiu.^ nicht krutikliiift. Auch sind mir keinn nervrtHC Hc- sthwerden bekaniil C), t™ l.S./M. L.i. | In dei' vnrigon Sitzunf,' heißt e- Jiii t5./'lG. Lj.] hatto ich das erste Verhältnis niii dncni Mädchen. nani(ai> Miirio. Wir iwsuchten vom 12.— l(i. Lj. gemein^ani eino Klo.sterschulc l'^s kiirn /u Küeson, iiieljkosungon und llmaniuuigeu melir nicht; ich glaulw. u;i.ß daü Mädchen, ebeiist» wio icli, wlark enijjl'nnden [latt^". 1 1 Vgl. diejihraüg- licho ÄBßenmgen in der vorigen Sitzung !l

Mein StiefvaU-r liauftn mir oft Puppitn, ich xei-nchlug Mi- aher und wünschte mil Knalx'uspielzeug iu spielen. Dali ich meinen Vater nicht kannt(.\ liotrübfe mich .'Stets und ich beneidete die ;indüren Kinder, die ich in Oe- wdlschat) iiirei- Väter und Mütter spazieren sah. .Meine Cnwellschaft wai' nifliRcoiiH die nroßmutler. Das erste Erlebnis 1ransve.stitiHciien Charakters war der eingangs erwähnte Wintermantel ('). Von wem ich ihn Iwkani. kann ich mich nicht mehr eni*<innen. Wie mau mir ihn unpi'obierte, hal er mir sehr g e t a 1 1 o n.

In meinem G./7. Lelxmsiahre heiratete die .Mutter zum zweiten .Maie

Ich konnte meinen Stiefyater nicht Ifiden und hatte später viele Unannohmliehkeiten ;ius diesem Grunde zu iÜierstehen,

Im 11./12. Lebensjahre wurde ich von einem Dienstmädchen aufge- klärt 1+ VrI. vorige Sitzung: „Sexuelle .Viifkläninj; erst 18./19, Lj. Bie Sexualität wird aihnählich zuriickdaÜei-t. 1

1

) liier i.-1-.sic in der F^ychanalvse, daher wichtieij \on oder Kirche lahre ich mit der Kisenbaiin nach MaiLSf».

S i t ;i u n g .'{. (Traum >. (■in<in kiiUKerle

ii:« kommen ins Coupö Personen, die mit ßihleni (Küa^Üernhotü-

graplnen mit Autogrummen) hausieren gehen. Ein Bildwurd» mir an-

geliülen. ich Iragte nach dem Pi-eis. dieser befnip 22.(100 Knnu.n T)a

mir dies zu hiieh wai', lehnte ich ah

|]-)ie A..,soziationen .stocken. Widerstund. Der Traun, kuunte au. d,e«,m

Urunde erst später gwieutet ;verden. Kr hat zwei DeterminUienen i ie

erste iK-trifft den Widerstand und lantet: Wtv - Dr. 8t.S ic "^ ,„;;

der W<Jhlichkeit, Pa,. scher sich das Kaar und .^^C:!^J:jTsX. im1en!) - Ihc zweite Detennmaüon enthält die Ucnredukti,.., ,.;,„ r

[,i)Kung. die erst später crtolgtc.l "iiut^uiut,«

Das Verhältnis zwischen meinen Klteni scheint nicht !£ut sein, die Mutter ÜußerU- sich nach dem Tode des Vaters. abfälliE*^"}'^''"-/" Sie hatten die letzten .Jahre ülierhaupt getrennt gelebt D i <■ \1 1, t f"^'^'- ' 'n e r ,,H e r r im 1^ a u s e gewesen sein.

Mit dem ziuiehmenden Alter wurde ich der Mutter innner sympathiseher. walii-scheinlich. weil ich sie an ihron ersten Gatten innerte.

Lin- er-

Aiialvsn fii[lo^ Kalles vtu] i i^uisvestitisiiuis.

.">4I

Wiiii /.wuiR'ii Maniif haLW dii- MuUri- /.wci Sölüie. dw erst«, l'Muafd. war um S, der kwgü-l-. Otto, uin If) Jalirf jüiitio.r als ic.li. Sic iViiroii iiiii' twidc syiiiiiaUiisch. in der Kiiuila-il .■ipiclien wii- viel iiiiLwinimici-- Ala icli £i~2-\ .Jährte all war. Miirdcii di-i' Muttt'i- die iMcfstockL' L-iiÜLTiit. Icti dachk- mir: daj^ sind dii' Folgen ik'i- l^iL-bt^! | E.« folg«! uiiWfSt'utUclio Dtstaile ilcr Bt'ritht wird aal' Ncbt'nliahniMi t:<'leitt't. Ich frage daliPi', am dio Awaozia- Lioncn wttmüglif.li aufs sexiiclli' (4cbii'.t. zu dniiigeii: ..Wok-lie Enttäusch uiig(;a haben Sio seitens der Müihum- ciditlr.n?" | Mi1 ilc ii Männern h a I) e t (■ h Ruine s c. h w » r e i- e ii, i s h e s ü ii d t! r e keine 6 e. x u e ! 1 1' n I- 1'- IfibniöBc gPhaJit. Ich liahe Ihnen bereitw gifsitgl. d;iil ich davor Eki>! onipfinde. Den äiJirkRlen stiMiellen Rindi'iick Imljc ieh .k-y Marie (i;t./14,) /.w viT(iankcn. {')

Sit/.ang 4. Mit der /^eit vei'scharft*' «idi meine Lage daht>iin. im Augiwt 1014. alsd zn AnfiUig des Weltkrieges. verlicLs ich infolge der uii- ü berwindln^hüu Konl'Ükle da,s Hans nnd mietete mir eiii Zimiiier bei einer alleiiisi eben den Daiae. Der Sliefv;)tei' liängtc rnii' .iTizwit-chen einen Proüeli all. da i'r niieh aittor Kuratel stellen HnUte, Her Zufall wallte, dali ich in derselben Zeit wegen ine-luei' a.afl'all('ndwi Arl. iiater dem Verdachte, uiu verkleidettT serbischer Spion y.u sein, a ii f d e r S tra ße v o n P a s- - a n 1 e, n blutig v e r |) i' ii g i: 1 1 w n )■ d e. Ich suchte danuils mm ereteii Male nm die poli/iciliche Erhiubuis an, Mänuerkleider tra^i^eii zu dürfen. In Meantworlnng meinos (iesucbes bestellte nuui niicli zum PijliKeiniv.t, welcher iJiieli al)er zur Heobachtimg a.ui" die iisydiialrische Klinik überstellte. Dort ist keine Notwendigkeit gefunden worden, mich unter Knratoi zu stellen und icIi vorließ nach (i Tagen mit (fcni Hofnnde; „Gebessort entliuiscu*' (!1 dw^ Anstiihi. Es ergalx^n sich für mich grnUc materielle Si'hwierigkeiten.

Pat. bringt t'inon Traum:

(Tramu :i.) Ich bin verheiratet, habe ein Weib. Ich vollziehe

mit ihr dou Koitns und freue mich über die (irölie meines Penis nnd

die männlielie liniRtforni. E r g u ß. dann m i n n t en I a n ge r O r-

g !l B ni u s,

|Ein deutlicher Wuiiöchtraum: auch der grolie Poais. von dem sie

Irauint. kann nur einer WnuscliphuJit^isii' enttiprungeu sein. Auffallend isl

der n ach d e ni Ergn ß erfolgen d e 0 r g a s ni u s. Wedei' beim

Weilx' noch l>eini Manne gibt i* diese Reihenfolge; beim Weibe kann es

wob] vitrkomiuen. daß dfV Orgiu^mus über den Krguß hinaus andauert, docli

liegt der letzlere unUir allen ÜTaKtitnden auf der «irgastisclien Parabel. Pat.

will im Tnuntie einen ..inänuliclien ttrgaäinus" erleben. Nach ilirer Auf-

fast^uiig erfolgt niiiniicii beim Manne zuerst die Ejakulation u n vi

dann der Orgasmus. Wir finden hier ein lehrreiches Heispi^l fäi-

die Abhängigkeit de« (»rgasmun von deii siiezilischeii Verelolhnigen iilK'r den-

-•^■Iben. Näheres t^. StekeL Band IV!]

In meinem 8.(9. Lj. bemerkte ich bei meinem Hnidei', daß er andere (ieeclilechtsteile hane. Ich beneidete ihn d a r n b. Habe auch Tviiutne gehabt, daß ich im Besitze eine*; Penis sei. [Diese Änßeniiigen sind un- vollständig. Sie verschweigt einen wichtigen Knm])lex.| Ich erinnere nudi. im lO./li. Lj. habi' ich während eines Ausfluges vnn jemandeia (Mutter"?} Schläge bekommen-. Eine unbekannte- Lehreiän. ilie in der Nähe mit den Seliuikindern weihe, unhui i^ich meiner ;in und legl,^ ihren \vm .schlitzend

0

o42

FetiBchismus.

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'"" mciin'ii n;ils. Ich oüipliind eine stark.- Lui^L. gleidiasiiii ciueii <il«k- ^n.ciu.i] ,-5chJa^g. lei, „„,i{,, ,,,„„^,g j,jp|^,_ ^^..^^^ ^,.^,^ iKxinitt'n soil(v Dioae bitHat.oi, bildete aber später (18./19.) oli den iSßKünstüJ.d onanistUdu^r fi.niiiiHH'ii. n„. Onimic wird in bäiidiliiig.slic'geiidcr Stdliing unter iiiänD- iKJi™ l.K((>AlK.,v(.f^„iigon Vollzügen. - Ich habe keine Ge.simdheit.=Ktöruiiiieii ■iilolge von OiiaiiiD bemcrkl und halte dicken Vorgang als einen für mich natiir- Mumn. [ T Wir i^rliilircii hier, dali nicht die. sexuelle Aufklännig wie in l«?r'^r- J"^'^'^"!'**'*' ^^'"'"'1"'' ^onrtora die Onanie in die Zeil, vi.rri IÖ./1J. Lj. fallt. Vgl. aneh Sitzung 1. ..Eine sexuelle Betätigung hat iiu^ stutt^eJtmdeii."]

Sitzung 5. [Keine Triiume, WiderBland. Wahrscheinlich IJogini! .ler T bertragimg. Alle Angaben liegen vom Gegenstände weit weg.)

Sitzung li. Da, ich als Kind große Sehnsucht uach ZärtUchkeiter.

hatte, diese Sehnsucht aber von Seite meiner Verwandten nicht befriediRl wurde, habe ich mir in meiner Phantasie eine andere Prau als Mutter "e- dacht, von der ich instinktiv fühlte, daß sie solche Zärtlichkeiten Kindoni nicht yorweigern würde. I e, h s t e 1 U ni i r a 1 s o v o r, eine solche Frau aJlt liebkosend ihre Hkn.ie über meinen Kopf gleiten, oder über meine Wangen, oder .^ic druckt niicli zärtlich an sieh usw. Als ich älter wurde

n>'r^'^'^K^!'^"*^f ,'"^°'w''n '" '''^^"''''' ^'^'^ i'^'^ <i'« Zärt.lichkeitefl sZ V J< r^ 'T ^^"'^"'' '"^'^ Befriedigung fand. [Mutter und

Sexua Objekt erscheinen hier in einer parapathischen Erdichtung 1

eil iahe nach Jahren an die Mutter öfters Hriefe geschrieben aut die iH, aber keine Antwort erhielt.. Meine Anuähei-ungsversudie fanden dain e,n knde. Ich habe danmter furchtbar Eclitten und leide an die'er T^ nahni.]osigke,t auch jetzt Wenn ich auf der Straüe gehe, kommt mir t <ier (.edanke, wie wurdest du dieh benehmen, wenn du der Mutter begegi^U^^ Was mit meinen Bnidern „n Kriege geworden ist. weiß ic], nh-hi^T gefallen oder haben sie mit mir gebrochen? ' '"'^ ^'*

Ich iiin nicht religiös, an Peiert^igen be,suche ich aber dip Kivnh, n- Kigeischaft habe ich der Großmutter zu verdanken m.in, F ' ' nichts weniger aJs fromm. "^'"*' '^"*^"' ^^ren

Sitzung 7. [Mehrer.>n Träumen entnehme ich einen üh.r t r a g u n g s t r a u m, der einen Hinweis -„.f i l- ^ ' " ^ " U b e r- enthiilt.l " fa-astrationskomplex

(Traum f.) Id, bin beim Zahnarzt, und vv.-,,- b,.fin,i v. - u bereite im Or<iinatioo«zimmer. Der Arzt bittet . ,^.h w "-^ '"'"^

zn warten. Da nur di^ .u lange dauert, S^ht S ''^T'^T' und nach einer Weile wieder zu kommen. Id?^e ' f„r, ^ ff "f^^"" bemerke ich, daß ich in meiner linke., Hand ein e. t ^ ^^^ fjegün..1and trage. Ich vermag nicht 7u Vi *^ns''chen

. doch kommt mir der Gedanke, daß dieser Gegenstan^n"' 'T ''"'' ''^■ gehören könne. Ich mache mich daÄS -L j/'.T-. ^ ' ''* um diesen Gegonst.ind, ehe dessen Abgang bemerk. wL '^"''^^^^^

rhckzustellen, denn mir ist der Ged^ke pei S, Aolf ^."T '"' -.: glauben, daß ich ihn. den Gegenstand entwenden wollte "

«i^^^vsv^g^^s^^a^^^B^^n^S^

Aiiulysc eines iNilles van TransrestitisEiiit;. 043

IDpr K;i,stniti(jnskünijili-'x ist, wie smh später zcigl. liu* wichtigste Mt-rkiiiül rlcr crütischi-ii lOiiisU'lliing der Kranken zum anderen Gct-cli lochte. Meine Person kommt ahn bereits in den Bereicli ihrer Uegehnings Vorstel- lungen. Diese Tatsache erwies pich in imscrom F;Ulc uls ganz besüuders er- Kprießlicli. Der Knuilien fehlte, wio onviihnt. das Gesundnngsbediirfnis; anderseits fehlte es uns an den nsnellen Mitteln, die Mittätigkeit der Fat. l)Ci der Analyse anzui-egon, ]:)iesoi- Übcrtnigung allein, die dann noch um ein geringes gewachsen ist, haben wii- die ExplniUiiion der tieferen Schichten des untcrbewnÜton Materials zw verdanken. Ich mache auf die erotisierte orale Zum; der Träumerin a.nfnicrkBani : ich erscheine hier als Zahnarzt, meine Tätigkeit erstrtx:kt «ich also anf den Bereich der Muadliöhle.]

Ich kann mir nicht vorstellen, daß mein Zustand heilbar würe. Wenn da jemand herküTue nnii mich mit Hilfe irgendwelcher Methode zum Weibe machen wollte, ich würde sein Angebot zurückweisen.

Ulnwieferne können Sio Ihren Verkleidungstrieb erotieeh nennen?'"] Er VC r schafft mir sexuelle L n s t. D a a A n z i e h e n d e i- H e i- 1- e n k ] R i d e !■ k a. n n z u m 0 r g a. s m u s f ti h )■ e n.

L„lc,h kann mir wohl denken, daß Sie als Homosexuelle die Herren- kJeidung vorziehen. Aber ist es nicht dei' Kciz des Verbotenen, der Ihnen diese Traclit als so besonders luetreich erscheinen läßt?"]

Nein! Die Kleidunge frage spielt bei mir eine ganz. iiesondore Rolle. Sie richtet sieh nicht nach meinem Wesen, die Transvestititr eteht in bezug anf den Lust wert über einem Geschlechtsverkehr, so daß ich auf den letzteren glatt verzichten kann.

Ich dachte mir schon friilicr, daß ich Bekanntschaften zwecks homo- Bexuellen Vorkohrs nidit so leicht machen könne, das Verführen einer Normalgcschlechtlichcn würde mich aber in den Gchweretcn Seclenkonnikt stürzen, da ich stets denken müßte, daß ich auf deren Liebesart für daB ganze Ijcbcn bestinnneJid gewirkt hal)e. So habe ich mich auch mit dem tranß- vwstjtibchen (ledajikon und der autoeroti sehen Betätigung abgefunden.

Da fällt mir gerade ein, daß mir im 8./9. Lebensjahr mein ISjähriger KuEin sagte, er wolle mich, wenn ich iiltcr sein werde, heiraten. Ich stellte mir in der Phantasien diesen Zustand vor und fand ihn durchaus sympathisch. Im 5. bis 7. Lebensjahr spielten wir Kinder „Vat«r und Mutter". Ich war öfter die Mutter (t)- Puppen oder Spielgenossen waren meine Kinder. Ich hat^e einen „Mann", der ging „ar- i»eit«n", während ich daheim kochte. Ich hatte mich dabei in Gedanken mit meiner Mutter identifiziert, ja sogar einmal vor dem Spiegel mich eo zu friBieron versucht, wie sie es zu tun pflegte, {t VgL Sitzung 2.)

In der Kindheit hatte ich viel mit Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen. Man beachtete mich zu Hause nicht, ich hatte Angst vor der Gegen- wart, vor der Zukunft, ich verstand nicht, warum ich von allen herunter- gesetzt wurde. Auch wirkten die abfälligen Branerk-ungen über meinen Vater, die ich meistens vom Stiefvater zu höi'en l)ekam, aufs Liefsle deprimierend. Ich dachte mir, daß ich ja genau so wie die Söhne des Stiefvaters unter dem Herzen der Mutter getragen wurde, und wünschte dem Stiefvat4?r oft BOgar den Tod.

Sitzung 8. [Ein Traum zeigt uns. daß eine volle Aufrichtigkeit seitens der Patientin noch nicht erreicht wurde. Nocli immer emphndet sie

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Ö44

b'ctischiäiuiis

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et dls lätilJK. fiüÜ „fremde Leute" hinloi- di*' Kulisn'iu ilirer Speie ..him^iii- liliriten". j

(Traum 5.) Es scheiiil Mui-geii zu seiii. In dum Zimmer. Wo ich nücli liefindc, steht diu Bett,. EiiK! V\".m litigt d;u-iniieii. Ich selbst bin iiuf und Itökicidoi. So zwar, daß ieh ü b o r d o n U u t e.r k 1 e i d o i- n ii u c h n i n e B 1 u B e II II d e i n G i 1 e t a n ii a b e, a b e r k e i n e n R o e k. In die«er Vürl'a.s8unü sitzo ich am Runde des Bettt'<? und. iil)er die Frau gebougl, liüdfckf ich Brust, Hals und Wangoii derselbun mit meinen Küseen. Wie ich niicli vom Bette erheben will, werfe ich einen Blick nach rückwäi-ts und bin peinlich iiijernt*!cht. keine Wand /,u schon, vielmehr streift mein Blick in dieser Richtung ungehindert in^ Freie, Ich sehe dort fremde Menschen stehen, die ku uns hereinblickon, und ißt mir der Gedanke ii n a n f; e n e h m. daß uns [> <> u t e büobach tot haben.

|Efi bedarf keiner besonderen aualytiecheii 'reclinik, um in der iui Bett« liegenden Frau die „Mutter" aus dem analogen l'himtusiegebilde zu agiios- ziereu (vgl. Sitzimg 6). Es handelt sich int 'rraumo um den Ausdnick einer Mutterfix'ienuif^ seitens der Träumerin. Die Wäsche des Mädchens besteht, wie bereits erwähnt, aut llnterhuse und Hemd nach Männerart; wenn sie nun im Traume Gilet und [iluso anzieht, dann ist der männliche Habitus gegeben. In dieser Traumsituation epielt die Träumerin somit die Rolle eines Mamiea.

Der nächste Traum steht ebenfiiUs in diesem Zeichen. Andere Träume aiit; dieser Ritzung unwichtig. |

(Truum ti.) Ich mache mil memer Mutter (Justine) einen Ausflug. Wir kommen gerade in einen größeren Marktflecken und weil wir beide Hunger haben, trete ich in einen IT eli k a tee sen 1 aden. Ich kaufe dort yalzstangon, Salami und ein Paket Leb- kuchen, iahle und verwahre die gekauften Sachen in einer ,M a p p i:, daiui trete ich wieder heraus und wir setzen unsere Wandoninp fort, i^ner Kirche gegenüber bleiben wir stehen, viele Mensche» erfüllen den Marktplatz, Wir Ijcschließen. die kommendrai Dinge abzuwarten. Es dauerte nicht lange, so sah ich (die Mutter war mittlerweile verschwunden), daß es eine etwas seltearae Prozession war. welche hier ver meinen Augen veräberzog. Sie bestand aus lauter rot kostünnerten Männern, welche Fahnen trugen. Plötzlich befand ich mich im Amte, über eine Tabelle gebeugt, bei meinem Bchi-eibtisch. Nach einer Weile unt-erbraeh ich diese Arbeit und nahm meine Mappe zur Hand, um etwas zu suchen. Ich fand (las unverzchrto Prülistück und ärgerte mich, daß ich dasselbe nicht mit meiner Mutter verzeJirt hal>e.

[Dieser Traum ist an Wichtigkeit dem Traume2 gleichzusetzeu : gleich linn enthält er das Motiv des Zuschauens und der kostümierten Männer, gleich wie in jenem Falle verhinderte niich der beharrliche Widerstand fler Kranken, der sicii in mangelliaften Assoziationen ausdrückte, die Lösung endgültig zu gestalten. Wils aber der Traum deutlich enthielt, war folgendes: Gemeinsamer Ausflug mit der Mutter, eine Korrektur der Wirklichkeit-, in der dies nie .stattgefunden hat. {Justine ist nur ein Verladungsobjekt!) Es werden Salz- stungen, Salami und Lebkuchen gekauft, alles phallisehe SjTnbide. die ebenso wie der ..Dolikataisenladen". in welchem sie gekauft, und die ..Mappe"" (Va-

Analyse oiues Falles von Transvpstitisnius. ;>45

gmaj, in welche diesL^Iboii g-jsteckL wiinii'n, au) .Ho soxutillc (inindhific d<3>i ursten TiiiuniLeiles hiiiwoit^en. Daiui ist die Ti-au Hierin Zmigiii isiiier öfItHuiiien Prüzeesion: Es inai-scliieren Männer mit Fahnon (wieder phallische Symbole) in roten KoBtiimon an ihr vorbei ... Die Szeno ii5t so zu vorstehen: Die Seele der Kranken ist zerrissen; sie pendelt zwischen Giisthaiis (oral ausge- djiickt« Sexualität, beauht« die Wahl: Salzstangen, i.ebkuclien. Salami usw. als PeniBsymbolc!) imd Kirehe (ReligioeitM), zwisehoii Sinnt'ngcnuß und AEkase. Dio rotkosliinücrten Männer sind Männer im allgemeinen, die G e- fahr der Straße'), vor welcher Gefahr sie durch das miimiliche Ex- terieur geddiützt ist. Warum «diiitzt sit^ ^idi iükv vnr den MÜTiiieni:-' Die „Kirche" des Traumes bildet ein verdiditütee Symbol des religiösen P r t n z i p s in ihrer Seele: die Antwort auf diese Frage lautet: sie d a r f - aus Gründen, diu una uUerdinfiis erst später völlig klar geworden sind mit dem Manne nicht in Kontakf. kommen. Daher sehen wir sie im Ti'aunie nach der Gasthof-Kirdieiiszeno iia Amte. (Sie ist „Beamter"!) Die Symbolik dee Amtes beinhaltet die Pflicht, im weiteren Sinne den äußeren Zwang, das Zwanghafte. Wir werden auf dieses Probleui noch zurückkommen. Der dritte Teil il&s Traumes bring! die Reproduktion eines onanistischen A!u,es („ich nehme meine Mappe zur Hand"), enthält wieder einen Hinweis auf die sexualieierte orale Zone („das Frühstück'' und die „Mappe") und drückt diu Unzufriedenheit der Träumerin aus, daß sie die Salzstangen usw. nicht mit der Mutter geteilt hatte. Diese Sitzung sowie die 9. und 10. bringen weiter nichts Wesentliches. |

Sitzung 11. Na«h etarkeni Wideretande bringt Patientin folgende famose Erinnerung;

In meinem lO./ll, LebenB.iahre erzählte mir unser Dienetmädel in Form einer sexuellen Aufidärung (t vgl. Sitzung 1! ..Sexuelle Aufklärung erfolgte spät, erst 18./19."') folgende Geschichte:

Ein Vater schläft mit seiner Tochter im Bette, um sie vot der U ii ko u sc h h e i t zu bewahren (!). Einmal entfernt öich aber die Tochter in der Nacht heimlicli aus dem Zimmer und geht in den Hof, wo sie vom Liebhaber erwartet wird. Sie voilzieben, an einen Wagen an- gelehnt, den Akt (genaue Beschreibung desselben). Durch die Erschüt- terungen des Wagens !i o m m t die darauf liegende Sense irts Gleiten und fällt zwischen die Beidon derart, daß sie dem Bursclien das Glied abhackt (!). Die Tuchter flüchtet mit dem blutigen Gliede in der Seheide ins Zimmer zurück, steigt über den schlafenden Vater und will sieh niederlegen. Da fällt das Glied aus ihrer S e h e i d o ,h o r a u s, dem Vater direkt in den Mund (!!!).

Diese Erzählung hat auf mich einen ungeheuren Eindruck gemacht und mich jahrelang in Gedanken beschäftigt.

[,,Findcn Sic nicht die liuUe dieser Deus-ex-machina^ense ein wenig

öonderbar?"]

Ja, ich habe aber über die Logik in dieser Geschichte nie nachgedacht. IIa herrschte stet^i nur ein unditleienzierLeä (Jefiihi vor; das der Angst-

[Auf meine weitere Frage.] Ich denke mir heute, daß der Kontakt /-wischen dem Gliede des Mädchens und dem Munde des Vaters kein ganz zu-

') Int^reeeant sind die Assoziationen der Krank™ ku „rüt": Blut - Operation Chirurg Stier Stierkampf Torrero.

Stoksl, StUrnniteu iv 'fri-'h "nd Airckilahuna. VIL 3g

|ri

fi46

Fetischismus-

lailiger sein konnte, daß es Eich eher um eine Art von Geschlechtsverkehr handelte.

[Diese Erzählung läßt uns an eluen Kastrationskomplex und eine Fellati ophantasie denken. Schenken wir der Kranken Glauben, dann müssen wir annehmen, daß das DienHlmädehcn zweifellos eine pathologische Ei- seheinun:; die Paraphilic des Kastrations- oder Fellatiokomplexes dem Kinde übermittelt oder die bei demselben etwa bestellenden Paraphilien ver- stärkt hatte. Allein wir finden, wie es sich später zeigt, die beiden Komplexe bei unserer Patientin vor. und zwar von einem früheren Zeitpunkte stam- mend. Daher neigen wir zu der Annahme, daß die ganze Erzählung er- 1' linden sei und eine hysterische W u n s ch ph a n t a ^ i e vor- stelle, trotzdem dies von der Kranken selbst nicht direkt hervorgeholt werden konnte.]

Sitzung 12. Meine Mutter hat mich in der ersten Zeit meines Lebens oft mit stürmischen Zärtlichkeiten überhäuft. Ich habe mich schon als Kind nach diesen ZärÜichkciten gesehnt. Leider waren sie für mich vom 3./4. Le- bensjahre unrettbar verloren.

(Traum 7.) Ich trete eben aus einem Stationsgebäude heraus. In diesem Aiigenblicko setzt sich ein vor diesem Gebäude gestandener Wagen in Bewegung, in welchem zwei meiner Koll^innen sich befinden.') Die eine der beiden ruft mir zu, ich müsse nun zu Fuß gehen, da ich mich 60 langö verweilt habe. Trotz Einwendungen der zweiten 'Kollegin eowio des Kutschers fährt der Wagen fort. Ich trete also meine wLi-

derung an und da c i n j if n g e r B u r ß c h e an mir vorbeigeht, benutze ich diese Golegenlieit und frage denselben um den AVcg. Er gibt mir \us- kiinft und begleitet mich ein Stück des Weges, welcher durch diese Ort- scliaft führt. Dort angekommen verläßt er mich und ich setze meinen

. Weg allein fort. Eine steile Straße führt mich nun empor. An der rechten Seite habe ich Wald, linker Hand dehnen sich Wiesen aus. Der Weg wird immer steiler und steiniger und mühsam sehreite ich vorwärts Der Wagen, der erst meinen Blicken entschwunden war, fährt jetzt vor mir Wie der Kutscher sich umsieht und mich erhiickt, sehe ich wie er sich an meine Kollegin wendet, so ungefähr, als ob er fragen würde oh sie mich nicht doch miüahi-cn lassen mochte. Mittlerweile bin ich dem' Watren nahegekommen und ehe noch meine Kollegin auf die Frage des KutscherR ., geantwortet hat, lehne ich selbst dankend ab. Ich denke mir ich will euch meine Gesellschaft nicht aufdrängen 'ihr h r, b t mich bis jetzt gehen lassen, so werde ich meinen Weg

jetzt unbedingt allein fortsetzen, um so mehr als ich an dem A loinsein nun Gefallen gefunden habe N^h emor ziemlichen Strecke, die ich noch gewandert bin, gelan-^p inh ■.T.rl lieh in ein Gebirgsdorf. Mir schien es, als wäre ich fern m e i n e r H e i m a t. Die Menschen und ihre Gebräuche waren mir frlmd" , Die Bewohner dieses Dorfes schienen ein Fest oder dergleichen zu feiern, sie w;ircn in ländlicher Tracht, aber festlich gekleidet auf einem großen Platze versammelt. Ich blieb stehen und sah ihrem Treiben

zu.

gegeben.

') Die Träuinü eiiid iu bozug auf Stil und Orthographie unvergndert wiedor-

fcV

Aualysü uiiics Kjiili's vtiu Ti'jrjsveBtilismiis, f>47

Ich sah, duß sie einen großt.'!! Kreis gebildet hatten, so daß in der .Mitte freier Riutiu war. Die ni eisten vuii den Leuten hatten zwei kleine, reahteckigc, rote Gefäße, welche sie zur Erde warfen. Bei dem AuHaU zerschellten dieselben und aus je einem Gefäß sprang eine rotgekleidete Figur, und zwar immer eine männliche und eine weibliche. Sie waren ungefähr koEtümiert wie Satan und Satanella. Diese Pärchen, welche ungefähr die Höhe von 20 cvi haben mochten, begannen nun zum Ergötzen der Zuschauer einen drolligen Streit. Eine Weile sah ich diesem Spiele zu, aami entfernte ich mich kopfschüttelnd übei- dieeen sonderbaren Gebraucli.

[Dem Traume i.it es imsi-lnvei- /.u cnlnchmeu, daß es sich um das Verhält- niß zur Familie handelt. Der lungc Bursche, der ihr den Weg zeigt, ist der Analytiker, „die steile Straße" versinnbildlicht ihren parapathischen Lebens- weg. Die Trotzeinsteilung zur Familie ist ihren Worten deutlieh zu ent- nehmen. Wichtig ist der zweite Teil des Traumes. Es werden je zwei längliehe Gefäße zu Boden geworfen, aus denen je ein Mäimchen und Weibehen ent- epringon- We führen miteinander einen „drolligen Streit''. Der Streit iet der Kampf des miinnliehen und des weiblichen Prin- zips in dei- Seele der Kranken. Gleichzeitig bedeutet das „Pest" ein Zeugungsfest, hei welchem sowohl Mäiinehen als auch Weibchen zur Welt kommen. Träumerin ist beides zugleich, ein psychischer Kenn- aphrodit, eine Art Lingam.') Der psychische Henna phroditismus scheint fleu Kern des Transvestitismus auszumachen.]

