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be "V He Ka "A Ba En "S To "K Sp Ki "E In

ufbau eines Jugendwohnkollektivs" Hans-J. Karnatz, 4812 Brackwede,

llerstr. 14;

ntwicklung der Jugendsoziologie/Vorschulerziehung/ zur Ausein-

dersetzung um Gesamtschule/Bildungssituation auslandischer Ar-

iterkinder" Michael Selbmann, 48 Bielefeld, Paulusstr. 21;

erhaltnis zwischen Sprachdidaktik u. Literaturdidaktik am Bspl .

ss. Rahmenrichtlinien Deutsch Sek. I"

rl Georg Beckmann, 34 Gottingen, Am Kreuze 15;

rbeit mit auslandischer Arbeitern/Deutschkurse f. Turken"

rbara Kettler, 4812 Brackwede, Hauptstr. 73

gelhardt, 43 Essen 1, Postlagerkarte 064395 A;

ozialpadagogik an Gesamtschulen"

ni Wagner, 6051 Dudenhofen, Frankfurter Str. 48;

indliches Spiel/Aquivalent Arbeit? - Entwicklung des kindl.

iels, Analyse kommerziellen Spielzeugs - Doris Garnatz, 35 Kassel ,

rchweg 28;

lternarbeit im Bereich Schule u. Sonderschule

ge Sachsse, 5 Kb'ln 41, Bachemerstr. 27.

PROBLEME DES KLASSEN- KAMPFS

16

DM 7,00

Gerhard Armanski

Staatliche Lohnarbeiter im Kapitalismus

Thorsten Graf/M/mi Steglitz

Homosexuellenunterdruckung in der burgerlichen Gesellschaft

W. Schoeller/W. Semmler/J. Hoffmann/E. Altvater

Entwicklungstendenzen des Kapitalismus in Westdeutschland (II)

Bodo v. Greiff/Hanne Herkommer

Die Abbildtheorie und „Das Argument"

Bedingungen sozialistischer Solidaritat

Probleme des Klassenkampfs erscheint mit jahrlich ca. 750 Seiten Umfang die in de' Regef in zwei Ein«ach- und zwei Doppelheften geliefert werden. Preis des Emfachheftes DM 7,00. des DoDoelheftes DM 10.00. Abonnements sind nur direkt mm Verlag beziehbar. Abo-Preis fUr 6 Einfachhefte (bzw. 2 Einfach- und 2 Doppelheftel ist DM 31,00 mklusive Versandko sten Luftpostabonnement (nur aulSerhalb Mitteleuropas): DM 36,00. Die Lielerung wird aufnenommen sobaid der Betrag von DM 31,00 bzw. DM 36.00 beim Verlag eingegangen ist Dabei ist anzugeben. ab welchem Heft die Zusendung gewunscht wird, wobei fruhest- moalicher Abo-Beginn das zuletzt erschienene Heft ist. Evtl. fruhere Hefte werden zum Nor- malpreis auf Rechnung portofrei zugesandt. sofern sie mcht gerade vergriffen sind - Son- rlerhefte sind im Abo nicht enthalten, sondern werden auf Bestellung |eweils nacn Erschei- nan portofrei zugesandt. Sonderhefte kosten nach Umfang und Auflagenhohe unterschied- lich v/iel Bezahlung des Abos durch Oberweisung an Politladen GmbH, Erlangen, Konio 3234-850 beim Posischeckamt Nurnberg oder Konto 1190 be. der Raiffeisenkasse Effel- trich/Oberfranken. - Auslandsuberweisungen bitte ausschliefSlich per Post!

POLITLADEN 852 ERLANGEN POSTFACH2849

96 -

INFORMATIONSDIENST SOZIALARBEIT

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VA.M

AuBerdem: "Reformer" stoppen Reformen Das Ende der Victor-Gollancz-Stiftung? Disziplinierung: FLinf Kurzberichte Redaktionsmitteilungen/Materi alien

10

Offenbach im Jul i 1975 Einfachnummer - Preis DM 3,50

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Dieser Informatfonsdienst Sozialarbeit wird im Sozial istischen Bu'ro von Gruppen, die im Sozial isationsbereich arbeiten, herausgegeben. Der Info dient der Kommunikation und Kooperation von Genossen, die mit sozial istischem Anspruch im Feld der sozialen Arbeit tatig sind.

Bisher sind erschienen:

Heft 1: "Fursorgeerziehung" (72 Seiten, DM 3. )

Heft 2: Sozialarbeit in Institutionen - Geschichte des AKS Frankfurt - Probleme der Sozialarbeit bei freien Tragern u.a. (8o Seiten, DM 3.--)

Heft 3/4: Sozialarbeit zwischen Selbstorganisation und Burokratie - Fiirsorgezb'glinge nehmen ihre Sache selbst in die Hand - Lehrstlick Brackwede Oder die objektiven Grenzen fortschrittlicher Jugendamts- politik im Recht u.a. (96 Seiten, DM 5. )

Heft 5: Zur Organisierung im Sozial isationsbereich - Funktion der So- zial arbeTF^TiiszTpTTrn^nJnirTnT^ (,lo4 Seiten, DM 5.

Heft 6: Ougendhilferecht und Jugendhilfetag (72 Seiten, DM 3.--)

Heft 7: Jugendhilfetag - Materialien der Sozial istischen Aktion 8o Seiten, DM 4.—

Heft 8: Reform und Reformismus als Problem praktischer Politik in der Sozialarbeit - 6 Kurzberichte - Nachrichten/Hinweise (72 Seiten, DM 4. )

Heft 9: Sozialarbeit in Jugendzentren - Sozialarbeit ist Lohnarbeit - Jugendhilferecht - Jugendpolitisches Forum u.a. (96 Seiten, DM 5. )

Herausgeber: Sozial istisches Bu'ro

6o5 Offenbach 4, Postfach 591

Verleger: Verlag 2ooo GmbH Offenbach

Erste Auflage: Jul i 1975, 5000 Exemplare

Alle Rechte bei dem Herausgeber

Vertrieb: Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4

Postfach 591, Hone Str. 28 (Souterrain) Postscheck Frankfurt Nr. 61041-604

Preis: Einzel exemplar DM 3.5o

bei Abnahme von mindestens lo Stuck 2o % Rabatt Weiterverkaufer (Buchladen, Buchhandel) 4o % Rabatt jeweils zuzliglich Versandkosten

Der Info kann auch im Abonnement bezogen werden. Bezugsgeblihren fur das Jahr 1975 DM 10.— + DM 2.80 Versandkosten. Das Jahresabonnement enthalt vier regulare Ausgaben (Einfachnummern) . Die Einfachnummer kostet DM 3.-/4. , eine Doppelnummer DM 5.--.

Verantwortlich: Redaktionskol lektiv Info Sozialarbeit Presserechtlich verantwortlich: Glinter Pabst Offenbach Druck: hbo-druck Bensheim

INFO SOZIALARBEIT, Heft 10

INHALT

Vorbemerkungen zu dieser Ausgabe

Peter Schult:

Gefangnis: Staat der Gewalt

Helmut Ortner:

Gefangnisskandale - Oder der permanente Skandal

in unseren Gefangnissen

Sjef Teuns:

Isolation - sensorische Deprivation

als Foltermethode

Ju'rgen Hohmeier:

Probleme der Sozialarbeit im Strafvollzug

Karola Pirl: Sozialarbeiter im Knast - "Praktischer Leitfaden" -

Literatur:

Thema: Strafvollzug

Nachrichten aus und zum Knast

Repressive MaBnahmen im Sozialbereich 5 Kurzberichte

Redaktionskollektiv:

"Reformer" stoppen Reformen

Das Ende der Victor-Gollancz-Stiftung?

Redaktionsmi ttei 1 ungen

Material ien/Kleinanzeigen

Seite 3

Seite 7

Seite 11

Seite 15

Seite 25

Seite 33

Seite 39

Seite 43

Seite 47

Seite 53

Seite 59

Seite 61

SOZIALISTISCHES BURO + VERLAG 2000 GMBH ALLE LIEFERBAREN TITEL: SOMMER 197 5

Thesen des SB (Entwurf), DM 5.-- I Kofler/Buro: Vom Handelska- pitalismus zum Neo- Imperial ismus der Gegenwart. Eine Einfuhrung in die Entwicklung der blirgerl ichen Gesellschaft, DM 5.-- Conert: Die politischen Grundrichtungen innerhalb der deutschen Sozialdemokratie vor dem 1. Weltkrieg, DM 5.-- Schafer: Die Kommunistische Internationale und der Faschismus, DM 5.-- Evers/ Lehmann: Pol itisch-Okonomische Determinanten flir Planung und Politik in den Kommunen der BRD, DM lo.— Autorenkollektiv: Be- dingungen und Perspektiven der Stadtteilarbeit, DM 4.-- I van Spall: Obersicht deutschsprachiger Periodika der unabhangigen sozialistischen Linken, DM 2.5o Klasse'nkampfe und Repression in Italien. Am Bei spiel Valpreda, DM 5.— I Dokumente zur Entwick- lung in Chile (vor dem Putsch von 1973), DM 5.— I Eckl : Klassen- kampfe in Chile, DM lo.-- Portugal auf dem Weg zum Sozialismus? Analysen und Dokumente, DM 8.-- Redaktionskollektiv "express": Spontane Streiks 1973 - Krise der Gewerkschaftspol it ik, DM 6.—

Politisches Ende der EVA? Dokumentation zum Medienverstandnis der Gewerkschaften, DM 3.-- Redaktionskollektiv "express": Ge- werkschaftliche Vertrauensleute fiir eine antikapi tal istische Be- triebsstrategie, DM 2.5o Betriebsratswahl Merck 1972. Eine Do- kumentation, DM 4.-- Projektgruppe Heimerziehung: Projektstudium am Beispiel Heimerziehung, DM 8.-- I Jbdicke: Arbeitermadchen im Jugendzentrum, DM 4.— Autorenkollektiv: Knastalltag am Beispiel Mannheim. Der "Mannheimer Gefangnisskandal " . Eine Dokumentation, DM 7 .-- REIHE ROTER PAUKER: Unterrichtseinheit (UE) Verhaltens- steuerung - Abweichendes Verhalten, DM 4.— UE Arbeit, DM 4.--

UE Lehrlingsausbildung in der BRD, DM 3. bo Materialien zur Ar- beitsfeldanalyse des Lehrerberufs, DM 4.-- UE Lateinamerika,

DM 4.— I Materialien zur Geschichte der politischen Lehrerbewe- gung I, DM 2.5o Materialien zur Geschichte der politischen Leh- rerbewegung II, DM 5.-- I Zur Geschichte der politischen Leh- rerbewegung III, DM 4.-- Materialien zur Schulbuchproduktion. Analyse, Tendenzen, Al ternativen, DM 4.-- UE Bundeswehr und Rustung in der BRD, DM 5.-- I UE Arbeiterl i teratur, DM 5.-- Modelle zur Sexualerziehung, DM 4.-- UE Indianer, DM 4.-- PLAKAT-BAUERNVERLAG: Alavi: Theorie der Bauernrevolution, DM 4.-- I Rechtziegler: Westdeutsche Landwirtschaft im Spatkapi tal ismus, DM 5.— I Bauer was nun? Beitrage zur Agrarfrage in der BRD, DM 4.-- Kemper: Marxismus und Landwirtschaft, DM 5.— t Bergmann: Agrarpolitik und Agrarwirtschaft sozial istischer Lander, DM lo,— I Hampicke: Zur Kritik der bUrgerlichen Agrarbkonomie, DM 6.~

Lieferung gegen Vorauszahlung (portofrei!) Der Bestellung ist der Gegenwert in Briefmarken, Bargeld Oder als Verrechnungsscheck beizufugen Bestellungen sind zu richten an Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4, Postfach 591

VORBEMERKUNGEN ZU DIESER AUSGABE

Der Knast als ein Bereich total er staatlicher Gewalt ist gerade in den letzten Jahren immer mehr in das politische BewulHsein der 'linken' und 'liberalen' D'ffentl ichkeit genickt. Dazu beigetragen haben nicht nur Informationen aus dem Knast Liber die brutal isierenden Haftbedin- gungen, Uber Isolationsmethoden und die Widerstandsaktionen der Gefan- genen, sondern nicht zuletzt die Tatsache, daB in der Auseinanderset- zung mit staatlicher Gewalt bei Hausbesetzungen, Streiks und Demonstra- tionen die Gefahr der eigenen potentiellen Betroffenheit zunehmend starker erfahren wird. Letzteres ist denn auch Ansatzpunkt der "Roten Hilfen"; ihre Arbeit bezieht sich aber im wesentlichen auf eine Grup- pe der Gefangenen: die der politischen Haftlinge.

Politische Gefangenenarbeit - soil sie wirksam sein - muB die Gesamt- situation im Knast aufgreifen und auch die Frage der Deklassierung und die klassenanalytische Bestimmung des "Lumpenproletariats" neu diskutieren.

Die bisherige politische Gefangenenarbeit ist gekennzeichnet durch ein hones Mali an Unverbindlichkeit und ein geringes MaB an Kontinui- tat der praktischen Arbeit. Bisher ist es allein zu spektakularen Anla'Ben gelungen, Genossen und Gruppen fur eine kurzfristige Mitar- beit zu gewinnen. Abgesehen von wenigen, die seit Jahren praktische Gefangenenarbeit machen (wie etwa Gefangenenrat, Rote Hilfen), gibt es keine nennenswerten Arbeitsansatze. Auch ist bisher eine Zusammen- arbeit dieser Gruppen und Genossen auf regionaler oder uberregiona- ler Ebene, sowie eine Zusammenarbeit mit einzelnen Genossen, die in- nerhalb dieser staatlichen Institutionen arbeiten, noch nicht ansatz- weise realisiert worden. Im folgenden wollen wir auf die Notwendigkeit dieser Zusammenarbeit und der politischen Organisierung eingehen.

Wir gehen hier grundsatzlich davon aus, daB auch unter den derzeit schwierigen Bedingungen innerhalb der "totalen Organisationen" wie Gefangnisse praktisch gearbeitet werden muB.

Wobei wir uns daru'ber im klaren sind, daB diese Arbeit innerhalb der Institution bedeutet, solche Forderungen zu stellen oder Initiativen aufzugreifen, die mit dazu beitragen, weitere Deklassierung der Ge- fangenen zu verhindern: z.B. fur die MSglichkeit qualif izierter Ar- beit, fiir voile Bezahlung, fur eine bessere Gesundheitsfursorge, flir Wei terbil dung, sinvolle Freizeitgestaltung, Abbau von Repressionen (vgl dazu Perspektiven einer politischen Gefangenenarbeit in Kri- tische Justiz 3/1972). Flir eine Strategie politischer Gefangenenar- beit ist es umsomehr notwendig, mit Genossen, die in diesem Praxis- feld arbeiten, Kontakt aufzunehmen und sie flir eine gemeinsame Ar-

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beit zu gewinnen. Gerade Sozialarbeiter, Padagogen etc. weisen immer wieder auf die politische Isoliertheit ihrer Arbeit in den Gefang- m'ssen hin. Diese Isoliertheit gilt es zu durchbrechen. Hier haben die Gruppen, die auBerinstitutionelle Arbeit leisten, eine wichtige Funktion. Einmal schafft diese Zusammenarbeit die Moglichkeit, Ver- haltnisse innerhalb der Anstalten auBen zu skandal isieren. Diese Skandalisierung konnte wiederum ganz konkrete Auswirkungen auf die Arbeit in den Gefangnissen selbst haben. Zum anderen erbffnet sich durch diese Zusammenarbeit die Moglichkeit, mit Gefangenen schon wah- rend der Haftzeit Kontakt aufzunehmen. Gerade dieser Kontakt zu den Gefangenen selbst ist fur eine gemeinsame Arbeit nach der Entlassung auBerst wichtig.

Daruberhinaus ist es notwendig, eine Einbeziehung auch der Angeho- rigen von Strafgefangenen und entlassenen Strafgefangenen in die Arbeit zu diskutieren.

Das Verha'ltnis zu den Gruppen, die sich allein auf politische Gefan- gene konzentrieren, mu'Rte ebenfalls genau bestimmt werden. Einerseits verhindern diese Gruppen (Rote Hilfen, Komitee gegen Folter) oft eine politische Gefangenenarbeit auf breiter Ebene dadurch, daB sie be- stimmte Probleme, wie etwa die Frage der Isolation, nur bei sogenann- ten politischen Gefangenen herausstellen. Da die Mehrheit der Gefan- genen von diesen Sachen genauso betroffen ist, tragt die Arbeit mit nur einer Gruppe von Gefangenen zur Spaltung der Gefangenen bei. Auch lehnen diese Gruppen meist eine Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern etc. die in den Gefangnissen arbeiten, strikt ab, da man sie als "Agenten" des Staates und ahnliches klassifiziert. Andererseits ist es legitim, sich besonders fur eine Gruppe von Gefangenen einzusetzen, die gera- de jetzt verstarkt schlechten Haftbedingungen ausgesetzt ist. Doch muB diese Agitation immer wieder ausgeweitet werden auf alle Gefangenen, die in Gefangnissen interniert sind. (vgl. dazu einen Beitrag in "links" Nr. 64 "Ober Solidaritat mit Gefangenen") Weiterhin ist die Einschatzung zu kritisieren, alle Sozialarbeiter seien "Vertreter" der Justiz. Gerade hier muB es Aufgabe der wenigen Genossen in den In- stitutionen und der Gruppen auBerhalb sein, auch diese "isolierten" Sozialarbeiter, Padagogen etc. fur eine tendenzielle Mitarbeit zu gewinnen.

Wenn wir zu diesem Zeitpunkt ein Info mit dem Schwerpunktthema Knast vorlegen, so wollen wir damit deutlich machen, daB auch unter extrem schwierigen Bedingungen in totalen Organisationen eine sich politisch verstehende Sozialarbeit notwendig ist. Um die Erfahrungen aus diesem Bereich miteinzubeziehen in die Diskussion einer sozial istischen Stra- tegic, haben wir schon im Herbst 1973 im Info 3/4 zur Mitarbeit im Knast aufgerufen und im Ma'rz 1975 ein Arbeitsseminar durchgefuhrt. Die Resonanz war nicht sehr ermutigend. Aktive Knastgruppen haben sich kaum beteiligt; gekommen waren Individuen: ein paar Sozialarbeiter, zwei Strafgefangene auf'Urlaub' und im ubrigen Mitarbeiter, die als "freie oder ehrenamtliche Heifer" im Knast arbeiten. Die Heterogenitat dieses Teilnehmerkreises, ihre unterschiedl ichen Erwartungen machten eine Diskussion liber eine sozialistische Strategie nur schwer moglich.

Im Mittelpunkt der Diskussion stand einmal das Problem formeller und informeller Machtstrukturen und - ausubung innerhalb des Knast's.so-

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wie die Frage der EinfluBmbgl ichkeiten des Sozialarbeiters(hierzu siehe den Bericht von Karola Pirl). Zum anderen wurde die Frage dis- kutiert, mit welcher Motivation "freie oder ehrenamtliche Heifer" im Knast arbeiten, und welche Mdglichkeiten sie fur ihre Arbeit im Knast sehen.

Subjektive Einschatzung dividuellen Erfahrungen nellen Arbeit lieBen ei tischen Stellenwertes d schen Handlungsperspekt Beitrage war daher auch mit dem Thema "Sozialar und verarbeiteten Erf ah Wir standen daher vor d Liberhaupt herausbringen des Seminars wollten wi "Psychiatrie" - fallenl

en der Funktion dieser Institution und die in- in der institutionellen wie auBerinstitutio- ne Verallgemeinerung, eine Abklarung des poli- ieser Arbeit und die Entwicklung von politi- iven nicht zu. Nur ein Teil der vorgelegten verwendbar, zur Strukturierung eines Infos beit im Knast", es fehlten die Praxisansatze irungen von Genossen in diesem Bereich. (er Frage, ob wir das Info mit diesem Thema soil ten. Nach der ersten Bestandsaufnahme r dieses Thema - wie schon fruher das Thema assen.

Spa'ter wurde uns dann nicht allein ein Probl sondern die allgemeine Wahrend sich die Linke Schattierungen tummelt nachlassigt. Wenn liber dort arbeiten, so sind beitenden Gruppen. Die ihre Insassen, sondern

aber klar, daB das Dilemma, in dem wir stehen, em der Teilnehmer dieses Arbeitsseminars war,

Situation in diesem Bereich widerspiegelt.

im Bereich der offenen Jugendarbeit in alien . werden Gefangnisse, Psychiatrien, Heime ver- haupt Genossen oder fortschrittl iche Kollegen

sie vereinzelt und haben kaum Kontakt zu ar-

gesellschaftliche Isolierung trifft nicht nur

auch ihre Mitarbeiter.

Aus der Vielzahl von Material zu diesem Bereich haben wir einige Beitrage ausgewahlt, die Teilaspekte behandeln, ohne daB eine Ge- samteinschatzung moglich ist bzw. Praxisansatze diskutiert werden.

Wir hoffen aber, daB in nachster Zeit die Diskussion intensiviert wird, sowohl unter Sozialarbeitern in Praxis und Ausbildung, wie un- ter den politischen Gruppen, die ihre Praxis bezogen auf die Knast- arbeit neu uberdenken miissen.

Es wird Zeit, daB wir begreifen, daB ca. 9o % aller Gefangener in der BRD und Westberlin aufgrund ihrer sozialen Herkunft, ihrer miesen Arbeits- und Lebenssituation und nicht zuletzt durch die klassenge- bundene Anwendung der Strafgesetze selbst "politische Gefangene" sind, die auf unsere Solidaritat und unsere konkrete Hilfe angewie- sen sind.

Die verschiedenen Beitrage in diesem Heft sind nur insoweit aufein- ander abgestimmt, wie sie versuchen, jeweils bestimmte Aspekte der Knastpraxis aufgrund unterschiedl icher Betroffenheit und Erfahrungen zu thematisieren. Unterschiedl iche Einschatzungen sind daher kein Gegensatz, sondern eher notwendiger Bestandteil.

Wahrend Peter Schult aufgrund fast dreijahriger eigener Erfahrungen als Gefangener die unterdruckende Alltagssituation im Knast beschreibt, wird im Beitrag liber die Gefangnisskandale deutlich, daB offene und strukturelle Gewalt zum geregelten Funktionieren dieser Institution

notwendig ist. Welche vernichtenden Folgen Isolationshaft als ex- tremste Fonn des Gefangenseins fur die Betroffenen hat, wird durch die Ausflihrungen des hollandischen Psychiaters S. Teuns sichtbar. 0a3 solche Haftbedingungen nicht nur fUr Mitglieder der Baader-Mein- hof-Gruppe angewandt werden, zeigen die Beispiele aus einer Dokumen- tation, die Gefangene der JVA Berlin-Tegel zusammengestellt haben. Sie stehen fLir die ta'gliche Praxis in alien Gefangnissen der BRD.

Die weiteren Beitrage zum Schwerpunkttheraa stellen berufsspezifische Probleme der Sozialarbeit innerhalb des Praxisfeldes "Gefangnis" in den Mittelpunkt. Die Schwierigkeiten der Sozialarbeiter werden als "typische Rollenkonflikte in totalen Organisationen" analysiert. Wie diese Schwierigkeiten teilweise unterlaufen werden kbnnen, versucht der "praktische Leitfaden" aufzuzeigen. Eine ausgewahlte Literaturli- ste zum Theraa Strafvollzug, aktuelle Kurzberichte aus dem Knast und der iibrigen Sozialarbeit, sowie Hinweise und Kleinanzeigen schlieBen dieses Heft ab.

Hinweisen mbchten wir noch auf die "Thesen zu einer material istischen Erklarung des Knasts" in der Dokumentation "Knastalltag am Beispiel Mannheim", die wir aus Platzgrlinden hier nicht mehr mit aufnehmen konnten.

AUFRUF

DER

MONCHNER MEDIENGRUPPE KNAST

Wir suchen Materialien fur Tonbildschauen und Videofilme.

In unserer Untersuchungsarbeit versuchen wir herauszubekommen.in

welchen Bereichen, die man selber mit "Unterhal tung" umschreiben

kann, der Knast als Thema behandelt wird, sei es in Fernsehen,

Film,Zeitung,Musik,Witz usw.

Her uns unterstiitzen kann.schicke bitte Informationen an das

"Blatt" 8 MUnchen 22, Adelgundenstr. 18 -Mediengruppe Knast-

AUFRUF

ZUR

STRAFVOLLZUGSTAGUNG

Vom 5. - 7. Dezember 1975 findet in der

Evangel ischen Akademie, 3o55 Loccum/b. Wunstorf

ein Seminar zum Thema "Strafvollzug" statt.

Alle, die in diesem Bereich(Jugendgerichtshilfe,Bewahrungshilfe,

Strafvollzug) arbeiten, sollten die Gelegenheit zu einem Erfah-

rungsaustausch nutzen, urn auch die in diesem Heft aufgeworfenen

Fragen zu diskutieren.

Anmeldungen direkt an die Akademie. Wer mit uns Kontakt aufnehmen

mbchte, schreibe an das Redaktionskollektiv Info Sozialarbeit.

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Peter Schult, MUnchen: GEFANGNIS: STAAT DER GEWALT!

esse - die Vorfall ndal bezeichnet, a kennt weder den b le der Knast in un s Knastes, sowie d verhaltnis, in dem leneinteilung ist esetz betrachtet w zeigt sich erst da cht und dem Befeh

e in der Justizvoll- ls das Fehl verhal ten undesdeutschen Straf- serem Gesellschafts- ie unserer Gesellschafts- es Befehlende und Un- so tief verwurzelt, ird. Der wahre Charak- nn, wenn der Unterge- enden seinen Gehorsam

Wer - wie die biirgerliche Pr zugsanstalt Mannheim als Ska einiger Vollzugsbeamter, der vollzug noch die Funktion, d system hat. Die Grundlage de ordnung, ist ein Herrschafts tergeordnete gibt. Diese Rol riaB sie als gegebenes Naturg ter dieser Rollenverteilung ordnete seine Rolle durchbri verweigert.

