Geschichte und Funktion der Sozialarbeit

Auszlige aus Vorwort und Inhaltsverzeichnis

Das vorliegende Papier. schen "Analyse" und Fun Novum in ihrer Geschich heit gewordenen Auseina tion der Arbeiter nach tionare Krafte.z.B. Cla hilfe", eine Organisati al Itaglichen Klassenkam die spatere AWO-Begrund stischer Gesinnung die beutung mit Hilfe einer wollte,

der Versuch einer material istischen histori- ktionsbestimnung der Sozialarbeit ist ein te - zumindest seit der offenbar zur Vergessen- ndersetzung urn eine "Fursorge"-Sel bstorganisa- dem 1. Weltkrieg. Damals standen sich revolu- ra Zetkin, die das Konzept der "Roten Arbeiter- on praktischer Selbsthilfe und Sol idaritat im ipf, vertraten, und Revision! sten in der SPD urn erin Marie Juchacz gegeniiber, die aus humani- schlimmsten Auswirkungen kapital istischer Aus-

caritativen Wohlfahrtsorganisation verhindern

Das vorliegende Papier zeigt, daB diese historisch zuruckl iegende Al- ternative auch heute nicht an Aktualitat eingebiiBt hat; es stellt sich dar als ein Arbeitsergebnis einer immer groBer werdenden Zahl von Sozialarbeitern, die begreifen, daB sje bisher bewuStlos und ohnmach- tig an den Symptomen eines Ausbeutungssystems, der kapital istischen Gesel Ischaft , kuriert haben und die begriffen haben, daB die Vernach- lassigung ihres Arbeitsfeldes (die vielfach beklagte Situation fehlen- der Mittel, fehlenden Personals und mangel hafter Ausbildung) strukturell bedingt ist in einem gesel lschaftl ichen System, in dem Profit und private Aneignung von Reichtum an erster Stelle und "Kosten" verursachen- de "soziale Fragen" an allerletzter Stelle rangieren,

Aus dem Inhalt: Zur gesel 1 schaftl ichen Situation der Armenpflege in der feudalen Gesellschaft - Sozialarbeit im Umbruch zur kapital i sti - schen Gesellschaft - Marx' Analyse der burger! ichen Gesellschaft und ihre Bedeutung fur eine Analyse der Sozialarbeit - Bismarck'sche Sozialpolitik und Sozialarbeit - Geschichte der Sozialarbeit 1880 - 1930 Sozialarbeit im Faschismus 1933 - 1945 - Geschichte des Jugendhilfe- rechts (das RJWG 1923, Jugendhilfe-Recht im Faschismus, Diskussion urn die Novelle 1953, Diskussion urn das JWG 1961) - Ausgewa'hlfce Literatur zur Sozialarbeit.

Ca. 7o Seiten, vervielfaltigt mit festem Umschlag. DM 3.—

Bezug Liber AKS, c/o Glinter Pabst, 5 Frankfurt, Hamburger Allee 47

Sozialistisches BLiro, 6o5 Offenbach 4, Postfach 591

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JNFORMATIONSDIENST SOZIALARBEIT

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Inhalt: Zur Organisierung - Funktion der Sozialarbeit - Disziplinierung in der Familienfiirsorge Neukolln - 6 Falle von Disziplinierung - Hinweise

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Offenbach, Dezember 1973/Januar 1974 Doppelnummer, Preis DM 5.--

Dieser Informationsdienst Sozialarbeit wi'rd im Sozialistischen BUro von Gruppen, die im Sozialisatfonsbereich arbeiten, herausgegeben. Der Info dient der Kommum'kation und Kooperation von Genossen, die mit sozialistischen) Anspruch ira Feld der sozialen Arbeit tatig sind.

Herausgeber: Sozialistisches BUro

6o5 Offenbach 4, Postfach 591 Verleg£r: Verlag 2ooo GmbH Offenbach Erste Auflage, Dezember 1973/Januar 1974, 5ooo Exemplare Alle Rechte bei den Herausgebern

Vertrieb: Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4

Postfach 591, Hohe Str. 28 (Souterrain) Postscheck Frankfurt, Konto Nr. 61041-604

Preis: Einzelexemplar (Doppelnumraer) DM 5.--

Bei Abnahme von mindestens lo Exemplaren 2o % Rabatt Weiterverka'ufer (Buchladen, Buchhandel) 4o % Rabatt jeweils zuzu'glich Versandkosten

Der Info kann auch im Abonnement bezogen werden. Bezugsgebiihren fur das Jahr 1974 DM lo.— + DM 2.8o Versandkosten. Das Oahresabonnement enthalt vier regulare Ausgaben (Einfachnuramern) . Die Einfachnummer kostet einzeln DM 3. , eine Doppelnummer DM 5.--.

Titelblatt: Die Karikatur ist entnommen aus der revolutionaren Sozialarbeiter-Zeitschrift "Case Con": Case-Con Basement Flat 110 Landsdowne Way London SW 8 (GroBbritannien)

Verantwortlich: Redaktionskollektiv Info Sozialarbeit Presserechtlich verantwortlich: Giinter Pabst Offenbach

Druck: hbo-druck Bensheim

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INFO SOZIALARBEIT, Heft 5

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I N H A L T

Vorbemerkungen zu dieser Ausgabe

Redaktionskollektiv:

Zur Organisierung im Sozialisationsbereich

Kritische Gruppe Westberlin:

Zur Problematik von Rolle und Funktion

der Sozialpadagogik

am Bei spiel der Kollektivpadagogik

Theori e-Praxi s-Gruppe Westberl i n :

Politische Disziplinierung von Sozialarbeitern

in der Familienfiirsorge Neukolln

Repressive MaGnahmen im Sozialbereich

Berufsverbot - Disziplim'erungen - Entzug finanzieller Mittel

6 Kurzberichte sei

Nachrichten/Termine

Material i en

Kleinanzeigen

Aufruf zur Sozialistischen Aktion

te 3 te 5

Seite 15

Seite 29

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Leserzuschriften

Zur Organisation des Sozialistischen Buros

Sei Sei

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INFORMATIONSDIENST SOZIALARBEIT

Der Info Sozialarbeit client der Information und Zusammenarbeit zwischen sozialistischen Gruppen und einzelren, die im Sozialbe- reich arbeiten und wendet sich an Sozialarbeiter, Sozialpa'dagogen, Heimerzieher, Kindergartnerinnen, Sozialplaner, Psychologen, Dozen- ten und Studenten an FachausbildungsstStten etc. - Der Info behan- delt jeweils ein bestimmtes Schwerpunktthema und entha'lt aktuelle Nachrichten, Material ien etc. - Obergreifender Gesichtspunkt der Aufarbeitung von Praxiskonflikten und Modellen ist die kontinuier- liche Diskussion liber eine sozialistische Strategie im Sozialbe- reich. - Wir fordern interessierte arbeitende Gruppen auf: 1) Uns Materialien, Kritiken und Anmerkungen, aktuelle Nachrichten

und Informationen sowie Berichte liber Arbeitskonflikte und Dis-

ziplinierungen zuzusenden; 2} Mit uns Kontakt aufzunehmen und am Info Sozialarbeit mitzu-

arbeiten.

Folgende Ausgaben sind bisher erschienen:

Heft 1: "Ftirsorgeerziehung"

Editorial zur Herausgabe des Info Sozialarbeit im Kapitalismus - Konzeption flir den Aufbau eines Jugendwohnkollektivs - Ausziige aus einer Kollektivzeitung etc.

Heft 2: Sozialarbeit in Institutionen

Geschichte des AKS Frankfurt - Probleme der Sozialarbeit bei freien Tragern (Evangelische Familienberatung) - Kollektivpraktikum im Heim - Gemeinwesenarbeit mit Obdachlosen - Hinweise, Nachrichten, Leserzuschriften etc.

Heft 3/4 (Doppelnummer): Sozialarbeit zwischen Selbstorganisation und BLirokratie

Drei Aufsatze aus der Case-Con - Flirsorgezoglinge nehmen ihre Sache selbst in die Hand - Das Lehrstiick Brackwede oder die objektiven Grenzen fortschrittl icher Jugendanttspolitik im Recht - Kampf zwi- schen Eltern und Arbeiterwohlfahrt urn eine Spielstube - Materia- lien, Hinweise, Zeitschriftenbibliographie zur Heimerzieheung etc.

VORBEMERKUNGEN ZU DIESER AUSGABE

Mit dieser Ausgabe des Info Sozialarbeit setzen wir unser Vorhaben fort, Konflikte im Bereich der Sozialarbeit darzustellen und zu pro- blematisieren, Diese Konflikte sind beispielhaft auch fur andere Aus- einandersetzungen in diesem Bereich, da anhand ihrer die momentanen Grenzen der sozialarbeiterischen Praxis und das Vernal tnis des Staates zu den Aufgabenstellungen der Sozialarbeit deutlich werden. Den vielen punktuell auftretenden Konflikten in den Bereichen der sozialen Arbeit ist gemein, dafl unter den Praktikern eine breite Dis- kussion urn die Mb'glichkeiten und Grenzen einer im institutionellen Rahmen festgemachten Sozialarbeit begonnen hat. Die geschilderten Ver- suche, eine andere als bisher gelaufene Arbeit zu machen, die den "Klienten" die Moglichkeit gibt, ihren Lebensraum selbst zu bestinmen und zu erkennen, fiihrten zwangslaufig zu Konflikten mit den Tragern dieser Arbeit, Anhand der Berichte erkennen wir, daB der Anspruch und die zur Verfiigung gestellten Hilfsmittel, also der organisatorische Rahmen, soweit auselnander klaffen, daS von einer Hilfestellung oder Beseitigung einer Notlage kaum gesprochen werden kann. Die Sozialar- beiter, die ihre Arbeit ernst nehmen, werden diese Widerspr'u'che recht bald erkennen und versuchen, an ihrer Praxis Veranderungen herbeizu- fiihren. Das flihrt zwangslaufig zu Konflikten, die oft durch repressi- ven Eingriff der Trager zunachst beendet werden. Wir kb'nnen und wollen in diesem Rahmen keine fertigen Analysen iiber mbgliche Veranderungen und taktische Schritte liefern, sondern wollen die Diskussion urn die MSglichkeiten in der Arbeit anregen. Dazu fordern wir die Gruppen auf, die aufgrund ihrer Tatigkeit spezifische Erfahrungen mit der Sozial- biirokratie gemacht haben, mit uns in die Diskussion und Zusammenarbeit zu kommen, Wir verstehen das Sozialarbeiter-Info als Plattform fur die Praktiker, dort ihre politischen und berufsspezif ischen Probleme dar- zustellen, miteinander zu diskutieren, die konkreten Erfahrungen zu verallgemeinern, urn eine sozialistische Strategie im Sozialbereich ent- wickeln zu kb'nnen.

Kurzform eingehen mbchten,

So ist es dann nicht verwunderlich, wenn der Umfang des Heftes uber

das iibliche MaB hinaus zunimmt; ca. 80 Seiten sind aber fur ein Ein-

«1heft zuviel und fur eine Doppelnummer zu wem'g.

mI haben uns daher entschlossen, 1n diesem Heft die Arbeitsergebnis-

se und die vom Sozialistischen BUro vorgelegten Papiere zur ftrbeits-

gruppentagung des Sozialistischen BLiros am 3. /4. 11. 73 zu verb'ffent- lichen.

Damit soil einraal dem Informationsbed'u'rfnis der Genassen und Gruppen geniige getan werden, die nicht den "Zentralen Rundbrief" oder "links" lesen und zum anderen alien die Moglichkeit gegeben werden, sich rait dem organisatorisch-politischen Rahmen des Sozialistischen Biiros aus- einanderzusetzen, ihr Vernal tnis zum Sozialistischen Bu'ro genauer zu bestinmen bzw. ihre Interessen in den Diskussions- und Auseinander- setzungsprozeB starker als bisher einzubringen . Wir hoffen, daB sich ein mb'glichst groBer Kreis von Gruppen und Einzelnen an dieser Dis- kussion beteiligt und durch die Mitarbeit am Tnfo der Kooperations- und KommunikationsprozeB der im Sozialbereich Tatigen verstarkt wird.

Ein Wort miissen wir noch dazu sagen, warum das vorliegende Heft so spat erscheint. Zu berucksichtigen gilt einmal, da|3 das Heft von Praktikern gemacht wird, die diese Arbeit neben ihrer Berufsarbeit und der politischen Arbeit am Ort leisten mu'ssen und zum anderen blieb die Arbeit am Heft Nr. 5, obwohl eine Reihe neuer Gruppen zusa'tz- lich am Info mitarbeiten wollen, einigen wenigen uberlassen. Auf den letzten Redaktionssitzungen haben wir dieses Problem ausfiihrlich dis- kutiert; die bei dieser Diskussion neu hinzugekommenen Gruppen muBten sich erst formieren und in ihren DiskussionsprozeB die Mitarbeit am Info, was ja auch eine disziplinierte termingerechte Mitarbeit bedeu- tet, aufnehmen,

Wir meinen aber, daB durch die Neuorganisation der Arbeit fur 1974, diese sowohl inhaltlich und organisatorisch besser strukturiert wer- den kann und die zuklinftigen Hefte termingerechter erscheinen kb'nnen.

Die nachste Ausgabe des Info Sozialarbeit (Heft Nr. 6) beschaftigt sich mit dem neuen Jugendhilferecht und dient der Vorbereitung zum Jugendhilfetag Hamburg. Das Heft wird rechtzeitig zum nachsten Vor- bereitungstreffen am 26. - 28. April in Hamburg erscheinen.

An dieser Ausgabe haben folgende Gruppen mitgearbeitet:

AKS Berlin, Kritische Gruppe Berlin, Theorie-Praxis-Gruppe Berlin, AKS Frankfurt, ehemalige Mitarbeiter des EWH Berlin und Genossen aus Gb'ttingen und Kdln,

Redaktionskol lekti v:

ZUR ORGANISIERUNG IM SOZIALISATIONSBEREICH

(Ergebnisse der Arbeitstagung vom 10, /IT. 3. 73 und des Arbeitsseminars vom 26.-28.10.73)

Fast 1 1/2 Jahre sind mittlerweile seit der 1. Redaktionssi tzung vom 8.7.72 in Frankfurt vergangen,

Ausgangspunkt und Motivationen fur eine uberregionale Zusammenarbeit innerhalb des Sozialistischen Biiros war

- die seit dem Jugendhilfetag 1970 formul ierte, aber bishernicht realisierte Solidarisierung und Zusammenarbeit der im Sozialisa- tionsfeld Arbeitenden,

- das Fehlen eines Kommunikationsorgans, das die von sozialistischen Gruppen und Einzelnen gemachten Erfahrungen wiedergibt und aufar- beitet,

- die Isolierung und Zersplitterung von Einzelnen und Gruppen und die Gefahr der Berufsbornierung bei Festhalten bisheriger Arbeitsan- satze.

Deshalb hatten wir uns entschlossen, im Rahmen des Sozialistischen Buros, das in anderen Bereichen ahnliche Projekte organisiert (Express, Info Arbeiterbildung, Informationsdienst des SLB etc.), einen Infor- mationsdienst Sozialarbeit herauszugeben und zukunftig unter Einbe- ziehung weiterer interessierter Gruppen und Genossen diesen zu einem Instrument der Kommunikation, Koordination und Organisierung auszu- bauen. Durch den Info soil den im Sozialisationsbereich tatigen Grup- pen und Genossen dadurch Unterstiitzung gegeben werden, indem sie die Hoglichkeit erhalten und aufgefordert werden, ihre Erfahrungen, un- mittelbaren Probleme, Konflikte und Bediirfnisse darzustellen und mit anderen Gruppen in einen gemeinsamen Erfahrungsaustausch zu treten. Ergebnis dieses Versuchs, die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaus- tausch verschiedener Gruppen zu organisieren ,ist:

•j) Informationsdienst Sozialarbeit

Der Info Sozialarbeit, dessen 1. Heft im November 1972 erschien, hat eine Auflage von 5 000 Exemplaren; davon sind mittlerweile ca. 750 Abon- nenten.

Folgende Schwerpunkte wurden bisher behandelt:

Heftl: Fiirsorgeerziehung

Heft 2: Sozialarbeit in Insti tutionen

Heft 3/4: Sozialarbeit zwischen Selbstorganisation und Bu'rok

tie Heft 5: ( dlese Ausgabe)

Stattgefunden haben dazu 6 Redaktionssitzungen mit unterschiedlich starker Gruppenbeteiligung. Der Stamm der Gruppen (Bielefeld, Bochum, O Dusseldorf, Frankfurt), die bisher den Info getragen haben, hat sich

ra-

bis heute auf 13 aktiv mitarbeitende Gruppen und Einzelgenossen und ca. 20 Gruppen, die ihre Bereitschaft zur Mitarbeit erklart haben und in den Informationsaustausch einbezogen sind, erweitert.

2. Sozialarbeiter-Tagung am 10. /n. Ma'rz 1973 in Frankfurt

Um die im 1. Heft skizzierte Konzeption sowie den zukLinftigen Erfah- rungsaustausch und die Zusammenarbeit zu diskutieren und verbindlich festzulegen, fllhrten wir im Ma'rz eine zweitagige Tagung in Frankfurt durch. Daran beteiligten sich 17 Gruppen und liber 150 Sozialarbeiter und Studenten.

Zu Beginn wurde von einem Vertreter des Info Sozialarbeit kurz der Zusammenhang, 1n dem der Info stent, skizziert:

"DaI3 die Kontakte zum Sozialistischen BUro gesucht und aufgebaut wer- den, 1st nicht zufa'llig. Viele Gruppen und Genossen stehen insbeson- dere sent dem Jugendhilfetag in NLirnberg (Sozialistlsche Aktion) lose in Verbindung oder suchten in den vergangenen Wochen und Monaten ver- sta'rkt den Kontakt mit dem Sozialistischen BUro, was letztlich mit der politischen Perspektive und einer entsprechend groSzUgigen offe- nen Arbeitsweise des Sozialistischen Bliros zusamnenhangt, namlich die organisierte Kooperation autonomer sozialistischer Gruppen herzustel- len. Das Sozialistische BLfro geht davon aus, daS die Gruppen den Ar- beitsansatz der sozialistischen Linken in der BRD und West-Berlin mit Hilfe einer nichtautoritaren Organisation entwickeln kb'nnen und be- reits heute in der Organisierung ihrer Zusammenarbeit traditionelle biirokratische Orgam'sationsvorstellungen uberwinden lernen und die Entwicklung einer neuen sozialistischen Bewegung im LemprozeB der Klassenauseinandersetzungen in den Betrieben und Bu'ros, Ausbildungs- statten und anderen gesellschaftlichen Bereichen mbglich wird. in der Sozialarbeit beobachten wir, daB sozialistische und kritische Sozialarbeiter einem zunehmenden institutionellen Druck und Diszi- plinierungsmaBnahmen ihrer Anstellungstrager ausgesetzt sind. Diesen wird man nur dann wirksam entgegentreten kbnnen, wenn wir einen soli - darischen ZusammenschluB aller im Sozialbereich Ta'tigen erreichen. Die Aktivitaten von sozialistischen Gruppen im Bereich der Sozialar- beit erfordern zweifellos Kooperation, gegenseitige Solid*.ritat, urn gemeinsam erarbeitete Arbeitsansatze verteidigen und ausbauen zu k8n- nen. Daxu mu'ssen die bisherigen Erfahrungen der arbeitenden Sozial- arbeitergruppen ausgewertet werden. Der Erfahrungsaustausch muB auf eine neue, breitere Ebene gebracht werden, damit sich die Perspekti- ve dieser Arbeit langerfristig genauer bestimmen lassen kann. uer Info Sozialarbeit kann diese Aufgabe nur teilweise erfu'llen; er muB erga'nzt werden durch direkte Kontakte von sozialistischen Sozial- arbeitergruppen untereinander und mit sozialistischen Gruppen aus anderen Arbeitsfeldern (Betrieb, Schule etc.). Dazu bietet die Or- ganisationsstruktur des Sozialistischen Bu'ros giinstige Voraussetzun- gen.

Das Ziel dieser Tagung sollte daher sein:

1. Die Herstellung verbindlicher Kommunikation und Kooperation mit bestehenden autonomen Gruppen.

2. Die Herstellung einer organisierten Basis der Solidaritat mit de- nen vom Berufsverbot betroffenen Genossen.

3. Die Diskussion der Widersprliche am Arbeitsplatz und ansatzweise

Entwicklung einer politischen Strategie (wie Widerspr'uche angegan- qen werden mlissen). 4. Die Diskussion uber Funktion und Konzeption des Infos Sozialarbeit.

Unter der Fragestellung "Wie kann organisierte Kommunikation fur die im Sozialbereich Ta'tigen aussehen?" wurde im Plenum und in nach Re- aionalbereichen untergliederten Arbeitsgruppen unter dem Aspekt spa- te re r Zusammenarbeit folgende Punkte unterschiedlich intensiv disku- tiert:

- Gewerkschaftsfrage ■*».-*<

- Funktion des Sozialistischen B'Jros /Auseinandersetzung mit Partei- aufbauorganisationen

- Funktion der Sozialarbeit und die Organisierung in diesem Bereich

- Verha'ltnis Ausbildung und Beruf.

Als Einstieg in stellung der Arb tige Information ger Bestandteil nehmerkreis eine diirfnis der Teil Orten zu informi an unterschiedli

die Diskussion benutzten alle Arbeitsgruppen die Vor- eitsbereiche von Einzelnen und Gruppen. Die gegensei-

nahm einen sehr breiten Raum ein; sie war notwendi- der Tagung, um liberhaupt bei diesem heterogenen Teil-

Diskussionsbasis zu erreichen und entsprach dem Be- nehmer, sich Liber die Arbeit und Probleme an anderen eren. Die weitere Diskussion in den Gruppen setzte chen Problemkreisen an:

Das Protokoll der AG Dlisseldorf gibt drei Schwerpunkte an, die dis-

kutiert wurden: Funktion der Sozialarbeit/Organisierung in der Ge-

werkschaft/Funktion des Sozialistischen Biiros.

Aus der Funktionsbestimmung der Sozialarbeit als "disziplimerende,

knn troll lerende und reglementierende Aufgabe" und der Zuordnung der

Sozialarbeiter "als Teil des Staatsapparates". wurde die Notwendig-

keit der Organisierung abgeleitet, wenn der Sozialarbeiter Bundms-

oartner des Proletariats sein will".

Als notwendige politische Erganzung zur Gewerkschaftsorgamsierung

wurde die Mitarbeit in einer "Aufbauorganisation" anvisiert:

"nie AO's zeigen politische Perspektiven auf, in wieweit in der Pra-

Jll nolitische Arbeit mbglich ist. Es werden ideologische Auseinan-

dersetzungen gefUhrt. Der Sozialarbeiter muB sich in einer proleta-

rischen Partei organisieren, um seinen Platz bestimmen zu konnen.

n„nn ist er in der Lage, Agitation innerhalb der Sozialarbeit zu be-

treiben; die Jugendlichen aufzuklaren, die Sozialstaatsideologie der

Sozialarbeiter abzubauen, proletarisches BewuBtsein zu schaffen und

s?dl mit den Arbeitern zu solidarisieren."

"nas Sozialistische BUro sollte die Koordination der sozialistischen

Sozialarbeiter-Organisationen betreiben, um die Ansa'tze der verschie-

denen Gruppen uberregional angehen zu konnen."

Die Arbeitsgruppe "SUd" diskutierte starker die Schwierigkeiten der Organisierung von Sozialarbeitern, die an folgenden Punkten fest-

aemacht wurden: .... . , D u

- Zweifel an der Relevanz der politischen Arbeit im sozialen Bereich. Zersplitterung in viele Organisationsansatze.

'. Oberbelastung durch ihre Ta'tigkeit; die Bereitschaft, sich auBer- halb der Dienstzeit zu engagieren ist nicht stark genug, die zu- satzlichen Anforderungen auszuhalten.

- Sozialarbeiter sind keine homogene Gruppe; Interessen, Ziele und

BedUrfm'sse sind verschieden, sie konkurrieren um Geld und Klientel Organisationsansatze flatten daher u.a. anzusetzen an der eigenen Un- sicherheit, den Schwieri'gkeiten des Einzelnen im persb'nlichen, all- taglichen Kontakt zu den Klienten etc. Eine engere Zusammenarbeit ortlich naher Gruppen sollte in Verbindung mit dem SZ Tubingen und Stuttgart geschehen.

Das Protokoll der AG "Rhein-Maingebiet" gibt eine Funktionsbestim- mung der Gewerkscfiaften wieder (siehe unten), sowie Aufgabenstellung und Gedanken zur praktischen Umsetzung der im Sozialbereich Tatigen. Aufgabenstellung:

1. Aufhebung der Trennung von praktischer, isolierter Arbeit und theo- retischer Ausbildung.

2. Erarbeitung einer Berufsperspektive im Sozialbereich.

3. Welche Funktion hat die Sozialarbeit und verwandtes in der heuti- gen Gesellschaft? Wie wird sie eingesetzt? Von wem? Ab welchem Punkt ehTstehen Konflikte? Theoretische Verarbeitung dieser Fragen aus prak- tischen Erfahrungen.

4. Welche politische Perspektive la'St sich entwickeln fiir eine Arbeit im Reproduktionssektor? 1st es mbglich, sich aus einem gesellschaftli - chen Bereich zuriickzuziehen? Reichen Biirgerinitiativen aus? Warum politische Partei in spe?

Praktische Umsetzung:

1. Standige verbindfiche regionale Arbeitsgruppen von Be rufs tatigen und Studenten im Sozialbereich.

Welche Ziel gruppen kann man fiir eine solche Arbeit ansprechen (Berufsanfa'nger - Sozialisten im sozialen Bereich)? Kann man daruber politisieren (Sozialarbeiter und Klienten)?

2. Informationsdienst: Praktische Projekte darstellen; Konflikte analysieren; Forschungsergebnisse verbreiten; Auseinandersetzung mit verschiedenen politischen Linien.

3. Oberregionale Tagungen zu festgelegten Themen.

4. Eintritt in die Gewerkschaft (OTV) . "

Diese Arbei tsgruppenergebnisse wurden anschlieBend im Plenum disku- tiert. Weitgehende ubereinstimmung bestand in der Einschatzung der Funktion von Sozialarbeit, der Notwendigkeit einer starkeren Organi- sierung insbesondere in der Gewerkschaft, der Organisationsform in der der uberwiegende Teil der Arbeiter und Angestellten orqanisiert sind. 3

Der Gewerkschaft (fur die uberwiegende Anzahl der Sozialarbeiter die

orv; wurden folgende Funktionen zugewiesen-

"1. Bundnis auf breitester Ebene im Kampf mit den Werktatigen

i. Uruck von der Basis in der Gewerkschaft

3. Durchsetzen eigener Interessen als Arbeitnehmer

4. Einzige Moglichkeit, sich zu schiitzen uber eine breite flffentlich- keitsarbeit, Solidarisierung mit und durch die Gewerkschaftskol legen. Arbeitsrechtsschutz."

ubereinstimmung bestand auch in der Einschatzung, da6 eine Organi- sierung in den Gewerkschaften nicht ausreicht. Kontrovers diskutiert wurde dann die Frage, wo denn der politische Ort der Organisierung der Sozialarbeiter etc. sei und welche Funktion in diesem Zusammen- O hang das Sozialistische Buro und der Info Sozialarbeit einnimnt.

Die Aufforderung von Teilnehmern, sich in "einer proletarischen Par- tei zu organisieren, den kommunistischen Aufbauorganisationen, die die Arbei terklasse als Sozialisten vertritt" wurde von dem iiberwiegen- den Teil der Sozialarbeiter als Z.Zt. nicht relevant fiir ihre Praxis angesehen. In den Diskussionsbeitragen, die sich mit dieser Position auseinandersetzten, kam zum Ausdruck, dal3 es fiir Sozialarbeiter als Lohnabh'a'ngige aber nicht als Angehorige des Proletariats nicht allein darum gehen kann, sich in einer Organisationsform, die glaubt, die richtige zu sein und die Interessen des Proletariats vertritt, anzu- schlieBen.

Ausgehend von der politischen Situation in der BRD, der noch wenig entwickelten Klassenkampfe, der Bindung der u'berwiegenden Mehrheit der Arbeiter und Angestellten an den reformistischen Weg der SPD, stellt sich fur die Mehrheit der Teilnehmer nicht die Frage nach dem Parteiaufbau, insbesondere nicht nach der Dbernahme historisch u'ber- holter Organisationsformen. Es geht darum, erst einmal selbst sich an dem Ort, wo man arbeitet, zu politisieren, d.h. nicht zu trennen zwi- schen Beruf (als Reproduktionsort) und Freizeit (als politischer Ort der Organisierung), sondern anzusetzen an den eigenen Interessen und Bedlirfnissen.

Die Politisierung im Zuge der antiautori ta'ren Studentenbewegung schuf in alien gesellschaftl ichen Bereichen eine Vielzahl von Basisaktivi- taten und Selbstorganisationsansa'tzen; so auch im Sozialisationsbe- reich Fur die im Sozialbereich Tatigen gilt es, diese Erfahrungs- und Selbstorganisationsansatze zu intensivieren und auszubauen, sowohl bezogen auf die eigenen Interessen, wie auf die Interessen des Klien- tels Dabei tauchen eine Vielzahl von Fragen auf (s. Protokoll AG Rheiii-Main-Gebiet), die bisher nur unzureichend gelbst und beantwor- tet sind. Die Erfahrungen aus den verschiedenen Bereichen aufzuar- beiten, zu veral lgemeinern, die Isolierung der Einzelnen und Gruppen zu durchbrechen, einen Kommunikationsrahmen zu haben, dazu sollte der Informationsdienst Sozialarbeit dienen.

Nach dieser Kontroverse u'ber die grundsatzli che Onentierung von Grup- nen im Sozialbereich kam es nctwendigervjeise auch zu unterschiedli - chen Funktionsbestimmurigen ces Info Sozialarbeit. Die Vorstellung eim'ger Teilnehmer, daB der Info Sozialarbeit uber kommumstische und sozialistische Organisationen zu berichten ha'tte, daB z.B. Be- richte aus der "Roten Fahne" Oder dem "Roten Forum" zu iibernehmen waren, wurde zuruckgewiesen, da es nicht um die Selbstdarstel lung der verschiedenen Gruppen gehen kann, sondern prima'r um die Diskussion und Weiterentwicklung bisheriger sozialistischer Arbei tsansatze im Sozialbereich. Tm einzelnen wurden dem Info folgende Aufgaben zugewiesen:

Darstellung von verschiedenen Projekten in der Sozialarbeit, - Analyse von Konflikten am Arbei tsplatz

Kla'rung des Ver.haltnisses von Theorie und Praxis

Veral lgemeinerung der Erfahrungen, Kla'rung der politischen Funktion

von Sozialarbeit.

Die iiberregionale Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem Sozia- listischen Biiro schafft die Moglichkeit, Kontakte mit anderen Grup- nen z.B. aus dem Produktionsbereich aufzunehmen und verringert da- durch'die Gefahr der Berufsbornierung. Die Zusammenarbeit mit diesen Gruppen wurde sich dann allerdings nicht aus der ab-

strakten Bestimnung des Bundnisses mit der Arbeiterklasse ergeben, sondern ansetzen an den konkreten Erfahrungen und BedUrfnissen.

3) Arbe its seminar am 26. - 28. Oktober 1973 in Frankfurt

Nach einem Jahr Arbeit am Info Sozialarbeit, der Herausgabe von 3 Schwerpunktheften, War es notwendig geworden, die bisherige Arbeit des Redaktionskollektivs selbstkritisch zu hinterfragen und zu u'ber- legen, wie die Arbeit stabilisiert und weiter ausgebaut werden kann. Wir haben festgestellt, da6 die notwendigen Grundsatzdiskussionen bisher in den Redaktionssitzungen nur ungenllgend gefuhrt, die Arbeit der einzelnen Gruppen nicht zum Gegenstand der Diskussion gemacht worden sind, sondern mehr oder weniger die redaktionelle Arbeit, d.h. die Fertigstellung des Infos 1m Vordergrund gestanden hat. Insofern hatten die bisherigen Infos - bis auf wenige Ausnahmen - kaum Rele- vanz fiir die mitarbeitenden Gruppen.

2 Schwerpunkte standen auf diesem Arbeitsseminar, an dem sich 32

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.■,ui.<.=pi.iuN uca MMU :, n.uci tsweise aes KeaaKiionsKoilekti vs (Frage, wie kbnnen praktische Fragen theoretisch aufgearbeitet werden, mit welcher Zielrichtung und wie kdnnen Sozialarbeiter organisiert werden). b) Einschatzung und Vorbereitung einer Sozialistischen Aktion zum Jugendhilfetag 1974 in Hamburg.

Da neben den Stamm-Gruppen eine Reihe weiterer Gruppen und Genossen erschienen waren, die ebenfalls kontinuierlich am Info mitarbeiten wollen, nahm die gegenseitige Information Uber Arbeitsansatze, Pro- bleme, Motivation und Erwartungen an eine Zusammenarbeit wiederum einen breiten Raum ein. Folgende Problemkreise bzw. Fragestellungen wurden in dieser Diskussion aufgeworfen, die zuklinftig von uns ange- gangen werden miissen:

- Wenn der Info die Orgam'sationsfrage durch praktische Beitra'ge in Gang halten soil, wie miissen dann diese Berichte aussehen, wie kbn- nen wir eine Strategiediskussion erbffnen und wie erfolgt die theo- retische Verbindung zu den praktischen Problemen?

- Trafen die bisherigen Info-Artikel die praktisch/theoretischen Probleme der arbeitenden Gruppen; in welchem Rahmen steht der Info?

- Gemeinsame Probleme aller Sozi'alarbeiter-Gruppen sind: Verbindung von Theorie und Praxis, Problem der politischen Organisierung, Pro- blem der politischen Strategic

Die Funktion des Info wurde im Hinblick auf folgende Fragestellungen diskutiert:

1. Organisation (a) Gewerkschaft, (b) Selbstorganisation

2. Funktion von Sozialarbeit (a) Berufsrolle des Sozialarbeiters, (b) Funktion der Sozialarbeit als Institution

3. Aufgaben und Ziele des Info (Diskussion anhand des Editorials).

IU la) Von alien beteiligten Gruppen wurde die Gewerkschaft als notwen-

diger Bestandteil der Organisierung angesehen. Zur Einschatzung des Gewerkschaftsapparates und zur Strategie sozialistischer Gruppen wur- den unterschiedliche Positionen deutlich. Die unterschiedlichen Po- sitionen blieben jedoch in der Diskussion unvernrittelt nebeneinander stehen. .

lb) Die Selbstorganisation von Sozialarbeitern war dann begrundet, daB man seine Interessen durch Gewerkschaften und berufsstandische Orqam'sationen nicht vertreten glaubte. Gleichzeitig war mit der Selbstorganisation (in AKS-Gruppen etc.) der Anspruch verbunden, auch den Klienten zur Durchsetzung ihrer Interessen diese Mbglichkeit nahe- zuleqen Selbstorganisation der von Sozialarbeit Betroffenen wurde dann tendenziell die Sozialarbeit in ihrer bisherigen Kontroll- und Disziplinierungsfunktion in Frage stellen.

Selbstorganisation kann einerseits ein Ansatz zur Organisierung be- rufsstandischer Interessen sein (Verbesserung der allgemeinen Arbeits- bedingungen) mit dem Ziel, diese gegenUber den Institutionen besser durchsetzen zu kbnnen, andererseits ein Ansatz, der auf die Verbes- serung der Lage des Klienten gerichtet ist.

Diskutiert, aber nicht vollig geklart, wurde die Frage, ob die Info- Arbeit eine Form der Selbstorganisation darstelle, bzw. eine weiter- qehende Organisierung vorbereiten kbnne.

2a) Gegenwartig ist auf jeden Fall deutlich, daB Sozialarbeit - sei es behSrdliche oder bei freien Tragern - ganz allgemein gesprochen kontrollierende und disziplinierende Funktion hat. Objektiv ist der Sozialarbeiter Funktionstra'ger der Institution, die ihn beschaftigt. r-jn sich politisch verstehender Sozialarbeiter hat sta'rkeres Inter- esse die Betroffenen zu unterstlitzen, wobei er notwendigerweise in den Widerspruch zu seiner objektiven Funktion innerhalb der Institu- tion qerat. Was darliberhinaus mbglich ist, bedarf noch einer genaue- ren Einschatzung und Bestimnung. Der Sozialarbeiter muB lernen, selbst fMr seine eigenen Interessen zu kampfen.

?b\ Die Vergesellschaftung der Sozialarbeit im Kapitansmus kommt in fnititutioneller Form zum Ausdruck. Das Hilfsprogramm tritt sowohl Hpm Sozialarbeiter als auch dem Klienten als fertige Struktur gegen- Uber Will man dagegen etwas tun - was sicher zu Auseinandersetzungen flihrt - dann kann man davon ausgehen, daB die innerinstitutionelle k'nnfliktstrategie nicht ohne Formen der Selbstorganisation auskommt. nip institutionelle Organisation der Sozialarbeit ist in sich wider- cnrUchUch: Einerseits ist die Institution auf die Sozialarbeiter an- npwiesen sie kann bei der Durchfu'hrung notwendiger Reformen nicht „hne weiteres Uber deren Kbpfe hinweg handeln, andererseits kann sie 2,i kritische" Basisinitiati ven weitgehend verhindern und die Betei- niaten disziplinieren. Wie und mit welcher Persoektive die hier vor- handenen EinfluBmbglichkeiten gen utzt werden kbnnen, muBte Gegen- stand der Info-Berichte sein.

i npr Einschatzung der Lage der Sozialarbeit im Editorial 1/72 wurde .ilaemein zugestimmt. Allerdings ist die Funktion des Staatsappara- lll zu Toberflachlich beschrieben. Ob die Zielsetzung des Info reali- •prbar ist la'St sich gegenwartig nicht sagen, dazu ist der Erfah- S noszeitraum zu kurz. Die Zeiten, in denen die Verbffentlichung von ^nfliktfallen allein schon politisch wirkte (Gegenbffentlichkeit) "einen vorbei zu sein. Notwendig scheint uns jetzt, wo die Anforde- II

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rungen der praktischen Arbeit wachsen und politisch schwien'ger werden, eine griindliche theoretische Bearbeitung und politische Einschatzung von Praxiskonflikten.

Dazu ist es notwendig, im Info m'cht einzelne nebeneinanderstehende Themen abzuhandeln, sondern zu einer kontinuierlichen Diskussion Uber eine sozialistische Strategie im Reproduktionsbereich zu kommen. Obergreifender Gesichtspunkt der Aufarbeitung von Praxiskonflikten und -modellen mu'sste diese Strategieentwicklung sein. Dabei soil ten die in alien Praxisbereichen iitmer wieder auftauchenden Probleme der Selbstorgam'sation, Gewerkschaftsfrage, Konfliktbewaltigung etc. auf einer mbglichst konkreten Ebene abgehandelt und theoretisch verallge- meinert werden. Der Einwand, daB die theoretische Auseinandersetzung bei uberma'Biger Anforderung in der praktischen Arbeit kaum moglich sei, wurde rait der Begrlindung abgelehnt, daB es gerade dann wichtig sei, ein dialektisches Verhaltnis zwischen Theorie und Praxis herzu- stellen. Erst diese Arbeitsweise ermoglicht eine qualitative Verbes- serung des Diskussionsprozesses um die brennenden Fragen im Sozialbereicr Diese Arbeitsweise impliziert einen groBen organisatorischen Auf- wand, der nur dann zu bewa'ltigen ist, wenn alle mi tarbeitenden Grup- pen einen hohen Grad der Verbindlichkeit gegeniiber der Arbeft am Info haben. Der Vorschlag, ein Redaktionskollekti v vcn 4 - 5 Genossen zu wahlen, wurde m'cht akzeptiert. Ein solches Vorgehen wurde eine kon- tinuierliche Verbindung zwischen Theorie und Praxis wieder unmbglich machen. In diesem Zusammenhang spielt die Einsicht in die Bedeutung des Infos fur die Sozialarbeitergruppen eine groBe Rolle. Wenn der politische Stellenwert und die Wichtigkeit dieses Konmunikationsmi t- tels erkannt werden, steigert sich auch die Motivation zur Mitarbeit.

Fur die Mitarbeit und Strukturierung des Info Sozialarbeit gelten vor- la'ufig folgende Gesichtspunkte:

1. Trennung von Arbeitsseminar und Redaktionssitzung: 4 x im Jahr wer- den Arbeitsseminare durchgefiihrt, die sich mit einem jeweiligen Schwer- punktthema beschaftigen. Am Arbeitsseminar kb'nnen sich Gruppen und Einzelne beteiligen, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt bzw. die vorab verschickten Thesen und Papiere gelesen haben; die Arbeits- seminare sollen gleichzeitig den Zusammenhang der verschiedenen Grup- pen intensivieren und als iibergreifenden Gesichtspunkt die Entwick- lung einer sozialistischen Strategie thematisieren. Gruppen oder Ein- zelne, die daran interessiert sind, setzen sich mit dem Redaktions- kollekti v in Verbindung bzw. nehmen Kontakt zur Koordinationsgruppe auf. Die Offenheit der Seminare findet allerdings dort ihre Grenze, wo die Mitarbeit lediglich im Besuch des Seminars besteht. Wir wer- den nur arbeitsfahig sein, wenn sich alle auf den jeweiligen Schwer- punkt grundlich vorbereiten und an den gemeinsauten Fragestellungen arbeiten. Die Ergebnisse des Arbeitsseminars dienen der inhaltlichen Gestaltung des Info Sozialarbeit.

An den Redaktionssi tzungen nehmen nur die GruDpen und Einzelne teil, die sich bereit erklart haben, kontinuierlich' mitzuarbei ten.

2. Jeweils eine Gruppe wird ein Schwerpunkt thema inhaltlich vorbe- reiten und ist fiir die Koordination und den organisatorischen Ablauf verantwortlich. Die von ihr ausgearbeiteten und zusammengestellten Papiere (Thesenpapiere, Literaturlisten, exemplarische Falldarstellung)

werden rechtzeitig zu jedem Arbeitsseminar versandt.

3. Eine Jahresvorausplanung ist allein schon aus techm'schen Grunden erforderlich.

4. Die Themenauswahl soil den verschiedenen Praxisfeldern Rechnung tragen.

5 Innerhalb der verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkte muB eine Kontinuitat in der Entwicklung der Iibergreifenden Fragestellungen gesi chert werden.

6. Die Schwerpunktthematik soil nicht bedeuten, daB andere aktuelle Beitrage ausgeschlossen werden.

7 Ort der Arbeitsseminare ist der Sitz der jeweiligen Koordinations- gruppe (mit Ausnahme des Arbeitsseminars Jugendhilferecht) .