Sitzung 13. Der Stiefvater bemühte sich schon in meiner frühesten Jugend darum, daß ich zur Stütze des Hauses und womöglich zu einer braven Hausfrau erzogen werde. Das brachte mich stete in Wut. Er kaufte mir ab- sichtlich laute]- Mädchenspielzeug und Handarbeiten und versuchte auf diese Weise die Liebe zu dii^en Dingen bei mir hervorzurufen. Ich haßte aber alle Gegenstände, die von ihm stammten. Meine Mutter maclite mir oft Vorwürfe, daß ich dem Stiefvater nicht freundlicher ent- gegenkomme. Ich weiß, daß ich mir dadurch viele Konflikte erspart hätte, allein ich konnte nicht anders. Übrigens erinnere ich mich, daß mein Groß- vater und selbst mein Stiefvater von den häuslichen Arbeiten eine sehr ge- ringe Meinung hatten. Mir ist die Hausfrau wie ein unbezahlter Dienetbote vorgekommen. [Andere Mitteilungen belanglos.]

Sitzung 14. Als die Mutter zum zweiten Mal verlobt war (6./7.), er- fuhr ich, daß sie sich nie ein Mädchen gewünscht hatte, daß ich sie mit meiner Ankunft sozusagen enttäuschte. Sie sagte, ihr sehn- lichster Wunsch sei es gewesen, wenigstens in der zweiten Ehe Buben zu be- kommen. Glauben Sie nicht, daß der Wunsch der Mutter für die Veranlagung

des Kindes von Bedeutung ist? ,,,-,,■

' Darauf kann ich Ihnen keine Antwort geben. Wohl aber erscLemt es

mir möglich daß ein Kind, welches einen solchen Wunsch kennt und um die

Gunst linesElternteiles wirbt, unter Umständen durch diesen Wunsch allein

in seinem Wesen IceinllußL werden kann."J

Ich trug bis 12./13. Ohrringe und Mädchenkleider. In dieser Zeit (12. /13.)

trat eigentlich auch der Wunsch nach H er r en k 1 e i d u n fr

*J Bemerkung von Dr. SteM.

35*

:s-r-

i_ 'B*

5-i8

Fctiscliismus,

zum er s Uli M ;i 1 (.■ a u 1', weidier Wunsch sowohl vom Stiefvater als auch von der Mutler mit größtur Mißbilligung üufgeiiomnien wurde. So kam es, daß ich erst im 22. Lnbens j nh r e, nachdem ich 7 Jahre bereits von den Eltern getrennt, bei der GToßmu.tter gelebt hatte, das Haar nach Mäniicrart geöchoren liabo und in meinem Zimmer gelegentlich die Herrenkeidung an- legte. In der Zwischenzeit C12./22.) begnügte ich mich mit ciuem halb- gestutzten Haar, Herreukragen, Manschetten und Krawatten, konnte aber dem Drange, die peinliche Mädehenk leidung von mir zu werfen, nur mit Mühe widerstehen, [t Vgl. die Angaben aus der I.Sitzung und dem Einfiihrungs- achreibon, in welchem der ]i:indruck erweckt werden soll, der Transvestitisraus habe mit dem Wintermantel (:i/4-) seinen Ursprung genommen. Wir werden die Entwicklung des triinavcBtiti sehen Gedankens einer eingehenden Prüfung unterziehen müssen.

„Versuchen Sie, soweit, es Ihnen möglich ist, die Gefühle wieder zu er- leben, "die Sie beim Tragen des bewußten Wintermantels hatten T']

Ja, da fällt mir etwas ein. Ich schaute in den Spiegel [t vgl. Sitzung 1 über den Spiegel !l und h a li e mir in dem Mantel außerordent- lich gefallen.

[„Fiel Ihnen schon damals die Älmlichkeit mit einem Husarenrocke

auf?"l

Nein, dies ist meine heutige Vermutung. Damals hatte ich nur ein Ge- fühl der Zufriedenheit, des Stolzes über meine Schönheit. Alle, die mich da- mals sahen, lobten mich.

[„Können Sie mir angeben, ob nicht dieser Umstand es war, der Sie xum unahlässigeu Tragen dieses Kleidungsstückes hewog?"]

Ich kann mich daran nicht erinnern; dieser Gedankengang erscheint mir aber sehr wahrsclioinlich. Es war ein außerordentliches Geschenk und einu 'Irdcht. die mich über die anderen Kinder stellte; ich kam mir sehr über- legen vor, wohl zum ersten Mal im Leben.

Sitzung 15. Ich habe von der frühesten Kindheit an gehört, die Mutter hätte eich geärgert, daß sie keinen Buben hätte. Ich habe sie be- dauert. Später dachte ich mir, daß dies der Grund sei, warum sie mich ver- nachlässige. Wenn ich ein Knabe gewesen wäre, dann wäre alles anders gekommen.

[,,Sie sagten in der vorigen Sitzung, daß es in erster Linie Selbst- gefallen gewesen wäre, welches Sie zu dem ununterbrochenen Tragen des Wintermantels bewogen hätte: hatten Sie denn bei den anderen Kleidern keine Möglichkeit, Ihre Eitelkeit auszuleben?"]

Ich glaube, nicht. Mir ist kein Kleid, keine Frisur gut gestanden. Mein Haar brachte mich oft in eine solche Wut, daß ich es an der Stelle abschneiden wollte. Ich fand dann, als es eo weit gekommen war, daß mich diese Frisur viel besser kleide als die weihliche.

(Traum 8.) Ich bin daheim in meinem Zimmer. Zufällig werfe ich einen Blick auf meinen Vogel und sehe zu meinem Erstaunen, daß der- selbe am Boden Beines Hauses im Sande liegt, mit geschlossenen Augen. als wenn ihm etwas zugestoßen wäre. Ich rufe die Mutter^ herbei, zeige ihr das Tier, offne den Käfig und nehme dasselbe heraus. Die Mutter hat

'} Justinr.

Analyse eines FnlleE von TranByestitiemuB.

r)49

mittlonveilt! Weibbci- gebracht, ich tuuche pineii Schwamm ins Wasser und b t! g i ]iii i; fl 11 in i t den Vogel n u waschen. Wie ich spüre, (inß eich iloi'sdbu wieder zu rogon beginnt und die Augen aufschlägt, bringe ich ihn wieder in seinen Käl'ig zurück. Bei dieser Gelegen- heit b e e e h ni u t z t in i c !i d :i e T i o r ;i ni A r ni uiid zugleich habe ich das Gefühl, a l b w c n n i c h a ii c h d e ii Mund v n I 1 Kot hätte. tlbcr diesem Gefühl des Ekels ei'wache i:;h. [Der Traum ist mehrfach determiniert. Der Anlang bteht im unanisti- eehen Zeichen. („Ich wasche meinen Vogel,"} Charakteristisch fiii- das horao- ee-xuello Denken ist die bisexuelle Verwendung der Genitalsymbolik; der Vogel gilt ansonsten als Phallussymbül. Die M u 1 1 e r f i x i e r u n g be- herrscht die o n a n i s t i e c h e Phantasie. Zum Schlüsse finden wir eine Bestätigung für die Annahme, der Mund der Kranken stelle eine erogcne Zone dar. Es handelt sich um eine F o ! 1 a t i o p h a n i a s i e. Wie aus den späteren Angaben folgt, äußert sidi diese Phantasie in unserem Falle sowohl in der negativen, das heißt phübiechcn Richtung (Ekel, Abneigung), als auch in der positiven, libidinösen. D i e z w e i t c D e u t u n g lautet: Der Vogel der blano Vogel das Uoinantisclie ist die Parapatliie. Patientin verhindert das Absterben der Parapathie. Sie hat „Kot im .Munde" bedeutet, daß sie darüber Ekel empfindet, daß sie in der .\nnlyse über so viel „Schmutz" berichten müsse. In diesem Sinne ist der Traum ein Widerstand st räum, Koprophile Tendenzen kommen nicht in Betracht. Gleichsinnig: Ihr gestorben gewähntes Geschlechtsleben erwacht während der Analyse, abiM' sie sperrt es wieder in den Käfig ein, als sie merkt, dalJ es lebendig wird.

Schließlich äußert sich hier noch ein Problem. Die Träumerin er- weckt „ihren Vogel" zum Leben bedeutet : sie belebt ihren Phallus, der unentwickelt (tot) ist, ein Gedankengang, der, wie tiefer zu sehen ist. zu den wichtigsten aus der Kindheit des Mädchens gezählt worden muß. Der Mnttergedanke {„die Mutter bringt mittlerweile Wasser") ist bei der Be- lebung des Phallus wirksam.]

(Traum 9.) Ich gehe anf der Straße und trete nach einer Weile in ' ein großes Haus. Ich steige die Treppe empor und bleibe vor einer ge- schlossenen Türe Btehen, als ob ich etwas kaufen wollte und warten müßte. Wie mein Blick an mir heruntergleitet, sehe ich, daß ich in iJ 0 r r en k 1 ei d e r n bin. Da ich die Absicht hatte, nach besorgiem Einkauf mich in das Amt zu begeben, ich aber ineine Kleidung soeben iiemerkt habe, entferne ich mich, weil mir der Gedanke kommt, es könnten andere Personen ans meinem Amte kommen und mich in dieser Kleidung sehen. Ich beschließe daher, mit der Elektrischen nach Hause zu fahren, um mich niiizukieiden. Ich gehe fort. Auf der Straße kon- statiere ich mit großer froudo, daß ich mich in dieser Kleidung ganz ungezwungen bewege, ohne von den M e n s c li e n belästigt zu werden, a u c li freue ich m i c; h über mein vorteilhaftes Aussehen. Ich steige in die Tramway und fahre heim. [Wir sehen hier wiederum das Problem der Straße. Der Einkauf be- trifft, wie die Assoziationen zeigen, die Lielx', im engeren Sinne <las männ- liche Genitale. Das Verhältnis der Träumerin zu den Herreiikleidern verrät einen Mechanismus, den wir bereits kennen. Sie wird auf der Straße „von den Menschen nicht belästigt" ist meiner Ansicht nach der wichtigste Teil

5^0

Fetischismus.

ü

w Traumes. Er bedeutet, daß sio durch die Herrenkleidung vur de» An- ehtungen des realen Lebens, in erster Linie denen der Mäniier, geschützt ' ■" "' " erklärt den im Traume (i iingedeuteten Kom-

revoltiert in ihrer sich eine Idee s e i n, respektive

de<j

feehtun

ißt. Das Wort ,, ungezwungen

plex. Beim Anlegen der Männerkleidung fällt ein Zwang weg: der Zwang

Weib zu sein. Sie fühlt sich ,, ungezwungen", Sie

Parapathie gegen diesen Zwang des Schicksals und schafft

fixe, einen parapatliisehen Zwang Mann zu

ais solcher zu erseheinen.

Der Mechanismus dieses Falles verrät iviclitige Beziehungen zu dem einer Zwangsneurose. Deutlich tritt auch der narzißtische Hinter- grund der Parapathie zutage.]

Sitzung 16. (Traum 10.) Ich befinde mich in einer größeren Gesellschaft auf einem Spaziergange. Wir treten in ein altes Haus, zuerst in einen Hof, dann gehen wir eine Stiege empor. Von den mich begleitenden Personen werde ich unablässig ge- hänselt. Wie wir über die Stiege emporgehen, sehe ich durch ein C angfeneter und da scheint es mir, als wenn drinnen eine Schnei derwerk- stätto wäro. Tch trete alao ein. Eine Frau kommt [uir entgegen und fragt nach meinem Begehr. Icli erkundige mich, oh hier eine Schneiderwerkstätte wäre. Dies wird von der Frau bejaht. Nun erkmidige ich mich weiter, ob dies ein Damen- oder Herrenschneider w a r e. In diesem Augenblicke tritt ein iungcr, kränklich aussehender, imgefähr 20 Jahre alter Bursche ins Zimmer. Auf diesen Burschen weisend, antwortet die Frau, daß ihr Sohn zwar Herren- schneider wäre, wegen A r b e i t a m a n g e 1 aber auch Damonarbeit übernehmen müeee. Ich frage noch, wie hoch sich der Preis für einen Herrenanzug stellt, und entferne mich dann. Ich gehe die Treppe hinunter und trete in den Hof. Auf dem offenen Gange stolicii einige von meinen Begleitpersonen und bewerfen mich von oben mit Blättern, Steinen, P a p i e r ^ h f ii 1 1 e n 11. dgl.

fDer Traum enthält eine Mutterleibsphantasie (die Wande- rung durch das alte Haus). Der Sinn des Traumes ist, daß sich die Träumerin darin „umschneidern" läßt {Schneider Kleider Sexuell). Der Sohn der Frau ist die Kranice selbst. Sie nahm früher „Herrenarbeit" an (sie war in der Kindlieii licteroecxucll), jetzt aber müsse sie wegen „Arbeitsmaneer" „Damenarbeit'" übernehmen (homosexuell sein). Wieder kommt hier H' Frage zum Vorscliein, „um welchen Preis" sie die „Damenarbeit" anneh*^ men solle. - Die Perdonen, welche die Träumerin mit , Blättern Steinen Papierabfälien u. dgl." bewerfen, drücken vor allem das Schuldbewußtsein aus, ferner stellen sie pla.sLiBch die Verliölmung ihrer Weiblichkeit schließlich bietet die Szene einen wichtigen Hinweis auf die Christusidenf?« zierung, die wir später besprechen werden. Was ist hier Hoi- o T Mutterleibsphantasie? ~ Die utopischen Glücksträume aufzuceben hT ,7/ pfuschte Leben rückgängig zu machon, in die „Heimat" ins alte HW' riickzukehrcji. um neugeboren zu werden, in einer ihrer "wC ! 1' sprechenden GestaJt. Das Gefühl, das Leben ungenützt verslreichon^'.M T spiegelt sich in emem Gedichte der Patientin aus der PrirtüLzeit wieder ] Glaubet nicht, es sind nur Worte, Dio ich hier im Liode klag',

I

Aualyso eiucs Falles von 'l'ransvestitismus, :»fil

Nein, ihr wißt nicht, wie viel Sehnen Ich iii] Herzen trag'.

Nein, ihr wißt nicht, win viel Qualen Ich schon etiinnii l)cjgrulj. Wie liein einz'gee Herz von allen Nach dem nioinen schhig.

Wie nach Zärtlichkeit und Liebe Qualvoll ich mich sehn'. Wie dos Lebens ecliöiiBte Tilge Ungenützt vcrgo h'n,

ü, daß ich das Herz noch fände. Das für mich auch i^ehlägt, Sunne mir das Leben eponde. Einmal, ch's zu spät!

[Der Sohn der Frau ist aucli der Bruder der Patientin, mit dem sie sich in der Parapathiß zu identifizieren scheint.]

Sitzung 17. I Ich übergehe einen unwichtigen Traum.] Ich habe zeitweise grüße Abneigung gegen Würstel. In der Zeit des 10. bis 12. Lebens- .iahrcK habe ich überhauiit keine essen kennen. Ich habe vor dem darin be- findlichni Fett starken Ekel und laule Gefahr, die Würstel zu erbrechen. MöglieherweiBc spielt hier eine Wurstvergiftung eine Rolle, die ich mir in der Kindheit zugezogen hatte. Diesen Ekel empfinde ich merkwürdigerweise aiidi vor dicken Männern.

[„Was hat Ihnen in Ihrem Leben den stärksten Ekel verursacht?"]

Alir fällt soeben ein scheußliches Erlebnis ein. Ich war zirka 15 bis IG Jahre alt und fuhr mit der Stadtbahn nach Hause. Mir gegenüber saß oin älterer Mann, sonst war der Wagen leer. Wir kamen gerade in einen Tunnel, als derMann aufstand, sei neGenit allen entblößte II n d V o r m i r 0 n a n i e r t e. [t Vgl. Sitzung 3, meine direkte Frage nach einem traumatischen Erlebnis mit einem Manne wird verneint!] Ich war nunnentan vor Schreck ganz lahm, dami wurde mir übel und ich verheß das Abteil. Ich glaube, daß dies» Roheit zur Abneigung gegen die Männer beigetragen hat

i"„Was dachten Sie momentan, als Sic das Uhed erblickten.'' J

leii kann mich nicht erinnern. Ich war vor Schrecken gelähmt.

[„Wollen Sie nachdenken, solche Fragen kann man nicht glattweg be- antworten!"] . r< 1 1

Ja jeixt, fällt niirs ein. Ls war aber em ganz dummer tieaanke.

Mir fiel nämlich momentan ein: Schneide ihm mit deiner Schere das Di n gab! Hier hastdu, was dusuchst, rcißeeB andich! Der Ekel war damals ganz besonders groß, weil mir die Größe der Genitalien 80 unwahrscheinlich vorkam. Finden Sie nicht, daß es einigermaßen komisch ißt daß ich Ekel vor diesen Genitalien empfand und gleichzeitig den Wunsch

hatte, Fie zu besitzen? - , , , '. ,. .. ,

'Sie lenkt systematisnh meine Aufnierksamkoii vom Kastrationskoui- plex ab: darum frage ich direkt:

Ist Ihnen der Gedani^e, oin Glied abzuschneiden, in keiner ajidereii Situation mehr gekommen?"]

■N->.-

5ö2

Ketischisinus.

,1a, iiii S./9. Lcbeiisiahr teinerkle icti bei mcineiii Bruder zuirj erstai Male einen Poiiiö. Aiigt.niiliddidi kam mir der Godaula.: May ist es. w ra .. den Bubon ii u s m a c h t, das ist es, was dir fehlt und w n e die Mutter an dir lutljcn wollte! TJnd dann. Du bißt ja starker a 1 s e r, s c h n e i de i h m d as D i n g v eg, <■ i gni? dir soin (jiied an. Dicso Gedanken sind blitzschnell aufgetaucht und ebenso vcr- gangei). Ich dachto mir nur: Du warst krank und bist noch immer kleiner und schwächer als deine Altersgenossen; dir wird das Glied noch wachson. Als dann aber die Menstruation kam, wußte ich bereits, daß alles vergebens sei und war längere Zeit ganz un- glücklich.

Ich erinnere mich. liaB ich bis zu meineni Ö./9. Lobensiahre den U *•■- sehlechtsunter (schied nur nach den Kleidern beur- teilte; ich dachte, daß es nur der Umkleidung bedürfe n III ein Bub z u w e r d e n.

|Die MitUMlungeii enlbaltcu wichtige DeiaiLs. Die Üeutuny der Ti-iiujur 2 und 5 wird immer vollkommener; das „Zuschauen" und die „rutkostümier- ten, lahnentragenden Männer'' werden ims verständlich. Traum '^ bildet eine Reproduktion des oben gesebilderl^n traumatischen Erlebnissen Kostümierte Bilder gleich rotkostümierte Mimner nii-t Fahnen sind Phalhisse die sio be- trachtet. Rot kostümierte Männer heißen inicli Kinn!i,.i. v.^ l , ' ,

k„.,: Mu„„„,. i,„ Worte „A„t„,r.™„.. ;s drH™S°,tst°.t

Köhabto Onanie und eine Eieensehaft i p.- «■,-..„!.„„ j:. . T^.

I

Sitzung 18. Habe ich in der vorif^-n t;u , ,

der Anblick der Genitalien .-keltv Da« m, ft ,^'r''"^ l>ehauptet, daß mich liehen Geschlechtsteile verursachen Ekel wJn v,'*'''"'^'^'"'' ^'"'" ^'^ "'^""' liebte, dann wäre ich ohneweiters imstande ^ ' ''^"'* ^''■''™ ''^^^^'^-' ^'^ '"^^ machen [t vgl. Sitzung 2]. übrigens M so J-'' '"^^l "^^ ^""'"1^'g"« ''" Die alleinstehende Dame, bei der ich n.,l. .^ 'T^ ^'''"" vorgekommen, ^volmtc, eine gewesene Schauspielerin w.. t"^ T^'' "'''' ^'«'" ^=""^^''' und ir. ihren Launen unberechenbar Sie 7 nt ^^'^^"^'^^'^W'cho MorphinisÜB gegenseitigen Kunnilingiis- ich wiilicrfp "^ ?"' *''""*^' ''^" Antrag eines Tage an auf die,?e Weise öfters befriodi^f S" n ^^'"' ^^^^'^ ""^ ^'"^ *'^^''"' empfangen. Die Vorstellung davon vorurRncM ^"'^ Herrenbesuche zu Da mir dieser Ekel mit der Zeit die A^ l '""' Se^^-ölmlich Ekelgefühle, machte, beschränkten wir uns auf gegenseit '1"?? ' ^"""i«ns»s unmöglich Bei dieser Gelegenheit machte ich die ?Sf i, '"'" *'" hegender Position). Vagina vollkommen une^p VStTf- '''' '^^ ^^ '"' '' esEieren mich in erster Linie die Brüste inl V "■ ^ "^"^ ^'^^^^^ '"^'■" denen ich lH,in, Gcsehlechtsakte gerne sau Jn«''*' '''" ^^^^warzen, an iuRtreichen. ^ ^^^^- '-'^'" Saugvorgang gehört zu den

\

,t~^.

Aiialysp eines Falles von Traiisvestitismus, 553

i> i t /, u n g 19. Nicht eine beliebige, s o ii d t' r ii stets nur die europäische Mäniierkleidung kominfc für mich in Frago TJuter anderen VoUcerschaften könnte- iidi nnr iilt^ Europäer mich wohl fühlen. [AndGro Details belanglos.!

(Traum 11.) Ich gehe mit feiner weiblichen Bßgleitpereon iiui der Straße. Wir kommen zu einem großen Eckgcbäude. Dasselbe erweckt den Kindruck, als wenn es im orientalischen Stile gebaut wäre, ich halte dasKclhd für eine Moschee. Wir treten in dieses Gebäude. Innen sieht es aus wie eine große W a 1 1 f a h r t s k i r e h e. Wir liis^eii un.^ ni eiiu'in kurzen GeSwt nieder und ich äußere dann den Wunsch, das Gnadcn- bildnis zu bcsiehligen. Da icli aber nicht weiß, w^o sich dasselbe be- findet, frage ich meine Begleiterin. Diese deutet auf eine große Tiepiie hin, wo ich viele Personen ab- und zugehen sehe, und sagt mir, diese treppe , solle ich emporgehen, dort werde ich schon c i n e N o v i z e linden dieser solle ich mein Losungswort geben und ersuchen, mir den Wog zu weisen, dieser würde mich dann vor das Gnadcnbild führen Ich tolge ako dieser Weisung. Auf der Treppe begegne ich einer FraiicnP- person, ich grüße sie, indem ich den Hut abnehme, und trage ihr mein Begehren vor. Sic fragt nach ineinom Usuiigs Worte, ich mache dasselbe namhaft und sie übernimml, nun die Fuhrung. De Weg führt uns durch Säle, in einem davon s t e h e n Betten. Sie trU /.u einem Bett, ich sehe auf demselben Fap.ere l-g'J'. '"/XS ^ "^^^ ! .ucht sie etwas, dann setzen wir den ^^'eg wieder fort. Endh h s d w . ] t>-i j „«i.i,nTf Er sieht wie ein M a d o n n e n b 1 1 d aus und vor dem I^'l«**^ j!"/^,^"^^^^ ^ eine Weile stehen und betrachte

ich '^«!;,^.,f ^^'^ '^«^ .^J"^"^ J ' Dann ziehe ich einen Beutel hen-or, dl..:es Bild und ,'Cen ÄJndlichen Gefäß Tabak heraus und l«re aypp mit omem kleinen aarin om p„f:;ii n-inn cntfenie

denselben in ein vor dem Bilde bereit gestellteB Gefäß. Dann entfenie ich mich, um meine Begleitperson zu suchen.

-n - i„. p.Hienlin bringen nichts von Bedeutung.

I Zwei weitere Traurue der . ü nUn ^^^^^ ^^^. ^^ ^y-^. ,,,,,„

Der oben zitierte Traum gebort '; ' f "J',';';^ i ö s en K o m p 1 ex in einer hier die M u 1 1 e r f i x i e r u n S ^ f^SkuH In der Phantasie vollzieht die wichtigen Kondensation: dem M' j^""^';'^^"'^-^, ;,,, c}„,d, «u .erflehen, (inade Träumerin eine Wallfahrt zur ^'f .''■^2^^7; ^^ (-.„j, als Ausdruck der für ihr rebellisches Gehaben ^•;..f^*, f ~/' , W e i b i deal e i gen t- LiebG. Es fällt der Patientin plötzlich ^'"' «^fj^^';; j , „„..^ Augen hatt« lieh einen ^^ ''<]"'' ^X der 'stillenden Mutler Gottes vorgeschwebt, stets eine lu^troiche 1'^- '^"^/f .^XS'iters klnr.') Wir haben hier also Daß sie das saugende K.nd '"^'■''^^ .y , ^raum 12!) Sie trägt das Kreuz einen Fall von Ob ristusnen^^^^^^^ - ^ »^.^^ ^^^^^ ^^^^^^^^ ^^^,5^^,^^ ^^.^

ihrer Parapath,e auf den ^^''^ ^^,. jj^keuschheit", das heißt vor dem Christus. IhreParapathiel^ewnl. t e ..^^^^^ ^.^ großartige Phantasien,

Kontakt mit «i«^^" "anna A^^^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^^^_^ ^^^^.^^^ ^^^^_ ^.„^l ,,i,dungs-

" ?T T'/Jf usv SnZ Madomientypus war Marie, ihre erste hoino- anstalten fordert usw. do l> ,r, . (Novize).") Zum Losungswort fälH

rs^t'^rwÄ::sS^i «. IJ ... w„,..,. »■„„. ..

.) Ursprung der FellalioplKmtasie. ■') Vgl.aiir^h: Die teiligo Miirm!

f):M

FetischismtiB.

u

Vornamen des Geigenbu.uere Storioni auBdrückt, als Losungswort für das PoBLsparkatisenbüchel gL^liraucht. Die Assoziationen zu Storioni gehen über Stradiviirius zu ihrem V u t o r, der Geiger war. Auf meine Äußerung, dat das Losungswort, welches im Ti'aunie verdrängt Ä-urde, vermutlich „Vater hieß, fällt der Analysandiii plötzlich die vergessene Stelle des Traumes em: „Im Namftii des Vaters, des Sohnes und des heiligen

Geistes!"

Es paßt dann die weitere Stelle dea Iraumes, an der sie eme Frauens- person grüßt, indem sie den H u t a b n i m m t (also nach Männerart), gut zu der AuffasBung, daß sie „im Namen des Vaters" den Eintritt zur Mutti'i' erheischt. Die Frauensperson, die sie zum Gnadenbild geleitet, wird wohl di«? Phantasie iu engerem Sinne die Parapathie bedeuten. Auf dorn Wege zuv Mutter Gottes sieht sie in verschiedenen Sälen Betten, auf denen Papiere liefen Die Wandemng durch Süle symholisiert nach äukel Erinnerungen. Die Betten stehen Hir onaniatische Akte, deren Inlialt die Muttei- war. (Betten auf dem Wege aur Mutter. Die Onanie wurde im "Bette vollzogen.) Zu den „Papieren" fallen ihr „Akten" ein. womit die Eryäuzung zur Deutung der .^Betten'^ (onanistische Akte) gegeben wird. Auch dürfen hier die von der Mutter unbeantworteten Briefe synibolbildeud gewirkt haben. Das Madonnenbild weint . . . Die Mutter empfindet Schmerz und Keue ob des Unglücks ihrer Tochter; sie ist zur Verzeihung bereit,. Die Schlußszene stellt eine Opferung mit einer sexuellen Determination vor. (Die Entleerung des Tabaks in das vor dem Hilde bolindliche Gefäß.) Tabak - wiederum ein Symbol der Münnlichkcii.| ^ -

Sitzung 20. Ich habe infolge meines Zustandes, d, h. infolge des MißverhältniEsee zwischen Körper und Seele oft furchtbar gelitten [t vgl. Sitzung !!]■ Merkwürdigerweise pflegten sieh in solchen Momenten die Ge- danl^ien an das Aljschneiden des Gliedes in gehäuftem Maße und in Form von lustreichen Phantasien einzustellen. Auch habe ich öfters über das Auf- schneiden von Schlangenbäuclien und ähnliches phantasiert

Ich vertrage eigentlich rl e n Anblick eines Glieder nicht; sofort stellt sich der K astr a ti o ne ged an k e ein. Dies dauert seit der Szene mit dem B j- u d er ii n v e r- m i n d e 1" t a n-

. [Diese Mitteilung der Kranken läßt nns auf den tiefsten Grund der homosexuellen Parapathie blicken.)

&Ltzuny 21. Mein hticlvater pflegte mir, seitdem ,.h 'bn kenne, zu s a g o ji, daß =ch häßlich bin. Ich habe zum Schoß selber daran geglaubt und es war mir ungemein peinlich. Im 11/12. Lj. habe ich mich photographieren lassen, mußte aber das Bild verbrennen weil ich da scheußlich ausgesehen habe. Ich glaube daß bei mir die Eitelkeit eine große Rolle s n i e 1 1 ft> Rosonder^ kam es beim vollständigen Abschneiden der Halle .ann AusdUck

L„Wie kommen sie sich als Mann vor^"']

Ich glaube ein häbschor Mann zu sein Im 12 113. U Zklfin W? f^T" "' ^^1 Großvaters seinen Anzug an ich be-

BwtLTehb^^f' ; ? ,' ; ■'" ''Y ^^»^i^l'-ft a"^^^l=e. viel besser als m Ffauenkleuleni. Da habe icl, mir solche Kleider ge«-ünsclit. Ähnlich erging

i^- -^

Analyse eines Falles von Transvostitismus.

e. ,n.r, als .h c.nmal (15./!«.) a.n ^^-^^^f^^^^^^^^^^^^^^ Bruder anlegte. Ich fand niidi dann auhcrunlcnLUch lu.h.ch^ I den die llod.nsavi.n des SüelvaterB auf mich nm.hteu "^"^ f'^^.^iSk'it wes.n .ein, naehd™, kh mir dann .olb.t '^._'^^^^^%^ZLn,

vorgekommen bin. [DiGses Gefühl ist ""''«f ;"»*^^^;\ /" f J^i , a" Stelle

fühle ich mich von diesem Gefühl, frei, em Ab weicht -on mir ^^"

von Mindcrwerügkeit^gcfühlen tritt ein Gefiihl der 1J"1^« ""^ f "^ f,;" j,,

[In der Bronnweil« unserer U»tx,M.snch,nig beiindet .ch -o^^^^^^ Bild einer neuen Krankheits^^.^■zel: de« N a .-/, i ß m" .- W>r ^eid i^^^e^^^^ Stellung in der Ätiülogie der tran.vesti tischen harapathic tielei.teiien kritisch beleuchten.] _ _

Sitzung 22. (Ein interessanter Traum: |

(12) Ich gehe mit mehrei-en Kolleginnen ^^^J^^^'^'^ Pest. Nach einer gewissen Zeit kommen wir m eine ^■'f^'^ljf -^^^r» dem Marktplätze befindet sieh ein g r u 1^. e r « ^f ^ V' '^ J\ X^", treten wir ein. Der Saal, wo ^vir uns .ned.M-lassen, f'^^'T^l^p^^f^^^i,^ ', Tische von vielen Menschen besetzt. Durch die Fc'"-»V^J^^^^^^^^ Saat sehen wir auf den Plai. M^ir bestellen Speisen und G^^-^^^^^^ Nach und nach kounnt ein lustiger Zug m dm Gesellschaft^ J^'^ t lacht und gelungen. Auch auf dem Marktplatze is - ™tte, eile ie

haft gewo.den, Menschen haben sich 'f^^'-'-^}^"''^^'ZXtnl Si gehalten, danach spielt eine Musikkapelle und em ^"«r bnng L ed zum Vortrag. Wie sich die Leiit.. zerstreut haben und d^' ^f ^'^'^"^

dann unseren Blicken.

sogar geblutet.l _____- -- -*""

" ' ' " ~ Z Als ich mir endlich (25./26.) eine Herren ga.-derobe aus Sit7.nng 23. ^Is icn " direktem Bruche mit den Kll^rn. leb

Kigeuem '--f'^^^V^t tndgS* S t liden müsse, eb ich bei der Familie wüßt«, daß ich " '"^ i^^ l,'"en .olle; ich habe mich zum letzteren en schlos«en^ bleiben oder dem rnebeoM ^ ^^^, ph.tugraphie des Vaters und

Ich versucht« mich ^^"'""S^'^: , ^,. ^.^ diesem eine Vorstellung machen innerlich seinem We^^"'^ ^^^^^ ^ ' der Muttar war mir widerlich, der Stief-

"l^ZiZ^S^ i.-- M,.Uer) Ku.,z..e.o,., .H, 0.... „.hon.