Rollenabweichendes Verhalten (Krirainelle, Asoziale, Verriickte bestraft und fallt in die unmittelbare Zustandigkeit von Just lizei und Medizin. Ihre Gefangenschaft muB verscharft werden, sie sind eine Gefahr fur das staatlich regulierte Herrschafts nis (Unterdruckung, Ausbeutung, Gewalt). FUr sie sind Gefangn Erziehungsheime und Psychiatrische Anstalten gebaut worden. D strafung ist vom Standpunkt der Herrschenden aus notwendig, w darauf ankommt, llerrschaftsverhal tnisse durchzusetzen, denn f lig verzichtet keiner auf seine Rechte und die Befriedigung s Bediirfnisse. Der einzige Grund, sich den Herrschaftsverhaltni zupassen, ist der Druck der auBeren Gewalt, denn Gewalt erzeu FLir kapitalistische Herrschaftsverhal tnisse jedoch ist es wie fnqst zu erzeugen und sich damit eines der perfektesten Herrs mittel zu bedienen.

) wird iz, Po- denn verhal t- isse, ie Be- enn es reiwil- einer ssen an- gt Angst, htig, chafts-

gegen diejenigen, die Widerstand leisten, unbewuBt, also Rechtsbruch begehen, hat nd. Die Strafgesetze selbst haben einen

Die Grundlage der Selektion ausbrechen, ob bewuBt oder einen politischen Hintergru politischen Charakter: 1 .) kriminell ist nicht jed (Unternehmen, die Entwicklu qroBes Ansehen), auch ist n den Staat (durch groBe Steu man nicht auf Grund objekti finitionen dessen, was krim werden von der herrschenden 2 ) die Gesetze werden von bisherigen Gesetze enthalte pen, die ihre Machtposition wollen-

Her diesen Machtinteressen Widerstand leistet, muB ausgeschlossen wer- den nuB durch Mauern und Gitter abgeriegelt werden. Hier soil er ' sozialisiert' werden. Resozialisierung im Kapital ismus ist nicht

er, der ngslande iemand k erhinter ver Tatb inell ge Klasse und flir n einen en und o

totet, mordet, stiehlt Oder raubt, r auspllindern, genieBen zu Hause riminell, der seine Arbeiter oder ziehungen) betrligt, kriminell ist estande, sondern auf Grund von De- nannt wird. Diese Definitionen festgelegt und verk'u'ndet; die Herrschenden gemacht. Alle hohen Anteil Interesse der Grup- konomische Grundlagen schiitzen

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nur eine Leerf ormel , hinter der sich nichts verbirgt, sondern unter Resozialisierung ist die Einordnung des Gefangenen unter Ausradie- rung des Stiickchen Widerstands zu verstehen, das sich in jedem Rechts- bruch manifestiert. Der Strafvollzug zielt also darauf ab, den, wenn auch nicht bewuBt gewordenen systemimmanenten Widerspruch durch An- passungsmaBnahmen nicht erkennbar werden zu lassen. Der Knast am Stadtrand reprasentiert also die Gewalt und die Macht derer, die keinen Widerstand dulden.

In den drei Jahren, in denen ich in Bayern von einem Knast zum ande- ren geschleppt wurde. habe ich immer wieder versucht, durch Gespra- che und Umfragen etwas iiber die Sozialisationsgeschichten meiner Mit- gefangenen zu erfahren, denn in Bayern ist man immer noch der Meinung, 1 Kriminal itat' sei eine vererbte Charakteranlage ('als Faustregel kann gelten: auf 1 000 Menschen kommt ein Krimineller' , so der An- staltslehrer der JVA Kaisheim im 'Donaukurier' vom 17.10.1972) und Untersuchungen liber die sozialen Vernal tnisse der Gefangenen werden abgelehnt. Dadurch werden nicht nur die Ursachen der Kriminal itat verschleiert, sondern auch die sehr reale Erkenntnis, fur wen die Kna'ste eigentlich da sind.

Ich kam zu dem Ergebnis, daB ungefahr 95 I der Inhaftierten aus dem Proletariat und dem Subproletariat kommen, nahezu die Ha'lfte aller Inhaftierten sind in Waisenhausern und Erziehungsheimen aufgewachsen, ca. 70 % von ihnen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung, etwa 12 % waren auf einer Sonderschule und etwa 15 % verlieBen die Volks- schule ohne AbschluB- Die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den bay- erischen Kna'sten (siehe unsere Dokumentationen 'Arrest in Kaisheim' und 'Ausbeutung im Knast') schlieBen eine schulische und berufliche Fortbildung aus und haben so den RUckfall bereits vorprogrammiert, der dementsprechend auch etwa bei 85 % liegt.

Der Tagesablauf ist seit Jahren und Jahrzehnten gleich und auch flir die na'chsten Jahre und Jahrzehnte ist keine Vera'nderung in Sicht, eine Monotonie, die zwangsla'ufig zum Stumpfsinn fiihrt, wenn nicht zur Verzwei flung, wie die hohen Selbstmordquoten im Knast zeigen. Selbst der Speiseplan ist davon nicht ausgenommen, so daB man ohne weiteres ausrechnen kann, was es am 15. Juni 1978 zu Essen gibt.

L<n 6.00 Uhr ist Wee ken, kur Brot mi t Margarine, dann ha Anziehen und Bettenmachen. die urn 7.00 Uhr beginnt und gibt es Mittagessen, von 12 wird wieder bis 16.45 Uhr g sen, anschlieBend ist Einsc und man hockt bis zum Verio Zelle. Ab und zu gibt es ei wa alle 8 Tage einmal Ferns Tischtennisspielen, eirmal

z darauf kommt der Kaffee t man bis 6.45 Uhr Zeit z AnschlieBend wird zur Arb

urn 10.45 Uhr unterbroche .00 - 13.00 Uhr ist Hofga earbeitet. Urn 17.00 Uhr g hluB, d.h. die Zellen wer schen des Lichts urn 22.00 ne kummerliche Freizeitbe ehen, einmal pro Woche Bi

im Monat Kino.

und ein Stuck urn Waschen, eit ausger'u'ckt, n wird. Um 11 .00 ng, anschl ieBend ibt es Abendes- den verriegelt

Uhr in seiner schaftigung, et- belstunde Oder

Diskussionsgruppen rait politischen Themen sind in den bayerischen Kna'sten unerwunscht. Wer es dennoch wagt, sich politisch zu betati- gen, eventuell sogar gesel Ischaftskritische Bemerkungen auBert, oder wer etwa die gezielte Vereinzelungsstrategie des Vollzugs zu durch-

brechen versucht und Sol idarisierungsbestrebungen initiiert oder for- dert, wird isoliert und diszipl iniert. (So wird z.B. z.Zt. in der JVA Aichach Margit Czenki isoliert, weil sie in einer Petition an den Bayerischen Landtag, die 30 Mitgefangene unterschrieben, die Auf- hebung der diskriminierenden Strafen bei wirklichen oder angeblichen homosexuellen Beziehungen zwischen Gefangenen forderte; so wurde Franz Maierhofer von der JVA Straubing verlegt und isoliert, weil er eine Unterschriftensammlung fur eine Amnestie anla'Blich des 25ja'hri- gen Bestehens der BRD organisierte. )

Das vollstandige Repressionsarsenal einer JVA bei solchen Diszipl i- nierungsversuchen ist nicht erfaBbar. Es reicht von Arreststrafen, Einkaufssperren, Isol ierungsmaBnahmen (Einzelunterbringung, Einzel- hofgang, Einzelarbeit, Post- und Besuchssperren) bis in den Sumpf unterhalb der offiziellen und noch pseudo-gerechtfertigten Diszipli- nierungsmbglichkeiten und la'Bt sich fur den Nicht-Betroffenen kaum noch sichtbar machen, da hier eine Vielzahl von Kleinigkeiten, Mini- Schikanen usw. zusammenwirken, die in der Einzelaufzahlung zwar durch- weg bedeutungslos, um nicht zu sagen lacherlich, erscheinen, in ih- rer Aufsummierung aber durchaus eine klare Zielsetzung erkennen las- sen. Wobei in einer Art ' konzertierter Aktion1 dem Vollzugspersonal als tragendem Ausfiihrungsorgan die ins Auge gefaBten Gefangenen als 'Zielpersonen' bekanntgegeben werden, worauf die Beamtenschaft wie ein gutfunktionierender Kbrper mehr oder weniger bewuBt reagiert, was sich dann in sta'ndigen Anpb'beleien, sinnlosen und irrationalen Anordnungen, sichtbaren und herausfordernden Benachteil igungen gegen- uber 'normalen' Gefangenen usw. bemerkbar macht, das Ganze von eini- nen wenigen Ausnahmen abgesehen nicht in bbsartiger Form, sondern eher mit der Unvermeidbarkeit und Prazision einer einmal in Gang ge- setzten und nun automatisch ablaufenden Maschine. Das angestrebte Produktionsergebnis besteht dabei in einem totalen Kommunikationsaus- fall der davon betroffenen Gefangenen.

PaB es dabei auch mitunter zu physischer Gewaltanwendung kommt, ist zumindest seit Mannheim bekannt, nur ist Mannheim insoweit eine Aus- nahme, als hier einmal einige Betroffene unter dem Druck der bffent- lichen Meinung vom Justizapparat fallengelassen wurden. In Bayern dahingegen wurden al 1 ein in den letzten zwei Wochen 3 Strafverfahren qeqen die BeamtenHugele, Narr, Ester, Laxgang und Schneider von der JVA Kaisheim wegen GefangenenmiBhandlung von der Staatsanwaltschaft Augsburg nach kurzen Ermittlungsverfahren eingestellt, wobei es mit- unter zu so zynischen Feststellungen kommt wie: 'Es ist nicht er- sichtlich, daB die Beamten Liber das notwendige MaB hinaus Gewalt an- oewendet haben und den Anzeigeerstatter korperlich niBhandelt haben. Die an dem Vorfall beteiligten Justizvollzugsbeamten haben erklart, es sei nur die zum Abtransport des Anzeigeerstatters erforderl iche Kraft angewendet worden. Er habe sich mit groBer Kraft gegen die MaBnahmen gestra'ubt und sich selbst dadurch Verletzungen beigebracht, daB er verschiedentl ich gegen die Hauswand gerannt sei.' (Aktenzei- cnen 11 JS 832/72)

Bei wem soil ein derartigen Repressionen ausgesetztenGefangener inner- halb der Gefangnismauern Unterstlitzung finden, oder etwa sogar Hilfe? Beirn direkt oder indirekt beteiligten Vollzugspersonal

Beim Wa

chtmeister bis zum Anstal tsleiter - sicher nicht.

vom kleinen Hier rennt er

cegen eine geschlossene Front an, bleiben also Lehrer, Pfarrer, Fsychologen und Sozialarbeiter, die sich wenigstens mitunter den An- schein der Neutral ita't geben, obwohl das bereits ein TrugschluB ist, da sie ebenfalls alle 'Angestellte der Justiz' sind, d.h. sie werden vom Justizministerium eingestellt und bezahlt und gehbren auch schon auf Grund ihrer Herkunft und Ausbildung zur herrschenden Klasse. Die Praxis zeigt, daB sie bestenfalls Zurlickhaltung u'ben konnen, im Falle einer eindeutigen Stellungnahrae zugunsten der Gefangenen droht ihnen - wie zum Beispiel dem Bernauer Anstaltsgeistl ichen - die Ent- lassung.

In der JVA Kaisheim hatte der Anstaltsleiter, Oberregierungsrat Bauer, die Mbgl ichkeiten der Lehrer und Sozialarbeiter durch Fremdbeschafti- gung (Postzensur, Verteilung von Briefmarken usw.) bereits von vorn- herein so eingeschr'a'nkt, daB ihnen auBer einigen formalen Aktivita- ten wie die Beschaffung von Personal- und Arbeitspapieren oder Ver- mittlung von Arbeitsstell en kaum noch Zeit und Gelegenheit fiir ande- re Kontakte mit den Gefangenen blieb. Eine Gefangene der JVA Aichach beschrieb in einem Bericht Uber die Anstalt sehr treffend die Situa- tion der Sozialarbeiter: "Eine Sozialpadagogin, die wirklich ganz dufte ist, nur halt so einen elitaren Du'nkel vor Gruppen, Mengen von Menschen, die sich zusammen tun, hat. Sie vereinzelt uns. Sieht zwar die Notwendigkeit zur Gruppenarbeit, schafft es aber noch nicht, weder mit den Gefangenen, noch liber ihre eigenen Sperren zu springen. Sie ist vor allem fUr die Jugendlichen und die Kinderstation zustan- dig, wo sie halt auch nur ein paar Stunden in der Woche sein kann. Die Fiirsorgerin ist gra'Blich naiv, lieb, katholisch, sozial-caritativ engagiert. KLimmert sich urn die Entlassungen, versucht Verbindungen zu den Verwandten der Gefangenen wiederherzustellen, wiihlt unheim- lich rum, aber da sie nie Grundsatzl iches sieht, sondern nur einen Haufen von Bedlirftigen, ziemlich effektlos. Manchmal krabbeln noch einige Praktikanten durch die Gegend, mit denen wir Gefangenen wenig sprechen konnen. Ist scheinbar nicht so sehr erwunscht."

Fassen wir zusammen: Der Knast erfullt im Kapitalismus einige wich- tige Funktionen. Er dient zur Aufrechterhaltung von Herrschaftsstruk- turen. Das Gefa'ngnis ist zugleich Verwahrungsort wie auch Reprasen- tant der Gewalt und der Macht der Herrschenden und dient so zur Ab- schreckung von potentiellen Straftatern.Solange es Befehlende und Untergeordnete geben wird, solange wird es Menschen geben, die sich gegen diese Rollenverteilung auflehnen werden. Reformen konnen die- ses Problem nicht Ibsen, sondern hbchstens verschleiern. Erst der Abbau von politischen und bkonomischen Herrschaftsstrukturen, d.h. eine Systemveranderung, kann hier Abhilfe schaffen. Bis dahin werden die Herrschenden ihre Positionen mit Gewalt verteidigen, d.h. Mann- heim war weder Skandal noch Ausnahme noch Auswuchs, das was wir Uber Mannheim gehbrt und gelesen haben, ist der normale Al 1 tag in den bun- desdeutschen Strafanstalten.

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Helmut Ortner, Darmstadt:

GEFKNGNISSKANDALE - ODER DER PERMANENTE SKANDAL IN UNSEREN GEFANGNISSEN

"Wird das okonomisohe Gewaltmonopol der Produktions- mittelbesitzer durah diejenigen, die ihm ausgeliefert sind, infragegestellt, so greift das staatliche Ge- waltmonopol "friedenstiftend" ein. Diesev Zusammen- hang, das Biindnis zwisohen staatliohem und okonomi- schern Gewaltmonopol* ist zwangslaufig und notwendig. Ohne ihn wiirde der biirgerliche Staat sioh selbst und damit die kapitalistischen Produktionsverhaltnisse preisgeben." (Clemens, M. Zum Verhaltnis von burgerlichem Staat, Gewalt und Faschismus,in Diskus 2-3/74, S. 35)

Institutionen staatlicher Gewalt sind Justiz, Polizei, Militar, Er- ziehungsheime, Psychiatrische Anstalten und Gefangnisse. Alle diese Institutionen sind Herrschaftsapparate und haben die Aufgabe, biir- qerliche Produktions- und Gewal tverhaltnisse aufrechtzuerhal ten und abzusichern. Staatliche Gewalt tritt dort als offene repressive Ge- walt und gleichzeitig strukturelle Gewalt auf, als al 1 tagl icher Ter- ror im geregelten Funktionieren dieser Institutionen.

Wenn in den letzten Jahren immer wieder von "Gefangnis-Skandalen" die Rede war, so waren diese Ereignisse keineswegs Randerscheinungen oder Betriebsunfalle dieser staat! ichen Institutionen. Offene und strukturelle Gewalt sind vielmehr deren ta'gliche Praxis. Herausra- qendstes Beispiel der jungsten Zeit ist der "Gefangnisskandal Mann-

Im Februar 1974 verabschiedeten Gefangene der Mannheimer Justizvoll-

zuqsanstalt eine gemeinschaftliche Petition an das baden-wiirttember-

qische Justizministerium.

Einleitend hieB es in dieser Petition:

"Wir protestieren gegen die Anstalts- und Justizwillklir, die uns un-

sere Rechte vorenthalt und somit das Gesetz mit FUBen tritt. Nehmen

wir unsere Rechte wahr, so werden wir verfolgt, in Isolationsarrest

aebracht und in andere Anstalten verschubt, wo man uns zwingt, unter

nrimitivsten Vernal tnissen dahinzuvegeti eren. Dagegen wehren wir uns."

Es folgten 25 konkrete Forderungen der Gefangenen wie sinnvollere Ar- beit Bezahlung nach Tariflohn, kein ausbeuterischer Akkord, Erwei- . ung des Freizeit - und Informationsangebotes, Rechts information, Uschaffung der Briefzensur, Bildung eines unabha'ngigen Gefangenen- narlaments, bessere Zelleneinrichtungen, Abschaffung des Folter- arrests sowie freie Arztwahl und generelle Urlaubsregelungen. Weite-

I Forderungen vervollstandigten die Petition, die von Liber 160 Ge- fanqenen unterschrieben wurde. Viele Gefangene solidarisierten sich Lhpnfalls mit dem Inhalt dieser Petition, verweigerten jedoch aus Anast vor Repressalien ihre Unterschrift. DaB solche Bef'u'rchtungen

icht unbegrundet sind, zeigt die Praxis. Gefangene, die sich fur eigene oder Rechte anderer einsetzen, gelten als Querulanten.

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- Has geschah mit der Mannheimer Petition? -

Gefangm'sleitung und Justiz verhielten sich wie gewohnt. Die fast taglich eingehenden Beschwerden von Gefangenen werden ignoriert oder unterdriickt. Allein 92 ( ! ) "unbegr'u'ndete Beschwerden" gegen den Mann- heimer Gefangnisarzt Dr. Reith blieben so unbeantwortet. Das spricht eine deutliche Sprache. In der Regel reagiert die Justiz auf Einga- ben, Beschwerden Oder Petitionen mit der Verlegung der vermeintli- chen Wortfu'hrer und Initiatoren in andere Gefa'ngnisse. So geschah es auch im Frlihjahr 1974 im Mannheimer Fall. Die zusta'ndige Justiz nannte Verfasser und Unterzeichner der Petition "rote Vollzugsstorer" und antwortete auf die gestellten Forderungen mit Repressalien und Verlegungen. Doch die altbewahrte Art der Justiz, durch solche Prak- tiken MiBstande in den Gefangnissen ubergehen zu kbnnen und die Be- troffenen zum Schweigen zu bringen, hatte diesmal keinen Erfolg. Im Gegenteil. Durch zahlreiche negativ beschiedene Eingaben entmutigt, wandten sich die Gefangenen jetzt an Gruppen auBerhalb des Justiz- bereichs. So erhielt der Frankfurter Gefangenenrat, eine Vereinigung ehemaliger Strafgefangener, in der Folgezeit zahlreiche Briefe aus dem Mannheimer Gefangnis.

Auf diese Weise kamen auch die ersten massiven VorwUrfe gegen Ver- haltnisse und Aufsichtsbeamte in der Mannheimer Anstalt an die Of- feritl ichkeit. So wurden Aufsichtsbeamte beschuldigt, Gefangene miS- handelt und Zeugen der Vorfa'lle bestochen zu haben. Der won! schwer- ste Vorwurf wurde im Zusammenhang mit dem mysteriosen Tod des Unter- suchungsgefangenen Vast gegen das Aufsichtspersonal erhoben. Vast war am 16. Dezember 1973 in Heidelberg am Steuer eines gestohlenen Autos festgenommen und in das Mannheimer Untersuchungsgefa'ngnis ein- geliefert worden. Am Morgen des 27. Dezember 1973 wurde er dort tot in seiner Zelle aufgefunden. Der Gerichtsarzt konstatierte damals unter anderem "Prellungen an der Kopfhaut, am Kinn und am Jochbein, innere Blutungen sowie Schurfwunden am Nacken, auf der Brust und am Riicken". Die Gefangm'sleitung unterrichtete die Staatsanwaltschaft, die jedoch das Verfahren bald danach wieder einstellte, obwohl der untersuchende Staatsanwalt der Dberzeugung war, daB sich der getbte- te Haftling die festgestellten Verletzungen nicht selbst beigebracht haben konnte. Auch die Obduktion erhartete den Verdacht auf Fremd- verschulden.

Der Frankfurter Gefangenenrat fiihrte den Tod des Gefangenen auf Ge- walteinwirkung durch Aufsichtsbeamte zurlick. Bestarkt wurde diese Annahme durch erneute Meldungen von MiBhandlungen, die den Gefange- nenrat aus der Mannheimer Strafanstalt erreichten. An Pfingsten 1974 kam es den Briefen zufolge zu schweren MiBhandlungen und Pruge- leien an Gefangenen. Dabei wurden nach Angaben ehemaliger Mitgefan- gener zwei auslandische Haftlinge besonders schwer miBhandelt. Alle diese massiven VorwLirfe versetzten die baden-wurttembergische Justiz nun doch in Aufregung. Wollte man der Of fentl ichkeit den Strafvoll- zug mitsamt dem Losungswort Re-Sozial isierung weiterhin "verkaufen", gait es zu retten, was zu retten war. Auch der nachste Wahlkampf stand vor der Tur. Das alles veranlaBte den Justizminister von Baden- Wurttemberg, Bender, die Staatsanwaltschaft nun doch wieder mit den Ermittlungen urn den Tod des Haftlings Vast zu beauftragen. In glei- cher Sache hatte der Gefangenenrat zwischenzeitl ich beim Oberstaats-

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anwalt Strafanzeige wegen Verdacht auf Totschlag gegen die Aufsichts- beamten der Mannheimer Anstalt gestellt.

AuBerdem setzte das Justizministerium nun unter dem Druck der Dffent- 1 ichkeit eiligst eine sogenannte "Sonderkommission" ein. Diese er- mittelte gegen die Mannheimer Beamten wegen der MiBhandlungen an Pfingsten. Ober erste Ergebnisse dieser wiederaufgenommenen Untersu- chungen sagte der in Bedrangnis geratene Justizminister Bender am 27. August 1974 in Stuttgart, an dem Tod des Haftlings Vast seien wahrscheinlich doch Beamte der Anstalt schuldig. Am Abend des 27. De- zembers 1973 seien diese biertrinkend in der Kantine gesessen, da sie dienstfrei hatten. Hier seien sie dann von Kollegen gebeten wor- den, bei der "Beruhigung eines Gefangenen" zu helfen. Diese Beruhi- gung endete todlich. Auch bestatigten sich nun MiBhandlungen an an- deren Gefangenen, sowie zahlreiche Bestechungsversuche von Zeugen der Vorfa'lle. (Siehe dazu 'links' Nr. 59, 67 und Dokumentation 'Knastalltag am Beispiel Mannheim)

- Tagliche Praxis

Ftir Kenner der bu dungen aus dem Ma Strafanstalten, e Personal, stumpfs le und psychologi in unseren Gefa'ng He schaffen die V Strafanstalt. Man sind stets wieder chem AusmaB schon

ndesdeutschen Strafvollzugspraxis kamen die Mel- nnheimer Gefangnis nicht uberraschend. uberf'u'llte in schlecht ausgebildetes und total u'berfordertes innige Arbeit, kein gerechter Lohn, durftige sozia- sche Betreuung, ist die langst bekannte Realita't nissen. Erst diese skandalbsen Mangel und MiBstan- oraussetzungen fur Vorfa'lle wie in der Mannheimer nheim aber ist kein Einzelfall. "Gefa'ngnis-Skandale" kehrende Wirklichkeiten und es gab sie mit a'hnli- zu fruheren Zeiten.

Dabei ist besonders zu denken an den "Kolner Kl ingelplitz-Skandal ", wo kranke Haftlinge miBhandelt und geprugelt wurden, oder an den Hamburger Strafvollzug, wo innerhalb der letzten Jahre allein 6 Men- schen starben. Eine Parallele zum Tod des Haftlings Vast in Mann- heim ist der Fall Haase aus dem Jahre 1964. In der Hamburger Beru- hiqungszelle "Glocke" fand man am 30. Juni 1964 den Untersuchungsge- fanqenen Ernst Haase regungslos auf dem Boden liegend. Er war tot. Untersuchungen der Staatsanwaltschaft ergaben, daB auch damals schon der Tod durch fremde Gewalteinwirkung eintrat.

All die offensichtlichen MiBstande, all die Prugeleien und reien in unseren Gefangnissen sind un'u'bersehbar geworden. U nen, daB dies tagliche Praxis ist, einige Beispiele aus Bri Gefangenen, die der Frankfurter Gefangenenrat fast taglich Trotz Meinungsmanipulation der Justizminister und Gefangnis aen sind Gefangene dennoch bereit, u'ber MiBstande, MiBhandl Erniedrigungen aus den Gefangnissen zu berichten. In einem Brief vom 17. Oktober 1974 wird ein geringer Teil davon in aenannt- Bei diesen Vorfa'llen handelt es sich ausschl ieBl ic fa'nqnisse in Baden-WUrttemberg:

1 ' MiBhandlung durch Schla'ge

Fesselung und MiBhandlung durch Schla'ge Unterlassene a'rztliche Hilfeleistung Tod eines asthmakranken Gefangenen durch ken, da Sauerstoffgerat fehlte

JVA Stammheim JVA Konstanz JVA Rottenburg JVA Rottenburg

Qua'le- m zu zei- efen von erha'l t. leitun- ungen und Offenen Kurzform h urn Ge-

Erstik-

JVA Pfullingen Tod eines Gefangenen durch Schla'ge

JVA Hohenasperg Sperrung des Briefverkehrs wegen "Beeintrachti-

gungswahns" JVA Ravensburg StoBen gegen Wand und Bedrohung JVA Bruchsal MiBhandlung durch Schla'ge und Tritte in den Unter-

leib - unterlassene arztliche Hilfe JVA Heidelberg ReiBen an den Haaren, MiBhandlung durch Schla'ge

und Tritte, Schleifen Liber Treppe und Hof JVA Mannheim Mangel nde arztliche Versorgung, Gefahr der Ampu- tation eines Beines. Dem Offenen Brief an die Adresse des baden-wlirttembergischen Justiz- ministers wurden ausflihrl iche Zeugenberichte zu den genannten Vor- fa'llen beigelegt. Kommentar aus dem Justizministerium: Man wolle trotz der Hexenjagd, die derzeit auf die Gefa'ngnisse der Bundesrepu- blik veranstaltet werde, den genannten Vorwlirfen nachgehen.