8. Aktuelle Informationen, Berichte, Materialien etc. werden der je- weiligen Koordinationsgruppe zugeleitet.

Folgende Themenschwerpunkte und Termine wurden fur 1974 festgelegt:

Info Heft Nr. 6 (1/1974)

Thema: Jugendhilferecht/Vorbereitungsheft zum Jugendhi lfetag Hamburg

Arbeitsseminar: Mitte Januar in Bielefeld

Info Heft Nr. 7 (2/1974)

Thema : Jugendzentren/Jugendcl ubarbei t

Arbeitsseminar: Ende April in Diisseldorf

Koordination: Gerd Rieger, 4 Diisseldorf, Oberkasselerstr. 7

Info Heft Nr. 8 (3/1974) Thema: Reformismus in der Sozialarbeit Arbeitsseminar: Ende Juni/Anfang Juli in Berlin Koordination: AKS Berlin 41, wielandstr. 26

Info Heft Nr. 9 (4/1974)

Thema: Psychisch Kranke

Arbeitsseminar: Ort steht noch nicht fest

Koordination: Hans Groffebert, 8 Miinchen 2, Kobellstr. 12

f.d.R. Christine Miiller, Gunter Pabst

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MATERIALIEN

ZUR JUGEND- UND SOZIALARBEIT

Kritische Gruppe Westberlin:

ZUR PROBLEMATIK VON ROLLE UND FUNCTION

DER SOZIALPKDAGOGIK

AM BEISPIEL DER KOLLEKTIVPKDAGOGIK

NR. 1

ZWI5CHENAUSWERTUNG DES PROJEKTE8 IN DER FAMLIENFURSORGE DER 8TADT K0LN Margcc DeLla

Dla twiachanauavartung atallt dai iriLi Jahr dar Axbalt alnar Brojakt- gryppa ir 6*t Tit, I 1 laniOr lonj « dar Itadt Roln dar ala iriti Fhaaa Bur ■ntwlcklung ainaa Varandartingtao- ahdrdlloha Jugand-

aiala

< oh 2. so;

HAIDHAUSERl VERTEIDIGT EURE LE3ENS-

BEDlNGVn'GENl GHA IN H<lNCHEN-HAID-

HAU8EN

ARBEITSBERICHT 197o/71

Baldhaiiaan-luio

Dar arata iarioht baaohialbt dla Arbalt a*a von dar victor aeilanea- ttlftung gatraganan ArbaltaEaLdao- dalli "Baldhauaan-BOro, ■tadteall- Inforaatlon' tc Itadtarnauarungaga- fct.t ■aaeaan-laldhaataa ■(hr.nd da* ■altrauaaa Dumbii ISlo - Ok to bar 1871 and aathllt aaata llaachalasa-

KAMPF UM EIN JUGENDWOHNKOLLEKTJV PLANSPIEL UND WIRKLICHrtlT

Christian .«r:inn/k/t,iit.i,raM, Kodalla ortana Jogandhilfa in alnaai Flanapial, daaaan fiplalpha- ■«a uofl Konfllkta ail OQKuaantan ana dar Gaachlc-hta dar Jugandvohnkollak-

aucht. daa Spannungafald uftunlgtn, In daaalch Juganduotinkol lakt Iva ba-

dia apaalflarhan pici:,,, dar Jug.nd wohnkoll.ktlva dtutllch, aondarn auch 11a funktlon von Soalalarbalt la tu- taaaaniplal von BahQrdan, Irmi, Fo-

laalbaikoaianpiela DH S.oo]

Auaw.rtung alnar Bafragung von 58 G«R. Frojaktan In dar mo lm j»hra 19 71. Ir

untaraucht dla Bonxaptlcn dar Ftojakta und lhr. "«,u, di. praktlacha Pm-

■a dar Arbalcapl ltd atlndnla und dla Qui

-!■'-: n :,-,..:.

NR. 5 UND NR, 6

READER JUGENDWOHNKOLLEKTIVE Arbaitagiuppa Kodalla Offana Jugand- Mlfa

Dla Intnlcklunn dar Jugandwohnkollak- tlva vlrd In lhraa polituctian Suaaa- ■anhang daroaatallt, itaua Tandanaan wardan haraaBgaarbaitat. Cabal vltd gaiaigt, das alna wirkaaaa lllfa auoh In JugandaohnkBllaXtlvan nlcnt adg- Lleh lit, aolanga nioht lnhaltlich und aathodlach an dar gaaa&tan iui,-,nita- ation Jugandllchar angaaatat wlrd. Dar Kaadai anthlLi alna Raltia biahar achval luglmjlichar Taitta aovla alna auafQfcrlleha LlttttUfllllt. [lolbitkoatanprali kx.I cm fl.oc

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haidhauser! verteidigt eure lebenb- bedingungen! gwa in mOnchen-haid- hau3en- arbeitsbericht i9/1//2

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WEITERE VEROFFENTLICHUnGEN

ZUR THE0R1EB1LDUHG DER 5RUPPEN-

PADAGOGIK

BERICHT USER EIN EXPERTENGESPR^CH

in dlaiar thrift vatdan dl. Etgabnl alnai Ixpar tantag ung dbar Gruppanpad. goglk varoftantllcht und dl. E.poaaa

von Glaala Konopka, Narnar Loch. Klai

ENTHLIRF FUR EIN NEUES JUGENDMI LFEGESETZ DER KOMMISS10N DER VICTOR GOLLAHCZ- ST1FTUNG

Ltlrllni,

I dan In-

aaclit auf Crslahung und Bildur.g, . Jugandhllfa ala alganatind Igar Soala llaatlonabacalch,

(■anxlpatlon ala Elalrlehtung dar Ju gandhllfa, Angahan von Chancanungl alchhalt aoii'

MATERIALIEN IN V0RBERE1TUHG

READER IUR THEORIE UND STRATEGIE DER GEWEINWENSENARBEIT

oratiacfc.E

Obar Si. s,. tatan Banal

NR. 9

BERICHT [IfiER DEN VERLAUF DES PROJEK-

TES IN DER FAMILIENFtlRSORGE DEB STJta*

KfiLN (Arbaltitltal)

Alba it agruppa Intralnatltutiooalla

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10

ZUR DIDAKTIK INTERNATIONALER FORT- B1LDINGSKURSE (Arbaitatltali Dar Bailcht gaht voa Irfahruagaa Baa. 'tntacnatlonalaa itll

' ga.oaran

UlJl

Die VICTOR GOLLANCZ-STIFTUNG E. y. VWBtUaBbt

als tiundesier.trale EinridiCung Kartbllxiirrj fajj die Ptixis durch Praxis ftlr in der Ji^stl- anl 532ialaj±eit Tatlge in Hlnf AztoadtabajBaA^aBBi i " Intrainstltutlonelle Modeile*. "Prax-w^r-i^.. tende Fortblldung", "Hadfelle Offme Ju?crd- hilfe". GanelrawEaHiarbelLaocdelle" . "Irtcaa-- natlonoles Studlenprcqram" .

BESTELLUNG

MATERIALIEN ZUR JUGEJO- UW) SDZIAQWa-IT

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HlLTEGEScn Igratla) VOROESTELLUNO:

Expl. NR. 6

Expl. NR. 9

Expt. NR. 10

(Pralanachlafi in

VICTOR GOLLANCZ - STIFTUNG

6000 FRANKFURT- MAIN 1 WILHELM-LEUSCHNER-STRASSE 25

Vorbemerkung:

Dev folgerAe Avtikel e'tellt eine Uberarbeitung uneeree Ax-tikele ("Vereuah einer kvitieahen Reflektion der MOgliohkeit und UnmSglioh- keit von XollekHvpSdcyogik") aue dem hiaterialien Band S - "Reader jugenduohnkollektive" - der Victor-Gollancs-Stiftung dar. Dem Leeer, der nodh niaht intenaiv mit der dort dokumentierten Diakuaeion be- fatit war, mSahten air es dringend zum beseeren Veratandnia der im fol- genden behandelten Problematiken empfehlen, eioh dieaen Reader und den erg&nzenden Band 6 bei der obengenannten Stiftung in Frankfurt (f/ilhelm-Leusohner-Str. 25) zu beeohaffen.

Mit dem vorliegenden Artikel soil eine Diskussion weiter vorangetrie- ben werden, die seit dem ersten Heft immer wieder unter verschiedenen Blickwlnkeln kontlnuierUch geflihrt wurde. Es handelt slch dabei m die Bestinmung der Funktion von Sozialarbeit im Kapitalismus einerseits und urn die Bestinmung der Mb'glichkeiten (und auch der Grenzen) enga- qierter Sozialpadagogen innerhalb dieser Gesellschaft andererseits . Dabei soil zum ersten Mai versucht werden, diese Thematik nicht nur deskriptiv und formal klassenanalytisch anzugehen, wie es dann not- wendigerweise mit einer stark resignativen Tendenz vor allem im Heft 1 des "Info's" geschehen ist, sondern gleichzeitig mindestens ansatzweise reale Perspektiven zu entwickeln. Das ist uns bestimmt oft nur sehr mangelhaft gelungen, trotzdem dieser Artikel auf einer dreijahrigen Diskussion mit Kollektivberatern basiert, die sich ehe- mals in einer Arbeitsgruppe innerhalb der Victor-Gollancz-Stiftung trafen, und trotzdem ein GroBteil eben jener Berater jetzt zum stan- diaen Mitarbeiterkreis des vorliegenden Info's gehbrt. Gruppen, die die Mangelhaftigkeit der nachfolgenden Diskussion mit beheben helfen kbnnen, sind somit dringend aufgerufen, den vorliegenden Info auch a1s ihr Organ zu begreifen und durch kontinuierliche Mitarbeit die Diskussion mit vorantreiben zu helfen!

Die "APO - Zeiten" haben im Bereich der Sffentlichen Erziehung ein spezielles Ergebnis hervorgebracht: Die Kollektive! Heimjugendliche, die auf Grund der diversen Heimkampagnen im bundes- renublikanischen Raum aus den Heimen verschwanden und andere Trebe- aanger wandten sich mit der Bitte urn Unterstutzung bei der Lbsung ihrer Probleme an Studenten der damaligen politischen Scenerie bzw. erhielten diese Jugendlichen von den Studenten direkt die agitato- -scne Aufforderung, sich in den studentischen Kampf zu integrieren Und somit auch ihre Probleme zu Ibsen. In dem MaBe, wie sich diese IO

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Zielsetzung als falsch und undurchfuhrbar erwies, wurden die Kollek- tive (teils gemischte aus Heimjugendlichen und Studenten, teils - etwas spater - nur aus Heimjugendlichen bestehende), die sich aus einem politischen Anspruch und aus einem polftischen Zusammenhang heraus gebildet hatten, geschlossen bzw. verstarkt unter padagogi- schen Gesichtspunkten gesehen. Die studentischen Genossen zogen sich einerseits massenhaft aus dem vorher eingegangenen Engagement zuruck, die verbliebenen diskutierten die Kollektive der ehemaligen Heimju- gendlichen zunehmend nicht mehr unter politischen Gesichtspunkten, sondern verstarkt unter dem padagogischen Gesichtspunkt der Aufar- beitung von "Schadigungen" der betroffenen Jugendlichen.

Die genannte grobe Skizzierung trifft so allerdings nur fur die BRD zu. In Westberlin verlief die Entwicklung insofern anders, als hier das auslbsende Moment keine irgendwie gearteten Heimkampagnen waren, sondern die "Randgruppenarbeit" (zumeist Arbeit mit Rockern) und deren theoretische Aufarbeitung einerseits, andererseits die Ausein- andersetzung mit den Heimkampagnen in der BRD. Von daher wurden die ersten Kollektive von linken Sozialarbeitern und -padagogen sofort auf Grund der vorher gelaufenen Diskussionen als padagogische ge- plant und gegrlindet: man verstand sich als Gegenmodell, als Alterna- tive zur herkbmmlichen Heimerziehung.

Innerhalb der Gollancz-Stiftung schufen sich die beteiligten Sozial- padagogen eine Plattform zur Diskussion und Aufarbeitung der im Zu- sammenhang mit den padagogischen Kollektiven auftretenden Probleme. Schon in den ersten Diskussionen wurde klar, daB im Grunde keiner der Beteiligten seine ideologische Verankerung in der APO leugnen konn- te: die Ansicht, mit Hilfe des Gegenmodells Jugendkollektiv eine wir- kungsvolle Alternative zur Heimerziehung zu liefern und dadurch revo- lutiom'erend auf den Bereich der gesamten offentlichen Erziehung wirken zu kbnnen, herrschte allgemein vor. Nur noch ein paar funktio- nierende Kollektive, und die Herrschenden wurden reumlitig ihre Heine schleifen und statt dessen uberall Kollektive griinden lassen! - in den folgenden Diskussionen, zu denen sich nahezu alle Kollektiv- berater der BRD und Westberlin in von der Victor-Gollancz-Stiftung organisierten Seminaren in Dietzenbach trafen, wurde nicht nur sehr bald klar, daB die Auswirkungen der Kollektive auf die etablierte Heim- padagogik sehr gering waren, sondern daB im Gegenteil die Sozialbiiro- kratie und ahnliche Funktionen wahrnehmende Kontrollorgane alles da- ran setzen und auch fernerhin setzen wurden, die (angenommenen)Frei- raume der Kollektive einzuengen und in gangige Formen von Heimpada- gogik zu re-integrieren. (Das la'Bt sich in den Verdffentlichungen in der Deutschen Jugend" und neuerdings im "Info Sozialarbeit" genau verfolgen.

Vor allem an Hand der solchermaBen durch die Sozialbu'rokratie aufge- zwungenen Kollektivreali tat einerseits und der padagogischen Praxis der Berater" in den Kollektiven andererseits setzte sehr bald eine heftige und kontroverse Diskussion liber die exakte Bestimmung der politischen und padagogischen Inhalte und Formen der in den Kollekti- ven zu praktizierenden Padagogik ein, eine Diskussion, die leider nie bis zu einem genauen Ergebnis gefiihrt wurde.

Ausqegangen wurde von dem Begriff der "Alternative zur Heimerzie-

hung" aus den Anfangen der "Kollektiv-Kra", als die Initiatoren von Jugendwohngemeinschaften auf Grund der Analyse der Heimpadagogik da- zu kamen, eine qualitativ andere Sozialpadagogik machen zu wollen, welche die betroffenen Jugendlichen nicht zu lebens"untikhtigen" Menschen verforme, sondern sie befa'higen sollte, sich auf der Basis einer vollendeten Schul- und/oder Berufsausbildung kritisch in die Gesellschaft zu integrieren. Damit ist gemeint, Verlassen der gesell- schaftlich randstandigen Rolle als "deviante" Jugendliche und Integra- tion ins Proletariat als Voraussetzung jeglicher proletarischen, ge- sellschaftspolitischen BewuBtwerdung. Das waren Ziele, von denen man wuBte, daB sie von der Heimpadagogik gangigerweise nicht geleistet werden.

Die Kritik an dem Begriff "Alternative" setzte einerseits an der Rele- vanz der Kollektive im Hinblick auf die Heimerziehung an, anderer- seits, und das war der gewichtigere Punkt, an dem Vorhandensein von bezahl'ten Padagogen (Erziehern). Die Kritiker waren der Meinung, daB man nicht von einer Alternative sprechen kbnne, solange man eine Grundstruktur der Heime, die Gliederung in "Zoglinge" und "Erzieher", Libernehme. Dabei wurde, und das ist wichtig zum Verstandnis des Fort- gangs der Diskussion, auf eine objektivistische Weise vorgegangen und unter weitgehender Vernachlassigung der subjektiven Ebene (Selbstver- standnis des "Beraters", Zielbestimmung der Arbeit, Praxis der Ar- beit, u.a.) nur das Vorhandensein der Berater als Padagogen zum An- satzpunkt der Diskussion genommen unter Einbeziehung der reglementie- renden Strategie der Sozialbiirokratie, die weitgehend als ubermach- tig und letztlich unschlagbar gesehen wurde. Das ist wichtig im Hin- blick auf die Beurteilung der spater diskutierten Alternativen zur Kol lektivarbeit.

Nach langen Diskussionen einigte man sich schlieBlich darauf, "nur" Differenzierung von Heimerziehung zu sein. Die Diskussion um die in- haltlichen padagogischen und politischen Moglichkeiten einer solchen Differenzierung und der sich daraus fur in diesem Bereich arbeitende Padagogen ergebende Forderungen und Kampfesformen (auch und gerade aeqenLiber der Sozialbiirokratie) wurde nicht ausreichend geleistet. Unter dem Eindruck des inzwischen entstandenen Georg-von-Rauch- Hauses in Berlin verengte sich die Diskussion zunehmend: Das Georg- v0n Rauch-Haus als selbstorganisiertes Kollektiv verstand sich selbst und wurde von vielen an den Diskussionen beteiligten verstanden als die einzig legitime Alternative zur Heimerziehung. Unter diesem Blick- winkel wurde die Diskussion um padagogische Kollektive nur noch sehr verklirzt geflihrt: man war nicht mehr bereit, selbst nach dem Prinzip Her Selbstversorgung und der tendenziellen Selbstverwaltung "gefuhr- ten" Kollektiven das positive Pradikat "Differenzierung von Heimer- ziehung" zuzuerkennen, sondern man sprach nur noch von einer "Wie- derholung der Heimerziehung mit anderen Mitteln".

7usammen mit dieser Diskussion lief die Auseinandersetzung uber den nnlitischen Anspruch der zu leistenden Padagogik. Auch hierbei tra- Vpn schwere Differenzen auf. Die eine Fraktion wollte mehr eine poll - Hsche Bestimmung der padagogischen Inhalte der Arbeit vornehmen, wahrend die andere Fraktion eher die Diskussion um die direkte poli-

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tische Aktivierung der Jugendlichen, urn die Verbindung von padago- gischer Arbeit und aktivem Kampf zusammen mit den Jugendlichen fUh- ren wollte. Das ging einher nrit der Auseinandersetzung um das Ziel der Reintegration der Jugendlichen ins Proletariat einerseits und um die verlangte gemeinsame Integration von Beratern und Jugendlichen in den politischen Kampf andererseits, ja, die gemeinsame Integra- tion in den politischen Kampf wurde zur Voraussetzung uberhaupt einer mbglichen und erfolgreichen nicht-integrativen Sozialpadagogik.

Aus unserer Sicht ist eine solche Diskussionsweise falsch und ist zu teilweise schwerwiegenden, falschen Ergebnissen gekommen. Um die Basis anzugeben, auf der wir diese Diskussion und ihre Ergebnisse bewerten und eine andere Perspektive entwickeln, seien im Folgenden einige Absatze aus Erziehung und Klassenkampf 4/71 zitiert: Im Editorial wird festgestellt, daB die Klarung der Kampfaufgaben von Sozialarbeitern und Sozialpadagogen erst am Anfang stehe und in dieser Situation die Gefahr besonders groB sei "entweder idealistische Entwlirfe zu machen oder in Bereiche auszuweichen, in denen sich auf den ersten Blick revolutionare Intentionen am ehesten in die Berufs- praxis einbringen lassen." Weiter heiBt es: "So hat sich nach der auf der Westberliner Randgruppenkonferenz im Februar 1970 zu recht geubten scharfen Kritik an der Randgruppen-Euphorie auch unter Sozial- arbeiter-Studenten die Tendenz breit gemacht, nur noch die "normale" Jugendarbeit und die Vorschulerziehung als politisch relevante Hand- lungsbereiche anzusehen. (In unserem Fall war es die Stadtteil- und Jugendzentrumsarbeit - s. weiter unten - d. Verf.) Diese Tendenz wird noch dadurch gefordert, daB die Verwertungsinteressen des Kapitals in den sozialpadagogischen Berufsfeldern der vorschulischen, der auBerschulischen bzw. der sogenannten Freizeitpadagogik teils nicht unmittelbar in Erscheinung treten, teils noch nicht so umfassend wirksam geworden sind, so daB hier idealistische Freiraumillusionen noch am ehesten sich ausb reiten konnen.

Um das immer erneute Entstehen von Illusionen zu verhindern, miissen wir uns deshalb immer wieder die Widerspruche klar machen, denen auch der sozialistische Sozialarbeiter und Sozialpadagoge in alien Berufsfeldern ausgesetzt ist. Sein praktisches Handeln wird in vie- len Fallen, ganz unabhangig von seinem politischen BewuBtsein, auch (Hervorheben durch d. Verf.) eine herrschaftsstabilisierende WirkTJng haben. Es gibt keine (dito) Praxis in der kapi talistischen Gesell- schaft, die es uns gestattet, den diese Gesellschaft konstituieren- den WidersprUchen zu entgehen. Jede Beschrankung auf nur aufgeklarte, individuelle, unorganisierte Sozialarbeit und Erziehungspraxis ist notwendig zum Scheitern verurteilt und fordert Illusionen und Resig- nation." (E & K S. 3-4)

In der genannten E & K-Ausgabe findet man auch folgendes Hoernle- Zitat: Kommun is tische Kinderheime! Auch dieses Wort klingt manchen Genossen beruckend im Ohr. Auch hier ein Stuck falscher Romantik. Es ist eine Illusion zu glauben, die kommunistische Partei oder Ju- gend konne revolutionare Heimerziehung leisten, ohne vorher die po- litische Macht zu besitzen." (S. 37)

Ferner werden an anderer Stelle Aussagen Liebknechts zur Fiirsorge- erziehung aus den "Leitsatzen" und aus einem Referat zur Begrundung der Leitsatze zitiert: "...; der Zweck der Flirsorge, die Zb'glinge

fijr das Erwerbsleben brauchbar zu machen, darf einzige Richtschnur sein " und: "Die FLirsorgeerziehung soil einzig und allein dafiir sor- gen.'daB die Zoglinge dem Kampf ums Dasein geistig und kb'rperlich gewachsen sind." (S. 29)

Dieses Zitat soil noch nrit einer Aussage Bernfelds naher erla'utert werden: "Fur die dem Zbgling freundlich gesinnten Erzieher - denen auf Grund ihrer politisch-padagogischen Zielsetzung nicht dieselben subjektiven Grenzen in der Erziehung gesetzt sind, wie denjenigen, die die Zusta'nde in den Heimen dulden oder sogar noch tatkra'ftig aufrechterhalten - sagt Bernfeld, daB es gilt, aus einem "gewissen Teil der Zoglinge normale proletarische Jugendliche (zu) machen, denen gegeniiber die Arbei terbewegung die normale Aufgabe der Aufklarung, Klassenerziehung und Organisation hat!." (E & K S. 30/31)

L/as wird nun aus den Zitaten im Vergleich zu der vorhin umrissenen, unserer Meinung nach illusionaren Position der gemeinsamen Integra- tion von "Erziehern" und "Zb'glingen" in den Klassenkampf deutlich? Um das herauszuarbeiten, muB man noch einmal bei den Ursprungen der Kollektivbewegung und der ideologischen Verankerung im Gedankengut

□fe in°den zitieften Passagen des Editorials formulierte Kritik an "nur aufgeklarten, indi viduellen, unorganisierten" Formen der Er- 7-iehunqspraxis, der "idealistischen Freiraumillusionen" verbunden mit "idealistischen Entwiirfen" und der Versuch, in Gebiete auszuweichen, in denen scheinbar die Verwertungsinteressen des Kapitals nicht so faestimmend sind, trifft voll die Phase der Konstituierung von Kollek- tiven Es wurden Heimkampagnen durchgefuhrt, die getragen wurden von p-iner'berechtigten Kritik an den Formen der Heimerziehung in unserer rpsellschaft, die politische Mobilisierung der Betroffenen zielte aber meistens ausschlieSlich auf die Jugendlichen ab, eine gezielte Mobilisierung des padagogischen Personals unterblieb in der Regel. nipse Heimkampagnen wurden getragen von auBerhalb der Heime befind- lichen Kritikern und hatten, da Erfolge kurzfristig nicht zu erreichen l\ren auch eine weitgehende Orientierung der betroffenen Jugendli- rhen nach auBen zur Folge. Das fiihrte zur Konstituierung von Jugend- unhnaemeinschaften, erst unter sich als illusionar erweisenden poli- tischen Zielsetzungen, spater unter padagogischen "Alternativvorstel- lungen".

ua<- stand aber anders hinter den Vorstellungen, mit den Kollektiven ine Alternative zur gangigen Heimpadagogik zu liefern, als eben jene

FrPiraumillusion, "in (einen) Bereich auszuweichen, in denen sich iif den ersten Blick revolutionare Intentionen am ehesten in die Be- nfsDraxis einbringen lassen"? Was aber stand bestenfalls dahinter il iene von Hoernle als "falsche Romantik" kritisierte Illusion,

innerhalb der kapi talistischen Gesellschaft eine kommunistische Er-

riehunq betreiben zu konnen?

Tm Zuqe vieler Diskussionen der Gruppe wurden diese Illusionen als niche auch klar erkannt und so setzte die Diskussion ein, um die

rpalen Mbglichkei ten der Kol lektivpadagogik unter den bestehenden ^ellschaftlichen Bedingungen einerseits und um die zunehmenden Ver-

cfirhe der Sozialbiirokratie. die Kollektive voll in den Bereich der

•ffentlichen Erziehung und damit auch unter die iiblichen Repressionen

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einzugliedern, andererseits. Und an diesem Punkt wurde wieder deut- lich, daB die Beteiligten weitgehend noch immer in den alten Ideologies befangsn waren:

Wurde vorher immer Liber die Isolation der Kollektive, liber ihre pada- gogische und politische Bedeutungslosigkeit gejammert, so wurde jetzt die Integration der Kollektive in den Bereich der b'ffentlichen Er- ziehung einerseits und das Entstehen von Kollektiven innerhalb von Heimen und auBerhalb durch sogenannte Heimausgliederung wiitend abge- lehnt. Der Beginn der Reform der Heimerziehung insofern, als Heime Kollektive bildeten und in Berlin der neue Jugendhof z.B. so geplant ist, dal3 innerhalb des Heims Kollektive mit Betreuung und auBerhalb in einem entstehenden Neubauviertel Kollektive aus Heimjugendlichen mit und ohne Betreuung gebildet werden, wurde ein-dimensional nur als Versuch der Herrschaftssicherung und Aufrechterhaltung althergebrach- ter Machtstrukturen interpretiert. Als Ergebnis dieser Erkenntnis wurde der Kommunikationszusammenhang aufgegeben, der bdse kapitalisti- sche Staat hatte sich seiner Ideen bema'chtigt, man zog sich resignie- rend zuriick. D.h,, zu einem Zeitpunkt, als die Kollektive und die da- rin hangenden Padagogen zum ersten Mai aus ihrer politischen und pa'da- gogischen Bedeutungslosigkeit herauskamen, als diese Form der Erzie- hung zum ersten Mai gesel Ischaftliche Relevanz bekam, zu einem Zeit- punkt, wo man gezwungen war, seine Oasen zu verlassen und wo der poli- tische Kampf - allerdings unter der Oberschrift Heimerziehung - uberhaupt erst hatte beginnen miissen und konnen, formulierte man eine irreale Kritik und teilweise neue Ideen von neuen angeblichen Frei- raumen, wo man besser seine revolutionaren Vorstellungen verwirkli- chen konne, und zog sich zuriick. Kampfeslos wurde dem Staat nun wirk- lich em Gebiet iiberlassen, zur Herrschaftssicherung und Transfor- mierung alter Strukturen, ein Gebiet, in dem man hatte doch einige Veranderungen herbeifiihren konnen. Das hatte einer genauen Analyse bedurft.

Statt diese Diskussion zu fiihren und eine Strategie zur Durchsetzung der eigenen Vorstellungen zu entwickeln, fluchtete man vor dem staat- ichen Zugriff, bezeichnete das Georg-von-Rauch-Haus als die einzig legitime, nicht-reformistische Alternative zur Heimerziehung und postulierte die Stadtteil- und Jugendzentrumsarbeit als die fur sozialistische Sozialpadagogen einzig mdgliche revolutionare Perspek- tiye. Wohlbemerkt, hier soil nicht gegen die Notwendigkeit von Stadt- teilarbeit, gegen die positiverTMoglichkei ten von Jugendzentren und gegen die Tatsache, daB das Georg-von-Rauch-Haus fur die betroffenen Jugendhchen wirklich die einzige Alternative zur Heimerziehung war, gesprochen werden, aber folgende Punkte sind unseres Erachtens ver- drangt worden:

1. Die Auseinandersetzur.g wurde unter und nit Sozialarbeitern gefiihrt, die in dar ,->egel staatlich angestellt sind oder bei Organisationen, die direkt oder indirekt staatlicher Kontrolle unterliegen. Von daher ergibt sich:

" "G(r°r9~yon-Rauch-Hauser" als von Jugendlichen selbstorganisierte K.o lektive sind keine Berufsperspektive von wie stark auch immer poiitisch engagierten Sozialpadagogen. Diese konnen hochstens auBer- naib ihrer Berufspraxis als befreundete Genossen Unterstiitzung lei - sten .

- Stadtteilarbeit ist keine Berufsperspektive fur Sozialpadagogen. Stadtteilarbeit ist die Aufgabe von politischen Organisationen, in denen der einzelne Sozialpadagoge als organisierter zwar mit- arbeiten kann, aber ebenfalls weitgehend auBerhalb seiner Berufs- praxis. .

- Jugendzentrumsarbeit ist ebenfalls keine Berufsperspektive von Sozialpadagogen, sollen aus den Jugendzentren nicht wieder neue "Hauser der offenen Tlir" werden.

D h. im Grunde nichts anderes, als daB der Verfall der alten Kollek- ti v-Freiraumillusionen bedauert, dieses Bedauern aber nicht poiitisch qewendet wurde in Form einer Perspektivdiskussion und in Form der Aufnahme des Kampfes urn die Veranderung und Verbesserung der Heimer- ziehung. Die beteiligten und alle anderen Sozialarbeiter, die in den Kollektiven die Chance einer Verbesserung der Heimerziehung sahen, wurden mit ihren Problemen sitzen gelassen. Es ist wesentlich wieder das uber nur mangelhafte Kommunikationsmbglichkeiten verfu'gende Ein- zelkampfertum, das vielleicht einige Verbesserungen im Heimsektor er- reichen wird konnen.

Wie hatte nun eine Diskussion aussehen miissen, die nicht wieder der Illusion verfallt, eine Identi tat von Berufspraxis und politischen Kampf herstellen zu konnen, bzw. wie mu3 sie in Zukunft gefu'hrt wer-

den'

Bei "der Diskussion hatte von der allgemein anerkannten Zielbestim- muna der Reintegration von Heimjugendlichen ins Proletariat ausge- -JaTTqen werden mussen. Von dieser politisch/padagogischen Zie 1 bes ti m- muna her hatten die bestehenden Kollektive und ihre Praxis analysiert werden mussen, und zwar mit dem Ziel der Erarbeitung der notwendig konstitutiven Voraussetzungen fur die Erreichung dieses Zieles. Eini- ae dieser Voraussetzungen sind auch tatsachlich erarbeitet worden: Koedukation, Homogenitat der Gruppe (Klassen- und Schichten-spezi - fisch altersma'Big und berufsmaBig: Schuler oder Lehrlinge oder Jung- arbeiter), Aufhebung der Versorgung uber Pflegesatze, Zwang zur Be- ctreitung des Lebensunterhalts uber eigene Erwerbstatigkei t bzw. uber allgemein gultige UnterstUtzungssatze (Ausbildungsbeihi lfe, Sozialunterstlitzung etc.)

Die Verarbeitung der genannten Ergebnisse blieb allerdings weitge- hend folgenlos. Nur in Berlin wurden auf Grund eines relativ guten korrniunikationszusammenhanges Verbesserungen erkampft: Koedukation herrschte in den Berliner Kollektiven schon inner; in zwei als Heim- ausaliederungen entstandenen Kollektiven konnte jetzt die Beendi- qung der Versorgung uber Pflegesatze durchgesetzt werden. Nur ist das nicht ausreichend.

Ausaehend von der Tatsache, dal in den solchermaBen konsti tuierten Kollektiven auch einige Erfolge erzielt werden konnten, hatte^die

Fruooe den Kampf urn die Erweiterung ihrer Basis einerseits und vor lien Dingen urn die Durchsetzung der genannten Bedingungen fur alle

kollektive andererseits aufnehmen mussen. Das hatte auch bedeutet, ich massiv in Diskussionen urn Veranderungen und Neuplanungen von

Mpimen einzuschalten, Nur das ware wahrscheinlich eine politische

Knnsequenz der gemachten Erkenntnisse gewesen. Dariiber hinaus hatten 21 rvh verstarkt die Diskussionen urn reale Problems von Kollektiven c-1

noch verst

gefiihrt werden mu'ssen: Konnen sich Kollektive der genannten Art durch einen gemeinsamen Arbeitszusammenhang definieren oder mu'ssen sie das sogar? Es gibt ja Padagogen, die unter Hinweis auf Makarenko so was fordern, z.B. die Einrichtung einer kleinen Autowerkstatt Oder einer kleinen Druckerei. Unserer Meinung nach kann dies nur mit Kol- lektiven mit ausgesprochen therapeutischem Charakter gemacht werden; denn man ubersieht_, daB man mit der Einrichtung solcher Werkstatten die Jugendlichen einerseits ihren normalen proletarischen Lebensvei haltnissen entzieht und sie andererseits nur eine Ausbildung bekom- men konnen, die in der "freien Wirtschaft" kaum noch eine Mb'glichkeit zum Leben und langfristig keine Berufsperspekti ve bietet. Ferner ha'tte das Problem der Vermittlung von den Moglichkeiten des kollektiven Zusammenlebens durch den Padagogen an die Jugendlichen genauer gekla'rt werden mu'ssen. Der Umstand, daS von Padagogen ein Kollektiv flir Jugendliche gegrundet wird und dafl nicht die Jugend- lichen selbst es sind, die das kollektive Leben als Mbglichkeit zur Lb'sung ihrer Probleme erkannt haben, bringt ungeheure Probleme mit sich. Will man nicht tatsachlich nur "Heimerziehung mit anderen Mit- teln" betreiben, d.h. will man nicht die betroffenen Jugendlichen doch wieder zu Erziehungsobjekten einer wenn auch noch so "wohlmeinenden" aber doch alten Abhangigkeiten und Unmundigkeitsstrukturen tradierenden Padagogik machen, so mu'ssen von vornherein klare Ziele und Forderun- gen gestellt werden, die sich als aus der Klassenlage der Jugendli- chen objektiv ergebende Notwendigkei ten und als Lb'sungsmb'glichkei- ten ihrer subjektiv speziellen Schwierigkei ten darstellen. Das wa'ren z.B. die Forderungen nach Vollendung der Schul- bzw. Berufsausbil - dung, nach kontinuierlichem Schulbesuch oder Arbei tsaufnahme, Aufgabe eines kriminellen Problemldsungsverhaltens und Erlernung von sozialen Verhaltensformen in und mit der Gruppe, Aufgabe eines Fluchtverhal- tens mit Hilfe von Alkohol oder Drogen aller Art.

Allerdings konnen u.E. Erfolge mit einer derartigen Padagogik nur erreicht werden, und das zeigen alle Erfahrungen in der gesamten Kol- lektivarbeit in der BRD und Westberlin durchga'ngig und mit aller Deut- lichkeit, wenn sich diese Forderungen nicht nur darstellen als pa'da- gogische - gestellt durch die Berater - , sondern sich ganz deutlich und zuweilen auch in aller Harte ausweisen als materielle Notwendig- kei ten, d.h. wenn ohne Versorgung, ohne Pflegesatze gearbeitet wird. Die betroffenen Jugendlichen begreifen auf Grund ihrer durch lange Heim- und Trebeerfahrung fest verwurzelten Erwartungshaltung auf Ver- sorgung oder sich "durchschmarotzen" nur auf Grund realen b'konomischen Drucks, daB die Forderung nach kontinuierlicher Arbeit durch die Be- rater nicht eine irgendwie geartete moralische ist, sondern ihrer realen Lebenssi tuation entspringt.

Ein derartiges padagogisches Vorgehen setzt allerdings bei den ent- sprechenden Sozialpadagogen selber eine weitgehende BewuBtwerdung voraus; ist es doch eine nicht selten zu findende Fehlhaltung gera- de unter "linken" Padagogen, die Eingliederung in den ArbeitsprozeB eindimensional als nur im Interesse des Kapitals stehend zu sehen und von daher Skrupel zu haben, die einem "anvertrauten" Jugendlichen der Ausbeutung auszusetzen. Die Argumentation, die Jugendlichen mu'Bten es lernen, sich selbst zu unterhalten, sonst wurden sie als Flirsorge- empfa'nger notwendig kriminalisiert oder aber als "Parkpenner" enden, fu'hrt dann oft zu einer mehr halbherzigen und deswegen inkonsequenten

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Haltung.

Im folgenden soil versucht werden, eine grundsatzlichere Position unsererseits zur Diskussion zu stellen:

Die Merschwerdung des Menschen vollzieht sich in der Bewaltigung der Natur, indem er sich die Natur untertan macht. Das geschieht heute auf der Ebene des Produktionsprozesses. Erst indem der Mensch Bestand- teil dieses Produktionsprozesses wird, nimmt er Teil an der Bewalti- gung der Natur, definiert er sich selber als Mensch, als das die Natur beherrschende Wesen.

Das ware die grundsatzliche Ebene. Im kapi talistischen Produktions- □rozeB kommt noch eine Ebene hinzu: Das Kapital ist am Menschen und dessen Ware Arbeitskraft nur unter dem Gesichtswinkel der Mehrwert- schaffung interessiert, d.h., es macht aus seiner Sicht die Menschen zu Objekten seiner Mehrwertschinderei . Umgekehrt sind die Menschen dem ProduktionsprozeB als der Bewaltigung der Natur und sich selbst als denjenigen, die diesen ProzeB beherrschen, entfremdet. Erst indem sich die Menschen - die Arbeiter - klar werden, daB sie es sind die den ProduktionsprozeB beherrschen und aufrechterhal ten, also'die Natur beherrschen - "wir sind es, die alien Reichtum schaf- fen" - werden sie zu bewuBten Subjekten, die anfangen, den Kampf urn ihr Leben aufzunehmen, d.h. die tendenziell auch ihre Objektrolle dem Kapital gegenu'ber verlassen. Das bedeutet aber ganz klar, Mensch- werdung ist nur als Teilnehmer am gesellschaftlichen Produktionspro- zeB als Voraussetzung zur gesellschaftlichen BewuBtwerdung moglich.

Die Schwierigkeit besteht darin, daB sowohl das Kapital als auch wir als Sozialpadagogen ein Interesse haben, die Jugendlichen in den ArbeitsprozeB einzugliedern, allerdings mit unterschiedlichen Moti- ven Aber wie sollen Jugendliche bestimmende Subjekte auBerhalb des Produktionsprozesses werden? Als Objekte der totalen Unterstutzung einer mdglicherweise wohlmeinenden Sozialarbeiterschaft, als Fu'rsor- geempfanger, "Parkpenner", Hippies, Rocker etc.?

An diesem Punkt mu'Bte das Problem der Rolle und Funktion von Bera- tern noch einmal neu diskutiert werden, und zwar sehr wohl unter der Voraussetzung, die die Mehrzahl der Sozialpadagogen mitbnngt, nam- lich instituionell angestellter Sozialpadagoge zu sein. In den schon aelaufenen Diskussionen wurden zwar die alten illusiona'ren Vorstel- lunqen des Sozialpadagogen als "Gleicher unter Gleichen" ausgeraumt, p.; wurden aber neue, ebenso illusionare produziert. Die Rolle der (water wurde an der der befreundeten Genossen des Georg-von-Rauch- Hauses qemessen, man sah letztlich in den selbstorganisierten Kollek- Hven und damit in der dort erfolgten Bestimmung der Rolle und Funk- tion der befreundeten Genossen das Vorbild zur Bestimmung der eigenen Funktion.

Genau das stimmt aber nicht: Dieser Standpunkt Ubersieht, daB sich pine berufsperspektivische Diskussion von Sozialpadagogen uber das Rauch-Haus eriibrigt; von einem selbstorganisierten Kollektiv werden mit Recht keine Padagogen gefordert, noch sind sie niitzlich. Eine Diskussion kann nur insofern erfolgen, als es urn eine solidarische Unterstutzung, d.h. um eine politische Unterstutzung der Rauch-Haus- Gruppe geht. Zum anderen ubersieht dieser Standpunkt, daB es eine

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&?:

eim zjeher ._ eitschrift

1. Zeitschrift von Erziehern fur Erzieher in Beruf und Ausbildung. Als Forum von Praktikern flir Prak- tiker will die Heimerzieher-Zeitschrift (hez) die Heimsituation analysieren, die praktischen Erfah- rungen der Kollegen verallgemeinern, Liber Konflik- te mit der Sozialblirokratie berichten, Modelle diskutieren und relevante Informationen weitergeben.

Schwerpunkte einzelner noch su beziehender Hefte

Wo h z.B. Gedanken zum Spiegelinterview von Reichl iiber Jugendkri-

minalitat. Beilage: Berliner Heimverzeichnis No 5 z.B. Rechtsgutacbten des FU-Professors Heinz Wagner zura

Nutzungsvertrag des Georg v. Rauch Hauses Berlin West No 6 z.B. Totale Verbeamtung des offentlichen Dienstes Diszipli-

nierung der Ar"beiter und Angestellten durch einheitliches

Dienstrecht

Kritik der SesamstraBe No 7 z.B. Zun 3erufsbild des Heimerzieher I (Beilage: "Schniiffeln

- Was tun") No 8 z.B. Zura Berufsbild des Heimerziehers II (Beilage: "Gruppen-

prozeB-Perspektive") No 9/ Schu-erpunkt : Jugendtfohngemeinschaften - 10 Erfahrungsberichte aus Berlin

Abenteuerspielplatze (Doppelheft DM 2.-) No 11 z.B. Statutenentwurf der hez - Zum Jugendarbeitsschutz No 12 z.B. Jugendvohngemeinschaften Bochum, Berlin, Munohen

Das langsame Ende des "Modellheims" Hans-Zullinger-Haus I No 13 z.B. Skandal in einem Berliner DRK-Heim

Das langsame Ende des 'Modellheims" Hans-Zullinger-Kaus II

Kampf utn Kinderpoliklinik Bethanien No it z.B. DRK-Massenentlassungen, Trebe Bambule

Zur Erz. ausbildung an PfH

Kampf urn Jugendzentrum No 15 Senat diszipliniert Heime

Kindersexualitat im Heim

Bezugsbedingungen

Bei monatli chem Erscheinen im Abonnement:

1/2 Jahr DM 9.-i 1 Jahr DM 18.- fur 12 Nummern.

Kundigung jeweils 1 Monat vor Ablauf des Abonnements , sonst auto-

matische Verlangerung um ein weiteres 1/2 Jahr,

Einzelpreis: DM 1,50 im Freihandverkauf ,

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Adresse: hez, 1 Berlin 6l, Urbanstrafie 126, Flur.

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Nr. 35 86 36 / 109.