H

I

506

Fetischismus.

[„Wii' ist heute Ihr (.iei'ühl zur Mutter bcsehaffen?-] Ich liuKse sie. In meiner Phantasie schuf ich mir aber eine Situa- tion, in dyr ich ihre Mängel nicht fühle.

Sitzung 24. Den Gedanken, daß sich mein Geschlechtsteil noch ent- wickeln werde, hahc ich mit der Heranbildung der sekundären G-eschlechte- mei-kmale begraben niüascn. In diese Zeit (ungeiähr 12. Lj.) fällt der Anfang moines Bestrebens, mich in der Kleidung womöglich zu ver- männlichen. Es war der feste Wunsch vorhanden, wenn ich schon kein Mann werden kann, wenigstens auch kein Weib zu BQin. Stürmisch meldete sich die Sehnsucht nach dem Vater; ich dachte mir, wenn er gelebt hätte, wurde es mir nicht so schlecht ergelien Ich woUte auch keine hausbackene Erzieliung genießen; deshalb wandte ich mich dem lythlT i '^'''^"'^''''^^i^^^^ ^'"- Was das letztere anbelangt, beschäftigte 2 d rA ;i . .^r ?f ^^''■-^''1""^ ^^-^ ^^^^^^^^^ Kulturen, insbesondere abci das Altertum. lAueh hier spielen parapathisehe Motive mit' der Vater war ein guter Geiger, ergo wurde in dem Identifizierungsbestreben der Pat diese seine Eigenschaft übernommen, (Zugleich Trotzäuiferung gegen di/^- dS'"ni"di Pai 'd'r%w'"^ ?" *"^^^^^ ^^^^"^^^'■'' ^^'™' 'S Rätsel,

Lange wurde ich von der Depression gemarierl dofh ..iU. -i-r i u u der Schwerpunkt in der Frage der Geschleeh/li.U iV \ / ^''''''' ^"-^ '"'' Kleidung verschoben und holte bTldä dt kSi;^^^^^ tZ ^''^'''"^ '^"'

A u s d r u c k m e i n c r M ii n n I i c h k e i 1 «nM '""^ ^'"' '^ " ^ « '■ « "

wußtsein, aud. seelisdi mannhaft zu 'ei^ mich '''"''' '"'* '^"'^ ^^

fenheit vergessen lälSt. ,

meine körperliche Beschaf-

Si'x^nig 25. 2fi und 27. [Nichts von Belang.]

S i l z u n g 2y. Ich habe mir öfterr; di,. P,.., Stiefvater brauche. Ich war später oft cifersi S J' W ^^^' ^"^"^ *'^ ^^^ ein Unrecht getan hat, dacht^ ich m r d A H^" \'"" '"^^ ^''^ ^^""'''" jenige sei, der mir die Liebe der MutV ^ ^ ^ *'^ ^ ^ * '^ '^ ^«'-

Nach der Hochzoitsfeicrlichkeit ging die M , tl '. Y**^ ''''""' *■ Bahn, um eine Reise nach R. anzutreSS Ich 1 f T ^''^ Stiefvater zu,- einem fremden Manne fortfah-r Ih nnH i ^ ^^' '"^^ ^'^ Butter mit

daß sie micl, zurückließ (6 /7 l" } "'" ""bändigen Zorn,

samni'r^Tt't/me ^o^ Z^Tr 'r''^''- ^^^^^^^^^ -^- ^^^

eine große Anzahl^erbekLnn;:ittntmt^^^^^^ ^ ^^^^^ ^-'^ es so, daß ich der, Künstlern ihre Pho o" ranWn ^^^-^S- 1^=^ machte

dieseiben mit einem Autogramm zu vor ehen S l n"n f' '^'' ^''^^' pries mich glücklich, mit diesen PmöS£iten im K °? S'^^'^" '"'' Ähnlich sammelte ich Künstlerpostkarten mit wlil?"''''' ^" "*^^^"- biete der Mal.rei. Ich hatte anter anderem o In ga^.enri? '^^ 'tf.^" nonbildeni. fe^i-nzGn Ziykiuy von Madon-

{Wir gewinnen einen wichtigen BeitraL- 7.irn V^^.f- i . Der Träamcrin werden dort Bilder mit Autogramme? .'/'' Traumes 2. für Sic z,i hoch ist. In Sukd, Bd. VI finSet sicH. '^^'^''^^' '^^^'^^ ^^'

nnaet sich eine genaue Charakteristik

AI

Analyse eines Fiillca vi>n Triuisvestitismiis. ;>f>7

der Sammehiüinif, iii welehor auf den «roLisclien Hinlergrund dieser Neiguiifi hingewiesen wird. Wir wissen, daß neben dm Eitelkoilsgründeii, wie sie Patientin aiigil>t, auüli in unsei-em Falle tiüi der Samnii'lmanie erolisclie Phantasien maßgebend gewesen seien, in denen der „Kontakt mit den Künstlern zu einem ganz „innigen^ wurde. Der Preis, der für das maiinliche Sexualobjekt gefordert wird, ist für die Träumerin zu hoch (23.UUU Kronen - 22 Ja'hro war sie äußerlich Weib, dami nahm sie das mäniüiche Mterieur an); er lautet: Du mußt Weib bleiben. - Die Sammelmanie ist hier auch ein Versuch, die Inzosterotik zu sublimieren. - Ich verweise sclilieli leH auf den Umstand, daß wir es liier mit einem Analngon der für den tetisphis- mus typischen Sammelmanie zu tun haben.]

S i t z u n g 29-

(Traum 13.) Gehe mit meinem älteren Bruder in einen Verschlag, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Vor demselben angekommen, öffnen wir dio Türe und treten ein. Wir sehen also nach, ob alles vor- handen ist (Kohle, Brennmaterial), entdecken aber, daß verschiedene Dingo fehlen. Wir wollen uns gerade wieder herausbegeben, als wir be- merken, daß eine Person versteckt ist. Da wir dieselbe für einen UicH halten, treten wir heraus und verschließen die Türe. Ich sage zu niemein Bruder, er soll dort aufpassen, daß der Dieb nicht entkommt. Ich muli aber schleunigst ins Amt. iDer Traum bringt, was wir bereits ahnten, einen Hinweis auf die Sexuaifixierung an den Bruder. Die Träumerin verrät uns, dali sie dün Bruder, den Dieb ihres „Brennmaterials" {-^ Liebe) vor uns „ver- schließen will". Wir wollen uns ihren Associationen zuwenden.]

Meine erste Erinnerung an' Eduard stammt aus seniem 2./J. L,j. tr liatie ■eich einen Nagel in den Fuß getreten und das ganze Haus war in furehter- lirher Aufregung. Ferner Tällt mir aus seinem 5. Lebensjahre ein, daß ihn em SeÄ wäifend wir auf der Wiese spielten, zwicken wollte und ich große Anast um ihn ausstehen mußte. Dann erinnere ich mich an eem b. Lj Cr tX Sie Nasenwuchoningen operieren lassen. I^l'/achte an die^O^ stallte mir sie sehr schmerzhaft und grausam vor und ^-^^^^^^^^^^^^ Iv Hibei ums Leben kommen müßte. In seinem U. U- i^^} «'^^ ^^ ^^^'!^^ y^J sah ich, w^lirend er einmal krank im Bette lag. zufällig seine Genitalien. Ich beneidete ihn darob. _ _

~ ^Q ( , n <r -m Ich glaube, daß ich mich schon zu der Zeit, als ich mit

M ■^l.inafn die Klostersdiule hesuclite, durch meine Kleidung von Marie gmemsam die J. ^,^ ^^^^ ^^.^^ ^.^^^ ^^,,^ ^^

den Madchen unt seh cd n ^^^ ^^^^^ ^^^.^^ Verkleidiingstriebee

bot ja für SU. "^^l'^..,.-. q^^ ersten Orgasmus beim An- fällt auch in diese /^^^^ J 14./^15.)^ O o^n^ _ ^ ^ . ,„ \ . u g e meines- legen der Kiei ^^^^^^^^ ^^^ ^^^^^^^ ^j^^ kostümiert (Fasching),

fcrschaute^n d^n Sp-^^^l -d hatt. eine große Ähnlichkeit mit meinem Vater entdeckt. ______

c, , n 31 Ich habe von der Oper „Madamo Butterfly' einen starken Eindruck davongetragen. Die Sängerin, die die Butterflyrolle spielte,

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558

Fetischismus.

fesseUe mich sexuell. Ich hatte während des Schauspiels und nachher sehr lebhatto Phantasien, in denen ich mich bald von ihr liebkosen ließ, bald als Offizier um sie warb. Das Weib mit der pathetiechen Geste zieht mich ganz besonders an.

[Die Anamnese erscheint mit diesen Mitteilungen beendet. S i t z u n g 32 und 33 waren allgemeinen Beeprochungen gewidmet.]') . ' .

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II, Analyse der Farapathie.

Die Dominante in der Sexuaieinstellung der Kranken bildet der E 1 e k t r a k o in p 1 c .\;, dessen par apathischer Ausdruck in der I d o n- tifizlernng mit dem Vater gelegen ist. In dem Verhältnisse des Mädchens zum Bruder Eduard sehen wir eine Neuauflage dieser pri- mären Inzestkonstellation mit eigenartigen, die tiefsten psychologischen Probleme umfassenden Determinationen. Diese Identifizienui" diese „Introjektion des Obiektes ins Ich", geschieht in der Regel in jener Zeit, in welcher die Elektrabindung aufgegeben werden soll (Freud).

Wenn aus bestimmten, fallweise variablen Gründen für das Inzest- Objekt kein extrafamiliär es Ersatzobjekt gefunden werden kann, dann ergeben sieh für das Individuum zwei Möglichkeiten:

entweder wird die infantile Einstellung in sublimierter Form bei- behalten, was eine beliebige Farapathie ergibt;

oder OS erfolgt eine Identifizierung mit dem aufzugebenden Ob- jekte, wodurcli a) die Abhebung der Inzestbindung vereitelt und h) der Grundstein für eine homosexuelle Farapathie geleH wird

In unserem Falle kommt es aus besonderen, später zur Erörterung gelangenden Gründen zur Entfaltung der letzteren Kombination und zwar in einem viel früheren Zeitpunkte, infolge des frühzeitigen Todes des Vaters unserer Kranken und der eigenartigen Umstände welche den Kmderjahren des Mädchens das besondere Geprä-e verliehen

Die Mutter wendet sich von dem Kinde in dessen ersten Lebens- jahren ab, läßt es m seinem großen Zärthclikeitsbedürfnis darben und bald muß das Kind erfahren, daß es ungewünscht sei, daß die Mutter nicht ein Mädchen, sondern einen Buben erwartete "Worauf beruht aber der Unterschied? Die erste kindhche Erklärung lautete: in den Kleidern. Docli was auch immer den Unterschied zwischen Bub und Mädel ausmachen mochte - sie wollte kein Mädchen sein Als sie später vom Stiefvater von ihrer Häßliclikeit erfuhr, sträubte sie

') WührencI der Korrektur dieses Werkes erhieltou ^-jr von der Patientin die Mitteilung, daß ihr GcBiicb an die Polizeidirektion günstig erledigt eci und sie bereite die männliche Tracht angenommen habe.

Analyse eiues P'alles von Trausvcslit.ismus. ^^^

sich gegen diese Herabsetzung beharrlich, lange bevor sie noch \Mibte, wohn diese Häßlichkeit bestand. Sie wollte schön fiein.

Daß die spätere Einstellung des Sexualtriebes nur psychologischen Gesetzen folgte, erhellt daraus, daß das Mädclien im Spiele mitunter auch die Rolle des Weibes (der Mutter) übernalmi, kochte, Kinder wartete und ans Heiraten dachte (Sitzung 7). Doch bald bedrückten das Gefühl der Weiblichlveit und das der angeblichen Häßliclikeit den infantilen Narzißmus aufs tiefste, so daß diese gesunde Geistesart det Verdrängung anlieimfallen mußte.

Da merkte das Mädchen eines Tages den wahren üeschleditfi- unterschied und es wurde ihr auf einmal klar, woran es liege, daß sie der mütterlichen Liebe nicht teilhaftig werden könne. In dem kind- Hehen Gemüte faßte die Anschauung Wurzel, d a ß n u r d e r M a n g e 1 des gewissen körperlichen Adnexes für die mütter- liche Einstellung maßgebend sei.

Wenn mm die Depression der Ausdruck ist, daß irgend ein g&- heimes Ziel (beachte auch: Freuds IdeaMch!) unerreichbar geworden ist (Stekel), dann hätte nonnalerweise hier eine Depression einsetzen müssen, deren Kern in der Aussichtslosigkeit gelegen wäre, die mütt-^r- liclie Liebe jemals zu erreichen. Die kindliche Psycho verträgt jedoch in der Regel solche Zustände nicht. So kommt es hier zum reflexartigen Aufflackern des Kastrationsgedankens („Da hast du, was dir fehlt, schneide das Ding ab!"), welcher den Mangel kompensiert (Sitzung 17). Wir sehen z. B. die Erinnerungen der Kranlven an Bruder Eduard (Sitzung 29) ausschließlich vom Kastrationsgedanken getragen. Unter den Einfällen gibt es keinen, der nicht diesen Komplex zum Inhalte hätte. (Der Nagel im Fuße - Wunde; dci' Gänsericli schnappt nach dem Bruder - das Glied abzwicken; Operation der Nasen Wucherungen - Nase für Glied etc.) Alle diese Assoziationen beinhalten auch Lebensgefahren, in denen eich der Bruder befand, und haben in T o d e t- wünschen gegen den Bruder ihren U r s p r u ng, welche Todeswünscho einerseits Eifersucht ausdrücken, andrerseits dem Fixa- tionsphänom.n polar gegenüberstellen. Die Unhaltbarkcit dieses sadi- stisclien Gedankens ist die Ursache seiner sofortigen Verdrängung.

An Stelle des verdrängten Kastrationskomplexes tritt die trost- spendende Auffassung, der Mangel des Membrums sei bloß ein Ent- wicklungsdefekt infolge überstandener Kinderkrankheiten, der I enis werde sich noch entwickeln. Allein diese Erwartung mußte mit dem Auftreten der Menses und der Entwicklung der sekundären Gesclüeehtscharaktere ein Ende finden. Hierher finden wir nun die De- pression aus der Kindlieit verschoben, zu der noch starke Schuldgefühle infolge der krimineHen Gedanken hinzidiominen, hier liegt auch

II w

ötIO

Fetiscbismus.

>i

der große W e n d e p ii n k t in der p s y ü h o s e x uii U o ii Ent- wicklung dos Mädchens. Sie mußte nun ihre Hoffnung, auf iioiinniem Wege jemals ein Bub zu werden, restlos aufgeben.

Alluiiililieh wurde auch diese Depression durch den Icbenbejahenden EiuiluLi iluor Jugend nivelliert. Die Ohnmaclit dem Schicksal gegen- übei' scluvand, denn es erwuchs an ilu-er Stelle eine großangelegte Miktion der Männlichkeit mit allen daran geknüpften jr- liübenden Gefühlen der Schönheit, Vater- resp. Bniderähnlichkeit und -- nicht zuletzt des Andersseins.

Die Kranke wandelte mit Hilfe ihrer Parapathie das Wellental der Verzagtheit und seelischen Not in den Wellenberg des Seibatbewußt- seins, der Lustvorstellungen, der relativen Euphorie.')

Wie bei allen Kindern, die in der Parapathie Träger des elterlichen Ehegedankens sind, finden wir auch hier eine sexuelle Doppel eins tcllung zu Vater und Mutter. In der Transvestitur stellt die Kranke den sexuellen Kontakt mit dem Vater her (Orgasmus beim Anlegen der Männerklei düng) und sucht in ihrer äußeren Triebeinstellung einen Mutterersatz. Allein es kommt noch ein psychologisches Motiv in Be- tracht. Für uns ist die Tatsache, daß nach melireren trän svestiti sehen Akten der erste Orgasmus beim Anlegen der Kleidung des Brnders er- folgte, von enormer Wichtigkeit- Die Szene trägt einen aus- gesprochen fetischistischen Cliarakter und ist der Auedruck einer unterbewußten Phantasie, in welcher die Kranlce dem Bruder gleich geworden ist und als solcher auf die mütterliche Liebe vollen Anspruch erheben kann. Merkte sie doch genau, daß die Mutter den Bruder ihr vorzog. So kommt es bei dem Aufbau der Parapathie zur Verdichtung beider Ideale, Vater und Bruder (vgl. Madame Butteräy, Sitzung 31!) in dem Sexual- und Identifizierungsobickte; zahlreiche Brücken führen von hier auch zum religiösen Komplexe und der Phantasie, sie sei der Sohn der heiligen Maria und gleichzeitig ihr Ge- liebter,

Aus Träumen und Tagesphantasien unserer Kranken ist diese Fixierung deutlich ersichtlich. Patientin nennt auch ihre Zimmerfrau „Mutter", dabei ist das Verhältnis der beiden wie das eines Gatten zur Gattin und eines Sohnes zur Mutter (Sitzung 1) .■■)

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i-

') Mein Assistenl faud diesen Mwhanisnras ohne Kenntnis der AdlerBchm ThearJe. Dr. St.

■) Patientin soll angeblich dem veretorbencn Sohne der Justinp sehr ahnlich sein, so daß das Verhältnis auuh von der anderen Seite erotisch determiniert zn sein scheint.

LULjI L._.,L.„

AiialjK)' miics Falles von Traiisvi'KtitismuB. iJ61

Die Haßeinstelluiig der Kraiikoii xum Stiefvater läßt sieli von den eröton Xindcrjiilireii an deutlich verfolgen; die Kranlce ßtväiibte sich gegen dit^ Wieder vorn lähhing der Mutter, sie wollte ihr ,ia eelbst den Gatten ergötzen.')

Boi diosor Hetraehtu/igB\vi.'iöo ergibt sieb eindeutig, dafi an dem transvestitischon Akte die heterogone Komponente der Sexualität un serer Krankten verankert ist, wobei an Stelle des verpönten Inzest- nbjektes ein Symbol tritt; die Kleidung.

Aus der Identifizierung mit dem andere- ü e s c h 1 e c h l, 1 i eil e n S e x u a ! o b j e k t e ergibt sich die Anlage für diu li o m u s e x u a 11 1 ä t, deren volle Entfaltung durch später zu besprechende Ursachen bewirkt wurde. Bei unserer Kranken haben wir es mit der manifesten Homosexualität zu tun, doch ist anderen Krank engesch lebten (siehe tiefer!) zu entnehmen, daß sie häufiger in latenter Form auftritt und noch Teile der heterogenen Sexualität an den Partnei- abgesetzt werden können.

Stekel behaujitet, die Homosexiialität sei eine infolge von Para- phihen und Haßeinsteilungen, insbesondere Sadismus, er- folgte Flucht vo]' dem andei-en Gesehl echte. Wir können es auch in diesem Falle bestätigen, und zwar sehen wir hier die Hauptursache dieser Fhicht im aktiven Kastrationskomplexe, einer im öttdistisdien Zeiciion f^tehenden Phantasie. Wir kennen wohl bereits die Wurzeln des Kastrationskomplexes; doch seine Tragweite und ins- besondere seine Bedeutung für die homosexuelle Parapathie wird uns erst klarer, wenn wir un^ vergegenwärtigen, daß das Mädchen den Anblick des M e m b r u m s überhaupt n i c Ii t ver- trug, daß eich der Kastrationsgedanke auf dem Wege der Assoziation dem Anblicke des Membrums unmittelbar anschloß (Sitzung 20).

Unter solchen Umständen ist für da? Mädchen ein direkter Kon- takt mit einem Penis undenkbar. Die Angst vor der eigenen Krimina- lität und die daraus flibßenden Schuldgefühle haben hier die Ver- drängung der heterogenen Sexualität entschieden be- einflußt. .,,.,, n -

Ich betone an dieser Stelle ausdrücklich, daß ein passiver

Kastrationskomplex analytiGch nicht gefunden^ werden konnte. Es konnte niclit nachgewiesen werden, daß Patientm jemals der Vorstellung huldi-te sie hätte einen Penis bereits gehabt und lim durch irgend welche Einflüsse, sei es im Mutterleibe - die Muttcrleibsphantasie ist vorhanden! - oder im extrauterinen Leben verloren. Dagegen ver-

^)~Nicbt umvichtif! ist. der UniBtand, diiß Patientin am IV. n-chten Piiigpr phk-ii ICliering trägt. Si* luit ihn gekauft, weil tr ihr angoblicli gefallen hatte.

562

Fetischismiis.

ätiologisch hoch

moditen wh den aktiven Kastrationskomiilex als ein wüi-tigcri Merkmal der Flucht vor dem anderen Geedilechte einwand- frei herau82uki'istallisiei-(jn.

Es ist nicht unwichtig zu bemerken, daß die Sexualität auch in der homogenen Richtung Hemmungen unterwoiEen ist, so daß wir tatsäch- lich von einem verringerten K o p u 1 at i o n sb e d ü r f n i a aprechcn kömu'n. Diese Erscheinung durch die Tatsache zu erklären, daß die Sexualität ia an die Kleidung verankert sei, hieße oberilächlicb arteilen. Auch konunt hier ein etwaiger somatisclier Aufklärungs- versueh nicht in Betracht, da es sich lediglich um eine Verladung der Sexualität, nicht aber lun eine Ausfallserscheinung handelt. Es erweist sich vielmehr in der Analyse, daß die Verladung eine Äuße- rung der Flucht vor dem anderen Gesehleehte sei und die Motive dieser Flucht das tiefste psychologische Problem des Fallei^ umfassen.

An erster Stelle steht hier der r e I i g.i ö r - a s k e t i s eh p Komplex.

Die Lösung des Tramnes 11 hat uns dem Verständnis dieses Problems näher gebraclit. Die Transvestitur vollzieht sich tatsächlich „im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes-. Der „Vater" ist das primäre infantile Ideal, d^;!' „Sohn" (Bruder Edimrd) das aktuelle Fixierungsobjekt der Heilige Geist" aber ist das große Wunder, welches die Kranke erwartet, das Wunder ihrer Geschleehtsmetamorphose, weltheni sie mit Hilfe ihror Parapathie Wirklichkeitswert zu verleihen sucht. Wir sehen vor uns eine äußerlich freigcistige, innerlich jedoch tief religiöse Natur und es wird uns klar, daß die große polare Spannmig zwischen IVieb und Hemmung auf den psychischen Mechanismus dieses Falles von ver- hängnisvoller Wirkung sein mußte. Jetzt verstehen wir auch die häufige Koinzidenz der Gasthof und Kirchenbilder in den Träumen der Kranken: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes darf sie mit dem anderen Gesclilechte nicht in erotische Beziehungen treten! Nun wollen wir noch zwei andere, teilweise akzidentelle, andro- phob orientierte Iriebkräfte erwäimen, die an der Entfaltung der Para- patlue m n.cht geringem Maße teilgenommen und in erster Linie die \ ei-drangung der het^-osexuellen Komponente beeinflußt haben. Es sind dies d.e Kräfte die aus der F el 1 a t i o p h an t a s ie und dem um das 15. Lebensjahr stattgofundenen E r 1 ebn i s m i t d em hibitionisten ihren Impuls geschöpft haben. Die erste kommt in den diversen Eßphobien zum Ausdruck {Sitzung 17), ist in der Sexual- aufklarung enthalten (Sitzung U) und spricht aus den lustreichen Akten an den Mamillen des Weibes (Sitzung 18} sowie der Identifizier

Aualyse eines FalieB von Tmnssestitisraus, ö63

rung dei- Kranken iiiil dtüii saugenden Jt-ßiiskiiide töiLzimg 19). Hierher gehört auch der KimnilmguB, dur Saugakt an der Klitoris, dem weib- lichen Meiiibrum, ßdiließlich der Inhalt des Tmunies 7. Wir müssen not- wendigerweise iinnehmen, daß der Anblick eines männlichen Genitale außer der Kaslraf.ionsassoziation aach eine Fellatioassoziation, w^o- möglieJi noch als die iii-imäre verursacht haben müssf.

Auch diese Assoziation ist geeignet, die Angst vor dem Membrum Z1I verstiirken, dio Distanz zum anderen Gcsehlechtc zu vergrößern und somit pathogen zu wirken.

Die Wirkung des traumatischen Erlebnisses mit dem Exhibitio- nisten gibt Patientin (Sitzung 17) selbst an.

Hir!ichield& biologische Theorie des Transvestitismus haben Psych- anal.vtikei {Stekel, Bd, 111, Analyse einer Transvcstitin) bereits wider- legt, auch dieser Fall konnte für jene Auffassung keinen Anhaltsj.unkt bieten. Es gelang uns vielmehr, die Genese dieser Triebrichtung auf psycho sexuellem Gebiete zu ergründen und ihre Zusammenhänge zu erschließen. . ' '

. Die Zuriickführung des Transvestitismus seitens der Patientin aut das 3. Tebensiahr (Wintermantel) beruht auf einer Erinnerung.^- fälsehung: CS handelt sicli bloß um eine Auswirkung des nachstehend zu besprechenden Häßlichkeitskomplexes.

Der eigentliche t r an s v es t i t i s ch e Ged^anke taucht zum erston Male erst .m 12,/13. L e b e n s j a h r e (Sitzung H) in. Anschluß an die Depression we.en d e s P e n i s ni a n g e 1 8 a u f.

Der normale We^^ zum Manne war für das Mädchen durch scIi« .e Angst^^inSc^Sllungen versperrt das Selbsthewuß... -n^^ krimineller Gedanken, grober Erziehungs ehler und ;* "^^^^^^ lichkeit gedrü^kt. Der --^^ ^^ ^ZI^uL J zur Lust un «'^=-^^1 ; e f ü I 1 e ^Schönheit durch das An- ersten Male das Voll. ^ ' u n i ^^^^^^,i,],,;^ „,it dem Husaren-

legen des Wintermantels ebt^ f.tiaSe den Mantel ununterbrochen rocke war es die ^as M^dd^J^v^ ^.^^^^^^^^^ ^^^ ^.^ ^.^^

zu tragen (Sitzung 14 ^^^ ,,;,,,,„ „..Mn" und ..mann-

dann schon vorkam. Dci ^-^^^ ^^^.j.^^ ,i,,,„a,, d,ß sie ein

I"';; ''\ '"■ M n'nt D Sl chkeit mit dem Vater ergab einen hubscher Mann sei. Dl ^^^^ stammenden sexuellen Impuls

r HrSulÄtamorpW. Wüßten ^^^^^f^^^ 1 ^.f; ,Vu^ Kleidung in diesen Fällen nur der Ausdruck emei

dann Wäre Zs der Orgasmus bei der Transvestitur völlig uiiverstand-

564

Fcfischismus.

Lieh. In der Transvestitur verschmolzen hier inzestuüser Sexualgenuß und das Schönheitsgefühl miteinander; es kam zui- Resun-ektion des infantilen narzißtischen Ideals. Nach dem Vorbilde des geliebten Vaters

(Bniders) dem Sdiicksa! zum Trotze und Gott zu Ehren „Mann'' zu sein' resp. zu scheinen : dies war der tiefste Sinn i li !■ f s

r r ;i n s V (' R t i t i e m u s.

V'

ili. Kritische Bemerkungen Über H irschf etdä Buch: „DieTransvestiten"') und unsere Auffassung über -;,,;*: ' '■■ Transvestitismus.

liirschfeld. dem wir auf dem Gebiete des Transvestitismus die ersten ausführlichen Krankenscliilderungen verdanken, mit einem Voj- suche, auf die Erscheinung kritisch einzugehen, übersieht in seinen Analysen die Äußerungen der latenten Homosexualität und be- handelt den Transvestitismus als sexuelle Zwischenstufe ganz gesondert. Im Bande „Onanie und Homosexualität" hat Stekel dieses System wider- legt. In der Tat ist der Grund, warum der bedeutende Forseher ein so wichtiges Charakteristikum des Transvestitismus übersehen konnte, nur in dem Umstände gelegen, daß liirschfeld in seiner umfang- und inlialts- reichen Arbeit auf die Technik der psycho logischen Tiefenforschmig ver- zichtet hat. Öeine Kranken lehnen teilweise die Homosexualität affek- tativ ab (Fall 1, III und VIU) oder sie träumen (fast alle) von yeschleehtlichen Umarmungen mit Personen gleichen Geschlechtes, wie Fall II, III, IV, VII u.a., oder sie können (fast alle) nur in'actu suceumbentes kohabitieren (!, III, V, XIII u.a.), oder endlich sind sie ausgesprochene Homosexuelle, wie Fall VII, XII oder SV. Wir wissen-). daß es sich bei den sogenannten .,normalgeschlechtlichen" Transvestiten um Masken der Homosexualität handelt.

Haben wir in unserem Falle ein geringes Kopulations- bedürfnis gesehen, so finden wir auch in der Hirschfeldmhm Ka- suistik die gleichen Verhältnisse.-') Von seinen 17 Fällen übte I den ersten Koitus erst mit 24 Jahren aus und enthielt sich dann 4 Jaluv jeghchen Verkehrs: II verkehrte erst nach dem 20. Lebensialire III hat vor dem 35, l.ebensjahre nie mit Frauen Umgang gehabt- IV kam m 6 Jahren „gar nicht der Gedanke", mit seiner Geliebten sexuell zu . verkehren. Auch die übrigen verkehren jahrelang nicht. Daß diese Er-

frioh V ^^'l'--'l''\''\'^'''^' ^'"« UnU,rm'liu«g über de. erotiBche« Verkleidung. neb. Vcrhg Max Spohr Le,p.,g. - m^^^kfelä. „vier Grade der Zwi.chenaturen- - "Jwef aV Grai!' ""^^''^y^^- '"■ G..d). Urinier (ill. Grad) und Tran.-

') Stekel, Bd. II. ^) I.e. S. 167,

Analyse einQB Falles von Traiisvostitismus. wn

Kcheinun^ größtenteils i-c>ligiös-;i.sk(!tiediiTi und riai-ztiitisehen Motiven entstammt, ist bereits erwähnt worden.

Wir begegnen in den Hirsckjeldschen KrankenöcliiWeruiigiin audi auffallend häiilig niasoehistiBchen Tendenzen, welche, wie wir wissen, [Juikplirovedieinnngen sind und mit Askose einen gewissen Znsammenhang haben.