- Die Rolle der Aufsichtsbeamten -

Nach einer Untersuchung von Gerhard Deimling, der Strafvol Izugsbe- amte in Nordrhein-Westfalen befragte, glauben 84,1 % der Befragten, daB der derzeitige Vollzug nicht streng genug sei. Fast 20 % der Be- amten sprechen sich nach dieser Untersuchung fur die Einflihrung einer Prugelstrafe im Jugendstrafvollzug als Disziplinierungsmittel aus. Die Untersuchung, die durchgeflihrt wurde, um ein Bild Liber soziale Herkunft, Ausbildung, Einstellung, Ansichten und Selbstversta'ndnis von Aufsichtsbeamten im Strafvol lzug zu bekommen, zeigt weiter, daB sich die Beamten durch "autorita're Neigungen", Beflissenheit nach oben und Machtausubung nach unten auszeichnen. Aber gerade dieses Verhalten, diese "autorita'ren Neigungen" entwickeln sich bei den meisten Aufsichtsbeamten erst durch die sozialen Bedingungen des Knastsystems.

Glaubt man jedoch den Kommentaren der verantwortl ichen Justiz und des uberwiegenden Teilsder Massenmedien, so ist individuelles Versagen einzelner Aufsichtsbeamter meist Ursache von sogenannten "Gefa'ngnis- Skandalen". Hier wird der Versuch unternommen, permanente strukturel- le Repression als "perverse Exzesse" (so Justizminister Traugott Bender) einzelner Beamter darzustellen. Dieses individuelle Versagen soil dann dazu dienen, der Dffentl ichkeit einige Siindenbocke zu pra- sentieren. Strafvollzugssystem und Vollzugspraxis bleiben auBerhalb jeglicher Diskussion-

e in den Ge- deutlich, daB n den Gefang- Diese Praxis

Die liberalen Presseverbffentlichungen liber Verha'ltniss fa'ngnissen, Berichte ehemaliger Strafgefangener machen sogenannte "Gefa'ngnis-Skandale" keine Betriebsunfa'lle i nissen sind, sondern knastimmanente allta'gliche Praxis, ist ein permanenter Skandal.

Wenn heute die Justiz als ein Repra'sentant staatlicher groBem Presseaufwand einen "menschl ichen und demokratis vollzug proklamiert, so hat das reinen Legitimationscha allein den Sinn, die bu'rgerliche Ideologie vom demokrat sozialen Rechtsstaat zu wahren. Denn gerade durch die a lichkeit gekommenen Vorfa'lle in den Gefa'ngnissen war d gefa'hrdet und damit auch die muhsame Verschleierung des Strafe und Strafvollzug in der kapitalistischen Gesells

Gewalt mit chen" Straf- rakter und ischen und n die Uffent- iese Ideologie Zwecks von chaft.

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Sjef Teuns, Amsterdam:

ISOLATION - SENSORISCHE DEPRIVATION ALS FOLTERMETHODE

Vorbemerkung:

Das Prinzip eines jeden Gefa'ngnisses ist Isolation. In der Vergangen- heit wurden "schlechte Haftbedingungen" zumeist im Zusammenhang mit der Inhaftierung "politischer Gefangener" genannt. Isoliert, d.h. psychisch und physisch gebrochen werden jedoch taglich Tausende von Gefangenen. Fur sie, die nicht die Publizitat der "politischen Gefan- qenen" haben, ist die Situation ebenso vernichtend. Der hollandische Facharzt fur Psychiatrie Dr. S. Teuns beschreibt in seinem Beitrag (er wurde 1973 auf einer b'ffentl ichen Diskussionsveranstal tung des Komitees Kampf gegen Folter in Frankfurt gehalten) die Methode der sensorischen Deprivation und ihre Auswirkung auf den Menschen. Kon- kretisiert und belegt wird dies durch Beispiele von Isolationshaft, die betroffene Strafgefangene in der JVA Ber1 in-Tegel Haus III in einer Dokumentation zusammengestellt haben.

zin angewandt sowohl in der Pra- skrankheiten wie Tuberkulose zung von Genesungsprozessen, z.B. einem schweren Unfall oder einer n diesen Fallen stets betrachtet kurzer Dauer, und moderne Tech- ngesetzt, um dem Patienten zu ta'nestation auf schnellstem Wege

Isolation wird in der Al 1 gernei ntnedi vention, zum Beispiel bei Infektion oder Pocken, als auch zur Unterstiit bei derkurzfristigen Isolation nach komplizierten Operation. Sie wird i als notwendiges Obel von mb'glichst niken werden in zunehmendem MaBe ei helfen, Krankenhaus oder Ouaran zu verlassen.

Nicht so in der Psychiatrie und bei der Justiz. Es f'a'llt auf, welche Vielzahl von Methoden die Wissenschaft, die man Psychiatrie nennt, entwickelt hat, um Menschen in verschiedenen Bereichen ihrer Existenz zu isolieren. So ist das Verbot oder die Zensur des brieflichen Ver- kehrs und des Lesestoffs eine normale Erscheinung, die Beschrankung oder das Verbot von Besuch allgemein Ublich in Psychiatrischen Kran- kenhausern. Schlaf- und Insul in-Kuren sind kLinstt iche Methoden, um Menschen langerfristig zu isolieren, unter dem Vorwand, sie zu "beruhigen", aber haufig werden die Patienten dabei so konditioniert, daB sie ihre Isolierung nicht mehr verlassen wollen, well das Vakuum, in das sie zuruckkehren soil en, ihnen nun b e w u B t zu unertrag- lich erscheint. Und jede psychiatrische Abteilung hat ihre Isolier- zellen. Der Elektroschock ist eine kurze aber sehr intensive Form von isolation, ahnlich der des epileptischen Insults. Die Branche der Pc hiatri'e, die s^cfri mit der korperlichen Behandlung von Patienten hescha'ftigt, beschaftigt sich haupts'a'chlich mit der wissenschaftli- hen Erforschung immer perfekterer Isolationsmethoden. In der Psychia- trie wird denn auch Heilung stets identischer mit der Unterdriickung menschl ichen Handelns.

In der Justiz werden - in dem MaBe wie die Todesstrafe und kbrper- liche Zuchtigung in den Hintergrund treten - alle Formen von Isola- tion gebraucht als Prevention, als Untersuchungsmethoden und als Strafe. Diese Zwecke iiberschneiden einander. Strafe dient der spe- ziellen und generellen Prevention, soil einschlichtern, Angst und Schrek- ken einjagen und verbreiten; Angst und Schrecken wiederum dienen der Erzwingung von Gestandnissen, Oder auch nur der Erzwingung eines konventionellen Rollenverhaltens in der Gerichtsverhandlung. Unter dem Vorwand von Untersuchung und Verhb'r werden in zunehmendem Mali- stab Menschen in die Isolation gebracht, die dazu flihren kann, daB sie aufgrund einer drastischen Einschrankung ihrer sinnlichen Wahr- nehmungsmoglichkeiten ihre selbsta'ndige Denkfahigkeit einbliRen. Die Vergewaltigung der unmittelbaren Umgebung des Gefangenen erfolgt auf eine auBerst subtile und perfektionierte Weise, die wissenschaft- lich grlindlich untersucht worden ist.

Im Mittelpunkt dieser Untersuchungen steht der Begriff der sensori- schen Deprivation, den ich nun mit einigen allgemeinen Bemerkungen erlautern mbchte.

Unter sensorischer Deprivation verstehen wir eine drastische Ein- schrankung (Deprivation) der sinnlichen Wahrnehmung (des Sensoriums), durch die der Mensch sich in seiner Umgebung orientiert, also Isola- tion von der Umwelt durch Aushungerung der Seh-, Hor-, Riech-, Ge- schmacks- und Tast-Organe.

Die menschlichen Sinnesorgane nehmen in erster Linie Veranderunger in der Umwelt wahr. Ihre Nahrung besteht aus einer standigen Aufein- anderfolge von Veranderungen. Die Diskriminierung, Registrierung und Weitergabe von Umweltveranderungen an das Gehirn ist die physiologi- sche Funktion unserer Sinnesorgane im Wachzustand. Im Schlaf hingegen mu'ssen die Sinneseindrucke viel intensiver sein, urn von den ruhenden Wahrnehmungsorganen registriert und verarbeitet werden zu kb'nnen, wo- mit aber stets auch eine Oberstrapazierung des Sensoriums verbunden ist.

Menschliche Lebensfunktionen im Sinne der Selbststeuerung und Ent- wicklung des menschlichen Organismus in seiner jeweiligen Umgebung werden in erster Instanz von der sinnlichen Wahrnehmung dieser ver- anderlichen Umgebung gespeist.

Die Herstellung und Aufrechterhaltung einer klinstlichen Umgebung, die sich einerseits durch ihre Konstanz und Unveranderlichkeit und andererseits durch willkurlich dosierte Reize - auch im Schlaf - auszeichnet, legt im Laufe der Zeit die Sinnesorgane lahm und fiihrt zu einer Desintegration und extremen Desorientierung des so isolier- ten Individuums; so wie etwa lang andauernde, erzwungene Bewegungs- losigkeit zu einer Erschlaffung der Muskulatur, zu Gelenkverstei- fungen und Knochenverformungen fiihren kann. Wir haben das in jiing- ster Zeit in Bildern und Berichten von Gefangenen aus den siidviet- namesischen Tigerkafigen gesehen.

Durch die Lahmlegung der motorischen Funktionen wurde hier - nach klassischen Vorbildern - erreicht, was durch die Ausschaltung senso- rischer Funktionen, die ja stets Quelle und Grundlage aktiver - mo- torischer - Umweltveranderungen sind, durch sensorische Deprivation gru'ndlicher - und subtiler - zuwege gebracht werden kann.

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Andererseits werden die ihrer Nahrung beraubten - deprivierten - Sinnesorgane besonders empfindlich gegenliber auch geringfligigen Ver- anderungen in der Utnwelt und. geben diese als Uberproportionale Sig- nale an das Gehirn weiter. Das kann sich auBern in unverhaltnisrna'Bi- gen Reaktionen der Angst oder der Freude oder der Hut. Jedenfalls fuhrt die klinstlich herbeigefuhrte Desorientierung des Individuums durch sensorische Deprivation nach kurzerer oder la'ngerer Zeit mit Sicherheit zu unverhaltnisma'Bigen Reaktionen auf Umweltreize. Es ware aber verfehlt, aus derartigen Reaktionen auf so etwas wie den "Kern einer Persbnlichkeit" , der im Zustand der sensorischen Depri- vation freiliegen soil, zu schlieBen, denn solche Reaktionen sind nachweislich eindeutig*das Produkt einer Persbnlichkeitsdeformation durch sensorische Deprivation.

Ua'hrend gewbhnlich Umweltreize als Teile eines kontinuierl ichen Flus- ses von Umweltvera'nderungen wahrgenommen, erfahren und in einen sy- stematischen Zusammenhang eingegl iedert und verarbeitet werden kbn- nen, ist dies in der durch sensorische Deprivation herbeigeflihrten Persbnlichkeitsverfassung nicht mehr mbglich. Diese Situation ist nur vergleichbar mit den Reaktionen des unvorbereiteten Individuums auf gewaltsame Obergriffe des Staatsapparates, auch Kriegshandlungen, die sich ja gerade durch ihren vbllig chaotischen Ablauf auszeich- nen, der dem unvorbereiteten Menschen eine sinnvolle Orientierung in einer total von der Willkur anderer bestimmten Umwelt unmbglich macht.

Per gesteigerten und deformierten Sensibil itat fiir jede geringfligige Umweltveranderung, gepaart mit einem stark herabgesetzten Diskrimi- nierungsvermbgen fiir Qual itatsunterschiede in diesen Umweltvera'nde- rungen entspricht eine iiberintensive Beschaftigung mit der eigenen Individual itat. Als weitergehende Effekte sensorischer Deprivation kbnnen Halluzinationen ebenso auftreten wie Stbrungen der vegetati- ven kbrperl ichen Funktionen.

Das alles sind Manifestationen der mit der sensorischen Deprivation einhergehenden fortschreitenden Desorientierung des Indidivuums in seiner klinstlichen, total fremdbestimmten Umgebung.

Im Zusammenwirken von progressiver Desorientierung, halluzinatorischen Tendenzen und Stbrungen vegetativer kbrperl icher Funktionen (Ver- sta'rkung des Hunger- und Durst-Gefuhls, des SchlafbedLirfnisses, des Urirdranges und so weiter), in diesem Zusammenwirken manifestiert sich die Zerstbrung der Identitat des der sensorischen Deprivation ausgesetzten Individuums. Der menschliche Organismus ist der kiinstlich durch Menschen herbeigeflihrten sensorischen Deprivation nicht ge- wachsen.

In der Natur ist hbchstens die Situation eines in der wu'ste verirr- ten Menschen, der Fata-Morgana-Erscheinungen halluziniert, mit der Situation des total sensorisch Deprivierten vergleichbar. Aber in der Wu'ste finden zumindest noch die naturgesetzlich ablaufenden Ver- anderungen von Tag und Nacht mit ihren wahrnehmbaren und vorausseh- baren Licht- und Temperaturschwankungen statt, die der Verirrte mit seinen Sinnesorganen registriert und auf die er sich einstellen kann und muB.

Derartige Orientierungshilfen fehlen dem kiinstlich und gewaltsam sen- sorisch Deprivierten vbllig. Vielmehr ist er einem fiir inn undurch-

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schaubaren und aus seiner Situation heraus unveranderl ichen Willkur- reqime ausgesetzt, das selbst die Naturgesetze des Wechsels von Tag und Nacht, warm und kalt, Gerausch und Stille auBer Kraft zu setzen scheint Vor allem eine fast totale Gera'uschisolation, hbchstens unterbrochen durch gelegentl iche seltene Schalleruptionen, hat hier wohl eine Schlusselfunktion: Veranderungen oder eine Strukturierung des Gerauschpegels sind in der Natur entweder Indizien fur den Ab- lauf von Wettergeschehnissen (wind, Regen, Donner und so weiter), oder aber fiir die Anwesenheit anderer Lebewesen. Gerade das Letztere ist fUr Menschen als soziale Lebewesen der erste und letzte Anker oder Strohhalm, in denen sich ihre Verbindung, ihr Zusammenhang mit ihrer sozialen Umwelt manifestiert.

Nicht umsonst ist die Sprache - und die Musik - als akustisches Kom- munikationsmittel die SI teste und am weitesten entwickelte Form des Informationsaustausches der Menschen untereinander. Menschliches Zu- sammenleben, menschliche Zusammenarbeit und akustische Kommum kation eind weder historisch noch technisch voneinander zu trennen. Das ailt sowohl in Bezug auf die Menschheitsgeschichte als auch bezUglich der individuellen Entwicklung des Menschen von der Geburt an. Das vollstandige vitale Funktionieren des Organismus eines Neugeborenen auBert sich fiir seine Umwelt zu allererst akustisch: das Baby schreit- lind El tern oder Arzt oder Hebamme nehmen das neue Leben unmittelbar akustisch wahr. Nicht zu vergessen, daS das Hbren (auch anatomisch) end verbunden ist mit dem Schwergewichtsgefuhl (einer auBerst wichti- aen Grundlage der Orientierung), und daB eine Beeintraehtigung des nHentierungsvermbgens bezUglich der Schwerkraft eines der Haupt- symptome sowohl des epileptischen Anfalls als auch des akuten Elektro- schocks ist.

7u<;amnienfassend kann gesagt werden, daB sensorische Deprivation durch Has Versetzen einzelner in eine total kunstliche, gleichbleibende Um- nphuna wohl das zur Zeit geeignetste Mittel zur Zerstbrung spezifisch mpnschlicher Vitalsubstanz ist. Durch Aushungerung im herkbmml ichen Tinns kann man ebenso wie durch ErschieBen oder Vergasen sowohl mensch- liches als auch tierisches Leben vernichten. Sensorische Deprivation hinaegen ist eine speziell auf den menschlichen Organismus zugeschnit- ?pne Methode der Zerstbrung vonLebenssubstanz ,wenn man von den neu- rit! ichen Methoden bei der Mastung von Schlachtvieh absieht.

son-jorische Deprivation ist - weil sie nur unter von Menschen arbeits- ifriTa Droduzierten becfingungen durchgefiihrt werden kann - zugleich hTp menschl i rhste und unmenschl ichste Methode der verzbgerten Aus- TTifTh^a' von Leben. Sne ist - Liber Monate und Jahre angewendet - der ^ichwortliche "perfekte Mord", fiir den keiner - oder alle, auBer den Opfern - verantwortl ich sind.

■Lrantwortl ich sind w i r alle, ob wir in unserer tagl ichen Praxis sf^hiatrie, Psycholoyie oder Juristerei ausUben, oder ob wir im ;"„';, der Obriqkeit Hissenschaft an Universitaten und dergleichen u+^iben ebenso wie die Staats-Psychiater, Staatsanwalte, Richter, Pol listen etc, es sei denn, w i r setzen unsere Kenntnisse und c°Mnkeiten, die wir auf Kosten des produktw arbeitenden Teils der •g|^TTeTun?erlangt haben, fur die Abschaffunn der Isolation von Pa- Hrnt°n nnH Gefangenen ein.

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Autorenkollektiv: KNASTALLTAG AM BEISPIEL MANNHEIM Der Mannheimer Gefa'ngnisskandal - Eine Dokumentation

Die Ereignisse, die im Sorrmer 1974 als "Mannheimer Gefa'ngnisskan- dal" in der Offentl ichkeit zum Teil bekannt wurden, bilden den Ausgangspunkt dieser Dokumentation uber den Mannheimer Knastall- tag. Die Todesfalle mehrerer Gefangener, der bekannteste Fall ist die Ermordung Hans-Peter Vasts - die "Pfingstschlagerei" von 1974 und die unzahligen MiBhandlungen und Folterungen an Gefangenen sind Beispiele, die die zerstbrende Brutal itat des Knasts deut- lich werden lassen. Die JVA Mannheim stellt dabei keinen Einzel- fall dar. Berichte aus anderen Gefangnissen bestatigen das immer wieder. Am Mannheimer Beispiel werden die Ursachen solcher bruta- ler Vorfalle ergrUndet und dokumentiert. Der All tag im Mannheimer Knast ist in alien seinen Erscheinungen gewaltta'tig, - ob es urn die Zuweisung von Arbeit, die Arbeit selbst, das rchlechte Essen, die mangelhafte arztliche Versorgung, die geringen AuSenkontakte, die sexuelle Isolierung vom Mann bzw. von der Frau, urn die abgestuften Hausstrafen bis hi n zum Bunker oder urn das schlichte, aber lang- fristig jede Persbnl ichkeit zerstbrende Schicksal des Eingesperrt- seins geht. Die Gewal ttatigkeit des Knasts tritt in alien Situa- tionen mehr oder weniger deutlich offen zu Tage. - Mit der Doku- mentation KNASTALLTAG AM BEISPIEL MANNHEIM ist eine Material samm- lung zusammengestell t, die gleichzeitig auch einen Erklarungszu- sammenhang flir die verschiedenen Vorfalle im Mannheimer Knast lie- fert, deren wahre Ursache die Verantwortl ichen abstreiten.

REIHE INTERNATIONALE SOLIDARITY, Heft 9

Portugal auf dem Weg zum Sozialismus Analysen und Dokumente

INHALT

MFA.POVO

POVO.MFA

1. PORTUGAL NACH DEM 25. APRIL 1974

Chronologic der wkhtigstcii Ercigmsse

2. PORTUGALS WIRTSCHAFTLICHE STRUKTUR Abhangtgcr Kapitalismus und Kolonialfrage

3. DIE BEWEGUNG DER STREITKRAFTE (M.F.A.) Ihrc Entstehungsgeschkhte und aktuclle Rollc

4. ARBEITER- UND BAUERNK.AMPFE

Bdsismohilisierung und ncue Organisatiunsformen

5. DIE PARTEIEN DER LINKEN

Ihre programmatischL-n Zielc und Stratcgien

6. ZLM VERHALTNIS BRD - PORTUGAL Portugal in der burgerlirhen Presse der BRD; Intcrvenlionsvcrsuchc der Bundrsregierung

16o Seiten, Preis DM 8.

Vevlag 2ooo GmbHj 60S Offenbach 4, Postfach 591

Diese Verantwortung auf sich nehmen, heiBt nicht nur diejenigen ankla- gen, zu deren taglicher Routine die Bedienung der Schalthebel des Gewal tapparates gehbrt, die die sensorische Deprivation der isolier- ten Gefangenen immer wieder aufs Neue produziert, mit jedem Gerichts- beschluB, mit jeder Amtshandlung eines Bewachers oder Gefangnisarztes etc. Diese Verantwortung auf sich nehmen hei3t auch, zu enthullen, welche Forschungen an wissenschaftlichen Instituten betrieben werden, die in der Technik dazu benutzt werden, die Isolierung von Patienten und Gefangenen zu perfektionieren. Nicht der Kapo, der dieKnbpfedes vorfabrizierten Folterinstruments bedient, ist der Hauptschuldige im neuzeitl ichen Foltersystem, sondern diejenigen, die in Kenntnis der Zusammenhange Grundlagenforschung betreiben, aus der die Methodik des Systems entwickelt wird und hervorgeht.

Die rein wissenschaftliche Erforschung der schen Deprivation wurde erst vor etwa 20 J griff genommen. Wie so haufig, wurden Fors methoden entwickelt aus intuitiv gewonnene reits lange zuvor angewandt worden waren. len, in denen sensorische Deprivation dure nur die Tigerkaf ige, die Isol ierabteilunge hauser, Gefangnisse und Konzentrationslage her die Felsenhbhlen und Kellerraume, in d wurden, die sogenannten "oubliettes". Und dert stammt ein reiches Arsenal von Zellen unser heutiges Gefangniswesen noch immer a Gefangnissen gibt es gewohnlich einige Zel ba'ude vollstandig getrennt sind und in den wacht werden. Die Indikation fur eine sole dieser Zellen, die in Holland "Dovencel" - wird meist nicht durch GerichtsbeschluB fe Gefangnispersonal uberlassen. So habe ich gen erlebt, der eines Verbrechens beschuld inn kennenlernte, seit seinem elften Leben isolierten Zelle einer staatlichen Erziehu qewesen war. Jahrelang waren weder Sonnenl zu ihm durchgedrungen. Kontakt hatte er nu Kunstlichterhielt er nur, wenn und solange sche drangen selbst dann nicht zu ihm dure tlir abschloB, dafur lag die Zelle zu tief war fur die damalige Zeit sehr gut gebaut. war der Junge durch diese abnormale Umgebu

Auswirkungen der sensori- ahren systematisch in An- chungs- und Experimentier- n Erkenntnissen, die be- Vorlaufer der Isolierzel- hgefUhrt wird, sind nicht n Psychiatrischer Kranken- r, sondern schon viel frli- enen Menschen eingemauert aus dem vorigen Jahrhun- -Einrichtungen, auf dem ufbaut. In diesen Zellen- len, die vom ubrigen Ge- en besondere Gefangene be- he Sonderbehandlung in einer

etwa: Dampfkessel - heiBt, stgestellt, sondern dem einen sechzehnjahrigen Jun- igt wurde und der, als ich sjahr in einer vollstandig ngsanstalt eingesperrt icht noch AuBengerausche r mit seinen Bewachern.

es ihnen gefiel. Gerau- h, wenn man seine Zellen- unter der Erdoberflache und

Als ich ihn kennenlernte, ng schwer deformiert.

In derartigen Zellen wurden zu Beginn der fiinfziger Jahre Beobach- tungen angestellt und Versuche durchgeflihrt mit Menschen in Abson- derungssituationen. Gegen Ende der fiinfziger Jahre wurden fiir diese Zwecke besondere Experimentierzellen gebaut, vor allem in den USA und in Kanada, die sogenannten "silent rooms". Viel spater erst wur- den derartige Forschungen in Deutschland aufgenommen. Aber die am meisten perfektionierte "stille Zelle" befindet sich momentan in die- cpm Land, im "Laboratorium fiir klinische Verhaltensforschung" an der Universitat Hamburg. Hier werden nicht nur die kbrperl ichen Reaktio- nen von Versuchspersonen beobachtet und gemessen, sondern auch □svchologische TestmaBstabe geeicht an Versuchspersonen, die sich fur einige Zeit in die "camera silenta" begeben.

- 21 -

1

»°n Menschen in versch Sen *^tSS fiziert man d1* Reaktionen dam, das unter dem intensiven Kate9c^n- Inner wieder zeigt sich sonschen Deprivation V a er ]aW andauernden Druck der sen-

folgende konstante BegleiteWK Und Panischen Reaktionen meistens Storungen der Wahrnehmung und derT^6" ZUm Vorschein kommen: stopie, illusionare Verfllsrtmf ^ken^nis (Halluzinationen, Auto-

l^HLJONSHAFT IN PER JVA TEGEL fHAUS III)

Jj J«n1 1973 wurde in der JVA Tegel (Haus III) eine acht Zellen um ;assende Isolierstation - jetzige Bezeichnung Sicherungsstation

tiggestell t !£* Documentation der Strafgefangenen fuhrt ». 30 Gefangene aur sen dieser Zeit dort eingesperrt -^- sind. Verbunden mit

ZtZ "J etwa def°™1eft2s fM»UK VeUti"e korperliche St»- Die Documentation der Strafgefangenen fuhrt ca. 30 Gefangene aur die

brieru m" t0:Un9en' funktione le nlr^J Hun9ergefUhl . Schlaf- jelt dieser ZeU dort eingesperrt worden sind. Verbunden rait die er

lerUr9 ("*•»*« bittern? ^: g^1^' ™torische Desequili- Jtaahme war der E tzug von Gemeinschaftsveranstal tungen wie Fern

I" den, Harnb,,™ c 61m Elektroschock USWl)' !! ?n' Diskussionen, Sport etc Aus Platzgrunden konnen wir hier

Beobachtun X9' HE,XLeriment (J- Gross u.a.l tat „„„ .... „„.,„, „,««, ^ BeisP^le herausgreifen. ,

In dem Hamburapr f*

Beobachtungen9LEdX r;esSrotokoGnSS U"a'> hat ma" a"f G™d dieSer u"« ^nschlicher Persb°l?rit ?Ine ^elnfachte 'Form der Klas Reakt onen auf die Experiments ^h ei?typen durchgefiihrt. Die f1!!" t te Werden d0^t in drei Kategorien einge-

2:j!SS:£SS!*tektion.;

Anlage und FrUhenW k ung «fS™JChkS1t?strukture"' wie sie durSh dlLl edenfalls unter dem IZl 7 "d ziemli=h stabilisiert sind.