Reihe von Jugendlichen gibt, die entweder selbst m'cht in der Lage sind in einem solch groBen MaSe initiativ zu werden (eine Reihe von juqendlichen sind-im Rauch-Haus nicht aufgenommen bzw. sind rausge- schmissen worden), Oder sich nicht in der besonderen historischen und geographischen Situation befinden, die das Zustandekommen eines Georg- von-Rauch-Hauses ermbglichte (u.a.).

Bei der genaueren Bestimmung der Funktion von Beratern sind wir wie- der bei dem oben zitierten Bernfeld: Aufgabe der Erzieher ist es, die Reintegration der "ZSglinge" in die proletarische Klasse zu betreiben, denen gegenu'ber die proletarische Organisation dann keine anderen Auf- gaben mehr hat, als den ubrigen Klassenangehb'rigen gegenuber auch. (Da3 es z.T. keine im Proletariat verankerte Massenpartei gibt, a'ndert nichts an der Richtigkeit des Satzes; kann aber auch nicht bedeuten, daB Padagogen jetzt meinen, Aufgaben der Organisation iibernehmen zu kbnnen.) Damit hat der "Kollektivberater" logischer-und konsequenter- weise keine anderen Aufgaben, als jeder andere Erzieher auch, nur vielleicht ein paar mehr Moglichkeiten.

Das wlirde bedeuten, daB der Berater sich auf die notwendigsten MaB- nahmen beschr'a'nkt, um die Entwicklung von Eigeninitiati ven der Ju- gendlichen nicht unnbtig zu beschranken, als da sind: Unterstiitzung bei der Erlernung der notwendigen Techniken und bei der Erwerbung des notwendigen Wissens zur Auseinandersetzung mit der Sozialbliro- kratie; Hilfe und Unterstiitzung bei der Eingliederung in den Ar- beitsprozeB Oder bei der Erlangung eines Schulplatzes; Initiierung eines Gruppenprozesses innerhalb der Wohnung, der die Gruppe befa'higt, als Anfang einer Verselbstandigung mb'glichst bald das Zusammenwohnen eiqenstandig zu regeln; notwendige Unterstiitzung bei Auseinanderset- zungen mit Arbeitgebern oder der Schule, deren Grad liber die augen- blicklichen Moglichkeiten der betroffenen Jugendlichen herausqeht; Initiierung eines Prozesses zur aktiven Wahrnehmung der eigenen In- teressen als Mitglieder einer bestimnten Klasse; Aufarbeitung schwe- rer individueller Scha'digungen, die den Jugendlichen hindern, sich aktiv mit seiner gesellschaftlichen Situation auseinanderzusetzen, weil alle Energien im Kampf gegen gesellschaftliche Diskriminierung eiqener individueller Scha'digungen verbraucht werden. Dabei ist nicht nemeint, daB es individuelle Scha'digungen sind, flir die der einzelne Schuld ist, sondern daB bestirrmte Individuen mit gesellschaftli ch ver- iirsachten Scha'digungen ausgestattet sind, wobei sich diese auch signi- fikant bestinmten gesellschaftlichen Schichten zuordnen lassen.

Rpi all diesen pa'dagogischen Interventionen ist jeweils zu bestimmen, nb sie in der jeweiligen Situation unerlaBlich stattfinden niissen, oil ein Unterlassen flir das Individuum oder die Gruppe eine unver- rhuldet ernsthafte Bedrohung darstellen wlirde, oder ob sie unterlas- len werden mu'ssen, weil sie sonst die einzelnen oder die Gruppe hin- ritrn wiirden, eigene Lb'sungsschritte zu unternehmen. D.h. alle Inter- wfntionen liber ein substanziell notwendiges MaB hinaus ha'tten zu unterbleiben, dieses MaB wiederum bestimmt sich nach dem "Scha'digungs- grad" der Zielgruppe.

Uip sieht nun die Gegenposi tion zu unserer Bestimmung der Berater- olle aus? Die Kritik geht aus von dem Vorhandensein eines "Beraters", do

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Erziehers, eines Sozialpadagogen iiberhaupt: wo ein Erzieher ist, muB auch ein "Zbgling", ein Erziehungsobjekt sein; d.h. allein das Vor- handensein eines Padagogen ist diesen Kritikern ausreichend zur Ein- stufung der betroffenen Jugendlichen als Objekte. An diesetn Punkt feiert im Grunde bei "linken" Kritikern wieder eine biirgerliche, posi'tivistische Betrachtungsweise UrstandlDas politische Selbstver- sta'ndnis des jeweiligen Beraters, sein poiitischer Kampf urn Verbes- serungen im Erziehungsbereich, sein Ziel, zusammen mit den Jugendli- chen deren Reintegration in die Klasse zu erreichen, was ja m'chts anderes heiBt, als daB die betroffenen Jugendlichen die gesellschaft- liche Objekthaltung ihnen gegenuber bekampfen lernen und" die eigene Objekthaltung sich selbst gegenuber aufgeben und zu bewuBten, handeln- den Subjekten werden - das alles wird total auBer acht gelassen. Na- tiirlich wird auch ein solcher "Berater" diese Aufgabe nicht widerspruchs- frei innerhalb der vorhandenen Strukturen ldsen kbnnen, doch wie hieB es in E & K?: "Sein praktisches Handeln wird in vielen Fallen, ganz unabhangig von seinem politischen BewuBtsein, auch eine herrschafts- stabilisierende Funktion haben. Es gibt keine 'Praxis in der kapita- listischen Gesellschaft, die es uns gestattet, den diese Gesellschaft konstituierenden Widersprlichen zu entgehen."

Ferner stellen diese Kritiker fest, daB "Reformen dieser Art (z.B. Einrichtung von Jugendwohngemeinschaften) grundlegend m'chts andern wollen". Auf den einzelnen Jugendlichen bezogen stellen sie dann fest: "Subjektiv stellt die Wohngemeinschaft fur ihn eine Verbesse- rung dar, objektiv besteht die Gefahr, daB er von seiner Klasse und damit auch von seinen Interessen und Bedurfnissen als Angehb'riger dieser Klasse entfremdet wird". (Reader 5 S. 143) Zuna'chst einmal ist es keine Frage, ob Reformen etwas grundlegend vera'ndern wollen, son- dern sie kbnnen es nicht. Das muB man sich doch nun endlich einmal klar machen! Es ist einfach eine Illusion, zu glauben, daB es irgend- einer Reform bedurfe, im Bereich der bffentlichen Erziehung etwas grund- legend andern zu kbnnen. Das ginge nur, wenn man an die gesellschaft- lichen Ursachen heranka'me, die dafiir verantwortlich sind, daB es so etwas wie eine bffentliche Erziehung in ihrer heutigen Erscheinungsfortn gibt. Das liegt aber auBerhalb der Mbglichkeiten von Padagogen.

Nun zur zweiten Aussage: Natlirlich besteht die Gefahr, daB auch die Leute in den Jugendwohngemeinschaften ihrer Klasse entfremdet wer- den. Deswegen ist ja auch der Kampf urn Voraussetzungen zu fu'hren, die- se Gefahr mbglichst klein zu halten; ganz wird man sie nicht ausschlies- sen kbnnen. Aber wieviel starker besteht die Gefahr in den Heimen alt- hergebrachter Couleur; wer stellt denn den Nachschub fur Nutten, Strich- jungen und Gefa'ngnisse? Politisch formuliert geht es auch und gerade darum (das sollte mal in grbBerer Ausfu'hrlichkei t bei Bernfeld, Zetkin und Liebknecht nachgelesen werden), den Anteil am Lumpenproletariat mbglichst klein zu halten.

In dieser Weise kbnnte man sich noch mit vielen problematischen Stand- punkten auseinandersetzen, z.B. mit der Bestimmung von Jugendwohnge- meinschaften als auf Grund von Ei gen initiative von den betroffenen Jugendlichen total selbstverwaltete und selbstbestimmte (und zwar von Anfang an), wo doch auch die Erfahrungen des Georg-von-Rauch-Hauses deutlich zeigen, daB ein verhaltnisma'Big groBer Anteil von Jugendli- chen dazu zuna'chst eben nicht in der Lage ist; oder mit der Absicht,

prophylaktisch Jugendwohngemeinschaften aus dem Stadtteil herauszu- bilden - mit dort verankerten Jugendlichen-, wobei sich, abgesehen von der Frage, ob die Bildung von Jugendwohngemeinschaften mit quasi "normalen" Jugendlichen Berufsperspektive von angestellten Sozialpa- dagogen sein kann, die Frage ergibt, ob es iiberhaupt politisch sinn- voll ist, immer mehr Bereiche des proletarischen Lebens (prophylak- tisch) zu pa'dagogisieren!? Aber gerade die letzte Frage muB an ande- rer Stelle noch einmal ausfuhrlichst diskutiert werden.

Wir wollen im folgenden nur noch einmal versuchen, das Ergebnis des

vorstehenden Artikels thesenartig zu fassen:

1.) Es gibt in der Regel fur Sozialpadagogen (Erzieher etc) keine politisch relevante Alternative zur Arbeit in den bestehenden Er- ziehungsinstitutionen. Dort sind die entsprechenden Vera'nderungen zu erkampfen, und nicht in irgendwelchen Freira'umen, die friiher oder spa'ter sich doch als unhaltbar erwiesen.

2.) Selbstorganisierte Einrichtungen von proletarischen Jugendlichen (Rauch-Haus, Jugendzentren etc.) sind politisch zu unterstu'tzen, bieten aber (logischerweise) keine Berufsperspektive.

3.) Es gibt keine Mbglichkeit, sich den gesellschaftlichen Widersprii- chen, die sich immer auch in der eigenen (Berufs-) Ta'tigkeit aus- driicken, zu entfliehen. Die eigene Ta'tigkeit wird immer Doppel- charakter haben: einmal einen herschaftssichernden (qua "Liberali- sierung", Feigenblattfunktion etc.), zum anderen einen die reale Situation der proletarischen Jugend verbessernden (qua Verbesse- rung der Situation der von Heimerziehung betroffenen Jugendlichen, Minderung des Droh- und Disziplinierungscharakters der Heimerzie- hung etc.).

Das Gemeinschai'tszentrum Horstmarer Landweg, Trager Caritasver- band fur Stadt und Landkreis Munster e.V.,in Munster/Westf . , sucht zum baldmoglichsten Zeitpunkt

1 SOZIALPADAGOGE / IN

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zum Ausbau der Schulkinderarbeit. Arbeitsfeld: Wohnsiedlung mit sozial benacbteiligten Familien. Zu den Aufgaben zahlen auBerdem Elternarbeit und Gemeinwesenarbeit. Die Arbeit ge- schieht im Team. Geboten werden partnerschaftliches arbeiten, 5 - Tage - Woche, Vergutung nach AVR: lib, zusatzlicher Fort- bildungsurlaub vertraglich.

anfragen und Bewerbungen an: Gemeinschaftszentrum Toppheide/ Horstmarer Landweg, kk Munster, Toppheideweg 71 a Telefon 0251 - ■» 68 75

4.) Eine widerspruchsfreie sozialistische Praxis ist nicht mb'glich, sondern nur eine antikapi talistische insofern, als 'daS die Praxis burger! icher Heimerziehung - Deklassierung - tendenziell aufgeho- ben wird in Richtung Reintegration in die proletarische Klasse.

5.) Eine Objektbeziehung sozialistischer Erzieher zu "ihren Zb'glin- gen" ist ein Widerspruch in sich: Kennzeichnet sich die Objektbe- ziehung biirgerlicher Erzieher etc. in Praxis und Ergebnis weitge- hend dadurch, daB sie sich sowohl Uber objektive Bedlirfnisse der Jugendlichen (gegenteiliges Ergebnis: Deklassierung) als auch uber ihre subjektiven Bedlirfnisse (s. ga'ngige Heimpraxis) total hinweg- setzen, so ka'mpfen sozialistische Pa'dagogen gerade um das Gegen- teil: Ausgehend von den objektiven Bediirfnissen der proletarischen Jugendlichen ka'mpfen sie gemeinsam mit ihnen urn deren Reintegra- tion verbunden mit dem Versuch grb'Btmbglicher Befriedigung subjek- tiver Bedlirfnisse.

6.) Alle Reformen, die die Mb'glichkeiten in der genannten Richtung verbessern, sind zu unterstlitzen bzw. aktiv zu erkampfen. Dabei wird man immer wieder an Grenzen stofien, Aber es gilt, den"AusstoB" der Heime an Berufskriminellen, Nutten und Ausgeflippten zu ver- mindern. Denn dieses Lumpenproletariat ist ihrer Klasse nun wirk- lich entfremdet und jede proletarische BewuBtwerdung ist bei ihnen in der Regel ausgeschlossen.

7.) Um nicht im bloBen Reformismus stecken zu bleiben, hat der So- zialpadagoge sich zu organisieren und den organisierten Kampf um seine Interessen aufzunehmen.

Erste Schritte in dieser Richtung waren:

- Orgam'sierung aus dem Arbeitszusanmenhang heraus auf regionaler Ebene (z.B. in einer der diversen regionalen AKS-Gruppen)

- Orgam'sierung in der Gewerkschaft 0TV

- aktive Beteiligung an der Organisation eines uberregionalen Kom- munikationsrahmens innerhalb des "Info's Sozialarbeit"

Mit diesen drei Schritten ist allerdings die Problematik der Organisa- tionsfrage fur Sozial pa'dagogen noch nicht einmal geniigend umrissen.

INFORMATIONSDIENST DES SOZIALISTISCHEN LEHRERBUNDES

FOLGENDE INFO-AUSGABEN SIND NOCH ERHA1TLICH:

Ausgabe 12 (Doppelnummer): In dieser Ausgabe sind die wichtigsten

Beitrage aus den bisher erschienenen Infos zusammengestel It.

Ausgabe 13: Schwerpunktthema "Grundschule"

Ausgabe 14: Schwerpunktthema "Gesamtschule"

Ausgabe 15 (Doppelnummer): Schwerpunktthema "Berufsschule"

Ausgabe 16 (Doppelnummer): Schwerpunktthema "Gewerkschaft

Erziehung und Wissenschaft"

Einfachnummer DM 3. , Doppelnummer DM 5.--

Bezug: Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4, Postfach 591

Theori e-Praxi s-Gruppe , Westberl in

POLITISCHE DISZIPLINIERUNG VON SOZIALARBEITERN IN DER FAMILIENFORSORGE NEUKtfLLN

Zur Situation der Sozialarbeit in Berlin

Die Sozialarbeit in kommunalen Institutionen, deren Anteil in Berlin bei ca. 90 % liegt, findet hauptsachlich in den zwb'lf Bezirksa'mtern statt. Die Sozialarbeiter arbeiten isoliert voneinander und indivi- duell in den drei Bereichen Jugendamt, Sozialamt und Gesundheitsamt. Jeder Sozialarbeiter ist zustandig fiir bestimmte in seinen Bereich fallende Aufgaben in einem geographisch abgegrenzten Bezirksteil. Die allenthalben bekannten Strukturen biirokratischer Organisation behindern die Sozialarbeit in vielfacher Weise: zeitraubende Instanzen- wege, Vetorecht des Vorgesetzten bei miBliebigen Eigeninitiativen der Basis, Monopolisierung der Informationen an den Spitzen der Hierar- chie, Parzellierung der "Fa'lle", was bedeutet, daB die Probleme der Klienten nach verwaltungstechnischen Gesichtspunkten formalisiert werden und dann jede Abteilung an seinem Symptom herumfummelt; all dies macht eine an den Interessen der Bevblkerung orientierte Arbeit fast unmbglich. Der Widerspruch zwischen Behdrdenwirklichkeit und An- spruch erzeugt bei den Sozialarbeitern einerseits lahmende Frustration, andererseits jedoch auch auf Veranderung der bisherigen Sozialarbeit zielende Kritik.

Aber erst seit etwa 1968, als die Sozialarbeiter im Zusammenhang mit der Studentenbewegung eindringlicher und geschlossener als bisher ge- gen bestehende MiBstande protestierten und als die Forderung nach Veranderung der institutionellen Kontrolle zu entgleiten drohte, kam es zu Kooperationsangeboten der Sozialburokratie an die kritischen Sozialarbeiter. Etwa gleichzeitig mit der Basisbewegung der Sozial- arbeiter nbtigte der Reformbedarf des "Sozialstaats" leitende Gremien und ihre Expertenstabe dazu, ihrerseits Plane zu entwickeln, die die Sozialarbeit im Sinne des Systems effektiver machen und gleichzeitig die Unruhe unter den Sozialarbeitern kanalisieren sollte. Unter der Sprachregelung "Experiment" oder "Model Iversuch" werden seither kriti- sche Initiativen von Sozialarbeitern geduldet, um gegebenenfalls in Reformen von oben umgewandelt oder, wenn sie "zu kritisch" sind, li- qudiert zu werden. Eine Einscha'tzung von Reformmodellen und Reform- praxis in verschiedenen Bezirken Berlins soil im INFO Heft 8/74 er- scheinen.

Diese Vorbemerkung soil nur dazu dienen, einen Einblick in die Situa- tion zu geben, auf deren Hintergrund die Arbeit von einer Sozialar- beitergruppe im Bezirksamt Neukblln zu bewerten ist. Im folgenden soil jetzt die Arbeit von 6 Sozialarbeitern in der Familienfiirsorge Neukblln dargestellt werden, die zur Folge hatte, daB scharfe Eingrif- fe der Bezirksverwaltung gegen die Gruppe eingeleitet wurden (Kuridi-

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gung einer Sozialarbeiterin, Nichteinstellung eines Sozialarbeiters und einer Berufspraktikantin, die bereits die miindliche Zusage des Bezirksamtes zur Einstellung hatten und Auflbsung des gesamten Pro- jekts). Es soil dann in diesem Artikel versucht werden, einzuschatzen, warum die Arbeit der Gruppe zerschlagen wurde und was dies politisch fur uns heiBt.

Ausgangssituation der Gruppe im Bezirksawt Neukolln

Es ist hier notwendig, die besondere Ausgangssituation im Bezirksamt Neukolln darzustellen.

Neukolln ist ein traditioneller Arbeiterbezirk, der von einer SPD- Mehrheit verwaltet wird. Besonders auffa'llig in diesem Bezirk ist, daB innerhalb der SPD der rechte Flugel dominiert. Auch der fur diese Sozialarbeiter zustandige Stadtrat fiir Jugend und Sport gehbrt zur rechten Fraktion.

In der Familienfursorge (FaFu) des Bezirks, die auch von liberalen Sozialarbei tern als besonders reaktionar eingeschatzt wird und die deshalb von erheblichem Personal man gel betroffen ist, gab es zur Zeit der Diskussion um die Errichtung einer Gruppe ca. 15 offene Planstel- len. Auf Arbeitstagungen und Arbei tsbesprechungen der Sozialarbeiter wurden auch in Neukolln schon ca. 1969 Beschlusse gefaSt, in Neukolln Gruppenarbeit zu praktizieren. Diese Beschliisse blieben jedoch unver- bindlich und ohne jede praktische Konsequenz. Angesichts der ange- spannten Personalsituation machte der Amtsleiter Diegel Ende 1972 Sozialarbeitern, die schon einige Jahre in Neukolln tatig waren und die spa'ter Teil der Gruppe wurden, das Angebot, in der FaFO Neukolln Gruppenarbeit zu entwickeln. Diese Sozialarbeiter erarbeiteten dann ab Anfang 73 mit anderen Sozialarbeitern und Berufspraktikanten (ab Mai 73 in Neukolln tatigen) ein Konzept, das auf einem Arbeits- seminar Anfang Mai 73 von der Amtsleitung gebilligt wurde. (Konzept siehe Anlage).

Die Gruppe fing am 1. Mai 73 mit ihrer Arbeit an. Die Amtsleitung wollte mit dieser Entscheidung zweierlei erreichen:

- erstens die Personalnot beheben

- zweitens der FaFii des Bezirksamtes Neukolln ein progressives Image verleihen.

Der Amtsleiter der FaFu Diegel auSerte seine Absichten bei der Ein- stellung in einem Papier void 30,1.73 recht deutlich. In seinen "Ge- danken zur Errichtung einer Projektgruppe der FaFu Neukolln" schreibt er:

"Unmittelbares Motiv, das soil gar nicht verschwiegen werden, ist die gegenwartige Personalnot. Hierdurch werden Fantasien freigesetzt, hierdurch werden auch Widerstande uberwindbar. Das weitere Motiv liegt in dem Bestreben, der gegenwartig mit dem Schwergewicht auf besoldungspolitische Fragen und berufspolitisch iibergewichtig gefiihr- ten Diskussionen in Hinwendung auf die Probleme des Klienten entge- gen zu setzen."

Im weiteren zeigt er in diesem Papier, obwohl er darin von einem er- heblichen und notwendigen Freiraum spricht, auch schon die Grenzen der Gruppenarbeit auf. Es heiBt darin, da3 "das Team unter Beachtung

der bestehenden Rechts- und Amtspflichten souveran ist, d.h. konkret, daB Mehrheitsentscheidungen des Teams von der Amtsleitung im Konflikt- fall grundsatzlich zu tragen sind. Das Team tolen'ert, daB auch Ent- scheidungen, die nicht die Mehrheit erreichen, von der Amtsleitung qetragen werden konnen. (...) Konflikte der Gruppe und der Amtslei- tung diirfen nicht zur Einstellung gewahrter Moglichkeiten fiihren, wenn MaBnahmen der Amtsleitung nicht die Billigung der Gruppe finden, gi'bt es nicht die Mbglichkeit der Anordnung, sondern nur der Selbst- auflb'sung der Gruppe."

Aufgrund ihrer Arbeit im Schwerpunkt "Schule" sind die Sozialarbeiter bereits im Juni 73 auf die MiBstande an der Kielhorn-Sonderschule gestoBen, die in ihrem Bezirk liegt. Viele Kinder, die von Sozialar- beitern betreut werden, besuchen diese Schule. Es erschien den Sozial- arbeitern als eine Selbs.tverstandlichkeit, ihre Informationen alien Kollegen der FaFu zu vermitteln. Zu diesem Zweck erarbeiteten sie ein Papier, das sie auf einer Arbei tsbesprechung an die Kollegen der FaFu mit dem Ziel verteilten, die berechtigten Forderungen von Eltern und Lehrern zu unterstutzen. Sie schildern in diesem Papier die Situation einer Sonderschule, die in ihrem Bezirk liegt und deren Schiiler sie zum grb'Bten Teil betreuen.

Folgende'Tatsachen bestimmen seit 1 anger Zeit die Situation an der Kielhorn-Sonderschule:

"Seit Jahren hat die Kielhorn-Sonderschule in der KopfstraBe Filialen in Grund-, Haupt- und Realschulen, seit 1972 noch eine in der Donau- straBe. Die Schiiler in der DonaustraBe sind extrem benachteiligt da- durch.'daB sie in einem nackten Filialraum in einer abgeleqenen Fremd- schule unterrichtet werden mu'ssen. AuBerdem fehlen z.B. BLicher und Karten; es gibt keine Projektoren, Fachraume und Turnhalle. Es fehlen Hie notwendigen Tische, StLihle, Pulte, Schra'nke, Tafeln usw." Zu der standigen Dauerfrustration der Lehrer und Schiiler kam nun im Marz 73 die Nachricht des Schulamts, daB im Herbst 73 erneut eine Fili- ale entstehen soil. In die z.Zt. bestehende Filiale sollen flinf Gymna- sialklassen gelegt werden. Die im Herbst neu einzurichtenden Sonder- schulklassen sollen in einer neuen Filiale untergebracht werden.

Die Gruppe formulierte dazu folgende Forderungen

1 Die Zusammenlegung aller Klassen der Kielhorn-Sonderschule in einem ' Gebaude als mi ttelfristiges Ziel, wie es fur die meisten Schulen

selbstverstandliche Wirklichkeit ist. Diese Mbglichkeit der Arron- dierung unserer Schule muB seitens der Schulplanung ausgewiesen sein und damit terminlich verbindlich nachgewiesen werden konnen.

2 Als SofortmaBnahme eine Raumplanung, die es uns gestattet, bis zur Vereinigung in einem Gebaude mit einer Filiale auszukommen.

•a Fiir diese Filiale eine sofortige, unbiirokratische Ausstattung mit allef. was anderen Schulen recht ist aus Mitteln, die fur Hartefa'l- 1e wie dem unsrigen zur Verfiigung stehen. Kir erwarten vor allem eine schnelle Grundausstattung mit den notwendigen Lehr- und Lern- mitteln und sind bereit, diesen Katalog zu erstellen.

4 Die sofortige Einrichtung einer Sekretarinnenstelle in der Donaustr. ' mit einer Stundenbeschaftigung, wie sie der Berechnungsschlussel ol

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fur 13 bzw. 18 Klassen (Herbst 73) ausweist. Hierzu sind die Amts- ra'ume so zu gestalten, daB sinnvolle Arbeit gewa'hrleistet ist. Bei der Schwierigkeit der Kommunikation und dem ungeregelten Infor- mationsfluB kann z.Zt. m'cht fur geregelte Aufsichten, Vertretun- gen ben Erkrankungen und die Kenntnis aller Kollegen der Mitteilun- gen seitens der Dienstbehbrde gerechnet werden. 5. SchlieBlich und zuletzt erwarten wir, daB die Verantwortlichen seitens der Schulbehbrde schnelle, unvoreingenommene Bereitschaft zur Abhilfe der MiBstande und zur Zusammenarbeit zeigen.

Die Mehrheit der Kollegen in der Fafii war wie die Gruppe der Meinuna, daB es die Aufgabe der Sozialarbeiter ist, dieses Problem aufzugrei- fen. Die Amtsleitung berief daraufhin ein erneutes Arbeitsgespra'ch ein, um die Situation genauer zu erbrtern. Die Amtsleitung erklarte, mit dem Schulamt Kontakt aufzunehmen.

Die Kollegen waren sich einig, daB weitere Gesprache mit Lehrern und Eltern stattfinden mu'Bten und daB man an der Schulelternversammlung am 21.6,73 teilnehmen wiirde.

Am 20.6.73 fand, wie alien Kollegen und der Amtsleitung bekannt war, ein Treffen mit Lehrern der Schule statt, auf dem gekla'rt werden sollte, in welcher Weise die Sozialarbeiter die Lehrer und Eltern unterstiitzen kbnnen.

Von seiten der Amtsleitung wurde gegen dieses Treffen kein Widerspruch erhoben. Am 21.6.73 nahmen daher die Sozialarbeiter an der Schulel- ternversammlung teil. Vor Beginn der Versammlung wurden die anwesen- den Sozialarbeiter vom Schulrektor und van Stadtrat fiir Volksbildung aufgefordert, den Raum zu verlassen. Einige Eltern schalteten sich ein und forderten das Verbleiben der Sozialarbeiter. Dem Stadtrat fiir Volks- bildung, Bohm, wurde von den Eltern diktatorisches Verhalten vorgewor- fen. Er begriindete sein Verhalten damit, daB die Sozialarbeiter sich nicht an den Dienstweg gehalten haben und auBerdem ein "Flugblatt" mit "u'blem und verleumderischen" Inhalt verteilt hatten. Die Informa- tion der Kollegen wurde von Stadtrat Bohm als "Agitation" bezeichnet. Dann forderte er alle Sozialarbeiter auf, den Raum zu verlassen. Die Sozialarbeiter versuchten zu erklaren, warum sie an der Veranstaltung teilnehmen. Daraufhin forderte Bohm nochmals auf, den Raum zu verlas- sen und sagte: "Wir sprechen uns morgen wieder!" Um Stadtrat Bohm keinen formalen AnlaB zu geben, disziplinarische MaBnahmen einzuleiten, verlieBen sie gegen den t/illen der Eltern den Raum. Von diesem Sach- verhnlt informiert.cn sie die Kollegen aw 22.6. schriftlich.

Reaktion der Verwaltung - DisziplinarmaBnahmen -

Am gleichen Tag wurden die betroffenen Sozialarbeiter wahrend ihrer Sprechstunden zu Stadtrat Bohm zitiert (Bb'hm - Stadtrat fiir Volks- bildung war zur Zeit gerade Vertreter des Stadtrats fiir Jugend und Sport, der Urlaub hatte.) Es wurde ihnen erb'ffnet, daB

1.) disziplinarische Schritte gegen sie eingeleitet werden; 2.) ein Sozialarbeiter, nicht wie vereinbart.ab 1.7.73 eingestellt wird;

er war Berufspraktikant und wurde aufgefordert, Urlaub zu nehmen; 3.) den drei Sozialarbeitern, die noch im Probehalbjahr waren, wurde

mitgeteilt, daB dem Stadtrat fur Ougend und Sport empfohlen wird, die Probezeit als nicht bestanden zu erklaren und eine Weiterbe- sch'a'ftigung abzulehnen. Die Begrundung von Stadtrat Bohm war, daB es den Sozialarbeitern le- diglich um Agitation und Polemik geht. Er gab den Sozialarbeitern keine Gelegenheit, zu der Sache Stellung zu nehmen und seine Behaup- tunrjen richtig zu stellen.

Zu diesem Zeitpunkt war klar, daB eine Unterstiitzung nur. aufgrund einer breiten Offentlichkeit des Konfliktes mbglich ist, Es wurden Dokumentationen verteilt, die zu zahlreichen Resolutionen und Schrei- ben flihrten, in denen sich Ablehnung und Empbrung fiber die geplanten MaBnahmen ausdruckten. Berichte und Stellungnahmen erfolqten im Sen- der Freies Berlin, in der "Berliner Morgenpost" und in verschiedenen Fachzeitschriften. Der grdBte Teil der Neukbllner Fafii-Kol legen sprach sich gegen die disziplinarischen MaBnahmen aus, Trotz der vielen Stel- lungnahmen verscharften sich die Disziplinierungen weiter. Der Berufspraktikant wurde nicht eingestellt. Eine der Sozialarbeite- rinnen im Probehalbjahr wurde am 13,7, zum 31.7.73 ohne Begrundung geklindigt. Der Personalrat hat dieser Kundigung mehrheitlich zugestirtmt, ohne die Betroffene gehdrt zu haben. AuBerdem wurde das Konzept der Gruppe fiir ungiiltig erklart und der GroBbezirk muBte wieder in Einzel- bezirke aufgeteilt werden.

Eine inhaltliche Begrundung dafiir konnte der Gruppe weder von der Arnts- noch von der Abtei lungslei tung gegeben werden. Die Personalsitu- ation hat sich durch diese MaBnahmen weiter verscharft.

In einem von Stadtrat Bohm mit Vertretern der DTV-Betriebsfachgruppe Zehlendorf am 12.7.73 gefiihrten Gesprach sagte dieser wbrtlich: "Die Entlassung hat rein politische Grunde." Um die Hintergrunde zu erhellen , hatte sich die Sozialarbeiterin bereit erklart, die in der Personal akte befindlichen Schreiben zu verbffentlichen.

Dokumentation der Schreiben aus der Personal akte

An die

Abteilung Personal und Verwaltung 26.6.73

Betr.: Sozialarbeiterin Frau B.

Wir beantragen hiermit, die Probezeit zum nachstmbglichen Termin zu

beenden.

Aufgrund der Vorkonmnisse in der Kielhorn-Sonderschule hat die Ange-

stellte eine Haltung gezeigt, die es unsunmdglich macht, das Arbeits-

verhaltnis fortzusetzen.

gesehen der Personalrat

Bohm

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Abt. Personal u. Verwaltung

An den Personalrat

Betr.: Klindigung des Bescha'ftigungsverha'ltnisses der Sozialarbeiterin Frau B.

Anliegend libersenden wir Ihnen ein Schreiben der Abt. Jugend und Sport vom 2.7.73 mit Anlagen iiber Vorkommnisse bei einer ElternausschuBsit- zung an der Kielhorn-Schule (Sonderschule fur Lernbehinderte) am Don- nerstag, den 21.6.73, an der die obengenannte beteiligt war. Wegen der Einzelheiten verweisen wir auf die Ausflihrungen der Abt. Jugend und Sport.

Wir schlieBen uns der Auffassung der Abt. Jugend und Sport an und sehen in dem Verhalten der o.g. ebenfalls einen schweren VerstoB in der Erledigung der Dienstpflichten bzw. eine Schadigung des Anse- hens des BA Neukb'lln von Berlin.

Aus diesem Grunde beabsichtigen wir, das Beschaftigungsverhaltnis wa'hrend der Probezeit ohne Angabe von Grunden mit einer Kundigungs- frist von 2 Wochen zum MonatsschluB, d.h. zum 31.7.73 zu kiindigen. Wir bitten um Zustimmung zu dieser MaBnahme.

Stiicklen

wurde der Raum unter Protest verlassen. Dabei beta'tigte sich beson- ders Frau B. in ubler Weise, indem sie lautstark den Stadtrat als Diktator beschimpfte und die anwesenden Eltern aufforderte, durch Abstimmung das Verbleiben der Sozialarbeiter zu ermb'glichen. "Wenn die Eltern abstimroen, daB wir hier bleiben sollen, kann uns auch der Stadtrat m'cht aus dem Raum weisen."

In diesem Verhalten, besonders dieser Mitarbeiterin, sehen wir einen schweren VerstoB in der Erledigung von Dienstpflichten bzw. eine Schadigung des Bezirksamtes Neukb'lln von Berlin. Es ist auf die Dauer m'cht zuzumuten, mit Mitarbeitem, die es bewuBt auf Konfrontation mit Vorgesetzten und einer Schadigung des Bezirksamtes in der Offent- lichkeit abgesehen haben, weiter zu arbeiten. Die Abt. Jugend und Sport sieht sich daher auBerstande, in dieser Angelegenheit eine ande- re Entscrteidung zu treffen als oben gefordert wird. Insbesondere ist aus dem Verhalten zu schlieBen, daB m'cht zu erwarten ist, daB sie den Anforderungen, die wir an unsere Mitarbeiter stellen miissen, ge- recht werden wird.

AuBerdem fligen wir in Fotokopie zwei Anlaqen bei, aus denen ersicht- lich ist, in welch unzula'ssiger Weise sich die Gruppe von Sozial- arbeitern in die Belange der Abt. Volksbildung einmischen. Vier wei- tere Anlagen zeigen, wie diese Angelegenheit in die Offentlichkeit zum derzeitigen Zeitpunkt getragen wurde. Die Verfugung wurde von Stadtrat Bb'hm mitgezeichnet.

gesehen: Simanowski

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Abt. Jugend und Sport JUg BS - 4005

An die

Abt. Personal und Verwaltung

Personalamt

Betr.: Sozialarbeiter ...

Wir beantragen hiermit die Kundigung wa'hrend der Probezeit zum na'chst- mbglichen Termin.

Begrundung:

Am Dormers tag. dem 21.6.73 fand um 20.00 Uhr in der Kielhorn-Schule eine El ternausschuBsitzung statt. Kurz vor Beginn dieser Versammlung erschienen ungeladen 7 Sozialarbeiter der FamilienfLirsorge, unter ihnen Frau B. Der Aufforderung des Schulleiters und des 1. Elternvor- sitzenden den Raum zu verlassen, da sie weder zum Kreise der Eltern- vertreter noch zum Lehrkbrper gehbrten, kamen diese Sozialarbeiter nicht nach. Als sie daraufhin vom Leiter der Abt. Volksbildung, Herrn BzStr Bbhm, der anwesend war, ebenfalls aufgefordert wurden, den Raum zu verlassen, weigerten sie sich weiter. Auch der Hinweis, daB der anwesende Bezirksstadtrat im Augenblick amtierender Leiter der Abt. Jugend und Sport sei und die dienstliche Anweisung an diese So- zialarbeiter erteilte, den Raum sofort zu verlassen, um den Geschafts- gang m'cht zu verhindern, kamen sie zunachst auch nicht nach. Erst nach eindringlichen Verweisen auf mbgliche disziplinarische Folgen

BA Neukblln von Berlin Berlin 44, den 13.7.73

PV PA IV/6

1. Frau B. Abt. Jugend und Sport - ist seit dem 1. Mai 1973 als Sozi- alarbeiterin ta'tig. Die Dienststelle beantragt mit Schreiben vom 2 7.73, das Beschaftigungsverhaltnis innerhalb der Probezeit zu lb- Seni da Frau B. fur die Ta'tigkeit als Sozialarbeiter nicht geeignet ist' Dem Antrag der Dienststel le wird entsprochen. Das Beschafti- gungsverhaltnis ist innerhalb der Probezeit gem. § ^hnp Anaabe von Grunden fristgema'B zum 31.7.73 zu k

ohne Angabe von

53 Abs. 1 BAT kiindigen.

2 Die Personal vertretung hat am 13.7.73 zugestimmt,

Dieser Verfugung folgte das KLindigungsschreiben an die Sozialarbei- terin.

Auf einer Mitgliederversammlung der. Abt. Sozialarbeit der Gewerk- schaft tJTV Berlin wurde beschlossen, eine bffentliche Informationsver- anstaltung einzuberufen.

Zu dieser Veranstaltung wurden alle Sozialarbeiter Berlins und der Bezirksblirgermeister von Neukb'lln, der Meukbllner Stadtrat fiir Volks- bildung und der Stadtrat fur Jugend und Sport, sowie Vertreter des 35

Personalrats eingeladen.

An der Informationsveranstal tung nahmen ca. 200 Sozialarbeiter tail. Die eingeladenen Vertreter des Bezirksamtes lehnten die Teilnahme an der Veranstaltung ab. Ihre Begriindung im Schreiben des Bezirks- biirgermeisters von Neukolln an die OTV:

"Die von Ihnen angefu'hrten Vorga'nge sind bereits Thema mehrerer Ge- sprache der Beteiligten, einschlieBlich des Personalrats, in meiner Verwaltung gewesen. Dabei ist klargestellt worden, daB der Teilnehmer- kreis fur Schulelternversammlungen nach der DVO zu § 18 Schulgesetz fest umrissen ist. Rechtswidrig ist daher die Teilnahme von Personen, die nicht zu diesem Teilnehmericreis gehb'ren. Es ist auch erb'rtert worden, daB es Aufgabe der Bediensteten ist, die Vorgesetzten zu be- raten und zu unterstlitzen und Bedenken gegen die Rechtsma'Bigkeit von MaBnahmen der Verwaltung gegenuber den Vorgesetzten gel tend zu machen. Soweit fehlerhafte MaBnahmen der Verwaltung in Frage stehen, ist es im Rahmen des geltenden Rechts Aufgabe der Gerichte dies zu Iiberpriifen.

Das Bezirksamt sieht sich somit auBerstande, Personalprobleme, die seine Mitarbeiter betreffen, in der Uffentlichkeit zu behandeln."

Das Ergebnis dieser Versammlung war erst einmal die Resolution der Versammelten und die Forderung des anwesenden Personal ratsvorsi tzen- den aus Neukolln nach einem Gesprach zwischen Stadtrat Bb'hm, Simanowski, der 0"TV, dem Personalrat und der Gruppe. Dieses Gesprach hat bis heu- te nicht stattgefunden.

Ein Antrag bei der 07V von auf Rechtsschutz gegen die KLindi -

gung wurde abgelehnt, da nach Meinung der OTV diese KUndigung recht- ma'Big gewesen ist.

Die Sozialarbeiterin reichte trotzdem beim Arbeitsgericht Klage ein mit folgenden Forderungen:

1. Unwirksamkeit der Kiindigung

2. Schadensersatz fur das ausgefallene Gehalt

3. Herausnahme der Vermerke aus der Personalakte

Ein Vergleichsvorschlag des Arbeitsgerichtes wurde vom Bezirksamt abgelehnt . Das Bezirksamt besteht auf einem ProzeB, der bis heute jedoch noch nicht stattgefunden hat.

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Verhaltnis der Gruppe zu den Kollegen in der Fafu

Der Gruppe war von Anfang an klar, daB sie ihre Vorstellungen nur dann in die Praxis umsetzen kb'nne, wenn sie sich auf eine Verankerung - zunachst in der Mitarbeiterschaft - beziehen kb'nne. Sie hat des- halb versucht, schon bevor ihre Arbeit im Mai 73 begann, auf Arbeits- besprechungen den Kollegen ihre Vorstellungen darzustellen und mit

ihnen zu diskutieren und itimer wieder durch Informationen ihre Ar- beitsinhelte b'ffentlich zur Diskussion gestellt. Die Gruppe wurde von den Kollegen erst einmal grundsatzlich akzep- tiert, da sie vor allem eine Verbesserung der Arbeitssituation (Ent- lastung von Vertretungsarbei t) aller Mitarbeiter der Fafu mit sich brachte. Zum anderen fu'hrte die Arbeitssituation und die Unzufrieden- heit mit der eigenen Arbeit bei den liberalen Sozialarbeitern zu einer Offenheit gegenuber anderen Arbeitsformen. Es gab jedoch auch Bedenken gegen das Projekt, "es sind alles so junge Kollegen, die keine Erfahrung in der Praxis haben" usw.

Das schriftlich fixierte Konzept der Gruppe wurde jedoch - entgegen der Zusage des Stadtrats, der der Gruppe verboten hatte, das Konzept selbst zu verbffentlichen, selbst jedoch die Verteilung unter den Kol- leqen zugesagt hatte - erst dann alien Kollegen zug'a'nnlich gemacht, als der Konflikt mit der Gruppe schon vorbei war. Dieses Verhalten von Stadtrat Simanowski zeigt, daB er - obwohl grundsatzlich mit dem Konzept einverstanden - eine offene Diskussion unter den Kollegen ver- hindern und Unsicherheit hervorrufen wollte, um so eine Solidan'sie- rung zu verhindern.

Die Auseinandersetzungen der Gruppe mit der Amtsleitung fuhrten dann im Konflikt zum ersten Mai in Neukolln zu einer Solidaritat der Kol- lpaen Zwar wurde das Vorgehen der Gruppe teilweise kritisiert, aber die scharfen Angriffe der Amtsleitung fuhrten dazu, daB Teile der So- 7-ialarbeiter die Gruppe z.B. in Arbei tsbesprechungen massiv unter- ItUtzen und von der Amtsleitung und dem Stadtrat eine Rechtfertigung ihrer MaBnahmen forderten. Diese Auseinandersetzung mit der Fuhrungs- cnitze der Burokratie fu'hrte zu einer Politisierung, die zum ersten Mai in Neukolln die Folge hatte, daB Sozialarbeiter versuchten, sich ^mpinsam zu wehren. Diese Politisierung hat jedoch langfristig noch wlinen Erfolg gezeigt. Dadurch, daB der Druck der Burokratie starker linrden ist, die Vereinzelung grbBer und die Einschlichterungsversu- hP offensichtlich gewirkt haben (auch die Solidari tatskampagne keinen sichtbaren Erfoig gebracht hat), herrscht zur Zeit eine weitgehende Resignation unter den Sozialarbeitern.

Ration in der Gewerkschaft OTV auf die VorgSnge ^^fi^milienfUrsorqe in Neukolln

n-p firuDDe hatte bereits im Mai 73 Kontakt zu dem von der OTV be- u crhten Personalrat im Bezirksamt Neukolln aufgenommen. AnlaB j f-l war die Erwartung einer Unterstutzung bei der Durchsetzung der ca«£runq nach einer Verwaltungskraft fur die Gruppe. Zu diesem Zeit-

1% wurde dem Personalrat das Konzept ausgehandigt, das von den pSonalratsmitgliedern in Gesprachen auch gebilligt wurde.