MasocliismuB darf nach dorn GesetKe der l^ipolarität aller ps)- (■■hisdien Phänomene (Stekel) nicht gesondert behandelt werden, wie dies Hiriichfeld tut, indem er dem Verhältnis desselben zum IVansvostitisnms em Bpexieiles Kapitel widmet. Der Masochismus ist ein I'ondant. zmii -Sadismus, eine jiarapathischo, ethisch determniierto Umkehrerschcinang (der gegen das eigene ich zurückflutende Haß). Ist PB dodi in erster Linie der innere Konliikt mit dem Sadismus, der die Sexualität der Kranken in versteckter und offener Foi-ni der Homo- sexualität zutreibt, der bei weitem wichtigsten Erscheinung im Bilde des Transvestitiamüs. Ilirschfdd spricht von dem manifesten, d.h. dem im Verhältnis zum Liebespartner auftretenden Masochismiit;. yoin ein- eiiger analysierter weiblicher Fall imd mein vorliegender weisen aber in bezug auf den Partner keim^ Spur von Masochismus auf: im Gegen- teil, sie sind hocli aktiv und zeigen gelegentlich sadistis(Oie Zuge. Her Masochismus, wie er in Hirachfelda Kasuistik zu sehen ist, ist ein Spezifikum der niännliclien Transveetiten und es will mir scheinen, als ob diese Erscheinung auch den sexiiellfn l'üssivismns, das „Weihsein" der Kranken in einer krassen Ai't versinnbildlichen sollte.') Doch findet eine tiefer sondierende Psychologie in jedem dieser Fälle als polare Brscheinung auch jenen Sadismus, welclier ursächlich nnt der latenten oder manifesten Homosexualilät des Transvcstiten znsammenhangl.

Welche Rolle die Na<-.hahmung bei doiu Transvestitismus spielt wie die Identifizierung mit den andersgeschlcchthclien Objekten vor sich geht, echließlieh wie sehr der infantile N a r z i ß m u s .m dem Zustandekommen der Parapatliie beteiligt ist. ersieht man deut- hcli aus den Darstolhmgon der Kranken IHrf^chfelds. Leider ist dabei das Inzestproblem unberücksichtigt geblieben, obwohl manche seiner Kranken eine ziemlich deutliche fiiiradie darüber lühren..

So sagt Fall l")' ..Meine Mutter und Schwester fertigten viel Handarbeiten! für die ich reges Interesse bekundete. Ich lernte daher selbst häkHn und brachte mit '-HMnlicher Geschicklichkeit hübsch« Häkelarbeiten m Wolle und Zwirn zustande . . -"

M Nach Kraift-Ebino budoiitol SodiRTime ,.eiiio puthuloKiwh.i SUiigeruiip mänj. iicher psychknher GescLl«..l.teharakW. (Zit.na^h llir^chUld. I.e.) *1 S. 7 !, f.

566

Fötisch ism US.

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Fei-iiej-: . . . Pfeifen kann ich sehr 5,n.it, darin hin icli ganz Mutters Sohn, denn meine Mutter konnte auBgez^iclinet pfeifen - . .''

Fall IT berichtet, daß iim die Schürzen seiner SeMvestern un- widerstdjJidi verlockten; Fall IV zog sich zum ersten Mal heimlich das cremefarbene Ilamastkleid seiner Mutter an; Fall V versuchte im Alter von 4 Jahren und später das Kleid der Schwester anzuziehen; Fall VI, VII, XI, XII, Xm, XVI und XVil berichten Ähnliches. Das Argument, die Kranken' hätten in ihrer -Jugend keine andere Gelegen- heit zur Transvestitur gehabt aU mit Hilfe der Kleider ihrer Mütter und Schwestern, ist wohl i'irhtig, ebenso wie das Argument, daß man imr dann die Eigenschaften des anderen (leschleehtes sich anzueignen wünscht, wenn man psychisch entsprechend prädisponiert ist; doch liegt, wie unsere Analyse zeigt und 'wie es zweifellos aus jedem der HirschfeMM-hm Fälle zu ersehen wäre, wollte man die Analysen ver- tiefen, eine 1 n z e s t b i n d u n g als primäres und treiben- des Motiv der Metamorphose vor. Diese ergibt eben die erwähnte Frädisposition. Wie weit dabei der Wunsch die subjektiven Empfindungen beemüussen kann, ersieht man z B aus dem Berichte eines tmrisvestitischen ungarischen Arztes an Krafft-Ebing^): . Alle 4 Wochen, zur V o 1 1 m o n d s z e i t, habe ich läge lang alle Molimina wie eine Frau körper-

Ih dVs ri-^'r ""■ ''' ''' -cht blute wälrend ch das Getuhl von Abgang von Flüssii^keit ein

d::?/;A:A:i^:n::n;i;;h:r "'■ ^-^^^^-" ^'"^

2ej,, ;. f,^ Unnen} habe; eine sehr angenehme

.1.10 l^z:::::;:^ ^^^^ - u r c h n b u n g

Wiegen in der Hüfte t £ j'^ t'' der Mädchen und ihr

in dieser Hinsicht ganz typisch Wu..t.erii,,'"' '''""'', 'T. z..B.der van Fall VII. den ich wörtlich ^.tiere ''^ "" ^"^"'^ "

nnd einen Knaben an d ^B ," ^ ^^ " '^ ^ ^ ^'"* '" sches Mädchen zu meinen Füßen mH der Pn " /'" ^^''"'^' 'fT' Veranda überbli.-.kte ich Walde. Tälet H 7'' T''"- ''"" ^^'" ^"^'' die Wiege und g,ng ans Sp^d dLs kl fVf^'^ ''' ^"' '"

memeui Kleide fest und sag e- Mut t i'^ n ? n ^^"''^''" ^''^' '''^' '" VA-n^ R«r.f«... „„. ...... " : " "^ t •') Da küßte ich es auf die Stirn-

Sein« - Der

ci

meinem weide lest und sagte: M u 1 1 ü^l n i ■.;; , """'"

Eine Fanfare schmetterte Tind me n s .) aft C u\ " '"' '

k r ä f t i g e n M ä n n e r a r m 0 n m . c , " ''"' '^"^

- ""isenlangcn mich,"-)

Zit. imdi lÜTgchidd. 1. c. S. 246. ■'l Vi)[i mir gi-Hperrt.

Analyse eincK FjiIU'K viiti Tmiisvestitismus.

:^f^^

Traum Ijodaii in öuiner Eintleutigkoil in bezug aul liic^ lilontilizienmg keiriüi- Analyse.

ßoBondci'P k'hrrcidi irI. aber dev Buriclit des !''allcs VII von Hirschfeld:

„In dem kloiiion Juiij^'L'h entwickelte sich nun suiir bald eine /"- neigunji; zu seiner ein paar .Tahre alten Schwester, besonders u\ ihrem Hals oder Haisausschnitt und zu i li r c r gesamten Kleidung.') Ev om])!'and diese Neigung schon dentlicti als erotisch: denn sie wurde für ihn bald y.u einer inneren Heimlichkeit. „Kam meine Schwester auä der yclmlc^ und s^ctzte sich dann zum Mittagessen nieder, so kletterte ich von hinten anl ihren ötuhl und bedeckte ihren Nacken mit innigen Küssen . . .''

Ferner heißt es-): . . . Dagegen hatte er das „Vergnügen", daß ausnalinisweise die TocJiter des S e h u 1 d i r e k t o r s '') in ficr gleichen Klasse mi1unterriehl;et. wurde. Heim Nachhausegchen folgte er ilir ol't von lern. W i e d i- v v c. g t e !:; i c. h d e )■ VV u n s c h, b o ein Mädchen „in duftigem, tief ausgeschnittenem Kleide" sein z u k ö n n e n . . .''

Im 9. .lahre stellten sich Naelit- und 'i'agträutne ein.^) Ich

hatte die Illusion, als stände e i n e g a n z e R e ili e d e r a r h ö n s t e n 1'" r a u e n in a u s g e s e h n i 1 1 e n e n G e w ä n d e rn v o r ni i r u n d ich küUtc und belockte sie an HaU und Brust uacli

II 0 r z e n s I 11 s t . . -"'')

. . . Mit 10 Jahi-en geriet er in eine heftige Erregung bcun Anblick eines „stark dekolletierten Mädchens von 6-7 Jahren".") Tn seinem Bericht vibrierte dieser Eindruck noch so sehr nach, daß er die Einzelheiten der Kleidung dieses Mädehene genau angibt. „Ich bedauerte, daß i r h nicht auch so frei und luftig um den Hals gohon, nicbl aucii die Haare so sHinn lang ,, a,,:],Hen lassen durfte"^) usw."

Ferner"*) ;

Im Sommer desselben .hihres kuiuiti! ich der Versuclning

nicht'mnger widerstehen: ich schlich in -^ '' ^ " "

unbewachten

') Von J[iiJ f^f^in'ii'i.

"1 sI^TstorcrPatv.. Vmi .mr &^imn. Hdiul.liroktür für Vi.Ut.

.J SS«! .!.. t..vpi..h. :^■.v,np1.... .i-r Varap.ülm.. ci.r «paltun, -Icr l-o.-

hoif- IriÜ im Sii'D^' ""cr vcrpoDt.(-ii ..liinlic-it",

«) llcutlii^li.' SchivL-stwiniiigi-

") Id(iitiü/.ii'runp niil <l:"i ufiLTrinchhiiMiii SoxiialubjckU-. Von mir ^pspcrrt,

") 1.C.S.61.

5Ü8 Fetischitimiifi.

A u g o n b I i c k 6 11 ü n den Korb in i l der s c ti m u tu i g l> ii W ä B c ii (!, h o I I, e mir ein H o m d m i- 1 n e r S c h w e s t. -; r h e 1- V 0 f und z o k es mir über. Es roi-h su schön nach Schweil?. Mein liei-z klopfLo zum Zcrs])i-ingen, Sctmuer diirt-brioöelten meinen Körper und ich zitterte wie Espenlaub. Vor Entzik-kcn biß ich in die Kanton des Brustausschnittes und scU!uj< klatschond auf meine Brust, .Schultern und Oberarme . . ."')

Die Wandlung des hizestgedankens in FetiBchismue und schließ- lich in 'i'rinisveslitismus kann man diesen Fragmenten unscliwer ent- neliinen. Interessant ist auch ein Passus im Berichte von Fall VI:

. . .Endlidi wurde ich dreister, trat mit der Behauptung auf, meino RVwM Jrür.kten midi beim Scldittechuhlaui'en und veranlaUte meine Mutter, nur ihre zu borgen. Dies fiel nicht weiter auf. 1 c h w a i- damals so wild, daß ich manche Mädchen, deren Schuhe mir gefielen, hätte überfallen mögen, um' mich ihrer l'"" u ß b e k 1 e i d u n fi zu bemächtigen . . :"^)

Der Spiegel und dii? Selbßtbewunderung nehmen in den Irans- vestitischen Krankheitsbildern eine besondere Rolie ein, ja es koinint sporadisch sogar zu exhibitionistisehen Akten. (Hier würde vielleicht, die Tiefenpßychologie den Schönlieitekomplex fest- stellen können.)

Hirschfelda Kall Ul sagt: . . . Weiui ich . . vor dem Spiegel 80 viel Weibliches an mir erblicke, werde ich vollsländig ruhig ps

ist wie ein Ausinilien bei groik^r MüdiKkcit, wie das ffeimatELrefühl 'der ganzen Individiialitäl in der Rolli> der Frau . . ."'

f*'^" X": Nächte brachte ich damit zu. vor dem Spie.<?ol

zu sitnen und mich mit Hilfe der Kostüme meiner Mutter als Frau "zu verkleiden ..."

Fall Vll erzahlt: Damals empfand ich in meinen Brüsten

ein , vvolllißtiges Gefühl, so daß ich mir mein Knabenhemd zuweilen öffnete und meine Brüste betastete , . .

Ferner heißt es über diesen Fal!^): „An heißen Soiumertagen spazierte er m der timgebung auf Waldwegen umher, statt der Weste nur mit einem Oürtel angetan. An den Hut steckte er sich Rosen den Hehrock hängt.- er über den Arm. Kragen, Vorhemd und Schlips praktizierte er in die Tasche. Jetzt war das Damonhemd das er tmg und_vor allem eein „Sciiwanenhale". den er zudem noch mit einem

■) Ei" oamßtiBchcr Zug - BruH. «chult.rn u.d Ol.rarm h.be. bei ihm c,n. „artu,h.t,..be HaloutuHK. Vgl. S. 567, Beacht.- ;,Qch den Badistiscb-m.whi^fisch.n Zu« in (lor Tr.iiisvestitur !

') I.e. 8.5.5. Von mir gesperrt.

^1 1.<'.S.67.

>

Analyse eines Fiilles von Traiisvpstilismus. Ö69

schwarzen Öanitbändchcu iind ^'üid(-iiom MedüiUoii schmückl.£s m ganzer „Schönlieif i'ür iedcii zuMlligcn Fassantp.n siclitbar."

Wii- wollen uns nun die Frage vorlegen, ob wir den TransvestitiP- muB unter den Begriff d e b F e t i s kIi i ^ ni .. s. und zwar des Klcidet- fetisduBmuB, subsiimieroii dürfen.

Hirschfeld vmieint, diese Frage, indeni er') betont, dai.^ d«'i Fetisdiist .,das ("»bjelvt seiner Neigung m erster Linie in Verbindung: mit einer zweiten Person, in mehr iiathologieehen Fällen auch von diesei losgelöst, allein für sich liebt (z. ß. einen abgescluiittencn Zopi, eni entwendetes Tasehentueh) , keineswegs aber haupisächlioh als 1 <-' i ' V 0 n s i ch e e 1 b s t", daß der in seinen Fallen „so ausgeprägte Drang. die Gestalt des geliebten Gegenstandes anzunehmen, sich mit ihm zu identifizieren", bei den, Fetischisten nicht vor banden sei. . - ,

In dieser Schcidurtg des TransvestiUsmus vom Fetieehismus be- rührt Hirschfeld nur die Oberfiäclie defi Problems; die wahren Unter- schiede sind jedoch tiefer gelegen.

/j u s a ni m R n f a a 6 u n g.

N.di eingeiiender Besprechung mit Dr. Stekel kommen wir in dieser Frage zu folgenden Resultaten:

. Beim Transvestitismus ist die fetischistische S y s t o m b i 1 d u n g- die ungemein starke Verdichtung des Symbols und seine mohrfache Ver^ wendim-- im Dienste einer bestimmten Tenden. mcht vorhanden. Das K efd ilt der Ausdruck eines starken Wunsches en.er uberwert.gen iaee: „ich möchte ein Mann (ein U' e , b) se.n^

doch ist es Dr.ÄteM a ^^„ y^^,^^, „ad«n«o.sen, «le

„Hämicl^ke, Bkomplex J ^^^' Schauspielers, der Fnu.e„-

,n dem falle eines sonst n ,^j^ ^^,^,-,^ p_.

SSr^Itnt.it dem anderen Geschlechte, das sozu.geu auf dessen eigenem Boden geseWagen wird.

M l.<^. S.203.

.y

570

Fotisoh Ismus, _ Aualj'sp eiücs Falles vod Transvostiiismus.

__ üiü atinka hiiimlHivität, an ivi^lchor der Fetiridiisf. ic«Iot, be- ^cii-ankt sich hier auf den Impuls, m dei- Kieidun^,^ des aiidera. Gc- «'CJiicclitcs auszuge]io,i. In der Verkleidung fühlt sicl, der Transvestit < 'S ein bisojiuü|]es Wesen, ein altes, infantiles Ideal erfüllend {das •■J-iiiganijji-in zi p'-).

''ae treibende iniantilistische Motiv iet hier - in anderen Fällen l^'-licinen ähnliche Verhältnisse vorzuliegen - e i n e I n z e s t e i n s t e 1- u n g, iij unserem Falle der Wunsch, der Mutter den Mann zu ersotzcn. Uiesen primären Kern hat der 'i'ransvestitismua mit dem Fetischismuf- gemenisiim. ebenso dio konzentrisdie Einschränkung dea erotischen liorizontea und elieiiöo in manchen Fällen die Tendenz zur Askese, d !i das Bestreben, der eigentlichen Üeschlochlsbestinuming auszuweichen' Audi die Märtyrertendonz (für die Ideen zu leiden), jene merkwürdige i-eligiös-libidinöse parapathisciie Konstniktion, wie sie in der Chrisfciiö- iieurose des Fctischisten zu sehen ist, finden .wir im Transvestitismiis wieder; die überwertige Idee ist beiden Paraphiiien gemeinsam

Wir können den T r a n s v e s t i t i e m u s t !■ o t z s e i n - r auffallenden inneren Ähnlichkeit mit dem Feti sehismus nicht ahs echten Fetischismus be zeichnen; er stellt eine besondere Form de, Zwangsneurose dar. in welcher das Begehren nar-b ^™ r tale de. anderen Oe.chleehtes auf das Kleid .orl.kZnl^t

Der Tnnisvestil begnügt sich mit dem Scheine de,i> , gesetzton Geschlochte anzugehören, er benötigt einen F.;!: He St" um seine ursprüngliche Fiktion der Geschleclitsiitmr.n n" "-^"■'";

aus der Vergangeniieit rekonstnitert und wieder -/nn. v ^ f

otwas Uestimnites z. erleben, verlegt der rransvest? ' '" ' '""

Wunsch in die Zukunft und erwartet das 3^ v''T" ""'''""'"' fülhmg, das Wunder der Geschleei^tsmetamorphoie '"""■ ^'"

Der Fetischismus hat soinil eine retrosnek* vestitienuis eine prospektive Tendenz »^ ^ ' v e, der Trans-

]i

XVII. Rückblick und Ausblick.

- Eni N:Lrreiig'iv;Liicl winl immer bcssor

'zahlt iils ein veriiiinfiigor Anang.

Nesiroif.

D(>r FBtis<-.!iismus zeigt uns eine merkwürdige Verschmelzung von :

Synthese und Antithese. Das eigenartige Phänomen, dai.^ der L aj a patluker .ich se-lbst niclit versteht, rührt von d.r 8paltun^' semee i^ .

her. Man kann bei .iedem Fot,sdn«ton ein. l'eriode beobachten, m d ,,

da. fL.li.chistisclio Ich nnd das moralische Ich im Kampfe '^«Jf ";/';, f _

(iesamt-leh nimmt in diesem Kampfe bald für die eine, bald fu d u. andere Komponente Partei. Sddießlirb kommt es .u einer ^"";i"-"J' ;' hildung zur Synthese der beiden Strömungen. Um diese bynthesc ... s o£n .nüssen ."ir etwas tiefer aul" die Psychogenese der moi-a .schon

!--rir^^Xr:rr::^r.:^rtir^^^ :---'^ru -de.^ -^

„„d, Erhebung üb.. A ' ,. ^ , , , ü n a b- .

Der in J«ii»n ! . 1 i„ „voiprlei Weise. Kr trachtet 7.u

„, g i , k e i t '^f'^^^;^ ;,:;,:' .,0,, Forae™,«., der üb- erreichen: 1. D,e ^^-^'^;;^,„,,^^i gegen die Fordernnsen

weit. (Äußere fieilKif-j - ^^^^^ Freiheit.)

des eigenen ''^'•'^'''^'''^'"f; „Jin'sieh das Indivi-luimi den Pordmingon In, «'-«teren Pallo stel ^^^^^ _^^^_ Fnrdormigon des

der Welt gegenüber iml i "> ' '-

t

' ;

1

573 Fetischismus.

moi'alisdicd liiipc^-ativs der Gesellschaft wird ein amoralischer Gegen-

iinperativ ci-richtet, der den Trieb ziun Gott macht und einer Wf?lt-

ansehauunji dee Auslebens huldigt.

Andrerseits macht jeder Mensch den Versuch, seine eigenen Triebe

zu überwinden und sich zum Herrn seines eigenen Ich zu machen: die

innere Freiheit.

Nach innerer und äußerer Freiheit lechzen alle Menschen, wobei

der moralische und amoralische Imperativ die Rolle des Feindes und

Unterdrück L'rs übernimmt.

Der Fetischist steht mitten zwischen beiden Gewalten. An seiner

Keele zerren sowohl der moralische als der amoralische Imperativ. Er

muß schließlich zu einem Kompromiß gelangen, in dem er das Unmög- liche vollbringt: beiden Forderungen gerecht zu werden. Er hat seine Heligion gefunden. Er verschmilzt sein Tier-Ideal mit dem Tlott-ldeal Sein Fetisch wird also für ihn sein Gott, genau so wie er es Cur den Primitiven ist. Er ist die Karikatur dieses Gottes. Aber hinter den verzerrten grotesken Zügen des Tieres entdeckt der Analvjiker die göttlichen Linien. Gerade diese Beimengung des Religiösen imcl Idealen macht den Fetischismus fast unlösbar. Wir kommen daher zur Formel die im ersten Momente widersinnig erscheint: Der Fetisch repräsentiert das Gott-Ich u n d das 'i'ier-ich. Die Synthese zwischen Gott und Satan scheint gelungen. Beide herrschen, aber diese Teiluna der Herrschaft, bietet die Gewähr, daß weder Gott noch der Satan die Alleinherrschaft der Seele antreten können. Liebe und Religion sind zu einer mystischen Einheit verbunden. Wenn Lieben nichts anderes heißt, als semen Gott gefunden zu Ij^iben, so hat der Fetischi..1 sein verlorenes Liebesideai. das dmi das Gewissen als Vertreter des moralischen Imperativs ent- reißen wollte, m. Gott vereint. Er hat in seinem Liebeside.l seinen Gort, m sememGotf. seine l.iebe wiedergefunden. Er hat Hiuunel und Hölle zu einem /wiscl.enre,ch vereint, aas dem es weder einen Ausgang in den Himmel noch in die Hölle gibt. ""».-."•"

Wunderbar kombinieren sich beim Petisehismus zwei andere bi-

rr. r "p"'"^ ^''r' ^r^""' '"'^ '•^^"''^^^ ^" betätigen und die lendenz, die Parai,[uhe geheim zu halten. Es scheint, daß iedes G^ leimnis eine latente Kraft darstellt, sich in Bekanntes zu verwandet Dor Impuls drangt den Fetischisten in die Öffentlichkeit. Schllflicl, masturb.er er öffentlich oder erregt ein anderes öffentliches :Vr^ernis und sein (,eheimnis kommt ans Tageslicht. (Die gärende Maehl des (.eheimniKses.) Dieser Impuls entspricht auch dem Gegenzwan-e den /.wang losznwenlen, -Nach Gerichtsverhandlungen, nach Analv..J;i 'sieht man oft Besserungen, welche nuu darauf zurückzuführen s,nd\ daß der Pot.sch.sniu. <len Charakter des Geheimen verloren hat. Der Fetischist

V

Rückblick iiiiil Auahliok ■^'^^

befindet sich in einer Vurehtbaven sozialen l.oliomng, or ist ötolz tUnuul und leidet darunter. Die Seimsucht nach dem Nonnalen kamptt mit aei" Stolze, ein Abnormaler, eine Ausnahme, ein Besonderer zu sein.

Das geheime SchuldbewulStsein, olme das es keinen echten l'^etischisume gibt treibt den Fetiscliisten in Situationen, m denen er für seine Paraphilie leidet. Wir iiaben gesehen, wie stark in au b-'ällen der lu-Bprüngliclio Sadismus ist. Er wendet sich dann gegen aa. «igene Icli und wird zum Masochiemus, was dann der Fiktion einer Märtyrerrolle entspriclil'.

In allen Fällen konnten wir eine l^inengung des ero- tischen Horizontes (pathologische Treue) feststellen. Uieae Einengung des erotischen Horizontes führt zu einer konzentrischen iLin- schränkung des gesamten geistigen Dlickfeldes. Es bestätigt sich eine alte Wahrheit, daß die Erotik unsere gesamte Affektivität speist, a.n. daß das Phänomen des Interesses mit der Erotik innig ^^^^^"""^^^^ Wir erstaunen immer mehr, wemi wir sehen, wie die Sexualität das gam Denken und Fühlen des Menschen, seine Lebensfülirung, seine soz ai Einstelkmg determiniert. Der Fetisdnst steht unter der Hen-scMft einer überwertigen Idee Cldee fixe). Eine solche Einstellung 'f ^^«[S^ einer fixi:rten Affektivität. Hinter dieser Afloktivitat steht in be- Btimmtos Begehren. Der Fetischist ist der Parapathiker, de. auf 'n

infantiles Ideal mcht verzichten ka,nn und -f\^^^-']^^J%Xr 'VA * -..tvoRuektive. Er möchte das Unmögliche. Uie ver lendenz ist eine f'^'^'^J^^^ Diese Tendenz

;strtrtsrr;dzw.4t.u.^^^^^^^^

Fiktion, in ^-r FU^tj^sc^t^ ..e^C.ebn.^^ deutung zu sem. (^s tragt ^ .^^ ^^^ ^.^^ ^.^, ^^,,^,^^^,

eine Deckerin:ienmg im bmm. vo Tagträumen erlebt der

Emstellung zu verbergen hat.; ^^^^ ^^j, ^^^

Fetisehist wieder die ^-fX^J^sW^ ^^ -"^f

Träume der Fetiscb.st n o ^^^ , ^ ^.^,^, ,,, iH,em Fetisch

a priori annehmen, dai^ ** ' ^u hm g n Ü""*'" l'^-^^""-^ ''''''''''■ ^'"'''' träumen und die W""^"^^^;/"";^^^^^^ Die Träume sind sehr selten

Analysen haben mis das ^ f ^^^^^^^^^^ di. versteckte asketische

Ausdruck ihres Systems. Sie '^^^'^'"'T^' ^^ vergeblidie Versuche, die Tendenz, sie sind ~g ii d^^^^^^^^^^^ p.o^pektiv gerichtet. Paraphilie zu überwinden, bie s Tramnieben und den Tag-

Dieser ^-nsatz ^s^^^^^^ ,,, ^„,„ p,,,ehisten.

träumen ist ein wiuii-ib'^"

W;e haben wir uns die Entstehung eines Fetischismus vorzu

stellen?

^s:

^]

li

574 Fetiscliismus,

Als nie felilenden Kern sehen wif den Inzestwunseh. Dieser Inzest- wunsdi ist mit irgend einem Kleidungsstück oder einem Gegenstiinde vorknüpl't. der infolge der Aß'ektvei-sdüebung (Verladung) der Ro- ))i'äöcntant dieses Wunsdiea wird. Dieser Wunsdi ist ein unerfüllbarer und durdi die Gebote der Religion und Ethik unerreidibar. Allee Unerfüllte ist ewig im Mensdien. Uie Hoilnung auf eine Erfüllung dieses Wunsches wird ans dei' Realität in die Welt der Phantasie ver- legt. Es kommt zur Bildung einer Fiktion, in der der Fetisdi die Stelle der begehrten Person annimmt. Infolge der Verdrängung wird der ur- sprüngliche Wunsdi von dem Obiekte abgelenkt und auf den Fetisch geriditet. Der Impuls erfahrt eine Vcrsdiiebung (InipulsversL-hiebung). Infolge einer 'IVutzeinstellung gegen Clott mid das Sdiicksal kommt ea KU folgender Formulierung: Wenn ich das begehrte Objekt (Mutter oder Schwester oder eine andere Erziehungsperson) nicht erreichen kann, so verzichte idi auf jeden anderen l^artner.') Die vorübergehende TroU- attitude gegen Gott, die blasphemische Periode, die Sündliaftigkeit der Wünsche führt zu einer Verdrängung, verstärkt das Sdmldgefühl, unter- streicht die asketisdion Tendenzen, so daß die Fiktion einen religiösen Charakter annimmt. Sie ersetzt die Religion, wie sie uraprünflich den Inzest ersetzt liat. Infolge des starken Atfcktes kommt es zu einer Ein- engung des Hcwußtseins. Das gesamte geistige I.cben spielt sich inner- halb der Fiktion ab. Zu diesem Rehufe übernimmt der Fetisch die Rolle eines echten Symbols durch Verdrängimg, Verladun- und Ver- diditung. I^m den ursprünglidien Inzestkern bilden sich neue Auf- lagerungen. Alle paraphilcn Regungen werden in das Sdicma ein- getragen. Das Leben in der Fiktion führt sddießlich zu einer hoch- gradigen Spaltung des Bewußtseins, so daß sich der Affektwert der Realität immer mehr verringert, während die Traumwelt reichlich Ersatz bietet. Infolge der Affektverarmung verliert die Wirklidikeit das Interesse. Infolge der M^iederholung verstärkt sidi die Fiktion so daß sie fast den Charakter der Realität amhmmt und der Kranke schheßlidi an semo I-iktion glaubt. Er wird zum Dichter seines eigenen Lebens. =

In jedem Menschen schlummert ein heimlicher Dichter der sich ,n seinen Träumen offenbart. Im Traume spricht das Unbew^L^te seine eigene Sprache. Die Rätsel des Traumes lassen sidi nur deuten wenn man die aiv,haisd>e Symbolspradie der Seele, wenn man die Mechanismen der Umwertung, der Verwandlung in das Gegenteil, der Verschiebung und Vordichtung kennt, wie sie uns Frend mit genialer Meisterschaft enthüllt hat. Wir haben mit Erstaunen gesehen, wie der Fetischist

,,.,/^J^"^'" "''"'" ''" ^^"^'"- '^^ '^'''™ ^'^''^'''^ ««Ut™- ^beafalU an das Objekt gühangt.

^

Riicklilitk iiml ADsblioli.

575

ilio gleichen Methanismen anwendet. Der FeLisch erhält scinüii spezi- fischen Weit als S:iTnbo]. Dieses Symbol iiber erhält durch [Tinkehruug, Verdichtung und Verschiebung einen unschätzbaren AlTektwert. Der Fetiechist bildet sein System, als wenn er einen Trauin konstruieren würde.

Das Studium des FetiBchismus iiuL uns einen Gewinn gebracht, auf den wir von Haus aus nicht ausgegangen sind. Wir haben die über- ragende Bedeutung des Symbolismus kennen gelernt und dürfen hoffini, vom pathologischen Symbolismus zum Verstandniü des normalen Symbols vordringen zu können. Denn die Begriffe „panipiithischcs Symbol" und „Symbol des Noniialmenechon" sind schart' 2U trennen

Die Parapathie ist die Tyrannei der Symbolismen! habe icli einmal ausgeführt. Und der Fetisefiismus ist gerade jene Form der Parapathie, welche une diese Tyrannei in ihrer etärketen Ausbddung vor Augen führt. Der Normalmensch ist auL-h der Macht des Symbols imtei-tan. Die ganze Vt^elt ist ja erfüllt von Symbolismen. Aber mir wenn das Symbolische das Reale überwuchert, haben wir das Rc-cht, von einem „parapathischen Symbolismus'' zu sprechen.

Zuerst müösen wir uns über das Wesen des Symbols auseinander- setzen. Es wii'd vieles als Symbol bezeichnet, was dem wahren Wesen des Symbols nicht entspricht.

Was verstehen wir unter einem Symbol? Diese Frage drängt nach Erledigung.

Der B=K.-iff „Symbol" ist oin schwankender. Er wnrcle bald m «iterer. bald in engerer und überhanpt m versoh.edenor An>™ lu,^ sebraucht. Uor BedontungBwandd, den Wörter nn Laute der /et J fahren, geht «.eisten» in degradierender Richtung vor s,d, s,e s nK,„ ^u etwas minderen, herab, z. B. Pränlem, Dämon, Kaliakte, ,em m.