3 dip LY1S die ^ktion^n der , C !treBsituationen langer liber-

"• die Kategorie der Reat+T^ 3' Kategorie;

sowohl der sozialen nd kuUu r.i? aUf Stimulationen der Umwelt, welt antworten. "ulturellen «ls auch der physischen Um-

S^liiSRS: .Wtfpffie' SsJ«nschl ichen Orga-

SrSic ungea^-Was "" ■«* ? "CW^ d?«"" Experiments 1st

liber mers?Mn-d^ner' ktinnte, umgeformt ^S,hyP°these fUr ^itere Un- tount^5Ke PersSilicnkei?ss?rn^ rd zu d°9«»t1schen Aussagen befinde' 6 dle Reaktionen von Mphc ,tU"en Ubernaupt. So wird be- befi den, elre Indikation des Wtl^ d1S sich in situation 2 °" "enter etwa wird W6S6ntll^en Kerns der Person! ichkeit"

DeJrivatiDnt,'aUte'1" ''^mPV^FS™ U- die verhafteten, kbnnen oh! ^ 5et2en> l™ mit der dp"nF°l*erdruck der sensorischen schwer'vp^°hl er in Wirkl ichkeit p^9e"tllchen" Person sprechen zu 6r Verk(-uPPelte Person vor sich hat Ch dl'6 Haftb^ingungen

man s" dipTCh,die A"wendung sehr ,np"-5armazeut1sche Mittel errei "oubl?et?e» ^PliZ-ierte Strukt r derP"^1SCher PraP^ate hofft Tablette 7,,'p e-flussn'9 machen 1h 2 e a Sllenta", der modernen -StS e„ s ^?lnchr- die d^ InSust ed^!lbentR«"Itate m^ ^'"e denken. ifll- kann. 0ie A^ua^^^J-J-jn

ner

- 22

12. Oktober 1974 sechs Tage Jsojiert.

SSlfi B R E I T F E L D

sB^tfeld wurde isoliert, weil an seiner ArtaltssteTle in der Schlos- Zlll e1ne mit Gas 9enillte D0Se Oefunden wurde. Dne |- »« ben °es Gasfeuerzeugs benutzte Dose stand bereits seit liber e .ner

der "-9ut sichtbar - an dem Arbeitsplatz Breitfelds.ohne oai

dp^ ^yul sichtbar - an dem ArDeitspio^ "■ = ...(.t

d^ aufsichtfUnrenden Beamten daran Ansto6 f nommen h"te- s rials B- "egen erheblicher technischer und 9es«ndheitlicner n S d 1m Betrieb Beschwerden schrieb, u.a an das Gesundh rfgr "«i der aufsichtfiihrende Werkbeamte V e t^t zuri Rost ansetzenden Dose und "vermutete ZU-.J erb eifUhrung von Explosionen (Bombe). Hsi,, Z lch zu den sechs Tagen Isolierung wurdf zur r afe von zwei Monatenund Einkaufssperre Bewahrung ausgesetzt wurde.

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t P r AnstoB an der in ihr ein Instrument

qeqen Breitfeld eine^ /erhSngt, von denen eiM

SG9EN

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November 1973 auf der ^^station und - 26. Juli 1974 in sogenannten ng

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in<:n„'" "uv«iiDer 1973 - ,■:■>. >jum ■"' : - rr,nv,rt

-^^HElLjiber acht Monate isol iert_bzw^ eingesjjeir^,

5lih?r wurde ebenso wie sein Zel le"mitbe^nn^H"Rarqeld "gefunden *> e n.d6r Saneinsamen Zelle eine Elsensage und Barge ^ ^^

tennte 6n' deren El'9entUmer bis heU .,

wa'hrend

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Gu'^r wurde

nennn'tbewohnerfthlilke isoliert, e

o ate i »"' "*' -, . , einer sozialknti-

nde Schiilke "nur"

"S TaSd nUn def- ebenso als EigentUmer in Fr e k am en D Ta9e isoliert wurde, war Gunther uber acntM°na" ialKrlLI-

; nT a11en Di"9en deshalb, weil G. aufgr nd einer s ^^ > vol lnstellung, seiner schriftllchen Beschwerden «e ivi1egier ten a ^9Hund seines Engagements. fur die ej ndeutig ^ Ha(jslelter Mavp^ landlschen Gefangenen zu einem Argernib

Gu^r wurde. . ,cniipruna au(3er Papie

Sr durfte wahrend der Uber achtmonatigen ^°^.fUTna9bak, Kaffee, C «ka und Radiobatterien keine Konsumartikel ohne Arbelt

wa^' *aren einkaufen, weil er angeblich verscnui . P " fofanQSnsn sp^s

cnenU"f,te Wahrend der Isolierung nicht m^ma"d-ka2ionsverbot zu ge- w4"nd d1ese nicht mit ihm. Um dieses Kommun ka* ■, mit einer

lrleisten, wurde der sogenannte Spion des J^ winkeleisen ab-

Ei 5ed

"•"Matte

ichtet

:n, wurae aer sogenarmi-c -k-— , ... mit winKei = ' :e vernietet, die ZellentLir yon 1"^' 1ttern vers und die Fenster mit engmaschigen Dranty

.ehen.

Die Stationsbeamten L e t z und L i n d e gaben, von G. auf die unmenschliche und rechtswidrige Isolierung bin angesprochen, zur Ant- wort, daB "uns Urteile vom Bundesverfassungsgericht und das Grundge- setz nicht interessieren, wir haben unsere dienstlichen Anordnungen vom Hausleiter Mayer, und danach richten wir uns." Zusatzlich zu der liber achtmonatigen Isolierung, dem Konsum- und Sprechverbot wurde Glinther mit zehn Tagen Bunker bestraft.

WOLFGANG Z E R N I K E

Vom 20. September - 1, November 1974 ca. zwei Monate isoliert,

Zernike wurde isoliert, weil er infolge privater Schwierigkeiten und AlkoholgenuB "durchdrehte" und die Einrichtung seiner Zelle zerstb'r- te.

Vor der Isolierung wurde Zernike in einer der laut "Tagesspiegel " und "Berliner Abendschau" mittelalterlichen und mit Kot und Blut be- schmierten sogenannten Beruhigungszellen "beruhigt". Obwohl diese laut Mitteilung der Anstalt (Tagesspiegel vom 3.11.74) nur stunden- weise belegt werden, muBte Zernike ca. 12 Stunden dort zubringen.

WILLI B D H N K E

Vom 23. Jul i - 22. August 1974 einen Honat isoliert.

Bbhnke wurde isoliert, weil er laut Verfligung des Anstal tsleiters Glaubrecht von 24. Jul i 1974 wiederholt durch 1 inksextremistische Agitation und verbotenen Kontakt zu isolierten Gefangenen hervorgetreten sein soil.

Bbhnke wurde erst nach einem dreiwbchigen Hungerstreik aus der Iso- lierung entlassen und ins Haus IV verlegt. Zusatzlich erhielt er eine Einkaufssperre.

HANS S 0 N T A G

Vom 18. Februar - 12. Ma'rz 1974 und

vom 23. August - 26. August 1974 ca. einen Monat auf der Isoliersta-

tion und

vom 12. Ma'rz - 23. August 1974 in der UHA Moabit isoliert.

5ontag wurde isoliert, weil e und Unterschriftensammlung fur teilgenommen hatte. Diese Akti tigung katastrophaler medizini DaB diese Aktivitaten nicht zu der Bericht des "Spiegel" iiber "Tagesspiegel" vom 2. November des fur die unzureichende medi lichen Dr. Bortz erwa'gt, weil nannten Arztes zu den Patiente gezogen worden ist - was auch ses III gegen Dr. Bortz zum Au Zusatzlich zu der ca. einmonat und einer funfmonatigen Isolie mit einer Hausstrafe von zehn

r an einer Aktion mittels Flugblatter eine Petition an den PetitionsausschuB on diente der Publikmachung bzw. Cesei- scher MiBstande im Haus III. Unrecht unternommen wurden, zeigen den KrestanprozeB und der Artikel im 1974, nach dem Korber die Versetzung zinische Versorgung hauptverantwort- das Vertrauensverhal tnis dieses soge- n vor Ort erheblich in Mitleidenschaf t im Boykott von 46 Gefangenen des Hau- sdruck kommt.

igen Isolierung auf der Isol ierstation rung in der UHA Moabit wurde Sontag Tagen Bunker belegt.

24

Jlirgen Hohmeier, Bielefeld:

PROBLEME DER SOZIALARBEIT IM STRAFVOLLZUG

Die folgenden Oberlegungen beziehen sich auf die Situation und die Probleme des Sozialarbeiters in Vollzugsanstalten, soweit sie durch die Organisationsstruktur dieser Einrichtungen bedingt sind. Es em- pfiehlt sich, von einer kurzen soziologischen Betrachtung dieses Typs von Organisationen auszugehen, den man als "totale Institution" oder "totale Organisation" bezeichnet hat. Auf dem Hintergrund der besonderen Aspekte der Organisation werden dann die Schwierigkeiten, mit denen es Sozialarbeit in der Strafanstalt zu tun hat, als die Folgen von spezifischen Rol lenkonfl ikten analysiert. Es wird damit nicht unterstellt, daB alle Probleme durch Rol lenkonfl ikte, also durch die Eigenschaften der Organisation und der Berufsposition in ihr, verursacht sind. Es scheint aber notwendig zu sein, sich zunachst einmal die strukturellen Bedingungen der Berufssituation anzuschauen, wenn man die auBerordentl ichen Schwierigkeiten verstehen will, denen die Sozialarbeit in der Strafanstalt ausgesetzt ist. Nach Mangeln in der Person oder in der Ausbildung zum Sozialarbeiter kann man dann immer noch fragen.

Bei "totalen Organisationen" handelt es sich urn soziale Einrichtun- gen, meist mit Anstaltscharakter, die durch die Aufnahme bestimmter Personen in ihren Mauern diese mehr oder weniger total von der Ge- sellschaft ausschlieBen. Der amerikanische Soziologe Goffman hat Organisationen dieser Art, zu denen Strafanstal ten, Psychiatrische Krankenhauser, FUrsorgeerziehungsheime, Kasernen und Kloster gehb- ren, einer eingehenden Analyse unterzogen. Der von ihm gepragte Be- qriff der "totalen Institution" wird hier durch den der "totalen Organisation" ersetzt, weil es in der Darstellung vornehmlich urn die strukturellen Aspekte dieser Einrichtungen geht. Totalen Organisa- tionen sind bestimmte Merkmale in ihrer Struktur gemeinsam, die es rechtfertigen, von einem bestimmten Organisationstyp zu sprechen.

Ein charakteristisches Merkmal totaler Organisationen ist zunachst, daB es in ihnen die fur moderne Gesellschaften typische Trennung zwischen Arbeits- und Privatsphare nicht gibt. Die Insassen verrich- ten ihre Arbeit und verbringen ihre Freizeit, wenn dieser Begriff hier liberhaupt angebracht ist, an einem Ort, was das Leben in ganz bestimmter Weise pragt.

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Dieses Leben unterliegt dann einer umfassenden Kontrolle, die sich auf alle Lebensbereiche erstreckt und Privatheit weitgehend aus- schl ieBt.

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Das Leber wird weiter bis in die Einzelheiten der ta'glichen Verrich- tungen durch einen umfassenden Plan ("Hausordnung" ) festgelegt. nie totale Fremdbestimmtheit ist ebenfalls eine Folge der bu'rokratischen und massenhaften Verwaltung aller Lebensbedu'rfnisse. Der Insasse to- tal er Organisationen kann sich niemals wirklich zuruckzi'ehen, unter-

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liegt standiger Kontrolle und ist in sei Vielzahl von Vorschriften gebunden. Ein daft die Organisationsmitglieder in die b ander getrennten und sich weitgehend fei Gruppen der Insassen (Strafgefangene, Pa des Anstaltspersonals (Verwaltungsbeamte Arzte, Sozialarbeiter etc.) aufgeteilt s sich in vol 1 ig unterschiedl ichen Positio Wechsel von der einen zur anderen Seite Zwischen den beiden Gruppen besteht eine Distanz, infolge der die Kommunikation s dig selektiv ist. Jede der beiden Seiten dar, die durch jeweils eigene Werte und subkultureller Pragung sowie durch negat der jeweils anderen Gruppe gekennzeichne

nem gesamten Handel n an eine anderes Merkmal ist ferner, eiden grundsatzlich vonein- ndlich gegenliberstehenden tienten, Rekruten etc.) und , Aufsichtsbeamte, Pfleger, ind. Eeide Gruppen stehen nen gegen'Jber, die einen prinzipiell ausschl ieBen.

fest eingerichtete soziale tark reduziert und hochgra-

stellt eine "Welt fur sich" Normen mehr oder weniger ive Einstellungen gegenuber t ist.

Totale Organisationen werden ferner in einem MaBe von Zwang bestimmt, daB alle Aspekte des Lebens in ihnen dadurch gepragt sind. Solche Zwangselemente sind etwa der totale AusschluB von der Gesellschaft mit dem Verlust der Mb'glichkeit, die Kontakte zu Angehbrigen und Be- kannten frei zu gestalten; die voll sta'ndige Fremdbestimmtheit aller Lebensvollzlige, die die Handlungsautonomie des Individuums auf ein - dem AuBenseiter kaum vorstellbares - Minimum reduziert; die zahlrei- chen Restriktionen, denen alle Bedlirfnisse unterliegen; die Unfrei- willigkeit der Arbeit und das Fehlen einer gerechten Entlohnung und - nicht zuletzt - der institutional! erzwungene Verlust jeder Mbg- lichkeit zu heterosexuellen Kontakten.

Es erscheint angebracht, die folgende Praxisfeldanalyse mit einigen sozialstatistischen Angaben zu beginnen. Nach einer 1968 in Nordrhein- Westfalen durchgefuhrten Erhebung entfa'llt auf 289 Insassen in den selbstandigen Vollzugsanstalten 1 Sozialarbeiter. Diese Relation dlirfte sich inzwischen zwar etwas verbessert haben, bei der starken quantitativen Belastung ist es aber in jedem Fall geblieben. Der Anteil der Sozialarbeiter am gesamten Anstal tspersonal betrug nur 1 49 %. Das Durchschnittsalter lag bei 46 Jahren. Sozialarbeit im Strafvollzug ist also nicht nur an einer groBen Zahl von Insassen zu leisten, sondern ist auch im Vergleich mit den anderen Bediensteten- nruppen'personell nur sehr gering vertreten.

Rp its infolge dieser Relationen muB sich Sozialarbeit weitgehend auf die "Sozialverwaltung" der Klienten reduzieren. So ist es denn auch gewiB nicht zufallig, daB sie vor allem am Anfang und Ende des Anstaltsaufenthalts tatig wird und sich hier fast ausschl ieBlich in mehr technischen Diensten, wie der Sicherstellung der Habe, der Bei- brinqung von Ausweispapieren sowie der Besorgung von Arbeit und Woh-

erschopft. Viel Zeit beanspruchen daneben die Stell ungnahmen 7u Griadengesuchen. Gemeinsam ist diesen Tatigkeiten, daB sie in eini-

Distanz zum Klienten, newohnlich vom Schreibtisch aus,erledigt 3prden Soweit eine eigentliche fLirsorgerische Zuwendung uberhaupt uorhanden ist, geschieht sie in den durchweg sehr groBen "Betreuungs-

uDDen" sowie in der Mitwirkung an der Erwachsenenbildung und Frei- 9eitaestaltung (Leitung und Vorbereitung von Kursen und Diskussions- riiDDen). Auch bei der Betreuung handelt es sich nun zum groBen Teil HJn routinemaBige Verrichtungen, wie die Befragung der Insassen

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AUFRUF: MATERIAL OBER KNASTSITUATION IN DER BRD

Wir, die Theatergruppe MALOCHE gige, m'cht partei- Oder organi sucht, spezielle Probleme ganz dem wir sie spielerisch darstel sonst kein Theater macht. Wir s verschiedener politisch linker seit ungefahr einem Jahr. Auch stlitzung, lediglich in schauspi Hinsicht ist uns das Westfalisc xel behilflich.

Castrop-Rauxel , sind eine unabhan- sationsgebundene Gruppe, die ver- spezieller Gruppen aufzuzeigen, in- len. Theater fur Leute, urn die man etzen uns zur Zeit aus 6 Personen Richtungen zusammen und existieren finanziell bekommen wir keine Unter- elerischer und organisatorischer he Landestheater in Castrop-Rau-

Wir haben bisher zwei Stlicke gespielt bzw. spielen sie jetzt, die sich beide rait Lehrlingsproblemen beschaftigen. Beide Stlicke wur- den vom Gruppenmitglied Reinhard SpieB in Zusammenarbeit mit der Gruppe selbst geschrieben und produziert. Zur Zeit Libernehmen wir gerade ein von Mannheimer Genossen geschriebenes § 218-Stiick.

Als nachste Produktion haben wir dann ein Stuck Liber die Knastsi- tuation in der BRD geplant. Dieses Stuck soil wiederum selbst pro- duziert und in Zusammenarbeit mit Insassen der Castroper Vollzugs- anstalt Maisenhof geschrieben werden. Das Stuck muB bis Marz 76 stehen, denn im Marz hat die VHS Castrop-Rauxel bereits eine Auf- fuhrung gekauft.

Wir mbchten euch nun bitten, uns u'ber dieses Theraa Material zu schicken, (speziell Folter- und Isolationshaft, aber nicht nur u'ber politische H'a'ftlinge, sondern auch allgeraeine "Kriminalita't"/ Denn darauf kommt es uns an: zu zeigen, daB diese Gesellschaft schuld ist, den moral ischen Zeigefinger mal weglassen und klar- machen, daB man nur etwas a'ndern kann, wenn man die Gesellschaft a'ndert. Wir kbnnen jedes Material gebrauchen, sagen aber jetzt schon, daB wir es wohl nicht bezahlen kbnnen. Vielleicht laBt ihr aber trotzdem mal von euch hb'ren und schickt uns ein paar Sachen. - Wenn ihr das tut, schreibt bitte dabei, wenn ihr ferner nicht erwa'hnt werden wollt. Falls das nicht der Fall ist, nehmen wir an, daB es euch recht ist, wenn wir bei Auffiihrungen und unse- ren Plakaten euren Namen und eure Unterstu'tzung erwahnen.

Alles nahere ist zu erfahren bei: Theatergruppe MALOCHE c/o Rein- hard SpieB, 462 Castrop-Rauxel, Bussardstr. 6

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("Eingangsgesprach") , die tatsachlich mehr auf den "Durchlauf" durch die Anstalt als auf die Bedlirfnisse und die Fbrderung der Insassen bezogen sind.

Fur die Arbeit im Strafvollzug stellt die "Dienst- und Vollzugsord- nung" aus dem Jahre 1961 den rechtlichen Rahmen dar. Bei einer Durch- sicht dieser Verwaltungsvorschrift fa'llt auf, daB einmal Sozialarbeit in nur wenige begrifflich recht verschwommene Empfehlungen gefaBt ist, die in der Intensitat und Qualitat der Ausfiihrung jeder Anstalt Liberlassen bleiben, und daB zum anderen in die Ausfiihrung an gerade fur die fiirsorgerische Zuwendung wesentlichen Punkten restriktiv eingegriffen wird. nies ist etwa der Fall, wenn in den "allgemeinen Berufspflichten", die auch fur den Sozialarbeiter gelten, festgelegt wird, daB "jeder nichtdienstl iche Verkehr der Bediensteten mit den Gefangenen unzulassig ist" (Nr. 35), daB "gegenuber Angehbrigen und Freunden der Gefangenen sowie Entlassenen ... auBerste Zuriickhaltung geboten" ist (Nr. 35) oder daB "dem Anstaltsleiter alle wichtigen Vorgange unverzligl ich zur Kenntnis zu bringen" sind (Nr. 43). Auch wenn die gegenwa'rtige Praxis nicht mehr liberal 1 diesen Vorschriften entsprechen dlirfte, so stellen sie doch eine Bedrohung und Einschran- kung jeder autonomen Sozialarbeit dar. In diesem Zusammen hang ist noch anzumerken, daB der Entwurf der Bundesregierung fur ein Straf- vol lzugsgesetz den Handlungs- und Kompetenzbereich der Sozialarbeit im ganzen weder eindeutiger noch groBzligiger festlegt, so daB auch in Zukunft von dieser Seite keine Verbesserung zu erwarten ist.

Neben der Relation zwischen Sozialarbeitern und Klienten und den rechtlichen Vorschriften, an denen sich Sozialarbeit zu orientieren hat, bestimmt vor allem die durch die Organisationsstruktur vorgege- bene Position und Rolle die Berufssituation des Sozialarbeiters.In weit grbBerem MaBe noch als die bislang dargestell ten Faktoren.be- dingen strukturelle Zwa'nge, daB eine Sozialarbeit, die sich an ihren Klienten orientiert, auBerordentlich erschwert und in ihren Mbglich- keiten eingeschrankt ist-

Fur die Position ist zunachst kennzeichnend, daB es sich urn eine Stabsstelle auBerhalb der hierarchisch angeordneten Verwaltungspo- sitionen handelt, der als solche lediglich bestimmte "Hilfsfunktio- nen" Ubertragen sind. Uesentlich ist ferner, daB die Sozialarbeiter eine Randgruppe in einer Organisation sind, die nicht prim'a'r das 7iel der Sozialarbeit verfolgt. Der Strafvollzug selbst "rollt" auch ohne diese Berufsgruppe ab. In dieser Stellung liegt einmal die Ge- fahr zu einer Isolierung gegeniiber den anderen Personal gruppen be- nrlindet, die durch die geringe Zahl von Berufsangehbrigen noch ver- sta'rkt wird. Zum anderen dlirfte es bereits aufgrund der Position

hwierig sein, die eigenen Belange in der Anstalt durchzusetzen und auf die Entscheidungen der Anstaltsspitze einzuwirken.

Drei Aspekte der Anstaltsstruktur sind es dann vor allem, die auf die Berufsrolle einwirken. Einmal ist dies die vorrangige Ausrichtung 3iies Anstaltsgeschehens auf die Ziele der "Sicherheit" , d.h. auf

inen jede Entweichung verhindernden EinschluB aller Handlungsablau- fe die mit der Verwahrung und Verwaltung der Insassen zu tun haben. Andere Ziele wie humane Behandlung, effektive Verwaltung oder Reso-

ialisierung treten in den weitaus meisten Anstalten hinter diesen

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beiden Zielen zuriick, wie eine Funktionsanalyse zentraler Aktivita- ten und Entscheidungen in der Organisation schnell zeigt. Auf diese Rangfolge in den Zielen muB sich auch Sozialarbeit einstellen, wenn sie nicht von vornherein wirkungslos sein will. Zum anderen sind Strafanstalten noch immer streng hierarchisch gegl iederte und nach starren biirokratischen Grundsatzen verfaBte Organisationen, in denen flir jedes Handel n bestimrate Regeln und fur jede Kommunikation bestimm- te Kanale vorgesehen sind. Der Handlungsspielraum des einzelnen ist deshalb, weil durch allumfassende Regelungen, Verfiigungen und Kassen- vorschriften eingeengt, gering. Ein drittes strukturelles Merkmal totaler Organisationen, das fur die Berufssituation auch des Sozial- arbeiters besonders wichtig ist, muB in der bereits erwahnten Auf- teilung der Organisationsmitgl ieder in die Gruppe der Insassen und des Anstaltspersonals gesehen werden. Beide Gruppen schlieBen sich voneinander ab und bilden eine besondere Subkultur, die der jeweils anderen Seite den Zugang verwehrt.

Auf dem Hintergrund dieser strukturellen Aspekte lassen sich die Schwierigkeiten, denen Sozialarbeit in totalen Organisationen ausge- setzt ist, unter anderen als die Folgen von Rollenkonf 1 ikten ver- stehen, die als solche in der Organisationsstruktur angelegt sind. In der Berufsrolle des Sozialarbeiters in Strafanstalten sind drei verschiedene Rollenkonflikte festzustellen. Ein erster Konflikt er- gibt sich aus den unterschiedl ichen Zielen der Organisation, inso- fern sich diese in verschiedene Vernal tenserwartungen an den Sozial- arbeiter umsetzen. Aus so unterschiedl ichen Zielen wie mbglichst sicherer Verwahrung, reibungslosem Funktionieren, wirtschaftl icher Rentabilita't, humaner Behandlung und sozialpadagogisch-psychologi- scher EinfluBnahme resultieren ganz unterschiedl iche Erwartungen, die im Handeln des einzelnen miteinander vereinbart werden sollen. Ein derartiger Konflikt muB umso scharfer sein, wenn, wie es in den Anstalten der Fall ist, die Organisation dominant an den Zielen "Sicherheit" und "Funktionieren" orientiert ist, die Berufsrolle des Sozialarbeiters aber primar auf ein ganz anderes Ziel ausgerichtet ist. Der Zwang, so unterschiedl iche Belange wie die sozialpadagogi- sche Zuwendung und die Berucksichtigung von "Sicherheit und Ordnung" miteinander in Einklang zu bringen, dUrfte subjektiv eine stetige Verunsicherung bedeuten und eine autonome Sozialarbeit objektiv stan- dig im Sinne eines Eingehens auf die Sicherheits- und Ordnungsbelan- ge gefahrden.

Ein anderer Rollenkonflikt liegt in dem Verhaltnis zu den Insassen auf der einen und den Personalangehbrigen auf der anderen Seite begrlindet. Der Sozialarbeiter steht aufgrund seiner Berufsrolle im Brennpunkt unterschiedlicher Erwartungshaltungen. So erwarten die Insassen Hilfe, Unterstlitzung und personal e Zuwendung, wahrend es den Aufsichtsbeamten als der grbBten Personalgruppe vor allem darum geht, bei ihren "verwahrenden" Aufgaben unterstiitzt zu werden. Den Erwartungen der einen Oder anderen Seite nicht zu entsprechen, ist dabei gleichermaBen folgenreich, da beide Gruppen u'ber ein vielfal- tiges Arsenal von informellen Strafen verfligen.

Der Rollenkonflikt wird, was das Verhaltnis zu den Aufsichtsbeamten betrifft, noch dadurch verstarkt, daB diese die natlirl ichen Konkur- renten des Sozialarbeiters in den Beziehungen zu den Insassen sind.

30

Aufgrund ihrer Tatigkeit haben sie namlich einen haufigeren Kontakt zu den Insassen und stehen diesen in mehrfacher Hinsicht sozial naher, was auch die Sprachbarrieren geringer erscheinen la'Bt, als dies dem Sozialarbeiter in seiner Position mbglich ist. Es entsteht in dieser Situation dann leicht eine gewisse Rival itat, in der das Verhalten der anderen Seite als Storung im eigenen Aufgabenbereich empfunden wird.