, Da/,inn der Arbeit lieBen sich alle Mitglieder der Gruppe, soweit ZU rh nicht in der OTV waren, in die Gewerkschaft aufnehmen, ohne VI Hie Auseinandersetzung iiber Sinn und Ziel einer aktiven Gewerk-

Z f^arbeit bereits abgeschlossen war. Vorla'ufig hatte man folgende sc j^Litinnen zur Gewerkschaft einqenommen: es sollte vor allem an GrunrPwprkschaftsbasis gearbeitet werden, die Gewerkschaft sollte der ^^.ert werden fur die Interessen der Bevblkerung, bzw. fur die

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Arbei tsplatzsi tuation. Bei politischen Disziplinierungen sollte in der Gewerkschaft Unterstiitzung gefordert werden.

Erstmals muBte sich der Personal rat mit der Gruppe beschaftigen, als sich Kollegen des Grundstucksamtes uber ein Papier beschwerten, das die Forderung nach einem Mitspracherecht der Fafu' bei der Vergabe von Wohnungen des Grundstucksamtes enthielt. Eine Stellungnahme er- fol"te nicht.

Als die Grjppe den Drohungen des Bezirksamts aufgrund des Konflikts an der Kielhorn-Sonderschule ausgesetzt war, schaltete sie selbst den Personalrat ein, der ebenfalls vom Bezirksamt selbst informiert worden war.

Ein Teil der Personalratsmitglieder nahm an der ersten Arbeitsbespre- chung mit dem Stadtrat fiir Volksbildung teil. Diese Mitglieder a'ufter- ten sich jedoch nicht dazu, sondern versprachen nur, die Angelegen- heit grlindlich zu Uberprlifen.

Erst nachdem der Personal ratsvorsitzende aus dem Urlaub zuriickkam, gingen von ihm Aktivi taten aus, die hoffen lieBen, daB der Personal- rat die Gruppe unterstutzen wiirde. Auf einer OTV-Sitzung, bei der die meisten der PR-Mi tglieder anwesend waren, hatte die Gruppe die Gele- genheit, den Konflikt aus ihrer Sicht darzustellen. Teilweise wurde dem Vorgehen der Gruppe zugestimmt, teilweise wurde sie kritisiert, die Plane des Bezirksamtes fanden zum Teil keine Unterstiitzung. Wenig spa'ter stimmte der Personalrat jedoch mit groSer Mehrheit der Kiindigung von Frau B. zu. Gegen die Kiindigung hatte u.a. der Vorsit- zende gestimmt, die DTV-Vertreter der Fachgruppe Sozialarbeit stimm- ten jedoch zu.

Die Betriebsfachgruppe Sozialarbeit unternahm trotz wiederholter Auf-

forderungen nichts, Aktivitaten wurden abgeblockt, da angeblich zu

wenig Informationen vorhanden waren, die Sache sollte nicht weiter

eskaliert werden, man sollte Ruhe bewahren usw. Die Kollegen an der

Basis, die organisiert waren, waren inaktiv. Der Vorstand war der

Auffassung, daB man harmonisieren muBte und stimmte in der Abtei lungs -

versarrmlung gegen eine Offentlichkei tsveranstaltung.

Allerdings haben diese Vorgange nicht zuletzt dazu gefiihrt, daB sich

ein grb'Berer Teil der jungen Kollegen in der UTV organisiert hat,

um in der Gewerkschaft zu erreichen, daB die MiBstande in der Familier-

fu'rsorge dort aufgegriffen und bekampft werden.

Erst nachdem die Gruppe zerschlagen war, beschaftigte sich die Be-

triebsgruppe der 07V mit diesem Konflikt und verurteilte das Verhal-

ten des Bezirksamtes.

Inzwischen hat sich die Betriebsgruppe aktiviert, auf ihre Initiative

wurde bei der letzten Abtei lungs vers amm lung der Bezirksverwaltungen ein

Antrag angenommen, der die Arbeit der Kommission gegen das Berufsver-

bot der Abteilung Sozialarbeit unterstiitzt.

Die Aktivitaten der Abteilung Sozialarbeit sind bereits geschildert

worden.

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Vorlaufige Einschatzung des Neukbllner Konflikts

Die Arbeit der Neukb'llner Sozialarbeitergruppe la'St sich grob in zwei Phasen unterteilen: Aufbau- und Konfliktphase. Eine Stabilisierung er- folgte nicht. Die Aufbauphase gait zu dem Zeitpunkt fur abgeschlossen, nachdem die Gruppe eine Arbei tskonzepti on erstellt hatte und die er- sten noch unabgeschlossenen Konzeptionsvorstellungen an die Kollegen vermittelt waren. Aus methodischen Griinden wird bei der DarstelTung der Aufbauphase zwischen Vorbereitungszeit und Konzeptionserstellung unterschieden.

I Aufbauphase

1 . Vorbereitungszeit

Tjie Neuko I Iner Uruppe setzte sich aus Praktikern und Studenten der Sozialarbeit zusanmen, die vor dem AbschluB ihres Anerkennungsjahres standen. Dieser Zusammensetzung entsprachen Unterschiede in den poli- tischen Positionen, in der politischen Einschatzung der Funktion der Sozialarbeit, den Praxiserfahrungen und der Motivation der Gruppen- bildung im Amt.

Praktiker

Sent 1969 wurde im Bezirksamt (BA) Neukdlln in der Farm lienfiirsorge fFafu) die Frage mb'glicher Gruppenbildungen diskutiert mit der allei- nigen Konsequenz, daB informelle Gruppen aufgebaut wurden. D.h. in einigen Berliner Bezirksamtern wurden nach formalen Gesichtspunkten innerhalb der Fafu Gruppen gebildet, die jeweils einen Gruopenleiter hatten, der besondere Unterschriftsbefugnisse hat und an regelma'Bigen Gruppenleiterbesprechungen teilnimmt. Diese Gruppenleiterbesprechun- aen sollten die Diskussion zwischen Amtsleitung und den Sozialarbei- tsrx\ gewahrleisten. Diese Gruppenbildung hatte weder eine Neubestim- mnna der SA noch eine Aufhebung der indi viduel len Arbei tssi tuation zur Folge und bedeutete eine weitere HierarchTsierung innerhalb der

FafU.

Auf dem Hintergrund der auBerordentlich ung'u'nstigen Personalsi tuation -in der Fafu Neukdlln wurden seit 1972 die Anstrengungen zur Gruppen - arbeit von verschiedenen Seiten her forciert: Insbesondere die ju'nge- ren Kollegen, frustriert von den ergebnislosen Diskussionen, wollten siCh nicht mit der von einer breiten Basis der Kollegen getragenen Forderung nach Anhebung der Besoldungsgruppen fiir die in der Fafu tatigen Sozialarbeiter begniigen. Sie wollten zu einer praktisch rele- vanten Gruppenarbeit kommen, wobei sie unterschiedliche Priori taten setzten (Gruppenbildung unter gruppendynamischen Aspekt; Arbeitsent- lastung durch Effektivierung der praktischen Arbeit; Neubestimmung der Aufgaben der SA unter politischem Aspekt und den Bedingungen der Gruppenarbeit.) Gleichzeitig wurde auf der mittleren hierarchischen Ebene (Amtsleitung) Gruppenbildung mit der Erwartung angestrebt, durch Initiierung von Modellen, die Arbeit in der Fafii attraktiver zu machen und so die personellen LUcken aufzufiillen und mit dem ent- sorechenden Erfolg im Riicken die eigene Position absichern und ver- bessern zu kdnnen. Dieses Ziel der mittleren Hierarchie muBte gegen- Uber der rechtskonservativen oberen Bezirkshierarchie mb'glichst weit- Oo

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gehend entscha'rft und abgesi chert werden.

Eine Gruppe von 5 jlingeren Kollegen und die Amtsleitung leiteten aus der beschriebenen Situation ihre Interessengleichheit ab und planten fur das Fruhjahr 1973 die Installierung einer reformerisch-technokra- tischen, organisatorisch relativ selbstandigen und mit gewissen Pri- vilegien ausgestatteten Gruppe.

Studenten

Seit 1972 arbeiten einige Studenten und Berufspraktikanten mit der Perspektive zusammen, sich auf eine gemeinsame Amtspraxis vorzuberei- ten. Die politischen Voraussetzungen waren vergleichbar: mehr Oder weniger stark praktisch engagierte Teilnahme an der "Bewegung" seit der Studentenrevolte, Selbstversta'ndnis als "Nichtrevisionisten" ohne die Konsequenz zur Orgam'sierung in einer nichtrevisionistischen Pai tei; Aktivitaten im Ausbildungsbereich (mit antiinstitutionell akzen- tuiertem Kampf) ; geringe Erfahrungen in der behordlichen Sozialarbei t. Die Gruppe ging von der Annahme aus, daB es politisch notwendig ist, die Arbeit fortschrittlicher Sozialarbei ter in den kommunalen Behb'rden zu unterstlitzen, zu verstarken und zu koordinieren. Die Zusammenarbei t mit Basisgruppen im Stadtteil sollte angestrebt werden. Ihre Vorstel- lungen von einer politisch relevanten Sozialarbeit veranlaSte sie zu folgenden Eintscheidungen:

a) Arbeit in kommunalen Behb'rden, nicht in AuBenstellen, sondern in Ratha'usern, weil dort die Masse der Sozialarbei ter tatig und erreich- bar ist.

b) Arbeit in der Fafti, weil die Tatigkeit in der Fafii nicht speziali- siert ist. Von einer nicht-spezialisierten Tatigkeit versprach man sich die Mdglichkeit, an den Bediirfnissen aller Bevblkerungsgruppen anknlipfen zu kbnnen. Zudem sind in der Fafii die berufsspezifischen Eigeninteressen am wenigsten entwickelt und somit von dorther am ehesten Initiativen zur Umstrukturierung der behordlichen Sozial- arbeit zu erwarten.

c) Arbeit in einem Arbei terbezirk.

Die Studenten beabsichtigten nicht als formale Gruppe zu arbeiten, vielmehr wollten sie sich als einzelne im selben Amt bewerben und nach der Einstellung zunachst informell zusammenarbei ten. Dariiberhin- aus hielten sie die Annahme fiir illusorisch, als formale Gruppe An- stellungsvertrage zuerhalten. Insgesamt waren die Vorarbeiten die- ser Gruppe vage und undifferenziert. Notwendige Analysen (z.B. vom Stadtteil) wurden nicht erstellt.

Die Gruppe

Die Studenten sahen in Neukblln die Mbglichkeit, gemeinsam in einem Arbei terbezirk in der Fafii arbeiten, und liber die Einbeziehung der Praktiker in die eigenen politischen Aktivitaten mit einer erweiter- ten Basis im Amt arbeiten zu kbnnen. Die Vorarbeiten der Praktiker zu einer Gruppenarbeit, der Installierung eines GroBbezirks schien akzeptabel. In die von beiden Seiten in Obereinstimmung gefiihrten Ver- handlungen zwischen Praktikern und Amtsleitung brauchte nur einge- stiegen zu werden.

Umgekehrt versprach sich ein Teil der Praktiker von der Zusammenarbei t mit den Studenten die Abklarung der in ihrer Gruppe bestehenden diffu- sen Motivationen zur Gruppenbildung sowie eine klare politische Aus-

richtung.

2. Konzeption

Politische Zielsetzung

Die GroBgruppe konzentrierte ihre Arbeit auf die Zielgruppe proleta- rische Jugendliche. Hierzu wurden innerhalb der Gruppe arbeitsteilig Schwerpunkte gebildet, na'mlich Schulsituation, Wohnsituation und Ar- bei t/Frei zei tbereich , Ziel der Arbeit:

- Informationen, die sie in ihrer Funktion als Sozialarbeiter erhiel- ten, zu sammeln, z.B. Informationen Uber Mietwucher, Schulrepres- sionen, bes. skandalbse Ausbeutung von Lehrlingen u.a.

- den Jugendlichen Mbglichkeiten zur Wahrnehmung ihrer Bediirfnisse und Interessen aufzeigen, z.B. Orgam'sierung in Jugendzentren, Mitarbeit in Stadtteilgruppen, Griindung von Wohngemeinschaften usw.

- Es erschien ihnen mbglich, daB die Aktivitaten, die sie als Sozial- arbeiter meinten unterstlitzen zu kbnnen, vom Stadtteil aus weiterge- tragen und vorangetrieben werden.

Politische Arbeit unter den Kollegen

Unter den Kollegen sollte eine breite Basis geschaffen werden, die dazu

bereit ist, fur die Interessen der Arbeiter auch gegen den Widerstand

der Sozialbiirokratie zu kampfen .

Sie meinten, dies dadurch erreichen zu kbnnen, daB sie

- ihre Arbei tskonzepti on zur Diskussion stellten,

- Konflikte (z.B. Schulkonflikte) aufgreifen, Informationen hierzu verteilen und zur Unterstiitzung von Aktionen auffordern,

die Frage nach der Umstrukturierung der Fafii, insbesondere nach der Auflbsung der Spezialfiirsorgen (FafiiM zustandig fiir ma'nnliche Jugend- liche ab 14 Jahren, Pflegeamt - zustandig fiir Prostituierte, Jugend- qerichtshilfe) wieder aufgreifen und zur Diskussion stellen,

- den Abbau hierarchischer Amtsstrukturen - zunachst am schwa'd

ichsten

Glied der Hierarchie, den Gruppenleitern, fordern.

II Konfliktphase

Bereits im Juni 1973, als die Gruppe 1 1/2 Monate im Amt arbei tete, wurde von ihnen ein Konflikt aus ihrem Arbei tsbereich (Kielhorn-Son- Herschule) aufgegriffen. wir meinen, daB bei einer offenen Konfronta- tion mit der Burokratie be Kicks ichtigt werden muB, inwieweit die Kol- leqen im Amt verankert sind und wie ihre Position arbei tsrechtlich Abaesi chert ist. ,

7um Punkt Verankerung im Amt soil an Hand von Beispielen aufgezeigt werden, warum eine breite Solidaritat der iibrigen Kollegen la'ngerfri- stiq nicht erfolgte:

Die Gruppe setzte sich fiir die Auflosung der Soezialfursorgen ein, " was automatisch Rngste und Aggressivitat bei den in den Spezialfiir- sorgen arbei tenden Kollegen provozierte. Die Gruppe versuchte, im Zusammenhang ihrer Installierung die Funk-

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tion des Gruppenleiters anzugreifen; indem sie selbst kei'nen Gruppen - leiter hatten, konnte es scheinen,als wenn sie mit der Forderung nach Abbau der hierarchischen Kontrolle nur ihre eigene relativ pHvfligierte Situation rechtfertigen wollte. - Durch den Modellcharakter der Gruppe war ihre Arbeit einer erhb'hten Kontrolle durch Amtsleitung und Verwaltung und einem gesteigerten Legitimatioisdruck. gegeniiber den Kollegen unterworfen.Dies setzte sozialpsychologische Gruppenmechanismen in Gang, die bewirkten, daS sie sich im Gegensatz zu ihrer Intention von den Kollegen abschirm - ten.

Zur arbeitsrechtlichen Absicherung: Es ist zu kritisieren, daB m'cht beachtet wurde, daB einige Kollegen noch im Probehalbjahr standen und damit jederzeit ohne Angabe von Grunden kurzfristig gekundigt werden konnten und die Berufspraktikanten noch keine Arbeitsvertrage hatten.

Die Gruppe ging zwar davon aus, daB eine revolutiona're Berufspraxis nicht mbglich ist. Wie aus dem Konzept der Gruppe aber ersichtlich wird, orientiert sich ihr berufspolitisches Versta'ndnis an basisorien- tiert arbeitenden Gruppen. Sie sahen hier die Mb'glichkeit, ihre Arbeit als Sozialarbeiter im Amt mit einer politischen Arbeit im Stadtteil zu verbinden, indem sie Basisakti vita ten unterstiitzen wollten. Wir meinen, daB jeder Sozialarbeiter, der den politischen Anspruch hat, Initiativen der Bevolkerung zu unterstiitzen, die sich gegen die Btiro- kratie und kapitalistische Arbeits- und Lebensbedingungen richten, in den Widerspruch zu seiner objektiven gesellschaftlichen Funktion gera't.

Der Sozialarbeiter in seiner Funktion als Vertreter des Staatsapparats muB daher genau untersuchen, welche Mbglichkeiten er als Sozialarbei- ter im Amt hat, die Interessen der Bevolkerung zu unterstiitzen und welche Grenzen ihm gesetzt werden.

Auf der Grundlage dieser allgemeinen Einschatzung muB der Sozialar- beiter daher versuchen, die Inhalte seiner berufsspezifischen Arbeit so zu bestimmen, daB sie nicht reformistisch abgeschlossen wird, son- dern grundsatzlich fur eine Zusammenarbeit mit dem Stadtteil of fen bleibt.

Bei dem Konflikt in der Neukollner Familienflirsorge zeigte sich, daB dem Sozialarbeiter in der Institution in Bezug auf Information der Offentlichkeit klare Grenzen gesetzt werden, d.h. er muB nach auBen die Stellungnahmen seiner Dienstbehbrde vertreten (die Verwaltung tritt nach auBen als Einheit auf); er darf Entscheidungen der Verwal- tung nicht bffentlich kritisieren; MiBstande, die offensichtlich sind, nicht bffentlich diskutieren.

In der letzten Zeit wurden in Berlin Dienststellen des Senats fur Fami- lie, Jugend und Sport ausdriicklich Anweisungen erteilt, keine offent- lichen Stellungnahmen oder Resolutionen abzugeben, die den Verlautba- rungen der Senatsjugendbehb'rde entgegenstehen. Bei Nichtbeachtung wird mit Disziplinarverfahren gedroht.

Am Beispiel Neukb'lln wird deutlich, daB eine direkte Verbindung von politischer Basisaktivita't und der Arbeit als Sozialarbeiter in der Institution nicht mbglich ist. 42 Der Sozialarbeiter im Amt hat die Mb'glichkeit, uber den Dienstweg

und innerhalb des Amtes auf MiBstande und Konflikte aufmerksam zu machen und seine Position (orientiert an den Interessen und BedLirf- m'ssen der Bevolkerung) darzustellen.

Die notwendige Information der Offentlichkeit muB aber von politischen Gruppen, zu denen er Verbindung hat, geleistet werden. In der Offent- lichkeit kann der Sozialarbeiter nicht als Vertreter der Institution auftreten, wenn er die MaBnahmen der Institution beka'mpfen will. Wir halten es fur strategisch richtig, daB Sozialarbeiter zu politischen Gruppen Verbindung aufnehmen. In beiden Bereichen (Arbeit im Amt und politische Arbeit in Stadtteil gruppen, Initiativgruppen o.a'.) muB jedoch eine unterschiedliche Taktik angewandt werden, die sich aus den unterschiedlichen Bedingungen ergibt.

A n 1 a g e :

Konzepti on fur die Arbeit in der Familienfiirsorge

Einleitung:

Die Gruppe wird sich besonders urn die Jugendlichen im GroBbezirk be- miihen und ihre Arbeit auf drei Schwerpunkte beziehen:

- Schule

- Arbeitsprobleme von Lehrlingen und Jungarbeitern

- Wohnsituation, wirtschaftliche Schwierigkeiten Unsere Auffassung ist, daB die primare Funktion unserer Arbeit sein mug die Lebensverhaltnisse der arbeitenden Bevolkerung soweit es in unseren Mbglichkeiten liegt, zu verbessern. Es hat sich herauskristal- lisiert, daB bestinmte Problemkreise bei Kindern und Jugendlichen einen starken'stellenwert einnehmen. Deshalb muB vor alien Dingen ihnen die Unterstutzung der bffentlichen Sozialarbeit zugute kommen. Die Arbeit mit Juqendlichen und Kindern stellen wir uns folgendermaBen vor. Der einzelne Sozialarbeiter hat durch SchwerDunktarbei t die Mbglichkeit, fundierte Erkenntnisse zu erwerben und anzuwenden, urn dadurch konzen- triertere Hilfe fur die Kinder und Jugendlichen zu leisten. Anhand

der konkreten Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen ergeben sich folgende Arbeitsgebiete.

l Schulsituation

Aufqrund ihrer spezifischen Sozialisation haben Arbeiterkinder beson- dere Schwierigkeiten, den Leistungsanforderungen der Schulen gerecht- 7uwerden. In diesem Zusammenhang braucht man sich nur die in den letzten Jahren entstandenen Untersuchungen iiber den Zusaranenhang von iprnmotivationen und Sprachentwicklung und Schichtenzugehbrigkeit vor Auqen zu fuhren. Die Administration war bisher nicht in der Lage, ausreichende Hilfestellung zur Bewa'ltigung dieser Probleme zu geben, trotz der Erkenntnis, daB eine gute schulische Ausbildung Vorausset- zunq fur die spatere Besetzung qualifizierter Berufspositionen ist: Obwohl gesellschaftlich anerkannt ist, daB das schulische Versagen Apr Kinder m'cht durch Strafe des Kindes Oder Disziplinierung der El- tern zu beheben ist, 1st letztgenanntes tagliche Praxis der Schulbiiro- kratie Wir erleben dies konkret in Form von Schulversaumnisanzeigen, 4o

44

worauf die Kinder und Jugendlichen von der Sozialbiirokratie erfaBt und negativen Sanktionen unterworfen werden.

Das Postulat der Sozialarbeit, ihrem Klienten zu helfen, Wird an diesem Punkt Adabsurdum gef&'hrt. Den Kindern und Jugendlichen muB erfcennbar gemacht werden, daB es sich m'cht urn individuelles Versagen handelt. Durch eine BewuBtmachung der Problemlage bei Eltern, Lehrern und Schu- lern ist anzustreben, daB Schulversaumnisanzeigen nicht mehr gestellt werden.

Da es sich bei den Schulschwierigkei ten nicht urn Einzelprobleme han- delt, sehen wir ein notwendiges Hilfsangebot in den vorhandenen Schul- arbeitsgruppen, die aber auf jeden Fall weiter ausgebaut werden mu's- sen und die punktuell verandert werden sollten.

Die in dem Schwerpunkt Schule arbei'tenden Sozialarbeiter werden in den nachsten Wochen und Monaten gezielte Infortnationen sammeln und Verbindungen zu den Lehrern herstellen. Sie sollen an Elternabenden teilnehmen und eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Lehrern an- streben mit der Perspektive, die Schulschwierigkei ten gemeinsam zu reflektieren und zu lb'sen.

2. Arbeitsprobleme von Lehrlingen und Jungarbeitern

Die soziale und psychische Situation der in der Produktion tatigen wird weitgehend bestimmt durch ihre Arbeitsplatzsituation. Dies gilt insbesondere flir Lehrlinge und Jungarbeiter, Sie stellen als Jugend- liche neben Frauen und auslandischen Arbeitnehmern den Teil der Ar- beiterschaft, der arbeitsrechtlich und lohnpolitisch verscharften Be- dingungen unterworfen ist, wodurch die Lebensverhaltnisse zusatzlich bestimmt werden.

Von der jeweiligen Ausbi ldungssi tuation wird der Grad kiinftiger Ab- hangigkeit von der Arbeitsmarktlage festgelegt. (Arbeitsplatzwechsel , Arbeitslosigkeit).

Sozialarbeit wurde bisher lediglich wirksam im Hinblick auf die Fol- geerscheinungen: Wenn Jugendliche z.B. aufgrund unzureichender Ar- beits- und Ausbildungsverhaltnisse in Berufsschule und Betrieb oder Jungarbeiter (ungelernte und Anlernlinge) wegen erzwungener Arbeits- platzaufgaben als "Schule-Schwanzer, Arbeitsscheue oder Kriminalisier- te erfaBt werden". Oft genug erleben wir, daB bei der Ausbi ldung in Handwerks- und Kleinbetrieben nicht die Qualifizieruna der Auszubil- denden, sondern die Verwertung der Arbeitskraft im Vordergrund stehen. Die daraus resultierende Enttauschung u'ber die Nichterfu'liung ihrer Erwartungshaltung driickt die Arbeitsmotivation der Jugendlichen und hat haufig zur Folge, daB sie versuchen, sich dem ArbeitsprozeB zu entziehen.

Als Sozialarbeiter haben wir oft dann mit den Jugendlichen zu tun, wenn sie aus dem ProduktionsprozeB herausgefallen sind. Wie wir der Gefahr einer weiteren Deklassierung dieser Arbeiter-Jugendlichen im Zusammenhang mit unserer Amtstatigkeit in der FafU begegnen kb'nnen, diskutieren wir weiter. Folgende Ansatzpunkte erscheinen uns gegeben zu sein:

- Den Jugendlichen darzustellen, warum fur sie die Aufnahme- bzw. Fortsetzung einer qualifizierten Berufsausbi ldung nach Mb'glichkeit

in einem GroBbetrieb notwendig ist.

- Aufklarung der Jugendlichen sowie vermittelnde Hilfestellung bei arbeitsrechtlichen Fragen.

- An die Arbeitsprobleme der Jugendlichen werden wir oft nur uber den Freizeitbereich herankonmen. Deshalb halten wir es flir wichtig, die Freizeitakti vita ten in unserem Bezirk zu kennen. Die Mb'glich- keit zur Initiierung und Gestaltung einer Freizeitgruppe mit Arbei- ter-Jugendlichen von unserer Seite aus, muB noch ausdiskutiert wer- den.

3. Mohnsi tuation

Die Erfahrungen in der Praxis der Sozialarbeit haben gezeigt, daB zuneh- mend mehr Kinder und Jugendliche aufgrund der Konflikte im Elternhaus sich verselbsta'ndigen wollen oder sogar Heimerziehung vorziehen. Die Konflikte zwischen Eltern und Kindern in den Familien entstehen haupt- sachlich aufgrund der Arbeitsplatzsituation der Erwachsenen und jugend- lichen Arbeiter, wie in Punkt 2 ausgefuhrt wurde, der beengten Wohn- verhaltnisse und der Unfahigkeit, die Konflikte, die sich daraus er-

wte^ieht die Wohnsi tuation in der arbeitenden Bevolkerung aus? Die Uohnsituation ist meistens schlecht. Arbeiterfamilien wohnen iiberwie- □end in Altbauwohnungen, Hinterhbfen und menschenunwiirdigen AbnBwoh- nunaen oder miissen in kleinen Neubauwohnungen zu hohe Mieten zahlen. naraus erqibt sich, daB die Kinder und Jugendlichen kein eigenes Zim- mer und in den seltesten Fallen eine Spielecke oder einen angemesse- nen Platz haben, urn ihre Schulaufgaben ungestort zu erledigen. Durch Mp beenqten hauslichen Verhaltnisse werden die bestehenden Konflikte uic --." _,-_•._!. j. n^_ ii i:_ n ^ ^.ui^^-i *■ e- ^ *-k -in Q-in ^"inenes

auRert: Die Jugendli-. ,.

Hause brinqen, sei es urn kommunikative oder sexuelle Bedurfmsse zu hefriedigen. Wollen sie laut Musik horen, stbrt es die Erwachsenen. Fs werden Konflikte hervorgerufen, die weder von den Jugendlichen noch von den Erwachsenen aufgearbeitet geschweige denn gelost werden kbnnen. In solchen Situationen_wird^das ^9erd^tJz^s^n^9;_^nt^eder wenden sich die Eltern

den Sozialarbeiter mit der Forderung urn

nphen 'auf~Trebe und werden zunehmend mehr kriminalisiert. Die Statis- tik beweist, daB die Kriminali tat von Kindern und Jugendlichen standig ansteigt.

Hns Sozialarbeitern bleibt in der gegenwartigen Situation nur die Mb'g- lichkeit die Heimeinweisung zu akzeptieren oder die Jugendlichen cich selbst zu Liberlassen, da Jugendliche unter 21 Jahren aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen m'cht in der Lage sind, eigenstandig Mietvertrage abzuschli'eBen und die Eltern in den meisten Fallen ihre 7nstimmung nicht geben. Wir Sozialarbeiter in unserer Praxis haben bisher keine andere Moglichkeit, als die Konflikte innerhalb der Fami- ne zu verschleiern oder Heimplatze fur die Jugendlichen zu firtden, die noch eine minimale Entfaltungsmbglichkeit offenlassen, obwohl uns 45

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klar ist, daB die bestehende Heimsituation weder padagogisch noch emanzipatorische Perspektiven ftt> die Kinder und Jugendlichen er- b'ffnet, sind wir aufgrund der Realitat gezwungen, diese Institutio- nen in Anspruch zu nehmen. Nicht nur uns, sondern auch den verantwort- lichen Stellen der Biirokratie ist klar, da(3 die Heimsituation, wie sie augenblicklich besteht, die zunehmende Kriminalisierung der Kinder und Jugendlichen in der Regel nrit vorantreibt. Trotz des Wissens von diesen Tatsachen versuchen wir Sozialarbeiter den Erwachsenen und Jugendlichen einzureden, daB die Heimsituation zwar nicht gut, aber ertragbar ist, wenn man sich anpaSt.

Wir, die Gruppe, sehen die einzige Mbglichkeit hauptsachlich darin, die Jugendlichen zu unterstiitzen, daB sie in Wohnkollektive zusammen- ziehen und ihr Leben selber organisieren. Dadurch, daB die Jugendli- chen ihr Leben ansatzweise selbst organisieren und reqeln, ist zu er- warten, daB mit Fortschreiten dieses Prozesses die Jugendlichen neue positive Verhaltensweisen entwickeln. Eine unterstiitzende Funktion in der Anfangsphase werden wir Sozialarbeiter aufgrund unseres Informa- tionsvorsprungs ubernehmen mussen.

Weiterhin wird es auch in diesem SchwerDiinkt notwendig sein, laufend Informationen zu sammeln und Kontakte zu fortschrittlichen Heimen aufzunehmen.

4. Wirtschaftliche Hilfen

Einen groBen Teil unserer Arbeitskraft mlissen wir fur liberflussige Stellungnahmen und Anfragen des Sozialamtes und der U-Stelle verwen- den. Ein totaler Verzicht auf Mitwirkung in Sozialhilfesachen ist jedoch nicht mbglich, weil die tagliche Arbeit zeigt, daB die Sozial- hilfeberechtigten oft der Willkur der zustandiqen Sachbearbeiter aus- gesetzt sind und nur unzureichend Liber ihre gesetzlich verankerten An- sprliche aufgeklart werden.

Beispiel: Sozialhilfe muB mit Bekanntwerden der Hi lfebedLirf tigkei t ge- leistet werden, tatsa'chlichePraxis in Neukblln ist, daB Sozialhilfe erst ab iinterschreiben des A-Bogens geleistet wird, Hier z.B. ist es unsere Aufgabe, Sozialhilfeberechtigte auf ihre gesetzlich verankerten Anspriiche hinzuweisen und ihnen bei der Durchsetzung Hilfestellung zu lei s ten.

Wir haben den Arbeitsbereich wirtschaftliche Hilfen vorlibergehend des- wegen iibernommen, urn festzustellen, welche Aufgaben wir derzeit in diesem Bereich erflillen und was eigentlich vom Versta'ndnis der Sozial- arbeit her unsere Aufgaben waren.

Gesetzliche Pflichtaufgaben des SH-Tragers mu'Bten unseres Erachtens von den daflir vorgesehenen Stellen ohne Einschaltung der Fafii geleistet werden. So ist den Sozialhilfestellen ohne weiteres mdglich, wirtschaft- liche Situationen von Antragstellern selbst zu Liberprufen. Die Zuar- beiterfunktion der Fafii ist in diesem Bereich deshalb iiberflussig. Nicht durch die Fafli-Berichte sollten Entscheidungen der betroffenen Sachgebiete abgesichert werden, sondern durch die gesetzlichen Bestim- mungen,

Konkret ist in diesem Arbeitsbereich in der nSchsten'Zeit folgendes zu

Siditung der Akten nach den Kriterien SH-Berechtigter und danach wo neben rein wirtschaftlichen Hilfen auch Sozialarbeit geleist'.t

Vorbereitutigen von Gesprachen mit U-Stelle und Sozialamt bezuglich der

Kriterien, nach denen uns Sozialhilfeakten zur Stellungnahme oder Einsicht zugeleitet werden. .

Nphpnbei ware ein Ziel, daB wir zu ohnehm gesetzlich eindeutigen Lei-

fen Uberflu'ssig. Einzige Funktion bleibt, daB ein Gruppenmi tglied sich besonders mit den einschlagigen Gesetzen und Verordnungen lm Interesse der Hilfeberechtigten und im Interesse effektiver Sozialar- beit auseinandersetzt.

Eine Abstimmung und Zusammenarbeit mit den Kollegen in diesen Ange- legenheiten werden wir anstreben und halten wir fiir notwendig.

5. Qrganisationskonzept

a) Aus der Zusammenlegung der Bezirke zu einem GroBbezirk ergeben sich verwaltungsma'Big folgende Konsequenzen:

Die Akten'werden zentral verwaltet, ein gemeinsames Postein- und Ausqangsbuch gefu'hrt, eine gemeinsame Wiedervorlagekarte! und eine aemeinsame Statistik. AuBerdem hat die Gruppe ein eigenes Ausgangs- buch fur AuBendienst. Die Gruppe hat ein gemeinsames Stellenzei cnen. Die qemeinsame Kartei wird folgendermaBen gefiihrt: Auf der Kartei - karte ist der Name des zustandigen Sozialarbeiters enthalten, auBer- dem das Stel lenzeichen des ehemaligen Bezirkes, urn bei Urn- oder Neuorganisationen die Ubersicht zu behalten.

Damit am Anfang eine Zuordnung nach den Schwerpunkten moglich ist, mussen alle Akten gesichtet werden. Ist die Zuordnung nach Schwer- punkten nicht immer mbglich, werden die Akten anteilsmaBig verteilt.

h\ Die Gruppe hat keinen Gruppenleiter im iiblichen Sinne. Allerdings ' wird Frau Holzkamp lediglich in den Fallen die Unterschnft leisten, He durch die gegenwartige Unterschriftsregelung des Amtes III als Aufgaben des Gruppenleiters festgelegt sind. Diese Regelung ist auf

S Honate begrenzt.

Andere Gruppenlei terfunktionen fiihrt die Gruppe selbst aus.

Teilnahme an den Gruppenlei terbesprechungen im monatlichen Wech- sel nimmt je ein Gruppenmitglied an der Gruppenlei terbesprechung

Erstellung der Beurteilung fur Gruppenmi tglieder. Die Gruppe " schreibt die Beurteilungen, der Amtsleiter unterzeichnet. Bei Differenzen findet in der Gruppe eine Riicksprache statt.

i m'e Gruppe ist bereit, standig zwei bis drei Praktikanten auszubil- cl den Die Einstellung erfolgt nach gegenseitiger Abstimmung zwischen gruppe und Praktikant und Ausbildungsleitung.

a\ Aufaabe der Verwaltungskraft. Die Verwaltungskraft fiihrt die Kartei d)HPS GroBbezirks, verwaltet samtliche Akten, fiihrt die Postbucher

und die Wiedervorlagekartei . Sie ist zustandig fur die Anmeldung 47

Sle we'BtufaTunri^5"^6'' md ve™'ttelt TelefongesprSche. .&

r-S te"„^;ij*|JhJ!}» K^ten an einen Sorf.TrtaW <*r Im Telefonbuch ?«? 1- fu5r*» ve™ittelt. ,. tor.

wltung, Auskunf? Ji6/Uf?5be dsr Verwaltungsfachkraft ml t WJ^t

PROBLEME DES KOMMUNISMUS Gert Schafer:

unJ der?asch1SChS Internationale u aer J; aschismus

wegung, ihre uo,-= \T ? ung der kommunistischen Wei'- ihre gegenwSrt?™^ 5 enen stadien und Richtungen, _ tiven dIrgestelltVerZeichen' Stromungen und Pf*Pf in Zeitschr?ftenart!w ?n" Sie so11 umfassender als £ schen Erfahruno2n,t ^elf 9eschehen kann, die histori bringen und aSf«bS2 *tUelleB Prob1^ zur *raC f- gabenstellung und stra?l„UVU einer anganessenen *«* erste Band in dieser n*f?le*lndun9 beizutragen. Der Internationale „fL C Uber die Kommunistische einer strategischen Kon Faschis^s, hat das Scheitern ■nit der vernlchteSLn vfSftion zu™ Gegenstand, welch* schen ArbeiterWefuL led?rlage vor ^llem der deut- Strategie der koSn? = <-Verbunden ist- °ie heutige Entwicklungen, ^ "ir iSJhen Parteien ist aus jenen "nd blieb - so lautet h taStr°Phe fuhrten, entstande* gebunden, weil sie dt These dieser Arbeit - « £* «nd die damit gesLl?^ Wlrkli^hen Grunde der Niederl*» und praktischen Fraopn*" wesentlichen theoretischen "yen noch inuner verdrangen.

Hl_^5_Offenbach 4/ Postfach 519

REPRESSIVE MASSNAHMEN IM SOZIALBEREICH °tKUFSVERBOTE - DISZIPLINIERUNGEN WIZUG FINANZIELLER MITTEL

riiHeSeF Stelle Info werden wir uber uns *f^~ beriaUen,

•«*■ Diszipliniemmgen, Entlassungen eta. ->.--"-"- , ,..,..„.-.

Bepl~h+niaht in der Lage sind' aVle UflS

da

t^^en^e^ionen,

££ \°vgangs geleistet wird, da ansonsten dte wb m gih

indtake ^fmevLamkeit erregen. Ein mite™* A*** st'^kt^elte

*e£ilSen ZMfltkten typisehe dem ^^Iv*™"^ n diese Be-

*i£?aUng.en *" Sozialbereich widerspvegeln. Desna ^ ^ 30. ziTv mteiriezogen werden in die konkrete Dt.sX.u8St, ^Usche Strategie im Sozialbeveich .

MASSENENTLASSUNGEN IM DRK-HEIM

'm Ma

n 73 wurde ?-l80

fur geistig

und

mrti- ■:• «"»-ae vom Roten Kreuz in Berlin eln^eim _u fnahmealter -lpf*ch behinderte Kinder und Jugendliche eron

ill Sj^SStaU, ein solches Heim zu erHchten ergab ,s1Ch aus AusJ Ttalen Unterversorgung geistig behinderte ^ ^ fur Behin

«te4'9e" Senats besteht ein Bedarf " ^lltt mi* 52 PWzen einpn-rDas "Elisabeth Weiske Heim" vom DRK sollte

nen Tropfen auf den heiBen Stein bilden. F c den Zuwendungen

■Client wurde die Einrichtung durch private S$nfent\icite Zuschus

I g belent wurde. Na* - ,?e Be^sti^ng

Ze?? "n't bestinmten Aufl

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Behinderten, die entsprechend qualifizierten und engagierten Mitar- beiter zu finden, war es notwendig, den Tatigkeitsbereich fur ZUkiirtf- tige Mitarbeiter attraktiv darzustellen. Zitat einer Anzeige des DRK:

"Wer mbchte uns helfen, interdisziplinare Aufgaben der Rehabilitation geistig behinderter Kinder und Jugendlicher zu verwirklichen und da- bei gleichzeitig tatkra'ftig beim Aufbau einer neuen Einrichtung mit Modellcharakter, die im Friihjahr 1973 in Betrieb genommen wird, mit- zuwirken?"

Auch in persb'nlichen Gespra'chen mit Bewerbern und in den Darstellun- gen des Heimes in der Offentlichkeit wurde immer Wieder der Modell- charakter in den Vordergrund gestellt und betont: "unter Anwendung neuer theoretischer und praktischer Ekenntnisse und in interdiszipli- narer Zusammenarbeit aller dem DRK notwendig erscheinenden Berufsgrup- pen soil versucht werden, die Rehabilitation der geistig behinderten Kinder und Jugendlichen so weit wie mb'glich zu verwirklichen." Das DRK verstand unter Teamarbeit die Abschaffung aller leitenden Funktionen, auBer der des Heiraleiters. (Keine Gruppenleiter, keine leitende Krankengymnastin etc.)

"Die Mi'tarbeiter sollten eine geschlossene Gruppe bilden, die nach gemeinsamer Absprache alle Hilfsmb'glichkeiten, die das Haus bietet, optimal n'u'tzt."

Aufbau des Heimes:

Die Einrichtung war in 4 Wohngruppen a 8 Kinder und in 2 sogenannte Pflegegruppen a 10 Kinder eingeteilt. In jeder Gruppe sollten 5 Er- zieher arbeiten. AuBerdem waren zur weiteren Therapie 5 Krankengymna- stinnen, 2 Beschaftigungstherapeutinnen, ein Psychologe und verschie- dene Facharzte vorgesehen. Zur schulischen Fbrderung wurden 2 Sammel- klassen, eine Zweigstelle der brtlichen Pestalozzi-Sonderschule, im Heim eingerichtet. Zur Vorbereitung einer beruflichen Ausbildung be- stand die Mbglichkeit, im Haus Werkra'ume einzurichten. Durch die schon wahrend der Planung gemachten Auflagen, sowie der Isolation in einer Villengegend, wurde jedoch von vornherein verhindert, da3 sich aus dem 'EWH' eine Einrichtung mit "Modellcharakter" entwickeln konn- te. Ebenfalls im Widerspruch zum "Model lheim" stand die Konzeptions- losigkeit des DRK. Seine propagierte "Teamarbeit" war Mittel zum Zweck, urn Mi'tarbeiter fur das Heim zu gewinnen. Der grundlegende Widerspruch fijr die entstehenden Konflikte und Aus- einandersetzungen im 'EWH' bestand somit in dem vorgeschobenen An- spruch des DRK einerseits und dem ernsthaften Bemiihen der Mitarbeiter andererseits.

Die Praxis der Teamarbeit:

In der Anfangsphase zeigte sich, daB sehr verschwommene Vorstellungen von Gruppenarbeit unter den Mitarbeitern bestanden. Der erste Kon- flikt entstand, als die Krztin ein Alleinentscheidungsrecht in medi- zinischen und pa'dagogischen Fragen in Anspruch nahm (sie wollte unter anderem getrenntgeschlechtliche Gruppen einrichten). Die Mitarbeiter waren nicht bereit, sich dieser Autori tat unterzuordnen. An diesem Punkt wurden erstmalig inhaltliche Diskussioien Liber die Vorstellun- gen von Gruppenarbeit geflihrt und die Mitarbeiter kamen zu der Erkennt-

nis - zumal sie alle in der Betreuung mit geistig behinderten Kindern unerfahren waren -, daB eine sinnvolle Arbeit nur gemeinsam entwickelt werden kann.