Zu den, selteneren Gegenteil gehört das «' "■■' 'f ^;;;^°^f 'j ^ bolon), das ehemals in einigen recht barjalen «;*- ""S^e^'^^^g^J, gäbe «r, wie: Erken,„n,gsma,ta, Siegelr.ng, ^^rt,^^«. Pj»; f ";-^

Quittung u.dgl., -.t/»-f '';j:-^,f:M:;:.«:^eSs:/Bo. t::s Ve^ rss:t:=i , i..£ ^. o.^^

TT' ™"°- '^'rtlSrBed^C^" :Cm;' dieser abgesehen von semer «■" ^ f **2rs in der Ästtotik so tonangeben- oder lener '^f »-»"-* .'Cstrittenen Sinn gewann, den wir heute den, velsagenden und auch .eü t m ^ ^^^^^^^ ^^^ ,d„,ankcnde„ Ge-

kennen. M,t "•'»™"^ "*.' X"e, läßt sich doch nicht verkennen, datt rtrr« ■: Z Swickl^n^ von seinen Anmngen her sich gewissen Me,3:: Tielstrebig genähert hat, die man nun als ,hnen d,a,.ak-

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^ff^ [i"etiscliisnius.

teristisch betrachten darf. Bevor wir versuchen, diese Merkmale m i einigt) Worte Kusanimenzufaseen, wird es gut sein, einige Autoren zu Uövvu, tiie an dei' rezenteren Entwiclilung oder Festlegung des Begnffes boteihgt sind, eine Zusammenstellung, bei der das vorzügliche Werk „ücschiditc) des Symbols" von Max Schlesivyer (Berlin 1912) gute Führerdienstc leistet.

liesonders verdient um die Erneuenmg und Abklärung des Symbol- begriffs ist Friedrich Creuzer, jener Romantiker und Mytholog, auf den in dei' ])svdianalytische.n Literatur Herbert Silberer, den wir als Symbol- forsdier noch zu ^vürdigen haben werden, mit Nachdruck hingewiesen hat, Grenzer resümiert die Entwicklung des Symbols in seiner Überschwang- lich-genialen gehaltvollen Weise und fügt zu dem bis dahni Bekaimten so manchen neuen Gesichtspunkt. Er hat vor allem das Symbol als Lelir-Vchikel im Auge. Hier nur einige seiner Äußerungen: ..... Es (daß Symbol) schließt das Verhältnis zwischen Göttern und Menschen. das keiner Erklärimg, wohl afeer einer Deutiuig fähig ist, in sich. . - . Aus dem Mystcriendienst entnimmt es die älteste christliche Kirche für die ausgewählten höheren Sinnbilder, Formeln und Merkworte, die sichtbaren Zeichen und Unterpfänder des unsichtbaren Heils. Noch einen anderen Grundbegriff (des Symbols) erzeugt die körperliche Zeichensprache, deren Wesen es mit sich bringt, kurz zu sein, nämlich

den der momentanen Anschaulichkeit Da die Vorzeit noch nich1

Leibliches von Geistigem trennen konnte, Anschauliclikeit und Bildlich keit nicht willkürlieh, sondern unumgänglich war, so war auch das bild liehe Gepräge des Denkens, das Symbol, eine Nötigung. . . . Die Ele- mente des Symbols lassen seine doppelte Herkunft aus der Ideenwelt und dem Tiebiet der Siime erkennen, daher ist auch jenes Schweben sein Los, das entsteht aus . . . der Überfülle des Inhalts im Vergleich zu der Dürftigkeit des Ausdrucks. - , . Nur das Wichtigste sollte mit der Würde des Symbols bekleidet werden. Wo wir ahnen und fürchten, was vieles zu denken gibt, was den ganuöii Menschen in Anspruch nimmt, was an das Geheimnis des Daseins er- innert, was das Leben erfüllt und bewegt . . ., das Lieben und Hassen . . ., das sind Dingo, welche des Symbols bedürfen. , . . Mit der Kunst und der E,eligion muß es (das S>Tnbol) zum Unendlichen und Schranken- losen erweitern : es nimmt entweder mystischen Cha- rakter an oder es wird . . . zum Göttersymbol. Es sagt alles, was dieser Gattung eigentümlich ist: das Momentane, das Totale, das Notwendige, das Unergründliche. . . . Durch dieses einzige Wort ist dieErseheinung des Göttlichen und die Verklärung des irdischen |}ildef= bezeichnet. , Beim Symbol steigt gleich-

\

^9

Riu^kliljcli lind Ausblick. i'l i

-ri a III cl e !■ U B g 1- i IT (die d a, r i n d a r g e s b e 1 1 1 e Idee) s l- 1 h s t in die K ö r p e r w e 1 1."

Creuzer arbeitet iianu^iiLiidi das Slyiiibolisciie in der .Mytliülogie iiieieterhaft heraus. (Vgl. sein Werk „Symbolik und Mytiiologie der alten \ iilkü!'", daw in uiythulügiöclior Bezielnmg natürlich in vielen Punkten 'hireh die nenere Forethung überholt, aber in den ideellen (Iriiiulziigen keineswegs desavouiert ist.} Den Natursynibolismus in den Mythen hattn kurz vorher Dupnis mit einem politischen Seitenblick «nd mit demago- gischer Verve hervorgehoben: in anderer Färbung als bei Creuzer ;uu;!i hier das S\inbol ak vortastende Erkenntnisform für norh rid'nliliiilms (neben aoinen anderen Bestimmmigsstücken), mir daß Duinds, ge\vii.v lälschlieh, an bcwulit geschaffene, nicht aus dci' menschliehen Natur not- Mendig gewachsene liildcr denkt.')

Xach Hegel läuft die willkürliche Ineinandersetzung, die ■dem „Zeichen" genügt, dem Symbol zuwider, also z. B. in den Farben ■einer i Landesfahne, denen allerdings auch später bisweilen Gedanken und '-Jefühle luitergelegt werden. Das Symbol ist, wie er ausführt, ein Jioichen. welches in seiner Äußerlichkeit zugleicli den Inholt der Vor- stellung in sidi faßt, die es erscheinen macht. Die Form muß absr nicJit notwendigerweise immer die gleiche Bedeutung haben. (Das Symbol ist etwas Vieldeutiges oder, wie SUberer sagt, es „geht scJiwanger mit Bedeutungen".}

Der große Asthetikei' Friedrich Theodor Vischer nennt den Begriff Symbol „schwierig, einen geetaltweciiselnden Proteus". Er erfaßt als seine Funktion ungelalir so: Die Körperwelt zu beseelen und das ■Geistige zu verkörpern. ... Es (das Symbol) entspringt, dem Drange. Geist und Natur, die scheinbar versdiiedenen, ineinandei'zuscliauen; es dient der Aufgabe, das Weltall als Eines vor Sinn und Phantasie hin- zustellen.

Iheiter leitet die Symbolik aus den zwei „elementaren" oder „u n- be wußten" Vorgängen der Vorstellung, aus Beseelung imd Verbild-

liehung, die Symbolik ab. ,,,-,, ,

Nach Jodl drängt alle Tätigkeit des Deidvcns und Dichtens nach Verkörperung nnttelst der Symbole (in einem weiteren Sinne), weil diese allein die Mitteilung an andere gestatten, und weil ihr Gebrauch die flüchtigen Gebilde des tertiären l3e^^-ußtseins fixieren und klaren

'"^^^'fi.«e Ghil bezeichnete (in seinem „TraitO du Verbe") das Sym- ' bolisiiln als eine synthetische Form -l«'- ^f '■^;'''-;;^; ''^f ""^ der. in Betracht kommenden Gegenstände schafft. Die Synthese an, Symbol betont besonders Verlaine.

^V^.auch Schopenhauer. Bd. I. S. 316 ii. 321

St.ial, S«>r«-.Bn de. 'W^b- an,l Aff.k..«b..n.. V.l.

1/

,57B Fetisuliismns.

' Uöffdhui sagt, alles Symboli Gieren benütze Vorstellungen aup engeren, jedoch anschaulichen Verhältnissen zum Ausdruck für Ver- hältnisse, welche sich wegen ihrer Erhabenlieit und Idealität nicht uu- »littelbar voi'deutlithen lassen.

Der Historiker Lampreckt läßt das Dynamische am Symbol stark hervortreten: „Der symbolische Trieb erzeugte stets symbolisches Tun. . . . Das Symbol ist Sinnbild der Handlung, eng verknüpft es sich an ihren Höhepunkt . . ."

Joficph Ililkhmvd spricht von einer Sj-mbolik der Empiindung. der Voretelluaig, des Gedankens; sie sei besonders an ihrem Platze, wo die B e g r i f f s B p r a c h e versagt, wo das G e f ü h 1 sich noch nicht zuni Gedanken d u r ch g e r u n g en hat oder wo die tiefen rätselhaften Fragen nach Vv'erden, Sein und Vergehen, nach Vorzeil- und Zukunft der Beantwortung harren.

Friedrich Albert hange sieht im Symbol „die Ergänzung der Wirkliclikeit, die der Mensch nicht entbehren kann"'.

Mit Grenzer betont Silber er''), daU man einigen Hauptmerkmalen des Symbols am leichtesten nahekonmie, wenn man es dem allegorischen Bild entgegensetze. Dieses sei, in seiner einfachsten emblemati sehen Art wenigstens, etwas Almliches und kömie mit einem Gleichlieitszeichen aufgelöst werden. „Das Weib da mit der Mauerkrone ist die und die Stadt." Da;i Symbol liingegen ist, wenn auch anspruchslos in der Form, von großem, ja vielleicht .u n e r s c h ö p f ! i c h cm Gehalt; es wird n i ü durch AnfÜlirutig einer Beziehung erledigt. Er weist auf Goethe hin, der in seinen „Sprüchen in Prosa" sagt: „Die Allegorie verwandelt die ErscheiiHing in einen Begriff, den Begriff in ein Bild, docll so, daß der Begrill im Bilde inmier nocli begrenzt und vollständig zu halten und' zu haben und an demselben auszusprechen sei. Die Symbolik verwandelt die Erscheinung in Idee, die Idee in ein Bild und so 'daß die Idee im Bild immer u nen dl i ch w i r k s amund u n e r r c i ch b a r bleibt, un.i .selbst in allen Sprachen ausgesprochen, doch unaussprech hell bliebe." Die Allegorie ist nach Silherer mehr statischen, das Svmbol dynamischen Charakters. Der gleiche Autoi' Hudet im Symbol audi eine besondere intensive oder lebendige Verknüpfung mit den Ideen oder Regungen, die zu ihm drängen; eine gewisse „Notwendigkeit" als Gegen-

') Ii, L-iuw dwiiiiä^hst orscheiu«Kleu 8chrilt „Die Zeichen lU.g Tempeln" Seine iibi'.BUi liiorliorBohöngOD, ein tif^ferce psychologisches VerständniB der Svmbolik an- BtrobomlMi Arbeiten sind: „Probk-mo .lor Mystik und ihrer Symbolik" (ein Buch dae k-ider vergriffen i^t. doch, wie ich hör,., bald neu üufgdegt werden Boll)- Durch Tod zum Leb™ (LoipziK 1915); der Essay „Phantasie und Mythos" und die denselben fort- ectsenden Studi™ über S y m h o 1 l> i | d u n s in den, Frf«rf-ßJe«ierschcn „Jahrbuch der Psych oanitlyse".

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Kacklilii'k Lim! Aiir^lilifk. 579

satz ziiriüliger konventioiiuller Eiiiöetzuiiy t-iiioö Zeiclifiis. Er behaiidell das Symbol weiters in der Perspektive ala voiiäulige (.ahnende) Form einei- Erkenntnis (.m.vtliolo^^isdies Erkennen) und läßt naturgeniäiJ daö Symbol dort windmnntreten, wo die Erkenntnis- oder Denkkrafl vor- übergehend wieder aiil' relativ niedrii^e Kapazität heiabsinkt (Traum, Emiattungözustäiule etu) ; er folgt hier, von seinen hypnagogi sehen Erfahnmgen ausgehend, sowohl den Fingerzeigen von Mytliologen aU denen Freuds und der Z ü v i <■. ii o r Schule. .

Wir sind somit bei der Psychaualyse und ihrer Stellung zur Symbolik angelangt. Freud {„Trauuideutung'') betont betionders das Prinntive in der Symbolspraclie. Er hat das Verdienst, zuerst die sexuelle Bedeutung dei- Traumsymbole erkannt zu liaben. Er faßt sie alle noch material auf und übersieht ilu'e l'unktiüualo Bedeutung. Aber fr bat uns die Augen geöffnet und uns die ersten Hieroglyphen entziffert. Jetzt, da wir das ABC beherrschen, köimen wir tiefer blicken. Freud ver- gleicht die Symbolik mit einer alten 8praclie, die fast ausgestorben ist, von der sich aber noch hier mid dort verstreut einzelne Reste finden.

Die Psychanalyse ließ sich namentlich die Verknüpfung des Symbolö jnit dem Unbewußten und dem Verdrängten an- gelegen sein. Riklin („Wunscherfüllung und Symbolik im Märehen". Wien 1ÖÜ8) war wohl der erste, dei- die von Freud atannnenden An- regungen melir auszubauen unternalim. Er liefert einen „Beweis, daß die menschliche Psyclie . . . allgemein eine Symbolik hervorbringt, die hauptsäcldicii vom UnbewulUen aufgebaut wird und «icii im Märchen als primitiver dicliterischer Produktion, im Traum und in der Psychopatiio- logie wieder findet". Die Auswirkung des verdrängten Materials (nebst der stark betonten Übcrdeterminierung bzw". Verdichtung) im S\nnbol kommt bei ihm und in umfassenderer Weise bei Abraham, liaiik sowie in anderer Art bei Jui/n zm- Darstellung, ruberer ghiubt die Beziehung zum Verdrängten, als zu dem unbewußten Dyiiamismus gehörig, zwar für unveniieidlieh vorhanden, aber nicht für dem Symbol wesentlich halten zu sollen, als wenn behauptet wird, nur dasjenige sei ein Symbol. was „etwas Verdrängtee bedeute" ein Standpunkt, den mehrere Psyeh- analytiker, von denen gleich die Rede sein wird, einnehmen.

Bank und Sachs haben sich in ihrer Arbeit „Die Hedeutung der Psychoanalyse für die Geisteswissenschaflen" (Wiesbaden 1913) be- müht, die Ei'gcbnisse der Psychanalyse für die Symbolforschung zu- samm'enzufassen. Es wird da geradezu „ein Ausdnieksjnittel des Ver- drängten" genamit. Und als cliarakteristisclie Merkmale „wirklicher" Svmbole werden „nach den von Prof. Freud in seinen akademischen Vor- lesungen vorgetragenen Gesichtspunkten" angegeben: „Die Stellvertre- tung für Unbewußtes, die konstante Bedeutung, die Unabhangig-

37*

5H0 Fetiscliisuius.

k (> i t. V tj II i nd i V i du u I 1 011 Üedingunj:on (?), die entwick- liingsgeöclii(.'lit.li<:h(; Crrundlage, die sprachlifhen Heziohuiigen, die pliylü- gmcjtisdit'ii Parallolcn (in Mytinis, Kult, Re!i?;ion etc.)."

Diese Tliiabhängigkeit von individuelieu Bcdiiigungeii t'ntspi'ii-ht. wie vir gesolit'ii haben, nicht den TatBachen. Trotzdem muß betont werden, daß liaiik und Sachs dem Wesen des Symbols sehr nahe ge- Icoinmcn sind, wenn sie ausführoii: „Wir verstehen unter Symbol eine hesondero Art der indirekten Darstellung, die durch gewisse Eigentiini- lichkßiten von den ihr nahestehenden des Gleichnisses, der Metapher, der Allegorie, der Anspielung nnd anderen Formen der bildlichen Dar- steUung von (iodankomuatorial {mmh Art eines Rebus) ausgezeichnet ist. Das Symbol stellt gewiesennaßi'n L'ine ideale \ erenngung aller dieser Ausdrucksmittel dar: Es ist ein stellvertretender a n- 6 c h a u 1 i c ii e !■ E i- s a t z a u s d r u c k für etwas 1' e i- b o r- genes, mit dem es sinnfällige Merkmale gemein hat oder durcli innere Ziisammenhänge assoziativ verbunden ist. Sein Wesen liegt in der Zwei- oder Mehrdeutigkeit, wie es ja selbst durch eine Art Verdiditung, ein Zusammenwerfen einzelner charakteristischer Elemente entstanden ist. Seine Tendenz vom Begrifflichen nach dem Anscliaulichen stellt es in die Nähe des primitiven Denkens und als solches gehört die S\Tnbolisiei'ung weecntUch dem rnbewußten an, entbehrt aber als Kompromißieistung keineswegs der bewußten Determinanten, die in verschieden starkem An- teil die Synibolbildnng und das Symbolverständnis bedingen "

Eine viel eingehendere vortreffliche Zusammenfassung mit ' tischen. Emsehhig mid weiterer Verarbeitung, doch auf den elei<- Limen, hat Urnest Jones geliefert. („Tbc Thoorv of Symboli^m " lirit Joura.oE PsychoL, Vol.TX, pari 2, Oct 1918 ,i^ u ^

Übersetzung davon beiindet sicifin ^; Z.l!^uZ f 'S' ^^^ .analyse", . 1919, S. 244 ff.) Jr.es gelangt zur Sclilaßfoig , ui " ' e psychoanalytische Erfahrung geht dahin zu zei-^en <U\\ T '-

liehen Vorstellungen unserer Existenz, die einz tn d e v 'h TTT^' •g^Btellt werden können - nämlich iene die den K^,' ''"'^'^''f ^'''- dic Beziehungen zur Familie, (Geburt, Lie Z To7- ^ r TT' das ganze Le)>en inndurdi ihre Bedeutung belhahen nnd d V "f " ein großer Teil der mehr sekundären LeveZTZT f/VT leben, abstammt. Da die Energie von CZ^Jl^"^ '^^ dmen hinslrümt. „nd da sie den am stärksten verdrän<^ten Änt Seelenlebens bilden, ist es begreiflich daß sieh ^in Q . , einer Seite bildon kann. Nur w as ve / ? ^.^.■™'^°''': ''"^

Uri- leii

en- nie zu

il unseres

nach

einer i^eite nimon Kann. N n r w as verd r äne t i s t w J.

bolisch dargestellt, «ndwa« verdrängt ist bed'.Vf , "^"' .. bolischen Darstellung. Diese Schlußfolgerun. ist der PF f' 'T"

^■'' psychoanalytischen Theorie der Svmbolik" '"^'^'"^ ^'''

,-i

Hücliblick llinl .\lJ^I>lL^!k. 581

hl einer initiluhrliclieu Kritik („l'^V'-lk! and Eros", \oI.l, Nr. 1, p.53, und Vol.il, Nr. 4, p. 249) züigt iLüUhever, ddl.^ tlio Konstatie- riing, nur das Vordrängte werde „synibuliseh'' dargestellt, nur zuBtande- koninien könne, wenn von vornherein das Symbol als Darstelhmg des Verdrängten deiiniert iiml wenn das Beweismaterial auf Grund diofesr retitio principii gewühlt werde. Auch diii-h' nieht deshalb, weil vpi'- di'ängteri wii-klicli im tlintcr^ifund der meisten Symbole entdeckt werden könne, nun gerade dieses immer als der eigentliche Sinn des Symbols proklamiert werden. Besonders sind noch folgende üegensiitze zwischen ■hnes und Silherer hervorzuheben- lirriterer schreibt:

„Die Sjinbolc Jionen zur Uarslollung des eigenen Icli und der iiächstcii Blutsverwandten oder der Phänomene von Geburt, Liebe und Tod. Mit anderen Worten, sie stellen die denkbar primitivsten Ideen und Interessen dar. Ihre' tatsäcli liebe Anzahl ist jedoch größer, als man nucli liei- Kürze dieser Zusammentassung aiuiehiiien möchte ■- sie betragen vielleicht gegen 100. . . . Das Icli umt'aJ.U, den ganzen Körper oder jeden einzehioti Körperteil, aber nielit das Seelenleben (':' ?)...- Das Feld der Sexualsymbolik ist verblüffend reich, mid die ijroße Mehr- zahl aller Symbole gehört hierher. Es gibt wahrscheinlich mehr Symbole für das männliche Olieil allein, als alle anderen Symbole miteinander ausmachen (?) . . ."

Silberer wendet sich mit Recht gegen die oben mit Fragezeichen versehene]! Behauptungen. Die erste, die das Seelenleben ausschaltet t>der als nicht fähig erachtet, Gegenstand eine^ genuinen Symbols zu werden erledigt sich von selbst. 'An der zweiten Stelle he]iie]'kt Silberer. daß zur Charakteristik des Symbols auch die Darstellung von Ab- straktem durch Konkretes gehöre; das mämilichc Glied als solches (oder ein sonstiger Körperteil) sei jedoch nicht abstrakt, und es gehe d-UuT streng genommen gar nicht an, von einem Symbol desselben zu snrc^-hen- es gebe wohl phallisd.e Symbole, nicht aber (streng ge- nommen) ein Svmbol dos l'hailus, man nehme denn diesen wieder als Repräsentanten eines ganzen Komplexes von unanschaulu'hen Ideen, (^efülilen usw., womit wir «ogleich wieder im Seelischen und Geistigen

angelangt sind. , ,., - « » m

SUberer hat als eine wichtige Klasse der Symbolik jene aufgestellt, welche durch ihre Bilder n.cht Gedankeninhalte sondern das Leben der Gedanken und die Vorgänge (auch die anbewußten) ,n der Seele seilest zum Ausdruck bringt.

Jones übersieht zwar diese seiner Theorie uniR-ipieme und wohl fundierte Svmbolik nicht, bestätigt auch ihr Vorhandensein, glaubt, sie ■iber dadurch ans dem Spiele bringen zu können, daß er ihre Lrzeu.gnisse einlach aus dem Gebiete der genuinen Symbole hinaus unter die Meta-

«:

""■^^ Fetisciiismiis-

plicni verweist, waö ilun kraft seiner ursprüngliciiL-ii Deiinit ioti >ks byrabülö ein Leichtes ist.

Bei Jones also und vielleicht den nieistuti Psydianahtikern der Wiener Schule beniht die ein yymbol bildende Kraft auf verdräiij,^tpn aftektativen Vorstellungen. Silberer betont die allgemeinere Bedingimg der „arperzeptischon Insuffizienz" (Jones fügt ganz richtig noch die Insuffizienz der Dai-etellungsfähigkeit als minder wichtiges Moment liinzuj und läßt mm die Möslidikeit offen, d&il diese Insuffizienz ent- weder durch verdrängte Affekte {h7AV. Aifekte überhaupt) o d e !■ durcii relativen Mangel an Erkenntnis-Kapazität hervorgebraclit wurde: beides bewirke die Ersetzung des (sohwierigeren oder widerborstigen) Eigentlichen durch ein (leichter faßli.-hes oder leichter darstellbares odei besser verdauliches) Uneigentliches.

Eine andere aelir fmchtbare Konstatierung hilberers ist die daß vielen Symbolen neben dem psycbanaly tisch zu erschließenden ' tita- nischen" ein diesem korrespondierender „anagogi scher" Gehalt "inne- wolme; ein Zug aufwärts, nach den metaphysischen Zielen der Menscli-

Traume, Dichtungen usw.) niclit nur in den psychanal vtischen sondern auch in einen ethisch-religiösen Zusammenhang zu reilt7 T* l

<.rst ihr vollkommenes Verständnis in b^^r^f .'' ? ^' langen ist. ^ ^^^ ^^" Menschen zu er-

Schlicßhch ist zu erwälinen tUiX ri„;, n ,

nommen »ein können. Sic schon i„ den t,. ^ '*™'''""= »'f "

Phänonien. Symbole sprechen die S, ach ".i! " .""'" '"*"''"'^''^

Siel. oi.e„«.oh .nU den e,„.n.e„ Ct:^::^^::: ^ '^^^

aber er füllt sie mit neuem Inlmltfl ' ^°'" ""'' -^»nnalmcnschen, .ndividnellc Symbole, w" S l^t'elr Ilß d"^™?^ '^"'"'^ """ mus und der Ketischisnms sich Eaf nicht' .- '"■°'"*<' Symbolis- ihres Objektes and am il r snrL" t '"«™"™ ß"^™*™^ kühnem. Sie schaffen XI Z^TtZ^t'^^l'' Verwendbarkeit den Sehürzen-FetiBchisten. Die Shh™ tt ' t " ''™''™ "'''' "" Iceit. Aber »elchc reiche Verwend^ fln« ?'''°' '" ^'*"* unseres Fetischisten! . '" ^*""''^'= '" ä™ System

Ein jedes Syinbol koamit d,:rr.K ^, »,

drängung, Verdichtung und Veadu^ D T''' ^"^""^"^ '^^^■'

haben das Moment der Verladung !I'',S! T i ^"f^^^^^^^" ^'^^^^^^

üng ^ai n.cht, berücksichtigt, das der Ver-

1

lüickblick iiiiil Äiislilick. ^ÖS

aichtuiiy aiiKGdeuteL. Ein parapathieclics Symbol zeigt wie lu iMii'.'iii \>rgrößerungeglase die Eigenschaften eines echten Symbols.

1. Es stellt eine Vielheit durdi eine Einheit dar (Verdiclitung). Das gilt für viele Symbole. (Die Fahne repräsentiert ein Reginicnl, das Kreuz dit^ ganze occleßia niilitans.) Wie in eineiri Brennpunkte treffen im r.'tisehistisdien Symbol alle Teilstraiilen zusammen. Ganz iihnlieli verhält es sich z. B. mit dem Kreuz. Es repräsentiert die ganKe Christen- heit, ee repräsentiert aber auch das Leiden Christi.

Damit kommen wir zum zweiten wichtigen l'imkte. 2. Das fetischistische. Symbol kommt durch Affekt verscliiebung zu- stande. Man kann auch sagen diudi \erdrängung. Denn nui- ein un- lustbetonter, also affektativer ('jedanko wird verdrängt. Auch das echte Symbol des Normalmenschen muß uns ein Geheimnis repräsentieren, wenn es mehr als ein Gieic-linis sein soll. Der Affekt wird von einem verhotenen Objekt abgelenkt und auf das Symbol verschoben. Die Mutter wird durch die Schürze symbolisiert, wenn es sich handelt, pem- ■liche Inzestregungen vor dem Bewußtsein zu verseil leieni. Dieser Vor- gang kommt durch Verladung zustande. Wir haben zahlreiche Beispiele gesellen, wie Kleidungsstücke dui'ch V.Thidung sexuelle Hedeutiing er- halten haben.

3. Das Symbol drückt eine Wunscherfüllung aus. Der verdrängte

Wunsch wird an dein Symbol befriedigt.

4. Das l'etischistisehe Symbol erhält seinen ersten Affektwert als Deckcrinnei-ung. Es repräsentiert eine versunkene Szene aus der Ver- gangenheit. - i i,

5 Die ana"ogische Tendenz dos fetischistischen bymbols zeigt sieb in seiner religiösen Bedeutung. Wir haben ja gesehen, wie hochgesteckt LS des letischisten ist. Er rivalisiert mit Christus, er w.rd selbst ti'n^tistus. Er benützt da« Symbol zum Ausdrucke seiner religiösen

/^"TC Symbol haftet etwas Mystisches an, hem Fetisdnslen . < . das Geheimnis. Um das Mystische nu-ht durch die K'T:^r\^ kh k r.u ertöten, wird das ursprüngliclie Symbol . r r! w 1 durch Degeneration entstellt und durch eine er- verändert. Ks ^uul "'"^ J ^ j , ^„^^.1, Vpvengei-ung und Er- neute ^^^7-^,^«;::^^; aut aeiil mrd durch Verschiebung auf - Weiterung, durcl \!^«";.^ „.^anz und Zerstörung der Distan. ein Großes, ^^f^'^^l^ .p,,g,, .^Ibst ein Mythos wird, bis der ;;^::^:;; :: -t :;lt, ^a^er den S,nn ..es Symbols nicht

„ehr f »^-"-"gl^Xl stellt etwas Lebendiges dar, es ist dnrcl. ani- ,aistische Tendenzen .um Range eines Lebewesens erhoben.

^1/ -

584 ti'etischismuE.

iS. J)cr FGtischi,sl. identiiiKiert sich mit seinem öymbole. DuitIi die Prozesse dei' Identilizieniiis und Differenzierung wird das Svmbol ein Spief,'el odei' eine Knrikatur des eigenen Ich.

9. Das Symbol wird in den Dienst der funktionalen Hymbülik gi-- stellt. Es repräsentiert einen Zustand der Seele und das ist viel- ieieht (das belonc icli mit Süberer im Oegensatze zu Jones) eine seiner wichtigsten Funktionen.

10. Das Symbol wird hauptsächlicb in hyi.onoisdien Zuständen verwendet. (Die apperzeptive Insuffizienz Silberers.) Der Fetisc^hist ist ein Träumer, daher die Verwandte ehaft der Symbolik des Traumes mit der des Fetiscliismuü.

11. Das Syndjol wird das Zeichen enier „p a t h o 1 u g i s ,■ lion Treu ©■'. Wir liabeu an zahlreichen Beispielen gesehen daß der FctiBchißt sich von seinem Fetisch nicht trennen kann. Die Vielheit seiner Sammlung dient dazu, um die Einheit zu ersetzen. Der Harems- kult verbirgt einen starren erotischen Monotheismus.

Der Fetisdi wird zum SjTubol des Gefühles. Kr repräsentiert dann die Treue an die Objekte der Jugend. Da sieh hmter diesen Fixationen oft Gelübde verbergen, sf. ktiiin der Fetisch auch das Ge- lübde darstellen. Jeder ouanistische Ak\ biuleut^t dann eine Wieder holung des Gelübdes, diese Treue durch da. .^.nze Lebeu zu halten. („Wenn alle untreu werden, ich bleibe dir doch treu'" t n^« M\ scl^istische Symbol stell, dann da.. B I e i b end e nn W." hsel der Begebenheiten dar.