Trotz des starken Erwartungsdrucks ist der psychologische Zugang zu den Insassen durchaus nicht unproblematisch. Die auftretenden Schwie- rigkeiten haben wiederum zunachst strukturelle Ursachen, von denen hier lediglich zwei angeflihrt werden sollen. Einmal hat die Zwangs- situation in der Anstalt bei den Insassen die Tendenz zur Folge, zwischen den einzelnen Personalgruppen nur wenig zu differenzieren und auch den Sozialarbeiter in einem "Sanktions-Bezugsrahmen" wahr- zunehmen, innerhalb dessen sie ihm mit einem tiefwurzel nden MiBtrau- en begegnen. Zum anderen treffen einige seiner Tatigkeiten, insbe- sondere alle sozialpadagogischen Zuwendungen, auf die Abwehr der In- sassen-Subkultur. Dies ist damit zu erklaren, daB die Subkultur in doppelter Hinsicht eine Schutzfunktion flir den Gefangenen erfiillt: sie mildert die Haftsituation und unterstiitzt das durch die extremen Lebensumstande bedrohte Selbstwertgeflihl . Beides sehen die Insassen durch die Interventionen des Sozialarbeiters bedroht. Dieser Zusam- menhang dlirfte durch den in der Methode vorherrschenden Einzelge- spra'chszugang noch verstarkt werden.

Oer dritte Rollenkonfl "doppelten Mandat" des Zugehbrigkeit zu einer Konflikt liegt hier in begriindet, die einerse anstalt und anderersei in der Ausbildung verm und Werte mlissen stand was in vorrangig am Si dentlich schwierig sei

ikt schlieBlich ergib

Sozialarbeiters, d.h

Organisation und zu

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its von den dominiere

ts von den Verhaltens

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t sich aus dem sogenannten

aus der gleichzeitigen einer Profession. Der von Verhal tenserwartungen nden Zielen der Vollzugs- normen und -werten, die en. Professionelle Ziele tion durchgesetzt werden, erten Anstalten auBeror-

Die skizzierten Rollenkonflikte haben ein erhebliches MaB an Verhal- tensunsicherheit, an psychischer Belastung und an Frustrationen zur Folge, die bei den gegenwartigen Verhal tnissen in unseren Strafan- stalten kaum durch positive Erfahrungen aufgewogen werden kbnnen. Die besondere Scharfe dieser Probleme und der in der Arbeit erfahre- nen Entfremdung kommt etwa in der hohen Rate unbesetzter Stellen sowie in der hohen Fluktuation zum Ausdruck.

Es bleibt zu fr und welche Verh und Konflikte z sen sich bei So Einmal gehbrt d Schwierigkeiten man die Stelle tet. Ein andere Erwartungen ihr beiters, daB ma

agen, wie der einzelne in altensweisen er ergreift, u bewaltigen. Die folgende zialarbeitern im Strafvoll azu der Versuch, die mit d und Konflikte in der Pers aufgibt oder indem man sic r Weg liegt in der Anpassu es leitenden Personals. D n die Sicherheits- und bur

dieser Situation reagiert urn die tag! ichen Probleme n drei Reaktionsweisen las- zug recht haufig beobachten. er Berufsrolle verbundenen on auszutragen, etwa indem h in eine Krankheit fluch- ng an die Anstalt und die h. im Falle des Sozialar- okratischen Belange zu

- 31 -

berlicksichtigen und auf Kosten ei'ner ausschlieBlichen Orientierung an den Klienten in die flirsorgerische Arbeit einzubeziehen versucht. Eine dritte Moglichkeit, fLir die aufreibenden taglichen Probleme einen Ausweg zu finden, besteht schlieBlich darin, sich auf nur eine oder doch einige wenige spezielle Aufgaben zurlickzuziehen. Auf einer derartigen "Insel", wie sie etwa das Organisieren des Bastelns Oder die Planung von Freizeit- und Sportveranstaltungen darstellt, la'Bt sich Konflikten und Entscheidungen weitgehend aus dem Wege gehen und ein Stlick - freilich folgenloser - Autonomie retten. Ein Merkmal die- ses letzten Ausweges ist in der Regel, daB die Arbeit stark forma- lisiert ist und von der sicheren Distanz eines Schreibtisches aus geschieht.

Der Aufweis dieser typischen Konfl iktldsungsversuche sollte nicht im Sinne eines Vorwurfs an die Adresse der in der totalen Organisation "Strafanstalt" tatigen Sozialarbei ter miBverstanden werden. Es sei deshalb wiederholt, daB die umrissenen Konfl ikte und Zwange in der Organisationsstruktur der Strafanstalt selbst begr'u'ndet sind. Diesem Druck nachgegeben zu haben, bedeutet deshalb nicht die Schwache des einzelnen, sondern weist auf den enormen Druck hin, der von der Or- ganisation ausgeht. Dem Druck kann deshalb auch kaum durch indivi- duelles Vernal ten begegnet werden, sondern er kann nur durch struk- turelle Veranderungen beseitigt werden. Da die Position und Rolle des Sozialarbeiters in die Struktur der Vollzugsanstal t eingebettet ist, ist eine Verbesserung der Berufssituation zunachst nur durch Veranderungen der Organisation zu erreichen. Diese Veranderungen hat- ten vor allem darin zu bestehen, daB dem Sozialarbeiter mehr Autono- mic und mehr Kompetenzen, insbesondere im Hinblick auf die Entschei- dungen an der Anstaltsspitze, gegeben werden.

Die Stadt Erkrath, 35 4oo Einwohner, sucht

1 Sozialarbeiter oder 1 Sozialpadagogen mit staatlicher Anerkennung

flir die Leitung eines Hauses der "Offenen Tur", das in KLirze in Be- trieb genommen werden soil.

Der Bewerber soil kontaktfreudig und bereit zur Teamarbeit sein.so- wie u'ber Kenntnisse fur die Vermittlung von Freizeit- und Bildungs- angeboten verfligen.

Die Vergutung erfolgt nach dem BAT IVb. Die Stadt ist bei der Wohn- raumbeschaffung behilflich.

Bewerber senden bitte die entsprechenden Unterlagen an die Stadt- verwaltung Erkrath, 4oo6 Erkrath, Postfach 22o

Karola Pirl , Kbln:

SOZIALARBEITER IM KNAST - "PRAKTISCHER LEITFADEN"

nen scheitern in der Knastarbeit, bevor

haben, ehe sie auch nur einen Beitrag chlichen Situation leisten konnten. diesem starren System kann man nicht

sich nicht wie ein Blinder in diesen

st FuBangeln legt.

flir eine Sozialarbeit im Knast zusam- wie man im Apparat zurechtkommt und

en benutzen lernt. Erst dann werden wir die eine weitere Deklassierung der

Viele linke Sozialarbeiter-in sie dort uberhaupt FuB gefaBt zur Veranderung dieser unmens Auch deshalb sagen viele: in arbeiten.

Ich meine: man kann, wenn man Apparat begibt oder sich selb Mein Versuch, einen Leitfaden menzustellen, soil aufzeigen, ihn im Interesse der Gefangen Veranderungen bewirken kbnnen Gefangenen verhindern.

- Die Bewerbung -

nie Bewerbung sollte direkt an die Justizvollzugsanstal t (JVA) ge- richtet werden, in der man arbeiten mbchte. Eine vorherige Kontakt- aufnahme zu einzelnen Mitarbeitern der JVA, z.B. bei Vortragen, Ta-

nqen, uber personliche Beziehungen usw. ist gut, wenn man bislang in der'lnstitution niemand kennt. Ober solche Informationsgesprache, Presseberichte der Tageszeitungen, die man in Archiven jeweils nach- lesen kann, kann man die Mogl ichkeiten erst einmal einschatzen und sich damit den Bewerbungseinstieg erleichtern.

Her in einer totalen Institution arbeiten will, muB von vornherein suchen, sich deren Spiel regeln klarzumachen und sie in sein Ver- halten einbeziehen. Ich habe einige Bewerber erlebt, die bereits heim ersten Schritt stolperten. Der Apparat legt Wert auf AuBerlich- keiten Das heiBt in diesem Fall: eine korrekte, ausfu'hrl iche Bewer- h„nq- plinktlich zum vereinbarten Vorstel lungstermin zu erscheinen und ein den biirgerl ichen Normen entsprechendes fluBere. Und dann ar-

mentieren die Genossen: warum soil ich mich deren Normen unter- ^orfen7 Ich habe nun endlich die "KonsumscheiBe" uberwunden und las- cp mien nicht vergewal tigen. Okay! Aber ist es wirklich sinnvoll, da6 es durch die Einstellung zu solchen "Kleinigkeiten" gleich zum Eklat kommt?

ftif das Vorstel lungsgesprach sollte man sich gut vorbereiten. Die inzige Moglichkeit, sich zu "verkaufen" , ist als engagierter Sozia beiter, der bereit ist, den Gefangenen mit den Methoden der sozia Vn Arbeit zu helfen. Eigene Vorstel lungen und Ansatze aus dem bis- hprioen Arbeitsbereich sollten klug dosiert vorgetragen werden. Do- k .mentationen des fachlichen und politischen Theoriewissens, evtl . nofh im Soziologenjargon vorgebracht, sollte man nach Moglichkeit vermeiden - und das nicht nur beim Bewerbungsgesprach.

- 33

III ^^M-ffirS* -gV W.P hW^V'-auf- dender sein JUt! B«"*e11uns ew pS -°rher fu> Praktika In Knast men Oraan «♦ U die "itarbeii/M )t*u ^^rleiters kann entschei-

9 belm "standigen Junizvol I; le JVA ^urwortet die Ein- ""izvollzugsamt, der Mittelbehdrde.

der erfahrene Knii nUngen us*- qH^Tdnun9' Richtlinien,

"iken beibrina^ le?e kann ei^ Knasffi ' *ennenzulernen. Nur

hre

dpn ».„.. -Tschen. In Zweifel sfu "^rnehmen und sie mbglichst anderpr n< ^. C;i oolite man sich Rat bei

ickter

^ - ""Z"-" ^ept.ert, aurh ^n/^

ul«[ zu beherrsrhr, t B'elc1 zu Lihprnok ""-""men una spi - 34 - 61ch akzeptiert, auch wenn dip

^terschiedlichen politischen Einstellungen "£n*°n^nfm ™I re"- Bis man fm eigenen ZustSndigkeitsbereich wie em Ft sen Ser schwimmt, vergehen mindestens 6 Monate. Ei

■■•" nine von Vordrucken kann man t.o. ■=■"- •-■■»: he - . .

"«" avon ausgeht, da(5 Richter, die Uber Gnade gesuche ..... t

b.f der Vielzahl der "Kleckerfalle" nurlnteress e rt, op ^

dle Entlassung befurwortet oder nicht, kann man in der

™e kuw das Arbeitsverhalten und die Fdhrung (°>"dnung m kennzeich_

^Iten sind leider nach wie vor die wichtigsten Kriter ; ^^

"e" und auf tiefergehende Aspekte verzichten, wenn

9enen nicht schadet. . . .+or aucn sehen, daR er

J" d.iesera Zusammenhang muB der Sozia arbe ter aucn s ^ Gefan_

v°n den vielen.fur die er verantwortlich /ist, "u.

9enen

standigen Gesprach sein kann

Die me

isten mu!3 er verwalten.

•■" ^.anu.gen Gesprach sein Kann. "'-•■;- -^, ht er diese Begren- d dies sollte er so optimal wie *Bglich turn S^eht er die er I n? nicht, verliert er sich in einer FU1 le von PrODie ei"fach nicht angehen, geschweige denn losen kann. F. j.R Her Sozialarbeiter

III zweiter eigenstandiger Schritt mu? "^'^offenen Gefangenen scheidungen! die er treffen muB, mit d em be t e jnterscn,-ed- d^hspricht und dessen Vorschlage "Jiteinbezieht , mit s iiShS Mei"ungen bestehen bleiben oder der »"«^ 1ngt, sollte .^tellungen bei der Anstaltsleitung nicht durch "^chwardewM d^ Gefangenen Uber den diesem meist unbekannten . ^ Wahr.

Worm1ereni ihn uber. seine Rechte aufklaren und Gefangene,

"ehmujjg seiner interessen helfen. Es gibt nocn « i lnstznz,

mit seinen er

. - ....« oerechtigten HescnweruK.. "-";;':.„ Nacnteile befiirchten rrjnstaltsleiter, zuriickziehen, well ie Na=n t a]j eine

*?" ihran Versuch, sich zu wehren, bleibt "^*= uenen ybeiehrt ^da>-e Bemerkung in der Personalakte: 'Den Getange

iJfSt sich einsichtig.' ' ^hritte wird es notwendig

In dieser Phase der ersten "tendenziosenjchr^ ^ suchen die "

p.. --< i nose uti eritcn -^-' ,. rtf

K J> sich Bundnispartner unter den Eediens

den BediensMw- « einmal gegen sind, in speziellen Fallen oder auch Pr^pvielzahi solcher

KnLV?rherrschende Meinung Front zu macl^" tiq K0ntakte ist im weiteren Arbeitspro^ss Wichtig

sprozess

litp well Ja i?.^«er Anfangszeit, in der ich oft f^^g schien, wurde

mlkrrn ?in" hStte U?d d6H n^fnne ) d "Ren gemeinsaniu be ;e^e mlr Sehr wichtia_ mit Freunden( nnen; u

"■'-•' " *iu?prt zu werden. eder neu motiVierWL. ^^ mich;

nur Gefwgene'"na'ben ihren Knastkoller^ ,jberlassen werden.

j- •■■'! sehr wichtig,

**1cht nachzudenken und immer^wi

,ese Institution darf nicht nur der Reaktion

i^ii nrciuggn Gefange-

n^e ^lichkeit, die Vereinzelung und V«^ffiS^gl?chst viele

^nigstens teilweise aufzuheben, seha

Drnn Von drauSen in den Knast zu hoi en. Drogenberatungsstel le. s2!R5Wng1se kbnnen mit Vertretern der Droge effektiver

exuaUater mit Mitarbeitern von Pro-Fami na _ 35 .

:

kutieren als mit einem allround-Sozialarbeiter. Es ist sinnvoll, fiir die verschiedenen Tatergruppen entsprechende Fachleute der re- gionalen Umgebung fur eine Mitarbeit zu interessieren.

In vielen Fragen, die sie direkt betreffen, wissen die Gefangenen kaum Bescheid. Jeder Gefangene hat jedoch ein Interesse daran, zu erfahren, welche Mbglichkeiten ihm das Arbeitsamt nach der Entlas- sung bietet, was die Bewahrungsaufsicht fiir ihn bedeutet, was ihn am Arbeitsplatz erwartet. Kurse von Arbeitsamtvertretern, Bewa'h- rungshelfern und Richtern und von Gewerkschaftern zu den verschie- denen Fragenbereichen werden von Gefangenen meist gut besucht. Deshalb sollten sie regelma'Big angeboten werden.

Einige Gefangene haben keinen Oder kaum Kontakt nach drauSen. FLir sie ist es wichtig, sich einmal mit jemandem aussprechen zu kbnnen, der von drauBen kommt, der einfach mal Zeit hat, zuzuhoren. Solche Kontakte kbnnen uber Besuchergruppen geschaffen werden, interessier- te Burger, die man z.B. bei Diskussionen uber den Strafvollzug wer- ben kann. Sie sind unter Umstanden auch eine entscheidende Hi If e, wenn z.B. ein Gefangener nach der Entlassung nicht weiB, wo er hi n soil und wie er sich drauBen zurecht finden kann.

Alle diese "freien Mitarbeiter" mussen in der ersten Zeit ihrer Tatigkeit hinter Gittern vom Sozialarbeiter intensiv beraten werden. Mitarbeiter, die Briefe Oder Alkohol mit in die Anstalt bringen, urn den Gefangenen etwas Gutes zu tun, katapultieren nicht nur sich, sondern evtl . die ganze Gruppe aus dem Knast. Es gibt auch Gruppen, Biirgerinitiativen, Vereine, Institutionen, die fiir eine einmalige Zusammenarbeit gewonnen werden kbnnen. Sie veranstalten haufig Aktionswochen, die mit Ausstel lungen, Diskus- sionsabenden, Filmen versuchen, iiber Randgruppen zu informieren. Hier sollte man das Thema Knast ansprechen. Zur Vorbereitung und Durchfiihrung einer Knastaktion mussen sich die Veranstalter an den Justizminister zwecks Genehmigung wenden.

Je mehr Hi If e es von drauBen gibt, umso eher besteht die Chance, daB die Zustande im Knast publik werden. Und das ist dringend nbtig. Nur unter dem Druck der Dffentl ichkeit werden wenigstens einige MiBstande abgebaut oder beseitigt werden.

Da der Apparat jedoch extrem dffentl ichkeitsscheu ist, muB der So- zialarbeiter gerade an diesem Punkt gut taktieren. Er darf sich auf keinen Fall in die vorderste "SchuBlinie" begeben. Seine Aufgabe sehe ich eher darin, mbglichst viele Kollegen zu einer Vorberei- tung solcher Aktionen zu motivieren, unter einem Stichwort, das sie selbst akzeptieren, wie z.B.: Mr wollen doch wohl alle nicht, daB man uns wieder so schlecht in der Offentlichkeit macht.

Ein anderer Aufhanger: der Minister kommt und die Presse mit ihm. Diesmal werden nicht 'flinf vor zwblf ein paar Gefangene aus den Be- trieben geholt, die etwas iiber das Essen herstottern und eigentlich mit diesem "hohen Herrn" vbllig liberfordert sind. Diesmal trifft er auf einen gut vorbereiteten Gefangenen-Arbeitskreis, der ihn Uber die Zustande im Knast aufklart und ihm - in Anwesenheit der Presse - peinliche Fragen stellt. Die kann er dann nicht mit einem, es wird schon werden, abschmieren.

Bei all diesen Unternehmungen darf der Sozialarbeiter und diirfen die 'freien Mitarbeiter' jedoch nie vergessen, daB die Probleme des Gefangenen immer Ausgangspunkt der Bemuhungen sein mussen.

- Solidarisierung der Gefangenen -

Der Gefangene hat in der Regel die Unterdruckungsmechanismen der Gesellschaft, die ihn in den Knast gebracht haben, verinnerlicht. Zum Beispiel akzeptiert er, daB es in der Gesellschaft ein Oben und Unten gibt. Deshalb ist die Gefangenen-Hierarchie eine der ersten Mauern, die eingerissen werden mussen. Der Sozialarbeiter sollte den Gefangenen helfen, sich uber ihre gemeinsamen negativen Lebenserfah- runqen bewuBt zu werden.

Ein weiterer Schritt ist, die Gefangenen zu solidanschem Handeln ermuntern. Zur Zeit fallt es ihnen namlich noch leichter, sich aeqenseitig kaputtzumachen, als das System zumindest anzukratzen, das sie kaputt macht. Der gemeinsame enge Lebensraum, die gleichen Einschrankungen bieten Ansat2punkte zur Sol idaritat, ohne daB das Ganze fur die Anstaltsleitung gleich nach Gefangenen-Meuterei aus- sieht Fiir Menschen, die es gewohnt sind, sich immer im Unrecht zu sehen^ ist dies ein gewaltiger LernprozeB.

Die ersten Ansatze zur Solidaritat kbnnen z.B. die Uberteuerten und srhlechten Einkaufsmbgl ichkeiten sein, der eingeschrankte Zeitungs- hpzuq usw Das jeweilige Problem muB mit den Gefangenen grundlich prarbeitet werden. Zum Beispiel ist beim Einkauf ein Preisvergleich durch die Angebote der Tageszeitungen mbglich. Die Gefangenen ler- ° Sicn zu helfen, sich zu korrigieren, etwas zusammen zu machen. Fs kann allgemein Uber Konsumverhalten diskutiert werden, eine Sa- rhP die viele in den Knast gebracht hat (Klauen). Die Mbglichkeit oines Boykotts bestimmter Artikel kann erwogen werden. Evtl. werden Antraqe gestellt, daB sehr teure Sachen von drauBen mitgebracht wer- Apn kbnnen. Wenn das Thema ausdiskutiert ist, sollte der Anstalts- 1 Piter und der verantwortliche Beamte, in diesem Fall der Wirt- <;rhaftsinspektor, zu einer gemeinsamen Diskussion eingeladen werden. uipnn die Gefangenen sich in diesem Gesprach ernst genommen fuhlen und mit ihren Argumenten ankommen, ist dieser Erfolg schon die gan- 7P Anstrengung wert gewesen. Ich habe erlebt, daB ganz schnell ein liner Kaufmann da war, weil die faulen Eier, die sein Vorganger verkaufte, am Einkaufstag beim Anstaltsleiter auf dem Schreibtisch landeten.

Fin nachster Schritt ist, die Gefangenen anzuregen, nicht nur auf Hp bestehenden Zustande zu reagieren, sondern selbst die schembar mvpra'nderlichen Knaststrukturen anzukratzen. Mitbestimmung der Ge- ■Fanapnen ndglichst unzensierte Gefangenenzeitungen, ein Rundfunk- H Freizeitrat der Gefangenen, in denen ein Beamter nur eine Bera- trfunktion hat, sind zwar letztlich systemimmanente Aktivitaten. c* starken jedoch die Gefangenen auf einem ihnen neuen Weg: sich fUr die Gruppe einzusetzen, urn dadurch auch die eigene Situation zu verandern.

36

37

- Einzelne konnen nichts tun? -

"Wenn ein Sozialarbei ter allein in eirie Institution geht, ist er verraten und verkauft". Diese richtige Behauptung geht jedoch von der Idealvorstel lung aus, daB die Justiz bereit ist, eine Gruppe von Kollegen, die sich gemeinsam bewerben, einzustellen. Die Planstellen sind oder werden knapper und es wird wohl auch immer schwieriger, als einzelner mit kritisch-sozialistischem BewuBtsein Liberhaupt ein- gestellt zu werden und sich zu behaupten. Machen wir uns nichts vor. In alien sozialen Arbeitsbereichen sind wir letztlich auf uns allein gestellt und mussen durch Zusammenarbeit mit rechten und liberalen Kollegen versuchen, unsere Arbeitsansatze zu retten.

Ein Ansatzpunkt flir solche Zusammenarbeit kdnnte sein, daB die Kol- legen auch ihre Schwierigkeiten mit der Institution haben. Manche decken sich mit unseren, wie z.8. zu groBe Fallzahlen und die Unmb'g- lichkeit, dem eigenen Berufsauftrag gerecht zu werden. Hier kbnnte man gemeinsam handeln. Dies ist jedoch m.E. noch schwieriger anzu- leiern als bei den Gefangenen. Sozialarbeiter sind es gewohnt, in alien Institutionen vor Arbeit zusammenzubrechen. Sie haben Angst, sich zur Wehr zu setzen, reden von der Gefahr, versetzt, nicht befor- dert, abgeschoben zu werden. Die politischen Unterschiede erschweren gemeinsames Handeln ungemein. Es ist notwendig, hier auch mal mit seinen politischen Ansichten zuriickzuhalten. Zusammenhal t ist mbglich, vor allem wenn es nicht urn inhaltliche, sondern urn technisch-organi- satorische Fragen geht. Dadurch wird bereits das Gegeneinander, von dem die Institution lebt, langsam abgebaut.

Shnliches gilt fur die Aufsichtsbeamten. Mit diesen diskutiere ich z.B. regelmaSig einmal in der Woche liber aktuelle Fragen, die im Knast auftauchen.

- SchluBbemerkung -

Vieles konnte ich nur anreiSen, was ein linker Sozialarbeiter in der

Knastarbeit tun kann und wie er seine Vorstellungen realisieren

kann.

Einer allein kann nicht mit dem Bulldozer gegen den abwehrbereiten

Knast fahren, aber er kann vielleicht einen Beitrag leisten, daB

zumindest eine Grundmauer dieses Schreckensgebaudes fallt.

Vielleicht gilt das auch in anderen Institutionen?

Literatur:

THEMA: STRAFVOLLZUG

NACHRICHTENDIENST DER GEFANGENENRKTE

Heft 8/April 1975: Berichte aus Haftanstalten und psychiatrischen Anstalten.Briefe von Eingeschlossenen,Texte der Organisation, Resolutionen und Dokumente.

Herausgeber: Gefangenenrat Frankfurt, Glauburgstr. 75a, Bu'ro Goller Einzelpreis: DM 2,-- / Fur Inhaftierte kostenlos

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Was stimmt nicht mit dem Strafvollzug?

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Sozial istischer Strafvollzug - Erziehung

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Ziel konfl ikte in einer Strafanstalt,

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Knastalltag am Beispiel Mannheim,

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Lebenslanglich - Protokolle aus der Haft

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Gitter,

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Gefangniskarriere - Selbstzeugnisse

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Echter Verlag 1973

Erklarung,

Frankfurt, Suhrkamp 1971

Rattenjagd - Aufzeichnungen aus dem

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Neuwied, Luchterhand 1971

Vom Uaisenhaus ins Zuchthaus,

Frankfurt Suhrkamp 1972

Schutzimpfung, Gedichte,

Berlin 1975

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1 . Kaschott

2. Der Versuch

3. Der Weg

4. Hausnachrichten

5. Trallekicker

6. Der Lichtbl ick

7. Diskus 70

8. Postfach 71

9. Kontakt lO.Hornisse

1 1 .Permanent 12. Das Fenster 13.Ausblick 14.Nachrichtendienst der

15.Thema: Strafvollzug

JVA Wolfenbiittel, Ziegenmarkt 10 JVA Hamel-Jugendgefangnis-, Mlinsterwall 2 JVA Hannover JVA Darmstadt JVA Neumunster JVA Berlin-Tegel JVA Bremen-Oslebshausen JVA Kassel-Wehlheide JVA Celle JVA Attendorn JVA Butzbach/Hessen JVA Rottenburg/Krs. Tiibingen JVA Ludwigsburg Gefangenenrate, 6 Frankfurt, Glauburgstr.75a (BUro Goller) AK Knast c/o ASTA FHS, 61 Darmstadt, Schbfferstr.

WOHNKOLLEKTIV sucht

1 Sozialarbeiter Oder Sozialpadagogen

als Mitarbeiter im Beraterteam. Erfahrung in der Jugendarbeit erwunscht.Gelegenheit zur Supervision.