Das BewuBtsein, in der Gruppe zu arbeiten reichte jedoch mcht aus, es war vielmehr notwendig, durch einen in der Gruppenarbeit erfahrenen Theoretiker die globalen Vorstellungen der Mitarbeiter in der Praxis zu konkretisieren. Die Aufgaben des Anleitens Libernahm der Psychologe. Er wollte mit den Mitarbeitern in Erarbeitung theoretisch pa'dagogischer Vorstellungen und Aufarbeitung der aus der Gruppenpraxis resultierenden Probleme eine effektivere und hb'her qualifizierte Arbeit erreichen. In der Erkenntnis, daB eine padagogische Gruppenarbeit nicht losgelbst vom qesamten Arbeitsstil zu leisten ist, erfolgten bestimmte, fur die Arbeit notwendige Konsequenzen. Es wurden 1 mal wb'chentlich eine Grup- penbesprechung mit jeder Gruppe und den dazugehbrigen Therapeuten eine gemeinsame Dienstbesprechung abgehalten. Hier wurden Fragen betreffend eines pa'dagogischen Gesamtkonzepts und des Arbeitsstils sowie allge- meine technische und organisatorische Fragen diskutiert, Um anstehen- de organisatorische Fragen zu Ibsen, wurden ArbeitsausschLisse gebil- det (Spielplatz, Spielzeug-, WerkstattausschuB), in welche aus jeder Kinder- und Therapeutengruppe ein Mitglied delegiert wurde. Dadurch wurde erreicht, daB die gesamte organisatorische und padagogische Ar- beit durch die Gruppenarbeit getragen wurde. Als Bindeglied dieser Ausschusse und der einzelnen Gruppen konstituierte sich der Koordina- tionsausschuB. Dieser sollte auBerdem Informationen sammeln und wei- tergeben und bestimmte Aktionen strukturieren, wie z.B. die Dienstbe- sprechungen vorbereiten. ..,.,.

Durch die Aufteilung der organisatorischen Arbeit war es moglich, in den Gruppenbesprechungen schwerpunktma'Big rein padagogische Fragen zu diskutieren. Nach anfa'nglichen Beobachtungen der einzelnen Kinder

ihr Verhalten wahrend des Tagesablaufs , in Spielsituationen, als rruDDenmitglied, den Erziehern und der Unwelt gegenuber - wollten wir unsere Einschatzung mit den Akten der Kinder vergleichen. Hierbei muBten wir feststellen, daB kaum eine Akte vollstandig war und die me- dizinischen und psychologischen Ausfuhrungen kaum zu verwerten waren, da sowohl die Diagnose sich als haufig nicht richtig erwiesen hatte und unsere Beobachtungen sich nur punktuell mit den Benchten deckten. Hieraus zogen wir' die Konsequenz, unsere Beobachtungen taglich schnft- lich zu fixieren, um Entwicklunqsberichte liber die Kinder differen-

Schwferigkeiten.Die individuellen Fahigkeiten der Kinder sollten danach wei testgehend gefbrdert und zugleich auch die Integra-

tion in die Gruppe verstarkt werden.

Entstehung und Verlauf des Konflikts:

Unsere Arbeit wurde durch eine unserer Meinung nach falsche Personal - litik des Leiters immer wieder behindert. So wurden kaum Fachkrafte Pinqestellt, statt dessen waren alle Bewerber wi 1 1 konrnen , ohne daB lie Liber die ihnen bevorstehende Arbeit ausreichend informiert wurden. AuBerdem wurden haufig relativ kurze Zeitvertra'ge abgeschlossen, so daB sich ein starker Mitarbeiterwechsel im Heim ergab. Durch die inrner wieder auftretenden Probleme bei einer Neueinstellung Ol

diskutierten wir, wie hier Abhilfe geleistet werden kbnnte. Die Mitarbeiter beauftragten den KoordinationsausschuS, mit neuen De- werbern ein Informationsgesprach zu fiihren, um ihnen 'unsere Arbeit rait den Kindern und die Situation im Heim zu vermitteln. Gleichzeitiq wollten wir uns einen Eindruck von den Arbeitsvorstellungen der even- tuellen neuen Mitarbeiter machen. Alle Mitglieder des Koordinations- ausschusses sollten dann gemeinsam liber die Eignung des Bewerbers entscheiden. Ein weiterer Schritt war die Forderung nach Mitbestimmung auch bei der Aufnahme von neuen Kindern. Da wir bestimmte Vorstellun- gen Liber die Gruppenzusammensetzungen batten, sollten gewisse Krite- rien bei der Neuaufnahme eines Kindes berlicksichtigt werden. Diese Kriterien sollte der Koordinationsausschufi erarbeiten. Als der KoordinationsausschuS bei der Bewerbung einer Psychologin zum 1. Mai tatig wurde, kam es zum ersten Konflikt mit dem DRK-Arbeitge- ber. Wir fanden, daB die Psychologin geeignet sei, da sie Erfahrung in der Gruppenarbeit hatte und unsere Arbeit dahingehend unterstiitzen woll- te. Das DRK lehnte sie jedoch von vornherein ab mit der Begriindung, sie habe keine Heimerfahrung. Dies geschah, obwohl vom DRK immer wie- der betont wurde, daS es neue Ansatze in der Heimpraxis sucht und ob- wohl noch kein anderer Bewerber fur diese Stelle gehb'rt wurde. Durch diesen Konflikt kam es zu erneuten Diskussionen liber das Selbst- verstandnis unserer Gruppenarbeit. Hier wurde deutlich, daS der Heim- leiter eine andere Position als wir vertrat, indem er auf seinem Al- leinentscheidungsrecht bestand, ohne die bisherigen Bemiihungen der Kollegen, eine gemeinsame Arbeit zu leisten, zu beriicksichtigen. In dieser Zei't fuhr der Heimleiter in den Urlaub, die Diskussion der Mit- arbeiter mit der DRK-Hauptverwaltung ging jedoch weiter. In einer Dienstbesprechung wurde dann dem von alien gewa'hltem Koordinationsaus- schuS eine neue erweiternde Funktion dahingehend zugesprochen , daB er bestimmte Entscheidungen auch ohne vorherigen BeschluB der gesamten Kollegen durchflihren kann.

Der KoordinationsausschuS sollte kiinftig als Heimlei terkollektiv fun- gieren und als internes Gremium die Heimpolitik strukturieren. Der Heimleiter war in seiner Funktion selbstverstandlich Mitglied und soll- te das Heim weiter nach auBen vertreten. Dieser BeschluB aller Kolle- gen war AnlaB fiir den DRK-Arbeitgeber, 3 Mitarbeiter nach dem Radels- flihrerprinzip stellvertretend fiir die gesamten Kollegen herauszugrei- fen und mit sofortigem Hausverbot zu belegen. Dadurch sollte versucht werden, die librigen Mitarbeiter einzuschiichtern und zu spalten. Das gelang dem DRK jedoch nicht. Als den drei gekundi'gt wurde, solidari- sierte sich der grb'Bte Teil der Mitarbeiter mit ihren gemaSregelten Kollegen und beschloB, die Arbeit wie begonnen fortzusetzen. In der Folgezeit wurden weitere 15 Hausverbote und Kiindigungen ausgesprochen. Ober die Halfte der Erzieher und Therapeuten ist gefeuert worden!!!

Dffentlichkeitsarbeit:

Nach den ersten Disziplim'erungen begannen wir mit einer Kampagne in der Offentlichkeit:

- Auf gewerkschaftlicher Ebene unterstutzte uns die Komnrission gegen Berufsverbot Abt. Sozialarbeit in der OTV mit dem Ziel, eine breite Solidaritat unter den in der tfTV organisierten Kollegen zu erreichen.

g2 " Information in den Erzieher- und Sozialarbeiterausbildungsstatten.

- 10 000 Flugblatter, die in Heimen, flmtern und verschiedenen Ausbil-

bildungsstatten verteilt wurden, mit der Einladung zu einer Infor- mations veranstaltung.

- Durch unser Auftreten wahrend der Tagung des Berufsverbandes der Heilpa'dagogen und der Tagung der "Internationalen Gesellschaft fiir Heimerziehung" versuchten wir, die Fachwelt auf die Konflikte im DRK-Heim aufmerksam zu machen.

- Berichte in Zeitungen und Interviews beim SFB.

Situation der Kinder-Padag.Arbeit - Reflexionen

Der grb'Bte Teil der Kinder kam aus anderen Behinderteneinrichtungen, in denen, wie wir bei unseren Hospitationen feststellten, hauptsach- lich Aufbewahrungsarbeit geleistet wurde. Die Kinder flatten dort sowohl auf Grund von Personalmangel als auch mangelnder Qualifikation des Personals nur minimale Entfaltungsmbglichkeiten. Sie wurden z.B. qezwungen, lange ruhig am Tisch zu sitzen und muBten sich streng nach Jen Anweisungen der Betreuer richten usw. Die Aufnahme in unser Heim bedeutete fiir die Kinder Umstellung auf eine fiir sie vollkommen neue Situation: eine neue Umgebung, andere Kinder, keine getrennt ge- schlechtlichen Gruppen und neue Bezugspersonen, die auf sie zum grb'B- ten Teil ganz anders reagierten als sie es bisher gewbhnt waren. Unsere Bemiihungen gingen zunachst dahin, die Kinder in alien den Ta- qesablauf betreffenden Dingen zu einer groBeren Selbstandi'gkeit zu verhelfen. Dazu war es notwendig, ihnen einen groBeren Handlungsfrei- raum zu gewahren, in dem sie Erfahrungen machen konnten, die eine Entwicklung zur Selbstandi'gkeit fbrdern sollten.

Wenn man die bisherige Situation der Kinder kennt, ist es verstandlich, daS diese Umstellung zunachst eine Oberforderung fiir die Kinder war und es auch zu entsprechenden Reaktionen wie Aggressivitat unterein- ander den Betreuern gegeniiber, Demolierung von Einrichtungsgegen- sta'nden u.a. kam. Die Schwierigkeiten, die wir hatten, lassen sich am Besten anhand von konkreten Beispielen verdeutlichen. So, versuchten wir, die Gurte, mit denen die Kinder nachts im Bett fixiert wurden, soweit es mbglich war, wegzulassen, Wie stark sie da- ran qewbhnt waren, sahen wir, wenn sie uns abends den Arm oder das Rpin zum Festschnallen hinhielten. Die Folge dieser MaBnahme war naturlich starkere Unruhe. Die Kinder stiegen nachts aus den Betten. rSumten Schranke aus u.a. Doch nach einer recht schwierigen Obergangs- 2eit gewbhnten sich einige nach und nach daran, nachts auch ohne Fixierungen im Bett zu bleiben. ,

Fhpnso bemLihten wir uns, die oft sehr hohe medikamentose Sedierung der binder herabzusetzen, durch die die Kinder zwar "ruhiqer" werden und ulniaer Arbeit machen.aber auch apathisch und desinteressiert. Natur- Urh muBten wir in Kauf nehmen, daB dadurch Aggressionen haufiger zum fl.jQbruch kamen und zwar so, daB Mitarbeiter angegriffen, Turen und F^nqter eingeschlagen, Spielzeug zerstort wurde u.a. mehr. Obwohl wir e bemuhten, die oft schon gera'hrlich werdenden Zwischenfalle unter ^nntrolle zu halten, war unser primares Arbeitsinteresse auf das Er- ^nnen der Ursachen und Therapieren solcher Verbal tenswei sen gerich- * t da die iibliche Praxis, die sich auf Sedierung bzw. autontare Unterdruckung der Symptome reduziert, unzumutbar und auch nicht effek-

^Veiiiiger Zeit intensiver Beobachtung der Kinder gingen wir daran, fur die einzelnen zusammen mit denTherapeuten und dem Psychologen OO

Therapieplane auszuarbeiten. Das zentrale Ziel dieser Plane war be-

stimmt von der Fb'rderung und Entfaltung der emotionalen Kontakte der

Kinder untereinander, aber auch zu den Bezugspersonen. Grundlage hier-

fu'r war die Erkenntnis, daB geistig schwer behinderte Kinder fast nur

auf emotionaler Ebene ansprechbar sind, Nach einem halben Jahr waren

fast bei alien Kindern positive Iferanderungen zu erkennen.

Viele lernten selbstandig zu essen und auch selbstandig die Toilette

zu benutzen (ohne Rei'nli'chkei'tsdressur).

Bei eim'gen Kindern mit autistischen Verbal tenswei sen war es gelungen,

durch Entstehung eines posi'tiven Kontaktes zur Bezugsperson, sie ftir

einige Zeit nrit einer bestimmten Sache zu beschafti'gen.

Die Aggress i vi tat der Kinder konnte teilweise abgebaut werden, wodurch

eine bessere padagogische Arbeit mb'glich wurde.

Die Gruppe mit den am wem'gsten behinderten Kindern entfaltete Grup-

penkreativi tat, die sich ausdruckte im Nachspielen von Gruppenbespre-

chungen der Erzieher, in denen sie ihre Wiinsche auBerten z.B. Einuben

eines Theaterstuckes, das sie den anderen vorspielen wollten verbun-

den mit "Fest feiern" und "Kaffeetrinken".

Wir sind uns bewuBt, daB unsere padagogische Arbeit noch in vielen Tei - len nicht, bzw. nur ungeniigend entwickelt war (z.B. Elternarbeit, Kon- zeptionsprobleme, padagogische Selbstreflexion etc.). Zum anderen aber meinen wir, in einem halben Jahr (!) erkannt zu haben, daB pada- gogische Arbeit in unserem Sektor kiinftig von Kollektiven bestimmt sein sollta, deran wesentlichstes Unterscheidungsmerkmal zum in die

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uitet^tiitzungdesantimperiafstischen kampfes

He imhier archie angepassten Team in der Auflosung hierarchischer Ent- scheidungsstrukturen zugunsten gleichberechtigter und gleichverant- wortlicher Arbeitsbeziehungen liegen.

Welche Erfahrungen haben wir bei dem Versuch, eine kollektive Arbeits- form zu finden, gemacht?

Als die ersten Mitarbeiter eingestellt wurden, stand ein genauer Ter- min fur die Aufnahme der ersten Kinder noch nicht fest. Wir beschaf- tigten uns mit der Einrichtung der Gruppen- und Therapier'a'ume und stellten das Spiel- und Beschaftigungsmaterial zusammen. In dieser Zeit hatten wir die Mbglichkeit, in anderen Einrichtungen, aus denen wir Kinder Ubernehmen sollten, zu hospitieren, urn erste Kontakte zu den Kindern zu bekommen und ihre bisherige Lebenssituation kennenzu- lernen. AnschlieBend diskutierten wir Liber die hier gewonnenen Ein- drlicke und versuchten, ansatzweise Vorstellungen zu entwickeln, wie wir Uber eine bloBe Aufbewahrungsarbeit, wie wir sie in den meisten anderen Einrichtungen erlebt hatten, hinauskommen kbnnten. Solche Diskussionen am Arbeitsplatz waren fur die meisten von uns neu und zeigten sehr schnell ihre oositiven Auswirkungen. Die anfangliche Unsicherheit jedes einzelnen wurde als gemeinsames Problem erkannt, und hier versuchten wir auch anzusetzen. Ein erster Schritt dazu war das Einbeziehen der Therapeuten in die Gruppenarbeit der Erzieher. Sie machten in den ersten Wochen wie diese Schichtdienst, urn die Kinder und die Arbeit in der Gruppe kennenzulernen. Die Integration der The- rapeuten in das Gruppenleben war ein sehr wesentlicher Punkt, urn die Trennung der spezifischen BerufsgrupDen anzugehen und eine bessere Zusammenarbeit zu ermog lichen. Durch diese qualitativ anderen Arbeits- erfahrungen ergab sich als EntwicklungsprozeB, da3 wir in der Arbeit mehr als einen Job sahen und bei den einzelnen ein grbBeres Engagement entstand. .

Aus der Erfahrung und dem GefLihl, gemeinsam besser arbeiten zu konnen, entstand bei vielen das Bediirfnis, uber die Arbeitssituation hinaus nersonliche und private Kontakte zu verst'a'rken.

Auf diesem Hintergrund richteten wir zwei Selbsterfahrungsgruppen ein, urn hier Probleme, die aus der Arbeit resultieren, zu diskutieren und Lbsungsmdglichkeiten zu finden. Obwohl viele von uns anfangs Hemmun- aen hatten, hier auch uber ihre persb'nlichen Schwierigkeiten zu reden, wurde den meisten klar, daB ihre persdnliche Problematik in unmittel- barem Zusammenhang mit ihren Schwierigkeiten am Arbeitsplatz stand und eine Trennung zwischen beidem nicht mb'glich war.

wahrend dieser Zeit verfaBte ein Tei 1 der Mitarbeiter ein Kritikpa- D1-er Es stellte eine Reflexion unserer bisherigen Gruppenarbeit dar und wies auf Mangel in der organisatorischen und pa'dagogischen Arbeit hin In der Folgezeit erarbeiteten wir gemeinsam eine auf unsere Ar- beitsbedingungen abgestiimite Dienstordnung, urn bei uns ein Interesse fur mehr Disziplin und Verantwortung zu entwickeln bzw. zu fdrdern. per Motor dieses Lernprozesses war das Prinzip der gegenseitigen soli- darischen Kritik, die zumeist in den Gruppenbesprechungen geubt wur- de Konnten Probleme innerhalb der Gruppe nicht gelbst werden, wur- den sie in der Dienstbesprechung mit alien Mitarbeitern diskutiert. In solchen gemeinsamen Besprechungen versuchten wir, soweit es uns

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moglich war, die Arbeit zu reflektieren, Fehler zu erkennen und an- stehende Probleme zu Ibsen. Bei diesem Bemlihen stellten wir immer mehr fest, daB der Heimleiter eine deutlich von der Gruopenarbeit abgehobe- ne Position einnahm. In mehreren Diskussionen versuchten wir hier, Moglichkeiten zu finden, ihn ebenfalls in die Gruppenarbei t zu inte- gneren. Trotz seiner verbalen Zugestandnisse, sich mit gleichen Rech- ten und Pflichten an der Gruppenarbeit zu beteiligen, traten in der Praxis immer wieder Schwierigkeiten auf, da er in Konfliktsi tuationen auf sein Alleinentscheidungsrecht pochte. Ganz deutlich wurde uns dies nach der Wahl des Heimlei terkol lektivs, als er Liber anstehende Diszi- plimerungsmaBnahmen schon informiert war, in einem Gesprach mit uns aber nichts davon erwahnte. Die ersten KUndigungen kamen daher fur uns sehr uberraschend. Wir hatten zwar mit Schwierigkeiten von Seiten der DRK-Hauptverwaltung gerechnet, aber nicht mit diesen Konsequenzen. Uns war nicht einsichtig, daB sich das DRK zwar immer liber unsere pa'da- gogische Arbeit sehr positiv geauBert hatte, unseren Arbeitsstil aber nicht toleneren wollte. Die Hoffnung, diesen Konflikt in Gespra'chen mit der DRK-Hauptverwaltung zu klaren, gaben die Mitarbeiter an dem Punkt auf, wo die Wahl des Heimleiterkollektivs, die Mitbestimmung bei Neueinstellung von Mitarbeitern und Aufnahme von Kindern und die Dienstordnung als null und nichtig erkla'rt wurden, denn dies war die Liquidierung der bisher geleisteten Arbeit.

Uns ist jetzt klar, daB der Versuch, unsere Arbeit nach unseren eige- nen Vorstellung zu gestalten, als Angriff auf die hierarchischen Strukturen des DRK aufgefaSt wurde und die vom DRK getroffenen MaS- nahmen eindeutig politisch disziplinierenden Charakter haben.

(Aus: Bericht der entlassenen Mitarbeiter)

Auf der Jahrestagung der Internationalen Gesellschaft fiir Eeimerzie- hicng (FICE-Sektion BRD) in Berlin wurde mit Unter stiitzung der Mitglie- der, die auah am Info Sozialarbeit mitarbeiten, der Konflikt Offenv- licht gemaaht. Unter dem Druak der "Faehoffentlichkeit" - das DRK konnte kavm seine miserable pUdagogische Fghlplanung verbergeri - wurde mit ihrem Einverstdndnis dem Vorsahlag zugestimmt, in einem Vevmitt— lungsgesprdeh unter Beteiligung von Vertretern dev FICE, DRK und der entlassenen Mitarbeiter zu prufen, ob eine Grundlage zur Wetter ftih- rung der begonnenen padagogischen Arbeit gegeben ist% ilie es mit der Glaubwurdigkeit des DRK - im Intevesse der Kinder zu handeln - bestellt ist, zeigt die latsaahe, daii das DRK bis heute noah keine Gespraahsbereitschaft hat erkennen lassen, obwdhl das DRK (Vertreter: Heimleiter Kaiser v. EWH) tiitglied der FICE geworden ist und sogar als Vertreter der Institutionengruppe im Delegiertenrat der FICE sitzt.

Nach auBen versucht man, sich "fortsahrittlich" zu geben, nach innen halt man an Uberholten hierarchischen Strukturen und padagogischen Konzepten fest. Mit der Zusage an ein Vermittlungsgesprach sollte allein die "Faehoffentlichkeit" beruhigt werden,

Fiir die entlassenen Mitarbeiter finden von Mitte Januar-Mitte Februar die Arbeitsgerichtsprozesse statt . Das Ergebnis wird sich nicht von den anderen im Heft dargestellten Fallen unter scheiden.

FALL 2: KINDERWOHNGRUPPE "TREBEBAMBULE"

SENAT VERWEIGERT TREBERN FINANZIELLE UNTERSTOTZUNG:

ETAT UM DM 60.000 GEKORZT

Der SSB (Verein fiir Sozialp'a'dagogische SondermaBnahmen) schafft alter- native Einrichtungen, die versuchen, das Problem der Treber zu Ibsen (Drugstore; Wohngruppen: Weifibecker-Haus, SolmstraSe; Trebebambule: Uohnoruppe EisenbahnstraBe und OranienstraBe) . Da die zwei groBen wohnkollektive (Rauch-Haus und WeiSbecker-Haus) das Problem der Trebekinder unter 14 Jahren nicht aus der Welt schaf- fen konnten, entstand die Arbeitsgruppe Tr°be bambule. Ihr Ziel ist, kleinere Wohngruppen fiir Trebekinder aufzubauen, als Alternative zur up-im- und Familiensituation.aus denen die Kinder kommen und in die eine Riirkflihrung nicht mehr moglich ist. So entstand eine feste Wohngrup- na in der EisenbahnstraBe. Die Finanzierung lief bis jetzt uber dne Mnterstutzungsstelle des Bezi rksarates , da der Senat die Finanzierung dieser und einer weiteren Gruppe von 7 Kindern ablehnte. Die Begrun- riuna war, daB das Geld erst ab 1974 vorhanden sen. S dem Zwischenfall am 17.12.73 (als der Senat versuchte, die 7 Kinder in verschiedene Heime unterzubringen - trotz Zusicherung, ^Kinder nicht zu trennen - kam es zu einer Auseinandersetzung mit Var Polizei, bei der einige Leute verletzt wurden) weigerte sich der conat mit der Arbeitsgruppe Trebebambule weiterzuverhandeln. Diesen 7wischenfall nahra der Senat nun zum AnlaB, die Finanzierung weiterer Wohngruppen nicht zu iibernehmen und die bestehenden Gruppen kaputt Zu machen.

aus einem Schreiben vom 21.12.73 gent hervor, daB die Finanzierung und der Fortbestand nicht nur der Trebebambule, sondern sa'mtlicher Wohnqruppen des SSB in diesem Jahr in Frage gestellt sind: _ Der Vertrag des WeiSbecker-Hauses ist nicht verlangert, die finan-

zielle UnterstLitzung ist nicht mehr gewahrleistet.

Der Vertrag der SolmstraBe ist nicht verlangert. " Die Finanzierung der Kinder in der EisenbahnstraBe ist nicht ge-

- Die Jugendlichen aus der OranienstraBe sind - trotz mehreren Heiw- einweisungen - mit Kenntnis des Senats bei T.-ebebambule - Finan- zierung nicht gekla'rt.

Trotz dieser Situation (allein in Vlest-Berlin gibt es 4 000 Treber; nat cer Senat den Etat zur Finanzierung von Wohngruppen urn 60 000 DM

Der Senat, der die "Realisierungsmoglichkeit und die Notwendigkeit. der Forderung nach Wohngruppen priifen will", sieht die Lbsung von die- ° Problem in der Einrichtung einer "CI earingstelle" fiir Kinder und Frzieher in der KantstraBe. Somit wird die Alibifunktion des Senats- nroiekts - KantstraBe (Beratungsstel le fur Jugendliche) - dem Druck 5er neuen Problemstellung angepaBt und erweitert. Die "Aufgabe" die-

er Stelle ist das "Auffangen und Vermitteln" der Treber an entsprechen- de Heime. Dauer dieses "Aufenthalts" ist 14 Tage! Somit werden nach

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Meinung des Senats Trebebambule und Wohngruppen iiberflussig! ! ! Mi t anderen Worten, die "Cleari nqstene"soll ein Durchgangsheim in Klein- format werden, in dem die Kinder, die auch vom Senat nicht mehr als "heimfahig" bezeichnet werden, doch in die gleiche elende Ausgangs- situation zuruckgeschickt werden sollen.

Diese "Flippstation" hat im Gegensatz zu uns keine der Schwere des Problems angemessene padagogische, konzeptionelle Konsequenz. Dieses neue Modell der linken Sozialburokratie dient einzig und allein dazu, das Problem der Treber zu verschleiern und gegeniiber der Bevblkerung, der CDU und der rechten SPO ein neues Ausha'ngeschild zu haben, mi t dem man seine Politik rechtfertigen kann.

Wir kb'nnen dem nur etwas wirksam entgegensetzen - namlich feste Wohn- gruppen - wenn wir auch von denen Solidarity bekommen, denen das Problem der Trebeganger bekannt ist.

DESHALB FORDERN WIR DIE ANERKENNUNG UND UNTERSTOTZUNG ALLER GRUPPEN DES SSB

Solidaritatsadressen: an SSB, 1 Berlin 61, Solmstr. 22 WeiBbecker-Haus, 1 Berlin 61, Wilhelmstr. 9 SSB Kontonummer: 02/88 682 000 Berliner Bank AG

(Aus: Flugblatt d. SSB)

REIHE BETRIEB UND GEWERKSCHAFTEN

Spontane Streiks 1973 - Krise der Gewerkschaftspol itik

Die Broschlire informiert umfassend iiber Ursachen, Verlauf und die wichtigsten Probleme der spontanen Streiks fur Teuerungszulagen im Jahre 1973. Untersucht werden die bkonomische Entwicklung und die Krise der gewerkschaftlichen Vertretungspolitik, die zu dieser Streikbewegung geflihrt haben. Forderungen und Kampfformen, die Rolle der Vertrauensleute und Betriebsrate, das Vernal ten der Ge- werkschaftsapparate, die Aktivitat auslandischer Arbeiter und die Rolle politischer Gruppen werden ebenso analysiert wie die Pol i- zeieinsatze wahrend der Streiks und die MaBregelungen, denen Streikende im AnschluB an die Aktionen ausgesetzt waren. - Die Schrift dient der Verarbeitung der Streikerfahrungen des vergan- genen Jahres, der Diskussion der zutage getretenen Schwachen und der Ansatzpunkte fur eine weitere sozial istische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit. Adressaten sind vor allem aktive Kollegen und Kolleginnen in Betrieb und Gewerkschaft und alle diejenigen, die sich Liber die Streikbewegung ausfuhrlich informieren wollen.

Ca. loo Seiten, broschiert, DM 5.—

Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4, Postfach 591

FALL 3: JUGENDZENTRUM "PUTTE" VON ABRISS BEDROKT

Die "Putte" wurde Anfang 1973 von Mitgliedern der "Kinder-Lobby", (einem Abzweiger der "Burgerinitiative Wedding e.V.) aufgebaut. Nach dem Bau eines Abenteuersm'elplatzes wurden nach und nach ein Schu'ler- Laden, Jugend-Laden und Wohngemeinschaft in Haus R'u'gener Str. 20 eingerichtet. Eigner des im Sanierungsgebiet lieqenden Hauses ist die GeSoBau (Gesellschaft fur Sozialen Wohnungsbau) . Im Februar 73 schlug die Burgerinitiative der GeSoBau vor, das Haus fur weitere 5 Jahre (dann soil das gesamte Gelande neu bebaut werden) zu erhalten. Die Gesellschaft sicherte eine Nutzung der Raume (1 800 qm) bis zum AbriB zu und bot gleichzeitig die Finanzierung einer Baracke (340 qm) fur 180 000 DM als spatere Alternative an. Das angebotene Geld bringt die Jugendlichen auf die Idee das Haus fur wem'ger als die angebote- ne Summe zu erhalten. Zu diesem Zeitpunkt ergeben Gesprache mit dem zustandigen Jugendstadtrat, daS auch er die Erhaltung des Hauses als beste Mb'glichkeit ansieht; bei dieser Meinung ist er dann letztlich allerdings nicht geblieben.

Im August gibt der Senat eine Zusage von finanzieller Unterstutzung fur die Renovierung. Die Baugesellschaft ist bereit, das Haus dem Grundstlicksamt des Bezirks zu Ubereignen. Jedoch der versprochene Kostenvoranschlag des Hochbauamtes fur die Renovierung bleibt aus; Ende Oktober, nach intensiven Bemuhungen der Jugendlichen, stellt sich heraus, daB das beauftragte Amt noch gar nicht mit dem Kostenvor- anschlag begonnen hatte; einige Tage spater lag er dann endlich vor. Durch betrachtliche Eigenleistungen der Jugendlichen ist es mbglich, die veranschlagten Kosten (180 000 DM) fast auf die Ha'lfte zu redu- zieren (98 000). Der JugendwohlfahrtsausschuB entscheidet, daB das Projekt sozialpadagogischen Nutzen aufweise und damit fdrderungswur- diq sei. Die Renovierung beginnt. Der Senat sagt DM 40.000 zu mit der Bedingung, bis zum 13.12.73 eine Bestatigung des Bezirksamtes uber die weitere Nutzung des Hauses vorzulegen.

Jetzt jedoch ist die GeSoBau plotzlich nicht mehr am Erhalt des Hau- ses filr Kinder- und Jugendarbeit interessiert; der Jugendstadtrat ist genauso plotzlich "uberrascht" von der Idee der Wohngemeinschaft im Haus, obwohl ihm das langst bekannt war und bereits positive Stel- lunqnahmen von mehreren Stellen der Familienflirsorge abgeqeben wor- sen waren. Am BuBtag erfahren die Juqendlichen, die bereits fur 10 000 DM Material und fur 30 000 DM Arbeitsleistung aufgebracht ha- hen daB das Haus nun doch abgerissen werden soil. Als'l-laBnahmen dagegen fiihren sie durch: Verstarkte Dffentlichkeitsar- beit, Kontaktaufnahme zu anderen Jugendzentren, Mobilisierung von Presse und Funk, Schreiben an samtliche Fraktionen der BVV mit Einla- dunq zu Informationsgesprachen in der "Putte". Mehr als eine Woche lang erschienen positive Berichte Uber das Jugendzentrum in der Ber- liner Tagespresse. Das Bezirksamt jedoch besteht unter verschiedenen fadenscheinigen Vorwanden weiter auf dem AbriB des Hauses.

A.us den Berliner Geschehnissen wird deutlich, daS die SPD-Funktionare der stadtischen Institutionen (hier Senat fiir Familie, Jugend und cq

Sport sowie Bezirksamt) jede fortschrittliche Regung, sowohl beim Klientel als auch bei den Erziehern, abwiirgen und systematisch ver- suchen eine padagogische Arbeit, die sich an den Bediirfnissen und Interessen der Jugendlichen und Kinder orientiert, unmoglich zu ma- chen.

(Aus: Dokumentation Biirgerinitiative "Putte")

FALL 4: CVJM-KINDERHEIM RHEDA-WIEDENBROCK AUFGELtJST

Nach den Statuten betreut das Kinderheim Kinder bis zur Schulentlas- sung. Es hat eine Aufnahmekapazita't von 60 Kindern, die sich auf 6 Grup- pen verteilen. Nach dem Stellenplan sind 16 padagogische Mitarbeiter und 8 Mitarbeiter des wirtschaftlichen Bereichs ausgewiesen. Dem Heim angegliedert ist ein heimeigener Kindergarten. In ihm sollen wa'hrend der Vormittagsstunden die m'cht schulpflichtigen Kinder be- treut werden.

Tra'ger ist der CVJM Wiedenbruck, dieser wiederum setzte ein sieben- kopfiges ehrenamtlich tatiges Kuratorium (Mitglieder ohne pa'dago- gisches Fachwissen) ein, das die Funktionen des Tra'gers wahrnimmt.

Vor dem 1.9.73 oblag die Heimleitung einem Ehepaar, das seit 11 Jah- ren dem Heim vorstand. Eingestellt wurden sie seinerzeit als Kaus- eltern fur ein Jugendwohnheim, in dem Fluchtlinge aus der DDR vorla'u- fig untergebracht wurden. Nach dem Mauerbau versiegte der Fluchtlings- strom; um die Existenz des Hauses zu sichern wurde es notwendig, ihm eine neue Funktion zu geben. Das Jugend-Uohnheim wurde in ein Kinderheiin umgewandelt, allerdings ohne daB auch gleichzeitig die bau- lichen Voraussetzungen dafu'r geschaffen worden waren. Das Kinderheim war streng nach familialen Strukturelementen organi- siert und hierarchisch gegliedert. Die Entscheidungen trafen die Haus- eltern. Die Mitarbeiter hatten in der Regel keine Gelegenheit, quali- fiziert an dem EntscheidungsprozeB zu partizipieren, Abweichende Mei- nungen einzelner Mitarbeiter wurden als destruktive Kritik, als Un- ruhestifterei empfunden. Die Mitarbeiter gaben die von den Hauselterr erfahrenen Repressionen welter an Kollegen und Kinder. Aufgrund end- lich doch ausbrechender Konflikte zwischen Mitarbeitern und Hauselte schieden diese faktisch am 31.8.73 aus dem Heim aus.

rn

Ab 1.9.73 fungierte als Heimleiter der Sozialarbeiter F. und als sein Stellvertreter der Sozialpadagoge (grad) Z. Ihr Verha'ltm's zu dem Kuratorium verschlechterte sich zusehends, da sie sich gegen folgende von ihnen festgestellte MiSsta'nde des Heims wandten und auf Anderun- gen drangen:

- Die Kinder leben zu fu'nft in engsten Raumert; es existieren keine besonderen Gruppenraume, keine didaktischen Hilfsmittel, keine Mate- nalien, itnt denen gruppenpadagogisch gearbeitet werden kann, keine Freizeitmoghchkeiten. 6D " krne bzW' recf,t1icn nicnt haltbare Arbeitsvertrage "^ - uberhdhte Oberstundenanforderungen (bis zu 80 Std./wo)

- jahrelang wurden Mitarbeiter durch die personell zu schwache Beset- zung und aufgrund fehlender Ausbildung verschlissen

- mangelnde Arbeitsbedingungen, keine Mitarbeiterraume, keine ausrei- chenden Wohnungen, Verschleuderung b'ffentlicher Gelder

sowie etliches mehr.

Das Kuratorium hat die diesbezuglichen Appelle und Hinweise in den Monaten seit September nicht beachtet und keine Anstalten gemacht, die Dinge zu andern.

Trotz der hochgradig ungiinstigen Bedingungen versuchten Heimleitung und Mitarbeiter das Beste aus dem Vorhandenen zu machen und initiier- ten folgende Aktivitaten:

- Organisation von Lerngruppen fur die Grundschulkinder,

- Vorschulgruppe, Ougendclub, Kinderversammlung, Gruppenbesprechungen und -untemehmungen, padagogische Konferenz und Mi tarbeiterbespre- chungen, Lehrlingsarbeitskreis im Wirtschaftsbereich, um die schu- lischen Anforderungen zu leisten, Einzelbetreuung und -beobachtungen sowie den Versuch, die Verwaltung zu dezentralisieren.

Da Kuratorium unterstutzte diese Dinge in keiner weise, sondern kri- tisierte nur standig, daB es im Heim schmutzig und unordentlich sei (herumliegendes Papier), daB die Kinder (denen kein ausreichender Spielplatz zur Verfiigung stand) die Nachbarn bela stigten usw. Da der Heimleiter die Zustande unablassig heftig kritisierte, grundle- qende Reformen verlangte und durchblicken lieB, daB er die Verhalt- nisse in seinem Namen nicht mehr verantworten kdnne, wurde er am 7 12.73 mit einem Ablbsungsvertrag und einer Gehaltsentschadigung von 6 000 DM abgespeist (andernfalls fristlose Kiindigung). Seine Ar- beit hatte nun der Stellvertreter Z. mi tzuiibernehmen.

TO Tage spa'ter wurde dem stell vertretenden Heimleiter ebenfalls geklin- digt. In Absprache mit dem Diakonischen Werk, dem Evangelischen Reichs- erziehungsverband, die kurzfristig aus ihrein Mitarbeiterbestand eine neue Heimleitung anboten, ubernahm ein neuer Heimleiter das Kinderheim mit dem Ziel, die alten Strukturen wieder einzufuhren. Spa'ter, wenn sich die wogen gegla'ttet hatten, sollte das Kinderheim an das Evan- gel ische Pertheswerk verschachert werden.

Die Mitarbeiter und die Kinder lehnten sich dagegen auf, sie informier- ten die Presse, verteilten Flugblatter und versuchten, in 'd«r Offent- lichkeit die Situation des Kinderheimes zu problematisieren. Sie grun- deten den AKS und erstellten eine Dokumentation. Aber das egoistische Verbandsinteresse ging vor die Interessen der Kinder; alle Mitarbei- ter (8), die sich nicht von den Zielen und Aktionen distanzierten, wurden gek'u'ndigt und mit Hausverbot belegt, einige Mochen spa'ter alle Kinder in andere Kinderheime verlegt, das Heim geschlossen und die Ubrigen Mitarbeiter auf die StraBe gesetzt.

Das durch staatliche Zuschiisse und Pflegesa'tze erwirtschaftete Ver- mbgen (Grundstiicke, Hauser etc.) des Verbandes wird nun wohl eine noch bessere bkonomische Verwendung finden.

(Aus: Dokumentation Kinderheim Rheda-Wiedenbruck zu beziehen iiber Rainer Strauch, 1 Berlin 65, Togostr. 17/Michael Fest, 5 Kb'ln 91, Siegburgerstr. 28)

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FALL 5: PERSONALPOLITIK IM BONDNIS MIT (CAPITAL UND SOZIALBOROKRATIE BEIM INTERNATIONALEN BUND FOR SOZIALARBEIT

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Im International Bund fur Sozialarbeit- Jugendsozialwerk e.V.,der durch Spenden und Mi tgliedschaften sehr eng mit Handwerk und Industrie verbunden ist, ist es Liblich, Mitarbeiter mit Versprechungen wie Team- arbeit, Mbglichkeit Eigeninitiative zu entwickeln, emanzipatorische Heim- und Bildungsarbeit etc. anzulocken. Da das Jugendsozialwerk (IB-JSW) schlecht bezahlt, kann es "Professionelle" (Psychologen, Soziologen, Padagogen .Sozialarbeiter etc.), die es benbtigt urn b'ffent- liche Gelder zu erhalten bzw. dem Verband einen soliden evtl. sogar liberalen Anstrich zu geben, nur gewinnen, indem er ihnen gunstige Arbeitsbedingungen vorgau-kelt ("Ihre Freiheit muB Ihnen schon DM 300.- wert sein").

Die hauptsachliche Arbeit in den Einrichtungen wird allerdings von der groSen Zahl "unausgebildeter" Mitarbeiter geleistet, die schlecht bezahlt, sich unter den haarstra'ubensten Bedingungen ausbeuten lassen und sich allem fu'gen, da sie Angst haben, ihre Stelle zu verlieren. Versuchen die durch die groBzligigen Versprechungen angelockten Mit- arbeiter dann die ihnen zugesagten (aber arbeitsrechtlich nicht vor- handenen) Arbeitsbedingungen herzustellen, werden sie oft unter dem Vorwand formaler Dienstvergehen (unter den haufig existierenden un- verantwortlichen Bedingungen sind die Mitarbeiter sta'ndig gezwungen "DienstverstbBe" zu begehen, um wenigstens den formalen Heimbetrieb aufrechtzuerhalten) gekiindigt und bffentlich als "Linksradikale", "Sektierer", "Querulanten", "Unfa'hige" etc. diffamiert. Die Interessen der betroffenen Kinder und Jugendlichen SDielen in die- sem Zusammenhang nicht die geringste Rolle, obwohl haufig diszipli- nare MaBnahmen scheinheilig mit der Sorge um das leibliche und seeli- sche Wohl der Kinder und Jugendlichen legitimiert werden. In welcher Art und Weise im Kliingel mit Sozialbiirokratie und Kapital Personal- politik und Padagogik betrieben wird, zeigen die uns bisher bekannt gewordenen Konflikte:

a) Massenentlassungen im Fbrderkurs des Jugendsozialwerkes Darmstadt

Einrichtung zur Erlangung der Berufs- und Arbeitsreife durchgeflihrt vom IB-JSW im Auftrag der Bundesanstalt flir Arbeit.

Probleme ergaben sich 1971 erstinals wegen unterschiedlicher padagogi- scher Praxis der Mitarbeiter im Fbrderlehrgang (FL) und dem Heimlei- ter des Heims, in dem die Halfte der Teilnehmer des FL untergebracht war . Die Mitarbeiter des FL versuchten, einen mb'glichst nicht-re- pressiven Stil in der Arbeit mit den Jugendlichen auszuiiben, wahrend die Heimleitung in herkommlich autoritarer weise verfuhr. Ergebm's eines Gesprachs mit dem zustandigen Abtei lungs lei ter der HauDtgeschafts- fuhrung (HGF) in Frankfurt war: In beiden Einrichtungen (FL u. Heim) solle em demokratischer Fuhrungsstil praktiziert werden. Samtliche bachfragen sollten im Team gemeinsam erortert werden, wobei die Heim- leitung ins Team zu integrieren sei . Da der Heimleiter mit diesem

Resultat nicht einverstanden war, wurde er Ends des Jahres abgelb'st, nicht etwa, weil die HGF von der Richtigkeit des von ihrem Vertre- ter Gesagten tiberzeugt gewesen ware, sondern weil sie Ruhe in ihrer Institution haben wollte. Teamer und Leiter W. des FL vertraten in die- sem Konflikt eine ubereinstimmende Linie.

Am 12.1.72 Ubernahmen zwei neue Mitarbeiter bis 1.3, die kommissari- sche Heimleitung; sie wurden nicht eingeflihrt, sondern bekamen ledig- lich die Kasse ubergeben, Sie stellten chaotische Zustande in Akten- flihrung und Kassenwesen fest. Das Haus befand sich in einem verwahr- losten Zustand (sanitare Anlagen, Nicht-Einhaltung der VDE-Vorschrif- ten, Einrichtung usw.), auBerdem waren 3 Planstellen unbesetzt. Dies bedeutete fur die Mitarbeiter eine enorme Oberbelastung, die sich ge- zwungen ermaBen in einer Vernachlassigung der Arbeit mit den Jugend- lichen niederschlug. Diese Situation war auf das Verschulden der HGF zuruckzufiihren. Nach standigen dringenden Forderungen wurden im April die allernbtigsten Reparaturen durchgeflihrt. Aktivitaten zur Verbes- serung der personellen Situation erfolgten von seiten der HGF erst nach einem ultimativen Brief, in dem man ankiindigte, das Heim zum 1.3. zu schlieBen, da man der gesetzlichen Aufsichtspflicht nicht mehr nachkommen kbnne.