12. Die Bedeutung des Symbols in der n-n-n.ati,;. i, u'ix>

führt «*n.B.., .„ Eint™.. .. .r.,.n:;j7X;:^^^;z

') Auf dip Pf-age: Was stellt dtr Fotiüch si-mm„ t ■■ U-S.328) .ine klar« Antwort: „Der ig „Tl ;??:.-"'/''"" '"'''"

Hi^r.ng erspäht u„d cr.tr.bt wird U^dl ? '^" S y m b o 1 i-

Un von Mutter od.r Mu 1 1 .ror.l tV Wir h , , V ^ ^^'=*'^^^'' * " d^ Peti«d, kennen .rt.rnt. Wi. ,,„,,..,. t,i,„„ H;.igen Fa„ "/ ''* '^'- ^'^'''"""''

direkt nu. d.s Genitale e.et.te. We.„ Saäoer e^gt hlttf t"' ."r'T '" i''^'"" e,mtz. so hatte diese üchauptnng ..wiß oinig. bIX^TkT . "^ "' ''"*'*^'" daß das Sacktnd. <lor S.h.h. d.. l,.„ds.l,uh n.r dlrSti, ' /%^""' ■"'''"''■

Foti«,-h ..rHet.t die ganze P^on, de- Besitz ^ gc iebt™ OH f "'"T'- '""""''■ ''"" besitzen, h.ißt sid, seiner Genitalien zun, Z^^ d uJ "'-m ' "'' °'^^" ^"^■ zu begreifen, daß das Kind ..ine f-i^.hi.ti..ho\w , "^^^^^^^^^ T'' '''"""

Zeit, iu .U:r e. si.h über di. Bedeutung der '^enitS, n.K °^\^'^^'^'- '" '^"'^'■ di(«er Zeit herrsehen noeh die ..orogenen Zonen' P « 7 ? "''''* ^^' ''*■ " ^" .alion in die Puberlät. Er sagt: „Mit den, Kintritt d" PuSts'j ^'Tl'Z.''''" e.n, welch, du. infantil« Sexualloh™ in s.ine endgültige nom^/nT,^ ''-""""S- .Ollen. Der «e.aH.ri.h war .i.W verwiegend ^o^:^^ ^^ ^^-

Iliii-klilick lind Aiisbli>-k. ^^^

I)or wcriorit] icho FoiUrliriti der ni'ut'ii K r- k c n n t n i 6 1 i p p t in der J:i c t o n u ii g der A f f c k t i \' i 1 a I, il e s S y m b 0 I p P. 11 i p s e T a t s ii c li e li a b e n die 1' i- ii lu- r cii S y ni b ü 1 f o r s r !i t! r v 1. 1 I k o in iii e n ü b o r s p h e n. .D ii r c li de ii A £ f e k t w e r t u 11 d den AI e .-. Ii a n L s in u b d e r \' e r d r ä ii S u n ^' iintorsi-hflidet sich das Symbo] vom Emblem, der A 1 1 e g u !■ 1 1', d c !■ M e t a p h 0 r, d i e G 1 e I f. Il ni s s 0 d a r s t 0 n e ".

ein S u b i e k t ni i t e\uev b e s i i th m I e n E i g lmi s c h ii f 1 f " ''

e i 11 a ]i d e r c B 8 ü b j e k t ß o t z on. I ) i f IJ e z i e li u n g (i e s S y m- .

b 0 U 6 i s t n i dl t. i n b a 1 1 1 i c li d e t e r m i n i e r t, sondern j

fi e f ü h 1 s m ä ß i g. D e r G e f ü h 1 s i n h a 1 1 ist \^p r d r ii n g I , i

daher erscheint der i niieri> 0 e h n 1 1 dem IJ co b a r ii 1; e r

iii r' ti t g 1 p 1 tt b i' r f a ß b a r. j

Auch gewisse Alltagssymbole wii' x. B. die Falme reiiräscntiereii oineii Gefühlswert, sie zeigen das Phänomen des Pretium affectioniB. Aber diose Gefühle liegen offen zutage. Wir wissen, daß die Fahne das Kegimtml nnd damit das Vaterland darstelif. daß die Ehre des Regi- inentes in der Falme einen sichtbaren Ausdinck lindet. ' j

Das parapathische Symbol bezieht seine Affelc- ]

livität aus dem Unbewußten. Es bildet beim ^ e 1 1-

''l'jekt. Kr Miifi,... .ich bish-r von .in.cb™ Tnuhu, u.d ....gem.. Z. '^2\t^

>..U.,,i, V. ...na. .n. .0^.. '-,;;^ -^'- ::St:~nrir..,

-m neues Sexualziel gegeben, /-n dcsfin. ^'^^ "•"^'"''^ f'\\'' „„„.r^rcitun '■ - F"ud wäbn-nd di. P,.o...„™ Zon™ sich dem Primat 'i'^^^^"'^"'r■"^" *;;;.;; |i, von de« spricht n. ,an. iliuUich aus, daß duB Kind nur «- f^^ ^^^^'^^n ^ ' , wir di- >.o.enen Z.n. .....bt. Es ist ein ^^^- ;'^^^^'t; ^ tli: S^^^u^^nd sind.

I-uBt an dPin Partnn- in jenen Zonen sn(.l.c.^ f ',,, " ,„ «dU-non AuKn.bm.flUlcn

n.U «ürde bowH.en, daß ii^ Kind vor der PuberU ^_^_^ „.r.iedigun.

d.n ß.,itz dos Genitale, e.r.trobt. In den me.t n h^lhnj^a" ^^^^^^ ^^.^^^^_^_ ^^^^^ ,,,,, ^,„,^

lies Riechtripbrs od(r Schau trieben, Lust ik^l üo ^^^^ ^^ .^„.fiihilich bes^ehrieben habe.

der Formen iiifantih-r Befriedigimg, wie '<='';''; „^ ,„ ^,,, Ron^ervi.-rnnp ein.»

Freuä ..hein, ua..chli.h das ^'7 , ^ J ' ."„Bfeti.cbi.mus auf den verdr.n^t™ j

l'iirtialtriebes ..u erblicken, wie ^-^^-f'"''' ..„dors ai. die Anffflf'sung. daß dür

lliochtriel, zurückführt Das klms' f""' J;. .(. ),(,, ^„vei JSeRriiTe. di. stri'nKe go-

Petkeh ein Genit.,!e dar.t.ellt. .W-;er y'''"«.^;;;^.^,^^ ^,i„,„ pHi^ch. d- b. er ersetzt

.•*chi«cten werden müssen. Der I.etiscliist r ,,.„..,,^^1 und empfängt. GenitalisienuiR ^

ihm das Genitale, von dem der Erwachsene bus ^_^^^^ ,,,fri«Mg„nK Matt im. Gcniti.le

iBt. nui- ein Ausdruck und will beaagen oj.« ^^^.^^^^.^^^^^^^ ausbildet. I)ildct da. Genital.-

am Fetisch liudct. In d^r Zo.., d.i ^d' ^^ ^,^_. ^_^^^„^i, ^,t^ W.isch«=l ücke .

noch kein Sexual.kl. Wir h^. ^" ";;",. dünsfungen de. gan.en K.rper.^ durch- |

«ein kann. Sie riechen, weil f'"' '"^^ _..^ ^.^^.^„ ^.i, ,|i„«i„n. daß nu.n den

setzt sind, .^ie er.etzn, den Geruch a^ ^^^ ^j,/ phünuraen der Verladung. VnR aber

'IVitger direkt riecht. Es h"'';^;^ , ^ s,.,^,,^!, keine bbss. Ahmuif.' iia<. .triI-I

Sadger von der komplex-^" Uivlt^utung . ^

«i.-h au. .meinen Ausfubruatien.

!^n

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I

i

hSÜ Fetiücliiümus.

schi steil ilif; Stütze seiner Fiktion, er benimmt sieh, aU ob das Symbol der leben de Gegenstand wäre, den es vertritt. Mit diesem „A 1 s - (3 b" e r k ! ä r i. sich li IM- A.nimismus des fetischistischen Symbols.

Nur in der fiktiven Welt kann sich das Symbol zu dei' hier ge- scliildei'ten Hedeutuuy ausbilden. Adler hat mit Recht auf die Bedeutung dor Fiktion im Leben des Farapatbikors hinf^ewiesen, dabei aber den gro].len Fehler Seemacht, die sexuellen Einstellungen des Kranken als eine Fiktion aufzufassen, als ein „Ale-Ob". Der Parapathiker benimmt eich, als ob er seine Mutter begehren würde. Das ist eine arge Vor- fälscluinK der Tatsaehen. Er liebt seine Mutter und bildet seine Fiktion, um sich benehmen zu können, als ob er sie nicht lieben würde.

Gerade der nie fehlende Inzestkomplex ist es, der den Para]jatliiker beim Fetischisnms zur Bildung einer Fiktion drängt. Die Se.xualität ist kein Ala-Ob. Der Fetisebienms wird gebildet, um ein Als-Ob aus der Sexualität zu gestalten.

Im Fetischismus sehen wir die 'l'endenz des Parapathikers zur Bildung einer Fiktion zur Potenz gesteigert. Er wird Fetischist, ver- drängt seine Religiosität und benimmt sich, als ob er ein Paraphiler wäre. Diese Neigung zur Fiktion stammi aus dem Infantilen.

Hans Vaihinger. auf den Adler hinweist, erkennt den TJrspnmg der Fiktion, wenn er auf die Spiele der Kinder hinweist. Ich lasse ihm das Wort. In einem populären Aufsatz schreibt er über „Das Als-Ob im täglichen Leben":

„Es ist ein Vorurteil, dali die Philosophie des \lB-Üb eine hvper- riiudeme Erfindung von mir sei: idi habe verschiedentlich gezeigt daß fiktive \ür.(.ollmiff^weisen. das heil.it bewußt falsche Als-Oh-Betrachtungen in der kuhurg(.^chi<-hie <ier Menschheit von jeher eine große Rolle spielten So ist i-s auch ein VürurUnl, daß die Als-Ob-ßetrachtung nur eine Sache der ab- strakWn Wissenschaft eei, sie spielt vielmehr auch in. liigüchea Leben eine gewaltige Uulle.

Ich wähle nnt Absicht ein fast banales Beispiel. Wer einen ihm an- bequemen Besuch damit ablehnt, daß er dem an der Tür Warlenden sa-en laßt, er eei nicht za Hause, oder wer. wenn er aUein in seiner Wohnung Ist, in solcher Lage auf die Talel vor der Tür die Worte schreibt- Nicht zu Hause- macht kerne Vorspiegelung falscher Tatsachen, keinen Betrue und kerne Lüge sondern ..r iH^dieut sich einer berechtigten und allgemein an- erk^uinten kouv.utmuc ien tilction. Er hat vielleicht schon einen anderen Besuch, dem er sieii allein widmen nmß. oder er steckt in der Vorbereitang zu emom Vortrag, den er in einer Stunde halten muß, oder er schreibt einen e.hgen und sehr wichtigen Brief, an dessen rechtzeitiger Absendung die schwersten Fo gen hangen, oder er ist körperhch oder seelisch sehi' angegriffen, ohne .ich doch krank nennen zu können: kurz, tausend Gründe die andere nicht« angehen und die inau anderen nicht delaiUieren kann, können uns das Ifecht, irobcii lind sogar du- Pflicht, auferlegen, den Besucher nicht /.u emp-

n

llückl)lick iiud Ausblick. ^87

r

fangcij. Abur nbgewieöeii zu wcrdoii, wm dcv zu Bpsuclieiide^ zu Hüuso uini uiclil. krank iai, ist überaus peinli<:li uuil dii-ekt bdpiiiiRcn'l. So hat niaii üie gfc^ellBchaltJiche Fiktion eingeluhrt, daß der 13etretlende „mcbt zu Hauee ist. Letzieivv handelt also .so, ak üb or nidit zu Hauiic wäre.

\.a-h ein Beispiel aus ganz aiidereni Gebiet. Tante Frieda hat eme reizende Nichte, dio eie gern unter die Haube brächte. Zu diesem /.woek . _

anansioH sie einen KaiTee, xii dem sie einen iuuffcn Herrn einlaüt. iien f ,

si,^ vor kurzem zulaüig auf der üeise kennen gelernt hat, und der eie jet^l

walirend eines liüehtigen Aufenthaltes in ihrem von seiner Heimat weit cni- _ j ,

leinten Wohnort aufgeyueht hat. Sie ist überzeugt, dali beide voraiglieii zueinander passen und sagt das sogar auch beiden vorher. Tmd ncMig nacli einem halben Jahi> haben sich die Fäden zwischen beiden verknuplt Gott Amor hat beider Herzen verbunden in wahrsicr hiebe. Verlobung hndel- zu O.-^tei'ii statt, „Wir beide sind von Ewigkeit her für einander bestimmt. Nicht der Zufall, sondern eine ewige Vorherbcstimniung hat uns zusiinmien- geHihii usw." Dies ist die Überzeugung der beiden und kann -i"*;'' '"-'i l>eiden sogar religiöser Glaulie sein. Eb kann aber auch eine bewußte beibet- läuschung sein, eine absichtliche Seibetsuggestion, eine bewußte l'dition. flie beide glücklich macht und erhebt. .

Zehn Jahre später, und die beiden luiben ein Töchterchen, das mit seindi I'iiupeii spielt. Das achtjährige Kind weiß ganz .-.icher. daii die Puppe an. Porzellan Leder. Sägemehl oder einem anderen Füllsel liesteW. Aber lur da.s spielende Kind ist die Puppe etwas Lebendes. Das Kiad spricht mit seiiiei Puppe als i.b diese lehfe. als ob sie Eiii|)findimffen und Bewegungen zeigU". ■iiUe* Spielen der Kinder, eo z.B. auch wenn die .huigeiis „Räuber spielen , Ijeniht auf eolcheu bewiiliten Fiktionen. Es wäre ein grober Erziehungsfehler, v-.m Sl^indi.nukl der Logik aus die spielenden Kinder aus diesen „bewußten Selbstriu^ehungen'-, aus diesem selbst klar durchschautea 'Iraurnlehen aul- zmvecken und nur ein roher Pedant konnte einen solchen Frevel an den, XSuten Tempel der -lugend ausiuhren. und die in ihrem Traun, ge- S™ KiKler wüiln ihn mit Entrüstung lortiagen Das Lhepaar, ^on ^!^ wir s r ,-hen hat aurl, einen Sohn, Nochmals zehn Jahre spa er und dem ^^" .^]^'' """■,.' .,„, \,.,.,,-, oin Was hudet er da? Unser politisches "■■ ^"« ." die 7^ ,^;"p;V,^^/;:a denm Programme sind einseitige G. U.ben ist ^f^'''f;„ " ., Sigkeit in dieser Fnrm notwendig sind und l.ilde. die aber lr"U '>? "^^^'^i,,,, porin beibehalten werden müssen.

wenigstens lur eine ^"^^ ;^'f j-"' Führer der betrelTenden Partei selbst j

Vielfach «ehen dies auch e ß * |J ,..., ^.j,, ,„,h,, P,.pnnnm !

,i,, „ud so kann es 1^"""" ' ; 'j ;^,,,^ vollinhaltlich glaubten, und daß also ,i„t,reteii, als ob sie an d-'f^;'^^ ^"^ j,,^,,^^ ,i, „fc, ,, „„eh in voller Geltung dieses Progrannu so '^^"^^^0 ; ^ciden n , .^^^^^ ^.^^^,^^. ^^^^^^^^^^^

wäre. Eine Fiktion .«t es -'"f;; ^^ der „Volkswille- ist eine Fiktion, die j

spreche den „T^^Uen des Volke, a .^^ d , ^^^^^^^^^ _^^^ ^_^^^^^^^. ^.^.^^^. ^^,. j

,,,ch nicht durch die ^'^'■"^;" "^V,; ^"f '",,,,,1 notwendige Fiktion des Staat.-

Realität wird, aber ""V^ „Miktionen guter und schlimmer Art ist unser

rechtes. Von solchen ^''''^'ff.'l'Xl ü^^^^ 'l^'" ^^'^'''''' '^"''' ''' ^'' '"''^' '

Leben durchsetzt. Die S^^^*! .'^^^"^.^^dens, der die alleinige Schuld IJeut-seh-

berufene Paragraph '»^^ ^ f' '"^'^Uerdings eine verhängnisvolle Fiktion.

lands am Weltkrieg :^7^^^,f V^'^/der Neuzeit ist die sogenannte (U- Eine der n,erkwurdig.ten^riküonen^^^^^^^ ^^^^^ ^^^^^^ ^^^^^ ^^^^ ,^^^_^

^|:::^fä'f;^^^rtg.^tört vermssen kann, dnß ihn niemand hindern .

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H

ö8g

Fetiscljisiiius-

wiid zu gellen, zu iahrpii. zu rciien. wohin in der Welt yr will. Abor die romischr Kirciie hält die Fiktion aut'icchl, als üb er ein Gefangener sei: auch in den heißesten Fiebermonaten dari" er den \'alikan. respektive die vafikanischen Gärten nicht verlassen und die triilipren. kühlen Sununcipaliistt' auf deui Gebirge darl' er nicht aursucheu. Füi' die-son liktiven Geianfienen kämpft, die ganze katholische Welt.

Wie alles in der Weit, so kann auch dii' r iktion mißbranflit werden, aber auch hier gilt: abusus nun tollit usuin: der Mißbrauch ist kein Gegen-

lUUI UULJl IHUl ^XJV - '."'"'"■■-' " -'-'

?rund gegen den richtigen Gebrauch.

Ein berechtigter Gebraucli der i-iktioii iindet lausendfacli in all Keligioncn statt. Die Sprache unsere!' Kirchen, unserer Geistlichen ist v.

:illen ■oll

gioncu siaiL. luv ^ij!^«-'" '■■ ' ^■^..,^.i^..cii joi -^x^

von Bildern, deren mehr oder minder unzutrellende Natur den ^ich dieser ichfi Bedienenden mehr oder uundcr bewußt ist. lai Anschluß an Kn-nl

Iteligionci

von Bilde--, -.-

Sprache Bedienenden mehr .^ - .,.. .

hat in Frankreich der protcötantisciie „bimbolu-I-ideirinius", das heißt der sich syndiolit^cher l)i]dlidiei- Vorstellung bedienende Glaube der Schule von Sabatier Huwie der katholische „Modernismus- von Le Ruy, dem auch schon Renan vorgearbeitet hat, das oiTen ausgesprochen, nnd damit das mythische Element in der Religion anerkannt.

Ein neuer „Mythus", odei' wie man auch vielfacli richtiger griechisch .Mythos", wird von vielen Seiten als unsere hauptsaclilichste ZukunCts-

gemacht wurden.

--- - -,,,.■, " "" " '-'^''1 ''■i'i' l-<inde.

Karl Röttger. Die Freude am Syiuboiisclien, am Bildhaiten. an Legenden

.«agt

au

Ich nenne

fgabe betrachtet, und manche Versuche dazu smd schim h nenne nur Bruno Willi'. Julius Hart, Eugen Dietrii-li. ivarl Röttger. Die Freude am Symbolisclien, am Bildhaite.,. u„ ui^geuueu und das Vei'stäudnis dafür hat m den ielzteu Jahi'on .sichtlich stark ',u- genomnum. Mau kann lioileii. daß em neuer „.Mytiios"-, den auch der Theologe und Philosoph Troelmh dem .,Logos" als herechtigtcs Moment »egeniiber- stellt, seinen «ieghafteu Einzug feiern wird. Aber man kann niilit hoffen daß dies in naher Zukunft geschehen wird. Einstweilen und wohl noch auf lange Zeil hinaus «vrden wir uns der alten, aber deshalb nicht veralteten Mvthen noch bedienen können oder müssen. Diese mvthisch- Well unserer Religion ist uns nicht iiloß durch die Kunst, si>eziell die Archileklur de- Mittelalters, später duirJi du^ Malerei der Renaissance, weiterhin durch die Musik cinos Händel und eines Bach, Haydn, Muzart und Beethovi'n teuer und Hob geworden und in der Literatur noch immer wirksam Aber wV den l'i-ühoreii Generationen Dogma war. das ist uns Heutiet^n 7,, '.;'„„ 1 "",!,. Fiktion geworden. Niemals wird der Mensch, der l trn.Vht h l 7'^ *''! ist. sich mit der bloß verstaudesmäßig aufgefaßten Umw^l l! "'I*'"

Phantasie überbaut die flaehe Hnuvelt%nil ' ner e dSet ALoTw ,f""" mit einer Kuppel. Wer dies irrational schilt, vergißt Tß"].!; V ' der Welt mindestens eine ebenso großo rÖ]|o .^Diolt n,w. 7™t'™^^<' "^ das Rationale.- ^ ^P"*'*' "'"' '^^''^^^'^ '""U wie

Wie wiuidcrbar idt das Hoispiel dos mit dt^,, P,„ , j

Kinde.. Der Fotischist betrachtet .oi„,.„ FW Ut'""' '""""t"

,.■ 1 n 1 1 j , . ., ^ H.1SU1 er.-?!; als e 11 sexuelles

...ezoug. Er le t erst m der Fiktion des Spieles, bis der Atiektwcrt der Hküon .0 b ark wird. daLs er „.cht mehr .eiß. daß er spielt Er ■st em Schauspieler, der vor .icii selbst Komödie spielt. Es L daher o,genthcl, Lalseh vom tet.sch.smos als „erotischen Svn.boli.smus" zu Sprech^. Er .st mehr als em bloßer Symbolismus. Er ist eine „ero- tische F.kt.on . .n welcher der Logos dazu verwende! wird die Fiktion

^)C

Jiiicl; blick iiml Ausl.lii'k. ->!^'*

ZU stiitztiii und ZU üi'wcitorn. IJor LofjOö wird zum rikliivi'u üi-ri l'aUioß. Das Irrationale bwiiäditigt riich des RaliuQaleii. Der Fetiscliiat ratio- iialiäicTt soine J^tition ao lauge, bis er sie sclilioßlich mit seinem Logus aussöhnt. Er vorsteht us auf,h, Motive zu finden, die sich von der Re- alität sehr weit entfernt haben, weil er die wahren Motive nidil sehen will. Es liaiulelt si.-h um ein „Nicht-Sehenwollen". Nur oberiliifhhcbe Betrachtiuifi; konnte ein „Nicht -Sehetiköiuien" annehmen.

Diese „apperzeptivc Insuilizienz'" dem eigenen Idi gegenüber wird nur dadurch errcieht, daß der Fetisdüst die Gabe hat, sich in Trance zu setzen. Die Ekstase des Trance koimnt durdi Affeklstaiiuug und plötzliche Entladung der Affekte zustande. IJi'sprünglidi waren wohl die Welten dca Eetisdiisten getrennt. Es gab eine Welt der Fiktion und eine der Realität. Mit dem Eindringen der Fiktion in die Realität verwandelt sidi das träumend spielende Kind in einen Fetisdiisten^ Der Fetisdiist bleibt ein Kind. Er hält an seiner Rindbeit fest und speziell an der Traumwelt seiner Kindheit. Der psydiosexuelle In- Inntilismus des Eetis<4iisten repräsentiert uns die Traumwelt des nor- malen Kindes.

In der Tat! Alle diese komplizierten Fälle von Feti3ciism..P lassen sich nur verstehen, wenn man sich iinnier vor Augen halt, <\a.> <Ier Fetischist in einer eigenen Trammvelt lebt, in der ihm die O-renzen ^^wischen Realität und Schein gänzlich vcrsd.wimmen. Diese Kranken ^iM alle Tagträumor. Was sie von ihrem Fetischismus - "«" f ^"^ ^' durdisickern" lassen, ist nur ein kleiner ^^''-^^ f'V'.!''",'-\t ^elc Ihrer Traumwelt. Diese Tr^imwcR leben sie in ^^^^^^.s ^nnen sdiroffen Gegensatz zu h em «""^''^;" , ^^„ y,^^ rxn-

ist die große Gefahr des ^ ^^^'«^^"^'"^^,^^T t er aitzieht braudibar lur dio reale Welt, er macht ^^^«^ ^'f _ " :;i 'j,, ,„,,im- dem Alltag alle Affekte, so daß er '-- ^ J'^, ':;;;:„ .....ehilde liehen Macht seiner ^''-^-^ if f " J''^ .-e L - -^^ ^^"^^^ "''^'

liehen Macht seiner ll^^^"^'; , - breitet es sidi allmählidi aus, zu vergleichen. Erst ""^"^''^''f ' "^ ^^ '"nd den Bestand dos Ganzen bis es sdiließlich alles Gesunde veidiang nn ^^,^_ ^^^.^^^

.efährdot. Auch beim Fetisch.smusjia de o^^ ^ ^^^^^ ^^^^^^^^^

haben, um „embryonale Seelenzo J^^ .^^ ^. , j^,^^,^,,^ ,,,

diese Patienten von der G'-Sen..ut ab . j,^ „„Ölungen drängt. Alte wieder zu erleben, der ^^';^^^^ \,, p.tisch.smus und Alle Kinder zeigen -^^ "f ;^^,„ ,,, ^as Eigene, das sie hart- Ncigung zur System ^Idung.Das^y ^^^^ ^^^ ^^^^^^^^ .^^ ^,^

näd.ig gegen die K-nlH^BsedeB rie n e^^^ ^^.^ ^_^^,^.^^^_ ^^^ ^..^^

Geheimnis, das eimnal mit. em._^^^^^ ^^.^^^^ ^^ ^._^^ ^^^^ ^^^^j^ ^.^ symbolisiert und leb 1. 0 ^^^^^_^^^^^^^ ^^^ ^^^^_^.^ ^^^ ^^,^„p^^.,, ^^ -^,

wundervolle Gaoe, aus

li

Ö90 .■ Fetischismus.

ein Dielili'i- von üottus Gnaden. Der Fotisdiiei liaL sich einen Teil seiner Kindheit konsei-viert und sein System au« der Kindheit in die Welt des Erwachsenen hinübergerettet.

\ 011 der ungeheueren Leistung einer aolchen Systembildung macht sieh der Uneingeweihte kaum eine richtige Vorstellung. Es gehört eine große sdiöpferische Kraft dazu, ein solches Hystem zu bilden, es gehöri eine reiche Phantasie dazu, in einer solchen fiktiven Welt zu leben und Bie auf den Alltag auszudehnen. Das ist nuj' möglich durch unaufliör- hche AnnuliierungBarbeit. Die Fiktion laßt sich nur dm-cli Zerstörung der Wirkhelikeit aufrecht erhalten. Deshalb nimmt dieser Parapathikei- eine unaufhörliche Umwertung aller Werte vor, er aimuUiert einfach alles, was ihm in sein System nicht hineinpaßt. Er annulliert Zeit und Raum, er anerkennt nicht die Majestät des Todes und die Grenzen des Möglichen. Alles ist möglich und der Tod eines geliebten Objektes ver- hindert nicht seine Verwertung als Stützpunkt des Systems. In icdeiii Eetischisten ist vJelleielit ein großer Dichter verloren gegangen Hätte er die Gabe zu sublimieren und seine inneren Konflikte nach außen zu projizieren, er könnte sich aus den Fesseln seiner Paraphilie erlösen Er pi'ujiziert aber nicht, er introjiziert nur, um den treffenden Ausdruck von Ferniczi zu gebrauchen. Er benützt die Außt-nwelt, um sein Svstem zu erweitern, während der Dichter sein System benützt um die^V4{ zu l,erei..hern. Der Dichter wird durcli jedes Kunstwerk um einen Komiilcx ärmer, während der Fetischist jeden äußeren Eindruck be- nutzt, um s,ch zu bereichern, d.h. lun sein System auszubauen

Auch zun, Aufbau eines echten Fetischisnms ist eine schöpferische Kiaft der 1 hantasie nötig. Ich glaube wohl, daß dies eine der Ur- sachen ist. daß sich unter den Fetischisten so selten Frauen linden Sie ze.gen nicht diese intuitive Anlage wie die Männer. Der Fetischist ■st ,n semer Art ein symbolistisches Genie. Icl^ persönlich hab keinen einzigen Fall von weiblichem Fetischismus beobachten können. Der l-all, den Binswanger so trefflich analysiert hat ,-«t ^i,. v i Viel,ei..t hängt diese Tatsache mit dem^ Umltanle tr. ^f d^ brauen d,e reiche Schöpferkraft des Mamies abgeht. Freilich ällt auch e.n anderer Umstand in Betracht. Es gab mir lange zu denken daß meine 1- etisch«stcn m.t einer einzigen Ausnahme Christen waren (Mein Material^ zeigt sonst einen Prozentsatz von 30-35% Juden, die ein großes Xont.ngcnt zur Parapathio stellen.) Der emzige fetischistisclu- Jude war nicht beschnitten und zeigte große Neigung zum Christen- tum. Man. konnte diese Tatsachen mit der Christusneurose in Zu- s^munenhang bringen. Wir haben ja gesehen, welche bedeutende Rolle die Identifizierung mit Christus in der Psychopathologie des Feti- schismus spielt. Frauen und Juden können schwer zu dieser Identifizierung

i:

Uückbliclf lind Aiulilick. ÜQ!

i,'el;uif,'eii. Alicr l';^ sclieint audi ein aiiiicics Mnment luitzuspieleii: Dk' Idcntüizieriing des Parapathikers mit seinom Penis. Sonderbarer Woiso litten fast die meiBtcii diesei- Kranken an nmhr oder minder starken Phimosen und alle waren Enuretikor. Hitschmaim hat in einer Mitteilung auf den Zueamnienhiuig zwischen Hanierotik imd Zwangsnenroso aiü- raerksani gemacht.^ Die Einschnürung dct; Ponm durdi daö phimotisclu' Präputium, ferner der Zwang, den der Enuretiker nuf seine Blase aus- geübt hat, können wohl das Vorbild des letischisiischen Zwanges ge- wesen sein.

Auch der Zwang, den das iCind anl seinen Madtdtirin auszuüben lernt, wobei die Zurüpklialtnng di)ä Stuhles J-.ustempfindungen auslöst, seheint mir .ein zum Petischismus prädisponieiendes Moment zu sein. Wir sehen in diesen Pällen eine eigenartige Fenn von Konversion: die ^Übersetzung der Organempfindungen in psychische Symptome. Es ist die umgekehrte Foi-m der Konversion, wie sie Freud beecln-ieben hat. t)ie LTmsetzung ])SjchiBcher Kräfte in organische Symptome, welche zu einer eigenartigen Ürgansprache der Seele führt, ist wohlbekaimt und besonders in Band I dieses Werkes beschriebeji worden. Beim Feti- schismus sehen wir Konversion von Organemptindungen des Zwanges in das psychische Phänomen des Zwanges, was ich als ..Phänomene des psychischen Überbaues" bezeiclmen möchte.

Ein ausgezeielmetee Beispiel liefert inis die Phimose. I»as Kmd muß die i']inschnüning des Penis durch die Phnnose lustvoll empfinden. Das Gleiten der engen Vorhaut über den Sulcus coronarius weckt Emp- findungen und srhafft Reizzustände, die nach Wiederholung verlangen. Zu diesem Moment tritt die Tatsache der Identifizierung der meisten Menschen mit ihrem Genitale. Erinnerungsbilder aus der seligen Säuglingszeit, ni der man fest in Windeln gebunden war. verbinden su-li mit diesem Zustand. Das Genitale wird im Traume als das Kmd s>-.n- bolisiert Das Genitale (der Kleine, die Klenre) repräsentiert dir Kinderzeit Um diesen Kern gruppieren sich dann andere Vorstelluni^i.,. Der Zwang, der von den Organen auf Blase und Mastdann ausgeübt wii'd, wird" zum Symbol der Erziehung und des Zwanges. Das Kmd durfte in seiner ersten I.ebenszeit dem Drange nachgeben und die T n-

j „uremraierui^ muchmaiiii postiilioi-t einen

.,UrHhral-Cha™kt.r'^ dessen prominonte Zflge „bn^nacndcr Ehrgeiz unJ \or],rb. ,„r B Ja C; !rW..s.r wären. Pen .m^neoden VM.^ dürfen wjr al. Do.nin.nte dner iZ Parap.thie annehmen, während dr. B^cWt-gun^ nnt ^^....^ m< h. b., Ennretikon, vorhanden ist. ab.r kcine^weg. als Cha,.kter.,e an.,.prochen wmn k.nn. sondern als j.ydio.e.xu eller Infantili.nm. D,e Arbeit von lü.h.,un. enlhal .., t A- TT^invirfpn/ von Zwange IIP« rose nnd iinnlerotificheii iLmi iirptlirnl emen Hinweis auf die Koin/iaen-^ \'<" " &

wotisehen Syniptompn.

L

592

Fetiüflii:>uni^.