Das Wohnkollektiv fur zehn strafentlassene und gefa'hrdete Jugend- liche ist als Model leinrichtung konzipiert und gefbrdert.

Die Bezahlung erfolgt nach BAT IVa.

Bewerbungen an: Gesellschaftl iche Projekte e.V.,8 Miinchen 19, Birkerstr. 19 Oder Tel. 089/74 64 36.

JUGENDZENTRUM IN SELBSTVERWALTUNG IN WEINHEIM/BERGSTRASSE sucht ab sofort:

Sozialarbeiter(in) / Sozialpadagogen(in)

Er/Sie soil die Leitung des JZs fur mindestens 1 Jahr ubernehmen und die Selbstverwaltung der Jugendlichen aktiv unterstutzen. Der Bewerber sollte zusatzlich zu seinem Studium in einem prakt- ischen Beruf tatig gewesen sein.

Bezahlung: mind, nach BAT IV; Arbeitszeit und Arbeitsfeld werden mit dem Bewerber und den Selbstverwaltungsgremien des JZs naher bestimmt.

Bewerbungen an: Verein Jugendzentrum, 694 Weinheim.Unterer Burger- park/Bahnhofstr.

NACHRICHTEN

AUS UND ZUM KNAST

j ftrheits- und Hungerstreik in der JVA Preungesheim

Tn der JVA Preungesheim legten am Dienstag, den 20.5.75 die Jugend- lichen in der Frauenhaftanstal t die Arbeit nieder. Sie wehrten sich in aeaen die Steigerung des unmenschl ichen Akkords und gegen die Pintbnine Arbeit bei miserabler Bezahlung, die in krassem Gegensatz dem steht, was die JVA von der Firma Stabernack und anderen fur Hi<= Produkte'erhalt, die die Gefangenen herstellen. Die Gefangenen nrntestierten mit ihrer Aktion gegen die Unterdruckung und Ausbeu- tuna seitens der Anstal tsleitung, die verpflichtet ist, optimale Prnfite zu erreichen und an die Landesregierung in Wiesbaden abzu- fiihren Dazu dienen ihnen die Arbeitsinspektoren Manger, Kittel und Unaaenfuli, diejenigen, die die Arbeitskrafte der Gefangenen von nlrlfs weqen um ein Vielfaches gegenuber den in der freien Wirtschaft nh ichen Lbhnen ausbeuten und dies mit den Firmen aushandeln. ml Rpfanqenen versuchten zuerst, durch eine Unterredung mit der rii^nraerin Klimm eine Herabsetzung der Akkordsatze zu erreichen. sic riiese darauf nicht reagierte, sondern die Madchen zu besanftigen

^Mrhte traten diese in einen unbefristeten Arbeitsstreik. Die potion der Anstaltsleitung auf den kollektiven Arbeitsstreik war nach Verhandlungen die Herabsetzung der geforderten Arbeitsleistung (Akkord).

n v am Donnerstag angefangene Hungerstreik der Gefangenen G.H., den a- anderen jugendlichen Gefangenen ab Freitag, den 23.5., geschlos- VI aktiv unterstiitzten, wurde durch E r p r e s s u n g der "i-heralen" Anstaltsleitung unter Frau Einsele zum Abbruch gebracht. n iprreichte sie durch die Drohung, den anderen Gefangenen die ifirhP Isolation aufzuerlegen, die sie schon der Gefangenen G.H. 9 % HMt hatte- Die kollektive Gegenwehr der inhaftierten Jugendli- f "L die Machenschaften der Anstaltsleitung in der JVA Preun-

chPimwar einmal mehr der Beweis dafiir, da(5 gemeinsames Handel n 9 £ in einer JVA Erfolge bringen kann.

«Vi Tnhaftierten soil ten sich im klaren sein, daB die Jugendlichen aJt Frauenhaftanstal t Preungesheim durch gemeinsames Handeln in pJJrm von Streiks einen Erfolg erzielt haben.

(Gefangenenflugblatt)

- 43

2. Hungerstreik in der JVA Bruchsal

2. 3. 4.

In der JVA Bruchsal befinden sich zur Zeit 7 Mann in einem unbefri- steten Hungerstreik. Der erste von ihnen ging am 20.5.75 und 6 wei- tere am 21.5.75 in den Hungerstreik. Die Griinde hierfiir lauten: 1. Die Gefangenen, die nicht an der Arbeit teilnehmen, bekommen als Frlihstlick nur trockenes Brot und Anstaltskaffee. Das Stuck Wurst Oder Kase, das den arbeitenden Gefangenen dazu gegeben wird, wird ihnen entzogen.

Die Verlangerung des Hofgangs,der zur Zeit nur 40 Minuten betragt. Die Erhbhung des Essensatzes fiir alle Gefangenen in der BRD. Teilnahme an dem 14tagigen UmschluB flir die Nichtarbeitenden und Einfiihrung des taglichen Umschlusses ,damit der menschliche Kon- takt verbessert wird.

Bessere arztliche Versorgung in der Anstalt, da zur Zeit nur ein Arzt vorhanden ist, der lediglich Pillen ausgibt. Betriebliche Verbesserung, indem die Fenster zum Dffnen umgebaut werden, da keinerlei Luftung mbglich ist.

Bessere Arbeitsentlohnung, da es in anderen Anstalten die drei- fache Entlohnung gibt. (-.56 DM in Bruchsal, 1.50 in anderen An- stalten). Die sieben sich im Hungerstreik Befindenden fordern alle Gefangenen auf, sie nach besten Kraften zu unterstiitzen.

7.

3. Selbstmord in der Arrestzelle

In der Nacht vom Samstag auf Sonntag (19./20.4.75) hat sich der Strafgefangene Jiirgen Gremer in der JVA Darmstadt das Leben genommen. Auf Grund einer psychiatrischen Untersuchung beim Gesundheitsamt sollte er in eine Gemeinschaftszelle verlegt werden. Das geschah zunachst auch. Am Freitag (18.4.75) jedoch wurde er in eine Einzel- zelle gesperrt. In seiner Erregung zerschlug er daraufhin die Zellen- einrichtung. Deswegen sperrte inn die Anstalt in eine Arrestzelle. Nach Anordnung der Anstaltsleitung sollte der Aufenthalt in der Arrestzelle nur einige Stunden dauern. Tatsachlich blieb Gremer aber das ganze Wochenende dort. Am Sonntagmorgen wurde er tot ent- deckt.

Vor seiner Einsperrung in die Arrestzelle wurde Gremer - nach Angaben der Anstalt - dem Oberpfleger vorgefUhrt. Dieser habe es nicht fiir notig befunden, den Anstaltsarzt zu rufen. Die Anstalt wuBte aber, daB bei Gremer erhbhte Selbstmordgefahr bestand, er hatte schon meh- rere Selbstmordversuche gemacht. AuBerdem hatte er mehrere Briefe an Angehorige mit entsprechenden Andeutungen kurz zuvor abgeschickt. Trotz dieser bekannten Umstande und seiner momentanen Erregtheit brachte man ihn in die Arrestzelle, und man hielt es nicht einmal fiir nbtig, ihn in regelma'Bigen Abstanden zu beobachten.

Dies ist bereits der zweite Selbstmord in der Darmstadter JVA inner- halb von zwei Monaten. Dazu gab und gibt es noch zahlreiche Selbst- mordversuche - allein drei am selben Wochenende.

In einer ersten Verlautbarung der Anstaltsleitung, die ans Ministe- rium und an die Presse ging, war von den besonderen Umstanden dieses

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Selbstmords nichts zu lesen. Erst als Naheres in der Dffentlichkei t bekannt wurde, bequemte sich die Anstalt, ihre teilweise falschen und unvollstandigen Angaben zu berichtigen.

In ihren Stel lungnahmen versucht die Anstaltsleitung, den Selbstmord Gremers auf eine vermutete Nervenkrankheit zuruckzufu'hren, urn so eine Mitschuld der Anstaltsleitung auszuschl ieBen. DaB sie ihn dann aber erst recht nicht in eine Arrestzelle hatte sperren diirfen, scheint ihr nicht aufgefallen zu sein.

4. Hungerstreik fiir die Revision

Der Strafgefangene Klaus Diether Ziesel sitzt seit dem 28.4.75 in 7 stuttgart-Stammheim (Justizvollzugsanstalt) in einem unbefristeten Hungerstreik.

Die Griinde des Hungerstreiks: Der Gefangene Klaus Diether Ziesel sitzt seit einem Jahr in Untersuchungshaft und wartet auf seine Re- visionsverhandlung. Seine Haftpriifung wurde ohne BegrUndung verwor- fen. Ziesel hat alle Auflagen, die fur seine Entlassung aus der Un- tersuchungshaft erforderlich sind, erfullt. AuBerdem entstehen K D. Ziesel erhebliche Kosten, die flir ihn nicht tragbar sind.

5_ Resolution zur Jugendkriminal itat

Vie Delegievten der MitgliedsVerbande des STADTJUGENDRINGFS BREMEN E V. haben auf ihrer Vollversammlung am 29. April 1975 folgende Re- solution sum Problem der "Ursaahen der Jugendkriminalitai" verab- schiedet:

Kinder und Jugendliche treten in der Kriminalstatistik des Bundes- kriminalamtes immer haufiger in Erscheinung: Gewal tkriminalitat, Eiqentums- und Rauschgiftdelikte treten dabei besonders hervor. Cha- kteristisch ar dieser Entwicklung ist dabei das iiberproportionale Verhaltnis der Kinder- und Jugendkriminal itat zur Gesamtkriminali- tat und die Tatsache, daB die Tater immer jlinger werden.

Die besonders hohe Beteiligung jugendlicher Strafta'ter aus sozial benachteiligten Schichten und das Ansteigen von Eigentumsdel ikten engen Zusammenhang mit zunehmender Arbeitslosigkeit verweisen darauf, daB die Ursachen krimineller Erscheinungen in der Struktur riPr Gesellschaft zu suchen sind und der Ruf nach allumfassendem Polizeischutz, verstarkter Bewaffnung, Sondereinsatzen und Wieder-

•nflihrung der Todesstrafe nicht geeignet ist, diese Entwicklung zu upt,eben. Die "Vorverlegung" der Kriminal itat auf j'ungere Altersschich- +n macht auch deutlich, daB biologische Ursachenerklarungen oder die Rede von angeborener Kriminalita't falsche Erklarungen sind.

Kampf gegen die Jugendkriminalitat muB deshalb langfristig er- flaen indem die Lebensbedingungen der Kinder und Jugendlichen ge- ell 'verbessert werden. In alien Bereichen, in denen die Soziali- "fLfo'n des jungen Menschen erfolgt, mussen solche Bedingungen ge-

haffen werden, die sozial benachteiligten Gruppen Chancengleich- hit gegenuber derzeitig privilegierten Gruppen gewahrleisten:

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- die Familien- und Wohnverha'ltnisse sind so zu gestalten, daB der Zerriittung und Oberforderung im familiaren Bereich der Boden ent- zogen wird. In den Wohnzentren miissen Treffpunkte und Freizeitmbg- lichkeiten als Alternativen zu kommerziellen Diskotheken in ausrei- chendem MaSe zur Verfiigung stehen. Neu einzustellende Sozialpadago- gen und Gemeinwesenarbeiter sollten beratend die Interessen der Burger unterstiitzen und zur Durchsetzung verhelfen.

- das derzeitige Schulsystem benachteil igt in besonderem MaBe Haupt- und Sonderschuler und entla'Bt viele Jugendliche ohne ordentlichen SchulabschluB. Die Entwicklung zur Gesamtschule muB forciert wer- den; mehr und besser ausgebildete Lehrer und Sozialpa'dagogen m'ussen an diesen Schulen angestellt werden, um durch eine differenzierte- re Fb'rderung die Chancengleichheit zu ermbglichen.

- die berufliche Bildung ist so zu organisieren, daB alle Jugendli- chen eine Berufsausbildung erhalten, die dem Stand des technischen Fortschritts entspricht und die es ihnen ermbglicht, den Arbeits- prozeB und die gesellschaftlichen Zusammenhange zu durchschauen und zu beherrschen und die ihnen eine umfassende fachliche und gesellschaftliche Qualification vermittelt.

- In alien betrieblichen Bereichen ist den Betroffenen und ihren Ge- werkschaften die wirksame Mitbestimmung zu garantieren. Die freie gewerkschaftliche und politische Beta'tigung ist zu garantieren.

- Presse, Rundfunk und Fernsehen werden aufgefordert, bei der Bericht- erstattung Uber Kinder und Jugendliche kein einseitiges Bild in der Dffentlichkeit entstehen zu lassen. Berichte uber Straftaten junger Menschen diirfen nicht dazu miBbraucht werden, Vorbehalte der Ge- sellschaft gegen die junge Generation zu erzeugen.

In Verbindung mit umfassenden gesellschaftlichen Veranderungen in den sozialen Bereichen von Familie und Wohnwelt, Schule, Ausbildung und Betrieb sowie besserer Bedingungen flir eine sinnvolle Freizeit- gestaltung kbnnen erhebliche Mittel der Bekampfung von Kriminal itat und des Strafvollzugs eingespart werden. Die Reform des Strafvollzu- ges ist deshalb zu'gig durchzufuhren. In der Resozial isierung ist nach dem Prinzip

"VORBEUGEN STATT STRAFEN"

zu verfahren. Wahrend des "Strafvollzuges" miissen in "klientenbezo- genen Therapiegruppen" Fragen des Alltags, wie Probleme der Arbeits- welt, Sexual itat und der Partnerbeziehungen behandelt werden. Zur Unterstutzung der Vorbereitung auf die Entlassung und die Vera'nde- rung des Strafvollzuges sollten regelma'Big Diskussionen mit Vertre- tern der politischen Parteien, Gewerkschaften, Jugendverbanden usw. veranstaltet werden.

Als weitere MaBnahme ist die Schaffung eines "AUSSENZENTRUMS durch die Behorde finanziell zu unterstiitzen. Es ware ein zwangloser Be- gegnungsort von Ehemaligen, beurlaubten Haftlingen, Angehorigen, Be- zugspersonen und interessierten Burgern.

Dem verhangnisvollen Kreislauf "Knast-Freiheit-Knast" kbnnte so die reale Chance zur Bewaltigung von Problemen und nicht zuletzt Men- schenw'urdigkeit entgegengesetzt werden.

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REPRESSIVE MASSNAHMEN IM SOZIALBEREICH

Einige Genossen meinen, wir sollten uns die Berichte Uber Entlas- sunqen, Disziplinierungen und Berufsverbote schenken, da diese Be- richterstattung mit zur Einschuchterung und Anpassung beitrage, Wo dooh unsere Aufgabe damn bestUnde, Widerstand gegen die zunehmende Repression in alien gesellschaftlichen 'Bereichen zu entwickeln.

Wir kSnnen nicht ausschlielien, da/3 einige Kollegen und Genossen t ouch beeinfluQt durch die vielen Berichte Uber Disziplinierungen und Berufsverbote, anfangen zu resignieren.

Trotzdem halten wir es weiterhin fur wichtig, daB eine Dffentlichkeit hergestellt wird uber das, Was an einzelnen Qrten, in verschiedenen Berufsfeldern passiert, Uber die Grunde, das Verfahren, aber auch die Gegenwehr.

Wir kSnnen nicht so tun, als trafe uns die Pclittk der Repression nichf die Sammlung der verschiedenen Falle und ihre Auswertung sol- len uns allerdings befahigen, die scheinbar isolievten Ereignisse in ihrem politischen Gesamtzusammenhang zu analysieren und als das senen, worauf sie abzielen: auf ein Aktions- und Denkverbot so- zialistischer Politik.

Dieser Politik von Kapital und burgerlichem Staat gilt es,mit alien I'itteln entschieden entgegenzutreten - Widerstand ist mdglich!

U nn wir bisher Uberwiegend Berichte mit negativem Ausgang gebracht

haben so liegt es aber auch daran, daB die Kollegen und Genossen ah nur solche Berichte einschiaken; dort,z.B. wo Gegenwehr ent- 'ckelt warden ist, 'Jo Kollegen sich solidarisiert haben, wo eine

nienstbesprechung gegenuber dem Vorgesetzten durahgesetzt wurde, MaBnahmen der Burokratie abgewehrt werden konnten, erfahren wir , wenig} das wird fur selbstverstdndlich angesehen und darUber

wird nicht berichtet-

iche Berichte kSnnen aber mit dazu bettragen, der Vereinzelung , , vinschaXchtevung und Entsolidarisierung entgegenzuwirken.

_. .-| j. AusschluBverfahren gegen Kindergartnerin in der OTV

r „an das Vorstandsmitglied der Abteilung Sozialarbeit in der Berli- DTV, Heidemarie Bischoff-Pflanz.seit 1963 Mitglied der OTV, wurde

ner

Im folgenden drucken wir Auszlige ^nesTnugblatts von Mitgliedern der Abteilung Sozialarbeit gegen

ein AusschluBverfahren eingeleitet

das Verfahren ab.

idemarie Bischoff-PHanz ist 1963 in die OTV eingetreten. Sie hat ? Kindergartnerin in Wilmersdorf gearbeitet und sich von Anfang an

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fur die OTV im sozialpadagogischen Bereich eingesetzt. Aufgrund ihres Engagements wurde sie in den Personalrat gewahlt. Seit 1967 ist sie im Vorstand der Abt. Sozialarbeit. Seit 1971 ist sie Vorsitzende der Abteilung. In dieser Zeit geschah eim'ges. Auch wegen der Aktivita'ten der Kollegin Bischoff-Pf lanz wurde die Abtei- lung starker: Wahrend friiher nur etwa 40 Mitglieder zu den Versamm- lungen kamen, sind es jetzt 200 bis 250. Die Kollegin Bischoff-Pflanz wurde zur Delegierten fur den Gewerkschaftstag 1972 in Berlin gewahlt und ebenso in den Vorstand der Bundesabteilung Sozialarbeit. Kolleginnen, Kollegen, am 7. April 1975 hat der Bezirksvorstand Berlin der OTV gegen Heidemarie Bischoff-Pflanz das AusschluBver- fahren beantragt.

Was ist geschehen?

Wie Ihr wiBt, gibt es die Unvereinbarkeits-Beschllisse. D.h.: Gewerk- schaftsmitgl ieder, die 1 inksradikalen Organisationen angehbren, wer- den aus der Gewerkschaft ausgeschlossen. So ist es einigen Mitgl ie- dern der Abteilung Sozialarbeit der OTV ergangen, die bei den letzten Wahlen zum Abgeordnetenhaus auf linksradikalen Listen kandidierten. Wenn ein AusschluB-Verfahren gegen ein Mitglied beantragt worden ist, beschlieBt der Bezirksvorstand gleichzeitig ein Hausverbot flir das OTV-Haus und begrlindet das so, daB wahrend des AusschluB-Ver- fahrens alle Mitgl iederrechte und -pflichten ruhen, so auch das Recht eines Mitgl ieds, das OTV-Haus zu betreten.

An den letzten Mitgl ieder-Versammlungen der Abteilung Sozialarbeit nahmen - trotz Hausverbots - einige der vom AusschluB bedrohten Mit- glieder teil- Die Abteilungs-Geschaftsfuhrer der OTV, Hoppe und Werk, forderten die Kollegin Bischoff-Pflanz auf, diese vom AusschluB be- troffenen Mitglieder aus dem Saal zu weisen.

Die Kollegin Bischoff-Pflanz erklarte dazu:

a) formal: Sie libt nicht d narin. Vom Haus brauch machen. im OTV-Haus.

b) inhaltlich Wenn gegen jema ist er noch nic werkschaftstag, den vom Ausschl den, ihren Koll stehen. Dazu mii gen teilnehmen

as Hausrecht aus. Sie sei nur ehrenamtliche Funktio-

recht kbnnten nur die bei der OTV Beschaftigten Ge-

Zudem befand sich der Kollege Ingo Hinz zu der Zeit

nd ein AusschluB-Verfahren eingeleitet worden ist, so ht ausgeschlossen. Erst die letzte Instanz, der Ge- entscheidet endgUl tig Liber den AusschluB. Es muB uB bedrohten Mitgl iedern die Mbglichkeit gegeben wer- egen innerhalb der Gewerkschaft Rede und Antwort zu ssen sie^zwar ohne Stimmrecht, doch an den Versammlun- kdnnen.

So beschloB auch die Mitgl Stimmenthaltungen, daB die be ten Mitglieder als Gaste dabl eine sogenannte "Teilmitgl ied Mitglieder zu den Versammlung grbBten Raum in OTV-Haus rein send. - Auf den BeschluB der rin Hoppe, daB dies nun keine verlieB den Raum. Kollegen, s

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ieder- Versammlung, bei einigen wenigen iden anwesenden, vom AusschluB bedroh- eiben kbnnten. (Diese Versammlung war erversammlung", weil namlich immer mehr en kamen, die alle nicht mehr in den paSten). Etwa 120 Mitglieder waren anwe- Versammlung erklarte die Geschaftsfiihre- gewerkschaftliche Versammlung sei und tellt euch die absurde Situation vor: 120

Mitglieder sind anwesend. Und 2 andere, deren Mitgliedschaft zumin- dest umstritten ist, sollen also bewirken, daB dies keine OTV-Veran- staltung mehr sein soil! Weil die Kollegin Bischoff-Pflanz die Veran- staltung doch durchfiihrte, wurde gegen sie das Ausschl uBverfahren ein- geleitet. was konnen wir aus dem Vorgang lernen:

"Der Bezirksvorstand ist der Meinung, daB Sie schadigend und satzungswidrig verhalten haben, Beschlusse der OTV nicht anerkennen." So steht fur das AusschluB-Verfahren. Hier finden wir e Weil die Kollegin Bischoff-Pflanz Mehrheitsbes die der Mitgl ieder- Versammlung, soil sie ausge Weiter wird ihr vorgeworfen, sie ha'tte erkla'rt lich gegen die Unvereinbarkeits-Beschl'u'sse des schaften und (wurde) dafiir Sorge tragen, daB d schluB-Verfahren Betroffenen an den Sitzungen bis das Verfahren abgeschlossen sei." Nun kann man filr oder gegen die Unvereinbarkei dies eine wichtige gewerkschaftspolitische Fra die Diskussion dariiber gestattet sein. Denn d der Unvereinbarkeitsbeschllisse bedroht den Cha werkschaft. SchlieBlich ist der Entscheidungsp barkeits-Beschllisse auch in der Gewerkschaft n

sich gewerkschafts- da Sie Mehrheits- es in der Begr'undung

ine Sprachverwirrung:

chlusse anerkennt,

schlossen werden.

, sie sei "grundsatz- DGB und der Gewerk-

iese beiden vom Aus-

teilnehmen kbnnten,

tsbeschllisse sein. Da ge ist, muB wohl auch ie strikte DurchfLihrung rakter der Einheitsge- rozeB Liber die Unverein- icht abgeschlossen.

Fall 2: Totales Berufsverbot in Berlin

Was bisher nur Vermutungen waren, kann heute belegt werden. her die aus politischen Grunden vom Senat (dem grbBten Anstellungs- tra'aer im Sozialbereich) abgelehnt und nicht eingestellt werden, konnen kaum mit einer Einstellung bei den "freien Verbanden" rech- nen: Dazu der entsprechende Protokol lauszug (Faksimile)aus der Sit- ripr Liga der Spitzenverbande der freien Wohl fahrtspf lege in Ber-

Bewer-

Herr

KlauB/Bornemann/Frau Martin(Deutsches Rotes Kreuz

dos Ser.ats

cho tiberorii

Betr: I'berprii fur.g ''on nuiion MilorbotK

Dio affantliche Hand fiihrt aohr u.tiinncjre. eho umn-prufungan von aon M iArb*-iterri durch. Kfl vird von dan Li{?«-V«rtratern bei'tireht'et, Ja^ Bevorbor, di 6 diosen l-'berpriifungon [iicht staudbait^a, sicb dann bei

, * -L iBa_VHrboniicn bewarben, l:i oinmii Lnolfizielinn iSsojirach soil nit cen Ser.at sdior.ets :c! len oeklart vcrden, ob die MonlichUeit boriteht.,

a die i.i ga-Vftrbande Ubfcr die Ablehnungen von Fatten d«r Scn&ts- verwaltiina^" inforrolort warden.

Termin Mr die niichaM Si tzunfli 13. 5. 1975,., 8.30 Oh^ Endn der Sitzimo 12.40 Uhr

f.d-B. i

Wagner

11. k. 19V?

1 / ki'aufl

Fall 3: Kul tusministerium droht Fachhochschule zu schlieBen

Vom 22. - 25. April streikten die Studenten der Fachhochschule fur Sozialwesen (FHS) in Mannheim fiir die Weiterbescha'ftigung von Lehr- beauftragten, die aufgrund des "SchieB"-Erlasses aus der FHS gesa'u- bert wurden. Der Streik, der durch eine Urabstimmung von 52 t aller Studenten beschlossen wurde, endete mit einer lokalen Demonstration.

Hahn, Kul tusrainister in Baden- Wiirttemberg, war zutiefst bestiirzt, daB an der FHS die Ouote der "Verfassungsfeinde" um ca. 1 100 % hbher lag als der Landesdurchschnitt von 0,7 % pro Hochschule. Als sofortige MaBnahme zur Sa'uberung der FHS verfugte Hahn eine drastische Aufnahmebeschra'nkung von jetzt 100 auf 30 (!) Studenten pro Semester. Weiter verlangt das Kultusministerium die Auslieferung aller Klausu- ren und Referate zwecks Gesinnungsschnuffelei (offizielle Begru'n- dung: das Kultusministerium geht davon aus, dad Studenten mit reen- ter Gesinnung an der FHS bezu'glich der Zensuren benachteiligt werden). Hahn will die Durchfuhrung seiner Beschlu'sse erpressen, indem er den Studenten und Dozenten mit Kraftakten droht, die an faschistische Vorbilder erinnern (SchlieBung von Hochschulen in Bolivien, Spanien, Griechenland usw. ).

Falls die Dozenten die sofortige Auslieferung der Hausarbeiten und Klausuren verweigern und die Gerichte deswegen anrufen soil ten, will er, Hahn, den Studenten, die ihr Studium beenden, ab sofort die staatliche Anerkennung als Sozialarbeiter und Sozialpadagogen ver- weigern. Gleichzeitig sollen sa'mtliche Prufungen (also auch Klausu- ren und Hausarbeiten) nicht mehr von der Hochschule, sondern vom Kultusministerium direkt durchgefiihrt werden.