Aufgi~und der Differenzen zwischen FL und Heim hatte die HGF Ende 71 beschlossen, die Position eines Gesamtleiters einzuflihren, verstan- den als Libergeordnete Funktion, die sowohl der Heimleitung als auch dem FL vorsteht und bei beiden eine Vermittlungsrolle einnehmen soil. Den Anforderungen der HGF nach soil der Gesamtleiter als Sprecher der Institution FL nach auBen fungieren und Vertrauensmann der HGF sein. Das Team erwartete von ihm, daB er Beschliisse des Teams (rechtlich hatte das JSW deutlich gemacht, kbnne zur Zeit Team-Arbeit nicht institutionalisiert werden) nach auBen vertrete, gleichzeitig aber voll integriertes Mitglied sei. Er solle der Vertrauensmann des Teams aeqenliber der HGF sein.

Aufgrund der Qualification und der privatistischen Interessen des ab 1.3. eingesetzten Gesamtleiters W. ergaben sich bald Differenzen. In den Augen der Librigen Temaer war der GL dem gesamten Team gegen- uber verartwortlich; dagegen wehrte sich jedoch W. mit der Ansicht, dem Team gegenuber keine Rechenschaft schuldig zu sein. Er zeigte auch schon von Beginn an sowohl den Mitarbeitern als auch den Kindern ge- qenLiber autoritare Verhaltensweisen. Flir die Erarbeitung eines gemein- samen padagogischen Konzepts zeigte er kein Interesse.

Nach Obernahme der GL wich er Gesprachen Liber Teamarbeit, Position, Funktion und Arbeitsplatzanalyse des GL beharrlich aus mit der Bemer- kunq es sei nicht mbglich, seine Arbeit zu beschreiben. Obwohl er weitgehend vom Untem'cht befreit war (er wunschte selbst Kontakt zu den Jugendlichen durch verschiedenen Unterricht aufrecht zu erhalten), war er weder in der Lage einfache Sachinformationen zu geben, noch aufgrund von prazisen Kenntnissert (z.B. Etatfragen) in Konflikten zwischen Team und HGF zu vermitteln. Den von ihm auf eigenen Wunsch Ubernommenen Unterricht lieB er so haufig ausfallen, daB die Jugend- lichen sich schriftlich daruber beschwerten. Trotz seines verbal aufrecht erhaltenen Anspruchs Teammitglied zu sein und dies gegenuber der HGF durch gemeinsames Auftreten zu dokumentieren, stellte er sich 63

in entscheidenden Momenten auBerhalb des Teams.

Im Konflikt zwischen Team und W. (W.'s Unfa'higkeit als GL war eindeu- ti'g belegbar) entschied die HGF am 25.7.72 zugunsten W.'s.lndem sie Mitglieder des Teams mit befristeten Vertra'gen die Verla'ngerung ver- weigerte, einem Mn tarbeiter in der Probezeit klindigte und drei weite- ren Mitarbeitern unannehmbare Versetzungsangebote machte. Letzte ku'n- digten daraufhin.

Als Gru'nde fur diese Entscheidung gab die HGF an: Sie werde von Darm- stadt offensichtlich nur als notwendiges Obel angesehen, im iibrigen flihle sich das Team autonom. Die Vorstellungen der HGF sahen anders aus. Der Kurs mlisse vd 11 f g gea'ndert werden. Die HGF habe den Eindruck, Darmstadt vertrete nicht die Ziele des Verbandes. Auf Befragen der Team-Mi tglieder war die HGF m'cht in der Lage, ihre pauschalen Vor- wiirfe und Vermutungen zu prazisi'eren.

(Aus: Unterlagen des ehemaligen Teams)

b) Massenentlassungen im Ma'dchenwohnheim Haus "Faldera" Neumiinster/ Berufsverbot durch "schwarze Listen"

In Anzeigen und im "Diskussionsentwurf einer Konzeption" nennt der IB-JSW als Voraussetzung fur die Mitarbeit in seinen Einrichtungen: Selbsta'ndigkeit, Eigenim'ti'ative, Konzeptentwicklung, Teamarbeit. Diese Arbeitsbedingungen wurden den Bewerbern fur das Ma'dchenwohn- heim in Einstellungsgesprachen vom Landesbeauftragten U. zugesichert. Er betont, daB Teamarbeit im Verband ein Novum und arbeitsrechtlich nicht abgesichert sei . Trotzdem sei es notwendig, diese Arbeitsform durchzusetzen, da sie bessere Mbglichkeiten in sich berge.

Am 1.10.72 beginnen drei neue Mitarbeiter ihre Arbeit in "Faldera", denen von U. vorenthalten worden ist, daB zum gleichen Zeitpunkt ein Gesamtleiter Liber mehrere Einrichtungen (unter ihnen "Faldera") ein- gesetzt wird. Ihnen wird aber bei Aufnahme des Dienstes deutlich ge- macht, daB eine gemeinsame Erarbeitung seiner Funktionen zugesichert ist. In der Folge ist der GL, dessen Funktionen noch unklar sind, mehrwb'chig abwesend. Normalerweise steht er dem Heim 3-4 Std. wochent- lich zur Verfugung, wird aber zur Ha'lfte aus dem Haushalt von Faldera finanziert.

Am 30.11.72 legt der GL den Mitarbeitern seine Vorstellungen schriftlich vor. Diese U'ben Kritik, da ihrer Meinung nach der GL seine Funktionen zu abstrakt beschreibt; nicht deutlich macht, wie die praktischen Un- terschiede zwischen GL und Heimleiter aussehen, wie er sich zur Frage der Verantwortlichkeit stellt, wie seine Vorstellungen von Teamarbeit aussehen bzw. wie sich Team und GL zueinander verhalten.

Die Mitarbeiter gehen davon aus, daB sich im Heim die verschiedenen Bereiche (Pa'dagogik, Verwaltung, Finanzen etc.) m'cht voneinander trennen lassen, was ihnen sowohl von U. als auch vom zustandigen Ab- tei lungs lei ter aus der HGF bestatigt wird. Den Vorrang hat dabei eindeutig die Pa'dagogik. Alle Entscheidungen milssen also vor dem Hin- tergrund der ta'glichen pa'dagogischen Praxis getroffen werden. Die D4- Integration ins Team ist die unabdingbare Voraussetzung der zu leisten-

,. Die Mitarbeiter fordern deshalb fiir den GL einen Tag t wb'chentlich in "Faldera" sowie Teilnahme am Teamgespra

den Arbeit.

Basn sdienst wb'chentlich in "Faldera" sowie Teilnahme am Teamgesprach

und spezielle Aufgabenerledigung. Diese Forderungen werden vom GL

ohne Uberzeugende Begriindung abgelehnt.

In Gesprachen im Dezember 72 und Januar 73 kann keine Einigung er-

zielt werden. U. versucht zu vermitteln, rekurriert dabei aber auf

rein verfahrensma'Bige bzw. arbeitsrechtliche Fragen, denn im Pa'dagogik

ginge es hier nicht. Es kommt keine Einigung zustande.

Vom 2.2.73 datieren daraufhin die ersten beiden KLindigungen, obwohl insgesamt 6 Mitarbeiter die gleichen Aussagengemacht haben (offenbar legt der Verband eine Ra'delsfuhrer-Theorie bei diesem Vorgehen zugrunde).Als sich herausstellt, daB die Iibrigen Mitarbeiter weiter- hin den Gesamtleiter nach seiner derzeit geleisteten Definition ab- lehnen, wird auch ihnen gekiindigt.

In einer Presseerkla'rung und verschiedenen Briefen verbreitete U. (laut Rechtsgutachten) wahrheitswidrige und verleumderische Behauptun- gen liber die geklindigten Mitarbeiter. An das Landesjugendamt sandte er ein Schreiben, in dem dunkel angedeutet wurde, daB die geklindigten Mitarbeiter sich schwerer Verfehlungen schuldig gemacht ha'tten, aller- dings ohne daB auch nur ein einziger Tatbestand pra'zisiert worden ware. Das hatte fur zwei der Geklindigten (Sozialarbeiter und Psychologe) die Folge, daB sie monatelang vergeblich auf Stellensuche in Schles- wig-Holstein waren. Nach dem iiblichen Bewerbungsgespra'ch gingen ihnen bedauernde Absagen zu ("leider nicht in die engere Wahl gekommen sind", "konnte leider nicht berucksichtigt werden" usw.) Wenig spa'ter erfuhren sie dann aus anderer Quelle, daB die Stellen wegen "Personalmangels" immer noch nicht besetzt seien. Anhand der Erfahrunnen der beiden (RuBerungen von Vertretern verschiedener Insti tutionen unterstutzen das) ISBt sich nachweisen, daB das Landesjugendamt als Sammelstelle ftir Informationen liber im Sozialbereich Bescha'ftigte fungiert und die erhaltenen Informationen weitergibt.

Ein weiterer Aspekt des Verhaltens des Jugendamtes in diesem Fall ver- dient Beachtung: Sowohl LJA als auch Stadtjugendamt Neumiinster gingen nach den KLindigungen umfassende Informationen Liber die entstandene Lage im Heim zu (von Mitarbeitern, dem Lehrerteam der Jurjendlichen, Pi-esseverbffentlichungen usw.), aus denen hervorging, daB das Wohl der Jugendlichen als gefa'hrdet angesehen werden muBte, da ihre Be- treuung nicht mehr gewahrleistet war. Die Rmter sahen offensichtlich keinerlei Grund zum Eingreifen.

(Aus: Dokumentation Konflikt "Haus Faldera"/Dokumentation Interessen- iertretung der Sozialbiirokratie)

c) Entlassungen im Madchenwohnheim und im Kurs i> p reiwilliges soziales Jahr" Fftn.-Bonames

Das Haus wurde Ende der flinfziger Jahre fur jugendliche DDR-Fllicht-

linge gebaut. Ab 1964 war darin eine Gruppe "Freiwilliges Soziales

Jahr" (FSJ) untergebracht, die Mehrzahl der Zimtner wurde auf Mietba- 65

sis mit jungen Angestellten, Lehrlingen usw. belegt. Das Heim hat 58 Pla'tze in Doppelzimmern, keine Aufenthaltsraume, keinen dnterrichtsraum (der Unterricht fand auf Dielen und im baupo- lizeilich nicht abgenommenen Keller statt), sowie eine miserable Aus- s tat tun q (Mobiliar, sam'tare Anlagen usw.) Planstellen gibt es drei, davon werden nach Mbglichkeit nur zwei besetzt.

Im April 71 stellt die HGF die Soziologin H., die sich praktische Er- fahrungen in der Jugendarbeit aneignen wollte, zunachst als "Prakti- kantin" ein. Sie sollte sich vorwiegend um den Unterricht der FSJ- Gruppe klimmern; bei der Einstellung wurde ihr zugesichert, sie kb'nne im Heim "emanzipatorisch" arbeiten. Dies erwies sich als von Beginn an unmoglich. Zum geringeren Teil lag das an der Person der Heimlei- terin (ehemalige Gau-Madel-FLihrerin), zum grb'Beren an der allgemein personellen Situation, da nur zwei Mitarbeiter existieren. Dies i st in vielen IB-JSW-Heimen liblich und bedeutet bei alterm'eren- dem Dienst, ohne Dienstbesprechungen, Urlaub, Krankheit U.S., daB monatlich pro Mitarbeiter 27 regelma'Bige (unbezahlte) (Jberstunden an- fallen. Fallt ein Mitarbeiter aus, muB der andere seinen Dienst Liber- nehmen. Urlaubsvertretungen werden von der HGF nicht gestellt. Welche Qualitat unter diesen Bedingungen ,iede padagogische Arbeit aufweisen muB, dlirfte klar sein.

Im Februar 72 wurde die Heimleiterin ausgewechselt und die Verhaltm's- se wurden noch miserabler. Die alte Heimleiterin (sie war zum DRK iibergewechselt) hatte sich, ungeachtet ihrer padagogischen Ausrichtung und sonstigen Schwachen, fur das Heim "aufgeopfert". Der Neuen, Frau K., die Liber keinerlei padagogische Ausbildung verfligte, mangelte es nicht nur an Qualification, sondern auch an Interesse fur die Arbeit in den Bereichen Padagogik, Verwaltung und Hauswirtschaft. Da keine Verstandigung zwischen ihr und K. mdglich war, richtete H. bald stan- dige schriftliche und telefonische Beschwerden an den Abtei lungsleiter M. und die Referentin B., daB K. laufend ihre Dienstpflichten verletze (Nichteinhalten von Dienstzeiten und Absprachen, Verpflichtungen usw.). Reaktionen darauf erfolgten nicht.

Im FrUhjahr 72 wurde die Sozialarbeiterpraktikantin Sch. eingestellt, die nach kurzer Zeit aus denselben Gr'unden wie H. in heftige Ausein- andersetzungen mit K. geriet. Diese operierte nachweislich mit Liigen und Diffamierungen gegen die beiden Mitarbeiterinnen und spielte auch die Heimbewohnerinnen (unter denen sich mittlerweile ca. 10 von K. aufgenommene schwer gestbrte FE-und FEH-Falle befanden) insbesondere gegen Sch. aus. Trotz der zahlreichen Beschwerden von H. und Sch,, de- ren wahrheitsgehalt jederzeit zu belegen war, reagierten M. und B. mit Beharrlichkei t zugunsten der Heimleiterin (die beiden anderen Mit- arbeiterinnen hatten kein Verstandnis fiir sie, gaben sich keine Mu'he etc.) und verletzten ihre Fursorgepflicht gegenliber Heimbewohnern und Mitarbeitern permanent in grb'bster Weise.

Als der Abteilungsleiter M. nach 6 Monaten Sch. die Kiindigung naheleg-

te ging diese vbllig entnervt umgehend darauf ein. Han hatte also indirekt einer Mitarbeiterin, die sich geradezu verzweifelt gegen die MiBstande im Haus wehrte (Rauschgift, Prostitution, Diebstahle, Ver- wahrlosung) die Schuld daran zugeschoben.

M. akzeptierte informell, daB H. unter den gegebenen Umstanden nun jede Verantwortung innerhalb des Heimbetriebes ablehnte und sich auf die Arbeit mit dem "FSJ" beschrankte. Allerdings entstanden hier neue Konflikte mit der Abteilung.

H arbeitete seit Herbst 72 mit drei ehrenamtlichen Teamern in der Bildungsarbeit fur das "FSJ" zusammen. Die von ihr erstellte Konzep- tion wurde zwar verbal von der Abteilungsleitung unterstiitzt; als die FSJ-TEilnehmer (H. hatte zunehmend auch Jungen aufgenommen, die im Heim Oberursel wohnen muBten) jedoch begannen, sich bei der HGF liber MiBstande in den Heimen zu beschweren und einigen Wirbel entfachten, wurde H. angelastet, daB sie dies nicht unterbinde. Ihr wurde nahege- legt, keine Jungen, die besonders aufrlihrerisch seien, mehr aufzuneh- men.'lm librigen habe sie bei Konflikten (den Jugendlichen gegenliber) stets die Position der HGF einzunehmen, was ihr aufgrund des Geschil- derten aber nicht moglich war.

Zum 1.8.73 wurde die Heimleiterin in das Madchenwohnheim der Farbwer- ke Hoechst versetzt, aber keine neue Mitarbeiterin eingestellt. Zusam- men mit zwei per Honorar bezahlten FSJ-Teilnehmern versuchte ab Ende juli H. die grobsten MiBstande im Haus zu beseitigen (Reparaturen , Renovierung, Dreck, Gerlimpel ; die Heimschllissel liefen im Ort um, allnachtlich drangen Fremde ein und machten Rabatz). Am 17.9. (H. war ca 4 wochen in Urlaub und auf Dienstreise gewesen) schickte sie eiiien Katalog mit Versaumnissen der letzten 1,5 Jahren und einer Schil- derung der Ma'ngel an die HGF. In der folgenden Nacht wurde die vor- schriftsma'Big untergebrachte Heimkasse geklaut.

H wurde fristlos wegen "grob fahrlassigem Umgang mit der Heimkasse und fehlenden Vertrauensverhaltnisses" entlassen. Im Rahmen der Kiin- digung wurden politische Unterstellungen sowohl ihr als auch den Tea- mern gegenliber geauBert.

In einer Stellungnahme den Heimbewohnern gegenliber erklarte die Ab- teilungsleitung: H. sei entlassen worden, weil sie die Zustande im Heim verschuldet habe. Der von H. angestrengte ArbeitsqerichtsprozeB cinq mit der weithin liblichen Vereinbarung aus: das Jugendsozialwerk zahlt eine finanzielle Abfindung und die Klagerin verzichtet auf eine Klage auf Wei terbeschaftigung. Die Situation im Madchenwohnheim bleibt weiterhin unverantwortlich.

(Aus: Berichte der beiden Entlassenen)

d) Kiindigung von 2 Berufspraktikanten/ Diszipli.nierung der Hei hpwohner im Lehrlingswohnheim Oberliederbach

im-

66

Mach den Heimbewohnerkampfen 1969 in Eschborn und Liederbach b. Ffm. ubertrugen die Farbwerke Hoechst (FWH) das Heim dem JSW als padago- qischem Trager. Das Heim besteht aus zwei Hausern, in denen bis zu 240 Lehrlinge untergebracht waren. D'

68

Zwei Sozialarbeiterpraktikanten begannen hier am 15.9,73 und am 1.10.73 ihr Jahrespraktikum. Nach eigenem Bekunden hatten sie keinerlei Stra- tegic. Sie wollten ihr Praktikum ableisten und hielten die Suchaktio- nen nach "revolutiona'ren Berufsperspektiven im Kapitalismus flir ein Relikt kleinblirgerlicher Illusionen aus der Studentenbewegung" . Der Konflikt zwischen Heimleitung> (HL) und Heimbewohnern (HB) zwang sie jedoch, Partei zu ergreifen entweder fur die Seite des Heimleiters, der Neutral i tat in Worten und Partei lichkeit in Taten (flir die FWH) praktizierte oder flir die Seite der urn ihre Interessen ka'mpfenden Heim- bewohner.

Vor Beschaftigung der Praktikanten hatte es seit 1969 laufend Ausein- andersetzungen zwischen HL (FWH bzw. JSW) und Bewohnern gegeben; die Lehrlinge wehrten sich gegen die ausgeiibten repressiven MaBnah- men (standige Zimmerkon troll en, in den Zimmern durften keine Veran- derungen vorgenommen werden, liber die HL kontrollieren die FWH auch den Privatbereich der Lehrlinge, Besuch (insbesondere von Madchen) war eingeschrankt bzw. unmbglich, die Heimbewohner durften keine Diskus- sionsveranstaltungen im Heim mit sog. "Linken" durchfiihren) .

Kurz vor Arbeitsbeginn der Praktikanten war alien Lehrlingen liber 18 Jahren von der FWH mitgeteilt worden, daB sie in absehbarer Zeit das Heim verlassen mliSten. Die tatsachliche Ursache (verschiedene andere Grlinde wurden genannt) daflir diirfte darin liegen, daB die liber 18-jahrigen sich in den Auseinandersetzungen am heftigsten fur die Interessen der HB einsetzten. In den folgenden zwei Monaten organi- sierten die HB eine Reihe von Aktionen gegen diese MaBnahme (Diskus- sions- und Informationsveranstaltungen). Die FWH reagierten daraufhin mit disziplinaren MaBnahmen gegen die Lehrlinge (Briefe an Eltern, Aktennotizen und Verweise, Androhung von Nichtu'bernahme nach der Leh- re usw . ) .

Von Beginn des Praktikums an entstanden Differenzen zwischen den Prak- tikanten und der HL, da die beiden in Mitarbei terbesprechungen liber padagogische Inhalte diskutieren bzw. sie verandern wollten (Isolie- rung der HB, 30 % nehmen Rauschgift), wahrend der HL lediglich ar- beitsorganisatorische Anweisungen gab (Dienstplan, Schllisseldienst, Zimmerkontrollen usw). Die Sozialarbei ter L. und H. forderten u.a. die Errichtung von zwei Kommunikationsraumen (wurde teilweise genehmigt und begonnen), haufigere b'rtliche und zeitliche Zusammenarbeit, Pro- tokollierung der Mitarbei terbesprechungen usw. Ihrer Meinung nach wurde im Heim uberma'Big vie! kontrolliert, verwaltet und organisiert, an den Bedurfnissen der Lehrlinge orientierte Arbeit wurde kaum geleistet.

Am 11.10. beantragte der HL bereits die Versetzung eines der beiden Praktikanten, wovon er sie allerdings nicht unterrichtete. Aus diesem Grunde fand am 1.11. eine Personalbesprechung mit dem Landesbeauftrag- ten B. statt, jedoch ohne konkrete Ergebnisse. Am 7.11. verteilten L. und H. anla'Blich einer HB-Versammlung ein Info, in dem sie die ihrer Meinung nach mangelhafte Situation im Heim beschrieben und ihre Vor- schlage zu deren Verbesserung schilderten. Dieses Info legte der HL am 8.11. dem JSW vor, das beschlieBt am 16.11. eine Personal debatte durchzufuhren zwischen dem HL, den Praktikanten und-diversen Mitar- beitern der HGF. Ab sofort wird L. und H. untersagt, uber Infos mit

den HB in Kontakt zu treten. Widersprliche in der HL hatten nicht nach auBen zu dringen.

Nach anfanglichem Widerstand durfte ein Vertreter der FHS an der Personal debatte teilnehmen. Als Ziel der Arbeit im Heim wurde von HGp-Vertretern "kompensatorische Arbeit" im Sinne von "den Lehrlin- gen einen schb'nen Feierabend bereiten" genannt. Nach vierstlindiger Debatte uber "Unstimmigkeiten des Berufspraktikums" erging folgender BeschluB: Das JSW kb'nne es sich nicht leisten zwei Praktikanten, die Mittwochnachmittag wegen Schulbesuch fehlen in einer Einrichtung zu belassen. Einer, enal wer, m'usse versetzt werden. Ein Mitarbeiter lieB durchblicken, daB man mit dieser Versetzung aus "Dienstgrlinden" dem Wunsch der FWH nachkomme.

Am 22.11. verteilten die Praktikanten ein zweites Info mit dem Ergeb- nis der Personalbesprechung unter den HB, in dem sie auch darauf hin- wiesen, daB dies arbeitsrechtliche Folgen (Kijndigung) haben kdnne. Am 23.11. teilten sie der HGF mit, daB keiner von ihnen versetzt wer- den wolle. Am 24. wurde ihnen fristlos geklindigt und Hausverbot er-

iV der Folge forderten die Lehrlinge ihre Wiedereinstel lung; weitere Infos sowie ein Flugblatt des HL, in dem er nachweislich unwahre Be- hauptungen uber die Praktikanten verbreitete, wurden verteilt. Der Kon- flikt geriet in die Presse. L. und H. klagten beim Arbeitsgericht und schlossen, da sie laut Richter in diesem "politischen" Konflikt in hoherer Instanz keine Chance hatten, den so beliebten Vergleich (Kun- digung zum 31.1.74).

(Aus:

Dokunentation Oberliederbach)

FALL 6: SOZIALPOTAGOGISCHE SONDER^ASSNAHMEN KDLN E.V.

HILFERUF!!

FORTSCHRITTLICHER TRRGER DER FREIEN

JUGENDHILFE VOR VERBOT!

Erziehungsheime und Erziehungsmethoden in der BRD richten sich immer noch gegen die Interessen der Jugendlichen, besonders gegen die aus Arbeiterf ami lien. Sie bedeuten Einschlichterung, Bedrohung und brin- aen oft soziale Vernichtung, wo Ermutigung, Schutz und Hilfe nbtig

Seit 4 Jahren kampft in Kbln der SSK gegen diese Zustande. Die Ver- haltm'sse sind bekannt, kaum einer verteidigt sie noch, doch nur we- niqe kampfen fiir ihre Veranderung. Seit 4 Jahren hat der SSK mit wach- sendem Erfolg die Interessen der am sch'a'rfsten bedrohten Gruppe Ju- aendlicher - der sogenannten "STREUNER" - vertreten. Trotz 2-jahrigem Vereinsverbot, trotz strafrechtlicher Verfolgung der Mitglieder, trotz Hetze, behtirdlicher Hilfeverweigerung und Schikanen hat der SSK sich durchgesetzt. Im Friihjahr 1^73 wurden seine Vorstellunqen als die richtigen anerkannt und vom Jugendamt der Stadt Kb'ln iibernonmen, seine Konzeption genehmigt und seine Arbeit offiziell unterstiitzt. Es wurde eine Vereinbarung zwischen der Stadt Kb'ln und dem SSK ge- trofferii die jedem obdachlosen Jugendlichen das Recht auf Hilfe garan- by

tiert. Der SSK darf jeden aufnehmen und braucht keinen, der Schutz vsrlangt, auszuliefern an Polizei, Heime oder El tern. Da das Elend der obdachlosen Jugendlfchen unliberschaubar groB ist, kamen Jugendliche in Massen, Der Druck auf SSK und Stadt Koln wuchs.

Der SSK ist aber nicht bereit, das Problem wieder zu verdrangen: Er weist keinen ab und nimmt jeden Bedurftigen auf. Jetzt wa'chst das Problem der Stadt Koln liber den Kopf. Die riickschrittlichen Krafte gewinnen die Oberhand - ein SSK-Verbot steht vor der TUr: angedroht vom Kblner Sozialdezernenten im Kb'lner Stadtanzeiger vom 29.9.73. Fur 250 Jugendliche beim SSK ist die Zukunft direkt abgeschni tten, fiir andere besteht keine Hoffnung mehr auf Hilfe.

WIR BRAUCHEN EURE SOLIDARITY"

Unsere Gegner miissen sehen, daS wir nicht alleinstehen! Nicht Argu- mente, nicht unser Einsatz, nicht unsere Erfolge in der Arbeit las- sen sie zuriickschrecken.

Schreibt an: Minister fiir Arbeit, Gesundheit und Soziales, 4 Diisseldorf, Postfach 1734, Sozialdezernent Herrn Kb'rner, 5 Koln 1, Schaevenstr. lb Schickt uns Belegexemplare!

Protestiert und erklart Eure Unterstlitzung fiir den SSK. Zeigt ihnen, daB Ihr uns nicht alleinlaBt.'

Solidaritatspreis fiir die Dokumentation: DM 2.--.

Konto: Stadtsparkasse Koln 66142951/ SSK e.V., 5 Koln, Vorgebirgsstr .5

(Ausfuhrlicher Bericht in "links" 51, Januar 1974)

NACHTRAG:

Am 4.2.1974 erhielten wir vom SSK die Nachricht, daS der Jugendwohl- fahrtsausschuB am 11.2.1974 uber seine Forderungswiirdigkeit entschei- de n wi rd .

Nach den seit Monaten gegen die Jugendlichen und den SSK laufenden Presse- und Polizeikampagnen und nachdem der SSK die Richtlinien der Stadt Koln fiir eine Zusammenarbeit abgelehnt hat, soil nun versucht werden, durch den Entzug der Forderungswiirdigkeit den Verein endgiiltig zu liquidieren.

Hier ein Auszug aus den Richtlinien liber die Zusammenarbeit zwischen SSK und dem Jugendamt der Stadt Koln:

"1. Hinderjahrige, die beim SSK Aufnahme finden, sind dem Jugendamt Koln sofort, spatestens jedoch am auf den Tag der Aufnahme folgenden Werktag zu melden. Die Meldung muB schriftlich mit vol 1 standi gen An- gaben zur Person erfolgen. Das Jugendamt Koln ten It den Personensorge- verpflichteten den Aufenthalt des Minderjahrigen in Koln mit 31 AG- JW6), Schulkinder (bis 15 Jahren) durfen nicht beim SSK verbl'eiben.

70 2. Nichtkb'lner Minderja'hrige kbnnen hbchstens bis zu 5 Tagen, vom

Taae ihrer Aufnahme beim SSK an gerechnet, beim SSK verbleiben, tfor- aasaesetzt, daS die Personensorgeverpflichteten nicht eine sofortige Herausgabe des Minderjahrigen verlangen und das Wohl des Minderjahn- aen nicht gefa'hrdet ist. .. .

Der SSK hat alles zu unterlassen, was eine Herausgabe des Minderjann- aen be- und verhindern kbnnte.

Die Erstunterbringung von Minderjahrigen beim SSK bis zu 7 Tagen darf nur im Kontaktzentrum des SSK erfolgen.

Ausia-ndische'Minderjahrige, deren Personensorgeverpflichteten ihren stKndigen Wohnsitz nicht in der BRD haben, durfen nicht beim SSK ver- bleiben.

a Stimmen die Personensorgeverpflichteten und das Jugendamt Koln dem Verbleib des Minderjahrigen beim SSK zu, erstellen ausschlieBlich die sozlalpSdagoglschen Fachkrafte des SSK in Zusammenarbeit mit dem Mi n- Tfcr i ah n qerf,' 'den Personensorgeverpt 1 1 chteten und dem Jugendamt Koln

innerhalb von 14 Tagen einen Hilfeplan mit Anamnese. Diagnose,

Prognose und Hilfembglichkeiten. Der Hilfeplan bedarf der Zustiimung allpr o.a. Beteiliqten, ,. . ...

Der SSK 1st verpflichtet, monatlich schriftlich die Beteiligten uber die Durchflihrung des Hilfeplans zu unternchten.

q Alle Gesprache zwischen SSK und Jugendamt liber den Hilfevollzug sollen in der Regel mit sozialpadagogischen Fachkraften des SSK ge- fiihrt werden,

Die Regelungen 6-8 beinhalten die Unterstiitzungsmodi fur die unterge- brachten Jugendlichen.

q Rei Nichtbeachtung der Verfahrensrichtlinien werden Zahlungen des jugendamtes Koln an den SSK im Einzelfall eingestellt.

in Sachbeschadigungen, die von Minderjahrigen, die in der Betreuung Kl.bacr.ue airMden Rguinen des Jugendamtes und semen Einnchtun-

£ SJerlStet werden, werden mit den Kosten, die an den SSK gezahlt werden, verrechnet."

n»r SSK ware ein braves Kind der Jugendamtsbehbrden wenn er z.B. ein ° -c=pnJhaftliches Modell" mit 40 obdachlosen Jugendlichen aus Koln 2211 wSrde! oSwohl bekannt ist, daB in Koln 2 000 obdachlcse Jugend- Tirhe illeaa am Rande ihrer Existenz und am Rande der Kriminalitat 1 .Oder wenn der SSK sich weigern wurde, auslandische Jugendli-

\t deren Eltern nicht in der BRD leben, aufzunehmen - oder wenn er i^ute Uber 21 Oahren, deren Probleme durch Erfahrungen mit Erziehungs- u el nder Elternhauser sich derart angestaut haben, daB sie selbst TilTe Probleme nicht allein auf sich gestellt Ibsen kbnnen ebenfalls aufn mmt - oder wenn er Jugendliche aus anderen Stadten aller- ^rhstens 5 Tage aufnehmen wurde - Oder wenn er z.B. ein Riahnges M^Hchen abwe sen wurde, das noch nicht das von Sozialdezernent Korner Stgese zte Aufnahmealter von 15 Jahren erreicht hat obwohl es Er- fahrSngen gemacht hat, die welt uber seiner Altersstufe Hegen, well es monatelang auf den "Strich" geprugelt wurde.

71

Der SSK weigert sich, die neuen diktierten Richtlinien des Jugendamtes

anzuerkennen.

Es sirid Richtlinien fiir die van Jugendamt konzipierte Padagogik -

einer Padagogik der Gewalt.

Die Praxis des Jugendamtes und der Polizei beweist es:

Seit Wochen und Monaten laufen Presse- und Polizeikampagnen gegen die Jugendlichen und den SSK. Seit vergangener Woche leben die Jugendli- chen des SSK in standi ger Angst: am 1.2.74 drangen gegen 6.00 Uhr ca 40 Polizisten ins "Hotel Astor" um 2 Madchen herauszuholen, danach runren sie zum Kontaktzentrum in der VorgebirgsstraBe, um ein weite- res Madchen wegzubringen. Bei diesem Einsatz traten die Beamten Turen ein und miBhandelten Jugendliche, die nur nach dem Grund der Polizei- aktion fragten. AuBer Dhrfeigen bekamen die Jugendlichen darauf zur Antwort: "Wir kommen Euch jetzt b'fters morgens wecken." Das ist nur ein Beispiel von vielen.

Durch den Entzug der Fb'rderungswiirdigkeit soil der SSK liquidiert, das Problem der "Streuner", das der Stadt Liber den Kopf gewachsen ist wieder in den polizei-staatlichen Griff bekommen werden. Doch der SSK* la'Bt sich nicht allein durch den Entzug finanzieller Mittel kaputt

machen.

Genossen, wir brauchen dringend Eure Solidaritat und l/nterstijtzung:

Protestiert und schickt Eure Solidaritatsadressen an den Jugendwohl- fahrtsausschuB der Stadt Kb'ln, 5 Kbln 1, Schaevenstr. 1 b.

(Aus: Flugblatt des SSK)

NACHRICHTEN/TERMINE

REIHE BETRIEB UND GEWERKSCHAFTEN

Politisches Ende der EVA?

Dokumentation zum Medienverstandnis der Gewerkschaften

Im Herbst 1973 entschieden die Vorsitzenden verschiedener Einzel- gewerkschaften und die Bank fiir Gemeinwirtschaft als Gesellschaf- ter der Europaischen Verlagsanstalt (EVA), das Unternehmen in Frankfurt zu schlieBen und zum 1. Januar 1974 - bei Beibehaltung seiner formal rechtlichen Selbstandigkeit - in den ebenfalls ge- werkschaftseigenen Bund-Verlag zu integrieren. Die Hintergrunde dieses Beschlusses blieben bis heute weitgehend unbekannt. Die Dokumentation versucht, die wesentlichsten Etappen, die zum Ende der EVA als eigenstandigem Verlag fuhrten, nachzuzeichnen.

40 Seiten, broschiert, DM 3.—

Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4, Postfach 591

Alfons

J

1, aus: Frankfurter Rundschau v. 10.1.1973

Sozialarbeiter dlirfen schweigen

STUTTGART, 9. Januar (epd). Die Erweiterung des Zeugnisverweigerungs- rechtes auf Sozialarbeiter im Rahmen der Strafrechtsreform diirfte noch in dieser Legislaturperiode Gesetzeskraft erlangen, teilte der parUmentarische Staatssekretar im Bundesjustizministerium, *'•••■--• Bayer! , der "Diakonischen Korrespondenz" in Stuttgart mit.

Die kleine Notiz in der Frankfurter Rundschau diirfte bei vielen So- zialarbeitern Erleichterung und ein"Na endlich" hervorgerufen haben. Vor Illusionen muB aber gewarnt werden> das was sich die Sozialar- beiter mit dem Zeuqnisverweigerungsrecht erhoffen, namlich nicht mehr gegen die Interessen ihres"Klientels" vor Gerichten und Staatsanwalt- schaften aussagen zu mlissen, wird sich nicht erfiillen. Im Entwurf zum 2. StVRG v. Oktober 1973:

"Der Bundestag hat das folgende Gesetz beschlossen: Artikel 1

Rnderung der StrafprozeBordnung Die StrafprozeBordnung wird wie folgt geandert: 1 § 53 wird wie folgt geandert:

In § 53 Abs. 1 wird nach der Ziffer 3 folgende Ziffer 3 a eingefligt: »3 a staatlich anerkannte Sozialarbeiter und staatlich anerkannte Sozialpadagogen Liber das, was ihnen in dieser Eigenschaft anvertraut oder bekanntgeworden ist, es sei denn, daB sie die Kenntnis von die- sen Tatsachen in Ausubung ihrer beruflichen Tatigkeit fiir ein Gericht oder eine Staatsanwaltschaft (oder eine Behbrde) erlangt haben,".

wird zwar der Sozialarbeiter in den Kreis der Zeugnisverweigerungsbe-

rechtigten einbezogen, aber durch den folgenden Nebensatz wird die

Finbeziehung faktisch wieder aufgehoben.

Das Rechtsreferat (IA) des Senat-s fiir Familie, Jugend und Sport,

Berlin empfiehlt zwar dem "Senat Justiz mit Schreiben vom 13.11.73

dafiir einzutreten, daB die in dem Entwurf zur Einf'u'hrung der Ziffer

3 a in § 53 Abs. 1 die in Klamner aufgenommenen Worte "oder eine

Behbrde" nicht in den Gesetzentwurf zu ubernehmen, da andemfalls

das Zeugnisverweigerungs-Recht fur die meisten Sozialarbeiter entfal-

ien und der Zweck des Gesetzes nicht erreicht werden wiirde." Aber auch

diese kleine Korrektur wird an der Funktion der Sozialarbeiter, die

sie im Interesse der Sozialbiirokratie wahrzunehmen haben, nichts

andern. Das geplante verscharfte Dienstrecht (Genscher-Reform zun __

Dffentiichen Dienst) macht dies ganz deutlich.

Per BDP im Bund Demokratlscher Jugend gibt MATERIALIEN ZUR THEORIE UND PRAXIS DEMOKRATISCHER JUGEW3ARBEIT heraus. Die MATERIALIEN konnen im Abonnement und als Einzelhef te bezogen werden. Es liegen vor:

2/3 JUGENDZEOTREN - 130 Seiten - Preis: DM 3.50

Das Heft gibt einen tiberblick iiber den Stand der Dis- kussion und der Auseinandersetzungen in der Jugend- zentrumsbewegung und belegt das mit Beispielen aus verschiedenen Jugendzentren.

4/5 IMPERIALISMUS UND WELTPFADFINDERTUM - 96 Seiten

Preis: DM 3,— Das Heft dokumentiert den imperialistischen Charakter der Weltpfadf inderbewegung in der Theorie und Praxis u.a. der Lander Griechenland, Chile, USA, BRD.

6 KLEINBURGERTUM - MITTELSCHICHT - NEUE MITTEL-

KLASSE

- 56 Seiten - Preis: DM 2.80

Diskussionsbeitrage Das Heft enthalt Beitrage der Klassiker und moderner Autoren, die sich fur Schulungsseminare zum Thema Kleinbiirgertum eignen.

In Vorbereitung sind:

•Theaterarbeit mit Lehrlingen. Theorie und Praxis proletarischer Kulturarbeit.

•Kinderarbeit. Modelle der Kinderarbeit und deren theoretische Ableitung.

•X. Weltf estspiele der Jugend und Studenten - Auswertung Auswertung

•Politische Bildung mit Hauptschulern

•Emanzipation durch politische Bildung? (Broschuren- nachdruck Hess. Jugendring)

•Xexte zur Jugendsoziologie

Abonnementpreis fiir 6 Hefte inkl. Porto DM 15, .

Einzelpreise von DM 2, bis DM 3,50, ab 10 Hefte

10% NachlaB.

Bestellungen an Bund Deutscher Pfadfinder,

6000 Frankfurt (M) 90. Hamburger Allee 47.

2. aus: Frankfurter Rundschau v. 10.1.1973

KEINE SOZIALHILFE FOR DEM "UNTERMIETER"

Weil er und seine Braut Vie Eheleute aus einem Topf wirtschaften", hat die Stadt einem Fursorgeempfa'nger zu Recht die Sozialhilfe ver- ringert. Das entschied das Verwaltungsgericht, wo der Mann die Kiir- zung anfocht.

Der abgewiesene Kla'ger Juan Manuel P. ist staatenlos, kann krankheits- halber nicht arbeiten und lebt in der Wohnung der Braut als deren "Unter-mieter". Vom Sozialamt wurde er zuna'chst mit dem Regelsatz fur einen Haushaltsvorstand unterstu'tzt. Als es dahinter kam, dal3 er mit der Braut zusammen wirtschaftet, bekam er nur noch denRegelsatz fur einen Haushaltsangehorigen, und zwar 148 statt friiher 185 Mark. Bis hin zu Teller , Besteck und einem Spirituskocher forschte das Ge- richt nun in aller Ausfuhrli'chkeit, wie es in diesem Haushalt zugeht und Juan Manuel P. sich bekb'stigt. Er und seine Braut Anita M. ver- sicherten, daB sie strikt getrennte Haushalte f'u'hren und er sich selbst koche. Dem stand aber der Bericht eines Sozialarbeiters entgegen, dem das Paar bei einem Besuch arglos erza'hlt hatte, da8 die Partne- rin ftir beide koche, weil man dabei bi lliger wegkomme. Dies schien dem Gericht "eher der Wahrheit zu entsprechen" als die heutigen Erkla'rungen der Verlobten "unter dem Eindruck der zwischen- zeitlich erfolgten KUrzung". DaS der Kla'ger gelegentlich, bei berufs- bedingter Abwesenheit der Braut, allein esse, andere nichts an dem Erqebnis, daB hier eine "ehea'hnliche Gemeinschaft" bestehe. Die Stadt hatte auf das Bundessozialhi lfegesetz verwiesen. wonach Per- sonen in einer "eheahnlichen Gemeinschaft" bei der FLirsorge nicht bes- ser stehen d'urfen als Eheleute. Kulanterweise habe sie nicht auf das Einkommen der Braut abgestellt. Als weitere Sozialhilfe erhalt Juan Manuel P. 160 Mark fur die Untermiete. (Az.: Ill 2 E 116/72) he.

3# Treffen der Knast-Gruppen

In Anbetracht der sich standi g verscharfenden Verfolgung und Diskri- ninierung von Gruppen, die sich urn Gefangene kummern, halten wi r es fiir sinnvoll, ein iiberregionales Treffen einzuberufen. Auf dnesem coll zur einen besprochen werden, wie wir uns gegen die steigenden Verleumdungen und Angriffe durehs Justizministeri urn und die Anstalts- leitungen zur Wehr setzen konnen und zum anderen, welche gemennsamen Aktionsmoglichkeiten fur uns bestehen. Es gibt sicherlich viele Pro- hleme die liberal! gleich sind und deren Lbsung effektiver ware, wenn efe nicht nur im lokalen, sondern im liberregionalen Rahmen diskutiert wiirden Das Treffen soil am 23. /24. 2. 1974 in MLmchen stattfinden, ^amstaq 11 Uhr, Treffpunkt Burggrafenstr. 4, Anmeldung an nachfolgen- de Anschrift: Soziales Selbsthilfekomitee/Knastgruppe, 8 llunchen 80, Burggrafenstr. 4.