■I :

-I

hiet des Dranges durch Miktion uiid Defäkation aufliPl.'L'ii. Wie wir aus den Resultaten unserer Analysen wissen, waren diese Funktionen ur- spriinglicli stark Lustbetont. Es bedurfte erst des Kintlussos der Er- ziehung, um das Kind zu bewegen, sich zu beherrsclien und die Miktion und Delakation unter bestimmten Regehi und VorsL-Iirilten vor zunehmen. Die Erziehung beginnt mit dem ersten Z^vange, diesen Drang zu über- windou und zu beheirschen. Es ist der erste Einfluß des Fremden aiü das EiKßno. Der psychische Zwang, den der Fetischist auf sich ausübt, ist ein Spiegelbild dieses Zwanges. Denn unmittelbar nach dem Kample gegen die unbeschränkte Befriedigung der natürlichen Funktionen setzt, der Kampf gegen die Sexualität des Kindes ein. Die Eltern merken, daß das Kind nach onanisl isehen (autoerotischen) Lustgefühlen strebt, und setzen diesem Bestreben ihr Veto entgegen. Der erste Kampf gegen die Onanie endet gewöhnlich mit dem Siege der Erzielunigspersonen. Aber wir haben gesehen, daU alle echten Fetischistcn Onanisten sind- Sie rächen sich für die erste Vergewaltigung durch die Fortsetzung der

Onanie,

Es wirft sich die Frage auf, ob denn der Sexualtrieb als solcher vom Individuum nicht als Zwang empfunden wird. Diese Frage ist un- bedingt beiiiliend zu beantworten. In diesem Sinne gesellt sich zu den anderen Komponenten noch diese als eine der wichtigsten. AVir haben gesehen, daß der Fetis(;hist sich in einem erbitterten, ewigen Kam|ife gegen seine Sexvialität befindet. Sein System ist eine Kompromiß- bildung, das RcKultat diof^es Kampfes. Die Tendenz des Fetischisten ist eine autoerotisclic. Er wird immer mehr asozial, er zieht sich von seinem Partner zurück, erlebt seine Orgien nur in seiner Phantasie und introvertiert sich immer mehr. Die asketischen Tendenzen prägen sich in seiner Flucht vor dem Partner aus. Das Weib wird dem männ- lichen Fetischisten das Symbol der Sünde, während die Onanie als Trotz, BuIJe, Strafe und zugleich als Lust hartnäckig iestgehalten wird. Fast alle diese Kranken glauben an die Schädlichkeit der Onanie und setzen sie trotzdem oder gerade deshalb fort. Sie setzen sich selbst unter die Kontrolle eines Zwanges, der aber hauptsächlich in der Rich- tung ausgeübt wird, daß der Koitus als Lustmöghchkeit ausgeschaltet wird. Das System wird dann als Trotz gegen die Gesellschaft auf- gebaut und ausgebaut. Es ist das Eigene, das über das Fremde triumphiert.

Auch die Religion wird als Zwang, als Fremdes, das aufgezwungen wurde, angesehen. Deshalb wird die offene Religiosität verworfen und eine eigene Religion errichtet, welche der Sexualität den ihr gebührenden, entsprechenden Raum freiläßt. In diesem System stoßen wie in jedem Kompromisse die Gegensätze aufeinander. Aber sie werden gebunden

_ liiU^klilifk ijiul Auslilii-l, 593

lind zu ciiK^i- Kirilicil znsiiiiimcnKeäcliwi'ilil yci ist tnöf;lii-.li, duli dio [■"anipfiilir iiiid die lioligitm in lmih'IIi Sym])tom aiiwrcdrür.'k( wcrdBii könnon. ih-r FH iwHiiKimiw wmiiigl Hiiuuud und Hülle, oIkmi und uiitoii, \ fi-Kanfiordioil und Zukiirdl . zeif,^t die Regression und die Pro-ressioii, die tiiiiUe 'Vandviv/. dar Askese und eine Verniichlässi/nuiK der (ietieii- wiirl und aller telndogiKclien 'IVndenzen.

In dietieiii Sinrjc jsi der Fel.ifichisniue vm lleilungriversiiL-li. ];!. er bisleiitet für die aruieii Kranken einen SelljaLsrhutz vur iJircn ri;idislisi-|ien Tendenzen, er ist LukI und Htrafe zugleicli, Sie miileii eich alle als Märtyror ihre« Trieiies. Sie (ipiera sirheinLiar ebenyo viel, als sie öicli zutrestolien. Als Symbol des Märlyrertinus selien sie Hiristuö. der dun:! Keine Leidei] die .\Je110el1i1eil i-rlöste. Ii-h bin über überzeugt, daß aiu-i andere Identili/.ieriingen mit den Mäi-lyrern vnrki)nuueji iverden. l)ai Keigi nun, wie i^cewaltig dae Sciiuldgefülil diesei' Kranken ist. Die ßo- zieliiingen des Sarlisnius ziun l'\'tiec-.hisi]uit' sind in dieeeni linche deutlich i I er V Ol getreten. Die iirsprünglii-li nadi aiil.^cn gerichtete- Orauwuiikeit. Wendel sieh gegen die eigene l'ersönlii-.hkeit-

Die Selbsterkenntnie dieser (.Trauöfiinkeit, die introsiiektive W;dir- "nehiiiung der feindseligen Binetelhing zur {.ieaellsdiaft. die TatBaclie der itutistiseh-asozialen Tendenz des Farai)athikort; führt auf dem Wege der sozialen Erziehung zur Bildiuig fies Sclmldgcfuliles. als stärkstoH Aiisdnn^k dew (ieivisseiis. Der |irinii1i\c Menöcb iiatte kein (jewisden. Er kannto keine andere Scimld als die Schuld gegen sich selbst. Erst die Hihhtng sozialer Verbände hat als sozialen Selbst scluitz Ans Ge- wissen ausgebildet. Gewissen isl iirsiirünglidi ein (Je^en-w issen. Ein Wissen »m die lmi)enitive dei' rnnvell, die sich gegen unsere Lii^l- lendenzen richten. Als Hüter der (jesetze. die die Allgemeinheit vor dem Einzelnen scbützen sollen, wurden nrsprünglieh nur irdische In- stiinzen eingesetzt. Der König oder Häuptling wai' zugleich der Richter und Bestrafe!'. Haid hatte er Helfer notwendig, die in seinem NaJtUin Hechl und Strafe ve]-kündigl.en. Das Ueeid richtet sieh fiegen alle asozialen Tendenzen. Da. aber dem Häuptling nicht alle asozialen Ver- gehen bekannt werden konnten, wurde eine zweite, liöhere Instanz er- ri(-htet; Die (Ictilieit. Die(lo11heit ist alUiiärlitig und alisebend. Vor iiir gibt es kein \'erhergeii und kein Enllliehen. Die Tatsache, dal^N asoziale jMens<'.lien sicii inigeslraft ihrer \ergehen erfreuen konnten, nmlite zu einer ausgleichenden Gerechtlgkeil im Jenseits führen, welciie strafbare irdische Lust, die der Strafe entgangen sein Konnte, durch überstrenge Strafen kompensieren konnte.

. Der Fetischist fürchtet die Sti'afe der (iottheil luid beugt sieii, in Demut ihren Geboten. Dabei wird er aber selbst ein Gott. Kr bestraft sich selbst und (4-löst sieb selbst. Er schaffi- sieh seine Hölle

Stekel, StürUDRiiN Ja' 'l'i'ifili iiud Arrukrluboiih. Vil. 38

i '

r.Q^. Fülischismus.

auf Erden, iiin aich den Platz im Himnii;! ' zu sichern. IVd er bildi^l eidi Bolbfit.herrlidi seinen Himmd dei' Lust, in dem er sich die Qualeu dw Hölli' auferlegt.

Der Konflikt des Fetisdüsten ist der Konflikt eines jeden Kultur- mensdion. mu- unendlich vergrößert, zur Karikatur verzerrt und durdi Verdrängung und Verschiebung zur ünkenntliclikeit entstellt. Seiiie Religiosität ist eine infantile. Sie ist im Gefühle verankert, durch die ersten Eindrücke der Kindheit eingehänuuert und unzerstörbar für da^ gtmzc Leben lixiert. Im Intellektuellen steht er ienseits seines eigenoii Glaubens. Er kann seinen Glauben nicht verstehen, er kann ihn nur fühlen Sein Intellekt schämt sich dieses Gefühles, eo daß er gez^miswi ist. den Glauben vor sidi selbst zu verbergen, die Rolle eines Freigeistes zu spielen. Er stellt sich zu Gott wie zu seinem Vater. Die meisten dieser Kranken scheinen ilu-en Vater überwunden zu liaben und hängen trotzdem an ihm. Der letzte Fall Nr. 69 hat uns ein lehi-reichee Bei- spiel gegeben. Hinter der Haßeinstellung gegen den Vater oder der Gleir.hgültigkeit gegen den Vater oder der Verachtung und Entwertung des Vaters verbirgt sich die infantile Vaterüborschätzung, der Stolz a.uf den Vater, der Neid auf den Vater imd das alte Rivalitätsverhältnis, um dessen Aufdeckung sich die Freud&dvAe so verdient gemacht hat. Der Vater, der Lehrer und Gott, die Obrigkeit und die Allgemeinheit verschmelzen zu einem Komplexe, zu dem Autoritätskomplexe. 1 *er Fetisehist ist ein Anarchist und zu gleicher Zeit ein Sklave der All- gemeinheit, lu seinem System ist Raum für alle Gegensätze, wie i''ti witiderholt betont und nachgewiesen habe.

So wird der Fetischist ein Zerrspiegel unserer kranken Zeit, die zwischen Unglauben und Glauben, zwischen Vergangenheit und Zukunft steht. Er ist das Opfer einer Erziehung, die religiöse Grundlagen schafft, welche sie dann zu zerstören trachtet. Die Erziehung zur Gottesfurcht führt zu dieser sonderbarsten aller Masken der Religiosität.

Wir legen den Finger an eine schwärende Wunde. Längst haben Menschenfreunde erkannt, daß eine Reform der religiösen Erziehung notwendig wäre und versucht, diese Frage durcli Einführung einer freien Schule zu lösen. Die Frage ist: Sollen wir unsere Kinder ohne jede Religion erziehen oder sollen wir es vorziehen, ihnen eine allgemeine religiöse Grundlage zu geben, welche die Gottesfurcht durch die Gottes- liebe ersetzt?

Der Grundfehler unserer Erziehung ist, daß sie eine Erziehung (lurdi Angst darstellt. Der Fetischismus ist ein Schutzbau zur fber- windung dieser Angst. So lange die Fiktion einer Hölle und einer Strafe im Jenseits, eines obersten Richters festgehalten wird, kann man keine Besserung dieser Parapluhen erwarten. Nun scheint diese Welt

Rückblick imil Aiislilick. . 695

aber iicicli nichL fähig zu si^in, (iie Hfliyion (iei Aiigsi iluri-h eine Re- ligion der Liebe zu (ersetzen. D. Ii. das (iuio ?,n lieben aus Freude am Guten, niflit als ein St-hadiei-f^eschäft, tür das man eine Beloluuing im Jeiiseite erwartet. Konnten wir die Kinder zur Religion des Ktlios er- ziehen, wir würden gewiß ilie Entslehiing des FetiscliitiuiUB vei-hindeni können. Eine ßoh^he Kfzieluing in der Gegenwart ist eine Utupie. (reseizi lir-N Fall, wjr hätten sdion eine Menge von freien Schulen - was bedeutet ihre Zahl gegen die Macht der Kirche, die ihre Horrsclial't für lange, lange Zeiten bewahren wird? Ich halte dafür, daß die plötz- liche Entziehung der religiösen Angst zu einer Kiitustrophe fühiTii würde, in der sich die ursprüngliche 'l'ieniatur dos Mensdien noch wilder aut^tobeu würde als im Weltkriege unseligen Angedenkens. Es wird vieler Jahrtausende btnlürfen, ehe die Sdmtzwälle der Angst durch die [M'e-iler der wirklichen Nächstenliebe ersetzt werden können. Es ist fraglich, ob die Mensdilieit zu diesem Ziel gelangen wird, dem sie auf ' allerlei Umwogen unentwegt zustrebt.

Die Prophylaxe des Fetischismus kann nur ni den FaJiiilien voi- sich gehen. Wir haben in den vorigen Bänden genügend Anlialtspunkte gegeben, wie diese Erziehung du rcli zuführen wäre. Irh kann hier nur betauen, daß die wichtigste Aufgabe der Erzielier ist, die Liebe zum Ethos in die kindlichen Herzen cinzupilanzen, olme es durch Angst zu versklaven. Daß die faJeche Vorstellung vom' Geschlechtsverkehr a.U Erbsünde eines der Motive zum Aufbau eines fetiscJiistisclien Systems bildet, das habe ich an zaldreiehen Beispielen dargelegt. Die Sexualität imiLs wieder alf; natürlicher Vorgang in die Phänomene des Naturlebens aufgenommen werden. Das kajin nur durcli eine rechtzeitige vernünftige Aufkläning und noch mehr durch Vermeidung grober Erziehuiigsfelilei erreicht werden. Aber von unserer Moralheuchelei bis zur Rehabilitie- rung des Sexuallebens zieht eich ein langer Weg . . .

Überblickt man die heutigen Verhältniese, so kann man nur kon- statieren, daß eich der Kampf zwischen Klerikalismus und Sozialismus in allen l.ändern in einer Schärfe ausjirägt, wie wir sie vor dem Kriege kaum b<^ohachten konnten. Oft lüütcn t^ich die l';irteicn die Wage und wechseln sich in der Herrschaft ab. Welcher Partei wird der endgültige Sieg zufallen?

Man unterschälzt das metaph.vsische Bedürfnis der Massen und der Individuen. 'Die Religion des Sozialismue ist noch nicht geschatfen worden Vielleicht beginnt iede Religion als Religion dos Sozialismus ,md endet damit, daß sie sich m den Dienst des Konservatismus und damit des Kapitalismus stellt. Das Christentum hat in dieser Weise begonnen. Es gab eine Zeit, in der gepredigt wurde, daß ein Kamel eher durdi ein Nadelöhr gehen wünii^. (>iic ein Reicher in den Himm '

Rüg l-'etiscliisnms

konmiPii

1 uünlo Hai diQ^v.t^ Axiom dir i^lonschen aurRt-halloii, reiiJi mu! -fromm zu werden "P Und etützt eich die ICirrhe heuto rndit ebenso an! dio Armen \vie au)- die Reiuhen i.nd edmtzt sio nicht die Reichen gegen

wie der K-ummunisnius den ÖüZiahsmuH

:i haben wir in der Tat den üntergans ues Aoeimianues al. ^..>a,.v>w;

i? üor FetiBchismus ist eine soziale Krankheit. Aber da der KonihlO

'1. zwiBclien Freig<Msterei und Glauben sieh verstärken wird, *nrd die 7.ahl

der Fetiechistcn wahrecheiiüich zunehmen. Eb bleibt jedem imbenoimiien. ;- sich in Einern Heime eine Frivatkaijelle zu errichten, dem der Weg ins

" (iotteshaiiB gefährlich oder lächerlich ereiiheinl. Die Fetiäcliiälen sind

Crotteucher. Hie näliern eich (iott a.uf Umwegen, sie wajideln wie in eineui Traume an den Abgründen dßs Lebens und der Üündo vorbei. Abei- fih' sich haben sie ilireTi (Tott gefunden. Er gibt ilmen auch die Liebe, nach der sie verdürsten. Jeder onanietieche Akl ist in l)ii)ülarer Tendenz eine Sehmähung dieses Gottes. und ein Gebet. Hie haben den Glauben di-i' Kinder und der Naturvölker, der es gestattet, einen Gott zu schlagen, wenn er ihre Wünsche nicht erfüllt.

Die Heilung kann in zwweHei Weise vur sidi geJK'li; Der Kpüschisl erkeii]it seine tiel'religiÖBe Veranlagung und sfftzt an Stelle mmax Ersatz religion die ursiu-üngliche, seinem gegen\v artigen Intellekte angepalito. Er bildet, ein Kompromiß zwischen infantilem (Hauben und i^eine.i' jetzigen Weltausehauuiig. Oder er versucht, den infantilen Glauben zu überwinden und zu einem echten .Agnostizismus oder Atheismus zu gelangen. Irli gestehe aber Ireimütig. dali idi den letzten Ausgang lue beobachten konnte, während eine iiguostisdie. Iieobaebtende. zurück- haltende Attitüde zuweilen vorkommt.

Wir haben in allen Fällen den migeheuren Ehrgeiz der Kranken, ihren pathologischen. Willen zur Macht nachweisen können, der iu der Chnstusneurose seinen stärksten Ausdruck findet. Aber immer gelang es, die infantilen, sexuellen Wurzeln, die Bindung an die Familie, einem Worte die T^rcwfischen Mechanismen klarzulegen. Diy Heilung deri Fetischisten verlai^t seine Loslöeung von der Familie die Übenvindnng seines psycho.'^eMi eilen Infantilismus und den Verzicht auf seine H\o Idw. welche .ich m die Fornu^l pressen läßt: „Wenn ich mein geheimes Sexualziel nicht erreiche, m vorzi.-hte ich auf je4e Form der Sexualität," h-i) verstehe darunter das Aueleben mit einem Objekte. Die Gefaln- der Onanie läßt sieh aus diesem Festhalten an der iixen Idee, an der TJr- Phantasie erkennen. Die physische Schädigung der Onanie ist gleich null zu erachten. Aber die psyehiselie Schädigung hi diesen Fällen ist

lUk-kblicli iiml AiiNl.lii'k. n'.'T

uiK'iullich f,n-iil\ .\vdBv (»lanistisjche Akl liiHau die altP Szoiu^ dio 1 r- KZf.iio FrPHf^!^. wiodtM- auf, ist ein Nafjol. *U'i- lioii Keti sc! listen an sein«' l'araphiliu fixiert. Ut d&r Fetisdiist iniHtanik-, ;iid" soinvii AiitivnH isüi'iri zu vi^i-ziditcn ujid sich nllcrotiacho Luel zu viTsciuiiUui. ^d liai mau das Kw-Iit., von mwr Heilung' zu sprwiimi. Wir liab.'U aber iik'Iuvit l'\'i!K' ^'t-st'hcn, welche ein andei-ew \'ei-lialton xeigten. Der [''etisrhiBt hen-atele. hatte eeme allerotiache (normale) iiefriedif^iing und .-^etzl imtzdeiu seine Onanie ini1 Müfe des Ketiscii fort. Diese Mensc.hni ^ind in s'teliT (Jefahi-, riii-kfälhK zu werden um) wieilei' ganz ihrer Para!)lnlie zu vor- fiilh'ri. Hesdudcrs wenn die Ehe, was bei einer unvollständigen Seli)sl heihmg tdl der Fall ist, iinglücklieh ausl'üllt. Nur die Psydianalyse ü^t iiiit^tande, dii^ infantilen Fi\ationen aui'znheheii. die seMudle Deithnie iW^ Kranken umzubiegen und ihn aui' eine andere Hahn zu hriniieu.

Der Kranke rietzt diesem Bestreben des Arztes den iiartniickigsteii \A'i<lerst;ind entt,'egeu. Er will auf rieine infantile Lust nicht verzichten. Hat er sein System iloeh im kühnen Trotz zu seinen AutoritäUui, be- sonders gegen den \al<'r, ;iutVenchtet! Es dient als ewige Midmung iter Erinnerung, daß die Erziehnngspersinieii in .sein Sexualleben ein- g(igrifFen und iluii die süße Lust erschwert oder verboten hatten!

Nun wendet sich sein Hals gegen den Arzt, den er um Heilung a,nfldit, obgleidi er diese Heilung fürditet, Der Arzt wird wieder zuiu Vater, der in sein geheiiiies Sexualleben (»iugreift und es r^tören^ will. Er btslarf großer tl!era|)euti.>^chcr Kunst, uju in der Analyse diese Klippe zu umsehiflcH. Dem Kranken nmß es imniei' wieder klar gemacht werden, (laß er ge^ien seine Heilung ankämpft, dal,; er den Arzt eniivertef. und läeherlieh niaeht, um über ihn zu triumphieren, wie er mit soniem Syst^>in über jede Autorität triumphierl b;il. Der Kranke mulJ es .sdiheßiid, lernen daß er sidi sozial unmöghdi niiidii und innner wie<ler die cm- laeJie und dodi für ihn iinfaßbare Wahrheit erfassen: T.ui res agitur!

|),M- \1-Z1 iiat enien mächtigen Helfer in der Talsadie, daß die Mitteilung der fetischistischen rhauf.asien zugleich eine Entwerluug .lieeor Gebilde bedeutet. Die Lächedichkeil tötet' Cnd alle du^e let,- ^■histisdien Spielereien haben etwas Lädierln-hes an ..id.. Ist der Knuike schon sr> ^veit. daß er während einer fetisdiiBlmchon 1 hantasie .ich kritisieren kann und die Läd^edichkeit nidit nur einsichi, sondern ;,„,,1, rnblt, sn hat er die Macht, <len AlTektransch zn überwinden, ni aen ihn seine fetiKchistisdie Phantasie versetzt hat.

l)n^ forensische Seite dieser Frag<'. darf nidit überseiu>n werden.

Wir h'iben an zahlreichen Beispielen nadigewiesen, wie die nnlerbt-ssene

H'Uidlun- zu einer Ersatzlmudlung drängt. Alle diese Kranken stehen

. unter der Herrschaft eine^ Impulses. Sie kommen al,< Kleptomanen oder

IMiibitionisten leicht mit dem Berichte in KonHikt. Die Frage ..stral-

m

598

Fetischismus. - Rückblick und Auslilick.

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bar" oder „nicht HtratTaai'- ial nicht so leicht zu entscheiden. Würde man für alle diese Fälle Straflosigkeit infolge von zeitweider Un- zureclintingsfähigkeit oder wegen unwiderstelilichen üraiigea fordern, ohne sich uni die Kranken weiter zu küiumern. so würde die ZaU dieser W'i-gt'hen ßifherlieli ansteigen. Die Furcht vor der Strafe hält viele Fctiscbisteii vor irapulshandlungen zurück.

Aber wir können die eine Forderung ötelien: Jeder diesei' '['Äiv.v Ist einer analytischen Untersuchung zu unterziehen, die zugleich eine iuiaiytische Behandlung sein müßte. Ergibt die Analyse dad Vorhaiideii- tiein eines echten Fetischismus, so ist Straflosigkeit auszu^iirei^lien i'es[i. Nachlaß der Strafe, Aufschub bis zu einem Rückfall und der Kranke wäre, statt auf Kosten des Staates einige Zeit in einem Kerkei' (Hier einer Irrenanstalt zu verbringen, auf Kosten des Staates zu behandeln. Der Fall Nr. 59 von Petersen zeigt., daß solche Fälle auch ohne Analyse geheilt werden können, wenn der Schock des gerichtlichen Verfaln-eiifi alle Abwehrkräfte der Seele zum Kampf gegen die Faraphilie mobilisiert. Um wie viel wichtiger und tiefer eindringend ist erst die analytische Behandlung, welche nachweist, daß hinter den angeblich ersten anfi- lÖRt^ndon Momenten noch viele andere verborgen sind, ohne deren llew.ißt- ma.-h.mg und Überwmdmig eine Heilung unmöglich ist'

Der Gericlitsarzt der Zukunft wird Psychiater und Analvtiker .ein müssen ,ad,e Zeit i.t nicht mehr ferne, daß die Analvse ein , d ' r

S" m T "^'t"^ "'" '''-'■ ""'''■''' -'"'^^•- ^ ^^- h" banalv "'"" ..^^'-^^'"""^^ « - u a 1 w . s s e n s ,- h a f t und f^^>c.hanalvse müssen ' n d e n a 1 1 g e m e , n e n Lehrplan

\:,:'':i::,z '•-'^^"'^'■"^«'^"-'. für xrzte

ÜC-

Sachregister.

Diu Zifforn hadBotBii dia SflilfloKBhli'n.

4.

Aikoholisnius siehe Xarkotimiaiiic.

Anästhesie at), 43 f., 50. ä7, 09, 61.

Analsexualität 19, 90, Ußf.. 45:^, 455, 491, 508, 610, ü91. '

Anfall 44. 46, 54, 112, lU, 131.

AogBt 303, 305, 357 f„ 424, 438 f., 445.

AuimismuB 368, 583, 586-

AntifctiEchiBmus 19, 244, 246 fl'., 395-

AHkesfi 29, ÖO, 67, 93, 101, 145, 179, m ff., 188 fl-., 221, 226, 263, 269, 301, 305. 364, 399, 401. 404 f., 411, 431, 445, 450, 452. 455, 532, 567, 570. 592.

AfithiiiH 307, 325. 348 f.

Atavismus 14.

B.

BackenfetischiBt 289 ff.

Bipolarität, Gesetz der 92, 255, 386, 565,

572. BiisenfptisphiHt 30 ff., 131.

C. .

,;hnsl,isueui-ose 93t.. HO, 144, 181, 19lff., 212. 216, 222f.,284, 299, 301.321. 367. 499. .'■.32. 553. -WO, 570, 590-

Uämmer/ustaud 26, 29, U, 107, 160, 236,

242, 397, 401, UepressioD 54, 102, 408, 559,

üon Juan 15f., 101, 150-

Dromomanie 4:46, 67,107, !.;2, 195. ^40,

401. I>nickfeti8chiät 233 f.

1^.

EiitzicliTiugakoniplox 222.

Enuresis siehe Uriiisesualität.

Krogene Zonen 2, 13, 30.

Exliibitiouismits 213.

Erstes Erlebnis 2, 65, 108, 130, 188, 215. 228 ff., 252, 259.270, 293 f., 304, 312, 366- .^98. 403. 410, 417, 419, 563, 573.

F.

Fei-d.3o Sache 17,

fc'Iaggclantismus 266.

Flucht vor dem Weibe 2, läf., lö, 25. 28, 41. 67. 80, 89. 137, 148, 154, 160, 188, 253, 292, 400 ff-, 417 f.. 445, 448, .^e2, 574, 592.

Frack fetisch ist 246 f,

FiilJfpliHclii.i| 185 ff.. 247,

Gelllüde 287, 297, .584. ÜerichtsftDJilytiker 598, Geruch siehe itioohtrieb. Gummi tetisch ist 82 ff,. 102- Gilrtelfetischist ß2 f.

H.

Haii.ifi'liBchist i;i,^ ff., 138 f., 145, 253

Hand-scliuhfetisthisl 82 f.. 253.

Haremskult 15, 25, 43, 29. 51, 62, 64 f.. 80, 83, 85. 89, 101. 104. 131, 142, 147, 149ff.. 152ff., 101, 180, 253, 258 f-, 263, 2G6f., 29Ü. 365, 400 t,. 406. 427, 44.5, 448. 584.

Hcpbepbilie 41 1'

Her/neurose 172.

Hemdeufetiäcbist 104 f,. 107, läOf , 153, 1.57.

60()

Sachregister.

Uomosexualitäl 1. 19 ti"., 3^ f., 37 i.. 42 1..

51 IT., S5, 57. ß4, 72 ff., 79, 101. 108.

113, HS, 121, 123,127. 130, 13(3, 139.

IBU, 250 fi., 258, 2G3, 261), 299. 335.

422, 425, 432 f., 445. 451, 532, 552,

5,'i8, .ößl, .'104. lloKcufetiscIiist 2(54 ff. HiitfetiEchist ß2f,

I.

Meiil-Iiih 55Ü, 571.

IdpiililiKieriiiigmit dorn Fetisch 2(;7, 290 f--

303, 305. 41t>. 418f., 433, 4ti3, n(iO,

584, 591. Itcipotcuz 9. 29, 30, 80. 86, 89, lOl. 10(5 ff..

129, 137, 140, 148, 152 f.. 155, 162 ff., 173, 221, 236, 239, 342 ff.. 25«, 25H. ;K15. 41H, 434, 552.

liii]iiils 255, 597.

Inzest 7, 32, 92, ]IX)f., 104 f.. 113. 126.

130, 150. 153, 157 f.. 2.^7. 249, 263. 287, 299, 325 f., 3(57, 566. 574, 586.

infaiitilismus lö. 21, 25, 29, 41. 48 f., 55, (L^yS. 105 f- 118. 144,150, 219, 236[., 250, 263. 269. 2K5, 299. !!22, 337, 36G, , 453, 589. 591.

InsekteiiaQRSl 269.

J.

.liitiktim 287. 296. 301. 445. 454. 521.

K.

Kampf fior Ciewchlcclilcr 16.

KaiinibalisDuiK 409.

Kastra,tiousl(omplex 112, 124, 195 ff., :J05,

214, 217, 222, 257, 288, 408 f. .' 410,

458, 478. 497, 542, .551 f. , 554, 5.59.

561. Kaufzwang 44, 48. 149, 157, 266. 43(5. isloidcrfctiscliist 4, 16, 42, 64, 104. Kleptomanie 25. 30 f., 39. 42 ff., 48 f., 51,

54, 57 ff.. 60, 62 ff., 65. 104, 10?! ■. 130f.. 147. I.50f., 1.52ff., 156. 159,

254, 303, 32.5, 397, 436. 448. 453. 45,5.

472, 508, Kliinakteriiim 64, 59, KiKipffctischist 245 f. KiiiiKtitiitiiiii 12 f. Kdplsclimcry. 261. 398. KorsettfetiscliiBt 89, 161 ff., lS2ff.,256ff,.

423 fl.

Kragen t'c tischist 239. Kraukheitsfetischist 409, 417 ff. Kriminalität 29. 34, 95, 217. 232, 242.

320, 3.57. 361. 367, .559. Krücke u fetischist 410 ff. Kfinstliche Träume 926.

L.

Loderfetischist 158. Leibsdiiisselfetischist 102. Liebesbediügungen 1. 30 ff., 80, 106. I-ockeiifetischist 157 f., 161. Lust ohup Schuld 93.

M.

Masochismus 84 IV., 92, Hill. 109. 138. IHI- 187, 194, 231, 269, 298. 396, 42'-' 445 ^ 565, 573- Mcustrnatioii 47.

.Miudenvcnigkoilsgefülil 340. Mitleid 17.

Mfitzeufetischist 152.

S.

Sarkotomaiiie 59. 61 ff.. 29] Nar^iÜmiis 26, 66. 86. 94, 103. 144. 284- -163, 550, 554 f., 559. 563, 565.

Nekrophilie 354.

i>.

übsitipatioii 3761'. Ödipuskomplex 22.'i. 55«

Ouaui6 6f.,22f„2ߣ., 29,31. ,57ff..60|-., f5-'f- 67 f.. 8()t.. 85f.. 101, 103, 108. 112,136. 147 ff„ 150,155,157, 162 ff,. 180, 2l(if.. oäi_ 238, 247, 26U, 269. 29üf., 297, 30:iff., 325, 339. 371, 3991., 401- 418. 425,432. 435, 441,445,592.

>*.

PiUlophilie 110. Paraphilie 11, 90.

Partialismus 19, 30 f.. 40. 10(5 f ,3| |(;i. 249, 252.

Pelzfetischist 56, 397. 411 f.

Perücken fetiBcKist 151.

Pikazismus 18, 61, 409.

Platzangst 186 ff,, 190 ff. 201 ff.. 212.

Popofetischist 30 f.

Pruritus 61.

PiippeHfetischist42 ff,, 50 f.. ,53 f.. 55f., 62.

»^

Safhrefjister.

601

H.

Hpilii'NliililiHLg siL'lii' Hiirciiiskult, iiHifiiM» 80, '.i^i; mtf.. IHl, 11)0, t'öG, 297 H'.,

;101, TtnS, 502, 572, bli, Ö83, öilC. i;iccl>liist 8'J. Ul. l-iS. 1S7. äfi7. :?fi7f..

4f)1, 52], 085. HöBPiifi'tiscIiist 15.

S.

Sii.ÜBmiia 17, 73 f., lOüff., 1211 f.. 125, l36.

143, 181.221, 240.242. 240, 250. 2fi9.

,^31. 325 f., 333. 354. .-«il . .%«. 373,

379, 382 tt\, 3% f., 405 H'.. 408 tf,. 421 f..

432, 435,443, 445. 448. 4,i3, 561.5(55.

573, 593. 3a.mmültrieb siüln- Haroiiiskiili. Sjimffo tischist 58, GOf.' Hc.liailenfroudc 17 Schenken 333. Kehlüsselfetischist 159. Sdiiiiiiekfetiscliist 15, 152. Seh n 11 rrli ante tisch ist 247, 251. Sehiihfetischist ti, 22 ff. . 152, ISä., 228 f..