DaB die vom Verfassungsschutz abgewiesenen Dozenten von Hahn auch gleichzeitig mit einem Hausverbot belegt wurden, ist ihm schon keine Begrlindung mehr wert. Das Kultusministerium riB das Hausrecht liber die FHS genauso diktatorisch an sich, wie es die Selbstverwaltung auBer Kraft setzte, namlich: als ein CDU-Reaktiona'r als Ersatz fur einen abgewiesenen Lehrbeauftragten eingestellt werden sollte, ver- weigerten die FHS-Gremien diesem den Lehrauftrag - postwendend wurde der Lehrauftrag vom Kultusministerium direkt erteilt.

Hahn hat dem Rektor der FHS bei einer Vorladung klargemacht, daB er dem Treiben in der "linken Kaderschmiede Baden-WUrttembergs" in die- sem Semester noch zusehen will. Der Kul tusminister hat nach eigenem Bekunden namlich festgestel It, daB allein die Tatsache, daB 8 Dozenten abgewiesen werden, eine gewisse Voraussetzung verlangt, namlich die, daB in den Gremien erstmal die Bereitschaft da sein muB, solche "Verfassungsfeinde" einzustel len. Sollten seine MaBnahmen nicht bis zum Herbst zu einer totalen ideologischen Sa'uberung fu'hren und soll- ten bis dahin nicht alle politischen Lehrinhalte von der FHS ver- schwunden sein, sieht er "sich gezwungen, die letzte MaBnahme zu er- qreifen: die SchlieBung der Fachhochschule". Von dieser brutalen Bedrohung des Reaktionars Hahn werden wir uns nicht einschuchtern lassen. Wir werden auf diese Vorgehensweise die angemessene Antwort geben. Wir werden dafu'r sorgen, daB auch in Zukunft an der FHS Mannheim politische Lehrinhalte vertreten werden konnen. Wir sind uns daruber einig, daB wir uns nicht kastrieren lassen, um eine FHS

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zu erhalten, die dann nur noch in der Lage ist, "Sozialverwal ter" auszubilden.

(ID/Studierende an der FHS Mannheim)

Fall 4: Verschlechterung der FHS-Ausbildung

Bei den Hamburger Behb'rden existieren Plane, die die Abschaffung des Berufspraktikums an den sozialpadagogischen Fachhochschulen, und da- mit auch eine Verku'rzung des Studiums von acht auf sechs Semester beinhalten.

Diese Plane wurden jedoch strikt vertraulich behandelt und disku- tiert, um die Studenten und die Dffentl ichkeit weitgehend vor vollen- dete Tatsachen stellen zu konnen. Bereits 1971 war es namlich gelun- qen eine a'hnliche Initiative durch eine breite Solidaritat des Fach- bereichs sowie von Kollegen aus der Praxis und den Gewerkschaften zu verhindern.

Dieser MaBnahme liegt eine errechnete Ersparnis von 2.849 Mio. DM zuqrunde, die jedoch einer eingehenden Pr'ufung nicht standhalten k nn <j-je tatsa'chlichen Einsparungen wurden nur ca. 1.419 Mio. DM betragen. Fur die betroffene Bevblkerung ha'tte dies zur Folge, daB sie sich mit wesentlich schlechter ausgebildeten Sozialpadagogen be- anu'qen muBte. In diesem Zusammenhang hat der Senat vorgesehen, auf einen Zeitraum von zehn Jahren nur noch 110 von den z.Zt. ja'hrlich abschlieBenden 300 Sozialpadagogen einzustellen, obwohl die Praxis jedoch einen steigenden Bedarf an qualifizierten Sozialpadagogen erfordert.

n- Folgen fur die Sozialpadagogen;

durch den Wegfall des Anerkennungsjahres werden ca. 200 Stunden

theoretischen Unterrichts ausfallen. Eine Qual ita'tsminderung des

Studiums entsteht.

der Student der FHS wird sofort in den vol len ArbeitsprozeB einbe-

zoqen Der "Raum des geschu'tzten Lernens" (Berufspraktikum steht

unter'Aufsicht der FHS) fallt weg.

pine Anstellung in einem anderen Bundesland ist nicht mehr gewa'hr-

leistet, da diese Veranderung auf Hamburg begrenzt ist, Einschra'n-

kuna der freien Wahl des Berufsplatzes.

es besteht die Gefahr, daB durch die Kurzung der Ausbi Idungszeit

eine

'Herabstufung des Gehaltes erfolgt.

t Pinem Gesprach mit Wissenschaftssenator Biallas bestatigt dieser, inR%olche Plane existieren und in 5 - 8 Wochen (in den Semesterfe- n) zur Entscheidung anstehen. Er erklart, daB seine Behbrde Ein- rl6jch qegen eine Streichung des Berufspraktikums erhoben ha'tte, hielt Shr eine Verlagerung des Berufspraktikums aus dem Kompetenzbereich ^be FHS .jn den Bereich der Fachbehbrde, die dann auch die staatliche Anerkennung ausspra'che, fur denkbar.

. wircj deutlich, daB die als SparmaBnahme deklarierte Streichung a\ Berufspraktikums nur ein vorgeschobener Plan ist, der gemacht de um die Verlagerung des Praktikums in die Behbrde als KompromiB

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durchzusetzen. Denn gerade das Konzept (Praktikum in Behbrdenkom- petenz) erfordert einen Mehraufwand von ca. 84.000 DM.

Hinter diesen MaBnahmen steht eindeutig die politische Disziplinie- rung der von den Behbrden nunmehr direkt abhangigen Studenten. Ihnen soil die Mbglichkeit genommen werden, kritisch die vorhandenen Zu- stande zu hinterfragen, um dann zu versuchen, eben diese Zustande zu verandern. Ohne daB der Staat die finanziellen und inhaltlichen Voraussetzungen bietet, Wiirde er an Dominanz gewinnen; den Studenten ware es nicht mehr mbglich, ihr Praktikum bei freien Tra'gern zu ab- solvieren.

Deshalb und wegen der Notwendigkeit zum Vorgehen gegen die Sparpoli- tik des Senats in alien sozialen Bereichen haben die Dozenten und Studenten der Ev. FHS flir Sozialpa'dagogik "Raues Haus" einen aktiven Streik vom 22.5. - 26-5. beschlossen. Die Streikforderungen lauten:

- negen die Streichung des Berufspraktikums

- fur ausreichende Planstellen im sozialen Bereich

- Anstellung aller Sozialarbeiter und Berufspraktikanten, um die katastrophale Situation in den Praxisfeldern zu verbessern

- fUr eine einphasige achtsemestrige Ausbildung

- gegen die SparmaBnahmen des Hamburger Senats im sozialen Bereich.

(Kontaktadresse: AStA der Ev. FHS Raues Haus, Hamburg, Beim Rauen Haus 21)

Fall 5: Wohnkollektiv von SchlieBung bedroht!

Der Verein fur soziale Jugendarbeit unterhalt eine Wohngemeinschaft mit Jungen zwischen 14 und 18 Jahren, die unter offentlicher Erzie- hung stehen (siehe Info Sozialarbeit Nr. 1). Den Jugendlichen soil die Chance gegeben werden, unter Betreuung eines Teams (Sozialpadago- gin, Padagoge, Sozialwissenschaftler, Jurist, Psychologe), person! lcne und soziale Fahigkeiten unter den Bedingungen kollektiven Wohnens zu erlernen bzw zu verstarken. Diese bffentliche Erziehung ist inso- fern tatsachlich bffentlich, als daneben und damit verwoben eine Ar- beit mit Stadtteil jugendlichen im Reproduktionsbereich durchgefiihrt wird Die Wohngemeinschaft liegt in Bochum-Laer, einem Arbeitervor ort der durch die Opel-Werke bestimmt wird. Der Verein besteht seit 1969, die Wohngemeinschaft seit Fruhjahr 1970 und ist damit die al- teste noch existierende in der BRD. Von Anfang an bis heute wurde, teilweise in Personal union, eng mit der ESG Bochum zusammengearbei- tet. Die Finanzierung lauft so, daB wir pro Jugendlichen einen auf Belegung mit 6 Jungen berechneten kostendeckenden Pflegesatz erhal- ten, so daB jede Unterbelegung sich finanziell sehr schnell zueiner Katastrophe auswachen kann. Wenn wir bis zum 1. Juli 1975 die im Mo- ment freistehenden vier Pla'tze in der Wohngemeinschaft nicht mit Ju- gendlichen in offentlicher Erziehung belegt haben, wird das Landes jugendamt jede weitere Finanzierung einstellen, d.h. wir mussen die Wohngemeinschaft auflbsen, womit auch die Stadtteil arbeit zum Ster- ben verurteilt ist. Das bedeutet: wo Jugendliche in offentlicher _ Erziehung nicht untergebracht Oder entbehrt werden kbnnen, sollen sie sich auf dem schnell sten Wege zu uns aufmachen! Verein fur soziale Jugendarbeit, 463 Bochum-Laer, Wittener Str. ^bi Tel . 0234/554598

Redaktionskollektiv:

" REFORMER " STOPPEN REFORMEN

DAS ENDE DER VICTOR-GOLLANCZ-STIFTUNG?

"diese Prtifung hat ergeben, JaB ich nicht in der Inge bin, die VGSt ueitersufordern, weil nieht mehr die Gewahr fiir eine zueckentsprech- ende Verwendung der Forderungsmittel besteht. "(aus dem Brief des Bundesministeriums f. Familie,Jugend und Gesundheit vom 26.5.1975)

Mit diesem lapidaren, aber folgenschweren Satz setzte das BMFJG seine Repressionspolitik gegenuber ihm nicht mehr genehmen Verbanden (sie- he auch SVI,VDS und IJGD) fort, ^i'e Mehrheit der Mitglieder der VGSt. spielte dieses Spiel auf der Mitgl iederversammlung vom 8.6.1975 mit und besiegelte das - vorl'a'ufige - Ende der Stiftung. Welche politischen Ziele und Interessen den Niedergang der Stiftung herbeigefuhrt haben, la'Bt sich mit grbBerer Sicherheit erst beant- worten, wenn spatestens 1976 klar wird, wer von den der VGSt. bisher zugeflossenen Steuermittel in Hbhe von rd. 1,8 Millionen DM in Zu- kunft profitiert. Hier und heute stellt sich der Abbau der Stiftung bereits als Musterbei spiel repressiver Sozialpol itik dar, auf die hier nur knapp hingewiesen werden kann.

Victor Gollancz, englischer Verleger, hatte sich insbesondere in den ersten Nachkriegsjahren flir die Lbsung der Jugendprobleme im Nach- kriegsdeutschland engagiert und war entschieden gegen die These der deutschen Kollektivschuld eingetreten. Auf seinen Appell hin wurde 1948 die Victor-Gollancz-Stiftung gegrundet, um die Aus- und Fortbil- dung von Fachkraften auf dem Gebiet der Jugendwohlfahrt zu fbrdern. Nach jahrzehntelanger Fbrderung einer Sozialarbeiter-El ite wurde das Fortbildungskonzept der VGSt. Anfang der 7oer Jahre auf Projektfbrde- rung umgestellt, d.h. die Fortbildung von Sozialarbeitern und -pa'da- qogen wurde mit Model ImaBnahmen verknlipft, die zugleich der Erfor- schung der sozialpadagogischen Interventionsstrategien dienten. Die Ergebnisse wurden in der Reihe "Material ien zur Jugend- und Sozial- arbeit" einer breiten interessierten Offentl ichkeit zuganglich gemacht.

"Die Arbeitsschwerpunkte der VGSt. (Modelle offener Jugendhilfe.Gemein- wesenarbeitsmodelle,Intrainstitutionelle Modelle und Praxisbegleitende Fortbildung) haben sich im Zusammenhang mit den Reforminitiativen(be- stehende Praxis der Sozialarbeit zu reformieren) herausgebildet und setzten sich zum Ziel - im Interesse der benachteiligten Bevblkerungs- oruppen - diese zu unterstutzen und voranzutreiben" (aus dem Arbeits- nroqranm 1974) Diese Arbeit hat der VGSt. u'ber den engeren Kreis der unmittelbar Fortgebildeten hinaus eine breite Wirkung verschafft.die offensichtlich in einer Zeit der Wirtschaftskrise, der zunehmenden nolitischen Repression und Restriktion.der Sozial pol itik der Regie- rung und der "freien" Trager der Sozialarbeit zunehmend lastig wurde.

niP ersten Anzeichen des sich anbahnenden Konflikts wurden Anfang 1974 Sichtbar. So erhielt die VGSt. nicht den Auftrag fur die Durch-

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flihrung eines vom BMFJG gefbrderten Forschungs- und Fortbil dungs- raodells fur Elementarerziehung, Weil die "freien" Trager der Sozial- arbeit die Leistungsfahigkeit der VGSt. bezweifelten. In Klartext die an den Interessen der Kinder und Sozialpadagogen onentierten Mit- arbeiter der VGSt. boten nicht die Gewahr fUr eine den Tragennteres- sen qenehme Politik. Das BMFJG beauftragte vielmehr den Deutschen Ver- ein fur bffentliche und private Flirsorge,{bekannt fur seine konserva- tive, dem Subsidaritatsprinzip verpflichtete Politik) auf der Grund- lage des VGSt.-Konzepts, das Projekt durchzufiihren.

In der Mitgliederversammlung (MVJ Juni 1974 wurden im Zusammenhang mit der Diskussion urn das genannte Fortbildungswerk fur Elementarerziehung auch Teile der Verbffentlichungen der VGSt. kritisiert, , well 1n der fachlichen Offentlichkeit der Eindruck entstanden sei, daB die VGbt. einseitige Meinungen vertrete und Tendenzen unterstutze, die sicn ge- gen Bund, Lander und Kommune richte"(MV-Protokoll ). Entscheidender An- qriffspunkt war jedoch der Rahmenplan fur ein Arbeitsfeldmodell offene Jugendhilfe, dessen "Praxisrelevanz" bestritten wurde. Mit diesem Mo-

war, die nicht schon Klienten der Sozialarbeit sind

Mit Recht muB daher der Zufall bezweifelt werden, daB gerade die Mit- arbeiter des Arbeitsfeldes Modelle offener Jugendhilfe(MOJ) ,Bott und Swoboda, uber die Klinge springen muBten(vg1. Info Sozialarbeit Nr.b). Unter dem fadenscheinigen Vorwurf, sich im Zusammenhang mit der Teii- nahme an einem Vorbereitungstreffen der Sozial istischen Aktion zum Juqendhilfetag 1974 in Hamburg dienstlich unkorrekt verhalten zu haben, das in die Mitarbeiter gesetzte Vertrauen zu miBbrauchen, wurden diese Mitarbeiter fristlos gekUndigt. Das ausgesprochene Hausverbot wurde seitens des Vorstandes bis heute aufrechterhalten, obwohl der von Bott und Swoboda angestrengte ArbeitsgerichtsprozeB in erster Instanz fur beide erfolgreich war: Sowohl die fristlose wie die nachgeschobene fristgerechte Kundigung der Mitarbeiter hielt das Arbeitsgencht nicht flir rechtens.

Die Interpretation dieses Arbeitsgerichts-Urteils durch fuhrende VGSt.- Mitglieder wlrft ein bezeichnendes Licht auf deren rechtsstaatliches Denken Das Arbeitsgericht tue so, als ob die VGSt. keine demokra - tischestruktur habe(Sperling,MdB) . es kbnne mit der Struktur der VGSt. , in der das Arbeitgeber - Arbeitnehmer-Verhaltms tendenziell aufge hoben sei, nicht umgehen(Reichel .Jugendsenatonn in Berlin).

Worin besteht diese demokratische Struktur der VGSt.? M;4.nlio. Bis 1972 bestand die Mitgliedschaft der VGSt. aus'geborenen Mitglie dern die d rch Wah? neul Mitglieder rekrutierten. Die 197 neu ge- schaffene Struktur der VGSt. versuchte, die von den Fortbil dungsmaB nahmen Betroffenen an den Entscheidungsprozessen zu beteiligen. So stellte die bis dahin allein bestimmende Mitgliedergruppe I(fach intlressierte Offentlichkeit) 5o Mitglieder, von denen 24 per Losent- cheid der MV Stinwecht erhielten. 16 weitere Mitglieder der MV wSrden aus dem Kreis der an Ausbildungs- und Fortbil dungsmaBnahmen Beteiligten und 8 Mitglieder aus dem Kreis der hauptamtlichen Mit

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arbeiter per Wahl delegiert. DaB sich damit die Krafteverhaltnisse entscheidend verschoben hatten, wurde in der a.o.MV im Oktober 1974 sichtbar, als ein Antrag auf RUcknahme der Kundigungen gegen Bott und Swoboda in einer reichlich konfusen Abstimmungssituation mit nur 23 Gegenstimmen(von 46) abgelehnt wurde.

Mit der Strukturveranderung des Vereins wurde zugleich der Versuch unternommen, die innerbetrieblichen Geschaftsablaufe zu "demokrati- sieren" Die Funktion des hauptamtlichen Geschaftsfuhrers(damals wahrgenommen von Frau V.Hammetter) wurde abgeschafft. Ein gewahlter qeschaftsf'Jhrender AusschuB aus 3-4 Fortbildungsdozenten fungierte ohne erklarte Entscheidungsbefugnisse zwischen Mitarbeitern und Vor- stand Statt die Kompetenzen und Funktionen des Geschaftsfuhrers fDienstaufsicht,Fachaufsicht,Mitteleinsatz,InformationsfluB,verant- wortliche ad-hoc-Entscheidungen gescha'ftsfuhrend fur den Vorstand) klar zu differenzieren, und zu dezentralisieren, versaumte der Vor- stand die innerbetrieblichen Arbeitsablaufe durch Beschliisse zu re- qeln. DaB dieser Zustand nicht bereits friiher zu Konflikten f'uhrte war ausschlieBlich dem Engagement und dem VerantwortungsbewuBtsein der Mitarbeiter der VGSt. zu verdanken. Seine eigene Verantwortung wurde dem Vorstand offensichtlich erst wieder mit der Kundigung von Bott und Swoboda bewuBt, freilich in dem er unrechtma'Big kiindigte und zugleich die Ans'a'tze einer betrieblichen Demokratisierung(Dienst- aufsicht durch den geschaftsfuhrenden AusschuB, Fachaufsicht durch das Kollegium der padagogischen Mitarbeiter, zu dem auch Frau Hammetter als Mitglied des geschaftsfuhrenden Vorstandes gehorte) zerschlug. Der Vorsitzende Herr H.Zeit hielt es flir uberfliissig.die von ihm ver- muteten Dienstverfehlungen zweier Mitarbeiter vor der Kundigung mit den Mitarbeiterorganen zu diskutieren.

Da der Vorstand unfahig war, aus dem Konflikt organisatorisch-struk- turelle Konsequenzen flir die Geschaftsstelle zu Ziehen, die "seinem" Demokratisierungsanspruch gerecht wurden, beauftragte daher die MV im Januar 1975 einen StrukturausschuB,"die Oberprufung der Satzung und Geschaftsordnung der VGSt, im Hinblick auf die Struktur der VGSt. vorzunehmen und insbesondere die innerbetriebliche Struktur der Ge- schaftsstelle zu uberprufen"(MV-Protokoll) . Verabschiedungsreife Vor- laqen sollten zur MV im Herbst 1975 vorliegen

Im Gegensatz zu Mitgliedern dieses Strukturausschusses scheint ein Teil des Vorstandes von Pessimismus geplagt. Jedenfalls Iiberraschte riie Vorstandsmehrheit, die bereits bei der Kundigung von Bott und Swoboda besonders aktiv war, Anfang Mai 1975 die VGSt.-Mitgl ieder mit der Absicht, zuruckzutreten, da sie "auf dem Hintergrund der meist lanaiahrigen Mitarbeit in der VGSt. -gerade wegen des Zieles der VGSt., pinschlieBlich der Absichten, flir Reformen der institutionellen Rahm- pnbedingungen in der Ougend- und Sozialarbeit, den gegenwartigen Zu- stand nicht mehr aufrechterhalten kbnnen und dllrfen" (Brief von 5 Vor- standsmitgliedern vom 5.5.1975).

nieses Schreiben veranlaBte das BMFJG, "die gesamte Situation der Stiftung im Hinblick auf ihre Fbrderung aus M tteln des BMFJG auch anhand aller Berichte, die mir uber die einzelen Arbeitsgebiete und Projekte der Stiftung vorliegen, eingehend zu prdfen"(Schreiben vom

ln'nicht5uberraschender Obereinstimmung mit den Unterzeichnern des

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oben zitierten Briefes kommt das Ministerium zu dem Ergebnis, die VGSt. nicht weiter fordern zu kbnnen. Diese Vorschlaghammer-Methode ist ansonsten im Verkehr zwischen Ministerien und etablierten Tragern der Sozialarbeit unu'blich. Fr'agen der zweckentsprechenden Verwendung bffentlicher Mittel werden in der Regel mit der Absicht behandelt.den Verwendungszweck sicherzustellen. Im Ubn'gen sind weder der Vorwurf des Ministeriuras noch die weitergehenden Anschuldigungen der Vorstands- mehrheit gegenliber den Mitarbeitern der VGSt. stiftungsbffentlichbe- legt. Kein Wunder auch, daB der Vorstand dem Vorwurf des Minister! urns nicht widerspricht.

In der a.o. MV der VGSt. am 8.6.1975 schlieBlich berichtete der Vor- sitzende uber ein.Gesprach rait dem Ministerium, das unabweisbar die Gescha'fte der VGSt. bis zum Ablauf dieses Jahres abgewickelt sein ralissen(Sozialplan fur die Mitarbeiter, Auslaufen der MaBnahmen zu- mindest soweit Dritte nicht geschadigt werden). Das Problem der im ArbeitsgerichtsprozeB erfolgreich "gekiindigten" Mitarbeiter erledigt sich damit von selbst. Im Ubrigen sei das BMFJG nur dann zu einer er- neuten Prufung der Fbrderungswurdigkeit der VGSt bereit, wenn eine Ru'ckkehr zur alten Struktur der VGSt. sofort beschlossen und in einer folgenden MV satzungsrechtlich gesichert werde. In Konsequenz wurde dann auch in der a.o. MV an die Delegierten der Mitgl iedergruppen II und III das Ansinnen gerichtet, ihre Mandate niederzulegen. obwohl dieser politischen Erpressung nicht entsprochen wurde, beschloB die MV-Mehrheit die tendenzielle Liquidierung der VGSt und verband diesen Schritt damit, den mit Rlicktritt drohenden Vorstandsmitgl ie- dern das Vertrauen auszusprechen. Gegenliber den Mitarbeitern war das offensichtlich nicht mbglich oder nbtig. Ihnen wurde nur bescheimgt, daB keine individuellen Klindigungsgrunde vorliegen.

Fragt man nach der politischen Funktion des VGSt-Konf likts, so la'Bt sich eindeutig feststellen, daB sich der auf die VGSt. gerichtete Druck insbesondere gegen den basisorientierten sozialarbeiterischen Arbeitsansatz richtet. Wahrend der gesamten Konfl iktphase standen die Arbeitsfelder "Modelle offener Jugendhilfe" und "Gemeinwesenarbeit im Mittelpunkt der Kritik. Bereits im Rahmen unserer "freiheitlich- demokratischen Grundordnung" stent die Befa'higung der Sozialarbeiter, die Interessen ihres Klientels zu vertreten, eine Gefa'hrdung der Tragerinteressen dar.

Die Einstellung der Fbrderung bietet auBerdem eine Mbglichkeit,unbe- queme Mitarbeiter auf die StraBe zu setzen. In dieser Hinsicht ist die VGSt allerdings kein Modellfall mehr. WeiB man zudem, daB der Vorstand der VGSt. wahrend der Konfl iktphase durch ein Mitglied des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages beraten wurde, drangt sich in Abwandlung eines bekannten Sprichwortes die Assoziation aut: STETER SPERLING FALLT DEN BAUM!

Ob dies so ist, wird sich nicht zuletzt daran erweisen, ob die bis her der VGSt. zugeflossenen Fbrderungsmittel zur Entwicklung eines sozialpadagogischen Arbeitsansatzes verwendet werden, der eine demo- kratische Mitentscheidung aller Beteiligten und die Wahrnehmung der Interessen der von Sozialarbeit Betroffenen gewahrleistet.

Noch ist die VGSt. nicht liquidiert. Es kommt darauf an, daB Jugend- verbande, demokratische Trager der Sozialarbeit, die Teilnehmer der

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VGSt.-Fortbildungsveranstaltungen und die Freunde der Victor-Gollancz- Stiftung Druck auf das BMFJG ausllben, die Grunde fur den Mittelentzug offenzulegen, damit die VGSt. unter Umstanden doch erhalten werden kann Das ist allerdings nur sinnvoll, wenn die 1972 begonnene Demo - kratisierung der VGSt. weitergefuhrt und insbesondere die "klienten- orientierten" Arbeitsansatze der Arbeitsgruppen "Modelle offener Ju- gendhilfe" und "Gemeinwesenarbeit" gesichert werden.

In den letzten Wochen hat sich dazu eine Initiative aus Mitgliedern der VGSt., Sozialarbeitern/-padagogen,Professoren der Erziehungs- und Sozialwissenschaften und Personen aus der Fachbffentl ichkeit zur Er- haltung der VGSt. gebildet, die sich mit einem eigenen Aufruf an die Fachbffentl ichkeit wendet.

Der Initiative und auch uns geht es

1 um die Offenlegung der wahren Grunde fur den Mittelentzug;

Z. um die Weiterfbrderung der VGSt., damit die fortschrittlichen

Fortbildungsansatze sichergestellt werden; 3. um den Erhalt der Arbeitspla'tze von 25 Angestellten. Eine Beendigung der vielfaltigen Arbeitsansatze der Stiftung wurde den verschiedensten Reforminitiativen der Sozialarbeit einen schweren RUckschlag versetzen.

Wir rufen unsere Leser, alle Kollegen(innen) und Genossen( inner,) auf , diese Initiative zur Erhaltung der VGSt. zu unterstutzen:

- GEBT DIESE INFORMATIONEN WEITER, DISKUTIERT SIE IN DEN DIENST- STELLEN VND AUSBILDUNGSSTA'JTEN

- SAMMELT UNTERSCHRIFTEN ZUR ERHALTUNG DER VGST. PROTESTIERT GEGEN DIE LIQUIDATION UND FORDERT DIE OFFENLEGUNG DER GRUNDE FUR DEN MITTELENTZUG

Die Resolutionen und Protestbriefe sind zu richten an:

- Bundesministerium f. Famil ie.Jugend und Gesundheit

Referat 25 ,,-.,,,. . ,„

53 Bonn- Bad Godesberg.Karl-Finckelburgstr. 19

- Vorstand der Victor-Gollancz-Stiftung

6 Frankfurt/Main, Wilhelm-Leuschner-Str. 25

Konien von Resolutionen, Protestbrief en, Unterschrif tenl isten etc.

qrhickt bitte an das Redaktionskollektiv Info Sozialarbeit im

Sozialistischen Bliro, 6o5 Offenbach 4, Postfach 591.