4_ Emanzipations -Seminar

Vom 12.4. (Karfreitag) bis 15.4.1974 findet in der Uni versitat Frank- furt das'zweite iiberregionale April-Seminar "Emanzipation und politi- 'O

scher Kampf" statt. Das Seminar beginnt urn 14 Uhr mit einem Teach-in und wird dann in verschiedenen Arbeitskreisen fortgefiihrt. Zur Vorbe- reitung des Seminars wird Anfang Ma'rz eine Broschure erscheinen, die u.a. auch das wichtigste aus dem (vergriffenen) Protokoll des ersten Seminars wiedergibt. Die Broschure ist nach Erscheinen iiber den linker, Buchhandel erhaltlich. Genossen aus der Provinz kb'nnen die Broschure gegen Voreinsendung von DM 5.— liber die Kontaktadresse beziehen: Heinz Funke, 6 Frankfurt, Marquardstr. 6.

SOZIALISTISCHE AKTION JUGENDHILFETAG HAMBURG

Nachstes Vorbereitungstref f en 26. - 28. April 1974 in Hamburg

Anmeldungen:

Info Sozialarbeit

im Sozialistischen Biiro

6o5 Offenbach 4, Postfach 591

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INFORMATIONSDIENST ARBEITERBILDUNG

Dieser Informationsdienst ist fur Sozialisten in der Bildunqs- arbeit, m den Gewerkschaften, in den Volkshochschulen, an Hildungsstatten, in Jugendverbanden, Jugendgruppen und politi- schen Gruppen. " ?*><-

Einzelpreis DM 3. , Jahresabonnement DM lo.-- Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4, Postfach 591

MATERIALMEN

1 . ) Dokumentation Uber das "Arbei terj ugendzen trum" , die Brackweder Hausbesetzung und die Bewegung urn das ajz.. trna'ltlich bei: Jugendlokal Johannislust, 48 Bielefeld, Kochstr. 12

2.) Dokumentation: - SSK yom Verbot bedroht - SiJK., b koln I, Vorgebirgstr. 5

3# ) Schriftenreihe Humanes Wohnen

Material I Wohngruppenpiattrorm 1973 DM l.~ " 2 GroBfamilie-Wohngemeinschaft-Koiumune.

(Vortrag v. P. Bruckner 14.2.73) DM 1.50 " 3 Literaturliste: Familie, Wohnen, Gruppe DM -.50

" 7 Formen kollektiver Erwachsenenbildung in Danemark DM 1.50

zu beziehen gegen Materialpreis + Porto in Briefmarken voraus bei: Humanes Wohnen e.V., 2 Hamburg 67, Buckhorn 3 Organisation Hamburger Wohngruppen

4 ) Informationsdienst Burgerinitiativen

Herausgeber: AKB, fa rt'm., Wittelsbacherallee 60

5 ) Bericht iiber die Entwicklung und Arbeit des SPAK Konstanz mit

besonderer Berucksichtigung der vom Arbeitskreis getragenen Wohn-

gemeinschaft:

SPAK 775 Konstanz, Neuhauserstr. 12

6 ) Journal G i Dokumentationen zu Problemen auslandischer Arbei tnehmer

Heft I: Uerichte zum Thema: Poll tik/ukonomie, Aus landerrecht,

Betriebe, Kirchen, Schulen

Heft 2: Politik/Okonomie.Kriminalitat, Schulen, Sozialpoli tik,

Kirchen

Heft 3: Selbstverwaltung im kommunalen Bereich

zu beziehen bei: Kulturkomitee flir auslandische Arbeitnehmer

7 000 Stuttgart 1, Schlosserstr. 36

7 ) Theoretisches Konzept einer sozialistischen Jugendarbeit

'- Zur Situation der Lehrlinge u. Jungarbeiter in hami lie u. Frei-

zeit -

zu beziehen bei Rainer Steffen, 1 Berlin 65, Martin-Opitz-Str. 5

g#) Schulungsmaterial in der Reihe "Materialien der AG SPAK" ist die Mate'r'ialmappe in 15, Zur Funktion der Sozialarbeit erschienen, Weiterhin sind noch lieferbar: m 9 Marxismus und Psychoanalyse

- m 10 Zur Staats- und Rechtsttieorie - m 11 Zur Vorschulerziehung

- m 13 Transkulturelle Psychologic - m 14 Zur Obdachlosigkeit - It

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m 16 Zur Fiirsorgeerziehung. Informationen liber Arbei tsgemein- schaft Sozialpolitischer Arbei tskreise, Bundesgeschaftsstelle, 8 Munchen 15, Postfach. Lieferung nach Oberweisung von je 3.- DM auf Postscheckkonto Munchen 20547-808.

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10.)"links", Jahrgang 1973 Die Ausgaben 40-50 "links" (Jahrgang 73) sind geDunaen erhalt nch zum Preis von DM 25,- gegen Vorausrech- nung. Der Preis setzt sich zusammen aus den Jahresabonnements- geblihren von DM 15.- und DM 10.- fur Einbindekosten . Lieferbar ab 10. Dezember. Verlag 2000 GmbH., 605 Offenbach 4, Postfach 591.

11QTKING

Zeitschrift zur Praxis und Theorie fortschri ttlicher Jugendarbeit Heft 1/2 - Zur Praxis fortschri ttlicher Jugendarbeit (Gruppenar- beit-Entscheidungsspiel-Jugendzentren-Bravo-Analyse)

- Zur Theorie der Jugendarbeit (Thesen Liber sozial .Jugendarbeit, Sexualpadagogik. Disziplinierung durch den Bundesjugendplan)

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THING erscheint viermal im Jahr und kostet 1m Abo. mind. DM 7.50/

Einzelheft DM 1.50, Doppelheft DM 2.—

Redaktion: H. Schulz, 1 Berlin 47, Neukbl Inerstr. 216

12.)Wir bieten unsere Arbei tsmateri alien von den Projektbereichen Auslandische Arbei ter und Dritte Welt an. Material li ste kostenlos auf Anforderung Bel Arbei tsgemeinschaft der Katholischen Studen- ten- und Hochschulgemeinden, 53 Bonn, Rheinweg 34.

13.)Die Sozialistische Basisgruppe Medizin Munster hat zur Kritik der medizinischen Soziologie eine Broschlire verbffentlicht. Sie be- taBt sich u.a. mit: Krankheit im Verhaltnis von Gesellschaft und Natur; Organisatorische Bewa'ltigung von Krankheit; Kritik des Lernzielkatalogs medizinischer Soziologie; Politische Einschatzung der medizimschen Soziologie. Bestellungen (DM 0,60 in Briefmar- ken beilegen): E. Holstiege, 44 Munster, Eifelstr. 12.

14-)"K"ast'', Zeitung der Knastgruppe des Sozialen Selbsthilfe-K-omitees, 8 Munchen 80, Burggrafenstr. 4 (Mr. 1 und 2/3 gegen DM 2.50 in Briefmarken).

15.) "Psycho-Info". Informationsdienst des Projektbereichs "Psychisch Kranke" der Arbei tsgemeinschaft Sozialpolitischer Arbeitskreise, 8 Munchen 15, Postfach (Info 3 gegen DM 1.-- in Briefmarken).

16.)Aktuelle Broschlire zu den Prozessen in Spanien u'ber Wolfgang Kroner, 8 Munchen 80, Postfach 801027 (DM 0,60 Tn Briefmarken beilegen).

17.)Wir brauchen dringend aufgearbeitetes Material liber die "Neue Heimat" und liber die "Niedersa'chsiche Heimst'a'tte" . Schickt es bitte an "

Aktionsgruppe zur Wohnungsfrage, 34 Gottingen, Mikolausbergerweg 9 (AS tA-Uni -Sozial referat ) .

18.) Broschlire "Opel streikt" - Ausbeutung und Kamofe bei Opel 1973.

Behandelt wird: Streik 1973, Politische Organ isationen beim Streik, Kampf gegen Entlassungen; Opel/General Motors, Oberproduktions- Krise; Profitanalyse; Lohn; Gewerkschaftliche Auseinandersetzungen; SPD und Staatsorgane u.a. 200 Seiten, EinschlieBli ch Versandkosten DM 5.-- (in Briefmarken beilegen): Projektgruppe Ruhrgebietsanalyse 463 Bochum, Lennershofstr. 66/8.

19 )Kurzdokumentation "Wir vom Tommy Heissbecker Haus" (gegen DM 1.- ■in Briefmarken): Weissbecker-Haus, I Berlin bl, wilhelmstr. 9.

20.)Nachrichtendienst der Gefangenenrate. Pressedienst und Kommunika- tionstitel der Gefa'ngnisbewegung. Texte von einzelnen Gefangenenra- te n und Gruppen von Gefangenen in den Anstalten, Internationale Nachrichten der Gefangnisbewegung, Berichte aus den Gefa'ngnissen, Psychiatrischen Anstalten und Flirsorgeanstalten der BRD, Abonnement bei Vorauszahlung fur 3 Nummern DM 6.--. Gefangenenrat Frankfurt, c/o Bliro Goller, 6 Frankfurt, Glauburgstr. 75 a.

21 . )Interessenvertretung der Sozialburokratie

auf'gezeigt am Beispiel der LrziehungsDeratungsstelle und der schwarzen Liste. gegen Vorauszahlung von DM 5.- JUrgen Hargens 235 Neumiinster, Wasbekerstr. 190

22. )AMOS-Kritische Blatter aus Westfalen - Heft Uezember 19/3 Inhalt: Protokoll des Amos-Gespr'a'chs zum Thema: Jugendarbeit

Zu den Streiks im Herbst 1973

ProzeB gegen Pastor Martin Schrbter etc. zu beziehen bei: Amos, 463 Bochum , Lennershofstr. 66 B 8

23 V'Rote Rube" - Lehrerzeitung der Projektgruppe Berufspraxis des

Lehrers (BBL) Aachen, tinzelversand liber Buchladen Babula, 51 Aachen, Pontstr. 133 (DM 1.— in Briefmarken beilegen).

24 )Der Bund Deutscher Pfadfinder bringt eine neue Reihe "Materialien

zur Theorie und Praxis demokratischer Jugendarbeit" heraus. Zur Zeit liegen folgende Hefte vor: Jugendzentren, uu Seiten, DM 3.50; Imperialismus und Weltpfadfindertum, 96 Seiten, DM 3.-; Kleinbur- gertum - Mittelschicht - Neue Mittelklasse, 56 Seiten, DM 2.80. Weitere Informationen liber die Reihe und Bezugsadresse: Bund Deutscher Pfadfinder im Bund Demokratischer Jugend, 6 Frankfurt 90, Hamburger Allee 47.

25 )Die vom AStA-Auslandreferat der Uni Heidelberg zusammengestellte

Dokumentation zur Auswei sung von Karen S. Bixler (siehe "links" Nr. 50) ist erhaltlich liber Buchhandlung Burkhard, 69 Heidelberg, Marstallstr. 11 a. 79

26.)Neues Forum Heft 240/Dezember 1973:

Getangms: staat der bewalt '

Inhalt: u.a. Theorie der Gefa'ngnisarchitektur

Jugend in Kaisheim-Dokumente

Herz- u, Hirnwasche-Beschreibung v. Isolationser-

scheinungen

Sozi'ale Isolation und sensorischeDeDrivation

Politische Gefangene in der BRD

Literaturhinweise zu beziehen: u'ber Buchhandlungen

27. )H E Z (berliner heimerzieher zeitschrift) Nr. 15 ist erschienen: Inhalt: Senat disziplim'ert Heime, Kindersexuali tat im Heim u.a Bezug: HEZ-1 Berlin 61, Urbanstr. 126 Flur Preis: DM 1.50.

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Gruppe von FHS-Studenten (Gruppe-Team-Kollektiv) sucht Materialien zum Themenbereich mb'gliche Organisationsformen der Sozialarbeit und ihre Verwirklichungsmbglichkeiten aus antikapi talistischer Sicht in der Praxis. Adresse: Helmut Czekalla, 4 DUsseldorf-Eller, SchloBstr. 14 (Wohnheim II). .

Unser Jugendzentrum kann m'cht eroffnet werden, well wir noch keinen Sozialarbeiter bzw. -padagogen haben. Wer mb'chte nach Lahr/Schwarz- wald (4U 000 tinwohner) kommen? Kontaktadresse: Joachim Hager (DJD), 763 Lahr, Biirklinstr. 59.

Wir beabsichtigen, im Heinrich-Jasner-Haus neben der offenen Jugendar- beit, Veranstaltungen im Rahmen eines "Zentrums junger Sozialisten" durchzufUhren. Der pa'dagogische Leiter soil dabei vor allem mit dem Bezirks- und Stadtkreisvorstand der sozialistischen Jugend zusammen- arbeiten. Bewerben kbnnen sich Sozialarbeiter, Jugendgruppenlei ter, Padaqogen, Sozial padagogen, Lehrer oder Praktiker der Jugendarbeit. Adresse: Sozialistische Jugend Deutschlands, Bezirksvorstand Braun- schweig, 33 Braunschweig, SchloBstr. 8.

Wir die Jugendlichen im unabh'angigen Jugendzentrum Glocksee (Hannover) suchen schnel lstmoglich einen Sozialarbeiter oder Sozialpadagogen, der am Aufbau unseres Zentrums mi tarbei tet, konkret mit zupackt, urn ge- meinsam mit uns die anstehenden Probleme zu Ibsen. Man kann bei uns auch ein Hochschulpraktikum absolvieren. UJZ-Glocksee , 3 Hannover, Glockseestr. 35, Telefon 0511/18774.

Sozial padagoge, 7. Semester, IG-Metall -Mi tglied, sucht fur viermona- tiqes Blockpraktikum eine Stelle im Bereich der politischen Jugend- bildung (vorzugsweise Gewerkschaften) ab sofort oder spater. Adresse: Erich Walz, 74 Tubingen, Linsenbergstr. 44. Snzialwirt (grad.), Soziologie, VWL, BWL und offentliches Recht, "TlTTati re , 2. Bi Idung'sweg, Examen April 74 an der Hochschule fur Wirtschaftspolitik in Hamburg, sucht Tatigkeit in den Bereichen Erwachsenenbildung, Sozialarbeit o.a. Vier Jahre berufliche Erfahrun- nen in der offentlichen Verwaltung. Adresse: Detlef Gehrkens , ? Hamburg 19, Osterstr. 122. ,

nrei Sozialarbeiter/innen suchen ab April/Mai 74 in Westberlm Stel- 1pn in der Jugendarbeit mit Ansatzen zur Teamarbeit, da dort Erfah- rungen vorhanden. Telefon: 030/391 25 87 oder 87 80 09.

83

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Sozialpadagoge sucht zura Anfang 1974 eine Praktikumstelle. Studiere

Sozia'lpadagogTlc im dritten Semester und bin im Bereich der Jugendar-

beit an einer politischen Arbeit mit Jugendlichen (Lehrlingen) inter-

essiert. Adresse: Gottfried Weise, 7411 Ohnastetten, Kohlstetterstr.27.

Sozialarbeiter sucht Kontakte/Materialien zum Thema Berufsverbote/

Uiszip nmerungen im Sozialbereich

B. Uischmann 403 Ratingen-Eckamp, Otto-Hahn-Str, 3

FHS-Studentinnen suchen fiir ihre Examensarbeit Literatur u. Erfahrungs-

bericnte zum inema: Situation von alteren Schulkindern in Neubauge-

bieten - Marianne Philipps 4 DLisseldorf, Brunnenstr. 30.

Wei cher Sozialarbeiter/Padagoge (bzw. Student) schickt uns Erfahrungs-

bericnte aus seiner latigKeit in einer Sesamtschule

Monika Wohlfahrt, 4811 Leopoldshb'he 1, Am Steinsiek 5 a

FHS-Student (Sozialpadagogik 4. Semester) sucht Praktikumsstelle in

einem Kinder- oder Jugendheim ab Anfang Mai - Dieter Genreith,

51 Aachen, Kalverhenden 76.

Zum Thema: Funktion u. Bedeutung der Erziehungsberatungsstellen in

der Gesellschaft der BRD sucht Material (Klientel, Einstellungen und

Vorstellungen der Mitarbeiter, Frage d. Effektivitat etc.)

Anne Hofmann, 355 Marburg, S-udetenstr. 6

Dissozialitat Wir suchen flir den Unterricht mit dissozialen, drogen-

getahrdeten Jugendlichen Unterrichtseinheiten flir alle Fa'cher der Volks-

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etc. Wer kann uns solches zur Verfiigung stellen Oder mitteilen, wo man

es bekommen kann? Kontaktstelle flir Jugendliche, c/o V, Knigge,

34 Gottingen, GoSlerstr. 23, Telefon 57957.

Student (Sozialwissenschaften) sucht fur seine Diplomarbeit Kontakte

uno Materia lien aus dem bereich Jugendwohngemeinschaften u. heilpada-

gogische Kinderheime. Hans DLirr, 34 Gottingen, Nikolausbergerweg 32.

Studentin sucht Ma terial zur Analyse der Situation der Sozialarbeit

in Jugendamtern. Gisela Hessel, 75 Karlsruhe, Kaiserstr. 36 a.

Informationsmaterial gesucht: Gemeinwesenarbeit, Sozialistische Zen-

tren, staottei larbeit, Uterninitiativen. Regina Hubrich, 44 Munster.

Coerderliekweg 81.

Material flir Examensarbeit gesucht: Thema: 1. Hauser der offenen Tiir

ihre Funktionen und ihre Beoeutung flir die Arbeit mit nicht organi-

sierten Jugendlichen. 2. Mi tbestimmungsmoglichkei ten, Mi tbestimmungs-

fahigkeit u. Persbnlichkeitsentwicklung im Gruppenleben von Wohnge-

meinschaften (FE/FEH-Jugendliche). Christel Menebrbker, 44 MUnster,

Wienerstr. 14.

Wir suchen Stellen flir das Berufspraktikum! ! 1 5 Erzieher suchen fur

das Berufspraktikum ab September 19/4 Arbeitsstellen fiir den Praxis-

bereich Kinderarbeit (Abenteuer spielplatze, Kinderladen, Kinderzen-

trum, Kindertagesstatte). Regina Hacke, 3578 Schwalmstadt 1, Indu-

striestr. 7

4 Sozialarbeiter/Sozialpade.gogen suchen Stelle flir ihr Berufsprakti-

kum ab Herost iy/4 in der Jugendarbeit (Jugendzentren, Jugendwohn-

kollektive etc.) Hans-Diebold Maurer, 78 Freiburg, Meinrich-v.Stephan-

str. 16.

Material und Kontakte fur Examensarbeit gesucht: rhem. pgdagogische

Mbglichkeiten und Grenzen studentischer Obdac'h'losenarbeit,

Lutz Wedel, 63 GieBen, Liebigstr. 68

AUFRUF ZUR

SOZIALISTISCHEM AKTION JUGENDHILFETAG HAMBURG

8. -11. SEPTEMBER 1974

Nach 2jahrigem Zbgern veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft fur Jugend- hilfe (AGJ) den 5. Jugendhilfetag in Hamburg. Die Analysen der Sozia- listischen Aktion 4. DJHT hatten das Bundnis der Verbande mit der herr- schenden Klasse aufgedeckt und deutlich gemacht, daB die unterprivi- leqierten Jugendlichen eine konsequente Vertretung ihrer Interessen von denjenigen Institutionen nicht erwarten konnten, die an ihrer Deklassierung mitwirken. Zielscheibe der Sozialistischen Aktion war die januskb'pfige Politik der Tra'ger der Sozialarbeit, die ihre Mitar- beiter mit demAppell an den padagogischen Idealismus zusatzlich aus- beuten und durch miserable Arbeitsbedingungen den individuellen Ar- beitseinsatz der Erzieher und Sozialarbeiter etc. sabotieren. Politi- sches Ergebnis des JHT: .

Die Entstehung mehrerer sozialistischer regionaler und uberregionaler Organisationsansatze im Sozialbereich.

In dem MaSe wie sich in den letzten Jahren die Klassenauseinander- setzungen in der BRD verscharften.ist das politische BewuBtsein der Sozialarbeiter gewachsen. Das zeigt sich in der solidarischen Unter- stiitzunq beim Wohnungs- und Stadtteilkampf und in der schwindenden Bereitschaft der Sozialarbeiter, sich kritiklos der Sozialbiirokratie zu unterwerfen. Angesichts der bkonomischen und politischen Krisen, des wachsenden Widerstandes der Arbeiter und Angestellten gegen den Raub- bau an ihrer Arbeitskraft, gegen die Steigerung der Arbei tshetze, oeaen Entlassungen, Inflation und Lohndriickerei , gegen die Verscnlech- terung ihrer Lebensbedingungen ist der staatliche Interventionsapparat heute inmer mehr gezwungen, die Unterdruckungs- und Disziplimerungs- instrumente staatlicher Gewalt in alien gesel lschaftlichen Bereichen auszubauen, urn die kapi talistischen Produktionsbedingungen zu erhalten und das Steigen der Profite zu sichern:

Politische Polizei kontrolliert in den Betrieben Arbeiter, die fur die Verbesserungen von Arbeitsbedingungen kampfen, Spezialeinhei ten der Polizei zerschlagen Wohnkollektive und ra'umen als Handlanger pnva- ter Baulb'wen besetzte Hauser,

Von der Verscharfung der Klassenauseinandersetzungen bleiben die Sozialarbeiter und Erzieher nicht ausgenommen. Sie werden ebenso wie fortschrittliche Arbeiter, Jugendvertreter, Vertrauensleute, Lehrer, Juristen etc. in ihren Tatigkeitsfeldern diszipliniert und mit Ent- lassungen und Berufsverbot bedroht.

und Diszi- lechte-

Die Widerspr'u'chlichkeit der Sozialarbeit als Versorgungs- u niinierungsinstrument staatlicher Politik, die reale Versch rung der Lebensbedingungen der Arbeiterklasse greift die AGJ ebensowenig auf wie die aktuellen Kampfe der Arbei terbewegung und die OO

politischen Konflikte i m Sozialfaereich. Das Thema fur den Hamburger Jugendhilfetag:

"Jugend und Recht" wurde von der AGJ gewahlt, da ei'ne "umfangreiche Neukodifizierung des Jugendgesetzgebungsbereiches ansteht, auf die man mit der breitesten Ebene des Forums Jugendhilfetag reagieren sollte", Der Jugendhilfetag hat fur die etablierten "Verwalter der Jugend" eine wichtige Funktion. Aus den vorgesehenen Fragestellungen und dem geplan- ten Ablauf geht hervor, daB der JHT der scheindemokratischen Legitima- tion der Jugendpolitik der Regierungen und der VerbandsfLihrungen dient und zugleich die Loyalitat der "Fachbasis" gegenuber dem blir- gerlichen Staat sicherstellen soli. Er soil den Eindruck entstehen las- sen, die Masse der mit Kindern und Jugendlichen beruflich befaBten Sozialarbeiter und Sozialpadagogen kb'nne bei der "hohen Jugendpolitik" mitre den und mi tents chei den.

Die vorgesehenen Themenbereiche in den 4 Sozialisationsfeldern:

- Familienerziehung

- AuSerfamiliare Erziehung

- Freizeit und auBerschulische Jugendarbeit

- Ausbildung und Beruf

zielen auf eine "Verrechtlichung" und "Verfachlichung" der Diskussion und damit auf die Leugnung materieller Interessen und die Verharmlo- sung und Neutral isierung gesellschaftlicher Widersprliche ab.

Die Aufspli tterung des Jugendhilfetages in kleinste Diskussionszirkel wird mit dem Bedlirfnis vieler Sozialarbeiter nach iiberregionalem Er- fahrungsaustausch legi timiert, zielt aber darauf ab, die Artikulation gemeinsamer Interessen und ihre Durchsetzung zu verhindern.

Aufgabe der SOZIALISTISCHEN AKTION ist es :

- Den scheindemokratischen Charakter des Jugendhilfetages zu entlarven.

- Die "fachlichen" Fragestellungen der AGJ in ihrem politischen Zu- samnenhang zu diskutieren.

- Den Jugendhilfetag zu benutzen, sozialistische Jugendpolitik darzu- stellen und den OrganisationsprozeB der im Sozialbereich Tatigen voranzutreiben.

- Auf dem Jugendhilfetag den aktuellen Kampf sozialistischer Jugend- licher in Hamburg zu unterstiitzen.

Wir fordern auf:

- Kommt zum Jugendhilfetag in Hamburg

- Bildet regionale Vorbereitungsgruppen

- Erzwingt in den Dienststellen Diskussionen zum Jugendhilfetag

- Kommt zum nachsten Vorbereitungstreffen nach Hamburg

Kontaktadresse: INFO SOZIALARBEIT IM SOZIALISTISCHEN B0R.O 605 Offenbach, Hohe Str. 28, Postfach 591

LESERZUSCHRIFTEN

Einschatzung der "zentralen Arbeitstagung" am 10, 711. Marz 73

1) Die Arbeitstagung war von den Teilnehmern und den Veranstaltern nicht ausreichend vorbereitet.

Die Arbeitstagung war geplant vor allem, urn die Diskussion liber das Info-Sozialarbeit liberregional zu flihren und zu Schlu^folgerungen Liber seine Gestaltung und seine Mb'glichkeiten zu kommen. Eine solche Diskussion setzt aber voraus, daB die politische Linie des Sozialisti- schen BLiros (=SB), von der die Notwendigkeit eines solchen Infos ab- geleitet wird, alien Teilnehmern bekannt ist.

Das Info wird vom Redaktionskollektiv im SB als Koitimunikations- und Koordinationsmedium verstanden. Es hat keine politische Plattform mit einer eindeutigen Zielperspektive und Abgrenzung zu anderen lin- ker. Gruppen zur Grundlaqe. Das SB meint, daB in der jetzigen Situa- tion eine solche Plattform erst aus den konkreten Kampfen am Arbeits- platz, im Wohn- und Freizei tbereich entwickelt werden muB. Die Platt- form, welche dann die Verallgemeinerung konkreter Erfahrungen soldier Kampfe darstellen wird, setzt voraus, daB Erfahrungen erst ausge- tauscht werden mlissen. Diese Einschatzung war uns nicht bekannt. Es ist unser Fehler, daB wir uns nicht rechtzeitig vor der Tagung mit dieser Einschatzung bescha'ftigten. Es ist der Fehler der Veranstal- ter, daB sie dieses Problem auf der Tagung nicht sahen.

86

2) Die Arbeitstagung litt an unterschiedli

sen Erwartungshaltungen.

Man konnte folgende Haltungen feststellen:

- Studenten, die mit anderen Studenten ein Formen von Projektpraxis und deren Stell wollten, und dazu Ratschlage und Meinung ren wollten.

- Sozialarbeiter, die mit anderen Sozialar das Sozialarbeiterdasein mit sozialistis reden und Erfahrungen austauschen wollte schiedliche Rolle einer sozialistischen Projekt und Sozialarbeiter zutage: einma liche und physische Belastung, dann, das tische Anspruchsniveau, und schlieBlich lichkeit im Hinblick auf institutionelle

- Studenten und Sozialarbeiter, die von ei Klarung des politischen Hintergrundes de einer Diskussion liber politische Linien Interesse batten.

. studenten und Sozialarbeiter, die Liber S

chen und uberwiegend di ff u-

en Erfahrungsaustausch iiber enwert in der Ausbildung en von Sozialarbei tern hb-

beitern liber Mb'gl ichkei ten, chem Anspruch zu verbinden, n. Dabei kam die unter- Praxis fiir Studenten im 1, die unterschiedliche zeit-

unterschiedliche theore- die unterschiedliche Beweg-

Zwange.

nem Erfahrungsaustausch eine r Praxis erwarteten und an und Orgam'sationsformen

chwierigkeiten, zu einer ge- qj

meinsamen Kommunikationsebene zu kommen, sowie iiber mb'gliche Lb'sunqen dafUr, sprechen wollten.

3. Die Aufgaben, die sich einem Info-Sozialarbeit stellen

a) Verbesserung der Kommum'kation und (Coordination sozialistisch orientierter Gruppen und Einzelkampfer auf regionaler Ebene: Es hat sich gezeigt, daS selbst in geographisch naheliegenden Gebie- ten Liberhaupt keine Verbindung untereinander besteht. Das ist je- doch die Voraussetzung fur eine iiberregionale Kooperation.

b) Verbesserung der Kommunikation zwischen Sozialarbeitern und Studen- ten: solange eine gemeinsame Ebene der Zusammenarbeit hier m'cht erreicht wird, solange wird auch ein Bundnis mit der Arbeiterklasse illusorisch bleiben.

c) Eine Aktivierung und Anpolitisierung von solchen Sozialarbeitern, die in ihrem Beruf den Konflikt zwischen ihrer Helferrolle, die sie in der Ausbildung verinnerlicht haben, und der faktischen Rol- le eines kontrollierenden und disziplinierenden Instruments der Behbrde wahrnehmen, jedoch noch nicht politisch wenden kbnnen.

Die Verbreiterung von Gruppen innerhalb der Sozialinstitutionen ist vor allem nbtig, um der Korrumpierung durch die institutionel- len Zwange und der Angst, begrenzte Risiken einzugehen, entgegen- zuwirken.

d) Eine Bestimmung der Arbei tsfelder in- und auBerhalb der Institu- tion. Bestimmung der Widerspruche, die dort auftreten und daraus resultierende Konflikte, um Ansatzpunkte fur unsere Arbeit zu ent- wickeln.

e) Eine Diskussion der verschiedenen Organisationen der Arbeiterklasse- denn letztlich bleibt eine Ta'tigkeit im Reproduktionsbereich refor-' mistisch, wenn nicht zugleich die Verbindung mit dem Produktionsbe- reich hergestellt wird, mit dem Bereich, in dem die Fronten klar sind und wo letztlich die Machtfrage gestellt wird.

f) Ansatze einer sozialistischen Arbeit in diesem Praxisfeld in den Ausbildungsstatten bekanntgeben und diskutieren.

g) Die Zusannenfassung der auf den einzelnen Ebenen unterschiedli ch auftretenden Widerspruche, also Erweiterung des Blickwinkels liber den Rahmen der Ka'mpfe im Bereich der Sozialarbeit hinaus fur Lehrer, Arbei ter etc.

ZUR ORGANISATION DES SOZIALISTISCHEN BOROS

Die Mittel bzw. Arbei tsformen, die ein Info dazu in Gang setzen kann- 1) Tagungen 7) Papiere J) Akti'o'rien ' ' ~

AG Karolienenviertel , Hamburg

88

Am 3./4. November 1973 fand in Frankfurt eine erweiterte Arbeitsgrup- pentagung des Sozialistischen Biiros statt. Zu dieser Tagung wurden vom BUro drei Papiere vorgelegt:

1) Zur Entwicklung und den Aufgaben des Sozialistischen Biiros,

2) Informationen und Zahlen zum Sozialistischen Buro,

3) Entwurf eines organisatorischen Rahmens der Arbeitsgruppe Sozialistisches Bliro.

An der erweiterten Arbeitsgruppentagung beteiligten sich etwa 200 Genossinnen und Genossen, - Mitglieder der seitherigen Arbeitsgruppe, Genossen, die bereits kontinuierlich in Projekten des Sozialistischen Biiros mitarbeiten, Vertreter von Gruppen, die im politischen Zusam- menhang des Sozialistischen Biiros arbeiten oder mit dem Buro eng kooperi eren.

Im Mittelpunkt der Tagung stand die Organisationsfrage des Sozialisti- schen Biiros, die auf dem Hintergrund der vorgelegten Papiere disku- tiert wurde. Die Diskussion spiegelte im wesentlichen die in den Papie- ren gegebene Einschatzung wider, daB der bisherige orgam'satorische Rahmen des Biiros heute nicht mehr ausreicht, um eine kontinuierliche praktische und theoretische Diskussion und Zusammenarbeit derjenigen Genossen und Gruppen, die mit dem Sozialistischen Biiro verbunden sind, sicherzustellen. Deshalb konzentrierte sich die Diskussion im Verlauf dieser Tagung zunehmend auf den vorgelegten organisatorischen Rahmen, der zu Ende der Tagung per Abstimmung beschlossen wurde.

ZUR ENTWICKLUNG UND DEN AUFGABEN PES SOZIALISTISCHEN BOROS

Die nachfolgende Ausarbeitung wurde von Genossen im F rank furt /Off en- baaher YJreis des Sozialistischen Biiros verfalit und der erweiterten Arbeitsgruppensitzung am S./4.11. in Frankfurt vorgelegt. Der Text faBt die Entwicklung und den heutigen Stand des Sozialistischen Buros 'zusammen und sollte die weitere politisahe Arbeit sowie den (inztii- schen von der erweiterten Arbeitsgruppentagung verabschiedeten) orga- nisatorischen Rahmen des Sozialistischen Biiros begriinden.

Die Genossen, die bisher die "zentralen" politischen und organisato- rischen Funktionen des Biiros wahrgenommen haben, halten es fur drin- gend notwendig, die politische Arbeit des Buros qualitativ und quan- titativ auszuweiten und einen organisatorischen Rahmen zu finden, 89

der seinen Aufgaben wirkungsvoller gerecht wird als das bisher der Fall war. Wir mu'ssen zu Former) der politischen Zusarrmenarbeit und Arbeitsteilung gelangen, in denen die Projekte und die allgemeinen Aufgaben des Bu'ros, seine berufsspezifischen und regionalen Ansatze ebenso wie die allgemeine politische Discussion und Organisation, mit- einander verknlipft und intensiviert werden. Wir halten es fur richtig, die Arbeitsgruppe Sozialistisches Biiro als ein arbeitendes Organ auszubauen, um die politische Diskussion und (Coordination sowie die (Cooperation mit nahestehenden Gruppen zu verstarken. Die unten vor- geschlagenen Regelungen sollen dafiir einen Rahmen schaffen,

Wir sind langst dariiber hinausgewachsen, lediglich diskutierende Pu- blikationsorgane oder nur ein "technisches" Biiro zu sein, das Infor- mationen und Kontakte vermittelt oder Materialien verteilt. Aber unsere interne organisatorische Struktur, Arbeitsteilung und politi- sche Kommunikation blieb bisher hinter den tatsachlichen Aufgaben zuriick. Die Aktivita't und die Zahl derjem'gen Gruppen und Genossen, die ihre politische Arbeit in Zusammenhang des Sozialistischen Bu'ros, seiner Projekte und Publikationen, sehen, ist seit zwei Jahren standi g angestiegen. Auch das Wirkungsfeld und der politische EinfluS der Argumentation des Bu'ros, seiner Verbffentlichungen und Kampagnen, haben sich innerhalb der linken Bewegung der Bundesrepublik rasch aus- geweitet. Wenn wir daher als eine besondere politische Strb'mung an- gesehen werden, dann durchaus zu Recht. Wir tauschen uns jedoch nicht dariiber hinweg, daB viele Gruppen, die sich mehr oder weniger auf das Sozialistische Buro beziehen, durch eine oft groBe Heterogenitat Oder auch Unbestimntheit gekennzeichnet sind. Diese Breite, Offenheit und zum Teil auch Unsicherheit driickt aber nicht nur einen Nachteil man- gelnder politischer "Vereinheitlichung" aus, sondern ist gerade ge- genwa'rtig auch ein Vorteil; sie entsoricht dem wenig entwickelten Niveau der Klassenkampfe, einer nicht ganz verlorenen Einheit der Lin- ken, und vor allem bringt sie die Entwicklungs- und Lernfahigkeit einer Bewegung zum Ausdruck, die ihrem ansatz- und versuchsweisen Cha- rakter entsprechend sich Offenheit, Solidaritat bewahrt hat und sich weigert, vorschnelle und heute notwendige abstrakte Konzepte als ver- bindliche Programme hinzustellen und aufzuzwingen.

Das Sozialistische Buro wurde im Fruhjahr 1969 zu einem Zeitpunkt ge- griindet, an dem drei politische Tendenzen sich deutlich abzeichneten: das Auseinanderfallen der antiautoritaren Bewegung in einem unvermeid- lichen Desil lusionierungsprozeB und die sich gleichzeitig abzeichnen- den sektiererischen Reaktions- und Organisationsbildungen; eine re- formistische Wendung bedeutender Teile der antiautoritaren Bewegung durch die strategische Bindung an die SPD; der Versuch der DKP, als "einzige Partei der Arbeiterklasse", die Protestbewegung aufzufan- gen, dabei aber jene alten und neu entdeckten Inhalte des Sozialis- mus/Kommunismus, die nicht ihrer "marxistisch-leninistischen Ideolo- gic", ihrer politischen Funktion und strategisch-taktischen Konzep- tion integrierbar waren, zu unterdru'cken oder zu diffamieren, Die "Grundungsgenossen" des Sozialistischen Bu'ros waren lange Jahre aktiv politisch tatig, kamen aus der Arbeiterjugend, den Gewerkschaften, dem SDS und der Kampagne fur Demokratie und Abrustung, Nun sah es das Sozialistische Buro als wesentliche Aufgabe an, gegeniiber den yu drei skizzierten politischen Tendenzen einerseits ein offenes Kommu-

ni kationsforum zu schaffen, in dem die verschiedenen sozialistischen Richtungen Liber die weitgehend offenen und ungelb'sten theoretischen und praktischen Fragen diskutieren kbnnten und in dem andererseits in 1 angerfristiger Sicht eine Konzeption entwickelt werden sollte, die - wie wir es damals formuliert haben - "aus dem Dilemma unbrauch- barer traditionell -btirokratischer Orgam'sationsvorstellungen hier, ebenso unbrauchbarer und teils blinder Spontaneita't dort, herausfin- det." Wir wollten uns dabei keinen Illusionen liber die tatsachliche Starke und die absehbaren Mb'glichkeiten einer sozialistischen Bewe- gung in der BRD hingeben. Die Homente der antiautoritaren Phase, die die Wechselbeziehungen von politischer Praxis, kollektiver und indi- vidueller Emanzipation zum Vorschein gebracht hatten, wollten wir wahren. Den Diskussions- und Handlungsspielraum in oder am Rande der DKP sahen wir aufgrund der ideologischen, organisatorischen und stra- tegischen Abhangigkeiten, Bindungen und Konzepte dieser Partei als auSerordentlich beschrankt an - kurz, das Sozialistische Biiro wollte "undogmatisch" und "i llusionslos" sein. Eine wirklich revolutionare Bewegung, die in der Arbeiterklasse verankert ist und aus ihr her- vorgeht, schien und scheint uns nicht in Sicht, die Frage eines Parteiaufbaus und einer revolutiona'ren Partei sind daher aktuell nicht zu stellen. Dariiber hinaus meinten wir, da(3 nicht der R'u'ckgriff auf historische Modelle, sondern allein die konkrete Analyse der gegen- wartigen und zuklinftigen gesellschaftlichen Bewegung tragfa'hige An- satze fiir eine revolutionare Organisierung sichtbar machen kann. Das Anknlipfen an der Tradition der Arbeiterbewegung, auf die wir uns beziehen, scheint uns aul3erdem nur dann liber "Dogmatismus" hinauszu- gelangen, wenn wir uns den epochalen Niederlagen der westeuropai- schen und deutschen Arbeiterbewegung ebenso wie den Erfahrungen des sogenannten Stalinisierungsprozesses der Kommunistischen Parteien und der Sowjet -Union mit allem Ernst stellen, auf Legendenbildungen ver- zichten und klar erkennen, daB die sozialistisch/kommunistische Bewe- gung die Grunde ihres bisherigen Scheiterns in den entwickelten kapi- talistischen Gesellschaften auch in sich selbst trug. Dies gilt in anderer Hinsicht auch fur sozialdemokratische Organisationen der Ar- beiterbewegung, deren Integration in die blirgerliche Gesellschaft in westeuropaischen Landern die historische Notwendigkeit einer sozia- listischen Bewegung im BewuBtsein der Arbeiterklasse verstellt, Auch wir sind der Ansicht, daB die theoretische Analyse des spa'ten Kapi- talismus ebenso wie der sogenannten Obergangsgesellschaften keines- wegs soweit vorangetrieben ist, daB wir verbindliche und zureichend konkrete Antworten auf theoretischer Ebene besitzen wlirden. Zudem bezweifeln wir, daB es iiberhaupt richtig ist, wenn "Avantgarden" den Anspruch erheben, im Besitz einer entwickelten Theorie zu sein (selbst wenn sie bestlinde), fiir die man lediglich noch die organi- satorisch richtigen Anwendungsbedingungen finden musse, um sie in "Praxis" umzusetzen, Oder daB KlassenbewuStsein von auBen an die Ar- beiterklasse herangetragen werden kann und muB.

Dagegen meinen wir, daB jede sozialistische Tatigkeit nur einen be- schrankten und vorlaufigen Sinn haben kann, solange es nicht eine ent- wickalte sozialistische Arbeiterbewegung selbst gibt; daB eine sozia- listische Organisierung nicht nach einem vorgegebenen Programm ge- schehen kann, sondern das Resultat von verallgemeinerten Erfahrungs- prozessen fortgeschrittener Teile der Arbeiterklasse selbst sein muB. 91

eine neue

Analysen Strategien - Modelle

Herausgegeben vom Sozialistischen Biiro

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Daher setzen wir uns zum Ziel , gegen dogmatische Ei'nschrankungen des Diskussions- und Handlungszusammenhangs eine offene Diskussion und Kommunikation zu sichern; den Austausch und die Interpretation wirk- licher Erfahrungen von arbeitenden Gruppen zu versucfien und auf die verschiedenen Organisationsansatze einzuwirken. Unsere eigenen Akti- vitaten knupfen an konkreten Arbeitsansatzen an, soil en den Erfahrungs- und SelbstorganisationsprozeS arbeitender Gruppen unterstiitzen und die Notwendigkeit einerseits der unvermeidlichen Beschranktheit gegen- wartiger sozialistischer Ansatze, andererseits der arbeitsteiligen Entwicklung einer zukiinftigen sozialistischen Bewegung in der BRD be- tonen. Wir begriffen und begreifen uns als Tei1 einer erst zu schaf- fenden Bewegung, die eine flexible, den jeweiligen konkreten Mb'glich- keiten angemessene, zur Kooperation mit anderen Ansatzen fahige Orga- nisationsform besitzen muB. Die Starkung der vielfaltigen Basisbe- wegung, die Interpretation ihrer Erfahrungen und der historischen Zu- sammenhange, in denen die sozialistische Bewegung steht, der Aufbau eines kontinuierlichen und wirksamen Kommunikationsnetzes, scheint uns nicht weniger wichtig zu sein als der Versuch, auf andere Organi- sationszusammenha'nge einzuwirken, durch Aktionsbiindnisse eine gewisse Einheit der linken Bewegung am Leben zu erhalten und nicht zuletzt die sozialistische Orientierung in den gewerkschaftlichen Massenorgani- sationen, soweit uns das mb'glich ist, zu unterstiitzen. So ist es uns durch unsere publizistische Tatigkeit sowie durch Kampagnen (zuletzt im Hinblick auf Chile) gelungen, eine linke Gegenb'ffentlichkeit mit zu schaffen, die weit liber unseren eigenen Kreis hinausreicht.