238 11'.. 242ff,, 2öe, 265. 37111'., 373tl'-.

Mi}. Kciiürzenfotisu^hisl 157, 25!) f., 3Ü3 fl'. SehweißfiiB 209, 239, 241. 253. Kcideiifi'tisf^liiKt 64 f.. 57 ff. SoldalCJi 251) f.. 2t>5. Spieler 391. Siol/. auf <iie Kmnkheit '.H. 2.32. 263. 285.

293, 295. 319, 573.

Slrdiiipt'fi'liBi'liisl 152.

Synihiil .'>75 'l-

yj.6te.n8n,3ü5, 368, 539,575. 58S. f.

T.

rivschcnliichfctiscliisl 154 f- Teilan.iehiiug sieh,. Partiülisn.u.. ■rninsvcstitisn.u>^ 34 li.. 151- 154, 183f-.

565, &G9I. TnifRniiiieriiiigeTi 188, 563-

Uuiftinnfulischist 250. ITuruhi- 149, 151. 15^. 399 f., 455. lliilen-ofkfptisRhisl IUI, 154, 157. Urinscxualitiii 233. 257. 291,337.339.

367, ,-)91- rrinliusL'hpiifL'liiscliist 102,

V.

Variatiousbediirfiiis 1. Vprliiinilf.'tiiicliiKt 2'!0 )!'. . 423 ff. Viifdiciitiiiirr 22.-). 237. 263. 306, 368,389.

394. 533, 582. \is;i(ka.rtoiifi'tisi'hi!;t 157.

Wade 11 fetischist 67. lÜÜ If.

WarpnhausdiebsU)il Mclie Kloptomaiiie-

Wiisdiefotischist 153 f.. 157.

Weibliclio Ketiscliistra 16. 29, 42lV., .50 fl'..

242 f.. 534, 5f)0. Wiudfi'holuiigszwaug 25. 151, 15H, H'rli. Wiederkehr des Gleichen S. Wurstfetisehist 159.

Zableiisyrnholik 69. 76 «'., 142

ZahuarKtpboliii- J41, 445. 4(i0. 471. 479f,. .192, 522.

Zahnfetischist 39S.

Züpffetischist 17. 397, 400 f., 40S f-

Znaiig 92. 9Sf.. I43f.. 151. 154. 155. 181 f., 187, 221, 226, 239, 241 li., 244, 250. 25;i, 255 f., 265. 267, 2901., 304, 325. 365. 368, 375. 378, 4.'.2. 550.

591.

Zwauf,'snoiiri>se 101., 29, 80, 89, 91, 1Ü6I., 111. 122. 140f., 181, 187, 222. 255, 302, 368. 400, 591

Zwickerfptisphist 409.

Autorenverzeichnis.

I)[o ZiftBrn budenten die SBilenzahlm.

h ^

k

A. Abraham K, 10, 89, !84,

241, 156ff,, 287f., 2Ü7,

qOO, 579, 585. Adler A. 1, 13, 15, 182,

Ut:i,208,äl5, 285ff.,3ß7,

390, 4Ü9, 560, 58G. Aigremont 185 f., 201 f. d'AuDUOKio G. 135. Armand S. 104.

lt.

Beck 152. Bi(iet2,ll,lH(5, 25a,ai5öf.,

368, 371, Binswiingcr L. 375 ft'. 379.

393, 395, 59ü. Bleuler E. äSfl. Blocli J. 4(}9. Blilhcr 13, 437- Boas K. 4HT., 49, 52 f., 55,

57. 5!1, 151- Brillil 1,. 141, 369.

C.

Ctiari;ol 37]- Gk^rambauJt 41, 47. 51). Creiizer F. 57B tt'.

l*.

Dcsciirtes l(i. Dohrii lt., H. 56«. Dubüissou 40. Dupuis 577.

K.

Kulcnbnrtr 'i 9. iM, 61, 4(19.

V.

Ferö Ch. J7, '^33, 23(i. -

Fercucüi S. 590.

Frank L. 491;,

Freud S. 2, 5. lOfl-, 15, 90, 99f. , 131, 133, 141, 151, IGO, 188, 190, 201, 270, 283, 288, 295, 3Ü2, 324, 3f!5, 393 f-, 449, 559, 571, 573, 579. 582. 584 f., 591. 597.

G.

Garnier P. 3 f., 10, 21, 5B,

64, 104. Ghil R. 577. GrooB K. 445. Gross 0. 45, 408 f. Giltheil E. 534.

H.

Hagen A. 159. Hahu K, 147 ff. Hammond l.i2f,, 182 ff. Havolock-Ellis 4 f.. 14 f..

145 f.. 22(i, 232. 242. Hegel 577- Heuoch 343. Hillebraud J. 578. Hirschfeld M. 3, 18 ff-, 1U2-

153 f., l.-)8, 184. 244ff..

249, 252, 25S, 395. 403 t.

5Ö3 ff. Hitsehmariu E. 291, 591. Höffdiiig 578, Hoffniiiuu l„ l.'i2. Howard IB. Hug-Hellinuth H. 242 f,

I.

Ibsen H. 44,

J.

James 331-

Janet 408.

Jasfrowitz 397.

Jeanselme 254.

Jentseh E. 226.

■Jodl .^77.

Jones 581 f., 584.

JnngC.G-90,394, 579, 582.

K.

Keferstein 152. Keraten 61, (J4, 157. Klages lUü. Krafft-Ebiug 29, 55, 240,

417, 565. Kraus 154. lijetschmer 26. Kronfeld 412.

Lamprecht 578. Lauge F. A. 578. Laoglois 57. (jü, Laquer 42. 55. Leppmaiiii 17, 401, Löweufeld 238, 241, 243 f- Liidnig 0, 152,

n.

Magnan 371. Marciise H. 534. Maresch 253. Merzbach 2, IG, 18, 161. Mißriegler A 224, 533-

\\

Äutorenverzeicliniii.

603

MoU 2, 15, 135ff.. 1'39, 46ti, Morel F. 221. Motot 401.

-Ncstroy -1- 571. NJptKKP.he 285.

P-

!'M.pin!nheiiii ti2. Fassow 154. Vetprseii :-(98, bW-

R.

ILiiDk U. 579. ItcitKCuatein F. ili'i. Riklin 579. RolHiiat 105.

H.

Sachs H. 579.

Sadpti- J. lOf-, IS, inO,

131, 133, 155ft., 2-13. 3lj(l.

58&. SaussurQ 254. Scherner K- A. 203 f. ScliiiaiT 496. Sfiliiesinger M. 570. Schopeiiliaiicr 577. Seiif M. H, 101. Sigg 81. 91. 93, 95. 97,

103. SilbertT H. 221, 281. 327,

367, 37(;f., 5-8f., 581 f.,

584- Soqiiet 401. Stikrkc 214. Steiidabl 3()8.

T.

TroeltBch 588.

II.

Useiinr 577.

Vaihiiisci 11. 255, 3i!9.

58i;. Veripliaritor 105. Verlaine 577. Vinclioii 42 f., 4Ü. 49. -53,

5.i f. Viollet S«, 28. Visclier V. T. 577- Voisin 401.

•w.

Wa-giicr-Jaurcgg 130 f. Waltlier 0. 258, 263. . Wober U. A. 24ß. Weil A- 534 f. Wulffen 157, 401.

Z.

Zippe 155.

I

:»*■

Verlag von Urban & Schwarzenberg, Berlin« Wien.

ii

1^

1

Störungen

des

Trieb- und Affektlebens.

(Die parapathischen Erkrankungen.)

Von :

Dr. Wilhelm Stekel, ......

Nervenarzt in Wien. -., . .

Das großangelegte Werk isl aus der Praxis für die Praxis ge- schrieben. Es wendet sich vor allem an die Praktiker und bietet ihnen einen sicheren Führer in das schwierige Gebiet der Psycholherapie. Denn Slekels Arbeitsweise beschränkt sich nicht auf die orthodoxe Analyse, wie sie Freud und seine Schüler üben. Er bietet sozusagen eine gereinigte, von allen Übertreibungen und Künsteleien freie Analyse. Er wandelt meist eigene Wege oder nimmt das Gute aus allen Schulen. Der Arzt findet alle Auffassungen und Feinheiten der modernen Psychotherapie an zahlreichen Beispielen erörtert.

Siekels Werke sind nicht theoretische Betrachtungen, kühne Hypothesen, gewagte Schlüsse aus vereinzelten Beobachtungen. Er entrollt erst eine Fülle von Beobachtungen, läßt zahlreiche Kranke an unserem Geiste vorbeiziehen zerfasert ihre Leiden, zeigt überall die seelischen Konflikte und wie sie sich als organische Symptome äußern, und zieht erst aus den Tafsachen seine Schlüsse. Seine Arbeitsweise ist eine deduktive, wobei der Leser den Vorteil hat. einen Blick in die Werkstatt des Scelenarztes zu werfen und seine Er.- kenntnisse zu kontrollieren.

Die analytische Literatur ist so angewachsen, daß es dem Anfänger nicht möglich ist. sich durch eigenes Studium die notwendigen Kenntnisse anzueignen. Stekels Bücher sind die beste Einführung in die Analyse. Sie erleichtern das Verständnis der Werke Freuds, ohne Auszüge aus Freud zu sein Sie sind in erster Linie didaktisch gedacht und bilden in ihrer Gesamtheit eine Schule der modernen Psychotherapie.

Die gesammelten zehn Bände bringen auch eine neue Fundierung der Sexualwissenschaft. Während die Werke von Kra/ft-Ebing und anderen Sexual- forschern rein deskriptiv waren und sich nur hie und da psychologische Ansätze zeigen, wird in diesen Büchern die Psychogenese der verschiedenen Perver- sionen, die Siehe/ Paraphilien nennt, klargelegt, so daß sich der Therapie ganz neue Wege ebnen.

Die Bücher bilden in ihrer Gesamtheit eine wertvolle Ergänzung zur klinischen Ausbildung. So lange es keine Lehrkanzeln für Psychotherapie und Sexualwissenschaft gibt, sind die Ärzte darauf angewiesen, ihre Kenntnisse aus Büchern zu schöpfen; kein zweites Werk erfüllt diese Aufgabe in so voll- kommener Weise.

Aber auch die Spezialisten finden genügend Belehrung und Bereicherung ihres Wissens.

1

Bisher sind erschienen: Teill: Nervöse Angstzuslände und ihre Behandlung. />^"^, ^^r^

mehrle und verbesserte Auflage ,1 »

Teil II: Onanie und Homosexualität. (Di. ^^^^''f'l[\^'^^'°lli

Zweite, oermelirle Auflage .... ^^- '*■*■ ^ .

Teil III: Die Geschlechts Icälte der Frau. (Eine Psychopath^^^^^^^^

weiblichen Licbeslebens.') Zweite. i>erbesserle ""^£^^^3^^' geb. 18 Teil IV: ofe Impotenz des Mannes. (Die P-y^^isch.n Storung.n^ der

männlichen Sexualfunklion) ^^- '.'X^.^^,

TeilV: Psychosexueller Infantilismus [^iX.■^TSzSt %. 2i

heiten der Erwachsenen.) Mit 8 Texlabbild. . t»^- i'»-'^' 8*= . Teil VI- Impulshandlungen (Wandertrieb. Dipsomanie, Kleptomame, ^^* pT^omanie und%erwandte Zustände). Mit ' ^^f_f^_^';^^^^,^'21

DU. innerhalb Do.,sd,l„nd "X^rOn^^ll"? iÄ"bÄÄ.-

In Vorbereitung befinden sich: Teil VIII: Sadismus und Masochismus. Teil IX u. X: Zwangsneurosen. ,,,sam'

Ein Ergänzungsband (Technik der Psychotherapie. Sachregister, zusam menfassende Erkenntnisse) soll folgen. u- h». ..rcrhienenen

Die große Beachtung und vielfache Würdigtmg. die ^'^^j^^^^^^änSn Teile des Werkes erfuhren, zeigen die auf den folgenden Seiten abgedniCKien Auszüge aus den in- und ausländischen

Urteilen der Fachpresse.

Teil I: KervttB« Ai.tf«t«..«t«n.lo ..«U ll.rc »olmn.ll«!.«.

.,. ,- lu t LiU^- flio Vfirf-isser ffibt. sind lüe tcliniHClius MiUenal mfr-

Psychoanalvse, eondern weis«» n^imantlicli ..«eh ^ z.itid.rift fu. r.,v.hiMri..-)

B,b.™ij.»sw.rM .uf „..b,,eh».e.. -«l« '" =*"'*•"

Senen aml verküpptt-n Neii.-öSüD Lekioh >st i.n.l dari>n, .F'"^^^_^^^ .__ ,M„rti.*ni.H,. Klinik^-.,

, urteil über (iin Mftliode bildet, «o/.u ;,^r..Qc (.„„lin^.r kiini«!.- ■«'.ri,.n«chr,ft."i

he^Hbt.!. Verfassers »'^''^ J^"^ ^ ■,,„ ^,i„,„,„, „„d ,..a,eiten Uaeb. eh.a Monge Auch der prak ■seh', '^^f^™ '"äi,,, KuKtünd. Air d.n prakti..U.n Ar..t uinfas.en „flt.li.h.r Hinweise. ^^kI J -c^'';^^; ^^j^^j,^^,,.,,,, ^ie bi.ber mit Ncnrasth.me bezeichnet sie doch Iliich -SVfin/ zugleich last .im ')]l^^^^^^^^_^,^ „„ ,c«rr^pnnd>.o '.»'»'■ f^ir H.hv,.,.,.«r A™« ..

wurden. , ^ „„, yi,,,,^ AnKuhl .■iifier V.irm.Uicrungiin /■'Wb,

Verfasser lost sich ^^^^^J ^, J^ w..nth,.<,rio d.r Ne«r<...n , und bekomm Ja-

„an>,.ntüch von ler I';'^^"^;^"' ,f ^'^ ' richtigere Hasis. l.n ITin.ip ancrkemd .t anch die

dnrch ein. breiter. nn<! S^^^'J^; ^^J ;„'",; «position cn und llraachcn; dod, bc«cbrankt er seui.-

hereditären nnd iiberh:.tipt P' -;;;;f;;''^J, ^ ,B„u/.r .n d./ „Mü«d,.n.r ,„«d. W..oh.,...brlft ..

AnsfülirnTigon auf .Icn ps; _ ^ ^^.^ Psychopatholosie l)eschilluiri

Eb ist aneb ff.r ''«'"f ."'--"', 'fA„rTu«'-en a^i. öerj^niRen Psychülo^ic, die man

S/;"L"e!l ni,serer Kra.kbeite« beherrsdu. ^ ^^^ ^^^^^^^^^^^^ ^ wo...n»hr.ft-.,

i

Cet aperijQ nons peruiet de nons borner i aignaler cet oovrage comme un recneil inWresaant d'observations de differentes modalitds de rangoisse.

(.V. T^-nel in oBbtob KenroloBiqne".)

All kinds of nenrotic aad hysterieal syniptoms are most iagenioQsl;' traoed bv analyais, and the results recorded testify to tho valaa of Freud'fi methodB. even if one is rol convinced as tn the accuracy of the tbeories and interpretations.

(„Kbw York modicil Joornttl.")

Ich halte .'j/ekcls Buch iiher Ängsten stände fdr ein Standard work , einen Markstein in der psychiatrischen, spezieil psyphotherapeuti sehen Literatur.

(Geb. SanitftUrat Dr. Gtrsltr in ^Die nouc Generali od",)

Teil II: »uiinlo nna UoinoBexnalitat.

... Es wäre lebhaft zn bedanern, wenn das vorliegende Werk nicht die volle Aufmerksamkeit der ivissenschaftljolien Welt fände, denn mit seinem tiefen Ernst and seiner Fülle von tasuistiscben Einzel heiten ist es eine Knndgrabe der Erkenntnis, deren Bedentong' wohl in erster Linie für den Arzt, aber in weitsehendem Maße anch für den Krzieher, den Lehrer, den Geistliclicn und nicht zaletzt für den Kriminalogen gegeben ist. . . .

{Horch im ,,Archiv für KtiminBloEiB".)

Ich empfehle eine ansgiebige Vertiefung in das mit würdigem wissenscliaftlichen Rmst und in reizvollem Stil geschriebene Werk angelegentlich.

{Ji'üriWiisjT iu der „DtiitachBn madii. Wochenschrifl",!

Erfahrungen wie die S/ekele müssen znr Kenntnis genommen worden. Jedenfalls schreiten wir fort. Dies zeigt das Buch Stekeh im Vergleich zu klassischen Werken über

SeXflalpathologie. (/(nima-nn in „Jahrbüclier für PavchiatriB".)

Das bedeutsame Bueh bietet den vielen, die noch nicht wis.sen, was alles Strebungen und Gegen Btrebun gen in unserer Seele bewirken können, eine Fülle von Neuem und Gutem, aber auch denen, die sich in der 3ache bereits auskennen, eine Men^e von neuen liei- .■^pielen, Anregangen und Fragestellungen, iBi™;,r inder „Miinuhner mediz,''wooi,eiischnft",i

Der Wert und die Bedentnng des Stekelschea Ruches liegen aber weniger in diesen theoretischen Auseinandersetzungen, als in den zablreiehen mitgeteilten eigenen Beobachtungen mit meist sehr ausführlicher und sorgfältiger psvchoanaivtiseher Dar- legung. Diese Krankengeschichten wird wohl ieder, auch der Psychoanalvse mit Znriick- haltnng gegenüberstehende Arj.t mit großem Interesse lesen, <js„^fc„,, i„ J^^,^ ^,,„.^._,

Stekeh Werke geben dam praktischen Arzte viel AulÜärang und Wissen von Dineen von denen er bisher nichts wußte, so namentlich über die Bedeutung von Psychologi''

{BU,^hma7in in „Internat. Zeitsehr. f, Pejchomaly»«-,) "

und Sexualität in der Medizin.

Man wird wohl mit einiger Spannung den weiteren B-inilBn Q.,tn.„,„ v. j- i- St. hat jedenfalls Einfälle, oft recht eiulLhtJd, -weilen" Jb^tT^n:r 2,^^^^^^^^^^^ Er >st noch n,cht_ im S^ema erstarrt; seine Anschauungen weiten und lande n sthlues

l^dp'if'als Z"^Zl auseinandersetzen müssen, ihn bilUgen oder bekämpfen,

jedenfalls ihn lesen. ,«„.. ^,„„ ,, ,,,„^,,,1. ,. ,, ^^ ^^^^^^^^_^ ^ p,,,„i,,,i/>

S/<.M has given in this book a separate discussion of onanism or masturbalion and of homosesnali ty as of two phases- of far more prevalcnce and importancTThThad oncc been considercd. His review of the situations in reeard fn hnii, ht . I 1 , bring the importunce of this matters before us a.s actuaireÄ =J jf J''''%''f t "' in ever). life, Tbc are of pressing importanoe for ,he psyc£^7st '''^"'^'^''^ ^'''""''

(Jonrnol of K,.rTnus and mBntal DiwaiB

T«ll III : l>ie Ueschlcchtskällo der Fr»u.

"B, Nbw York,)

Jeder, der ein wahrer Frauenarzt ist, sollte sich in dieses Buch vertiefen Fine p-e waltige Erfahrung spricht au,. Sickels Bach; eingehende KranfcenschUderunE fesselnde Dar- stellung, überlegene Entwirrung verwickeltster und verfahrenster SeelenvoSiSr "^^pfb, es zu einer bedeutenden Erscheinung des Biicbermarktes und ziehen aach den der nicht allen Folgerungen dos grnndgescheiten, belesenen Autors folgen mag, von der ersten bi. zur letzten Seite in den Bann der meisterhaften Verarbeitung.

iKriUler in der „Mad, Klinik".)

Uet belangryke van dit boek blijft dan ok het diep gaande inzicht, dat Sfekel „„s goeft in het ontsfaan en wBzcq der dyspareunie eu het feit, dat hij ongekende per- spectieven oi.ent b.j de bestnjd.ng dezer afwijking. L, het bijzonder moeten dezc vraagstukken den vrouwenartseu ter harte gaan.

tr^« dir ChiJ, i„ .KeBdorlandacb Tiidechr, voor GeneeBkunde".)

Stekels aaßergewiihnhches %^crdienst ist es, daß er uns zwingt, von einer er- drückenden Fülle von Tatsachen Kenntnis zu nehmen, die er uns mit leider noch immer beispiellosem wissenschaftlichen Mut zur fiffentliclien Beachtung anterbreitet Beobaoh-

tüEgen, die so ius Einzelne Rehen, «o lebenswahr sind, daß es oft eines besonderen Beweises für daraus zu ziejiciide PclilciB folge rangen nipht mehr bedari.^^^^ o-n^ntEoD.")

Ein sehr ksenawertes ^n& trote niancher Längen in 6en Lebepsberichten inler- essantes Bnch, das sieber zu den besten Bi-fhern über die ^''''"«l^^f ™J'' ™i"t psycbe gebort. Die modernsten Fragen werden berührt, neue Gesiohtspnnfete Besucht, ye^treibLgen in MetbodiW un. Deotnn. ^'^J^::^^:^^.^^^^^^

Alles in dien, ist das B;ieh Stekch ein Werk, ^m ich weiteste Verbmtung wünsche, nicht nur in den Kreisen der Xr.te, s.mdern aoch in den K^iei^-^n d" J"^^*«" und Pädagogen, der Nation alokonomen nnd Theologen. Erst das Verständnis des ^.eelen lehens des Individuums k.nn VersUindnis für dJ^.J-^'" .!Sh"rSwU.«n...M

Bisweilen sich in nivstisohe, unkontrollierbare Tiefen verHerend behandelt der Autor immer geistvoll und oftmals menacbtieh mehr als nchtig dieses kompa.ertolroWem.

{Ollo Aditr im „Archiv fUr FraTJuiikundo iinQ huBunti .j

Trota der AusstdlnnRen verdient das B.ich als das Werk eines imsemein b«""''''^^- reichen, originellen, schöpferischen Denkers R.aehtnng in allen arztliehen und P^>;^J^'«'' "' kreisen, die an der raschen Wandlung sexualwissenscbattlifhor Lehren nnd der pr.iktischPti Verwertbarkeit Interesse nehmen. -(f'foc«!. d«r .B.TiiqBf kiinisthoi, Wochanschnfi .>

Das Werk bildet eine Fundgrube inr alle diejenigen, die berufen sind, in die Tiefen äes menschlichen Lebens hinübzusehon, und dürfte für jeden Juristen, der es mit seinem lierufa ernst meint, eine Unelle der l^^kenntuis^.nd An^^^^^^^^^^

Es ist nicht möglich, in einem kurzen Eeferat auf die Fülle des^ •^"«^^''^i-eMtl^ einzugeben, auf die vielen Krankengeschichten ond d- «- ^lese^ - ^^SNJ Ä - =!ehliisse Ich kann nur sagen, daß das intensive Studium der ÄfcAelsccen »«i „Ji,„(„ Ant^auf dasAngcTegen-üchsle^u' empfehlen ist es wird --« f-^J--fXn,n eT Weise erweitern; ohne Psyekelogie und y^y'^^;^X'^^',:^:JT:^:°S^.'.,

Teil IV! l>IO luil»«'«"» <*•■" JIIniineH. u t

Wenn der Verfasser sein bisher vierbandiges Werk als „Lebenswerk bezeiohnet, so k.u,n ma. ihm das anfs Wort glauben: Um ein Thema so wie " .''«'■"''^« ° ,^" \X„; maß man die Erfalirang em<^s an einschmgiger Tätigkeit r.,chcn ja "berrechen Lebens besitzen I3as Buch bebandelt zwar nnr die psychischen Wnr..eln der Impoten. nnd die Tb S -nä Technik der hierzu einschlägigen Psyclmtherap.o, bekommt aber l^d^rcb mnen ungemeinen Hei., daß diese spezielle Therapie die ureigense Schöpfung des Anlors d^^tellt.

der sieh von jedem Dogms einer b«««™"'ten^,ff^'^jf. ^^:'^tIL,..„ „.d. w«..«.chrif.-.)

?:,r:i::S'i'£!Tel,rLÄ"/vJ;^^ Ka... werden tr..tz manchen Wenns

„nd Abers mit Genuß und Gewinn «tüdiertj-erden. ,_^ ^^^ ^^^^^^^^^ ^^^^ w..h«n-chHft^)

„Ein guter Arzt muB ^n gut« Mcnsehenk^er^ein. ^iese^i. die^^|tze^^ .SV.A-./s-Bicsfnarbeit ^''f^^.^^;^^,^:^:^^ Irchgeführte Werk, dessen groß angelegte und ""'^'' .■"'^.;;'' f ^schadet der bahnbrechenden Leistungen seines dauerndes Verdienst es ist, dab ^^ '""^ jg„,,tisehc Durchforschung des gesamten I^hrers Fre^'d) zun, ^^f ". ^-J^,""' j i^t bat. Ein gewaltiges Neuland tut sich vor Trieb- und Affektlebens in die Wege geieu ^^^_^^ ^^ ^y^^,,,,^,-,,, rar s»n.i«,«.<-..oi..f.^) unserem erstaunten Blick aal, - . ^^^^^^ ^_^ ^^^j_^_^ j,^„ ^.^^ i

Stckel beginnt seit seinem AMall o" ^^.^^^ Überzeugung nicht verbirgt. Wie

feststellen, daß er ^«i"V,^'f f ° Ä die es ein lebenswahres Buch.

die meisten Werke von SUkd ^^' ^."^^^ T„ „^.derUnd..u Tij...hrir. v... ,=.....kund„ .)

^''' ' ' .pnärtiEC unci umfassende Darstellung der Im-

Stekei. neue. ^«^|^, ^7%t!zi!":te? als "ach den allgemeinen .'raktikern warm potenz des Mannes sowohl den Spez.ahsten ^^^^^^_ ^^^^^ _^ ^,^.^^^^^,^ ^^^ ,;,.,.„„„rt",,

empfohlen werden. , . , pntrepris uu travail immense: il se

SUkel, l'el^'e 10 Pf J^f-r^tub^cs dt InstinctT et de la vio aifeeUve« Apr^s propose d'Studier en 10 ^-<''"^; ^,"^^,t;t. „„icnx" et „l'onanie et rbomosexnaliU.% i etu.iie CS deus Premiers volumcs ^flZlt^^L st dan.s le qu;ariim6: rimpmssance de I hom.ne dans le troisieme voIume: ^^^ V^fS/experienee a^quise ,par la psychanalyse. SUkel . .JrJZ:TZ':£^^^^ etsuif son propre chen.n. Vour lui, ,ar e.emple.

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11

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h. I^hose ossontielle ; ü Attache par contre toute »nportimce « l.i tM«i> >elon |

,f . fr^m wli'it iiiek- thus« twu liook« of hVffcfi iiFf iipproiich<!(i, \in

profes,a.> und b. thc ^"^'^-^^^^^^^^^.^tj^,,, ,,„d«r. Ther. is not mucb in tbeso b«ok. th.U

ers ren7.eii

■iküioll ist dt^r \Usdmilt üb«r Krkp: "mi Impntenr. -/.iim hrliluß bmi-n 'IVrli,,ik nnd Gren/,. dsr INvrlüuialvs«' nu'l l'svcbnÜ.enipi-- "i"-- "Uipftb^'iirlv llursrcIlimK.

l./oHi/ in „Bthmidt» JubrliUcIler".) l'nll V: I'»j»!li»N03Hiellor inlniitilisiuii».

Kill ryUiliPs F,rlii!iruiiKsm:itoriiil wtoht binttsr di.-iii r,nii-/j!n. Wtr iisydioaiiiilytisiibr Uüclmr mit di'i- niitiüun Kritik mi lesen wuiß. ilur wird in liwii Hiicbe iTi;iiieli>: Aurt.-(;iintr linden, über die ri-in doskrii^tivc RcRiKtriprimir pünurser imil neiirotiH'liiT Kurioeiitiiti'n 7m «inrT p«yHinbii)loj;iKcbiii] Vnrliclunft iiiul fTüiii-lisiliau VweinlieltlirbiiHg au komiiimi.

IKnlirliiiier in il'-r ,Klin. WniliBnBclirifC-.i

Villi ili'iii irriiU iinsL'l«^t<'n Werke dts hpk-.innten Wifnijr NeTvi-i);tr/.lfis liejrt der stiUt- liriu- V. Ii:ijid vrir. I'i-r violftri'itbrum- Vi-rrisscr liriiigt iti di-r ilini eigem-ii Wicht verstihiii- lieben Dürstelluiifc nnclus MiitL'ri;d übur ilii- M-fliüclif;ii Kiiidtrkr:.nklidtoji ilur Enviichsenen. Miig di-r Lest-r nncli niflit ;ill<-n Aiisichlen Slfhh buisljniinen. so «-ird ,.r das Bocli ilocb Hiebt nlinc dun Lubii niirlnir B'^lidminfr ans dar Hand gebpn.

\Iliibn-dB in ^UtPehe. Z. f. d. Bes. göriclili. Mod."-)

.S'/ufc«; iMi rill Meistci' der K.irm. wi-k-lii:r siHi i-ielfadi zu niner stark :itffcktbe tönten, dalier „interesüiinten", ofl guradiKii kiinstlcrisdien Uarstdluiti; aul'sfbwin«-!. Slrkcls WiTk ist iTir KT7.U-- riiir fichior imersclinpilicIiR l-'imdprube an Brlaliruuguß uekI B.'Ob ach tili) Ken für das GeSlimtgebiot iIct l'KVl^hotberi.pir. {flü,:k in ,Zei.sthr. f. «.x„al«-iBeei,scl,BV..

Rw liept etwas Furt7.iinR.;iidi-s in il.-r An Stckein . uns erst in .labrcii. in doc ü'^ arbcitung anderer Aiiturcd aiil' diesem Wissens;;«! liett- weitere Friiobte trage» wird. V^'m' immer /.nr Klärung scMialpsydiolugisfiber Prapeu siuli Kat buk>n will. wiid''niiibs!im, aber M-lilieÜlid. h-^friedigi. ilin bei Steh^I finden. (/.i,p...ann in dor „Med. KiinLk«-!

Man Ktaimt iviedir einranl über die Tülle di-s MnterialR.

tKehrrr im „Zenlralbl. f. d c- Naiir." i Teil VI: InipiilxhaiKlIuiiKfD- '•

iiillidm SIekcl <■ vurami-iitt- nun seiencialu inl'atieabile. l.e '-diziuiie delii> siie üpere si sntcodoiio spnaa interriiMonij; o, d'altr;i parte, egli pnbblica (i.ntiiiuamunle num-i volunii, densi non soln di papine, ma aiicbe di Tulti v di idee. N'eirinsieiiiB. la lettura dul librn e senwi dubbiü del pin alto intcrossc diiiiiv. iisicolonico c soeiale. 1.^ tratlasione deile uriiimalie ses.-iisüi imprussiona vivamyiite . ani'he per il .,i-tisn di siutera niuanitä dm la iuKpii'a. narlanirate, non si piio scmpr^ tonvenitre cuu lui lino allüIUmo. iiia motte ddli- com' di"eglJ dici- meritano rlie venire niedilate. II capitolo relative alla psiroterapia dei tii^a e pure ilegiiu di rdievu.

AttondiunKi com vivu inler.-ssu li' miovr' parii , It qnali somi giä in preparaaioiie i- avcaMfi" - !■ 'acil« pri;vedurlD il medesimo suces-su doli.- precedenli.

(ItuüSeRna di xtudi seiBDKlI.)

nriiili v.iri r,i,iiik-h IJIstfl * CK.. Wion, m . mUnikubsi' C.