Es ist daran gedacht.im Herbst eine Dokumentation zu diesem Konfl ikt

herauszubringen.

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Garhard AnrnmU, Boris Pern*. J6cg PoMmm

"#

Klassenkampf

Soziale Lage und Kampfe staatlicher Lohnarbeiter in der BRD

Mit den Streiks Anfang 1974 ist es ins BsmiBtss-in auch einer breiteren Offerrtlichkeit getreten, daB dia zunehmandan sozialan Konflikte in der BRD auch vor dem bisher ahar windrtillen 6f- fantlichen Oienst nicht mehr haltmachen. Rational isierung, Lohn- druck, Intensivierung der Arbeit zwingen auch die staatlichen Lohnarbeiter zu verstarktem Kampf urn die Sicherung ihrer Exi- stenz in der burgarlichen Gesellschaft. Dieser ProzeS steht erst am Anfang und zeigt erst ansatzweise klare Konturen. Die Arbeit beginnt mit einer knappen Darstellung des allgemeinen Verhaltnisses von Kapital und Staat, insbesondere bezijglich der Notwendigkeit staatlicher Tatigkeit und ihrer Grenzen. Dieses Verhaltnis wird nachfolgend an den Verhaltnissen der BRD kon- kretiiiert. Die daraus entspringende These, daB die widerspriichli- chen Bedingungen staatlicher Tatigkeit gegenwartig und zukunttig zur Okonomisierung der staatlichen Tatigkeit, d. h. auch zu ver- mehrtemRationalisierungs-und Leistungsdruck auf die staatlichen Lohnarbeiter fiihren, wird ausfiihrlich anhand der Deutschen Bun- despost und einigen Bereichen des unmittelbaren offentlichen Dienstes erlautert. Es wird gezeigt, auf welche BewuBtseinsfor- men diese Verhaltnisse treffen und welche Inhalte und organisato- rischen Formen die Kampfe der staatlichen Lohnarbeiter derzeit annehmen. SchlieBlich werden - primar in der kritischen Ein- schatzung vorhandner Ansatze - Thesen zur tendenziellen Ent- wicklung der Kampfe der staatlichen Lohnarbeiter und der politi- schen Einwirkungsmoglichkeiten in diesem ProzeB entwickelt. Die Arbeit will einen Anfang machen mit der notwendigen Kla- rung in diesem Abschnitt det Klassenkampf es. Sie erfiillt ihren Zweck am besten, wenn sie im Zusammenhang praktisch arbeiten- der Gruppen aufgenommen und umgesetzt wird.

Das Buch hat ca. 250 Seiten und erxheint im Winter 74/75.

PolitladenErlangen

REDAKTIONSMITTEILUNGEN MATERIALIEN/KLEINANZEIGEN

1. Kurz information zum Arbeitsseminar "Konzeption und Arbeitsweise des Arbeitsfeldes Sozialarbeit im SB."

Vom 1- bis 4. Mai 1974 trafen sich etwa 45 Vertreter verschiedener AKS- und SB-Sozialarbeitergruppen zu einer Arbeitstagung in Schnaken- burg/Elbe, um Konzeption und Arbeitsweise des Arbeitsfeldes Sozialar- beit im SB sowie die zukunftigen Arbeitsschwerpunkte zu diskutieren. wesentliches Diskussionsergebnis der Tagung war die gemeinsame Erkenn- nis, daB die Arbeitsfeld-Organisationsform des SB den Interessen und den'problemen in der Arbeit von Sozialarbeitern/Sozialpadagogen ange- nessen ist. Dabei la'Bt sich im gegenwa'rtigen Stadium die Uberregiona- le Zusammenarbeit am Info Sozialarbeit eher herstellen als die eben- falls als notwendig erachtete berufsubergreifende Zusammenarbeit im lokalen Zusammenhang. Auch ergeben sich Schwierigkeiten fur den Sozi- albereich, eine aktive Politik im SB-Zusammenhang so zu entwickeln, daB dies Konsequenzen fur die weiteren Arbeitsfelder und den Betriebs- und Gewerkschaftsbereich sowie die zentralen Publikationsorgane hatte. In der Erkenntnis dieser Probleme liegt allerdings auch eine Chance fur ihre Oberwindung. - Die Arbeitspapiere und die Protokolle zu die- sem Arbeitsseminar kbnnen beim Redaktionskollektiv Info Sozialarbeit angefordert werden.

Geplante Arbeitsseminare:

14. -16. November 1975 in Kassel Thema: Arbeitsfeld Sozialarbeit im SB

30.1-1-2. 1976 in Siegen

Thema: Ausbildungssituation von SozialarbeiternZ-padagogen

Termin und Ort stehen noch nicht fest Thema: Heimerziehung/Wohnkollektive

Geplante Broschuren:

- Stadtteilbezogene Sozialarbeit

- Jugendarbeit

- Ausbildung von Sozialarbeitern/-padagogen

2 Aufruf zur Mitarbeit am Info "Psvchiatrie und Sozialarbeit"

nas Thema zur Psychiatrie ist der Redaktion des Info Sozialarbeit nicht neu. Schon im Sommer 1972 stand es auf der Planung, wurde jedoch immer wieder herausgezogert, da sich kaum Mitarbeiter fanden, die zum einen Interesse hatten und zum anderen qualifiziert waren, urn sich an

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diesem Gegenstand abzuarbeiten. Ein weiterer Grund flir geringe Reso- nanz liegt wohl in der Situation der Institution begr'u'ndet. Noch 1971 arbeitete - laut Statistik - 1m Durchschnitt in jeder psychiatrischen Klinik nur ein Sozialarbeiter, und der war quasi als Pfortner der "Dreh- tlirpsychiatrie" zustandig flir den extramuralen Bereich, mit den Auf- gaben, Arbeit und Wohnung fUr den entlassenen Patienten zu beschaff en .

Dies scheint sich seit dieser Zeit etwas verandert zu haben. Welcher Form und Inhalt nach.mag eine Untersuchung zeigen, die das Info in spe leisten muB- Denn Sozialarbeit und Psychiatrie sind in der BRD noch fast einander auBerliche Dinge. Dies zeigen Vergleiche mit angel sach- sischen und romanischen Landern, bei denen in der Vielfalt von Bestim- mungen der Sozialpsychiatrie eine ist, daB sie der Entwicklung und Ausbildung der Sozialarbeit dienen soil.

Das Thema ist also flir die BRD fast jungfraul ich, was sicherlich sei- ne Reize hat. Urn die Arbeit hier versuchsweise und exemplarisch abzu- stecken, seien Notwendigkeiten erwahnt, Liber die es kaum Material gibt - auBer den authentischen Erfahrungen derjenigen, die vereinzelt in den Institutionen der Psychiatrie arbeiten und an die sich vor allem auch dieser Auftrag richtet: Zu untersuchen ware der zugewiese- ne Arbeitsbereich der Sozialarbeiter, Erfahrungen und Konsequenzen mit der Anstaltshierarchie, die Ausbildungsplane des "Psychiatriear- beiters" (eine Wortpragung fur den Beruf des Sozialarbeiters, der in der Psychiatrie arbeitet), die Aufarbeitung der schon angesprochenen Modelle aus den romanischen und angelsachsischen Landern (Bastide, Hochmann, Adler, Hartwell etc.) - letzteres scheint unumgangl ich, da fur die BRD erst Konzeptionen entwickelt werden mussen. Ferner er- scheint es notwendig, eine systematisierte Obersicht zu erstellen zu Themen wie Familientheorie und Famil ientherapie.Therapeutische Gemein- schaften (von Maxwell Jones bis Antipsychiatrie) , AbriB der Diskussion Liber den Krankheitsbegriff und die Bestimmung von psychischer Krank- heit/Verelendung, Exkurse zur Drogenarbeit in der Psychiatrie, Behin- dertenarbeit etc.

All es Genannte wurde als Exemplarisches erwahnt: es bedarf der Aus- breitung und Systematisierung. Dies ware jedoch nur innerhalb eines Diskussionsprozesses mbglich, zu dem wir hiermit auffordern. Dieje- nigen, die hier ihr Interesse und ihre Erfahrungen wiederfinden.mb- gen sich beim Info Sozialarbeit melden oder direkt Kontakt aufnehmen mit: Hans Groffebert, 8 Mlinchen 8o, Pariserstr. 42

3. Betrifft: Rubrik Materialien und Kleinanzeigen.

Zu dieser Info-Ausgabe lagen uns eine Vielzahl von Materialien vor, auf die wir hinweisen sollten. Aus Platzgrlinden kbnnen wir aber nur eine Auswahl aus den verschiedenen Bereichen zusammenstellen, wobei der Schwerpunkt bei der Jugend- und Sozialarbeit liegt. Zusatzl iche_ Auswahlkriterien sind: Relevanz flir die Arbeit, Aktualitat und Basis- bezogenheit. Bei den Kleinanzeigen werden Stellenhinweise und -suche vor den Materialsuchanzeigen aufgenommen. Wer sich aktuell informieren will, lese die monatlich zusammengestellten Kleinanzeigen in "links".

MATERIALIEN/KLEINANZEIGEN

Informationen zur Juqendfbrderung Nr. 3/75 entha'lt u.a. Reform des Berufsbildungsgesetzes, Jugendpol itik, Bundeskongress der Jusos, Hinweise.AWO, 53 Bonn, Ollenhauerstr. 3

Psychologie in der Psvchiatrie-Fachschaftsgruppe Hamburg zur Berufs- perspektive, ca. So Seiten und entha'lt: Entwicklung des Gesundheits- wesens in der BRD.Kritik der psychiatrischen Versorgung, Reforman- sa'tze in der Psychiatrie, Zur Arbeit in den Gewerkschaften; gegen Voreinsendung von DM 1.5o + DM -.7o Porto bei: FSG Beruf sperspekti- ve, 2 Hamburg 13, von MellePark6, FB Psychologie GieBener Lehrl ingstreff - die ersten lo Nummern - Informationen liber: Berufliche Bildung in Betrieb und Berufsschule, Mode, Jugendzentren, Jugendkriminalita't und -alkoholismus, Famil ie u.a. (liber 6o Seiten). Gegen Voreinsendung von DM 2.-- bei Jochen Stewner, 63 GieBe'n-t.ies- eck, In den Erlen 13.

"Und wir werden immer mehr" - Berichte und Analysen zum Kampf der Kblner Jugendzentren - Wie verhandelt man mit den Behdrden? - Ver- einsgrundung? Bezug: Kollektiv Jugendzentren c/o Ben Bausch, 5 Kbln 1

Friesenwall 32 - 36 t Jugendzentrumsfilm

siegen, das Jugen

oruppe Mainz c/o Kurt Ohneck, 65 Mainz, Walpodenstr. 5 I AMOS - Kriti5che Blatter aus Westfalen - Nr. 2/75 bringt Beitr'a'ge

zur Jugendarbeit, Vietnam, Berufsverbot u.a.; Bezug: AMOS, 163 Bo

und Broschlire: "Wir werden kampf en, wir werden das Jugendzentrum werden wir kriegen!" Verleih/Bezug: Film-

chum, Querenburger Hbhe 287

Erfahrunqsbericht liber Qbdachlosen- und Jugendarbeit in Ludwigs-

hafen; Gegen Voreinsendung von DM 1.— + DM -.60 Porto bei Karin

WeiB, 67 Ludwigshafen, Schlitzenstr. 4

Material ienmappe Jugend- und Sozialarbeit entha'lt "Perspektivplan

des Bundesjugendministeriums" (unverbffentlichtes Diskussionspapier) ,

23 Seiten. Gegen Voreinsendung von DM 2.5o (incl. Porto) auf Pschkto.

Dortmund Nr. 173666-466, JUrgen Heinze c/o Sozialarbeitergruppe im

SZ, 46 Dortmund, Postfach 3ool49

Juqendzentrums-Dokumentation - tntwicklung der Initiative Selbstver-

waltetes Jugendzentrum Wuppertal (Arbeit, Auseinandersetzung, Feh-

ler, Erfolge), 44 Seiten, DM 3.— (Wiederverkaufer 3o % Rabatt);

Bezug: Arbeiter-Unibuch, 56 Wuppertal 1, iieue Nordstr. 6

Nachrichtendienst fur Juaendpublikationen - erscheint monatlich und

bringt aktuelle und grundsa'tzliche Informationen aus der Jugendpo-

1 itik, Tips und Hinweise, wie man eine Jugendzeitung macht u.a.

Bisher erschienen: Nr. 1 Jugendliche und ihre berufliche Zukunft;

Nr. 2 Zensuren; Mr. 3 Schule und Beruf. Gegen 1.5o DM erhaltlich

bei Joh. Iseken, 479 Paderborn, Postfach 571

nokumentation Knast-Analyse liber die Auseinandersetzung zum Jugend-

schutzraum Moosburg, Reaktionen der Presse, des Landratsamtes und

des Kreisjugendamtes. Gegen Voreinsendung von DM I.60 (incl. Porto)

erhaltlich Liber: Knastgruppe, 8o5 Freising, Marienplatz 2 (im Ju-

qendcl ub)

SSK-Dokumentation - Sammelband 1973 - 1975 128 Seiten, DM 5.- + pM J .. porto und andere Broschliren, Bestellungen nur gegen Voraus- zahlung auf Postscheck Kbln 29 23 39-5o9 (Genske). SSK e.V., 5 Koln 1, Salierring 34

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Dokumentation Abenteuerspielplatz liber die padagogische Arbeit im Rahmen einer Ferienaktion, sowie der Elternarbeit im Stadtteil. Ge- gen Vorauszahlung von DM 3.5o auf Konto: BfG Hagen Nr. Ioo55681oo Kennwort: Abenteuerspielplatz; Karin Schloten, 58 Hagen, Dahlen-Kamp- str. 12 T. 275 81

In der Material ienreihe des BDJ/BDP soeben erschienen: Nr. 14 "Kin- derarbeit im Stadtteil". Bezug: Verlag Jugend & Politik, 6 Frank- furt, Emserstr. 29

Journal G - Dokumentationen zu Problemen ausl'a'ndischer Arbeitnehmer Nr. 4/5 bringt u.a. Berichte aus den Bereichen Pol itik/Okonomie/Ge- werkschaften/Kirchen/Schulen zur Situation der Gastarbeiter. loo Sei- ten Einzelnummer DM 3.5o/Abo. DM 18.— ; Bezug: Kulturkomitee fUr auslandische Arbeitnehmer, 7 Stuttgart 1, Schlosserstr. 36 Blickpunkt - Auslander - die erste deutschsprachige Verbffentl ichung des Centre Europeen Immigres ist soeben erschienen und enthalt Be- richte, Untersuchungen, Nachrichten Uber Aktionen und Probleme aus- landischer Arbeitnehmer in Europa. 1975 erscheinen insgesamt 3 Aus- gaben, die gegen DM lo.-- (Internationale Postanweisung) beim CEI 118o Bruxelles/Belgi-que, rue Vanderkindere 51, bezogen werden kon-

nen.

AUF - Eine Frauenzeitschrift.Nr. 2 bringt u.a. Beitrage zum Thema

Abtreibung, fledizin fur die Frau, Traumberufe - Albtraume? Bezug:

Aktion unabhangiger Frauen, A - lo9o Wien, Tendlergasse 6/1-2

Zentral-Film-Verleih: der neue Verleihkatalog 1975 ist erschienen

und enthalt inhaltliche Angaben und Einsatzhinweise zu Filmen aus

dem Produktions- und Reproduktionsbereich, Erziehung/Schule, Aus-

land etc. Bezug: Voreinsendung von DM 2.— an Zentral-Film-Verleih,

2 Hamburg 36, Karl Muck Platz 9, Tel. 34 55 44

Has SoziaUherapeutische Kinderzentrum Preunaesheim in Frankfurt

suehl dringenri noch einen KinderarzU5rztin) Oder Al lqemeinarzt

(a'rztin) fiir das Team (Sozialpa'dagogen, Psychologen, 1 Kinderarztin) .

Es sollen neue Formen oer Therapie mit Unterschichten praktiziert

werden. Kontakt uber: Dr. med. Ulrike Baubkus, 6 Frankfurt, Flora-

str. lo Tel. 77 13 52

Unabhanqiqes Jugendzentrum in Neunkirchen/Saar sucht noch einen

Sozialarbeiter fauch Jahrespraktikant), sowie eine padagogische

Fachkraft. Kontakt: H. Hauch, 6684 Heiligenwald, Schiffweilerstr. 21

Tel. 69979

Jugendclub e-V. in Darmstadt sucht einen Sozialarbeiter und einen

Jahrespraktikanten. Anfragen liber Chiffre 7/19 an Sozialistisches

Bliro

Jugendzentrum einer ev. Ruhrgebietsgemeinde sucht einen Nachfolger

fur die hauotamtliche Stelle. Das Team umfasst 17 Mitglieder und

arbeitet in verschiedenen AG's. Erwartet werden Erfahrungen in der

Jugendarbeit und eine auf die Interessen der Jugendlichen bezogene

Arbeit. Bewerbungen unter Chiffre 7/2o an Sozialistisches Buro

Sozialarbeiter(innen) gesucht fiir die Arbeit in Juopnri?entren. Es

besteht eine organisierte Partizipation von Jugendlichen. Anfragen

und Bewerbungen an: Stadtjugendring, 89 Augsburg, Kanalstr. 15

Tel. 51 55 42

Sozialarbeiter gesucht fiir die Jugendberatungsstel 1 e irnt Schwer-

punkt Drogenberatung. Das z.Z. neunkbpfige Team arbeitet selbstan-

dig. Fortbildung und Supervision vorhanden. Kontakt: Teestube,

63 GieBen, Schanzenstr. 16

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Sn7ia1arbeiter fiir die Kinder- und Jugendarbeit in einem Nachbar- schaftsheim in Kbln gesucht. Anfragen unter Chiffre 7/15 an Sozia- listisches Buro . Betreuer fiir einen neuen Abenteuerspielplatz ab 1.8. in Gieiien ge- sucht. Anfragen an: Bernhard Nahrendorf, 63 GieBen, Bahnhofstr. 49

Ahpnteuer-SpielDlatz-Team sucht noch immer Sozialarbeiterfin) oder Erzieher(in) auch halbtags, sowie zwei Jahrespraktikanten. Anfra- gen:Elterninitiative ASP Heerstr. Mord e.V. c/o Manfred Kriiger, 1 Berlin 2o, Pillnitzer Weg 22 Tel. 3637328

Wer zieht mit aufs Land? Wir sind Lehrer, wollen einen Bauernhof kaufen und nach und nach verschiedene Projekte aufbauen: Betreuung und Erziehung von Kindern. AuBerschulische Jugend- und Erwachsenen- bildung, landwirtschaftliche Produktion und Tagungssfa'tte fiir Ge- nossen. Anfrage: Hubert Ettl , 875 Aschaffenburg, Wittelsbacher

Ring 3

i FHS-Studentin sucht ab Oktober Halbjahres-Praktikum in der Gemein- wesenarbeit"Zuschriften unter Chiffre 7/22 an Sozialistisches Buro

i Sozialpadagoge sucht fiir das Berufspraktikum eine Stelle in der Gemeinwesenarbeit, zweijahrige Erfahrung mitProjektarbeit in ei- ner Obdachlosensiedlung (Kollektiv- und Arbeitserziehung mit Schul- kindern, Spielaktionen, Ferienfreizeiten). Ernst Sporer, 64 Fulda,

i Sozialarbeiterin sucht ab Herbst eine neue Tatigkeit, bisher in ei- nem Sanierungsgebiet und einem sozialen Brennpunkt gearbeitet. Han- nelore Loser, 58o4 Herdecke, Hauptstr. lo4

I Sozialarbeiter sucht interessante Tatigkeit im GroBraum Diepholz. Wer kennt treiePlanstellen? Marion Alterauge, 5 Kbln 91, Olpener

Str 35 I Linke Lehrergruppe an einer Gesamtschule im Ruhrgebiet sucht Bewer- ber fiir die Stelle eines Schulps.ychologen. Voraussetzungen: abge- schlossenes Psychol ogiestudium, Zusammenarbeit mit der Lehrergruppe Uber die Fachgrenzen hinaus, Erfahrungen in der Kinder- und Jugend- arbeit erwlinscht. Bewerbungen bitte unter 7/29 an Sozialistisches

I Fr7jphprin und Erzieher suchen zusammen fur das Anerkennungsjahr ab Sept /Okt. 1975 Praktikantenstellen in Bayern Oder Baden-Wurttemberg. Bevorzugt: Lehrl ingswohngruppen, Behindertenpadagogik, Schulkinder- oarten. J. Gimpl , 8 Mlinchen 2, Westendstr. 148

. ^nyialarbeiter-Studentin sucht zum Herbst eine Blockpraktikumsstelle Im Bereich Drogenarbeit/Knast/Therapeutische Wohngemeinschaften. Hinweise an: Uschi Kropp, 78 Freiburg, Dreisamstr. 7

I Grunds_cMUehrerla sucht zum 1. Okt. 75 neuen Arbeitsbereich. Erfah- rrnig in der Arbeit mit Strafgefangenen vorhanden. Erwunscht: Team- arbeit/Resozialisierungsbereich. Brunhilde Muller, 5 Koln 1, Ri- chard-Wagner-Str. 21 _

sozialarbeiterin im Anerkennungsjahr sucht ab Oktober 1975 eine Ar- beitsstelle im Uemeinwesenarbeitsprojekt. Elisabeth Welte, 78 Frei- burg, Rehlingstr. 4 .

Sozialarbeiter im Anerkennungsjahr sucht Betatigurgsfeld in der Ju- Sendarbeit, Gunther Pletzer, 78 Freiburg, Lehener Str. 99 b

I sn7ialPadagogik-Student (7.Sem.) sucht Mbglichkeit zur Mitarbeit Tn Pro5ekten/Linnchtungen, die mit Kindern arbeiten Oder /und Prak- tikumsplatz fiir Ende August - Mitte Oktober. Ramer Burgey, 355 Mar- burg, Sudetenstr. 2

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Norddeutschland - 2 Sozialarbeiter suchen Stelle in Jugendzentrum. GWA-Projekt, Teestube, Beratungsstel le o.a. ab September 1975. Chiffre 5/31

I 2 Diplom-Sozialpa'dagogen suchen Arbeitsstellen moglichst im nord- deutschen Raum in der Jugend- und Erwachsenenbildung. Praktische Ei fahrungen sind vorhanden. Klaus Nordsiek, 28 Bremen, Beim steinernen Kreuz 5

I 2 Sozialarbeiterinnen suchen interessante Tatigkeit moglichst im Bereich der Jugend- und Erwachsenenarbeit, Gemeinwesenarbeit. Bevoi zugt Raum Heidelberg/Mannheim. 2jahrige Erfahrungen (wahrend des Studiums) in der Obdachlosenarbeit. Margot Moll, 69 Heidelberg, Wer- derstr. 8, Tel. o6221/472144

I Suche Stelle als Sozialarbeiter in einer Wohngemeinschaft mit "Psy- chisch Kranken" ab Oktober 1975, moglichst im rheinland-pfalzischen/ hessischen Raum. Gottfried Tonhauser, 35 Kassel , Hollandische Str. 46

Knastgruppe Freising sucht zwecks Erfahrungsaustausch Kontakt zu arbeitenden Gruppen im Raum Siidbayern. Knastgruppe Freising, 8o5 Freising, Marienplatz 2 (im Jugendclub)

GESUCHT WERDEN MATERIALIEN, HINWEISE, ERFAHRUMGSBERICHTE, KONTAKTE

i Wer hat Erfahrung mit fortschrittlicher Berufspraxis in Erziehungs- beratungsstellen/integrierte Stadtteilarbeit? - dieter Parsiegla, 463 Bochum, Hustadtring 65

' Erwachsenenarbeit in Obdachlosengebieten/Abenteuerspielplatze/ Schul- probleme von Kinderr in Obdachlosensiedlungen. - Michaela Kanawin, 852 Erlangen, Vierzigmannstr. 13

Aktionsforschung als Methode der Sozialarbeit? Wer kann weiterhel- fen? Unkosten werden erstattet. - Sabine Wojahn, 1 Berlin 27, Wil- kestr. 15

Soziologie in der Sozialarbeiterausbildung - Inhalt und Stellenwert - bin an Lehrplanen der FHS interessiert. Unkosten werden erstattet!

- Peter Knapper, 1 Berlin 36, Reichenberger Str. 72 a Elternarbeit und -beteiligung im Erziehungs- und Bildungssektor der BRD fur Projekt- und Diplomarbeit; .'.nschriften von Elterniniativen und -gruppen. Unkosten werden erstattet. - Meter Deuse, 4619 Berg- kamen, Schulstr. 41

Drogenabhangigkeit - Ursachen.Therapie, Wohngemeinschaften - K. i-Jicke, 239 Flensburg, Friedrichstr. lo

Obdachlosenarbeit - Erfahrungsberichte von Projektgruppen - Joa- chim Merchel, 44 Munster, Bremer Str. 3o

Sozialarbeit in Jugendzentren/Selbstverwaltung - Hans-Diebold Mau- rer, 76 Offenburg, Eibenweg 1

Jugendarbeit mit weiblichen Lohnabhangigen - Barbara Fechner, 44 Munster, Qiesterweg 4

Erzieherische Einwirkung des Sozialarbeiters bei der Arbeit mit kbrperbehinderten Kindern. Material zur Geschichte der Sozialarbeit. Qualifikation des Sozialarbeiters/Ausbildung/Behindertenarbeit -

- Barbara Stiels, 45 Osnabruck, Safrnitzer Str. 4 Konzeptionen, Erfahrungsberichte zur Jugend- und Kinderarbeit in Obdachlosensiedlungen - Hlrich Schnasse, 593 H.-Geiswald, Setzer- str. 3

Korperbehinderte in Wohngemeinschaften. Schreibt auch Eure Ein- stellungen zur Integration von Korperbehinderten. - JLirgen Beisie- gel, 34 Gottingen, Kiesseestr. 42