Das Sozialistische Biiro besitzt heute einen wachsenden EinfluB in den Bereichen, die sich aus der urspriinglichen Aufgabenstellung ergaben. So beziehen sich nicht nur in Organisationszusammenhangen der DKP arbeitende Genossen auf uns, sondern im starken MaBe auch jene "Linke" der Jusos, die ihre Arbeit in der SPD nicht als eine strategische Grund- entscheidung fiir die Partei, sondern als schwerpunktma'Bige Tatig- keit in ihr fiir eine bestimmte politische Etappe begreift. Ihre und unsere Konzeption tatsachlich sozialistischer "Doppelstrategie" sieht dabei nicht so aus, daB wir einen Zuliefererbetrieb fiir jene Sozia- listen in der SPD darstellen, die meinen, wir kbnnten die auBerinsti- tutionelle Mobilisierung betreiben, die sie benbtigen, urn in der SPD Positionen zu erringen. Ebensowenig kann unser Verhaltnis zur DKP das einer ihrer "Biindnisorganisationen" sein. Dazu kbnnen wir uns so wenig wie die DKP selbst verstehen. In jeder aktuellen Kampagne hat sich ge- zeigt, daB die DKP und die ihr nahestehenden Biindnisorganisationen zwar bereit waren, jedes Biindnis mit biirgerlichen Gruppen einzugehen, aber keines, in dem sozialistisch-kommum'stische Positionen vertreten werden, die Liber die Konzeption des "antimonopolistischen Biindnisses" hinausgehen.

Der wesentliche Ansatz, durch die Unterstiitzung von Basisaktivitaten in den verschiedensten Tatigkeitsfeldern politische Selbstorganisa- tion zu unterstiitzen und zugleich einer Fragmentierung und gewissen Perspektivelosigkeit dieser Arbeit nicht etwa durch Dekrete einer "Zentrale0, sondern durch Kooperation entgegenzuwirken, verstellt uns nicht den Blick fiir die in vieler Hinsicht beschrankte Erfahrungsba- sis solcher Gruppen (z.B. im Sozialisationsbereich). Wir sehen unse- re zentrale Aufgabe darin, einerseits diese Gruppen untereinander q„ und andererseits ihre Erfahrungsprozesse mit den Perspektiven zu ver- J*5

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mitteln, die sich aus der (noch weiter zu entwickelnden) Theorie der gegenwartigen kapitalistischen Gesellschaft ergeben. Wie auch flir den ErfahrungsprozeS der Arbeiterklasse selbst, meinen wir, daB es darum gehen muB, subjektive Bediirfnisse und Interessen und das objek- tive Klassem'nteresse tatsachlich zu vermitteln. Die Interessen und Bediirfnisse, die sich aus der Alltagspraxis ergeben, miissen mit dem objektiven Klassem'nteresse, das sich aus der Struktur der kapita- listischen Gesellschaft ergibt, vermittelt werden, Heute ist das ge- wiB nur in bescheidenen Ansatzen mbglich, Dabei bestehen die vielfa'l- tigsten Erfahrungs- und Vermittlungsebenen, die etwa bei Sozialar- beiter- oder Lehrergruppen anders aussehen als bei den Kontakten, die zu Gewerkschaftern und Betriebsvertrauensleuten oder Lehrlingen be- stehen. Diesen verschiedenartigen konkreten Beziigen miissen auch die jeweiligen Organisationsformen entsprechen.

Wenn wir auch die allgemeine politische Perspektive, die sich aus die- sen Ansatzen ergibt, noch keineswegs klar genug entwickelt und offent- lich diskutiert haben, vertreten wir doch die Position, daB es sich auch in Zukunft nicht darum handeln kann, den Erfahrungen der Selbst- organisation "von auBen" eine "politische" Dimension hinzuzufiigen, Vielmehr sind wir, um eine Formulierung Magris zu verwenden, der An- sicht, daB es prinzipiell falsch ware, angeblich "unheilbar im Trade- Um'onismus oder Anarchismus " befangen, b'konomistisch-spontaneistisch o.a. genannte Ansatze (die heute natiirlich alles andere als eine Has- senbewegung repra'sentieren), "eine durch das Licht der Theorie erleuch- tete Avantgarde" entgegenzustellen, d.h. zu einer "idealistischen Kon- zeption der Revolution und einer mystischen Konzeption der Partei" zu gelangen. Die notwendige "Analyse der realen Dialektik der materiel - len Krafte, auf denen eine revolutiona're Alternative aufgebaut werden kann", scheint uns freilich kaum starker entwickelt und konkretisiert zu sein als es jene Krafte hierzulande sind, die sich als antikaoita- listische begreifen (was sich gegenseitig mitbedingt).

Wenn uns daher von auBen immer starker unterstellt wird, wir wiirden den Aufbau einer Partei betreiben oder als aktuell ansehen, so ist das falsch. Wir haben, was sich anscheinend nicht von selbst versteht, keineswegs die Absicht, neben die diversen Studentenparteien und Partei- aufbauorganisationen ein weiteres, wenn auch vielleicht potenteres, sektiererisches Gebilde zu setzen. Bei derlei Geriichten und MutmaBun- gen handelt es sich also lediglich um Projektionen bestiranter Gruppen und Genossen, die meinen, was sie machen , wiirde jeder tun. Die Frage einer revolutionaren Partei ist in unserenAugen solange nicht aktuell, wie es keine fortgeschrittene Bewegung der Arbeiterklasse selbst gibt. Die Fragen von Partei und Klasse, die sich dann stellen, sind unserem Eindruck nach in vieler Hinsicht nicht gelb'st und kbnnen auch erst geldst werden, wenn der konkrete Charakter der Klassenbewequnq sicht- bar ist.

Allerdings halten wir Schritte zum quantitativen und qualitativen Ausbau der politischen und organisatorischen Arbeit des Sozialistischen Buros fur dringend notwendig. Denn in der Tat besteht zwischen den Erwartungen, die in das Biiro gesetzt werden, den Aufgaben, die wir erfiillen miissen und den gegenwartigen Regelungen und Verfahren ein eklatantes MiBverha'ltnis. Das bezieht sich sowohl auf die bisher an- gedeuteten Ziele, auf die Moglichkeiten einer verstarkten, arbeitstei-

ligen Kooperation mit vielen Gruppen und Genossen, die dem Biiro nahestehen oder in seinen Projekten arbeiten, als auch auf die heute schon bestehenden taglichen Aktivitaten und politischen Notwendigkei- ten. Auch wenn wir uns lediglich als Teil einer arbeitsteilig zu or- ganisierenden sozialistisch/kommunistischen Bewegung in der BRD ver- stehen, so haben wir doch heute schon wachsende politische Aufgaben zu erfiillen, die von keiner anderen liberregionalen Gruppierung zum gegenwartigen Zeitpunkt erf Ul 1 1 werden konnen.

Einige Informationen und Zahlen zum Sozialistischen Biiro

1 ) "links" hat eine gedruckte Auflage von ca. 15 000 Exemplaren, 9 000 Abonnenten, 4 000 Stuck werden Liber etwa 120 Weiterverkaufer (Gruppen, Buchladen) vertrieben.

Die Arbeitsgruppe Sozialistisches Biiro za'hlt zur Zeit 80 Mitglieder. Der Fbrdererkreis des Sozialistischen Buros hat 800 Mitglieder. 1972 erbrachte der Fbrdererkreis ein Beitragsaufkommen von knapp 60 000 DM.

An der "links"-Redaktion und am Frankfurt/Offenbacher Biirokreis sind als standige Mitarbeiter etwa 25 Genossinnen und Genossen (fast alle Mitglieder der Arbeitsgruppe) beteiligt. Der Kreis tagt jeden Don- nerstag und erledigt bisher neben der Redaktionsarbeit flir "links" die Arbeiten und Entscheidungen des Biiros, soweit sie nicht in den Arbeitsbereich der einzelnen Projekte fallen. Die Protokollnotizen des Sozialistischen Biiros gehen an die Mitglieder der Arbeitsgruppe sowie an alle Gruppen und Projekte, die mit demBuro kooperieren, etwa 420 Adressen.

Die Thesen der Arbeitsgruppe Sozialistisches Biiro Liber "Ansatzpunkte sozialistischer Politik in der BRD" wurden im Friihjahr 1971 verbf- fentlicht und seitdem nicht mehr iiberarbeitet. Zur Zeit wird die sechste Auflage, April 1973, 25 - 30 000 Exemplare vertrieben. Das Fischer Taschenbuch des Sozialistischen Biiros "Fur eine neue sozialistische Linke - Analysen, Strategien, Modelle" dokumentiert den EntwicklungsprozeB des Sozialistischen Biiros anhand von Beitra- gen aus "links" von der Griindung 1969 bis Ende 1972. Das Buch hat eine Auflage von 25 000 Exemplaren.

2) "express" (Zeitung flir sozialistische Betriebs- und Gewerkschafts- arbeit) hat eine gedruckte Auflage zwischen 8 000 und 12 000 Exempla- ren (z.B. die Ausgabe September mit Berichten und Einschatzungen zu den spontanen Streiks wurde in einer Auflage von 12 000 Stuck gedruckt und ist fast vertrieben). Ober Abonnements werden 3 800 "express" ausgeliefert (durch die Fusion des friiheren "express-international" und der Sozialistischen Betriebskorrespondenz zum "express" gingen etwa 900 Abonnenten verloren; es konnten jedoch 1 200 Abonnenten seit der Fusion neu hinzugewonnen werden). Ca, 2 000 "express" gehen an etwa 40 Betriebsgruppen. Vertrauenskb'rper, Betriebsrate und Redak- tionen von Betriebszeitungen. Etwa 1 100 Stiick werden liber linke Buch- laden verkauft.

In der Redaktion "express" arbeiten 15 Genossinnen und Genossen sta'ndig mit. Die politische Linie des "express" soil in Redaktionskonferenzen 95

diskutiert und in ihren Grundzu'gen festgelegt werden. An diesen Re- daktionskonferenzen beteiligen sich Kollegen aus den Betrieben, Be- triebsgruppen, hauptamtliche Gewerkschafter und Wissenschaftler. An der dritten Redaktionskonferenz (Ende September 1973) haben etwa 100 Kolleginnen und Kollegen, unter ihnen Kollegen aus der Metallin- dustrie, der chemischen Industrie, dem Druckgewerbe, dem b'ffentlichen Dienst, der Post und der Bahn teilgenommen (siehe Bericht 'u'ber die Redaktionskonferenz in der Oktober-Nummer "express"). Da der Aufbau des "express" unsere Arbeitskrafte in diesem Bereich erst einmal stark gebunden hat, konnte die Broschiirenreihe Betrieb und Gewerkschaften kaum weiter entwickelt werden. Zur Zeit laufen in dieser Reihe folgende Broschliren: Hansgeorg Conert: Gewerkschaften heute - Ordnungsfaktor oder Gegenmacht? (Zur Funktion und Strategie der Gewerkschaften im Spa'tkapitalismus), Vierte Auflage, 15 000 Exem- plare - Godula Kosack, Stephen Gastles: Ausla'ndische Arbeiter und Klassenkampf, Erste Auflage, 3 000 Exemplare - Gewerkschaftliche Ver- trauensleute fur eine antikapitalistische Betriebsstrategie, Dritte Auflage, 12 000 Exemplare (soil iiberarbeitet werden) - Betriebsrats- wahl Merck 1972, eine Dokumentation, Erste Auflage, 5 000 Exemplare. In Zusammenarbeit mit "pi akat" -Stuttgart und dem Arbeitskreis "Be- trieb und Gewerkschaften" Mannheim/Heidelberg soil ein Arbeiterplakat von Zeit zu Zeit Uber den "express" verbreitet werden. Das erste Pla- kat "Lb'hne, Preise, Profite 73/74" ist vier Wochen nach dem Erscheinen bereits nachgedruckt worden (Erste Auflage 40 000, Zweite Auflage nochmals 15 000 Stuck).

Dem "express" angegliedert ist der Arbeiter-Solidarita'ts-Fonds. Das Spendenaufkommen betragt in den ersten sechs Monaten DM 32 000. .Unter- stutzung wurde bisher in elf Fallen gegeben (darunter Rheinstahl Brackwede und Ford Kb'ln).

3) Der Informationsdienst Arbeiterbildung hat 550 Abonnenten. Es sind fiinf Ausgaben erschienen. Die Auflage betragt je 3 000 Stuck. Die ersten beidenAusgaben sind vergriffen. Im erweiterten Redaktionskol- lektiv arbeiten etwa 60 Genossinnen und Genossen mit. Es hat sich her^sgestellt f daB es fur die Erarbeitung und fiir das Interesse der Verwerter des Infos sinnvoll ist, diese jeweils auf Schwerpunktthe- men zu konzentrieren, was nicht ausschlieBt, daB zusa'tzliche Themen behandelt werden. Die Themen der noch vorra'tigen Hefte: Heft 3 - Politische Jugendbildung; Heft 4 - Mb'glichkeiten und Grenzen der Lohnpolitik; Heft 5 - Verscharfte Arbeitsbelastung - Betriebsnahe Bildungsarbeit mit Jugendlichen.

4) Der Info Sozialarbeit , der seit Ende vorigen Jahres erscheint, hat etwa 750 Abonnenten, die Auflage betragt 3 000 - 5 000 Stuck. Am Info arbeiten etwa 8 bis 10 Gruppen aus dem Sozialisationsbereich standig mit. Durch den Info haben jedoch in kurzer Zeit verha'ltnisma'Big viele Gruppen aus dem Sozialisationsbereich (mindestens 30) zum Sozialisti- schen BUro Verbindung aufgenoirmen, die bisher jedoch nicht stabili- siert werden konnte. - Es ist beabsichtigt, zum Jugendhilfetag 1974 eine sozialistische Aktion vorzubereiten, die u.a. die Kooperation linker Gruppen im Sozialisationsbereich verbessern dlirfte. Auch der Info Sozialarbeit bringt je Heft ein Schwerpunktthema: Heft 1 - Fursorgeerziehung; Heft 2 - Sozialarbeit in Institutionen; 96 Heft 3/4 - Sozialarbeit zwischen Selbstorganisation undBurokratie.

5) Der Sozialistische Lehrerbund (SLB) hat 120 Mitglieder (Aufruf zur Liberregionalen Organisierung im SLB/Sozialistisches BUro vor etwa einem Jahr). Es gibt Liber diese festen Mitgliedschaften hinaus mehrere Gruppen und einzelne Genossen, mit denen Verbindung und auch Kooperation besteht, die jedoch noch keine feste Mitgliedschaft ein- gegangen sind, da auch noch keine zentrale Konferenz seit dem Aufruf stattfand. Eine solche SLB-Tagung soil noch bis Jahresende 1973 statt- finden. Die Abonnentenzahl des SLB-Info liegt etwas Liber 2 000. Die verkaufte Auflage schwankt zwischen 4 000 bis 6 000 Exemplaren, je nach Schwerpunktthema. Zur Zeit sind im Vertrieb (die Ausgaben 1 bis 11 sind vol Tig vergriffen): Heft 12 - Zusammenfassung der wichtigsten Beitrage aus den zuvor erschienenen Infos; Heft 13 - Grundschule; Heft 14 - Gesamtschule; Heft 15 - Berufsschule. Weiterhin geben SLB und Sozialistisches Biiro die Reihe Roter Pauker (Materialien fur Leh- rer) heraus; Heft 1: Unterrichtseinheit Verhaltenssteuerung - Abwei- chendes Verhalten, Dritte Auflage, 10 000 Exemplare - Heft 2: Unter- richtseinheit Arbeit, Dritte Auflage, 10 000 Exemplare - Heft 3: Dis- ziplinierung von Lehrern - Materialien, Analysen, Hinweise zum Berufs- verbot, Dritte Auflage, 25 000 Exemplare - Heft 4: Unterrichtseinheit Lehrlingsausbildung in der BRD, Zweite Auflage, 8 000 Exemplare - Heft 5: Materialien zur Arbeitsfeldanalyse des Lehrerberufs, Dritte Auflage, 12 000 Exemplare - Heft 6: Unterrichtseinheit Lateinamerika, Erste Auflage, 5 000 Exemplare - Heft 7: Materialien zur Geschichte der politischen Lehrerbewegung, Teil I, 1789 - 1933, Erste Auflage,

5 OO0 Exemplare - Heft 8: Materialien zur Schulbuchproduktion, Erste Auflage, 5 000 Exemplare.

6) Das Arbeitsfeld Landwirtschaft wird Liber das SZ Stuttgart organi- siert (Agrargruppe Universita't Hohenheim). Es fanden einige u'berre- gionale Seminare des Arbeitsfeldes statt . In unreaelmafiiier Folqe erscheint "Zur Sache", eine Zeitung fiir Landjugendliche und Studen- ten. In der Reihe Plakat-Bauernverlag sind funf Titel (Auflagen zwischen 2 000 bis 3 000) erschienen; Heft 1 - Theorie der Bauern- revolution; Heft 2 - Westdeutsche Landwirtschaft im Spa'tkapitalismus; Heft 3 - Bauer was nun? Beitrage zur Agrarfrage in der BRD; Heft 4 - Harxismus und Landwirtschaft; Heft 5 - Studienmateri alien zur Agrar- politik und Agrarwirtschaft sozialistischer Lander.

7) Die Organisierung von Zusammenarbeit sozialistischer Studenten- gruppen ist in letzter Zeit nur wenig vorangekommen, dies sicher auch deshalb, weil die Verbindungsgruppe zum Sozialistischen Biiro, die Frankfurter SF-Gruppe, de facto nicht mehr besteht. Es fanden im letzten Wintersemester zwei Seminare statt, (am Emanzipationsseminar Anfang Mai beteiligten sich etwa 300 Studenten). Es kommt jetzt darauf an, uber einen KoordinationsausschuB fur sozialistische Studentengrup- pen die Zusammenarbeit zu stabilisieren. Es besteht u'ber das Sozia- listische BUro ein Austausch von Zeitungen, Papers und ahnlichen Materialien der mit dem Sozialistischen BUro kooperierenden Studen- tengruppen; an diesem Austausch beteiligen sich etwa 20 Gruppen.

8) Weitere Arbeitsbereiche, in denen Kooperation zu organisieren wa- re, da Ansa'tze bereits vorhanden sind: Wissenschaftsbereich/Uni ; Technik/Naturwissenschaften (wird bereits von Aachener Genossen koor- dim'ert); Krzt.e (will SZ Stuttgart koordirieren) . QJ

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9) Die im Frlihjahr versuchte Fragebogenaktion (es haben sich bei weitem nicfit alle Gruppen beteiligt) und die bereits bestehenden und neuen Kontakte ergeben, da(3 etwa 250 Gruppen Sich in politischer Na'he zum Sozialistischen BUro verstehen. Soweit Arbei tsfelder des Sozialisti- schen Bu'ros bestehen, beteiligen sich solche Gruppen teils regelma'Sig, teils sporadisch an dieser Arbeit .Schwieriger ist es, zu den ver- schiedenen Provinzgruppen (oft Jugendgruppen) und zu Gruppen, die kein spezifisches Arbeitsfeld haben, Verbindung zu ha 1 ten. Eine Zusammen- arbeit diirfte hier [jberhaupt erst iiber regionale Zusammenschlusse mbglich sein. Allerdings lassen sich iiber die Versuche von Koopera- tion auf regionaler Ebene beim gegenwa'rtigen Stand noch keine genauen Angaben machen, da mit Ausnahme des SZ Stuttgart solche Initiativen erst in jungster Zeit anlaufen. Initiativen bestehen bzw. werden von Gruppen am Ort vorbereitet in Miinchen (Siidbayern) , Mannheim/Ludwigs- haften/Heidelberg, Frankfurt, Marburg, Kb'ln, Duisburg/Dortmund (Ruhrgebiet ), Bielefeld und Bremen.

10) Da der politische und organisatorische EinfluB der Basis- und Projektgruppen, die im Zusammenhang mit dem Sozialistischen Biiro ar- beiten, und die Ta'tigkeit des Sozialistischen Biiros selbst wegen der Vielfalt, Verschiedenartigkeit und Ungleichzeitigkeit der Arbeit nur schwer zusammenfassend dargestellt werden kann, soil dies hier an- hand der Chile-Aktivitaten beispielhaft versucht werden. Bekanntlich haben wir bereits vor dem Putsch mehrfach in "links" iiber die Entwicklung in Chile berichtet. Sofort nach dem Putsch haben wir eine erste politische Erkla'rung "Aufruf zur Solidarita't" verfaBt und diese in Frankfurt mit ca. 20 Gruppen diskutiert und an die Adres- saten der Protokollnotizen verschickt. Dieser Text, der auf eine Un- terstiitzung des chilenischen Basis-Widerstandes im Kampf fur ein sozialistisches Chile abzielte, findet sich ganz oder auszugsweise in vielen Bundnisaufrufen fiir brtliche Aktionen, in Beschllissen von ort- lichen Gewerkschaften, auch von SPD-Gremien usw. Der Aufruf wurde

von der Konferenz der Chile-Komi tees ubernommen.

Gleich in den ersten Tagen nach dem Putsch haben wir das "links"-Chi le- Extrablatt herausgebracht, das in einer Auflage von 170 000 Exemplaren verbreitet und auch alien Abonnenten von "links" und "express" zuge- leitet wurde. Dieses Extrablatt und der Aufruf hatten die Funktion, die StoBrichtung der Chile-Aktionen zu strukturieren. Es folgte unser zweites Flugblatt fur allgemeine Aufklarungsaktionen unter der Bevol- kerung, vor Betrieben und bei Veranstaltungen. Dieses zweite Flug- blatt erreichte eine Auflage von 600 000 Stuck. Das Plakat "Chile - der Kampf geht weiter" wurde in einer Auflage von 13 000 Stuck ver- breitet. Die Oktober-Ausgabe "links" (Chile als Hauptthema) wurde 20 000 mal gedruckt, und wir muBten jetzt 5 000 Stuck nachdrucken. Die Broschiire "Dokumente zur Entwicklung in Chile" (Auflage 10 000 Stiick) enthielt das erste zusammengefaBte, umfangreiche Chile-Mate- rial zur inhaltlichen Information und Diskussion.

Weiterhin haben wir in alien Drucksachen immer gezielt fiir die Chile- Nachrichten geworben, was erheblich zu deren schnell steigender Auf- lage beigetragen haben diirfte. Hinzu kamen noch das Chile-Plakat des SLB und die Chile-Aktivitaten wahrend der Buchmesse. Nicht zu- letzt haben wir durch den weit verbreiteten Spendenaufruf "Fiir ein sozialistisches Chile" bisher iiber DM 60 000 an Spenden gesammelt (der Transfer unserer Spenden ist mit dem Berliner Komitee "Solida-

rita't mit Chile" und mit der AELA Miinchen koordiniert; das Geld kommt direkt an die Basis des chilenischen Widerstands). Nun kann jedes Biiro drucken lassen und jede Druckerei druckt (wenn geniigend Geld da ist) - wichtiger ist zur Einscha'tzung der Gruppen- aktivitaten im politischen Zusammenhang des Sozialistischen Bu'ros, wie diese Materialien unter die Leute gekommen sind. Das sieht bei den insgesamt rund 800 000 Flugblattern so aus: etwa 13 000 gingen an die Abonnenten von "links" und "express"; etwa 90 000 wurden bei den verschiedenen Aktionen, Informationsstanden im Raum Frankfurt (einschl ieBlich Buchmesse) verbraucht; in Mengen zwischen 1 000 und 10 OOO Stiick wurden von etwa 170 Gruppen, Aktionskomitees usw. aus der gesamten BRD etwa 550 000 Flugblatter angefordert Oder abgeholt; in Mengen zwischen 100 und 1 000 Stiick wurden von etwa 430 Genossen und Gruppen ca. 80 000 Flugblatter abgenommen.

(Zusanmengestellt Anfang November 1973)

Qrqanisatorischer Rahmen des Sozialistischen Bu'ros

Dieser organisatorische Rahmen des Sozialistischen Buros wurde aitf dev eTWeiterten Arbeitsgruppentagung am 3./4. November in Frankfurt diskutiert und von den etwa 200 anwesenden Mitarbeitern des Sozialisti- schen Biiros und Vertretern sozialistischer Gruppen bei einer Gegen- stimme und 14 Enthaltungen beschloesen. Der organisatorische Rahmen ■ist als ein experimentelles Modell zu verstehen. Die weitere Praxis und Kooperation im politischen Zusammenhang des Sozialistischen Biiros wird zeigen, wo Korrekturen an diesem organisatorischen Rahmen vor- zunehrmn sind.

Das Sozialistische Biiro geht davon aus, daB die Entwicklung einer neuen sozialistischen Bewegung in der Bundesrepublik nur von unten her, d.h. im LernprozeB von Klassenauseinandersetzungen in den Betrieben und*BUros, durch Erfahrungen in Schulen, Hochschulen und anderen ge- sellschaftlichen Bereichen, mbglich ist. Die Ta'tigkeit des Sozialisti- schen Biiros ist darauf gerichtet, solche Auseinandersetzungen prak- tisch voranzutreiben und theoretisch zu verarbeiten. Das zentrale Arbeitsfeld des Sozialistischen Biiros liegt deshalb bei den Gruppen, die sich im Betrieb, in den Gewerkschaften, im Berufsfeld, Ausbil- dungssektor Oder wohnbereich, im Alltag der Klassenauseinandersetzun- gen engagieren. Aktionen, die das Sozialistische Biiro entwickelt und Verb'ffentlichungen, die es herausgibt, sind vor allem Instrumente dieser Praxis. Politische Arbeit im Zusammenhang des Sozialistischen BUros bedeutet also kontinuierliche Beteiligung an lokalen, auf Be- triebe und Gewerkschaften oder spezifische Berufs- bzw. Ausbildungs- felder bezogene Gruppen oder an u'berregionalen Projekten, die hier- fu'r Unterstlitzung geben.

In der ersten Aufbauphase des Sozialistischen Bu'ros haben sich dabei unterschiedliche Formen einer organisierten Zusammenarbeit in den verschiedenen Arbeitsbereichen herausgebildet. - So wird beispiels- weise die Redaktionsarbeit fiir "links" bislang von der Redaktion mit 99

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einem relativ offenen (Frankfurt/Offenbacher) Diskussionskreis koor- dim'ert, und so die Mitarbeit auch von Genossen, die nicht direkt der Redaktion angehoren, ermb'glicht. - Die Betriebs- und Gewerkschaftsar- beit beispielsweise wird von der "express"-Redaktion in Zusaramenar- bei't mit einer Redaktionskonferenz diskutiert und in den Grundzligen festgelegt. An dieser Redaktionskonferenz beteiligen sich Kollegen aus den Betrieben und Gewerkschaften, Betriebsgruppen sowie Wissen- schaftler, die Liber Betriebs- und Gewerkschaftsfragen arbeiten, - Mit der von ihrer Redaktionskonferenz herausgegebenen theoretischen Zeitschrift "Probleme des Klassenkampfs" arbeiten wir zusammen, wo- bei demnachst Liber eine Redaktionskorrespondenz und iiber regelma'Sige Arbeitstagungen eine Kooperation mit Redaktionskreisen und auch einzel- nen Genossen des Sozialistischen BLiros hergestellt werden soil. - Das Redaktionskollektiv Arbeiterbildung organisiert seine Zusammen- arbeit und Kommunikation liber Seminare, die schwerpunktma'Big auf ein- zelne Themen der Bi Idungsarbeit konzentriert sind. Dabei werden (ne- ben der engeren Gruppe des Redaktionskollektivs) stets neue Genossen aus den verschiedenen Bereichen der Bildungsarbeit in den Diskus- sions- und Arbeitszusammenhang einbezogen, und es entstehen spezifi- sche Arbeitsprojekte verschiedener Bereiche von Bildungsarbeit. - Der Sozialistische Lehrerbund organisiert sich in einer Mitglieder- organisation , die langerfristig die Bildung stabiler, kontinuierlich arbeitender brtlicher Gruppen fbrdert und auch die vereinzelten Leh- rergenossen in die Arbeit einbeziehen soil. - Der Info Sozialarbeit wird bisher von Gruppen aus verschiedenen Praxisfeldern dieses Be- reichs gestaltet, wobei einzelne Gruppen bestimmte Themen libernehmen, die dann auf gemeinsamen Arbeitstagungen diskutiert und liber den Info publiziert werden. - Im Arbeitsfeld Agrarpolitik geht es zur Zeit noch vor allem darum, die vereinzelten Genossen aus Landjugendgruppen und linke Agrarstudenten und Agrarwissenschaftler in einen kontinuier- lichen Diskussions- und Arbeitszusammenhang zu bringen. - Im Bereich internationaler sozialistischer Solidarita't arbeitet das Sozialisti- sche BLiro mit antiimperialistischen Dritte-Welt-Gruppen zusammen, werden Solidaritatsaktionen und Kampagnen organisiert und Broschiiren publiziert. - Fur weitere Arbeitsfelder (sozialistische Studenten- gruppen, Wissenschaftsarbeiter, Bereich Technik/Naturwissenschaft, sozialistische ttrzte usw.), deren Koordination zur Zeit zur Diskuss'on steht, werden ebenfalls jeweils spezifische Kooper.jtionsformen zu ent- wickeln sein. - Auch beim Aufbau regionaler Zentren veHVuft die Or- ganisierung unterschiedl ich, - hier sind es vornehmlich die bereits bestehenden und gefestigten Gruppen, dort eher einzelne Genossen, die mit Gruppen und Lesern der Publikationen des Sozialistischen Bii- ros die Kooperation und politischen Aktivitaten im Regionalbereich organisieren und koordinieren.

Diese Vielfalt organisierter Zusammenarbeit kann und soil nicht in ein "verbindlich" erklartes Organisationsschema genreBt werden. Je- doch muB jetzt eine Form gefunden werden, urn eine kontinuierliche praktische und theoretische Verstandigung derjenigen Gruppen und Ge- nossen, die sich mit der politischen Richtung des Sozialistischen Bliros verbunden fuhlen, zu sichern und urn zugleich zu gewahrleisten, dal3 Argumente und Aktionen des Sozialistischen Biiros sich auf einen EntscheidungsprozeS aller beteiligten Gruppen und Genossen griinden. Es wird deshalb beschlossen, fur die nachste Phase der Entwicklung

die organisatorische Struktur des Sozialistischen BLiros in folgen- der Weise neu zu ordnen (Organisatorischer Rahmen der Arbeitsgrup- pe Sozialistisches Bliro):

1. Die Arbeitsgruppe Sozialistisches BLiro b'ffnet sich fur diejenigen Genossen, die ihre politische Praxis im Zusammenhang des Sozialisti- schen Bliros bestimmen. Mitglieder der Arbeitsgruppe Sozialistisches Bliro kbnnen demnach solche Genossen werden, die an lokalen sozialisti- schen Zentren, an auf spezifische Arbeitsfelder bezogenen Arbeits- kreisen (Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, Bi ldungsarbeiter, SLB, Sozialarbeitergruppen, Arbeitsfeld Landwirtschaft, Hochschulgruppen usw.) oder an bestimmten Projekten (Zeitschriften des Sozialistischen BLiros, Kampagnen des BUros usw.) aktiv beteiligt sind. Antrage auf Neuaufnahme von Genossen in die Arbeitsgruppe Sozialistisches Biiro kbnnen von Gruppen und Projekten oder von Mitgliedern der Arbeitsgrup- pe Sozialistisches Bliro vorgelegt werden. Die Mitarbeit an einem regio- nalen Zentrum oder/und an Arbeitsfeldern und Projekten des Sozialisti- schen Bliros ist also Voraussetzung fur eine Mitgliedschaft in der Arbeitsgruppe Sozialistisches BLiro. Die Mitgliedschaft in der Arbeits- gruppe ist jedoch nicht Voraussetzung fur die Mitarbeit in Gruppen

und Projekten im Zusammenhang des Sozialistischen BLiros. Ortliche und auf spezifische Arbeitsfelder orientierte sozialistische Basis- gruppen kbnnen sich korporativ der Arbeitsgruppe Sozialistisches BLiro anschlieBen. Sie sollten gleichzeitig in regionalen Zentren bzw. an der uberort lichen Kooperation ihres Arbeitsfeldes bzw. deren Auf- bau mitarbeiten.

2. Die Arbeitsgruppe Sozialistisches BLiro tritt mbglichst zwei- bis dreimal, mindestens jedoch einmal im Jahr zu einer Voll versammlung zusammen. Funktionen der Vol lversammlung sind:

a) Diskussion und Bestimmung der politischen Linie sowie zentraler Kampagnen des Sozialistischen Biiros;

b) Wahl von vier Mitgliedern des Arbeitsausschusses des Sozialisti- schen BLiros;

c) Wahl von flinf bis sieben Mitgliedern der Redaktion der Zeitung "links" als des allgemeinen Organs des Sozialistischen Biiros.

3. Im Rahmen der vereinbarten politischen und organisatorischen Ober- einstimmung arbeiten die regionalen Zentren, die Arbeitsfelder und Redaktionen wie bisher autonom. Sie bestimmen ihre Organisations- form nach den Bedingungen ihrer Arbeit. Die "links"-Redaktion bildet einen erweiterten Redaktionskreis aus Mitgliedern der Arbeitsgruppe, Die Arbeitsgruppe wird flir weitere strategisch wichtige Felder, in denen bisher keine Kooperation besteht, mit Genossen aus solchen Be- reichen Initiativausschiisse zum Aufbau einer organisierten Koopera- tion bilden. Die Arbeitsgruppe wird den Aufbau weiterer regionaler Zentren unterstutzen,

4. Neben die Arbeitsgruppe tritt als wei teres Organ ein Projektaus- schuB des Sozialistischen BLiros. Dieser hat die Funktion, laufend die regionalen, publizistischen und arbeitsfeldbezogenen Aktivitaten des SozialistischenBLiros zu koordinieren. Der ProjektausschuB tritt mindestens viermal im Jahr zusammen. Der ProjektausschuB wahlt wei- tere vier Mitglieder des Arbeitsausschusses des Sozialistischen Biiros. Im ProjektausschuB vertreten sind je zwei Mitglieder regionaler Zent-

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SOZIALISTISCHES BURO + VERLAG 2000 GMBH ALLE LIEFERBAREN TITEL; FRtJHJAHR 1974

Ansatzpunkte sozialistischer Politik in der BRD - Thesen der

Arbeitsgrjppe Sozial istisches BLiro, DM 2.— Kofler/Buro: Vom Handelskapitalismus zum Neo-Imperialismus der

Gegenwart. Eine Einflihrung in die Entwicklung der blirgerlichen

Gesellschaft, DM 5.-- Conert: Die politischen Grundrichtungen innerhalb der deutschen

Sozialdemokratie vor dem ersten Weltkrieg, DM 5.— Schafer: Die Kommunistische Internationale unddsr Faschismus, DM 8.— Evers/Lehmann: Politisch-Okonomische Determinanten fUr Planung und

Politik in den Kommunen der BRD, DM 10. Autorenkollektiv Assistentenpool : Bedingungen und Perspektiven der

Stadtteilarbeit, DM 4.-- Van Spall: Obersicht deutschsprachiger Periodika der unabhangigen

sozial istischen Linken, DM 2.50

REIHE BETRIEB UND GEWERKSCHAFTEN

Redaktionskollektiv "express": Spontane Streiks 1973 - Krise der

Gewerkschaftspolitik, DM 5, Politisches Ende der EVA? Dokumentation zum Medienverstandnis der

Gewerkschaften, DM 3.— Conert: Gewerkschaften heute - Ordnungsfaktor oder Gegenmacht? DM 3.3o Kosack/Castles: Auslandische Arbeiter und Klassenkampf , DM 4.— Redaktionskollektiv "express": Gewerkschaf tl iche Vertrauensleute

fiir eine antikapitalistische Betriebsstrategie, DM 2.5o Betriebsratswahl Merck 1972. Eine Dokumentation, DM 4.—

REIHE INTERNATIONALE SOLIDARITAT Dokumente zur Entwicklung in Chile, DM 5.— Wenzel/Krippendorff/Agnoli: Klassenkampfe und Repression in Italien.

Am Beispiel Valpreda, DM 5.— Brasilien-Report, DM 2.5o

Industrialisierung, Fremdkapita] und Zwangsarbeit in Siidafrika, DM 4.— Portugal und die NATO, DM 4.--

REIHE ROTER PAUKER

Unterrichtseinheit (UE) Arbeit, DM 4.—

UE Verhaltenssteuerung - Abweichendes Verhalten, DM 4.—

UE Lehrlingsausbildung in der BRD, DM 3.5o

UE Lateinamerika, DM 4.--

Disziplinierung von Lehrern. Materialien, Analysen, Hinweise zum

Berufsverbot, DM 4.— Materialien zur Arbeitsfeldanalyse des Lehrerberufs, DM 4.— Materialien zur Geschichte der politischen Lehrerbewegung I

(1789 - 1933), DM 2.50 Materialien zur Schulbuchproduktion. Analyse, Tendenzen, Alterna-

tiven, DM 4.— UE: Bundeswehr und Rustung in der BRD, DM 5,— PLAKAT-BAUERNVERLAG

Alavi: Theorie der Bauernrevolution, DM 4.—

Rechtziegler: Westdeutsche Landwirtschaft im Spa'tkapital ismus, DM 5.— Bauer was nun? Beitrage zur Agrarfrage in der BRD, DM 4.— Kemper: Marxismus und Landwirtschaft, DM 5.--

Bergmann: Agrarpolitik und Agrarwirtschaft sozialistischer Lander, DM lo.-

Verlag 2ooo GmbH, 6o5 Offenbach 4, Postfach 591

ren des Sozialistischen Biiros, je zwei Mitglieder der Redaktionen der in Verbindung mit dem Sozialistischen Biiro herausgegebenen Pu- blikationen und je zwei Mitglieder der iiberregionalen arbeitsfeld- bezogenen Gruppierungen im Zusammenhang des Sozialistischen Biiros. Die Mitglieder des Projektausschusses werden von den arbeitenden Ge- nossen in den einzelnen regionalen Zentren, in den Redaktionskreisen und den arbeitsfeldbezogenen Gruppierungen fiir jeweils ein Jahr ge- wahlt. Wahlbar sind dabei nur Mitglieder der Arbeitsgruppe Sozial isti - sches Biiro. Die Beratungen des Projektausschusses sind alien Mit - gliedern der Arbeitsgruppe zuganglich. Ober die Ergebnisse der Bera- tungen des Projektausschusses sind die Mitglieder der Arbeitsgruppe durch einen Informationsrundbrief zu unterrichten.

5. Der ArbeitsausschuB des Sozialistischen Bu'ros sichert die organi- satorische Kontinuitat der Aktivitaten des Biiros. Der ArbeitsausschuB wi rd jeweils auf ein Jahr gewahlt. Wahlbar sind dabei nur Mitglieder der Arbeitsgruppe Sozialistisches Biiro. Ober die Ergebnisse der Be- ratungen des Arbeitsausschusses sind die Mitglieder der Arbeitsgrup- pe durch den Informationsrundbrief zu unterrichten. Der Arbeitsaus- schuB wird ermachtigt, die im Rahmen der Aufgabenstellung erforder-

1 i chen und rechtlich notwendigen Regelungen zu treffen.

6. Neue Mitgliedschaften in der Arbeitsgruppe Sozialistisches Biiro miissen gegeniiber dem ArbeitsausschuB erklart und von ihm bestatigt werden. Im Falle der Ablehnung einer Mitgliedschaft durch den Arbeits- ausschuB kbnnen die Vorschl agenden und der Bewerber den Antrag auf Aufnahme dem Projektausschuss und/oder der Vollversammlung _der Ar- beitsgruppe Sozialistisches Buro zur endgiiltigen Entscheidu'ng vorlegen.

7. Jedes Mitqlied (also auch korporativ angeschlossene Gruppen) hat in der Arbeitsgruppe eine Stimme. Im ProjektausschuB sind neben den gewahlten Vertretern der regionalen Zentren, der Redaktionen und der Iiberregionalen, arbeitsfeldbezogenen Gruppierungen auch die Mitglie- der des Arbeitsausschusses stimnberechtigt. - Grundsatzlich wird angestrebt, in den Entscheidungen der Arbeitsgruppe, des Projektaus- schusses und des Arbeitsausschusses Obereinstimmung zu erzielen. Sind Abstimmungen unumganglich, so wird mit einfacher Mehrheit entschieden. Stark vertretene Minderheitspositionen kcmmen im Informationsrund- brief der Arbeitsgruppe bzw. in "links" zu Wort.

8. Zur Finanzierung der Arbeit des Sozialistischen Biiros zahlt jedes Mitglied monatlich einen Beitrag von mindestens 10 DM (Ausnahmen kbnnen vereinbart werden). - Der finanziellen Unterstiitzung dient auch der "Fbrdererkreis Sozialistisches Biiro", dem sich alle jene Genossen anschlieBen sollen, die nicht aktiv in der Arbeitsgruppe Sozialistisches Biiro mitarbeiten kdnnen, jedoch das Biiro und seine Prpjekte auf die-

se Weise unterstiitzen mbchten. Fbrderer bestimmen ihren Beitrag selbst (jedoch mindestens 5 DM monatlich).

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PROBLEME DES KLASSEN- KAMPFS * 10

ca. 150 Seiten

DM 6,00

Helga Fassbinder:

Gewerkschaf'ten:

Manfred Scharrcr/ Dieter Schuttc

Preisbildung, Monopol und Spekulation beim stadtischen Boden

Redaktionskollektiv Neuc Momenta in der Klassenbewegung 1973 in der MetalJindustrie

Die „Iiterarischen Reprasentanten" der DKP- Kritik am Projekt Klassenanaly.se

Protokoll der Diskussion in der Redaktions- konferenz zum Aufsat/. von Scharrer/Scliutte

Zn den Klassenkampfen in Chile

Interview mil Urs Miiller-Plantenberg

Erklarung zur Unterdriickiing von oppositio- nellen Kraften in Peru

Thesen zum Editorial der Redaktionskon- ferenz (Prokla Nr.6)

Initiativgruppc Bad Soden:

Erhaltlich in den Buchladen oder direkt beim Verlag: POLITLADEN 852 ER LANG EN POSTFACH 2849

Abonnements sincl nur direkl vam Verlag beiiehbar. Abo-Preis fiir 6 Einfachhef te fbzw. 2 Einfach- und 2 Doppelhefte) ist DM 27,00 inklusive Versandkosten. Luftposlabonnemenis (nur aujierhalb Muteleuropas) DM 32,00. Die Lieferung wird aufgenommen, sobald der Abo-Betrag beim Verlag eingegangen ist. Dabei ist anzugeben ab welchem Heft die Zusendung gewiinscht wird. wobei friihest- moglicher Abo-Beginn das zutetzt erschienene Heft ist. Bezahlung durch Uberweisung an Politladen GmbH, 852 Erlangen. Konto Nr. 3234-850 Postscheckamt Niirnberg oder

Konto Nr. I IVO Raiffeisenkasse Effeltrich/Ofr. Auslandsiiberweisungen bitte nur per Post, da Bankiiberweisungen mit Gebiihren belastet werden.

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INFORMATIONSDIENST SOZIALARBEIT

Schwerpunktthemen:

Jugendhilf er echt und Jugendhilf etag

AuBerdem: tGenscher-Reformf 5 Falle von Disziplinierung Nachrichten/Termine/Hinweise

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Offenbach im April 1974, Preis DM 3.-